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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Die Relevanz von Endpunkten aus Perspektive der Betroffenen: Ergebnisse der Befragung von Patient*innen und von Mitgliedern der Leitlinienkommission im Rahmen der Entwicklung der GRADE-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Analkarzinoms

Meeting Abstract

  • Ricardo Niklas Werner - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Division of Evidence-Based Medicine (dEBM); Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin, Deutschland
  • Matthew Gaskins - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Division of Evidence-Based Medicine (dEBM); Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin, Deutschland
  • Corinna Dressler - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Division of Evidence-Based Medicine (dEBM); Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin, Deutschland
  • Alexander Nast - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Division of Evidence-Based Medicine (dEBM); Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Berlin, Deutschland
  • Corinna Schaefer - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Deutschland
  • Robert Siegel - Helios Klinikum Berlin-Buch, Klinik für allgemeine, viszerale und onkologische Chirurgie, Berlin, Deutschland; Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Felix Aigner - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Chirurgie, Berlin, Deutschland; Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Graz, Klinik für Chirurgie, Graz, Österreich

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmV-5-02

doi: 10.3205/21ebm024, urn:nbn:de:0183-21ebm0248

Published: February 23, 2021

© 2021 Werner et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Eine standardisierte Methode zur Erhebung der Werte und Präferenzen von Patient*innen bei der Entwicklung von Leitlinien ist bisher nicht etabliert. Im Rahmen der Entwicklung der ersten deutschen evidenzbasierten Leitlinie zum Management des Analkarzinoms wurden Daten zu den Werten und Präferenzen von Patient*innen hinsichtlich der zu berücksichtigenden Studien-Endpunkte generiert.

Methoden: Wir führten eine Umfrage unter Patient*innen mit Analkarzinom („Patienten“) sowie unter den Mitgliedern der Leitlinienkommission („Experten“) durch. Die Teilnehmer*innen wurden gebeten, die relative Bedeutung von Endpunkten in verschiedenen klinischen Situationen (z.B. Stadium I, Analrandkarzinom) anhand der von der GRADE-Arbeitsgruppe vorgeschlagenen neunstufigen Skala zu bewerten und sieben Outcomes auszuwählen, die bei Entscheidungen der Leitliniengruppe zur Empfehlung von Interventionen berücksichtigt werden sollten.

Ergebnisse: Fast die Hälfte der Endpunkte (44%) wurde als "kritisch" für die Entscheidungsfindung und etwas mehr als die Hälfte (54%) als "wichtig, aber nicht kritisch" eingestuft. Die Übereinstimmung zwischen den Experten- und Patientenbewertungen war bei Analkarzinomen im Stadium I-II moderat, im Stadium III jedoch gering. Während die Patienten einige unerwünschte Wirkungen (z.B. frühe Morbidität, Proktitis/Durchfall, Radiodermatitis) als kritisch bewerteten, stuften die Experten diese als wichtig, aber nicht kritisch ein. Zugleich wurden einige Effektivitäts-Endpunkte (z.B. krankheitsspezifisches Überleben, lokoregionales Versagen) von den Experten als kritisch eingestuft, während die Patienten diese als wichtig, aber nicht kritisch bewerteten.

Schlussfolgerung: Entsprechend der Kategorisierung nach den Hauptkategorien "kritisch", "wichtig aber nicht kritisch" und "von geringer Bedeutung" für die Entscheidungsfindung wurden die Ergebnisse der vorliegenden Studie in die Leitlinienentwicklung einbezogen und halfen bei der Abwägung zwischen erwünschten und unerwünschten Wirkungen von Interventionen bei der Formulierung von Empfehlungen. Hierbei wurden auch Diskrepanzen der Bewertungen zwischen Experten und Patienten transparent dargestellt. Der Umgang mit Diskrepanzen zwischen den Patienten- und Expertenbewertungen ist zu diskutieren, insbesondere, wenn die Anzahl der Patientenbewertungen zu einzelnen klinischen Situationen limitiert ist.

Interessenkonflikte: Es liegen keine Interessenkonflikte vor.