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Unerwünschte Kaskadeneffekte. Schilddrüsenanomalien und Analyse klinischer Behandlungspfade
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Published: | September 5, 2017 |
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Hintergrund: Die Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen ist bei gleichbleibender Mortalität rasant gestiegen. Dies legt nahe, dass es sich dabei um Überversorgung handelt. Hinzu kommt eine hohe Zahl operierter Schilddrüsen, bei denen sich in der Histologie benigne Knoten ergeben, die man also nicht hätte operieren müssen. Die Entdeckung von Schilddrüsenknoten ist häufig ein Zufallsbefund und Auslöser von Kaskadeneffekten, die zu langen Nachkontrollzeiträumen und invasiven Behandlungen führen können. Bisher liegen keine systematischen Analysen zur Häufigkeit des Auftretens, treibenden Kräften und Auswirkungen von Kaskaden vor.
Fragestellung: Was sind die Auslöser, treibenden Kräfte und Auswirkungen auf patientenrelevante Outcomes bei unnötiger Diagnostik bei Patienten mit Schilddrüsenknoten?
Methoden: Es wird ein mehrstufiges Mixed-Methods Design angewandt. Zunächst erfolgt eine Analyse von Sekundärdaten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und der GWQ ServicePlus AG, um die Entwicklung der Diagnosestellung und Therapieverfahren nachzeichnen zu können. Darauf aufbauend soll eine Analyse von Krankenakten durchgeführt werden. Diese zielt darauf ab, die Sekundärdatenanalyse um tiefergehende Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie zu ergänzen. Qualitative ExpertInneninterviews mit ÄrztInnen und PatientInnen sollen Aufschluss darüber geben, welche Definitionen und Vorstellungen zu Schilddrüsenerkrankungen sowie zur Überversorgung zugrunde liegen. Abschließend wird durch eine Multi Criteria Decision Analysis (MCDA) herausgearbeitet, welche Kriterien sowohl PatientInnen als auch ÄrztInnen in der Therapieentscheidung beeinflussen.
Ergebnisse: Vorgestellt wird das Studiendesign sowie der aktuelle Projektstand.
Diskussion: Dieses Projekt soll durch die Identifikation von Auslösern und treibenden Kräften von Kaskadeneffekten einen wichtigen Beitrag zu Reduktion von Überversorgung leisten. Das Projekt ist eingebettet in das Netzwerk PRO PRICARE, das sich zum Ziel gesetzt hat, Überversorgung zu identifizieren und zu reduzieren.