Die Inschriften der Stadt Passau bis zum Stadtbrand von 1662

Vorwort

Mit dem Erscheinen des zehnten Bandes der Münchener Reihe des deutschen Inschriftenwerkes, der die reichen Inschriftenschätze der Stadt Passau enthält, wird ein Desiderat der bayerischen Epigraphik erfüllt, das weit über die Grenzen Bayerns hinaus Geltung verdient. Aufgrund der einstigen Größe der Diözese Passau bis an die Grenzen Ungarns sind die historischen, aber auch graphischen Bezüge des Inschriftenmaterials bis weit in die österreichischen Donauländer hinein gegeben. Daneben wird mit dem Band der Regionalgeschichte ein umfassendes Quellenwerk zur Verfügung gestellt. Aus inschriftenpaläographischer Sicht ist mit der Gotico-Antiqua als der maßgeblichen epigraphischen Schrift am Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit – wohl durch die Strahlkraft der Werkstatt Jörg Gartners - ein Schrifttyp festzustellen, der anderswo kaum zu belegen ist. Nicht zuletzt dieser epigraphische Regionalismus macht das Passauer Material besonders wertvoll. Mit dem Vorliegen der Inschriften der Stadt ist die notwendige Voraussetzung für eine effiziente Befassung nunmehr mit den inschriftlichen Denkmälern des Passauer Umlandes in Bayern wie in Österreich gegeben.

Die Realisierung der Erfassung und kritischen Bearbeitung der Inschriften der Stadt Passau ist der wertvollen Initiative der Passauer Kollegen Egon Boshof und Hartmut Wolf zu verdanken. Dem als Bearbeiter von Bernhard Bischoff vorgeschlagenen Klaus-Ulrich Högg, der mit ABM-Mitteln finanziert wurde, wurden an der Universität Passau ausgezeichnete Arbeitsbedingungen eingeräumt, die eine Halbtagssekretärin und einen Dienstwagen einschlossen. Das von Herrn Högg zu Anfang der neunziger Jahre eingereichte Druckmanuskript wurde den üblichen inhaltlichen und redaktionellen Kontrollen unterzogen. Die Durchsicht des Exemplars ergab die Notwendigkeit einer weitgehenden Neubearbeitung des Passauer Materials. Es konnten auch mehr als weitere 300 Inschriften – unter ihnen eine Katalognummer, die der Scheingräberwand (Nr. 628), mit ihrerseits allein 166 Inschriften - ausfindig gemacht werden.

An den Revisionen bzw. Neubearbeitungen, die unter der maßgeblichen Initiative und Koordinierung von Frau Christine Steininger, der hauptamtlichen Mitarbeiterin der Inschriftenkommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, durchgeführt wurden, war ein Team kompetenter Damen und Herren beteiligt. Die Hauptmitwirkenden wurden auf das Titelblatt gesetzt. Von Passauer Seite revidierten die Herren Werner Hechberger, Josef Englberger und Armin Eich die inhaltlich-historischen Aspekte. An der Durchsicht des Epigraphischen und des Redaktionellen wurde Frau Steininger von Ramona Epp (Inschriftenkommission München) maßgeblich unterstützt, während Herr Ulf Röhrer-Ertl die heraldischen Angaben sichtete und die umfangreiche Katalognummer des Trennbachstammbaumes verfasste. Das historische Einleitungskapitel übernahm Herr Kollege Boshof, der all die Jahre mit unermüdlichem Engagement das Unternehmen förderte, in dankenswerter Weise persönlich. Die Schriftkapitel verfassten gemeinsam Herr Franz A. Bornschlegel (Lehrstuhl für Geschichtliche Hilfswissenschaften der Universität München) und Frau Epp, die auch die Kapitel über die kopiale Überlieferung und die Inschriftenträger – letzteres gemeinsam mit Frau Steininger – betreute. Allfällige Photoarbeiten lagen in der erprobten Hand von Herrn Ingo Seufert. Auskünfte, die österreichische Gebiete betrafen, erteilten in freundliche Weise die Mitarbeiter der Arbeitsstelle Inschriften des Instituts für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Frau Gertrude Mras, Frau Renate Kohn und Herr Andreas Zajic. Für Auskünfte mancherlei Art stand Herr Sebastian Scholz (Inschriftenkommission der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur) bereitwillig zur Verfügung. Kollegen mehrerer Kommissionen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften standen mit Ihrem Fachwissen zur Verfügung. Herr Hans-Ulrich Schmid half bei der Erstellung der deutschen Wortliste. Herr Christian Friedl half beim Lesen der Korrekturen.

Für Auskünfte und Hilfen vor Ort ist den Herren Herbert Wurster (Archiv des Bistums Passau), Jörg Kastner (Staatliche Bibliothek Passau), Adolf Hofstätter (Museum Oberhaus) und Alois Brunner (Kunstreferent der Diözese Passau) sowie dem Stadtarchiv mit seinen Mitarbeitern zu danken. Hilfen bei der Vorortaufnahme erteilten die Herren Hans Gscheider und das Team der Dommesner und der Domaufsicht, Hans Seifert (Spitäler), Jörg-Peter Niemeier (Stadtarchäologie) und Günther Albrecht (Staatl. Hochbauamt), weiters das Stadtpfarramt St. Paul, der Konvent der Englischen Fräulein in Niedernburg sowie weitere zahlreiche Passauer Bürgerinnen und Bürger.

[Druckseite VIII]

Sehr herzlich danke ich namens der Inschriftenkommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften allen Damen und Herren, die durch ihre Arbeit und Unterstützung das Erscheinen dieses wichtigen Bandes ermöglicht haben. Besonderer Dank gilt den Kommissionsmitgliedern, vor allem den Herren Egon Boshof (Passau) und Ernst Vogt (München) für die eingehende Durchsicht des Druckmanuskriptes.

Walter Koch

Vorsitzender der Kommission

1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Passau bis zum ersten großen Stadtbrand am 27. April 1662. Die Edition folgt den Richtlinien des deutschen Inschriftenwerkes, wie sie 1991 von Walter Koch für die Münchner Reihe zusammengestellt worden sind.

Die Edition umfasst sowohl die im Original erhaltenen als auch die nicht mehr original, sondern nur mehr in ungedruckten oder gedruckten Quellen sowie auf Photos oder in Nachzeichnung überlieferten Inschriften. Vollständigkeit der Erfassung wurde soweit als möglich angestrebt. Objekte, die sich heute in öffentlichen oder privaten Sammlungen des Bearbeitungsgebietes, aber auch in Kollektionen außerhalb des Erfassungsraumes befinden, jedoch nachweislich aus demselben stammen, wurden in vertretbaren Einzelfällen berücksichtigt, wenn sie erst nach dem Erfassungszeitraum aus dem Stadtgebiet verbracht wurden. Grundsätzlich ausgeschlossen blieben Inskriptionen auf Münzen, Medaillen, Siegeln bzw. Typaren, ferner auch Punzierungen sowie schriftliche Äußerungen epigraphischen Charakters, die Bestandteil von Handschriften, Druckwerken oder deren Einbänden sind. Marken, Haus-, Künstler- und Meisterzeichen sowie Monogramme und Einzelbuchstaben sind nur erfasst, wenn sie mit einer Inschrift oder Jahreszahl in Verbindung stehen. Vasa Sacra und Paramente wurden nach der Vorgabe der Münchner Kommission nicht berücksichtigt. Denkmäler mit heute völlig zerstörten und nirgends sonst überlieferten Inschriften sowie Nachrichten über verlorene Inskriptionen ohne Textüberlieferung wurden nicht berücksichtigt.

Die Inschriften werden im Katalogteil in chronologischer Folge geboten. Ihre Präsentation erfolgt nach einem einheitlichen Schema.

Die Kopfzeile gibt links die laufende Nummer im Rahmen der Edition an. Ein lateinisches Kreuz neben der Zahl kennzeichnet nicht mehr im Original erhaltene Inschriften. In der Mitte der Kopfzeile ist der heutige bzw. der letzte bekannte Aufstellungsort der Inschrift angegeben. Am rechten Ende der Kopfzeile steht die Datierung. Sie ist nach Möglichkeit dem Inschriftentext entnommen. Bei offenkundigem Auseinanderklaffen zwischen einem im Text angegebenen Datum und der tatsächlichen Entstehungszeit der Inschrift werden beide Termine – durch Schrägstrich getrennt – angeführt. Erschlossene Daten sind zwischen runde Klammern gesetzt. Können Denkmäler nur einer bestimmten Zeitspanne zugeordnet werden, sind sie – gegebenenfalls mit Fragezeichen versehen – jeweils am Ende des ermittelten Zeitraumes eingeordnet.

In dem auf die Kopfzeile folgenden beschreibenden Teil finden sich zunächst die Nennung des Inschriftenträgers, des Inschriftentypus und gegebenenfalls von Personen, denen er zugeordnet werden kann, ferner die präzise Angabe des Standorts, Hinweise auf frühere Standorte, eine Kurzbeschreibung des Inschriftenträgers sowie Bemerkungen zu Material, Anbringung der Inschrift und Erhaltungszustand des Denkmals. Stehen mehrere Inschriften auf einem Träger, so werden diese mit römischen Zahlzeichen bezeichnet. Die Beschreibung des Inschriftenträgers erfolgt vom Betrachter aus. Nur bei Wappenbeschreibungen wird nach den Regeln der Heraldik verfahren. Die Beschreibung schließt mit Maßangaben zu Inschriftenträger und Inschrift ab. Die Schrifthöhe ist nach dem Normalwert des Buchstabens N bzw. n angegeben. Erhebliche Schwankungen werden durch die Angabe der Extremwerte vermerkt. Die Angabe der Schriftart ist typisierend. Vor der Textedition kopial überlieferter Inschriften ist die maßgebliche Quelle genannt.

In der Textedition sind Zeilenumbrüche durch Schrägstrich gekennzeichnet. Doppelte Schrägstriche markieren die Unterbrechung des Textes oder seinen Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld. Nur metrische oder gereimte Texte sind versweise geboten. Gekürzte Worte – mit Ausnahme geläufiger Kürzungen – sind in originalen Inschriften nach Möglichkeit zwischen runden Klammern aufgelöst, wobei das Kürzungszeichen selbst entfällt. Worttrennzeichen sind durch Punkte in halber Höhe wiedergegeben und gegebenenfalls im Apparat oder Kommentar beschrieben. Darunter gesetzte Bögen kennzeichnen Nexus litterarum, Ligaturen und Bogenverbindungen. Erhaltene, aber in ihrer Lesung nicht ganz sichere Buchstaben sind unterpunktiert. Zur Kennzeichnung zerstörter Textteile dienen eckige Klammern. Ist eine Ergänzung nicht möglich, wird die ungefähre [Druckseite X] Anzahl der ausgefallenen Buchstaben durch Punkte innerhalb der Klammern wiedergegeben. Bei umfangreicheren oder in ihrer Dimension ungewissen Verlusten sind drei Gedankenstriche gesetzt. Bei Verlust zu Beginn oder Ende einer Inschrift bleibt die Klammer offen. Ursprünglich freigelassene Stellen sowie nachträgliche Ergänzungen sind durch spitze Klammern gekennzeichnet.

An den Wortlaut der Inschrift schließt sich der textkritische Apparat, gegebenenfalls der Nachweis von Zitaten sowie die Übersetzung der fremdsprachigen Texte an. Letztere unterbleibt, wenn es sich um einen einfachen, immer wiederkehrenden, formelhaften Wortlaut handelt. Es folgt die Auflösung der nicht nach der fortlaufenden Tageszählung angegebenen Datierungen und die Benennung bekannter und unbekannter Wappen.

Der Kommentar enthält gegebenenfalls notwendige Hinweise zu Schrift, Sprache, Formular, kunsthistorischen Fragestellungen und zur chronologischen Einordnung, insbesondere aber Erläuterungen zu den genannten Personen und zum historischen Umfeld.

Es folgt ein Anmerkungsapparat, der Zitate aus der Literatur, Nachweise und ergänzende Erläuterungen zu Beschreibung und Kommentar sowie die Blasonierung unbekannter Wappen bietet. Abgeschlossen wird jede Katalognummer durch ein Literaturverzeichnis, das in chronologischer Folge Abschriften, Abdrucke sowie Abbildungen und wesentliche Arbeiten über die Inschrift nachweist.

2. Historischer Überblick

von Egon Boshof

Die römische Zeit

Der Name der an den drei Flüssen Donau, Inn und Ilz gelegenen Stadt geht auf ihre römischen Ursprünge zurück. Spätestens im Zuge der durch die Markomannenkriege notwendig gewordenen Verstärkung der Donaugrenze dürfte um 170/180 n. Chr. die Cohors VIIII Batavorum equitata milliaria exploratorum in das schon bestehende Lager verlegt worden sein, um im nördlich des Flusses gelegenen Gebiet, im Barbaricum nach Böhmen hin und darüber hinaus, Aufklärungsaufgaben zu übernehmen1). Die vom Niederrhein kommende Truppe gab mit ihrer Zivilsiedlung ad Batavos dem Ort den Namen, der sich über Batavis, Pazzouwe zur heutigen Sprachform Passau entwickelte. Zugleich ist damit auch ein Indiz für ungebrochene Siedlungskontinuität gegeben, wenn auch die spärlichen archäologischen Befunde über die Entwicklung im 6. und 7. Jahrhundert kaum genauere Aussagen erlauben.

Der Inn bildete die Grenze zwischen den Provinzen Raetien und Noricum. Bereits Ende des 1. Jahrhunderts war auf norischer Seite ein kleines Kastell mit Zivilsiedlung errichtet worden, auf das der Name des schon in augusteischer Zeit untergegangenen keltischen Oppidum Boiodurum, befestigte Anlage des Boios, übertragen wurde. Bei einem Angriff der Alamannen um die Mitte des 3. Jahrhunderts wurden das Kastell und die Zivilsiedlung zerstört. An ihrer Stelle wurde während der Regierungszeit des Kaisers Diokletian gegen Ende des Jahrhunderts etwa einen Kilometer innaufwärts das Kastell Boiotro mit dazugehöriger Zivilsiedlung erbaut2). Auf der raetischen Seite wurde wohl zu Beginn des 2. Jahrhunderts eine im Bereich des heutigen Klosters Niedernburg schon bestehende kleine befestigte Zollstation in ein Kastell ausgebaut. Ob auf dem Domberg ein weiteres Lager – etwa als Garnison für die 9. Bataverkohorte – bestand, lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen. Die beiden Auxiliarlager bildeten, da sie durch die Provinzgrenze voneinander getrennt waren, keine politische Einheit, keine Stadt/civitas im qualifizierten Sinne; sie nahmen militärische Aufgaben wahr und wurden dank ihrer günstigen geographischen Lage als Handelsstützpunkte genutzt.

Wenn für die römische Frühzeit die inschriftlichen Quellen nur spärlich fließen, die Münzfunde allerdings reichlicher ausfallen, ist die passauische Geschichte der Spätantike und der Übergangszeit zur Epoche der Völkerwanderung sehr viel besser durch eine geradezu exzeptionelle Quelle dokumentiert: die Vita sancti Severini des Eugippius3). Severin, eine charismatische Persönlichkeit, der Herkunft nach wohl ein ehemaliger Kuriale aus der Provinz Valeria (um Budapest), hat beim Zusammenbruch der römischen Munizipalverwaltung zwischen 460 und 482 im östlichen Raetien und [Druckseite XI] westlichen Noricum Aufgaben der Verwaltung und der Versorgung der Provinzialbevölkerung übernommen und eine Mönchsgemeinschaft gegründet, die ihn unterstützte und an mehreren Orten Niederlassungen errichtete4). Sein Biograph Eugippius, der selbst der Gemeinschaft angehörte und mit dieser im Jahre 488 aus Faviana (Mautern) nach Italien zurückkehrte, berichtet aus unmittelbarem Erleben. Die Vita seines Lehrers hat er 509/11 als vierter Abt der Mönchsgemeinschaft im Severins-Gedächtniskloster im Kastell Lucullanum bei Neapel verfasst5). Für die Siedlung Batavis bezeugt die Vita die Existenz einer Mönchszelle (cellulam paucis monachis ... fundaverat) und eines Baptisteriums – damit liegt natürlich der Schluss auf das Vorhandensein einer sonst nicht belegten und nicht eindeutig zu lokalisierenden (Domberg?, Niedernburg?) Gemeindekirche nahe – und erwähnt für das Kastell Boiotro eine mit Reliquien des heiligen Johannes Baptista ausgestattete Basilika mit einem kleinen Kloster6). Diese Basilika, die Vorgängerkirche der heutigen Friedhofskirche St. Severin, stellt sich nach den Ausgrabungen als eine Saalkirche mit Vorhalle und möglicherweise Annexbauten dar; sie war wohl von Anfang an eine Coemeterialkirche und wurde wahrscheinlich erst in ottonischer Zeit durch einen Neubau ersetzt.

Die Errichtung des Bistums

Auf den Ansturm des Germanen reagierte der in Rom im Auftrag Ostroms regierende Söldnerführer und germanische Volkskönig Odoakar mit dem Evakuierungsedikt des Jahres 4887). Damit war das Ende der römischen Herrschaft in unserem Raume eingeläutet. Allerdings war der Rückzug kein vollständiger; es blieben romanische Siedlungsinseln in einem sich mehr und mehr germanisierenden Umfeld bestehen, und damit überlebte auch ein Restchristentum. Die beiden folgenden Jahrhunderte liegen freilich weitgehend im Dunkeln. Erst mit dem Auftreten des ersten Bischofs Vivilo wird die passauische Geschichte für uns wieder durchschaubar. Er muss zwischen dem 18. März 731, dem Pontifikatsbeginn des Papstes Gregor III., der Vivilo nach eigener Aussage selbst geweiht hat, und der durch den päpstlichen Legaten Bonifatius im Jahre 739 vollzogenen kanonischen Errichtung der bayerischen Bistümer die Passauer Cathedra bestiegen haben8). Passau steht also als Bischofssitz schon vor 739 eindeutig fest. Über Vivilos Herkunft lässt sich nichts ausmachen. Als Klosterbischof wird man ihn nicht ansehen können, denn anders als in Salzburg oder Regensburg ist eine klösterliche Gemeinschaft in Passau nicht nachweisbar, und auch an einen Wanderbischof wird man wahrscheinlich nicht denken dürfen; denn einen solchen hätte Bonifatius nicht akzeptiert. In Passau hat man sich später, seit dem Bischof Pilgrim (971–991), eine eigene Tradition geschaffen, indem man die Ursprünge der eigenen Kirche mit der Geschichte des in der Severinsvita bezeugten Bischofssitzes Lauriacum-Lorch verknüpfte und daraus weitgehende kirchenpolitische Konsequenzen zog9). Danach soll Vivilo nach der Zerstörung von Lorch durch die Barbaren – gemeint sind die Awaren – die Cathedra nach Passau verlegt haben. Die Kirche des heiligen Stephan trat damit die Nachfolge des Erzbistums (!) Lorch an und konnte Anspruch auf den Metropolitenrang erheben, was in letzter Konsequenz die Herauslösung aus der Kirchenprovinz Salzburg und vor dem Hintergrund der Ungarnmission des 10. Jahrhunderts die Schaffung eines eigenen, den noch zu missionierenden Donauraum umfassenden Metropolitanverbandes bedeutete10). Die hochfliegenden, von Pilgrim auch mit dem Mittel der Urkundenfälschung verfolgten Pläne haben sich nicht verwirklichen lassen, aber die „Lorcher Fabel“ hat das Selbstverständnis der Passauer Kirche bis in die Neuzeit, in Ausläufern sogar bis ins 20. Jahrhundert geprägt11).

Patron der Bischofskirche war der Erzmärtyrer Stephanus; ihm wurde schon bald der Hl. Valentin beigesellt. Dessen Gebeine hatte der Herzog Tassilo III. im Jahre 764 von Trient nach Passau überführen lassen; seit dieser Zeit erscheint in den Quellen das Doppelpatrozinium „St. Stephan und [Druckseite XII] St. Valentin“ für den Dom12). In Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des Domes nach den schweren Zerstörungen im Aufstand Heinrichs des Zänkers und seiner liutpoldingischen Verwandten gegen Otto II. hat der Bischof Pilgrim zwischen 976 und 985 die Reliquien des heiligen Maximilian, über dessen frühen Kult nichts bekannt ist und den erst eine spätere Legende zum „Erzbischof“ von Lorch machte, ihn auf diese Weise in die „Lorcher Fabel“ eingliederte, aus Altötting in seine Kirche transferieren lassen und damit ihr und dem Bistum einen weiteren Patron gegeben. Es war ein symbolischer Akt, der vielleicht dem Neubau eine besondere Weihe geben, der aber vor allem die Ansprüche der Passauer Kirche auf das von König Karlmann gegründete Pfalzstift untermauern sollte. Tatsächlich hat Otto III. Pilgrims Nachfolger Christian (991–1013) im Jahre 993 endgültig den Besitz von Altötting bestätigt13). Der Valentins- und Maximilianskult blühte seit dem 13. Jahrhundert im Rahmen der Volksfrömmigkeit auf; die Verehrung des Hl. Maximilian gewann besondere Bedeutung, als Kaiser Friedrich III. ihn zum Namenspatron für seinen Sohn und Nachfolger Maximilian (I.) erwählte, in Bayern aber vor allem, seit der Name im Wittelsbacher Hause beliebt wurde14).

Für mehr als ein Jahrtausend wurde die Geschichte Passaus nach 739 von den Bischöfen bestimmt. Auf der Grundlage der sicher bereits von Karl III. und Arnulf, vielleicht aber schon von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen (oder dem Deutschen) verliehenen Immunität, die die bischöfliche Grundherrschaft aus dem Amtsbereich der Grafen des Rottachgaues eximierte, haben die Passauer Bischöfe ihre Stadtherrschaft auf- und ausgebaut und auf das Hochstift ausgeweitet. Wiederum war es der Bischof Christian, der von Otto III. das grundlegende Privileg erwirkte: Der Kaiser hat ihm auf dem zweiten Italienzug am 3. Januar 999 auf Bitten des Bayernherzogs Heinrich das Markt-, Münz- und Zollrecht, den Bann sowie die gesamte öffentliche Gewalt (totius rei publicae districtum), das heißt also in erster Linie die Gerichtsbarkeit, innerhalb und außerhalb der Stadt übertragen15). Das war zunächst ein Wechsel auf die Zukunft; ihn einzulösen hing von der Tatkraft der einzelnen Bischöfe und nicht zuletzt von einem guten Verhältnis zur Reichsgewalt ab.

Das Domkapitel

Schon früh wird in den Quellen auch jene Institution fassbar, die mit und neben dem Bischof, in späteren Zeiten mitunter auch gegen ihn, die Geschicke der Stadt und des Bistums bestimmt hat: das Domkapitel. Ein Domkloster (monasterium Patauis ad ecclesiam sancti Stephani protomartyris) ist bereits in einer Schenkung des Jahres 796 bezeugt16). Hier handelt es sich zweifellos um eine Kanonikergemeinschaft; denn anders als in Salzburg, Regensburg oder Freising war in Passau nicht ein Mönchskloster Vorläufer der Bischofskirche. Im Laufe des 9. Jahrhunderts hat das Domkapitel durch Zuwendungen von verschiedenen Seiten, in erster Linie natürlich vom Bischof, ein Sondervermögen ausbilden können. Wenn auch der Bischof zunächst noch das Obereigentum behauptete, so verlief die weitere Entwicklung doch in Richtung auf eine zunehmende korporative Verfestigung, bis das Domkapitel schließlich seit dem 13. Jahrhundert dem Bischof selbständig handelnd gegenübertrat17).

Niedernburg

In der Topographie und den Rechtsverhältnissen der Stadt stellte die Abtei Niedernburg mit ihrer Grundherrschaft im östlichen Teil der Halbinsel zwischen Donau und Inn den Gegenpol zum Dom St. Stephan und zur bischöflichen Herrschaft mit ihrem Zentrum, der Residenz, dar. Die frühe Geschichte des Nonnenklosters liegt im dunkeln. Eine späte, aber glaubwürdige Tradition führt die Ursprünge in die agilolfingische Epoche zurück und sieht in dem Herzog Odilo oder seinem Nachfolger Tassilo III. den Gründer; quellenmäßig belegt ist das der Gottesmutter geweihte Kloster (monasterium sancte Marie Batauie constructum) zuerst in einem Diplom des Königs Arnulf aus dem Jahre 88818): Der Name „Niedernburg“ (ecclesia sancte dei genitricis Marie ad inferius monasterium) findet sich [Druckseite XIII] erst seit dem 12. Jahrhundert19). Ob die Klosterfrauen schon in agilolfingisch-karolingischer Zeit der Benediktregel folgten, lässt sich nicht ausmachen; vieles spricht eher für eine kanonikale Lebensform.

Nach dem Sturz Tassilos fiel das Kloster an den Fiskus; es wurde Reichsabtei. Für die Bischöfe war der Herrschaftsbereich der Äbtissin, der in der Stadt bis zur Marchgasse (heute Marktgasse) reichte, eine ständige Herausforderung ihrer auf die Herrschaft über das gesamte Stadtareal gerichteten Ambitionen. Tatsächlich erwirkte der Bischof Pilgrim im Jahre 976 von Otto II. – wiederum als Entschädigung für die in den bayerischen Wirren erlittenen Zerstörungen – die Schenkung der Abtei20). Aber der Erfolg war nicht von langer Dauer. Heinrich II. gab Niedernburg den Status einer Reichsabtei zurück und übertrug ihr zugleich ein riesiges Gebiet im „Nordwald“, das durch die Donaunebenflüsse Ilz und Rodel, die Donau selbst und den Grenzsaum nach Böhmen markiert wurde. Für die Geschichte des Hochstifts Passau kommt dieser „Nordwaldschenkung“ größte Bedeutung zu, da damit jenes „Land der Abtei“ umschrieben ist, das im Wesentlichen die territoriale Basis des künftigen Fürstbistums darstellen sollte21). In weiteren Diplomen schenkte der König dem Kloster u.a. die gesamte böhmische Maut (theloneum Boemiense) sowie die Gerichtsbarkeit und alle öffentlichen Rechte über die auf dem Klostergut hausenden Hörigen und Freien22). Mit der Erwähnung der böhmischen Maut ist zum ersten Mal ein deutlicher Hinweis auf den Handel nach Böhmen, dessen wichtigstes Objekt bekanntlich das Salz war, gegeben, und indirekt kommt damit auch der später so genannte „Goldene Steig“, die Handelsroute von Passau durch den Böhmerwald, in unser Blickfeld23). Empfängerin der Gunsterweise war die Äbtissin Heilika, nach späterer Klostertradition eine Tante des Kaisers24). Ebenfalls aus späterer Tradition geht hervor, dass die böhmische Maut ursprünglich im Besitz der Kaiserin Kunigunde war; offenbar hatte sie zum Dotalgut der Gemahlin Heinrichs gehört25). Nach Karl Ludwig Seyffert, dem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schreibenden Chronisten, hat die Kaiserin der Abtei auch eine Partikel vom Heiligen Kreuz geschenkt.

Die reiche Privilegierung der Abtei durch das Kaiserpaar erklärt, warum Heinrich II. und Kunigunde in der Klostertradition als die neuen Stifter verehrt wurden. Offenbar erfolgten in Zusammenhang mit der Restauration auch bauliche Veränderungen; Seyffert schreibt nämlich – ohne allerdings seine Quelle anzugeben – dem Bischof Berengar (1013–1045) die Weihe der neu erbauten Klosterkirche zu26). Die Wiederherstellung der Reichsunmittelbarkeit der Abtei und damit die Rückgewinnung einer repräsentativen Stellung machen wohl auch verständlich, dass Heinrichs II. Schwester, die Ungarnkönigin Gisela, als sie in den nach dem Tode ihres Gemahls Stephan ausgebrochenen Thronwirren und Aufständen Ungarn um 1044 verlassen musste, hier den Schleier nahm und auch ihre Grablege fand27).

Die Diplome Heinrichs II. von 1010 haben das Klosterpatrozinium St. Salvator und Maria; der erste sichere Beleg für ein Heiligkreuzpatrozinium gehört in das Jahr 1244, als der Bischof Rüdiger Klerus und Volk der Diözese anwies, dem Subdiakon Heinricus Argentinus bei seiner Aufgabe, Almosen für die Wiederherstellung der verfallenen Kirchen Heiligkreuz und St. Marien zu sammeln, Unterstützung zu leisten28). Von der Marienkirche existieren heute nur Reste, die auf das ausgehende 12., beginnende 13. Jahrhundert zurückgehen29). Aus ihnen hat man eine dreischiffige Pfeilerbasilika rekonstruieren können, deren Vorhalle mit dem Portal und bedeutenden Fresken erhalten ist30). Diese [Druckseite XIV] Kirche wird als Laienkirche des Klosters gedeutet. Offenbar ist auf sie das ursprüngliche Klosterpatrozinium übergegangen, während die Hauptkirche nun das Heiligkreuzpatrozinium führte.

Das endgültige Schicksal des Nonnenklosters entschied sich in staufischer Zeit. Am 29. Januar 1161 übertrug Friedrich Barbarossa auf die Bitte des Bischofs Konrad, seines Oheims, Niedernburg der Passauer Kirche gegen einen jährlichen Zins von 40 Pfund Regensburger Münze, nahm aber von dieser Schenkung zunächst noch die Vogtei aus, deren Vergabe er sich und seinen Nachfolgern vorbehielt31). Etwas mehr als dreißig Jahre später, am 28. März 1193, erwirkte der Bischof Wolfger von Heinrich VI. ein Privileg, das ihm auch die letzten königlichen Reservatrechte überließ32). Ob der Konvent von Niedernburg tatsächlich so reformbedürftig war, wie das Friedrichdiplom – neben dem Lobpreis der Loyalität des Bischofs – als Begründung für die Schenkung glauben machen will, bleibe dahingestellt. Dass Bischof Wolfger die Äbtissin Heilika II. im Jahre 1198 suspendierte, muss nicht als Beweis für die Glaubwürdigkeit der kaiserlichen Behauptung genommen werden. Es ging hier wohl eher um die endgültige Durchsetzung der bischöflichen Herrschaft. Mit den kaiserlichen Privilegien von 1161 und 1193 hatten die Bischöfe ihr lange verfolgtes Ziel erreicht: Das gesamte Stadtgebiet unterstand nun ihrer Herrschaft; das Klostervermögen war in ihre Verfügungsgewalt übergegangen. Nach Heilikas Absetzung erscheinen für etwa drei Jahrhunderte nur noch Dechantinnen, nicht mehr Äbtissinnen in der Leitung des Nonnenklosters33).

Bischof Altmann und St. Nikola

Aus der Reihe der Passauer Bischöfe ragt im 11. Jahrhundert Altmann (1065–1091) heraus. Er hat in dem großen Konflikt zwischen Heinrich IV. und Gregor VII., in dem es zunächst um das grundsätzliche Problem des Verhältnisses der beiden höchsten Gewalten, von regnum und sacerdotium, zueinander und im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung vor allem um das Recht der Einsetzung, Investitur, der Bischöfe ging, als radikaler Gregorianer eine bedeutende Rolle in der Reichskirche gespielt34). Dabei stieß er in seinem Bemühen um die Durchsetzung der Reformen, um das Verbot von Priesterehe und Simonie, auch auf den Widerstand des Klerus in seiner Diözese, und als er sich 1077 dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden anschloss, traf ihn der ganze Zorn des Saliers, der die Bischofsstadt besetzte und den Bischof vertrieb. Altmann ging in seine Stiftung Göttweig und hat Passau bis zu seinem Tode nicht mehr betreten können. Das von ihm in der Vorstadt (suburbium) von Passau an der Innüberfuhr gegründete Augustinerchorherrenstift St. Nikola aber hat seine politische Niederlage überdauert.

Altmann hat dem Stift, dessen Entstehung in den Zusammenhang der Kanonikerreform des 11. Jahrhunderts gehört und das eines der frühesten Beispiele für die Erneuerung der vita canonica in der Reichskirche darstellt, die Aufgabe eines Bildungs- und Reformzentrums in seiner Diözese zugedacht35). Das genaue Gründungsdatum ist unbekannt. Die knappere Form des sogenannten Stiftsbriefes, das Minus, ist zwar zum 30. September 1067, die erweiterte Fassung, das Maius, zum 21. Mai 1074 datiert, aber beide Urkunden sind Fälschungen des 12. und 13. Jahrhunderts36). Die erste sichere Nachricht liefert das Privileg des Papstes Alexander II. vom 3. März 107337); die spätere Klostertradition ging natürlich vom Gründungsdatum 1067 aus. Nach dem Papstprivileg war das Kloster der Heiligsten Dreifaltigkeit, der Auferstehung Christi, dem Apostel Andreas, dem Märtyrer Pantaleon und dem Bekenner Nikolaus geweiht – der vielfältig verwendbare Nikolaus, unter anderem als Schutzheiliger der Kaufleute, Pilger und Reisenden, hat schließlich, wohl im Zusammenhang mit dem Aufblühen des Kultes nach der Überführung der Reliquien nach Bari 1087, die anderen Patrozinien verdrängt. Der Ausbruch des Investiturstreites hat die vielversprechenden Ansätze nicht zur Vollendung gedeihen lassen. Die weitere Entwicklung des Stifts entbehrt der spektakulären Höhepunkte. Als der Bischof Manegold im Jahre 1209 die neu entstandene Vorstadt „Neumarkt“ durch eine vom Inn zur Donau sich hinziehende Wehrmauer befestigen ließ, kam das Kloster mit seiner späteren Hofmark vor die Mauer zu liegen. Diese topographische Situation und die in den folgenden Jahrzehnten sich ergebende Umgestaltung der Vogteiverhältnisse haben die weitere Geschichte von St. Nikola ent- [Druckseite XV] scheidend bestimmt38). Um die Mitte des 13. Jahrhunderts gelangten die Herzöge von Bayern nach Verdrängung der Ortenburger in den Besitz der Vogtei, die ihnen durch den am 15. Dezember 1262 zwischen dem Bischof Otto von Lonsdorf39) und dem Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern abgeschlossenen Vertrag bestätigt wurde40). Von dieser Position aus haben die Herzöge in den folgenden Jahrhunderten ihre Landeshoheit über das Stift gegen den erbitterten Widerstand der Bischöfe begründet. Selbst die Einschaltung des Reichskammergerichts zu Speyer durch den Bischof Urban von Trenbach änderte an den tatsächlichen politischen Verhältnissen nichts, da den Bischöfen die Machtmittel zur Durchsetzung ihrer Rechtsansprüche fehlten.

Die Bischöfe und die Entstehung der bürgerlichen Gemeinde

Um 1200 war die topographische Entwicklung der Stadt im großen und ganzen abgeschlossen. Als ein säkulares Ereignis der Stadtgeschichte ist ohne Zweifel der Bau der Innbrücke durch den Bischof Reginbert (1138–1147) anzusehen41). Bei der Brücke errichtete der Bischof ein Armenspital, das mit einer dem Heiligen Kreuz geweihten Kirche verbunden war. Die Verwaltung von Brücke und Spital oblag einem Geistlichen. Die weitere Geschichte beider Institutionen verband sich dann mit dem kurz vor 1160 durch den Edlen Sigehard von Stockstall und seinen gleichnamigen Sohn, ein Mitglied des Domkapitels, bei der Kapelle St. Aegidi (St. Gilgen) gegründeten Leprosenhaus42). Die Stiftung wurde dem Domkapitel unterstellt, und der gesamte Komplex – Leprosenhaus, St. Aegidi, Innbrücke – bildete schließlich das Innbruckamt. Über das Heiligkreuzspital ist nichts weiter bekannt; es dürfte in das 1301 von dem Domherrn Heinrich von Radeck errichtete Spital St. Gertraud übergegangen sein43).

Für das 11. und 12. Jahrhundert ist mit einem stetigen Bevölkerungszuwachs in der Stadt zu rechnen. Belege dafür sind einmal der Bau einer – nach dem Dom – zweiten Pfarrkirche und die Entstehung der Vorstadt „Neumarkt“. Nach einer Überlieferung aus dem 17. Jahrhundert ist die Pfarrkirche St. Paul bereits von dem Bischof Egilbert geweiht worden; sicher bezeugt ist sie freilich erst für die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der Bischof Diepold (1172–1190) hat sie dem Domkapitel in auctionem prebende sue übertragen; in der von Papst Alexander III. am 10. April 1179 für das Domkapitel ausgestellten Besitzbestätigung wird sie bereits genannt44). Für die Vorstadt ist der Name „Neumarkt“ (novum forum) zu Beginn des 13. Jahrhunderts belegt45). Sie war im Westen der die Altstadt abschließenden Wehrmauer vorgelagert, die erst in der Neuzeit als „Römerwehr“ bezeichnet worden ist. Die Siedlungen auf den gegenüberliegenden Flussufern sind erst relativ spät in den Stadtbereich einbezogen worden. Noch 1298 erscheint die Innstadt als „dorff enthalben der Innbruck“ (villa trans pontem Oeni); die Iltzstadt (Iltza, Ilzgstad) gehörte ursprünglich größtenteils zur Grundherrschaft Niedernburg. Die Bewohner der Siedlung Anger haben vor dem Bau der ersten Donaubrücke 1278 wohl die Überfuhr besorgt; jurisdiktionell unterstanden sie dem Innpropsteigericht46).

Vor dem Hintergrund der hier skizzierten herrschaftlichen Verhältnisse, die sich auch in der in den Niederaltaicher Annalen zum Jahre 1219 verzeichneten Errichtung der Veste Oberhaus auf dem Georgsberg durch den Bischof Ulrich widerspiegeln47), vollzieht sich nun die Entstehung der bürgerlichen Stadtgemeinde und beginnt jener Prozess einer allmählichen Emanzipation der Bürger von der Stadtherrschaft des Bischofs, den wir als kommunale Bewegung verstehen48). Erste Belege für „Bürger“ (cives) haben wir in den Quellen seit den sechziger Jahren des 12. Jahrhunderts, ein wenig später dann auch mit dem Zusatz „Patavienses“ oder „de Patavia“49). Seit dieser Zeit erscheinen cives als fest [Druckseite XVI] umrissene Gruppe in den Zeugenlisten der Bischofsurkunden nach dem Domkapitel und dem Laienadel beziehungsweise den Ministerialen. Mit aller Vorsicht wird man solche Belege als Hinweis auf korporative Faktoren, auf eine zunehmende Verfestigung der bürgerlichen Gemeinde im Rechtssinne, deuten dürfen, ohne dass schon von Teilnahme am Stadtregiment oder Selbstverwaltungsorganen die Rede sein kann. Der Bau der Stadtmauer, die Errichtung der Veste Oberhaus, die bischöfliche Territorialpolitik unter Ulrich und seinen Nachfolgern, schließlich auch der Reichsdienst verursachten erhebliche Kosten. Nicht selten erscheinen Bürger nun als Gläubiger der Bischöfe und konnten über ihre wirtschaftliche Stärke auch politischen Einfluss gewinnen. Dass die Loyalität der Bischöfe gegenüber dem Reich und dem staufischen Herrscherhaus sich für das Hochstift auch auszahlte, macht etwa der Erwerb der Grafschaft im Ilzgau deutlich. Friedrich II. übertrug diese Grafschaft, die vorher der Herzog Ludwig von Bayern innegehabt und dem König aufgelassen hatte, am 21. und 24. Januar 1217 dem Bischof Ulrich. Die darüber ausgestellten Urkunden50) würdigen die Treue des Empfängers und betonen, verfassungsgeschichtlich wichtig, zugleich den Charakter der verliehenen Grafschaft als Reichs- und Fahnlehen. Der Passauer Bischof, ohnehin der Gruppe der geistlichen Reichsfürsten zugehörend, konnte durch diese Erwerbung seine reichsfürstliche Stellung endgültig festigen. Die Grafschaft im Ilzgau wurde die entscheidende Basis für die sich ausbildende bischöfliche Territorialhoheit.

In der Bürgerschaft kam die führende Rolle den Kaufleuten zu. Dass es in der Stadt aber auch ein breit gefächertes, für den Markt produzierendes Gewerbe gab, machen die vielen, seit etwa 1170 zunehmenden Handwerkerbezeichnungen bei den Namen in den Zeugenlisten deutlich. In Umrissen zeichnet sich die Entstehung eines Meliorats als Vorstufe des Patriziats ab51). Dazu wird man etwa den häufiger bezeugten Konrad Setzer, dem der Bischof Rüdiger (1232–1250) den Weinzehnt in Krems und Stein verpfänden musste, oder Christan, der dem Bischof mehrfach als Geldgeber zur Seite stand, ferner auch den Stadtrichter Heinrich Hutsmund, der bis zu seiner Ermordung 1262 über großen politischen Einfluss verfügte, zählen müssen52).

Die finanziellen Belastungen erzeugten aber auch Unruhen, die den bischöflichen Stadtherrn zu Konzessionen gegenüber bürgerlichen Forderungen zwangen. So sah sich der Bischof Gebhard (1221–1232) im Frühjahr 1225 genötigt, den Bürgern gewisse rechtliche Sicherungen zuzugestehen. Es ging um die Sicherung des Friedens in der Stadt, für den alle verantwortlich sind, aber für Gebhard besteht überhaupt kein Zweifel, dass es seine Stadt, dass er der Stadtherr ist. Materiell handelt es sich bei diesem sogenannten „Stadtrecht“ von 1225 nicht um eine freiheitliche Verfassung, sondern um eine Gerichtsordnung, in der Verfahrensfragen geregelt werden und strafrechtliche Bestimmungen im Vordergrund stehen, in einigen Bereichen der Gerichtsbarkeit aber auch eine aktive bürgerliche Mitwirkung vorgesehen war53).

Die großen politischen Verwerfungen der Regierungszeit Friedrichs II. wirkten sich auch auf Passau aus. Der Bischof Rüdiger bezahlte seine Loyalität zum Staufer 1250 mit seinem Sturz. Erst mit Otto von Lonsdorf (1254–1265) konsolidierten sich die Verhältnisse wieder54). Das vordringliche Problem war die politische Neuordnung nach der Katastrophe des staufischen Hauses, und das bedeutete für Otto in erster Linie, die landesherrliche Unabhängigkeit gegenüber den mächtigen Nachbarn Bayern, Böhmen und Österreich zu behaupten. Innenpolitisch ging es um die Sicherung der Besitztitel und Rechte der Passauer Kirche. Der Bischof hat dafür die Voraussetzungen durch die Anlage eines Kopialbuches, des bekannten Codex Lonsdorfianus, geschaffen, in dem er Urkunden und urbariale Notizen zusammenstellen ließ, in den aber zum Beispiel auch ein Verzeichnis der Dombibliothek aufgenommen wurde55). Zu diesem Codex kommt als weitere Handschrift das Register des Bischofs hinzu, dessen erster Teil Urkunden – vorwiegend Ottos selbst – und Notizen urbarialer Natur und im zweiten Teil die Abschriften von Privilegien zahlreicher Klöster enthält, die auf eine entsprechende Anweisung des Bischofs an Äbte und Pröpste zurückgehen56). Schließlich gehört in diesen Zusammenhang auch die Aufzeichnung eines Urbars des domkapitelschen Inn- [Druckseite XVII] bruckamtes57) durch den Pfarrer von St. Aegid und Verwalter Ulrich, der sich ausdrücklich auf eine entsprechende Verfügung des Bischofs beruft. Otto ging es um eine geordnete Verwaltung und Besitzsicherung; die Ausweitung der Schriftlichkeit dokumentiert dabei einen erheblichen Modernisierungsschub. Dem gleichen Ziel dienten wirtschaftspolitische Maßnahmen wie die Einführung des sogenannten „Ewigen Pfennigs“58) oder die Regelung des Saumverkehrs über die via Boemorum59). Unter Otto werden zum ersten Mal Handwerkerverbände, Zünfte, fassbar, denen der Bischof zur Sicherung eines geordneten gewerblichen Lebens und zur Regelung des Konkurrenzkampfes einen gesetzlichen Rahmen gab60).

Alle derartigen Maßnahmen haben jedoch nicht verhindern können, dass die Bürgerschaft weiterhin um eine Ausweitung ihrer Rechte kämpfte. Im Jahre 1298 brach ein Aufstand gegen den Bischof Wernhard/Bernhard von Prambach (1284–1313)61) los, der in kurzer Zeit eine Jahrhunderte alte Rechtsordnung hinwegzufegen drohte62). Die Bürger forderten für sich einen eigenen Stadtrat mit Bürgermeister und Amtsträger, die gewählt werden sollten, sie gaben sich ein eigenes Siegel, bestimmten ein Haus zu ihrem Rathaus und installierten eine Ratsglocke. Gegen die über sie verhängten geistlichen Strafen aber waren sie letztlich machtlos, so dass sie sich einem Schiedsspruch König Albrechts unterwerfen mussten, der die Stadtherrschaft des Bischofs bestätigte. Wernhard von Prambach hat freilich erkannt, dass er Zugeständnisse machen musste, um den Frieden zu sichern. So erließ er am 15. August 1299 seinen berühmten „Stadtbrief“63), der in wesentlichen Teilen eine Ergänzung und Erweiterung der Gebhardinischen Gerichtsordnung von 1225 war und vor allem den Vorrang des „gesessenen Bürgers“ vor allen Nichtbürgern und Fremden stark betonte. Es gab bescheidene Ansätze zur Selbstverwaltung, aber die Stadtherrschaft des Bischofs war nirgendwo ernsthaft in Frage gestellt.

Der grundsätzliche Konflikt zwischen Stadtherrn und Bürgerschaft war damit nicht beigelegt; in den folgenden beiden Jahrhunderten kam es immer wieder zu neuen Auseinandersetzungen, im Jahre 1367 unter Führung des Stadtrichters und Bürgermeisters Andre Haller zu einem blutigen Aufstand, in dem die Bürger und ihre Söldner in offener Feldschlacht nahe Obernzell, an der Mündung der Erlau in die Donau, gegen die durch österreichische Hilfskontingente verstärkten bischöflichen Truppen eine vernichtende Niederlage hinnehmen mussten64). Der Friede wurde durch Vermittlung der österreichischen Herzöge hergestellt, die in ihrem „Österreichischen Spruchbrief“ vom 21. April 1368 erneut die Stadtherrschaft des Bischofs bestätigten und der Bürgerschaft eine Geldstrafe von 10000 Pfund Wiener Pfennige auferlegten, die in einem Zeitraum von zehn Jahren zu entrichten war65). Immerhin gewährte der Bischof den Bürgern eine gewisse Selbstverwaltung durch Bürgermeister und Rat, ein Rathaus und die Symbole städtischer Autonomie: Stadtsiegel und Ratsglocke. Aber eingesetzt wurden Bürgermeister und Stadträte vom Bischof, und die wichtigste rechtliche Instanz blieb der vom Bischof ohne bürgerliche Mitwirkung berufene Stadtrichter66).

Es sollte sich schließlich zeigen, dass sich die wirtschaftliche Kraft der Kaufleute mit ihren in Wein-, Salz- und Venedigguthandel ausgedehnten Handelsbeziehungen nicht in eine weiterreichende politische Mitsprache umsetzen ließ, obwohl die bischöfliche Herrschaft im 14./15. Jahrhundert durch strittige Bischofswahlen, in denen Habsburg, Bayern, zeitweise Böhmen und der Kaiser um den vorwaltenden Einfluss auf das Hochstift stritten, geschwächt war67). Zwar gelang es, in verschiedenen Auseinandersetzungen die städtischen Kompetenzen und Selbstverwaltungsrechte auszuweiten, aber die bischöfliche Stadtherrschaft war nicht zu brechen. Das Ringen zwischen Bürgerschaft und Bischof wurde endgültig erst im sogenannten Laudum Bavaricum vom 29. März 1535 beigelegt, das ein zwischen der Bürgerschaft und dem Bistumsadministrator Herzog Ernst von Bayern vereinbartes Schiedsverfahren abschloss. Dieser „bayerische Schiedsspruch“, erstellt durch die Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. als Schiedsherren, hat die innere Verfassung der Stadt bis zum Ende der [Druckseite XVIII] fürstbischöflichen Zeit bestimmt68). Er regelte die Gerichtsbarkeit im Ausgleich zwischen Bischof und Stadtrat und traf Bestimmungen zum Erwerb des Bürgerrechts sowie zum Marktrecht.

Die städtische Führungsschicht, die Gegenspieler und Partner des Bischofs war, setzte sich zusammen aus den Händlern, die sich vor allem aus den Salzfertigern und am Fernhandel beteiligten Kaufleuten rekrutierten, einzelnen vornehmen Handwerkern aus den Zünften sowie zu einem geringeren Teil den Amtsträgern, d.h. den Mautnern, dem Syndikus und dem Stadtschreiber. Einzelne bedeutende Familien wie die Stein – benannt nach ihrem Geschlechterhaus „auf dem Stein“ am Kramerplatz (heute Residenzplatz)69) – die Kraft, die Holzhaimer70), die Hanntschuster71) oder die Endel72), die sich zum Teil verwandtschaftlich mit dem Landadel der Umgebung verbanden und deren Mitglieder immer wieder in führenden städtischen Positionen wie den Ämtern des Bürgermeisters oder des Stadtrichters erscheinen, sind für uns deutlicher fassbar73). Ob man aber von einem Patriziat vergleichbar etwa dem der Reichsstädte sprechen kann, ist sehr fraglich. Wenn man diese Schicht im Sinne des 16. Jahrhunderts als „eine sich absondernde, ihre Geschicke selbst bestimmende Herrenschicht“ versteht, die das Stadtregiment für sich beanspruchte, so hat es eine solche in Passau nicht gegeben. Der Bischof blieb der Herr, der die Geschicke der Stadt bestimmte74).

Die Judengemeinde, deren Anfänge um 1200 erkennbar sind, hat in der Stadt keine besondere Rolle gespielt75). Das Judenviertel lag im Bereich der heutigen Zinngießergasse; die erste Synagoge stand wohl am Innufer. Anfang des 15. Jahrhunderts erfolgte die Umsiedlung aus der Stadt an das Ilzufer zu Füßen des Georgsberges. Hier wurde eine neue Synagoge gebaut und ein Friedhof angelegt. Die allgemeine Verschlechterung der Situation der Juden, die 1450 aus Niederbayern vertrieben wurden, wirkte sich auch auf die Verhältnisse in Passau aus. Im Jahre 1478 kam es zu einer Verfolgung, die durch einen angeblichen Hostienfrevel ausgelöst wurde. Zehn Juden wurden nach einem auf der Folter erpressten Schuldgeständnis hingerichtet, vierzig ließen sich taufen; die übrigen wurden aus der Stadt verwiesen. Die Synagoge wurde abgerissen und an ihrer Stelle die Kirche St. Salvator erbaut, der ein Kanonikerstift angegliedert wurde76).

Spitäler

Die Bedeutung der Bürgerschaft wird auch daran erkennbar, dass sie in steigendem Maße Aufgaben der Sozialfürsorge übernahm. In dieser Tradition steht heute noch die ursprünglich von Salzfertigern und Schiffsmeistern als Zunft gegründete „Bruderschaft Unserer Lieben Frau der Schiffsleut und Salzfertiger“, die erstmals 1306 erwähnt wird und bis in die Gegenwart als „Lamplbruderschaft“, benannt nach dem Wohltäter Magnus Lampl (um 1600), fortlebt77). Das St. Johannis-Spital am Rindermarkt war vor der Wende zum 13. Jahrhundert noch vom Domkapitel „zum Trost der Armen“ errichtet worden, und das Spital St. Gertraud wurde im Jahre 1301 von dem Domherrn Heinrich von Radeck gestiftet, aber mit der Gründung des Heilig-Geist-Spitals ergriff das Bürgertum die Initiative.

Das Johannisspital78) entwickelte sich durch großzügige Spenden zur reichsten Stiftung der Stadt und diente der Versorgung alter und hilfsbedürftiger Bürger beiderlei Geschlechts bis zu deren Tod. Es unterstand bis 1278 dem Domkapitel. In diesem Jahre ließ der Bischof Petrus (1265–1280) eine Brücke über die Donau schlagen – bis zum Ende des 15. Jahrhunderts der einzige feste Donauübergang zwischen Deggendorf und Kremsmünster in der Wachau –, die er verwaltungsmäßig dem Spital unterstellte; die Leitung des Spitals aber übertrug er der Passauer Bürgerschaft79). In direkter Nachbarschaft zum Spital lag das von Peter Gottinger80), auch genannt Bernauer, 1506 mit zehn Betten gestiftete St. Johannis-Bruderhaus, das zur Aufnahme alter Handwerksgesellen, arbeitsunfähiger Dienstboten und armer Inwohner bestimmt war. Ein Schwesternhaus mit gleicher Zweckbestimmung hat wohl schon früher existiert.

[Druckseite XIV]

Das Heilig-Geist-Spital wurde 1347 als die bedeutendste bürgerliche Stiftung von dem Stadtrichter Urban Gundacker81) und seiner Gemahlin Plektraud im Neumarkt gegründet82). Das Ehepaar stattete das Spital u. a. mit Weinbergen in der Wachau, vor allem in Krems, und anderen Besitzungen so reichlich aus, dass nicht nur der unmittelbare Stiftungszweck, die Versorgung von dreizehn armen und kranken Männern, darunter drei Priester, gewährleistet war, sondern außerdem auch zwölf arme Jungfrauen und Witwen, die allerdings kein Wohnrecht im Stift selbst hatten, täglich gespeist und gekleidet werden konnten. Gleichzeitig werden die Motive der Stifter deutlich: Es ging um die Memoria, das Totengedächtnis; denn den Insassen wurde zur Pflicht gemacht, den täglichen Messen beizuwohnen und für die Stifter zu beten.

Die Epoche der Reformation und Gegenreformation

Zu Beginn der Regierung des Bistumsadministrators Herzog Ernst von Bayern (1518–1540)83) werden die Auswirkungen der Reformation auch in Passau spürbar. Der Wittelsbacher, an der Universität Ingolstadt Schüler von Johannes Eck, nahm sofort gegen Martin Luther Stellung, indem er wahrscheinlich bereits die Bannbulle 1521 publizierte und ab 1523 die gegen die neue Lehre gerichteten Mandate des Reichstages veröffentlichen ließ84). Da der Stiftspfarrer Johannes Pfeffinger sich in seinen Predigten den Auffassungen Luthers anschloss, weshalb er 1523 aus der Stadt fliehen musste, war die neue Lehre, die wohl auch durch reisende Kaufleute verbreitet wurde, in Passau bekannt85). Dem Waizenkirchener Pfarr- und Seelsorgevikar Leonhard Käser86), der sich zu Luther bekannte, ließ der Bischof öffentlich den Prozess machen. Da Käser nicht widerrief, wurde er am 16. August 1527 in Schärding auf dem Scheiterhaufen hingerichtet87). Zu gleicher Zeit ließ der Administrator eine Wiedertäufergemeinde auflösen; vermutlich wurden einige Gemeindemitglieder hingerichtet.

Ernsts Nachfolger Wolfgang von Salm (1540–1555)88) verfolgte zunächst eine Politik der Toleranz. Als jedoch die Kelchbewegung, die eine Kommunion unter beiderlei Gestalt forderte, in der Bürgerschaft um sich griff, sah sich der Bischof zu einer restriktiveren Politik gezwungen, doch verzichtete er ebenso wie seine Nachfolger Wolfgang von Closen (1555–1561)89) und zunächst auch Urban von Trenbach (1561–1598)90) auf Zwangsmaßnahmen. Symptomatisch für die Verhältnisse in Passau ist in gewissem Sinne die Situation in St. Nikola. Nach Ausweis der Visitationsprotokolle war die Disziplin im Augustinerchorherrenstift im 15. Jahrhundert in bedenklicher Weise in Verfall geraten91). Das Stift war keineswegs mehr eine Musteranstalt, wie der Gründer Bischof Altmann sie einst geplant hatte. Der Propst Thomas Gunner, dem Caspar Bruschius die Einrichtung einer hervorragenden Schule zuschreibt, trat zur neuen Lehre über und floh 1556 nach Österreich; ebenso konvertierten der Dekan August Trapp und einige Chorherren. Für das geistige Klima im Stift ist bezeichnend, dass der Leiter der Klosterschule, Leonhard Paminger, obwohl Lutheraner und in engerem Kontakt mit dem Reformator selbst stehend, seinen Posten bis 1557 behalten und nach seiner Absetzung noch „Canzler“ des Propstes bleiben konnte92). Nach der Resignation des Propstes Matthias Werndl sollte Augustin Arnold93), Professe von Polling, für die Besserung der Klosterzucht sorgen. Tatsächlich zeichnete das Visitationsprotokoll des Kardinals und päpstlichen Legaten Giovanni Francesco Commendone vom 28. Februar 1569, das die Zustände in der Stadt in eher düsteren Farben malt, von der Situation im Stift ein nicht ungünstiges Bild: Die Schönheit der Klosterkirche wird hervorgehoben; die Kommunion wird sub una, also nicht mit dem Laienkelch, gespendet; neben dem Propst zählt der Konvent zehn Kanoniker94). Ähnlich positiv fiel die Visitation des Nuntius Felician Ninguarda im Jahre 1581 [Druckseite XX] aus95). Solche, meist flüchtigen Visitationen liefern zwar häufig nur eine Momentaufnahme und erfassen nicht immer den tatsächlichen Zustand, aber das hier gezeichnete Bild scheint doch im ganzen den zunehmenden Reformeifer des Bischofs Urban von Trenbach widerzuspiegeln. Dieser hatte zunächst, wohl auch aus Furcht vor Unruhen und ernsteren Konflikten mit dem Stadtrat, die Zügel schleifen lassen, ergriff aber seit den achtziger Jahren restriktivere Maßnahmen gegen die „Ungehorsamen“, um die Konfessionseinheit wiederherzustellen. Eine den Katholiken günstige reichspolitische Lage, der erfolgreiche wittelsbachische Zugriff auf das Erzstift Köln 1583, und die Unterstützung durch Herzog Wilhelm von Bayern schufen dafür die Voraussetzungen. Nun wurde – weniger durch Reformen, sondern stärker mit Zwangsmitteln – die Rekatholisierung in der Stadt und im Hochstift vorangetrieben96). Gleichzeitig begann aber auch das Wirken der Franziskaner Früchte zu tragen, die 1564 nach Passau gerufen worden waren und 1588 mit der Errichtung von Kirche und Konvent begannen97).

Im Ringen um den vorwaltenden Einfluss auf das Hochstift setzte sich nach Urbans Tod das Haus Habsburg gegen Bayern durch; seit 1598 wurden nur noch Adelige aus den habsburgischen Erblanden auf die Passauer Cathedra erhoben – bis 1664 waren es nacheinander drei Erzherzöge, Leopold (1598–1625)98), Leopold Wilhelm (1625–1662) und Karl Joseph (1662–1664), die, ohne die höheren Weihen zu empfangen, und ohne größere geistliche Ambitionen dem Bistum als Administratoren vorstanden. Karl Joseph starb bereits im Alter von vierzehn Jahren, ohne die Regierung im Hochstift angetreten zu haben99). Durch eine österreichische Majorität im Domkapitel war die habsburgische Dominanz garantiert. Erzherzog Leopold, der Bruder Kaiser Ferdinands II., immerhin ein frommer Mann, wenn auch eher dem Kriegshandwerk als seinen kirchlichen Aufgaben zugeneigt, hat für den Prozess der Rekatholisierung und die katholische Erneuerung durch die Berufung der Societas Jesu in die Bischofsstadt eine große Bedeutung erlangt. Gegen den Widerstand des Domkapitels, das die Kosten scheute und wohl auch nicht an der Präsenz einer aktiven und länderübergreifend römische Politik vertretenden Institution interessiert war, hat er seine Absicht verwirklicht und am 1. November 1612 nach dem Erwerb und der Niederlegung eines Häuserviertels in der Altstadt südwestlich der Abtei Niedernburg den Grundstein des Kollegs gelegt. Zu seiner Unterstützung hatte er aus der Diözese Straßburg, die seit 1607 auch seiner Leitung unterstand, Johannes Isphording100), vorher Rektor des Jesuitenkollegs Molsheim, nach Passau geholt. Der am 11. Februar des Jahres 1612 ausgefertigte Stiftbrief101) formuliert als Stiftungszweck die Verbesserung der Ausbildung der Priester, „weill wir in unsern weitschichtigen geistlichen District an frommen gelehrten Priestern ainen merckhlichen Mangl“ (haben), die Rückführung der im Irrtum verharrenden Teile der Diözesanen zum katholischen Glauben und die Erziehung der Jugend, die „zuvorderist in gedachter Statt, der gueten Zucht und thugentlichen Undterweisung sehr bedürfftig“ ist. Mit der Gründung des Jesuitenkollegs (heute Gymnasium Leopoldinum) hatten Stadt und Bistum eine Bildungsinstitution von zentraler Bedeutung erlangt, die weit über die Grenzen der Region hinaus großes Ansehen im Reich gewann.

In denselben geistig-religiösen Zusammenhang gehört auch die Ansiedlung der Kapuziner in Passau. Sie fällt in die Regierungszeit des Fürstbischofs Leopold, der eigentliche Förderer aber war der Domdekan und Bistumsadministrator Freiherr Marquard von Schwendi102). Er hatte auf dem Schulerberg, dem heutigen Mariahilfberg, nach einer Lichterscheinung zunächst im Jahre 1622 eine Holzkapelle errichtet. Das Gnadenbild, das er hier aufstellte, war die Kopie eines Mariengemäldes von Lukas Cranach, das, ursprünglich für die Heiligkreuzkirche in Dresden bestimmt, dort aber wegen der Reformation nicht mehr gebraucht, vom Fürstbischof als Gastgeschenk erworben und nach Passau gebracht worden war. Schwendi hatte die Kopie anfertigen lassen. Die nun eingerichtete Wallfahrt wurde den Kapuzinern anvertraut, die seit 1610 in der Innstadt tätig waren103). In den Jah- [Druckseite XXI] ren 1624/27 hat Schwendi einen steinernen Kirchenbau mit Kapellen, überdachter Stiege und Hospiz errichtet. Die rasch aufblühende Wallfahrt, der der berühmte Volksmissionar und Prediger Pater Prokop von Templin entscheidende Impulse gab, strahlte weit in das Reich aus und hat “durch Export der Bildgestalt Mariahilf mehr als 500 sekundäre Wallfahrtsstätten, vor allem in Mitteleuropa, entstehen lassen“. „Das Gnadenbild wurde zum beliebtesten Andachtsbild der Katholiken im Deutschen Reich, zum wahrhaft ‚deutschen’ Gnadenbild“104).

Ausblick

Die Nöte des Dreißigjährigen Krieges hat Passau relativ glimpflich überstanden. Eine Katastrophe aber brach etwas über ein Jahrzehnt nach dem Friedensschluss über die Stadt herein, als am 27. April 1662 ein Großfeuer die Altstadt und Teile der Innstadt und des Neumarktes in Schutt und Asche legte; nur die Ilzstadt blieb verschont105). Der Wiederaufbau wurde unter dem energischen Fürstbischof Wenzeslaus von Thun (1664–1673) in Angriff genommen und unter seinem Nachfolger Sebastian von Pötting (1673–1689) fortgeführt. Die großen Anstrengungen erlitten jedoch einen schweren Rückschlag, als am 29. Juli 1680 ein erneuter Großbrand, der vom Kloster Niedernburg ausging, die Altstadt bis in den Bereich von St. Paul und Teile der Innstadt verwüstete. Die mittelalterliche Stadt war damit weitgehend zerstört; danach hat Passau sein Erscheinungsbild völlig verändert. Es entstand – wesentlich mitbestimmt durch Künstler aus dem Gebiet des Comer Sees wie die Lurago, Carlone oder Tencalla – das barocke Passau106).

Hatten die großen Brände des 17. Jahrhunderts das äußere Erscheinungsbild der Stadt grundlegend verändert, so brachte das beginnende 19. Jahrhundert mit der Säkularisation in der Umgestaltung der inneren – der verfassungsrechtlichen, kirchlichen und kulturellen – Verhältnisse eine viel tiefergehende Zäsur, die ohne Zweifel als eine der größten Katastrophen der passauischen Geschichte bezeichnet werden kann107). Durch Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 wurde das Fürstbistum aufgelöst. Bereits drei Tage zuvor hatte der letzte Fürstbischof Leopold Graf von Thun-Hohenstein seinen Rücktritt als Landesherr erklärt und seine Untertanen von allen „Pflichten und Verbindlichkeiten, womit sie Uns nach der bisherigen Verfassung als ihrem Fürsten, Lehens- und Landesherrn zugethan waren“ entbunden108). Nachdem die Jesuiten bereits 1773 die Stadt hatten verlassen müssen, wurden nun auch die Klöster säkularisiert109). Für das Franziskanerkloster St. Anna und das Kapuzinerkloster in der Innstadt bestimmte das Dekret des Kurfürsten Max IV. Joseph vom 31. Mai 1803, dass die Mönche in Zentralklöster zu übersiedeln seien und das Vermögen dem Schulfonds zugewiesen werde110). Die profanierte Klosterkirche der Franziskaner kaufte der Bischof Heinrich von Hofstätter (1839–1875) im Jahre 1854 mit eigenen Mitteln auf und ließ sie zur „Votivkirche zu Ehren der unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria“ umgestalten. Die Kirche des Kapuzinerklosters wurde schließlich zerstört, während das Hospiz auf dem Mariahilfberg weiter als Wallfahrtspriesterhaus bestehen blieb und von 1890 bis 2002 noch einmal Kapuziner beherbergte. Niedernburg wurde als Benediktinerinnenabtei 1806 aufgelöst; in den Klostergebäuden eröffnete der Schulorden der Englischen Fräulein im Jahre 1836 ein Erziehungsinstitut111). Die Säkularisation des Augustinerchorherrenstiftes St. Nikola und der zugehörigen Kirchen in der Hofmark zog sich über eine längere Zeit hin; die Klosterkirche wurde profaniert, die Spitalkirche St. Maria verkauft, 1877 in ein Gasthaus umgewandelt und 1976 abgebrochen, die Pfarrkirche St. Jakob und die Elisabethkirche in der Hofmark wurden aus fortifikatorischen Gründen 1809 abgebrochen. Mit der Wiedererrichtung der St. Nikola-Pfarrei und der Inbesitznahme von Teilen der Klostergebäude durch Schwestern des Deutschen Ordens nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Übernahme der übrigen Gebäude durch die neuerrichtete Universität lebte die klösterliche, seelsorgerische und wissenschaftliche Tradition des ehemaligen Stiftes in gewandelten Formen wieder auf. Dass das alte Passau nicht völlig unterging und viele Kunstschätze gerettet, Kirchen restauriert werden konnten, ist nicht zuletzt der [Druckseite XXII] Bau- und Sammeltätigkeit des Bischofs Hofstätter zu verdanken, der durch sein Wirken das Erscheinungsbild der Stadt im 19. Jahrhundert maßgeblich bestimmt hat.

3. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

von Ramona Epp

Vom gesamten Inschriftenbestand der Stadt Passau sind 38% nur noch kopial überliefert. Entscheidende Ereignisse in der Verlustgeschichte sind sicherlich die beiden Stadtbrände im 17. Jahrhundert112), von denen der erste als obere Zeitgrenze für den Erfassungszeitraum dient. Bei diesem Brand wurde die Stadt erheblich zerstört. Auch der Dom wurde in Mitleidenschaft gezogen. Das Dach und ein Großteil der Inneneinrichtung, darunter Bischofsgrabmäler, verbrannten. In der Folge stürzten Teile des Gewölbes ein113). Das Ausmaß des Brandes muss so verheerend gewesen sein, dass sogar das Glockenmetall zerschmolzen ist114). Der Schaden führte dann auch zu dem barocken Neubau. Das Kloster Niedernburg wurde beide Male zerstört, zumal der zweite Brand sogar vom Kloster ausging115). 1662 brannte die Marienkirche ab, von der heute nur noch die Vorhalle erhalten ist116). Die Stadtbrände markieren das Ende der mittelalterlichen und den Beginn der barocken Stadt.

Einen anderen großen Einschnitt stellt die Säkularisation dar. Zu der Zeit (1812/1813) wurde der Domkreuzgang samt der in ihm gelegenen Kapellen abgerissen, die Grabmäler wurden als Material veräußert117). Es finden sich auch heute noch Grabplatten in diversen Privathäusern, die dort als Baumaterial, meist als Fußbodenbelag im Hausflur bzw. in der Einfahrt, verwendet wurden. In einigen Fällen konnte über die kopiale Überlieferung nachgewiesen werden, dass diese Platten aus dem Domkreuzgang stammen118). Die „wiederverwehrteten“ Grabplatten finden sich auch außerhalb von Passau bis hinunter nach Obernzell119). Marmorplatten gingen beim Abriss des Domkreuzganges u.a. an die königliche Straßenbauoberinspektion120). Die heute noch im Domhof vorhandenen Grabmäler wurden von Bischof Heinrich von Hofstätter (1839–1875) zurückgekauft121).

Weitere Verluste aus der Zeit der Säkularisation sind auch von anderen Stellen in der Stadt zu melden. Im Jahre 1809 wurde die Wolfgangskapelle in Niedernburg profaniert, wobei die dort noch bei Seyffert verzeichneten Grabmäler verloren gingen122). Das ehemalige Augustinerchorherrenstift St. Nikola traf es besonders hart. Das Stift wurde 1804 aufgehoben. Zunächst sollte dort eine Porzellanfabrik untergebracht werden, die Räume dienten dann aber als Kaserne, zuletzt als Magazin. Altäre, Kanzel und Chorgestühl wurden in die Pfarrkirche von Vilshofen verbracht123). Sämtliche Nebenkirchen des Klosters wurden bei der Säkularisation entweder abgetragen oder profaniert124). Von dem Schicksal der dortigen Grabmäler zeugt exemplarisch ein Brief, mit dem sich eine Nachzeichnung einer Narrengrabplatte erhalten hat125). Sie galt als wissenschaftlich wenig wertvoll und wurde daher in Passau belassen, was sie nicht rettete. Aus der zu St. Nikola gehörenden profanierten Spitalkirche St. Maria ist nur eine Inschrift überliefert126). St. Salvator wurde ebenfalls an eine Privat- [Druckseite XXIII] person verkauft, jedoch unter Bischof Heinrich von Hofstätter 1842 zurückgekauft und restauriert127). Sämtliche im Katalog genannten Inschriften aus St. Salvator sind nur noch kopial überliefert128). Während der Säkularisation, und teils auch schon davor, gingen mehrere Kirchen oder Kapellen verloren, die aber für die inschriftliche Überlieferung weniger relevant sind. Zu erwähnen wäre noch die ehemalige Kirche St. Ägid, die verkauft wurde und seither als Wohnhaus dient.

Der zweite Weltkrieg brachte keine großen Verluste. Zu nennen ist jedoch die Wappengrabplatte für Albrecht den Handschuster (†1362), die zu der Zeit zerstört wurde129).

Umbauten und Modernisierungen sind leider bis in unsere Tage Gründe für den Verlust von inschriftlichem Quellengut130). So wurden beispielsweise bei der Renovierung der Andreaskapelle 1960 einige Grabmäler beschädigt, so z.B. das Epitaph des Ludwig von Ebm131). Seit der Renovierung von St. Severin in den Neuziger Jahren sind einige von der Außenwand dieser Kirche stammende Inschriftentafeln verschollen132).

Handschriftliche Überlieferung

Bayerische Staatsbibliothek München

– Clm 1204: Sammelband (Maße 29,5 x 22 cm), Einband aus Pappe, mit grauem Stoff überzogen, 78 Folioseiten aus Papier und zusätzlich 4 Pergamentblätter; Sammelband, kein Titel, verschiedene Exzerpte, v.a. niederbayerische Klöster betreffend, ab fol. 49v zu Passau, 1517 (?)133).

Der Band überliefert im Rahmen von Randnotizen nur zwei für den Inschriftenband wesentliche Objekte in Nachzeichnung, einmal die Inschrift auf der Heilikatumba (Nr. 1) und zum anderen die Schrifttafel an der ehemaligen Marienkirche im Kloster Niedernburg (Nr. 4).

– Clm 1302: Grabschriftensammlung (Maße 29,5 x 19,5 cm), Einband aus Pappe mit Lederüberzug, 145 beschriebene Seiten, Seitenzählung, Papier, kein Titel, Vermerk auf erster Seite oben: J(osephus) D(omenicus) Card(ina)lis de Lamberg, Fürstbischof (1723–1761)134).

Die Abschriften wurden teils sehr ungenau erfasst. Die Palette der Fehler reicht von falschen Namenschreibungen oder Jahreszahlen über das häufige Weglassen vom Inschriftenbeginn135) oder Vornamen (v.a. bei weiblichen Verstorbenen) bis hin zu anderen Formulierungen bestimmter Textteile. Es wird der Eindruck vermittelt, dass an vielen Stellen das Augenmerk mehr auf den Inhalt als auf den Wortlaut gerichtet wurde, es ist daher nicht auszuschließen, dass einige Inschriften nur fragmentarisch überliefert sind bzw. mehr eine Inhaltsangabe der Grabschrift darstellen. Allerdings ist dies nicht durch das gesamte Manuskript zu konstatieren. An anderen Stellen ist der Inschriftentext sehr ausführlich überliefert. Der anonyme Abschreiber geht offenbar nach Standorten vor, die er in Form von Zwischenüberschriften angibt, verzeichnet diese jedoch nicht einheitlich. An manchen Stellen scheint er Angaben vergessen zu haben. Besonders bei kleineren Kirchen, die im hinteren Teil der Handschrift aufgeführt werden, fehlen Standortangaben. Der Abschreiber beginnt mit dem Dombereich mit Behandlung mehrerer Kapellen, führt dann Inschriften auf, die sich in St. Salvator befunden haben müssten, ohne dass er einen Standort angibt, um dann verschiedene kleinere Kirchen anzusprechen, oft nur mit wenigen Inschriftennennungen, und schließt mit den klösterlichen Kirchen, v.a. Niedernburg, aber auch Jesuiten- und Franziskanerkirche. Ein weiteres Manko der Überlieferung ist die Tatsache, dass der Kopist keinerlei weiterführende Angaben zu seinen Abschriften macht. Er zitiert (oder resümiert?) lediglich den Inschriftentext und gibt darunter die Namen der Wappenführer an, soweit sich Wappen auf dem Grabmal befanden. Der Wert der Handschrift liegt darin, dass sie für einige Grabschriften die einzige Quelle darstellt. Ihre Quellenfunktion spielte bereits im 19. Jahrhundert eine Rolle, da die Handschrift – direkt oder indirekt – in zwei weiteren kopialen Überlieferungen angeführt wird. Brunner in BZAR Gen 1279 nennt sie nur an wenigen Stellen ausdrücklich, übernimmt jedoch öfter deren Abschrift, was er zwar in der Regel nicht angibt, [Druckseite XXIV] was man aber aus dem fehlerhaften oder unvollständigen Wortlaut schließen kann, der nicht selten von Brunner selbst nachträglich verbessert wurde. Wimmer aus ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 bzw. StBP Hist. eccl. 130 VII gr zitiert die Handschrift direkt, weist aber häufiger in Kommentaren auf die wahrscheinlich oder offensichtlich falsche Überlieferung hin. Hier zeigt sich das Problem von Clm 1302. Wegen der teils ungenauen Erfassung ist der kopiale Wortlaut mit Vorsicht zu genießen. In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass also drei oder vier Überlieferungen ein und derselben Inschrift nicht unbedingt genauso viele Belege für dieselbe bedeuten, sondern dass möglicherweise zwei Kopialen (BZAR Gen. 1279 und ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 bzw. StBP Hist. eccl. 130 VII gr) von der dritten (Clm 1302) abgeschrieben haben, es sich also eigentlich nur um einen tatsächlichen Nachweis für die Inschrift handelt136).

– Clm 27085: Sammelband (Maße 30 x 21,5 cm), Einband aus Holz mit Lederüberzug, ca. 282 Folioseiten aus Papier, 16.–17. Jh137). Einband weiß, geprägt, in der Mitte fürstbischöfliches Wappen Urbans von Trenbach und die Jahreszahl 1562. Ab fol. 107: Kaspar Brusch, Episcoporum Laureacensium Pataviensiumque catalogus. Passau 1553.

Bei der Handschrift handelt es sich um den so genannten Trenbach-Codex. Er umfasst zum Großteil eine Überarbeitung der Passauer Bistumsgeschichte von Kaspar Brusch (1518–1557) durch Lorenz Hochwart aus dem Jahre 1553. Der Trenbach-Codex stellt eine aufwändige Abschrift des Manuskriptes Hochwarts dar138). Hier ließ der Passauer Bischof Urban von Trenbach nicht nur den Passauer Bischofskatalog verarbeiten, die Handschrift enthält noch weitere Abhandlungen, u.a. eine Chronik der Salzburger Erzbischöfe bis 1561 von Johannes Serlinger (ab fol. 3r)139). Im Anschluß folgt eine Reihe biographischer Abhandlungen zu den Passauer Bischöfen bis zu Urban von Trenbach, dabei ein gemaltes „Portrait“ des jeweiligen Bischofs140). Kaspar Brusch ist der ursprüngliche Autor dieses Abschnittes, der jedoch von dem Domherrn Dr. Lorenz Hochwart überarbeitet wurde141). In diesen „Kurzbiographien“ ist meist aufgeführt, wo der Bischof begraben ist und – in diesem Zusammenhang – auch seine Grabschrift zitiert. Diese Handschrift stellt in vielen Fällen die einzige Überlieferung der nicht mehr erhaltenen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bischofsgrabmäler dar142). Darüber hinaus enthält die Abhandlung ausführlichere biographische Angaben zu Bischof Urban von Trenbach, der der letzte Bischof des Katalogs ist. Im Anschluss an den Katalog wurde von mehreren Händen, teils nach seinem Tod, eine Art Nachruf angefügt (ab fol. 207v)143).

– Cgm 1730: Johann Franz Eckher von Kapfing, Grabsteinbuch (Maße 31,5 x 21 cm), Einband aus mit Pergament überzogener Pappe, 24 Folioseiten aus Papier, Titel: Grab:Stein In der Dom:Kürchen zu Passau des Johann Franz Eckher von Kapfing (Bischof von Freising 1695 bis 1727)144).

Diese Handschrift stellt mutmaßlich eine Ergänzung zu dem sogenannten Grabsteinbuch des Johann Franz Eckher von Kapfing dar145). Sie behandelt den Passauer Dom.

Die Handschrift enthält sehr viele Nachzeichnungen von Inschriften, die somit auch eine Idee von der äußeren Gestalt der Grabschriften vermitteln. An einigen Stellen beschränkt sich der Kopist allerdings auf die alleinige Wiedergabe eines Wappens, das dann den Wortlaut des Grabmals ergänzt. Leider hält sich der Autor mit genaueren Standortangaben zurück, beschränkt sich aber ohnehin auf den Dombereich.

[Druckseite XXV]

– Cgm 1745: Karl Ludwig Seyffert146), Passauisches Tagebuch (Maße 31 x 20,5 cm), Einband aus mit Leder überzogenem Holz, uneinheitliche Seitenzählung, Papier, Titel: Das Passauische Tagebuch widmet Euer Hochfürstlichen Gnaden s.s. zu Passau Iosephen III. In jahr 1788 unterthänigster Carl Seyffert WeltPriester in Passau.

Die Handschrift überliefert nur einen Inschriftentext. Es handelt sich hierbei um die Stifterinschrift der abgebrochenen St. Elisabeth-Kapelle am Domkreuzgang (Nr. 687†).

– Cgm 2267: Johann Franz Eckher von Kapfing, Grabsteinbuch, 4 Bände.

Band 1: Cgm 2267/1, restauriert, neuer Einband Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 35 x 22,5 cm; Tiefe 2,5 cm), früheres Rückenschild: Grabsteinpuech I, altes Ex-Libris: Ex libris Johannis Francisci Eckhers a Käpfing Decani Frisingensis anno 1693; Papier (Maße restauriert 34,5 x 21,5 cm, ursprünglich 33 x 20 cm), neuere Paginierung in Rot, 142 Seiten, ältere Foliierung vorhanden. Der erste Teil dieses Bandes umfasst eine Art Skizzenbuch (bis ca. p. 80)147), bei dem die Grabinschriften in kleinen rechteckigen Feldern nachgezeichnet und teils auch durchgestrichen sind, wenn sie offenbar an anderer Stelle reingezeichnet wurden. Der folgende Teil enthält Reinzeichnungen, bei denen eine Seite in der Regel in vier hochrechteckige Felder, die die Nachzeichnung einer Grabplatte darstellen, eingeteilt ist.

Band 2: Cgm 2267/2, restauriert, neuer Einband mit altem Rückenschild Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 34,5 x 23 cm; Tiefe 4 cm), auf dem Rückschild: Grabsteinpuech 2. Theil; Papier (Maße 33,5 x 21,5 cm), Band mit Reinzeichnungen, ähnlich dem hinteren Teil des ersten Bandes mit meist vier hochrechteckigen Feldern pro Seite, Foliierung, 173 f. beschrieben, zusätzlich drei leere Blätter, hinten Index für den 1. Theil aus 8 Folioseiten, in zwei Spalten nach Orten alphabetisch geordnet.

Band 3: Cgm 2267/3, alter Einband, Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 31,5 x 21 cm; Tiefe 1,8 cm), auf dem Buchrücken alte Signatur; Papier (Maße 30 x 20 cm), paginiert (1–17), anschließend foliiert (eigentlich von 17 bis 42); Titel innen: Excerpta Boico-Stematographica ex Diversis monumentis Inscriptionibus sepulchralibus et Manuscriptis vetustis unacum quibusdam observationibus et notis criticis, als Autor nennt sich am Schluß P. Wolfgangus Schaumberger professus Monachus Seonensi148) OSB, dazwischen eingeschoben: eine Conventualinnenliste von Frauenchiemsee (fol. 19r–20r) und eine Familiengeschichte der Truchtlinger (fol. 21r–23r), am Ende des Bandes ein Index über die Grababschriften (fol. 41v–42r).

Band 4: Cgm 2267/4, restauriert, neuer Einband mit altem Rücken Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 32 x 22 cm; Tiefe 4,5 cm), auf dem Buchrücken Grabsteinbuech der 3.th Thaill; Papier (Maße 30 x 19,5 cm), ohne durchgängige Foliierung 116 Blätter, hauptsächlich Abzeichnungen von Wappen oder figuralen Grabmälern, Grabinschriften fehlen teils oder sind als Notiz beigefügt, Zeichnungen an manchen Stellen farbig; Zeichnungen durchnummeriert, Folioangaben auf den Seiten, jedoch Bezug unklar, da auf manchen Seiten mehrere Folioangaben; am Ende der Handschrift Index, zusätzlich beigebunden Ortsregister zum gesamten Grabsteinbuch: Papier (Maße 28 x 21 cm), 24 foliierte Blätter, angelegt von dem Erben des Oberbibl. Hofrath Föringer im Jahre 1898.

Die vier Bände umfassen das sogenannte Grabsteinbuch des Johann Franz Eckher von Kapfing. Es umfasst über 2000 Grabinschriften, die in erster Linie aus Altbayern stammen. Mutmaßlich stellte es eine Vorarbeit zum Stammenbuch dar. Der dritte und vierte Band ist identisch mit Excerpta Boico-Stematographica von Wolfgang Schaumberger, was v.a. Grabinschriften aus dem Gebiet um Seeon und den Chiemgau betrifft. Die ersten 80 Folioseiten des ersten Bandes hingegen kommen einem Skizzenbuch gleich149). Der zweite Band enthält auf fol. 65v und 66r Abzeichnungen von Grabinschriften für Angehörige der Familie Eckher von Kapfing in St. Salvator, die alle nicht mehr im Original erhalten sind150). Dieselbe Überlieferung findet sich in SBB Msc. M.v.O. Ms. 39.

– Cgm 5620: Karl Ludwig Seyffert, Chronica Niedernburgensis (Maße 30,5 x 20 cm), Einband aus Holz mit Lederüberzug, ca. 774 Papierseiten, angegebener Titel: CHRONICA NIEDERNBURGENS(IS) 737–1799 Einleitung zu einer Kloster-Niedernburgischen Chronic. Verfaßt Durch Carolum Seyffert Weltpriestern in Paßau, Im Jahre 1775.

Wie der Titel bereits erkennen lässt, enthält die Handschrift eine Geschichte zum Kloster Niedernburg, angefangen beim Kloster Lorch und der Übersiedelung nach Passau (737). Es folgt ein Ver- [Druckseite XXVI] zeichnis der Äbtissinnen bzw. Dechantinnen, dem Kurzbiographien beigegeben sind. Ein weiterer Abschnitt ist dem sog. Land der Abtei gewidmet.

Die Handschrift umfasst auch Überlieferungen zu (Grab-)Inschriften, die sich innerhalb des Klosters befanden/befinden (oft Äbtissinnen), oder zu Personen, die im weitesten Sinn mit dem Kloster zu tun hatten, darunter meist Mitglieder von Familien, aus denen Niedernburger Dechantinnen bzw. Äbtissinnen hervorgingen151). Die Handschrift stellt nur in sehr wenigen Fällen die einzige Quelle einer Inschrift dar152).

Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians Universität München

– UBM 2° cod. ms. 397: (Maße 34 x 23 cm), Einband aus Pappe, 414 Folioseiten aus Papier, Sammelband: Genealogica, a Desingio Collecta, fol. 44r bis 115r zu Passau, Titel: Collectio Epitaphiorum Pataviensium, potissimum Ecclesiae Cathedralis; cum delineatione armorum gentilitiorum passim adjecta.

Der Titel „Collectio“ ist durchaus wörtlich zu nehmen. Es handelt sich um verschiedene Aufzeichnungen, meist genealogischen Inhaltes, die von Anselm Desing153) gesammelt und teils selbst verfasst wurden. Diese genealogischen Aufzeichnungen, zu denen auch die Grabschriftenabschriften zu zählen sind, sind wohl Teil einer umfangreicheren Materialsammlung, die Desing zum Zweck einer Neuausgabe der bayerischen Genealogie Hunds anlegte, die jedoch nicht vollendet wurde154). Die Handschrift kam zusammen mit dem Nachlass Desings durch Joseph Moritz (†1834) an die Universitätsbibliothek München155).

Der Teil der Handschrift, der Passauer Inschriften betrifft, stellt eine Sammlung von Aufzeichnungen von mindestens zwei Händen dar. Dazwischen ist zusätzlich ein Brief von einer dritten Hand geheftet (fol. 57/58). Am Beginn befindet sich ein Teil (fol. 46 bis 56r), bei dem lediglich die Inschriftentexte wiedergegeben werden und untereinander aufgeführt sind, wobei sich die Grabschriften in einer rechten Spalte befinden, die durch zusätzliche Informationen in einer linken Spalte ergänzt werden. Dann schließt sich ein Teil an (ab fol. 59r), bei dem verschiedene Abzeichnungen, manchmal auch nur schematische Skizzen, von Grabplatten oder Epitaphien zusammengefasst wurden. Darauf folgt eine Hand (ab fol. 73r bis 110v) mit einer sehr ausladenden Schrift und kräftigem Duktus, die Inschriftentexte wiedergibt und meist die dazugehörigen Wappen – oft die mutmaßliche Anordnung in der Ahnenprobe nachahmend – abzeichnet. Jedoch bleibt auch hier häufig – gerade gegen Ende des Handschriftenabschnittes – die Zeichnung skizzenhaft. An manchen Stellen gibt der Kopist nur den Umriss eines Wappenschildes wieder und versieht dieses mit dem Namen der Wappenführer156). Auf einigen Seiten wurde nach einem bestimmten Konzept begonnen, beispielsweise mit einer kurzen Notiz zum Standort und einem Wappenschema, die Abschrift wurde aber nicht ausgeführt157). Häufiger ist auch zu erkennen, dass der Schreiber zunächst mit Bleistift gearbeitet hat und das so Vorgeschriebene erst später mit Tinte nachgezogen hat. Bei manchen Überlieferungen fehlen Teile des Grabformulars158). Jedoch sind die Abschriften in den meisten Fällen mit weiterführenden Angaben zum Standort und dergleichen versehen. Der Sammlungscharakter der Handschrift macht die Kopiale etwas unübersichtlich, da manche Inschrift im Rahmen der Handschrift mehrfach behandelt wird159) oder anhand nur einer schematischen Zeichnung die Überlieferung nicht zugeordnet werden kann. Die Handschrift überliefert nur den Dombereich. In einigen Fällen stellt sie jedoch die einzige Quelle für verlorene Inschriften v.a. aus dem Domkreuzgang dar160). Das oben angesprochene genealogische Interesse trug wahrscheinlich auch dazu bei, dass gerade im hinteren Teil der Grabschriftensammlung auf Wappenabzeichnungen Wert gelegt wurde. Dagegen wurden in der Regel nur Grabschriften kopiert, andere beigefügte Texte wie Bibelzitate wur- [Druckseite XXVII] den weggelassen. Für den familiengeschichtlichen Hauptzweck der Sammlung spricht auch die Tatsache, dass zwischen den Grabschriften eine kurze Abhandlung zur Familie Hörwart eingefügt ist (fol. 71r–72v: Descriptio familiae Hörwartianae).

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München

– Lokalkommission St. Nikola 167: Akte aus Bestand mit urspr. Signatur KL Fasz. 508/15; Papierbögen (Maße 34,5 x 21,5 cm); Foliozählung (nach urspr. Signatur), fünf Bögen, fol. 554r bezeichnet: Die Merkwürdigkeiten griechischer, römischer, gallischer, deutscher, und baierischer Alterthümer für die königliche Akademie der Wissenschaften betr.

Die Akte stammt aus den Säkularisationsprotokollen von St. Nikola und enthält u.a. ein Schreiben des Klosterkommissars von St. Nikola, Anton Dümmler, in dem er v.a. auf eine Grabplatte für einen Narren, Sixdl, aufmerksam machte und dem er eine Nachzeichnung der Grabplatte beigab (Nr. 351†, Abb. 105). Diese Platte ist nur über diese Quelle belegt.

Diözesanarchiv Regensburg

– BZAR Gen 1279: Peter Brunner161), Inscriptiones Patavienses (Maße 29 x 19,5 cm), Einband aus Papier, lose Papierblätter in drei Heften:

Heft 1: Inscriptiones Ecclesiarum et coemeteriorum Passaviae. Grabschriften=Sammlung Heft 1. Brunner 1842; ca. 90 paginierte Seiten.

Heft 2/3?162): Inscriptiones Passavienses. Peter Brunner 1842; 37 paginierte Seiten.

Heft 4: Grabschriften=Sammlung IV. Heft. Enthaltend 1. St. Achatiuscirche bei Hals. 2. St. Christophkirche bei Tyrnau. 3. Pfarrkirche in Kellberg; ca. 35 Seiten.

Heft 1 besteht zu einem Großteil aus Überlieferungen zum Dombereich, dazwischen ist die Jesuitenkirche eingeschoben (p. 70 bis 74), am hinteren Ende sind einzelne Blätter eingefügt. Heft 2/3 enthält Inschriften aus der restlichen Stadt, beginnend mit dem näheren Umfeld des Domes (Domplatz etc.), bis hin zu Pfarr- und Spitalkirchen etc. Heft 4 betrifft Kirchen im Umkreis Passaus, die im heutigen Landkreis liegen. Einzig für die Stadt Passau wichtig ist St. Achaz in Hals, das damals noch nicht zur Stadt gehörte, heute aber eingemeindet ist. Die Kopiale umfasst meist nur Textwiedergaben, die untereinander aufgeführt sind. Sie stehen in der Regel auf der linken Seite des Blattes, wobei rechts Platz bleibt für Kommentare oder Wappenabzeichnungen, die aber nicht zwingend geboten werden. Brunner zitiert sehr häufig nach einem wahrscheinlich heute verlorenen Manuskript Seyfferts163). Dabei führt er Inschriften auf, die offenbar schon zu seiner Zeit nicht mehr vorhanden waren und möglicherweise der Säkularisation zum Opfer gefallen sind. An anderen Stellen orientierte sich Brunner offenbar zunächst an Clm 1302, verbesserte diese Versionen jedoch einige Male unter zu Hilfenahme der Seyffertabschrift164).

Wegen der Aufnahme von Inschriftentexten aus zweiter Hand durch Brunner und auch wegen der oft fehlenden Kommentare sind die genauen Standorte besonders im Bereich des Domes bzw. Domhofes mit seinen Kapellen oft nicht ersichtlich. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch mutmaßlich um den Domhof, da Inschriften aus Kapellen in der Regel mit einer Überschrift explizit genannt werden.

Brunner liefert eine reiche Überlieferung v.a. zum Domkreuzgang. Da Seyfferts Aufzeichnungen fehlen, stellt Brunners Manuskript eine äußerst wichtige Quelle für viele Inschriften aus dem Dombereich dar.

Archiv des Bistums Passau

– Plansammlung, Mappe Niedernburg: 1. H. 19. Jh.

In der Mappe sind u.a. einige Blätter und eine schematische Zusammenstellung (Lageskizze?) mit Inschriftenüberlieferungen zum Kloster Niedernburg enthalten. Es handelt sich um bloße Inschriftenabschriften ohne weitere Angaben zu den Objekten.

– Sammlung Seyffert 6: Karl Ludwig Seyffert, Monumenta Pataviensia (Maße 33 x 21 cm), 25 Folioseiten aus Papier, Titel: Monumenta Pataviensia, collecta et conscripta a me. 1774; von späterer Hand: Carolo Ludovico Seyffert, sacerdote. (†20. Nov. 1792).

Die Handschrift ist leider nur fragmentarisch erhalten. Die ersten drei Seiten umfassen ein Inhaltsverzeichnis, anhand dessen man den Umfang des Verlustes ermessen kann. Es fehlen der gesamte den Dombereich betreffende Teil und einige Seiten zu den Domherrenhöfen am Domplatz, darüber hinaus einige Blätter in der Mitte und am Ende der Handschrift. Die ursprüngliche Paginierung ist noch vorhanden, das Manuskript wurde jedoch nachträglich und in seinem heutigen Umfang nochmals durchnummeriert. Im Katalog der Inschriften wurde die Quelle nach der alten ursprünglichen Seitenzählung zitiert. Als eine Ausnahme ist das eingefügte Blatt mit Grabschriften in Niedernburg mit der Überschrift Epitaphia Quaedam celebriora, Quae exstant in templo Parthenonis Nidernburgensis zu betrachten. Es wurde bei der neueren Paginierung als 17a bezeichnet und wird analog hierzu im Inschriftenkatalog als 17ar oder 17av geführt.

Diese Sammlung stellt offenbar die Fortsetzung einer weiteren Grabschriftenüberlieferung Seyfferts dar, die heute aber verschollen ist165). Seyffert führt nur die Inschriftentexte auf, die er in Majuskel wiedergibt und meist auf die linke Seite des Blattes stellt. Darüber oder auch daneben kommentiert er die Überlieferung, an manchen Stellen finden sich auch Anmerkungen von späterer Hand. Die Handschrift umfasst keine Nachzeichnungen. Da Seyffert offenbar einigen anderen Kopisten als Vorlage diente (v.a. BZAR Gen. 1279 und Krick, Domstift), stellt dieses Manuskript in keinem Fall die einzige Quelle für verlorene Inschriften dar, wohl aber die erste in einer Überlieferungskette.

– Sammlung Stinglhamer/Krick 151: Dom-Kreuzgang etc. Grabstein-Inschriften Passau.

Bezeichnet: Namens-Verzeichniss zur Sammlung der Grabsteine zu Passau mit Berücksichtigung der darauf vorkommenden Ahnen-Schildchen nach Eduard v. Wimmer Straubing 26. Jan. 1881.

Nach dem vorangehenden Register direkt Beginn der Abschriftensammlung. Die Abschrift ist identisch mit der Überlieferung StBP Hist. eccl. 130 VII gr, die im Vorspann als Kopie einer originalen Sammlung von Wimmer bezeichnet wird. Es konnte leider nicht geklärt werden, ob es sich bei der Handschrift Sammlung Stinglhamer/Krick 151 um das Original von Wimmer handelt oder um eine weitere Abschrift166). Zum Inhalt der Handschrift vgl. StBP Hist. eccl. 130 VII gr.

– Sammlung Stinglhamer/Krick 221: Loseblattsammlung, ca. 66 Papierblätter, spätere Bezeichnung: Grabstein= und andere Inschriften.

Verschiedenste Einzelblätter, v.a. Nachzeichnungen von Grabmälern, aber auch alleinige Wiedergabe von Inschriftentexten. Leider in den meisten Fällen ohne Kommentare und ohne Standortangaben, so dass bei vielen Zeichnungen nicht klar ist, wo sich das Objekt befindet bzw. befand, zumal der Bestand auch Objekte aus dem Landkreis Passau bzw. aus den umliegenden Gebieten umfasst.

– Sammlung Stinglhamer/Krick 223: Loseblattsammlung, bezeichnet: Miscellanea.

Unter anderem finden sich in dem Akt die Abschriften der Grabinschriften der Mitglieder der Familie Ortenburg in der Ortenburgkapelle am Dom.

– DKA VI, 24: Loseblattsammlung, bezeichnet: Pläne zur Ortenburger-Kapelle.

Unter anderem enthält der Akt einige Abschriften zu den Ortenburger Grabinschriften aus der Ortenburgkapelle am Dom.

Staatliche Bibliothek Passau

– StBP Hist. eccl. 130 VII gr: Eduard Wimmer167), Sammlung von Passauer Grabsteininschriften (Maße 21 x 16,5 cm), Einband aus Pappe, nur am Buchrücken Lederüberzug; ca. 369 Papierseiten168) (1881).

[Druckseite XXIX]

Die Handschrift stellt eine Abschrift der Sammlung von Wimmer dar, ist also nicht das originale Manuskript Wimmers. Sie ist daher zeitlich erst nach 1881 anzusetzen. Sie dürfte aber eine ziemlich getreue Kopie der Wimmer-Überlieferung darstellen. Ein Eintrag am Beginn der Handschrift erwähnt, dass diese Abschrift von dem Domkapitular J. L. Stinglhamer in Auftrag gegeben wurde. An einigen wenigen Stellen befinden sich Anmerkungen oder Ergänzungen von späterer Hand, welche vielleicht sogar mit der Stinglhamers oder evtl. auch der Kricks identifiziert werden könnte169). Eine Handschrift gleichen Inhalts befindet sich im Archiv des Bistums Passau, vgl. Sammlung Stinglhamer/Krick 151.

Wimmer geht meist nach demselben Schema vor: Er nennt zunächst einen genauen Standort bzw. die Quelle, aus der er die Abschrift zitiert170), dann folgt die Inschriftenwiedergabe, anschließend fügt er – je nach Objekt – noch einen Kommentar an und/oder zeichnet ein Wappen nach. An wenigen Stellen wird die gesamte Grabplatte gezeichnet. Wimmer geht teilweise sehr kritisch vor, so beispielsweise wenn er im Kommentar auf falsche Überlieferungen in Clm 1302 hinweist. Im allgemeinen sind auch seine Abschriften originalgetreu. Selten gibt er den Inschriftentext in einer nachgeahmten Gotischen Majuskel wieder. Da er sehr genau arbeitet, stellt er in verschiedenen Fällen eine wichtige Quelle dar. So wird nur in seiner Sammlung deutlich, dass es sich bei manchen verschieden lautenden Versionen tatsächlich um zwei verschiedene Grabmäler handelt, da er beide Objekte aufführt171).

– StBP 87: s. unten unter „Verschollene Handschriften“.

Stadtarchiv Straubing

– SASR HV NL Wimmer 14: Loseblattsammlung, Blätter, Maße ca. 16,5 x 10,5 cm, teils auch zweimal gefaltete DinA4-Blätter, Blättersammlung in mehrere Päckchen zusammengefasst (14 a bis d).

Zwei Päckchen enthalten zum Großteil Aufzeichnungen zu Passauer Inschriften. Sehr oft handelt es sich offensichtlich um Notizzettel, wobei mit Bleistift auf bereits beschriftete Blätter aufgezeichnet wurde. Meist wurde nur die Inschrift abgeschrieben bzw. der Inschriftenträger schematisch abgezeichnet. In den meisten Fällen werden keinerlei Standortangaben verzeichnet, an einigen Stellen wird nur der Beginn der Inschrift überliefert.

Da sich diese Blätter im Nachlass Eduard Wimmers befinden, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei diesen Aufzeichnungen um Vorarbeiten zu der in Passau überlieferten handschriftlichen Edition Passauer Inschriften172) handelt. Da sich bei diesen Notizen jedoch keinerlei Standortangaben oder Kommentare befinden, können sie nicht als Überlieferungsgrundlage gewertet werden. Für die Edition im vorliegenden Band wurde auf die handschriftlich ausgearbeiteten Manuskripte zurückgegriffen. Wegen den mangelnden Angaben in der Wimmerschen Zettelsammlung wurden Inschriften, die nicht eindeutig in Passau lokalisiert werden konnten, in der Edition nicht berücksichtigt.

– SASR HV NL Wimmer 15: lose Blätter als Kartei zusammengefasst (Maße ca. 16,5 x 10,5 cm), in einer Schachtel aufbewahrt, bezeichnet Auswärtige Grabsteine.

Die Sammlung enthält mehrere notizartige Aufzeichnungen, teils auch Abzeichnungen von Inschriften aus verschiedenen Orten in Altbayern. Darunter befindet sich ein Zettel mit der Überlieferung zu einer Grabplatte des Fabian Krafuß173). Der Zettel ist die einzige Quelle, die diese Platte noch vollständig erhalten wiedergibt.

Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg

– HVOR MS R 510: Karl Rücker, Grabsteine Regensburger Geschlechter des 14. Jahrhunderts, 20 Tafeln mit ca. 60, teils farbigen Nachzeichnungen, Anf. 20. Jh.

Die Sammlung wurde von Karl Rücker angefertigt und 1928 dem Historischen Verein geschenkt. In der Handschrift sind zwei Überlieferungen zu Passauer Inschriften enthalten174). Beide Grabplatten sind noch im Original erhalten.

[Druckseite XXX]

Staatsbibliothek Bamberg

– SBB Msc. M.v.O. Ms. 39: Johann Franz Eckher von Kapfing, Grabsteinbuch (Maße 36,5 x 24,3 cm), 570 Seiten aus Papier, davon 146 bis 155 übersprungen, Titel: Ecker’s (Preyß) Abbildungen von Grabsteinen und andern Monumenten in Bayern, 17. Jh.

Die Handschrift wurde von Marschalk von Ostheim 1880 in München bei der Versteigerung der Bibliotheca Foeringeriana erworben175). Es handelt sich um eine Kopie des Eckherschen Grabsteinbuches (vgl. BSB Cgm 2267). Das Manuskript enthält Nachzeichnungen in Form von hochrechteckigen Feldern. Sie umfasst Abzeichnungen von Inschriften, die über den gesamten altbayerischen Raum und Teile Österreichs verstreut sind. Die Inschriften sind in erster Linie nach Familien geordnet. Für Passau sind nur sechs Abzeichnungen relevant. Sie betreffen Grabschriften für Mitglieder der Familie Eckher von Kapfing, die alle in St. Salvator bestattet waren176).

Österreichische Nationalbibliothek Wien

– ÖNB cod. ser. nov. 13979: Titel: EPITAPHIVM-Buech, Darinnen seint begriffen Deß Geschlechts der Herrn von Polhaimb Grabschrifften, und Jn welchem Land und orth dieselben begraben. Durch den Wolgebornen Herrn Herrn Gundackhern Herrn zu Polhaimb, auf Liechtenegg, Partz, Stainhaus, Tegernbach und Rabbenberg, Herrn der Statt Grießkhierchen, auch Jnhabern der Herrschafft Schneberg, Khay. Rudolphy II. Rath und Khay. Matthiae ReichshofRath, Camerer und HofCamerDirecotrn auch Regenten der N:Ö: Lande und Khay. Ferdinandi deß II. ReichsHofRath, Cammerer und HofCamerDirectorn auch Maximiliani Ertzhertzogn zu Österreich etc. Cammerer zusamben getragen Anno etc. MDCXX, Papier 32 X 20 cm, 193 Bl., fol. 107f. und 118 fehlen; Einband dunkelbraunes Schweinsleder mit Streichseisenlinien und Blindstempeldekor177).

Die Handschrift enthält zwei Überlieferungen von Grabschriften von Mitgliedern der Familie Polheim. Eine davon stellt die einzige Quelle zur Inschrift dar178).

Verschollene Handschriften

Karl Ludwig Seyffert: Epitaphia D. D. Canonicorum, Praepositorum, Decanorum, Episcoporum Suffraganeorum, Officialium et Custodum Ecclesiae Pataviensis, quae lecta et collecta sunt in templis Pataviensibus a Carolo Seuffert Presbytero saeculari Patav. anno 1771–1773179).

Hierbei handelt es sich um ein heute leider nicht mehr auffindbares Manuskript180), das laut Titel v.a. Grabschriften Geistlicher aus dem Bereich des Domes umfasste. Da Krick181) (1922) noch daraus zitiert, muss es zu dieser Zeit noch vorhanden gewesen sein. Leider gibt Krick keinen Aufbewahrungsort der Handschrift an. Das Werk stellt die direkte Quelle zur Inschriftenüberlieferung aus dem Bereich des ehemaligen Domkreuzganges mit seinen Kapellen im Zustand vor der Säkularisierung dar. Die Handschrift selbst ist verschollen. Sie wird jedoch von mindestens zwei späteren Kopisten, die die Originale der heute verlorenen Inschriften in den meisten Fällen bereits nicht mehr kannten, zitiert. Somit ist uns diese Kopiale – zumindest in Teilen – indirekt überliefert. Sie wird ausdrücklich von Krick182) und teils auch von Brunner183) zitiert. Allerdings ist es bei Brunner häufig nicht eindeutig nachvollziehbar, welche Inschriften er aus Seyffert übernimmt, da er zwar an einigen Stellen einen Hinweis bzw. eine erklärende Zwischenüberschrift gibt, dann jedoch nicht mehr abgrenzt, wo die Seyffert-Zitate enden184). Er nennt keinen expliziten Titel, sondern spricht nur von der „Seiffertischen Sammlung“ .

[Druckseite XXXI]

StBP 87

Im Manuskript von Högg findet sich die Signatur StBP 87 einer Handschrift, die nicht mehr identifiziert bzw. aufgefunden werden kann185). Bei dem angeblich von Högg benutzten Manuskript muss es sich um das Werk mit der Signatur Mst 76 gehandelt haben, 87 ist die Nummer des Katalogeintrages. Dieses Manuskript trug den Titel „Inschriften und Epitaphien in verschiedenen Kirchen und Gebäuden in und ausserhalb Passau insbesonders aber die Familie Trenbach betreffend“ und den Vermerk „Fol(io)“. Högg bezeichnet den Autor mehrfach als Seyffert (Karl Ludwig Seyffert 1731–1792). Die Handschrift ist laut Angabe des Leiters der Staatlichen Bibliothek Passau, Dr. Jörg Kastner, von älterer Hand als nicht mehr in den Beständen befindlich gekennzeichnet worden. Die Staatliche Bibliothek Passau vermutet, sie sei 1926 mit anderen Beständen an die Bayerische Staatsbibliothek abgegeben worden. Dort konnte die Handschrift jedoch trotz intensiver Suche in den Katalogen nicht aufgefunden werden. Ob Högg die Handschrift überhaupt eingesehen hat oder die Angaben aus sekundären, bisher nicht identifizierten Quellen übernommen hat, ist unklar. Im Katalog wurde die Signatur an den Stellen, an denen sie von Högg zitiert wurde, beibehalten, für den Fall, dass die Handschrift wieder aufgefunden wird.

Überlieferung in Druckwerken

– Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. Band 3: Stadt Passau, bearb. von Felix Mader (Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Niederbayern III). München 1919; ND 1981.

Mader behandelt in seinem Inventar die gesamte Stadt Passau. Er stellt somit eine Zeitaufnahme aus dem Jahre 1919 dar. Dabei ist zu beachten, dass zu dieser Zeit einige Lokalitäten, die heute eingemeindet sind, noch nicht zur Stadt gehörten, wie beispielsweise Hals und Korona. In seiner Auflistung von Kunstwerken geht Mader ausführlich auch auf Grabsteine ein, besonders im Domhof und in den angrenzenden Kapellen. Bei kleineren Kirchen ist das Verzeichnis meist nicht mehr vollständig. Es werden in solchen Fällen nur die wichtigsten Objekte aufgeführt. Normalerweise gibt der Verfasser den Standort, eine Objektbezeichnung mit dem Namen und den Sterbedaten der verstorbenen Personen sowie eine Kurzbeschreibung des Grabmals an. Somit liefert Mader in erster Linie Angaben, die für die Standortgeschichte relevant sind. An einigen Stellen zitiert er auch die Grabschrift selbst und stellt somit auch eine kopiale Überlieferung dar. Gerade für den Dombereich umfasst sein Werk viele Photos von Grabplatten, welche ebenso als dokumentarische Quelle dienen können.

– Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. Band. 4: Bezirksamt Passau, bearb. von Felix Mader (Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Niederbayern IV). München 1920; ND 1982.

Wie oben bereits erwähnt, enthält dieser Band eingemeindete Orte, die bei der Entstehung des Inventars noch nicht zur Stadt gehörten. Hierzu gehört Korona und St. Achaz in Hals. Aus dem epigraphischen Blickwinkel sind die Abhandlungen zu St. Korona nicht ergiebig. Dagegen listet Mader im Falle der St. Achaz-Kirche in Hals die Grabmäler auf, was zusätzlich durch ein Photo ergänzt wird.

– Krick Ludwig Heinrich, Alte Inschriften an den Gebäuden der Stadt Passau und deren nächster Umgegend. Passau 1925.

Kricks Werk stellt eine Sammlung an Inschriften aus dem gesamten – heutigen – Stadtgebiet Passaus dar. Er listet darin v.a. Bau- und Stifterinschriften auf. Sein Wert liegt darin, dass er auch bereits zu seiner Zeit verschollene Inschriften aufführt, allerdings ohne Quellenangabe. Somit stellt er gerade für Baunachrichten und dergleichen eine wichtige Überlieferung dar186).

– Krick Ludwig Heinrich, Das ehemalige Domstift Passau und die ehemaligen Kollegiatstifte des Bistums Passau. Passau 1922.

Krick liefert in dem Werk Auflistungen von Dompröpsten, -dekanen und -kanonikern sowie von Angehörigen des Kollegiatstiftes St. Salvator. Die Bedeutung als kopiale Überlieferung liegt jedoch darin, dass im Anhang Verzeichnisse von Grabinschriften der Domgeistlichen geboten werden187). Krick integriert in seinen Verzeichnissen auch Abschriften anderer Autoren, die Objekte umfassen, die bereits zu Kricks Zeiten verloren waren. Er nennt als eine der Quellen in der Einleitung zum Anhang IX ein heute verschollenes Manuskript Seyfferts188), das er nach eigener Aussage in den meisten [Druckseite XXXII] Fällen zitiert. Es ist nicht mit Sicherheit zu sagen, bei welchen Abschriften Krick im Anhang IX nach Seyffert zitiert bzw. wo er sich auf andere Quellen stützt. Er bietet jedoch für einige heute verlorene Grabschriften die einzige Quelle189). Krick gibt in den meisten Fällen den Inschriftentext genau wieder, lässt an manchen Stellen jedoch die die Grabschrift abschließende Gebetsformel weg.

– Weber Ursula, Gedenktafeln und Inschriften in Passau. Zulassungsarbeit zur 1. Prüfung für das Lehramt an Volksschulen 1972/II in Heimat- und Volkskunde. München 1972. Maschinenschriftliche Arbeit im Stadtarchiv Passau, Sig. L 2° Mlc 23.

Weber geht in ihrer Arbeit nach verschiedenen Aspekten vor, nach Standorten, nach Inhalt und nach Personengruppen. Die Sammlung orientiert sich an für das jeweilige Gebiet ausgewählten Beispielen, die meist nach dem Bearbeitungszeitraum der vorliegenden Edition datieren. Ihr Verzeichnis stellt eine Zusatzquelle dar und dokumentiert Standorte im Jahre 1972. An einigen Stellen jedoch stimmt die Textwiedergabe nicht hundertprozentig, so dass sich Missverständnisse ergeben können190).

– Brusch Kaspar, De Laureaco, Veteri admodumque celebri olim in norico civitate, et de Patavio Germanico ac utriusque loci Archiepiscopis ac Episcopis omnibus, Libri duo. Basel 1553.

Das Werk behandelt die Geschichte der „Erzbischöfe“ von Lorch und der Bischöfe von Passau. In diesem Zusammenhang bietet der Autor auch Ortsbeschreibungen und Ortsgeschichte. Beide Bücher konzentrieren sich de facto auf Passau. Mit der Geschichte der Dreiflüssestadt überliefert Brusch einige Inschriften, die er als Belege für historisch relevante Ereignisse aufführt191).

– Prasch Daniel, Epitaphia Augustana vindelica ab annis fere sexcentis usque ad nostram aetatem. Augsburg 1624.

Das Werk Praschs besteht aus drei Teilbänden, deren erster zwei die Stadt Passau betreffende Abschriften enthält. Die beiden Kopien betreffen zwei Inschriften von Angehörigen der Familie Tenn192). Diese nennt Prasch offenbar in Zusammenhang mit einer Ehreninschrift für den Augsburger Bürger Markus Tenn. Prasch führt in Folge der Augsburger Tenninschrift eine Reihe von Grabschriften für Familienmitglieder auf, darunter die besagten Passauer Beispiele.

– Erhard Alexander, Geschichte der Stadt Passau. 2 Bde. Passau 1862, 1864; ND Osnabrück 1983.

Der erste Band behandelt die Geschichte der Stadt von der Spätantike bis ins Jahr 1861. Der zweite Band enthält Darstellungen zur Topographie, Kultur, Verwaltung etc. Daher ist für die Inschriftenüberlieferung besonders der zweite Teil interessant. Er enthält u.a. Beschreibungen des Doms und der Kirchen von Passau, die an manchen Stellen mit Angaben von (ausgewählten) Grabplatten bzw. Inschriften ergänzt werden, von denen oft jedoch kein Text zitiert wird.

– Erhard Alexander, Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau. Mehrere Bände: Band 1: Landshut 1899; Band 2 („1. Fortsetzung“): Landshut 1900; Band 3 („2. Fortsetzung“): Landshut 1901; Band 4 („3. Fortsetzung und Schluß“): o.O. und o.J. (gehört noch zu 3?); Band 5? („Fortsetzung des II. Theiles“): Landshut 1904 … ND in zwei Bänden. Passau 1974.

Das Werk befasst sich eigentlich mit der Umgebung Passaus. Da aber einige Bereiche, die heute eingemeindet sind, zu Erhards Zeit noch außerhalb der Stadt lagen, ist die Abhandlung auch für die Inschriftenedition der Stadt Passau wichtig193). Ähnlich wie bei seinem Geschichtswerk zu Passau gibt Erhard sehr vielschichtige Angaben zu Geschichte und Topographie wieder. In seltenen Fällen stellt Erhard die einzige Quelle für die Inschriftenüberlieferung dar194).

– Hund Wiguleus, Metropolis Salisburgensis. Tomus Primus: Primordia christianae religionis per bojariam et loca quaedam vicina, catalogum videlicet et ordinariam successionem archi-episcoporum Salisburgensium, et co-episcoporum, Frisingensium, Ratisponensium Pataviensium ac Brixinensium. Regensburg 1719.

Ab p. 190: Episcoporum Laureacensium Pataviensiumque catalogus.

Hund Wiguleus, Metropolis Salisburgensis. Tomus Secundus. Regensburg 1719.

Hund Wiguleus, Metropolis Salisburgensis. Tomus Tertius. Regensburg 1719.

[Druckseite XXXIII]

Die Abhandlung umfasst Kurzbiographien zu den Bischöfen und teilweise zugehörige Quellen wie Urkundenabschriften und Grabschriftenzitate. Diese Belege sind in erster Linie wichtig für Grabmäler der mittelalterlichen Bischöfe, die schon längere Zeit verloren sind. Da diese Inschriften jedoch bereits in Clm 27085 überliefert sind, stellt Hund hier eine zusätzliche Quelle dar195). Band II und III behandeln Klöster im Metropolie Salzburg, was teils auch die Stadt Passau betrifft (vgl. St. Nikola).

Überlieferung durch Photographien

Da leider nach wie vor historische Inschriftendenkmäler Umbauarbeiten und Renovierungen zum Opfer fallen, stellen für den Bestand der Stadt Passau auch Photographien eine wichtige kopiale Quelle dar. So sind uns durch Photos, die meist aus den achtziger und dem Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts stammen, einige Objekte überliefert, die heute nicht mehr auffindbar sind. Eine größere Rolle in dieser Überlieferungssparte spielt die Photosammlung von Klaus-Ulrich Högg. Er führte im Rahmen seiner Vorarbeiten zu der Inschriftenedition der Stadt Passau Photoaufnahmen durch, bei denen er noch einige Inschriften vorfand, die jetzt verschollen sind, wie beispielsweise drei Grabplatten im Keller des Gasthauses „Bayerischer Löwe“, darunter eine Grabschrift aus dem Jahre 1361196), oder einige Inschriftentafeln sowie gotische Fragmente des 14. Jahrhunderts aus St. Severin197), die nach der Renovierung und trotz intensiver Recherchen nicht mehr lokalisierbar sind. In solchen Fällen erweist sich die photographische Sicherung von inschriftlichen Denkmälern als besonders wertvoll und notwendig.

4. Die Schriftformen

von Franz-Albrecht Bornschlegel und Ramona Epp198)

Romanische und Gotische Majuskel

Die älteste erhaltene Majuskelinschrift des Bearbeitungsgebietes ist nur mehr fragmentarisch vorhanden und befindet sich auf der Grabplatte der um 1060 verstorbenen seligen Gisela (Nr. 2, Abb. 2). Innerhalb des fast ausschließlich kapital geprägten Formenbestandes von durchweg linearer, in sorgfältigem Keilschnittverfahren erzeugter Kontur, lässt sich einzig das unziale U als Fremdform ausmachen. Die senkrechten Buchstabenschäfte sind mit langen, rechtwinkelig ansetzenden Strichen abgeschlossen, die gelegentlich auch bei Balken und Bögen anstelle der etwas weniger markanten Sporen eingesetzt werden. Die breit proportionierten und locker angeordneten Buchstaben zeigen A in spitzer Form bzw. mit leicht abgeflachter Spitze und dünnem Deckstrich sowie G mit rechtwinkelig eingebogener Cauda. Mit seiner stachelförmigen Cauda knüpft der Buchstabe R an die Tradition der römisch antiken bzw. karolingisch erneuerten Kapitalis an, ebenso wie das extrem breite M mit einem bis zur Grundlinie herabgeführten Mittelteil bei hingegen gerade gestellten Schäften und abgeflachten Spitzen.

Die nach 1166 zu datierende historische Nachricht (Privileg) aus dem Kloster Niedernburg (Nr. 4, Abb. 4) weist ebenfalls breit gesetzte und locker spationierte Buchstaben in allerdings etwas gedrungenerer Form auf. Die breite, lineare Konturierung der Schäfte und Bögen erfasst auch den Großteil der Balken. Sporen als Abschlüsse von Schäften und Balken wurden nur sporadisch verwendet, bei den Bogenausläufern C, G und S zeigen sich bisweilen auch die im fortgeschrittenen 12. Jahrhundert geläufigen und markant ausgearbeiteten Sporen. In unserem Beispiel sind sie von strich- bis spachtelförmiger Gestalt überliefert. Die Buchstaben weisen mit Ausnahme des G mit eingerollter Cauda ausschließlich kapitale Formen auf. Einen Sonderfall stellt die Q-Form mit in den Bogen eingestellter Cauda dar, die während der romanischen Periode nur selten und allem Anschein nach ausschließlich [Druckseite XXXIV] in der Früh- und Hochphase jener Epoche ihren Einsatz fand199). Sie verleiht der insgesamt sehr konservativ anmutenden Schrift nahezu anachronistische Züge. Weitere markante Formen sind: A in spitzer, etwas abgeflachter sowie leicht trapezförmiger Bildung, M mit geraden Schäften und verkürztem Mittelteil (der rechte Schrägschaft findet dabei über den Schnittpunkt des Mittelteils hinaus eine Verlängerung, die bis zur Grundlinie führen kann), N mit retrogradem Schrägschaft, R mit am Schaft ansetzender und nach außen gebogener, kantig gebildeter Cauda sowie R mit am Bogen ansetzender, gerade abgestreckter Cauda.

Die Übergangsphase von der Romanischen Majuskel zur Gotischen Majuskel ist nur an drei Objekten – zwei mittels kunsthistorischer Stilkritik zeitlich zugewiesene Wandgemälde und eine in Stein gemeißelte Grabinschrift – zu belegen200). Am Beginn stehen die stark verblassten Inschriften auf dem Wandgemälde der ehemaligen Marienkirche zu Niedernburg (Nr. 5, Abb. 5, 6), welches anhand der kunsthistorischen Literatur in den Zeitraum vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zum frühen 13. Jahrhundert eingeordnet wird201). In der breit proportionierten Schrift zeigen die Buchstabenzüge bereits eine mäßige Flächigkeit sowie zaghafte Schaftverjüngungen und Bogenverdickungen. Mit Ausnahme des unzialen E, das sich in der offenen Version und bereits mit seitlich geschlossenem Abschlussstrich präsentiert, wird das Alphabet ausschließlich von kapitalen Formen getragen. C zeigt sich in zwei Abarten, mit fast schon zusammenwachsenden haarstrichartigen Sporen sowie mit seitlichem dünnen Abschlussstrich, der analog zum E die Bogenenden überragt. A wird hingegen ausschließlich von der romanischen Form in trapezförmiger Gestalt mit dünnem überstehenden Deck- und fettem Mittelbalken repräsentiert.

Die gedrungen wirkende Grabinschrift für Meingot I. von Waldeck von 1271 (Nr. 7, Abb. 7) knüpft mit ihren breit proportionierten, in großen Spatien gesetzten Buchstaben nahtlos an die Schreibweise der romanischen Inschriften des Bearbeitungsgebietes an. In der Konturierung der Buchstabenzüge zeigen sich verhaltene Ansätze zu einer flächigen Ausgestaltungsweise202). Die sich an einigen Bögen abzeichnenden Schwellungen sind äußerst zurückhaltend eingesetzt. Die frei endenden Buchstabenzüge werden durch kräftige Sporen abgeschlossen, welche vielfach durch ausgerundete Ecken fließend in den Buchstabenkörper übergehen. Das Alphabet ist gekennzeichnet von einem hohen Anteil unzialer und runder Buchstabenformen, die sich mit kapitalen Formen vermengen. Zu den phänotypisch verschiedenartigen Doppelformen D, E, M, N, T treten ferner Varianten des im Bearbeitungsraum erstmals nachweisbaren pseudounzialen A (mit einfachem bzw. doppeltem Schrägbalken), des unzialen E (mit und ohne seitlichem Abschlussstrich), des K, des unzialen H sowie des unzialen M (mit geschlossenem linken Bogen und mit in unterschiedlicher Länge auslaufendem, nach außen gekrümmtem rechten Bogen). Die Buchstaben C und das singulär auftretende kapitale E weisen keinen seitlichen Abschlussstrich auf. Bei der kapitalen Ausprägung des D setzen die Bogenausläufer in stumpfem Winkel an den kurzen Schaft an. Die somit wie aufgebläht wirkenden Bögen kontrastieren mit den sehr kleinen Bögen des Buchstabens P. Als auffällig erweist sich das Incipit der Inschrift in Form eines dreifachen Nexus litterarum im Wort „ANNO”.

Das Wandgemälde in der Krypta von St. Nikola (Nr. 98, Abb. 54, 55) ist trotz anzunehmender starker Überarbeitung des Buchstabenbestandes inschriftenpaläographisch noch der frühen Phase der Gotischen Majuskel zuzuordnen. Eine kräftige Flächigkeit erfasst die Schrift, der sich nur die strichartigen Sporen und die dornenartigen Anstriche entziehen können. Die mit kräftigen Schwellungen versehenen Bögen lassen jedoch die gesteigerten Spannungsverhältnisse der reifen Gotischen Majuskel vermissen. Nach wie vor dominiert der kapitale Formenbestand, in dem sich trapezförmiges A mit überstehendem Deckbalken und kapitales H als konservative Schriftelemente erweisen, die in der fortgeschrittenen Gotischen Majuskel des Bearbeitungsgebietes keine Rolle mehr spielen. Gleich- [Druckseite XXXV] wohl kommt es zur Ablösung einzelner kapitaler Buchstaben im Schriftalphabet, durch unziales E mit seitlichem Abschlussstrich, eingerolltes G sowie links geschlossenes, unziales M. Als Doppelformen stehen kapitales und rundes N gleichberechtigt nebeneinander. C erscheint in der offenen Form mit weit in die Vertikale ausgezogenen, haarstrichartigen Sporen. Das links geschlossene unziale M mit nach innen gebogenem rechten Bogenausläufer, das die hohe Romanik als Variante des unzialen M hervorbrachte203), ist bereits in der reifen Gotischen Majuskel der Stadt Passau nicht mehr nachweisbar. Jene Form stellt damit ein weiteres schriftkundliches Indiz für eine frühe zeitliche Einordnung dieser gemalten Inschrift dar.

Die erste inschriftlich datierte Gotische Majuskel des 14. Jahrhunderts findet sich auf der Grabplatte eines gewissen Ruger (Nr. 12, Abb. 8) aus dem Jahre 1302. Im Unterschied zu dem im selben Medium Stein ausgeführten inschriftlichen Vorläufer von 1271 dokumentieren die nun in flächigeren Konturen eingemeißelten Buchstaben bereits eine fortgeschrittene Entwicklungsstufe der Gotischen Majuskel. Die Schwellungen der etwas fülliger gewordenen Bögen treten kräftiger hervor und auch der Kontrast von haar- zu schattenstrichartig gestalteten Buchstabenteilen wurde erheblich verstärkt. Breit ansetzende Schäfte, die oft nahtlos mit den Sporen verschmelzen, verjüngen sich bisweilen auf die Stärke von Haarstrichen. In Kombination mit den dünnen Balken und Bogenausläufern sowie den nodusbesetzten I-Schäften erhält die Schrift einen lockeren, nahezu verspielten Charakter. A zeigt sich in pseudounzialer Form sowie in einer Abart des trapezförmigen A mit geschwungenen Schäften und beidseitig überstehendem Deckbalken. Letztere Ausprägung, die zudem mit einem gebrochenen Mittelbalken versehen ist, ist für das Bearbeitungsgebiet einmalig. C und unziales E weisen kontinuierlich den seitlichen Abschlussstrich auf, G präsentiert sich mit einer hoch eingerollten Cauda. Erstmals im Passauer Inschriftenwesen belegt sind L mit gebogenem Schaft und geschwungenem bzw. dreieckigem Balken sowie das symmetrische unziale M, das zudem einen unteren Abschlussstrich aufweist. Für den Buchstaben N ist ausschließlich die runde Version belegt.

In dem Zeitraum vom zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts bis in die Sechziger Jahre des 14. Jahrhunderts ist mit 28 inschriftlich datierten Originalen eine massive zahlenmäßige Konzentration der Passauer Gotischen Majuskel feststellbar. Jene Schriftzeugnisse entstammen allesamt steinernen Totengedächtnismalen. Der glückliche Umstand, eine Vielzahl datierter, meist vorzüglich erhaltener Beispiele der Gotischen Majuskel derselben Inschriftengattung in zeitlich und örtlich enggestecktem Rahmen zur Auswertung vorliegen zu haben, ließ hohe Erwartungen hinsichtlich einer Menge inschriftenpaläographischer Werkstattzuweisungen und Präzisierungen der Entwicklungsgeschichte der Gotischen Majuskel des 14. Jahrhunderts aufkommen. Die Ausprägungen der Schrift schufen jedoch andere Tatsachen und wurden in dieser Hinsicht den Erwartungen nur bedingt gerecht. Aufgrund einer stärkeren Betonung des individuellen Moments in der Ausführung des Formenvokabulars waren Inschriften, die über die persönliche „Handschrift“ des Steinmetzen hinaus einem Werkstattstil folgten, nur selten zu belegen.

In der Inschrift für Johann von Preysing von 1311 (Nr. 14, Abb. 9) werden die nach wie vor breit gestalteten Buchstaben enger aneinandergerückt. Die Bögen und insbesondere die senkrechten Schäfte erhalten größere Flächigkeit, die Balken, Bogenübergänge und mitunter Diagonalschäfte hingegen haarstrichartige Kontur. Mit dem wechselvollen Kräftespiel zwischen fetten und dünnen Buchstabenteilen, das im Zuge der Verbreiterung der Bögen eine Steigerung erfährt, erreicht die Gotische Majuskel ihre Vervollkommnung. Das pseudounziale A ist zur allein gebräuchlichen Form geworden, ferner treten unziales E mit seitlichem Abschlussstrich, eingerolltes G, unziales H und unziales M mit links geschlossenem Bogen und nach außen gekrümmtem rechten Bogen an die Stelle der kapitalen Version. An Doppelformen stehen I/J, rundes und kapitales N sowie rundes und kapitales T in Verwendung. Das C zeigt sich mit seitlichem Abschlussstrich wie in der offenen Variante, die im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts noch häufig, im zweiten Viertel nur mehr sporadisch auftritt.

Große Übereinstimmungen mit der vorgenannten Inschrift hinsichtlich der Konturierung und des Spannungsverhältnisses der Buchstaben bei allerdings auffälligem Wechsel im Formenrepertoire zeichnet die Schrift der Doppelgrabplatte für Gottfried von Kirchberg und Eberhard von Wartstein-Berg von 1316 aus (Nr. 20, Abb. 10). Die nicht allzu zahlreich eingesetzten Doppelformen verteilen sich nun auf die Buchstaben D und M. Zum kapitalen D, das analog zum vorgenannten Beispiel einen verkürzten Schaft mit in stumpfem Winkel ansetzenden, stark aufgeblähten Bogen aufweist, gesellt [Druckseite XXXVI] sich ein etwas eckig umgesetztes unziales D, während neben dem symmetrischen unzialen M die fortan nur mehr selten gebräuchliche kapitale Version mit geraden Schäften und kurzem Mittelteil tritt204). Außergewöhnlich ist die Vielzahl an Nexus litterarum205), wobei ausschließlich hier noch gerne auf die kapitale Version des E zurückgegriffen wurde.

Eine sichtbare Streckung erfährt die Gotische Majuskel erstmalig im Jahr 1321 in der Grabinschrift für Meingot II. von Waldeck (Nr. 22, Abb. 7), in der die Buchstaben eng aneinandergerückt wurden. Mit einer am Buchstaben N gemessenen Höhen-Breiten-Relation von annähernd 2:1 markiert die Schrift die Ausnahme im Inschriftenwesen der Stadt Passau. Selbst gegen Mitte und in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, einer Zeit, in der Rudolf M. Kloos die Gotische Majuskel einen Wandel von der breiten zur hohen Form vollziehen sah206), erreichen in Passau ausschließlich vier Inschriften nur annähernd die Proportionen unseres Beispiels von 1321207). Trotz des hohen Anteils an unzialen und runden Formen wie pseudounziales A, unziales D, unziales E ohne seitliche Abschließung, eingerolltes G, unziales H, symmetrisch unziales M, rundes N und rundes T behaupten sich in den Doppelformen die kapitalen Buchstaben D, E und M gegenüber den jeweiligen unzialen Zweitversionen. Kapitales E erscheint im Rahmen der Gotischen Majuskel der Stadt Passau hier letztmalig ohne seitlichen Abschlussstrich.

In den Inschriften für Meingot III. von Waldeck von 1324 (Nr. 25, Abb. 12) und für den Kanoniker Ruger von 1327 (Nr. 28, Abb. 13) verfügt die Gotische Majuskel erstmals über genügend Indizien, die eine Zuweisung an ein und dieselbe Steinmetzwerkstatt erlaubten. Die zahlreichen Doppelformen, die beide Inschriften aus der Passauer Schriftproduktion der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hervorhebten, lassen in den Ausprägungen der Buchstaben A, D und E auffällige Gemeinsamkeiten erkennen208). Das in dieser Zeit im Passauer Inschriftenwesen bereits rückständig anmutende trapezförmige A mit Deckbalken wechselt sich ab mit einem pseudounzialen A mit mäßig geschwungenem linken Schaft. Kapitales D alterniert mit einem breitoval gerundeten unzialen D mit diagonalem, oberen Bogenabschnitt, während zu unzialem geschlossenen E die außergewöhnliche Variante des kapitalen E mit seitlichem Abschlussstrich tritt209). Eine weitere, auf beide Inschriftenbeispiele beschränkte Gemeinsamkeit bildet das kapitale N mit deutlich vom Diagonalschaft abgesetzer rechter Haste, das sich allerdings in der Inschrift für Meingot III. von Waldeck ausschließlich im Nexus litterarum niederschlägt210).

Im fortgeschrittenen zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts lassen innerhalb einer im Formenvokabular bereits vollendeten Gotischen Majuskel drei Inschriften verstärkt individuelle Ausgestaltungsweisen erkennen. Die Grabinschrift für Hertnid von Lampoding von 1337 (Nr. 32, Abb. 14) offenbart mit seinen stark durchgekrümmten seitlichen Abschlussstrichen bei C und unzialem E eine Verschiebung der Berührungspunkte von Bogenenden und Abschlussstrich von der Zeilenober- bzw. Zeilenunterlinie in die Zeilenmitte. Ein ähnliches Gestaltungsprinzip findet man mitunter bei kapitalem D, das sich förmlich zusammenfügt aus einem links geöffneten und einem rechten, zu einem Kreis geschlossenen Bogen. Der Zug zur Dynamisierung der Schrift durch kurvierte Linien setzt sich fort in dem nach innen gekrümmten, unteren Abschlussstrich des symmetrischen unzialen M sowie in der unter die Grundlinie verlängerten, geschwungenen Cauda des R. Auf eine andere Weise drückt die Inschrift für Albert von Morspach von 1344 (Nr. 37, Abb. 15) ihre gestalterische Sonderrolle aus: die dünnlinigen seitlichen Abschlussstriche bei C und E verlaufen vertikal und enden in einem rechts auslaufenden Häkchen. Einige sich innerhalb eines Phänotyps abzeichnende Varianten belegen pseudounziales A (mit geradem und schrägem Mittelbalken in unterschiedlicher Höhe), unziales D (mit weit anschwingendem horizontalen sowie rechtsschrägen Bogenansatz), unziales M (symmetrisches unziales M und links geschlossenes unziales M mit rechtem, oben spitz gebildeten Bogen) sowie R mit geschwungener, weit ausgreifender Cauda (Bogen und Cauda führen bisweilen [Druckseite XXXVII] getrennt zur Haste). Als außergewöhnlich erweisen sich die zum Teil großen Proportionsschwankungen innerhalb der Buchstaben O (rund und spitzoval), P (mit unterschiedlicher Bogengröße) und R. Die dritte Inschrift, die sich aus einer in Duktus und Formenbestand immer stärker angleichenden Gotischen Majuskel hervorhebt, zeigt sich in der Grabplatte für Margareta Hedl von 1348 (Nr. 40). Die weit spationierten Buchstaben zeichnen sich insbesondere aus durch einen selten verwendeten Typ des pseudounzialen A mit rechts übergreifendem Deckbalken, der Verwendung von spiegelverkehrtem runden N und Zierpunkten bei I sowie rundem und kapitalem N. Dieselbe Ausprägung des pseudounzialen A, allerdings neben einer nicht minder auffälligen Variante mit geschwungenem Deckbalken, findet sich in der Jahre später datierten Inschrift für Ulrich Sockinger von 1367 (Nr. 71, Abb. 40, 41). Auch die spiegelverkehrte Stellung eines Buchstabens (U), die Zierpunkte an diversen Schäften (kapitales D, I, rundes N und U) gleichwie der hochschließende, mit feinem Zierhäkchen endende Bogen von rundem T zeigen auffällige Gemeinsamkeiten mit der Grabinschrift Hedls. Beide Schriftprodukte lassen – trotz des großen zeitlichen Abstandes der beiden Todesdaten – an eine Entstehung der Inschriften in ein und derselben Werkstatt denken.

Eine weitere Gruppe mit auffälligen gemeinsamen Buchstabenelementen bei insgesamt differierendem Formenrepertoire bilden die Inschriften Nr. 44, 45 und 70 aus der Mitte und dem 3. Viertel des 14. Jahrhunderts. Innerhalb kleinerer Varianten des pseudounzialen A kristallisiert sich in allen drei Inschriften jeweils eine oben offene Version ohne Deckbalken heraus. Der linke Schaft ist dabei entweder nach außen geschwungen und oben nach links geknickt oder/und nach innen geschwungen mit oben angesetztem Sporn. Die Abschlussstriche von C und E sind dünnlinig ausgeführt, wobei das C in der Inschrift für den Chorvikar Franziscus von 1349 (Nr. 44, Abb. 22) sich gelegentlich und letztmalig im Passauer Inschriftenwesen offen zeigt. Die ins gleiche Jahr datierten Inschriften Nr. 44 und Nr. 45 weisen gemeinsame Nexus litterarum auf, u.a die einzig in den beiden Inschriften auftretende Verbindung CH (C mit Abschlussstrich kombiniert mit unzialem H). Die Gemeinsamkeiten in den Inschriften Nr. 44 (1349) und Nr. 70 (1366) beruhen ferner auf einer bestimmten Variante des oben offenen, pseudounzialen A mit stachelförmig nach links gebogenem, linken Schrägschaft und rechtsschrägem Balken.

In den fünfziger Jahren des 14. Jahrhunderts lassen die Inschriften in Gotischer Majuskel weder werkstattimmanente Charakteristika noch grundlegende Neuerungen im Schriftbild erkennen. Besonderes Kennzeichen der Inschrift für Wolfker von Aistersheim von 1353 (Nr. 46, Abb. 24), die sich allein durch etwas schmälere und gelängte Buchstaben vom Gros der Passauer Gotischen Majuskel abhebt, ist die vornehmlich am linken Schaft des A ausgebildete Schwellung, die tropfenförmige Gestalt annimmt. Mit Ausnahme kleinerer Varianten in der Ausformung der Deck- und Querbalken des pseudounzialen A ist die Inschrift frei von Doppelformen, nicht jedoch von Nexus litterarum (AN, AR, ER), die insgesamt sieben Mal auftreten. Ein gegensätzliches Bild demonstriert die Inschrift für Ulrich von Scharffenberg von 1354 (Nr. 49, Abb. 26), deren aus breit proportionierten Buchstaben zusammengesetztes Alphabet wiederum unterschiedliche Doppelformen (I/J, rundes und kapitales T sowie U und V) integriert. Hingegen ist der Nexus litterarum nur als Incipit der Inschrift belegt, in AN des Wortes „ANNO“.

Zwei Inschriften aus dem Jahr 1360 (Nr. 53, 54) bezeugen in der Ausprägung der Gotischen Majuskel besonders hohes handwerkliches Können und künstlerisches Raffinement. In der Inschrift für Gerhoh von Radeck (Nr. 53, Abb. 30) wird der starke Kontrast zwischen tief eingegrabenen Buchstabenteilen (Schäfte wie Bogenschwellungen) und eingeritzten Haarstrichen gesteigert durch kunstvolle Biegungen und Krümmungen der filigranen Linien sowie durch punktartige Verzierungen an deren auslaufenden Enden. Die großteils gespaltenen Sporen der Schäfte erhalten an ihren Ausläufern ebenfalls punktförmige Verdickungen. Über die Abschließung von C und unzialem E hinaus erhalten F und rundes T einen seitlichen Abschlussstrich, auch das S ist durch seine weit ausgezogenen Sporen nahezu geschlossen. Die zierlichen Abschlussstriche von C und E sind bisweilen bis zur Mitte aufgespalten, so dass sie zwei voneinander abgewändete Bögen ausbilden. Die Inschrift Oswald Puchers (Nr. 54, Abb. 31) arbeitet mit ähnlichen Haar- und Schattenstrich-Effekten bei reduzierterem Zierrat. C und E weisen nunmehr kräftigere seitliche Abschlussstriche vor, die in der Regel leicht gespalten sind und im E bisweilen in Zierpunkten enden. Die Buchstaben F, L mit gekrümmtem Schaft und S erweisen sich durch ihre dreieckigen, weit ausgezogenen Serifen als fast geschlossen. Die Bögen zeigen sich stark aufgebläht, bei unzialem H und P erreichen sie in etwa zwei Drittel der Buchstabenhöhe.

Die etwas schnörkellosere Schrift für Kunigunde Amsl (Nr. 57, Abb. 34) von 1361 fällt vornehmlich durch die Verwendung einer Form ins Auge, die zuletzt 1316 in der Passauer Gotischen Majuskel eingesetzt wurde: es handelt sich um das kapitale M, das mit geraden Schäften und fast bis zur Grundlinie reichendem Mittelteil alternativ zum symmetrischen unzialen M in jener Inschrift Anwendung fand.

[Druckseite XXXVIII]

Das vorletzte Beispiel der Gotischen Majuskel im Inschriftenwesen der Stadt Passau zeigt sich in der Inschrift für Ruedmar von Hader (Nr. 73, Abb. 42) von 1369 mit bekanntem Formenrepertoire, jedoch mit bisweilen auffälliger Umsetzung. So wird der stark verkürzte Schaft des mächtig aufgeblähten, kapitalen D an seinem oberen und unteren Ende mit ausgreifenden, nahezu waagrecht geführten Anstrichen eingeleitet und das symmetrische runde M neben der herkömmlichen, unten geschlossenen Form um eine ausgefallene Variante mit unterem Abschlussstrich und nach innen gebogenen, frei endenden Bogenausläufern bereichert.

Die letzte, sicher belegte Ausprägung der Gotischen Majuskel der Stadt Passau stammt aus dem Jahr 1380 und datiert bereits elf Jahre nach dem vorletzten Beispiel jener Schriftart. Es ist die Inschrift für Propst Friedrich von St. Nikola (Nr. 81, Abb. 33), die sich auch auf Grund ihrer technischen Ausführung sowie der Art der Buchstabenausgestaltung deutlich abhebt von den übrigen Zeugnissen der Passauer Gotischen Majuskel. In rechtwinkligen Kerben wurden Buchstaben von klobiger Gestalt in den Stein eingetieft und jeweils durch kräftige Zierlinien oder verbreiterte Sporen meist vollständig abgeschlossen. Während pseudounziales A, unziales H, symmetrisches unziales M, rundes N und R sich unten abschließen, erhalten U von oben sowie C, unziales E, S und rundes T von der Seite eine Abschließung. Der Buchstabe X mit geschwungenem rechtsschrägen Schaft erfährt eine Schließung von oben und unten. Einzig F und L mit weit nach oben ausgezogenem Balkensporn finden noch als offene Formen Einsatz. Von den ursprünglich mutmaßlich ausgelegten Buchstaben erhielten C, E und O spitz ausgezogene Bogenschwellungen.

Für die in der Schrifteinleitung weitgehend unberücksichtigt gebliebenen, inschriftlich undatierten Beispiele der ausgereiften Gotischen Majuskel211) erweist sich eine inschriftenpaläographisch präzisere chronologische Einordnung innerhalb des 14. Jahrhunderts als problematisch. Wohl mag eine zeitliche Zuweisung jener Inschriftenbeispiele eine Datierung in das früheste 14. Jahrhundert und die letzten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts aufgrund inschriftenpaläographischer Kriterien als eher unwahrscheinlich erachtet werden, doch fehlende Werkstattcharakteristika und inschriftliche Anknüpfungspunkte an eine im fortgeschrittenen 14. Jahrhundert entwicklungsarme Schrift widersetzen sich einer exakteren Datierung. Allenfalls wird man die Inschrift für einen gewissen Chorvikar Friedrich (Nr. 95, Abb. 50) aufgrund der Vielzahl der Doppelformen, des alternativ zum pseudounzialen A gebräuchlichen doppelrunden, links geöffneten A und der kapitalen Version des M noch plausibel der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zuordnen können.

Der frühe, unmittelbare Abbruch der Gotischen Majuskel der Stadt Passau dürfte wohl weniger mit der Zufälligkeit der Überlieferung zu erklären sein als infolge ihrer raschen Ablösung durch die Gotische Minuskel. Sie ist im Passauer Inschriftenwesen erstmals 1349 bezeugt und fand bereits im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts mehrfachen Niederschlag. Sie zeichnet wohl für das jähe Ende der Gotischen Majuskel verantwortlich.

Tabelle 1: Zeitliche Verteilung der Buchstaben der Romanischen und Gotischen Majuskel
 | Zeitliche Verteilung der Buchstaben der Romanischen und Gotischen Majuskel 1/3
 | Zeitliche Verteilung der Buchstaben der Romanischen und Gotischen Majuskel 2/3
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Gotische Minuskel

Das früheste Beispiel der Gotischen Minuskel in der Passauer Inschriftenlandschaft befindet sich auf der Grabplatte für Albert von Winkel, der 1349 verstorben ist (Nr. 42, Abb. 20). Sie bezeichnet eine relativ frühe Aufnahme der Buch-Textura im epigraphischen Bereich in Passau, die sich jedoch durchaus in eine allgemeindeutsche Tendenz einreihen lässt212). Ihr folgt der Sterbevermerk für Otto von Lonsdorf aus dem Jahre 1354 (Nr. 48, Abb. 25). Beide Inschriften scheinen stilistisch verwandt zu sein, was nicht nur auf die Tatsache zurückgeht, dass in beiden Inschriften die Jahreszahl mit Worten wiedergegeben wird. Die Schrift ist breit und wirkt etwas klobig, was wohl auf das frühe Entwicklungsstadium der Schrift zurückzuführen ist. Buchstaben mit Bögen wie b, d und o zeigen eine hochrechteckige Form, so auch doppelstöckiges a, dessen linker Teil des gebrochenen, oberen Bogens mit einem Haarstich wiedergegeben wird. Der untere Bogen bei g ist spitz gebrochen, der abgeknickte Teil wird über den oberen Bogen hinaus nach links gezogen, was das g ausgedehnt erscheinen lässt. Die Inschrift für Otto von Lonsdorf weist wenige Versalien in einer breiten, ähnlich der Textschrift klobigen Gotischen Majuskel auf, wohingegen die frühere Inschrift für Albert von Winkel keine Großbuchstaben enthält.

Ein etwas anderes Bild zeigt sich in der Inschrift für Johann von Rottau, die ebenfalls noch ins 14. Jahrhundert datiert (1398, Nr. 90, Abb. 46). Die Schrift ist sehr schmal und gestreckt. Die Ober- und Unterlängen sind sehr zurückgenommen, was sich v.a. bei dem oberen freistehenden Bogenabschnitt bei rundem d, der stark verkürzt und an den Mittellängenbereich angelehnt ist, offenbart. Die Inschrift besitzt durchgehend Versalien in einer schlanken Gotischen Majuskel mit spitz auslaufenden Bogenschwellungen. Die Textschrift erreicht dieselbe Höhe wie die Großbuchstaben, so dass sich das Bild einer Zweilinienschrift ergibt.

Die im Katalog zuerst genannten und am frühesten datierten Inschriften in Gotischer Minuskel sind die beiden Tumben für Heilika (†1020, Nr. 1, Abb. 1) und Gisela (†um 1060, dat. 1095, Nr. 3, Abb. 3) in der Parzkapelle der Niedernburger Klosterkirche. Beide Platten stellen aber keine zeitgenössischen Grabmäler dar, sondern sind Memorialinschriften aus späterer Zeit. Sie dürften ungefähr gleichzeitig entstanden sein. Die Inschrift für Heilika lässt Parallelen mit der Inschrift für Johann von Regen (†1399, Nr. 91, Abb. 47) bei a, d, e und s erkennen. Auffallend ist g, dessen unterer Bogen auf der Grundzeile steht. Auch die Platte für Gisela zeigt einen analogen Schrifttyp. Allerdings geht hier der untere g-Bogen unter die Zeile, wird aber sehr an die Grundlinie gedrückt. Gewisse Elemente aus dieser Schrift finden sich auch auf der Tumba für Heinrich IV. von Ortenburg (†um 1395, Nr. 111, Abb. 60) wieder. So liegt auch hier der g-Bogen nahe an der Zeile an und der abgeknickte Bogen des Schaft-s verläuft waagrecht, wie auch in der Gisela-Inschrift. Ähnlichkeiten in allen vier Inschriften liegen v.a. in den Formen von a, e und s. Es könnte also ein Zusammenhang zwischen der Inschrift für Johann von Regen und den drei (undatierten) Tumben bestehen. Die Platte für Johann von Regen dürfte als Ausgangspunkt gelten. Die Ortenburgtumba stellt hierbei die am meisten ausgereifte Arbeit dar. Sowohl die Memorialinschriften für die beiden Äbtissinnen, als auch die Tumba für Heinrich von Ortenburg werden zeitlich um 1420 angesetzt213).

In dieses Schriftumfeld lassen sich auch vier weitere Grabschriften aus den Jahren 1405 bis 1419 einordnen214). Die Schrift ist bei allen diesen Objekten relativ schmal und gestreckt. So verrät auch die Gestaltung des einleitenden Anno eine gewisse Gemeinsamkeit. Die Initiale A besteht aus einem sehr steifen, senkrechten rechten Schaft und einem langen Deckbalken. Die beiden vertikal gestellten Schäfte stehen weit auseinander. Die folgenden Minuskeln erreichen dieselbe Höhe wie A. Der obere Bogenabschnitt bei e ist verhältnismäßig spitz abgeknickt und relativ lang. Trotz dieser Gemeinsamkeiten bleibt es in diesem Fall schwierig, eine eindeutige Werkstattzusammengehörigkeit nachzuweisen.

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Ab der Mitte der 20er Jahre des 15. Jahrhunderts kann eine weitere Gruppe von vier Schriftzeugnissen analysiert werden, die Ähnlichkeiten aufweisen215). Die Schrift ist wiederum sehr schmal und gestreckt. Auffallende Buchstaben sind g mit einem unten nach rechts fließend auslaufenden Schaft und einem spitzwinklig geknickten, unteren Bogen sowie v mit leicht schräg stehenden, gebrochenen Schäften. Das runde s demonstriert eine Form, bei der beide Bögen zum jeweilig anderen hin verschoben sind; eine Form, die sich in der Passauer Inschriftenproduktion häufiger manifestiert. Unter den Versalien finden sich bisweilen Mischformen aus Gotischer Minuskel und Majuskel. So beispielsweise S, dessen unterer Teil einem Majuskel-S gleicht, das durch seinen oberen Teil aus einem halblangen Schaft, der oben geknickt ist und somit einem Schaft-s der Gotischen Minuskel ähnelt, ergänzt wird. An anderen Stellen stechen Formen von Großbuchstaben mit „rüsselförmigen“ Bögen ins Auge. Der als Sinus geformte rechte Teil des Buchstabens wird durch einen weiten Bogen, der zur Grundlinie hin absackt, ausgedrückt.

Zeitlich an diese Gruppe anschließend entwickelt sich in Passau ein sehr markanter Typ einer Gotischen Minuskel, der sich in den Dreißiger Jahren ankündigt, bis in die Fünfziger Jahre hineinwirkt und hier seinen Höhepunkt in der Grabplatte für Ulrich von Ortenburg (†1455, Nr. 150, Abb. 70) findet. Diese Form der Gotischen Minuskel ist als Schrifttyp des Straubinger Meisters Erhart zu identifizieren216), dem Halm die Grabplatte für Ulrich von Ortenburg zuweist. Halm vermutet, dass es sich hierbei um die früheste Arbeit des Meisters handelt217). Offenbar war jedoch Erhart schon zuvor in Passau tätig, fertigte allerdings nur Inschriften ohne Bildwerke. Für seinen Schriftstil sind spitzig anmutende Abschlussstriche in Form von Haarstrichen sehr typisch, die v.a. an das rechte Ende des gebrochenen e-Bogens, an den t-Balken oder an das linke Ende des gebrochenen oberen Bogens des doppelstöckigen a, wo er in den unteren Bogen hineingezogen wird, anknüpfen. Der t-Balken ist rechts vom Schaft relativ lang. Der obere freistehende Bogenabschnitt des runden d ist ebenfalls verhältnismäßig langgezogen und an manchen Stellen leicht nach unten durchgebogen. Rundes s präsentiert sich in der Variante mit den in sich vertikal verschobenen, gebrochenen Bögen, wobei das gebrochene obere Ende des unteren Bogens fast das gebrochene obere Ende des oberen Bogens berührt und umgekehrt. Der untere g-Bogen ist nahezu rechtwinklig gebrochen, der abgeknickte Abschnitt ist meist kurz. Die Versalien zeigen häufig dreieckige Ansätze, die in erster Linie am linken Teil des Buchstabens ausgeführt sind. Zu der Gruppe mit dem Schriftstil Erharts sind sieben weitere Inschriften zu zählen, die zwischen 1437 und 1472 datieren218).

Eine Platte, die von der Kunstgeschichte ebenfalls mit Straubing in Verbindung gebracht wird, und zwar mit dem Meister Ulrich Kastenmayr, und die Halm als Vorbild für die Grabplatte für Ulrich von Ortenburg ausweist, ist die Scheintumba für Paul von Polheim (†1440, Nr. 132, Abb. 67)219). Die Gotische Minuskel dieses Schriftzeugnisses weist im Ansatz Ähnlichkeiten mit dem Schrifttyp Meister Erharts auf. Es werden auch hier mit Vorliebe Abschlussstriche verwendet; sie erscheinen aber noch nicht so spitz wie bei Erhart. Die Grabplatte für Paul von Polheim diente also offensichtlich nicht nur im Bildbereich als Vorlage bzw. Ausgangspunkt für Meister Erhart, sondern auch bei der Schrift.

In den sechziger und siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts trifft man auf eine neue Gruppe von neun Inschriften in Gotischer Minuskel220). Bei diesem Typ fällt doppelstöckiges a auf, bei dem der obere gebrochene Bogen weit und fast geschlossen ist bzw. eng an den Mittellängenbereich gedrückt und so eine Art spitzes flaches Dach über dem Buchstaben bildet. Oft wirkt auch der obere freistehende Bogenabschnitt des runden d, als würde er den Buchstaben abdecken; auch er ist oft relativ flach. Ein weiteres Merkmal wäre der t-Schaft, der meist im Verhältnis zu anderen Inschriften weit über den Balken hinaussteht. Unter den Großbuchstaben findet sich sehr oft ein A mit senkrechten Schäften, von denen der linke verdoppelt ist. Solche A-Formen sind allerdings auch in anderen Beispielen nachweisbar. Bei einigen dieser Objekte offenbaren sich Analogien im äußeren Gesamtbild der Platte221). Neben der Tatsache, dass der Text in Umschrift wiedergegeben ist, zeigt der Stein in den unteren beiden Dritteln das Relief eines Vollwappens. Hierbei ist charakteristisch, dass dieses Bild in ein rechteckiges Feld eingebettet ist, das sich nach oben hin in einem rund- oder kielbogigen Feld fortsetzt, das sich jeweils eng um das Kleinod des Oberwappens schließt. Auch die Ausführung der Helmdecken, die allerdings in allen Fällen erheblich abgetreten sind, scheint parallel. Innerhalb der [Druckseite XLIII] Gruppe können Qualitätsunterschiede gemacht werden. So zeichnen sich die Grabplatten für Adelheid von Aichberg (†1467, Nr. 173, Abb. 74) und für Margaretha Mautner von Katzenberg (†1480, Nr. 205, Abb. 76) durch ihr hohes Niveau aus.

In den neunziger Jahren desselben Jahrhunderts ergibt sich ein weiterer Typ, der sich in drei Beispielen manifestiert222). Hier wird der obere Bogen des doppelstöckigen a durch einen dünnen Zierstrich geschlossen. Der t-Balken durchschneidet nicht mehr den Schaft, sondern sitzt nur auf der rechten Seite des Schaftes und ist relativ kurz. Der abgeknickte Teil des unteren Bogens des g ist relativ kurz und reduziert sich fast auf ein Quadrangel. Die Jahreszahl wird hier in den meisten Fällen bereits in arabischen Ziffern ausgeführt, die sehr rund und flüssig gestaltet sind und somit einen Kontrast zu den strengen Formen der Gotischen Minuskel bilden. Dazu lässt sich evtl. auch die Grabplatte für Paul Wann (†1489, Nr. 218) zählen. Sie weist aber an manchen Stellen, wie beispielsweise bei A und g, noch Ähnlichkeiten mit dem vorausgehenden Typ auf, dem u.a. die Platte für Margaretha Mautner von Katzenberg (†1480, Nr. 205, Abb. 76) zuzuschreiben war.

Daneben tritt in den sechziger und achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts eine weitere Schriftgruppe mit fünf Exempeln223). Die Inschrift wird meist von einem relativ breiten, pseudounzialen A eingeleitet (vgl. Anno), bei dem der geschwungene linke Schrägschaft eine Verdickung des Bogens sowie des unteren Schaftendes, das nach unten hin durch einen nach links eingebogenen Zierstrich verlängert wird, aufweist. Der Deckbalken ist schräg. Die Textschrift ist nach wie vor schmal, jedoch sind Ober- und Unterlängen stärker ausgeprägt. Dies wird v.a. beim g deutlich, dessen unterer Bogen relativ weit nach unten geht und spitz gebrochen wird. Der obere freistehende Bogenabschnitt des d ragt meist verhältnismäßig weit in die Höhe. Der obere gebrochene Bogen des doppelstöckigen a formt an der Knickstelle eine dezente Spitze aus. Der linke Teil des Bogens wird durch einen sehr runden Haarstrich gebildet, der bis zum Schaft eingeschlagen wird. Der Balken des e ist zu einem steil rechtsschräg verlaufenden Strich reduziert und unten nach rechts umgebogen.

Ab den späten sechziger Jahren bürgert sich in Passau eine Form der Gotischen Minuskel ein, bei der sich eine parallelogrammähnliche Grundform bei Buchstaben mit Bögen herauskristallisiert und die ihren Höhepunkt 1493 in den beiden Grabinschriften für Sigmund Vorschover (†1493, Nr. 229, Abb. 29) und Albert Schönhofer (†1493, Nr. 230) findet. Die Inschrift für Vorschover stellt dabei eine Art Extrempunkt dar, bei der selbst Buchstaben wie das doppelstöckige a – zumindest dessen oberer Teil – einem auf einer spitzwinkligen Ecke stehendem Parallelogramm angepasst werden. Bei der Inschrift für Schönhofer treten diese Formen teils in abgeschwächter Weise auf, wie man am o sehen kann, teils aber auch in extremen Stilisierungen, wie beispielsweise bei p. Gerade die Inschrift für Schönhofer zeigt einen sehr dekorativen Schriftstil mit reich ausgeschmückten Großbuchstaben, die meist in verdoppelte Schwellzüge aufgelöst sind. Eine gewisse Experimentierfreude, die möglicherweise auch auf Vorbilder aus Hand- oder Druckschriften schließen lässt, zeigt sich beim g. Anders als bei gleichzeitigen Passauer Inschriften wird hier eine Form verwendet, die sich häufig in Bastardschriften findet und bei der der Buchstabe oben durch eine Art Deckbalken abgeschlossen wird, der durch den Schaft und den linken Teil des oberen Bogens durchbrochen wird. Als Vorläufer dieses parallelogrammförmigen Schrifttyps können vier Beispiele ausgemacht werden224). V.a. der Buchstabe o lässt die Tendenz zu der oben beschriebenen parallelogrammförmigen Ausgestaltung erkennen. Eine analoge Vorgehensweise schlägt sich stellenweise auch bei Buchstaben mit ähnlichen Körpern (rundes d, b, g etc.) nieder. Unter den Großbuchstaben fällt eine Form des H auf, bei der die Grundform eines unzialen H in Schwellzüge aufgelöst wird. Die Grabplatten Hans Pykels (†1467, Nr. 172, Abb. 73) und Seyfried Nothafts (†1476, Nr. 196, Abb. 75) werden in der neuesten Literatur auch von kunsthistorischer Seite demselben Meister zugewiesen, nämlich dem sogenannten Meister von Seeon225). Aus paläographischer Sicht hingegen kontrastieren gerade diese beiden Beispiele, die sich in der eben angeführten Entwicklung entsprechen, in einigen Details. So wirkt die Schrift bei Pykel weniger gestreckt und etwas breiter als bei dem Nothaftstein. Auch erweist sich der obere freistehende Bogenabschnitt des runden d bei der Pykelinschrift als zurückhaltender gegenüber der Vergleichsplatte.

Ab der zweiten Hälfte der 90er Jahre des 15. Jahrhunderts bildet sich ein Typ der Gotischen Minuskel heraus, der höchstwahrscheinlich Jörg Gartner und seiner Werkstatt zuzuschreiben ist und [Druckseite XLIV] von dem vier Beispiele existieren226). Diese Schrift ist gekennzeichnet durch Basislinien, die Buchstaben mit Bögen, nämlich b, d und o, aber auch v und den rechten Teil des w horizontal auf der Grundlinie abschließen. Diese Basislinie ragt links meist über den Buchstaben hinaus. Ein weiteres Kennzeichen sind kreisrunde i-Punkte. Die Großbuchstaben sind oft in geschwungene Zierstriche aufgelöst, wie besonders beim Initial-A. Diese Schriftausformung scheint auf dem Schrifttyp aufzubauen, wie er auch auf der Platte für Christoph Derrer (1478, Nr. 198, Abb. 78) auftritt (vgl. oben). Es finden sich Ähnlichkeiten bei dem H-Versal und bei der Gestaltung des unteren g-Bogens. Sehr schön lässt sich dieser Zusammenhang bei dem Derrerbeispiel (Nr. 198, Abb. 78) und bei der Grabinschrift für Stephan Hager (†1506, Nr. 321) nachvollziehen, vgl. Hie ligt (Nr. 198, Abb. 78) und Hager (Nr. 321).

Das Merkmal der Basisstriche zeigt sich annähernd auch in einer Hochwassermarke, die sich im Oberhaus befindet (1501, Nr. 297, Abb. 89). Bei diesem Stück fällt vor allem die Verbindung zwischen rundem d und doppelstöckigem a auf, bei der der rechte senkrechte Bogenabschnitt des gebrochenen d durch die gebrochenen Bögen des a ersetzt wird. Ungewöhnlich ist auch die Verwendung eines Majuskel-R, das auf den Mittellängenbereich verkleinert ist und sich am Zeilenende befindet (vgl. iar). Die gesamte Inschrift wirkt so, als wollte sich der Steinmetz mit der Schrift spielen. Es treten mehrere Varianten von bestimmten Buchstaben auf. So gestaltet der Bildhauer den unteren Bogen des g in viererlei Ausführungen. Ebenso treten Modifikationen bei den Bögen des a und beim runden s auf. Ähnlich verhält es sich bei den Großbuchstaben, bei denen die drei verschiedenen A-Formen ins Auge stechen. Dieser Variantenreichtum bewegt sich zwar im Rahmen der gitterförmigen Gestaltung der Gotischen Minuskel, ist aber in dieser Intensität außergewöhnlich. Dieser Umstand erweckt den Eindruck, dass der Steinmetz die Inschrift dafür nutzte, um einige Formen auszuprobieren. Das Beispiel zeugt von einer Kreativität und einer Suche nach neuen Formen, was durchaus zeittypisch ist. Diese Mentalität schlägt sich in Passau v.a. in der sich zeitgleich etablierenden Gotico-Antiqua nieder, die ebenfalls „neue" Formen aufnimmt (vgl. weiter unten).

Gleichzeitig zu diesen Inschriften entsteht ein weiterer Typ, der sich offensichtlich an die Gruppe von Inschriften anlehnt, deren Buchstabengrundform die eines Parallelogramms aufweist, und von dem fünf Inschriften zeugen227). Es finden sich auch hier die parallelogrammförmigen Buchstaben. Die Schrift wird allerdings dadurch variiert, dass in erster Linie das o trapezförmig gestaltet wird. Der Buchstabe ist gebrochen, der linke senkrechte Teil des Bogens ist kürzer als der rechte senkrechte Teil. Diese Formengestaltung kommt an einigen Stellen auch beim oberen g-Bogen zum Vorschein. Der obere gebrochene Bogen des doppelstöckigen a endet an der Knickstelle – der linke Teil des Bogens fehlt also – und ist weit geschlossen, so dass der Buchstabe „abgedeckt“ wirkt. Ein weiteres Merkmal dieses Schrifttyps sind Probleme mit der arabischen 0 bei Jahreszahlen. Sie fehlt entweder völlig228) oder wird an Stellen gesetzt, an denen sie nicht nötig wäre229). Bei manchen Inschriften zeigen sich bereits relativ lange Oberlängen, bei anderen tendieren die Buchstabenformen eher in die Breite.

In der Folgezeit, also in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, wird die Gotische Minuskel von der langsam aufkommenden Kapitalis und v.a. von der alles einnehmenden Gotico-Antiqua verdrängt. Nach 1510 findet sich zunächst keine Inschrift in Gotischer Minuskel mehr. Das einzige Stück, das in den folgenden Jahrzehnten belegt ist, ist die Grabplatte für den Propst von Au, Sebastian Schnepf (†1524, Nr. 421, Abb. 123). Es handelt sich hierbei um ein Einzelstück. Mader überlegt, ob dieses Stück Jörg Gartner (vgl. weiter unten) zugeordnet werden kann. Dies kann aber aus epigraphischer Sicht nicht bestätigt werden.

Die Gotische Minuskel ist aber nicht vollkommen verschwunden, sondern tritt zur Jahrhundertmitte hin wieder verstärkt auf. Die nächste überlieferte Inschrift datiert auf das Jahr 1537230). Sie zeigt eine in die Breite gehende Gotische Minuskel, bei der die Streckung des Mittellängenbereiches aufgegeben wurde. Ober- und Unterlängen sind aber noch verhältnismäßig kurz. Eine ähnlich breit angelegte Gotische Minuskel, bei der sich allerdings Einzelformen wie das d leicht unterscheiden, ist in zwei späteren Inschriften belegt231).

Ein etwas anderes Bild einer späten Gotischen Minuskel demonstrieren die Inschriften für Magdalena Hinterreiter (†1546, Nr. 499, Abb. 148) und Zacharias Erb (†1547, Nr. 505). Hier ist der Mittellängenbereich nach wie vor gestreckt, die Oberlängen ragen aber schon weit nach oben. Darüber [Druckseite XLV] hinaus bestehen Ähnlichkeiten bei a, d, g und rundem s, so dass man hier wohl von derselben Werkstatt ausgehen muss.

Auf zwei der spätesten Inschriften in Gotischer Minuskel tritt schließlich ein Schrifttyp auf, der extrem gestreckt und schmal ist232). Die streng wirkende Streckung der Buchstaben wird durch Frakturversalien aufgelockert.

Neben diesen Einzelausläufern der Gotischen Minuskel v.a. im dritten Viertel des 16. Jahrhunderts gibt es auch mehrere Inschriften, die sich schon stärker an die Fraktur anlehnen, dennoch aber nach wie vor der Gotischen Minuskel verhaftet sind233). Ein Beispiel, das diesem Umfeld angehört, das aber bis auf das einstöckige gebrochene a eine Gotische Minuskel darstellt, ist die Grabplatte für Hieronymus Sünzl (†1556, Nr. 558, Abb. 164). Die Schrift ist durchgehend von Brechungen bestimmt. Nur an einer Stelle verwendet der Steinmetz einen runden, nicht gebrochenen unteren g-Bogen (vgl. genedig). Auch der rechte Abschnitt des unteren Bogens des runden Schluss-s ist nicht mehr gebrochen. Die Großbuchstaben scheinen Frakturversalien anzudeuten, sind aber noch kaum ausgeprägt und zeigen an machen Stellen lineare gebrochene Schäfte an Stelle von Schwellzügen, wie beispielsweise beim oberen Bogen des S oder bei M.

Die Gotische Minuskel, die ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erfahren hat, bricht im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts endgültig ab.

Frühhumanistische Kapitalis

Die Frühhumanistische Kapitalis spielt als epigraphische Schrift im Bearbeitungsgebiet nur eine untergeordnete Rolle. Sie fand bloß dreimal und ausschließlich für kurze Mitteilungen – als Monogramm, Anrufung und Titulus – Einsatz. Der auffällige, auszeichnungsartige Charakter dieser individuellen Schrift zeigt sich in der Stadt Passau besonders deutlich, indem die Frühhumanistische Kapitalis allein für Inschriften von geringer Länge verwendet wurde, die sich mittels erhabener Schriftgestaltung bzw. eigens zugewiesenem Schriftfeld von den übrigen Schriftarten abgrenzen.

In unmittelbarer zeitlicher Nähe liegen die erhaben ausgeführten Inschriften am Postament des um 1500 datierten hölzernen Reliefs der Anbetung der Könige (Nr. 291, Abb. 88) und auf dem Spruchband eines steinernen Epitaphs für Georg Pernpeck von 1503 (Nr. 307, Abb. 87), welche in unterschiedlicher Weise die Spannweite der Frühhumanistischen Kapitalis verkörpern234). Während die in der Frühhumanistischen Kapitalis verfestigte Form des doppelbogigen E beiden Inschriften gemein ist, zeigen die weiteren Buchstaben des Alphabets große Variationsbreiten. Offenbart die Inschrift des Holzreliefs (Nr. 291) die grazilere Ausführungsweise mit größerem Variantenreichtum in der Konturierung der Schäfte (Schaftverbreiterungen nach außen, mäßige Verbreiterung der Bögen), der dekorativen Gestaltung (Zierstriche bei A und I, Ausbuchtung des Schrägschaftes von N, hakenförmige Sporen bei S, paragraphenförmiges Schlusszeichen) sowie bei der individuellen Formenauswahl, so rekrutiert sich die steinerne Inschrift für Georg Pernpeck (Nr. 307) weitgehend aus Formen der Kapitalis. Der nach links weisende Deckbalken des A, der oben nicht geschlossene Schaft des D, I mit Nodus sowie schmales, konisch gebildetes M mit kurzem Mittelteil erweisen sich jedoch als markante, insbesondere im frühhumanistischen Umfeld auftretende Umformungen kapitaler Buchstaben. Die Holzinschrift bereichert das auf kapitalen Grundformen basierende Buchstabenrepertoire um die nahezu schreibschriftlich ausgeführten Formen A, C, G, O, das wie in der Gotischen Minuskel gebrochene f sowie das in vor- und frühgotischer Zeit gebräuchliche runde T mit sichelförmigem Bogen.

Zwei sich von der Kontextschrift deutlich abhebende Buchstabenformen zeigen sich im Monogramm im oberen Feld eines Dreipasses auf der Grabplatte des Ehepaars Heinrich und Ursula Zimbs von 1527 (Nr. 430, Abb. 118). Mit dem unterhalb des Balkens angesetzten Nodus des H und dem zweibogigen, zweistöckigen Z erweisen sich die Formen dem frühhumanistischen Schriftfeld zugehörig.

Gotico-Antiqua

Die sog. Gotico-Antiqua ist eine Mischschrift im Minuskelbereich, die gotische und humanistische Elemente vereint. Der Begriff wurde v.a. für Druckschriften geprägt, die Formen der Rotunda und [Druckseite XLVI] Antiqua aufweisen235). In den Inschriften zeigt die Schrift in erster Linie gotische Ausgangsformen, die runder gestaltet werden. Brechungen werden reduziert. Die Schrift verliert so ihren gitterförmigen Charakter. a ist in den meisten Fällen doppelstöckig. g kann in mehreren Varianten auftreten. Schaft-s und f stehen i.d.R. auf der Zeile. Oft werden rundes d und Bogen-r verwendet. Diese gegenüber dem gotischen Schriftbild aufgelockerten Inschriften zeigen sich sehr variantenreich, wie auch schon Renate Kohn und Harald Drös betont haben236). Die Schrifttypen sind gerade im epigraphischen Bereich von verschiedenen Schriften beeinflusst. Neben der Gotischen Minuskel bzw. der Rotunda und der humanistischen Minuskel kommen bei einigen Inschriften auch Elemente aus Bastardschriften zur Geltung. Einige Mischschriften scheinen sich in ihrem Schriftbild sogar eher der Fraktur als der humanistischen Minuskel anzunähern237). Daher sollte „Gotico-Antiqua“ wohl am besten als Überbegriff für Inschriften gewertet werden, die gotische und humanistische Elemente vereinen, dabei aber einen in sich festen Formenkanon aufweisen238).

Die Gotico-Antiqua stellt ursprünglich keine epigraphische Schrift dar. Dennoch finden sich immer wieder vereinzelte Beispiele, bei denen eine derartige Mischschrift auch für Inschriften verwendet wird. Solche Einzelbeispiele sind seit der 2. Hälfte, verstärkt seit dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, in West- und Südwestdeutschland anzutreffen. Sie fallen meist aus dem Rahmen der regionalen Inschriftenlandschaft und hängen wohl oft mit dem Auftraggeber zusammen239).

Der in diesem Band vorliegende Inschriftenbestand der Stadt Passau zeigt ein vollkommen anderes Bild, das als epigraphische Besonderheit gewertet werden darf. Hier wird in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Großteil der Schriftzeugnisse in Gotico-Antiqua ausgeführt. Im ersten Jahrhundertviertel erreichen die Schriftäußerungen in Gotico-Antiqua sogar 76% des im Original erhaltenen Inschriftenmaterials. Hier kann man also keineswegs von Einzelbeispielen sprechen. In diesem Fall scheint es sich vielmehr um eine Art Modewelle gehandelt zu haben, die in erster Linie mit Passauer Werkstätten in Verbindung stand. Allen voran ist hier die des Passauer Steinbildhauermeisters Jörg Gartner zu nennen, der offensichtlich weitere Werkstätten beeinflusst hat. Diese Meister bildeten individuelle Schrifttypen aus, an Hand derer man die jeweilige Inschrift zuschreiben kann. Daneben existieren aber auch eine ganze Reihe Einzelausprägungen der Gotico-Antiqua, die zwar oft in einer gewissen Tradition stehen, aber keiner der Werkstätten zugeordnet werden können.

Frühestes Beispiel einer Gotico-Antiqua in Passau ist die Bauinschrift an der Hofkapelle von 1491240). Sie wird von Liedke Jörg Gartner zugewiesen241). Diese Zuweisung ist vom Schriftbestand her nicht hundertprozentig zu treffen. Die Formen (v.a. a, d und g) entsprechen in ihrem Grundaufbau durchaus den Formen Gartners. Die Schrift steht aber insgesamt der Gotischen Minuskel noch sehr nahe. Auffallend ist die hochrechteckige Grundform der Buchstaben, v.a. bei d und o. Vielleicht könnte man gerade in diesem Beispiel den Ausgangspunkt der Gotico-Antiqua-Welle in Passau sehen242). Sie setzt aber eigentlich erst nach 1500 ein.

Das nächste (erhaltene) Beispiel in Gotico-Antiqua folgt erst 1495243), also vier Jahre später, mit der Grabinschrift für Wilhelm von Aham (Nr. 238, Abb. 64). Es scheint durchaus in der Tradition der Bauinschrift an der Hofkapelle zu stehen. Die Schrift weist wieder die hochrechteckige Grund- [Druckseite XLVII] form bei d und o auf. Auch die Versalien werden in beiden Inschriften mit Verdoppelungen ausgestattet. Was den Vergleich etwas erschwert, ist die Tatsache, dass die Bauinschrift erhaben, die Grabschrift für Aham vertieft gearbeitet ist, die Ahamplatte darüber hinaus abgetreten und somit die Aussagekraft des Schriftprofils, v.a. bei Haarlinien, reduziert ist. Dennoch bildet die Inschrift für Wilhelm von Aham ein Bindeglied zwischen der frühesten Äußerung, der Bauinschrift, und dem Auftreten der voll ausgebildeten Gartner-Gotico-Antiqua, die zugleich den ersten fest etablierten Gotico-Antiqua-Stil für Passau darstellt. Dem Schrifttyp der Ahamgrabschrift steht die Inschrift für Dorothea Frueauf zur Seite244), die wieder die hochrechteckige Form bei d und o zeigt. Weiter ähnelt sich auch die Form der A-Initiale. Das g, das in der Inschrift für Wolfgang von Aham leider nicht vorkommt, tritt in der Inschrift für Dorothea Frueauf in zwei Varianten auf. Die Form mit dem s-förmigen Buchstabenaufbau wird später charakteristisch für die ausgeprägte Gartner-Gotico-Antiqua und für die in deren Tradition stehenden Schrifttypen. Ein solches g findet sich ebenfalls in der Bauinschrift an der Hofkapelle. Diese frühen Inschriften belegen den anfänglichen Entwicklungsprozess der Gotico-Antiqua in Passau, sind jedoch noch nicht eindeutig Gartner zuzuschreiben, da typische Ausprägungen fehlen, sich aber schon ankündigen. Man kann diese Schriftäußerungen als Anlaufphase werten.

Die Gotico-Antiqua bei Gartner weist hochovale Buchstabenkörper auf. Die Schäfte sind relativ fett; sie sind nicht mehr gebrochen, sondern enden stumpf auf der Zeile. Dieses Element und auch die Grundform des a dürften aus der Rotunda übernommen worden sein.

Das a ist einer der Erkennungsbuchstaben des Schriftstils bei Gartner245). Es besitzt einen stumpfen Schaft, von dem aus der obere Bogen als Haarstrich weit nach unten gezogen wird. Der untere Bogen ist auf ein Quadrangel reduziert, das nach links ausgezogen ist. Es ist oben nicht mit dem Schaft verbunden, wie das bei dem a der Rotunda der Fall ist. Weiterer Leitbuchstabe ist das g. Es ist s-förmig aufgebaut. Der untere Bogen ist einmal rund und beinahe geschlossen, einmal spitz gebrochen, so dass beide Bogenabschnitte nach rechts durchgebogen sind. Der obere Bogen bei Schaft-s und f ist als Fahne gestaltet. Typisch sind auch Bogenverbindungen und das runde d. Eine weitere charakteristische Form zeigt das u, das aus zwei Schäften besteht, von denen der linke unten umgeknickt ist. Das u besitzt also keinen Bogen und gleicht somit einem n. Geschwungene Elemente sind ein wichtiges Stilmerkmal bei der Gotico-Antiqua Gartners. Bei v und w wird beispielsweise der linke Schrägschaft weit ausgezogen und durchgebogen. Der Kürzungsstrich besteht aus einem einmal gewellten Balken. Zu diesem Stilmerkmal sind in gewisser Weise auch die charakteristischen Varianten des g und des runden s zu zählen, bei denen die (unteren) Bögen spitz gebrochen werden und beide Bogenabschnitte zur selben Seite hin durchgebogen sind. Ebenso treten typische geschwungene Zierstriche als Zeilenfüller auf und bereichern v.a. das Initial-A, aber auch das Initial-H: H wird in unzialer Form wiedergegeben; dem Buchstaben geht ein Zierornament voran. Der Gotico-Antiqua-Typ Gartners besitzt ein festes Versalienalphabet. Einige Buchstaben, wie M, treten in wenigen Varianten auf, wobei sowohl die häufigere Version als auch die alternative Gestaltung immer dieselben Formen aufweisen. Neben A und H werden auch C, E, F, G und I mit geschwungenen Schäften ausgeführt bzw. durch Brechungen aufgelöst und teils neu zusammengesetzt. Dagegen zeigt das M in den meisten Fällen eine kapitale Grundform, bei der der Mittellängenbereich allerdings verkürzt ist. Dieses M ist in den Bereich frühhumanistischer Schriften einzureihen. Daneben ist auch das T kapital gestaltet. Die Rolle eines Versals zweiten Grades nimmt eine einstöckige a-Form ein. Sie scheint auf den ersten Blick eine Zweitform des für Gartner typischen doppelstöckigen a zu sein, da auch das einstöckige a auf den Mittellängenbereich beschränkt ist. Bei einem genaueren Vergleich stellt man aber fest, dass dieses a bevorzugt am Beginn der Tagesdatierung246) und in der Schlussformel247) verwendet wird. Darüber hinaus steht es fast ausschließlich am Wortbeginn.

Das Schaffen Gartners kann in drei zeitliche Phasen untergliedert werden248). Ab ca. 1503 findet sich die erste Phase der Gotico-Antiqua bei Gartner, die bis ca. 1508 andauert249). Sie betrifft also im wei- [Druckseite XLVIII] testen Sinn das erste Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Sie ist durch rundere bewegtere Formen (v.a. g) geprägt. Kennzeichnend ist das d. Es ist spitzoval; der obere rechte Abschnitt greift über das linke obere Ende über. Die darauf folgende zweite oder mittlere Phase250) stellt eine Fortentwicklung auf die Spätphase hin dar. Diese zweite Phase lässt sich seit 1508 bis 1512/13 nachweisen. Man erkennt diesen Übergang v.a. an dem oberen freien Bogenabschnitt des runden d, der jetzt nach oben umgebogen wird. Die Spätphase251), die seit ca. 1514/1515 auftritt und bis zum Tod Gartners 1521252) beibehalten wird, zeigt ein strengeres Schriftbild. Die Buchstabenkörper umfassen nun ein längliches, schmales Oval. Leitbuchstabe ist wieder das d. Der obere Teil ist wie in der mittleren Phase umgebogen. Der Buchstabenkörper wirkt so, als ob er von zwei parallelen Schäften gebildet würde. Hinzu kommen Sporen, die nun an die Schaftenden gesetzt werden. Die Schäfte enden also nicht mehr stumpf. Auch am oberen Ende des linken Teiles des d-Bogens erkennt man einen Sporn. Eine weitere Änderung ergibt sich in der Spätphase bei den Großbuchstaben. Gartner verwendet meist Buchstabenformen, die im weitesten Sinn gotischen Grundformen entsprechen. So weist beispielsweise der typische A-Versal die Grundform eines pseudounzialen A auf. In der Spätphase Gartners finden darüber hinaus einige Großbuchstaben Verwendung, die sich stärker den klassischen Kapitalisformen annähern. So tritt vereinzelt ein M auf, dessen Mittelteil bis zur Grundlinie reicht, dessen äußere Schäfte aber senkrecht gestellt sind253). Vorher gestaltete Gartner das M als frühhumanistische Form254). Daneben findet sich ebenfalls in der Spätzeit auch ein kapitales A255), allerdings nicht als Initiale. Vereinzelt tritt in dieser Phase auch ein sog. epsilonförmiges E auf256). Diese gerade beschriebenen Phasen bilden einen Anhaltspunkt für die zeitliche Einordnung der Werke Gartners bzw. seiner Werkstatt. So kann beispielsweise das Fragment für Wandala …hofer (Nr. 346), bei dem die Jahreszahl nicht ergänzt wurde, um 1510 angesetzt werden, da die Schriftausprägung der mittleren Phase zugewiesen werden muss.

Außer Gartner gibt es noch weitere Werkstätten, die Gotico-Antiqua verwenden. Um 1520/1521 findet sich ein Typ, der sich sehr stark an Gartners Gotico-Antiqua-Formen orientiert, der jedoch in seiner Ausführung etwas ungeübt wirkt. Es lässt sich nicht feststellen, ob diese Inschriften aus Gartners Werkstatt stammen oder ob ein außen stehender Steinmetz Gartners Typ nachahmt. Vielleicht könnte diese Gruppe von Inschriften als eine Art Ausläufer der Gartner-Gotico-Antiqua interpretiert werden. Drei Inschriften lassen sich dieser Ausformung zuordnen257).

Kurz nach dem Tode Gartners 1521 tritt ein neuer Typ auf, der stark in Gartners Tradition steht. Es handelt sich hierbei um einen anonymen Meister bzw. um eine anonyme Werkstatt, die bis 1553 fassbar ist und von Ramona Epp als Zimbstyp bezeichnet wird258). Man könnte überlegen, ob es sich um einen Werkstattnachfolger Gartners handelt259). Es fällt nämlich auf, dass dieser Steinmetz in einer anfänglichen Phase260) ein d verwendet, das dem der Spätphase Gartners ähnelt. Es ist schmal oval mit den senkrechten rechten und linken Bogenabschnitten, wie sie auch in Gartners Spätphase auftreten. Ab 1530 findet man ein rund-ovales d, dessen freistehender oberer Bogenabschnitt nach rechts umgebogen ist. Dieses d kennzeichnet somit die volle Ausprägung dieses Gotico-Antiqua-Typs, da es bis [Druckseite XLIX] zur letzten für diesen Typ nachweisbaren Inschrift beibehalten wird261). Weitere Elemente, die sich allgemein an Schriftausformungen Gartners anlehnen, wären der s-förmige Grundaufbau des g, die a-Form, die an die Rotunda erinnert, der geschwungene linke Schrägschaft des v, die stumpf auf der Zeile endenden Schäfte v.a. bei f und s, die geschwungene Gestaltung des Initial-A, das in seinem Aufbau einem pseudounzialen A entspricht, und Bogenverbindungen. Jedoch unterscheidet sich der Zimbstyp eindeutig von Gartner durch stilistische Details. Leitbuchstabe ist hierfür das g, das in der Basis dem Gartner-g gleich kommt. Es präsentiert sich jedoch in einer eigenwilligen und markanten Stilisierung. Der linke Teil des oberen Bogens ist senkrecht und somit Gartners Spätphase vergleichbar. Der rechte Teil aber wird dornförmig in den Buchstabenkörper hineingezogen; der Bogen bleibt offen. Zusätzlich werden oben links und rechts zwei Ansätze hinzugefügt, die wie „Hörnchen“ wirken. Im Unterschied zu Gartner wird der untere Bogen des a durch einen Haarstrich mit dem Schaft bzw. mit dem oberen Bogen verbunden. Weiters durchkreuzt beim Zimbstyp der Balken des f den Schaft, was bei Gartner nicht der Fall ist. Das Schaft-s und f zeigen keine Fahne, sondern einen geknickten Bogen. Das w beginnt nicht mit einem geschwungenen Schrägschaft – wie bei Gartner. Hier stehen der linke und der rechte der beiden mittleren Schrägschäfte parallel nebeneinander. Der linke der beiden mittleren Schrägschäfte reduziert sich auf einen kurzen Haarstrich. Der rechte Schrägschaft ist bogenförmig. Allgemein wirkt die Schrift des Zimbstyps weiter, breiter und gerundeter als bei Gartner. V.a. das e ist auffallend rund gehalten. Die Strichstärke ist fett. Dieser Schriftstil zeigt eine gewisse Spannung, die in den widerspenstigen, eigenwilligen Formen liegt. Dem senkrechten Teil des oberen Bogens des g steht der dornförmige Abschluss des rechten Teils des oberen Bogens gegenüber. Der Steinmetz scheint bewusst eine runde weiche Form zu meiden. Runde Buchstaben wie d und o besitzen eine schräge Achse, an der die Bögen leicht spitz zulaufen. Der oben umgebogene freistehende Teil des runden d gleicht einem Widerhaken. Auch bei den Großbuchstaben lässt sich diese Spannung nachvollziehen. Das Inital-A, v.a. dessen linker Schrägschaft, wird verhältnismäßig stark durchgebogen, so dass der Buchstabe nahezu deformiert wirkt. Diese Form ist aber so beabsichtigt! Auch beim M wird der linke Schrägschaft s-förmig durchgebogen; die restlichen Schäfte sind etwas kleiner; der linke der beiden mittleren und der rechte Schrägschaft sind nur leicht gebogen und verlaufen parallel. Durch den übergewichtigen, linken Schrägschaft wirkt die Form beinahe verdreht oder verformt. Als A-Versal innerhalb der Textschrift dient sehr oft ein vergrößertes, einstöckiges Minuskel-a, bei dem der Bogen und der durchgebogene Schaft oben spitz zusammen laufen. Ansonsten treten vergrößerte Minuskeln nicht so häufig auf. Vereinzelt findet sich ein vergrößertes n als Versal262). In einigen Inschriften263) verwendet der Steinmetz ein diakritisches Zeichen über dem u, das aus zwei nach links oben leicht bogenförmig ausgezogenen Quadrangeln besteht. Es tritt jedoch nicht regelmäßig auf und wird auch bei anderen Buchstaben gesetzt, wo es offenbar ohne Funktion bleibt. So findet es sich öfter über dem y, in der Inschrift für Jakob Unger264) auch über n und über c. In diesen Fällen könnte das diakritische Zeichen auch für eine Kürzung stehen265).

Eine dem Zimbstyp stark ähnelnde Reihe von Inschriften tritt – zeitlich parallel zu Gartner – zwischen 1505 und 1513 auf266). Ob es sich hierbei um dieselbe Hand wie bei dem später verfestigenden Zimbstyp handelt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es ist auch ungewiss, ob oder in wie weit diese Hand mit der Gartnerwerkstatt in Verbindung gestanden haben könnte. Die Schrift weist die gleichen Grundzüge auf wie Gartners Arbeiten oder der Zimbstyp. Auch hier ist die Grundform der Buchstaben oval, der g-Aufbau der eines s, der untere Bogen des a quadrangelförmig, die Schäfte enden stumpf auf der Zeile. Wie bei dem Zimbstyp ist auch hier der obere Bogen des g offen und teils dornförmig in den Buchstabenkörper hineingezogen. Der Bogen des f ist geknickt, sein Balken durchschneidet den Schaft. Das w gleicht dem des Zimbstyps. Es besitzt ebenfalls die zwei parallelen Schrägschäfte. Charakteristisch für diese Schriftgruppe scheint zu sein, dass der p-Schaft unter der Grundlinie spitz zuläuft, leicht nach links schwingt und kurz gehalten ist. Die Schrift unterscheidet sich also vom Zimbstyp, obwohl sie große Ähnlichkeit mit ihm besitzt. Sie ist insgesamt gestreckter. Sie wirkt teils auch noch etwas unbeholfen. Ob es sich hierbei um eine Art Frühphase des später erst ausgeprägten Zimbstyps handelt, ob dieser Steinmetz gar in der Gartnerwerkstätte gelernt hat und somit dieser zuzurechnen ist, muss offen bleiben.

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Ab 1549 erscheint in Passau eine weitere Werkstatt mit einer Gotico-Antiqua, die nicht mehr so stark an Gartner erinnert, nämlich der Brunhofertyp267). Gerade die früheren Inschriften dieser Ausprägung268) unterscheiden sich in dem wesentlichen Merkmal, dass das g nicht s-förmig, sondern 3er-förmig aufgebaut ist. Erst ab 1552 übernimmt der Steinmetz die s-förmige Variante, die aber im Aussehen weitgehend seiner vorhergehenden Form ähnelt269). Die Grundform der Buchstaben ist spitzoval und breit. Somit wirken die Buchstabenkörper viel runder als bei Gartner oder bei dem Zimbstyp. Der untere Bogen des g ist ebenso runder. Am oberen Bogen ist rechts oben ein Haken angesetzt. Die g-Form scheint sich stark an dem g mit dem sichelförmigen unteren Bogen, wie es für die humanistische Minuskel typisch ist, zu orientieren. Der Buchstabenaufbau unterscheidet sich aber von der humanistischen Form. Durch dieses g und durch die runde Gestaltung erinnert hier das Schriftbild viel stärker an humanistische Schriften als z.B. bei Gartner. Hinter Gartners Schrift steht noch stärker der gotische Formenkanon. Noch eindeutige gotische Elemente sind bei dem vorliegenden Schrifttyp die geknickten Bögen bei e, f und Schaft-s sowie das runde d. Auch der auf ein Quadrangel reduzierte, untere Bogen des a weist auf gotischen Ursprung hin. Mit den Großbuchstaben verhält es sich ähnlich wie bei den Vorgängertypen: Es werden im weitestgehenden Sinn gotische Großbuchstaben mit Kapitalis, die nicht klassisch ausgeprägt ist, vermischt. Der Mittelteil bei M ist leicht verkürzt, die G-Cauda besitzt einen Balken, A weist einen Deckbalken auf usw. Als gotischer Buchstabe muss auf jeden Fall ein links geschlossenes, unziales M bezeichnet werden. Jedoch scheint es so, dass immer mehr kapitale Formen überwiegen und sich die Gotico-Antiqua auch in diesem Punkt der humanistischen Minuskel annähert270). Mit diesem Typ endet die Verwendung der Gotico-Antiqua in Passau. Die letzten Inschriften von diesem Steinmetz stammen aus dem Jahr 1554.

Neben diesen größeren Inschriftengruppen bzw. Werkstätten bietet das Inschriftenmaterial in Passau Einzelfälle, die der Gotico-Antiqua zugeordnet werden müssen, die aber keiner Werkstatt zugewiesen werden können271). Die Palette reicht von Schrifttypen, die ganz offensichtlich in der Tradition Gartners stehen und bei denen man evtl. sogar überlegen muss, ob es sich hierbei um Schüler o.ä. handelt272), über Inschriften, die offensichtlich in Zusammenhang mit anderen Werkstätten stehen oder sich zumindest an einer gewissen Passauer Tradition zu orientieren scheinen273), bis hin zu Schriften, die vollkommen unabhängig von Gartner und den anderen Werkstätten ausgebildet sind und bei denen sich beinahe die Frage stellt, ob sie überhaupt der Gotico-Antiqua zuzuordnen sind274). Die Beispiele der ersteren Gruppe bewegen sich im weitesten Sinn um das Jahr 1520. Sie spiegeln besonders in Details den Schriftstil Gartners wieder, so v.a. bei der Gestaltung des oberen und unteren Bogens des a und der Versalien, beim Aufbau des g, bei der Verwendung der Fahne bei Schaft-s und der stumpf endenden Schäfte. Eine möglicherweise bestehende Beziehung dieser Hände zur Werkstatt Gartners kann nicht genauer nachgewiesen werden, insbesondere auch wegen der Tatsache, dass sich in Passau bestimmte Tendenzen allgemein halten und sich zu einer gewissen Tradition verfestigen. Diese manifestiert sich wiederum in Merkmalen, die bereits bei Gartner auftreten, seinen Stil jedoch nicht (mehr) derart detailliert zu kopieren versuchen. Die relevanten Charakteristika sind der s-förmige Aufbau des g, stumpfe Schäfte, doppelstöckiges a mit meist gebrochenem unteren Bogen, Verwendung von rundem d und – oft – pseudounzialem A. Diesem Erscheinungsbild stehen einzelne Schriftzeugnisse gegenüber, die aus dem gegebenen Rahmen fallen. Sie zeigen einen – auch untereinander – sehr kontrastreichen Formenkanon, das Schriftbild demonstriert u.U. einen Extremzustand. Es kann entweder sehr breit und rund275) oder äußerst gestreckt und schmal276) auftreten. Keiner dieser Fälle ist einer reinen Schrift – wie der Gotischen Minuskel, der humanistischen Minuskel oder der Fraktur – zuzuweisen. Oft umfassen sie mehr oder weniger Eigenarten von mehreren zeitgenössischen Schriften, nämlich gotischer bzw. frühneuzeitlicher, und gehören somit in den Bereich der Gotico-Antiqua.

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Diese Erscheinung von Mischschriften, die ihre Formen zunehmend nicht nur aus der Gotischen Minuskel bzw. Rotunda und humanistischen Schriften schöpfen, sondern bei der auch Bastardschriften eine größere Rolle zu spielen beginnen, setzt sich in einer weiteren Schriftausprägung fort. Der Schrifttyp tritt zwischen 1536 und 1553 auf277) und kann als Derrertyp bezeichnet werden278). Es handelt sich um eine Mischschrift, bei der Bastardelemente wie das einstöckige a oder das kursive s auftreten. Teils scheinen auch die unteren Schaftenden bei f und s leicht unter die Zeile zu gehen bzw. nach unten hin spitz zuzulaufen. Man könnte in diesem Fall mit einem Begriff „Gotische Minuskel mit Elementen der Fraktur“ operieren, wenn nicht in zweien der Beispiele ein doppelstöckiges a mit runden (!) Bögen auftreten würde279). Weiter fallen ungewöhnliche Nexus litterarum wie z.B. die Verbindung von g und e auf280). Gleichzeitig mit diesem Derrertyp erscheinen Schriftäußerungen, die bereits als Vorform der Fraktur gewertet werden können281).

Kapitalis

Die früheste Kapitalis der Stadt Passau überliefert die Grabinschrift des Kanonikers Leonhard von Seiboldsdorf aus dem Jahre 1518 (Nr. 382, Abb. 15). Das Layout der Schrift mit den sich treppenförmig nach unten abstufenden Zeilen und auch die Ausführung der Kapitalisformen dokumentieren hohes handwerkliches Können. Aufgrund der schmalen Proportionen, der überwiegend uniformen Strichgestaltung der Buchstaben sowie der markant ausgeführten Sporen ist die Kapitalis jedoch weit vom Kanon der römisch antiken scriptura monumentalis entfernt282). Davon zeugen insbesondere auch die Buchstaben A mit spitz zulaufenden Schrägschäften und dreieckigem Spornaufsatz, M mit senkrechten Schäften und oft geringfügig eingezogenem Mittelteil, N mit eingezogenem Schrägbalken, die gerade abgestreckte Cauda des R sowie die ausgebuchteten Kürzungsstriche. Als auffällig erweisen sich zwei verkleinerte I, die anderen Buchstaben unter- bzw. übergestellt sind. Die Handschrift jenes Steinmetzen belegen drei weitere Grabinschriften und eine Bauinschrift aus der Zeit von 1522 bis 1530, die in bewusster Abkehr vom Ideal der klassischen Kapitalis das Schriftbild mit antiklassischen Elementen bereichern283). Als immer wiederkehrende, charakteristische Buchstabenform ist das A mit Sporn zu nennen, dessen nach unten weisende Dreiecksspitze – mal mit, mal ohne schmalem senkrechten Verbindungsstrich – die spitzen Schrägschäfte bekrönt. Ein übermäßiger Reichtum an Enklaven sowie Über- und Unterstellungen von Buchstaben prägen das optische Bild der Grabinschriften Nr. 416 (Abb. 122), 418 (Abb. 14) und 445 (Abb. 129), wobei bei erstgenanntem Beispiel der Einsatz von zahlreichen Nexus litterarum die individuelle graphische Erscheinung der Schrift noch zu steigern vermag. Zum unruhigen, hypotrophen Gesamtbild tragen in Nr. 416 auch die Buchstaben B mit getrennt zum Schaft führenden Bögen und R mit weit innen am Bogen ansetzender, geschwungener Cauda bei. Dieser Gruppe von Schriften ist wohl auch die stark verwitterte Grabinschrift Nr. 456 hinzuzufügen, die zwar gänzlich auf Enklaven und Nexus litterarum zu verzichten scheint, sich u.a. aber auf dieselbe Art der Strichstärkegestaltung, auf die markante A-Form und das N mit eingezogenem Schrägbalken berufen kann. Neben dem M mit senkrechten Schäften bezeugt die Inschrift auch die klassische Variante des M mit Schrägschäften.

Die schmalen, enggestellten Kapitalisbuchstaben der aus fünf Worten bestehenden christlichen Losung mit Stifterinschrift auf der Grabplatte des Ehepaars Wolfgang (†1515) und Ursula Käser (†1527) (Nr. 369, Abb. 107), zeichnen sich durch uniforme Strichstärkengestaltung, spitzes A mit nach links weisendem Deckbalken, ausgebuchtete I- und H-Formen, M mit Schrägschäften und kurzem Mittelteil sowie durch die unterschiedlichen Gestaltungsweisen der R-Cauden aus. Jenen, die Kapitalis verfremdenden Buchstaben, welche in Passau vornehmlich in dem begrenzten Zeitraum der Ausprägung der Frühhumanistischen Kapitalis und der Frühphase der Renaissance-Kapitalis Einsatz finden, stehen Kriterien einer zeitlich fortgeschrittenen Kapitalis gegenüber. Die Ausführung von [Druckseite LII] I-Punkten und vergrößerten Anfangsbuchstaben, die in der Passauer Kapitalis erstmals 1527 bzw. 1531 belegt sind, lassen letztendlich an einen Nachtrag zu der in Gotico-Antiqua ausgeführten Grabinschrift denken, der nach 1527 und wohl zeitgleich mit der Ergänzung des Todesdatums der Ehefrau des Verstorbenen vorgenommen wurde.

Ebenfalls eine Durchmengung mit Formen aus dem Repertoire der frühhumanistischen Schriften offenbart die Kapitalis auf dem nur mehr photographisch überlieferten Epitaph des 1527 verstorbenen Kanonikers Ludwig von Ebm (Nr. 434†, Abb. 124). Offenes kapitales D, konisches M mit stark verkürztem Mittelteil und retrogrades N innerhalb einer in nahezu von einheitlicher Kontur geprägten Kapitalis kontrastieren mit klassisch geprägten G- und R-Formen. Der Dualismus der Formen setzt sich fort in den Kürzungsstrichen, die in gerader und ausgebuchteter Ausprägung vorliegen. Neben dem ersten zeitlich gesicherten Nachweis der I-Punkte tritt mit einer schrägovalen Variante des O – das links stürzende (gekippte) O – erstmals eine zukunftsträchtige Form in die Kapitalis der Stadt Passau. Das links stürzende O, welches deutlich aus dem Schriftbild der Kapitalis hervorsticht, kennzeichnet aber erst eine Generation später eine Gruppe inhomogener Kapitalisschriften aus der Zeit von 1546 bis 1561284). Die Inschriften sind bereits von einem systematischen Haar- und Schattenstrichwechsel erfasst, der mit Ausnahme von Nr. 505 und 532 in klassischer Manier die Linksschrägen betont285). Spitzes A, R mit den im Bearbeitungsgebiet nicht allzu häufig belegten stachelförmigen Cauden sowie M mit geraden Schäften und nicht bis zur Grundlinie herabgeführtem Mittelteil bilden – soweit sie in den dortigen Alphabeten ausgewiesen sind – einen gemeinsamen Formenschatz.

Die dreißiger Jahre des 16. Jahrhunderts weisen unterschiedliche Schreibweisen der Kapitalis aus, die sich nach wie vor verfremdender Buchstabenformen, Enklaven oder Nexus litterarum bedienen. Gegenüber den kapitalen Grundformen treten die alternativ gebrauchten, verfremdenden Formen jedoch stark zurück. Die Grabinschrift des Kanonikers Thomas Ramelsbach von 1531 (Nr. 447, Abb. 130) knüpft im Schriftstil an die Grabinschrift des Ludwig von Ebm von 1527 an, wie das spitze A, die I-Punkte, das konische M mit kurzem Mittelteil, das retrograde N und die enge parallele Führung gegenüberstehender Schrägschäfte zweier aufeinander folgender Buchstaben – insbesondere bei AV – verdeutlichen. Die Zweitform des A in spitzer Bildung mit nach links weisendem Deckbalken, G mit weit einragender Cauda, R mit einigen Varianten der geschwungenen Cauda sowie zahlreiche Enklaven verleihen der Schrift jedoch ihre eigene Prägung. In der Kapitalis der Stadt Passau lassen sich hier erstmals vergrößerte Buchstaben gesichert nachweisen. Vom Ideal der klassischen Kapitalis weit entfernt sind die Grabinschrift für den bischöflichen Rat Hans Esterreicher (†1531) (Nr. 449, Abb. 131) und die Gedenkinschrift für den Kanoniker Hieronymus Meiting von 1535 (Nr. 464, Abb. 135) mit uniformer Strichstärkegestaltung, schmal proportionierten, eng gedrängten Buchstaben und diversen Einzelformen286). Die Grabinschrift für Elisabeth Spies von 1532 (Nr. 453, Abb. 134) verkörpert hingegen in Proportion und Strichstärkegestaltung klassische Diktion. Die stachelförmige Cauda ist beim Buchstaben Q und weitgehend auch beim Buchstaben R verwirklicht. E mit bisweilen stark verkürztem Mittelteil, M mit streng senkrechten Schäften und die Setzung von I-Punkten dokumentieren deutlich die zeittypischen Merkmale der Renaissance, die hohe Anzahl an Enklaven und Nexus litterarum hingegen führt die Tradition der frühen Kapitalisschriften in Passau fort. Individuelle Züge sind im E mit teilweise kurvenförmig ansteigendem, unteren Balken sowie in den in der Senkrechte zapfenartig ausgezogenen Sporen auszumachen.

Mit dem Jahr 1552 versehen, doch möglicherweise bis zu zwei Jahrzehnte später entstanden, liegt in der Gedenkinschrift für Karl I. von Ortenburg (Nr. 633, Abb. 161) eine weitestgehend dem Ideal der klassischen Kapitalis entsprechende Schriftgestaltung vor. Die Strichstärkenverteilung, die spitze A-Form, die ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fast vollständig das Bild der Kapitalis in Passau bestimmt, M mit leicht schräg gestellten Hasten und bis zur Grundlinie hinabgeführtem Mittelteil und auch der konstante Gebrauch des R mit stachelförmiger Cauda dokumentieren ebenso wie der Einsatz von doppeltem V anstelle von W, die Hervorhebung der römischen Zahlzeichen mittels Überstreichung und die drastische Reduzierung der Nexus litterarum ausschließlich auf die Verbindung AE die deutliche Hinwendung zur Antike. Abweichungen bleiben auf die Alternativ- [Druckseite LIII] form des M mit geraden Schäften und gelegentlich leicht verkürztem Mittelteil, die quadratischen Worttrenner und die ausgebuchteten Striche sowie die zeittypischen Elementen der Renaissance – vergrößerte Buchstaben, quadratische I-Punkte und Interpunktion – beschränkt. Im selben örtlichen Kontext finden sich vier weitere Inschriftentafeln der Grafen von Ortenburg, die im Zeitraum von 1560 bis 1573 entstanden sind und ansehnliche Leistungen einer klassisch orientierten Kapitalis bekunden287). Die im schlichten Aufbau der Tafel und des einleitenden Formulars beruhenden Gemeinsamkeiten der Gedenkinschriften der von Ortenburg setzen sich trotz einheitlichen Layouts nur bedingt in der Gestaltung der Schrift fort. In der klassischen Ausrichtung der Schrift und in der Qualität der Ausführung nimmt die Gedenkinschrift Karls I. von Ortenburg die Spitzenposition unter den Gedenktafeln ein, mit der sich einzig die Inschrift für Anton von Ortenburg (†1573) (Nr. 637) zu messen vermag.

Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts setzt sich in der Kapitalis der Stadt Passau zunehmend die klassische Manier der Haar- und Schattenstrichgestaltung mit betonten Linksschrägen durch. Bereits in den 50er Jahren dokumentiert die Kapitalis auf Epitaphien (Nr. 539, 554, 564) gegenüber der auf anspruchsloseren Grabtafeln durchweg den klassischen Strichstärkewechsel. Zu den nichtklassischen Elementen der Epitaphinschriften zählen innerhalb der breit proportionierten Kapitalis des Epitaphs für die Dompröpste Christoph und Urban von Trenbach von 1552 (Nr. 539, Abb. 156) A mit Sporn, M mit geraden Schäften, Q mit kurzer und R mit geschwungener Cauda, innerhalb der schmalen Kapitalis des Epitaphs für den Kanoniker Johann von Kienburg von 1555 (Nr. 554, Abb. 158) G mit weit einragender Cauda sowie R mit geschwungener Cauda und innerhalb der etwas klobig gestalteten Kapitalis des Epitaphs für den Weihbischof Heinrich Kurz von 1557 (Nr. 564, Abb. 166) G mit vom Bogen abgesetzter rechtwinkeliger Cauda, N mit unter der rechten Haste auslaufendem, gelegentlich geschwungenen Schrägbalken sowie rechts geneigtes S.

Schöne, klassisch geprägte Kapitalisschriften zeigen sich auch in den Bau- und Wappeninschriften der Passauer Bischöfe Wolfgang von Salm von 1552 (Nr. 541) und dessen Amtsnachfolger Wolfgang von Klosen von 1556 bzw. 1557 (Nr. 560, 565), die gemäß den antiken „Schriftvorbildern“ neben dem alleinigen Gebrauch des R mit stachelförmiger Cauda erstmals das konische M mit zur Grundlinie reichendem Mittelteil zur alleinigen Grundform erhoben haben.

Zwei Grabinschriften für die Priester Johann Prezner (Nr. 567, Abb. 169) und Stephan Tuitisch (Nr. 569), beide von 1558, zeichnen sich optisch eindrucksvoll durch die gemeinsame Initiale A in dem die Inschrift einleitendem Wort „ANNO“ aus. Jene gegenüber der Textschrift vergrößerte und kursiv gesetzte Initiale, die nicht dem Kapitalisalphabet entstammt, weist die Form eines doppelrunden A auf. Die weiteren Gemeinsamkeiten liegen in dem dreieckig ausgebuchteten Kürzungsstrich, den verkleinerten, eingestellten Buchstaben, den auffälligen Proportionsschwankungen des Buchstabens O sowie dem R mit abwärts gebogener Cauda. Die Herstellung beider Inschriften in derselben Werkstätte ist überaus wahrscheinlich, trotz offensichtlicher Unterschiede in der Gestalt einzelner Buchstabenformen.

Für die Kapitalis dreier Epitaphien aus der Zeit von 1569 bis 1571 bilden vornehmlich die Interpunktionszeichen den geringsten gemeinsamen Nenner. Die stark verwitterte Grabinschrift für Erasmus Nützel von 1569 (Nr. 609) lässt an einigen Stellen noch den rhombischen I-Punkt erkennen, an dessen rechter Seite ein kreisförmig über den Punkt geführtes Häkchen ansetzt. Gemeinsam mit dem V, das – unabhängig vom Gebrauch des Lautwerts – über dem linken Schrägschaft zwei rechtsschräge Striche kennzeichnen, sind diese Besonderheiten auch in den Beischriften des Epitaphs des Ehepaars Wolf von 1570 (Nr. 610, Abb. 162) und den Inschriften am Epitaph des Kanonikers Konrad Arzt von 1571 (Nr. 622, Abb. 172) nachzuweisen. Weitere Übereinstimmungen bestehen in der unter die Grundlinie verlängerten geschwungenen Cauda des R und der in den kapitalen Grabinschriften auftretenden Kürzung für „O(BIIT)“, mit einem das O durchschneidenden, auffällig geschwungenen, diagonalen Kürzungsstrich.

Die Kapitalis der auf 165 Inschriftenfelder aufgegliederten Scheingräberwand der Familie Trenbach (vor 1572) (Nr. 628, Abb. 177) lässt innerhalb einer weitgehend vereinheitlichten Werkstattschrift, die überwiegend auch die Schriftnachträge bis in 90er Jahre des 16. Jahrhunderts mit einschließt, nur mehr geringe Varianten in der Gestaltung von Buchstabenformen, Sporen und Interpunktionszeichen zu. Die Diskrepanz zwischen schmalen Haarstrichen und fetten Schattenstrichen jener gemalten Kapitalis ist größer als in den in Stein gemeißelten Inschriften. Dem klassischen Strichstärkewechsel entziehen sich einzig die Buchstaben H, V und W, die Mittelbalken bzw. Rechtsschrägen betonen. Anstelle von Sporen werden Schäfte und Bögen meist von linearen Zierstrichen [Druckseite LIV] abgeschlossen. Die oberen, linksschräg angesetzten, haarstrichartigen Serifen bei C, E, G und S können bisweilen durch wellenförmige Serifen ergänzt oder ersetzt werden. Erstmals in den Inschriften der Stadt Passau nachweisbar ist das G mit links vom unteren Bogenende eingerückter, kleiner Cauda. E mit stark verkürztem Mittelteil, M mit kurzem Mittelteil und R mit geschwungener Cauda haben durchwegs ein nichtklassisches Erscheinungsbild. In gelegentlichen Varianten von B und R führen Bögen und Cauden getrennt zur Haste. Zu den Fremdformen im Kapitalisalphabet zählen unziales E mit verkürztem Mittelbalken sowie Bogen-r, die jeweils einmalig als Nebenformen auftreten. Die Einstellung von Buchstaben unter die Balken vergrößerter Lettern, die Verwendung gleichartiger arabischer Zahlzeichen sowie Kürzungs- und Worttrennungszeichen in Punktform und in Gestalt eines „gekippten H“ binden die teilweise auf unterschiedlicher Niveauhöhe stehenden Kapitalisschriften zusammen. Singulär bleiben die aus den Balken von F bzw. H hervorgehenden schlaufenförmigen Kürzungszeichen für „F(RAV)“ bzw. „H(ERR)“.

Vornehmlich durch die Art der Buchstabenkonturierung macht die Kapitalis der Grabinschrift für Weihbischof Michael Englmair von 1569 (Nr. 607) auf sich aufmerksam, deren auf der Grundlinie verlaufende Balken aufgesetzte Schwellungen aufweisen. Unter den Buchstabenformen lässt sich nur mehr das G mit rechtwinkeliger Cauda von den zeitgleichen Kapitalisschriften der Stadt Passau abheben.

Für die Kapitalis ab dem fortgeschrittenen letzten Viertel des 16. Jahrhunderts bis zur oberen Bearbeitungsgrenze ist eine zunehmende Abkehr von antiken Schriftvorbildern kennzeichnend. Gerade M-Formen mit und ohne verkürztem Mittelteil und R mit geschwungener Cauda gehören in dieser Periode förmlich zum Standardrepertoire der Kapitalis. Einen extremen Pol zur antiken Kapitalis nimmt aus Passauer Sicht die Inschrift am Epitaph des Kanonikers Friedrich von Haidenreich von vor 1580 (Nr. 661, Abb. 187) ein, die eine Vielzahl an Nexus litterarum aufweist mit oftmals kuriosen Bildungen und Verschmelzungen von bis zu vier aufeinander folgenden Buchstaben. Die Einzelformen entsprechen nicht klassischen Maßverhältnissen, M mit geraden Schäften und kurzem Mittelteil zählt zu den schmalsten Buchstaben des Alphabets, dem E mit ausladendem unteren Balken als einer der breitesten Buchstaben gegenübersteht. Die Grabinschrift für die Ehefrauen des Christoph Gindesreiter von 1634 (Nr. 829, Abb. 214) ist ebenfalls weit vom antiken Schriftideal entfernt. Uniformer Strichstärkewechsel, enggestellte Buchstaben sowie vergrößerte Wortbeginne und verkleinerte arabische Zahlzeichen vereinen sich mit vielen Nexus litterarum und den Initialen B, D und K, die gegenüber den gleichnamigen Formen aus der Textschrift nur mit dem Schaft nach oben verlängert wurden, zu einem eigentümlichen Gesamtbild. Das vermehrte Auftreten von verfremdenden Einzelformen ist nach der von frühhumanistischen Schriften beeinflussten Periode erst wieder ab den 90er Jahren des 16. Jahrhunderts feststellbar. In der Inschrift auf der Grabplatte der Niedernburger Äbtissin Kunigunde von Puchberg von 1594 (Nr. 703, Abb. 185) finden B mit getrennt zur Haste verlaufenden Bögen und X mit geschwungenem rechten Schrägschaft als Alternativformen allerdings nur zaghaften Einsatz. Die Kapitalis der Bauinschrift des Kanonikers Rudolf von Pötting von 1629 (Nr. 818) verwendet neben X mit geschwungenem rechten Schrägschaft ferner spitzes A mit gebrochenem Mittelbalken und G mit gespaltener Cauda. Am Ende der Bearbeitungsgrenze stehen mit den Grabinschriften für den Kanoniker Anton Jakob Fugger von 1650 (Nr. 882, Abb. 210) und dem Hofkaplan Leonell Socyro von 1656 (Nr. 901) zwei weitere, in mehreren Einzelformen auffällige Beispiele der Kapitalis. Die Inschrift für Graf Fugger verwendet erstmals Schaft-s in der S-Verdoppelung, darüber hinaus eine der Gotischen Minuskel ähnliche Form des Y neben dem bereits eingeführten A mit gebrochenem Balken. In der Inschrift für den Hofkaplan Socyro findet sich eine weitere, ungewöhnliche Variante des Y sowie Q mit in den Bogen einschneidender, gewellter Cauda; in B und R werden Bogen wie Cauda getrennt zur Haste geführt.

Eine besondere Art der Verwendung der Kapitalis ergibt sich im Kontext der Frakturschriften, indem lateinische Begriffe oder lateinische Zahlzeichen innerhalb deutschsprachiger Texte gerne in kapitaler Schreibweise ausgeführt wurden. Hervorhebungen einzelner Worte in Kapitalis lassen sich im Inschriftenwesen der Stadt Passau erstmals 1589, in der Grabinschrift des Thomas Stier (Nr. 689), belegen288).

Fraktur

In der Stadt Passau ist ein reiches Material aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vorhanden, bei dem mit Formen experimentiert wird, was bereits die Beispiele in Gotico-Antiqua und auch in Kapitalis gezeigt haben. Parallel dazu treten seit den dreißiger Jahren Schriften auf, die ins Vorfeld der Fraktur einzureihen sind, bei denen aber typische Elemente wie Schwellschäfte noch nicht vorhanden sind. Das früheste derartige, in Passau erhaltene Beispiel stammt aus der Zeit kurz vor 1534 und befindet sich auf der Grabplatte für Hans Gessl (Nr. 461, Abb. 132). Die Schrift ist noch durchgehend von Brechungen bestimmt, wobei aber Bögen bereits ohne Brechung ausgeführt und oval geformt sind. Das a ist durchwegs einstöckig. Die Schäfte von f und Schaft-s gehen leicht unter die Grundzeile, sind aber noch nicht pfahlförmig, wie es in einer ausgeprägten Fraktur üblich ist. Dieser Ausformung können vier weitere zugeordnet werden289). Bei allen stehen f und Schaft-s noch beinahe auf der Zeile und laufen nach unten hin spitz aus. Sie zeigen ein gebrochenes einstöckiges a und ein kursives s. Für diese Beispiele scheint es eine Art Entwicklung zu geben, deren Ursprung wohl in dem sog. Derrertyp, der noch der Gotico-Antiqua zugeordnet wird, zu suchen ist. Wie an entsprechender Stelle bereits beschrieben, schwankt die Schrift des Derrertyps in ihrer eindeutigen Formgebung. Diese Unentschlossenheit artikuliert sich in erster Linie beim a, das in einigen Fällen doppelstöckig mit runden Bögen geformt und somit stärker der Gotico-Antiqua verhaftet ist, an anderen Stellen ein gebrochenes einstöckiges a aufweist. Die Schäfte bei s und f sind linear und enden stumpf auf der Zeile, wie bei den anderen Gotico-Antiqua-Schriften. Bei der Grabplatte für Wolfgang Haytzinger (†1540, Nr. 479, Abb. 136) erscheinen sie jedoch am unteren Ende beinahe zugespitzt. Auch das g besitzt nicht mehr den für den Passauer Formenkanon der Gotico-Antiqua typischen s-förmigen Aufbau. Es scheint sich hier etwas vorzubereiten, was dann bei der Inschrift für Wolf Huber (†1553, Nr. 544, Abb. 149) stärker heraustritt und sich in den oben beschriebenen Zeugnissen langsam fortzusetzen beginnt. Die Inschrift für Hans Gessl stellt dabei in Hinblick auf dessen zeitliche Einordnung einen Sonderfall dar, entspricht jedoch in ihrer Formenausprägung weitestgehend der Grabschrift für Wolf Huber, gegenüber dem sie beinahe ausgereifter wirkt. Diese Beobachtungen sind als Vorstufe einer frühen Fraktur zu werten. In wie weit sich diese frühen Frakturinschriften direkt aus dem Derrertyp entwickeln bzw. mit dessen Werkstatt zusammenhängen, kann nicht geklärt werden.

Parallel zu den Schriftgestaltungen im Umfeld der Inschrift des Hans Gessl finden sich in den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts zwei weitere Inschriften, die in das Vorfeld bzw. in die Frühzeit der Fraktur einzuordnen sind. Es sind dies die Grabplatten für Georg Scherhuber (†1541, Nr. 484, Abb. 141) und das Fragment für Apollonia Schätzl (†1547, Nr. 506, Abb. 146). Die Schrift ist im Mittellängenbereich sehr gestreckt. Die Schäfte sind nicht streng gebrochen wie in der Gotischen Minuskel, sondern meist leicht gebogen und auf der Grundlinie oft verdickt und nur andeutungsweise gebrochen. Somit treten auch hier noch keine typischen Schwellschäfte auf. Durch die gebogenen Hasten erweckt die Schrift einen leichten und bewegten Eindruck, die Bögen bekommen eine ovale Form. Merkmale, die auf die Fraktur deuten, sind einstöckiges a, f- bzw. s-Schaft, die unter die Zeile reichen, spitz gebrochener Bogen und rechter Schaft bei n und die in Ansätzen mandelförmigen Buchstabenformen v.a. bei o.

Eine dem Schriftbild dieser Vorformen der Fraktur noch ähnliche Inschrift, die aber im Mittellängenbereich ziemlich gestreckt ist und bei der die s-Schäfte in Ansätzen durch Schwellzüge wiedergegeben werden, ist die Grabplatte für Sigmundt Heillingmair (†1564, Nr. 590).

Ein Beispiel einer Fraktur mit Elementen der Gotischen Minuskel erscheint in der Grabplatte für Augustin Schmidberger (†1550, Nr. 519, Abb. 154). Die Schrift umfasst einstöckiges a, mandelförmiges d und o, g mit einem kleinen dünnen, unteren Bogen, f und Schaft-s stehen aber gebrochen auf der Zeile, wie es für die Gotische Minuskel üblich ist, und weisen noch keinen Schwellschaft auf. Elemente, die wiederum stark an die Fraktur erinnern, wären das Bogen-r, das durch zwei gegenläufig übereinander gesetzte Bögen ausgedrückt wird, die Bögen bei f und Schaft-s, die v.a. in der Verdoppelung weit ausgreifen und teils in einem Quadrangel enden, und n bzw. m mit spitz gebrochenen Bögen und rechtem Schaft.

Ein weiteres Einzelbeispiel, das der Fraktur zuzuordnen ist, von den Proportionen und den Brechungen her aber noch stark an eine Gotische Minuskel erinnert, ist die Inschrift für Martha Hinterreiter (†1567, Nr. 599, Abb. 148). Das einstöckige a ist stark gebrochen; der Bogen ist durch einen senkrechten Schaft ausgedrückt. Es sind noch keine mandelförmigen Buchstabenkörper zu finden. f und Schaft-s besitzen pfahlförmige Schäfte, die aber nur leicht unter die Zeile reichen.

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Eine Inschrift, die keinem verfestigten Typ zuzuweisen ist, findet sich auf der Grabplatte für Emeram und Karl von Fraunberg (†1558, Nr. 570, Abb. 183). Sie zeigt eine erhabene Fraktur, die durch ihre Oberlängenschlaufen bei l, b und h auffällt. Sie verleihen der Schrift einen schreibschriftlich gefärbten Charakter. Die Schrift umfasst typische Merkmale der Fraktur wie einstöckiges a, f und s, deren pfahlförmige Schäfte unter die Zeile reichen, und spitzovale Buchstabenkörper. Sie sticht aber aus dem Passauer Inschriftenmaterial heraus290). Schreibschriftliche Züge enthält außer dieser Platte nur das Fragment für einen Paul und mehrere Kinder in St. Paul (16. Jh., Nr. 729). Auf Grund seines schlechten Erhaltungszustandes kann es nicht näher untersucht werden.

Die laut Datierung im Text älteste Frakturinschrift in Passau befindet sich auf dem Epitaph für Panthaleon und Hans Moritz von Trenbach (†1517, Nr. 378, Abb. 111). Bedenkt man jedoch, dass die wegweisenden Werke in Fraktur im Bereich des Buchdrucks291) erst um diese Zeit entstanden, kann das Grabmal nicht zeitgenössisch sein. Bei der Inschrift handelt es sich um eine ausgereifte Fraktur. Ebenso fällt die typische Form des Epitaphs, bestehend aus einem zentralen Relief mit religiöser Darstellung in Architekturrahmen, darunter die Verstorbenen in betender Haltung und die Grabschrift, darüber das Wappen, aus dem Stil dieser Zeit. Derartige Ensembles treten erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf. Es ist wahrscheinlich, dass das Epitaph unter Fürstbischof Urban von Trenbach (1561–1598) als Gedenkinschrift angefertigt wurde, da die beiden Verstorbenen seine Vettern waren.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, v.a. ab den sechziger Jahren, nimmt die Verwendung der Fraktur rasant zu, so dass sie nach 1550 gute 40 % ausmacht, im letzten Viertel nochmals zulegt (63%), um sich dann in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bei 60% einzupendeln. Das bedeutet, dass die große Masse der Inschriften in Fraktur geschrieben wird. Die oft sehr stereotyp gehaltenen Schriftformen erlauben kaum eine Gliederung in Gruppen. Trotzdem lassen sich grobe Tendenzen erkennen.

Seit den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts bildet sich ein Grabmaltyp aus, der an die gotische Grabplatte anschließt, nun aber Fraktur verwendet. Es handelt sich um einfache rechteckige Platten. Es scheint so, dass für diese eher „länglichen“ Platten auch eine „längliche“ Fraktur verwendet wird. In den letzten beiden Jahrzehnten des 16. und in den ersten beiden des 17. Jahrhunderts scheint sich dieser Typ zu verfestigen und weist in Schrift und Gestaltung der Platten Ähnlichkeiten auf. Bei den sieben betroffenen Inschriften292) umfasst die Platte einen relativ langen Text, der unten durch ein rundes Medaillon mit Wappenrelief ergänzt wird. Sehr oft wird das Medaillon von einem ornamental-floralen Rahmen umsäumt. Bei diesem sehr gestreckten Typ einer Fraktur sind auch die Bögen gebrochen, also nicht mandelförmig. Der Mittellängenbereich ist hier meist noch gestreckt und gebrochen, wie man ihn von der Gotischen Minuskel kennt. f und Schaft-s sind gerade und gehen spitz unter die Zeile, wobei die Schwellung am Schaft sehr zurückhaltend ausgebildet ist; die Strichbreite ist insgesamt eher linear. Der untere g-Bogen holt zunächst etwas nach rechts aus und wird dann in einer leicht geschwungenen, waagrechten Form nach links geführt. Die Oberlängen laufen ein wenig nach rechts gebogen aus. Bei h, teils auch bei b, sitzt am Oberlängenende ein Quadrangel, so dass die Form dem Bogen des Schaft-s ähnelt. Die Großbuchstaben sind die typischen Frakturversalien, die sich meist in den Text einfügen, d.h. sie bilden keinen auffallenden Gegensatz zur Textschrift. Es ist nicht eindeutig, ob man hier von einer Werkstatt sprechen kann oder ob es sich um eine allgemeine Tendenz handelt. Diese Art der Gestaltung der Platte findet sich beispielsweise auch noch später auf dem Stein für Ursula Diefstetter (†1636, Nr. 841, Abb. 203), jedoch ist die Schrift eine andere. Sie ist weniger gestreckt. Auch fallen die Versalien auf, die mit vielen Haarstrichen verziert sind. Das g zeigt einen sehr zurückhaltenden unteren Bogen. Die Tatsache, dass für drei der Verstorbenen, die durch diese Fraktur-Grabplatten bezeugt sind, auch – zumindest in kopialer Form – Epitaphe, also zweite Grabmäler, belegt sind293), könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei diesen Platten um die eigentliche Grabschrift handelt, die Epitaphe also noch zusätzliche (Ge-)Denkmäler darstellten.

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Bei der Fraktur lassen sich nur sehr schwer Gruppen bilden, man muss wohl eher von Tendenzen sprechen, da der Begriff „Gruppe“ zu sehr an Werkstätten denken lässt.

Eine Richtung294) geht hin zu einer Ausprägung, bei der der untere g-Bogen keine ausgeformte Rundung darstellt, sondern eher als leicht geschwungene Verlängerung des Schaftes unter der Zeile ausläuft. Die Buchstabenkörper sind oft sehr spitzoval, was sich besonders beim Bogen des h bemerkbar macht, dessen spitzovale Form an manchen Stellen durch die Durchbiegung des Schaftes nach links verstärkt wird295). Es finden sich häufig sehr kleingliedrige und scharf gezeichnete Inschriften, die jedoch bei genauerer Betrachtung keine feste Gruppe bilden.

Bei einer anderen Richtung tritt durchwegs g mit ausgerundetem unteren Bogen auf. Auf Grund weiterer Merkmale bei einigen Inschriften könnte man hier von einem engeren Zusammenhang, wenn auch nicht unbedingt von einer Werkstatt, sprechen296). Unter den Versalien fallen ausladende Formen auf: v.a. bei S, aber auch bei E, T, G und V wird jeweils der untere Bogen bzw. der Fußbalken in geschwungener Form weit nach links oben geführt. Auch ist bei einigen dieser Beispiele die Jahreszahl dadurch hervorgehoben, dass zwischen jeder Ziffer ein relativ großer Abstand steht. Oft besitzen die Oberlängen bei b, l und h einen geschwungenen Ansatzstrich, der bei späteren Inschriften dann als gebogener Haarstrich ausgeführt ist.

Ab den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts treten häufiger Inschriften mit einem gelockerten Schriftbild297) oder auch mit runderen Elementen298) auf. Es sind in erster Linie die Versalien, aber auch geschwungene Ober- und Unterlängen v.a. bei rundem d, g und h, deren Bogen unter die Zeile geführt wird und dort als Wellenlinie gestaltet ist, die das Schriftbild auflockern. Bei den rundlich anmutenden Schriften sind der breiter angelegte Mittellängenbereich und der Buchstabe o ausschlaggebend. Derartige Formtendenzen verdichten sich um die Jahrhundertmitte zu Stilisierungen.

Hierzu zählen um 1650 zwei Platten299), bei denen o und rundes d auffallend rund gestaltet sind. Die Schriften ähneln sich auch sonst so weit, dass man hier von einer Werkstattzusammengehörigkeit ausgehen kann. Beispielsweise fällt das g auf, dessen oberer Bogen ebenfalls sehr weit ist, jedoch auf der Grundzeile gebrochen wird. Der untere Bogen hingegen wirkt eher „verkümmert“. Der a-Bogen ist analog zum oberen g-Bogen gebildet. Das kursive s lebt vom Gegensatz zwischen dem aufgeblähten unteren und dem gebrochenen oberen Sinus.

Anders ein Beispiel300), das im Mittellängenbereich sehr gestreckt ist und dessen Ober- und Unterlängen zurückhaltend ausgeformt sind. Hier erscheint eine Neigung dazu, bestimmte Elemente der Mittellänge in eine geschwungene Form zu bringen. So sind beispielsweise die senkrechten Teile des d-Bogens gewellt. Ähnlich verhält es sich beim o.

Die Fraktur erfährt seit ihrem Auftreten eine stetige Steigerung in ihrer Verwendung als Inschrift und überrundet nach 1600 die Kapitalis, die im 17. Jahrhundert ihre einzige Konkurrentin darstellt.

Humanistische Minuskel

Die humanistische Minuskel tritt im Passauer Inschriftenmaterial während des Erfassungszeitraumes so gut wie nicht auf. Die einzige Inschrift, die als humanistische Minuskelschrift bezeichnet werden kann, ist ein Sgraffito im Oberhausmuseum301). In der Grabtafel für Johann Wolfgang Simon von Edlbeck (†1660, Nr. 916) werden in einer Kapitalisinschrift zwei Ortsnamen in humanistischer Minuskel aufgeführt. Eine der ersten Inschriften in Passau in humanistischer Minuskel dürfte die Grabtafel für Christian von Ortenburg (†1684) in der Ortenburgkapelle sein, die erst gute zwanzig Jahre nach Ende des Erfassungszeitraumes datiert302).

5. Die Inschriftenträger bzw. Inschriftenarten

von Ramona Epp und Christine Steininger303)

Der weitaus größte Teil der Inschriften in diesem Band (85%) widmet sich dem Totengedenken. Von den überlieferten Grabinschriften sind jedoch fast 40% nur mehr kopial greifbar. Von den im Original vorliegenden Grabmälern sind einige nur fragmentarisch erhalten. Ein Passauer Spezifikum ist die Anordnung mehrerer Inschriften auf einem Träger, so dass sich mehrere Katalognummern zum Totengedächtnis auf ein und demselben Inschriftenträger befinden können (vgl. Mehrfachverwendung, weiter unten). Die nächste größere Gruppe nach den Totengedächtnismalen stellen Inschriften an Gebäuden dar304), die jedoch nur noch 8% (!) vom Gesamtbestand ausmachen. Inschriftenträger im Bereich der kirchlichen Ausstattung305) sowie Glocken bilden einen verschwindend geringen Anteil an dem vorliegenden Material (je ca. 1%). Darüber hinaus enthält der Band meist kopial überlieferte Stifter- und Gedenkinschriften (3%), Inschriften aus dem Bereich der Bildbeischriften (Wandmalereien, Reliefs, Bildfenster; 1%) und einige Einzelobjekte wie beispielsweise zwei Votivtafeln und den so genannten Trenbachstammbaum, eine Scheingräberwand in der Trenbachkapelle.

Das meistverwendete Material ist der so genannte Rotmarmor (roter Knollenkalk), der gerade im Bereich der Totengedächtnismale vom Beginn der Überlieferung bis weit ins 16. Jahrhundert den beherrschenden Stoff darstellt. Ergänzt wird er im Bereich des Steines durch Sollenhofener Kalk. Steine wurden also eingeführt, da sich der lokale Granit nur schwer bearbeiten lässt.

Totengedächtnismale

Ältestes erhaltenes Zeugnis eines Grabdenkmals in Passau aus dem Bearbeitungszeitraum306) ist die Gruftdeckplatte für Gisela (Nr. 2, Abb. 2). Sie stammt aus der Zeit um 1060 und ist somit einer der wenigen Überreste aus der Romanik307).

Die Gruftdeckplatte befindet sich heute unter dem spätmittelalterlichen Hochgrab für Gisela (um 1420, Nr. 3, Abb. 3). Die Platte der Tumba zeigt den Bildschmuck der Gruftdeckplatte, der hier jedoch in gotischem Stil abgewandelt ist. In ähnlicher Weise wurde auch für die selige Heilika ein Hochgrab (um 1420, Nr. 1, Abb. 1) errichtet. Dessen Deckplatte weist jedoch nur die Inschrift im Querformat ohne jeglichen Schmuck auf.

Neben diesen beiden Beispielen sind in Passau sehr wenig Tumben vorhanden. Einzig erhaltenes Objekt ist die Tumba für Graf Heinrich IV. von Ortenburg und seine Gemahlin Agnes (um 1420, Nr. 111, Abb. 60). In der Andreaskapelle befindet sich eine Tumbadeckplatte für zwei Kanoniker, Gottfried von Kirchberg (†1316) und Eberhard von Wartstein-Berg (†1315, Nr. 20, Abb. 10). Diese Deckplatten zeigen bzw. zeigten – anders als bei der Giselatumba – den bzw. die Verstorbenen als ganze Figur.

In diesem Zusammenhang ist auch die Scheintumba für Paul von Polheim (1440, Nr. 132, Abb. 67) zu nennen. Es handelt sich hier um eine figurale Grabplatte, die schräg liegend in die Mauer eingebracht ist, so dass sich eine Art Nische ergibt. Es ist auch hier der Verstorbene in ganzer Figur dargestellt. Mutmaßlich waren mehrere der verlorenen mittelalterlichen Bischofsgrabmäler im Dom als Tumben konzipiert. Die Tumben- bzw. Hochgrabform ist jedoch nur bei zweien sicher zu belegen308).

Betrachtet man die figuralen Grabplatten309), so finden sich unter den älteren Stücken Platten mit Darstellung in Ritzzeichnung, die noch in erster Linie ins 13. Jahrhundert datieren. An der [Druckseite LIX] Grabplatte für den Pfarrer Ulrich Stadler (†1363, Nr. 64, Abb. 35) lässt sich der Übergang von der Ritzzeichnung zum Relief erahnen: die Figur des Verstorbenen ist bereits plastisch hervorgehoben, die Falten des Gewandes, der Kelch und die Gesichtszüge sind noch durch Linien ausgedrückt. Das 15. und das frühe 16. Jahrhundert bringen eine Reihe von figuralen Grabplatten hervor. Sie zeigen den Verstorbenen in ganzfigürlichem Portrait, sind meist für Kanoniker, wenige auch für Adlige.

Die Verwendung von figuralen Grabplatten ebbt in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts radikal ab. Ein letztes Beispiel ist das Grabmal für den Hofnarren Hans Gerl (†1565, Nr. 593, Abb. 167, 168). Er ist ganzfigürlich dargestellt. Besonders interessant ist die Abbildung seiner Kleidung und der Attribute wie der Narrenpritsche wegen. Die Inschrift ist hier allerdings nicht in Umschrift ausgeführt, sondern auf zwei links und rechts des Kopfes des Verstorbenen angebrachten Marmortafeln konzipiert. Im 17. Jahrhundert ist die figurale Grabplatte in der Inschriftenlandschaft Passaus so gut wie verschwunden. Eine Ausnahme bildet die Grabplatte für Johann Prenner (†1629, Nr. 817, Abb. 204). Sie steht in der Zeit singulär im Raum und weist typische Merkmale der spätmittelalterlichen figuralen Grabplatte auf, wie die als Umschrift konzipierte Grabschrift und die Darstellung des Weihbischofs als lebensgroße Figur in Relief.

Bei weitem häufiger als die figuralen Grabplatten sind in Passau im Spätmittelalter die Wappengrabplatten vertreten. Hier ist ähnlich wie bei den Figurendarstellungen die Entwicklung von der anfänglichen Ritzzeichnung zum Relief erkennbar. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wird die Ritzzeichnung bei einigen Platten310) durch die Inkrustationstechnik bereichert, bei der Bildteile aus einem anderen Gestein gefertigt und in den Hauptträger eingefügt werden, wobei die Ritzzeichnung „mehrfarbig“ wird, sich aber eine glatte Oberfläche erhält.

Ein Beispiel für den Übergang zur Reliefdarstellung beim Wappen ist die figurale Grabplatte für den Domdekan Gundacker (†1366, Nr. 70, Abb. 39). Die Darstellung des Verstorbenen ist noch gänzlich in Ritzzeichnung, beim Wappenschild, dessen Konturen ebenfalls in Ritzzeichnung erscheinen, sind jedoch bereits Teile als – relativ flaches – Relief gearbeitet.

Viele Grabplatten weisen ein einfaches Wappenmedaillon oder kleines Relief mit Wappenschild auf. Sie können zu den einfacheren Grabplatten gezählt werden. Gerade die Platten mit einfacheren Wappendarstellungen gehören meist in den Bereich der bürgerlichen Grabplatten. Jedoch findet diese Darstellung auch bei den Platten für den Klerus Verwendung. Gerade bei den Domgeistlichen finden sich solche einfacheren Platten oft zusätzlich zu anderen Totengedächtnismalen, wobei die einfacheren Platten die tatsächliche Grabschrift aufweisen. Derartige Grabplatten der Kleriker im Dom wurden meist mehrfach verwendet (vgl. unten).

Der Grabtext wird zunächst in der Regel als Umschrift auf der Platte angebracht, später dann in gleichlaufenden Zeilen (vgl. auch Mehrfachverwendung von Grabplatten, weiter unten).

In den neunziger Jahren des 16. und am Beginn des 17. Jahrhunderts findet sich eine Gruppe von Platten, die ein kleineres Format aufweisen. Sie sind tendenziell eher schmal und länglich und wurden durchwegs für Bürgerliche gefertigt311).

Als eine Art Übergang von der (figuralen) Grabplatte zum Epitaph312) mit Andachtsbild könnten eine Reihe von Steingrabmälern interpretiert werden, die noch in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts datieren und v.a. für Domkanoniker gefertigt wurden313). Sie weisen noch das Format und die Größe einer Grabplatte auf. Auch das Material bleibt der für die Passauer Grabplatten übliche Rotmarmor. Die bildliche Darstellung hingegen umfasst bereits das typische „Andachtsbild“ des Epitaphs, in dem der Verstorbene als Betender integriert bzw. darunter dargestellt ist. Der Text ist zeilengerecht ausgeführt und befindet sich meist unterhalb des Reliefs, teils wird die Grabschrift durch Bibelzitate ergänzt.

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Eines der frühesten Beispiele eines Epitaphs in Stein ist für eine bürgerliche Frau, nämlich für Barbara Sturm (†1530 Nr. 443, Abb. 128), und zeigt die Verstorbene als Betende vor einer Kreuzigungsszene. Barbara Sturm ist durch eine Stiftung im Johannesspital belegt.

Erst ab den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts ändern sich Format und Material. Die Platten werden kleiner, man verwendet Kalkstein314).

Als erstes Epitaph für eine adlige Familie darf das für den fürstbischöflichen Hofrat Benedikt Schätzl und seine Frau Anna gelten (nach 1571, Nr. 626, Abb. 173, 174). Das früheste Epitaph für einen Bürgerlichen nach dem Grabmal für Barbara Sturm stellt das Epitaph für den Ilzstadtrichter Wolfgang Scheer und seine beiden Ehefrauen (1572, Nr. 629) dar.

In Passau sind leider so gut wie keine Gemäldeepitaphien erhalten. Einziges Zeugnis dafür ist ein Fragment, das sich heute in der Kunstsammlung in Kremsmünster/OÖ. befindet. Es handelt sich dabei um den Rest eines Gemäldeepitaphs für den Passauer Bürgermeister Jakob Endl (Nr. 376). Erhalten ist der Teil, in dem die Familie dargestellt ist. Die Grabinschrift nennt das Jahr 1517. Für Jakob Endl existiert auch eine Wappengrabplatte, die auf dasselbe Jahr datiert ist (Nr. 375, Abb. 110).

Durch das Passauer Inschriftenmaterial sind noch einige spätere Fälle belegt, bei denen für einen Verstorbenen sowohl eine Grabinschrift auf einer Platte als auch ein Epitaph (in Stein) gefertigt wurden315). Eines der frühesten Beispiele nach den beiden Totengedächtnismalen für Jakob Endl ist für den Kanoniker Ludwig von Ebm (†1527) belegt. Sein Epitaph ist nur noch über ältere Photos überliefert (Nr. 434†, Abb. 124); seine Grabinschrift befindet sich auf der Grabplatte für Otto von Lonsdorf (Nr. 48/432, Abb. 25) und fällt in den Bereich der Mehrfachverwendung.

Die Hochzeit des typischen Epitaphs mit Andachtsbild in Passau liegt in der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Man kann hier grob eine einfachere und eine aufwändigere Ausfertigung unterscheiden. Die einfachere Variante besteht meist aus einem Relief mit Aufsatz und Unterhang, die teils aus einem Stück, teils aus drei Teilen zusammengesetzt sind316). Hauptunterschied zur aufwändigeren Ausführung317) ist das Fehlen von Architekturteilen, wie z.B. dem Gebälk zwischen Relief und Aufsatz, Seitenhängen oder ausgeprägten Pilastern und Säulen, die die Nischenzone umgeben. In einigen Fällen können derartige Architekturteile auch aus unterschiedlichen Materialien gefertigt sein (meist Relief und Schrifttafeln in Kalkstein, Architekturrahmen in Rotmarmor)318). Ein Großteil der Epitaphien bewegt sich sicherlich in einem Bereich zwischen den eben angeführten einfachen und aufwändigen Ausfertigungen319). An manchen Stellen sind Rahmenteile mutmaßlich auch verloren gegangen. Darüber hinaus zeigen zahlreiche mehrteilige Epitaphe nicht mehr die ursprüngliche Anordnung. Bei Neuhängungen – vor allem im Bereich des Domkreuzgangs – wurden häufig Epitaphteile willkürlich zu neuen Ensembles zusammengesetzt oder einzeln voneinander getrennt montiert. Eine Zuordnung zu bestimmten Ursprungsepitaphien ist oft nicht möglich320).

Eines der letzten Beispiele eines Epitaphs mit Andachtsbild ist das für Maria Hefellner und ihren ersten Ehemann Wilhelm Sollinger angefertigte Stück, das in die Zeit nach 1641 zu datieren ist (Nr. 859). Im Laufe des 17. Jahrhundert tritt das Epitaph mit Andachtsbild wieder stärker in den [Druckseite LXI] Hintergrund321). Die Grabinschriftenträger weisen tendenziell ein kleineres Format auf, so dass man hier von Grabtafeln sprechen kann. Bevorzugter Gegenstand der bildlichen Darstellung sind Wappen und – bei Geistlichen – die Priestersymbole Kelch und Buch. Ergänzend können auch Abbildungen von Todessymbolen wie Schädel, Sanduhr oder abgebrochene Kerze auftreten, die vorher eher seltener anzutreffen waren322).

Ein Grabmal, das in der äußeren Form noch an ein Epitaph mit architektonischem Aufbau erinnert, jedoch anstelle eines Andachtsbildes das Relief eines Vollwappens aufweist, ist das für den Kanoniker Johann Degenhart Graf Khuen von Belasy (†1647, Nr. 871, Abb. 207). Das Relief und das darunter befindliche Schriftfeld sind flankiert von zwei Seitenhängen mit Engelsköpfen und Voluten.

Einen frühen Höhepunkt findet die Grabtafel in Passau bereits in den 60er/70er Jahren des 16. Jahrhunderts. Es handelt sich hierbei um Tafeln des Totengedenkens der Familie Ortenburg in der Ortenburgkapelle. Die meisten dieser Tafeln wurden von Joachim von Ortenburg in Auftrag gegeben323). Sie stellen in der Regel eine einfache Tafel, auf der sich nur die Gedenkinschrift befindet, dar.

Ein weiterer Bereich, in dem bereits im 16. Jahrhundert verstärkt Grabtafeln Verwendung finden, umfasst Grabinschriften aus St. Severin, die meist für Geistliche, v.a. Priester, angefertigt wurden. Oft zeigen diese sehr einfach gehaltenen Tafeln neben der Grabinschrift die Priestersymbole Kelch und Buch324). Eine Tafel, die nicht für einen Angehörigen des Klerus gefertigt wurde, ist die für Elisabeth Auer (†1554, Nr. 547†). Sie beschränkt sich auf den Text. Ein Bildteil fehlt. Leider ist ein Großteil dieser Tafeln heute nur noch in Photographien erhalten.

Im gesamten Inschriftenbestand der Stadt Passau hat sich nur eine Grufttafel erhalten. Die Inschrift auf der Metalltafel ist Katharina von Ortenburg gewidmet, die 1570 verstarb und in der Gruft der Familie in der Ortenburgkapelle beigesetzt wurde (Nr. 615). Die Tafel wurde 1922 gefunden und wird heute in der Diözesansammlung aufbewahrt. Bei der damaligen Gruftöffnung wurden zwei weitere Tafeln geborgen, die jedoch zu jener Zeit bereits stark beschädigt waren und heute verloren sind.

In der Stadt Passau gibt es keine Totenschilde. Es ist auch schwer zu sagen, inwieweit diese Art von Totengedächtnismal in dieser Gegend verbreitet war325). Jedoch lässt sich über die kopiale Überlieferung ein Totenschild identifizieren, der sich im Domkreuzgang befunden und eine Inschrift für Veit Rudolf und Franz Thomas Gothard, die beide im Jahre 1570 starben, getragen haben soll (Nr. 618†). Es ist daher nicht auszuschließen, dass ursprünglich mehrere Totenschilde vorhanden waren. Es ist ebenso anzunehmen, dass gerade solche Denkmäler, die in der Regel aus Holz gefertigt waren, beim großen Stadtbrand 1662 verloren gingen und nicht einmal kopial überliefert sind326).

Einen Sonderfall im Bereich des Totengedächtnismales stellt die Scheingräberwand der Familie Trenbach in der Grabkapelle des Fürstbischofs Urban von Trenbach dar327).

Glocken

Für den Inschriftenbestand der Stadt Passau sind aus dem Erfassungszeitraum sieben Glocken belegt.

Die früheste nachzuweisende Glocke befand sich im Turm der Schlosskapelle St. Georg im Oberhaus und datierte auf das Jahr 1468 (Nr. 176†). Sie ist nur noch kopial überliefert. Als Inschrift neben der Datierung umfasste sie den Spruch o rex glorie veni cum pace. Zwei ganz ähnliche Glocken mit demselben Spruch in Gotischer Minuskel befinden sich heute im Museumsdepot im Schachnerbau des Oberhauses (Nr. 251 und 252). Diese beiden Glocken sind nicht datiert und stammen mutmaßlich aus Passau, die genaue Provenienz ist unklar.

Die nächste erhaltene Glocke befindet sich in St. Gertraud in der Innstadt und datiert auf das Jahr 1538 (Nr. 473). In Frühhumanistischer Kapitalis bietet sie den Beginn des Ave Maria.

[Druckseite LXII]

Die restlichen Glocken stammen aus dem 17. Jahrhundert, zwei davon aus St. Achaz in Hals. Die ältere Halser Glocke aus dem Jahre 1635 (Nr. 840†) ist nur mehr kopial überliefert. Sie enthielt – anders als die zuvor besprochenen Glocken – an Stelle eines Gebetsspruches die Inschrift des Glockengießers Otto Heinrich Ableitner. Die jüngere Halser Glocke ist auf das Jahr 1644 datiert und nennt ebenfalls den Glockengießer Otto Heinrich Ableitner (Nr. 867). Die Inschrift hier ist um zwei Gebetsanrufungen ergänzt.

Die letzte im Band aufgenommene Glocke wird, wie schon die ältesten, im Museumsdepot im Oberhaus aufbewahrt (Nr. 900). Ihre genaue Herkunft ist unbekannt. Ihre Inschrift nennt jedoch den Herstellungsort Passau und den Glockengießer Karl Lidiens. Sie stammt aus dem Jahre 1655.

Es fällt auf, dass sich die im Original erhaltenen Glocken aus dem Erfassungszeitraum in Passau entweder im Museumsdepot oder in Kirchen außerhalb des eigentlichen Stadtzentrums (Innstadt, Hals) befinden. Aus Passau selbst, wie beispielsweise aus dem Dom, ist keine ältere Glocke erhalten. Diese Tatsache ist sicherlich mit den großen Stadtbränden 1662 und 1680 zu erklären328), bei dem vorhandene Glocken im Bereich der Altstadt zerstört worden sind.

Kirchliche Ausstattung

Nach Maßgaben der Münchener Inschriftenkommission werden Inschriften auf Vasa Sacra, Paramenten und auf anderen Gegenständen der mobilen Kirchenausstattung nicht aufgenommen. Daher wurden Objekte aus dem Domschatz nicht berücksichtigt. Inschriftenträger unter der restlichen Kirchenausstattung sind verschwindend gering. Hierzu zu zählen sind zwei im Original erhaltene Altäre, ein Tabernakel, ein Weihwasserbecken, die Auskleidung eines Taufbeckens, ein Kruzifix, ein Relief und ein Lavabo. Diese Objekte stellen Einzelstücke dar.

Bei den beiden Altären handelt es sich um zwei Renaissanceanfertigungen mit aufwändigem theologischen Bild- und Textprogramm. Der sog. Trenbachaltar (1572, Nr. 632, Abb. 179, 180), der sich in der Trenbachkapelle befindet, umfasst im Architrav je eine hebräische, griechische und lateinische Inschrift. Im Mittelteil werden Szenen aus dem Alten Testament mit Bibelbeischriften in Hebräisch Szenen aus dem Neuen Testament mit entsprechenden Zitaten in Latein gegenübergestellt. Dazwischen befindet sich eine Darstellung der Schöpfung. Der zweite Altar befindet sich in der Marienkapelle bei St. Paul (2. H. 16. Jh., Nr. 727, Abb. 181, 182). Innerhalb eines Architekturrahmens ist ein Relief angebracht, das verschiedene Szenen aus Altem und Neuem Testament mit den entsprechenden Zitaten umfasst. Gesamtthema der Darstellungen ist der Mensch unter Gesetz und Gnade.

In St. Severin befindet sich ein steinerner Tabernakel mit der Stifterinschrift Karls von Lamberg aus dem Jahre 1600 (Nr. 740, Abb. 197). Ähnlich, wie schon bei den Epitaphien beobachtet wurde, wurden auch hier Teile des architektonischen Aufbaus in Rotmarmor mit Teilen in Kalkstein verbunden. Die Inschrift befindet sich auf der linken Seite.

Ein Weihwasserbecken aus Passau befindet sich heute im Bode-Museum in Berlin (Nr. 359). Es ist auf das Jahr 1512 datiert und trägt die Wappen sowie die Anfangsbuchstaben der Familiennamen der Stifter, des Domdekans Wolfgang von Tannberg und des Seniors Wolfgang von Schwarzenstein. Eine zusätzliche Inschrift widmet das Becken den confratres. Das Weihwasserbecken darf als Werk Jörg Gartners gelten.

Eine Gedenkinschrift auf der ehemaligen Auskleidung eines Taufbeckens ist nur mehr kopial überliefert. Die Inschrift befand sich auf dem Zinneinsatz und erinnerte in deutschen Reimversen an die Anfertigung desselben im Jahre 1559 (Nr. 573†).

Die Stifterinschrift sowie Renovierungsdaten auf dem Holzkruzifix aus Niedernburg sind ebenfalls nur noch kopial greifbar (1508, Nr. 339†). Der Corpus des Kruzifixes befindet sich heute noch im Chor der Niedernburger Klosterkirche, wurde aber auf neuen Kreuzbalken angebracht.

Dagegen hat sich in der Heilig-Geist-Spitalkirche ein Alabasterrelief mit der Kreuztragung Christi erhalten (um 1420, Nr. 112, Abb. 61).

Ein letztes Objekt, das der kirchlichen Ausstattung zugezählt werden kann, ist ein mit Initialen und Jahreszahl versehenes Lavabo in der Sakristei in Niedernburg (1646, Nr. 870, Abb. 206). Den Initialen nach wurde das Objekt von der Äbtissin Christina Menner gestiftet.

Inschriften an Gebäuden, Wandmalereien, (Bild-)Fenster

Bei Inschriften an Gebäuden handelt es sich in erster Linie um Baunachrichten, wobei Baudaten, die nur eine Jahreszahl ohne Buchstabenbestand aufweisen, nach Beschluss der Münchener Inschriftenkommission innerhalb des Bestandes der Stadt Passau nicht berücksichtigt werden.

Als älteste Bauinschrift im Passauer Bestand könnte ein Fragment gelten, das im Oberhausmuseum aufbewahrt wird (3. Jz. 14. Jh., Nr. 29, Abb. 16). Der Quaderstein war möglicherweise Teil eines Bogens. Die Inschrift umfasst den Teil einer Datierung in Gotischer Majuskel. Die nächsterhaltene Baunachricht ist die Inschrift am Chor des Passauer Domes, die den Baubeginn auf das Jahr 1407 datiert (Nr. 104). Die Inschrift ist restauriert und leider unvollständig. Der untere Bereich ist durch die barocken Choranbauten unzugänglich verdeckt. Der Wortlaut wird jedoch kopial überliefert.

Ebenfalls an einem Chor befindet sich die Bauinschriftentafel für die ehem. Marienkapelle im Bereich der Alten Residenz (1491, Nr. 225, Abb. 81). Die Hofkapelle wurde 1810 profaniert und ist als solche kaum noch kenntlich. Die Inschriftentafel ist vom Hof im heutigen Landgericht zugänglich und zeugt von den Renovierungsmaßnahmen unter Bischof Christoph Schachner. Es handelt sich um eine querrechteckige Platte mit der frühesten in Passau befindlichen Inschrift in Gotico-Antiqua329).

Die nächstälteste im Original erhaltene Bauinschrift befindet sich im Depot des Oberhausmuseums und stammt vom Turm von St. Georg ebenda, wo jetzt eine Kopie angebracht ist (Nr. 330). Sie erinnert an Bischof Wiguläus Fröschl, der 1507 den Turm erbauen ließ.

Gerade Bauinschriften sind oft nur mehr kopial überliefert, da die dazugehörigen Bauwerke durch spätere Maßnahmen verändert oder abgerissen wurden. Jedoch stellen sie dadurch eine wichtige Quelle für den älteren Baubestand dar. So werden beispielsweise Baunachrichten zum ehem. oberen Friedhof beim Bischöflichen Seminar (1444, Nr. 135†), zu St. Salvator (1483, Nr. 213†), zu einem ehem. Klostergebäude von Niedernburg (1500, Nr. 295†), zum ehem. Kapitelbrunnen am Domplatz (1597, Nr. 718†) und zum ehem. Kreuzgang von St. Paul (1656, Nr. 902†) überliefert. Eine etwas kurios anmutende Baunachricht aus dem ehem. Friedhof im Domkreuzgang berichtet von der Erweiterung der „Grueb“ (1526, Nr. 429†). Offenbar wurde hierbei das Beinhaus vergrößert. Aber auch noch im Original erhaltene Bauinschriften zeugen u.U. von abgebrochenen Gebäuden. Eine Inschriftentafel in der Kapuzinerstraße (1637, Nr. 849) stammt von dem abgerissenen ehem. Leprosenhaus bei St. Ägid.

Neben den ausführlicheren Baunachrichten finden sich häufiger Wappensteine mit Initialen des Bauherrn und Jahreszahl, die ebenfalls von der jeweiligen Bautätigkeit zeugen. Einen sehr großen Bestand an solchen Bauinschriften stellen die Wappensteine des Fürstbischofs Urban von Trenbach dar330). Sie finden sich in Passau und auch im Gebiet des ehemaligen Hochstiftes331). Sie treten in konzentrierter Form an bischöflichen Gebäuden auf, v.a. im Oberhaus und im Residenzkomplex. In ihrer äußeren Form sind sie sich sehr ähnlich. Das Wappenbild in ovalem Feld zwischen Rollwerk wird oben und unten von Schriftbändern bzw. -feldern eingefasst, auf denen oben die Initialen V.E.P. und unten die Jahreszahl genannt sind332). Ähnliche Wappensteine finden sich v.a. im Bereich der um den Domplatz gelegenen Domherrenhöfe. Sie stammen oft von Domherren, die dort Baumaßnahmen vorgenommen haben. An vorderster Stelle sind der Dompropst Christoph von Pötting und Persing333) und der Kanoniker Anton Graf von Lodron334) zu nennen.

Hochwassermarken, meist an Gebäuden montiert, treten in Passau in großer Zahl in Zusammenhang mit dem schweren Hochwasser von 1501 auf (Nr. 296 bis 304†, Abb. 89–91), daneben existiert noch eine aus dem Jahre 1595 (Nr. 705, Abb. 192). Sie bestehen in der Regel aus einer einfachen Inschriftentafel, auf der das Hochwasser mit Datum vermerkt wird. Meist ist der Text in Deutsch, oft auch in Reimversen, verfasst. Die Tafel ist in der Regel mit einem Kreuz und einer zeigenden Hand versehen, wobei der Balken des Kreuzes bzw. der Zeigefinger der Hand die Wasserhöhe angeben. Neben den Hochwassermarken sind für Passau Gedenkinschriften zu anderen Katastrophen, nämlich zu einem Stadtbrand im Jahre 1354 (Nr. 47†), zu einem Brand im Neumarkt 1512 (Nr. 356†) und zu einem Erdbeben (1348, Nr. 41†), belegt. Diese sind allerdings nur noch in Abschriften greifbar.

[Druckseite LXIV]

Eine der ältesten Inschriften des Passaubestandes befindet sich in Niedernburg. Es ist dies ein fragmentarischer Text auf zwei Quadersteinen vom romanischen Portal der ehem. Marienkirche aus der Zeit Kaiser Friedrichs I. (Nr. 4, Abb. 4). Heute ist die Inschrift über die Aula des Gymnasiums zugänglich. Ursprünglich befand sie sich im Freien an der Kirchenfassade. Sinn und Zweck der Inschrift sind aus dem Text nicht mehr eindeutig zu erschließen. Die Anbringung an der Fassade eines sakralen Baues und die Nennung von „Rechten“ in der Inschrift sprechen für die öffentliche Bekanntmachung eines Sachverhalts aus dem Rechtsleben. Mutmaßlich ging es darin um Zollprivilegien. In der Stadt Passau finden sich kaum derartige Inschriften rechtlichen Inhaltes. Ein weiteres Beispiel hierfür wäre eine Bestattungsrechtsinschrift über dem Eingang zur Trenbachkapelle, die heute jedoch verloren ist (1572, Nr. 630†).

Von der sicherlich einmal reicheren Ausstattung an mittelalterlichen Wand- bzw. Deckenmalereien haben sich in Passau einige fragmentarische Bestände erhalten. Die hiervon ältesten sind zugleich auch am schlechtesten erhalten. Es sind dies die Malereien an den Wänden und an der Decke der ehem. Vorhalle zur ehem. Marienkirche in Niedernburg (Nr. 5, Abb. 5, 6). Darin sind einige wenige Schriftzüge enthalten. Die Malereien werden zeitlich ans Ende des 12. bzw. an den Beginn des 13. Jahrhunderts eingeordnet.

Ein besser erhaltener Zyklus findet sich in der Burgkapelle St. Georg im Oberhaus (Nr. 35, Abb. 17, 18). Dort sind eine Reihe von Heiligen und Aposteln dargestellt, die in ihren Nimben ihren jeweiligen Namen tragen. Diese Malereien entstanden um 1340.

Den dritten erhaltenen mittelalterlichen Bestand birgt die Krypta von St. Nikola (Nr. 98, Abb. 54, 55). Auch hier sind nur mehr fragmentarische Bildbeischriften vorhanden. Diese Malereien werden grob ins 14. Jahrhundert datiert.

Von ehemals offenbar vorhandenen Wandmalereien auf der Empore von St. Salvator kündet nur noch eine kopial überlieferte Gedenkinschrift, die an den angeblichen Hostienfrevel der Juden von Passau im Jahre 1478 erinnert (Nr. 200†). Die Inschrift stammt mutmaßlich aus dem 16. Jahrhundert. Die Malereien thematisierten wohl den Hostienfrevel.

Den einzigen gut erhaltenen Bestand an Wandmalereien aus dem Erfassungszeitraum besitzt die ehem. Kapelle St. Anna im ehem. Franziskanerkloster (Nr. 693, Abb. 176). Die Zwischenräume des Rippennetzes der Decke des Kapellenraumes sind mit Grotesken und Bildmedaillons von Aposteln und Propheten ausgemalt. Die Bildmedaillons sind jeweils mit einer Namensbeischrift versehen. Diese Malerei stammt aus der Zeit Urbans von Trenbach und entstand um 1590.

Noch ärmlicher erscheint der Bestand an im Original erhaltenen Bildfenstern. Die einzigen noch existierenden Scheiben werden im Oberhausmuseum aufbewahrt. Es sind dies die im Jahre 1513 von der Klingenschmiedezunft gestifteten Fenster aus Heilig-Geist (Nr. 363, Abb. 100). Vier Teile sind vorhanden. Zwei zeigen jeweils einen Stifter mit Namenspatron, eine Scheibe ziert die Figur der Hl. Barbara mit Inschrift im Nimbus, das vierte Fenster umfasst die Stiftungsinschrift.

Der ursprüngliche Bestand an Bildfenstern muss jedoch reicher gewesen sein. Es gibt eine Reihe von kopial überlieferten Inschriften, meist Stifterinschriften, die auf Fenstern angebracht waren. Leider ist oft nicht zu klären, ob sich dabei auch ein Bildteil befunden hat. So wurde offenbar im Jahre 1575 die ehem. Pfarrkirche St. Ägid mit neuen Fenstern versehen, von denen eine Reihe von Stifterinschriften zeugt (Nr. 643†, 644†, 645†, 646†, 647†, 648†, 649†, 650†). Die Inschriften nennen insgesamt acht verschiedene Stifter, darunter den Dompropst Bernhard Schwarz, der u.a. Pfarrer von St. Ägid war. Ein Bildfenster ist aus der abgebrochenen Annakapelle des Domkreuzganges überliefert (1523, Nr. 420†), eines befand sich in St. Salvator (1562, Nr. 583†) und eines in der ehem. Wallfahrtskirche St. Korona (1642, Nr. 861†).

Neben Stifterinschriften ist auch eine Grabschrift auf einem Fenster überliefert. Es ist dies die Gedenkinschrift für Albrecht Tenn, verstorben 1534, im Domkreuzgang (Nr. 459†). Auch die Kapelle im heute nicht mehr erhaltenen Schloss Eggendobl war offenbar mit bemalten Fenstern geschmückt. So sind ein Spruch und eine Gedenkinschrift kopial tradiert (1613, Nr. 778† und 779†).

Mehrfachverwendungen

In der Inschriftenlandschaft Passaus tritt mehrfach – ohne rechtes Vergleichsbeispiel in Süddeutschland335)– das Phänomen der Mehrfachnutzung von Grabdenkmälern auf. Auf 48 Inschriftenträgern finden sich so 107 von einander unabhängige Grabinschriften. Zu unterscheiden sind hier eigentlich zwei Phänomene: die Wiederbenutzung von Grabplatten des Domkapitels durch spätere Mitglieder [Druckseite LXV] dieser Institution und das Vorkommen mehrerer Einträge von Verstorbenen auf bürgerlichen Grabplatten.

Die Platten des Domkapitels – deren Erstbenutzung ausschließlich im 14. und 15. Jahrhundert erfolgte – zeigen im Regelfall eine ursprüngliche Beschriftung in Umschrift in Gotischer Majuskel oder Minuskel, begleitet entweder von einem Wappen und/oder einer Darstellung des Verstorbenen in Ritzzeichnung. Eine Ausnahme stellt die älteste Platte mit Mehrfachbeschriftung dar, bei der die Inschriften ihrem Alter nach zeilengerecht untereinander angeordnet sind336).

Die Zweitverwendung folgte unterschiedlichen Regeln. In zwei der ältesten Fälle wurde das Feld der Platte mit der Inschrift des jüngeren Kanonikers und seinem Wappen vollständig ausgefüllt, so dass sozusagen eine Wappengrabplatte, die durch die ältere Inschrift gerahmt wurde, entstand337). Etwaig vorhandene Ritzzeichnungen wurden dabei gänzlich zerstört, das Innere der Platte vollständig ausgefüllt, so dass sich diese Platten auch nicht mehr für weitere Beschriftungen anboten. Weniger aufwändig ist die meistgenutzte Form der Wiederverwendung. Bei ihr wurden die Platten für die Zweitbenutzung in der Regel um 180° gedreht. Die Grabschrift des jüngeren Kanonikers wurde im Feld der Platte angebracht, meist verbunden mit seinem Wappen. Fast immer wurde dabei die Beschädigung der Ritzzeichnung der ursprünglichen Platte in Kauf genommen338). Nur selten wurde ihr ausgewichen oder wurden Teile der ursprünglichen Gestaltung – meist das Wappen – in die Neugestaltung einbezogen339). Die Wappen des zweiten Kanonikers wurden im Gegensatz zur Inschrift meist genauso ausgerichtet wie die ursprüngliche Beschriftung. Warum dies geschah, ist nicht recht auszumachen. Jedenfalls handelt es sich nicht um die Anbringung gestürzter Wappen als Ausdruck für das Aussterben von Familien, da einige der betroffenen Domkanoniker nachweislich nicht „der Letzte des Namens und Stammes“ waren. Vielmehr wurde hier offensichtlich Rücksicht auf die Ursprungsbeschriftung genommen. Da die Zweitbeschriftung in diesen Fällen oft nicht das gesamte Feld der Platte ausfüllte, konnten diese Denkmäler noch als Inschriftenträger für eine Drittbeschriftung dienen. Diese wurde dann wiederum um 180° gedreht, also in der ursprünglichen Ausrichtung der Platte angebracht340). Die Drittbeschriftung erfolgte vielfach nur durch ein von Initialen begleitetes Wappen341). Alle Texte auf den mehrfach verwendeten Platten folgen den konventionellen Formen der Textgestaltung für Angehörige der höheren Geistlichkeit: Todesdatum, Namensnennung, ggf. Angabe von akademischen Graden, Nennung von Kanonikaten, ggf. Ämtern im Domkapitel, weiteren bedeutenden Pfründen, abschließend kann eine Segensformel folgen.

Warum wurden die Platten der Domkanoniker mehrfach benutzt? Da die Kanoniker über ein meist nicht geringes Einkommen verfügten und Passau durch den Wasserweg gut mit den Rotmarmorbrüchen des Salzburger Umlandes verbunden war, kann es nicht an mangelnden Geldmitteln für den Erwerb neuer Platten gelegen haben. Es ist daher an andere Gründe, die mit der Bestattungssituation der Domkanoniker in Zusammenhang stehen, zu denken. Erschwert wird die Beurteilung des Phänomens, weil sich in Passau kaum eine Totengedächtnisplatte heute noch an ihrem ursprünglichen Platz befindet. Die Platten wurden i.d.R. gehoben und mehrfach versetzt342). Heute sind sie zum größten Teil in die Wände der Ortenburg- und der Andreaskapelle eingefügt. Der traditionelle Bestattungsort der Domkanoniker war die Andreaskapelle. Dort war allerdings nur beschränkt Platz vorhanden. Es ist daher anzunehmen, dass irgendwann, als alle vorhandenen Grüfte belegt waren, dazu übergegangen wurde, Domkanoniker in bereits besetzten Grüften nachzubestatten343). Die Aufrechterhaltung der Memoria des Erstbestatteten erlaubte es dann nicht, seine Platte zu [Druckseite LXVI] entfernen, sondern die Zweitbestattung wurde auf der Platte vermerkt. Für den Zweitbestatteten konnte zusätzlich – wie vielfach geschehen344) – ein Totengedächtnismal außerhalb des engen Raums der Andreaskapelle errichtet werden. Anders als z.B. im Kreuzgang des ehem. Augustinerchorherrenstiftes Berchtesgaden/OB, wo sich die Platten noch in situ befinden und man durch auch hier vorhandene Mehrfachbeschriftungen feststellen kann, dass, wenn alle Grüfte besetzt waren, einfach in der gleichen Reihenfolge neu belegt wurde, ist in Passau kein Schema für die Neubelegung festzumachen. Auch wenn man gelegentlich feststellen kann, dass Mitglieder der gleichen Familie oder Träger gleicher Ämter Vermerke auf gemeinsamen Steinen haben, ist jedoch kein System durchgehalten. Möglicherweise konnten die Domkanoniker zu Lebzeiten Einfluss auf ihren künftigen Bestattungsort nehmen – dies ist jedoch auf Grund der Quellenlage bloße Spekulation.

Die Herkunft der meisten bürgerlichen Grabdenkmäler mit Mehrfachbeschriftung, die sich heute vor allem in den Spitalkirchen von St. Johannis und Hl. Geist befinden, ist ungeklärt. Sie dürften sich ursprünglich entweder auf dem Friedhof bei St. Paul oder im Bereich des Domkreuzganges befunden haben. Diese Platten verdanken ihre heutige Anbringung den romantischen Gestaltungswünschen des Bischofs Heinrich Hofstätter (1839–1875).

Auch diese Platten zeigen mehrere, voneinander unabhängige, oft in weitem zeitlichen Abstand angebrachte Beschriftungen. Die älteste Platte stammt aus der Zeit unmittelbar nach 1460345), die jüngste Nachbeschriftung aus dem Jahr 1645346). Es handelt sich also nicht um die allgemein übliche Nachverzeichnung enger Familienangehöriger, meist von Ehegatten oder Kindern. Auf Grund der Quellenlage für Passauer Bürger ist oft nicht zu entscheiden, ob die verschiedenen, auf einem Stein genannten Personen in Beziehung zueinander standen, sei es verwandtschaftlicher, sei es anderer Natur347). Offenbare Namensgleichheiten können vielleicht als Hinweis dienen, dass doch eine familiäre Verbindung bestand.

Auch hier ist der Grund für die Wiederbenutzung der Platten nicht festzulegen. Bei den entfernten Verwandten kann evtl. an die Existenz von Familiengräbern gedacht werden, doch auch hier lässt die Quellenlage keine bestimmten Aussagen zu.

Mehrfachverwendungen I Kanoniker:
7/22/105/374/553 (Abb. 7) 48/432/803 (Abb. 25) 91/188 (Abb. 47)
14/134 (Abb. 9) 49/133/510 (Abb. 26) 93/117 (Abb. 48)
21/148 (Abb. 11) 50/89 (Abb. 27) 94/254 (Abb. 49)
25/149 (Abb. 12) 52/229 (Abb. 29) 100/249 (Abb. 58)
28/197/639 (Abb. 13) 57†/485† (Abb. 34) 102/316
32/418/529 (Abb. 14) 73/439 (Abb. 42) 119/238 (Abb. 64)
37/382/563 (Abb. 15) 75/771/823 (Abb. 43) 125/361 (Abb. 66)
45/162 (Abb. 23) 83/606 (Abb. 44) 146/185
46/110 (Abb. 24) 90/128/463 (Abb. 46) 180/181
Mehrfachverwendung II Bürgerliche:
155/350 (Abb. 72) 277/758 422/546 (Abb. 121)
182/237 308/765 (Abb. 92) 465/651/672
198/549 (Abb. 78) 325/455 469/537 (Abb. 133)
240/497 348/542 (Abb. 99) 472/850
258/526 384/868 499/599 (Abb. 148)
264/357 389/784 545/591 (Abb. 152)
276/520 405/483/514 728

Zitationshinweis:

DI 67, Stadt Passau, Einleitung (Christine Steininger), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di067m010e000.

  1. Zur Situation in römischer Zeit vgl. Niemeier, Wolff, Bender, Römisches Reich 29ff. »
  2. Da die Grabungsergebnisse noch nicht vollständig publiziert sind, bleiben manche Aussagen über Lage und Entwicklung der Kastelle unsicher – vgl. im einzelnen: Niemeier, Wolff, Bender, Römisches Reich 34ff., 38ff., 53ff. »
  3. Ausgabe: Noll, Eugippius. »
  4. Zu Severin vgl. Lotter, Severinus von Norikum – dazu: Wolff, Konsular, ferner: Wolff, Kritische Bemerkungen, sowie Lexikon des Mittelalters VII (1995) Sp. 1805f. (mit weiterer Literatur). »
  5. Zu Eugippius vgl. Noll, Eugippius, 12ff.; Lexikon des Mittelalters IV (1989) Sp. 85f. »
  6. Noll, Eugippius 84 c. 19; 88 c. 22 bzw. 87 c. 22 mit 88 c. 23. Zur Vorgängerkirche der heutigen Friedhofskirche St. Severin vgl. Hörmann, Severin; Sage, Ausgrabungen. »
  7. Noll, Eugippius 112 c. 44. »
  8. Zum Pontifikat Vivilos († 746/47) vgl. Boshof, Regesten der Passauer Bischöfe (künftig zitiert: Boshof RBP + Nummer), 1–8 (mit der einschlägigen Literatur). Zu den Passauer Bischöfen (bis Burkhard, 902/03–915) vgl. Heuwieser, Geschichte des Bistums Passau I (mehr nicht erschienen). »
  9. Vgl. dazu Erkens, Die Rezeption der Lorcher Tradition; Ders., Die Ursprünge der Lorcher Tradition (jeweils mit der älteren Literatur). »
  10. Vgl. Boshof, Die Reorganisation des Bistums Passau; zu Pilgrim vgl. Boshof, RBP 218–251. »
  11. Vgl. dazu Erkens, Geschichtsbild und Rechtsstreit. »
  12. Boshof, RBP 12. »
  13. Vgl. dazu Boshof, Stadt im Früh- und Hochmittelalter 71f.; Ders., RBP 253. »
  14. Dazu Hartinger, Volksfrömmigkeit 396f. »
  15. MGH D.O.III. 306; vgl. Boshof, RBP 260 (mit der Literatur). Zu der Realisierung der verbrieften Rechte vgl. im einzelnen Boshof, Stadt im Früh- und Hochmittelalter 73f. »
  16. Heuwieser, Traditionen 446; vgl. Boshof, RBP 42. »
  17. Zu Entwicklung und Bedeutung des Domkapitels vgl. Oswald, Domkapitel; ferner Schieffer, Entstehung von Domkapiteln 202ff. (mit weiterer Literatur). Das älteste inschriftlich belegte Mitglied des Domkapitels ist der Dompropst Meingot von Waldeck (†1271, vgl. Nr. 7). »
  18. MGH D. Arn. 13 (888 Februar 8). »
  19. Vgl. Heuwieser, Traditionen 483 (zu 1120–1140); zu Niedernburg: Kdm Passau 238ff.; Tellenbach, Eigenklöster 19ff.; Heuwieser, Geschichte des Bistums Passau I, 272ff. »
  20. MGH D.O.II. 136a und b (976 Juli 22); das Diplom, das in doppelter Ausfertigung vorliegt, wirft hinsichtlich seiner Echtheit einige Probleme auf, erscheint aber im ganzen als glaubwürdig – dazu Boshof, RBP 234 sowie Ders., Reorganisation des Bistums Passau 475f. »
  21. MGH D.H.II. 217 (1010 April). Das Diplom ist nicht im Original überliefert und begegnet in der Forschung zum Teil erheblichen Bedenken, erscheint aber im Kern als glaubwürdig; vgl. dazu Veit, Hochstift 10–34. »
  22. MGH DD. H.II. 214–216 (1010 April 19); dazu Veit, Hochstift 10f. »
  23. Vgl. auch Praxl, Goldener Steig; Weißes Gold. Passau (Ausstellungskatalog). »
  24. Vgl. Veit, Hochstift 13 Anm. 52. Vgl. die Inschrift auf ihrer Tumba Nr. 1»
  25. Vgl. die Aufzeichnung über die Mauterhebung aus dem 13. Jh., MB 28 I, 507ff.: in festo Chunegundis fundatricis nostre regine, cuius erario muta aque et muta Boemorum attinebat. Dazu auch Boshof, RBP 1045. »
  26. Boshof, RBP 317. »
  27. Die Quellenlage zu Gisela ist insgesamt sehr ungünstig; vgl. Hielscher, Gisela; zum Giselagrab zuletzt: Uzsoki, Giselagrab 13–22. Vgl. auch die Inschriften auf der Gruftdeckplatte und der Tumba Nr. 2 und 3»
  28. Boshof, RBP 1811 (1244 April 1). Die Urkunde ist nicht ediert; vgl. Abschrift im Kopialbuch des Klosters Niedernburg (15. Jh.) BHStA München KL Passau-Niedernburg 1, fol. 23r – hier: ad restaurationem ecclesiarum beate virginis Marie genitricis dei et sancte crucis in Patavia quarum scilicet ecclesiarum videlicet muri pre nimia vetustate minantur ruinam. »
  29. Vgl. dazu Schüßler in: Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 53ff. »
  30. Dazu zuletzt Stein-Kecks, Wandmalereien; ferner Dies., Mittelalterliche Wandmalereien 485ff. Vgl. Nr. 5 im Katalog. »
  31. MGH DD. F.I. 322 und 326; vgl. Boshof, RBP 776 und 780; Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 44ff. Nr. 9. »
  32. Boshof, RBP 980; ed. MB 29 I, 469 Nr. 554: Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 60ff. Nr. 13. »
  33. Vgl. Veit, Hochstift 386ff. Vgl. Nr. 170 im Katalog. »
  34. Vgl. Boshof, Bischof Altmann. »
  35. Zu St. Nikola vgl. den knappen geschichtlichen Überblick von Boshof, St. Nikola 33–43 (mit weiterer Literatur) sowie zuletzt (unter kunsthistorischem Aspekt): Drost, St. Nikola. »
  36. Vgl. Boshof, RBP +353 und +364; ed. UBLoE II, 105 Nr. 79 und 109 Nr. 80. »
  37. Boshof, RBP 359; ed. UBLoE II, 99 Nr. 76. »
  38. Vgl. dazu Boshof, St. Nikola 38. »
  39. Zu Otto von Lonsdorf vgl. Nr. 6† im Katalog. »
  40. UBLoE III, 294 Nr. 312. »
  41. Boshof, RBP 666; ed. MB 28 I, 221 Nr. 13. Die im Codex Lonsdorfianus überlieferte Bischofsurkunde ist undatiert: BHStA München HL Passau 3, fol. 107v. Vgl. auch Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 37 Nr. 7 (mit dt. Übersetzung). »
  42. Vgl. dazu Boshof, Stadt im Früh- und Hochmittelalter 80f. »
  43. Vgl. dazu Geyer, Innstadt; Veit, Hochstift 319f. Vgl. zur Person Nr. 11† im Katalog. »
  44. Vgl. Boshof, Stadt im Früh- und Hochmittelalter 76. »
  45. Heuwieser, Traditionen 934 und 974. »
  46. Zu Einzelheiten vgl. Sittler, Bischof und Bürgerschaft 14ff. »
  47. Hermanni Altahensis Annales ad 1219, MGH SS XVII, 387: Hiis diebus Ulricus Pataviensis episcopus cepit construere castrum in monte sancti Georii Patavie. Vgl. auch Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 68 Nr. 15; dazu Boshof, RBP 1396; Amann, Residenzstadt 148ff.; Ritterburg und Fürstenschloß Bd. 1. »
  48. Zu Einzelheiten vgl. Boshof, Stadt im Früh- und Hochmittelalter 84ff. »
  49. Der älteste inschriftliche Beleg für einen CIVIS PATAVIENSIS stammt aus dem Jahre 1357 (vgl. Nr. 51). Es sind ältere Denkmale für Bürger überliefert (vgl. Nr. 8†, 17†, 18†), jedoch ohne Nennung des Bürgerstandes. »
  50. DD. Friedrichs II. ed.: UBLoE II, 586 Nr. 395 und 587 Nr. 396; dazu Veit, Hochstift 38ff. sowie Boshof, RBP 1346 und 1347. »
  51. Vgl. dazu allgemein Planitz, Geschichte des städtischen Meliorats; Brandl-Ziegert, Sozialstruktur 38ff. »
  52. Vgl. Boshof, Stadt im Früh- und Hochmittelalter 85f. »
  53. Sittler, Bischof und Bürgerstadt 27ff.; Boshof, RBP 1536 (mit weiterer Literatur). »
  54. Vgl. zu seinem Pontifikat: Breinbauer, Otto von Lonsdorf. Vgl. Nr. 6† im Katalog. »
  55. BHStA, Passau HL 3 (die Aufzeichnungen wurden bis ins 15. Jahrhundert fortgesetzt); vgl. dazu Breinbauer, Otto von Lonsdorf 273–276. Zum Bibliothekskatalog vgl. Ineichen-Eder, Bibliothekskataloge 18f., 24f. (Nr. 5), 26–31 (Nr. 6). »
  56. BHStA, Passau HL 4; dazu Breinbauer, Otto von Lonsdorf 276–279. »
  57. Vgl. Maidhof, Urbare II, IIIf., XXVf., LX–LXV, sowie 139 (Vorwort). »
  58. Vgl. Koch, Passauer Pfennig 41f.; Kellner, Münzgeschichte 22f. »
  59. UBLoE I, 490 Nr. 20; dazu Breinbauer, Otto von Lonsdorf 172ff. »
  60. Vgl. Grünberger, Recht der Passauer Zünfte. »
  61. Vgl. zur Person Nr. 15† im Katalog. »
  62. Dazu Boshof, Stadt im Früh- und Hochmittelalter 95f. »
  63. Ed. Maidhof, Stadtrecht 173–177; dazu die eingehende Interpretation 11–167; ferner: Sittler, Bischof und Bürgerschaft 28f. »
  64. Dazu Loibl, Stadt im späten Mittelalter 113ff. »
  65. MB 28 II, 515ff.; dazu Sittler, Bischof und Bürgerschaft 29ff. »
  66. Der älteste inschriftlich belegte Stadtrichter ist Ludwig auf dem Stein (†1357), vgl. Nr. 51»
  67. Zu Einzelheiten, vor allem auch zu den Handelsbeziehungen, vgl. Loibl, Stadt im späten Mittelalter 117ff. »
  68. Edition: Sittler, Bischof und Bürgerschaft 127ff.; Lanzinner und Wagner in: Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 110 Nr. 27. Dazu vgl. Lanzinner/Loibl, Stadtrecht 137ff. »
  69. Vgl. Ludwig (†1357) Nr. 51»
  70. Vgl. Philipp (†1360) Nr. 55†. »
  71. Vgl. Albrecht (†1662) Nr. 61† und Stephan (†1378) Nr. 77†. »
  72. Vgl. Stephan Nr. 283»
  73. Vgl. Lanzinner/Loibl, Stadtrecht 133ff. »
  74. Vgl. dazu Loibl, Passaus Patrizier; Lanzinner/Loibl, Stadtrecht 134 (hier das Zitat). »
  75. Vgl. dazu den zusammenfassenden Überblick von Wurster, Jüdische Bevölkerung 385ff. (mit der Literatur). »
  76. Vgl. auch Mayer, Gründung von St. Salvator. Vgl. die Bauinschriften Nr. 200†, 203†, 213†. »
  77. Oswald, „Unser lieben Frau“. »
  78. Dazu Glück, Johannis-Spital; Neumaier, Armenfürsorge 49f. »
  79. Vgl. dazu künftig Boshof, RBP (zu 1278). »
  80. Zur Person vgl. Nr. 326†, 422»
  81. Zur Person vgl. Nr. 67, 68, 69†. »
  82. Vgl. Oswald, Heiliggeist-Stiftung; Ders., 600 Jahre Heiliggeist-Stiftung. »
  83. Vgl. Nr. 425, 593 und 663 im Katalog. »
  84. Zum Folgenden vgl. den Überblick von Lanzinner/Loibl, Stadtrecht 139ff. »
  85. Vgl. auch Kaff, Volksreligion. »
  86. Zur Familie vgl. Nr. 369»
  87. Eckert, Leonhard Keysser (Käser); Strohm, Leonhard Kaisers (Käsers) Ketzertod. »
  88. Vgl. Nr. 541, 555†, 556† und 560»
  89. Vgl. Nr. 560, 565, 578, 579† und 580†. »
  90. Vgl. Nr. v.a. 539 und 722»
  91. Vgl. zum Folgenden Boshof, St. Nikola 39. »
  92. Zur Familie Paminger vgl. zuletzt Schmitz, Paminger 59ff. »
  93. Vgl. hierzu Nr. 657»
  94. Vgl. Mayr, Commendone 579f. Der Bericht zur Lage in der Stadt ist ediert und übersetzt von Lanzinner und Wagner in: Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 138ff., 31. Vgl. ferner für St. Nikola den Visitationsbericht von 1558, ed. von Landersdorfer in: Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 127ff. Nr. 30. »
  95. Dazu Oswald, Nuntius Ninguarda 35. »
  96. Zu Einzelheiten vgl. Lanzinner/Loibl, Stadtrecht 143ff.; eine wichtige Methode der Konfessionsüberwachung war die Kontrolle der jährlichen Osterbeichte, vgl. dazu Eichhorn, Beichtzettel. Die Beichtzettel sind eine wichtige Quelle für die Passauer Bevölkerungsgeschichte der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. »
  97. Vgl. Amann, Stadtherrschaft 378f.; vgl. hierzu auch die Deckenmalerei in der ehem. Franziskanerkap. St. Anna Nr. 693»
  98. Vgl. Nr. 734»
  99. Zu den politischen und kirchlichen Verhältnissen in Passau vgl. im einzelnen Hartmann, Jahrhundert der Katastrophen 165ff. »
  100. Vgl. Nr. 853†. »
  101. Ed. von Lanzinner und Wagner in: Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 161ff. Nr. 36 (hier auch weitere Literatur). Vgl. ferner Amann, Stadtherrschaft 377f. sowie Hartmann, Jahrhundert der Katastrophen 170ff. »
  102. Vgl. Hartmann, Jahrhundert der Katastrophen 174ff.; auch Nr. 915 im Katalog. »
  103. Zwei Kapuzinerpatres sind als Pestopfer (1634) belegt, vgl. Nr. 836† im Katalog. »
  104. Dazu Hartinger, Mariahilf ob Passau, Zitate: Vorwort und 12; vgl. auch: Mirakel bei Mariahilf ob Passau, Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 176ff. Nr. 38 (Hartinger). »
  105. Vgl. Hartmann, Jahrhundert der Katastrophen 177ff.; der Bericht des Passauer Goldschmieds Wilhelm Schmid aus dem Jahre 1694 über die Ereignisse ist ediert: Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 188ff. Nr. 39 (Lanzinner/Wagner). »
  106. Vgl. dazu Möseneder, Architektur 536ff. »
  107. Vgl. dazu den Sammelband: Vor 200 Jahren. »
  108. Abdankungserklärung, ed.: Passau. Quellen der Stadt Passau 299ff. Nr. 54. »
  109. Vgl. dazu Wagner, Säkularisation; Landersdorfer, Aufhebung von St. Nikola 35–52. »
  110. Vgl. Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 302f. Nr. 55 (Landersdorfer). »
  111. Vgl. Passau. Quellen zur Stadtgeschichte 317ff. Nr. 61 (Landersdorfer). »
  112. Erster Stadtbrand am 27. April 1662, zweiter am 29. Juli 1680. »
  113. Kdm Passau 30, 76. »
  114. Vgl. genauer zum Stadtbrand: Drost, Architektur 79–82. »
  115. Kdm Passau 238. »
  116. Kdm Passau 256f.; in der Vorhalle finden sich noch Reste von Deckenmalereien, vgl. Nr. 5»
  117. Kdm Passau 104, auch Mader, Vergessene Kirchen 11, 13. »
  118. Vgl. Nr. 184 und 407 im Katalog. »
  119. Im Eingangsbereich des Rathauses in Obernzell befinden sich vier Rotmarmorgrabplatten, eine fünfte ist photographisch überliefert, heute aber nicht mehr auffindbar. Die verschollene Platte und zwei weitere dieses Bestandes können über Kopiale als Grabmäler des Passauer Domkreuzganges identifiziert werden, vgl. Nr. 216a / 508, 222 und 241† / 385†. »
  120. Vgl. zum Abriss des Domkreuzganges ausführlicher Kappel, Dom 158ff. Über das Schicksal einiger Grabdenkmäler vgl. als Bsp. Nr. 17†, 18† und 26†: zwei Platten wurden mutmaßlich aus dem Domkreuzgang verkauft, auf einem Bauernhof in Unterfreinberg als Bodenbelag zweitverwendet und zu Anfang des 20. Jahrhunderts von einem Wiener Antiquar aufgekauft, vgl. hierzu Kappel, Dom 160. »
  121. Vgl. Kdm Passau 104. »
  122. Kdm Passau 263; vgl. Seyffert: Clm 5620; Nr. 54: Fragmente sind noch vorhanden; Nr. 62†, 601† und 812†. »
  123. Kdm Passau 267f., auch Mader, Vergessene Kirchen 65. »
  124. Kdm Passau 276. »
  125. Vgl. unten Bayer. HstA KL Fasz. 508/15 und Nr. 351†. »
  126. Vgl. Nr. 303†; aus einer nicht näher definierten Klosterkapelle: Nr. 576†. »
  127. Kdm Passau 299, auch Mader, Vergessene Kirchen 59. »
  128. Zu einer Grabplatte, die sich seit Bischof Hofstätter in der Johannis-Spitalkirche befindet, ist belegt, dass der Verstorbene in St. Salvator beerdigt wurde, vgl. Nr. 472»
  129. Fuchs, Standorte 327. »
  130. Vgl. Einleitungskapitel XXXIII, Photographische Überlieferung. »
  131. Vgl. Fuchs, Standorte 324 und 327; vgl. Nr. 434†. »
  132. Vgl. 63†, 286†, 287†, 547†, 567†, 582†, 702†, 709†, 730†, 743†. »
  133. Catalogus codicum latinorum bibliothecae regiae Monacensis. Edito altera. Bd. 1,1 (Catalogus codicum manu scriptorum bibliothecae regiae Monacensis 3,1). München 1892, 238f. »
  134. Leidl, Bischöfe 41f. »
  135. Oft wurde Anno domini weggelassen, die Abschrift beginnt dann sofort mit der Jahreszahl, meist mit römischen Zahlzeichen wiedergegeben, ohne Rücksicht auf den Usus des Originals. »
  136. Ein Beispiel hierfür, an dem der Umstand besonders schön zu Geltung kommt, wäre die Grabschrift für Benigna von Weichs (†1512, vgl. Nr. 355†). BZAR Gen. 1279 bietet zwei Versionen der Inschrift, von der eine, die bereits vom Kopisten Brunner durchgestrichen wurde, der Version in Clm 1302 entspricht. Die zweite Version wurde von Seyffert übernommen. ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 bzw. StBP Hist. eccl. 130 VII gr zitieren explizit nach Clm 1302. »
  137. HalmMeyer, Catalogus codicum latinorum 2,4, 241f. »
  138. Wurster, Hochwart 252f.; da Kaspar Brusch der neuen Lehre offen gegenüberstand, ließ er in sein Werk Kritik an der katholischen Kirche einfließen. Daher sollte Lorenz Hochwart den Passauer Bischofskatalog überarbeiten. »
  139. Zu den verschiedenen Teilen und dem Inhalt der Handschrift vgl. Widemann, Geschichtsschreibung 640ff. »
  140. Die im Bischofskatalog enthaltenen Bilder Passauer Bischöfe entsprechen Portraits von Persönlichkeiten aus der Entstehungszeit der Handschrift, vgl. die Erklärung dazu auf fol. 207v; die Namen der dargestellten Personen sind jeweils am Rand neben dem Bild (von einer späteren Hand?) verzeichnet. »
  141. Zu Hochwart vgl. Mader, Tausend Passauer 103; in der Handschrift sind an den Rändern häufig nachträglich Notizen aufgeführt, u.a. die Namen der in den Portraits dargestellten Personen (vgl. oben); an einigen Stellen wurden mittelalterliche Kaiserprivilegien kopiert, z.B. auf fol. 154v eine Urkunde Kaiser Heinrichs V. aus dem Jahre 1111. »
  142. Vgl. Nr. 36†, 60†, 80†, 87†, 113†, 379†, 555† und 556†. »
  143. Laut Widemann, Geschichtsschreibung 642, besteht dieser biographische Teil aus drei Händen (fol. 207–214, 214–215, 216–221), von denen die beiden ersten noch zu Lebzeiten Urbans von Trenbach geschrieben haben. »
  144. Allgemein zu Johann Franz Eckher von Kapfing vgl. Hubensteiner, Eckher von Kapfing. »
  145. Vgl. Hubensteiner, Eckher von Kapfing 139; das „Grabsteinbuch“ befindet sich ebenfalls in der Bayerischen Staatsbibliothek unter der Signatur Cgm 2267, vgl. Einleitungskapitel XXV. »
  146. Karl Seyffert (1731–1792) war Geschichtsschreiber und Privatsekretär des Domkapitulars Johann Baptist Graf von Auersperg, vgl. genauer: Mader, Tausend Passauer 219; ausführlich zu Seyffert: Wurster, Seyffert. »
  147. Vgl. hierzug auch Hubensteiner, Eckher von Kapfing 139. »
  148. Ehem. Benediktinerkloster St. Lampert, Gde. Seeon, Lkr. Traunstein/OB. »
  149. Vgl. zu Johann Franz Eckher von Kapfing Hubensteiner, Eckher von Kapfing, darin zum Grabsteinbuch 138f. »
  150. Vgl. Nr. 745†, 749†, 763†, 833†, 862† und 863†. »
  151. Vgl. hierzu beispielsweise die Grabschriften zu Mitgliedern der Familie der Mautner von Katzenberg, der auch die Dechantin Margareta angehörte, Nr. 72†, 159†, 205, 199†, 285†. »
  152. Vgl. z.B. Nr. 62†, 167†, 664†. »
  153. Vgl. zu Anselm Desing: Stegmann, Desing; Hammermayer, Desing. »
  154. Stegmann, Desing 76. »
  155. Stegmann, Desing VII. »
  156. Vgl. z.B. fol. 63v und fol. 88r»
  157. Vgl. z.B. fol. 107v: oben Prope illam fenestram, unten rechts geteilter Wappenschild mit ansatzweise ausgearbeitetem Oberwappen. »
  158. Vgl. z.B. Nr. 480: Nachzeichnung, nur Text im unteren Bereich der Platte wiedergegeben; Nr. 710†: Schlussformel mit etc. abgekürzt. »
  159. Beispielsweise einmal in bloßer Abschrift und an anderer Stelle als Nachzeichnung, vgl. Nr. 539: fol. 48r Text, fol. 64r Schema der Ahnenprobe, fol. 83r–84v schematische Nachzeichnung mit extra aufgeführten Wappenzeichnungen und Text; Nr. 797†: fol. 49r nur Wappenbeischriften, fol. 81r–82v Text und Teil der Ahnenprobe. »
  160. Vgl. Nr. 233†, 616†, 618†, 653†, 673†, 756†, 787†, 827†, 872†, 886† und 905†. »
  161. Peter Brunner (1785–1845) war Hochschulprofessor für Philosophie, Gymnasialrektor und Redakteur des „Kourier an der Donau“; vgl. genauer Mader, Tausend Passauer 36. »
  162. Dieses Heft trägt keine Nummer. Da das nachfolgende Heft mit Nr. 4 bezeichnet ist, ist unklar, ob das vorhergehende Heft die Nummer 2 oder 3 trägt. Offenbar fehlt ein Heft. »
  163. Vgl. z.B. p. 21: Zu Seifferts Zeit in der Herrenkapelle, aus dessen Sammlung oder p. 36: Aus Seifferts Grabschriften=Sammlung, jeweils als Zwischenüberschrift. Vgl. zu Seyffert die Handschriften: Cgm 1745 und 5620; OA Sammlung Seyffert 6. Wahrscheinlich handelte es sich bei der von Brunner zitierten Kopiale Seyfferts um einen den Dom betreffenden verlorenen Teil aus OA Sammlung Seyffert 6; vgl. auch Einleitungskapitel XXVIII und XXX. »
  164. Ein Hinweis darauf, dass Brunner auch aus einer nicht näher bezeichneten Sammlung zitiert, findet sich auf p. 51. Hier gibt er die Inschriften an der Wand aus der ehem. Michaelskapelle wieder, anbei der Hinweis: Aus der Grabschriftensammlung, von Seifferts Hand an vielen Stellen corrigiert … Es liegt also nahe, dass Brunner aus Seyfferts Abschrift auch Clm 1302 als Vorlage verwendet hat, die ja eine anonyme Handschrift ist (daher nur als Grabschriftensammlung bezeichnet) und in der uns heute die einzige direkte Überlieferung zu den Wandinschriften erhalten ist. Ein weiteres Indiz liefert beispielsweise Nr. 355†: auf p. 51 überliefert Brunner zunächst auf der linken Seite eine Abschrift, die auffallend der Variante aus Clm 1302 ähnelt. Dann hat er diese Version durchgestrichen und eine andere, die er ausdrücklich nach Seyffert zitiert, rechts daneben geschrieben. »
  165. Vgl. Einleitungskapitel XXX; vgl. auch Wurster, Seyffert 148. »
  166. Im Stadtarchiv von Straubing finden sich im Nachlass Wimmer (vgl. SASR HV NL Wimmer 14) einige Zettel mit Aufzeichnungen über Passauer Grabinschriften. Bei diesen Zetteln könnte es sich um eine Materialsammlung zu dem Manuskript handeln. »
  167. Eduard Wimmer (1840–1902) war Hauptmann in Passau und Straubing und später Oberstleutnant, vgl. Anmerkung unter dem Namensverzeichnis-Titel in der Handschrift. »
  168. Die Handschrift ist durchnummeriert. Allerdings beziehen sich die Nummern auf die Inschriftenabschriften und nicht auf die Seiten, was anfangs irreführend ist, da sich auf jeder Seite zunächst nur eine Abschrift befindet. Erst an späterer Stelle wird die Nummerierung klar, die dann allerdings im Register weitergeführt wird, wo sie sich dann doch auf die Seiten bezieht. »
  169. Vgl. hierzu z.B. Nr. 58†. »
  170. Er zitiert des Öfteren aus Clm 1302, mit der alten, damals gültigen Signatur Cod. bav. 302 . »
  171. Vgl. hierzu z.B. Nr. 695 und 696; 706 und 707†. »
  172. Vgl. hierzu ABP OA, Sammlung Stinglhamer/Krick 151 und StBP Hist. eccl. 130 VII gr (explizit Kopie). »
  173. Vgl. Nr. 320»
  174. Vgl. Nr. 43 und 65»
  175. Vgl. Angaben im: Katalog der Bibliothek des Freiherrn Emil Marschalk von Ostheim. II. Abteilung, hg. von der K. Bibliothek Bamberg. Bamberg 1911, 1218f. »
  176. Vgl. Nr. 745†, 749†, 763†, 833†, 862† und 863†. »
  177. Für die Angaben sei Herrn Dr. Andreas Zajic, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung, Arbeitsgruppe Inschriften, gedankt; vgl. zur Handschrift auch Holter, Verschollene Grabmäler 59–62. »
  178. Vgl. Nr. 132 und 147†. »
  179. Titel zitiert nach Krick, Domstift 250. »
  180. Das Manuskript befindet sich weder im Archiv des Bistums Passau noch in der Staatlichen Bibliothek Passau. Es konnte auch nicht in der Bayerischen Staatsbibliothek aufgefunden werden. »
  181. Krick, Domstift 250. »
  182. Krick, Domstift 250. »
  183. BZAR Gen. 1279. »
  184. Vgl. hierzu Einleitungskapitel XXVII. »
  185. Vgl. v.a. Nr. 82†. »
  186. Vgl. Nr. 195†, 412†, 573†, 583†, 718†, 741† und 785†, bei denen Krick die einzige Quelle darstellt. »
  187. Beispielsweise führt Krick hier Grabplatten auf, die sich schon zu seiner Zeit an abwegigen Orten befanden und/oder nur bei ihm überliefert sind: vgl. Nr. 16†, 250†; 540†. »
  188. Epitaphia D. D. Canonicorum, Praepositorum, Decanorum, Episcoporum Suffraganeorum, Officialium et Custodum Ecclesiae Pataviensis, quae lecta et collecta sunt in templis Pataviensibus a Carolo Seuffert Presbytero saeculari Patav. anno 1771–1773, vgl. Krick, Domstift 250; siehe oben. »
  189. Vgl. z.B. 16†, 23†, 27†, 30†, 31†, 33†, 34†, 38†, 59† usw. »
  190. Gerade bei römischen Jahresdatierungen bietet sie falsche Lesungen, vgl. die Brunneninschrift im Hof des Johannisspitals, datiert MDCXCV (1695), verbessert aus MDCCLV (1755), bei Weber 199 MDCXLV (1645); ähnlich im Fall der Grabschrift für Matthias Blasser in St. Paul: MDCCXXIX (1729), bei Weber 100 MDCXXIX (1629). »
  191. Beispielsweise eine Inschrift, die von einem Erdbeben 1348 berichtet (Nr. 41†), oder eine, die einen Stadtbrand 1354 (Nr. 47†) meldet, oder auch eine Inschrift über den angeblichen Hostienfrevel der Juden in St. Salvator (Nr. 200†). »
  192. Vgl. Nr. 459† und 460†. »
  193. Band I enthält auch Angaben zur Innenstadt (Dombereich), Band I,2 zu Eggendobl und Hals, Band II,1 zu St. Nikola und Band II,3 zu Unterfreinberg. »
  194. Vgl. Nr. 13† und 530†. »
  195. Es ist nicht auszuschließen, dass Hund von Clm 27085 abgeschrieben hat. Hund weist in der Einleitung zur Passauer Diözese darauf hin, dass ihm Bischof Urban von Trenbach eine Handschrift zur Verfügung stellte. Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um Clm 27085 handelte. »
  196. Vgl. Nr. 57†, 236†, 398† und 485†. »
  197. Vgl. Nr. 63†, 286† (hier Photo Liedke), 547†, 567†, 582†, 702†, 709†, 730† und 743†. »
  198. Die Abschnitte zur Romanischen und Gotischen Majuskel sowie zur Frühhumanistischen Kapitalis und zur Kapitalis wurden von Franz-Albrecht Bornschlegel verfasst, die restlichen Abschnitte von Ramona Epp. »
  199. Beispiele für die Q-Form mit eingestellter Cauda, die in den Schriften der vorkarolingischen Zeit häufig verwendet und in den langobardischen Inschriften kultiviert und systematisiert wurde, finden sich im deutschsprachigen Bereich nach der Jahrtausendwende in der Mainzer Grabinschrift des Wignandus, 1048 (DI 2 (Mainz) Nr. 655) auf einem der Regensburger Dionysiussteine, 1049 (Fuchs, Dionysius-Steine 151 Abb. 1) auf dem Tragaltar aus dem Welfenschatz (Kunstgewerbemuseum Berlin, Inv.Nr. W 2), 3. V. 11. Jh. (Photosammlung des Lehrstuhls für Geschichtliche Hilfswissenschaften F 208a), auf dem Buchdeckel des Liber aureus aus Prüm, um 1101–1106 (Bayer, Versuch Abb. 66), im Adalbertprivileg des Mainzer Domportals, 1135 (DI 2 (Mainz) Nr. 10) sowie in der Mainzer Schenkungsurkunde von St. Ignaz, M. 12. Jh. (DI 2 (Mainz) Nr. 17). »
  200. Zur Romanischen und Gotischen Majuskel siehe insbes. Koch, Paläographie 1–42, Ders., Auf dem Wege zur Gotischen Majuskel 225–247, Kloos, Einführung 123–132 sowie die Einleitungskapitel der jüngeren DI-Bände. »
  201. Entgegen der kunsthistorischen Datierung würden die Schriftformen eher einen zeitlichen Ansatz im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert vermuten lassen. »
  202. Materialbedingt erreichen die in Stein gemeißelten Inschriften der Romanik und frühen Gotik in der Ausgestaltung der Buchstabenkontur nur selten die Flächigkeit der gemalten oder ausgelegten Inschriften. »
  203. Unter den in romanischer Zeit gebräuchlichen Formen des unzialen M erweist sich das links geschlossene unziale M mit nach außen gebogenem rechten Bogenausläufer als die am spätesten eingeführte Variante. Vgl. Rauh, Monumentalinschriften 103. »
  204. Vgl. Nr. 22 (1321) mit kurzem und Nr. 57 (1361) mit fast bis zur Grundlinie herabgeführtem Mittelteil des kapitalen M. »
  205. Insgesamt konnten 13 Nexus litterarum in der Inschrift nachgewiesen werden: AMB, AN (2x), FR (3x), ER, ME (2x), OR (2x), TE, TR. »
  206. Kloos, Einführung 132. »
  207. Vgl. Nr. 37 (1344), 39 (1348), 43 (1349) und (1353). »
  208. Ansonsten verteilen sich die Doppelformen auf unterschiedliche Buchstaben des Alphabets: Nr. 25 (M, T, U/V), Nr. 28 (I/J, N). »
  209. Das kapitale E mit seitlichem Abschlussstrich lässt sich im Bearbeitungsgebiet ausschließlich in jenen beiden Inschriften nachweisen. »
  210. Mit Ausnahme des ersten N im Nexus litterarum NN des Wortes „ANNO” wird in der Inschrift für Meingot III. von Waldeck durchweg rundes N verwendet. »
  211. Nr. 92, 93, 94, 95, 96, 97, 99, 101»
  212. Als früheste Beispiele der Gotischen Minuskel in Inschriften im deutschen Raum gelten die Mainzer Erzbischofsgrabmäler, allen voran die Inschrift für Peter von Aspelt (†1320; vgl. hierzu Kloos, Einführung 136), das nach neuerer Forschung um 1340–1350 bzw. um 1335 angesetzt wird (vgl. Kessel, Memorialfunktionen 16–18: befürwortet erstere Datierung; dies., Sepulkralpolitik 19: befürwortet letztere Datierung). In Süddeutschland findet sich in Donauwörth eines der frühsten Beispiele einer Gotischen-Minuskel-Inschrift aus dem Jahre 1346 (vgl. hierzu Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 65 Karte 4: Die dortige Aufstellung lässt erkennen, dass sich die Gotische Minuskel in Zentraldeutschland in den 40er Jahren des 14. Jahrhunderts verbreitet hat.). Im benachbarten Salzburg findet die Gotische Minuskel etwa ab der gleichen Zeit wie in Passau Verwendung, vgl. hierzu Koch, St. Peter 78: im in St. Peter überlieferten Inschriftenmaterial tritt die Schrift kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts auf. »
  213. Vgl. zur Datierung beispielsweise Dehio, Niederbayern 507/529 sowie die jeweiligen Katalognummern. »
  214. Nr. 102, 106, 109 (Abb. 59) und 110 (Abb. 24). »
  215. Nr. 114 (Abb. 63), 117 (Abb. 48), 118 und 125 (Abb. 66); u.U. im Hinblick auf Versalien Nr. 124 (Abb. 65). »
  216. Vgl. hierzu Alphabetzeichnungen bei Seufert, Preu/Zeller-Epitaph, Anhang 3 367f. »
  217. Halm, Plastik I 95f. »
  218. Nr. 129 (Abb. 62), 144 (Abb. 69), 146, 148 (Abb. 11), 149 (Abb. 12), 185 und 255 (Abb. 86). »
  219. Halm, Plastik I 74ff. »
  220. Nr. 154, 156, 165 (Abb. 42), 173 (Abb. 74), 178, 182, 189, 191 und 205 (Abb. 76). »
  221. Nr. 156, 189 und 191»
  222. Nr. 231, 243 (Abb. 84) und 246»
  223. Nr. 155 (Abb. 72), 157, 177, 209 (Abb. 80) und 210»
  224. Nr. 170, 172 (Abb. 73), 196 (Abb. 75) und 198 (Abb. 78). »
  225. Miller, Meister von Seeon 142, 145, Abb. 14; Miller stellt darin die These auf, dass der Meister von Seeon mit Hans Paldauf, der 1459 urkundlich in Passau nachweisbar ist, identisch ist. »
  226. Nr. 234, 244 (Abb. 85), 299 und 321»
  227. Nr. 221, 261, 298 (Abb. 90), 314, 325 und 344 (Abb. 102). »
  228. Vgl. Nr. 221, 314 und 325»
  229. Vgl. Nr. 344 (Abb. 102): 150x für 1510. »
  230. Nr. 469 (Abb. 133). »
  231. Nr. 531 und 660»
  232. Nr. 591 (Abb. 152) und 639 (Abb. 13). »
  233. Vgl. die Ausführungen über die Fraktur in diesem Kapitel. »
  234. Zur Frühhumanistischen Kapitalis vgl. insbes. Neumüllers-Klauser, Epigraphische Schriften 315–328, Koch, Frühhumanistische Kapitalis 337–345, Ders., Das 15. Jahrhundert in der Epigraphik 587–606, bes. 596 ff. sowie die Einleitungskapitel der jüngeren DI-Bände. »
  235. Mazal, Paläographie 181–182. »
  236. Kohn in DI 48 (Wiener Neustadt) XLVIII; Drös in DI 41 (Göppingen) LIVf. »
  237. Vgl. die Schriftkapitel zur Fraktur bzw. zu Vorformen der Fraktur. »
  238. Im Gegensatz hierzu definiert Harald Drös eine sog. „Gotico-Humanistica“ die keinen festen Schriftkanon aufweist. Sie zeigt innerhalb derselben Inschrift einen sehr großen Variantenreichtum, vgl. DI 41 (Göppingen) LVI. Die Gotico-Antiqua-Inschriften unterscheiden sich zwar untereinander (versch. Werkstattausprägungen, Einzelbeispiele), haben aber innerhalb desselben Typus bzw. derselben Inschrift durchgehend dieselben Buchstabenformen. U.U. ist von der Gotico-Antiqua ein bestimmter Typ Mischschrift abzuheben, dessen Schriftbild offensichtlich auf die Fraktur, und nicht auf die humanistische Minuskel, abzielt. »
  239. Eine Auflistung einiger Beispiele bietet Drös: DI 41 (Göppingen) LV. Diese Liste lässt sich noch durch einige weitere Inschriften ergänzen, z.B. durch die Grabplatte für Hippolyt Stainer im Propsteihof in Wiener Neustadt aus dem Jahre 1506 (DI 48 (Wiener Neustadt) Nr. 160). Einen Überblick über die Gotico-Antiqua in Inschriften mit Schwerpunkt auf dem Raum Passau siehe Epp, Epigraphische Minuskel. »
  240. Nr. 225 (Abb. 81), vgl. auch Epp, Epigraphische Minuskel 180f. Abb. 11. »
  241. Liedke, Gartner 44, Abb. 5. »
  242. Vgl. genauer Epp, Epigraphische Minuskel 180f., Abb. 11. »
  243. Eine ebenfalls Gartner zuzuschreibende Inschrift, die auch auf das Jahr 1495 datiert, dürfte evtl. einige Jahre später angefertigt worden sein, kann aber auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes nicht genauer eingeordnet werden. Die Schrift weist jedoch bereits die typischen Gartnerzüge auf, vgl. die Grabinschrift für Wolfgang Reyttorner (†1495) Nr. 241† (Abb. 83). »
  244. Nr. 308 (Abb. 92). »
  245. Als „Gartner-Schriftstil“ wird im Folgenden die Ausprägung der Gotico-Antiqua verstanden, die für Gartner und seine Werkstatt typisch ist. Dabei können aber keine Unterschiede zwischen der Hand des Meisters und Händen aus der Werkstatt gemacht werden. »
  246. Vgl. z.B. an suntag vor Nr. 386 (Abb. 112) oder am abent Nr. 396»
  247. Vgl. z.B. Cuius anima Nr. 334 oder allen gelaubigen Nr. 369 (Abb. 107). »
  248. Die Unterscheidung bezieht sich auf die Schriftäußerungen in Gotico-Antiqua. Zur Gotischen Minuskel, die er – allerdings in geringem Umfang – ebenfalls verwendet, vgl. das Einleitungskapitel zur Gotischen Minuskel und Beispiele bei Liedke, Gartner. »
  249. Nr. 306, 307 (Abb. 87), 310† (Abb. 94), 312, 320 (Abb. 95), 322 (Abb. 96), 324 und 330»
  250. Nr. 327 (Abb. 101), 333, 334, 335 (Abb. 98), 340, 342 (Abb. 103), 346, 347, 348 (Abb. 99), 357 und 361 (Abb. 66). Der Übergang von der Früh- zur mittleren Phase bei Gartner vollzieht sich offensichtlich an der Grabplatte für Georg Adling (Nr. 334). Die hier auftretende d-Form steht zwischen der d-Form der Frühphase und der d-Form der mittleren Phase. »
  251. Nr. 366 (Abb. 106), 367, 369 (Abb. 107), 373, 375 (Abb. 110), 383, 384, 385† (Abb. 83), 386 (Abb. 112), 387 (Abb. 113), 389, 395, 396, 399 (Abb. 114), 400, 402, 409 (Abb. 119) und 410»
  252. Das Sterbejahr Gartners wurde lange Zeit um das Jahr 1530 bzw. 1532 angesetzt: Halm, Gartner 16/17; Högg, Gartner 58; Kutter, Gartner 220–221; DI 41 (Göppingen) LV. Volker Liedke vermutet hingegen, dass Gartner bereits 1521 verstorben sei: Liedke, Gartner 64. Dieses Jahr scheint auch deshalb wahrscheinlich, da Gartner nach 1521 epigraphisch nicht mehr nachweisbar ist. »
  253. Vgl. Nr. 402: Mensis, Maticen(sis)»
  254. Vgl. Nr. 327 (Abb. 101): Margreth»
  255. Vgl. Nr. 389: Anna»
  256. Vgl. Nr. 411: Erb»
  257. Nr. 392, 398† (Abb. 115) und 405»
  258. Eines der ersten Beispiele dieses Schrifttyps, bei dem die charakteristischen Formen deutlich hervortreten, ist ein Fragment mit der Grabschrift für Ursula Zimbs (Nr. 430, Abb. 118), wonach der Schrifttyp benannt wurde, vgl. Epp, Epigraphische Minuskel 183. »
  259. Högg spricht im Zusammenhang mit der Grabplatte Gartners bei der Inschrift für Katharina Gartner (vgl. Nr. 454, Abb. 106) eindeutig von einer Werkstattnachfolge (vgl. Högg, Gartner 58). Die Inschrift ist tatsächlich dem Zimbstyp zuzuordnen. Es gibt jedoch keine eindeutigen Belege dafür, dass der Steinbildhauer des Zimbstyps ein direkter Nachfolger Gartners ist. »
  260. Nr. 403 (Abb. 116), 404, 419 (Abb. 120), 424, 430 (Abb. 118), 432 (Abb. 25), 435 und 436»
  261. Nr. 438 (Abb. 125), 439 (Abb. 42), 446 (Abb. 127), 454 (Abb. 106), 462, 466 (Abb. 138), 467, 468, 478, 482, 485† (Abb. 34), 486 (Abb. 139), 480 (Abb. 143), 488, 491, 492, 497, 498 (Abb. 140), 508, 510 (Abb. 26) und 522»
  262. Vgl. z.B. Nr. 446 (Abb. 127): Minuskel-n bei Nouembris und Minuskel-a bei Anno»
  263. Vgl. 438 (Abb. 125), 454 (Abb. 106), 466 (Abb. 138), 480 (Abb. 143), 498 (Abb. 140) und 510 (Abb. 26). »
  264. Vgl. Nr. 466 (Abb. 138). »
  265. Ähnlich bei einem Fragment im Steinweg 1, vgl. Nr. 522»
  266. Nr. 319 (Abb. 93), 327 (Abb. 101), 329 (Abb. 97), 341, 345, 363 (Abb. 100) und 472»
  267. Das erste Beispiel dieser Schrift in Passau ist die Grabplatte für Ambros Brunhofer, nach der die Schrift im Folgenden Brunhofertyp bezeichnet werden soll, vgl. auch Epp, Epigraphische Minuskel 185f. »
  268. Nr. 483 (mit Einschränkung), 509 (Abb. 150), 512 (Abb. 153), 514, 517, 529 (Abb. 14) und 535 (Abb. 155). »
  269. Nr. 537 (Abb. 133), 538, 542 (Abb. 99), 543, 545 (Abb. 152), 546 (Abb. 121), 547†, 548 (Abb. 159) und 549 (Abb. 78). »
  270. Vgl. beispielsweise Nr. 517: links geschlossenes, unziales M in Magdalena, kapitales M mit verkürztem Mittelteil in Michaelen, 535 (Abb. 155): vorwiegend kapitale Grundformen. »
  271. Derartige Fälle werden unter den entsprechenden Katalognummern genauer dargestellt. »
  272. Nr. 305 (I); 370 (Abb. 109); 392, 398† (Abb. 115); 422 (Abb. 121). »
  273. Nr. 350 (Abb. 72), 354; 407; 443 (Abb. 128); 513 (Abb. 151); 520; 525; 526; 527† (Abb. 143); 528»
  274. Nr. 374 (Abb. 7), 441 (Abb. 126) und 489 (Abb. 144). »
  275. Vgl. Nr. 441 (Abb. 126). »
  276. Vgl. Nr. 489 (Abb. 144). »
  277. Nr. 465, 475, 479 (Abb. 136) und 481 (Abb. 137). »
  278. Vgl. Epp, Epigraphische Minuskel 194f.; die Schrift wurde nach der Grabplatte für Christoph Derrer (†1541, Nr. 481, Abb. 137) benannt. »
  279. Nr. 475 und 481 (Abb. 137). »
  280. Der Schrifttyp zeigt bei der g-e Ligatur und bei dem doppelstöckigen a gewisse Ähnlichkeiten mit dem Epitaph für Barbara Sturm (†1530, Nr. 443, Abb. 128) und v.a. bei g Parallelen mit der Inschrift für Wolfgang von Rottau (†1535, Nr. 463, Abb. 46). »
  281. Siehe im Schriftkapitel zur Fraktur. »
  282. Zur Renaissance-Kapitalis vgl. Kloos, Einführung 153–160, insbes. 158 ff., Bornschlegel, Frühe Renaissance-Kapitalis 217–225 sowie die Einleitungskapitel der jüngeren DI-Bände. »
  283. Nr. 416 (Abb. 122), 418 (Abb. 14), 425 (Abb. 117) und 445 (Abb. 129). »
  284. Nr. 500 (Abb. 145), 532, 536, 550 (Abb. 157), 578 und womöglich Nr. 505»
  285. In Nr. 505 und 532 weisen die Buchstaben M und N die Schattenstriche in der Senkrechten und die Haarstriche in den Diagonalen auf. »
  286. Während G mit weit einragender Cauda, R mit einigen Varianten der geschwungenen Cauda, S mit stark eingebogenen Bogenausläufern sowie schrägliegendes, oben spitzes zweistöckiges Z in Nr. 449 (Abb. 131) die markantesten Buchstabenabweichungen vom Kanon der klassischen Kapitalis beschreiben, sind in Nr. 464 (Abb. 135) schmales G mit weit einragender Cauda, M mit Schrägschäften und kurzem Mittelteil, ovales O und R mit geschwungener Cauda anzuführen. »
  287. Nr. 600, 602, 603 und 637»
  288. Zeitlich nachfolgende Beispiele: Nr. 701 (1593), 751 (1605), 801 (1621), 815 (Abb. 200, 1628), 844 (1636) und 858 (Abb. 208, 1641). »
  289. Nr. 544 (Abb. 149), 551 (Abb. 160), 562 (Abb. 165) und 566»
  290. Die Werkstatt des Loy Hering (Augsburg, Eichstätt) entwickelt in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts einen Frakturtyp, der u.a. von Oberlängenschleifen geprägt ist und somit werkstattypisch wird, vgl. hierzu z.B. Bornschlegel, Druckschriften 223f., Abb. 208. Der Stil Loy Herings ist aber nicht mit dem der Passauer Inschrift identisch. »
  291. Die in diesem Zusammenhang am häufigsten genannten Drucke sind zum einen das Gebetbuch Kaiser Maximilians I., das 1512/1513 von Hans Schönsperger in Augsburg gedruckt wurde, und der Teuerdank Maximilians I., der 1517 von demselben Drucker in Nürnberg herausgebracht wurde, vgl. Kloos, Einführung 142, vgl. genauer zur Entwicklung der Fraktur: Zahn, Fraktur. »
  292. Nr. 686, 695, 706 (Abb. 184), 708, 759, 762 und 783; vgl. hierzu auch im Einleitungskapitel zu den Inschriftenträgern LIX. »
  293. Nr. 695 / 696; 706 (Abb. 184) / 707†; 759 / 806, in diesem Fall wurde die Platte schon zu Lebzeiten gesetzt. »
  294. Vgl. hierzu Nr. 692, 822 (Abb. 198), 824, 855, 856, 858 (Abb. 208), 866 und 877»
  295. Vgl. hierzu besonders Nr. 877»
  296. Vgl. hierzu Nr. 610 (Abb. 162), 626 (Abb. 174), 629, 638, 652, 658 (Abb. 186) und 685 (Abb. 189). »
  297. Z.B. Nr. 815 (Abb. 200), 864 und 875»
  298. Z.B. Nr. 825 (Abb. 205) und 912»
  299. Nr. 878 (Abb. 211) und 908»
  300. Nr. 873 (Abb. 209). »
  301. Nr. 929 V. I. (Abb. 221). »
  302. Vgl. Kdm Passau 141; die Tafel befindet sich in der Ortenburgkapelle direkt neben der Gedenktafel für Anton von Ortenburg (†1573, Nr. 637). »
  303. Der Abschnitt zu den Mehrfachverwendungen wurde von Christine Steiniger verfasst, die restlichen Abschnitte von Ramona Epp. »
  304. Nach Beschluss der Münchener Inschriftenkommission werden bloße Baudaten und Jahreszahlen innerhalb des Bestandes der Stadt Passau nicht berücksichtigt. »
  305. Nach Maßgaben der Münchener Inschriftenkommission werden Inschriften auf Vasa Sacra, Paramenten und auf anderen Gegenständen der mobilen Kirchenausstattung nicht aufgenommen. »
  306. Vgl. z.B. römische Funde wie den Grabstein des Faustinianus in St. Severin (vgl. Kdm Passau 323, Fig. 261), die nicht im Rahmen dieser Editionsreihe berücksichtigt werden. »
  307. Der Epoche der Romanik sind nur noch die Gedenkinschrift am Portal der ehem. Marienkirche in Niedernburg (Nr. 4) und die Malereien in der ehem. Vorhalle derselben Kirche (Nr. 5, Abb. 5, 6) zuzuschreiben. »
  308. Vgl. Nr. 36† und 87†. »
  309. Da nach Maßgaben der Münchener Inschriftenkommission der Begriff Epitaph im engeren Sinn für Grabmäler, die für die Anbringung an der Wand konzipiert sind und in der Regel ein so genanntes Andachtsbild (meist eine Szene aus biblisch-christlichen Tradition, oft ergänzt um die Darstellung des/der Verstorbenen, teils mit Familie, in den meisten Fällen als Betender/Betende) aufweisen, verwendet wird, werden hier unter den figuralen Grabplatten auch solche Grabmäler verstanden, die zwar auch für die Aufstellung an der Wand erstellt wurden, aber kein „Andachtsbild“ umfassen. »
  310. Vgl. v.a. Nr. 48 (Abb. 25), 50 (Abb. 27), 51 (Abb. 28) und 65 (Abb. 36); heute inkrustierte Teile oft verloren bzw. beschädigt. »
  311. Nr. 686, 695, 706 (Abb. 184), 708, 759, 762 und 783; vgl. auch im Einleitungskapitel zur Schrift LVI. »
  312. Nach Maßgabe der Münchener Inschriftenkommission wird der Begriff Epitaph enger gefasst und bezeichnet in erster Linie Grabmäler, die für die Anbringung an der Wand konzipiert sind und in der Regel ein so genanntes Andachtsbild aufweisen. Somit werden Grabmäler, die u.U. von Anfang an auch für die Anbringung an der Wand bestimmt waren und den Verstorbenen in ganzer Figur darstellen, jedoch das Format einer Grabplatte aufweisen, als figurale Grabplatte bezeichnet. »
  313. Früheste Beispiele aus den späten 20er / frühen 30er Jahren, dann wieder aus den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts; vgl. v.a. Nr. 434† (Abb. 124), 445 (Abb. 129), 447 (Abb. 130), 539 (Abb. 156), 554 (Abb. 158) und 564 (Abb. 166). »
  314. Vgl. hierzu v.a. Nr. 607, 609 und 622 (Abb. 172). »
  315. Vgl. z.B. Grabschrift „am Boden“ (= Grabplatte?) und Grabschrift „an der Nordwand“ (= Epitaph?) für den Bischof Wiguläus Fröschl von Marzoll (†1517) Nr. 379† und 380†; Epitaph und Grabschrift für den Kanoniker Thomas Ramelsbach (†1531) Nr. 447 (Abb. 130) und 448†; Epitaph für den Dompropst Christoph von Trenbach (mit vorformuliertem Grabtext für seinen Halbbruder und späteren Passauer Bischof Urban von Trenbach) und Grabschrift für denselben (†1552) Nr. 539 (Abb. 156) und 540†; Grabinschrift und Epitaph für den Kanoniker Johann von Kienburg (†1555) Nr. 553 (Abb. 7) und 554 (Abb. 158); Grabinschrift und Epitaph für den Weihbischof Heinrich Kurz (†1557) Nr. 563 (Abb. 15) und 564 (Abb. 166); Grabinschrift und Epitaph für den Weihbischof Michael Englmair (†1569) Nr. 606 (Abb. 44) und 607; Epitaph und Grabschrift für den fürstbischöflichen Hofrat Benedikt Schätzl (†1571) und seine Ehefrau Nr. 626 (Abb. 173, 174) und 627†; Epitaphfragment und Grabschrift für den Domdekan Bernhard Schwarz (†1580) Nr. 663 (Abb. 178) und 664†; Grabplatte und Epitaphfragment für Georg Manng (†1591) und Ehefrau Nr. 695 und 696; Grabplatte und Epitaph für Katharina Sticker (†1595) Nr. 706 (Abb. 184) und 707†; Grabschrift und Epitaph für den Propst von St. Salvator Joseph Hoccer (†1614) Nr. 780† und 781†; Grabschrift und Epitaph für den Dompropst Christoph von Pötting und Persing (†1620) Nr. 796† und 797†. »
  316. Vgl. z.B. Nr. 661 (Abb. 187), 679 und 683»
  317. Vgl. z.B. Nr. 652 und 658 (Abb. 186). »
  318. Vgl. z.B. Nr. 626 (Abb. 173, 174), 788 und 801»
  319. Vgl. z.B. Nr. 670, 677, 685 (Abb. 189) und 689»
  320. Vgl. zu diesem Problem z.B. Nr. 696: vom ursprünglichen Epitaph sind Teile im Domhof verstreut, andere fehlen. In diesem Fall konnte das Epitaph über kopiale Überlieferung annähernd rekonstruiert werden. »
  321. Als letztes Epitaph im Bestand der Stadt Passau kann das für Maria Heffelner (†1641, Nr. 859) gelten. Es folgen ein paar Grabtafeln, die noch ein Andachtsbild enthalten, bei denen dasselbe jedoch eher in den Hintergrund tritt bzw. der/die Verstorbene nicht mehr dargestellt ist, vgl. Nr. 866 und 880 (Abb. 212). »
  322. Vgl. als Beispiele für Grabtafeln im 17. Jahrhundert: Nr. 851, 873 (Abb. 209), 877, 878 (Abb. 211), 881, 882 (Abb. 210), 908, 912, 913 und 916»
  323. Vgl. hierzu Nr. 572†, Anm. 4. »
  324. Vgl. hierzu Nr. 567† (Abb. 169), 569, 582† (Abb. 170) und 702† (Abb. 171). »
  325. Im Landkreis Passau sind einige wenige Stücke erhalten: zwei Totenschilde für Angehörige der Familie Ortenburg (eines datiert auf 1573) in der evangelischen Pfarrkirche zu Ortenburg und ein Schild für Urban Schätzl (1638) in St. Blasius in Kellberg. »
  326. Die meisten Kopialen stammen erst aus dem 18., 19. oder 20. Jh., vgl. im Einleitungskapitel zur kopialen Überlieferung. »
  327. Vgl. genauer Katalognummer Nr. 628 (Abb. 177). »
  328. Der Stadtbrand 1662 gilt als oberste Grenze für den Erfassungszeitraum der vorliegenden Inschriftenedition. »
  329. Vgl. hierzu im Einleitungskapitel zur Schrift XLVI. »
  330. Vgl. Nr. 586 bis 588, 596, 619 (Abb. 175) bis 621, 624, 636, 665, 690, 691†, 699 und 717»
  331. Vgl. z.B. im Lkr. Passau (DI-Band in Vorbreitung) in den Schlössern Rathsmansdorf und Obernzell. »
  332. Vgl. genauer Röhrer-Ertl, Fingerzeig. »
  333. Vgl. v.a. Nr. 681, 775 (Abb. 196) und 776; daneben sind noch weitere ausführliche Bauinschriften von Christoph, aber auch von Rudolf von Pötting und Persing erhalten. »
  334. Vgl. Nr. 716 und 719; bei Nr. 723 (Abb. 193) handelt es sich um eine ausführlichere Inschriftentafel. »
  335. Völlig anders, nämlich durch den Verkauf von Begräbnisstätten motiviert, ist das Phänomen der Mehrfachbelegungen im Bereich der norddeutschen Städte. Dies ist für Passau so nicht nachzuweisen. »
  336. Nr. 7/105/374/553 (Abb. 7). »
  337. Vgl. Nr. 14/134 (Abb. 9) und Nr. 25/149 (Abb. 12). »
  338. Vgl. z.B. die Platte des Hertnid von Lampoding (Nr. 32, Abb. 14), hier ist noch ein Rest des ursprünglich in Ritzzeichnung angebrachten Wappens zu erkennen (Die Ausrichtung von Inschrift und Wappen wurde hier vermutlich nicht in der üblichen Form vorgenommen, da ein normales, mit Anno Domini beginnendes Formular vorausgesetzt wurde). Vgl. auch die Platte des Albert von Morspach (Nr. 37, Abb. 15), hier wurde die Ritzzeichnung des Kanonikers zerstört – Reste sind noch sichtbar –, das Wappen aber erhalten. »
  339. Z.B. bei der Zweitbenutzung der Platte des Wolfker von Aistersheim (Nr. 46, Abb. 24) durch seinen Großneffen Hadamar (Nr. 110, Abb. 24). Das ursprüngliche Wappen in Ritzzeichnung wurde hier durch einen „modernen“ Schild in Inkrustationstechnik neu gestaltet. »
  340. Das älteste Beispiel ist die Platte mit den Inschriften des Kanonikers Ruger (Nr. 28, Abb. 13), des Ulrich Hinzenhauser (Nr. 197, Abb. 13) und des Konrad Schwaiger (Nr. 639, Abb. 13). »
  341. Vgl. Nr. 37/382/563 (Abb. 15), 48/432/803 (Abb. 25) und 75/771/823 (Abb. 43). »
  342. Vgl. Fuchs, Standorte und die Angaben in den einzelnen Nummern. »
  343. Ein ähnliches Phänomen für eine andere Grablege im Dombereich, nämlich die Corpus-Christi Kapelle und Grablege der gleichnamigen Bruderschaft, bezeugt vielleicht die Grabplatte des Olmützer Kanonikers Johann von Lutic (†1453), die sich heute in St. Severin befindet. Sie wurde 20 Jahre später für die Bestattung des Kaplans Nikolaus Volnegk (†1472) wieder benutzt. »
  344. Vgl. z. B. Ludwig von Ebm auf der Platte für Otto von Londsdorf Nr. 48/432 (Abb. 25) und Nr. 434† (Abb. 124) oder Johann von Kienburg auf der Platte Meingot I. von Waldeck Nr. 7/553 und Nr. 554 (Abb. 158). »
  345. Vgl. Nr. 155/350 (Abb. 72). »
  346. Vgl. Nr. 384/868»
  347. Denkbar wäre z.B. die gemeinsame Zugehörigkeit zu Bruderschaften, Zünften oder anderen bürgerlichen Korporationen. »