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GMDS 2013: 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

01. - 05.09.2013, Lübeck

Strukturierte Dokumentation der Adhärenz von Tumorkonferenzempfehlungen

Meeting Abstract

  • Mithat Koca - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Gabriele Husmann - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Sandra Verena Klein - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Chantal Turbing - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Christian Brandts - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE
  • Hubert Serve - Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, DE

GMDS 2013. 58. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS). Lübeck, 01.-05.09.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. DocAbstr.132

doi: 10.3205/13gmds233, urn:nbn:de:0183-13gmds2336

Published: August 27, 2013

© 2013 Koca et al.
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Text

Einleitung: In zertifizierten Tumorzentren gehören nach Zertifizierungsrichtlinien interdisziplinäre Tumorkonferenzen zu den wichtigen Pflichtveranstaltungen. In diesen Tumorkonferenzenwerden nach ausführlicher Fallvorstellung und Diskussion Therapieempfehlungen abgegeben und dem Patienten angeboten. Diese Tumorkonferenzempfehlungen werden idealerweise zentral im Krankenhausinformationssystem dokumentiert und sind somit für die behandelnden Ärzte einsehbar [1]. Jedoch ist es schwieriger nachzuvollziehen, ob die interdisziplinär abgegebene Therapieempfehlung von der behandelnden Abteilung befolgt wurde. Für die Abweichung kann es hierbei mehrere Gründe geben (z.B. Ablehnung des Patienten, Ablehnung des behandelnden Arztes, schlechter Zustand des Patienten, Nebenwirkungen/Morbidität etc.). Nach den Zertifizierungsrichtlinien für Hautkrebszentren ist die genaue Erfassung der Abweichung der Therapiedurchführung gegenüber der Tumorkonferenzempfehlung notwendig. Die Abweichungsrate von Tumorkonferenzempfehlungen bei Erstzertifizierung sollte unter 40% betragen [2]. Eine zentrale und strukturierte Erfassung der Therapiedurchführung der interdisziplinären Tumorkonferenzempfehlung im Krankenhausinformationssystem erscheint hierbei durchaus sinnvoll.

Material und Methoden: Das Universitätsklinikum Frankfurt am Main setzt seit dem Jahr 2002 ORBIS von der Firma Agfa Healthcare als Krankenhausinformationssystem (KIS) ein [3]. Aktuell sind bis zu 60% der gesamten Klinik komplett auf die elektronische Dokumentation im KIS umgestellt, so daß sämtliche Untersuchungsbefunde und Behandlungsvisiten elektronisch in der Patientenkrankengeschichte dokumentiert werden. Bereits 2008 wurde im KIS ein elektronisches strukturiertes Tumorkonferenzmodul entwickelt, das ein zentraler Bestandteil für die insgesamt 18 wöchentlichen interdisziplinären Tumorkonferenzen ist. In 2012 wurde nun ein weiteres Zusatzmodul entwickelt, in der die behandelnden Ärzte und medizinischen Angestellte im Verlauf strukturiert dokumentieren, ob die Tumorkonferenzempfehlung adäquat durchgeführt wurde. Bei einer Therapieabweichung werden die Gründe entsprechend strukturiert erfasst. Mit Hilfe einer Ampelsystemdarstellung in einem Listenformular ist es im Anschluss sofort einsehbar, welcher Therapieempfehlung umgesetzt wurde bzw. es zu einer Abweichung von der Empfehlung gab.

Ergebnisse: Mit dem Tumorkonferenzmoduls wurden im Jahr 2012 insgesamt 6992 Fälle interdisziplinär diskutiert und zentral erfasst. Am Beispiel des Hautkrebszentrum wurden in insgesamt 429 Fällen eine Empfehlung abgegeben und im Anschluss die Therapiedurchführung bzw. -abweichung strukturiert dokumentiert. In 2012 wurden im Hautkrebszentrum des Universitären Zentrum für Tumorerkrankungen (UCT-Frankfurt) 84% der interdisziplinären Tumorkonferenzempfehlungen genau befolgt. Bei 8% (insgesamt 34 Fälle) der Empfehlungen gab es eine Therapieabweichung. Die Gründe für die Therapieanweichungen waren überwiegend aufgrund von Nebenwirkungen (64%) und die Ablehnung des Patienten (36%). Bei 8% der Tumorkonferenzempfehlungen war es nicht mehr möglich die Therapiedurchführung bzw. Abweichung festzustellen, da die Patienten nicht mehr im Klinikum behandelt wurden.

Diskussion: Die KIS-basierte strukturierte Dokumentation der Adhärenz von interdisziplinären Tumorkonferenzempfehlungen bietet eine gute Möglichkeit die Qualität der Behandlung von Patienten mit Tumorerkrankungen kontrollieren und ggf. zu steigern. Des Weiteren können die strukturiert erfassten Daten über die Therapiedurchführung für rasche Abfragen im Rahmen von Zertifizierungen verwendet werden.


Literatur

1.
Koca, et al. Strukturierte Erfassung und Dokumentation der interdisziplinären Tumorkonferenzen im Krankenhausinformationssystem. GMDS; 2011.
2.
http://www.onkozert.de/hauttumorzentren.htm; Erhebungsbogen Hautkrebszentren (Stand: 24.07.2012) External link
3.
http://www.agfahealthcare.com External link