DI 52 Stadt Zeitz: Einleitung

1. Vorwort, Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Vorwort

Die vorliegende Sammlung der Inschriften der Stadt Zeitz geht auf Vorarbeiten von Prof. E. Schubert aus der zweiten Hälfte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Damals war ein großer Teil der erhaltenen Inschriften auf Sammelbögen erfaßt und kurz beschrieben worden. Nach der Neugründung der Berliner Reihe der Deutschen Inschriften mit einer Arbeitsstelle an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 1992 wurde dieses Material Grundlage des nunmehr ersten an dieser Arbeitsstelle entstandenen Bandes. Die Leitung des Projektes hatte zunächst Prof. E. Schubert inne. Im Sommer 1995 übernahm Prof. H. Boockmann die Aufgabe. In dieser Zeit wuchs aus dem gesammelten Material das Manuskript. Nach dem unerwarteten Tod Prof. Boockmanns im Juni 1998 nahm von Oktober bis Dezember 1998 Prof. P. Zahn die Projektleitung wahr. In den Jahren 1999 und 2000 wurde das Projekt durch Prof. P. Moraw betreut, der alle Voraussetzungen für den Abschluß der Arbeiten sicherte.

Für ihre freundliche, interessierte Unterstützung und Hilfe bei den Arbeiten an diesem Inschriftenband gilt den Vertretern verschiedener Institutionen in Zeitz, Naumburg und Halle/Saale großer Dank: der Leiterin des Stiftsarchivs Zeitz und des Domstiftsarchivs Naumburg, Frau R. Nagel, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museums Schloß Moritzburg in Zeitz, insbesondere Frau U. Haag und Frau U. Rudolf, den Mitarbeiterinnen des Stadt- und Kreisarchivs Zeitz und der Leiterin des Archivs, Frau Pentzek, dem Archivar des Stadtarchivs Naumburg, Herrn Heinzelmann, den Mitarbeitern des Landesamtes für Denkmalpflege des Landes Sachsen-Anhalt, Halle/Saale, insbesondere Frau B. Pregla und Herrn Dr. H.-J. Krause, der evangelischen Kirchengemeinde St. Michael zu Zeitz, insbesondere der Pfarrsekretärin Frau Peter, und Herrn Pfarrer Mähnert von der evangelischen Kirchgemeinde Zeitz-Aue. Herr Dr. Wießner stellte vor dem Druck seines Werkes „Das Bistum Naumburg, Die Diözese (Germania Sacra N. F. 35,1)“ Manuskriptauszüge großzügig zur Verfügung. Allen sei herzlich gedankt, die in unterschiedlicher Form die Arbeiten unterstützten und hier namentlich nicht genannt sind. Dank gilt auch den Zeitzer Bürgern, die mit Hilfsbereitschaft und Interesse bei verschiedenen Arbeiten ihre Hand reichten, ihre Häuser öffneten und nicht zuletzt durch ihre Ortskenntnis die Sammelarbeiten erleichterten.

Die Abbildungsvorlagen stammen sämtlich von Herrn Th. Kreil (Zeitz). Die Bandgestaltung lag in den Händen von Herrn D. Otte (Berlin), der auch die Steinmetzzeichen zeichnete.

In den Dank eingeschlossen werden sollen auch die Kolleginnen und Kollegen der anderen Inschriftenarbeitsstellen „Der Deutschen Inschriften“, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Rat die Entstehung des Bandes begleiteten; besonderer Dank gilt hier Herrn Dr. R. Fuchs (Mainz) für seine Schriftanalysen und Herrn Dr. H. Drös (Heidelberg) für die Untersuchung und Klärung heraldischer Fragen. Alle Korrekturarbeiten erfolgten mit Hilfe der Kollegen in der Potsdamer Arbeitsstelle der „Deutschen Inschriften“ Frau Dr. R. Johne, Herrn Dr. J. Zdrenka und Frau B. Wolfram-Vetter. Frau Dr. Johne hat zudem an der Bearbeitung der kopial überlieferten Wandinschriften aus dem Kloster Posa einen bedeutenden Anteil.

Ganz besonders danken will die Verfasserin über seinen Tod hinaus Herrn Prof. H. Boockmann für seine jahrelange wissenschaftliche Begleitung der Arbeiten. Ebensosehr ist Herrn Prof. F. Rädle (Göttingen) zu danken, der einige sehr schwierige lateinische Versinschriften löste und in philologischen Fragen wesentliche Hinweise gab. Wichtige Kenntnisse der diffizilen Materie der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Epigraphik sowie der Inschriftenedition hat die Bearbeiterin Frau Dr. S. Wehking (Göttingen) und Frau Dr. Chr. Wulf (Göttingen) zu verdanken. Frau Dr. Wehking half bei der Analyse und Auswertung des Inschriftenmaterials. Frau Dr. Wulf hat die im Jahr 1999 notwendig gewordene grundlegende Überarbeitung des gesamten Manuskriptes bis zum Abschluß der Arbeiten im Frühjahr 2000 begleitet.

Allen Förderern dieser Arbeit, allen, die beitrugen zum Wachsen dieses Bandes, danke ich herzlich.

Oranienburg, im Frühjahr 2000
Martina Voigt

Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Im vorliegenden Band werden die im heutigen Gebiet der Stadt Zeitz vorhandenen oder für dieses Gebiet überlieferten Inschriftenzeugnisse ediert. Berücksichtigt wurden folglich auch die ehemals selbständigen Orte Aue-Aylsdorf und Zangenberg. Erfaßt wurden Inschriften, die bis einschließlich 1650 entstanden sind oder sich bis zu diesem Jahr im Stadtgebiet befunden haben. Das Jahr 1650 wird in den Bänden der Reihe „Die Deutschen Inschriften“ im allgemeinen als Obergrenze gesetzt; einen Einschnitt in die Zeitzer Geschichte stellt es nicht dar.

Angestrebt wurde eine vollständige Erfassung der original und kopial überlieferten Inschriftentexte. Ausgeschlossen wurden – den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften folgend – Inschriften auf Münzen und Siegeln. Auch Inschriften auf Bucheinbänden, insbesondere in den umfangreichen Beständen der Stiftsbibliothek und der Bibliothek der Michaeliskirche, wurden nicht berücksichtigt. Eine Aufnahme der Inschriften auf den Einbänden sollte in einer gesonderten Arbeit erfolgen. Es ist zu erwarten, daß auch nach Abschluß der Arbeiten an diesem Band Inschriften gefunden werden, in erster Linie bei den in den nächsten Jahren fortdauernden Umbau- und Restaurierungsarbeiten im Altstadtgebiet. Auch während der Bearbeitung dieses Bandes wurden mehrere Originalinschriften entdeckt, die zuvor als verloren galten oder unbekannt waren.1)

Die Anordnung und Bearbeitung der Inschriftenartikel sowie die Konzeption des Bandes erfolgte nach den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften. Die Inschriftentexte sind im Katalogteil ediert. In Anhang 1 werden regestenartig überlieferte Inschriften mitgeteilt. Anhang 2 faßt Jahreszahlen und Initialen zusammen, die nicht in Verbindung mit Inschriften stehen. In Anhang 3 werden Steinmetzzeichen, Hausmarken und Meisterzeichen verzeichnet, sofern sie in einem Zusammenhang mit Inschriften stehen. In den zugehörigen Inschriftenartikeln finden sich Verweise mit der Signatur (M) auf Anhang 3.

Die chronologische Anordnung der Inschriften erfolgte nach der in der Inschrift genannten jüngsten Datierung, deren zeitliche Nähe zur Anfertigung der Inschrift und ihres Trägers vorausgesetzt wurde.2) Undatierte Inschriften wurden zeitlich möglichst eng eingegrenzt und an das Ende des erschlossenen Zeitraumes gestellt.

Ein zehnteiliges, thematisch gegliedertes Register soll die Orientierung im Material erleichtern.

Der Aufbau der Katalogartikel

Die Katalogartikel sind untergliedert in Kopfzeile, beschreibenden Teil, Wiedergabe des Inschriftentextes, gegebenenfalls Übersetzung, Kommentar und Anmerkungsapparat. [Druckseite XII]

Die Kopfzeile enthält die laufende Nummer, die Bezeichnung des Standortes3), die Datierung(en) der Inschrift(en), daneben gestellte Fragezeichen verdeutlichen Zweifel an der Angabe des Standortes oder der Datierung.

Ein Kreuz neben der laufenden Nummer kennzeichnet Inschriften, deren Original verloren ist.
(†) Nur ein Teil der Inschrift(en) ist noch im Original erhalten.

Der beschreibende Teil eines Artikels enthält Angaben zur Ausführung der Inschrift(en) und des Inschriftenträgers. Die Beschreibung erfolgt, mit Ausnahme der Wappen, vom Blickpunkt des Betrachters aus. Handelt es sich um mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger, so werden diese mit (A), (B), (C), … bezeichnet. Bei original erhaltenen Inschriften werden in einer abgesetzten Zeile die Maße des Inschriftenträgers, die Buchstabenhöhe der Inschrift(en) (im allgemeinen gemessen am Buchstaben N oder n) und die Schriftart(en) genannt. Bei fotografisch oder kopial überlieferten Inschriften wird die Quelle, nach der zitiert wird, genannt. Geht aus der Überlieferung die Schriftart hervor, wird diese mit einem entsprechenden Nachweis übernommen.

Der Inschriftentext ist eingerückt. Zeilenumbrüche des Originals werden bei der Wiedergabe der Inschriften lediglich durch Schrägstriche bezeichnet. Verse hingegen werden abgesetzt, auch wenn das Original einen fortlaufenden Text aufweist.

[. . .] Punkte in eckigen Klammern bezeichnen Textverlust, der nicht ergänzt werden kann. Läßt sich die Länge des verlorenen Textes feststellen, markiert ein Punkt jeweils einen ausgefallenen Buchstaben.
[. . .] Läßt sich die Länge des verlorenen Textes nicht feststellen, stehen drei durch Spatien getrennte Punkte. Ergänzter Text steht ebenfalls in eckigen Klammern.
( ) Runde Klammern schließen aufgelöste Abkürzungen ein. Dabei folgt die Schreibung ae oder e und u oder v dem Usus der Inschrift. Gibt der Inschriftentext keine Anhaltspunkte, wird nach klassischem Gebrauch verfahren. Punkte auf der Grundlinie oder hochgestellte Punkte werden nach aufgelösten Abkürzungen nur dann beibehalten, wenn die Inschrift durchgehend mit Worttrennern versehen ist. Abkürzungen von Bibelstellen innerhalb der Inschrift werden nicht aufgelöst.
/ Ein Schrägstrich markiert das Zeilenende.
// Zwei Schrägstriche markieren einen Wechsel des Inschriftenfeldes.
AE Die Unterstreichung zweier Buchstaben kennzeichnet eine Ligatur.
· Ornamentale Wort- und Zifferntrenner, Satzzeichen, Kürzungszeichen sowie Reim- und Verspunkte werden je nach Usus der Inschrift als Punkte auf der Grundlinie oder als hochgestellte Punkte wiedergegeben. Die genaue Gestalt der Zeichen wird in der Beschreibung vermerkt.

Wappenbeischriften werden im Anschluß an die übrigen Inschriften wiedergegeben. Fußnoten verweisen auf die im Anmerkungsapparat zu findenden Blasonierungen und Wappennachweise. Tragen auf dem Inschriftenträger dargestellte Wappen keine Beischriften, werden die Namen in einer der Anordnung der Wappen auf dem Inschriftenträger soweit wie möglich entsprechenden Form wiedergegeben. Fußnoten verweisen auf die im Anmerkungsapparat zu findenden Blasonierungen und Wappennachweise.

Einer fremdsprachigen, zumeist lateinischen Inschrift schließt sich die Übersetzung an.

Bei metrischen Inschriften folgt die Bestimmung des Versmaßes. [Druckseite XIII]

Der Kommentarteil enthält Erläuterungen zu verschiedenen, mit der Inschrift oder dem Inschriftenträger zusammenhängenden Fragen. Diese können sich beispielsweise auf Besonderheiten der Schrift, der Sprache oder des Inhalts einer Inschrift beziehen, historische oder biographische Angaben umfassen oder der Erklärung ikonographischer Zusammenhänge dienen.4)

Der Apparat gliedert sich in Buchstaben- und Ziffernanmerkungen sowie Quellenangaben. Die Buchstabenanmerkungen beziehen sich auf textkritische Probleme der Inschrift; sie enthalten abweichende Lesarten der Parallelüberlieferung, soweit sie relevant sind, und weisen auf orthographische Besonderheiten oder fehlerhafte Stellen hin. Die Ziffernanmerkungen enthalten Erläuterungen und Literaturhinweise.

Die am Schluß des Artikels angeführten Quellenangaben beziehen sich auf die wichtigsten kopialen Überlieferungen der Inschrift und geben Abbildungsnachweise. Enthält eine Publikation lediglich eine Abbildung und keine Textwiedergabe der Inschrift, ist das durch den Zusatz (Abb.) gekennzeichnet. Vollständigkeit ist bei den Quellennachweisen nicht angestrebt. Ist die Inschrift lediglich kopial überliefert, steht an erster Stelle diejenige Quelle, nach der die Inschrift zitiert wird.

2. Die Zeitzer Inschriften und die Geschichte der Stadt

Zeitz liegt am Südrand der Leipziger Tieflandbucht, im äußersten südlichen Südwesten des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Das von der Weißen Elster durchflossene Stadtgebiet erstreckt sich von der Flußniederung (Unterstadt) bis auf eine hoch gelegene Elsterterrasse (Oberstadt). In die Stadt wurden im Laufe der neueren Zeit Orte eingemeindet, die im Erfassungszeitraum noch selbständig waren.5)

Der Ortsname Zeitz (citice, cica, cice, seit etwa 1460 czeizc, zceitz) ist am ehesten mit dem altsorbischen sit „Binse, Gelände mit viel Binsen oder Riedgras“ in Verbindung zu bringen, kann aber auch aus einer noch älteren, vorslawischen Form entstanden sein.6) Schon vor der Gründung des Bistums Zeitz bestand am Ort des heutigen Schlosses Moritzburg eine königliche Grenzburg im Slawenland als militärischer Stützpunkt und Verwaltungszentrum, umgeben von damals noch ausgedehnten Waldgebieten, in denen slawische Wohngebiete wie Inseln lagen.7) Die Grenzburg gehörte zu der durch Markgraf Gero (937–965) in wiederholten Kriegen gegen die Slawen gehaltenen Mark an Mittelelbe und Saale. Nach dem Tode Geros 965 wurde die Mark in sechs selbständige Markgrafschaften geteilt, von denen möglicherweise drei die ungefähren Territorien der späteren Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen umfaßten.8) Bereits seit 962 bemühte sich Otto I., in der Mark des Gero eine Kirchenorganisation zu schaffen. Im April 967 beschloß die Synode von Ravenna die Einrichtung des Erzbistums Magdeburg, zu dessen Sprengel die 946/948 gegründeten Bistümer Havelberg und Brandenburg gehören sollten. Weihnachten 968 wurden schließlich die drei neuen Bischöfe von Zeitz, Merseburg und Meißen in Magdeburg geweiht. Hugo I., ein Benediktinermönch, wurde Bischof von Zeitz (968–979).9) Sein Sprengel umfaßte die Gebiete an der Pleiße und Elster bis Naumburg, im Süden bis nach Böhmen.10) Bischöflicher Sitz wurde die Königsburg Zeitz.11) Wahrscheinlich schon unter Hugo I. wurde im Bereich der Burg, vielleicht am Platz [Druckseite XIV] eines kleinen Vorgängerbaues, die erste feste Domkirche errichtet. Die romanische Krypta der heutigen Schloßkirche, des früheren Peter-und-Pauls-Doms, wird mit diesem Bau in Verbindung gebracht.12) Das Zeitzer Bistum erhielt bald nach seiner Gründung Landschenkungen.13)

Nur etwa 80 Jahre später veranlaßte Kaiser Konrad II. die Verlegung des Bischofssitzes von Zeitz in die Propstei nach Naumburg und damit auf das Eigengut von Markgraf Hermann von Meißen und dessen Bruder Ekkehard.14) Papst Johannes XIX. erteilte im Dezember 1028 seine Zustimmung; der Umzug wird zwischen 1029 und 1030 erfolgt sein.15) In Zeitz wurde ein Kollegiatstift eingerichtet. Die danach einsetzenden Streitigkeiten um die Benennung des Bistums (Zeitz, Naumburg oder Naumburg-Zeitz) dauerten zweihundert Jahre an. 1230 und 1231 wird dem Zeitzer Stiftskapitel die Führung des Titels Bistum untersagt. Zur Entschädigung für den Verlust erhält von nun an der Propst des Zeitzer Kapitels Sitz und Stimme im Naumburger Kapitel.16) Die politischen Hintergründe der Verlegung des Bischofssitzes stehen in der Diskussion. Während in älteren Arbeiten im allgemeinen die Begründung aus den Quellen übernommen wurde, der Bischofssitz sei in Naumburg besser zu schützen, merkte Schlesinger dazu seine Zweifel an: der bessere Schutz des Bischofssitzes wäre in Meißen eher gegeben gewesen, und es hätte keines Eigengutes der Ekkehardiner bedurft, da es in unmittelbarer Nähe königliche Burgen an der Saale gab. Er kommt zu dem Schluß, die Verlegung habe nicht zuletzt das Totengedächtnis des Vaters der beiden Brüder und ihr eigenes aufwerten sollen.17) Neuerdings sieht Wießner die in den Quellen gegebene Begründung wieder als die treffende an.18)

Das Verlustgefühl und das Bewußtsein, der ältere und eigentliche Bischofssitz zu sein, scheint in Zeitz bis ins 16. Jahrhundert gewirkt zu haben. Nur so ist die wohl um 1536 erfolgte Anbringung von zwei sich auf die Stiftung des Bistums durch Otto den Großen beziehenden Inschriftentafeln aus Stein an der Außenwand der Stiftskirche zu erklären.19) Zeitz gewann seit 1285 mit dem Amtsantritt von Bischof Bruno, der die Residenz der Naumburger Bischöfe und damit auch die zentralen Verwaltungsbehörden des Bistums hierher verlegte, wieder an Bedeutung.20) Die Bischofsburg erfuhr im Laufe der Jahrhunderte wiederholt Um- und Ausbauten. Die gravierendsten Veränderungen scheinen unter Bischof Johannes III. (1492–1517) vorgenommen worden zu sein. Er ließ die Anlage zur Hälfte neu aufbauen und einen Teich auf ihrer westlichen und südwestlichen Seite anlegen.21) Die eigentlichen Befestigungsanlagen waren aber schon vor ihm, unter Bischof Johannes II. von Schleinitz (1422–1434), gebaut worden.22)

Die Zeitzer Burg wird bereits früh eine Handwerker- und Händlersiedlung in ihrer Nähe gehabt haben, deren Anfänge vermutlich in slawische Zeiten zurückgehen. Deutsche Handwerker und Kaufleute siedelten sich im Brühl an, der vielleicht solch ein älterer slawischer Handelsplatz war. Im Schutz der Burg führte schon unter Heinrich I. (†936) und Otto I. (†973) eine Fernstraße vorbei, durch die der Brühl regionaler und überregionaler Umschlagplatz wurde.23) Die Nikolaikirche oder deren Vorgängerbau war die Pfarrkirche dieser später so genannten Unterstadt.24) Die weiter östlich auf dem Hügel [Druckseite XV] gelegene jüngere Oberstadt bestand schon vor 1150.25) Beide Stadtkerne verband eine von Westen nach Osten verlaufende Handelsstraße, die an der Südseite der Burg entlang über den Brühl und die spätere Scharrenstraße/Brüderstraße in Richtung Voigtstraße und von hier stadtauswärts führte.26) Die Entwicklung der Oberstadt erhielt einen wesentlichen Schub durch die Einrichtung einer jährlichen Messe, die der Bischof im Jahre 1242, nach einem verheerenden Brand, befristet bis zum Jahre 1262 als Aufbauhilfe gewährte.27) Die Pfarrkirche der Oberstadt befand sich wahrscheinlich von Anfang an am Standort der heutigen Michaeliskirche.28) Vor der Unterstadt entwickelte sich die Stephansvorstadt mit dem 1147 gegründeten Stephanskloster.29) Ober- und Unterstadt waren bereits im 13. Jahrhundert von einer Stadtmauer mit Toren umgeben.30) Die Domfreiheit zwischen Bischofsburg und Unterstadt war durch Mauern von der Bürgerstadt getrennt und durch zwei Tore mit ihr verbunden.31) Die Zeitzer Bürger waren zumeist Ackerbürger. Nur wenige dürften ausschließlich als Handwerker für den städtischen Markt in Gewerben des täglichen Bedarfs tätig geworden sein.32) Die Zahl der in Zeitz ansässigen Fernhändler kann nur niedrig gewesen sein.33) Besonders vermögend waren die Tuchmacher, die Gerber und die Böttcher.

Der jüdische Bevölkerungsanteil in Zeitz war eher gering; die wenigen bekannten Nachrichten aus den Jahren zwischen 1276 und 1494 hat Wießner zusammengestellt.34) 1494 versprach Bischof Johannes II. der Stadt Zeitz die Ausweisung der Juden gegen eine jährliche Zahlung von 40 Talern an die bischöfliche Kammer als Ausgleich für die nun fehlenden Abgaben.35) Die Vertreibung der Juden aus Zeitz ist Teil eines im gesamten thüringisch-sächsischen Raum ablaufenden Verdrängungsprozesses, in dessen Ergebnis nach 1500 nur noch sehr wenige jüdische Einwohner zu finden sind.36) Inschriftliche Zeugnisse zur jüdischen Bevölkerung in Zeitz fehlen ganz; lediglich der Straßenname Judenstraße hat sich über die Jahrhunderte erhalten.

Der bischöfliche Stadtherr ließ Zeitz zunächst durch einen Burggrafen als höchsten Richter und einen Schultheiß, der auch die niedere Gerichtsbarkeit ausübte, verwalten. Im 14. Jahrhundert waren die Aufgaben des Burggrafen bereits auf einen bischöflichen Richter, die des Schultheißen auf den Stadtrat übergegangen.37) Der aus einem ruhenden und einem regierenden Teil bestehende Zeitzer Rat umfaßte zunächst zwölf Personen, von denen alljährlich ein Drittel ausschied und durch neue Mitglieder ersetzt wurde.38) Der Rat leistete seinen Treueeid nicht nur der Bürgerschaft, sondern immer auch dem Bischof. 1483 reformierte Bischof Dietrich IV. (1480–1492) die städtische Verfassung.39) Der Rat umfaßte jetzt 24 Personen und bestand aus drei Gruppen, d.h. einem sitzenden und zwei ruhenden Räten, die zweijährlich im Februar wechselten. Aus der Mitte des sitzenden Rates kam der in Zeitz auch consul genannte40) regierende Bürgermeister, dem zwei Kämmerer und der Ratsschreiber zur Seite standen. [Druckseite XVI] Weitere Ratsherren hatten das Amt des Baumeisters und die Aufsicht über Markt, Maße und Gewichte sowie die Qualität der Waren inne. Dabei stiegen die Ratsmitglieder im Laufe der Jahre auf der Stufenleiter der Ämter empor, so daß der Bürgermeister Erfahrungen in mehreren Ratsämtern mitbrachte.41) Im 16. Jh. wurde der Rat in nur zwei Gruppen geteilt, da mit den gewachsenen Aufgaben eine größere Zahl aktiv tätiger Ratsherren gebraucht wurde. Der Rat tagte in der Michaeliskirche, erhielt aber am Ende des 14. Jahrhunderts ein eigenes Gebäude, dessen Relikt wohl die Erdgeschoßgewölbe des Kaufhauses (Gewandhauses) am Altmarkt bilden.42) 1505 begann der Bau des noch heute bestehenden neuen Rathauses.43) Zur Bewältigung der mannigfachen Verwaltungs- und Versorgungsaufgaben in der Stadt stellte der Rat auch Stadtärzte, Pestärzte, Leichenbesorger, Gassenmeister (Polizisten) und Türmer an.44)

Die Zeit der Reformation war für Zeitz von großer Bedeutung. Anders als das Kollegiatstift und ein großer Teil des Stiftsadels45) griff die Bürgerschaft die neue Lehre schnell auf und forderte erfolgreich die Anstellung eines evangelischen Predigers in der Michaeliskirche. Der 1542 geweihte evangelische Bischof von Naumburg Nikolaus von Amsdorf richtete bald nach Amtsantritt eine Lateinschule für Bürgerkinder ein. Er folgte damit einer kurfürstlichen Anweisung von 1539 und der Forderung der Bürgerschaft.46) Diese Schule befand sich vermutlich zunächst im Bereich der Bischofsburg oder des Domes und wurde 1542 in das 1541 säkularisierte Franziskanerkloster verlegt.47) Unter den Lehrern findet man die bedeutenden Rektoren Johannes Rivius und Bartholomäus Pelaeus, die ihr Amt als Lebensaufgabe und nicht als Durchgangsstufe zu besser bezahlten Stellungen begriffen.48) Die Lehrordnung der Schule wurde im Geiste der Reformation unter Aufsicht und Beteiligung des Stadtrates ausgearbeitet und galt nach einigen Änderungen bis 1672.49)

Auch der – nach der durch kaiserliche Truppen erfolgten Vertreibung Bischof Amsdorfs – mit kaiserlicher Hilfe 1546 eingesetzte katholische Bischof Julius Pflug50) förderte die evangelische Schule. Seine erfolglosen Bemühungen um eine Gegenreformation in Zeitz stellte Pflug bald ein. Er berief den von ihm eingesetzten katholischen Pfarrer der Nikolaikirche nach heftigen Bürgerprotesten wieder ab, duldete die Einsetzung eines evangelischen Pfarrers und erhielt nur in der Domkirche den katholischen Gottesdienst aufrecht. Pflug hat für Zeitz besondere und bleibende Bedeutung, da er sich als Stadtherr mannigfach um die Stadt und ihre Bürger, insbesondere die Armen, verdient gemacht hat.

Pflug war der letzte Bischof von Naumburg-Zeitz. Nach seinem Tod im Jahr 156451) übernahmen die sächsischen Herzöge als Administratoren die Verwaltung der Besitzungen des Bistums. Die kirchliche Oberaufsicht ging auf den Stiftssuperintendenten über. Das Stiftskapitel wurde nicht aufgelöst, sondern evangelisch besetzt; eine der Domherrenstellen vergab der Landesherr. Sie blieb der Familie Luther [Druckseite XVII] vorbehalten, die sie zwischen 1533 und 1756 in vier Generationen ausfüllte.52) Mit der Umwandlung der Stiftskirche in eine Schloßkirche wurde 1665 die Alte Nikolaikirche Stiftskirche.53)

Der Dreißigjährige Krieg brachte auch für Zeitz den wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang.54) 63 Prozent der Wohnstätten wurden zerstört; die Stadt zählte im Jahr 1646 nur noch 1145 Einwohner gegenüber 1820 im Jahr 1542.55) Die 1644 durch schwedische Truppen zerschossene Bischofsburg wurde von 1657 bis 1665 zur Residenz der Herzöge von Sachsen umgebaut. Jahrhundertelang hatten die Domkirche, die mehrfach erweiterte und erneuerte Bischofsburg, die Gebäude von Dechanei und Schule, die Häuser der Stiftsherren und die zugehörigen Nebengebäude das Bild des mittelalterlichen Zeitz bestimmt. Jetzt wurden die Reste des bischöflichen Palastes beseitigt oder gingen im Schloßbau auf. Die Türme der Schloßkirche mußten fallen. Sie störten den architektonischen Gesamteindruck einer großen, um einen Innenhof gebauten frühbarocken Schloßanlage. Der westliche Kreuzgangflügel wich dem Südflügel des Schlosses und einem sich anschließenden Treppenhaus. Jüngste Ausgrabungen im Schloßhof und um den Dom legten Grundmauern und Fußbodenreste sowie befestigte Wege frei, die dem mittelalterlichen Bauensemble angehören, deren Zuordnung aber noch aussteht.56)

Mit dem Aussterben der Zeitzer Linie der Wettiner wurde die Moritzburg als herzogliche Residenz im Jahre 1718 aufgegeben. Im Schloß brachte man die Stiftsregierung und das Konsistorium unter. 1815 fiel Zeitz an Preußen und wurde innerhalb der Provinz Sachsen Kreisstadt. Im Schloßkomplex wurde 1820 eine Korrektionsanstalt für Frauen und Mädchen eingerichtet. Nach weiteren Zwischennutzungen ging das Schloß 1928 an die Stadt Zeitz über. 1931 bezog der Zeitzer Geschichts- und Altertumsverein den Südflügel und richtete hier seine historische Ausstellung zu Zeitz und Umgebung ein. Damit wurden die Grundlagen für das noch heute im Schloß Moritzburg befindliche Stadt- und Kreismuseum Zeitz gelegt.

2.1. Die Schloßkirche (Dom St. Peter und Paul, Stiftskirche, Trinitatiskirche)

Der älteste erhaltene Teil des Domes ist die romanische Krypta, die bisher auf die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts datiert wird.57) Im Jahr 976 oder 977 soll Bischof Hugo I. durch den Einfall eines böhmischen Heeres vertrieben und die Zeitzer Bischofskirche zerstört worden sein.58) Dabei wird in der Literatur von einem St. Peter geweihten Bau ausgegangen.59) Bereits in den Urkunden zur Verlegung des Bistums Zeitz nach Naumburg wird die Kirche des Zeitzer Bischofs Peter und Paul genannt.60) Etwa zwischen 1030 und 1100 soll eine Basilika mit breitem Mittel- und zwei schmalen Seitenschiffen errichtet worden sein.61) Wießner setzt den Bau des Mittelschiffes jedoch in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts; um 1030 sei die Kirche auf drei Schiffe vergrößert worden.62) Ein Neubau der Kirche erfolgte nach Maasberg um 1108, nach Brinkmann um 1100.63) In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts (zwischen 1433 und 1452) wurde der Dom in eine spätgotische Hallenkirche mit drei gleich hohen und breiten Schiffen [Druckseite XVIII] umgebaut.64) Der Kreuzgang entstand vielleicht in demselben Zeitraum.65) Rund zweihundert Jahre später sollte die Kirche tiefgreifenden Umbauten unterzogen werden. Im Zuge des 1657 begonnenen Schloßbaus büßte der Dom seine beiden Westtürme ein. Im Innern des Domes wurde in das westliche Joch eine gewaltige Fürstenloge mit barockem Schmuck eingebaut. Die beiden Arme des Querhauses wurden mit Orgelemporen gefüllt; die Vierung verlor damit ihre Öffnung nach Norden und Süden. Kanzel und Altar66) wurden durch barocke Stücke ausgetauscht. Die südliche Empore, auf der die Chorherren 1621 ein kunstvoll geschmiedetes Gitter mit ihren Wappen und Namen hatten anbringen lassen, trat nach der Entfernung dieses Schmuckes optisch in den Hintergrund.67) Die Innenausstattung wurde stark verändert; dabei sollen auch die Grabplatten und Epitaphien „an einen sonderbaren ort versetzt worden“ sein.68) Es ist anzunehmen, daß damals noch vorhandene mittelalterliche Ausstattungsstücke entfernt wurden. Die um den Kreuzgang angeordneten Räume wurden neuen Nutzungen zugeführt.69) Die Stiftskirche erhielt 1664 ihre Weihe als Trinitatiskirche (Schloßkirche). Vergleichbar tief einschneidende Umbauten wurden in den folgenden Jahrhunderten nicht mehr vorgenommen.

Das Kirchengebäude diente 1813 als Lazarett und wurde 1821–1891 durch die Nikolaikirchengemeinde, danach durch die im Schloßkomplex untergebrachten Korrektionsanstalten genutzt. Nachdem von 1928 bis 1945 die Kirche leergestanden hatte, wurde sie bis zum Einsturz des südöstlichen Vierungspfeilers 1982 durch die katholische Gemeinde Zeitz gepachtet.70) Die in den achtziger Jahren begonnenen umfangreichen Sicherungs- und Rekonstruktionsarbeiten fanden mit der Fertigstellung des Innenraumes 1998 einen Abschluß. Die Kirche wird durch die katholische Gemeinde genutzt.

Der Kreuzgang wurde mehrfach baulich umgestaltet. So schuf man durch das Zumauern seiner Fensterbögen am Ende des 19. Jahrhunderts Räume für ein Waschhaus. Die im Boden liegenden Grabplatten wurden durch einen Fußboden überdeckt. Ende 1962 begann das Institut für Denkmalpflege Halle, das alte Fußbodenniveau freizulegen und die Fensterbögen wieder zu öffnen. Dabei entdeckte man unter einer ca. 60 bis 80 cm dicken Schicht die Grabplatten.71)

2.2. Die Michaeliskirche

Die Michaeliskirche ist als Pfarrkirche der Oberstadt wohl gleichzeitig mit ihr entstanden. Nachrichten Thietmars von Merseburg zu einem auf einem Hügel (saltus) gelegenen Ort mit fester Kirche, den Boso, späterer Bischof von Merseburg (968–970), nach sich selbst benannt habe,72) werden immer wieder sowohl mit Kloster Posa (s. u.), als auch mit einem vermuteten Vorgängerbau der Michaeliskirche in Verbindung gebracht. Thietmar beläßt es bei einer recht allgemein gehaltenen Notiz, deren eindeutige Zuordnung zu einem der beiden Standorte nicht möglich ist.73) Die heute erkennbaren romanischen [Druckseite XIX] Bauteile der Michaeliskirche wurden bisher in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert, in die Zeit also, aus der auch die erste schriftliche Nachricht über diese Kirche stammt.74) Damals dem Stephanskloster inkorporiert, wurde sie in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts umgebaut und erweitert. Dabei wurden die Apsiden am Chor abgetragen, die Mauern geschlossen und in die Nord- und Südwand des längsrechteckigen Chors je ein Spitzbogenfenster eingebaut.75) Im 13. Jahrhundert entstanden aufwendige, mit Stuck verzierte gemalte Darstellungen der Apostel an den Wänden des Chorraumes.76) Um 1450 ließ Bischof Peter von Schleinitz das Nonnenkloster St. Stephan in die Stadt neben die Michaeliskirche verlegen. Zu ungefähr derselben Zeit erhielt die Kirche ihre heutige gotische Form. Die Seitenschiffe wurden verbreitert und in der Höhe ihrer Gewölbe dem Mittelschiff angeglichen. Große Seitenfenster spendeten Licht.77) Um 1520 schließlich wurde die Vorhalle an der Südwand errichtet. Wohl 151778) entstand im ersten Stock an der Nordwestecke der Kirche ein Andachtsraum für die Nonnen, aus dem ein hölzerner Gang über die Straße hinweg direkt in das gegenüberliegende Klostergebäude führte.79) Durch den Raum gelangte man auf die Empore. Die um 1450 an die nordöstliche Ecke angebaute Sakristei wurde um 1520 erweitert und aufgestockt. In ihrem ersten Stock wurde später die Bibliothek untergebracht.80) Im Zuge dieser Arbeiten erweiterte man auch die Fenster im Chorraum der Kirche, nur das an der Nordwand gelegene Fenster der Apsis wurde zugemauert, da hier jetzt die Sakristei anschloß. Dabei wurden die oben erwähnten Apostelfiguren wohl zum Teil zerstört; vielleicht waren sie damals längst übermalt. Die spätgotische Eingangshalle am Südportal der Kirche entstand ebenfalls um 1520.81) In der Zeit vor der Reformation besaß die Kirche 14 Altäre, über deren Ausstattung keine Nachrichten überkommen sind.82) Um 1763 müssen die meisten mittelalterlichen Ausstattungsstücke der Kirche noch existiert haben.83) Der wertvolle geschnitzte Hochaltar fiel erst um 1827 einer durch den damaligen Superintendenten veranlaßten Purifizierung der Ausstattung zum Opfer.84)

Die Michaeliskirche diente auch als Versammlungsort der Bürgerschaft und bis zum Bau eines Rathauses als Sitzungsort des Rates. Sie war bevorzugter Bestattungs- und Gedächtnisort der Bürgermeister und Ratsherren wie der führenden Familien der Stadt. Die Vielzahl an Tafeln und Steinen wurde nach Liebner im Juni 1792 durch den Superintendenten Kupfermeister spürbar vermindert.85) Endgültig ließ dann 1827 Superintendent Delbrück die Kirche leerräumen. Vor seinen Augen fanden nur einige wenige Steine Gnade, die heute die Bodenplatten des Chors bilden.86) Nicht eines der ehemals zahlreichen hölzernen Epitaphien ist erhalten. Der um die Kirche gelegene Friedhof wurde angesichts der häufigen Epidemien, v. a. der Pest, in der Mitte des 16. Jahrhunderts zu eng für die große Zahl von Toten. 1553 [Druckseite XX] zwang eine neuerliche Pestepidemie zur eiligen Verlegung der Bestattungen vor die Stadtmauern.87) Der Kirchhof um die Michaeliskirche wurde im 19. Jahrhundert eingeebnet und gepflastert.

2.3. Der Obere Johannesgottesacker

Der Friedhof wurde angelegt, nachdem die Zahl der in der Michaelisgemeinde zu bestattenden Toten im 16. Jahrhundert die Aufnahmegrenzen des an der Kirche gelegenen Friedhofs überstiegen hatte.88) 1553 ließen Stadtrat und Kirchenälteste ein vor dem Wendischen Tor gelegenes Grundstück zum Friedhof herrichten. Die 1566 auf dem Friedhof geweihte Annenkapelle wurde 1810 abgerissen.89) Im Jahre 1625 zwang die Pest zu einer Erweiterung des Friedhofsgeländes, das schließlich 1633 ummauert wurde.90) Die auf dem älteren, dem nördlichen Teil des Friedhofs gelegenen Bestattungen aus dem 16. Jahrhundert wurden 1813 und 1830 beseitigt,91) auf dem Areal entstand ein Stadtpark. Heute ist keine der in den Erfassungszeitraum gehörenden Grabinschriften des Oberen Johannesgottesackers mehr erhalten.

2.4. Die Alte Nikolaikirche

Die dritte größere Kirche der Stadt war die zwischen Unter- und Oberstadt am heutigen Nikolaikirchplatz gelegene Nikolaikirche. Sie gilt als die älteste Pfarrkirche der Stadt.92) Ihre Ursprünge reichen bis in die Entstehungszeit der Unterstadt zurück. Unklar ist, ob eine im Jahr 1079 zerstörte Jakobikirche ein Vorgängerbau am selben Ort mit anderem Patrozinium war.93) 1147 und 1230 wird eine Nikolaikapelle genannt, 1255 ein dazu gehöriger Friedhof.94) Bereits 1147 hatte der Propst des Stiftskapitels das Patronat über die Nikolaikirche inne.95) Im Jahr 1385 wurde die Kirche nach einem Brand wieder aufgebaut,96) 1576 erhielt sie neue Glocken, nachdem die alten unter Bischof Nikolaus von Amsdorf zu Geschützen eingeschmolzen worden waren.97) 1579 wurde ein evangelisches Diakonat an St. Nikolai gegründet, über das weiterhin das inzwischen evangelische Stiftskapitel das Patronat ausübte.98) In den Jahren 1618 bis 1631 wurden Taufstein, Altar, Orgel, Kanzel, Turmuhr und Empore erneuert.99) 1665 wies Herzog Moritz den Stiftsherren der Domkirche nach deren Umbau zur Schloßkirche die Nikolaikirche als Sitz an. Sie brachten Ausstattungsgegenstände des Doms mit: Kelche, Glocken, Bücher, vielleicht auch [Druckseite XXI] mindestens ein Altarretabel.100) 1792 wurde die Kirche erneut ausgebessert, diente aber noch im selben Jahr als Lazarett und verfiel in den folgenden Jahren. Nach dem letzten Gottesdienst wurde der mittelalterliche Bau 1821 abgerissen, der umgebende Kirchhof eingeebnet und gepflastert.101) Die Grabdenkmäler dieser Kirche wurden bei ihrem Abbruch beseitigt und als Baumaterial verwendet, die Ausstattungsgegenstände versteigert.102) Erst 1891 wurde ein Neubau an der heutigen Geschwister-Scholl-Straße geweiht. Dieser Neubau wurde Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit geräumt.

2.5. Der Untere Johannesgottesacker

Der Friedhof wurde 1586 für die Nikolaikirchengemeinde angelegt, als die Bestattungsfläche um die Alte Nikolaikirche zu klein geworden war. Seinen Namen soll er nach dem ersten Bestatteten, Johannes Kronstein, erhalten haben.103) Die heute verfallende Kapelle wurde 1603 geweiht, 1857 gründlich renoviert und auch zum Teil umgebaut. Einige „wohl erhaltene“ Grabsteine wurden damals um die Kirche herum aufgestellt.104)

2.6. Die Klosterkirche mit den Klostergebäuden

Das Zeitzer Franziskanerkloster wurde in den Dreißiger Jahren des 13. Jahrhunderts gegründet. Es dürfte bald nach 1238 erbaut worden sein. 1279 wurde die Kirche geweiht.105) Der ursprünglich kurze Altarraum wurde in der Zeit zwischen 1430 und 1450 verlängert.106) Das Gewölbe in seinem heutigen Zustand wird in das frühe 15. Jahrhundert datiert.107) Dementsprechend wurden die an den Deckengewölben der Kirche, im Kreuzgang und den ehemaligen Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoß des Kreuzganges gefundenen Wandmalereien in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts gesetzt.108) Nach der Säkularisierung des Klosters wurde die 1540 gegründete Lateinschule (Stiftsschule) 1541 in den Klosterkomplex verlegt. Die Unterrichtsräume waren um den Kreuzgang angeordnet. In den ehemaligen Zellen des Obergeschosses wohnten die Lehrer und der Rektor.109) 1542 wurde das Kircheninnere renoviert.110) Unter Herzog Moritz Wilhelm wurde der Innenraum 1689 bis 1692 barock umgestaltet.111) Eine umfangreichere Restaurierung erlebte die Kirche 1870 bis 1874. Dabei wurde wohl auch die Ausstattung stark reduziert.112) Es sollen „alte wertvolle Grabsteine aus der Kirche herausgenommen und als [Druckseite XXII] Wegplatten nach der Tür des Gymnasiums hin rücksichtslos verwendet“ worden sein.113) An der Nordwand der Kirche befanden sich außen mehrere Grabgewölbe, deren einer Teil bereits 1719 abgebrochen worden sein soll und deren Rest zwischen 1870 und 1874 verschwand.114) Im Zuge von Restaurierungsarbeiten im Kreuzgang wurden 1908 dreiteilige Bogenfenster anstelle vorhandener eckiger Fenster eingebaut.115) 1951 bis 1953 beseitigte man die Kriegsschäden.116) Die Kirche wurde noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts für Gottesdienste genutzt. Nach langem Leerstand und zunehmendem Verfall umfassen erste Restaurierungsarbeiten die Eindeckung des Daches und die bauliche Sicherung.

2.7. Die Stephanskirche

Auf dem im Mittelalter vor den Mauern der Stadt gelegenen Grundstück der Stephanskirche befand sich seit 1147 ein Benediktinerinnen-Kloster, das um 1450 zur Michaeliskirche verlegt wurde.117) Der heutige, 1741 geweihte Kirchenbau soll am Standort der Klosterkirche errichtet worden sein.118) Sein unmittelbarer Vorgänger war mehrfach umgebaut und repariert worden, behielt jedoch offensichtlich sein unansehnliches Äußeres und genügte nicht mehr den Bedürfnissen der Gemeinde.119) Einige Ausstattungstücke des Vorgängerbaus blieben erhalten: ein Kelch, vermutlich aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Nr. 18), eine Glocke von 1482 (Nr. 43), ein Altarretabel von um 1515 (Nr. 76), ein Kelch aus dem 15. oder dem Anfang des 16. Jahrhunderts (Nr. 84), eine Schrifttafel mit der Reihe der evangelischen Pfarrer dieser Kirche von 1645 (Nr. 313). Die Chronik des Johann Zader enthält keine Informationen über die ehemals in der Stephanskirche vorhandenen Grabinschriften.120)

2.8. Das Kloster Posa

Der Bau der Kirche des 1114 von Bischof Dietrich I. gestifteten Klosters wurde 1115 begonnen und 1122 beendet.121) Das Kloster wurde mit Hirsauer Mönchen besetzt. Die ersten Dotierungen erfolgten aus den Erbgütern des Bischofs.122) 1551 wurde das Gelände des wohl erst jetzt aufgelösten Klosters verpachtet123), die Bibliothek aber gelangte (nach einem Umweg über das alte Zeitzer Schloß) 1576 in die landesherrliche Schule zu Schulpforta, wo sie sich noch heute befindet.124) Bereits im folgenden Jahrhundert waren nur noch wenige Gebäude vorhanden; alle anderen hatten als Steinbruch gedient, die Grabplatten wurden zerschlagen.125) Johann Zader überliefert, indem er selbst eine heute verschollene Handschrift Johann Linckes kopiert, Wandinschriften aus den Klostergebäuden.

2.9. Das Rathaus

Von 1505 bis 1509 wurde das Rathaus unter Leitung von Baumeister Sebaldus Waldstein aus Altenburg errichtet126) und 400 Jahre später durch Anbauten und einen Turm erweitert. Dafür mußte der auf dem Nebengrundstück seit dem Mittelalter betriebene Gasthof zum roten Löwen weichen.127)

3. Inschriften, Inschriftenträger und Überlieferung

Der im Katalog verzeichnete Bestand der Inschriften der Stadt Zeitz umfaßt 325 Nummern. Davon sind im Original lediglich 117 Nummern erhalten, 208 Inschriften liegen nur noch in kopialer Überlieferung vor, der damit besondere Bedeutung zukommt.

Die bei weitem umfangreichste Überlieferung stellt die von Johann Zader verfaßte Naumburg-Zeitzische Stiftschronik dar. Johann Zader wurde am 19. Oktober 1612 als Sohn des Pfarrers der Zeitzer Nikolaikirche Jakob Zader128) geboren. Nach dem Abschluß seines Studiums der Theologie 1640 wurde er Rektor der Zeitzer Stiftsschule, 1641 Diakon an St. Michael, 1647 Pfarrer an St. Nikolai und schließlich 1655 Naumburger Domprediger. Johann Zader starb am 17. März 1685 in Naumburg.129) Durch seine Anstellungen in den Städten Zeitz und Naumburg, gestützt auf sein eigenes Ansehen und das seiner Familie, war es Zader möglich, in den umfangreichen Aktenbestand von Stadt und Stift Einsicht zu nehmen. Die bereits 1653 geplante Drucklegung der Stiftschronik in tausend Exemplaren wurde immer wieder durch die Stadträte von Zeitz und Naumburg aber auch durch Vertreter der Stiftsregierung Zeitz und durch das Naumburger Domkapitel verhindert.130) Der Grund soll in der unerwünschten Offenlegung von Vorgängen in fernerer, mehr noch in näherer Vergangenheit gelegen haben. Die Interessengegensätze spitzten sich anscheinend zu, denn Zaders Erben hielten sein Manuskript über Jahre unter Verschluß, bevor sie es nach vorherigen Absicherungen an die Stadt Naumburg verkauften. Es handelt sich dabei um die im folgenden Zader/O genannte Handschrift. Eine Drucklegung wurde ernsthaft wohl nie wieder in Angriff genommen.131)

Die von Zader verfaßte Naumburg-Zeitzische Stiftschronik ist, soweit bekannt, in sechs mehr oder weniger vollständigen Fassungen überliefert, deren genauer Zusammenhang bisher noch nicht untersucht ist.

  • Zader/O im Stadtarchiv Naumburg, Autograph
  • Zader/Nb im Stiftsarchiv Naumburg, eine wohl zu Zaders Lebzeiten angefertigte und von ihm redigierte Abschrift
  • Zader/O/StArZz im Stiftsarchiv Zeitz, Autograph
  • Zader/Grubner im Stiftsarchiv Naumburg, spätere Abschrift
  • [Druckseite XXIV]
  • Zader/StArZz im Stiftsarchiv Zeitz, spätere Abschrift
  • Zader/StdtArZz im Stadtarchiv Zeitz, spätere Abschrift

Aus der Anlage der inschriftenüberliefernden Kapitel in den verschiedenen Handschriften lassen sich zwei Grundfassungen erschließen.132) In Fassung A, zu der die Handschriften Zader/O und Zader/Nb gehören, geht Johann Zader nach der räumlichen Anordnung der Inschriftenträger im Fußboden oder an den Wänden einer Kirche vor. Dabei lokalisiert er den betreffenden Gegenstand recht genau.133) In Fassung B, zu der deutlich die Handschriften Zader/StArZz, Zader/Grubner und wohl auch Zader/O/StArZz zählen, ordnet Zader die Inschriften einer Kirche chronologisch und verzichtet auf die Wiedergabe der ihm weniger wichtig erscheinenden Texte. Fassung A ist vollständiger als Fassung B, da hier auch Grabinschriften für Frauen und Kinder mitgeteilt werden, die in Fassung B fehlen.

Bisher war zu den verschiedenen Handschriften und ihrer Zahl wenig bekannt. In Publikationen zur Zeitzer Geschichte wird das Werk lediglich als „Zader“ zitiert, ohne auf die verwendete Fassung und Handschrift hinzuweisen. Es ist deshalb im Einzelfall sehr genau zu prüfen, welche der Handschriften zugrunde gelegt wurde. Mit der Edition der in der Stiftschronik enthaltenen Inschriften gelangen erstmals größere Teile des Zaderschen Werkes in Druck und werden damit einem über eine kleinere Zahl von Spezialisten hinausgehenden Leserkreis zugänglich.

Das Hauptinteresse Zaders galt der Geschichte des Bistums und späteren Stifts Naumburg-Zeitz und der Städte Naumburg und Zeitz, die er in seinem Werk in drei Büchern abhandelt. Das erste Buch ist in beiden Grundfassungen der Stiftsgeschichte gewidmet und enthält die geographische und historische Beschreibung des Stiftsgebietes und eine Geschichte der Bischöfe aus den schriftlichen Quellen. Das zweite Buch handelt in Fassung A von der Stadt Zeitz, in Fassung B von der Stadt Naumburg, das dritte Buch in Fassung A von der Stadt Naumburg, in Fassung B von der Stadt Zeitz. Die Gebäude und Kirchen der Stadt beschreibt Zader in eigenen Kapiteln und geht dabei auch auf deren Innenausstattungen, zu denen die Inschriften gehören, ein. Zader nennt den Platz, an dem er die Inschrift vorfand, oder die Quelle, auf die er seine Überlieferung stützt, beschreibt häufig kurz den Inschriftenträger und benennt zumeist auch das Material. Den Inschriftentext überliefert er grundsätzlich wortgetreu, wobei es zu orthographischen Abweichungen kommen kann. Diejenigen Inschriften, denen Zader besondere Bedeutung zumaß, sind buchstabengetreu und mit der Zeilenanordnung der Vorlage wiedergegeben. In diesen Fällen übernimmt er auch die Schreibung in Majuskeln und Minuskeln der Inschrift.

Als Leithandschriften für die Wiedergabe der Inschriften werden hier Zader/O und Zader/Nb zugrunde gelegt. Die Schreibung des Chronisten wird beibehalten. Eine Ausnahme bildet der in lateinischen Texten verwendete Buchstabe ß, der in ss aufgelöst wird. Die Zadersche Interpunktion wurde nicht beibehalten, da sich nicht erweisen läßt, daß sie mit dem jeweiligen Original identisch ist.

Die Stiftschronik enthält insgesamt 108 nur in Regestenform überlieferte Grabinschriften, bei denen sich nicht mehr feststellen läßt, inwieweit sie wörtliche Bestandteile der Inschriftentexte enthalten. Diese können daher entsprechend den Bearbeitungsrichtlinien nicht in den Katalog aufgenommen werden. Die Regesten sind aus diesem Grund in Anhang 1 wiedergegeben. Sie beziehen sich überwiegend auf die Friedhöfe „Oberer Johannesgottesacker“ und „Unterer Johannesgottesacker“ und deren Kapellen.

[Druckseite XXV] Außerhalb des Zaderschen Werkes werden nur einzelne Inschriften bei Jakob Thamm (abgeschlossen 1601, Autograph)134) und Christian Gottlieb Liebner135) wiedergegeben. Beide Überlieferungen befinden sich im Stadt- und Kreisarchiv Zeitz/Moritzburg.

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Die Inschriftenüberlieferung der Stadt Zeitz setzt im 12. Jahrhundert mit der auf 1123 datierten Grabschrift des Bischofs Dietrich I. ein (Nr. 1). Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts sind weitere fünf Inschriften zu verzeichnen, bis zum Ende des 14. Jahrhunderts zwölf Inschriften. Etwas dichter wird die Überlieferung im 15. Jahrhundert mit 37 Inschriften und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit 41 Inschriften. 113 Katalognummern fallen in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, 108 Nummern in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Der Inschriftenbestand wird dominiert von der Gruppe der Grabinschriften, die 238 Nummern umfaßt. Sehr viel kleiner ist die nächstgrößere Gruppe der Bau- und Hausinschriften mit 22 Nummern. Als weitere kleine Bestände sind die Glocken und Gemälde mit jeweils neun Nummern und die Kelche mit sieben Nummern zu nennen. Als Besonderheit ist hier auf eine Gewandnadel (Nr. 210) als Inschriftenträger zu verweisen.

Von den 238 Grabinschriften liegen 67 in originaler Überlieferung vor. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts überwiegen die im Original erhaltenen Inschriften, während in der darauffolgenden Zeit der Großteil der Texte nur noch in Abschrift vorliegt. Dies erklärt sich vermutlich daraus, daß die Grabdenkmäler des 16. und 17. Jahrhunderts bei der Renovierung der Kirchen im 18. und besonders im 19. Jahrhundert als künstlerisch wertlos erachtet und aus den Kirchen entfernt wurden.136) 81 Grabinschriften stammen aus der Schloßkirche (der ehemalige Dom und Domkreuzgang), davon liegen 45 nur noch in kopialer Überlieferung vor. In den Bereich der Klosterkirche gehören 61 Grabinschriften, von denen nur noch sieben Inschriften im Original überliefert sind. Aus der Michaeliskirche stammen 43 Grabinschriften, darunter nur fünf erhaltene. Die 21 Grabinschriften der Alten Nikolaikirche sind bis auf ein Fragment verloren.

Unter den Grabdenkmälern sind die Grabplatten und Epitaphien hinsichtlich ihrer Situierung und ihrer Funktion als zwei große Gruppen voneinander zu unterscheiden. Eine Grabplatte diente als Bedeckung des Grabes, befand sich also ursprünglich unmittelbar am Begräbnisort. Heute ist diese unmittelbare Zuordnung der Platte zum Grab in den meisten Fällen nicht mehr erkennbar, da diese Denkmäler zumeist von ihrem ursprünglichen Platz entfernt und an den Kirchenwänden aufgestellt wurden. Den überwiegenden Teil der Grabplatten machen hochrechteckige Platten aus Sand- oder Kalkstein aus, die in einigen Fällen mit Metalleinlagen versehen waren; bei fünf Nummern handelt es sich um Bronzegrabplatten (Nr. 21, 36, 38, 62, 78).

Schon die älteste erhaltene auf das Jahr 1308 datierte steinerne Grabplatte (Nr. 9) zeigt die auch in späterer Zeit überwiegende Gestaltung mit umlaufender Inschrift. Im Mittelfeld findet sich hier die Ritzzeichnung eines Kreuzes. Drei auf die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datierende Grabplatten weisen im Innenfeld erstmals figürliche Darstellungen in Ritzzeichnung auf, bei denen es sich in zwei Fällen um einen Geistlichen (Nr. 13 und 19) und in einem Fall um einen Ritter (Nr. 14) handelt. Die älteste Grabplatte mit einem figürlichen Relief im Innenfeld stammt aus dem Jahr 1452 (Nr. 31). Die figürliche Darstellung eines Bürgerlichen findet sich erst auf einem aus dem Jahr 1619 stammenden [Druckseite XXVI] Stein (Nr. 262). Neben den Abbildungen der Verstorbenen in Ritzzeichnung oder Relief finden sich auf wenigen Platten auch Darstellungen von Kelchen oder Wappen im Mittelfeld. Zwei Doppelgrabplatten aus den Jahren 1514 und 1557 (Nr. 73 und 112) sind jeweils für zwei im Relief dargestellte Vikare bestimmt. Die älteste Grabplatte mit zeilenweise verlaufender Inschrift stammt aus dem Jahr 1510 (Nr. 67); diese Form kommt bis zum Ende des Bearbeitungszeitraums immer wieder vor, ist mit insgesamt nur 14 Nummern jedoch deutlich seltener als die Grabplatten mit umlaufender Inschrift. Die Kombination beider Formen zeigen zwei Grabplatten aus den Jahren 1585 und 1637 (Nr. 173 und 304).

Der Zeitzer Inschriftenbestand enthält insgesamt zwölf Grabplatten mit auf Stein aufgebrachten Metall-einlagen oder größeren Metalltafeln. Keines der aus Metall gefertigten Stücke befindet sich heute noch auf der originalen Steinplatte.137) Die älteste überlieferte Bronzegrabplatte aus dem Jahr 1434 zeigt die Figur des Bischofs Johannes II. von Schleinitz in Ritzzeichnung; die um die Tafel gesetzte Rahmenleiste mit der Inschrift ist verloren (Nr. 21). In derselben Form war auch die vermutlich für Bischof Peter von Schleinitz angefertigte Grabplatte (Nr. 38) aus dem Jahr 1463 gestaltet, von der ebenfalls nur das in Metall gefertigte Innenfeld erhalten ist. Im Falle der Grabplatte des im selben Jahr verstorbenen Bischofs Georg von Haugwitz (Nr. 36) ist nur die Rahmenleiste erhalten. Zwei Grabplatten aus den Jahren 1501 und 1520 (Nr. 62 und 78) weisen Rahmenleisten aus Metall und separat gefertigte Relieffiguren der Verstorbenen auf. Bei den kleineren Metalleinlagen der anderen Grabplatten handelt es sich um rechteckige Tafeln oder Medaillons mit Inschriften, die teilweise mit Wappen und figürlichen oder ornamentalen Verzierungen kombiniert sind. Der überwiegende Teil dieser Inschriften ist erhaben ausgeführt. Diese Stücke stammen aus der Zeit von 1539 bis 1602.138)

Während die Grabplatte an den Begräbnisort gebunden war, konnte das Epitaph, das häufig zusätzlich zur Grabplatte angefertigt wurde, an einem beliebigen Platz errichtet werden. Im Zeitzer Inschriftenmaterial setzt eine räumliche Trennung von Begräbnisort und von Gedächtnisort Kirche, in der ein Epitaph angebracht wurde, anscheinend erst nach der Einrichtung des ersten Zeitzer Friedhofs, des Oberen Johannesgottesackers, ein. In der Zeit davor befinden sich Grabplatte und Epitaph in enger räumlicher Nähe. Die meisten Epitaphien des Zeitzer Bestands sind lediglich kopial überliefert; über ihre Gestaltung lassen sich nur unzureichende Angaben gewinnen. Lediglich fünf Epitaphien sind erhalten, die in die Zeit von 1536 bis 1603 fallen. Vier der Epitaphien haben die Form hochrechteckiger Steine mit einem Aufsatz (Nr. 87, 108, 116 und 141). Sie zeigen alle den Verstorbenen, in einem Fall eine Frau, in Bethaltung unter dem Kreuz, sowie Tafeln oder Kartuschen mit Inschriften. Das einzige erhaltene hölzerne Epitaph aus dem Jahr 1603 (Nr. 223) ist zugleich das einzig bekannte Epitaph aus dem Berichtszeitraum, das eine aufwendigere mehrteilige Gestaltung aufweist. Es ist vor allem auch deshalb hervorzuheben, weil eine als Baum gestaltete 32teilige Ahnenprobe den Gesamteindruck dominiert.

* * *

Der Gesamtbestand der Zeitzer Inschriften setzt sich zusammen aus 190 Inschriften in lateinischer und 107 Inschriften in hochdeutscher Sprache sowie 21 Inschriften, die sowohl deutsche als auch lateinische Texte enthalten. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts sind alle Inschriften ausnahmslos in Latein abgefaßt. Die hochdeutsche Sprache findet sich erstmals in der Michaeliskirche auf Spruchbändern einer auf die Mitte des 15. Jahrhunderts datierten Wandmalerei, die die Legende von den drei Lebenden und den drei Toten darstellte (Nr. 34).

Für die Grabinschriften des Zeitzer Bestands wird überwiegend die lateinische Sprache verwendet. 142 durchgehend lateinischen Inschriften stehen 81 Inschriften in hochdeutscher Sprache gegenüber, auf zehn Denkmälern finden sich Inschriften in beiden Sprachen. Die älteste überlieferte Grabinschrift von 1123, die für Bischof Dietrich I. verfaßt ist, besteht aus einem kurzen Sterbevermerk in Prosa und einer vier Hexameter umfassenden Versinschrift. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts sind weitere zwei in Versen abgefaßte Grabinschriften überliefert, von denen eine für den 1394 verstorbenen [Druckseite XXVII] Dechanten Heinrich Dreisker von Etzdorf (Nr. 16), die andere für den 1434 verstorbenen Bischof Johannes II. (Nr. 22) bestimmt war. Diesen wenigen Versinschriften stehen insgesamt 28 Prosagrabschriften gegenüber, die aus einem formelhaften Sterbevermerk und einer Fürbitte bestehen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kommen insgesamt vier lateinische Versinschriften in Kombination mit Prosagrabschriften vor.

Neben den formelhaften kurzen lateinischen Prosagrabschriften treten seit dem Ende des 14. Jahrhunderts Inschriften mit erweitertem Formular auf, seit Beginn des 16. Jahrhunderts auch freier formulierte Texte. Als Beispiel für ein erweitertes Formular kann hier die Grabinschrift des 1393 verstorbenen Hermann von Etzdorf angeführt werden, die eine kurze Erwähnung seiner geistlichen Würden enthält (Nr. 15). Die Grabinschrift des 1501 verstorbenen Damian Roggenbach benennt den Begräbnisplatz und endet in einer ausführlicher formulierten Fürbitte (Nr. 61). Auf der erhaltenen Grabplatte des Eckardt Museler von 1510 steht das Epitheton venerabilis und eine kurz gefaßte Beschreibung seiner beruflichen Tätigkeit (Nr. 67).

Von diesen weitgehend formelhaften Texten heben sich die frei formulierten lateinischen Prosagrabschriften für Andreas Leuchtenstern aus dem Jahr 1501 (Nr. 63) und für Heinrich Schmiedeberg aus dem Jahr 1520 (Nr. 78) deutlich ab. Die Grabschrift von 1501 enthält eine Biographie des Verstorbenen, die Grabschrift von 1520 erinnert an eine Stiftung Schmiedebergs und fordert den Vorübergehenden dazu auf, für diesen zu beten. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts werden die kurzen lateinischen Prosagrabschriften seltener verwendet im Gegensatz zu den immer häufiger werdenden frei formulierten längeren Texten. Letztere nehmen bis zum Ende des Erfassungszeitraums an Umfang zu und enthalten teilweise ausführliche biographische Angaben. Besonders hervorzuheben ist hier die Grabschrift für den 1564 verstorbenen Bischof Julius Pflug, die neben längeren biographischen Ausführungen auch eine wortreiche Würdigung seiner Verdienste enthält (Nr. 120).

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts finden sich im Zeitzer Bestand erstmalig Prosagrabschriften in deutscher Sprache. Die beiden ältesten deutschen Prosagrabschriften für den bischöflichen Kanzler Johannes Biermost von 1512 (Nr. 70) und für den Bürgermeister Matthäus Sichling von 1514 (Nr. 74) bestehen aus einem kurzen Sterbevermerk, dem im Fall des Johannes Biermost noch eine Fürbitte hinzugefügt ist. Diese Form der kürzeren deutschen Prosagrabschrift wird in der Folgezeit beibehalten und seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auch mit lateinischen und deutschen Versinschriften oder mit lateinischen Prosainschriften kombiniert.

Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts treten verstärkt lateinische Versgrabschriften auf, die häufig mit lateinischen oder deutschen Prosagrabschriften in Verbindung stehen. Die erste lateinische Versgrabschrift, die nicht für einen Geistlichen bestimmt ist, wurde dem nach 1523 gestorbenen bischöflichen Amtsverwalter Georg Ganser gewidmet (Nr. 82). Eine Sonderstellung nehmen die Inschriften auf dem Epitaph der Magdalena Walther, der Ehefrau des Johannes von Schenitz, von 1559 ein, unter denen sich nicht nur die einzige im Zeitzer Bestand überlieferte lateinische Versgrabschrift für eine Frau befindet, sondern auch eine umfangreiche Inschrift in deutschen Reimversen und das älteste auf einem Zeitzer Grabdenkmal vorkommende Bibelzitat, hier in lateinischer Sprache (Nr. 116). Mit der als Chronodistichon abgefaßten Grabschrift für den 1562 verstorbenen Bürgermeister Ambrosius Weiße (Nr. 118) setzt die Verwendung der lateinischen Versgrabschriften in Kreisen des gebildeten Bürgertums ein. Die in deutschem Reimvers verfaßten Grabschriften bleiben im Zeitzer Material mit insgesamt vier Nummern (Nr. 137, 146, 171 und 177) die Ausnahme. Auch Bibelzitate in lateinischer oder deutscher Sprache auf Grabdenkmälern kommen im Zeitzer Material mit zehn Nummern vergleichsweise selten vor. Dies erklärt sich möglicherweise daraus, daß das Interesse des Kopisten Zader vorwiegend den biographische Angaben enthaltenden Sterbevermerken galt, so daß er nur in Einzelfällen die auf den Grabdenkmälern befindlichen Bibelzitate oder Grabgedichte wiedergab. Insgesamt überwiegen die Prosatexte in deutscher wie in lateinischer Sprache auf den Grabdenkmälern bis zum Ende des Erfassungszeitraums deutlich.

* * *

Von den insgesamt 22 Bau- und Hausinschriften sind noch neun Inschriften im Original erhalten. Zehn Nummern sind dem weltlichen, zwölf Nummern dem geistlichen Bereich zuzurechnen. Soweit sich die Sprache der Haus- und Bauinschriften aufgrund genügenden Wortmaterials feststellen läßt, überwiegen die lateinischen Texte mit elf Nummern gegenüber fünf deutschen Inschriften und einem deutsch-lateinischen [Druckseite XXVIII] Mischtext. Die älteste Bauinschrift aus dem Jahr 1223 befand sich an einer Mühle des Stifts (Nr. 4). Es handelt sich dabei um eine längere in Prosa abgefaßte lateinische Stiftungsinschrift. Unter den Inschriften aus dem weltlichen Bereich finden sich unterschiedliche Texttypen: drei Stiftungsinschriften, eine Grundsteinlegungsinschrift, eine Bauinschrift, zwei Namen mit Baudatum, in einem Fall mit kurzem Bibelzitat, ein Gasthofsname sowie eine Devise religiösen Inhalts zusammen mit einem Baudatum. Damit weisen die Bauinschriften des weltlichen Bereichs ein breites, wenn auch nur mit Einzelfällen zu belegendes Spektrum an Texttypen auf. Es fehlen im Zeitzer Bestand Sprüche und Sentenzen weltlichen oder religiösen Inhalts.

Bei den Bauinschriften aus dem kirchlichen Bereich handelt es sich in sieben Fällen um Stifterinschriften, davon sind vier Inschriften als längere Prosatexte formuliert, drei Inschriften bestehen lediglich aus Baudatum und Jahreszahl. Daneben kommen noch drei längere Bauinschriften vor. Die Bauinschrift der Kapelle des Unteren Johannesgottesackers von 1603 schildert in deutschen Reimversen, wie der Bau ‚ins Trockene gebracht‘ wurde (Nr. 226). Eine Sonderstellung unter den Bauinschriften nimmt zum einen das in der Schloßkirche angebrachte Schriftband mit der Inschrift Ich heyse keselib (Nr. 57), zum anderen die Inschrift an der Kapelle „Maria in ambitu“ im Kreuzgang der Schloßkirche ein (Nr. 72). Die auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts datierte Käselieb-Inschrift ist nur bedingt als Bauinschrift anzusehen, da die Verbindung mit dem Bau der Schloßkirche auf einer Sage beruht. Wenn man sie als Bauinschrift auffassen will, handelt es sich hierbei, zusammen mit der in den gleichen Bauzusammenhang gehörenden Stifterinschrift von 1487 (Nr. 45), um die älteste deutschsprachige Bauinschrift des Zeitzer Bestandes. Die Inschrift an der Kapelle „Maria in ambitu“ schildert in fünf lateinischen Distichen den Neubau der Kapelle im Jahr 1512 und gibt als Begründung für die Baumaßnahme an, daß die Akustik in der alten Kapelle als unzureichend empfunden wurde.

4. Die Schriftformen

Die sehr vom Zufall geprägte, lückenhafte Überlieferung originaler Schriftdenkmäler erlaubt in Zeitz keine Darstellung der historischen Entwicklung der Schriftformen. Hinzu kommt der häufig sehr schlechte Erhaltungszustand der Schriftdenkmäler, so daß die charakteristischen Merkmale der Buchstabenformen nur schwer erkennbar sind. Die größte Gruppe bilden die Inschriften in Kapitalis (darunter auch verlorene, in ihrer Schriftform jedoch überlieferte Denkmäler). Zahlreich ist auch die gotische Minuskel vertreten. Alle anderen Schriftformen kommen jeweils in nur geringer Anzahl vor.

4.1. Mittelalterliche Majuskelinschriften

Nur vier Inschriftenträger sind der romanischen Majuskel zuzuordnen (Nr. 2, 3, 5 und 6), von denen nur Nr. 3 und 6 über einen nennenswerten Buchstabenbestand verfügen. Eine schriftgeschichtliche Entwicklung der romanischen Majuskel kann für den Bestand Zeitz nicht dargestellt werden. Die Inschriften Nr. 2 und 3 erlauben jedoch eine Charakterisierung dieser Schriftart im vorliegenden Bestand. Es werden offene E mit feinen geraden Sporen verwendet, neben dem unzialen tritt auch ein kapitales A (Nr. 3) auf. Das R ist in einem Fall (Nr. 2) mit gerader, im anderen (Nr. 3) mit gewölbter Cauda ausgeführt. Beide Inschriften lassen leichte Bogenverstärkungen erkennen. Inschrift Nr. 5 kann nur mit wenigen gut erkennbaren Buchstaben diesen Beschreibungen zugeordnet werden. Die weniger durchgebildeten Buchstaben der Inschrift Nr. 6 lassen mit der Bogenschwellung bei dem Buchstaben U und einem geschlossenen E bereits Übergangsformen zur gotischen Majuskel erkennen.

Unter den zehn erhaltenen Inschriften in der gotischen Majuskel, davon zwei datierte (Nr. 9 und 15), erlaubt der Erhaltungszustand nur in sechs Fällen139) eine schriftgeschichtliche Auswertung. Die Verwendung der gotischen Majuskel setzt im Bestand um 1300 ein und ist nach 1400 nur in zwei Fällen [Druckseite XXIX] nachweisbar.140) Über die Frühformen dieser Schrift lassen sich keine Aussagen machen, da die Grabplatte der Kunegunde (Nr. 9) starke Unregelmäßigkeiten in der Ausführung erkennen läßt und die Inschriften Nr. 7 und 8 stark zerstört sind.

Die Inschriften aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zeigen die gotische Majuskel bereits in ausgeprägter Form. E und C sind geschlossen, die Bogenschwellungen stark ausgeprägt. Die Bögen von D und B setzen gerundet an der Haste an. Besonders manierierte Formen zeigen eine Glockeninschrift (Nr. 11) und die Inschrift auf einem Kelch (Nr. 18), die durch ausgeprägte, zum Teil dreieckig ausgezogene Bogenschwellungen charakterisiert sind.

4.2. Gotische Minuskel

Diese nach der Kapitalis am häufigsten in Zeitz erhaltene Schriftform kommt datiert zuerst auf der für den 1394 verstorbenen Dechanten Dreisker von Etzdorf gesetzten Grabplatte (Nr. 16) vor. Ein Jahr vorher wurde für die Grabinschrift eines Angehörigen derselben Familie die gotische Majuskel verwendet.141) Dies deutet daraufhin, daß, wie auch in anderen Inschriftenbeständen zu beobachten ist,142) gegen Ende des 14. Jahrhunderts die gotische Majuskel durch die gotische Minuskel abgelöst wurde. Aufgrund der geringen Überlieferungsdichte erhaltener Inschriften läßt sich der Verlauf dieses Ablösungsprozesses im Zeitzer Bestand nicht beobachten. Von den insgesamt 37 erhaltenen Inschriften sind 24 datiert, weitere 11 konnten einigermaßen sicher zeitlich eingeordnet werden. Zwei Inschriften lassen sich nur sehr allgemein datieren (Nr. 59 und 84) und können lediglich bedingt für eine schriftgeschichtliche Analyse berücksichtigt werden. Von den damit heranzuziehenden 35 Inschriften gehören fünf in die Zeit von 1400 bis 1450, elf in den Zeitraum bis 1499 und 19 in die Zeit bis 1567, dem Jahr der letzten datierten Inschrift in gotischer Minuskel. 27 der erhaltenen Inschriften sind Grabinschriften, 24 davon in Stein, drei in Bronze gearbeitet. Je drei Inschriften sind auf Glocken und auf Kelchen, zwei auf Schlußsteinen erhalten. Hinzu kommen eine steinerne Haustafel (Nr. 131) und eine Beischrift zu einer Bauplastik. (Nr. 57). 16 der Inschriften sind eingehauen, sechs graviert. Von den 15 erhaben gearbeiteten Inschriften gehören acht in die Zeit nach 1500. Im selben Zeitraum sind fünf eingetiefte (eingehauene, eingravierte) Inschriften überliefert.

Die älteste gotische Minuskel von 1394 hat schmale, regelmäßig gearbeitete Buchstaben, die markante, zu Quadrangeln reduzierte Brechungen tragen, deren freie Enden spitz ausgezogen und bei einzelnen t und r durch Zierstriche verlängert werden. Die frühen Beispiele zeigen insgesamt schmale Buchstabenformen; einzelne Ober- und Unterlängen ragen wenig über das Mittelband hinaus. Bei den erhaben ausgeführten Glockeninschriften (Nr. 24, 39, 43 und die in Nachzeichnung erhaltene Nr. 40) sind die Buchstaben nahezu vollständig ins Zweilinienschema gestellt. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts und im Laufe des 16. Jahrhunderts lassen sich vermehrt Beispiele finden, in denen die Minuskeln im Vierlinienschema stehen (Nr. 48, 51), in der Inschrift des Vikars Hermstorff (Nr. 56) schneiden einzelne Oberlängen knapp die Rahmenlinie. Auch die Buchstaben der Inschrift des Käselieb stehen deutlich in vier Linien, anstelle der im Buchstabenbestand der Inschrift fehlenden Unterlängen ist der Bogen des h unter die Grundlinie gezogen. [Druckseite XXX]

Ein besonders qualitätvolles Beispiel für die gotische Minuskel des 15. Jahrhunderts ist die auf einem Bronzerahmen ausgeführte Inschrift für den 1463 verstorbenen Georg von Haugwitz (Nr. 36). Die Buchstaben heben sich glatt vom schraffierten Hintergrund ab.143) Die sehr einheitlich gestalteten Buchstaben tragen sich wiederholende Verzierungen: einzelne Hasten sind gezahnt, der Mittelbalken des f ist von hinten durch die Haste gezogen, der Bogen des p ist durch die unten in einer Verzierung auslaufende Haste gezogen. Die linke Haste des d ist gezahnt, die rechte knickt oben nach links ab, ein Sporn ist eingerollt. Die am Wortende stehenden s laufen ebenfalls in zarte, eingerollte Sporen aus. Die Ober- und Unterlängen sind in doppelter Kontur außerhalb des schraffierten Mittelbandes graviert. Die Zierelemente der Schrift bestimmen wesentlich ihren ornamentalen Charakter.

Die Inschriften der gotischen Minuskel haben von Beginn an einzelne Versalien, die im 15. Jahrhundert der gotischen Majuskel entnommen sind. Sie beschränken sich zumeist auf das A von Anno und das Zahlzeichen M. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts werden auch Kapitalis- (Nr. 100) und Frakturversalien (Nr. 87) verwendet. Im 16. Jahrhundert nimmt die Zahl an Inschriften der erhaben ausgeführten gotischen Minuskel deutlich zu.144) Das erste erhaltene Beispiel aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die Inschrift auf der Grabplatte des Blasius Hering und des Jakob Weidich von 1513 (Nr. 73). Die Buchstaben sind mit breiter Strichstärke ausgeführt, die deutlich vorhandenen Brechungen scheinen dadurch weniger hart. Im Vergleich dazu wirken drei andere Beispiele der erhaben gearbeiteten gotischen Minuskel kantiger (Nr. 114, 115, 126). Die Buchstaben sind weniger breit, ihre Strichbreite im Verhältnis zur Buchstabenhöhe schmaler.

Von den gotischen Minuskelschriften des 16. Jahrhunderts hebt sich die Grabinschrift des Eberhard von Thor von 1536 (Nr. 87) durch ihren dekorativen Charakter ab. Die schlank proportionierten Buchstaben stehen im Vierlinienschema ohne besonders ausgeprägte Ober- und Unterlängen. Einzelne Brechungen sind zum Quadrangel reduziert, andere stark gerundet (g). Der Gesamteindruck der in ihren einzelnen Buchstaben noch immer gebrochenen Schrift wird damit gerundeter. Diese Inschrift ist für ihre Zeit ein Einzelfall, die zeitlich benachbarten Inschriften von 1557 (Nr. 112, 113) zeigen, soweit ihr Erhaltungszustand eindeutige Beobachtungen zuläßt, noch deutliche Brechungen. Die späteste gotische Minuskel im Zeitzer Bestand, eine Haustafel von 1567 (Nr. 131), zeigt deutliche Einflüsse aus gerundeten Schriftformen. Die unteren Bogenabschnitte von b und o sind in der Außenkontur kaum noch gebrochen, die zweite Haste des u endet oben stumpf.

4.3. Fraktur und humanistische Minuskel

Die Fraktur ist im Zeitzer Bestand lediglich mit vier eingehauenen (Nr. 141, 208, 297, 298) und vier gemalten Inschriften (Nr. 153, 212, 223, 313) vertreten. Die älteste, noch stark der gotischen Minuskel verhaftete Frakturinschrift befindet sich auf dem steinernen Epitaph des 1572 gestorbenen Konrad von der Planitz (Nr. 141). Schwellzüge konnten in der mit einer weißen Masse ausgefüllten, breit doppelkonturigen Inschrift nur schwer ausgeführt werden. Das Schaft-s endet auf der Grundlinie, die Oberlängen laufen nicht in Zierformen aus. Der Frakturcharakter der Inschrift wird im wesentlichen von den Frakturversalien geprägt. Die beiden späten in Stein gehauenen Beispiele dieses Schrifttyps (Nr. 297 und 298) zeigen die gerundeten und breiten Buchstaben, die sich auch im Nordwesten Deutschlands beobachten lassen.145) Die gemalten Frakturinschriften des Zeitzer Bestandes sind eher schlicht, ohne die für diese Schrift typischen ausgezogenen Ober- und Unterlängen ausgeführt.

Die humanistische Minuskel ist in nur in einem Beispiel aus dem Jahr 1645 erhalten. Auf einer die Reihe der evangelischen Pfarrer der Stephanskirche auflistenden gemalten Tafel wird die humanistische Minuskel neben anderen Schriftformen verwendet (Nr. 313). Interessant ist die in einem Fall verwendete [Druckseite XXXI] humanistische Kursive. Auf der bronzenen Bildnisplatte für den 1520 verstorbenen Heinrich Schmiedeberg in der Schloßkirche ist der Verstorbene mit einem Zettel in der Hand dargestellt (Nr. 78). Die darauf in doppelter Kontur geritzte ist als Schreibschrift ausgeführt. Einige Buchstaben scheinen individuelle Ausprägung zu zeigen: das r erinnert eher an ein y, die Haste des t ist gebogen.

4.4. Frühhumanistische Kapitalis/Renaissance-Kapitalis

Die frühhumanistische Kapitalis ist in Zeitz nur im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts mit zwei Inschriften in Bronze von 1501 (Nr. 62) und 1520 (Nr. 78), einer Inschrift in Stein von 1503 (Nr. 64) und zwei gemalten Inschriften von 1504 (Nr. 65) und um 1515 (Nr. 76) nachzuweisen. Die in Stein erhaben ausgeführte Inschrift und die gravierten Bronzeinschriften zeigen die für diese Schriftart typischen sehr hohen Buchstaben. Hingegen treten die charakteristischen Buchstabenformen wie offenes D, retrogrades N, epsilonförmiges E nur vereinzelt auf (Nr. 64). Lediglich das konische M, bei Nr. 62 und 78 mit sehr hohem Mittelteil, ist bei allen Beispielen anzutreffen. Ausbuchtungen an Balken, Hasten und Kürzungsstrichen sind – wenn auch sparsam – für alle drei Inschriften verwendet worden. Im Unterschied zu den in Metall und Stein ausgeführten Inschriften weisen die gemalten Gewandsauminschriften (Nr. 65) und das gemalte Spruchband (Nr. 76) die genannten typischen Buchstabenformen auf.

Die Renaissance-Kapitalis ist die von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zum Ende des Erfassungszeitraums am häufigsten verwendete Schriftform im Zeitzer Inschriftenbestand. Sie setzt im Jahr 1539 mit einer am klassischen Vorbild orientierten, sehr sorgfältig ausgeführten gravierten Inschrift auf der Bronzegrabtafel für Kaspar Thamm (Nr. 91) ein. Die Buchstaben sind wohlproportioniert und mit Sporen versehen, die Bögen und Linksschrägen, bei Z auch die rechtsschräge Diagonalhaste, sind verstärkt. O ist kreisrund mit linksschräger Schattenachse. Der Bogen des P ist nicht geschlossen, die Cauda des R dornenförmig, M ist leicht konisch, der Mittelteil reicht bis auf die Grundlinie. Auch die auf den Epitaphien des 1555 verstorbenen Wolf von Ende (Nr. 108) und der 1559 verstorbenen Magdalena Walther (Nr. 116) in Stein eingehauenen Inschriften ähneln klassischen Ausführungen dieser Schriftart. Dabei wird in beiden Fällen der Rückgriff auf die Antike in der Schriftform unterstrichen durch die Verwendung klassischer Architekturelemente. Beide Epitaphien folgen dem Grundaufbau einer Ädikula, bestehend aus Sockel (bei Nr. 116 breit gearbeitet und für eine Inschrifttafel genutzt), von korinthischen Säulen gerahmter Nische mit der Darstellung der/des Verstorbenen und einem Giebel (bei Nr. 108 ist zwischen Nische und Giebel eine säulengerahmte Tafel mit der Grabschrift eingeschoben). Überhöhte Anfangsbuchstaben werden seit 1555 verwendet (so u. a. Nr. 108, 110, 116, 120, 124). I-Punkte werden zum ersten Mal auf dem Epitaph des Julius Pflug von 1564 (Nr. 120) gesetzt, sind aber insgesamt selten im Zeitzer Bestand zu finden (so Nr. 124, 156).

Die späteren Kapitalisinschriften des Zeitzer Bestandes sind zwar in Einzelfällen sehr qualitätvoll ausgeführt, orientieren sich aber weniger stark am klassischen Vorbild. Die erhaben vor vertieftem Hintergrund gehauene, sehr dekorative Inschrift auf dem Epitaph des Julius Pflug beispielsweise zeigt A mit gebrochenem Mittelbalken, Ausbuchtungen an den Schräghasten des N und dem Balken des H sowie einzelne, in der Breite etwas überproportionierte Buchstaben (E, C, G). Die unteren Bögen von G und C verlaufen zunächst gerade und enden bei C in einem Sporn. Der lange untere Querbalken des E verstärkt den Eindruck einer breit proportionierten Schrift.

Typisch für die Renaissance-Kapitalis in Stein in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind die Grabinschriften Nr. 173, 174 und 191. Sie zeigen regelmäßige, weniger die Breite betonende Ausführungen dieses Schrifttyps. Die beiden gravierten Inschriften auf dem Petschaft der Fleischhauer von 1594 (Nr. 196) und einer Gewandnadel (Nr. 210) sind als Inschriften auf Gebrauchsgegenständen eher unregelmäßig ausgeführt. Die Buchstaben sind ungleich hoch und breit, stehen teils eng aneinander, teils durch große Abstände getrennt. Die Inschrift auf dem Petschaft läßt gestalterische Bemühungen erkennen durch Schattenlinien und abschließende Sporen, während die Inschrift auf der Gewandnadel ganz darauf verzichtet.

Eine deutlich andere Ausprägung der Kapitalis zeigen die gemalten Inschriften auf der Kanzel und dem zugehörigen Schalldeckel aus der Zeit um 1600 in der Kirche des Zeitzer Ortsteils Aue (Nr. 211, 212). Die Buchstaben sind mit bogenförmigen Verzierungen versehen, die Enden der Schräghasten am Mittelteil des M und die Diagonalhaste des N sind eingerollt. Der Tendenz zur runden Formung entspricht auch das epsilonförmige E. [Druckseite XXXII]

Die Kapitalisformen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts lassen keine prinzipiellen Unterschiede zu den vorausgehenden erkennen. Bemerkenswert ist, daß V als Zeichen für den Laut ⟨u⟩ konsequent beibehalten wird.146) Eine Ausnahme bildet lediglich die gemalte, möglicherweise durch Restaurierung überformte Kapitalis auf dem Epitaph des Ehepaars Etzdorf (Nr. 223).

Zitationshinweis:

DI 52, Stadt Zeitz, Einleitung (Martina Voigt), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di052b007e005.

  1. Als verloren galt die nur kurzzeitig freigelegte und inzwischen wieder überbaute Grabplatte für den 1585 verstorbenen Domherrn Philipp Holler in der Schloßkirche (Nr. 174). Für verloren mußten auch alle Grabplatten aus der Alten Nikolaikirche angesehen werden. Ein Grabplattenfragment im Museum Schloß Moritzburg, Zeitz, dessen Namenszeilen fehlen, konnte jedoch mit Hilfe der kopialen Überlieferung eindeutig als die Platte für den 1632 verstorbenen Knaben Johann Karl Avenarius (Nr. 287) identifiziert werden. Unerwartete Inschriftenfunde sind ein Quaderstein im Wohnhaus Messerschmiedestraße 15 (Nr. 6) und ein Wappenstein für Bischof Johannes III. von Schleinitz von 1498, der mit seiner unbehauenen Seite nach oben liegend, als Türschwelle gedient hatte (Nr. 49). »
  2. Zu keiner der mitgeteilten Originalinschriften ist das Datum oder der genaue Zeitraum ihrer Herstellung aus ergänzenden Quellen bekannt. »
  3. Die Standorte werden mit den heute in Zeitz üblichen Namen angegeben. Bei den Standortbeschreibungen ist zu berücksichtigen, daß in den drei großen Zeitzer Kirchen – Schloßkirche, Franziskanerkirche, Michaeliskirche – zum Teil umfassende Instandsetzungsarbeiten während der Zeit der Erfassung der Inschriften geleistet wurden und werden (Schloßkirche) oder aber in den nächsten Jahren zu erwarten sind. Umsetzungen von erhaltenen Inschrifttragern können oder werden (Schloßkirche) damit einhergehen. »
  4. Ein großer Teil der Angaben zu den Personen wurde den Handschriften der Zaderschen Chronik (s. u., Abschnitt 3), Leichenpredigten und kleineren Archivalien entnommen. Auch durch den Vergleich des Inhalts der vorliegenden Inschriftentexte, die zu einem hohen Anteil aus Grab- und Gedächtnisinschriften bestehen, wurden Familienzusammenhänge geklärt. Querverweise sollen eine Zuordnung der Mitglieder einer Familie zueinander erleichtern. »
  5. Das betrifft im vorliegenden Band nur Aue und Posa, da für die anderen Orte keine Inschriftenüberlieferung nachweisbar ist. Das 1147 in einer Schenkung Bischof Udos I. an das Kloster Posa erstmals erwähnte Aue ist seit 1952 Teil der Stadtgemeinde Zeitz (Schulz, S. 139). »
  6. Vgl. Eichler/Walther, S. 305. »
  7. Nach Schlesinger I, S. 172, wurde die Königsburg erstmals 976 erwähnt. Bereits damals habe dort eine Petrikirche bestanden. Müller, Bürger, S. 10–12, entwickelt die Theorie, Zeitz habe bereits zu dem 531 zerstörten Thüringerreich gehört. »
  8. Vgl. Geschichte Sachsen-Anhalts I, S. 78–79. »
  9. Vgl. Nr. 3»
  10. Zur Bistumsgründung Schlesinger I, S. 25, 32, 34 und Nrn. 89 und 90. »
  11. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 40. »
  12. Zur Baugeschichte und Geschichte der Kirche s. u., Abschnitt 2.1. Schloßkirche. »
  13. Schlesinger I, S. 41–42: Grundbesitz und Kirchen in den Landschaften Plisni (um Altenburg), Puonzouwa (um Zeitz an der Elster), Ducharin (um Teuchern), Weta (an der Wethau, südlich von Naumburg). Ebd., S. 50, werden die königlichen Burgen Altenburg und Zeitz samt zugehörigen Dörfern und neun Kirchen an verschiedenen Orten als Zeitzer Besitz genannt. Später wurde wohl Altenburg wieder eingezogen und Zeitz dafür der zum Gebiet Puonzouwa gehörige Burgbezirk Krossen gegeben. »
  14. Schlesinger I, S. 92. »
  15. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 47, und Wießner, Naumburg, in: LdM 6, Sp. 1055. »
  16. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 109. »
  17. Schlesinger I, S. 92–94. »
  18. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 125f. »
  19. Nrn. 89 und 90. »
  20. Drößler, Zeitz, S. 12; Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 137f. Im HB der historischen Stätten, S. 521, wird das Jahr 1286 für die Verlegung der Residenz angegeben. »
  21. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 45. »
  22. Vgl. Nr. 21»
  23. Nach 950 soll sich der Handel mit Böhmen belebt haben, vgl. Schlesinger I, S. 35. Vgl. auch Drößler, Zeitz, S. 11. »
  24. Auf die Diskussion um den Standort einer früheren Jakobskirche in Zeitz kann hier nicht eingegangen werden. Zuletzt äußert sich dazu Wießner, der mit Günther (Jakobskirche) einen Vorgängerbau der Nikolaikirche für die Jakobskirche hält, vgl. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 212. Zum Thema s. auch unten, Abschnitt 2.4. Alte Nikolaikirche. »
  25. So Drößler, Zeitz, S 12. 1147 wird Zeitz civitas, 1228 oppidum genannt, vgl. Dehio 1976, S. 528. Wießner geht mit Günther (Entwicklung) von einer planmäßigen Anlage der Oberstadt durch die bischöflichen Stadtherren im 12. Jahrhundert aus, vgl. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 213 und 573. »
  26. Drößler, Zeitz, S. 12; Günther, Entwicklung, S. 75. »
  27. Drößler, Zeitz, S. 12; Wolf, Zeitz, in: HB der historischen Stätten, S. 520. Wolf vermutet, der Bischof habe nach 1030 die Marktherrschaft nur über die Oberstadt ausgeübt, während das Kollegiatsstift die Marktherrschaft über die Unterstadt, deren Kirche (Nikolaikirche) dem Stift gehörte, innehatte. »
  28. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 213, sieht in der Michaeliskirche den Nachfolgebau der vielfach gesuchten Kirche in Bosenrode. Danach wäre der Platz oder Ort Bosenrode mit seiner Kirche im Stadtgebiet aufgegangen. »
  29. Günther, Entwicklung, S. 71. »
  30. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 214. »
  31. Drößler, Zeitz, S. 13. Die Tore waren das Herrenbäckertor und das Propsteitor. Ein drittes, das Peterstor, führte aus der Domfreiheit auf die Elsteraue. Die Domherrenstraße gibt noch heute in etwa die Lage dieses Viertels an. »
  32. Müller, Bürger, S. 29. »
  33. Vgl. Müller, Bürger, S. 28–31. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 215, schreibt von einem nicht unbedeutenden Fernhandel der Zeitzer Kaufleute mit Wolle und Tuchen im 13. Jahrhundert. »
  34. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 219–223. »
  35. Ebd., S. 223. »
  36. Vgl. Neufeld, Juden, S. 169. Neufeld zufolge lebten nach 1500 nur in Meißen, Zwickau, Plauen, Mühlhausen und Nordhausen noch Juden. »
  37. Rothe, AdG, S. 114–116. »
  38. Ebd., S. 117. »
  39. Ebd., S. 120. »
  40. Vgl. u. a. Nr. 165, Anmerkung 4. »
  41. Vgl. u. a. die Nrn. 50, 142, 165, 235, 249, 267, 276, 283. Zu Aufbau und Arbeitsweise des Zeitzer Rates vgl. Braun, Chronik, S. 31. In den Inschriftennummern dieses Bandes begegnet der geschilderte Ratsaufbau in den Lebensläufen der Bürgermeister und Ratsherren. »
  42. Droßler, Zeitz, S. 14. »
  43. Vgl. Anhang 2, 1505. »
  44. Braun, Chronik, S. 31. Vgl. auch u. a. die Nrn. 159, 168, 177, 192. Nach den überlieferten Grabinschriften sind die genannten Ämter anscheinend seit der Mitte des 16. Jahrhunderts besetzt worden. »
  45. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 169: Nur wenige der Stiftskapitularen traten zum neuen Glauben über, darunter Basilius Wilde (Nr. 110), Felician von Peschwitz (Nr. 133), Johannes Rothe (vgl. Nr. 122), Michael Arnold (Nr. 129). »
  46. 1524 kaufte der Rat ein Haus in der Rothegasse, in dem er eine Grundschule einrichtete, vgl. Schamberger, Geschichte, S. 66. Klare Nachrichten über diese Schule gibt es nicht. An anderer Stelle wird berichtet, die Schule sei mit der Stiftsschule im Franziskanerkloster vereinigt worden; so auch Philipp, S. 209, und Radtke, Aus der Zeitzer Gelehrtenschule des 16. Jahrhunderts, in: Mk. Zeitz 103, 1929, S. 9. »
  47. Rothe, AdG, S. 37. Bereits im Jahr 1140 bestand eine Schule zur Ausbildung kirchlichen Nachwuchses in einem neben dem Dom gelegenen Gebäude, vgl. Schamberger, Geschichte, S. 66. Zu Lehrern der Stiftsschule vgl. u. a. die Nrn.: 132, 134, 157, 175 und im Anhang 1, Unterer Johannesgottesacker Friedhof 1617 sowie Oberer Johannesgottesacker, neuer Teil 1626 und 1629. »
  48. Blaschke, Sachsen. Zu Pelaeus vgl. Nr. 209»
  49. Pappe, S. 76. Bis 1827 behielt die Schule den Namen Stiftsgymnasium. Wiederholt für die Schule gemachte Stiftungen ermöglichten auch die Ausbildung unbemittelter Schüler in den je 50–60 Schüler umfassenden, zunächst vier, Klassen. Nach Pappe wurden zwischen 1564 und 1568 allein 100 Stiftsschüler gefördert. »
  50. Vgl. Nr. 120»
  51. Ebenda. »
  52. Pappe, S. 35. »
  53. Pappe, S. 35. Vgl. auch unten, Abschnitt 2.4. Alte Nikolaikirche. »
  54. So wurde der Unterricht in der Stiftsschule ganz aufgegeben und erst 1660 wieder in bescheidenerem Umfang aufgenommen, vgl. Pappe, S. 79. »
  55. Müller, Bürger, S. 45. »
  56. Grabungen durch Wieland Wienkämper im Auftrage des Landesmuseums Halle. Vgl. auch Nr. 170»
  57. Dehio 1976, S. 528. »
  58. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 121. Müller, Burg, S. 344 und 345, datiert den Einfall auf 974. »
  59. Maasberg, S. 11, vermutet, es habe sich um einen Holzbau gehandelt; s. auch Wießner, Bistum Naumburg 1,1, S. 110. »
  60. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 110. »
  61. Koch/Richter, Dom, S. 2. Müller, Burg, S. 345. Braun, Moritzburg, S. 13, formuliert vorsichtig: „vor 1100“, bezeichnet die heutige Westwand aber als romanisch. Maasberg, S. 11, setzt den ersten festen Bau, von dem die Krypta der einzig verbliebene Bauteil sei, um 1000 an. Sie vermutet als Vorgängerin eine Holzkirche, die 976(!) abgebrannt sein könnte. Die Arbeiten an diesem ersten Steinbau seien aber bereits 1002 durch eine erneute Zerstörung behindert worden. »
  62. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 485. »
  63. Maasberg, S. 11; Brinkmann, Peter- und Paulsdom, S. 22. »
  64. Müller, Burg, S. 345. Koch/Richter, Dom, S. 2. Vgl. Nr. 25. Zum Problem einer späteren Datierung dieses Domumbaus vgl. die Nr. 45 und Anhang 2, 1497. »
  65. So die Datierung bei Koch/Richter, Dom, S. 21, während im Dehio 1976, S. 531, um 1400 datiert wird und Braun, Zeitz, S. 14, einen frühgotischen Kreuzgang um 1300 annimmt. Die einzige am Bau selbst vorhandene Datierung ist die Jahreszahl 1499 über einem Türbogen im fünften Joch des Ostflügels, vgl. Anhang 2, 1499. »
  66. Der Chronist Zader konnte den mittelalterlichen Hochaltar noch beschreiben, vgl. Nr. 125»
  67. Das Gitter gelangte auf Bitten des Pfarrers der Stephanskirche, Magister David Teubner, in den Vorgängerbau der heutigen Stephanskirche und wurde auf der Männer-Empore angebracht. Beim Abriß dieses alten Baues 1739 ging das schmiedeeiserne Gitter verloren, vgl. Dietmann, S. 82, Anmerkung a. »
  68. Liebner, Bd. 7, S. 37. Die erst um 1900 durch Brinkmann wiedergefundenen und im Chor aufgestellten Bronzegrabplatten können damals entfernt worden sein. Vgl. u. a. die Nrn. 36, 38, 62, 78, 91, 110, 179, 185. »
  69. Liebner, Bd. 7, S. 38. Die Kapelle Maria in ambitu wurde Kanzleistube. »
  70. Maasberg, S. 7. »
  71. Dokumentation der Arbeiten im Museum Schloß Moritzburg, Zeitz, Album A I. »
  72. Thietmar, Chron. II, 36 (Thietmar von Merseburg, neu übertr. u. erl. von Werner Trillmich. Darmstadt 1957): „... suo nomine vocavit.“ »
  73. Drößler, Michaeliskirche, S. 3, referiert Thietmar von Merseburgs Bericht über einen durch den Mönch Boso, 968 Bischof von Merseburg, nahe der Stadt Zeitz auf einem Berg ausgeführten Kirchenbau. Er identifiziert den Ort mit der auf einem Berge/Hügel gelegenen Oberstadt von Zeitz, die erwähnte Kirche sieht er als Vorgänger der Michaeliskirche. Im gleichen Sinne zuletzt Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 213. Gegen eine Identifizierung der Nachricht bei Thietmar mit Posa spricht die ziemlich klare Gründungsgeschichte von Kloster Posa, s. u. »
  74. Eine Urkunde Bischof Wichmanns von Naumburg von 1154. Zur Baugeschichte vgl. Drößler, Michaeliskirche, S. 4. Braun, Reste, S. 269, setzt einen Vorgängerbau auf das letzte Viertel des 10. Jahrhunderts. »
  75. Drößler, Michaeliskirche, S. 6. »
  76. Die Aposteldarstellungen wurden 1896 gefunden. Sie trugen Reste von Namenbeischriften. Die Darstellungen wurden in den folgenden Jahren nicht restauriert, sondern übermalt, ihre ursprüngliche Anordnung auf der Wandfläche verändert, vgl. 5. Jahresbericht des Vereins zur Erhaltung der Denkmäler der Provinz Sachsen für 1898/99, Magdeburg 1899, S. 65–68, auch Nickel, Wandmalereien, S. 297. 1969 wurden die Übermalungen durch Tünche verdeckt, s. Denkmale, S. 521. Die Inschriftentexte sind verloren. »
  77. Dehio 1976, S. 533. Eine hier erwähnte Zerstörung durch die Hussiten 1430 ist nicht sicher belegt. »
  78. Vgl. Anhang 2, 1517. »
  79. Liebner, Bd. 7, S. 209. Nach Liebner wurde der Gang 1617 abgerissen. »
  80. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 521, datiert die zur Unterbringung der Bibliothek geleisteten Umbauarbeiten auf 1618 und schließt eine Datierung von Bauarbeiten am Chorgewölbe an: „inwendig übern Chor im Gewölbe stehet die Jahr Zahl 1509, ist vermutlich, daß damals daßselbe Gewölbe erbaut worden.“ Auf fol. 525 berichtet Zader, 1518 sei auch die gesamte Kirche innen geweißt und ausgemalt und die Empore mit Figuren und Bildern bemalt worden „wie die Zahl an der Wand neben den Schüler Chor ausweiset“. »
  81. Pappe, S. 38; Drößler, Michaeliskirche, S. 9. »
  82. Rothe, AdG, S. 61, berichtet, 1571 sei die Kanzel, 1611 die Taufe erneuert worden. An der hölzernen Taufe sei das Leben Jesu dargestellt gewesen. »
  83. Dietmann, S. 83: „Man erblickt bey dieser Kirche sowohl von außen als innen noch viel Gothisches … An verschiedenen alten Epitaphien und Denkmälern mit merkwürdigen Ueberschriften fehlt es hier nicht …“ »
  84. Rothe, AdG, S. 61. Lange galt der Hochaltar als vermißt. Zwei hochwertige geschnitzte Figuren des Altars werden auf der Albrechtsburg in Meißen aufbewahrt. Die 1571 gestiftete Taufe (vgl. Anm. 82) ist verschollen. »
  85. Liebner, Bd. 7, S. 195. »
  86. Darunter die Nrn. 182, 308, 315, 317. »
  87. Vgl. unten, Abschnitt 2.3. Oberer Johannesgottesacker. »
  88. Nach Rothe, AdG, S. 70, wurden zunächst die aufgenommenen Gebeine des Michaeliskirchhofs in einem Beinhaus neben der Michaeliskirche gesammelt, bis die Fassungsgrenzen des Kirchhofs dennoch erreicht waren und die Einrichtung eines neuen Friedhofs unumgänglich wurde. »
  89. Zergiebel II, S. 135. Vgl. dazu auch Nr. 199»
  90. Rothe, AdG, S. 202–204. Vgl. auch Nr. 293»
  91. Rothe, AdG, S. 208; Schamberger, Erbbegräbnis, S. 248. »
  92. Zader/O/StArZz III, S. 37. »
  93. Schlesinger I, S. 172, und II, S. 404; Günther, Jakobskirche, S. 122–126. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 182 und 212; auf S. 182 geht Wießner davon aus, daß die durch Wiprecht von Groitzsch 1079 zerstörte Jakobskirche „... offenbar als Nikolaikirche wieder aufgebaut ...“ worden sei. »
  94. Schlesinger II, S. 404; Mk. Zeitz 32, 1922, S. 119; Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 543. »
  95. Mk. Zeitz 32, 1922, S. 119. »
  96. Zader/O/StArZz III, S. 37; Liebner, Bd. 7, S. 443 und 451. »
  97. Zader/O/StdtArZz, Buch 3, fol. 543. »
  98. Mk. Zeitz 32, 1922, S. 119. »
  99. 1618 ließ Stiftspräsident Johann Ernst von Haugwitz alle katholischen Bildwerke wegschaffen, insbesondere den Altar, der im Dezember 1620 durch einen evangelisch geprägten ersetzt wurde, vgl. Liebner, Bd. 7, S. 452. Liebner beschreibt den mittelalterlichen Altar mit der Darstellung von Maria und mehreren Heiligen als minderwertig. Es kann sich um den unter Nr. 65 beschriebenen Altar in der Michaeliskirche handeln. Der lutherische Altar berichtete in sieben Bildern von der Einsetzung des Heiligen Abendmahles. 1618 ließ Wolf Christoph von Zechau den neuen Taufstein setzen. 1623 wurde die Orgel erneuert, 1631 die Kanzel, so Zader/O/StArZz III, S. 37. 1625 ließ Kanzler Josef Avenarius eine Schlaguhr für die Kirche anfertigen, berichtet Liebner, Bd. 4, S. 69. Die Empore wurde bereits 1618 eingezogen, aber erst 1646 zur Zeit der Funktion als Domherrenkirche „mit goldener Schrift gezieret“, so Zader/O/StArZz III, S. 37. »
  100. Pappe, S. 35; Mk. Zeitz 32, 1922, S. 119. »
  101. Mk. Zeitz 32, 1922, S. 119. »
  102. Rothe, AdG, S. 68. Mk. Zeitz 32, 1922, S. 119: Die Turmuhr wurde an das Rittergut Salsitz, die Orgel in das „reußische“ Dorf Harpersdorf, die kleinste Glocke nach Göbitz, zwei andere nach Haynsburg verkauft. Die Haynsburger Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg bei einem Brand der Kirche vernichtet; die beiden anderen Glocken der Alten Nikolaikirche konnten nicht ausfindig gemacht werden. Die Kirche selbst wurde für 380 Taler zum Abbruch an Malermeister Topschall verkauft, ein Teil der Bestatteten auf den Unteren Johannesgottesacker umgebettet, die meisten blieben am Ort. Ein Teil der Grabdenkmäler gelangte als Schutt in die Wälle und auf die Straßen, vgl. Zeitzer Landsmann, Nr. 86, 1932. »
  103. Rothe, AdG, S. 71. Zu Kronstein Nr. 177»
  104. Rothe, AdG, S. 69. Die im Freien aufgestellten Steine sind noch vorhanden, aber vollständig verwittert und nicht mehr identifizierbar. »
  105. Schlesinger II, S. 305. Dehio 1976, S. 534, datiert auf die Mitte des 13. Jahrhunderts. »
  106. Pappe, S. 50. Die Kirche soll bis dahin einen geraden Abschluß gehabt haben, vgl. Krautheimer, Die Kirchen der Bettelorden in Deutschland, Köln 1925, S. 109. »
  107. Dehio 1976, S. 534. Nach Krautheimer, a. a. O., war diese Kirche schon immer gewölbt und stellt damit neben der Zittauer eine architektonische Besonderheit unter den Franziskanerkirchen dar. »
  108. Datierung von Brinkmann, Wandmalereien, S. 64ff. Die Datierung wird auch von Nickel, Wandmalereien, S. 296, beibehalten. Jubelt, Gymnasium, S. 9, vermutet in Nikolaus Eisenberg (zu ihm Nr. 26) den Schöpfer der Wandmalereien, wie schon Braun, Franziskanerkloster, S. 24. Siehe auch Nr. 32»
  109. Stiftsgymnasium, S. 11. Rothe, AdG, S. 37, datiert den Umzug der Schule auf 1542. »
  110. Jubelt, Gymnasium, S. 10. Vgl. auch Nr. 126»
  111. Jubelt, Gymnasium, S. 10. »
  112. Rothe, AdG, S. 36, berichtet, sämtliche Emporen seien entfernt, Fenster, Türen und Stühle ausgetauscht und die Kanzel verlegt worden. »
  113. Stiftsarchiv Zeitz, Nachlaß Jubelt, Notiz auf einem von fünf handschriftlichen Blättern zur Klosterkirche. »
  114. Vgl. Jubelt, Gymnasium, S. 10. »
  115. Ebd. »
  116. Dehio 1976, S. 534. »
  117. Schlesinger I, S. 173. »
  118. Pappe, S. 41. Dietmann, S. 88. »
  119. Pappe, S. 41: 1447/48 soll am Standort der alten Klosterkirche ein Holzbau mit steinernem Turm errichtet worden sein, 1624 wurde der Chor in Stein ausgeführt, 1625 der Altar umgesetzt, 1627 das Kirchenvorderteil massiv gebaut, 1628 der Turm repariert. Nachdem 1644 Pfarrer Lobeck die Nordwand auf eigene Kosten in Stein hatte bauen lassen, wurde schließlich 1739 der alte Kirchenbau abgerissen. »
  120. Zu Johann Zader vgl. unten, Abschnitt 3. In der Chronik findet sich über leeren Seiten die Überschrift Stephanskirche, die darunter zu erwartende Beschreibung der Kirche, insbesondere des Kircheninneren, der Ausstattungsstücke und Grabdenkmäler fehlt jedoch. »
  121. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 485; Zader/Grubner III, S. 73 und 74. »
  122. Urkunde vom 9. November 1121, In: UB Naumburg, 123. Ausführlicher zur Ausstattung des Klosters vgl. Petzoldt, Monasterium, S. 75–78. »
  123. Wießner, Bistum Naumburg 1, 1, S. 165. Vgl. Nr. 126»
  124. Pappe, S. 45–46 (nach Zader). »
  125. Pappe, S. 45–46 (nach Zader). »
  126. Jubelt, Rathaus, S. 3. »
  127. Jubelt, Rathaus, S. 7. Vgl. auch Nr. 208»
  128. Nr. 247»
  129. Vgl. Mitzschke, Inschriften, S. 155–156. Hier findet sich auch der Text der Grabinschrift von Johann Zader. Den Grabstein soll Zader zwei Jahre vor seinem Tode in Auftrag gegeben haben, vgl. Grubner, Hist. Nachr., S. 23. »
  130. Philipp, 1800, S. 42. Zader hatte vom Zeitzer Domkapitel bereits einen Druckkostenzuschuß von 12 Talern bei geschätzten Gesamtkosten von 40 Talern bewilligt bekommen, vgl. Grubner, Hist. Nachr., S. 23. »
  131. Philipp, 1800, S. 42, beklagt nicht nur selbst den großen Mangel, sondern zitiert auch ein Werk von Zschakwitz, Jus Publicum, 1710, in dem es heißt „Es wäre zu wünschen, daß Zaders Naumburgische Chronik das Licht der Welt erblicken dürfte, weil sie viel Singularia historica hat, allein weil dieser Mann ein so großer Liebhaber von der Wahrheit gewesen, so möchte daran nicht zu gedenken seyn.“ 1763 beklagt Dietmann, S. 82, das Fehlen des Zaderschen Werkes in gedruckter Form und wünscht, zumindest „im Compendio“ gedruckten Zugang. »
  132. Grubner, Hist. Nachr., S. 28, beschreibt die ihm zugängliche Fassung als die kürzere und vermutet eine in Naumburg vorhandene Vollversion, von der er Berichte vorliegen hatte, deren Verbleib damals jedoch ungeklärt war. Es handelt sich ganz offensichtlich bei der Grubner bekannten Originalhandschrift um die hier Zader/O/StArZz benannte Fassung, die aus Naumburg beschriebene ist die hier Zader/O benannte. Grubner geht bei seiner Analyse von den Mitteilungen im historischen Teil aus; seine Beobachtung scheint das nur vom Inschriftenmaterial her Erläuterte zu bestätigen. »
  133. Zader teilt Orientierungspunkte (wie z. B. eine bestimmte Kirchenwand, Pfeiler, Lesepult, Empore, Altar, Taufstein) mit und geht dann die Reihe der Inschriftendenkmäler ab. Es ist sogar möglich, sich aufgrund seiner Beschreibung ein ungefähres Bild vom Inneren der Zeitzer Kirchen im 17. Jahrhundert zu machen. »
  134. Gebundene Handschrift in drei Folio-Bänden im Stadt- und Kreisarchiv Zeitz unter den Nummern 3500 00/15, 3500 00/16, 3500 00/17. Die mit Hilfe eines Schreibers am 10.11.1600 begonnene Niederschrift wurde am 31.12.1601 beendet. Der von Thamm selbst gegebene Kurztitel der Chronik lautet: Regentenbuch des Stifts Naumburg und Zeitz. Der erste Band umfaßt den Zeitraum von 966 bis 1541. Der zweite Band behandelt den Zeitraum von 1542 bis 1586, der dritte Band den Zeitraum von 1586 bis 1601. Vgl. auch Nr. 235»
  135. Chronik der Stadt Zeitz, Bd. 1–8, 1729, handschriftl. Ms. in gebundenen Bänden im Stadt– und Kreisarchiv Zeitz unter der Nummer 3500 00/06 bis 3500 00/13»
  136. Vgl. dazu oben zur Michaelis- und zur Klosterkirche. Die Denkmäler der Alten Nikolaikirche gingen bei deren Abriß zugrunde (s. o.). Der Umbau der Stiftskirche zur Schloßkirche zog bereits in den 50er Jahren des 17. Jahrhunderts die Vernichtung eines Großteils ihrer Denkmäler nach sich. »
  137. Eine ihrer Metalleinlagen beraubte Steinplatte ohne Inschrift ist in die Westwand des Inneren der Schloßkirche eingelassen. Die vorhandenen Metallplatten konnten ihr nicht zugeordnet werden. »
  138. Nr. 91, 107, 110, 121, 179, 185 und 219»
  139. Nr. 9, 11, 12, 13, 15, 18»
  140. Bei der unter 1447 eingeordneten Nr. 28 handelt es sich um eine verlorene Inschrift, die jedoch in ihrer im Jahr 1886 publizierten Beschreibung der gotischen Majuskel zugeordnet wird. Gefunden wurden damals die Buchstaben XLVII der Jahresangabe. Möglicherweise fehlen davor nicht die Buchstaben MCCCC, sondern die Buchstaben MCCC. Die Einordnung der Inschrift auf 1447 erfolgte nach der Beschreibung des Berichtes von 1886 und im Vergleich zu anderen Zeitzer Inschriften, in denen gotische Minuskelinschriften in der Jahreszahl Majuskeln verwenden (Nr. 23, 36, 48 und die verlorenen Inschriften Nr. 21, 26, 30, 37, 52, 215). Die gotische Majuskel wird in Zeitz 1463 das letzte Mal, gemeinsam mit einer Inschrift der gotischen Minuskel, auf einer Bronzeplatte verwendet (Nr. 38). Im Bildfeld der Bronzeplatte ist Bischof Peter von Schleinitz dargestellt; auf der linken Mitrafascie sind die Majuskeln C I N O zu erkennen. Die Hasten sind verbreitert, die markanten Bogenschwellungen laufen spitz zu, die Hastenenden werden zum Teil durch Halbkreise abgeschlossen. »
  141. Nr. 15, Grabinschrift für Hermann von Etzdorf. »
  142. Renate Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache in Bau- und Künstlerinschriften, in: Deutsche Inschriften, Fachtagung für mittelalterliche und neuzeitliche Epigraphik, Lüneburg 1984, Vorträge und Berichte, hg. Karl Stackmann, Göttingen 1986 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, philologisch-historische Klasse, 3. Folge, 151), besonders S. 70 und 72–73. »
  143. Diese Art der Ausführung der gotischen Minuskel ist häufig auch auf Goldschmiedearbeiten anzutreffen, vgl. DI 46 (Minden), S. XXVI; im Zeitzer Bestand die Nr. 38, Inschrift B, Nr. 54 und 84»
  144. Im 15. Jahrhundert wurde die erhaben gearbeitete gotische Minuskel für die Inschriften Nr. 24, 25, 39, 43, 45, 53, 59 verwendet. »
  145. Vgl. DI 26 (Osnabrück), S. XXIX. »
  146. Vgl. dazu DI 46 (Minden), S. XXVII. »