Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt

Kühl S (2021)
Berliner Journal für Soziologie 31(3-4): 505–530.

Zeitschriftenaufsatz | Veröffentlicht | Deutsch
 
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Alternativer Titel
Once again a new turn in violence research. On the possibilities and limits of a process-sociological approach to violence
Abstract / Bemerkung
Once again a new turn in violence research. On the possibilities and limits of a process-sociological approach to violence Abstract Research on violence is characterized by the increasingly frequent decla- ration of “turns”, which demand refocusing research around a new, i.e. previously neglected, perspective. The article deals with one more recent of these turns, whose proponents argue that the temporality of violent interactions should be taken more strongly into account. Despite a strikingly strong rhetoric of demarcation intended to delimit this processual view from standard interactionist approaches, the article argues that the former should be considered nothing more than a new variety of the dominant micro-sociological perspective in violence research. To do so, three central problems of the proposed process-sociological approach are discussed: a micro-so- ciologically abbreviated understanding of processes, a lack of conceptual specification of factors beyond the time dimension, as well as an exaggeration of explanatory claims that is typical for “turns”. Pleading – with a wink – for a “system-sensitive approach to violence”, the article questions the benefit of ever-new proclamations of paradigm shifts in the study of violence.

Die Gewaltforschung ist inzwischen durch das immer kurztaktigere Ausrufen neuer „Turns“ gekennzeichnet. Merkmal dieser Turns ist, eine neue – bisher vermeintlich vernachlässigte – Perspektive in den Mittelpunkt der Forschung zu stellen. Der Beitrag beschäftigt sich mit einem neueren Turn, bei dem dafür plädiert wird, die Temporalität von Gewaltinteraktionen stärker in den Blick zu nehmen. Trotz einer auffällig starken Abgrenzungsrhetorik dieser prozesssoziologischen Sicht gegenüber interaktionssoziologischen Ansätzen handelt es sich – so das Argument des Artikels – lediglich um eine neue Spielart der dominierenden mikrosoziologischen Perspektive in der Gewaltforschung. Drei zentrale Probleme dieses prozesssoziologischen Ansatzes werden dargestellt: ein mikrosoziologisch verkürztes Verständnis von Prozessen, eine fehlende konzeptionelle Präzisierung von Faktoren jenseits der Zeitdimension sowie ein für Turns typisches Überziehen der eigenen Erklärungsansprüche. Mit einem – nicht ganz ernst gemeinten – Plädoyer für eine „systemsensible Gewaltforschung“ wird die Fruchtbarkeit der Ausrufung immer neuer Zentralperspektiven in der Gewaltforschung infrage gestellt.
Stichworte
Gewalt; Mikrosoziologie; Prozesssoziologie; Systemtheorie; Violence; Micro-sociology; Process sociology; Systems theory
Erscheinungsjahr
2021
Zeitschriftentitel
Berliner Journal für Soziologie
Band
31
Ausgabe
3-4
Seite(n)
505–530
eISSN
1862-2593
Finanzierungs-Informationen
Open-Access-Publikationskosten wurden durch die Universität Bielefeld im Rahmen des DEAL-Vertrags gefördert.
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2958084

Zitieren

Kühl S. Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt. Berliner Journal für Soziologie. 2021;31(3-4):505–530.
Kühl, S. (2021). Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt. Berliner Journal für Soziologie, 31(3-4), 505–530. https://doi.org/10.1007/s11609-021-00448-4
Kühl, Stefan. 2021. “Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt”. Berliner Journal für Soziologie 31 (3-4): 505–530.
Kühl, S. (2021). Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt. Berliner Journal für Soziologie 31, 505–530.
Kühl, S., 2021. Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt. Berliner Journal für Soziologie, 31(3-4), p 505–530.
S. Kühl, “Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt”, Berliner Journal für Soziologie, vol. 31, 2021, pp. 505–530.
Kühl, S.: Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt. Berliner Journal für Soziologie. 31, 505–530 (2021).
Kühl, Stefan. “Mal wieder ein neuer „Turn“ in der Gewaltforschung. Zu den Möglichkeiten und Grenzen eines prozesssoziologischen Zugangs zur Gewalt”. Berliner Journal für Soziologie 31.3-4 (2021): 505–530.
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