Die Inschriften der Stadt Freising: Einleitung

1. Vorwort, Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

1.1 Vorwort

Das Erscheinen dieses Bandes der Münchener Reihe stellt zweifellos seit langem ein Desiderat der bayerischen Epigraphik dar. Nach bisher zwei Regensburger Bänden (Die Deutschen Inschriften Bd. 40 und Bd. 74) und dem Band mit den Inschriften der Stadt Passau (Die Deutschen Inschriften Bd. 67) liegt nunmehr mit Freising das überaus wertvolle Material einer dritten altbayerischen Bischofsstadt bearbeitet vor. Mit dieser Publikation kommt die Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ihrem bevorzugten Ziel, der Sammlung, Bearbeitung und Publikation des epigraphischen Materials der bayerischen Bischofsstädte einen guten Schritt näher, zugleich ist dies ein wertvoller Beitrag im Rahmen des von fast allen deutschen Akademien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften getragenen gemeinsamen interakademischen Unternehmens der vergleichenden Erfassung und Untersuchung der epigraphischen Szenerie in Mittelalter und früher Neuzeit im gesamten deutschen Sprachraum.

Die Publikation der Freisinger Inschriften geht auf die von Frau Dr. Sabine Ryue an der Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften (jetzt: Historischen Grundwissenschaften und mittelalterliche Medienkunde) des Historischen Seminars der Ludwig-Maximilians-Universität München erarbeitete und von der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften angenommene Dissertation zurück. Der für eine Publikation im Rahmen einer renommierten interakademischen Akademienreihe erforderlichen Arbeiten – Ergänzungen und Modifikationen im inhaltlichen Bereich sowie der notwendigen redaktionellen Maßnahmen – nahm sich Dr. Ingo Seufert an, dessen reiche Erfahrung dem Werk zugute kam und das Aussehen des Bandes maßgeblich prägte. Die Inschriftenkommission der Bayerischen Akademie ist jedenfalls Frau Dr. Sabine Ryue und Herrn Dr. Ingo Seufert zu höchstem Dank verpflichtet.

Eine Publikation dieses Zuschnitts und dieses Umfangs kommt ohne Unterstützung und Förderung von verschiedenster Seite nicht aus. Zu allererst gilt der Dank dem ehemaligen Leiter der Dombibliothek, Prälat Dr. Sigmund Benker für zahlreiche Hilfen und Hinweise, die uns viele Wege ebneten. Wir danken nicht weniger dem jetzigen Leiter der Dombibliothek, Dr. Martin Walko, Herrn Dr. Roland Götz vom Archiv der Erzdiözese München-Freising und Frau Dr. Sylvia Hahn, der Direktorin des Diözesanmuseums für christliche Kunst des Erzbistums München und Freising. Wir haben Dank zu sagen der Kulturreferentin der Stadt Freising, Frau Dr. Ulrike Götz, und dem Ersten Vorsitzenden des Historischen Vereins Freising, Herrn Günther Lehrmann, für vielfältige Unterstützung und vor allem für die Bereitstellung von Photos. Das Staatliche Bauamt Freising und das Erzbischöfliche Ordinariat Freising sowie die Pfarrei St. Georg stellten uns neben mannigfacher Hilfen Pläne zur Verfügung. Was nun einzelne wissenschaftliche Bereiche betrifft, konnten wir bei Interpretationsfragen auf die dankenswerte Hilfe in erster Linie von Herrn Prof. Dr. Ernst Vogt (München), unserem stets hilfsbereiten Kommissionsmitglied, zurückgreifen, ebenso ist Herrn Prof. Dr. Sebastian Scholz (Zürich) und Herrn Dr. Ilas Bartusch (Forschungsstelle Deutsche Inschriften Heidelberg) zu danken. Für Hilfe bei Wappenblasonierungen gilt unser Dank Herrn Dr. Harald Drös (Forschungsstelle Deutsche Inschriften Heidelberg) und Herrn Ulf Roeher-Ertl M.A. Frau Dr. Tanja Kohwagner-Nicolai unterstützte die Kommission bei der Bearbeitung von Paramenten. Für mancherlei Zuarbeiten am Katalog und bei den Registern ist Frau Julia Karg M.A. Dank zu sagen. Frau Dr. Maria Glaser beteiligte sich in dankenswerter Weise an der Fahnenkorrektur. Last not least gilt unser Dank der Sparkassenkulturstiftung Freising und dem Domkapitel der Erzdiözese München und Freising für die Bereitstellung finanzieller Mittel.

Walter Koch
Vorsitzender der Kommission

1.2 Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der Stadt Freising bis zum Tode Bischof Veit Adams 1651. Die Edition folgt den Richtlinien des deutschen Inschriftenwerkes, wie sie 1991 von Walter Koch für die Münchner Reihe zusammengestellt worden sind.

Die Edition umfaßt sowohl die im Original erhaltenen als auch die nicht mehr original, sondern nur mehr in ungedruckten oder gedruckten Quellen sowie auf Photos oder in Nachzeichnung überlieferten Inschriften. Vollständigkeit der Erfassung wurde soweit als möglich angestrebt. Objekte, die sich heute in öffentlichen oder privaten Sammlungen des Bearbeitungsgebietes, aber auch in Kollektionen außerhalb des Erfassungsraumes befinden, jedoch nachweislich aus demselben stammen, wurden in vertretbaren Einzelfällen berücksichtigt, wenn sie erst nach dem Erfassungszeitraum aus dem Stadtgebiet verbracht wurden. Grundsätzlich ausgeschlossen blieben Inskriptionen auf Münzen, Medaillen, Siegeln bzw. Typaren, ferner auch Punzierungen sowie schriftliche Äußerungen epigraphischen Charakters, die Bestandteil von Handschriften, Druckwerken oder deren Einbänden sind. Marken, Haus-, Künstler- und Meisterzeichen sowie Monogramme und Einzelbuchstaben sind nur erfaßt, wenn sie mit einer Inschrift oder Jahreszahl in Verbindung stehen.

Denkmäler mit heute völlig zerstörten und nirgends sonst überlieferten Inschriften sowie Nachrichten über verlorene Inskriptionen ohne Textüberlieferung wurden nicht berücksichtigt.

Die Inschriften werden im Katalogteil in chronologischer Folge geboten. Ihre Präsentation erfolgt nach einem einheitlichen Schema.

Die Kopfzeile gibt links die laufende Nummer im Rahmen der Edition an. Ein lateinisches Kreuz neben der Zahl kennzeichnet nicht mehr im Original erhaltene Inschriften. In der Mitte der Kopfzeile ist der heutige bzw. der letzte bekannte Aufstellungsort der Inschrift angegeben. Am rechten Ende der Kopfzeile steht die Datierung. Sie ist nach Möglichkeit dem Inschriftentext entnommen. Bei offenkundigem Auseinanderklaffen zwischen einem im Text angegebenen Datum und der tatsächlichen Entstehungszeit der Inschrift werden beide Termine – durch Schrägstrich getrennt – angeführt. Erschlossene Daten sind zwischen runde Klammern gesetzt. Können Denkmäler nur einer bestimmten Zeitspanne zugeordnet werden, sind sie – gegebenenfalls mit Fragezeichen versehen – jeweils am Ende des ermittelten Zeitraumes eingeordnet.

In dem auf die Kopfzeile folgenden beschreibenden Teil finden sich zunächst die Nennung des Inschriftenträgers, des Inschriftentypus und gegebenenfalls von Personen, denen er zugeordnet werden kann, ferner die präzise Angabe des Standorts, Hinweise auf frühere Standorte, eine Kurzbeschreibung des Inschriftenträgers sowie Bemerkungen zu Material, Anbringung der Inschrift und Erhaltungszustand des Denkmals. Stehen mehrere Inschriften auf einem Träger, so werden diese mit römischen Zahlzeichen bezeichnet. Die Beschreibung des Inschriftenträgers erfolgt vom Betrachter aus. Nur bei Wappenbeschreibungen wird nach den Regeln der Heraldik verfahren. Die Beschreibung schließt mit Maßangaben zu Inschriftenträger und Inschrift ab. Die Schrifthöhe ist nach dem Normalwert des Buchstabens N bzw. n angegeben. Erhebliche Schwankungen werden durch die Angabe der Extremwerte vermerkt. Die Angabe der Schriftart ist typisierend. Vor der Textedition kopial überlieferter Inschriften ist die maßgebliche Quelle genannt.

In der Textedition sind Zeilenumbrüche durch Schrägstrich gekennzeichnet. Doppelte Schrägstriche markieren die Unterbrechung des Textes oder seinen Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld. Nur metrische oder gereimte Texte sind versweise geboten. Gekürzte Worte – mit Ausnahme geläufiger Kürzungen – sind in originalen Inschriften nach Möglichkeit zwischen runden Klammern aufgelöst, wobei das Kürzungszeichen selbst entfällt. Worttrennzeichen sind durch Punkte in halber Höhe wiedergegeben und gegebenenfalls im Apparat oder Kommentar beschrieben. Darunter gesetzte Bögen kennzeichnen Nexus litterarum, Ligaturen und Bogenverbindungen. Erhaltene, aber in ihrer Lesung nicht ganz sichere Buchstaben sind unterpunktiert. Zur Kennzeichnung zerstörter Textteile dienen eckige Klammern. Ist eine Ergänzung nicht möglich, wird die ungefähre Anzahl der ausgefallenen Buchstaben durch Punkte innerhalb der Klammern wiedergegeben. Bei umfangreicheren oder in ihrer Dimension ungewissen Verlusten sind drei Gedankenstriche gesetzt. [Druckseite X] Bei Verlust zu Beginn oder Ende einer Inschrift bleibt die Klammer offen. Ursprünglich freigelassene Stellen sowie nachträgliche Ergänzungen sind durch spitze Klammern gekennzeichnet.

An den Wortlaut der Inschrift schließt sich der textkritische Apparat, gegebenenfalls der Nachweis von Zitaten sowie die Übersetzung der fremdsprachigen Texte an. Letztere unterbleibt, wenn es sich um einen einfachen, immer wiederkehrenden, formelhaften Wortlaut handelt. Es folgt die Auflösung der nicht nach der fortlaufenden Tageszählung angegebenen Datierungen und die Benennung bekannter und unbekannter Wappen. Der

Kommentar enthält gegebenenfalls notwendige Hinweise zu Schrift, Sprache, Formular, kunsthistorischen Fragestellungen und zur chronologischen Einordnung, insbesondere aber Erläuterungen zu den genannten Personen und zum historischen Umfeld.

Es folgt ein Anmerkungsapparat, der Zitate aus der Literatur, Nachweise und ergänzende Erläuterungen zu Beschreibung und Kommentar sowie die Blasonierung unbekannter Wappen bietet. Abgeschlossen wird jede Katalognummer durch ein Literaturverzeichnis, das in chronologischer Folge Abschriften, Abdrucke sowie Abbildungen und wesentliche Arbeiten über die Inschrift nachweist.

2. Historischer Überblick

Die Stadt Freising – Ein historisches Porträt

von Sigmund Benker

Die Große Kreisstadt Freising, im Regierungsbezirk Oberbayern halbwegs zwischen München und Landshut gelegen, zählt heute, nach schon 1905 einsetzenden Eingemeindungen, gut 45000 Einwohner. Handel, Industrie und Gewerbe sind rege, Tausende von Studenten sind am „Grünen Zentrum“ der Technischen Universität München und der entsprechenden Fachhochschule eingeschrieben, Kunst- und Geschichtsdenkmäler, besonders die berühmten Kirchen Dom und Neustift, bewirken einen stetigen Besucherstrom, das diözesane Bildungszentrum bringt Leben auf den Domberg hinauf. Die guten Zugverbindungen führen täglich zahlreiche Freisinger zur Arbeit nach München.

Die topographischen Voraussetzungen haben Geschichte und Stadtbild von Freising geprägt, Wasserläufe haben die Landschaft ausgeformt. Vom südlichen Rand des tertiären Hügellandes, das den nördlichen Teil Oberbayerns südlich der Donau von Ost nach West hin ausfüllt, haben Bachläufe zwei wie ein Wall aufragende Berge abgeschnitten, die zu früher Besiedlung einluden. Nach Süden hin aber schließt an diese Berge die weite, von der Isar aufgeschüttete Schotterebene an. Eine Besiedlung am Südfuß der Berge war wegen der steten Hochwässer der ungebändigten Isar und den von Wasserläufen durchzogenen Moosflächen nicht möglich. Berge, Fluß und Bäche (und seit 1859 die Eisenbahn) sind bis heute bestimmend für Stadtbild und Stadtentwicklung. Diese konnte sich nach der Eingemeindung von Neustift und Vötting nach Osten und Westen, in geringerem Maß auch auf der Schotterebene links der Isar ausbreiten. Jedoch die seit jeher unbesiedelte rechte Isarseite erlaubte seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts eine zuerst bescheidene, dann scheinbar unbegrenzte Ausdehnungsmöglichkeit, die jedoch durch den nahen, 1982 bis 1992 gebauten Münchner Flughafen abrupt gestoppt wurde. Nach Norden hin hat die Besiedlung den Rand des dort stehenden Forstes bereits erreicht, jenseits dessen beginnt aber bäuerliche Landschaft mit den beiden Kirchdörfern Tüntenhausen und Haindlfing, die in ihrer Struktur nicht stark verändert werden soll.

Zwei alte Verkehrswege bahnen sich ihre Route durch diese Gegebenheiten. Die über die Schotterebene geführte alte Hauptstraße von München nach Landshut und Regensburg biegt zwischen den beiden Bergen auf die Nordseite des Dombergs ein und führt dort entlang bis sie ungeklärter Ursache halber abrupt rechtwinklig abbiegend unter dem Rand des Hügellandes (ehemals) durch Neustift hindurch und dann die Höhe ersteigend nach Landshut führt. Der andere Verkehrsweg wird durch die Isarbrücke bestimmt. Der Weg führt nach Erding und einigen Dörfern am Rand des Erdinger Mooses, war aber keine wichtige Fernstraße. Für Freising jedoch war die Brücke lebenswichtig wegen der Nutzung der jenseits der Isar liegenden Viehweiden. Ein dritter Verkehrsweg war die Isar selbst, auf der Last- und Personenflöße verkehrten und von Reisenden nach Landshut, Passau oder Wien genutzt wurden. Die Wege nach Norden und Westen hatten dagegen nur örtlichen Charakter.

Entlang des Nordhangs des Dombergs läuft ein Arm der Moosach, der beidseits von einer Häuserzeile begleitet wird. Etwas nördlich abgerückt, führt parallel dazu die Hauptstraße durch die Stadt, deren Kern in beidseitigen Häuserzeilen mit tief nach rückwärts sich ausdehnenden Grundstücken sich hier bildete. Westlich führt eine Fortsetzung der Straße zum Weihenstephaner Berg. Mit einigen [Druckseite XI] kleineren Erweiterungen ist dies die Stadt, die bis ins 19. Jahrhundert hin bestand, mit Mauer, Graben und sechs Toren, linsenförmig sich nördlich an den Domberg anlehnend. Etwa 3000 Einwohner hatte sie um 1800.

Diese Stadt entstand aber erst später, denn Freisings Geschichte beginnt auf den beiden Bergen. Eine auf dem Domberg nachgewiesene bronzezeitliche Besiedlung verschwand wieder und ist ohne Kontinuität mit den Wurzeln des heutigen Freising. Was wir von ihnen wissen verdanken wir der von Bischof Arbeo um 765 verfaßten Lebensbeschreibung des heiligen Korbinian. Danach fand dieser, als er gegen 725 nach Freising kam, auf beiden Bergen schon eine Kirche und auf dem Domberg die Burg eines bairischen Herzogs, Grimoald, vor. Bei der Marienkirche auf dem Domberg bezog er Wohnung, ging aber zum Gebet zum Oratorium des heiligen Stephanus auf dem später so genannten Weihenstephaner Berg. Dort gründete er ein Kloster für seine Gefährten, das aber bescheiden blieb bis im Jahr 1021 dort eine Benediktinerabtei gegründet wurde. Am Domberg aber, damals Tedmons genannt, gründete 739 der heilige Bonifatius um die Marienkirche einen bischöflichen Sitz mit einem Sprengel, der von Werdenfels bis Landshut, vom Ostufer des Würmsees bis zum Inn reichte.

Die Geistlichen des Domes entwickelten sogleich eine reiche Tätigkeit, die durch zahlreiche wohlformulierte Urkunden, die „Freisinger Traditionen“, und die Vielzahl der in der Schreibstube entstandenen und in der Bibliothek gesammelten Handschriften bis heute lebendige Quelle des Wissens ist. Letztere sind zum großen Teil erhalten, aber 1802 aus der bis heute bestehenden Dombibliothek nach München verbracht worden. Um 870 ersetzte ein neuer Dom die alte Marienkirche, dessen Dimensionen den Neubau von 1160, der bis heute steht, bestimmten. Um den Dom entstanden zahlreiche Gebäude, an Nebenkirchen das Baptisterium St. Johann, St. Benedikt, St. Peter und das Chorherrenstift St. Andreas, dann natürlich eine Bischofsburg, Wohnhäuser der Geistlichen, Werkstätten, Lagerräume, Stallungen und schließlich eine feste Umwallung mit zwei Toren. Der Dom war auch Bildungsstätte für den geistlichen Nachwuchs, er formte die Bildungsträger, die allein die lateinische Sprache als einzige Vermittlerin von Wissen und Bildung beherrschten und den weltlichen Herrschern dienten. Auch im Benediktinerkloster Weihenstephan lebte Bildung, vermittelte man Wissen und sammelte eine Bibliothek. So wie Weihenstephan im Westen des Dombergs ihm als geistliche Schutzwehr diente, so entstand im Osten ein Gegenstück, das Prämonstratenserkloster Neustift, das Bischof Otto um 1142 gründete. Dieser Bischof aus dem Haus der österreichischen Herzöge (1139–1158) war durch seine Verwandtschaft mit den Kaisern Konrad III. und Friedrich „Barbarossa“, aber vor allem durch seine geistige Gestalt eine Persönlichkeit von europäischem Rang. Seine Weltchronik gilt als die bedeutendste Deutung der Weltgeschichte, die im Mittelalter entstand. Otto schrieb auch ein Buch über die Taten seines Neffen Kaiser Friedrich, das dessen ideale Herrscherfigur der Welt darstellte. Die Gestalt Freisings war bis ins 12. Jahrhundert hinein von den geistlichen Stiften, Domstift, Chorherrenstifte St. Andreas, St. Veit und St. Johann sowie den beiden genannten Klöstern bestimmt. Dienendes Personal war natürlich am Domberg notwendig. Soweit es nicht in den geistlichen Häusern Unterkunft erhielt, siedelte es sich unterhalb des Bergs an, von einer städtischen Siedlung kann jedoch vor dem 12. Jahrhundert keine Rede sein. Da die Dombergordnung Bischof Ottos von 1158 verlangte, daß auf dem Domberg, abgesehen von bewaffneten Hütern der beiden Tore, keine Laien wohnen durften, entstand allmählich eine gestaltete Ansiedlung nördlich des Berges. Sie reihte sich beidseits der alten Straße, in deren Mitte ein von der Moosach abgezweigter Bach floß. Nach Norden hin steigt das Gelände wieder an und gab so sicheren Grund für den Marktplatz, das Rathaus und, von der Straße abgerückt, für die Kirche St. Georg, die aber lange nur eine Filiale der dem Dom zugeordneten Pfarrseelsorge blieb. Die Stadt blieb in jeder Hinsicht dem Bischof untergeordnet, sie war eine Landstadt, Handelszentrum für die umliegenden Dörfer, mit vielen Brauereien, aber ohne überörtlichen Rang. Ein an der Hauptstraße liegendes Franziskanerkloster unterstützte seit 1610 die Seelsorge.

Der Bischof aber stieg gegen Mitte des 13. Jahrhunderts zu fürstlichem Rang auf, bildete ein eigenes Territorium, das zwar sehr klein war, aber nicht dem Herzog bzw. Kurfürsten Bayerns, sondern allein Kaiser und Reich unterstand. Bayern war es zwar gelungen, die beiden vom Bischof gegründeten Klöster Weihenstephan und Neustift seiner Hoheit zu unterstellen, aber seine Bemühungen, dies auch für das fürstliche Hochstift zu erreichen, blieben bis 1802 ohne Erfolg. Freilich, wirtschaftlich war Freising stets von Bayern abhängig und auch in der Politik blieb ihm wenig Spielraum. Dem Papst, dem Kaiser und dem Bayernherzog gelang es oft Kandidaten ihrer Wahl mit Hilfe des allein wahlberechtigten Domkapitels auf den Bischofsstuhl zu bringen. Ein starker Bischof war Ottos Nachfolger Albert, der 1160 den Neubau des 1159 abgebrannten Domes wie auch den der Stiftskirche von Moosburg vorantrieb. Beide Kirchen, dreischiffige Pfeilerbasiliken mit drei Apsiden ohne Querschiff, sind bis heute wenn auch mit Veränderungen erhalten. Ganz unverändert war die stattliche romanische Martinskapelle am Domberg, die leider 1965 abgerissen wurde. Den Dom zeichnet eine Krypta [Druckseite XII] aus, die mit ihren drei Reihen vielfach variierter Säulen ein geheimnisvolles Bild romanischen Raumempfindens bietet und in der zentralen „Bestiensäule“ eines der wichtigsten Denkmale spätromanischer Plastik in Altbayern aufweist. Dem Porträt eines Steinmetzen ist der Name Liutpreht beigeschrieben, die älteste Meisterinschrift in Altbayern. Am romanischen Westportal des Domes befindet sich ein Herrscherbild Friedrich Barbarossas mit Beischrift seines vollen Titels. Aber früh- und hochmittelalterliche Inschriften sind, außer auf der im Dom stehenden Grabplatte des Laien Otto, eines „virtutis homo“, nur in Abschrift erhalten. Eine Bischofsreihe mit Versen war um 1100 im Dom angebracht worden, auch sie ist nur in Abschrift erhalten. Die Reliefs am Sarg des Anserich in Weihenstephan die noch unter Bischof Arbeo entfernt wurden, haben nach frühmittelalterlichen Brauch sicher auch Inschriften getragen, die die Szenen erläuterten, uns aber nicht überliefert sind.

In der Zeit der Gotik wurde der Dom neu ausgestattet. Bischof Nicodemus della Scala stiftete 1443 einen prachtvollen Hochaltar des Wiener Meisters Jakob Kaschauer, dessen Figuren im Bayerischen Nationalmuseum in München stehen. 1488 entstand das Chorgestühl, dessen geschnitzte Inschriften das Thema der Bischofsreihe wieder aufgreifen. Und 1480 ließ Bischof Sixtus von Tannberg durch den Meister der Münchner Frauenkirche, Jörg von Halsbach, das Mittelschiff wie auch die seit der Romanik bestehenden Seitenemporen einwölben. In der gleichen Zeit entstand auch die lichte Halle der Georgskirche unten in der Stadt.

Nach 1300 wurde es Sitte, das Gedächtnis der Geistlichen durch eine Grabplatte mit Inschrift und meist auch Bildnis zu erhalten und damit um ein Gebet für das Seelenheil zu bitten. Bischöfe und Kirchengründer erhielten auch Hochgräber, von denen aber höchstens die Deckplatten erhalten blieben. Die große Zahl der im Kreuzgang, im Dom und in St. Georg erhaltenen Grabsteine bilden den größten Bestand dieser Werkgattung in Oberbayern. Leider ist von dem einst sicher reichen Bestand an Grabdenkmälern in den Klöstern Weihenstephan und Neustift nur ein beschädigtes Stück erhalten und sonst fast nichts überliefert.

Auf dem Domberg zog mit dem pfälzischen Herzogssohn Philipp 1499 ein neuer, fürstlicher Lebensstil ein. Hochgebildet und kunstinteressiert ließ er 1519 den Hof seines alten Residenzschlosses mit Renaissancearkaden versehen, deren ornamentierte Säulen Stefan Rottaler schuf. Eine neue großzügige Residenz ließ Philipp 1534 bis 1537 am Nordrand des Dombergs bauen. Zwei Bauinschriften in Freising (und zwei in Bischoflack) sowie die prachtvollen Grabsteine Rottalers im Kreuzgang zeigen den neuen ornamentalen und epigraphischen Stil. Albrecht Altdorfer malte hier und auch Lucas Cranach, Peter Gertner und Hans Wertinger erhielten Aufträge vom Fürsten. Das Epitaph Philipps schuf Thomas Hering.

Unter Bischof Moritz von Sandizell brannte 1563 der Nordturm des Domes ab. Dies gab Anlaß ein einheitliches neues Geläut von 8 Glocken von Wolfgang Steger in München gießen zu lassen. Die wortreiche Beschriftung dieser Glocken, die der Freisinger Poet Joachim Haberstock verfaßt hatte, ist ein epigraphisches Dokument humanistischer Dichtkunst und reifer Renaissance.

Unter Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618–1651) geschah eine völlige Neugestaltung des Domes durch eine frühbarocke Stuckierung, die in Weiß und Gold den Raum hell machte und mit den neuen, ganz in Gold gefaßten Ausstattungsstücken, Hochaltar, Kanzel und Orgel, ein prachtvolles barockes Raumbild schuf, dem Peter Paul Rubens mit seinem Hochaltarbild „Das apokalyptische Weib“ die Krone aufsetzte. Leider ist die zu vermutende epigraphische Bereicherung der Ausstattung nicht überliefert. Nur die bischöfliche Hofkapelle gibt mit ihren Inschriften noch eine Vorstellung davon, wie einst der Dom aussah. Die Wirren des dreißigjährigen Krieges mit feindlichen Besetzungen und Plünderungen bewirkten einen finanziellen Ruin des Fürstbistums, der dem Nachfolger Veit Adams, dem bayerischen Prinzen Albert Sigismund (1651–1684) nur kleinere Akzente zu setzen erlaubte, so die Neugestaltung des Domplatzes mit Domportal und Fürstengang sowie die Mariensäule am Marktplatz. Aus seinen Privatmitteln aber sammelte er eine bedeutende Galerie barocker Malerei mit den Hauptwerken seines Hofmalers Christoph Paudiß und solchen von Joachim von Sandrart.

Mit dem frühen 17. Jahrhundert beginnt auch in der Kirchenausstattung die Ablösung der gotischen Altäre durch solche in Formen der Renaissance und des Barock. Der Hochaltar in St. Georg von Philipp Dirr 1621 ist leider verloren. Dasselbe gilt von der einst prachtvollen Ausstattung der drei Stiftskirchen, der drei Klöster und der Pfarrkirche St. Georg. Auch der Dom erlitt Einbußen, die Ursachen waren Abbruch und Versteigerung in der Säkularisation, später Vorurteile wegen des Stils. Nur Neustift, die Heiliggeistkirche (aber ohne die Altarbilder), bescheidener die Gottesackerkirche und einige Dorfkirchen geben noch einen Eindruck von der einstigen Fülle.

Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts änderte sich der Stil des Grabdenkmals. Nicht mehr die Grabplatte, sondern das Wandepitaph, so schon das des Bischofs Philipp 1541, ließen Geistliche und wohlhabende Beamte und Bürger anfertigen. Viele davon sind im Dombereich, in St. Georg, in der [Druckseite XIII] Gottesackerkirche und der Spitalkirche erhalten. Darunter sind Meisterwerke von Philipp Dirr und Johann Christoph Thalhammer. Viele andere aber sind verloren, so fast alle die der Stiftskirchen und der Klöster.

Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Lichteneck (1696–1727) wagte einen letzten großen Aufschwung. Zum tausendjährigen Jubiläum der Ankunft des heiligen Korbinian, die man auf das Jahr 724 ansetzte, sollte aus dem Dom ein festlicher Raum im Sinne des bayerischen Spätbarocks werden. Die Brüder Asam, der Maler Cosmas Damian und der Stukkateur Egid Quirin, leisteten diese Aufgabe mit höchster Virtuosität, sicher die beste Barockisierung eines mittelalterlichen Raumes. Während epigraphische Texte dieser Zeit oft zu ausladender Fülle neigen, gelang in der Beschriftung dieser Ausstattung, den zehn Texten über die zehn Jahrhunderte der Bistumsgeschichte und den zwanzig Texten zu den Bildern der Korbiniansvita dem Bistumshistoriker, dem Benediktiner Carl Meichelbeck, ein Meisterwerk knappster Präzision.

Während auf dem Domberg nur noch einmal mit dem Bau des noblen, auf bloßen Prunk verzichtenden Bibliothekssaals durch Johann Lorenz Hierschstötter (1732–34) ein Meisterwerk gelang, konnte die kleine und nicht reiche Prämonstratenserabtei Neustift, die unter bayerischer Herrschaft stand, die Neugestaltung seiner 1751 abgebrannten Kirche zu einem Meisterwerk des späten Rokoko werden lassen. Johann Baptist Zimmermann als Maler, Franz Xaver Feichtmayer d. J. als Stuckateur und besonders Ignaz Günther als Bildhauer schufen aus der Ruine des barocken Kirchenbaus einen Raum von fugenloser Geschlossenheit und leuchtendem Glanz.

Die Jahre des Fürstbistums nach Eckhers Tod sind gezeichnet durch Verschwendung seitens einiger Bischöfe und die Eigensucht des Domkapitels. Die Finanzen des Bistums waren durch hoffnungslose Verschuldung gekennzeichnet, auch die redlichen Bemühungen der beiden letzten, sparsamen Bischöfe konnten in der ihnen verbliebenen kurzen Zeitspanne daran nichts ändern. Das Ende des fürstbischöflichen Staates erfolgte freilich nicht deswegen, sondern war durch die große Politik verursacht. Das Kurfürstentum Bayern erhielt als Entschädigung für die Landverluste links des Rheins auch Freising zugesprochen. Am 27. November 1802 vollzog sich das Ende. Aller Besitz der Bischöfe, Gebäude, Schätze, Rechte, das wenige Geld und die vielen Schulden fielen an Bayern, das Domkapitel, die Stifte und Klöster wurden aufgehoben, Kanoniker und Mönche pensioniert. Gold und Silber kamen in die Münze, die wertvollsten Bilder auf die Galerie, das Übrige gleich der Ausstattung der abzubrechenden Kirchen ohne Rücksicht auf deren geschichtlichen oder künstlerischen Wert verschleudert. In den Bibliotheken und Archiven hat man alles Wertvolle ausgesucht und den Rest vernichtet. Nur die nicht für München bestimmten Bücher der Dombibliothek und der Abtei Weihenstephan blieben stehen und wurden der Grundstock für die heutige Dombibliothek. Kirchen und Klöster wurden soweit nicht anderweitig verwendbar abgebrochen, dabei auch die Vielzahl der Epitaphien aus Mittelalter und Neuzeit zerstört. Das von Bischof Eckher 1697 gegründete Gymnasium, das durch philosophische und theologische Kurse zum Lyceum aufgewertet worden war, wurde ersatzlos aufgehoben.

Freising blieb als arme, kleine Landstadt zurück. Die Kaufkraft der Kleriker, die weitgehend abwanderten, entfiel, Bildung war nicht mehr möglich. Man hoffte auf eine Neugründung eines Bistums Freising, die aber nach langem Zögern erst 1821, aber als Erzbistum München und Freising zustande kam. Von Freising war dabei nur der Name, der die Tradition andeutete, doch zumindest war jetzt der Erhalt des Domes, der viele Jahre gesperrt war, gesichert. In Neustift zog Militär ein, in Weihenstephan eine Forstschule, die aber nur kurz bestand. Am Domberg fungierte das bischöfliche Schloß als kaum gebrauchte königliche Residenz bis 1826 in einem Teil der Räume das Priesterseminar einzog, zunächst nur für die einjährige praktische und aszetische Ausbildung. Als weiteres bischöfliches Institut kam ein Knabenseminar zur Vorbereitung hinzu, das dann auch ein staatliches Gymnasium nach sich zog. Das Priesterseminar konnte nach und nach die ganze Residenz übernehmen und seit 1834 stand ihm das staatliche Lyceum (seit 1923 Philosophisch-theologische Hochschule) für die gesamte wissenschaftliche Ausbildung zur Seite. So war der Domberg wieder zu einem geistlichen Berg geworden und wurde geistiges und religiöses Fundament des neuen Erzbistums. Die Priesterweihe wurde wieder im Dom vollzogen, das Fest des heiligen Korbinian jährlich und besonders bei den Säkularfeiern 1824 und 1924 als Fest des ganzen Erzbistums begangen.

Die Stadt unten aber blieb im alten Rahmen und wuchs nur in bescheidenem Maße. Industrie hielt man lange fern um den Charakter der Stadt nicht zu belasten. Nur die staatliche Musterökonomie in Weihenstephan wuchs zu einer Landwirtschaftsschule heran, die zur Akademie und schließlich zu zwei Fakultäten der Technischen Universität München heranwuchs. Die Fakultät für Brauwesen erhielt internationale Bedeutung, die Staatsbrauerei mit dem fiktiven Gründungsjahr 1040 steht ihr zur Seite. So zogen viele Professoren hierher, bauten sich ihre Villen bevorzugt am Weihenstephaner Berg, und das Volk der Studenten mietete sich in den Bürgerhäusern ein. Für das Militär entstand auf [Druckseite XIV] der nördlichen Höhe eine neue Kaserne und in Neustift zog eine Textilfabrik ein. Neben der Kaserne bauten die Pallottiner 1930 einen kühn expressionistischen Blankziegelbau von Kirche und Kloster, ein Meisterwerk Jan Hubert Pinands, das in seiner Position auf der nördlichen Höhe das Stadtbild als Gegenakzent des Dombergs abschließt.

Der Zweite Weltkrieg verschonte zunächst die Stadt bis am 18. April 1945 ein Bombenangriff auf das Bahnhofsviertel zahlreiche Tote und die Zerstörung der Kirche der seit dem 19. Jahrhundert zugewanderten evangelischen Gemeinde zur Folge hatte. Zwei Bomben fielen auch auf den Domberg, eine vor und eine neben dem Dom, in dem aber nur die Fenster Schaden litten.

Nach Kriegsende kam eine Belebung nur langsam in Fahrt und manche schmerzliche Änderungen mußten hingenommen werden. Das Priesterseminar wurde 1968 nach München verlegt, die Hochschule geschlossen, ihre wertvolle Bibliothek fortgebracht und auch das Knabenseminar wurde geschlossen. In dessen Gebäude zog das neugegründete Diözesanmuseum ein, in das der Hochschule die Dombibliothek und in das Residenzgebäude ein Bildungszentrum der Erzdiözese, das sich der Erwachsenenbildung widmet und als „Kardinal-Döpfner-Haus“ viele Gäste anzieht. Die Textilfabrik Neustift schloß auch und das vormalige Klostergebäude wurde Landratsamt. Auch die auf freiem Feld vor der Stadt 1915 begründete Traktorenfabrik Schlüter gab auf. Auch das Militär zog schließlich ab. Dagegen erfuhr die Hochschule in Weihenstephan ein erstaunliches Wachstum und lehrt heute nicht mehr nur Brauwesen und Landwirtschaft, sondern alle biologischen Fächer, Ernährungswissenschaft, Landschaftsarchitektur, Gartenbau, Landespflege, Forstwissenschaft und anderes auf einem sich stets ausweitendem Campus am Fuß des Weihenstephaner Berges. Trotz dieses Wachstums gelang es das geschichtlich gewachsene Stadtbild an Hauptstraße, Fischergasse und Graben bis auf einige schmerzliche Eingriffe zu erhalten. Der Dom auf seinem Berg mit seinen zwei Türmen ist immer noch das weithin sichtbare Identifikationszeichen der Stadt, in deren Mitte ebenso wirkungsvoll der Barockturm der Pfarrkirche aufragt. So hofft Freising auch im 21. Jahrhundert bei treuer Pflege seiner Geschichte eine lebendige und wachsende Stadt zu bleiben, die vielerlei Aktivitäten beherbergt.

2.1 Beschreibung und Geschichte der wichtigsten Standorte

von Ingo Seufert

Dom Mariä Geburt und St. Korbinian1)

Der Dombezirk auf dem Freisinger Berg nahm seinen Ausgang von einer Burg der agilolfingischen Herzöge, um die sich bereits im 8. Jahrhundert eine Ansiedlung entwickelt hatte. Beim Eintreffen des hl. Korbinian um 720 gab es dort bereits eine der hl. Maria geweihte Pfalzkapelle, die wohl nicht lange zuvor als Bischofskirche im Hinblick auf die absehbare Besetzung des Bischofsstuhles errichtet worden war. Ein unter Bischof Anno (855–875) erfolgter Neubau der Domkirche besaß bereits die ungefähren Ausmaße des heutigen, im Kern romanischen Doms. Dabei handelte es sich um eine dreischiffige Basilika mit Chorapsis, jedoch ohne Seitenapsiden und ohne Krypta. Unter Bischof Abraham (957–993) wurde der Kirche eine turris – ein Westwerk – vorgelegt, dessen Obergeschoß eine Michaelskapelle aufnahm. Nach einem verheerenden Brand im Jahre 1159, der sämtliche Gebäude des Domberges erfaßt hatte, wurde mit Unterstützung durch Kaiser Friedrich I. ein Wiederaufbau der Bischofskirche in Angriff genommen, wobei eine Übernahme weiter Teile von Chor und Langhaus des Vorgängerbaus anzunehmen ist. Neu hinzugefügt wurden ein Turm auf der Nordseite des Westwerks, die apsidialen Abschlüsse der Seitenschiffe und eine Krypta. Diese romanische Basilika verfügte über kein Querhaus, dagegen waren die Seitenschiffe mit Emporen versehen. Die Weihe des romanischen Neubaus fand 1205 statt. Erst nach der Umgestaltung des Westwerks zu einer Vorhalle im Jahre 1314 wurde als Pendant zum gestuften Nordturm der ungegliederte südliche Turm errichtet, dies vermutlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts. Ab 1449 wurden die Seitenschiffe, die angebauten Kapellen und die Emporengänge gewölbt, 1480–1483 das bis dahin flachgedeckte Langhaus [Druckseite XV] durch Lucas Rottaler nach Plänen von Jörg von Halsbach. Bereits 1474 war der romanische Chorlettner durch einen spätgotischen ersetzt worden.

Eine erste Barockisierung wurde 1619–1622 von dem baufreudigen Bischof Veit Adam von Gepeckh in Angriff genommen. Dabei wurde der Innenraum mit frühbarockem Wessobrunner Versatzstuck dekoriert, die Mittelschiffwände erhielten eine Pilastergliederung, der Lettner wurde abgebrochen und an dessen Stelle eine Treppenanlage aus Rotmarmor geschaffen (vgl. Anh. Nr. B15), zugleich verlegte man die Kryptaeingänge. Wohl im Zuge dieser Maßnahme wurden auch die den Seitenschiffen angebauten, bislang separierten Kapellen mit einer gemeinsamen Außenflucht zusammengefaßt und zu durchgehend äußeren Seitenschiffen vereinigt. Als in den Jahren 1699 und 1701 im Vorfeld einer Neupflasterung des Doms Grabungen durchgeführt wurden, stieß man im südlichen Seitenschiff auf die Bischofsgrablege und vermerkte die Namen der vermeintlich identifizierten Bischofspersönlichkeiten auf den Bodenplatten2). Auftakt zu großangelegten Umgestaltungen im 18. Jahrhundert durch Bischof Eckher waren der Neubau der südlichen Apsis (Johanneskapelle) 1699–1701 und die 1710 begonnene Anlage der Maximilianskapelle, die sich der Apside der Krypta anschloß. Sein auch heute noch gültiges Erscheinungsbild erhielt der Dom anläßlich des vermeintlichen tausendjährigen Bistumsjubiläums 1723–1724 durch die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam, die den Kirchenraum durch reiche Stuckdekoration und mehrere Freskenzyklen in einen hochbarocken, sakralen Festsaal verwandelten. Während der Regierungszeit von Bischof Eckher entstanden Hunderte von quadratischen Bodenplatten, die mit den Namen und Sterbedaten fast aller damals bekannten Domkleriker versehen und in das Pflaster von Benediktuskirche, Domkreuzgang und Dom eingelassen wurden. Nur ein geringer Teil davon ist erhalten, manche unlesbar gewordenen Platten wurden später durch Neuanfertigungen ersetzt.

Nach der zivilen Inbesitznahme des Domstifts am 27. November 1802 wurde die offizielle Schließung des Doms erst am 22. April 1803 – später als für die anderen Stifts- und Klosterkirchen – verfügt, die auch am folgenden Tag vollzogen wurde3). Ein Inventar wurde vom 2.–11. Mai und am 18. Juni 1803 erstellt4). Von den Gemälden wurde nur das Hochaltarbild von Peter Paul Rubens an die kurfürstliche Galerie Schleißheim abgegeben, während alle übrigen Altarblätter belassen wurden. Dagegen mußte – bis auf einige zum Kultus nötige Gegenstände – der gesamte Kirchenschatz abgeliefert werden, ebenso wie die meisten der Prunk- und Pontifikalgewänder. Weite Teile der Archive von Domkapitel und Hochstift gelangten ebenfalls in staatlichen Besitz und wurden zwischen Geheimem Landesarchiv und der Hof- und Staatsbibliothek aufgeteilt, während die nicht eingezogenen Archivalien durch Vikariatsdirektor Jakob von Heckenstaller gesichert und später in das Archiv des Metropolitankapitels überführt wurden.

Von der 1803 verordneten Schließung des Doms rückten die staatlichen Behörden erst um 1822 wieder ab, nachdem die 1817–1821 vollzogene kirchliche Neuordnung Bayerns abgeschlossen war5), zuvor war der Dom nur bei besonderen Anlässen und bei den zweimal im Jahr stattfindenden Firmungen geöffnet worden. Die erste Baumaßnahme im 19. Jahrhundert galt 1838 der statischen Sicherung der äußeren Seitenschiffe durch Strebepfeiler. Bei einer Renovierung des Pflasters im Jahre 1842 kam es zur Zerstörung mehrerer in den Boden eingelassener Wappenplatten, auch verlegte man einige Eckhersche Bodenplatten an andere Stellen6). 1859 wurde auf Betreiben von Joachim Sighart die Barockfassade im neuromanischen Stil umgestaltet, eine von ihm vehement propagierte Re-Romanisierung des Inneren unterblieb. 1869 wurde jedoch die Stephanuskapelle – die Apside des inneren nördlichen Seitenschiffs – wegen ihres schlechten baulichen Zustandes abgebrochen und durch einen neuromanischen Neubau ersetzt. 1870 entfernte man den brüchig gewordenen Asamschen Stuckmarmorbaldachin und die barocken Stuckaturen an den Gewölben von Vorhalle und Seitenschiffen; außerdem wurde der Matthäusaltar an der Stirnseite des äußeren südlichen Seitenschiffs abgebrochen, um einen bequemen Ausgang zur Sakristeivorhalle zu schaffen, wogegen der alte Ausgang vom inneren südlichen Seitenschiff vermauert wurde (2009 wieder geöffnet). Während der Restaurierung 1885–1888 kam es zum Abbruch von vier noch unter Bischof Veit Adam errichteten Seitenaltären, die übrigen wurden aus Teilen der abgebrochenen Altäre ergänzt und teilweise neu aufgebaut. 1901 wurde der Boden der Vorhalle erneuert, dabei wurden u. a. die Eckherschen Bodenplatten durch neu beschriftete Platten ersetzt. Weitere Innenrestaurierungen erfolgten 1913–1916 [Druckseite XVI] (Sebastianskapelle, Sakramentskapelle, Vorhalle), 1919–1921 (Raumschale), 1956–1957 (Krypta)7) und 2003–2006 (Raumschale). Bei der letzten Außenrenovierung 1962–1964 beseitigte man den neuromanischen Giebel und die Reste der nach Vorlage von Cosmas Damian Asam geschaffenen Architekturmalereien an den Domtürmen, außerdem wurden die Schallöffnungen in Form von Doppelarkaden reromanisiert.

Auf dem im Westen und Norden steil ansteigenden, nach Osten dagegen flach abfallenden Freisinger Domberg erheben sich unterschiedliche Baukomplexe: Im Westen das Diözesanmuseum im Gebäude des Erzbischöflichen Studienseminars, an dessen Stelle bis 1804 die Propstei- und Dekanatsgebäude des Kollegiatstifts St. Andreas standen; im Norden einige Kanonikalhöfe von St. Andreas, daneben das Domgymnasium im Gebäude der Neuen Residenz sowie einige Domherrenhöfe; im Süden das Kardinal-Döpfner-Haus (ehem. Priesterseminar) an der Stelle der Stiftskirche St. Andreas und der Martinskapelle, daran anschließend auf der Höhe des Bergrückens die Vierflügelanlage der fürstbischöflichen Residenz, daran nach Osten anschließend der Domhof, um den sich südlich das Marstallgebäude, nördlich die Stiftskirche St. Johannes Baptist und nordöstlich der Dom gruppieren; an die Seitenschiffe des Doms nach Osten anschließend der Kreuzgang mit der Benediktuskirche, schließlich am äußersten östlichen Endes des Domberges die Domdechantei.

Der Dom selbst steht auf einem leicht von West nach Ost und von Süd nach Nord abfallenden Gelände. Es handelt sich um eine fünfschiffige, im Kern romanische Emporenbasilika zu 13 Jochen, deren Hochchor und innere Seitenschiffe mit Apsiden schließen. Die äußeren, als Kapellengang ausgebauten Seitenschiffe enden nach dem elften bzw. zehnten Joch. Ihnen schließt sich der Domkreuzgang an. Die durch den 1682 neu errichteten Fürstengang teilweise verstellte Westseite des Doms wird durch die beiden spitzbehelmten Türme dominiert, von denen der nördliche als Relikt seiner ursprünglich romanischen Außengliederung zwei Stufenkanten aufweist. Die zwischen den Türmen liegende, zweigeschoßige Vorhalle öffnet sich gegen den Domhof in einem laut Bauinschrift 1681 errichteten Säulenportal, dessen Türflügel 1750 datiert sind. Das Innere der Vorhalle besteht aus drei Schiffen zu jeweils zwei Jochen, wobei die beiden nördlichen Joche (Katharinenkapelle) Kreuzrippengewölbe von 1314 besitzen, das Netzgewölbe des Mittelschiffs und das Kreuzrippengewölbe der beiden südlichen Joche (Dreifaltigkeitskapelle) stammen von 1483. In der Mitte der Ostwand öffnet sich das romanische Hauptportal vom Ende des 12. Jahrhunderts, an dessen Gewände nördlich die Sitzfigur Kaiser Friedrichs I. Barbarossa und eines Bischofs, südlich die Figur der Kaiserin Beatrix (erneuert im 17. Jahrhundert) samt Beischriften und der Datierung 1161 angebracht sind (Nr. 13); die Farbfassung der Figuren und das im Tympanon gemalte Auge Gottes mit Jesus-Monogramm gehen auf die Barockisierung 1723/24 zurück. Bereits in der unter Bischof Anno errichteten Domkirche gab es vermutlich eine Bauinschrift (Anh. Nr. A1) und eine Weiheinschrift (Nr. 6†), die beide im Brand von 1159 zugrunde gingen.

Der Vorhalle im Westen entspricht als Gegenpol im Osten die Krypta, über der sich der Hochchor erstreckt; das Schiff dazwischen ist abgesenkt. Die ab 1159 wohl als erster Bauteil errichtete Krypta gliedert sich in vier Schiffe zu neun Jochen, gefolgt von einer Apsis mit einem 1625 zur Abstützung des Choraltars eingezogenen Rundpfeiler. Die 24 Stützen und 21 Wandvorlagen sind von unterschiedlichem Aussehen, wobei mehrere Kapitelle figurale oder ornamentale Darstellungen zeigen; die als Bestiensäule bekannte, vierte Stütze von Osten der mittleren Reihe weist eine vollständige figurale Gestaltung auf. Die Deckplatte des ersten Kapitells von Osten der nördlichen Reihe ist mit der Künstlerinschrift des Steinmetzen Liutprecht versehen (Nr. 9, Abb. 19)8).

Die Stichkappentonne des Mittelschiffs und des sich nahtlos anschließenden Hochchors sowie die Kreuzgratgewölbe der inneren Seitenschiffe und beider Emporengeschoße sind mit reichem Regence-Stuck von Egid Quirin Asam dekoriert, desgleichen sind die Mittelschiffwände durch Pilaster und ein verkröpftes Gesims untergliedert. Die Deckenfresken von Cosmas Damian Asam zeigen im Mittelschiff (von Ost nach West): Die Anbetung des Lammes durch die 24 Ältesten; unter einer Scheinkuppel die thronende Madonna; das Dankopfer Freisings mit den Wappen der Bischöfe, des Domkapitels und der Domherren, umgeben von theologischen Tugenden; die Glorie des hl. Korbinian; die Hirtentugenden des hl. Korbinian. Darstellungen aus der Vita des hl. Korbinian zeigen auch die Wandfresken an den Emporenbrüstungen. Die ovalen Deckenbilder in den Seitenschiffen beziehen sich auf die Patrozinien der dahinterliegenden Kapellen, während der Bilderzyklus [Druckseite XVII] der nördlichen Empore die Menschwerdung Christi, der der südlichen Empore die Vita des hl. Sigismund thematisiert. Eine von Franz Josef Lederer an die Wand der Chorapsis freskierte Bischofsreihe setzt die Bischofsdarstellungen des gotischen Gestühls fort.

Der Domrenovierung 1723/24 ging 1710 die Errichtung der Maximilianskapelle als Grabkapelle für Bischof Eckher am Ostende der Krypta voraus, ein wohl von Giovanni Antonio Viscardi entworfener oktogonaler Zentralraum mit Stuck von Nikolaus Liechtenfurtner und Fresken von Hans Georg Asam. Erst 1727/30 wurde die nördliche Apside (Stephanus- oder Kepserkapelle, 1869 abgebrochen) von den Brüdern Asam barockisiert, die südliche Apside (Johann-Nepomuk-Kapelle) sogar erst 1737.

Über die frühere Ausmalung der Domkirche gibt es kaum verläßliche Hinweise. Im Chor des romanischen Doms könnte sich eine zu Beginn des 12. Jahrhunderts gemalte Bischofsreihe in Form von Porträtmedaillons mit Beischriften befunden haben, die den Brand von 1159 überstanden hätte und dann bis ins 13. Jahrhundert hinein fortgesetzt worden wäre (Anh. Nr. A2). In der ab 1159 erbauten Krypta befand sich an einer Wand nahe dem Korbinians-Sarkophag ein Bilderzyklus mit vierzehn Darstellungen aus der Korbinians-Vita, der Bildüberschriften aufwies und wohl noch bis zur ersten Barockisierung 1621/24 erhalten war (Nr. 12†). Vermutlich waren auch fünf Bischofsbilder in der östlichsten Kapelle des südlichen Seitenschiffs zusammen mit ihren Beischriften als Wandfresken ausgeführt worden9).

In den späteren Ausstattungsphasen des Doms bilden die Gemälde als Altarblätter eine Einheit mit der Altararchitektur. Die meisten der Altäre entstammten den Jahren um oder nach der ersten Barockisierung unter Bischof Veit Adam 1621/24, der auch einige Altäre abbrechen ließ, so etwa den Justinus-und-Oswald-Altar am zweiten südlichen Pfeiler von Westen oder den Kreuzaltar am Lettner; einige Altäre wurden unter Bischof Johann Franz Eckher erneuert10).

– Der 1623–1625 errichtete Hochaltar mit figürlichem Schmuck von Philipp Dirr besaß bis zur Säkularisation das Altarbild des Apokalyptischen Weibes von Peter Paul Rubens, das 1803 auf 1000 fl. geschätzt wurde und an die kurfürstliche Galerie nach Schleißheim, später an die Alte Pinakothek gelangte; das heutige Bild ist eine 1926 gemalte Kopie. Diesem Altar ging ein 1443 von Bischof Nikodemus della Scala gestifteter, monumentaler Schnitzaltar von Jakob Kaschauer voraus (Teile davon heute im Bayer. Nationalmuseum, München).

– Die nördliche Apside enthielt einen von Cosmas Damian Asam geschaffenen, dem hl. Stephanus geweihten Rokokoaltar; dieser ging 1869 mit dem Abriß der Kapelle verloren, der Vorgängeraltar war 1623 von Wilhelm Sixtus Kepser gestiftet worden. Heute steht in der Apsiskapelle eine ehemals am Sakramentshaus im Chor befindliche Beweinungsgruppe von Erasmus Grasser, 1492.

– Im äußeren nördlichen Seitenschiff im ersten Joch von Osten (Mariä-Heimsuchungs- bzw. Fugger-Kapelle) steht der Mariä-Heimsuchungs-Altar von 1627 mit dem thematisch dazu passenden Gemälde von Peter Candid.

– Im vierten Joch von Osten (Leonhardskapelle) stand der von Domherr Johann Anton Gassner laut ehemaliger Stifterinschrift 1629 in Auftrag gegebene Leonhard-und-Aegidius-Altar, der 1886 abgebrochen wurde. Das Altarblatt von Georg Vischer mit Darstellung der Ruhe auf der Flucht befindet sich heute im Diözesanmuseum (Nr. 422 (†)).

– Im sechsten Joch von Osten (Mariä-Opferungs- bzw. Franziskus-Kapelle) steht der Mariä-Opferungs-Altar. 1476 wurde der Altar auf Veranlassung von dem Domherrn Johannes Städler errichtet und von ihm bestiftet, worauf auch eine Inschrift auf der Mensaplatte verweist (Nr. 116). Der Altaraufbau besaß früher eine 1625 datierte Stifterinschrift von Wilhelm und Georg Desiderius zu Königsfeld. Das um 1803 ausgebaute Altarblatt hängt heute am nördlichen Emporenaufgang (Nr. 410 (†)), seitdem befindet sich im Altar das spätgotische Gnadenbild der „Muttergottes auf der Stiegen“.

– Im achten Joch von Osten (Kapelle St. Georg und Joachim) stand bis 1886 der Annenaltar, der ein Altarblatt mit Darstellung von Joachim und Anna von Joachim von Sandrart enthält. Dieser Altar wurde 1886 abgebrochen und an die Stelle des nachfolgenden Altars versetzt.

– Im zehnten Joch von Osten (Michaelskapelle) stand bis 1886 der St. Michael-und-Castulus-Altar. Er wurde in diesem Jahr durch den vorgenannten Annenaltar ersetzt. Am Altar befand sich eine 1626 datierte Stifterinschrift von Christoph Rehlinger, das ebenfalls 1626 datierte Altarblatt mit Darstellung der Himmelfahrt Mariens hängt heute an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs (Nr. 412(†)).

[Druckseite XVIII]

– Am ersten Pfeiler von Westen stand bis zu seinem Abbruch im Zuge der Barockisierung von 1621/24 der Allerheiligenaltar, den Bischof Philipp um 1520 gestiftet hatte. Das 1522/23 von Hans Wertinger geschaffene Retabel ist verloren. Am Altar befanden sich eine Stifterinschrift des Bischofs und sein Todesvermerk (Nr. 213†).

– Die südliche, von Egid Quirin Asam 1737/38 ausgestaltete Apside (Johann-Nepomuk-Kapelle) ist als Schauwand angelegt, in der eine dreiteilige Altararchitektur den bühnenhaften Rahmen für die Figuren Johannes d. Täufers, des Johannes von Nepomuk und Johannes d. Ev. bietet.

– Im äußeren südlichen Seitenschiff im ersten Joch von Osten (Matthäuskapelle) stand bis 1870 ein im Jahre 1703 auf Betreiben von Bischof Eckher vollständig erneuerter Marmoraltar mit einem Altarblatt von Andreas Wolff, das sich heute im Diözesanmuseum befindet.

– Im dritten Joch von Osten (Heilig-Geist- bzw. Schrenck-Kapelle) stand bis 1886 der Heilig-Geist- bzw. Verkündigungsaltar, den der Domherr Balthasar Schrenck laut Stifterinschrift 1617 anfertigen ließ (Nr. 384†). Das Altarblatt Mathias Kagers mit Darstellung der Verkündigung hängt heute in der Elisabethkapelle über der Grabplatte von Bischof Veit Adam (Nr. 470).

– Im fünften Joch von Osten (Kapelle Bekehrung Pauli) war der unter Bischof Eckher erneuerte Paulusaltar aufgestellt, der ursprünglich ein 1626 gemaltes Altarblatt von Peter Candid, später jedoch ein Altarblatt mit dem Sturz Pauli von Johann Degler besaß. Zum Paulusaltar hatte Bischof Konrad I. im Jahre 1251 vier Kanonikate für Domvikare gestiftet, die ein eigenes Annex-Stift zum Domkapitel – die sog. Pauliner – bildeten. Nach Abbruch des Altaraufbaus 1887 wurden Teile davon mit dem Retabel des im Vorjahr abgebrochenen, westlich benachbarten Thomasaltars vereint; von diesem stammt u. a. das heute im Altar befindliche Gemälde mit Darstellung der Anbetung der Hirten, welches laut Signatur und Datierung Matthias Kager 1626 schuf (Nr. 413).

– Im siebten Joch von Osten (Thomaskapelle) stand bis 1886 das 1625/26 angefertigte Altarretabel des Thomasaltars mit einem Gemälde von Matthias Kager (Nr. 413), als dessen Stifter die Domherren Achaz Rindfelder (Nr. 417) und Johann Konrad Wagner (Nr. 456†) in Frage kommen. Nach dem Abbruch des Altars wurden das Altarblatt und Teile der Altararchitektur auf der Mensa des Paulusaltars zu einem neuen Retabel zusammengefügt.

– Das neunte und zehnte Joch von Osten (Elisabeth- bzw. Fürstenkapelle) ließ Bischof Veit Adam 1628 zu einer einzigen großen Kapelle vereinen, um einen würdigen architektonischen Rahmen für den Neubau des Elisabethaltars zu schaffen, in dessen Mitte die seit 1440 in Freising verehrte Ikone aus dem 12. Jahrhundert zur Aufstellung kommen sollte. Die Ikone selbst ließ er 1629 in Silber fassen und eine Stifterinschrift anbringen (Nr. 423, Abb. 131); sie befindet sich heute im Diözesanmuseum. Das versenkbare Altarblatt mit Darstellung des Todes Mariä schuf Ulrich Loth 1629 (Nr. 425). Der heutige Lukasbildaltar besteht größtenteils aus Elementen des späten 19. Jahrhunderts.

– In der Krypta befanden sich ehemals Altäre mit folgenden Patrozinien: Nördlich (von Ost nach West) St. Lantpertus, St. Alexander und Justinus, St. Margaretha, St. Nikolaus; südlich: St. Korbinian, St. Nonnosus, Vierzehnnothelfer, St. Maximilian. Diese Altäre wurden sämtlich im 18. Jahrhundert – zumeist unter Bischof Eckher – erneuert oder neu errichtet und im Laufe des 19. Jahrhunderts abgebrochen.

– Die 1710 von Bischof Eckher erbaute Maximilianskapelle besitzt einen Marienaltar nach einem Entwurf von Johann Andreas Wolff. Das ursprüngliche Altarblatt ist verloren.

– In der Vorhalle befindet sich an der Ostwand nördlich der Katharinenaltar, südlich der Dreifaltigkeitsaltar. Die Altararchitekturen und die Gemälde von Johann Andreas Wolff entstanden 1702 und 1699.

– Am östlichen Ende der nördlichen Empore steht der von Bischof Eckher anstelle eines Korbiniansaltars um 1709 errichtete Dreikönigsaltar, der das Altargemälde der Heimsuchung Mariä vom Mariä-Heimsuchungs-Altar übernahm. Außer einer heute noch erhaltenen Bildbeischrift besaß das Gemälde Candids früher auch noch dessen Künstlersignatur (Nr. 407).

– Am östlichen Ende der südlichen Empore steht der von Bischof Eckher um 1700/09 neu erbaute Sigismundaltar mit einem Altarbild aus der Candid-Schule. In der Nähe des Vorgängeraltars befand sich früher die sog. Sigismundtafel von 1498 – ein spitzbogiges Tafelgemälde mit 16 Einzelszenen der Sigismund-Vita –, die für Hans Wertinger gesichert ist (Nr. 145, Abb. 85); sie befindet sich heute im Diözesanmuseum.

Die seit ihrer jüngsten Renovierung 2009 wieder vergoldeten Gitter, die auf beiden Seiten des Langhauses die äußere Kapellenreihe von den inneren Seitenschiffen abtrennen, entstanden zumeist zwischen 1630 und 1664. Viele von ihnen weisen in den Bekrönungen Wappenschilde von Kapellenstiftern auf. Darüberhinaus sind an den Gittern vor der Elisabeth- bzw. Fürstenkapelle zwei durchbrochene Jesus-Monogramme und ein Hoheitstitel Jesu angebracht (Nr. 428).

[Druckseite XIX]

Der nach Verlegung der Orgel vom Lettner auf die Westempore geschaffene Orgelprospekt zeigt auf den Innenflügeln ein Engelskonzert mit Schriftbändern, auf den Außenflügeln die Verkündigung. Über der hl. Maria hält ein Engel ein offenes Buch mit der Signatur des Malers Melchior Heller, der nach Ausweis seines Stils im Umkreis von Peter Candid arbeitete (Nr. 404).

Neben der um 1625 entstandenen, vergoldeten Kanzel von Elias Angermair und Philipp Dirr zählt das gotische Chorgestühl, das 1484–1488 vom Freisinger Kistler Bernhard nach einem Entwurf des Augsburger Kistlers Ulrich Glurer geschaffen wurde, zu den herausragenden Ausstattungsstücken des Doms (Nr. 134, Abb. 75–79). Unter Maßwerkbaldachinen zeigen Reliefs Brustbilder der Freisinger Bischöfe von Korbinian bis Johannes I., darunter sind Felder mit Beischriften und Maßwerkornamenten eingefügt, die Stirnseiten der hinteren Reihe zeigen außen Apostelreliefs, innen die Datierung 1488. Nach Entfernung des Lettners 1624 wurde das Gestühl verkürzt und neu arrangiert, wobei die Reliefs der Bischöfe von Konrad IV. bis Sixtus von Tannberg samt den Beischriften entfielen; deren Bildnisse wurden erst 1724 als Wandfresken Josef Lederers hinter dem Hochaltar ergänzt.

Das früheste erhaltene Grabmal im Freisinger Dom ist die Korbinianstumba, in der der Leichnam des Heiligen nach seiner Rückführung aus Mais bei Meran bestattet wurde. Zunächst hinter dem Hochaltar aufgestellt, kam der Sarkophag nach dem Brand von 1159 in die neuerbaute Krypta. In der Barockzeit wurde der Sarkophag mit Inschriften versehen11). Ebenso ist die Inschrift auf dem sog. Hitto-Stein in der Domkrypta keine genuin mittelalterliche Inschrift – Bischof Hitto starb 835 –, sondern wurde erst unter Bischof Eckher dem vorher inschriftlosen Kreuzstein hinzugefügt; diesen sah man in früherer Zeit auch als Grabstein des hl. Korbinian an, er entstand tatsächlich aber wohl im 12. Jahrhundert für einen unbekannten Verstorbenen12). Die Grabdenkmäler für den um 870 verstorbenen Adeligen Fritelo (Nr. 2†) und einen wohl im 12. Jahrhundert verstorbenen Witelo (Nr. 8†, Abb. 142) sind nicht erhalten.

Im Dom bestand eine Sepultur der Freisinger Bischöfe im inneren südlichen Seitenschiff. Diese ließ Bischof Eckher während der Abgrabungen zur Tieferlegung des Pflasters 1699 und 1701 untersuchen und rekonstruierte danach eine chronologisch von Ost nach West verlaufende Bestattungsabfolge von zwölf Bischöfen, die er mit den entsprechenden beschrifteten Bodenplatten markieren ließ. Nach Heckenstaller war die Abfolge: Erimbert, Aribo, Atto, Anno, Arnulf, Walto, Wolfram, Gottschalk, Egilbert, Adalbert, Otto II., „Otto Semoser“, Utto, zuletzt die Grafen von Ebersberg13). Im Zuge der 1842 vorgenommenen Neupflasterung im westlichen Teil dieses Seitenschiffs wurden die letzten drei Platten entfernt und stattdessen durch Neuanfertigungen für „Otto Semoser“, Utto, Abraham, Gerold und Friedrich von Montalban fortgesetzt. Weitere Eckhersche Bodenplatten für die Bischöfe Hitto, Erchanbert und Ellenhard befanden sich vermutlich in der Krypta. Die figurale Grabplatte für Bischof Konrad II. († 1278, Nr. 16†, Abb. 146) ist heute ebenso verloren wie die Platten für Bischof Emicho († 1311, Nr. 19†) und Gegenbischof Ludwig von Kammerstein († 1342, Nr. 26†, Abb. 147), während die historisierende Tumbadeckplatte für Bischof Erchanbert (Nr. 17 (†), Abb. 24) aus der Peterskapelle stammt und erst 1957 an der Südwand der sog. Gedächtniskapelle (ehem. Stephanus- bzw. Kepser-Kapelle) zusammen mit der Gedächtnisplatte für Bischof Ellenhard (bei Nr. 24†) aufgestellt wurde. Das älteste im Original erhaltene Bischofsdenkmal ist die Tumbadeckplatte für Bischof Gottfried († 1314, Nr. 20, Abb. 25) an der Nordwand der Vorhalle, für die es auch eine Eckhersche Bodenplatte gibt. Wiederum historisierende Denkmäler sind die im 15. Jahrhundert angefertigten Platten für Bischof Abraham († 992, Nr. 149, Abb. 88) in der Thomaskapelle, [Druckseite XX] für Bischof Heinrich I. († 1192, Nr. 92, Abb. 61) in der Leonhardskapelle, für die Bischöfe Gerold und Konrad I. († 1231, 1258, Nr. 91, Abb. 62) in der Paulskapelle und für Bischof Friedrich von Montalban († 1282, Nr. 93) in der Leonhardskapelle. Die figurale Grabplatte für Bischof Johannes I. († 1324, Nr. 150†) gehörte ebenfalls dem 15. Jahrhundert an, war vor dem Kreuzaltar – also mittig vor dem Lettner – in den Boden eingelassen und wurde bei einer der barocken Baumaßnahmen zerstört. Die Tumba für Bischof Johannes Grünwalder († 1452), die er noch zu seinen Lebzeiten vor dem genannten Kreuzaltar hatte errichten lassen, wurde bereits nach kurzer Zeit auf Betreiben des Domkapitels abgebrochen, ihre Deckplatte ist heute an der Südwand der Vorhalle aufgestellt (Nr. 95, Abb. 63). Eine weitere figurale Bodengrabplatte vor dem Kreuzaltar galt Bischof Sixtus von Tannberg († 1495, Nr. 143, Abb. 74), sie befindet sich heute im inneren südlichen Seitenschiff. Für die drei letztgenannten Bischöfe gibt es auch Eckhersche Bodenplatten im Pflaster vor der Chortreppe. Eine letzte figurale Bodengrabplatte entstand für Bischof Leo Lösch († 1559, Nr. 250); ihr früherer Standort war beim Justinus-und-Oswald-Altar, heute ist sie in die Südwand der Domvorhalle eingelassen. Figurale Wandplatte und Epitaph koppeln die beiden Grabdenkmäler für Bischof Philipp, Pfalzgraf bei Rhein († 1541, Nr. 210, Abb. 106), und Bischof Moritz von Sandizell († 1567, Nr. 274, Abb. 107), die beide im westlichen Abschnitt des Mittelschiffs aufgestellt waren, wo sich auch die zugehörigen Bodengrabplatten (Nr. 214†, 277†) befanden; wohl zur Zeit von Bischof Eckher wurden beide Denkmäler an die Nordwand der Vorhalle versetzt, zugleich tauschte man die Bodengrabplatten durch Eckhersche Platten aus. Die Bischöfe Stephan von Seiboltsdorf († 1618) und Veit Adam von Gepeckh († 1651) wählten dagegen einfache Wappenplatten als Grabdenkmäler: Die frühere der beiden Platten (Nr. 386, Abb. 154) lag im Boden beim Justinus-und-Oswald-Altar und wurde wohl 1701 an die Westwand des inneren südlichen Seitenschiffs versetzt, die spätere (Nr. 470, Abb. 138) war bereits als Wandplatte konzipiert und dürfte sich an ihrem heutigen Standort – an der Westwand der Elisabethkapelle – in situ befinden. Für beide Bischöfe existieren auch noch Eckhersche Bodenplatten. Die Grabdenkmäler für die späteren Freisinger Bischöfe Albrecht Sigismund, Herzog von Bayern († 1685), Johann Franz Eckher von Kapfing († 1727) und Ludwig Frhr. Joseph von Welden († 1788) sind an den Mittelschiffpfeilern aufgestellt.

Gegenüber den Bischofsgrabmälern nimmt sich die Zahl der Grabmäler für andere Geistliche des Freisinger Klerus gering aus. Verloren sind heute die Grabplatten für den Stiftspropst Friedrich von Stauffenberg († 1319, Nr. 21†), den Domherrn Johannes Städler († 1477, Nr. 118†), den Stiftspropst Joachim von Wemding († 1585, Nr. 318†), den Dompropst Alexander Secundus Fugger († 1612, Nr. 375†), den Domkustos Christoph Rehlinger († 1632, Nr. 433†) und den Domherrn Balthasar Schrenck († 1640; Nr. 452†); davon waren Nr. 21†, 118†, 318† und 452† figurale Grabplatten, Nr. 375† und 433† Wappengrabplatten. Zwei weitere figurale Grabplatten für Stiftspropst Degenhard von Weichs († 1425, Nr. 72, Abb. 57) und Domdekan Hiltprant von Kammer († 1426, Nr. 73), die sich im inneren nördlichen Seitenschiff an der Turmwand befanden, kamen 1957 in den Domkreuzgang. Erhalten haben sich dagegen die ehemalige Bodenplatte für die Domdekane Berthold, Wilhelm und Friedrich Fraunberger († 1391, 1395, 1416, Nr. 52, Abb. 45) an der Südwand der Vorhalle sowie die Wappenplatten für Domdekan Johannes von Adelzhausen († 1580, Nr. 311, Abb. 122) in der Michaelskapelle, für Domherr Wolfgang Ludwig Lung († 1641, Nr. 453) am nördlichen Pfeiler der Vorhalle, für Offizial Johann Anton Gassner († 1645, Nr. 457) im nördlichen Seitenschiff, für Domherr Georg Desiderius von Königsfeld († 1645, Nr. 459) in der Mariä-Opferungs-Kapelle sowie für Domherr Johann Adolph von Gepeckh († 1650, Nr. 468) in der Elisabeth- bzw. Fürstenkapelle, wo früher auch eine Wappengrabplatte für ihn existierte (Nr. 469†). Eine Gedenktafel für Generalvikar Johann Konrad Wagner († 1647, Nr. 460), die heute in die Nordwand der Vorhalle eingelassen ist, befand sich früher zusammen mit einer heute verlorenen Wappengrabplatte (Nr. 456†) in der Thomaskapelle. Das Fragment einer Wappenplatte (Nr. 437) für Generalvikar Wilhelm Sixtus Kepser wird heute im Diözesanmuseum verwahrt, während sein Epitaph (Nr. 438) zusammen mit der Stiftungstafel (Nr. 415) 1879 an das Bayerische Nationalmuseum, München, gelangte. Das stark beschädigte Epitaph für Dompropst Georg von Ortenburg († 1553, Nr. 236) war ursprünglich in der Georgskapelle und kam im Zuge der Barockisierung 1723/24 an die Nordwand der Vorhalle.

Das bekannteste und zugleich populärste Grabdenkmal im Freisinger Dom wurde wegen seiner irrig überarbeiteten Beschriftung lange Zeit als Stein des „Otto Semoser“ bezeichnet (Nr. 11, Abb. 23). Tatsächlich wurde es um 1160/70 für den Salmann Otto von Moosen geschaffen, der sich wohl durch eine Stiftung für den Wiederaufbau des 1159 teilzerstörten Doms ein Begräbnisrecht in diesem sichern konnte. Die heute im südlichen Seitenschiff angebrachte Platte gehört zu den frühesten und bedeutendsten figuralen Grabdenkmälern des Hochmittelalters im süddeutschen Bereich. Eine Grablege in der später zur Fürstenkapelle umgebauten Elisabethkapelle besaß das bayerische Adelsgeschlecht derer von Massenhausen. An der Westwand befinden sich noch zwei großformatige Wappenplatten [Druckseite XXI] für Hiltprand von Massenhausen († 1347, Nr. 27, Abb. 31) und den Marschall Arnold IV. von Massenhausen († 1359, Nr. 29, Abb. 32), die des letztgenannten war ursprünglich mit Metalleinlagen versehen. Eine früher ebenfalls in der Elisabethkapelle liegende Bodenplatte für die Domherren Ulrich und Johannes von Massenhausen († 1369 und 1392, Nr. 39†) ging 1701 oder 1723/24 verloren. In der Vorhalle bestand offenbar auch eine Begräbnisstätte des Geschlechts der Gumppenberger, denn hier gab es im Boden eine Wappengrabplatte für Stephan von Gumppenberg († 1347, Nr. 28†) und eine weitere spätgotische Platte für ein unbekanntes Mitglied dieser Familie (Anh. Nr. B3). Im Pflaster der Vorhalle verweisen mehrere bald nach 1901 angefertigte beschriftete Bodenplatten anstelle der unlesbar gewordene Eckherschen Bodenplatten auf die hier bestatteten Adeligen Berchtold von Geboltsbach († 1296), Berthold von Rehling († 1315), Propst Friedrich von Stauffenberg († 1319, Nr. 21†), Stephan von Gumppenberg (s. o.), Berthold, Friedrich und Wilhelm von Fraunberg (s. o.) sowie Wolfgang Ludwig Lung, außerdem gibt es hier einige Bodenplatten des 18. Jahrhunderts für Freisinger Bischöfe.

Während die Grabplatten im Dom – mit Ausnahme der an den Mittelschiffpfeilern aufgestellten Bischofsgrabmäler – in bezug auf ihren Standort nur einer größtmöglichen Nähe zum Begräbnisplatz verpflichtet sind, folgt die Aufstellung der Denkmäler in der Vorhalle überwiegend gestalterischen Erwägungen. So sind in die beiden Schildwände der Nordwand die beiden hoch aufragenden Doppelgrabmäler für Bischof Philipp, Pfalzgraf bei Rhein (Nr. 210, Abb. 106), und Bischof Moritz von Sandizell (Nr. 274, Abb. 107) konzentrisch eingepaßt, die der Wand damit einen gewissen Schaucharakter verleihen, während mittig zwischen ihnen, also unmittelbar unter der Gewölberippenkonsole, die Tumbadeckplatte für Bischof Gottfried (Nr. 20, Abb. 25) zur Aufstellung kam. Die anderen Platten an dieser Wand – u. a. Nr. 234 und 460 – besitzen ein kleineres Format und füllen die Restflächen zwischen den Bischofsgrabmälern. An der gegenüberliegenden Südseite sind ebenfalls drei größerformatige Rotmarmorplatten axialsymmetrisch angeordnet: an den beiden Außenseiten die figuralen Platten für die Bischöfe Leo Lösch (Nr. 250) und Johannes Grünwalder (Nr. 95, Abb. 63), mittig die Platte für Berthold, Friedrich und Wilhelm von Fraunberg (Nr. 52, Abb. 45), nördlich dazwischen eine Platte des späteren 17. Jahrhunderts. Anders als auf der Nordseite wurde hier das Eckhersche Konzept, die Platten gleich geschichtlichen Objekten isoliert – also quasi museal – zu präsentieren, verwischt, indem die obere Wandfläche, in die zwei Figurennischen gesetzt sind, später mit Engeln und Vorhangdraperien freskiert wurde.

1708 wurde bei Abbruch des Margarethenaltars in der Krypta der Sarkophag des hl. Nonnosus, von dem der Freisinger Dom schon Reliquien besaß, aufgefunden. Zum Inhalt gehörte neben den Gebeinen des Heiligen auch eine Bleiplatte mit einer Translationsinschrift vom Jahre 1161 (Nr. 10†). Nach der Neuaufstellung des Sarkophags und der Wiederbestattung der Gebeine 1709 kamen die Tafel und die Kopfreliquie in den Domschatz, mit dem zusammen sie in der Säkularisation eingeschmolzen wurde. Eine Hinweistafel von 1709 am Sarkophag verweist auf den Inhalt, eine längere Schrifttafel an der Südwand aus demselben Jahr auf die Auffindung der Reliquien.

Das einzige Gemälde-Epitaph im Freisinger Dom war für den Domherrn Balthasar Eysenreich bestimmt († 1552, Nr. 231 (†)) und hing in der Stephanus- bzw. Kepserkapelle über dem nördlichen Ausgang. Der Bildteil mit Darstellung der Auferstehung Christi hat sich im Diözesanmuseum erhalten, der Textteil ist verloren.

Das aus acht Glocken bestehende Geläut des Freisinger Doms im Nordturm ist das einzige vollständige Renaissance-Geläut in Mitteleuropa (Nr. 259265, 267, Abb. 112). Es wurde 1563 von Bischof Moritz von Sandizell in Auftrag gegeben, nachdem das Vorgängergeläut durch Brand zerstört worden war. Der Gießer war Wolfgang Steger d. J. aus München, der die Glocken unter Verwendung von Modeln des Münchner Steinmetzen Sebald Hering in den Jahren 1563 und 1564 anfertigte. Die Inschriftentexte basieren dabei auf Sinngedichten des Freisinger Hofpoeten Joachim Haberstock . Die kleinste Glocke (Nr. 266) mußte 1584 neu gegossen werden (Nr. 267). Nach Rückholung zweier Glocken aus der Wallfahrtskirche Wies bzw. aus der Pallottinerkirche, wohin sie 1955 leihweise abgegeben worden waren, konnte im Jahre 2007 das Geläut – nun um drei neue Glocken erweitert – wieder vervollständigt werden.

Die Domsakristei14)

Der genaue Standort einer ersten, 981 erwähnten Domsakristei bleibt ungewiß. Im Schatzverzeichnis von 1352 ist dann von einem sacrarium superius und inferius die Rede15). Dabei handelt es sich wohl um [Druckseite XXII] die heute noch bestehende, langgestreckte Halle, die das innere südliche Seitenschiff begleitet, und die darüberliegenden Räume der ehem. Schatzkammer und ihres Vorraums, die mit der Halle resp. unteren Sakristei über eine Wendeltreppe verbunden sind. Hier wurde neben den wertvollen liturgischen Handschriften und Prunkgewändern auch der Domschatz verwahrt, zu dem u. a. die berühmte Schale aus Chrysolith sowie die mit Edelsteinen besetzten Kopfreliquiare für den hl. Korbinian (Nr. 1†, 32†), den hl. Papst Alexander (Nr. 30†) und den hl. Lantpert (Nr. 33†) gehörten.

1448 wurde die untere Sakristei einer Renovierung unterzogen, wovon noch heute am Gewölbe der Halle eine Freskokartusche mit den Wappen der drei Stifter Johannes von Pienzenau, Wigislaus Rorbeck von Rorbach sowie Joachim von Nußdorf zeugt (Nr. 90, Abb. 8). Nur wenig später entstand südlich des Sakristeigebäudes ein ebenfalls zweigeschoßiger, erheblich größer dimensionierter Erweiterungsbau.

Während die neue, untere Sakristei in erster Linie den Meßstiftungen an den Altären in Krypta und Seitenschiffen diente, wurden die Sommer- und Wintersakristei im Obergeschoß, von denen aus ein brückenartiger Übergang durch das südliche Seitenschiff direkt in den Hochchor führte, für Meßfeiern von Bischof und Domkapitel genutzt. Hier lag auch der Kapitelsaal, der vom Vorraum aus zugänglich war. Die ca. 1457/60 erbaute untere Sakristei ist ein mit Netzrippengewölbe versehener, an der Nordwestecke abgeschrägter Saal, den drei Rotmarmorsäulen in zwei Schiffe zu je vier Joche untergliedern. Die südliche der beiden spitzbogigen Schildwände der Ostseite ist mit einem 1458 von Maler Sigmund geschaffenen Wandbild versehen, das den sog. Gnadenstuhl, umgeben von den Heiligen Sigismund, Papst Alexander, Maria Magdalena und Dorothea, darstellt, darüber das von Engeln gehaltene Veronica-Bildnis Christi. Diese 1902 freigelegte und stark übergangene Malerei wurde im 20. Jahrhundert lange Zeit vom spitzbogigen Sigismund-Bild (Nr. 145, Abb. 85) Hans Wertingers verdeckt. An der gegenüberliegenden Wandseite steht der Fußwaschungsaltar mit den 1495 von Domkustos Tristram von Nußberg gestifteten Retabel- und Antependiumbildern des Malers Hans Mair von Landshut. Das sich der Schildwand einpassende Retabel (Nr. 141, Abb. 80, 86) zeigt das Letzte Abendmahl und die Fußwaschung Christi, dazu die Figur des knienden Stifters, die Tafeln des Antependiums sind mit der Verkündigungsszene (Nr. 142, Abb. 81, 84), einem ledigen Wappenschild sowie seitlich mit Fahnen haltenden Löwen bemalt. Vermutlich fand vor diesem Altar jeden Gründonnerstag nach dem Hochamt die vom Bischof vollzogene Fußwaschung an den zwölf ältesten Domherren statt16). Ein auf der Mensa aufgestellter Bronze-Kruzifixus (Anh. Nr. D6) vom Ende des 16. Jahrhunderts mit Gebetsinschrift ist möglicherweise erst im 19. Jahrhundert in die Sakristei gelangt. Das aus Eichenholz gefertigte Schrankwerk der unteren Sakristei gehört dem mittleren 17. Jahrhundert an. Im Nordosten des Raumes sind im Pflaster eine Reihe von Eckherschen Bodenplatten eingelassen, die sich früher im Dom befunden haben und einer dort 1842 durchgeführten Bodenerneuerung weichen mußten17).

In der Domsakristei waren bis zur Säkularisation auch ein Ornat mit Wappen und 1593 datierter Stifterinschrift von Domherr Anton Welser (Nr. 336a†) sowie ein 1604 datierter Ornat (Anh. Nr. B12) vorhanden. Bereits 1788 wurde ein Pluviale von 1594 mit dem Wappen von Domdekan Ulrich Hacker (Anh. Nr. B9) beseitigt.

Der Domkreuzgang18)

Sowohl die qualitativ hochrangige Ausgestaltung durch den Wessobrunner Johann Baptist Zimmermann als auch die galerieartige Aufstellung der Grabplatten sind bis heute für die Erscheinung des Kreuzgangs bestimmend und verleihen ihm ein unverwechselbares Gepräge. Der leichte querrechteckige, zweigeschoßige Dreiflügelbau schließt sich im Norden einem höhergelegenen Vorraum an, der zum inneren nördlichen Seitenschiff des Doms führt; der Ostflügel verläuft durch das Erdgeschoß des westlichen Jochs der Benediktuskirche; der Südflügel endet an der Apsis des südlichen Seitenschiffs und mündet in den Vorraum zur sog. Unteren Sakristei. Entlang des Südflügels erstreckt sich ein Trakt, der im Untergeschoß einst die Domschule beherbergte, während im Obergeschoß die im [Druckseite XXIII] Kern mittelalterliche, 1732–1734 neu erbaute Dombibliothek nahezu unverändert weiterbesteht; nach Osten sind die Allerheiligenkapelle und die Sebastianskapelle angebaut.

Der Nordflügel besitzt neun Joche, das Eckjoch im Nordosten – von den vorigen durch einen Gurtbogen abgetrennt – gehört bereits dem Ostflügel an, der mit diesem acht Joche aufweist. Das südöstliche Eckjoch ist wiederum vom Ostflügel durch einen Gurtbogen abgetrennt und bildet mit den übrigen neun Jochen des Südflügels eine Einheit. Im Katalogteil wird praktischerweise die Jochzählung bei den einzelnen Flügeln entgegen dem Uhrzeigersinn vorgenommen, da der Besucher den Kreuzgang heute über den Südflügel betritt; die Außenwände der Eckjoche werden dabei als letztes bzw. erstes Joch gezählt, ungeachtet der Flügelabgrenzung durch die Gewölbegliederung. Im jeweils mittleren Joch des Nord- und des Südflügels führen Türen mit Oberlichtern zum Kreuzgarten, die übrigen Schildwände enthalten große, barocke Fenster mit geschwungenen Konturen am oberen Abschluß.

Im Zentrum eines jeden Kreuzgrat-Gewölbejochs befinden sich innerhalb eines vierpaßförmigen Stuckrahmens freskierte Darstellungen von Wappenschilden, welche von Engeln gehalten werden. Die übrigen, teils gelb grundierten Gewölbeflächen sind mit stuckierten Kartuschen gefüllt, deren Binnenflächen in Rosa oder Malachitgrün gefaßt sind. Das Deckenbild in der Allerheiligenkapelle stellt die Aufnahme Mariens in den Himmel dar, das in der Sebastianskapelle die Glorie des Patroziniumsheiligen. Die an den äußeren Wänden angebrachten Grabplatten fluchten mit ihrer Oberkante in gemeinsamer Höhe. Über ihnen verweisen beschriftete Freskokartuschen auf den jeweiligen Namen, den Rang und das Sterbedatum19). Bei den kleineren Platten, die unter den Fenstern eingemauert sind, und solchen, die nachträglich im Domkreuzgang Aufstellung fanden, fehlen diese Schrifttafeln in der Regel. Diese Tafeln wurden mehrfach erneuert oder – wie im Nordflügel – anläßlich der 1980/81 vorgenommenen Sanierung des Mauerwerks zerstört; eine Renovierung der vorhandenen und Rekonstruktion der verlorenen Textteile ist für 2011 vorgesehen.

Über Lage und Aussehen des früh- und hochmittelalterlichen Domkreuzgangs gibt es weder verläßliche Quellennachrichten, noch erlaubt der überkommene Baubestand hierzu irgendwelche Aussagen. Anders als im Falle von Weihenstephan und St. Andreas sind im Dombereich auch niemals Grabungen durchgeführt worden, die in dieser Frage Auskunft geben könnten.

Der sich der Domkirche nach Osten anschließende, heutige Kreuzgang ist im Kern spätmittelalterlich. Bei seiner Barockisierung wurden die Gewölbejoche mit Wappendarstellungen freskiert, die offenbar auf Stifterwappen zurückgehen, welche sich auch beim vorherigen gotischen Bauzustand an diesen Stellen befunden haben: So bemerkt Eckher zum 1406 belegten Domherrn Eberhard von Truchtling, sein Wappenschild stehe im DombCreuzgang an dem gewolb20). Die von Alois Mitterwieser geäußerte Vermutung, die Wappen gehörten sämtlich Kanonikern an, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam im Domkapitel vertreten gewesen seien, wodurch sich die Entstehung des Kreuzganggewölbes bis auf ein paar Jahre feststellen ließe, bestätigt sich jedoch nicht, denn im Nordflügel reicht die Zeitspanne der vertretenen Domherren von 1359 (Wappen Ebenhausen: Nikolaus von E., 1359–1381) bis 1479 (Wappen Pienzenau: Johannes von P., 1436–1479), im Ostflügel von 1407 (Wappen Gumppenberg: Nikolaus von G., 1407–1443) bis 1477 (Wappen Eisenhofen: Ulrich von E., 1477), im Südflügel von 1379 (Wappen Weichs: Degenhard von W., 1379–1425) bis 1477 (Wappen Allerspach, irrig für Muggenthal: Johannes von M., 1461–1477). Auch bieten die von Mitterwieser 1447 bis 1491 ausgewerteten Domkustosrechnungen keine Anhaltspunkte dafür, daß die Wölbung in diesem Zeitraum ausgeführt worden ist. Da mehr als die Hälfte der am Kreuzganggewölbe mit Wappen vertretenen Geschlechter im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts einen Freisinger Domherrn stellte, dürfte auch zu dieser Zeit der Domkreuzgang errichtet worden sein, zusammen mit der Sebastianskapelle am östlichen Ende des Südflügels. Neuere Domherrenwappen von Mitte oder Ende des 15. Jahrhunderts könnten wohl ältere aus dem späten 14. und frühen 15. Jahrhundert ersetzt haben und waren wohl auf Renovierungen oder Zustiftungen bezogen.

Der bevorzugte Begräbnisplatz der Freisinger Kanoniker war die vom Ostflügel des Kreuzgangs durchdrungene Benediktuskirche, da nach damaliger Auffassung der hl. Korbinian in ihr seine erste Beisetzung gefunden haben soll. Wenn dennoch seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zunehmend Begräbnisse im Kreuzgang bzw. Kreuzgarten stattfanden und die von den Verwandten des Verstorbenen gestiftete Platte im Kreuzgang zur Aufstellung kam, so dürfte dies dem Umstand geschuldet sein, daß die dichte Belegung in der Benediktuskirche keine weiteren Bestattungen mehr zuließ. Vermutlich [Druckseite XXIV] wurden aus Platzmangel auch ältere Grabstellen aufgelöst und die zugehörigen Platten von der Kirche in den Kreuzgang transferiert, dies könnte die frühen Grabplatten Nr. 23†, 25†, 34, 40†, 44 betreffen, die noch vor der Gotisierung bzw. Neubau des Domkreuzgangs angefertigt wurden. Auch der Bereich im östlichen Kreuzgangflügel vor der Benediktuskirche war als Bergäbnisort begehrt; so wird 1491 berichtet, dort seien die Grabstein erhebt und eben gelegt worden21). Über die Ausstattung des Kreuzgangs gibt es keine Nachrichten, doch scheinen sich an den Wänden u. a. Wappendarstellungen befunden zu haben, die laut Eckher im Jahre 1682 bei einer Renovierung des Kreuzgangs übertüncht worden sind22). Zu dieser Zeit befand sich im Pflaster – vermutlich an einer vielbegangenen Stelle – eine Grabplatte, von deren Relief nur noch die Darstellung der vier Evangelisten in den vier Ecken zu erkennen war (Anh. Nr. B6). Um zumindest diese wenigen sichtbaren Reste zu erhalten, ließ das Domkapitel vermutlich auf Betreiben des damaligen Domdekans Eckher die Platte heben und in die Kepserkapelle des Doms versetzen.

Um 1700 wiesen alle drei Kreuzgangflügel bereits einen beachtlichen Grabdenkmälerbestand auf: Im Nordflügel gab es nachgewiesenermaßen 15 Steine (Nr. 157, 160, 181, 183, 187, 191, 192†, 242, 243†, 244†, 270†, 364, 365, 400, 417), im Ostflügel sechs (Nr. 40†, 98, 105, 106, 136, 173(†)), im Südflügel 19 (Nr. 74, 96†, 158, 171, 185†, 194, 202, 225, 238†, 240, 254†, 272, 275, 283, 298, 299†, 312, 315, 350), 27 Steine lassen sich nicht mit Sicherheit lokalisieren (Nr. 23†, 25†, 34, 44, 89, 100, 102, 109, 112†, 137†, 140†, 147, 156, 176, 180, 193, 203, 204†, 215, 221†, 237, 245, 248, 253, 271†, 321†, 367†). Die am Ostende des Südflügels angebaute Sebastianskapelle wurde vom Domkapitular Kaspar Marolt als Grabkapelle erwählt. Dazu stiftete er einen Retabelaltar aus Rotmarmor (Nr. 165, Abb. 96), außerdem gab es für ihn eine Gedenkplatte (Nr. 164†) und eine Wappengrabplatte (Nr. 163†); auch die Domkapitulare Petrus Kalbsor (Nr. 184, Abb. 103) und Georg Eckher (Nr. 256, 257) wurden dort bestattet.

Unter Bischof Eckher erfolgte von 1715 bis 1717 eine Barockisierung von Kreuzgang und Benediktuskirche, die mit einer Neuordnung des Grabdenkmälerbestandes verbunden war (Abb. 1). In einem Schreiben des Bischofs an das Domkapitel vom 21. Juli 1715 ist zwar nur die Rede von einer Erweiterung um die 1713 gestiftete Allerheiligenkapelle, die noch für das laufende Jahr geplant sei23), doch wurden noch 1715 tatsächlich beide Kapellen – also auch die anschließende Sebastianskapelle, die bereits im Mittelalter bestand – neu erbaut, wie aus dem am 4. Januar 1716 mit Johann Baptist Zimmermann geschlossenen Kontrakt hervorgeht: Dieser umfaßte die Stuckierung und Ausmalung des Kreuzgangs, der beiden neüen Capellen sowie der beiden Seitenschiffe der Benediktuskirche24). In einem Brief vom 21. Oktober 1716 erwähnt Zimmermann, er habe die Arbeiten im Freisinger Kreuzgang bereits beendet25). Auf 1716 als Jahr der Vollendung verweist auch eine freskierte Wappendarstellung Zimmermanns im Kreuzgangjoch vor dem Mittelschiff der Benediktuskirche26). Möglicherweise zog sich aber die Neuordnung und Aufstellung der Grabdenkmäler noch bis 1717 hin, denn laut Meichelbeck ließ Bischof Eckher in jenem Jahr die alte schöne Grab-Stein erheben/ und in die Maur in schönster Ordnung setzen/ mithin die Gedächtnuß der alten Bischöffen/ Domb-Herren/ und anderer vornehmen Personen wiederumb erwecken lassen/ und zwar auf eine solche zierliche Manier/ daß viele Wohlgereiste bekennen/man werde (wenigst in Teutschland) bey den hohen Domb-Stiffteren dergleichen Creutz-Gang nit finden27).

Bereits 1690 war eine Grabplatte aus der Stiftskirche St. Johannes Baptist in den Kreuzgang übertragen worden (Nr. 38). Im Zuge der großen Neuordnung 1716 faßte Eckher nun Grabdenkmäler aus der Benediktuskirche, der Sebastianskapelle, dem Dom und der Stiftskirche St. Johannes Baptist mit dem im Kreuzgang vorgefundenen Bestand zusammen und ordnete sie entlang der Kreuzgangwände bündig zur Putzfläche in fast fugenlosem Abstand neu an.

[Druckseite XXV]

Im Einzelnen wurden aus der Benediktuskirche 43 Steine (Nr. 31, 35, 41, 43, 45, 47, 48, 49, 50, 51, 53, 54, 59, 61, 64, 65, 66, 67, 71, 78, 80, 81, 84, 86, 88, 99, 101, 103, 110, 113, 119, 121, 122, 128, 132, 133, 153, 175, 316, 320, 332, 337, 370), aus der Sebastianskapelle der Marolt-Altar (Nr. 165) und drei weitere Steine (Nr. 184, 256, 257) sowie aus dem Dom und St. Johannes Baptist je ein Stein (Nr. 207, 87) in den Kreuzgang übertragen. Um das Jahr 1901 kamen noch mehrere Steine aus St. Andreas, die nach Abbruch des Stifts in den Seminargarten und später in die Martinskapelle gelangt waren, in den Kreuzgang, wo sie vor die Wand gesetzt wurden (Nr. 117, 120, 126, 169, 208, 319, 382), ebenso das aus St. Johannes Baptist stammende Epitaph für Markus Tatius († 1562, Nr. 273, Abb. 116). Einen weiteren Zuwachs erhielt der Domkreuzgang 1957, als im Zuge der Renovierung der Krypta der sog. Batho-Stein (Nr. 402, Abb. 134) in die Sebastianskapelle versetzt wurde, außerdem kamen im selben Jahr zwei figurale Grabplatten (Nr. 72, 73) aus dem Dom in den Ostflügel.

Diese Um- und Neugestaltungen führten aber auch zum Verlust einiger Grabplatten: So dürften Nr. 40†, 137†, 164† und die Schrifttafel von Nr. 173(†) bereits bei der Barockisierung 1716 zerstört worden sein, wogegen die Bodenplatten Nr. 23†, 25†, 96†, 112†, 140†, 163†, 185†, 192†, 204†, 221†, 238†, 243†, 244†, 254†, 271†, 299†, 321†, 367† erst bei umfänglichen Reparaturmaßnahmen am Pflaster, die wohl ins Jahr 1830 fallen28), verloren gegangen sind.

Abgesehen von den wenigen Stücken außerhalb des Erfassungszeitraums sind die Grabdenkmäler im Kreuzgang in folgender Reihenfolge angebracht (die Nummern ohne freskierte Schrifttafel sind kursiv gesetzt):

1. Südflügel, Südwand, von West nach Ost: Nr. 202, 240, 175, 78, 41, 31, 71, 59, 53, 34, 158, 332, 337, 54, 84, 89, 50, 133, 103, 147, 80, 122, 105, 171, 88, 119, 98, 136, 109. In der Sebastianskapelle an der Westwand: Nr. 402.

2. Südflügel, Nordwand, von West nach Ost: Nr. 208, 350, 253, 315, 225, 275, 272, 283, 203, 245, 312, 110, 215, 194, 298, 370.

3. Ostflügel, Ostwand, von Süd nach Nord: Nr. 128, 165, 184, 61, 64, 256, 319, 117, 169.

4. Ostflügel, Westwand, von Süd nach Nord: Nr. 120, 257, 382, 193, 126, 316, 72, 73, 173, 273.

5. Nordflügel, Nordwand, von Ost nach West: Nr. 74, 101, 67, 44, 48, 364, 50, 99, 176, 113, 160, 102, 106, 38, 121, 153, 180, 187, 132, 87, 49, 43, 100, 173, 183, 35, 47, 86, 66, 65, 156, 45.

6. Nordflügel, Südwand, von Ost nach West: Nr. 400, 207, 248, 242, 181, 237, 417, 270, 320, 81 (Abguß), 191, 365.

Hauptkriterien für die Aufstellung der Platten entlang der Kreuzgangwände waren offensichtlich ihr Format und ihre plastische Gestaltung, chronologische Gesichtspunkte spielten jedenfalls keine Rolle: So sind entlang der Nordwand des Nordflügels größerformatige Platten aufgestellt (Höhe zwischen 207 und 249 cm), während an der Südwand des Südflügels etwas kleinere Platten aufgestellt sind (Höhe zwischen 163 und 215 cm); der Ostflügel wurde hingegen nur spärlich mit Platten bestückt – offenbar sollte hier die Wandfläche für künftige Grabdenkmäler freigehalten werden. Einige Platten, für die in der durchgehenden Reihe im Nord- und Südflügel kein Platz mehr war, wurden in die Wände der Fensterseite gesetzt. Dort kamen auch solche Grabdenkmäler zur Aufstellung, die stark plastische oder architektonische Elemente wie z. B. eine Ädikularahmung aufweisen. Kleinformatige Epitaphe und Grabplatten wurden vorzugsweise an den Wandflächen unter den Fenstern angebracht, wobei man nicht davor zurückscheute, die zugehörigen architektonischen Rahmungen zu entfernen, so geschehen bei Nr. 173(†), 175, 181, 183, 215, 312, 316. Bei der Versetzung des Marolt-Altars (Nr. 165, Abb. 96) wurde dieser seines Gesprenges beraubt. Platten, die schon zuvor im Kreuzgang aufgestellt waren, erhielten bei der Neuordnung häufig einen Standort in einem anderen Flügel zugewiesen, wodurch die zuvor bestehende enge räumliche Verbindung zum Begräbnisplatz aufgegeben wurde.

Die meisten durch Grabplatten und Epitaphe verewigten Verstorbenen gehörten dem Freisinger Domstift als Kanoniker oder Domkapitulare an, während ein nur geringer Anteil der Grabdenkmäler auf weltliche Adelige (Nr. 98, 105, 112†, 176, 312 (Jakob Pfister)), Verwaltungsbeamte (Nr. 242, 243†) oder weibliche Verwandte von Bischof Leo Lösch (Nr. 202, 238†, 240) entfiel29). Ob die Positionierung der zwei letztgenannten Platten am Ende des Südflügels als nachgeordnete Ergänzung zur Domherrenreihe begriffen wurde oder mit einer dort bestehenden Grabstätte der Familie Lösch in Beziehung steht, ist unklar.

[Druckseite XXVI]

Teil des Neuaufstellungskonzepts von Eckher war die farbige Fassung des auf den Denkmälern versammelten Wappenbestandes, wovon heute nur noch wenige Spuren erhalten sind. In bezug auf die zutreffenden Tinkturen hatte Eckher bereits als Domdekan umfangreiche genealogische und heraldische Vorarbeiten geleistet, die er in einem Wappenbuch (BSB Cgm 2270) zusammenstellte30). Wie die fragmentarisch erhaltenen Reste der Farbfassung am sog. Marolt-Altar (Nr. 165, Abb. 96) belegen, waren auch dessen aus Sandstein gefertigte Seitenflügel großflächig dunkelrot bemalt, demgegenüber die Schrift ockergelb abgesetzt war. Ähnlich farbintensive Hervorhebungen bzw. “Modernisierungen” sind in Freising am Domportal (Nr. 13, Abb. 21, 22), am sog. Semoser-Stein (Nr. 11, Abb. 23) und an der Grabdeckplatte für Bischof Konrad III. († 1322, Nr. 22, Abb. 2) zu beobachten, aber auch die Bestiensäule in der Domkrypta war bis ins 19. Jahrhundert derart gefaßt.

Sicher der Neuordnung von 1716 zuzuschreiben sind auch die “rustikalen” Überarbeitungen einiger Grabplatten im plastischen Bereich. So wurde bei den im Randbereich stark beschädigten Platten für Hilprand von Taufkirchen († 1403, Nr. 61, Abb. 49) und Wilhelm von Preysing († 1413, Nr. 64, Abb. 50) jeweils die Darstellung des Verstorbenen samt Dreieckskonsole später hinzugefügt, wobei erst eine Befunduntersuchung klären könnte, ob diese Platten im Mittelfeld überhaupt eine bildliche Darstellung besaßen, und wenn ja, ob diese nur als Ritzzeichnung oder plastisch gearbeitet war. Eine ähnlich derbe Ergänzung aus der Eckher-Zeit gibt es sonst nur noch bei der Tumbadeckplatte für Bischof Konrad III. († 1322, Nr. 22, Abb. 2). Auch beim Stein für Franz Falk von Falkenstein (Nr. 50) stehen die plastische Durchbildung von Kopf und Wappen im Gegensatz zur übrigen in Ritzzeichnung ausgeführten Figur und scheinen nachträglich ausgearbeitet worden zu sein; doch sind derartige unbeholfen wirkende Versuche einer Annäherung an einen plastischen Darstellungsstil für die Zeit um 1400 nicht unbekannt. Dagegen gehört die Füllung von Rissen und Fehlstellen bei Rotmarmorplatten mit rot durchfärbtem Mörtel der Renovierung von 1716 an; auf diese Weise fallen die starken Beschädigungen mancher Steine, die den Gesamteindruck stören könnten, kaum ins Auge und entsprechen damit einem Idealzustand, wie er im Kreuzgang als Ganzes angestrebt wurde.

Vermutlich erst im 19. Jahrhundert wurden bei den meisten gotischen Rotmarmorplatten die Inschriftenvertiefungen und – soweit vorhanden – die Ritzzeichnungen nachgeschlagen bzw. überarbeitet. Ob dieses Vorgehen in Zusammenhang mit der Domrenovierung unter Joachim Sighart steht oder die Inschriftenerfassung durch Joseph Schlecht der Auslöser war, muß offen bleiben. Auffällig sind bei mehreren Platten außerdem die nachträglich ergänzten, hochgestellten o bei den Datierungen durch römische Zahlzeichen (Nr. 66, 67, 71, 73, 74, 80, 84, 87, 88, 89, 98, 99, 101, 102; auch bei Nr. 91, 92) sowie die gelegentliche Ergänzungen der i-Punkte bei gotischer Minuskel (Nr. 48, 50, 71, 73, 74, 80, 84, 87, 88, 89, 94, 109, 110, 122, 128; auch bei Nr. 91, 92): Nach Ausweis der exakt vertikal geführten Schattenlinien beim o dürften diese Überarbeitungen am ehesten in der zweiten Hälfte des. 19. Jahrhunderts vorgenommen worden sein; der Anlaß dafür bleibt allerdings unklar.

Die Aufstellungssituation der Grabsteine im Domkreuzgang, insbesondere ihre abstandslose Anordnung nach Format, hat durchaus dekorativen Charakter, doch erscheinen die Grabdenkmäler durch die erläuternde Schriftleiste in eine geradezu museale Präsentation überführt, wozu auch die 1716 durchgeführte Farbfassung der Wappen, die optische Kaschierung von Bruchstellen sowie die Rekonstruktion einiger Grabmäler beitragen: Die Inschriftendenkmäler des Domkreuzgangs sind historische Dokumente, an denen sich die tausendjährige Freisinger Bistumsgeschichte mithilfe der empirischen Disziplinen Genealogie und Heraldik veranschaulichen läßt. Damit hat Eckher den zuvor unsortierten, als Ganzes kaum wahrnehmbaren Bestand an Grabplatten und Epitaphen zu einem monumentalen Grabstein- und Wappenbuch umgestaltet, das die enge Verflechtung der Freisinger Domherren mit den bedeutendsten bayerischen Adelsgeschlechtern vor Augen stellt und auf diese Weise die historische Sonderstellung des Hochstifts Freising empirisch untermauert. So zieht auch Meichelbeck eine direkte Parallele zwischen den heraldisch-genealogischen Forschungen Eckhers und der Umgestaltung des Kreuzgangs: Was Joannes Franciscus dem hohen Geist- und Weltlichen Adel zu Lieb gettan/ wird kein Mensch/ derselbe seye auch so erfahren / als er seyn mag / begreiffen können / ausser er habe selbsten mit Augen gesehen die jene grosse viele Bücher / so seine Hochfürstliche Gnaden mit unglaublicher Mühe / Aufmercksamkeit / Reisen / Spendirung der Gelder / Nachforschung auf alle Grabstein / nit allein in seinem Domb/ sondern auch in denen Bibliothecken/ voraus der alten Clösteren/ und hohen alten Familien / mit eigener Hand zusammen geschrieben/ die unglaubliche Menge der Wappen hinein malen lassen / so ein Werck / welches alle andere Bayerische Genealogische Bücher oder Geschlechts-Beschreibungen eben desto mehrer übertrifft / als weniger diejenige / so bißhero geschrieben / sich dergleichen Unkosten und Mühe kosten lassen. [Druckseite XXVII] Jenem/ welcher dißfalls seinem löblichen Vorwitz wolte pflegen/ wurde ich zum Rath seyn/ er wolle nur den Creutz-Gang des hiesigen hohen Domb-Stüffts in Augenschein nehmen/ umb doch nur ein kleines Gespur der Arbeit unser gnädigsten Fürsten ersehen zu können31).

Die Benediktuskirche32)

Ihre Entstehung verdankt die Benediktuskirche, die vom nördlichen Ende des Domkreuzgang-Ostflügels nach Osten abgeht, vermutlich der im Domkloster spätestens 825 eingeführten Benediktusregel; ein Zusammenhang der Kirchengründung mit dem Wirken Korbinians in Freising besteht offenbar nicht. Wie eine um 1100 verfaßte Gedenkinschrift (Nr. 5†, Abb. 141) mitteilte, wurde seit spätestens dieser Zeit die Kirche jedoch als Ort der ersten Grablege Korbinians († 729/30) verehrt. Die enge Verbindung mit dem Domkloster wird aus einer Altarstiftung vom Ende des 10. Jahrhunderts ersichtlich, wonach der Meßdienst ausdrücklich einem Domkanoniker vorbehalten war. Die lange Zeit gebräuchliche Bezeichnung „Alter Dom“ ist demnach auf die domus episcopi zu beziehen. Der Priester Engelschac, der zwischen 1103 und 1129 das Amt des Domdekans bekleidete, ließ die Kirche einer Bauinschrift (Nr. 4†, Abb. 141) zufolge aufgrund ihrer Baufälligkeit renovieren und stiftete einen Johannesaltar. Zuvor hatte es in der Kirche – wie eine andere Bauinschrift (Nr. 7†, Abb. 141) mitteilte und wie verschiedene Zustiftungen belegen – außer dem Hochaltar nur noch einen Martinsaltar gegeben, welcher seit Anfang des 15. Jahrhunderts das Patrozinium der hl. Barbara trägt. Über das Aussehen der ersten und der zweiten Benediktuskirche ist nichts bekannt, doch dürften wesentliche Partien des aufgehenden Mauerwerks vom späteren Bau übernommen worden sein. Die romanische Kirche besaß eine Apsis und Chorschranken. Zu ihrer Ausstattung gehörte u. a. ein Bildwerk – eine Wandmalerei oder Silbertreibarbeit – mit beschrifteten Darstellungen aus dem Leben Jesu (Nr. 3†).

1347 stiftete Dompropst und Generalvikar Otto von Maxlrain laut testamentarischer Verfügung einen gotischen Neubau, wodurch die Benediktuskirche als Kirche des Domkapitels hinsichtlich des architektonischen Aufwands mit der 1319–1321 von Bischof Konrad III. als bischöfliche Hofkapelle erbauten Stiftskirche St. Johannes Baptist gleichzog. Diese dreischiffige gotische Basilika, die im Wesentlichen heute noch besteht, besitzt bei sehr steilen Proportionen ein vierjochiges Mittelschiff, das in einen dreijochigen Chor mit Dreiachtelschluß übergeht. Die drei Fenster des Chorschlusses sowie die beiden Fenster in der südlichen Chorwand enden spitzbogig mit Drei- und Vierpässen aus Maßwerk. Die Seitenschiffe schlossen ursprünglich in einem quadratischen, fünften (heute: vierten) Altarjoch. Unter dem ersten westlichen Joch der Kirche ist im Erdgeschoß der Ostflügel des Kreuzgangs durchgeführt, während das Obergeschoß eine Empore einnimmt. Zu dieser und zum Dachgeschoß erhält man Zugang über ein der Südwestecke des Schiffs vorgesetztes Treppentürmchen; vier Stufen der Wendeltreppe sind Fragmente einer wohl erst 1347 zersägten, großen Grabplatte aus dem 13. Jahrhundert (Nr. 18, Abb. 26–28). Während der Chor und wohl auch die Seitenschiffe von jeher Rippengewölbe besaßen, wurde das ursprünglich flach gedeckte Langhaus erst 1482/83 durch Jörg von Halsbach gewölbt. Zur gotischen Ausstattung gehörte auch eine umfassende Verglasung der Chor- und Seitenschiffenster mit Bildscheiben, die von einzelnen Domherren gestiftet wurden. Das größte zusammenhängende Bildfenster der Benediktuskirche hat sich in der Chorscheitelwand erhalten und zeigt in drei vertikal angeordneten Medaillons Maria als Tempeljungfrau, die Verkündigung und die Geburt Christi, wobei das mittlere Medaillon von einer Umschrift begleitet wird (Nr. 63, Abb. 4). Gestiftet wurde das Bildfenster 1412 von Dompropst Eglolf von Hornpeckh, der sich in dem wohl schon seit 1716 verlorenen, unteren Fensterabschnitt als Orant darstellen ließ (Abb. 17). Im nördlichen Seitenschiff gab es von Ulrich Waller von Wall (1409, Nr. 62†, Abb. 17) und Nikolaus von Gumppenberg (1434, Nr. 77†, Abb. 18) gestiftete Bildfenster, außerdem Wappenscheiben von Gerhoch von Waldeck (1382, bei Nr. 62†, Abb. 17), Franz von Preysing (bei Nr. 62†, Abb. 17) und Petrus Walther (Nr. 70†, Abb. 18), im südlichen Seitenschiff je eine Wappenscheibe für Konrad Schauch und seine Mutter, eine geb. von Fraunberg (bei Nr. 62†, Abb. 17). Heute verlorene Inschriften am Kapellengewölbe im nördlichen und südlichen Seitenschiff verwiesen außerdem auf die [Druckseite XXVIII] Meßstiftungen von Ulrich Waller von Wall 1414 und Konrad Schauch 136633). Für ein nicht überliefertes Bildfenster, das sich wohl im Chor befand, stellten die beiden Münchner Glasmaler Meister Martin und Hanns der Gleismüller im Jahre 1436 eine Quittung aus. Von den einst sicher umfänglichen Wandmalereien ist nur die mit einer Beischrift versehene Stifterdarstellung des Domdekans Heinrich Judmann an der nördlichen Chorwand durch Eckher überliefert (Nr. 75†, Abb. 18). Zur ursprünglichen Altarausstattung gibt es keine Hinweise. An der südlichen Chorwand hat sich eine der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts angehörende Weiheinschrift zum damaligen Hochaltar erhalten (Nr. 94). 1663 kam es im Chor zur Aufstellung eines monumentalen Altarwerks mit einem Gemälde des Rembrandt-Schülers Christopher Paudiß, wodurch das Bildfenster am Chorscheitel weitgehend verdeckt wurde.

Noch vor dem Kreuzgang war die Benediktuskirche im 14. und 15. Jahrhundert der bevorzugte Begräbnisplatz der Freisinger Domkanoniker. Sämtliche Wandflächen von Chor und Seitenschiffen sowie weite Teile des Bodens waren von figuralen Grabplatten bedeckt. So befanden sich im Chor nachgewiesenermaßen neun Grabplatten (Nr. 41, 42†, 54, 66, 67, 78, 81, 103, 320), im nördlichen Seitenschiff dreizehn (Nr. 50, 53, 64, 65, 71, 80, 133, 153, 154†, 177†, 370, 371†, 395), im südlichen Seitenschiff acht (Nr. 35, 43, 49, 84, 88, 110, 387, 388†) und im Mittelschiff zwei (Nr. 31, 86), von 22 Platten ist der genaue Standort nicht überliefert (Nr. 45, 46†, 47, 48, 51, 56†, 59, 61, 83†, 99, 101, 108†, 113, 119, 121, 122, 128, 146†, 175, 316, 332, 337), die meisten davon dürften im Pflaster des Mittelschiffs gelegen haben. Ob die überlieferte Grabinschrift für den Kirchenstifter Otto von Maxlrain auch als Platte ausgeführt wurde, ist ungewiß (Anh. Nr. A3). Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verlagerten sich die Bestattungen zunehmend in den Kreuzgang, wohl vor allem aufgrund der dichten Belegung in der Bendiktuskirche, im 16. und 17. Jahrhundert kamen nurmehr wenige Grabdenkmäler hinzu.

Mit der Anlage einer Familiengruft im nördlichen Seitenschiff im Jahre 1690 durch den Domdekan und nachmaligen Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing begann eine Phase der barocken Erneuerung (vgl. Anh. Nr. C16). 1690 ließ Eckher den Barbaraaltar, 1694 auch den gegenüberliegenden Johannesaltar neu herstellen und mit Altarbildern von Andreas Wolff versehen, die Weihe beider Altäre erfolgte 169434). Zu dieser Zeit wurde von ihm, dem Domscholaster Franz Kall († 1690) und dem Domkapitular Franz Jakob Zadler auch das prächtige Abschlußgitter gegen den Kreuzgang gestiftet. Es ist denkbar, daß von Bischof Eckher auch ein neuer Hochaltar gestiftet wurde, denn für diesen ist 1703 eine Neuweihe belegt35). Höhepunkt dieser frühen barocken Maßnahmen war die Barockisierung der Raumschale von Kreuzgang und Benediktuskirche im Jahre 1716: In deren nördliches Seitenschiff wurde ein Emporengeschoß eingebaut, außerdem erhielt das Mittelschiff eine Pilastergliederung und reiche Stuckaturen von Nikolaus Liechtenfurtner, während die Seitenschiffe von Johann Baptist Zimmermann ausstuckiert wurden36). Von Zimmermann stammen auch die Deckenfresken in den Seitenschiffen, die nördlich die Kirchenväter, südlich die Evangelisten zeigen, während die wohl von Franz Joseph Lederer ausgeführten Fresken im Schiff Szenen aus dem Marienleben und marianische Symbole darstellen. Im Zuge dieser Maßnahme wurden wohl auch die Bildscheiben im Chor und in den Seitenschiffen (Nr. 62†, 70†, 77†, Abb. 17, 18) sowie das Wandfresko im Chor (Nr. 75†, Abb. 18) entfernt; das große Bildfenster im Chorscheitelfenster war durch den Hochaltar verdeckt und entging wohl nur deshalb seiner Zerstörung.

Mit dieser Renovierung war das Konzept einer Neuordnung des Grabmalbestandes verbunden, die eine Aufstellung der historischen Grabdenkmäler im Kreuzgang vorsah; nur die Steine ab dem frühen 17. Jahrhundert (u. a. Nr. 387, 395) wurden in der Kirche belassen, ebenso einige der Bodenplatten (u. a. Nr. 371†, 388†). Wohl aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes wurden mehrere figurale Grabplatten nicht mehr verwendet und fielen der endgültigen Zerstörung anheim (Nr. 42†, 46†, 56†, 83†, 108†, 146†, 154†, 177†). Anstelle der versetzten Grabdenkmäler ließ Bischof Eckher die aus Solnhofer Stein bestehenden quadratischen Platten des Pflasters mit den Sterbedaten der betreffenden Kanoniker versehen und fügte auch noch Platten mit Namen von Domherren hinzu, deren Bestattung in der Benediktuskirche anzunehmen oder nachweisbar war, darunter auch eine [Druckseite XXIX] Platte für Otto von Maxlrain († 1347)37). Ein von Heckenstaller um 1800 angefertigter Bodenplan gibt diesen ca. 100 Platten umfassenden Bestand wieder38), wobei von ihm zahlreiche Platten, die Bugniet des Croisettes vorgefunden hatte39), in einem Anhang verzeichnet sind, da sie zum Zeitpunkt seiner Erfassung wohl durch Gestühl verdeckt waren (Abb. 155). Außerdem ließ Eckher zwei große Wappentafeln mit den Namen, Sterbedaten und Wappen von Domherren anfertigen und an den Schildwänden des Domkreuzgangs gegenüber dem Gitter zur Benediktuskirche aufhängen; eine der Tafeln ging wohl bereits im früheren 19. Jahrhundert zugrunde, die andere im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts40). Anläßlich der Renovierung 1716 wurde von Bischof Eckher in der Mensa des Hochaltars ein wohl bald nach 1347 erstelltes Verzeichnis der von Otto von Maxlrain für den Altar gestifteten Reliquien aufgefunden41). Darüberhinaus sind auf dem Dokument die Grabinschrift für Otto von Maxlrain (Anh. Nr. A3) und eine der Bauinschriften (Nr. 4†) vermerkt, die auch in der Handschrift BSB Clm 6427 nachzuweisen ist. Dies legt den Schluß nahe, daß sie bis zur gotischen Umgestaltung der Kirche um 1347 noch vorhanden war.

Im fortgeschrittenen 18. Jahrhundert wurde die Deckplatte der Eckherschen Gruft offenbar schadhaft; man behalf sich, indem man eine aus dem Dom entfernte Platte mit passender Größe – die Wappenplatte des zweiteiligen Epitaphs für Generalvikar Georg Stenglin († 1554, Nr. 239(†)) – an den Rändern ein wenig abarbeitete und mit dieser – die Schriftseite nach unten – den Gruftzugang verschloß. Dadurch, daß bei der alljährlichen Errichtung des Heiligen Grabes in der Karwoche auch Holzpfosten zum Einsatz kamen, die auf den relativ dünnen Solnhofer Bodenplatten auflagerten, wurden im Lauf der Zeit mehrere von ihnen beschädigt42). Der folgenreichste Eingriff in den Bestand der Bodenplatten von Kreuzgang und Benediktuskirche geschah 1830, als diese mit königlicher Genehmigung erhoben wurden43). Dabei wurden fast alle beschrifteten Bodenplatten entfernt (u. a. auch Nr. 371†, 388†) und durch unbeschriftete ersetzt, nur 14 Eckhersche Platten für Domherren aus dem Erfassungszeitraum haben sich bis heute im Kirchenschiff erhalten44), außerdem zwei in der Eckher-Gruft45).

Wenige Jahre zuvor, 1824, war hinter dem Hochaltar das Hornpeck-Fenster (Nr. 63, Abb. 4) entdeckt worden. Da man annahm, es sei in Kloster Tegernsee, der mutmaßlichen Wiege der bayerischen Glasmalerei, entstanden, verbrachte man es nach dort, um es in der Schloßkapelle einzubauen. Da die Maße der vorgesehenen Fensteröffnung jedoch nicht dem Format der Bildscheiben entsprachen wurde das Fenster, in Kisten verpackt, auf dem Dachboden des Tegernseer Schlosses eingelagert. Im Zuge der Verlegung des Schullehrerseminars vom Lyzeumsgebäude am Marienplatz in die Domdechantei östlich der Benediktuskirche im Jahre 1839 wurde diese einer Renovierung unterzogen, um in ihr die Schulgottesdienste abhalten zu können. Die Arbeiten umfaßten die neuerliche Renovierung des Bodens sowie die Instandsetzung des Mauerwerks und der Fenster, auch wurde der barocke Hochaltar abgetragen und durch einen neugotischen ersetzt. Um einen Sakristeiraum und einen vom Schiff aus erreichbaren Zugang zur Empore zu erhalten, teilte man die beiden östlichen Seitenschiffjoche [Druckseite XXX] unter Versetzung der Altäre ab und nutzte sie entsprechend als Sakristei und Treppenhaus um, dabei kam es zur Zerstörung von Stuck und Deckenfresken dieser Kapellen. 1841 wurde das Hornpeck-Fenster aus Tegernsee zurückgeholt und wieder an seinem früheren Standort im Chor eingebaut, seit 1852 von neugotischen Fenstern der Münchner Glasmalereianstalt Ainmüller in den Chorschrägen begleitet. Nachdem es zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gesichert worden war, erfuhr das Hauptfenster im Anschluß an die große Innenrenovierung von 1947 eine grundlegende Restaurierung durch die Mayersche Glasmalereianstalt München und wurde schließlich 1950 wieder eingesetzt; die beiden neugotischen Fenster wurden damals nicht mehr eingebaut, ebenso der neugotische Hochaltar nicht mehr aufgestellt. Wohl zugleich mit der Renovierung der Domkyrpta 1957 verlegte man ein neues Pflaster im nördlichen Seitenschiff, hob die bisherige Gruftverschlußplatte – die Wappenplatte des zweiteiligen Epitaphs für Georg Stenglin († 1554, Nr. 239(†)) – und brachte sie an der Wand des nördlichen Seitenschiffs nahe dem Abschlußgitter an.

Auf die zahlreichen Umgestaltungen ist es zurückzuführen, daß sich heute nur noch wenige Inschriftendenkmäler des Erfassungszeitraums in der Benediktuskirche befinden: Im Chorscheitel das Hornpeck-Fenster (Nr. 62, Abb. 4), an der südlichen Chorwand die gotische Weiheinschrift (Nr. 94), an der Wand des nördlichen Seitenschiffs nahe dem Gitter die früher als Gruftdeckplatte verwendete Wappenplatte vom Epitaph für Georg Stenglin († 1554, Nr. 239(†)), schließlich an der Wand des südlichen Seitenschiffs die Wappenplatte für Anton Welser († 1618, Nr. 387, Abb. 125) und das Epitaph für Johann Christoph Herwart († 1619, Nr. 395, Abb. 126)46).

Ehem. Kollegiatstift St. Andreas47)

Bereits in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts gab es auf der Westseite des Freisinger Berges, also westlich der herzoglichen Pfalz, ein Monasterium „Hukiperhti“, für das im 9. Jahrhundert das Andreas-Patrozinium nachgewiesen ist. Vermutlich ging dieses Kloster während der Hunneneinfälle zugrunde, später versahen in der weiterhin bestehenden Kirche einzelne Priester ihren Dienst. Die Neugründung als Kollegiatstift durch Bischof Ellenhard (1052–1078) erfolgte wohl nicht lange vor 1062. In diesem Jahr stiftete er bischöfliche Güter sowie Südtiroler Familien-Erbgüter nach St. Andreas, zugleich bestimmte er in den Statuten als wichtigste Aufgabe der 21 Stiftskanoniker, daß diese den Domkanonikern bei deren liturgischen Feiern assistieren sollten. Zu seiner Grabstätte erwählte er die Stiftskirche und hinterließ ihr nach seinem Tod einen großen Kelch, wertvolle Paramente und vier illuminierte Handschriften48).

Nach seiner Zerstörung durch die Brandkatastrophe des Jahres 1159 fiel das Stift, kaum wiederaufgebaut, 1162 erneut einem Brand zum Opfer, ein drittes Mal 1217. Ein Propsteigebäude wurde erstmals 1272 erbaut. Um die finanzielle Basis von St. Andreas zu erweitern, kam es 1274 auf dem zweiten Lyoner Konzil zum Beschluß, einen Ablaß von 40 Tagen bei Stiftungen an die Stiftskirche zu gewähren. Die Gebeine des sel. Batho – der Überlieferung nach Kaplan des Stifters Ellenhard – wurden 1376 erhoben und auf den Ulrichsaltar übertragen. Ein im Jahre 1567 erlassenes päpstliches Breve ordnete die Verringerung um eine Präbende an, um die frei werdenden Mittel zur Errichtung eines Knabenseminars zu verwenden, doch wurde erst 1598 mit der Umsetzung dieses Vorhabens begonnen. 1588 erhielt das Stift durch Bischof Ernst das zeitweise entzogene Recht der ersten Instanz zurück. 1601 besaß St. Andreas 18 Kanonikerpfründen, doch sank diese Zahl im weiteren 17. Jahrhundert auf zwölf, wobei die Stiftsherren in der Stadt Freising elf Häuser bewohnten, die ihnen 1665 vom Stift zur Verringerung seiner Baulast verkauft wurden. Ebenso wie die anderen Freisinger Stifte, so wurde auch St. Andreas im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden geplündert und mußte zusätzlich hohe Summen an Brandsteuer bezahlen, dazu kamen wiederholt Kriegsteuern; alles zusammen betrug nach Kriegsende der Schuldenstand des Stifts 6000 fl. Ein 1723 vom Stift angestoßener Seligsprechungsprozeß für den Stiftgründer Bischof Ellenhard scheiterte letztlich am vergeblichen Nachweis seiner Wundertätigkeit, aber auch an Bischof Eckher, der diesem Vorhaben ablehnend gegenüberstand. Wohl angeregt durch die von ihm in Auftrag gegebene und P. Karl Meichelbeck verfaßte Historia Frisingensis schuf der Stiftsherr Franz Joseph Anton Schmidt von 1727 bis 1730 unter [Druckseite XXXI] Einbeziehung zahlreicher Urkunden, Inschriften und Bilddarstellungen eine monumentale dreibändige Chronik von St. Andreas, die bis heute das bedeutendste Quellenwerk zu diesem Stift darstellt.

Durch die ständige Teilnahme seiner Mitglieder an der Liturgie in der Bischofskirche war das Stift St. Andreas das hochrangigste aller Stifte im Bistum Freising. Die Kanonikerstellen wurden je nach Monat vom Papst oder vom Kapitel selbst besetzt, allerdings besaßen Bischof, Kaiser und bayerischer Herzog ein Erstvorschlagsrecht. Als Aufnahmebedingung galt der einfache Nachweis adeliger Geburt oder der akademische Grad eines Doktors bzw. Lizentiaten der Theologie oder der Rechtswissenschaften. Der Stiftspropst, der stets aus den Reihen der Freisinger Domherren kam, wurde auf Vorschlag des Bischofs vom Papst bestimmt, der Dekan dagegen vom Kapitel gewählt und vom Bischof bestätigt. Das eigentliche Stiftsgebiet umfaßte im 18. Jahrhundert den westlichen Domberg, 24 Häuser im Freisinger Stadtgebiet, zahlreiche Güter und Waldungen in ganz Oberbayern, dazu kamen neben der eigenen Stiftspfarrei einige Pfarreien in der Umgebung von Freising sowie in Tirol und Südtirol, die St. Andreas inkorporiert waren. Dem Stift war auch eine Schule angegliedert, die sich trotz der Universitätsgründungen und des 1698 neu eingerichteten Gymnasiums bis zur Säkularisation behaupten konnte.

Auf dem abschüssigen Terrain des westlichen Domberges gruppierten sich um 1800 halbkreisförmig mehrere Gebäudeeinheiten, die zusammen den baulichen Kernbestand des Stifts St. Andreas bildeten: im Süden, am höchsten Punkt des Domberges, die Stiftskirche mit dem Schulhaus an der Südostecke, dem Archivgebäude – genannnt „Neuer Bau“ – an der Südwestecke und dem Getreide- und Baustadel auf der Westseite, daran anschließend im Südwesten die Propstei und im Westen das Dekanat – jeweils mit vorgelagerten kleinen Nebengebäuden –, östlich vor dem Dekanat der Kanonikalhof von Joseph Heckenstaller, schließlich auf der Nordseite die Höfe von Johann Baptist Spanger, Ignaz Hindl, Johann Nepomuk Molitor, Anton Danzer und – an den Kanzlerbogen anschließend – Franz Donat Werner, alle mit vorgelagerten Gärten; außerdem nördlich der Stiftskirche im Friedhof die Martinskapelle mit angebauter Allerheiligenkapelle sowie vor dem Heckenstaller-Hof auf dem Anger der marmorne Stiftsbrunnen von 1697, der im 18. Jahrhundert mehrere Renovierungen erfuhr.

Über das Erscheinungsbild der ersten Andreas-Kirche(n) ist nichts bekannt, doch kamen bei Grabungen 1723, 1830/33 und zuletzt 1902 Mauerzüge einer nicht näher bestimmbaren Anlage unter dem Bodenniveau der mittelalterlichen Stiftskirche zutage. Diese wurde offenbar im Anschluß an die Brandkatastrophe von 1159 neu errichtet und war eine dreischiffige Pfeilerbasilika zu sieben Jochen, mit einem halbrund schließenden Chor und einer Westapsis. Ursprünglich endeten beide Seitenschiffe mit Apsiden, doch wurde zu unbekanntem Zeitpunkt die nördliche aufgegeben und durch einen hohen, schlanken Turm mit Satteldach ersetzt. Dieser erfuhr im Jahre 1600 eine Aufstockung, dazu kamen 1601 fünf neue Glocken (Nr. 349†). Die Turmhaube wurde 1680 mit einer Laterne und einem Kometen an der Spitze bekrönt. Nach einem Blitzeinschlag mußte 1769 der Turm umfassend renoviert werden. Den Westgiebel zierte um 1600 eine Andreasfigur, später ersetzt durch einen Dachreiter. Zwei Ädikulaportale auf der Nordseite gewährten Zugang ins Kircheninnere. Hier teilten romanische Arkaden Mittelschiff und Seitenschiffe, wobei das südliche Seitenschiff eine größere Breite besaß, da es auf dieser Seite angebaute Kapellen gab, die später nach dem Vorbild des Domes zu einem Kapellenschiff mit gemeinsamer Außenflucht vereinigt wurden; über diese stieß nur die Dreifaltigkeitskapelle hinaus. Ursprünglich flach gedeckt, erhielt die Kirche erst 1516/17 im Zuge einer Renovierung ihre Einwölbung durch den Münchner Oberstadtmaurermeister Wolfgang Rottaler, wozu der Münchner Kanzler Johann Neuhauser als auch die Stiftskanoniker Kaspar Marolt, Johann Eitlinger, Peter Kalbsor und Jakob Rudolf erhebliche finanzielle Beiträge lieferten. Der Abbruch des Lettners erfolgte 1621, zugleich wurde – ermöglicht durch eine Zuwendung von Weihbischof Bartholomäus Scholl in Höhe von 100 fl. – in die Westapsis eine Orgelempore eingebaut. Spätere Innenrenovierungen betrafen nurmehr einzelne Kapellen: So wurde 1589 die Johanneskapelle zur Grabkapelle für Weihbischof Bartholomäus Scholl und Johann Paul Herwarth umgestaltet und dabei auch neu ausgestattet, 1718 erhielt die Ulrichs- bzw. Dreifaltigkeitskapelle Stuck, Fresken und einen neuen Altar. Eine drastische Veränderung des bis dahin bewahrten romanischen und spätgotischen Erscheinungsbildes bedeutete die Hereinnahme der Rokoko-Dekoration: Chorbogen und Schiff wurden 1756 von Johann Baptist Zimmermann, das Chorgewölbe 1758/60 von seinem Sohn Franz Michael Zimmermann stuckiert; von diesem und Franz Xaver Wunderer stammte auch die Freskierung im Chor.

Der während dieser Renovierung neu erstellte Hochaltar, den Ignaz Günther um 3950 fl. schuf, ersetzte einen noch von Dekan Andreas Scherer gestifteten Vorgängeraltar von 1668, behielt jedoch dessen Altarblatt von Joachim von Sandrart bei. Die Seitenaltäre standen nicht – wie etwa in Weihenstephan – an den Pfeilern, sondern waren an die Außenwände der Seitenschiffe gerückt. Dies waren nördlich (von Ost nach West) der Stephansaltar, der Katharinenaltar, der Peter-und-Paul-Altar und [Druckseite XXXII] der Wolfgangsaltar; südlich (von Ost nach West) der Johannes-Ev.-Altar, der Bathoaltar, der Nikolausaltar, der Ulrichsaltar (in der Dreifaltigkeitskapelle) und der Marienaltar (unter der Orgelempore), vor den Chorstufen der Kreuzaltar (1620 entfernt, 1735 wiedererrichtet); in der Sakristei gab es lediglich einen Tragaltar. Die meisten dieser um 1400 erstmals bestifteten Altäre wurden im 17. und frühen 18. Jahrhundert erneuert, teils mehrfach, davon waren der Katharinen- und der Bathoaltar, die sich in den Seitenschiffen gegenüberlagen, Neugründungen von 1623/24. In den Bathoaltar wurden 1623 die Reliquien des Heiligen transferiert, die 1376 aus seinem Grab südlich des Hochaltars erhoben und zunächst in den Hochaltar, 1517 zusammen mit diesem in die Ulrichs- bzw. Dreifaltigkeitskapelle transferiert worden waren. Bereits 1622 war im Zuge von Bauarbeiten die im Pflaster verbliebene alte Grabdeckplatte des Batho-Grabes beschriftet und an die Wand hinter dem Hochaltar versetzt worden (Nr. 402, Abb. 134), während man auf die ursprüngliche Grabstelle mit einer kleinen Bodenplatte verwies (Nr. 403†).

Zu den ältesten Ausstattungsstücken der Stiftskirche St. Johannes gehörten eine Korbiniansstatue (um 1330; lange in St. Johannes Baptist, heute Diözesanmuseum) und eine Pietà vom Marienaltar (bald nach 1400, heute Kirche Pfettrach). Vom Chorgestühl, das 1420 der Kanoniker Bertold Aublinger gestiftet hat, sind von einer Seite der obere Teil der beiden äußeren Wangen und die Kranzleiste mit einem Spruch erhalten, der verlorene Teil der Leiste wies die Stifterinschrift auf (Nr. 68(†), Abb. 51, 52). 1598 wurden vom Domkapitel zwölf spätgotische Apostelfiguren angekauft und mit Stifterinschriften versehen (Anh. Nr. B10); nachdem der Lettner beseitigt war, ließ das Stiftskapitel 1620 durch den Bildhauer Philipp Dirr die Reihe um zwei weitere Figuren ergänzen. Die erste Kanzel aus dem Jahr 1668 wurde 1777/78 durch eine neue ersetzt; schon 1758 war es zur Anschaffung einer neuen Orgel anstelle des alten Instruments von 1620 gekommen.

Der ehemals reiche Gemäldebestand von St. Andreas ist in bezug auf seine Inschriften nur schlecht dokumentiert. Oefele überliefert die Stifterinitialen bzw. -inschriften auf einer Darstellung des Herrgotts in der Rast und auf einem Bildnis Ludwigs X. (Nr. 314†, 423†), außerdem die Stifterinschrift auf einer Darstellung von Johannes Ev. (Nr. 339†); von ihm nicht erfaßt wurden dagegen die Bildbeischriften samt Stifterinschrift des Michael Piscator auf den heute im Diözesanmuseum befindlichen Tafeln eines Flügelaltars (Nr. 198). Von den sechs Gemälde-Epitaphen des Erfassungszeitraums (Nr. 268, 284†, 327†, 368(†), 376†, 379†) sind sämtliche in Nachzeichnung durch Frey überliefert, bis auf Nr. 268 auch inschriftlich durch Oefele. Zwei der Gemälde-Epitaphe waren Stiftskanonikern gewidmet (Nr. 284†, 379†), eines einem Stiftskanoniker und einem Weihbischof (Nr. 327†), eines einem Stiftsdekan (Nr. 376†), eines einem bischöflichen Beamten (Nr. 268) und eines einem bürgerlichen Ratsmitglied (Nr. 368(†)).

Unter den Grabdenkmälern ist an erster Stelle die zwischen 1324/29 geschaffene Tumba für den Stifter, Bischof Ellenhard (1052–1078), zu nennen (Nr. 24†, Abb. 148), die am Westende des Schiffs unter der Empore aufgestellt war. Die Reihe der übrigen Grabdenkmäler setzt erst relativ spät ein, 1515, und läßt den Schluß zu, daß im Zuge der Renovierung von 1516/17 der bis dato erwachsene Bestand zerstört wurde. So scheint das Fragment einer gotischen Grabplatte (Nr. 55), das sich im Keller des sog. Danzerhofs (Domberg 9) befindet, eine alte Sekundärverwendung zu sein, während ein anderes Fragment (Nr. 58, Abb. 20) mit dem zertrümmerten romanischen Grabstein zu identifizieren sein dürfte, den Joseph Schlecht bei Grabungen im Stiftsgelände im Jahre 1902 gesehen und wohl gerettet hat. Die vor allem von Oefele kopial erfaßten Denkmäler galten Stiftsdekanen (Nr. 200†, 442, Anh. Nr. B13), einem Stiftspropst (Nr. 126), zahlreichen Stiftskanonikern (Nr. 120, 167†, 197†, 208, 211†, 212†, 222†, 228†, 230†, 286†, 290†, 310†, 319, 341†, 348†, 354†, 356†, 378†, 382, 401†, 429†, 439†, 444†), einem Weihbischof (Nr. 117), einem Weihbischof und einem Stiftskanoniker (Nr. 427†), aber auch hochrangigen fürstbischöflichen Beamten und deren Angehörigen (Nr. 279†, 296†, 317†, 327†, 358†, 436†). Vermutlich lagen im Pflaster mehrere kleine beschriftete Steine – ähnlich den Eckherschen Bodenplatten in Dom, Domkreuzgang und Benediktuskirche –, mit denen an der Stelle erhobener Platten der ursprüngliche Begräbnisort gekennzeichnet war (vgl. Nr. 126, Anh. Nr. B13). Grablegen für Adelsfamilien, wie sie im Dom oder in Weihenstephan bestanden, gab es in St. Andreas nicht, allein die Johannes-Ev.-Kapelle war von Weihbischof Bartholomäus Scholl und Johann Paul Herwarth als gemeinsame Grabkapelle ausgebaut worden (s. Nr. 327†, 427†).

Die Martinskapelle stand nördlich der Stiftskirche auf der anderen Seite des Friedhofs. Sie war ein kleiner romanischer Bau, der wohl bald nach dem Brand von 1159 errichtet wurde. An das Schiff, das beidseitig vier schmale Rundbogenfenster und auf der Südseite ein Rundbogenportal besaß, war eine Chorapsis zu drei Fenstern angefügt; an dieser befand sich ein Relief von Kranich und Wolf. Über dem Ostgiebel erhob sich ein gemauerter Dachreiter des frühen 17. Jahrhunderts mit einer oder zwei Glocken; über dem Westgiebel war ein Kruzifixus angebracht. Im Inneren befanden sich außer einem [Druckseite XXXIII] Maria-Schnee-Altar auch eine Kreuzigungsgruppe vom Hochaltar der Stiftskirche, Apostelleuchter und ein Taufstein. Wegen diesem wurde die Kirche in der Volksüberlieferung als erste Pfarrkirche der Andreaspfarrei vor Errichtung des Hugibert-Münsters bezeichnet, später diente sie jedoch ausschließlich als Friedhofskirche. Eine von Stiftskanoniker Leonhard Heiß veranlaßte Renovierung erfolgte 1601. Zeitweise wurde die Martinskapelle auch als Gefängnis benutzt. Inschriften aus dem Erfassungszeitraum waren nicht festzustellen.

An die Westseite der Kapelle schloß sich die Allerheiligenkapelle an, die 1514 der Stiftskanoniker Wolfgang Wirsing errichten ließ. Sie besaß einen einfachen rechteckigen Grundriß und war kleiner als die Martinskapelle; wie bei dieser lag der Eingang auf der Südseite, darüber war ein Querovalfenster, östlich ein Rundbogenfenster. Der Ansicht bei Schmidt (1728) nach zu urteilen, wurde die Kapelle gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit einem Volutengiebel sowie einem oktogonalen Turm mit Zwiebelhaube und Doppelkreuz versehen; im Turm hing eine kleine Glocke. Als Altarbild hatte Wirsing ein Mariengemälde gestiftet, zu dem sich später sogar eine kleine Wallfahrt entwickelt hat. Rechts vom Altar war in die Wand eine Reliefplatte mit Darstellung des Christus Salvator eingelassen, darunter eine separate Tafel mit der Stifterinschrift von Wolfgang Wirsing (1514, Nr. 166 (†)). Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich in der Wand die figurale Grabplatte für den Kapellenstifter († 1515, Nr. 169, Abb. 97). Eine weitere Stiftung Wirsings war das mehrteilige Bildfenster südlich des Altars, das ihn selber, den hl. Andreas, seine Eltern, den hl. Georg sowie Bischof Philipp mit dessen Namenspatron darstellte (Nr. 170†, Abb. 139, 140), dazu war an der Decke das bischöfliche Wappen gemalt. Ein Bildfenster auf der Nordseite wurde 1594 von Hieronymus Schretzmayr gestiftet und stellte ihn als knienden Oranten dar (1594, Nr. 338†). Außerdem gab es in der Kapelle ein Gemälde-Epitaph für den bischöflichen Sekretär Johannes Mayr (1. H. 17. Jahrhundert, Nr. 467†). Oefele sah vermutlich an der nördlichen Kapellenwand ein freskiertes Gemälde-Epitaph für einen Franz Vischer und seine Familie (1528, Nr. 195†). Die erwähnte Abbildung bei Schmidt zeigt darüberhinaus an der Südwand ein querformatiges Bildrelief mit Stichbogengiebel und neben dem Eingang ein Weihwasserbecken, über dem eine Schrifttafel angebracht ist. Eine Identifizierung der beiden dargestellten Objekte war nicht möglich.

Wie St. Veit und St. Johannes Baptist wurde auch St. Andreas auf Anordnung von Generalkommissar von Aretin zum 31. Dezember 1802 geschlossen49). Bis Anfang Mai 1803 waren ein Inventar der Kirchenausstattung mit insgesamt 724 Nummern50) und ein Inventar speziell des Gemäldebestandes51) angelegt worden. Bereits am 9./10. Mai 1803 kam es zur Versteigerung des mobilen Inventars52), am 18. Mai 1803 wurden die fünf Hauptglocken und die Meßglocke der Stiftskirche sowie die beiden Glocken der Kapellen abgenommen und gewogen53). Am 5. August 1803 erging von Aretin die Order, St. Veit und St. Andreas auf Abbruch zu versteigern und die Plätze vom Schutt zu räumen54). Auf der Versteigerung der Gebäude von St. Andreas am 10. Oktober 1803 erwarb diese der Münchner Lackierer Joseph Rost als einziger Bieter55). Von Aretin ließ ab 7. November die wandfeste Ausstattung der Kirchen und Kapellen herausnehmen und sichern56). Zwischenzeitlich war es dem Käufer Rost nicht gelungen, die Kaution für St. Andreas und St. Veit zu hinterlegen, und ein anderer Käufer war nicht in Sicht, so daß sich von Aretin am 6. Dezember 1803 veranlaßt sah, der Hofkammer den Abbruch beider Klöster auf Staatskosten vorzuschlagen57); die Genehmigung hierzu erteilten Kurfürst Max Joseph und Graf Montgelas am 23. Dezember 180358). Die Abbrucharbeiten an der Kirche, zu denen eine an Ketten aufgehängte Abbruchbirne benutzt wurde, begannen am 23. Januar 180459), und noch am selben Tag fand die erste Versteigerung des Baumaterials statt60). Bereits am 30. Januar wird die [Druckseite XXXIV] Kirche als abgebrochen bezeichnet61), doch zogen sich die Arbeiten mindestens bis in den März hinein62). Die Allerheiligenkapelle wurde wohl ebenfalls 1804 abgebrochen63).

Von den Gebäuden des Stifts St. Andreas haben sich die Stiftsherrenhöfe, der Stiftsbrunnen und das an die Südostecke der Kirche anschließende Archivgebäude erhalten. Die Martinskapelle wurde erst 1959 für den Neubau eines überdimensionierten Priesterseminargebäudes abgebrochen.

Die Ausstattungsgegenstände und damit auch die Inschriftenobjekte von St. Andreas erfuhren nach ihrer Demontierung ein sehr unterschiedliches Schicksal. So wurde das Gestühl samt seiner beschrifteten Kranzleisten im Mai 1803 um 12 fl. 1 kr. an einen Schreiner verkauft, gelangte später in die Pfarrkirche Zolling, wo es in seiner Breite gekürzt wurde, und kam schließlich – stark fragmentiert – über Joachim Sighart in die Kunstsammlung des Klerikalseminars (Nr. 68(†), Abb. 51, 52). Die Glocken (Nr. 349†) wurden zwar ins Inventar mit aufgenommen, jedoch wie fast alle anderen Glocken der aufgehobenen Freisinger Klöster und Stifte direkt an den Juden Emanuel Jakob um 42 fl. pro Zentner verkauft64). Die Kanzel und die Altäre gingen zu äußerst niedrigen Preisen an Geistliche und Bauern der Umgebung. Dabei brachte der ehemals fast 4000 fl. teure Hochaltar noch den größten Erlös, indem er zusammen mit seinem von Joachim von Sandrart gemalten Altarblatt um 75 fl. an die Pfarrkirche Partenkirchen verkauft wurde65); 1865 ging er dort durch ein Feuer zugrunde.

Die Gemälde und Gemälde-Epitaphe wurden laut Inventar für das Galeriedepot im ehem. bischöflichen Marstallgebäude (heute Dombibliothek) ausgesondert und – sofern nicht für die kurfürstliche Gemäldegalerie in Schleißheim bestimmt – in den Jahren 181266) und 181367) auf dem Versteigerungsweg veräußert, wobei die auf Holz gemalten Gemälde-Epitaphe als altes Bren(n)holz angeboten wurden68). Nahezu sämtliche im Inventar erfaßten Stücke müssen heute als verloren gelten, mit Ausnahme des Gemälde-Epitaphs für Hans Khärzler († 1609, Nr. 368(†)), das heute ohne Schrifttafel in der Gottesackerkirche hängt, und des Gemälde-Epitaphs für Erasmus Litzlkircher von († 1558, Nr. 268, Abb. 12), das über eine Privatsammlung und den Historischen Verein von Regensburg und Oberpfalz an das Historische Museum der Stadt Regensburg gelangte. Einige der Gemälde-Epitaphe hatte der Maler Ignaz Alois Frey wohl im Galeriedepot des Marstallgebäudes kurz vor ihrer Versteigerung besichtigt und kolorierte Nachzeichnungen angefertigt (Nr. 268, 327†, 368(†), 376†, 379†)69).

Die Bildfenster aus der Allerheiligenkapelle kamen ebenfalls in das Galerie-Depot70). Nicht mehr nachzuvollziehen ist der Weg der von Wolfgang Wirsing gestifteten Scheiben (Nr. 170†) in das Kunstgewerbemuseum Berlin, wo sie im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Der Verbleib der Scheibe mit Stifterdarstellung des Hieronymus Schretzmayer (1594, Nr. 338†) ist unbekannt.

Die Veräußerung der in Stein gearbeiteten Denkmäler von St. Andreas bedeutete in den meisten Fällen ihre Zerstörung durch die Wiederverwertung des Steinmaterials. Bei der Versteigerung des Inventars im Mai 1803 hatte der Steinmetz Max Einsele die Pflastersteine der Stiftskirche und der Martinskapelle um 70 fl. erworben. Dabei befanden sich auch mehrere beschriftete Bodenplatten – wohl vor allem des späteren 17. und 18. Jahrhunderts –, die von Einsele weiterverkauft wurden71). Dies hatte um so mehr den Unmut einiger Freisinger erregt, als diese Grabplatten nun für ganz profane Zwecke Verwendung fanden72). Der Großteil des Pflasters gelangte jedoch nach Landshut, wo es als [Druckseite XXXV] Bodenbelag für die kurz zuvor neu eingerichtete Universität gebraucht wurde73). Möglicherweise erhielt auch die Kirche in Schweinersdorf eine Partie der Platten, unter denen sich auch beschriftete Stücke befanden74). Die Tumba für Bischof Ellenhard (Nr. 24†) ersteigerte Einsele um nur 10 fl., brach sie im Juli 1803 ab und zersägte sie in Einzelteile, von denen eines als Ausgußrinne in Weihenstephan, ein anderes als Stützpfeiler für das Bräuhaus in Haag a. d. Amper Verwendung fand. Für den gesamten Bestand der Wanddenkmäler waren von Steinmetz Einsele 77 fl. geboten worden, doch benötigte man neun größere Platten und ein Denkmal in Form einer Säule für das Musterlandwirtschaftsgebäude in Weihenstephan, so daß Einsele für den verbliebenen Bestand nur noch 60 fl. zu bezahlen brauchte75). Mehrere Steine scheinen jedoch entweder vor der Versteigerung aufgrund ihres künstlerischen Wertes ausgesondert worden zu sein oder wurden dem Steinmetz Einsele nachträglich abgekauft: So kamen die Epitaphe für die Stiftsdekane Andreas Scherer († 1637, Nr. 442, Abb. 136), Thomas Passauer († 1743) und Johann Georg Kaiser († 1792) sowie für die Stiftsherren Johann Karl Neumayr († 1791) und Lorenz Joseph von Sänftel († 1801) nach St. Georg, während die Steine für Weihbischof Johannes Frey († 1477, Nr. 117, Abb. 69), Stiftspropst Heinrich von Baruth († 1481, Nr. 126, Abb. 71) sowie für die Stiftskanoniker Johannes Heller († 1478, Nr. 120, Abb. 70), Wolfgang Wirsing († 1515, Nr. 169, Abb. 97), Michael Piscator († 1541, Nr. 208), Wolfgang Lantrachinger († 1585, Nr. 319) und Johann Christoph Lorichius († 1617, Nr. 382, Abb. 121) in den Garten des Knabenseminars, später in die Martinskapelle und schließlich in den Domkreuzgang gelangten. Der fragmentarische Zustand des ebenfalls auf diesem Wege erhalten gebliebenen Batho-Steins (Nr. 402, Abb. 134) macht es wahrscheinlich, daß er erst aus dem Bauschutt geborgen wurde. Dagegen war das Salvator-Relief (1514, Nr. 166(†)) aus der Allerheiligenkapelle von Anfang an gesichert worden, indem es ins Galeriedepot verbracht wurde; später wurde es dem Museum des Klerikalseminars überlassen. Wie im Falle der Weihenstephaner Grabdenkmäler benachrichtigte man offenbar auch hier Familienangehörige von kürzlich Verstorbenen, ob sie Verwendung für die Grabplatten ihrer Verwandten hätten, dazu wurden die Platten mit der erforderlichen Vorsicht und Achtung für Eigenthümer, oder Liebhaber unbeschädigt in Verwahrung gebracht76). Angeblich kam die Platte für einen nicht näher bekannten Kanonikus Schmidt, die sich in der Martinskapelle befand, auf Veranlassung von dessen Bruder nach Schweinersdorf77). In der dortigen Kirche befinden sich außerdem die aus St. Andreas stammenden Bodenplatten für Josepha Cajetana von Fugginger († 1753) sowie für die Kanoniker Sebastian Haas († 1753) und Thomas Sämann († 1753); das Epitaph für letztgenannten kam ebenfalls nach Schweinersdorf78). Die Platte für den Stiftsherrn Franz Xaver Ignaz von Delling († 1752) gelangte nach Steinhöring79). Unter den Freisinger Epitaphen, die 1879 über das königliche Landbauamt an das Bayerische Nationalmuseum abgegeben wurden, waren wohl auch Stücke aus St. Andreas, doch dürfte ihre Provenienz mangels sorgfältig geführter Eingangsbücher bis heute nicht erkannt sein80). Nachdem sich bis zum 22. Januar 1804 keine Interessenten mehr gemeldet hatten, wurden die restlichen Steine dem Steinmetzen Max Einsele zur Wiederverwertung überlassen81). Das Veräußerungsprotokoll hierüber wurde bereits am folgenden Tag, dem 23. Februar 1804, erstellt82). Von diesen Stücken sind einige wenige vor ihrem Untergang durch Ignaz Alois Frey mittels Nachzeichnung dokumentiert worden (Nr. 230†, 348†, 378†, 442†)83).

Ehem. Kapelle St. Peter auf dem Domberg, Freising84)

Nordwestlich der Stiftskirche St. Johannes Baptist am nördlichen Auffahrtsweg zum Domhof lag die Kapelle St. Peter. Sie wurde wohl im 8. Jahrhundert errichtet – ihre erste Erwähnung datiert von 757 – und von Bischof Erchanbert (836–854) zu seiner Grablege erwählt. Möglicherweise war bereits diese erste Kapelle als kreisrunder Zentralbau konzipiert. Eine im Jahre 1700 entstandene Abbildung zeigt einen von einer Tambourkuppel bekrönten Rundbau, der im Erdgeschoß ein querformatiges, bilobiertes Fenster aufweist; westlich ist ihm ein Vorbau mit Sprenggiebelportal und zweigeschoßigem Volutengiebel angefügt, in dessen Giebelfeld eine Figurennische erkennbar ist85). Dieser Bauzustand gehörte laut Ausweis der Architekturformen offenbar der Zeit um 1670/80 an. 1719 gründete der Diözesanvisitator und Kanoniker von St. Andreas, Philipp Franz Lindmayr, einen sog. Peterspakt, der sich der Unterstützung von Priestern ohne Einkünfte aus Pfründen verschrieb. Am 26. Juni 1721 wurde dieses Bündnis von Bischof Eckher formell zur Bruderschaft mit Sitz in der Peterskapelle erhoben, und schon bald darauf dürfte es zu einer Renovierung des ganzen Kapellengebäudes gekommen sein, denn eine spätere Zeichnung gibt die Kapelle mit hohen Rundbogenfenstern, einem grazilen Volutenschweifgiebel mit Figurennische und einem bekrönenden Doppelkreuz sowie einem Rundbogenportal mit ovaler Aufsatzkartusche wieder – Merkmale der um 1720 herrschenden süddeutschen Variante des Régencestils86). Wohl zugleich mit diesen Baumaßnahmen wurde auf der Ostseite der Kapelle eine ständige Einsiedelei für einen Klausner errichtet, der den Kapellendienst zu versehen hatte.

Am 7. Juli 1721, also nur wenige Tage nach der Errichtung der Bruderschaft, wurde das bis dahin im Zentrum der Kapelle sich ca. 60 cm über den Boden erhebende Hochgrab für Bischof Erchanbert (Nr. 17†, Abb. 24), das von jeher Ziel einer bescheidenen Wallfahrt gewesen war, geöffnet und eine Registrierung der darin enthaltenen Gebeine vorgenommen. Die Deckplatte, die bereits stark beschädigt war, wurde dabei nach dem Vorbild des Originals aus dem 13. Jahrhunderts neu geschaffen und ihr Unterbau mit einer Renovierungsinschrift versehen, die Wiederbestattung der Gebeine erfolgte am 31. Oktober 1721. Zu dieser Zeit befanden sich drei Altäre in der Kirche: Der dem hl. Petrus geweihte Hochaltar, dazu der Altar der Himmelfahrt Mariä und der St.-Michaels-Altar, beide 1581 von Dompropst Alexander Secundus Fugger (Nr. 375†) gestiftet87). Noch am Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Hochgrab Erchanberts in der Kapelle aufgesucht, um für die Gesundung erkrankter Kinder zu bitten.

Die Peterskapelle, die am 27. November 1802 wie alle anderen Freisinger Kirchen in kurbayerischen Staatsbesitz überging, wurde am 31. Dezember 1802 geschlossen. Der in ihr enthaltene Kreuzweg ging bereits vor der am 4. April 1803 beginnenden Versteigerung des Inventars88) an den Maler Ignaz Alois Frey89). Nachdem die Gebeine Erchanberts am 19. April 1803 aus dem Sarkophag entnommen und in der unteren Domsakristei deponiert worden waren, begann am 4. Mai 1803 der Abbruch der Kapelle auf Staatskosten, da sich kein Käufer gefunden hatte. Zuvor hatte Heckenstaller die Tumbadeckplatte in den Domkreuzgang versetzen lassen, der marmorne Unterbau wurde von Steinmetz Einsele erworben.

Ehem. Kollegiatstiftskirche, heute Filialkirche St. Johannes Baptist, Freising90)

Bischof Konrad III. Sendlinger (1314–1322) gründete am 8. Juni 1319 ein Kollegiatstift und ließ für dieses an der Stelle der alten, vor der Westfassade des Doms gelegenen Johanniskapelle eine neue Kirche errichten. Die Hauptaufgabe des Stifts sollte darin bestehen, durch Gottesdienst und Chorgebet das Seelenheil des gegenwärtigen Bischofs sowie aller verstorbenen und künftigen Bischöfe zu erbitten. Dazu sollten die Chorherren – so Meichelbeck – täglich 3. Messen verrichten / nemblich erstlich die Fruh-Meß: andertens ein gesungnes Ambt / wann man zu der Prim leuthet: die dritte Meß könne mit- oder gleich hinnach gehalten werden. Mehr dergleichen Verrichtungen waren disem neuen Stüfft theils auff alle Täg / theils auff [Druckseite XXXVII] alle Wochen / und theils auff gewise Fest deß Jahrs aufferlegt91). Das Personal des Stifts bestand zunächst aus einem Propst, einem Dekan und sechs Chorherren. Das Besetzungsrecht für die Kanonikerstellen, deren Inhaber die Priesterweihe empfangen haben mußten oder diese bald empfingen, lag beim Bischof, ebenso bestimmte er den Propst, der dem Domkapitel angehörte. Den Stiftsdekan wählten die Kanoniker zunächst noch aus ihren eigenen Reihen, später wurde auch er vom Bischof eingesetzt. Dotiert war das Stift im Jahr seiner Errichtung mit der Pfarrei Altenerding, hinzu kamen die Pfarreien Sendling (1320), Eschlbach (1355), Ismaning (1390), Pemmering (1383) und Attenkirchen (1502). Dennoch scheiterte eine von Anfang an vorgesehene Vermehrung der Kanonikate an den geringen Einnahmen, woran auch eine Aufstockung der Stiftungsmittel durch Bischof Sixtus von Tannberg im Jahre 1481 nichts zu ändern vermochte. 1546 wurde ihre Zahl sogar auf drei reduziert und ihr Chordienst in die Domkirche verlegt, wo sie an die Weisungen des Domdekans gebunden waren.

Als Baubeginn der Stiftskirche ist das Jahr der Stiftsgründung, 1319, gesichert. Im November 1319 verfügte Bischof Konrad III. in seinem Testament u. a. Mittel für die Vollendung des Kirchenbaus sowie für Fensterscheiben, für einen goldenen Kelch und für die übrige Ausstattung der Kirche, außerdem Mittel für Lichter an den vier Altären. Die Weihe der Kirche fand 1321 statt.

Die steil proportionierte, dreischiffige Basilika besitzt ein vierjochiges Langhaus, dem sich in gleicher Flucht ein zweijochiger Hauptchor mit Fünfachtelschluß anschließt, separiert durch einen einziehenden Chorbogen. Die durch Spitzbogenarkaturen zum Mittelschiff hin geöffneten Seitenschiffe enden in rechteckigen Nebenchören. Südlich des Chors sind die Sakristei und ein Treppenhaus mit Wendeltreppe zum Fürstengang angebaut. Alle Gewölbe sind als vierteilige Rippengewölbe ausgebildet, die auf halbiert-achteckigen Diensten und auf Wandkonsolen ruhen, die teilweise von figürlichen Konsolen gestützt werden. Die mit Strebepfeilern versehenen Chorwände werden von hohen vier- und dreibahnigen Spitzbogen-Maßwerkfenstern durchbrochen, ebenso besitzen die Seitenschiffwände des Langhauses im Erdgeschoß kleine zweibahnige Maßwerkfenster. Dabei ist auf der Südseite das vierte Joch von Westen als Spitzbogenportal gestaltet; in der Zeit von Bischof Nikodemus della Scala (1421/22–1443) wurde es anstelle des ursprünglich auf der Westseite befindlichen Hauptportals angelegt. Die weit oben ansetzenden Strebebogen sind heute unter dem alle drei Schiffe überdeckenden Dach verborgen. Während die Nordseite noch weitgehend das ursprüngliche gotische Erscheinungsbild bewahrt hat, wurde im Jahre 1682 über dem südlichen Seitenschiff der Fürstengang als Teil des Verbindungsgangs zwischen Residenz und Dom angelegt, wodurch die Südseite nach außen ein vollwertiges, ursprünglich von Rundbogenblenden gegliedertes Obergeschoß bekam92).

Der dem hl. Johannes d. Täufer geweihte Hochaltar erhielt 1475 ein mehrflügeliges Altarretabel, von dem eine Tafel mit Bildbeischrift überdauert hat (Nr. 107). 1644 wurde ein neuer Altaraufbau von Maria Maximiliana Kepser gestiftet, die sich an diesem mit ihrem Wappen samt Namensbeischrift verewigen ließ (Nr. 455†). 1694 wurde an diesem Altar durch Bischof Joseph Clemens (1685–1694) eine Michaelsbruderschaft eingeführt und dabei die komplette Altarausstattung modernisiert. Die zuvor den hll. Drei Königen und der hl. Katharina geweihten Seitenaltäre erhielten nun die populäreren Patrozinien des hl. Joseph und der hl. Anna. Im südlichen Nebenchor hat sich an der Stirnwand die freskierte Weiheinschrift des ehem. Katharinenaltars aus der Zeit um 1490/1530 erhalten (Nr. 199, Abb. 87).

Das älteste Grabmal der Kirche ist die Tumba des Stifters Bischof Konrad III. († 1322). Sie war ursprünglich im Chor aufgestellt, wurde aber 1714 abgebrochen. Ihre damals schon beschädigte Deckplatte (Nr. 22, Abb. 2) kam an der Westwand zur Aufstellung; diese wurde dabei umfassend ergänzt, farbig gefaßt und mit einer Schrifttafel versehen. Bei einer am Standort der Tumba durchgeführten Grabung wurde außer den Gebeinen Konrads III. u. a. eine Bischofsstola mit beschrifteten Passionsszenen entdeckt (Nr. 14, Abb. 29), die der Grabstelle jedoch wieder beigegeben wurde. Dort wurde sie 1974 wiederentdeckt, anschließend restauriert und dem Diözesanmuseum übergeben.

Der übrige Altbestand an Grabdenkmälern läßt sich dank Oefele und anderer Quellen einigermaßen gut rekonstruieren. Zu ihnen gehörten vier bis fünf abgetretene Rotmarmorplatten, die um 1615 erhoben und vor die Kirche gelegt, dann aber 1621 zu Stufen für die neue Domchortreppe verarbeitet worden sind (Anh. Nr. B15). Im Inneren der Kirche befanden sich sechs Grabplatten aus dem 14.–16. Jahrhundert für Stiftspröpste (Nr. 38, 60†, 87, 115†, 168†, 174†), jedoch nur eine für einen Stiftsherrn (Nr. 361†). Mehrere Adelige und hochstiftische Beamte sicherten für sich selbst (Nr. 273, 282, 322, 443†) sowie für ihre Frauen und Kinder (Nr. 241, 249†, 352†, 380, 392†, 418, [Druckseite XXXVIII] 419, 463) Begräbnisplätze in der Kirche. Bereits 1690 wurde die Grabplatte für Propst Kaspar von Seiboltsdorf († 1444, Nr. 87) aus St. Johannes Baptist in den Domkreuzgang überführt. In diesem Zusammenhang entstand eine beschriftete Bodenplatte mit retrospektivem Text (bei Nr. 87), die durch Oefele überliefert ist; sie wurde vermutlich stellvertretend für die in den Dom überführte Grabplatte eingesetzt. 1716 gelangte aus St. Johannes Baptist außerdem die Platte für Propst Ulrich Schenk von Au († 1369, Nr. 38, Abb. 36) in den Domkreuzgang. Nichts Näheres ist über eine Stifterinschrift (Nr. 435†) des Wilhelm Sixtus Kepser und über ein Sartorius beschriftetes Bildfenster (Nr. 471†) bekannt.

Am 27. November 1802 erfolgte die Inbesitznahme des Stifts durch Kurbayern, zwei Tage später die förmliche Obsignation. Zum 31. Dezember 1802 hatte Generalkommissar Freiherr von Aretin die Schließung der Stiftskirche – zusammen mit denen von St. Andreas und St. Veit – verfügt93). Zwar wurde in der zweiten Februarhälfte 1803 ein Inventar angelegt, das dann als Grundlage für die im Mai/Juni erfolgte Versteigerung diente94), doch erteilte Aretin der Hofkammer am 10. Mai die Order, daß u. a. die Altäre und die Grabsteine einstweilen zu belassen seien95). Bald danach wurden die beiden Glocken im Dachreiter abgenommen und wohl auch der Dachreiter selbst abgebrochen96). Aufgrund ihrer Einbindung in das Domhof-Ensemble, das man in seiner Gesamtheit erhalten wollte, entging die Kirche jedoch einem Abriß. Zunächst wurde sie als Lagerraum für die bei der Versteigerung des Inventars von St. Andreas nicht verkaufte Altarausstattung benutzt97), dann einem Papierfabrikanten als Lagerraum überlassen98), später diente sie anscheinend aber auch als Heumagazin.

Anders als im Falle der Stifte St. Andreas und St. Veit kam es bei St. Johannes Baptist nicht zum systematischen Ausbau der Grabplatten mit dem Ziel ihrer materiellen Verwertung. Wenn später dennoch eine Reihe von Steinen entfernt wurde – fünf Platten gelangten über das königliche Landbauamt ans Bayerische Nationalmuseum (Nr. 322, 361†, 380, 419, 463), ein Stein wurde in die Fassade von Haus Prinz-Ludwig-Straße 4 eingesetzt (Nr. 282, Abb. 111), einer kam 1901 in den Domkreuzgang (Nr. 273) –, so könnte dies in Zusammenhang mit Renovierungsarbeiten zur Wiedereinrichtung von St. Johannes Baptist als Studienkirche stehen, die mit der Weihe der Kirche 1849 ihren Abschluß fanden. In diesem Jahr wurde auch die Westempore errichtet. Der heutige, als Flügelaltar gestaltete Hochaltar wurde 1909–1911 von Thomas Buscher im neugotischen Stil geschaffen. In situ sind an der Westwand die Tumbadeckplatte für Bischof Konrad III. († 1322, Nr. 22, Abb. 2), an der Südwand östlich des Ausgangs die Wappengrabplatte für Katharina Kepser († 1555, Nr. 241) und ebenda westlich des Ausgangs die Wappenplatte für Maria Salomé Stauding († 1628, Nr. 418, Abb. 128) verblieben.

Ehem. Kollegiatstift St. Veit, Freising99)

Für die Frühzeit des auf halber Höhe des Weihenstephaner Berges gelegenen Kollegiatstifts St. Veit fehlen gesicherte Anhaltspunkte, doch scheint dort bereits im 9. Jahrhundert eine Priesterkommunität bestanden zu haben, die auch nach dem Ungarneinfall des Jahres 909 weiterexistierte. Kurz vor der Gründung des Benediktinerklosters in Weihenstephan durch Bischof Egilbert (1005–1039) im Jahre 1021 wurde das an dieser Stelle seit 830 bestehende Kollegiatstift einschließlich sämtlichen Vermögenswerten nach St. Veit übertragen und mit diesem vereint. Die finanziellen Grundlagen des Stifts schuf jedoch erst Bischof Nitker (1039–1052), indem er seine engen Beziehungen zu Kaiser Heinrich III. dazu nutzte, die Übereignung von vier Pfarrdörfern an St. Veit von diesem bestätigen zu lassen. Weitere Pfarreien gelangten durch die Bischöfe Otto II. und Gerold an das Stift. Seit dem 13. Jahrhundert waren die Kanoniker von St. Veit auch immer wieder als Notare oder Hofkapläne für die Freisinger Bischöfe tätig, aus ihren Reihen gingen auch die Weihbischöfe Johannes Fürnhammer (1645–1652) und Johann Caspar Kühner (1671–1687) hervor. Beim Provinzialkonzil zu Salzburg im Jahre 1549 vertrat Stiftsdekan Michael Grasser (Nr. 232†, 252†) sämtliche Kollegiatstifte der Diözese Freising. Eine rechtliche Gleichstellung mit dem größeren und bedeutenderen Stift St. Andreas [Druckseite XXXIX] wurde St. Veit am 2. Oktober 1594 zuteil, als Bischof Ernst dem Dekan und dem Stiftskapitel die Jurisdiktion erster Instanz über ihre Chorbrüder und deren Güter zusprach, mit Ausnahme der Kriminalia, einschließlich des Rechts der Besiegelung und Investitur. Nachdem das Domstift, St. Andreas und St. Veit ab 1598 zur Finanzierung eines Knabenseminars in Freising die Einnahmen von jeweils einer Pfründe hatten zur Verfügung stellen müssen, kam es 1601 zu einer Neuregelung der Stiftsstatuten, die sämtliche Formalia hinsichtlich der Aufnahme, Pfründen und Pflichten der Kanoniker umfaßte. Das Stift erlitt einen schweren Verlust, als im Jahre 1646 die vor den Schweden nach Wasserburg geflüchteten Stiftsurkunden und weite Teile des Archivs durch einen Unglücksfall vernichtet wurden, möglicherweise war davon auch der Kirchenschatz betroffen.

Verglichen mit Weihenstephan und den anderen Freisinger Stiften besaß St. Veit nur wenige Einnahmequellen – vor allem aus Haus- und Grundbesitz in und um die Stadt Freising –, so daß während seiner 800jährigen Geschichte die Pfründen gerade ausreichten, um damit acht Kanoniker, einen gewählten Dekan und einen vom Papst aus dem Domkapitel ernannten Propst zu versorgen. Öfters wurde jedoch die Zahl der Kanonikate mit Rücksicht auf die angespannte finanzielle Situation des Stifts herabgesetzt, so 1591 und 1684. Neben einer eigenen Pfarrei, die erst 1837 mit der Stadtpfarrei St. Georg vereinigt wurde, besaß St. Veit bis zum 18. Jahrhundert auch eine Schule. Bei seiner Aufhebung im Jahre 1802 war das Stift nicht nur schuldenfrei sondern verfügte auch über mehr als 40.000 fl. an Aktivkapitalien.

Zum baulichen Kernbestand des Kollegiatstifts St. Veit gehörten neben der Stiftskirche das ihr angebaute Schulhaus und die vier Kapellen – Mariahilf, die sog. Totenkapelle St. Jodok, St. Nikolaus und die Loretokapelle –, die in ihrer unmittelbarer Nähe gelegen waren. Nördlich der Kirche erstreckte sich der Friedhof. Der Dechanthof und die Kanonikalhöfe befanden sich in der Stadt, während der einstöckige Pfarrhof samt zugehörigem Garten und Stadel sowie der Getreidekasten vor dem Veitstor am Fuß des Weihenstephaner Berges lagen.

Die Stiftskirche St. Veit präsentierte sich im 18. Jahrhundert als eine querschifflose, romanische Basilika mit drei apsidial schließenden Schiffen. Die durch vertikale Putzstreifen voneinander getrennten Obergadenfenster waren als Querovale ausgebildet, sicher Ergebnis der Baumaßnahme von 1660100). Das südliche Seitenschiff besaß mehrere Anbauten unter gemeinsamem Pultdach, in denen vermutlich u. a. das Schulhaus untergebracht war; ebenso war der Westseite ein großer Vorbau mit Satteldach angefügt. Am westlichen Ende des nördlichen Seitenschiffs stand ein hoher Turm mit quadratischem Unterbau und gegliedertem, oktogonalem Aufsatz, seit 1660 bekrönt von einer Zwiebelhaube. Im Turmhaus waren sechs Glocken aufgehängt, von denen die beiden ältesten von 1497 stammten (Anh. Nr. B5). Im Innern besaß die Kirche zunächst eine Flachdecke, die Propst Vitus Meller 1510 aus eigenen Mitteln sowie aus Mitteln einer Stiftung seines Amtsvorgängers Andreas Zierenberger durch ein Steingewölbe ersetzen ließ (s. Nr. 161†). Bei der Renovierung von 1660, die 909 fl. kostete, wurde auch der Chorlettner abgetragen und nach Westen versetzt101). Die reich ausgestattete Kirche besaß im 18. Jahrhundert einen Hochaltar (1661, erneuert 1765) und acht Seitenaltäre. Deren Patrozinien waren nach den Schmidtschen Matrikeln im Jahre 1739 nördlich (von Ost nach West): St. Joseph, Hl. Kreuz, St. Sebastian, Corpus Christi; südlich (von Ost nach West) St. Stephan, St. Thomas, St. Rochus, Allerheiligen. In der 1671 erneuerten Sakristei befand sich in einer separat angebauten Kapelle ein Altar mit dem Patrozinium Namen Jesu102). Auf der Westempore war eine Orgel zu zehn Registern aufgestellt.

Nachdem das Stift am 27. November 1802 formell aufgehoben worden war, ließ Generalkommissar Freiherr von Aretin das Stiftsvermögen am 29. November 1802 einziehen und ordnete die Schließung der Gebäude zum 31. Dezember 1802 an103). Vom 3.–8. März und vom 1.–2. April 1803 wurde ein Inventar der Kirchenausstattung im Hinblick auf die spätere Versteigerung angelegt, die ersten ausgesonderten Gemälde gelangten am 6. April in die Galerie des Marstallgebäudes auf dem Domberg104). Zwischen dem 7. und 12. Mai 1803 kam es zur Abnahme der Glocken von Stiftskirche und Kapellen105), und bereits am folgenden Tag wurden ihre Gewichte festgestellt106). Noch währenddessen [Druckseite XL] begann am 9. Mai 1803 die Versteigerung des Inventars, die dann am 23. Mai ihren Abschluß fand107). Am 2. Juni 1803 folgte eine Bauschätzung der Gebäude im Hinblick auf deren Versteigerung zum Abbruch, welche dann am 12. September 1803 durchgeführt wurde108). Der einzige Bieter, der Lackierer Joseph Rost aus München, der bereits die Gebäude des Stifts St. Andreas ersteigert hatte, erwarb auch St. Veit um den Betrag von 500 fl., stellte jedoch zwei Wochen später unter Vorlage eines Planentwurfs von Thomas Heigl den Antrag, die Kirche zu einem Wohnhaus umbauen zu dürfen109). Da von Seiten des Generalkommissariats nur ein Abbruch in Frage kam, wurde am 6. Dezember 1803 von Aretin der Hofkammer empfohlen, die Gebäude auf Staatskosten abbrechen zu lassen110), was der Kurfürst auch am 23. Dezember 1803 genehmigte111). Der Abbruch von Kirche und Kapellen fand jedoch aus unbekannten Gründen erst Jahre später statt, über das genaue Datum gibt es allerdings widersprüchliche Angaben: Ignaz Alois Frey nennt den Juli 1805112), eine andere Quelle 1806113), Maurus Debler den 11. Mai 1807114). Heute weist im Gelände nichts mehr auf den einstigen Standort der Stiftsanlage hin.

Die früheste für die Stiftskirche St. Veit gesicherte Inschrift war ein beim Aufgang zur Orgelempore angebrachtes Fragment einer Weiheinschrift aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts (Nr. 57†). Man muß davon ausgehen, daß zum ursprünglichen Inschriftenbestand zahlreiche Grabplatten des 15. Jahrhunderts gehörten, die jedoch sämtlich in den Boden eingelassen gewesen sein dürften, dort im Laufe der Zeit abgetreten und im 17./18. Jahrhundert dann entfernt wurden: Dies läßt sich aus einer nur von Eckher überlieferten figuralen Grabplatte von 1473 schließen (Nr. 111†), die er im Kirchenboden vorfand, die jedoch in keinem der späteren Verzeichnisse mehr aufscheint. Von großer baugeschichtlicher Bedeutung war eine Stifterinschrift von 1510, die auf die Wölbung der Kirche hinwies (Nr. 161†). Die Reihe der kopial dokumentierten Grabinschriften setzt erst relativ spät ein, 1545, mit der Grabplatte für einen Massenhausener Pfleger (Nr. 218†). Sämtliche späteren Grabplatten und Epitaphe – beginnend 1542 – betreffen Stiftsdekane (Nr. 216, 232†, 252†, 291†, 323†, 346†, 394†, 432†) und Stiftsherren (Nr. 219†, 226†, 233†, 235, 246†, 247†, 251†, 292†, 326†, 334†, 335†, 336†, 340†, 357†, 373†, 374†, 391, 397†). Ihre Standorte waren über den ganzen Innenraum der Kirche, d. h. auf die Wände der Seitenschiffe, die Pfeiler und den Boden verteilt. Innerhalb des ehemals stattlichen Bestandes von mehr als 60 Gemälden waren nur zwei mit Inschriften versehen, davon eines mit der Stifterinschrift eines Stiftsherrn (Nr. 414†), eines nur mit Stifterinitialen (Nr. 472†). Eines der ältesten Ausstattungsstücke war das Chorgestühl von 1441, dessen teilweise erhaltene Kranzleisten einen Spruch und eine Stifterinschrift aufwiesen (Nr. 82(†), Abb. 53, 54).

Unmittelbar nach der Erstellung des Kircheninventars wurde am 5. April 1803 ein NamensVerzeichnis der Grabinschriften – in Kurzfassungen – angelegt, das insgesamt 84 Nummern aus der Stiftskirche und den Kapellen vermerkt115). Darin gelistet waren auch einige der in das Pflaster der Stiftskirche eingelassenen Grabplatten, die wohl zusammen mit diesem von Steinmetz Max Einsele um 80 fl. erworben wurden116). Die übrigen Grabdenkmäler der Stiftskirche wurden in der Gebäudeschätzung vom 2. Juni 1803 mit 25 fl. veranschlagt117) und scheinen erst 1805 – vermutlich von Einsele – ausgebaut worden zu sein118). Die meisten der Steine dürften von ihm weiterverarbeitet worden sein, wie das heute im Dachboden der Gottesackerkirche aufbewahrte Grabplattenfragment nahelegt (Nr. 216). Einige Steine konnten jedoch vor der Zerstörung gerettet werden und kamen 1879 über das königliche Landbauamt an das Bayerische Nationalmuseum (Nr. 218†, 235, 391). Der Grabstein für den Stiftskanoniker Ferdinand von Pockheiser († 1743) wurde zusammen mit einigen Steinen aus St. Andreas nach Schweinersdorf verbracht119). Die Kranzleiste des gotischen Chorgestühls (Nr. 82(†), Abb. 43, 44) war vielleicht schon vor der Säkularisation ausgebaut worden und gelangte um 1850 in die Sammlung des Klerikalseminars.

[Druckseite XLI]

Nordöstlich der Pfarrkirche stand – mit ihr über einen gemauerten Gang verbunden – die Mariahilfkapelle. Die zweigeschoßige Kapelle mit durchgehender Apsis wurde um 1438 errichtet und besaß über dem Chor einen Turm mit Zwiebelhaube und vier Glocken. Im Inneren befanden sich neben dem Hochaltar, dessen gotisches Marienbild – offenbar ein Vesperbild – große Verehrung genoß, noch der Josephsaltar, der Annenaltar und der Altar Christi Himmelfahrt. Da für den 8. August 1683 eine Neueinweihung all dieser Altäre belegt ist, dürfte es in diesem Jahr zu größeren Renovierungsarbeiten gekommen sein. Auf der Westempore stand ein kleines Orgelpositiv zu vier Registern. Ein Weihwasserkessel trug die Jahreszahl 1576 (Anh. Nr. B8). In der Kapelle besaß die Familie von Gepeckh, aus der Bischof Veit Adam hervorging, eine eigene Grablege, genannt „Gepeckhische Kapelle“. Im Unterschied zur Stiftskirche war die Mariahilfkapelle bevorzugter Begräbnisplatz von Angehörigen des niederen Adels bzw. des gehobenen Freisinger Bürgertums. Dabei fällt auf, daß bis ca. 1620 die Mehrzahl der Grabdenkmäler für Frauen errichtet wurde (Nr. 258†, 324†, 347†, 383†, 393†), die späteren Grabplatten des Erfassungszeitraums betrafen dagegen überwiegend männliche Verwaltungsbeamte (Nr. 406†, 440†, 441†, 461†). Einige wenige Platten gehörten Stiftsherren an (Nr. 276†, 405†), doch scheinen sie erst später aus der Stiftskirche in die Mariahilfkapelle gelangt zu sein. Dies trifft vermutlich auch auf die ehemals außen angebrachte figurale Grabplatte für Stiftsdekan Korbinian Sauschlegl († 1645) zu; sie entging der Zerstörung und wurde unmittelbar nach ihrem zwischen 1803 und 1805 erfolgten Ausbau in die südliche Außenwand der Stadtpfarrkirche St. Georg versetzt (Nr. 458, Abb. 130). Die Mariahilfkapelle besaß zuletzt ca. 20 Grabdenkmäler, denen ca. 43 in der Stiftskirche gegenüberstanden120); doch wurde in der Gebäudeschätzung vom 2. Juni 1803 ihr Wert mit 30 fl. veranschlagt, übertraf also den des Bestandes in der Stiftskirche um 5 fl.121). Dies läßt darauf schließen, daß die Grabdenkmäler der Mariahilfkapelle aus wertvollerem Material – etwa weißem Marmor – gefertigt waren. Auf dem Hochaltar und dem Christi-Himmelfahrt-Altar waren die Stifternamen bzw. -initialen von Hans Adam Wager zu Sattelbogen und seiner Frau Maria, geb. von Gepeckh, zu lesen (Nr. 465†, 466†).

Die wohl noch im 15. Jahrhundert errichtete Kapelle St. Jodok schloß sich direkt an die Mariahilfkapelle an. Sie besaß ein Türmchen mit einer Glocke und im Inneren einen St. Jodokusaltar. Aufgrund ihres Karners wurde sie auch als Totenkapelle bezeichnet. Von den sieben, im NamensVerzeichnis von 1803 gelisteten Grabinschriften betreffen nur zwei den Erfassungszeitraum: zum einen eine figurale Bodenplatte für den 1521 verstorbenen Stiftsherrn Leonhard Dornvogt (Nr. 182†), zum anderen der 1615 geschaffene Epitaphaltar für Laurentius Brem (Nr. 372†).

Südwestlich der Kirche erhob sich die wohl um 1660 errichtete Kapelle Maria Loreto. Sie besaß über dem Chor einen Dachreiter mit einer kleinen Glocke, außen an der Südwand zeigte ein Fresko die Übertragung des hl. Hauses von Nazareth nach Loreto. Drei Grabplatten des späteren 17. und 18. Jahrhunderts sind der Kapelle zuzuordnen122).

Der Loretokapelle direkt angebaut war die turmlose Kapelle St. Nikolaus, die wohl dem 15. Jahrhundert angehörte. In ihr befand sich ein dem hl. Nikolaus geweihter Altar. Zwar taxierte die Gebäude-Schätzung vom 2. Juni 1803 Grabsteine im Wert von 5 fl.123), doch lassen sich der Kapelle keine der im NamensVerzeichnis wiedergegebenen Kurzinschriften zweifelsfrei zuordnen, da sie dort nicht explizit genannt ist. Vielleicht stand die Kapelle in baulichem Zusammenhang mit einem Ölberg, für den dieses Verzeichnis sieben Steine aus der späteren Barockzeit aufführt.

Ehem. Benediktinerkloster Weihenstephan124)

Laut Aribos Vita Corbiniani fand der hl. Korbinian (670/80–724/30) bereits bei seiner Ankunft in Freising auf dem Weihenstephaner Berg ein „oratorium sancti Stephani“ vor und entschloß sich, dort eine Zelle zu errichten. Diese existierte vermutlich nur kurze Zeit, denn von Bischof Hitto (811–835) wird berichtet, er habe dort 830 erneut eine Gemeinschaft, bestehend aus sechs Klerikern und einem Propst, gegründet. Für das Jahr 834 ist dann die Übertragung der Gebeine der römischen Märtyrer Alexander und Justinus in eine neuerbaute Stephans-Kirche bezeugt, wo 860 auch eine Diözesansynode abgehalten wurde. Das bisher auf die Weihenstephaner Kirche bezogene Tedmons-Gedicht [Druckseite XLII] aus dem 9. Jahrhundert (Anh. Nr. A1) steht jedenfalls im Zusammenhang mit dem Neubau der Domkirche unter Bischof Anno (854–875). Auch nach dem Ungarneinfall am 4. August 909, bei dem Weihenstephan und St. Veit zerstört wurden, bestanden beide Stifte weiter. Bischof Egilbert (1005–1039) schließlich errichtete 1021 ein Benediktinerkloster, das von ihm mit reichen Güterschenkungen ausgestattet wurde, wodurch die Neugründung als bischöfliches Eigenkloster anzusprechen ist. In der Folgezeit kam umfangreicher Grundbesitz dazu, vor allem Weingüter in Südtirol. 1085 fiel das Kloster einem Brand zum Opfer, die Wiedereinweihung der Kirche ist erst für 1095 belegt. Nach den Wirren des Investiturstreits, von denen auch Weihenstephan erfaßt wurde, setzten die Freisinger Bischöfe wiederholt Äbte ein, die der Hirsauer Reform nahestanden und für das Kloster umfangreichen Grundbesitz erwerben konnten. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts siedelte sich neben dem Männerkloster auch ein Frauenkonvent an, der jedoch nach einem Brandunglück im Jahre 1242 aufgegeben wurde. Zwar hatte sich das Kloster von zwei Brandkatastrophen in den Jahren 1193 und 1245 wieder erholt und war auch reich bestiftet worden – u. a. von den Herren von Fraunberg –, doch spielte Weihenstephan unter den landständischen Klöstern des Herzogtums Bayern, von dessen um 1080 erlangter Vogtei es sich nie befreien konnte, keine größere Rolle. Erst im 15. Jahrhundert gelangte das Weihenstephaner Kloster zu innerer Konsolidierung und wirtschaftlicher Kraft, die sich auch in der Renovierung der Klostergebäude unter Abt Eberhard II. (1416–1448) und einer neuen, äußerst kostspieligen Altarausstattung im Jahre 1489 äußerte. Doch schon wenig später geriet das Kloster in finanzielle Bedrängnis, in deren Verlauf die Südtiroler Weingüter veräußert werden mußten. Abt Kaspar Fras (1563–1576) ließ die Klostergebäude mit Kunstwerken ausstatten und veranlaßte den Bau einer Wasserleitung. Während des Dreißigjährigen Krieges erlebte das Kloster mehrfache Besatzung und Plünderung durch Schweden und Franzosen, auch wurden viele der zins- und abgabepflichtigen Höfe von den Schweden in Brand gesteckt, wodurch eine wichtige Einnahmequelle wegfiel. Doch war das geistliche Leben in Weihenstephan dennoch nicht bedroht: So schrieb Abt Georg Tanner (1618–1645) eine bedeutende Klosterchronik und ließ in der romanischen Basilika die hölzerne Flachdecke anheben. Unter Abt Gregor Marschall (1649–1674) wurden das Dormitorium und die Stallungen neu erbaut, eine Äbtegruft angelegt und für die Klosterkirche eine neue Inneneinrichtung angeschafft. Die wirtschaftliche Lage hatte sich wieder soweit gebessert, daß unter seinem Nachfolger Benedikt Rudolph (1674–1705) das Kloster erstmals seit 200 Jahren ohne Schulden war. Neben der Aufstellung eines neuen Hochaltars und vierer Seitenaltäre aus Stuckmarmor im Jahre 1690 engagierte sich der Abt insbesondere im Vorfeld der Gründung der Bayerischen Benediktinerkongregation, die 1684 erfolgte. Von einiger Bedeutung für die Kongregation war Abt Ildephons Huber (1705–1749), der ihr über viele Jahre hinweg als Generalpräses vorstand und der Noviziat und Studium der Kongregation für lange Zeit an Weihenstephan binden konnte. Er war es auch, der 1720, also vier Jahre vor der Dombarockisierung, die Brüder Asam nach Freising holte und sie die 1608 errichtete Korbinianskapelle neu erbauen und ausstatten ließ. Größere Bauaktivitäten sind nur noch unter Abt Michael Renz (1749–1761) zu verzeichnen, der die romanische Kirche wölben und ausstuckieren ließ. Durch die leichtfertige Gewährung von Krediten brachte Abt Innozenz Völkl (1761–1769) das Kloster in eine bedrohliche finanzielle Schieflage, die auch sein Nachfolger Gerhard II. Bartl (1769–1803) – wohl nicht zuletzt wegen seiner anderweitigen, zeitintensiven Verpflichtungen – nicht in den Griff bekam, so daß Weihenstephan 1802 Konkurs anmelden mußte. Doch wurde bereits am 24. März 1803 die Aufhebung verfügt und unmittelbar danach mit der Erfassung des Klosterbesitzes begonnen. Nachdem die Archivbestände gesichert und die wertvolleren Kunstwerke und Bücher nach München bzw. Schleißheim transportiert worden waren, nahmen die Versteigerungen am 22. August 1803 mit dem Inventar des Klosters ihren Anfang und endeten am 22. Mai 1804 mit den Kirchengerätschaften und Altären125). Die Vöttinger Pfarrkirche und die Korbinianskapelle wurden bereits im Oktober 1803 abgebrochen, ihnen folgten im Januar 1809 die ersten Klostergebäude und schließlich ab 1810 die Klosterkirche selbst126). Noch im Dezember 1803 wies die kurfürstliche Landesdirektion die Lokalkommission Weihenstephan an, dafür zu sorgen, daß die Familien, die in Weihenstephan Grabstätten besäßen, anzuschreiben seien, ob sie die Grabplatten ausbauen und an geeigneter Stelle wieder anbringen wollten127). Allerdings scheint es nicht zu einer Umsetzung dieser Order gekommen zu sein, zumindest hat sich kein einziges Grabdenkmal aus Weihenstephan dort oder andernorts erhalten. In die verbliebenen Klostergebäude zogen ab Herbst 1803 zunächst die königliche Musterlandwirtschaftsschule [Druckseite XLIII] und die Forstschule ein; beide mußten aber nach den Napoleonischen Kriegen geschlossen werden. 1852 wurde die Landwirtschaftliche Zentralschule von Schleißheim nach Weihenstephan verlegt; 1895 kam es zur Einrichtung der „Kgl. Bayerischen Akademie für Landwirtschaft und Brauereien“, die 1919 in „Bayerische Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei“ umbenannt wurde und 1920 das Promotionsrecht erhielt. Seit 1928/30 sind Hochschule und Technische Universität vereint. 1971 kam eine Fachhochschule hinzu, die durch den Zusammenschluß der Ingenieursschulen für Gartenbau in Weihenstephan mit den Einrichtungen für Landbau in Schönbrunn, Triesdorf und in Landsberg am Lech entstand. Ihr angegliedert wurde eine neu geschaffene Staatliche Versuchsanstalt, die 2003 in Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan umbenannt wurde. Aufgrund einer Urkundenfälschung des 17. Jahrhunderts, die dem Kloster Weihenstephan das im Jahre 1040 durch Bischof Egilbert verliehene Braurecht bescheinigt, beansprucht auch noch die heutige Staatsbrauerei Weihenstephan den Titel der „ältesten Brauerei der Welt“.

Wie ein 1803 gezeichneter Situationsplan von Thomas Heigl und alte Ansichten zeigen128), gruppierte sich die Klosteranlage um einen quadratischen Kreuzgang, der auf drei Seiten dem dreigeschoßigen Konventbau integriert war. Den nördlichen Flügel des Gevierts nahm die Klosterkirche ein, westlich davon schlossen sich in trapezoider Anordnung zweigeschoßige Ökonomiegebäude an, davon unmittelbar an die Kirche anstoßend das Bräuhaus. Nördlich davon lag der Scharwerksgarten, westlich davon die Vöttinger Pfarrkirche St. Jakob, der Schneiderstadel und der Ziegelstadel. Westlich an der Südfassade des Konventbaus lag eine Klause, an dessen Ostecke das Krankenhaus, hangabwärts die Korbinianskapelle, etwas gegen Osten das Noviziat. Inmitten des sich nördlich und östlich des Gevierts erstreckenden Klostergartens gab es ein Salettl; die Bibliothek war als eigenständiges Gebäude der Ostapsis der Klosterkirche angefügt. Eine kleine Magdalenenkapelle bildete auf der Nordseite den westlichen Abschluß der Klostermauer.

Über das Aussehen der ersten Klosteranlage ist kaum etwas bekannt, lediglich ihr Weihedatum 11. Juli 1305 ist gesichert. Die Errichtung des zum Teil heute noch bestehenden Konventbaus fällt in die Jahre zwischen 1670 und 1675. Er integrierte dreiseitig im Westen, Süden und Osten den Kreuzgang und wies einen nach Westen verlängerten Südflügel auf, der in seiner Mitte von einem Risalit nobilitiert wurde. Davon haben sich heute noch der verlängerte Abschnitt des Südflügels (ohne Risalit) und der Westflügel erhalten. Dieser besitzt auf der dem ehemaligen Ökonomiehof zugekehrten Westseite einen Uhrenturm, der auf vier Säulen ruht und mit einem Geschoß über die Dachtraufe hinausreicht. In ihm hängen heute zwei Glocken von 1598 (Nr. 343) und 1602 (Nr. 351), die möglicherweise aus einer der säkularisierten Kirchen in und um Freising – vielleicht sogar aus der alten Vöttinger Pfarrkirche St. Jakob – stammen.

Von der Klosterkirche St. Michael und Stephan haben sich nur noch einige Mauerzüge der Nordwand im heutigen Brauereigebäude erhalten. Die erste, unter Abt Eberhard I. (1197–1219) errichtete Klosterkirche war eine dreischiffige romanische Basilika. Sie wurde 1245 durch einen Brand zerstört und bald danach völlig neu aufgebaut. Ihre Weihe war zusammen mit der des Klosters 1305. Diese Kirche bestand bis zu ihrem Abbruch 1810 und besaß eine Größe von 59 m in der Länge, 18 m in der Breite und 14 m in der Höhe. Ihrer baulichen Struktur nach war sie eine vierjochige Pfeilerbasilika mit gerade schließenden Seitenschiffen, dem Mittelschiff schloß sich ein dreijochiger Chor mit Apsis an. Nördlich des Chors befand sich die Sakristei, südlich das Kapitelzimmer. Die Außenmauern beider Anräume fluchteten mit denen der Seitenschiffe, so daß Langhaus und Chor zu einer Einheit verschmolzen. Im südlichen Chorwinkel erhob sich der Turm, dessen obere beide Geschoße allseitig je drei Spitzbogenblenden besaßen, wobei die mittlere als Schallöffnung durchbrochen war; den Abschluß bildeten Giebelflächen, denen ein hohes Faltdach aufsaß. Dem Langhaus war westlich in ganzer Höhe ein Vorbau angefügt. Unter Abt Erhard II. (1416–1448) wurde das südliche Seitenschiff gewölbt und in den Vorbau ein Zwischengewölbe eingezogen, so daß im Untergeschoß eine Vorhalle, im Obergeschoß eine Empore für eine Orgel entstand, die jedoch erst 1494/95 zur Aufstellung kam. Nachdem unter Abt Thomas Karrer (1520–1533) vor allem die Altarausstattung renoviert und erweitert wurde, ließ Abt Caspar Fras (1563–1576) die Wände von einem unbekannten Rosenheimer Künstler freskieren und auf der Westempore eine neue Orgel aufstellen, hinter der sein Nachfolger Abt Paulus Sedlmayr (1576–1579) eine Marienkapelle einrichtete. Abt Benedikt II. Kiener (1579–1599) ließ den Boden mit hellem Solnhofer Stein auspflastern, wobei die erste Platte am Benediktsaltar die Datierung 1594 und die letzte Platte beim Haupteingang die Datierung 1595 erhielt. Größere Baumaßnahmen stellten die Erhöhung der Langhausdecke unter Abt [Druckseite XLIV] Georg Tanner (1618–1645) und die Einwölbung des nördlichen Seitenschiffs unter Abt Roman Pruner (1645–1649) dar. Die Anschaffung einer neuer Kanzel, eines neuen Chorgestühls und einer Chororgel geht auf Abt Gregor Marschall (1649–1674) zurück, er veranlaßte auch die Anlage einer als Abtsgrablege vorgesehenen Gruft unter dem Presbyterium. Abt Benedikt III. Rudolph (1674–1705) gab 1690 einen Hochaltar und vier Seitenaltäre aus Stuckmarmor in Auftrag, dabei kam es zum Abbau des alten Flügelaltars von Jan Polack (Nr. 135, Abb. 10). Ein schon länger geplanter Kirchenneubau wurde von Abt Ildephons Huber (1705–1749) nicht umgesetzt, dafür ließ er u. a. die Korbinianskapelle von den Brüdern Asam neu errichten und ausstatten. Eine letzte Baumaßnahme erfolgte unter Abt Michael Renz (1749–1761), der die Flachdecke als Holz-Stuck-Gewölbe umformen ließ und die Fenster mit ornamentalen Konturen vergrößerte.

In der Kirche gab es außer dem Hochaltar in der Chorapsis, der Mariä Himmelfahrt und den hll. Michael, Stephan und Benedikt geweiht war, den als Pfarr- und Volksaltar dienenden Kreuzaltar in der Mitte vor dem Chorantritt (noch vor 1749 durch den Altar der Schmerzhaften Muttergottes aus der Kreuzgangskapelle ersetzt), dazu sieben Seitenaltäre jeweils auf der Westseite der Arkadenpfeiler. Dies waren nördlich (von Ost nach West) der Rosenkranzaltar, der Allerheiligenaltar, der Benediktaltar und der Katharinen- bzw. Leonhardsaltar; südlich der Andreas- bzw. Skapulieraltar, der Magdalenenaltar, der Annenaltar, außerdem der Dreifaltigkeitsaltar an der südlichen Langhauswand und der Benediktaltar in der Sakristei.

Der Bestand an Grabdenkmälern in der Weihenstephaner Klosterkirche wurde allein von Oefele einigermaßen zuverlässig erfaßt. Da es weitere Quellen gibt, die zwar nicht annähernd die Vollständigkeit Oefeles erreichen, jedoch einiges Sondergut tradieren, muß davon ausgegangen werden, daß eine ganze Reihe von Grabinschriften des Erfassungszeitraums vor ihrem Untergang im Jahre 1810 nicht erfaßt worden sind. Andere Platten waren schon im 18. Jahrhundert nicht mehr lesbar oder abgängig, worauf die Angaben bei Licklederer hindeuten (vgl. Anh. Nr. B1).

Die meisten Grabdenkmäler in der Kirche waren für die Weihenstephaner Äbte errichtet worden. So befand sich das Grabmal für Abt Johannes Geisenfelder († 1481) beim Rosenkranzaltar (Anh. Nr. B1), die Grabstellen für die Äbte Leonhard II. Nagl († 1484, Nr. 130†), Eberhard II. († 1448), Wolfgang Weichs († 1495) und Paulus Sedlmayr († 1579, Anh. Nr. B1) lagen beim Kreuzaltar, Abt Christoph Karner († 1560, Nr. 255†) wurde im nördlichen Seitenschiff beim Allerheiligenaltar begraben, Abt Benedikt II. Kiener († 1599, Nr. 344†, 345†) beim Benediktaltar und Abt Thomas Karrer († 1553, Anh. Nr. B1) beim südlichen Seitenschiff neben dem Dreifaltigkeitsaltar. Von den Grabplatten für Abt Sixtus Feichtmayr († 1618, Nr. 389†) und Abt Christoph III. Eiszepf († 1618, Nr. 390) ist der Standort nicht überliefert. Für Abt Caspar Fras († 1573, Nr. 285†) gab es ein Gemälde-Epitaph am ersten südlichen Arkadenpfeiler von Westen beim Annenaltar. In der Mitte des Langhauses war das Grab von Abt Georg Tanner († 1645, Anh. Nr. B1).

Auch zwei der Freisinger Weihbischöfe erwählten sich die Weihenstephaner Klosterkirche zu ihrer letzten Ruhestätte: Beim Dreifaltigkeitsaltar lag Weihbischof Ulrich († 1312, Anh. Nr. B1). Beim Westportal fand Johannes Grunlarr († 1479), der ein Gemälde-Epitaph (Nr. 123†) und eine Bodenplatte (Nr. 124†) erhielt, seine letzte Ruhestätte. Die Herren von Fraunberg besaßen eine ihrer drei Weihenstephaner Grablegen im südlichen Seitenschiff nahe dem Andreas- bzw. Skapulieraltar, wo als erstes Familienmitglied Siegfried von Fraunberg 1267 bestattet wurde (Nr. 15†, Abb. 144), dann auch 1368 Thomas von Fraunberg und seine Frau Katharina (Nr. 37†). Eine weitere Fraunberger-Grablege befand sich im nördlichen Seitenschiff, dessen östliche Joche wohl im 17. Jahrhundert zum Sakristeiraum umgestaltet wurden; hier waren rechts neben dem Benediktaltar die Grabplatten für Johannes von Fraunberg († 1436, Nr. 79†) und Siegfried von Fraunberg († 1524, Nr. 186†) in die Wand eingelassen. Ein weiteres Grabdenkmal für den fürstlichen Rat Paul Eys zu Thalhausen und seine Frau Maria († 1608 und † 1615, Nr. 363†) hatte im südlichen Seitenschiff seinen Standort. Eine Grabplatte ist für Peter Mayrhofer und seine Frau beim Magdalenenaltar (nach 1503, Anh. Nr. B1) nachgewiesen.

Abgesehen von dem 1690 abgebauten Flügelaltar Jan Polacks (Nr. 135, Abb. 10) gab es in der Kirche nur wenige Gemäldebeischriften: Im südlichen Seitenschiff hing neben der Tür zum Kreuzgang eine Darstellung des Grabes Christi mit Stifterinschrift des Pflegers Sebastian Jordan zu Martinsbuch (1549, Nr. 223†); an der Wand nördlich des Westportals war ein 1603 datiertes Gemälde mit Darstellung der Stephanuswallfahrt (Nr. 353) zu sehen, das später in die Hauskapelle des Klosters und zuletzt an das Bayerische Nationalmuseum München gelangte; im Falle der Stifterinschrift des Notars Korbinian Abenteuer († 1631, Nr. 431†) kann nur vermutet werden, daß auch sie auf einem Gemälde angebracht war.

Der Kreuzgang war zunächst ein eigenständiges, von Kirche und Konventbau umstandenes, annähernd quadratisches Geviert. Seine Wölbung erhielt er 1494/95. Zusammen mit der Verlegung [Druckseite XLV] eines neuen Bodens aus polierten Solnhofer Platten kam es unter Abt Georg Tanner (1618–1645) zur Schließung einiger zuvor offener Arkadenstellungen. Im Zuge der Barockisierung um 1674 wurde der Kreuzgang dann in die neu entstehenden Baukörper integriert und überbaut. Kleinere Anbauten bestanden auf der Südseite für den Klosterbrunnen und auf der Westseite für ein Pfortenstübchen. Der Nordflügel, der sich entlang des südlichen Seitenschiffs der Klosterkirche erstreckte, war der Begräbnisort der Mönche sowie einiger adeliger Geschlechter, insbesondere der Fraunberger, welche – wie bereits erwähnt – auch über Grablegen in der Kirche verfügten. Hier wurden 1368 Johannes von Fraunberg (Nr. 36†), 1462 Vivianz von Fraunberg (Nr. 104†, Abb. 151) sowie 1482 Georg und Margareth von Fraunberg (Nr. 127†) bestattet und erhielten beschriftete Grabplatten. Außerdem gab es im Kreuzgang Grablegen für die Familien Aiterbach, Hagenau, Eyß, Fraunhofen, Aichelstein und Gepeckh, jedoch ist Weiteres hierüber nicht bekannt (Anh. Nr. B1). Laut Wiguleus Hundt wiesen einige Arkadenöffnungen des Kreuzgangs Bildfenster auf, darunter war offenbar auch ein Fenster mit der 1494 datierten Stifterinschrift der Barbara Schenk, Frau des Oswald Schönpichler (Nr. 138†). Kurz nach Aufhebung des Klosters teilte Raphael Thaller, provisorischer Lokalbibliothekar, der kurfürstlichen Lokalkommission mit, im Kreuzgang befänden sich dann auch mehrere alte grabsteine daselbst, vorders der Famille von Frauenberg, und einiger anderer nebst einem uralten Mausoleum von Holz derer von Eis, und Lerchenfeld auf Thalhausen : auch einer gleichen hölzernen Tafel in Vorstellung der in den Annalen angemerckten St. Stephanssteinen unter uralter bairischer Kleidungstracht der beigemalten Personen129). Noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Kreuzgang ein aus Marmor gefertigtes Denkmal für das hier bestattete Geschlecht der Herren von Fraunberg130).

Eine weitere Sepultur für die Fraunberger bestand in der dem westlichen Kreuzgangflügel am nördlichen Ende angebauten Kapelle, die von ihnen 1501 anstelle einer älteren Marienkapelle errichtet wurde. Sie war zweigeschoßig, gewölbt und besaß einen von Warmund von Fraunberg gestifteten Altar mit dem Patrozinium der Schmerzhaften Muttergottes. Anlaß des Kapellenneubaus war der Tod des erstgeborenen Sohns von Warmund von Fraunberg, Sigmund von Fraunberg († 1501), der hier auch begraben wurde (Nr. 152†). Seine Eltern – der Vater Warmund verstarb 1517, seine Mutter Elisabeth 1526 – erhielten ebenfalls ihr Begräbnis in der Kapelle und eine gemeinsame Wappengrabplatte (Nr. 172†, Abb. 152). Daneben diente die Kapelle in späterer Zeit auch anderen Geschlechtern (Hagenau, Fraunhofen, Aiterbach) als Grablege. Um 1710 kam es zu einer umfassenden Renovierung, da auch Abt Ildephons Huber (1705–1749) sie zu seiner Grabkapelle bestimmte. Ihr Abbruch erfolgte 1810.

Kath. Stadtpfarrkirche St. Georg, Freising131)

Eine erste Pfarrei hatte ihren Sitz wohl in der Marienkirche auf dem Berg, der nachmaligen Domkirche. In dieser besaß später der Kreuzaltar, der vor dem Lettner errichtet war, pfarrliche Rechte. Zugleich gab es in der Ansiedlung die Filialkirche St. Jörg im Moos, die über einen eigenen Friedhof verfügte und wegen ihrer Lage eine zunehmende Bedeutung für die praktische Ausübung der Pfarrfunktionen erlangte. Wie der Dom wurde auch sie im Jahre 1159 durch eine Brandkatastrophe zerstört, ein weiteres Mal 1183. In der Zeit nach dem Wiederaufbau verfestigte sich der Status von St. Georg als eigentliche Pfarrkirche, doch war der Pfarrer von St. Georg an bestimmte liturgische Funktionen gebunden, die er im Dom auszuüben hatte. 1314 schließlich wurde die Pfarrei dem Domkapitel inkorporiert, das nun das alleinige Eigentums- und Verfügungsrecht innehatte und einen eigenen Pfarrvikar bestellen konnte. Die Abhängigkeit von St. Georg gegenüber dem Domkapitel wird auch daran deutlich, daß es keinen Taufstein in der Kirche gab, dieser befand sich in der vor dem Dom gelegenen Stiftskirche St. Johannes Baptist. Bis zur Säkularisation blieb dieser Status bestehen, auch ergaben sich kaum mehr Änderungen an der beträchtlichen Größe des Pfarrsprengels. Erst 1823 kamen die Pfarreien der 1802 aufgelösten Stifte St. Andreas und St. Veit hinzu132).

Über das Aussehen der ersten, wohl um 1000 errichteten Kirche, „St. Georg im Moos“, ist nichts bekannt, ebensowenig über ihre nach 1159 bzw. 1183 erbaute Nachfolgerin, doch dürfte diese bereits [Druckseite XLVI] über einen Turm und einen Karner verfügt haben. Die heutige Kirche wurde um 1440 begonnen, wobei auf der Südseite der bestehende Turm in das Schiff einbezogen wurde, die Weihe fand am 29. September (Michaelstag) 1446 statt. Das nur provisorische Holzgewölbe wurde erst zwischen 1491 und 1495 durch ein Rippengewölbe ersetzt, wobei die Schlußsteine die Wappen der Stifter erhielten. 1628 wurde der alte Turm wegen Baufälligkeit abgetragen und das Gewölbe geschlossen, doch hatte Bischof Veit Adam bereits zwei Jahre zuvor einen hölzernen Turmaufbau auf der Westseite des Daches anbringen lassen. Schon 1678 war dieser Holzturm derart baufällig, daß er wieder abgebaut werden mußte, stattdessen wurde an der Westseite nach Plänen von Antonio Riva bis 1689 der heute noch bestehende, hochaufragende Turm errichtet. 1731 kam es auf der Südseite zum Anbau einer Sakristei, die 1931 eine Erweiterung erfuhr. Der von Anbeginn um die Kirche bestehende Friedhof wurde aufgelassen, nachdem 1543 der neue Friedhof vor dem Ziegeltor angelegt worden war.

Bei St. Georg handelt es sich um eine Hallenkirche mit breitem Mittelschiff und schmaleren Seitenschiffen, die durch sechs Pfeilerpaare separiert sind. Nach dem fünften Langhausjoch folgen zwei tiefere Joche für den über alle Schiff reichenden, erhöhten Chor; der Abschluß erfolgt durch zwei Schrägen und eine verschmälerte Chorstirn. Die Arkaden bestehen aus gedrückten Spitzbögen, ebenso werden die drei- und vierbahnigen Fenster aus gedrückten Spitzbögen gebildet. Den Pfeilern und Seitenwänden sind Dienste vorgelegt, auf denen im Mittelschiff ein Netzrippengewölbe, in den Seitenschiffen Sternrippengewölbe ruhen, jeweils mit runden Schlußsteinen. Unter der Orgelempore befindet sich der Zugang zur Turmkapelle, zur Sakristei gelangt man über zwei Durchgänge vom südlichen Seitenschiff aus. Der blockhaft geschlossene Außenbau wird vom hochaufragenden Barockturm an der Westseite dominiert. Zugang zur Kirche geben Vorzeichen jeweils am zweiten Joch von Westen.

In der alten Kirche gab es außer dem Hochaltar vier Seitenaltäre, während es im Neubau von 1440/46 bereits zehn waren. Bedeutendste Ausstattungsstücke späterer Zeit waren der 1628/29 errichtete Hochaltar von Philipp Dirr und die 1717 von Johann Ableithner und Franz Anton Mallet geschaffene Kanzel. Die spätgotischen Altäre waren bereits zu Ende des 17. Jahrhunderts entfernt und zugleich die Zahl der Nebenaltäre auf acht reduziert worden. Im 18. Jahrhundert wurden wieder einige Altäre erneuert, einige kamen hinzu, so daß es nun wieder zehn Nebenaltäre gab133). Im 3. Viertel des 19. Jahrhunderts wurde die gesamte Barockausstattung entfernt und durch eine neugotische Einrichtung ersetzt, die wiederum 1931 verändert wurde. Die heutige, sehr nüchterne Innenausstattung ist das Ergebnis einer purifizierenden Umgestaltung von 1955, die, wie auch die vorhergehenden Maßnahmen, zahlreiche Standortverlagerungen von Grabdenkmälern mit sich brachte.

In der Kirche selbst verweisen zwei Inschriften auf den Bau- bzw. Ausstattungsverlauf: Im südlichen Seitenschiff im ersten Joch von Westen trägt der Schlußstein Wappen und Stifterinschrift des Moritz von Tannberg, 1494 (Nr. 139, Abb. 9), im nördlichen Seitenschiff findet sich am ersten Freipfeiler von Westen die freskierte Baudatierung 1497 (Nr. 144).

St. Georg muß früher eine große Zahl von Grabplatten aus Rotmarmor besessen haben, die in der Kirche in den Boden eingelassen waren. Nachdem diese durch lange Begehung unleserlich geworden waren – es handelte sich also vermutlich um solche aus dem 15. und 16. Jahrhundert –, wurden sie wohl im Zuge einer Innenrenovierung in den Außenbereich verlegt und für eine Wasserablaufrinne verwendet. 1621 wird hierfür die Zahl von 35 bis 36 Platten genannt (Anh. Nr. B15), die sämtlich für die unter Bischof Veit Adam angelegte Domchortreppe verarbeitet wurden. Zwei weitere Platten wurden 1715 bei Abgrabungen entdeckt, doch ist über ihren weiteren Verbleib nichts bekannt (Anh. Nr. B20). Ebenso verschwunden ist die vor dem Chorantritt gelegene Platte für Brunorio della Scala († 1424, Anh. Nr. B2). Der Bestand, der vor allem Grabplatten für Ratsmitglieder, Bürgermeister und weltliche Adelige umfaßt, wurde durch mehrere Renovierungen im 19. und 20. Jahrhundert weiter dezimiert, außerdem waren alle Platten mehrfachen Standortwechseln ausgesetzt. So befindet sich seit 1955 im Außenbereich keine einzige Platte mehr, die dem Erfassungszeitraum angehört. Der vom 15. bis zum 18. Jahrhundert reichende Grabplattenbestand im Inneren der Kirche erstreckt sich auf die Seitenschiffwände, den Chorbereich und die Turmkapelle. In die Nordwand sind von West nach Ost die Grabplatten für Johannes Melber († 1529, Nr. 196, Abb. 105, 1. Joch), Veit Adam von Schönstein († 1631, Nr. 430, Abb. 129, 2. Joch), Wilhelm von Taufkirchen und Höhenrain († 1629, Nr. 421, 4. Joch), Weihbischof Peter Stoll († 1548, Nr. 220, 5. Joch), Margret Schach († 1505, [Druckseite XLVII] Nr. 155, Abb. 90, 5. Joch) und Matthäus von Weichs († 1475, Nr. 114, Abb. 68, 6. Joch, Chorjoch) eingelassen, dann folgt an der Chorscheitelwand das 2000/01 aus dem Turmhaus hierher versetzte riesige Epitaph für Caspar Rambspeckh zu Kirchberg und seine Frau Scholastika († 1606 und † 1613, Nr. 360), schließlich an der Südwand die figurale Grabplatte für Hans Karl Herwart von Hohenburg († 1626, Nr. 411, Abb. 127, 6. Joch, Chorjoch). In das zur Marienkapelle umgestaltete Turmhaus wurden 1955 mehrere aus dem Außenbereich der Kirche stammende Grabplatten und Epitaphe transferiert, dies sind im Uhrzeigersinn die Grabplatten und Epitaphe für Korbinian Sauschlegl († 1645, Nr. 458, Abb. 130, südliche Ostwand; aus St. Veit), Johannes Hueber und seine Frau Margarita († 1630 und † 1647, Nr. 462, Abb. 133, Südwand), Ulrich Litzlkircher und seine Frau Anna († 1534, Nr. 201, Südwand), Andreas Scherer († 1637, Nr. 442, Abb. 136, Westwand; aus St. Andreas), Wolfgang Sibeneicher († 1606, Nr. 359, nördl. Ostwand) sowie für Georg Thaimer und seine Frau Ursula (1592, Nr. 333, Abb. 118, nördl. Durchgangswand). Zahlreiche Steine vom alten Friedhof um St. Georg als auch von den Außenwänden der Kirche sind seit ihrer Erfassung durch Oefele und Prechtl abgegangen, so Nr. 188† (Abb. 104), 281†, 295†, 342†, 355†, 362†, 369†, 381†, 408†, 434†, ebenso die Stifter- bzw. Renovierungsinschrift für ein Kruzifix, Nr. 330†.

Nach den Grabdenkmälern bilden die Bildfenster den größten Inschriftenbestand von St. Georg. Dieser war ursprünglich noch viel umfangreicher, Wetterschäden und zahlreiche Renovierungen haben im Lauf der Jahrhunderte zu seiner Dezimierung beigetragen134). Falls die Angabe von Sighart zutrifft, gab es noch gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ein 1444 datiertes Bildfenster (Anh. Nr. B4). Das älteste erhaltene ist eine Stiftung des Weihbischofs Matthias Schach, 1512 (Nr. 162, Abb. 15). Aufgrund eines Unwetters, durch das am 21. August 1574 vermutlich ein Großteil der Fensterverglasung der Kirche beschädigt wurde, kam es zu einer verstärkten Stiftungstätigkeit an Bildfenstern. Die frühesten, 1575 datierten Fenster sind Nr. 287289, wobei von Nr. 288 nurmehr Fragmente erhalten sind (Abb. 16). 1576 fügte Bischof Ernst zwei große Doppelbildfenster hinzu, die 1955 in die Turmkapelle versetzt wurden, seit 2001/01 jedoch wieder den alten Standort in den Fenstern der Chorschrägen einnehmen (Nr. 293, Abb. 16). In diese Zeit fällt auch die Anfertigung der von Freisinger Beamten und Hofbediensteten in Auftrag gegebenen, zahlreichen kleinen Wappenscheiben mit Namensbeischriften, die heute im jeweils dritten Fenster von Westen eingebaut sind (Nr. 297 (Abb. 14), 302, 303, 304, 305, 306), einige größere Wappenscheiben befinden sich im fünften südlichen Fenster von Westen (Nr. 294, 301, 307, 308(†)); dazu kommen einige nur kopial überlieferte Bildscheiben (Nr. 302/II, 303/IV, Nr. 309†).

Bei der jüngsten Restaurierung wurde an der Westwand unter Putz ein Wandmalerei-Fragment – vermutlich noch aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts – aufgedeckt, das mit einer Stifterinschrift versehen war (Nr. 224). Nicht mehr erhalten sind drei Gemälde-Epitaphe (Nr. 269†, 328†, 409†), ebenso ein Tafelbild mit Stifterinschrift von 1538 (Nr. 206†). Ein heute an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs aufgehängtes, monumentales Triptychon vom Ende des 15. Jahrhunderts mit einer Weltgerichtsdarstellung wurde 1968 aus dem Kunsthandel erworben und gehört nicht zum Originalbestand (Anh. Nr. D1).

Gottesackerkirche St. Mariä Himmelfahrt, Freising135)

Nachdem sich die drei Freisinger Pfarreien St. Georg, St. Andreas und St. Veit auf Anweisung Bischof Philipps bereits 1521 um einen gemeinsamen Begräbnisplatz bemüht hatten, wurde schließlich 1542 der noch heute bestehende Friedhof im sog. Oberen Zieglerfeld vor dem Ziegeltor anstelle eines ellenden Freithof angelegt, seine Weihe fand am 21. März 1542 statt. Im selben Jahr erwarb Bischof Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein (1541–1552) den unteren Teil des Gottesackers und ließ vermutlich an der Stelle einer ehemaligen Leonhardskapelle ab 1543 eine neue Friedhofskirche zu Ehren der hl. Maria errichten. 1545 war der Bau vollendet, am 25. August 1549 wurde er durch Weihbischof Oswald Fischer konsekriert.

An den einschiffigen Saalraum des Langhauses zu drei Fensterachsen schließt sich ein eingezogener Chor mit Dreiachtelschluß an. Chor, Langhaus und die nördlich angebaute Sakristei besitzen Stern- bzw. Netzrippengewölbe mit runden Schlußsteinen, die dem Kirchenbau einen deutlich spätgotischen Stempel aufdrücken – die Freisinger Gottesackerkirche gilt daher als der letzte spätgotische Kirchenbau in Altbayern. 1708 wurde der westliche Vorbau aus dem Jahr 1552 erneuert, hinzu [Druckseite XLVIII] kam südlich am Chor ein Glockenturm. Der Hochaltar entstand um 1760, die beiden Seitenaltäre um 1678.

Am Kirchengebäude selbst gibt es zwei Baudatierungen: Zum einen befindet sich am Chorscheitel oben in der Schildwand das in Freskotechnik ausgeführte bischöfliche Doppelwappen von Bischof Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein, mit den Initialen des Bauherrn und der Jahreszahl 1544 (Nr. 217), zum anderen ist an der inneren Langhauswand oben an der ersten westlichen Schildwand ein im 19. Jahrhundert überarbeitetes oder neu angebrachtes bischöfliches Wappen mit einer längeren Bauinschrift freskiert (bei Nr. 217).

Die Gottesackerkirche selbst ist reich an Grabdenkmälern des 16. bis 19. Jahrhunderts. Aus dem Erfassungszeitraum sind dies am Außenbau: an der Südwand die Relieftafel von Jörg Lot und seiner Frau Anna († 1552, Nr. 234) und das Epitaph für Ursula Neuhauser († 1591, Nr. 329), dazu an der südlichen Ostwand eine Wappenplatte von 1525 (Nr. 189); im Innern: an der südlichen Chorwand das Epitaph für Weihbischof Oswald Fischer († 1568, Nr. 278), außerdem befindet sich im Dachboden ein Fragment der Grabplatte für Matthias Hinderer († 1542, Nr. 216); von Prechtl wurden noch eine Grabplatte für einen Unbekannten von 1601 (Anh. Nr. B11) und eine weitere für Stiftsdekan Johann Zeller, 1631 bzw. 1639 (Anh. Nr. B18) registriert, doch sind heute beide Platten verschwunden.

Das Tafelbild im Chor mit einer Darstellung der Anbetung der Hirten ist der Bildteil des aus St. Andreas stammenden Gemälde-Epitaphs für Hans Khärzler und seine beiden Frauen (Nr. 368(†)), die zugehörige Texttafel mit den Datierungen 1609 und 1610 ist verloren. Ein Tafelgemälde aus der Gottesackerkirche mit der Stifterinschrift des Kastners Johannes Hiltmer (1550, Nr. 227) befindet sich heute im Besitz des Stadtmuseums.

Ehem. Prämonstratenserklosterkirche, heute kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul, Freising-Neustift136)

Um 1142 wurde von Bischof Otto I. (1138–1158) östlich der heutigen Freisinger Innenstadt ein Prämonstratenserkloster gegründet und mit Geistlichen aus dem Kloster Ursberg besetzt. Die päpstliche Bestätigung dieser Gründung erfolgte am 21. Januar 1143. Ein gleichzeitig gegründetes Frauenkloster wurde schon im 13. Jahrhundert aufgegeben. Am Platz der Klosterneugründung bestanden bereits eine Alexiuskapelle und ein Hospital, das nun von den Mönchen weitergeführt wurde, sowie eine Kapelle St. Gotthard. In dieser hatten sich wohl schon damals die Gebeine der beiden im 8. Jahrhundert wirkenden Heiligen Marinus und Declanus befunden. Um dem Kloster eine finanzielle Grundlage für die Armenpflege zu verschaffen, wurden ihm von Bischof Otto Güter aus dem Besitz von Hochstift und Domkapitel übertragen, dazu kamen als Lehen übertragene Güter in Freising, Niederösterreich und Südtirol. 1403 waren dem Kloster Neustift in der Stadt Freising elf Häuser zinsbar, dazu gehörte u. a. auch das sog. Thalhuberhaus, an dessen Ostseite eine Wappen und eine Bauinschrift von Kloster Neustift angebracht sind (Nr. 76, Abb. 5–7). Bald siedelten sich um das Kloster auch verschiedene Handwerksbetriebe an (Mühle, Brauerei, Bäckerei, Ziegelei), die am Ende des 17. Jahrhunderts ein 28 Häuser umfassendes Dorf bildeten. 1717 zur Abtei erhoben und gegenüber der bischöflichen Gewalt exemt, gehörte Neustift jedoch nie zu den wohlhabenden Klöstern und erlangte auch nicht die Bedeutung des benachbarten Weihenstephan. Nach der Aufhebung des Klosters am 23. April 1803 wurde das gesamte Inventar versteigert, die Kunstschätze transportierte man nach München bzw. Schleißheim ab. Die Klostergebäude dienten dann bis 1905 als Kaserne, die Kirche als Garnisonskirche. Ab 1906 war im Kloster eine Tuch- und Cheviotfabrik eingerichtet. 1979 wurde der Komplex vom Landkreis Freising erworben, renoviert und darin das Landratsamt untergebracht.

Eine erste, 1143 geweihte Klosterkirche ging bereits 1160 durch Feuer zugrunde. Über ihre Nachfolgerin gibt es kaum zuverlässige Nachrichten, doch scheint es sich um eine einschiffige Saalkirche mit westlich vorgesetztem Turm gehandelt zu haben, an die sich gegen Süden die unregelmäßig angeordneten Klostergebäude anschlossen. Als eines der wenigen Ausstattungstücke aus dieser Zeit hat sich ein Gemälde von 1483 erhalten, das die Wallfahrt zu den in Neustift aufbewahrten Reliquien der hll. Marinus und Declanus thematisiert (Nr. 129). In den Jahren 1632 und 1634 kam es zu Brandschatzungen durch die Schweden, wobei Kirche und Kloster schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, auch erlosch die einst blühende Wallfahrt, weil die Reliquien der beiden Heiligen zerstört wurden. Erst 1642 waren die Schäden wieder soweit behoben, daß die Kirche neu geweiht werden konnte. Im [Druckseite XLIX] Jahre 1700 wurde ein Neubau von Kirche und Kloster nach Plänen des Münchner Baumeisters Giovanni Antonio Viscardi begonnen, der jedoch wegen des Spanischen Erbfolgekriegs ins Stocken geriet, die Weihe des Hochaltars fand erst 1722 statt. Nachdem die Stiftskirche am 27. Mai 1751 durch einen Brand beschädigt worden war, wurde sie mit einigen Abänderungen besonders im Gewölbebereich bis 1756 wiederhergestellt, der Ausbau des seit 1714 unfertigen Turms erfolgte erst 1775.

Die Kirche gliedert sich in drei Wandpfeilerjoche und ein schmales Eingangsjoch, der einziehende, stichbogig gerundete Chor hat zwei Fensterachsen. Im nördlichen Chorwinkel steht der Turm, südlich des Chors schließt sich parallel die Sakristei an. Die zweigeschoßige Fassade ist mit Pilastern gegliedert und besitzt einen Volutengiebel. Der helle Innenraum wurde von den ersten Meistern des bayerischen Rokoko ausgestattet: Die zurückhaltende Stuckdekoration stammt von Franz Xaver Feichtmayr d. J., die Deckenfresken wurden von Johann Baptist Zimmermann und seinem Sohn Franz Michael gemalt, den Hochaltaraufbau schuf Ignaz Günther, die Seitenaltäre sind Werke u. a. von Ignaz Günther, Christian Jorhan d. Ä., Josef Angerer und Balthasar Augustin Albrecht.

Die heute in die Nordwand der Sakristei eingelassene rotmarmorne Gedenktafel (Nr. 454) mit der 1644 datierten Stifterinschrift von Propst Johann Baptist Textor (Weber) befand sich demnach zuerst in der 1642 wiederhergestellten Kirche und wurde 1700 in die Viscardi-Kirche übernommen, wo sie den Brand von 1751 überstanden hat. Erst 1973 wurden bei Restaurierungsmaßnahmen zwei Fragmente der figuralen Gedenkplatte für Propst Johannes III. Dollinger (Nr. 385, Abb. 124) vor der Kirche gefunden, heute sind sie im Vorraum der Krypta an der Ostwand befestigt. Wie einige Inventare vermelden, gab es noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts zwei kleine Glocken, die später nicht mehr aufgeführt sind: Die eine stammte von 1420 und wies Reliefs der Mondsichelmadonna auf (Nr. 69†), die andere war 1627 datiert und besaß neben den Reliefs einer Mondsichelmadonna und eines hl. Michael eine Künstlerinschrift des Münchner Stückgießers Andreas Bartholomäus Weinzierl (Nr. 416†). Das oben erwähnte Tafelbild mit Darstellung der Wallfahrt zu den hll. Marinus und Declanus kam im Zuge der Säkularisation von Neustift nach Schleißheim und befindet sich seit 1920 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Nr. 129).

Ehem. Franziskanerklosterkirche St. Korbinian, Freising137)

Die erste Unterkunft des im Oktober 1602 als Domprediger nach Freising berufenen Franziskanerpaters Franciscus Aempherle (1576–1646) bestand nur in einem Haus (an der Ecke Luckengasse/Fischergasse), das er zusammen mit einigen anderen Patres bewohnte. Im April 1610 erwarb Bischof Ernst von Bayern (1566–1612) ein Haus samt Garten „am Täber“ – d. h. auf dem Gelände zwischen Unterer Hauptstraße, Weizengasse und Unterem Graben –, ließ dort eine erste, kleine Kirche erbauen und übereignete das Grundstück den Franziskanern. Eine Kirchweihe ist für den 25. Mai 1641 belegt. Unter Bischof Veit Adam wurde die auf zwölf Brüder angewachsene Gemeinschaft zum Konvent erhoben. Nachdem Kloster und Kirche am 26. Juni 1661 ein Raub der Flammen geworden waren, wurde umgehend mit dem Wiederaufbau begonnen, so daß die neue Kirche bereits im November 1662 vollendet werden konnte. 1722 wurde die Kirche erweitert, die Neueinweihung des Baus ist für den 4. Oktober 1723 belegt. Bis 1745 umfaßte der Konvent 45 Patres, die vor allem im Schul- und Lehrdienst wirkten. 1803 wurde das Kloster säkularisiert und der gesamte Besitz verkauft, darunter auch eine mit der Jahreszahl 1611 versehene Monstranz (Anh. Nr. B14). Nach dem Abbruch der Klostergebäude 1838 kam es am 25. August 1842 zur Grundsteinlegung eines neuen Schulhauses auf dem ehemaligen Franziskanergelände, während die Umfassungsmauern der Kirche beibehalten und 1843 in einen Betsaal umgewandelt wurden. Die Einweihung des neuen Komplexes erfolgte am 5. November 1844. In den Jahren 1881/82 und 1893/94 wurden Erweiterungsbauten angefügt, außerdem errichtete man 1960 Fußgängerarkaden unterhalb des Betsaals.

Wie der Hochstiftskalender von 1724 und ein während der Aufhebung des Klosters im Jahre 1802 angefertigter Grundriß zeigen, war die Südfassade der genordeten Kirche parallel zur Hauptstraße ausgerichtet, das Langhaus ging davon jedoch in leicht nordwestlicher Richtung ab. Im Westen und Osten führten zwei Aufgänge zum vierachsigen Kirchenschiff, davon war der westliche als überdachter Gang angelegt, die Eingänge befanden sich in der jeweils zweiten Achse von Westen, die Westfassade wurde von drei Rundbogenfenstern durchbrochen. Der einziehende Chor mit Dreiachtelschluß war bis auf ein kurzes Stück auf der Westseite allseits vom Kloster umbaut. Vom Schiff ging nach Osten eine große Kapelle mit gerundetem Schluß ab. Neben dem Hochaltar und zwei Seitenaltären [Druckseite L], die der hl. Jungfrau Maria und dem hl. Petrus von Alcantara geweiht waren, gab es einen weiteren, dem hl. Kreuz bzw. der Mater dolorosa geweihten Altar im Zentrum des Schiffs sowie einen Antonius-Altar in der Seitenkapelle. Über dem Chor befand sich ein Dachreiter mit Zwiebelhaube. Unmittelbar nördlich der Kirche waren die Klostergebäude um einen kleinen Kreuzgang gruppiert, nördlich und östlich davon erstreckten sich der Blumen- und der Kräutergarten, am Nordende des Grundstücks lagen das Bräu- und das Branntweinhaus.

Laut Eckherschem Grabsteinbuch befand sich im Chor der Franziskanerkirche die Wappengrabplatte für den 1620 verstorbenen fürstlichen Rat Balthasar Lösch von Hilgertshausen (Nr. 399†), die offenbar den Neubau von 1641 und das Brandunglück von 1661 überdauert hatte. Auch später noch ließen sich vor allem weibliche Mitglieder adeliger Familien in der Franziskanerkirche begraben, wie die von Bugniet des Croisettes überlieferte Liste der Grabplatten bezeugt (Anh. Nr. B19). Beim Verkauf des wandfesten Inventars der Kirche im Jahre 1828 waren noch sämtliche Inschriftenplatten vorhanden, doch fielen diese spätestens dem Umbau des Jahres 1843 zum Opfer.

Ehem. fürstbischöfliche Residenz, heute Kardinal-Döpfner-Haus (Domberg 25), Freising138)

Nach dem Ende der agilolfingischen Herzogsherrschaft im Jahre 788 gelangte der von Karl dem Großen eingezogene herzogliche Besitz auf dem Freisinger Berg an die Kirche. Die Bischöfe, die bisher im Domkloster residiert hatten, konnten nun über die ehemals herzogliche Pfalz verfügen und bauten sie zielstrebig zu einem Herrschafts- und Verwaltungssitz aus. Bis zur Säkularisation war sie nicht nur Verwaltungszentrum des Bistums Freising sondern ab dem späten 13. Jahrhundert auch Regierungssitz des Freisinger Hochstifts, also eines reichsunmittelbaren Fürstentums. Doch diente sie nicht nur administrativen Zwecken, spätestens mit der Renaissance war sie auch Schauplatz fürstlicher Repräsentation geworden und erfuhr bis ins 18. Jahrhundert ständige Neu- und Umgestaltungen, in deren Verlauf Prunk- und Festräume eingerichtet wurden. Ab 1803 bis zur Verlegung des Bischofssitzes nach München 1821 beherbergte sie nur noch das Generalvikariat, von 1826 bis 1968 das Priesterseminar. Seitdem dient das Gebäude als Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising (ab 1977 Kardinal-Döpfner-Haus genannt).

Bestand die bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts zurückreichende, spätmittelalterliche Residenz aus einem Konglomerat unregelmäßiger Gebäude, die sich ähnlich einer Wehranlage um einen annähernd quadratischen Hof gruppierten, so unternahm Bischof Philipp, Pfalzgraf bei Rhein (1498–1541) erste Schritte, den heterogenen Bau zu einem funktionalen wie repräsentativen Fürstensitz im jungen Stil der Renaissance umbauen zu lassen: Ab etwa 1514 wurde der Nordflügel zusammen mit dem Einbau einer Dürnitz über der erdgeschoßigen, aus dem 14. Jahrhundert stammenden Halle umgestaltet und ab 1517 erfolgte der Neubau des Ostflügels als Kanzleigebäude unter dem Münchner Stadtmaurermeister Wolfgang Rottaler. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurden auch die Arkadenstellungen im Innenhof errichtet, deren bauplastische Elemente der Landshuter Bildhauer Stephan Rottaler ausführte. Ab 1608 kam es unter der Leitung des Hofbaumeisters Hans von Erfurt zur Anlage eines neuen Südflügels und zum Neubau des größten Teils des Westflügels, während der Innenausbau erst in der Regierungszeit von Bischof Veit Adam von Gepeckh (1618–1651) zum Abschluß gelangte. Auf seine Veranlassung wurden auch die beiden Residenztürme an der Nordost- und an der Nordwestecke modernisiert. Im kleineren, im Kern mittelalterlichen Residenzturm an der Nordostecke wurde zwischen 1617 und 1629 eine Hauskapelle eingerichtet, die die bisherige, im Zuge der ersten Barockisierung des Doms aufgegebene Hauskapelle über der Domvorhalle ablöste. Sein Nachfolger Albrecht Sigismund von Bayern (1651–1685) ließ 1665 im Südflügel einen Festsaal einbauen und legte 1670/71 an der Nordseite des Residenzvorplatzes den neuen Marstall samt darüberliegender Galerie (heute: Dombibliothek) sowie 1682 die Aussichtsterrasse an. Während bis zur Säkularisation kaum mehr bauliche Veränderungen vorgenommen wurden, kam es im 19. Jahrhundert zu gravierenden Eingriffen in die Bausubstanz: So wurde 1844 der Festsaal aufgegeben und zweigeschoßig verbaut. Im Zuge von Baumaßnahmen in den Jahren 1843, 1877, 1884 und 1903 erhielt die Residenzkapelle anstelle des Billardzimmers eine zweigeschoßige Halle mit Emporen als „Kirchenschiff“. Nach Westen ausgreifende Erweiterungsbauten kamen 1884 und 1902 hinzu. Für den völlig überdimensionierten Neubau des Priesterseminars in den Jahren 1960/61, der den Anbau von 1902 ersetzte, wurde 1959 sogar die Martinskapelle aus dem 12. Jahrhundert geopfert, die im 19. Jahrhundert der Kunstsammlung des Klerikalseminars als Ausstellungsraum gedient hatte.

[Druckseite LI]

Das Residenzgebäude präsentiert sich heute als Vierflügelanlage zu drei Geschoßen über annähernd quadratischem Grundriß; lediglich die Westseite wird vom modernen, achtgeschoßigen Anbau des Priesterseminars gestört. An der Nordostecke tritt der über hohem Sockelgeschoß errichtete, sich im Obergeschoß oktogonal verjüngende Turm der Residenzkapelle hervor. Besonderes „Schaustück“ der Residenzanlage ist der dem Ost- und Nordflügel vorgelegte, zweigeschoßige Arkadengang nach italienischem Vorbild. Seine Stützen im Obergeschoß bestehen aus rotmarmornen Pfeilern (von Stephan Rottaler), die in ihrer Gestaltung – erstmals in Bayern – der Formensprache der Renaissance verpflichtet sind. An der unteren Wand des Nordflügels verweist eine rotmarmorne Tafel auf den Bauherrn, Bischof Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, und die Fertigstellung des Arkadenhofs im Jahre 1519 (Nr. 178, Abb. 98). Im ersten Obergeschoß des Nordflügels befand sich die Dürnitz, die unter Bischof Philipp als Speiseraum für das Hofgesinde eingerichtet und mit Wandmalereien versehen worden war. Davon haben sich an der Ostwand und an der Südwand Reste erhalten: So stellt ein größeres, sehr beschädigtes Wandbild über der Tür zum Arkadengang die von Architekturelementen gerahmte Ahnenprobe des Bischofs dar (Nr. 209, Abb. 11); da die Wappenbeischriften bereits Frakturelemente aufweisen, dürfte sie erst in den späteren Regierungsjahren von Philipp entstanden sein. Zu den unter Bischof Veit Adam ausgestatteten Räumen im Erdgeschoß des Südflügels gehört auch der sog. „Kapitelsaal“ oder „Veit-Adam-Saal“, in dem – wie in den benachbarten Räumen – die Hochstiftsverwaltung untergebracht war; für das 18. Jahrhundert ist hier der Sitz des Hofrates belegt. Den quadratischen Saal überdecken vier im Quadrat angeordnete Kreuzgratgewölbe, die ein zentraler Pfeiler stützt; die Gewölbegrate sind von einer grau gefaßten, strukturierten Stableiste aus Stuck konturiert, begleitet von altrosa gefaßten Eierstableisten mit angefügten Perlstäben. Die Zentren der beiden südlichen Gewölbeflächen sind dabei als Vierpässe ausgebildet und beinhalten kreisrunde Medaillons mit einem vergoldeten Jesus-Monogramm (westlich) und einem Marien-Monogramm (östlich), dazu gibt es an der Westwand ein querovales Medaillon mit dem stuckierten, polychrom gefaßten Wappen des Bauherrn und der Datierung 1619 (Nr. 396).

In dieselbe Zeit fällt die Einrichtung der Hofkapelle im Obergeschoß des nordöstlichen Residenzturms. Noch kurz vor seinem Tod erließ Bischof Stephan von Seiboltsdorf (1612–1618) den Auftrag, dort einen neuen Altar zu errichten, doch kam es erst unter seinem Nachfolger, Bischof Veit Adam, ab 1617 zum umfassenden Ausbau. Das Turmuntergeschoß wurde in hohe Stichbogenarkaden aufgelöst und von flachen Nischenannexen hinterfangen, dazu erhielt das Gewölbe eine kleine Halbkugelkuppel. Der östliche Nischenarm wird vollständig vom durchfensterten Altarretabel des Weilheimer Bildhauers Philipp Dirr (um 1582–1633) eingenommen, in dessen Zentrum eine freiplastische Verkündigungsgruppe steht; am Gebälk der Ädikula ist eine queroblonge Kartusche mit einer – mehrfach überarbeiteten – Beischrift von 1621 angebracht, der durchbrochene Auszug mit einer Figur Gottvaters wird von einem Jesus-Monogramm im Strahlenkranz (Nr. 398) bekrönt. In den Schildflächen der östlichen, nördlichen und südlichen Stichbogenarkade setzt sich die mariologische Thematik fort, wo in Stuckkartuschen eingeschriebene Predigttexte des Johannes von Damaskus (um 650 – vor 754) die Bedeutung Mariens für das Heilsgeschehen hervorheben; die westliche Kartusche dagegen weist das bischöfliche Doppelwappen und die Initialen von Bischof Veit Adam auf (Nr. 426), die Jahreszahl 1629 wurde im Jahre 1932 entfernt. Das eschatologische Bildprogramm wird in der Kuppel durch die vollplastischen Stuckfiguren Christi und der vier Evangelisten vervollständigt.

Ehem. neue Residenz, heute Domgymnasium (Domberg 3–5), Freising139)

Das von Bischof Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, als privater Alterssitz geplante Schloß – in zeitgenössischen Quellen der „Neue Bau“ genannt – wurde laut der Bautafel über dem südlichen Eingangsportal in den Jahren zwischen 1534 und 1537 errichtet (Nr. 205, Abb. 110), Baumeister war Hans Reiffenstuel. Der an der Nordseite des Dombergs gelegene, breitgelagerte Vierflügelbau zu drei Geschoßen umschließt einen rechteckigen Innenhof. Auf der Seite des Dombergs wird er von zwei Giebeln flankiert, während der stadtseitigen Fassade eine Terrasse vorgelagert ist. Das durch den Umbau zum Domgymnasium im Jahre 1980 weitgehend entkernte Gebäude besaß im Ost- wie im Westflügel zwei zweischiffige Hallen zu je fünf Jochen, deren Wölbungen auf Säulen ruhten. In der heute noch erhaltenen östlichen Halle wird die Reihe der Rotmarmorsäulen durch einen Pfeiler unterbrochen. Hier wurden einige der Wandmalereien zusammengeführt, die im Zuge des Umbaus zum [Druckseite LII] Vorschein gekommen sind. Ein zusammenhängendes Bildprogramm läßt sich aus den vorhandenen, inschriftlosen Resten nicht rekonstruieren, auch herrscht in der Literatur Uneinigkeit über die ausführende Werkstatt (Hans Wertinger und Albrecht Altdorfer wurden genannt). Ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis ins Jahr 1912 erfolgte eine Nutzung des Schlosses als Bräuhaus. Es kam erst 1914 wieder an den bayerischen Staat.

Kath. Filialkirche St. Valentin, Altenhausen140)

Unmittelbar nördlich einer bereits 772 erwähnten Vorgängerkirche wurde auf Veranlassung und Kosten von Bischof Johann Franz Eckher im Jahre 1717 die Filialkirche St. Valentin in Altenhausen neu erbaut, als Baumeister ist Dominikus Gläsl wahrscheinlich. Das Äußere wird durch einen leicht eingezogenen, korbbogig schließenden zweiachsigen Chor und ein dreiachsiges Langhaus bestimmt. Das von Pilastern und Gewölbegurten gegliederte Innere besitzt eine vegetabile Stuckierung von Nikolaus Liechtenfurtner sowie eine Altarausstattung aus der Erbauungszeit. Im südlichen Chorwinkel erhebt sich der relativ niedrige, quadratische Turm mit Satteldach, der von der alten Kirche übernommen wurde. Seine weiße Eckquaderung und die weißen Fenster- und Gesimsrahmungen setzen sich gegen die grau verputzten Flächen ab. Im Glockenhaus hängt u. a. eine Glocke des Münchner Gießers Lienhart Keller von ca. 1520, die als Besonderheit eine linksläufige Inschrift aufweist (Nr. 179, Abb. 83). In der Sakristei wird ein Kelch von 1535 mit der Stifterinschrift der Stadtpfarrer von St. Georg, Valentin Claus und Georg Stenglin, sowie des Testamentsvollstreckers, Johannes Krieg, aufbewahrt (Nr. 203a).

Altenhausen wurde im Grenzscheidungsvertrag von 1643 dem Burgfrieden der Stadt Freising zugerechnet, kam nach 1803 zur Gemeinde Neustift und mit dieser 1905 zur Stadt Freising.

Kath. Filialkirche St. Michael, Tüntenhausen141)

Zur Baugeschichte der Filialkirche St. Michael in Tüntenhausen gibt es nur wenige gesicherte Daten: Die 1312 dem Kloster Neustift inkorporierte Kirche gehört nach Ausweis der Architekturformen der Landshuter Bauschule an. Chor und Langhaus wurden um 1400 errichtet, während der Turm der Zeit nach 1450 angehört. Eine an der Chorscheitelwand in Freskotechnik angebrachte Bau- oder Weihedatierung nennt das Jahr 1442 (Nr. 85). Dem Geläut wurde 1480 eine Glocke aus der Werkstatt des Landshuter Gießers Meister Andre hinzugefügt (Nr. 125). Wohl im 2. Viertel des 16. Jahrhunderts erfolgte eine Ausstattung mit Freskomalereien. Größere Reparaturmaßnahmen wurden 1613–1618 unter Propst Johannes III. Dollinger von Neustift durchgeführt. Unter Abt Matthias Widmann fand 1708 eine Barockisierung statt, auf die auch die Michael Liechtenfurtner zugeschriebene, qualitätvolle Stuckierung zurückgeht.

An der Nordseite des Langhauses befindet sich heute ein Barockaltar mit gewundenen Säulen, der dem Freisinger Bildhauer Franz Anton Mallet zugeschrieben wird. Am Gebälk weist eine im 19. Jahrhundert erneuerte Schriftkartusche mit Chronogramm auf das Entstehungsjahr 1734. Dieser Altar bzw. dessen Vorgängeraltäre waren für viele Jahrhunderte Ziel einer lokalen Wallfahrt, da unterhalb des Altarblocks der sel. Eberhard, ein legendärer Viehhirte, bestattet war. Neben der Verehrung des „Heiligen“, die sich in zahlreichen Votivgaben aus Eisen und Votivbildern ausdrückte, war das Ziel der Wallfahrer die Erde vom Eberhards-Grab, die sich angeblich immer wieder erneuerte und als Heilerde für Mensch und Vieh hohe Wertschätzung genoß. Ein erster Altaraufbau über dem Grab war mit einem 1613 gestifteten Votivbild des Neustifter Propstes Johannes III. Dollinger versehen (Nr. 377†). Zum Schutz der unterhalb des Altars gelegenen Grabstelle wurde 1618 ein hölzernes Gitter errichtet, das mit einem Bibeltext in deutscher Sprache versehen war (Nr. 388a†). Spätestens 1717 wurde das Gitter beim Neubau des Wallfahrtsaltars entfernt. Der neue Altar hatte jedoch nur kurzen Bestand, denn er wurde bereits 1729 wieder abgebrochen, als man im Zuge des von Neustift angestrengten Kanonisationsprozesses eine Ausgrabung an der Grabstelle durchführte. Nach der Kanonisation Eberhards wurde der Altar 1734 in veränderten Formen wieder aufgebaut, doch war zwischenzeitlich das 1613 gestiftete Votivbild abhanden gekommen. Außer dem Altar selbst zeugen von der einstigen Eberhards-Wallfahrt heute nur noch sechs an der Westwand angebrachte Tafelgemälde aus dem Ende des 18. Jahrhunderts

Tüntenhausen wurde 1972 der Stadt Freising eingemeindet.

3. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

von Ingo Seufert

Die Sicherung und Sichtbarmachung von Überlieferung, Alter und Herkommen – also die Darstellung von Historie und Tradition – gehört zu den Konstanten der Freisinger Geschichte und ihrer Überlieferungssituation, sowohl im Bereich der Kunstdenkmäler, als auch in der Gesamtheit der schriftlichen Äußerungen. Sie ist Ausdruck eines Überlebens- und Selbstbehauptungwillens zuerst nur des Freisinger Bischofs, seit 1294 auch des Freisinger Landesherrn gegenüber dem als aggressiv empfundenen Auftreten der bayerischen Herzöge. Erst angesichts der Tatsache, daß die Machtposition des Bischofs schwach und das kleine Freisinger Hochstift als Staat einer ständigen politischen und auch militärischen Bedrohung ausgesetzt war, wird die permanente Festschreibung der eigenen verbrieften Rechte und Besitzungen verständlich. In diesem Zusammenhang spielen die Vielzahl der für Freising überlieferten Chroniken und die in ihnen enthaltenen Inschriften eine wesentliche Rolle, demonstrieren sie doch historische Kontinuität und ein aus der reichen archivalischen Überlieferung resultierendes Existenzrecht. So steht schon Conradus Sacrista mit der Anlage seines Traditionsbuches im Jahre 1183 selbst in der Nachfolge des Cozroh-Codex, während Wernhard von Kochenheim und ein weiterer Autor des 14. Jahrhunderts für ihre Kopialbücher auf Conradus Sacrista als Vorlage zurückgreifen.

Besonders an Inschriftensammlungen oder Inschriften, die Chroniken beigegeben sind, läßt sich dieser virulente Rückbezug von Freising auf die eigene Geschichtlichkeit gut verfolgen. Dies schließt zugleich die besondere Problematik der kopialen Inschriftenüberlieferung Freisings mit ein: Da vom 12. bis zum 19. Jahrhundert ein lückenlos zu belegender Traditionsstrang existiert hat, der die Inschriften nur der jeweiligen Vorlage entnahm, ohne die Texte vor Ort am Objekt zu kontrollieren, haben sich viele Inschriftentexte als Kopiale – auch durch tradierte Abschreibfehler – „verselbständigt“. Den Kopisten ging es dabei weniger um eine buchstabengetreue Abschrift oder um das Originalobjekt als vielmehr um die inhaltliche Aussage, so daß heute nicht mehr ohne weiteres nachvollziehbar ist, ab wann eine nicht mehr existente Inschrift tatsächlich abhanden kam. Zugleich vervielfachte sich im 18. Jahrhundert die Zahl der Inschriftenkopialen derart, daß es in vielen Fällen kaum mehr möglich erscheint, aus der Vielzahl der in Frage kommenden Handschriften die jeweilige Vorlage für bestimmte Transkriptionen zu eruieren. Dazu muß bedacht werden, daß die heute noch erhaltene, schon ausgesprochen breite Quellenbasis vor der Säkularisation noch um viele Zwischenglieder reicher war, über die wir teilweise nurmehr indirekt Kenntnis haben. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Großteil des die Domkirche betreffenden Materials in der Bibliothek des Domkapitels aufbewahrt und war dort auch frei zugänglich: Jeder Verfasser von bistumsgeschichtlichen Werken hatte also Zugriff auf die komplette vorherige Überlieferung. In Ansätzen läßt sich dies auch für Weihenstephan feststellen. Die kopiale Inschriftenüberlieferung des Stifts St. Andreas ist bis zum großen Werk von Franz Joseph Anton Schmidt als dürftig zu bezeichnen, für St. Veit und Neustift fehlt eine am Ort erwachsene chronikalische Basis, die auch Inschriften berücksichtigen würde, ganz. Bei letztgenannten Stiften ist es zumeist der Initiative von Außenstehenden zu verdanken, daß die vorhandenen Inschriftenbestände im Verlauf des 18. Jahrhunderts erstmals kopial erfaßt wurden. Mit der Zerstörung der alten Archivordnung durch die Säkularisation und der oftmals willkürlichen Aufteilung des Archivguts auf verschiedene Standorte (Bayerische Staatsbibliothek, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Archiv des Erzbistums München und Freising) wurden auch die miteinander verknüpften Überlieferungsstränge gekappt, wodurch nur unter erheblichem Aufwand Wechselwirkungen und Querbeziehungen zwischen den einzelnen Kopialen festzustellen sind.

Zu den frühesten Inschriftenkopialen nicht nur in Freising, sondern wohl auch im süddeutschen Raum zählt das zu Beginn des 12. Jahrhunderts in einer Sammelhandschrift (BSB Clm 6427) nachgetragene Inschriftenverzeichnis, das vier Bauinschriften aus dem „alten Dom“ – der Benediktuskirche – wiedergibt. Einige Verse in einer Gedichtsammlung ebenfalls des 12. Jahrhunderts (ÖNB Hs. 806) wurden erst in jüngster Zeit als Freisinger Inschriften identifiziert und überschneiden sich sogar in einer Inschrift (Nr. 3†/VI).

Bereits angedeutet wurde der Überlieferungsstrang, der vom 1187 verfaßten Traditionsbuch des Conradus Sacrista142) ausgeht. Die als Fortführung des Cozroh-Codex (BayHStA HL Freising Nr. 3a) angelegte Handschrift ist gegenüber diesem mit zahlreichen historischen Einschüben und Anmerkungen [Druckseite LIV] versehen, die es als Bistumgeschichte ausweisen. Die zu Beginn eingeschalteten und später mit Porträtmedaillons ergänzten Bischofsdistichen (Anh. Nr. A2), die als Bauinschrift des Doms gedeutet werden können, sind im selben Werk auch als Überschriften verwendet und kommen als solche auch in den Abschriften des 14. Jahrhunderts vor (BayHStA HL Freising 1 und 3), während einige am Schluß nachträglich eingefügte Kurzbiographien der Freisinger Bischöfe im 15. Jahrhundert vorbildhaft für retrospektiv angefertigte Gedenkplatten wurden (Nr. 91, 150†).

Eine weitere Abschrift besorgte Veit Arnpeck143), der den Text jedoch wiederum mit historischen Nachrichten anreicherte und bis in seine Zeit herauf ergänzte (HABW Cod. Helmst. 205). Als Besonderheit sind bei Arnpeckh vier weitere Bischofsdistichen eingeschaltet, dazu kommen Grabinschriften von Freisinger Bischöfen, die auch in einem weiteren Werk von ihm, dem Liber de gestis episcoporum (AEM H 5) zu finden sind. In seiner Chronica Baioarium (BSB Clm 2230) schließlich sind die Inschriften des Korbinianszyklus (Nr. 12†) und des ersten Korbiniansreliquiars (Nr. 1†) aufgenommen, die auch schon in seine Abschrift des Conradus Sacrista Eingang gefunden hatten.

Wiguleus Hundt144), der in seinem berühmten Bayrisch StammenBuch von 1585/86 auch einige Freisinger Inschriften erwähnt, war mit den Werken Veit Arnpecks wohlvertraut; eines, die Chronica Baioarium, besaß er sogar im Original, die übrigen zumindest abschriftlich. In der zweiten, vom Jesuiten Christoph Gewold im Jahre 1620 besorgten Auflage seiner Metropolis Salisburgensis erschienen schließlich auch die Grabinschriften der Freisinger Bischöfe, wie sie zuvor nur Arnpeckh verzeichnet hatte.

Eine wesentliche Quelle für das spätere genealogische Werk von Johann Franz Eckher von Kapfing145) stellten die beiden gedruckten Bände des Bayrisch StammenBuch sowie der bis dahin ungedruckt gebliebene dritte Band des StammenBuchs dar (BSB Cgm 2298), den – wie seine Provenienz und die Randvermerke belegen – Eckher in Besitz hatte. Eckher exzerpierte auch die von Carl Schifer Frhr. von und zu Freyling um 1668 angelegte siebenbändige bayerische Adelsgenealogie, doch sind in ihr kaum Inschriften enthalten. Noch zu seiner Zeit als Kanoniker und Domdekan hatte Eckher damit begonnen, das Archiv des Domkapitels sowie sämtliche für ihn erreichbare Urkunden, Dokumente und Chroniken auszuwerten, um nicht nur die Freisinger Bistumsgeschichte, sondern gleich die gesamte Genealogie des Bayerischen Adels auf eine umfassende, quellenmäßig breite Basis zu stellen. Dazu gehörte für ihn auch die zeichnerische Erfassung von Grabsteinen, wenn er sich auf Reisen befand, oder zumindest eine Transkription der Grabinschriften. Unter seinen zahlreichen genealogischen Schriften sind hinsichtlich einer Freisinger Inschriftenerfassung seine fünfbändige Adelsgenealogie (BSB Cgm 2268 I–V), sein Kanonikerverzeichnis der dem Hochstift Freising inkorporierten Klöster (BSB Cgm 1716), die ersten beiden Bände seines altbayrischen Grabsteinbuchs (BSB Cgm 2267) sowie – als Abschrift auszugsweise überliefert – sein verschollenes Grabsteinbuch der Domkirche (AEM B 486 alt) von besonderem Interesse. Alle diese Werke sind im Wesentlichen vor den Barockisierungen von Dom (1723/24), Domkreuzgang und Benediktuskirche (1716) vollendet worden und dokumentieren die Grabinschriften erstmals in Originaltranskriptionen, wobei im altbayrischen Grabsteinbuch wie in dem der Domkirche ausschließlich Nachzeichnungen enthalten sind bzw. waren. Darüberhinaus stellen diese Handschriften einzigartige Quellen für eine Vielzahl von Inschriften dar, die den barocken Baumaßnahmen und denen des 19. Jahrhunderts zum Opfer fielen.

Zur Fortsetzung seines gigantischen Unternehmens beauftragte Bischof Eckher im Jahre 1713 den jungen Johann Michael Wilhelm von Prey zu Straßkirchen146) als Hof- und Kammerrat. Noch zu Lebzeiten von Eckher wurden von Prey u. a. eine kleine Freisinger Bischofschronik mit Nachzeichnungen (AEM H 57) sowie eine große zehnbändige Bischofschronik mit dem Titel Historia universalis Frisingensis ohne Nachzeichnungen (BSB Clm 1286–1295) angelegt. Erst aus späteren Jahren stammen ein umfänglicher, jedoch nicht sehr zuverlässiger Domherrenkatalog mit Nachzeichnungen (BSB Cgm 1717) und die Reinschrift der 33-bändigen Bayrischen Adls Beschreibung, in die nur gelegentlich Nachzeichnungen eingestreut sind, während die dort versammelten Inschriftentranskriptionen zum größten Teil auf die Eckhersche Vorlage (BSB Cgm 2268) zurückzuführen sind. Dasselbe gilt für Preys im Jahre 1720 verfaßte Bischofschronik, die ohne Abbildungen konzipiert ist (BSB Cgm 1725).

[Druckseite LV]

Die zum Bistumsjubiläum 1724 erschienene Historia Frisingensis von P. Karl Meichelbeck147) bietet ein breites Kompendium der Freisinger Inschriften, das jedoch überwiegend zur Illustration von Geschichte und Tradition dient. Sie enthält wohl nur wenige Originaltranskriptionen – diese mit oftmals irrigen Datierungen (z. B. Nr. 82†, 415) –, sondern schöpft insgesamt aus der älteren Überlieferung (wohl vor allem aus Hundt/Gewold).

In der Traditionslinie von Eckher und Prey bewegt sich auch Joseph von Sedlmayr148) mit seinem Domherrenverzeichnis von ca. 1762 (Konzept: AEM H 482a; Reinschrift: BSB Cgm 1718), das sich textlich sehr eng an Eckher und Prey anschließt und die Kanoniker bis zum Zeitpunkt der Manuskripterstellung berücksichtigt. Eine Besonderheit stellen die ganzseitigen Nachzeichnungen dar, die die Grabplatten erstmals nach der Eckherschen Neuaufstellung mit den freskierten Schrifttafeln abbilden.

Von der Hand des Hofrats und Hofmarschalls Ferdinand Wilhelm Frhr. von Bugniet des Croisettes149) sind zahlreiche Notizen, Abhandlungen und Verzeichnisse zur Freisinger Geschichte bekannt. Seine engagierte, jedoch sehr unübersichtliche Inschriftensammlung Inscriptiones Monumentis et lapidibus sepulchralibus in et extra Ecclesiam cathedralem frisingensem incisae in AEM H 76, die Epitaphia ad S. vitum betitelte Auflistung einiger Grabdenkmäler von St. Veit in AEM H 126, die Übersicht der Grabdenkmäler in der Franziskanerkirche in AEM H 131 sowie eine 1799 gedruckte Zusammenstellung Versuch einer Reihe Hochfürstlich - Hochstift - Freysingischer Suffragan-Bischöfen und General-Vikarien sind von hohem epigraphischem Interesse, dazu kommen kleinere Einträge in AEM H 59 und AEM H 64.

Um 1803/12 kopierte der Freisinger Maler Ignaz Alois Frey150) das seit Ende des 19. Jahrhunderts verschollene Eckhersche Grabsteinbuch (AEM B 486 alt) vermutlich aus privatem Interesse und versah es mit Nachzeichnungen der jüngeren Bischofsgrabmäler. Dies geschah wohl unter dem Eindruck des beginnenden Zerstörungswerks der Säkularisation, da man wohl auch einen Abriß der Domkirche fürchtete.

Von Joseph von Heckenstaller151) ist zwar keine in sich geschlossene Inschriftensammlung überliefert, doch finden sich Anmerkungen von seiner Hand in zahlreichen Aufzeichnungen von Prey und Bugniet (u. a. in AEM H 58). Von einiger Relevanz sind seine um 1800 angefertigten Standortskizzen und Transkriptionen zu den Bodenplatten von Dom und Benediktuskirche, die einen Zustand festhalten, wie er im Zuge der Maßnahmen von 1830 und 1842 weitgehend zerstört wurde (AEM H 76).

Möglicherweise auf Veranlassung von Heckenstaller stellte Johann Peter Beierlein152) um 1826 u. a. mehrere Verzeichnisse und Kanonikerlisten in sauberer Handschrift zusammen. Eine erste systematische Erfassung der Steine im Domkreuzgang findet sich in einer Auflistung in AEM H 58, p. 197–237. Viele der hier verzeichneten Steine gingen wenig später zugrunde, wodurch dem Werk Beierleins besondere Bedeutung zukommt.

Die aktualisierte Neuauflage von Meichelbecks in Deutsch abgefaßter Chronica durch Anton Baumgärtner153) 1854 unter dem Titel Meichelbeck's Geschichte der Stadt Freising und ihrer Bischöfe enthält kaum Inschriften. In den Schriften von Johann Baptist Prechtl154) spielen die Inschriften der Domkirche eine nur untergeordnete Rolle. Eines seiner Verzeichnisse listet willkürlich gekürzte Fassungen der Grabinschriften im Domkreuzgang (HVF U XI 11), wogegen sich sein Interesse mehr auf das Stift St. Andreas richtete (s. unten).

Von zentraler Bedeutung für die Erfassung und Dokumentation der Freisinger Inschriften ist die sechsteilige Edition des Bestandes in Dom, Domkreuzgang und Benediktuskirche durch Joseph Schlecht155). Indem sie nicht nur auf die Quellenwerke von Eckher und Prey zurückgreift und auch die allerfrühesten Inschriften in BSB Clm 6427 aus der Zeit um 1100 berücksichtigt, schließt sie [Druckseite LVI] den Bogen einer mehrhundertjährigen Beschäftigung mit Freisinger Inschriften und stellt die Inschriftentexte auf eine breite biographische Basis.

Außerhalb dieser forschungsgeschichtlichen Traditionslinie, an deren Rändern noch eine Vielzahl anonymer Bischofschroniken vom 15. bis zum frühen 19. Jahrhundert anzusiedeln ist, ist besonders die bald nach 1734 erfolgte Inschriftenerfassung durch Joseph Anton Leopold Oefele156) hervorzuheben, die sämtliche Inschriften aller Freisinger Stifte und Klöster berücksichtigt (BSB Oefeleana 10 IV). So sind Oefeles Erfassungen der Inschriften von St. Veit, St. Johann Baptist und Weihenstephan bis zur Säkularisation die einzig annähernd vollständigen Sammlungen geblieben. Auch seine Erfassung von St. Georg samt Friedhof wurde später an Vollständigkeit nicht mehr übertroffen. Während es für St. Veit nur noch von Bugniet des Croisettes eine Auflistung einiger Inschriften gibt (AEM H 126), wurden wohl auf Veranlassung von Heckenstaller im Vorfeld der Säkularisation die Inschriften von St. Andreas in dreifacher Ausfertigung zusammengestellt (AEM H 118).

Eine erste Auswahl von Inschriften aus St. Andreas brachte Franz Joseph Anton Schmidt157) im Rahmen seiner monumentalen dreibändigen Stiftschronik von 1728–1730 (BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162–164), die mit mehreren kolorierten Nachzeichnungen angereichert ist. Doch ist hier das Vorbild Meichelbeck greifbar, durch ein geschicktes Kompendium an Inschriften den durch Tradition erlangten Rechtsstatus zu untermauern. Nach Oefele, von dem nahezu alle Inschriften von St. Andreas in seiner Sammlung verzeichnet wurden, beschäftigte sich einige Jahrzehnte später Franz Emmanuel Graf von Törring158) erneut mit Inschriften des Andreasstifts (AEM H 477). Er notierte sie auf kleinen Blättchen, offensichtlich ohne Vollständigkeit oder eine buchstabengetreue Transkription anzustreben. 1803 wurden viele der Gemälde-Epitaphe und mit Darstellungen versehenen Grabplatten aus St. Andreas durch Ignaz Alois Frey noch einmal zeichnerisch erfaßt (HVO Ms. 318), bevor sie verschleudert und zerstört wurden. Eine Edition der Inschriften von St. Andreas im Druck besorgte Johann Baptist Prechtl im Jahre 1888, doch sind seine Textwiedergaben oft fehlerhaft und zum Teil willkürlich verändert.

Anders die Situation im Umgang mit den Weihenstephaner Inschriften: Hier waren es vor allem die Grabdenkmäler der Fraunberger, die seit Wiguleus Hundt die Aufmerksamkeit der Genealogen auf sich zogen (u. a. BSB Cgm 2290 IX, BNM Bibl. Inv. 432), während eine vollständige Inschriftensammlung – wie eben erwähnt – erstmals Joseph Anton Leopold Oefele bald nach 1734 durchgeführt hat (BSB Oefeleana 10 IV). Weihenstephaner Inschriften spielten erst wieder 1792 bei P. Benedikt Licklederer159) in seiner Synopsis Historiae Weihenstephanensis (AEM B 1499; BSB Clm 27154) eine Rolle, doch dienen sie darin – wie bei Meichelbeck – der Illustration historischer Vorgänge, weit entfernt von jedem Anspruch auf Vollständigkeit.

Neben der umfänglichen Sammlung der Inschriften der Stadtpfarrkirche von St. Georg durch Oefele sollte auch der unbekannte Verfasser der Handschrift AEM H 131 p. 11–34 erwähnt werden, da er mit seiner – sehr undiszipliniert geschriebenen – ad sanctum georgium Frisingensem betitelten Zusammenstellung auch einiges Sondergut einbringt, das etwa bei Oefele fehlt. Auch Prechtl kann in seiner um 1860/80 vorgenommenen Inschriftenerfassung von St. Georg (HVF U XI 8 Grabsteine St. Georg) Material hinzufügen, das bislang unberücksichtigt geblieben war.

Im Gegensatz dazu ist die Überlieferungssituation der Inschriften in der Freisinger Franziskaner-Klosterkirche äußerst unbefriedigend. Bis zu ihrer vollständigen Ausräumung im mittleren 19. Jahrhundert gab es nur eine Nachzeichnung einer Grabplatte bei Eckher (BSB Cgm 2267 II). Später erstellte Bugniet des Croisettes noch eine wenig aussagekräftige Zusammenstellung des Bestandes (ohne Transkriptionen; AEM H 131), die von Prechtl als Vorlage herangezogen wurde (HVF U XI 8 Grabdenkmäler Franziskaner). Weiteres ist nicht bekannt. Ebenso gibt es für Kloster Neustift keinerlei kopiale Überlieferung für Grabinschriften aus der Zeit vor 1803. Erst in einem Inventar von 1843/49 (AEM PfA Freising – St. Georg A XI/6 Fasz. 3 Akt e) werden zwei Glockeninschriften (Nr. 69†, 416†) mitgeteilt, dazu kommt die in Versteigerungsinventaren (BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 665) öfters erwähnte Datierung eines Tafelgemäldes von 1483 (Nr. 129). Dies und der vorhandene, dürftige Originalbestand (Nr. 385, 454) bilden die gesamte Inschriftenüberlieferung Neustifts.

[Druckseite LVII]

Reiches Quellenmaterial ist dagegen für zwei abgegangene Inschriften (Nr. 377†, 388a†) aus der Wallfahrtskirche Tüntenhausen anzutreffen. Diese werden nicht nur durch die 1728/34 erwachsenen originalen Prozeßakten zur Kanonisation des sel. Eberhard mehrfach dokumentiert (AEM PfA Haindlfing, Akt V, Filialkirche Tüntenhausen), sondern auch durch zwei gebundene Kopien, die im Anschluß an den positiv verlaufenen Prozeß angefertigt wurden (AEM PfA Haindlfing, Akt V, Filialkirche Tüntenhausen; DBMF Hs. 335).

Die Überlieferung der Beschriftungen der 1639 neu gesetzten Grenz- und Geleitmarksteine des Freisinger Hochstifts findet sich in einem Grenzscheidungsvertrag von 1639/1643 (BayHStA Freising Urkunde 1643 Februar 19) und einem Landt-Gräniz-Buech von 1703/04 (BayHStA Kurbayern Äußeres Archiv Nr. 4715). Während sich hiervon noch einige Originalsteine erhalten haben, ist ein anderes Flurdenkmal, das sog. Abensberger-Denkmal (Nr. 131†), das sich ehemals an der Münchner Straße befand, 1804 beseitigt worden. Hierfür bietet Eckher in seinem altbayrischen Grabsteinbuch (BSB Cgm 2267 II) die früheste und auch detailreichste Nachzeichnung.

Verzeichnis der wichtigsten kopialen Handschriften

Archiv des Erzbistums München und Freising

AEM FS 105: Band (Maße 32,5 x 21 cm), Einband aus Karton, mit braunem/blauem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung Bischöfe 1, alte Signatur B 499. 508 pag. + 2 unpag. Seiten.

In dem Sammelband sind überwiegend Materialien zu den Freisinger Bischofswahlen des 18. Jahrhunderts zusammengefaßt, dazu kommen ab p. 311 Materialien zu einzelnen Bischöfen, teils mit Inschriftentranskriptionen, so zu Bischof Erchanbert (Nr. 17†) auf p. 314–317 (unbek. Kanzleischreiber, 1721 Nov. 4) und zu Bischof Ellenhard (Nr. 24†) auf p. 368 (zeigt eine am Original orientierte graphische Gestaltung der Schrift) und p. 375 (vom Neustifter Stiftspropst Thomas Passauer, 1723 Juli 26). Dabei handelt es sich um notarielle Urkunden, die im Zusammenhang mit Grabungen bzw. Erneuerungen der Grabdenkmäler in bezug auf einen Kanonisationsprozeß erwachsen sind.

AEM H 5: Band (Maße 32 x 23 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, mit Rückenklappe und Verschlußband, alter Rückentitel Cronica … (Rest unleserlich), 3 Chronica Frisingen(sis), dazu von jüngerer Hand Vitii Arnpeckii, Titel auf dem Vorderdeckel Cronica Bav… (Rest unleserlich), Episcop(orum) Frisinge(nsium), Vita et Successio Episcoporum Frisingensiis, innen auf dem Vorderdeckel u. a. Vermerk Collecta et Compacta sunt Ei libelli per me Ge(orgium) Philippu(m) Finckh secretarius circa annu(m) 1636. vel 1640. 187 pag. + 1 unpag. Seiten.

Der Sammelband enthält u. a. auf p. 17–54 Episcopi Frisingenses elegiaco carmine von Joachim Haberstock (ediert bei Deutinger, Kataloge 109–150), auf p. 57–73 eine Abhandlung über die Gründung des Klosters Weihenstephan vom Ende des 15. Jahrhunderts160), dann auf p. 83–158 die Freisinger Bischofschronik Liber de gestis episcoporum frisingensium von Veit Arnpeck161), mit Randnotizen von Finckh, und auf p. 158–163 eine knappe Fortführung der Bischofsbiographien bis zu Bischof Ernst. Die allein in dieser Handschrift überlieferte Freisinger Bischofschronik wird Veit Arnpeck zugewiesen, wofür seine charakteristische Handschrift als auch Stellung und Inhalt im Vergleich zu seinen anderen Werken anzuführen sind. Besonderen Wert erhält die Handschrift dadurch, daß Arnpeck eine Reihe von später abgegangenen Bischofsgrabmälern noch persönlich gesehen und transkribiert hat (Nr. 17(†), 19†, 24†, 26†, 150†), wenngleich die Texte nicht immer ganz zuverlässig erfaßt sind, wie ein Vergleich mit den erhaltenen Grabinschriften zeigt. Offenbar waren die Kapitelüberschriften maßgeblich für die Beischriften der Bischofsreihe des Chorgestühls (Nr. 134). Darüberhinaus bildeten Arnpecks Transkriptionen die Grundlage für spätere Editionen, so z. B. für die Metropolis Salisburgensis von Hundt/Gewold oder Meichelbecks Historia Frisingensis, die ihrerseits als Vorlage für die zahlreichen Inschriftensammlungen des späteren 18. Jahrhunderts herangezogen wurden.

AEM H 8a: Band (Maße 33,5 x 21,5 cm), Einband aus Karton, mit hellbraunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung (nur noch ... Wappen erkennbar), alte Signaturen N. 3602 und 80. 2 unpag. + 625 pag. + 1 unpag. Seiten.

AEM H 9: Band (Maße 33 x 22 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung, alte Signatur N. 3603. 6 unpag. + 537 pag. + 1 unpag. Seiten.

[Druckseite LVIII]

AEM H 10: Band (Maße 33 x 22,5 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung (nur noch … pischoefe … 1559 erkennbar). 2 unpag. + 551 pag. + 5 unpag. Seiten.

AEM H 11: Band (Maße 33 x 22 cm), Einband aus Karton, mit hellbraunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung, alte Signatur N. 3605. 2 unpag. + 701 pag. + 3 unpag. Seiten.

AEM H 14: Band (Maße 33,5 x 21,5 cm), Einband aus Karton, mit hellbraunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung (nur noch … Stephan 1612–18 erkennbar), alte Signatur N. 3608. 2 unpag. + 251 pag. + 3 unpag. Seiten.

AEM H 15: Band (Maße 32,5 x 21 cm), Einband aus Karton, mit hellbraunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung v. Heckenstaller’s Frisingensia, T. KV. (?), Veit Adam, alte Signatur 3609. 4 unpag. + 613 pag. + 3 unpag. Seiten.

Die mehrbändige Materialsammlung zu den Freisinger Bischöfen mit Schriftstücken unterschiedlicher Verfasser (u. a. Bugniet des Croisettes, Heckenstaller) vor allem des 18. und frühen 19. Jahrhunderts wurde wohl von Heckenstaller gesammelt und zusammengestellt. AEM H 8a enthält auf p. 1–133 Material allgemein zu den Freisinger Bischöfen, darin ist auf p. 33–58 ein größerer zusammenhängender Text mit Transkriptionen – betitelt: Reverendissimi D(omi)ni D(omi)ni Episcopi frisingenses – von Bugniet des Croisettes enthalten, worin auch Grabinschriften Freisinger Bischöfe aufgeführt sind, dazu auch die zu Bugniets Zeit schon verlorenen Inschriften, hier wohl nach Hundt/Gewold oder Meichelbeck zitiert. Wo es jedoch keine alten Grabinschriften gab, zieht er die Texte der Eckherschen Bodenplatten heran. Auf p. 143–619 folgen Materialien und Aufzeichnungen zu den Bischöfen Korbinian bis Johannes de Gittingen, in AEM H 9 zu Konrad IV. bis Rupert, in AEM H 10 zu Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, bis Leo Lösch, in AEM H 11 zu Moritz von Sandizell, in AEM H 14 zu Stephan von Seiboldsdorf, in AEM H 15 zu Veit Adam von Gepeckh. Dabei finden sich bei den einzelnen Bischofsbiographien Transkriptionen der Grabinschriften, teils von Heckenstaller, teils von anderen Händen; häufig sind auch die Texte der Eckherschen Bodenplatten wiedergegeben, gelegentlich auch in Form von schematischen Nachzeichnungen.

AEM H 31: Band (Maße 40 x 25,5 cm), Einband aus Karton, mit ockerfarbenem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung. 2 unpag. + 219 pag. + 15 unpag. Seiten. Titel: Vorläuffige Erinerung dessen Waß in Zusammenschreibung deß Eckherschen Stam(m)ens observiert worden.

Die bald nach 1725 entstandene Abschrift von AEM Cim Ms. 28 gibt lediglich den Textanteil der mit Miniaturen versehenen und auf Pergament geschriebenen, prunkvoll gebundenen Vorlage wieder. Urheber der Eckherschen Familienchronik war vermutlich Johann Michael Wilhelm von Prey. Die unbekannte Schreiberhand kommt auch in einigen Bänden der bayerischen Adelsgenealogie (BSB Cgm 2290) vor. Entsprechend der Vorlage bietet der Band auch die Inschriften von Wappengrabplatte und Epitaph des in Freising bestatteten Domherrn Georg Eckher (Nr. 256, 257). Nach p. 222 ist eine kolorierte Nachzeichnung des Epitaphs für Johann Christoph Eckher († 1685) und Maria Salome Eckher († 1704) aus der Benediktuskirche eingefügt.

AEM H 49: Band (Maße 33,5 x 21,5 cm), Einband aus Karton, mit hellbraunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung Heckenstaller Frisingens(ia) 49. Jos(eph) Conrad 6, alte Signatur N. 3643. 9 unfol. + 192 fol. + 14 unfol. Blätter. Auf dem vorderen Vorsatzblatt mit Bleistift vermerkt: Fast säm(m)tliche Aktenstücke des gegenwärtigen Bandes betreffen die Besitzergreifung Freysings durch den bayer(ischen) Staat 1802–3; die übrigen die Säkularisation v(on) Klöstern, nachträglich mit Bleistift hinzugefügte Überschrift auf p. 1: Saecularisation.

Die tagebuchartigen Aufzeichnungen sind mit zahlreichen Abschriften von Urkunden und amtlichen Texten sowie Briefen zur Säkularisation in Freising durchsetzt, gegen Schluß zu sind auch gedruckte Versteigerungsanzeigen enthalten. Der unbekannte Chronist geht dabei auch auf die Abnahme der Glocken bei St. Andreas und St. Veit ein und transkribiert bzw. erwähnt die Inschriften (Nr. 349†, Anh. B5).

AEM H 54: Band (Maße: 34 x 21,5 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung [H]e[c]ken[sta]llers Fr[is]ingensia […] V(eit) Adam [-] Jo(hann) Fra(n)z, alte Signatur N. 3648. 2 unapg. + 329 pag. + 3 unpag. Seiten, wohl um 1820/35.

Der als Chronik der Bischöfe von Veit Adam von Gepeckh bis Johann Franz Eckher von Kapfing angelegte Band stammt wohl größtenteils von der unbekannten Schreiberhand des 19. Jahrhunderts, die auch AEM H 61 verfaßt hat (wohl Johann Peter Beierlein, s. dort), doch sind mehrere von anderer Hand geschriebene Beilagen (u. a. von Heckenstaller) und auch Nachzeichnungen zweier [Druckseite LIX] Bischofsgrabmäler von Ignaz Aloys Frey (p. 117, 269) enthalten. Die Grabinschrift für Bischof Veit Adam (Nr. 470) fand keine Berücksichtigung, dagegen ist die 1709 aufgefundene Bleitafel mit der Translationsinschrift der Gebeine des hl. Nonnosus erwähnt (Nr. 10†).

AEM H 57: Band (Maße 35 x 23,5 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung, alte Signatur N. 3651. 4 unpag. + 229 pag. + 5 unpag. Seiten. Später hinzugefügter Titel: Series, Seu ordo Episcoporum Frisingensium a S. Corbiniano usque ad modernum Eminentissimum ac Serenissimum Joannem Theodorum et Ducibus Bavariae. S(acrae) R(omanae) E(cclesiae) Cardinalem, Episcopum Ratisbonensem, ac Leodiensem, Ducem Bouillonium, Marchionem franchimontensem, Comitem Loessensem et Hornensem, et Baronem Herstallensem, Dominum Dominum nostrum Clementissimum, 1761. Die tatsächliche Entstehungszeit der Handschrift liegt wohl im zeitlichen Umfeld der Barockisierung von Dom und Domkreuzgang, dabei liefert die 1721 datierte Inschrift des Hochgrabes für Bischof Erchanbert (Nr. 17(†)) den Terminus post quem, die unvollendete Biographie für Bischof Eckher († 1727) den Terminus ante quem. Die Chronik könnte also noch vor der Barockisierung des Doms, d. h. noch vor dem damit zusammenhängenden Verlust einiger Bischofsgrabdenkmäler (Nr. 19†, 26†, 150†) entstanden sein.

Die sehr saubere erste Schreiberhand – identisch mit der Hand von BayHStA KL Freising St. Andreas Nr. 162–164 – beginnt jede der Bischofsbiographien mit einem neuen Blatt und legt sie grundsätzlich zweispaltig an, wobei der Text in der rechten Spalte steht, links ist das jeweilige kolorierte Bischofswappen wiedergegeben. Diese Biographien umfassen die Regierungsdaten, auch die Mitteilung des Begräbnisortes. Dabei stammen die mit Bischof Walto ab p. 37 einsetzenden Ergänzungen, Urkundenabschriften, Monogramme, Rekognitionszeichen und Siegelwiedergaben von der Hand Preys, der sie wohl überwiegend der Historia Frisingensis von Meichelbeck entnommen hat. Zu Beginn gibt es auch Anmerkungen von Heckenstaller, so etwa auf p. 4 des Vorsatzes die beiden barocken Inschriften der Korbinianstumba (datiert 730 und 1771). Die Textniederschrift endet noch zu Lebzeiten von Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing. Dort findet sich auch die nachträgliche Anmerkung, daß es ein weiteres Exemplar der Bischofschronik mit Zusätzen von Bugniet gegeben habe, wobei der zusätzliche Text hier zitiert ist. Von anderen Schreiberhänden wird danach die Chronik bis zum letzten Freisinger Bischof, Joseph Konrad von Schroffenberg, zu Ende geführt, jedoch ohne gezeichnete Beigaben.

Am Ende einer jeden Biographie steht eine ganzseitige Nachzeichnung des jeweiligen Bischofsgrabmals. Die meisten dieser Nachzeichnungen stammen von der ersten Schreiberhand, einige spätere wohl von Prey. Abgebildet sind (entsprechend der Reihenfolge in der Chronik) Nr. 17(†) (mit den 1721 hinzugefügten Inschriften), 149, 24†, 92, 13 (von Prey), 11 (ohne Inschrift), 91, 16†, 93, 19† (barocke Gedenkplatte), 20, 22 (vor und nach der Restaurierung, der Nachzustand ohne Inschrift), 150†, 26†, 72, 95, 143, 210, 250, 277†, 274, 470, sowie die Grabdenkmäler der Bischöfe des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts, außerdem die Epitaphe der in Bischofslack und München bestatteten Bischöfe. Bemerkenswert erscheint der Versuch, die Buchstabenformen der nachgezeichneten Grabinschriften einigermaßen getreu wiederzugeben, doch gelingt dem Zeichner dies mit nur mäßigem Erfolg; auch entsprechen Raumaufteilung und Zeilentrennung meistens nicht den Originalen. Es bleibt die Frage offen, ob der Zeichner nach den Originalen arbeitete oder etwa eine bereits ungenaue Vorlage – etwa das verschollene Eckhersche Grabsteinbuch der Domkirche – benutzt hat162).

AEM H 58: Band (Maße 38,5 x 24), Einband aus Karton mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung v(on) Heckenstalle[r‘s] F[risi]ngensia 58, alte Signatur N. 3652. 4 unpag. + 437 pag. + 3 unpag. Seiten.

Den Inhalt bildet eine Zusammenstellung der Pröpste und Dekane der dem Bistum Freising inkorporierten Stifte. In den schönen Überschriften zeigt sich dieselbe Schreiberhand wie bei AEM H 57, die Haupttexte verfaßten Prey (im Nachweis abgekürzt P), Bugniet (B) und Heckenstaller (H) – die Handschrift wurde also um 1730 angelegt und bis ca. 1820 fortgeschrieben. Vereinzelt sind auch Blättchen von Händen des späten 18. und 19. Jahrhunderts eingeklebt. Enthalten sind u. a. Grabinschriften der Pröpste und Dekane des Doms (p. 1–104), von St. Andreas (p. 105–142), St. Johannes Baptist (p. 143–186) und St. Veit (p. 187–206), doch verzeichnen die Listen der anderen Klöster [Druckseite LX] ebenfalls Freisinger Grabinschriften, da die Freisinger Domherren dort oftmals die Ämter von Stiftspröpsten bekleideten, dies betrifft vor allem St. Zeno in Bad Reichenhall (p. 235–274), St. Kastulus in Moosburg (p. 275–300), St. Peter auf dem Madron bei Petersberg (p. 303–338), St. Sixtus in Schliersee (p. 363–386), Maria Wörth im Wörthsee (p. 387–400), Ardacker (p. 403–420) und Innichen (p. 423–38). Vermutlich sind sämtliche Inschriften der Eckherschen Handschrift BSB Cgm 1716 entnommen, so daß der epigraphische Quellenwert von AEM H 58 eher gering ist.

AEM H 59: Band (Maße 35 x 22 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung Heckenstaller‘s Frisingensia 59 Weihbischoef. 2 unpag. + 813 pag. + 27 unpag. Seiten.

In dem Sammelband mit Materialien zu den Freisinger Weihbischöfen findet sich auf p. 47–57 ein von Bugniet verfaßtes Verzeichnis der Generalvikare, das auch deren Grabinschriften aufführt. Von Bugniet stammen auch p. 85–137, davon umfaßt p. 103–137 eine Sammlung verschiedener Chor- und Weybischöfen des hochfürstlichen Hochstiffts freysingen, sovill deren nemlich hin und wieder entdeckt werden konnten, um 1798. Eine größere Zahl der Grabinschriften dürfte aus BSB Cgm 1716 kompiliert sein, da Bugniet z. B. auch den Text der zu seiner Zeit schon abgegangenen figuralen Grabplatte für Johannes Städler (Nr. 118†) zitiert (p. 50). Andererseits greift Bugniet aber auch auf Originale zurück, wenn ihm keine Kopialen zur Verfügung standen (u. a. Nr. 220). Ergänzungen von Heckenstaller auf separaten Blättchen betreffen u. a. Inschriften aus St. Andreas, die er noch selbst gesehen hatte (so etwa Nr. 327†, p. 230a).

AEM H 60: Band (Maße 34,5 x 22), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung. 229 pag. + 31 unpag. Seiten.

Der Sammelband zu den Generalvikaren des Bistums Freising wurde wohl um 1800 angelegt und bis ca. 1830 ergänzt. Er enthält zahlreiche Originalurkunden, dazu Anmerkungen und Aufzeichnungen von Bugniet, Heckenstaller (viele Zettel von ihm eingeklebt) und verschiedenen Händen des frühen 19. Jahrhunderts. Die enthaltenen Inschriftentexte stellen mit Sicherheit keine Originaltranskriptionen dar, sondern sind aus anderen Handschriften kompiliert, was die Übernahme einiger zu diesem Zeitpunkt schon längst abgegangener Inschriften bestätigt (Nr. 60†, 118†, 271†). Nach p. 32 ist der mit den Freisinger Generalvikaren befaßte Teil aus Bugniet, Versuch 59–96, eingefügt, der ebenfalls Transkriptionen enthält.

AEM H 61: Band (Maße 34,5 x 21), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung, 6 unpag. + 273 pag. + 3 unpag. Seiten.

Der nach 1826 geschriebene Sammelband enthält auf p.1–81 eine chronologische Liste der Praepositi (vermutlich aus AEM H 58 abgeschrieben), auf p. 83–132 Inscriptiones Canonicorum eccl(es)iae cathedr(alis) frising(ensis) in Kurzfassungen und auf p. 137–171 eine nach Jahrhunderten geordnete Kanonikerliste (von 1078–1756). Interesse beansprucht auf p. 179–237 eine Klerikerliste, die Kurzangaben wie Name, Todesdatum, Begräbnisort, Grabinschriften, eine rote Numerierung nach den beiden Eckherschen Wappentafeln, auch Standorte und manchmal sogar Literaturnachweise umfaßt. Abgesehen davon, daß es sich um den ersten Versuch einer systematischen Aufarbeitung der Inschriften im Domkreuzgang handelt, kommt dieser Liste insofern Bedeutung zu, als zum Zeitpunkt ihrer Abfassung um 1826 noch mehrere Bodenplatten vorhanden waren, die im Zuge der 1830 erfolgten Neuverlegung des Bodens im Kreuzgang entfernt wurden und seitdem abgängig sind. Die Transkriptionen folgen wohl teils anderen Kopialen – insbesondere BSB Cgm 1717 und AEM H 76 p. 303–340 –, teils dürften sie jedoch von den Originalen genommen sein. Auch sind vereinzelt schematische Nachzeichnungen von Bodenplatten zu beobachten. Hier findet sich überdies die einzige vollständige handschriftliche Überlieferung des Doppelepitaphs für Georg Stenglin (Nr. 239†), das sonst nur durch eine gedruckte Leichenpredigt von 1555 dokumentiert ist. Beschlossen wird der Band auf p. 243–273 durch die Abhandlung Scholae Frisingenses, Succincta de Scholis latinis, Frisingae olim institutis, Relatio. Möglicherweise kommt als Verfasser des sehr sauber geschriebenen Bandes der Münchner Historiker und Numismatiker Johann Peter Beierlein (1802–1878) in Betracht, wie ein Schriftvergleich mit dem von ihm signierten Register zu BSB Cgm 2002 nahelegt.

AEM H 64: Band (Maße 34,5 x 22 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung, alte Signatur N. 3658. 2 unpag. + 705 pag. + 7 unpag. Seiten. Titel: Notizen über das Domcapitel zu Freising.

Der wohl gegen Mitte des 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts weitergeschriebene Sammelband beinhaltet u. a. auf p. 9–27 ein Verzeichnis der Decani frising(ensis) Eccl(esi)ae Maioris von unbekannter [Druckseite LXI] Hand, das auch die Grabinschriften der Freisinger Dekane mitteilt. Die letzte Eintragung stammt von 1698, doch dürfte hier wohl eine Kopie des mittleren 18. Jahrhunderts nach Ecker bzw. Prey vorliegen, so daß der Quellenwert als gering zu veranschlagen ist. Auf p. 383–390 finden sich die Inschriften der beiden Eckherschen Wappentafeln, vermutlich von der Hand Johann Peter Beierleins, wobei die Durchnumerierung der einzelnen Inschriften der Numerierung in AEM H 61 entspricht, auf p. 391 dazu noch einige Texte der Wappentafeln, erfaßt von Bugniet des Croisettes. Aufschlußreicher ist dagegen die von Heckenstaller durchgeführte Auflistung von Grabinschriften im Dom nach Standorten, wobei einige zu dieser Zeit schon nicht mehr vorhandene Inschriften anhand der Quellen zugeordnet wurden; eine hier vorgenommene rote Durchnumerierung kann der Numerierung der Grabinschriften in AEM H 61 zugeordnet werden. Von Heckenstaller und einigen anderen Händen stammt auf p. 517–534 die Zusammenstellung Inscriptiones Can(onicorum) cathedral(is) fris(ingensis) 1388–1795, die überwiegend die freskierten Überschriften im Domkreuzgang, jedoch nur eine einzige Grabinschrift (Nr. 203) bringt. Auf p. 599 setzt die undisziplinierte, in ihrer Unbeholfenheit dennoch markante Hand eines unbekannten Verfassers mit Insignia benefactorum Ecclesiae cathedralis Ecclesiae Frisingensis. obenher durch den ganzen Creizgang ein, und fährt auf p. 600–619 mit Im Creizgang Zu Freising sein noch volgente Grabstein zu sehen fort; hier finden sich zahlreiche Einträge und Ergänzungen von späteren Händen, wobei oft nur gemutmaßt werden kann, ob tatsächlich die Grabinschriften selbst oder die freskierten Überschriften gemeint sind. Dem schließt sich von derselben Hand auf p. 620–630 eine Abschrift der beiden Eckherschen Wappentafeln mit dem Titel In 2 gemahlnen grossen taflen von Seiner Hochf(ü)r(s)tl(ichen) Gnaden Johann Franz Pischoven Zu Freißing hochf(ü)r(stlichen) Gedechtnuß aufgerichtet an. Auf p. 641f. gibt Heckenstaller die Biographien einiger Freisinger Domherren wieder, die außerhalb des Hochstifts bedeutende Verwaltungsaufgaben erfüllt hatten, und zitiert dabei die Grabinschrift für Albert vom Hof (Nr. 158). Von einem unbekannten Schreiber des späteren 18. Jahrhunderts stammen auf p. 659f. eine Reihe von Domherren-Inschriften, die teils die freskierten Überschriften, teils die Grabinschriften (Nr. 225, 237) enthalten. Schließlich werden in einer diesem Band einverleibten Korrespondenz zwischen Maurus Gandershofer und Heckenstaller u. a. Grabinschriften ausgetauscht (dabei Nr. 365), hier – und bei allen anderen Transkriptionen in diesem Band – vermutlich nach kopialer Vorlage, nicht nach dem Original.

AEM H 76: Band (Maße 34,5 x 22 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung, alte Signatur N. 3670. 2 unpag. + 615 pag. + 5 unpag. Seiten. Titel: Ecclesia Cathedralis Frisingensis.

Der Sammelband enthält unterschiedliche Materialien zur Domkirche, teils auch Originalurkunden und Druckwerke. Von epigraphischer Relevanz sind auf p. 125–128 die – nicht sehr zuverlässigen – Transkriptionen der Domglocken sowie auf p. 291 und p. 295–299 die Standortskizzen zu Bodenplatten von Dom und Benediktuskirche von Heckenstaller, die den Zustand vor der Beseitigung der meisten Platten im Jahre 1830 wiedergeben. Bugniet des Croisettes ist der Verfasser der um 1788 enstandenen, großen Inschriftensamlung Inscriptiones Monumentis et lapidibus sepulchralibus in et extra Ecclesiam cathedralem frisingensem incisae auf p. 303–340; dort sind in der Art eines Rundganges die Inschriften von Vorhalle, Domkreuzgang und Dom sowie die Inschriften der vier Kopfreliquiare (Nr. 30†, 32†, 33†, 97†) aufgeführt, jedoch größtenteils wiederum von älteren Kopialen übernommen, teils auch (irrig) rekonstruiert (Anh. Nr. C2). Dort findet sich auch eine der beiden kopialen Überlieferungen der Grabinschrift für Anton Welser (Nr. 388†). Ferner listet Bugniet hier auch eine Vielzahl der Eckherschen Bodenplatten. Erschwert wird die Benutzung dieser Inschriftensammlung jedoch dadurch, daß Teile doppelt vorhanden sind und zugleich die Bindung keine sinnvolle Ordnung herzustellen vermag. Ab p. 349 folgen vereinzelt ganzseitige Texte von Bodenplatten im Dom, dazu gibt es viele von Heckenstaller geschriebene, eingeklebte Zettel mit Transkriptionen sowie von späteren Händen Grabinschriften des 18. Jahrhunderts, ebenfalls aus dem Dom.

AEM H 118: Band (Maße 34,5 x 22 cm), neu eingebunden, Buchdeckel aus Karton, Halbpergament mit Ecken, Deckel mit blau/grün/ockerfarbenem Kleisterpapier, neues Rückenschild St. Andreas 1, alte Signaur 3712. 4 unpag. + 491 pag. + 3 unpag. Seiten.

Die Sammelhandschrift vereint Akten, Stiftskalenderausschnitte, Rechnungen, Chorherrenverzeichnisse und historische Nachrichten des St. Andreasstifts. Auf p. 353 findet sich auf einem Zettel die wohl von Heckenstaller mit Bleistift notierte Transkription der Grabinschrift für Wolfgang Wirsing (Nr. 169). Weiter enthält der Band drei sehr ähnliche, voneinander größtenteils abhängige Grabschriftenverzeichnisse von St. Andreas: Verzeichnis I umfaßt p. 369–414 (I), wovon p. 412f. mit Ergänzungen von Heckenstaller versehen ist; Verzeichnis II umfaßt p. 415–456 (II), davon sind p. 453 unten und p. 454 oben mit Anmerkungen von Bugniet versehen, der auf p. 454 außerdem die spätere Grabinschrift [Druckseite LXII] für Heinrich von Baruth (bei Nr. 126) wiedergibt; Verzeichnis III schließlich umfaßt p. 457–476, davon sind p. 475 unten und p. 476 oben von Bugniet geschrieben, es folgt die Inschrift für Bartholomäus Weyer (Nr. 222†) von der Hand Heckenstallers, um mit den Inschriften für Heinrich von Baruth (Nr. 126) und Johannes Heller (Nr. 120), wiederum von Bugniet, zu enden. Wie ein Vergleich der einzelnen Versionen ergibt, bildet Verzeichnis II als früheste Handschrift die Vorlage zu Verzeichnis III, diese wiederum die Vorlage zu Verzeichnis I, jeweils mit kleineren Ergänzungen und Veränderungen durch Bugniet und Heckenstaller. Terminus post quem der Entstehung aller drei Versionen ist das Jahr 1792 (Datum von Grabinschrift Nr. 4 auf p. 373f.). Zwar sind die meisten der hier genannten Inschriften (innerhalb unseres Erfassungszeitraums) auch in BSB Oefeleana 10 IV enthalten, doch erweisen sich die Transkriptionen in AEM H 118 allgemein als zuverlässiger. Bis zum Ende des Bandes sind weitere Grabinschriften des 18. und frühen 19. Jahrhunderts enthalten, von den Händen Heckenstallers und anderer überliefert163). Aufschlußreich ist ein bei p. 482 eingefügter Zeitungsausschnitt, der auf die Zerstörung der Grabdenkmäler bei St. Andreas verweist.

AEM H 126: Band (Maße 34 x 21,5 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung Heckenstaller Frisingensia 126. Colleg(iat)stifte S. Veit, Isen, Landsh(ut), alte Inventarnummer N. 3720. 2 unpag. + 497 pag. + 13 unpag. Seiten. Titel: Notizen über die Collegiat-Stifte Freysing, S. Veit (S. 1–342), Isen (S. 343–430), Landshut (S. 431–496).

Die Sammelhandschrift vom Ende des 18. Jahrhunderts enthält auf p. 11–13 Epitaphia ad S. vitum von Bugniet des Croisettes, jedoch ohne genauere Standortangaben. Auf p. 19f. sind weitere Grabinschriften des frühen 19. Jahrhunderts aufgeführt.

AEM H 131: Band (Maße 33,5 x 21), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung H[eckenstalle]r Fr[isingensi]a 131 […] Freysing, alte Inventarnummer N. 3725. 4 unpag. + 753 pag. + 3 unpag. Seiten.

Der Sammelband vereint Materialien zur Stadt Freising. Dabei sind auf p. 11–34 eine Vielzahl von Inschriften ad sanctum georgium Frisingensem von demselben Schreiber aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wie bei AEM H 64 p. 599ff. in unzuverlässigen Transkriptionen wiedergegeben, die jedoch zum Teil die frühesten Originalquellen darstellen. Im Einzelnen untergliedern sich die Transkriptionen in ad s(anc)tum georg(em) fris(ingensem) (p. 11–21), In dem freythof bei st. georgen (p. 21), In dem gottsackher neben dem Chorgaetter (p. 21f.), In d(er) Gebekischen Capelln bei St. Mariae hilf neben St. Veit (p. 23), Ad S(anc)tu(m) georgiu(m) Fries(ingensem) (p. 28f.) und In hospitali ad s(anc)tu(m) spiritum (p. 29). Hierbei ist besonders die Erfassung der Bildfensterinschriften von St. Georg (Nr. 302, 303, 304, 309) hervorzuheben, die trotz aller Fehlerhaftigkeit gegenüber Oefeles Zusammenstellung Sondergut aufweist. Eine Auflistung der Grabinschriften der Franziskanerkirche – die einzige ihrer Art – von Bugniet folgt auf p. 83f. mit Epitaphia in Ecclesia Reverendissimorum Patrium Reformatorum frisingae, doch scheint sie nicht ganz vollständig zu sein164); spätere Erfassungen der dortigen Inschriften durch Ernestus Geiss 1847 (HVO Geissiana 526) und durch Prechtl (HVF U IX 8) folgen den Aufzeichnungen Bugniets.

AEM H 179: Band (Maße 34 x 22,5 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung Heckensta[ll]er‘s Frisingen[sia] 179 Suppl(ementum) […], alte Inventarnummer N. 3920. 4 unpag. + 739 pag. + 3 unpag. Seiten.

Der ab ca. 1820 angelegte Sammelband zu den Freisinger Bischöfen enthält Aufzeichnungen, chronikalische Notizen und Abschriften von Heckenstaller, Beierlein und anderen, teilweise sind auch Aktenstücke eingestreut. In dem von Beierlein geschriebenen Abschnitt über Bischof Philipp (p. 303–324, danach Akten) sind die Bauinschrift der Residenz (Nr. 178) sowie die Inschriften von Epitaph (Nr. 210) und Grabplatte (Nr. 214†) für Bischof Philipp, Pfalzgraf bei Rhein, aufgenommen.

[Druckseite LXIII]

AEM H 253: Band (Maße 30,5 x 21,5 cm), Einband aus Karton, mit braunem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung Heckenstaller‘s Frisingensia 253 […], alte Inventarnummer N. 4033. 2 unpag. + 201 pag. + 9 unpag. Seiten.

Der Band vereint zwei voneinander abhängige Freisinger Bischofschroniken unterschiedlicher Zeitstellung. Die ältere, mit Catalogi Episoporum Frisingensium betitelte Chronik erstreckt sich auf p. 11–66 und entstand wohl um 1530/40. Der in Bastarda abgefaßte Text ist gemischt deutsch- und lateinischsprachig. Vor allem zu Beginn lassen sich unterschiedliche Schreiberhände konstatieren. Am Rand ist eine rubrizierte Beschlagwortung durchgeführt. Viele Textpassagen sind offenbar direkt in die spätere sog. deutsche Freisinger Bischofschronik (BSB Cgm 5805) eingeflossen, wobei dem unbekannten Verfasser als Hauptquelle das Liber de gestis episcoporum Frisingensium von Veit Arnpeck gedient haben dürfte. Von dort scheinen in dieser Fassung auch die meisten der Grabinschriften übernommen worden zu sein. Irrtümlich wird in dieser Chronik das Kapitel über Bischof Erchanbert in der Überschrift Bischof Anno zugewiesen.

Die zweite Chronik auf p. 75–159 stellt sich als Reinschrift der ersten dar, dem Schriftduktus nach wohl um 1560/70 entstanden. Aufschlußreich sind einige Korrekturen in den Grabinschriften gegenüber der Erstfassung (so z. B. beim Epitaph für Bischof Emicho, Nr. 19†, wo quondam extra eingefügt wurde), was vermuten läßt, daß die Transkriptionen mit den Originalen abgeglichen worden sind. Diese Chronik zeigt Randvermerke von Bischof Eckher.

Beschlossen wird der Band auf p. 167–199 mit EPISCOPI FRISINGENSES CARMINE elegiaco des Freisinger Hofpoeten Joachim Haberstock.

AEM H 477: Band (Maße 34,5 x 21,5 cm), Einband aus Karton, mit rotbraunem Marmorpapier bezogen, altes grünes Rückenschild mit Beschriftung Wisheu Collectanea ad historiam Dioecesis frisingensis Tom. III, alte Signaturen B 494 und Deutinger 7587. 2 unpag. + 767 pag. + 7 unpag. Seiten.

Der Sammelband enthält drei Inschriftensammlungen: Auf p. 469–478 und p. 533–546 finden sich Chronologische Sammlungen, die Jenigen Lateinisch und theutschen in der hoch Ansehnlichen Stifts Kirche von St. Andrae sich befindlichen Epitaphien die Canonicos hoch selber Stifts Kirche betreffend, auf p. 485–496 Sammlung der Epitaphien welche sich in der hoch Ansehnlichen Stiffts Kirche von St. Andrae Befinden und welche verschiedentliche weltliche Personnen Betreffen. Nach Ausweis der Schrift ist für beide Sammlungen als Verfasser Franz Graf von Törring anzusehen. Die auf kleinen Blättchen mit den Maßen 17 x 10,5 cm festgehaltenen Transkriptionen dürften von den Originalen abgeschrieben sein, erweisen sich jedoch als nicht immer zuverlässig. Die späteste Inschrift in der zweiten Sammlung datiert von 1791, die Handschrift dürfte also bald danach angelegt worden sein. Von besonderem Interesse ist eine weitere Sammlung auf p. 739–767 mit dem in Bleistift hinzugefügten Titel Epitaphia in ecclesia cathedr(alis) frising(ensis). Wie ein Vergleich mit HVO Ms. 318 erweist, war der Verfasser wohl Ignaz Alois Frey. Offenbar handelt es sich bei dieser Zusammenstellung, die nur die Epitaphe und Grabplatten im Domkreuzgang umfaßt, um eine Abschrift der entsprechenden Inschriftentexte aus den Nachzeichnungen in HVO Ms. 318 fol. 45r–87r oder vom verlorenen Eckherschen Grabsteinbuch (ehem. AEM B 486 alt). So stimmen nicht nur die chronologische Reihenfolge überein, sondern auch Abschreibfehler von HVO Ms. 318 gegenüber den Originalen (z. B. bei Nr. 437). Andererseits weist AEM H 477 selbst wiederum mehrere Abschreibfehler gegenüber HVO Ms. 318 auf, eine Inschrift wurde vergessen (Nr. 103). Der Zeitansatz für diese Sammlung ergibt sich aus dem für die Handschrift HVO Ms. 318, deren Entstehung in das 1. Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts fällt.

AEM H 482a: Band (Maße 34 x 21,5 cm), neuer Einband aus Karton, Rücken mit alten Teilen aus hellbraunem Leder, ebenso die Ecken, die Deckel mit hellbraunem, schwarz gesprenkeltem neuem Papier bezogen, Rückenschild mit Goldprägung Grabmähler vom Domstift Freising v(on) Maiechelböck (frühes 19. Jahrhundert), dazu einige kleine Vignetten, auf dem Vorderdeckel goldgeprägtes Wappen mit Beschriftung im Schriftband MAX Comte de Preysing, alte Signatur B 486. 2 unpag. + 1199 pag. + 1 unpag. Seiten.

Der umfängliche Band, der um 1762 angelegt wurde165), bietet die Biographien der damals bekannten Domherren und Bischöfe samt Grabinschriften in alphabetischer Reihenfolge, gefolgt von einem Anhang auf p. 1089–1132 zu den beiden Eckherschen Wappentafeln. Den in Konzeptschrift mit zahlreichen Ergänzungen und Einschüben verfaßten Textseiten stehen ganzseitige, kolorierte Nachzeichnungen der Epitaphe in Domkreuzgang und Dom gegenüber, ab p. 1089 finden sich [Druckseite LXIV] unkolorierte Entwürfe für Nachzeichnungen und Bleistiftskizzen, teils auch mit Inschriften. Daneben sind den einzelnen Lagen Doppelblätter beigegeben, die im Inneren kolorierte Wappen mit Kurzdaten zu ihren Trägern enthalten; dabei handelt es sich um Kopien nach den beiden Eckherschen Wappentafeln, die offenbar von einer anderen Hand als die der Nachzeichnungen stammen. Während sich die Domherrnbiographien oftmals wortwörtlich an der „Urvorlage“ von Eckher (BSB Cgm 1716) orientieren und auch die Grabinschriften wohl von ihm abhängig sind – wo sie es nicht sind, greifen sie mit Sicherheit auf andere Kopialen zurück –, sind die Nachzeichnungen trotz aller zeichnerischen Unzulänglichkeiten insofern ohne Beispiel, als sie die Grabdenkmäler des Domkreuzgangs erstmals samt der 1716 darüber angebrachten freskierten Tafeln abbilden. Da bei einigen hier dargestellten Grabdenkmälern aus der Benediktuskirche die bis zu ihrer Versetzung vorhandenen architektonischen Rahmungen fehlen – diese weisen die nach dem verschollenen Eckherschen Grabsteinbuch kopierten Nachzeichnungen von Frey auf –, berechtigt dies zur Annahme, daß der Zeichner von AEM H 482a die Grabsteine nach den Originalen wiedergegeben hat. Allerdings sind in den meisten Fällen keine paläographisch getreuen Wiedergaben der Buchstabenformen angestrebt worden, oft finden sich in den Darstellungen sogar übergeschriebene Korrekturen und Wiederholungen. Da auf dem Titelblatt der Reinschrift (BSB Cgm 1718) als Verfasser Joseph von Sedlmayr genannt ist, darf dessen Autorschaft auch für das Konzept angenommen werden, ebenso für die Nachzeichnungen. Deren Beschriftungen und die Wappentafeln stammen jedoch von anderer Hand (die Korrekturen sind jedoch wiederum von Sedlmayr).

Nach Ausweis der Wappenprägung auf dem Deckel kam die Handschrift wohl im Zuge der Säkularisation an Max Graf von Preysing. Wie ein auf dem Innendeckel eingeklebter Zettel vermerkt, wurde sie am 12. März 1883 von der Bibliothek des Metropolitankapitels aus dem Antiquariatshandel um 120 Mark als Werk von P. Karl Meichelbeck angekauft.

AEM H 602: Band (Maße 21,5 x 17 cm), Umschlag aus Karton, mit braun marmoriertem Papier bezogen, Rückenschild mit abgeschabter Beschriftung, zu Ende des 19. Jahrhunderts neu beschriftet Vita S. Corbiniani Ep(iscopi) ex Aribone, alte Signatur B 8°2 und N. 2423. 2 unpag. + 319 pag. + 3 unpag. Seiten.

Der Sammelband vereint sechs unterschiedliche Abhandlungen bzw. Verzeichnisse zur Freisinger Bistumsgeschichte, davon sind von epigraphischem Belang: Cathalogus episcoporum ecclesie Frisingensis vom Anfang des 16. Jahrhunderts (p. 63–83), in dessen mittellange Bischofsbiographien vereinzelt auch Grabinschriften eingebunden sind (Nr. 19†, 20, 26†, 93, 95, 150†), vermutlich auf Veit Arnpeck basierend, wogegen die Bischofsbiographien als Ganzes autonome Texte zu sein scheinen; Praepositi Cathedralis Ecclesiae aus dem 18. Jahrhundert (p. 95–120), das die wenigen enthaltenen Inschriften (Nr. 60, 66, 86) sicher von Eckher oder Prey übernommen hat; Reihenfolge der freysingischen Domdecane aus dem 18. Jahrhundert (p. 139–165), dessen mitgeteilte Grabinschriften (Nr. 52, 73, 78, 101, 121, 156, 207, 311, 316, 337) wiederum wohl von Eckher oder Prey abhängen.

AEM H 666: Band (Maße 20,5 x 16 cm), Einband aus Karton, mit zweispaltig beschriebenem Pergament bezogen, auf dem Rücken im Raum zwischen zwei Spalten Catalogus Episcop(orum) frising(ensium), alte Signaturen Frisingensia Vol. 66, N. 2786, B 8°66. 115 pag + 63 unpag. Seiten. Titel: Miracula B(eatae) V(irginis) capellae Montis S. Viti martyris, dazu ergänzt von späterer Hand Sequitur Vorzaichnus oder Chronica aller Bischoven des loblichen Thumb-Stüffts Freysing.

Epigraphisches Material enthält allein Verzaichnus oder Cronica aller Bischoven des Loblichen Thumstüffts Freising (p. 17–85), das nach Ausweis der Handschrift von P. Karl Meichelbeck wohl um 1700 geschrieben wurde. Joseph Schlecht hat die Abhängigkeit dieser Chronik (Schlecht A2) von der sog. Deutschen Freisinger Bischofs-Chronik (Schlecht A) nachgewiesen166). Die vier enthaltenen Inschriftentexte (Nr. 19†, 20, 93, 150†) sind demnach als Übernahmen ohne Quellenwert anzusehen.

AEM H 668: Band (Maße 21 x 16 cm), Einband aus Karton mit braun/rotem Marmorpapier bezogen, Rückenschild mit der Beschriftung Vol. 68. Catalogus der bischöfe von Freysing 2788, alte Signaturen Frisingensia Vol. 68, B 8°68, N. 2788. 3 unfol. + 134 fol. + 2 unfol. Blätter.

Die Sammelhandschrift beinhaltet u. a. auf fol. 1–74 einen deutschen Freisinger Bischofskatalog, der um 1700 abgefaßt wurde. Einziger Inschriftentext ist der des Hochgrabes für Bischof Johannes Grünwalder (Nr. 95) auf fol. 55v.

[Druckseite LXV]

AEM H 669: Band (Maße 18 x 14,5 cm), Einband aus Karton, mit rötlichem/bräunlichem Marmorpapier bezogen, altes Rückenschild mit Beschriftung Vol. 69, Catalogus d(er) Bischöfe v(on) Freysing, 2789, alte Signaturen N. 2789, B 8°69. 3 unfol. + 56 fol. + 3 unfol. Blätter. Titel: Verzaichnus, oder Cronica Aller Bischoffen deß Löblichen Thuembstiffts Freysingen.

Bereits der Titel weist das Werk als Abschrift (Schlecht A1) der sog. deutschen Freisinger Bischofschronik (BSB Cgm 5805) aus. Von unbekannter Hand zu Beginn des 17. Jahrhunderts geschrieben, endet die Chronik mit der Biographie für Bischof Ernst, die Schlußseiten fehlen. Anders als in Version Schlecht A2 sind hier die Inschriften Nr. 19†, 20, 93, 95 enthalten.

AEM (Depot Freising) PfA Freising – St. Georg A XI/6 Fasz. 3 Akt e: Aktenfaszikel im blauen Kartonumschlag, altes Deckelschild mit Beschriftung Neustift, Inventarien d(er) Kirche 1828, 1843, 1846, 1875. Darin:

– Akt (Maße 34,5 x 20,5 cm), 34 fol. Blätter, Inventarium der Meublen und Geräthschaften bei der Kirche Neustift. Für die Vte Finanz-Periode 1843/9, mit Spalten-Vordrucken, auf dem Titel oben in Rot Zum Rentamte.

– Akt (Maße 34,5 x 10,5 cm), 16 pag. Seiten, Inventarium der Meublen und Geraethschaften bei der Kirche Neustift. für die Vte Finanz Periode 1846. bei Übergabe der Kirche nach K. Regierungs-Entschließung.

– Akt (Maße 34,5 x 21,5 cm), 24 pag. Seiten, mit Abschrift vom vorigen. Auf dem Titelblatt modern ergänzt -1856.

Nur durch diese drei Inventare ist die vormalige Existenz von zwei Glocken in der ehem. Klosterkirche Neustift aus dem Erfassungszeitraum bekannt, die eine datiert von 1420 (Nr. 69†), die andere, ein Werk des Gießers Andreas Bartholomäus Weinzierl, von 1627 (Nr. 416†). Dabei erweist sich das zuerst genannte Inventar hinsichtlich der Überlieferungstreue am zuverlässigsten.

AEM Pfarrakten Haindlfing, Akt V Filialkirche Tüntenhausen (Maße 33 x 21 cm), Prozeßakten mit grauem Deckkarton, um 1920 betitelt: Acta et Processus super Visitatione sepulchri et Cultu ab im(m)emorabili S. Eberhardi de Tüntenhausen 1728–1734. Der Akt enthält:

– Schriftstücke neuerer Zeit (1969).

– 2 identische Versionen von Actorum Rotulus super vivitatione Sepulchri ven(erabili) Servi D(ivi) Eberhardi, quondam opilionis in pagi Dintenhausen, mit Auflistung der Produkte in allen Faszikeln, jeweils um oder bald nach 1835, 8 unpag. und 12 unpag. Seiten.

– Inhaltsverzeichnis der 61 Produkte zu Fasz. 1, betitelt Protocollum Super Actu visitationis et apertionis, nec non recognitionis ossium Vener(abili) DEI Servi Eberhardi in dinttenhausen Anno 1728, et 29, 2 unpag. + 26 pag. + 4 unpag. Seiten.

– Fasz. 1: Deckumschlag mit Titel: Acta Et Processus Super visitatione Sepulchri ven(erabili) Servi DEI Eberhardi quondam opilionis in pago Dinttenhausen dicto. Ex Com(m)issione R(everen)d(issi)mi et Excell(entissi)mi D(omi)ni administratoris in Spiritualib(us) de Zeller (etc. etc.) ad referendum R(everen)d(issi)mo D(omi)no Decano ad S. Andream D(omi)ni Thomae Passaur (etc.). 1., darin 2 inserierte Produkte von 1708, danach 61 Produkte (1728 Oktober 31 – 1729 November 7), schließlich ein 62. Produkt (1729 November 16), zuletzt ein Faszikel Rapularia Directoria etc., der protokollierte Zeugenaussagen beinhaltet, ohne Produktzählung.

– Inhaltsverzeichnis der 71 Produkte zu Fasz. 2, betitelt Protocollum Super cultu ab immemoriali tempore exhibito venerabili Servo DEI Eberhardo quondam pecuario in pago Dinttenhausen. 2 unpag. + 39 pag. + 3 unpag. Seiten.

– Faszikel 2: Deckumschlag mit Titel: Acta Et Processus Super cultu ab im(m)emoriali tempore exhibito venerabili Servo DEI Eberhardo quondam opilioni in pago Dinttenhausen dicto. Ex Com(m)issione R(everen)d(issi)mi et Excell(entissi)mi D(omi)ni administratoris in Sp(i)r(itua)l(i)bus de Zeller (etc. etc.) ad referendum R(everendissi)mo D(omi)no Decano ad S. Andream D(octo)ri Thomae Passaur etc. 2. 71 Produkte (1729 November 28 – 1734 März 30).

– Druckwerk von Jacobo Lacopio, Uralte Weissagung ..., 1735.

– Faszikel: Die beantragte Jubiläumsfeyer in bezug auf die Recognition der Reliquien des seel. Eberhard in der Kirche zu Düntenhausen, 1835.

Der im Zuge des 1728–1734 durchgeführten Kanonisationsverfahrens für den sel. Eberhard von Tüntenhausen erwachsene, aus mehreren Faszikeln bestehende Akt umfaßt eine Vielzahl von Produkten, in denen zur Bekräftigung der lange andauernden Verehrung des Heiligen gelegentlich auch zwei Inschriften als Beweismittel angeführt werden: zum einen eine 1613 datierte Stifterinschrift (Nr. 377†) des Neustifter Propstes Johannes III. Dollinger auf einem Gemälde, zum anderen ein auf 1618 zu datierender Bibeltext (Nr. 388a†) auf dem hölzernen Gitter, das die Grabstelle des sel. Eberhard umgab. Während das Gemälde mit Stifterinschrift zumindest zu Beginn des [Druckseite LXVI] Kanonisationsverfahrens noch vorhanden war, existierte das Gitter samt Inschrift zu diesem Zeitpunkt (1728) schon über ein Jahrzehnt nicht mehr; eine davon früher angefertigte Abschrift hat sich nicht erhalten. Die Inschriften finden sich in folgenden Produkten:

– Fasz. 1 prod. 38 p. 1: Doppelblatt mit rückseitigem Titel: Descriptio Cratum lignearum antehàc ad tumbam Eberhardi appositarum, No. 38. Auf der Vorderseite oben die Beschreibung des Gitters in Latein, danach der deutsche Inschriftentext (Nr. 388a†), bestätigt vom Notar Johann Georg Sartor, oben Datum 1728 November 29.

– Fasz. 1 prod. 41 p. 3: 16 pag. Seiten aus Doppelblättern, rückseitiger Titel: Responsa D(omini) Procuratoris causae, No. 41. Prior Marian Milbaur an die Deputierten, darin eine Zusammenfassung der Beweise für das Altertum des Eberhardskultes, dabei auch die Votivbildinschrift (Nr. 377†), datiert 1728 Dezember 21.

– Fasz. 1 prod. 61 fol. 7v, 10r: 26 fol. Blätter, fadengeheftet, rückseitiger Titel: Relatio cum votis R(everendissi)moru(m) D(omi)norum Com(m)issariorum delegatorum, Seu judicum Specialiter constitutorum, No. 61. ad processum 1mum. Das Produkt enthält eine inhaltliche Auflistung der vorangegangenen Akten, zusammengefaßt von Thomas Passauer, 1729 Oktober 22, vom Notar Johann Georg Sartor 1729 November 7 beglaubigt, mit beiden Inschriften (Nr. 377†, 388a†).

AEM Pfarrakten Haindlfing, Filialk. Tüntenhausen, ohne Signatur, Band (Maße 32,5 x 20 cm), Einband aus Karton, mit braunem Leder bezogen, Rücken geprägt, Rückenschild mit Goldprägeschrift PROCESSU BEATI EBERHARDI. 6 unpag. + 13 pag. + 1 unpag. + 139 pag. + 2 unpag. + 31 pag. + 2 unpag. + 93 pag. + 69 unpag. Seiten. Titel Acta Utriusq(ue) Processus in Causa Visitationis Sepulchri Beati Eberhardi Confessoris, et quondam opilionis in Dintenhausen, Utj et Super Casu excepto, seu Cultu im(m)emorialj publico, huic beato ab im(m)emorabilj tempore ante Bullam Urbanj VIII. Pontif(icis) Maximj exhibito Frisingae constructa. In quibus Visitatio Sepulchrj, et Cultus ej per saecula praestitus ex probatis Authoribus, Juratis Testibus, et antiquissimis monumentis, et Instrumentis exhibentur, ac Quidquid deniqu(e) inter Promotorem Fidej, et Procuratorem Causae actum est, reperitur. Desumpta, et descripta ex vero, et authentico Originalj in Archivio Curiae Ep(iscopa)lis Frising(ensis) asservato ANNO M.D.CC.XXXV. Im August 2009 im Antiquariatshandel erworben.

Der Band ist eine 1735 gefertigte Abschrift der heute im AEM befindlichen Prozeßakten zur Kanonisation des sel. Eberhard von Tüntenhausen. Sein Inhalt gliedert sich in:

– Inhaltsverzeichnis der 61 Produkte zu Fasz. 1. 2 unpag. + 13 pag. Seiten (Textbeginn: Prothocollum Super Visitatione …), danach 1 unpag. Seite. Titel: Acta, et Processus super Visitatione, et apertitione Sepulchrj nec non recognitione, et approbatione Ossium, aut Reliquiarum, Seu super identitate Corporis S. Eberhardj quondam Pecuarij in Dintenhausen, ibidem reperrj, et legitimè obsignarj Annis 1728, et 29. - Processus 1mus Referente Reverend(issi)mo D(omino) Doctore Thoma Passauer Consil(iario) Ecclesiast(ico) Frising(ensis) et ibidem Insignis Collegiatae Eccles(iae) ad S. Andream Decano. Hier ist die Abschrift eines jeden Produkts des ersten Prozesses enthalten, davon auf p. 5 die Stifterinschrift von prod. 41 (Nr. 377†).

– Abschrift von Faszikel 1. 139 pag. Seiten. Titel: Acta Processvs Super visitatione, et apertitione Sepulchri ven(erabilis) Servi Dei Eberhardi quondam opilionis in Dintenhausen. Auf p. 33 findet sich das prod. 38 mit der Gitterinschrift (Nr. 388a†), auf p. 43 das prod. 41 mit der Stifterinschrift (Nr. 377†), auf p. 102 das prod. 61 mit der Gitterinschrift von prod. 38 (Nr. 388†), auf p. 108 das prod. 61 mit der Stifterinschrift von prod. 41 (Nr. 377†).

– Inhaltsverzeichnis der 71 Produkte zu Fasz. 2. 1 unpag. + 31 pag. Seiten. Titel: Acta, et Processus super Casu Excepto, seu Cultu publico Beato EBERHARDO quondam Opilionj in Dintenhausen ab immemorialj tempore ante Bullam Urbanj VIII Pontif(icis) Max(imi) exhibito. Ab Anno 1729 usq(ue) ad annum 1734 inclusivè. Processus 2dus. Referente eodem R(everen)d(issi)mo D(omino) Doct(oris) Thoma Passauer, ad S. Andrea(m) Decano etc. Textbeginn: Protocollum super Cultu ab Immemoriali tempore exhibito ven(erabilis) Servo Dei Eberhardo quondam pecuario in pago Dintenhausen.

– Abschrift von Faszikel 2. 2 unpag. + 93 pag. + 69 unpag. Seiten. Titel: Acta et Processus Super Cultu imemoriali Venerabili Servo Dei Eberhardo quondam in Dinttenhausen, Parochiae Novecellensi Eccl(es)iae incorporata pecuario ante Decreta Universalis inquisitionis in S. Congregationis jussu Urbani VIII editus, exhibito, secundum praecedens Protocollum dispositus, ex originalis Desumptus, ac Conscriptus 1734. Enthält auf p. 1–88 die Prozeßakten des zweiten Prozesses, ab p. 89 Continuatio relationis. Auf der letzten beschriebenen Seite die notarielle Beglaubigung der Abschrift durch Notar P. Marian Milbauer, 1735 Juli 22.

Ein weiterer Band mit Abschriften der Akten des Eberhard-Prozesses siehe unter DBMF.

[Druckseite LXVII]

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München

BayHStA Domkapitel Freising Urkunde Nr. 217. Urkunde (Maße 13,3 x 22,3 cm), Pergament, in altem Papierumschlag, dieser beschriftet a(nn)o 1347. Custodiae Reliquiae Kast: 1., Schtl 31. Fasc.: 12, Doc: num 1., die Urkunde rückseitig beschriftet Catalogus SS: Reliquiorum in Altari S: Benedicti, vor 3 Marty 1347.

Die 1716 im Altarblock der Benediktuskirche gefundene Urkunde, die wohl bald nach 1347 verfaßt wurde, beinhaltet nicht nur ein Reliquienverzeichnis dieses Altars sondern auch die von anderer Hand hinzugefügte Abschrift einer Bauinschrift aus der Zeit um 1100 (Nr. 4†) sowie – von wiederum anderer Hand – eine Grabinschrift für Domdekan Otto von Maxlrain (Anh. Nr. A3). Während die Bauinschrift in einer weiteren Quelle des 12. Jahrhunderts (BSB Clm 6427) belegt ist, bleibt die Urkunde der einzige Nachweis für die mutmaßliche Existenz der Grabinschrift.

BayHStA Freising Urkunde 1708 Januar 27: Urkunde (Maße 43,5 x 43 cm), Pergament, in altem Papierumschlag mit Beschriftung: de a(nn)o 1708. Originalia. Duo Instrumenta Notarialia. 1mum Super Inventione Corporis S. Nonnosi 27. Jan(uarii) 1708. Kasten. 2dum Super reseratione et Perlustratione Reliquiarum d(ict)i Sancti. 1. febr(uarii) ejusd(em) a(nn)i. Schublade. Litt. doc. a & b. Acta fris. et Doc. arch., alte Signaturen F. 88, 1106.

Das Notariatsinstrument des Notars Joseph Anton Bockmair beglaubigt die Auffindung und Authentizität der Nonnosus-Reliquien, ausgestellt am 27. Januar 1708. Bemerkenswert erscheint, daß nicht nur eine Inschriftentranskription der aufgefundenen Bleitafel (Nr. 10†), sondern auch eine einigermaßen paläographisch getreue Nachzeichnung der Buchstabenformen geboten wird. Da die späteren Transkriptionen nur den Textinhalt wiedergeben, kommt der Urkunde ein ungleich höherer Quellenwert zu.

BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1: Heft (Maße 35 x 22,5 cm). 2 unpag. + 89 pag. + 5 unpag. Seiten mit Versteigerungsvordrucken im Innern. Titel: Inventarium über die Paramenten, und Geräthschaften der Kirche des aufgelösten Stifts St. Andrä in Freising aufgenom(m)en vom 25t(e)n Februar bis 3t(e)n März 1803. In Praesentia des Churfürst(lichen) Condirectors Joseph Elbling 〈versteigert Hofkam(m)er Rath Mayer〉 des Canonicus, und Custos Ignatz Hindtl, welcher jedoch die wenigste Zeit anwohnte. Mit Beiziehung des Küsters Johann Danegger, dann des verpflichteten Schätzmanns Johann Buck. Act(um) Schmid, Sekant. 〈Justificirt, und bedenken darüber aufgestelt den 19ten Jenner 1804. Kolbekh.〉

Das Versteigerungsinventar des Kollegiatstifts St. Andreas listet insgesamt 749 Nummern, davon Nr. 1–236 In der kleinen Sakristey, Nr. 237–415 In der großen Sakristey, Nr. 416–421 Im Küster-Stüberl, Nr. 422–497 Kirchengang auf der Epistel-Seite, Nr. 498–527 Im Chor und mittern Gange, Nr. 528–580 Im kleinen Glocken-Hause, Nr. 581–644 Im Neubau, Nr. 645 Im Keller, Nr. 646–648 Im Thurm-Gewölb, Nr. 649–658 Unterm Kirchdach, Nr. 659–683 In der St. Martins-Kapelle, Nr. 684–706 In Unser Lieben Frau Kapelle, Nr. 707–724 Nachtrag. Inschriften-Objekte sind dabei das Gemälde-Epitaph für Weihbischof Bartholomäus Scholl als Nr. 466 (Nr. 327†), die Tumba für Bischof Ellenhard als Nr. 526 (Nr. 24†), das Chorgestühl als Nr. 507 (Nr. 68(†)), das Gemälde-Epitaph für Erasmus Litzlkircher als Nr. 532 (Nr. 268), das Gemälde-Epitaph für Stiftsdekan Georg Zauner als Nr. 533 (Nr. 376†), das Gemälde-Epitaph für die Stiftskanoniker Joseph und Paul Geroltspeckh als Nr. 538 (Nr. 284†), die fünf Glocken der Stiftskirche als Nr. 654–658 (Nr. 349†), das Bildrelief für Wolfgang Wirsing als Nr. 700 (Nr. 166(†)), drei von Wirsing gestiftete Bildfenster aus der Allerheiligenkapelle als Nr. 701, 703, 704 (Nr. 117†) und ein Bildfenster des Stiftsherrn Hieronymus Schretzmayr als Nr. 702 (Nr. 338†), das Kirchenpflaster in der Stiftskirche und in der Liebfrauenkapelle erscheint als Nr. 723. Unter diesen bieten die Nummern 702 und 704 (Nr. 170†/IV, 338†) Inschriftentranskriptionen, Nr. 704 stellt sogar die einzige Originalquelle für die Existenz dieser Inschrift dar. Eine Edition der gesamten Inventarliste wurde von Joseph Schlecht 1906 vorgenommen.

BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 58: Doppelblatt (Maße 33,5 x 21 cm) aus hellblauem Papier. 4 unpag. Seiten. Titel: Auszug Aus dem Inventario über die Paramenten, Gemälde und Geräthschaften der Kirche des erloschenen Stifts St: Andre derjenigen Stücke, welche bey Versteigerung derselben unverkauft blieben.Verfaßt Freysing den 23ten May 1804.

Der kurze Auszug aus dem Gesamtinventar (BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1) beinhaltet entsprechend dem Titel die bei der Versteigerung aus verschiedenen Gründen nicht verkauften Stücke. Auf p. 1 sind die Inventarnummern 460, 465, 498, 501, 540, 544, 552, 560, 564 mit ihren Beschreibungen aus dem Gesamtinventar übernommen, ebenso auf p. 2 die Inventarnummern 700, 701, 702, 703, 704. Davon sind den Nummern 702 (Nr. 338†) und 704 (Nr. 117†) gemäß der Vorlage die Inschriftentranskriptionen beigegeben.

[Druckseite LXVIII]

BayHStA HL Freising Nr. 1: Band (Maße 35 x 26 cm), abmontierter Originaldeckel aus Karton, Rücken und Ecken mit hellbraunem Leder, die Deckel mit hellbraun gesprenkeltem Papier bezogen, heutiger Deckel aus Buchenholz, der Rücken mit weißem Schweinsleder bezogen, zwei Schließen, alte Signatur 192. 8 unfol. + 209 fol. + altes Einbandblatt (aus Missale) + 6 unfol. Blätter, Pergament.

Das am Ende des 14. Jahrhunderts entstandene Freisinger Kopialbuch beruht auf der Vorlage des Traditionsbuchs von Conradus Sacrista (BayHStA HL Freising Nr. 3c) und enthält Nachträge bis zum Tode von Bischof Veit Adam († 1651); dabei wurden die Texte jedoch teilweise nicht wörtlich aus dem Werk des Conradus Sacrista übernommen, sondern bearbeitet und umgeschrieben. Von besonderem Reiz sind hierbei die Bischofs- und Herrscherdarstellungen, von denen nur einige zu Beginn aus der Entstehungszeit stammen, die restlichen wurden im 16. und 17. Jahrhundert eingefügt. Anders als in der Vorlage, wo dem Beginn einer neuen Bischofsherrschaft einleitende Distichen nach dem möglichen Vorbild einer gemalten Bischofsreihe im Dom vorangestellt werden, gibt es diese hier bei den frühen Bischöfen nur vereinzelt, erst ab Bischof Abraham treten sie kontinuierlich auf (Anh. Nr. A2 V, IX, X, XI [nur Zusatz Outo manens …], XIII, XV–XXIV). Da es sich aber durchweg um Abschriften aus Conradus Sacrista handelt, hält sich der Quellenwert des Freisinger Kopialbuchs in bezug auf diesen mutmaßlichen Inschriftenbestand in Grenzen.

BayHStA HL Freising Nr. 3: Band (Maße 25,5 x 19,5 cm), Einband des 16. Jahrhunderts aus Holz, mit geprägtem Schweinsleder bezogen, Reste von zwei Schließen aus Messing. 129 fol., Pergament.

Der als Liber statutorum bekannte Codex beinhaltet auf fol. 2–48 eine von Domkustos Wernhard von Kochenheim 1354 verfaßte Abschrift des Traditionsbuchs von Conradus Sacrista (BayHStA HL Freising Nr. 3c), nach einigen Einschüben folgt dann auf fol. 50v–52v das auch in der Vorlage (auf fol. 123r–124v) vorhandene Totenbuch, während den Codex hauptsächlich Dokumente zur Verfassungsgeschichte des Domkapitels und ein Alexanderroman beschließen. Anders als der Kopist von BayHStA HL Freising Nr. 1 hielt sich Wernhard von Kochenheim in Bezug auf die in Distichen abgefaßten Kapitelüberschriften (Anh. Nr. A2) eng an seine Vorlage. Erstaunlicherweise fügt er für Bischof Erchanbert als Überschrift die zugehörigen Distichen ein, während diese bei Conradus Sacrista im Haupttext fehlen, sie sind nur auf dem Vorsatzblatt mit den Distichen und Bischofsmedaillons enthalten. Da es sich bei den im Codex enthaltenen Inschriftentexten (Anh. Nr. A2, Nr. 91, 150†) um bloße Abschriften handelt, bleibt ihr quellenmäßiger Wert wiederum gering.

BayHStA HL Freising Nr. 3c: Band (Maße 43,5 x 29 cm), derzeit ungebunden, alte Signatur 238. 5 unfol. + 125 fol. Blätter, Pergament.

Die als Traditionscodex des Conradus Sacrista bekannte, reich illuminierte Handschrift gehört nach dem Cozroh-Codex (BayHStA HL Freising Nr. 3a) und dem Codex Commutationum (BayHStA HL Freising Nr. 3b) zu den herausragendsten Traditionsbüchern in Bayern, da der Verfasser beabsichtigte, mit ihr ein umfassendes bistumgeschichtliches Werk vorzulegen. Laut Datierung im Text (fol. 1r) wurde die Handschrift 1187 im Skriptorium des Freisinger Domklosters auf Veranlassung von Conradus Sacrista angelegt. Der zweispaltig geschriebene Text des Conradus reicht bis fol. 121r, danach folgen bis fol. 122v Nachträge vom Anfang des 13. Jahrhunderts und auf fol. 123r–124v solche des 14. und 15. Jahrhunderts. Inhaltlich schließt sich die Handschrift zunächst dem Kopialbuch des Cozroh an, indem von dort die Freisinger Traditionen bis zu Bischof Anno übernommen sind, danach geht Conradus überlieferungsbedingt zu einem Verzeichnis der Herrscherprivilegien in Form von Königs- und Kaiserdiplomen über. Eine herausragende Stellung nehmen hierbei die unter Bischof Egilbert erworbenen Privilegien ein, die er von den Kaisern Heinrich II. und Konrad II. erhalten hatte. Den Schluß bilden ein Totenbuch des 14. Jahrhunderts und die Kurzbiographien der Bischöfe des 15. Jahrhunderts

Ebenso wie jedem neuen Textabschnitt zwei Medaillons mit den Porträts des Bischofs und des jeweiligen weltlichen Herrschers vorangestellt sind, gibt es auch auf der Versoseite des letzten vorderen Vorsatzblattes (fol. ad 1v) Medaillons – insgesamt 15 Stück – mit den Brustbildern von Bischöfen, die nachträglich den 24 auf diesem Blatt notierten Distichen linkerhand beigegeben sind. Sigmund Benker glaubte nun, aufgrund der in den Bischofsdistichen erwähnten Ortsangaben wie etwa arx, aula etc., es handle sich um reale Standorte im Chor der Domkirche, so daß die Distichen samt Medaillons demnach als Kopien eines ehemals real existierenden gemalten Bischofszyklus des frühen 12. Jahrhunderts zu gelten hätten, der im Lauf der Zeit erweitert wurde (Anh. Nr. A2). Daß es sich aber auch nur um eine rein literarische Annäherung an ein gemaltes Bildprogramm handeln könnte, wird dadurch bekräftigt, daß fast alle Distichen auch als Kapitelüberschriften für die jeweilige Bischofsherrschaft Verwendung fanden (III–VII, IX–XXIV) und demnach auf eine weitere, heute verlorene Quelle zurückgehen könnten. In jedem Falle bildet der Traditionscodex des Conradus [Druckseite LXIX] Sacrista die Basis für die weitere Überlieferung dieser Distichen im Freisinger Kopialbuch des 14. Jahrhunderts (BayHStA HL Freising Nr. 1), im Kopialbuch des Wernhard von Kochenheim (BayHStA HL Freising Nr. 3) und in einer Sammelhandschrift des späten 15. Jahrhunderts (UBM 2° Inc. lat. 1108).

Ein anderer Überlieferungsstrang ging von den Ergänzungen des 14. und 15. Jahrhunderts auf fol. 123r–124v aus. Von den hier nachgetragenen Bischofsbiographien wurden diejenigen der Bischöfe Gerold und Konrad I. von Tölz wortwörtlich für eine im 15. Jahrhundert retrospektiv angefertigte Gedenkplatte herangezogen (Nr. 91), desgleichen die für Bischof Johannes I. (Nr. 150†). In der nicht-epigraphischen Überlieferung wurden die hier vorgefundenen Formulierungen quasi bis in die spätesten Bischofsbiographien hinein tradiert und entwickelten Vorbildcharakter, wenn es darum ging, die Verdienste des jeweiligen Bischofs knapp zu charakterisieren.

BayHStA HL Freising Nr. 592: Band (Maße 33 x 22 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, auf dem Vorderdeckel ein Titelschild mit der Beschriftung Designatio Omnium Altarium, Beneficiorum, Patrociniorum, Dedicationum, Missarum, et Obligationum, Item Processionum, et Thurificationum in Eccl(es)ia Cathedrali per annum peragi Solitarum, diligenti et iteratâ inquisitione conscripta, et Confirmata. Anno 1702. 6 unpag. + 145 pag. + 3 unpag. Seiten. Titel: Specificatio, et Designatio novissima, ad normam visitationum Anno .1693. et .96. institutaru(m) facta, in qua numerus Altarium, et Beneficiorum; Item obligationes Missarum Legendarum, Dedicationum, Patrocinioru(m); Processionum, Thurificationum in Capellis Peragendarum continentur, Ex Mandato Reverendissimi ac Celsissimi Joannis Francisci S(acri) R(omani) J(mperii) P(rincipis) ac Ep(iscop)i Frisingensis Speciali. Conscripta, Revisa, et confirmata Anno :1702. Pro Eccl(es)ia Cathedrali Frising(ensi).

Das 1702 angelegte Altarweihe- und -stiftungsverzeichnis des Freisinger Doms enthält im hinteren Teil als Anhang die Transkriptionen der vier Kopfreliquiare (Nr. 30†, 32†, 33†, 97†), die zu diesem Zeitpunkt offenbar noch im Domschatz vorhanden waren; zugleich ist es die älteste kopiale Überlieferung dieser Inschriften.

BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161: Band (Maße 34 x 21,5 cm), Einband aus Karton, Ecken und Rücken mit Pergament, Deckel mit braunem Papier bezogen, altes Rückenschild mit Beschriftung RAPULARE Actor(um) & Fundati(onum) Insignis Collegiatae S: ANDREAE. 2 unfol. + 376 fol. + 2 unfol. Blätter. Titel: RAPULARE ACTORUM INSIGNIS COLLEGIATAE S: ANDREAE. Konzeptband zu Nr. 162–164, ohne Urkundentexte und ohne Nachzeichnungen.

BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162: Band (Maße 43 x 29 cm), Einband aus Holz, mit geprägtem Schweinsleder bezogen, auf beiden Deckeln je vier mit Regenceornamentik gravierte Eckbeschläge aus Messing mit Buckeln, im Zentrum beider Deckel je eine Messingkartusche mit Darstellung eines Heiligen, dazu die Beischrift S. ANDREAS bzw. .S. LAVRENTI(VS) M(ARTYR), zwei Schließen mit Ornamentik wie bei den Eckbeschlägen, braunes Rückenschild mit Goldprägeschrift ACTORUM INSIGNIS ECCLESIAE COLLLEGIAT(AE) S: ANDREAE. VOLVMEN. I., roter Schnitt. 16 unpag. + 739 pag. + 15 unpag. Seiten. Titel: ACTORUM INSIGNIS COLLEGIATAE Ecclesiae Sancti Andreae Apostoli in Monte Frisingensi VOLUMEN PRIMUM Exhibens Res gestas à primo Fundationis Anno usque ad Annum MD CONSCRIPTUM ANNO DOMINI MDCCXXVIII. Wohl von Notar Johann Georg Sartor geschrieben (s. p. 739).

BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 163: Band (Maße 43,5 x 29,5 cm), Einband aus Holz, mit geprägtem Schweinsleder bezogen, auf beiden Deckeln je vier mit Regenceornamentik gravierte Eckbeschläge aus Messing mit Buckeln, im Zentrum beider Deckel je eine Messingkartusche mit Darstellung eines Heiligen, dazu die Beischrift S. XYSTVS P(APA) M(ARTYR) bzw. S. BATHO CONF(ESSOR), zwei Schließen mit Ornamentik wie bei den Eckbeschlägen. Roter Schnitt, braunes Rückenschild mit Goldprägeschrift ACTORUM INSIGNIS ECCLESIAE COLLEGIAT(AE) S: ANDREAE. VOLVMEN. II., roter Schnitt. 6 unpag. + 564 pag. + 2 unpag. Seiten. Titel: ACTORUM INSIGNIS COLLEGIATAE Ecclesiae Sancti Andreae Apostoli in Monte Frisingensi VOLUMEN SECUNDUM Exhibens Res gestas ab Anno Christi MDI usque ad Annum MDC CONSCRIPTUM ANNO DOMINI MDCCXXIX. Wohl von Notar Johann Georg Sartor geschrieben.

BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 164: Band (Maße 43,5 x 29,5 cm), Einband aus Holz, mit geprägtem Schweinsleder bezogen, auf beiden Deckeln je vier mit Regenceornamentik gravierte Eckbeschläge aus Messing mit Buckeln, im Zentrum beider Deckel je eine Messingkartusche mit Darstellung eines Heiligen, dazu die Beischrift S: CORBINIANVS bzw. S. MARTINVS, zwei Schließen mit Ornamentik wie bei den Eckbeschlägen, rotes Rückenschild mit Goldprägeschrift ACTORUM INSIGNIS ECCLESIAE COLLLEGIAT(AE) S: ANDREAE. VOLVMEN. III., roter [Druckseite LXX] Schnitt. 8 unpag. + 879 pag. + 3 unpag. Seiten. Titel: ACTORUM INSIGNIS COLLEGIATAE Ecclesiae Sancti Andreae Apostoli in Monte Frisingensi VOLUMEN TERTIUM Exhibens Res gestas ab Anno Christi MDCI usque ad Annum MDCCXXX CONSCRIPTUM ANNO DOMINI MDCCXXX. Wohl von Notar Johann Georg Sartor geschrieben.

Verfasser der prachtvoll gebundenen, dreibändigen Stiftschronik von St. Andreas (BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162–164) aus den Jahren 1728–1730 ist der Kanoniker Franz Joseph Anton Schmidt. Vorbild hinsichtlich der Zusammenführung von historischen Fakten und Quellenmaterial war Meichelbecks Historia Frisingensis, doch schreitet Schmidt ohne Zäsuren streng chronologisch voran; lediglich die notwendige Aufteilung auf drei Bände veranlaßte ihn, hierfür Jahrhundertgrenzen zu wählen. Der Inhalt besteht zunächst aus alphabetisch sortierten Kanonikerlisten, wechselt dann zur Gründungsgeschichte unter Berücksichtigung des Gütererwerbs und verzeichnet schließlich für jedes einzelne Jahr die historischen Ereignisse samt Abschrift der wichtigsten Urkunden. Vereinzelt bindet Schmidt auch kolorierte Nachzeichnungen von Siegeln und Notariatssigneten in den mit großer Sorgfalt, fast kalligraphisch geschriebenen Text ein. Aus dem reichen Inschriftenmaterial von Domkirche und St. Andreas wählt er vergleichsweise wenige Beispiele aus, so für Band I die Grabinschriften für die Bischöfe Emicho (Nr. 19†), Gottfried (Nr. 20), Ellenhard (Nr. 24†, hier die gesamte Tumba in Nachzeichnung) und Johannes I. Wulfing (Nr. 150†), die Gestühlinschriften von 1420 (Nr. 68(†) mit Wappennachzeichnung), die Grabinschriften für Weihbischof Johannes Frey (Nr. 117), Kanoniker Johannes Heller (Nr. 120, mit Nachzeichnung) und Stiftspropst Heinrich von Baruth (Nr. 126, mit Nachzeichnung); für Band II die Stifterinschrift von Kanoniker Wolfgang Wirsing Nr. 166(†), dessen Grabinschrift (Nr. 169, mit Nachzeichnung), die Grabinschriften für Kanoniker Johannes Bald (Nr. 197†), Stiftsdekan Johannes Karner (Nr. 200†), Kanoniker Michael Fischer (Nr. 208, mit Nachzeichnung), dazu dessen Gedenkinschrift auf dem Epitaph (Nr. 212†), für Kanzler Ludwig Römer (Nr. 279†), schließlich die Inschriften des neuen Geläuts von 1600 (Nr. 349†); für Band III die Grabinschriften für Kanoniker Leonhard Heiß (Nr. 378†, mit Nachzeichnung) und Weihbischof Bartholomäus Scholl (Nr. 427†). Beachtenswert sind die inschriftlosen Nachzeichnungen der verschiedenen Baustadien der Klosterkirche St. Andreas zu Beginn von Band I und die Wiedergabe des von Wolfgang Wirsing 1515 gestifteten Bildfensters (Nr. 170†) in Band II. Bei sämtlichen Nachzeichnungen mit Inschriften fällt auf, daß – mit passablem Erfolg – versucht wurde, die Buchstabenformen gemäß dem Vorbild wiederzugeben. Wie die eingeklebten Zeichnungen der Ellenhard-Tumba (Nr. 24†) und die aus Platzmangel quer eingezeichnete Platte für Heinrich von Baruth (Nr. 126) belegen, wurden die Illustrationen erst später eingefügt. Dieses Vorgehen legt auch der noch erhaltene Konzeptband (BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 161) von Schmidt nahe: Er enthält den gesamten Text aller drei Bände, jedoch ohne die Urkundenabschriften und auch ohne die Abbildungen, für die stets nur Platzhalter für eine spätere Ausführung reserviert sind.

Auch wenn die meisten der in der Schmidtschen Chronik wiedergegebenen Inschriftentexte durch andere Kopialen belegt sind und auch zur Mehrzahl der Nachzeichnungen die Originale noch existieren, kommt dem Werk in bezug auf die Gesamtheit des hier versammelten archivalischen und epigraphischen Materials eine Schlüsselstellung unter den Quellen zu St. Andreas zu. Eine vollständige Abschrift des mittleren 19. Jahrhunderts ist ebenfalls erhalten (AEM H 270–272).

BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 175: Akt (Maße 33 x 21,5 cm) im alten Papierumschlag mit Beschriftung Relationes Historicae et alia notata De Sanctitate Ellenardi fundatoris Collegiatae Si Andrae freising.

Der im Zusammenhang mit der geplanten Kanonisation von Bischof Ellenhard im Stift St. Andreas in den Jahren 1723–1725 erwachsene Akt wurde in der auslaufenden Korrespondenz größtenteils von Franz Joseph Anton Schmidt verfaßt. Enthalten sind zahlreiche historische Notizen, teils mit Transkriptionen der Inschriften der Ellenhard-Tumba (Nr. 24†), aber auch eine kleine dreidimensionale Ansicht der Tumba (Abb. 149) sowie ein Blatt mit der simultanen Nachzeichnung ihrer Aufsicht, des rechten Seitenteils sowie der beiden Schmalseiten, wie sie in einigen anderen Werken ebenfalls dargestellt ist (AEM H 57, BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162, BSB Cgm 1717, HVO Ms. 318, AEM H 270). An der Nachzeichnung hier fallen die sehr sorgfältige, künstlerische Ausführung und das Bestreben, den Schriftcharakter getreu wiederzugeben, auf, ebenso die Darstellung des nach Erneuerung der Tumba 1723 so nicht mehr existierenden abgearbeiteten linken Strebepfeilers an der kopfseitigen Fläche (Nr. 1 in der Nachzeichnung). Dies läßt darauf schließen, daß die dem Akt beigegebene Nachzeichnung älter als der gesamte, 1723 einsetzende Aktenvorgang ist und vielleicht sogar als „Urbild“ aller späteren Nachzeichnungen zu gelten hat.

BayHStA Oefeleana Nr. 23: Buchkassette (Maße 29 x 17 cm) mit ungebundenen Folioblättern, die Kassette aus Karton, der Rücken mit braunem, goldgeprägten Leder, die Hülle mit grau getupftem [Druckseite LXXI] Kleisterpapier bezogen, braunes Rückenschild mit Goldprägeschrift ANDREAE FELICIS OEFELII BIBLIOTH(ECA) BOICI., auf grünem Rückenschild CANCELLARII BOICI TOM. III.

BayHStA Oefeleana Nr. 24: Buchkassette (Maße 29 x 17 cm) mit ungebundenen Folioblättern, die Kassette aus Karton, der Rücken mit braunem, goldgeprägten Leder, die Hülle mit grau getupftem Kleisterpapier bezogen, braunes Rückenschild mit Goldprägeschrift ANDREAE FELICIS OEFELII BIBLIOTH(ECA) BOICI., auf grünem Rückenschild CANCELLARII BOICI TOM. IV.

BayHStA Oefeleana Nr. 25. Buchkassette (Maße 29 x 17 cm) mit ungebundenen Folioblättern, die Kassette aus Karton, der Rücken mit braunem, goldgeprägten Leder, die Hülle mit grau getupftem Kleisterpapier bezogen, braunes Rückenschild mit Goldprägeschrift: ANDREAE FELICIS OEFELII BIBLIOTH(ECA) BOICI., auf grünem Rückenschild: CANCELLARII BOICI TOM. V.

Jede der Buchkassetten enthält teilweise zu Produkten zusammengestellte, teilweise lose, vor allem in BayHStA Oefeleana Nr. 23 alphabetisch sortierte Folioblätter von der Hand Andreas Felix Oefeles mit Abschriften aus Archivalien, Druckwerken und von Grabinschriften zu den bayerischen Kanzlern und Vizekanzlern. Als Entstehungszeit der Blattsammlung ist der Zeitraum um 1760/80 anzunehmen.

In BayHStA Oefeleana Nr. 23 ist ein Cancellarij Frisingenses betiteltes Produkt mit Quellenabschriften zur Genealogie und Vita der jeweiligen Freisinger Kanzler enthalten, wobei auch Materialien zu Familienangehörigen aufgenommen sind. Grabinschriften beinhaltet die Blattsammlung zu Hieronymus Aurbach für Katharina Kepser (Nr. 241) und ihn selbst (Nr. 443†), die zu Wolfgang Hunger für ihn selbst (Nr. 242), die zu Johann Lorich für ihn selbst und seine Ehefrau (Nr. 296†), die zu Ludwig Römer ebenfalls für ihn selbst und seine Ehefrauen (Nr. 279† mit kolorierter Wappennnachzeichnung, 317†). Die Inschriftentranskription des Epitaphs für Ludwig Römer (Nr. 317†) stellt außerdem die einzige Überlieferung dieser sonst unbekannten Inschrift dar. Außerhalb dieses Produkts sind auch noch in der Zusammenstellung für Augustin Lösch zwei Inschriften enthalten, die seine Ehefrau Anna (Nr. 202) und seinen Sohn Leo, den nachmaligen Freisinger Bischof (Nr. 250), betreffen. In BayHStA Oefeleana Nr. 24 ist nur in der Blattsammlung für Ludwig Tölkner die Grabinschrift für Domdekan Konrad Tölknar (Nr. 54) enthalten, in BayHStA Oefeleana Nr. 25 in derjenigen für Johann Georg Herwart die Gedenkinschrift für Johann Christoph Herwart (Nr. 395).

Es erscheint zweifelhaft, ob sich Anton Felix Oefele für seine Materialsammlung der Freisinger Kanzler im Grabschriftenverzeichnis (BSB Oefeleana 10 IV) seines Bruders Joseph Anton Leopold bediente, da in Fällen, wo dieselbe Inschrift in beiden Verzeichnissen aufscheint, deutliche Unterschiede zwischen den Transkriptionen zu beobachten sind (etwa bei Nr. 296†), auch ist Nr. 317† nicht im Freisinger Grabschriftenverzeichnis des Bruders erfaßt. Es scheint also weitere, Anton Felix Oefele noch zur Verfügung stehende Abschriften der Freisinger Inschriften gegeben zu haben, die sich jedoch nicht erhalten haben.

BayHStA HL 3 Fasz. 155/13: Akt (33,5 x 22 cm) im blauen Kartonumschlag, 24 Produkte zu 37 unfol. Blättern.

Der Akt umfaßt Besprechungsnotizen, Textentwürfe, Korrespondenz und Verträge zwischen der bischöflichen Kanzlei und dem Münchner Glockengießer Wolfgang Steger zum Guß der acht neuen Domglocken (Nr. 259266†) in den Jahren 1563/64. Besonders drei Produkte zu Beginn sind von größter epigraphischer Relevanz: Im ersten Produkt, das aus zahlreichen, flüchtig niedergeschriebenen Besprechungsnotizen besteht und rückseitig den Betreff Relation in causa dess Glockengießers zu München trägt, wird Sebalt Hering, Steinmetz, der sechs staine thäfele gemacht, erwähnt. Damit sind die Model aus Solnhofer Stein gemeint, die zur Herstellung der Schriftkartuschen (jeweils Inschrift II) dienten. Außerdem sind auf dem letzten Blatt von Nr. 4 bis 8 – die vorherigen 3 Nummern befanden sich wohl auf einem weiteren Blatt, das heute fehlt – die jeweils am Hals und am Schlagring umlaufenden Inschriften notiert, wie sie an den jeweiligen Glocken auch ausgeführt wurden, und zwar in der Reihenfolge Nr. 262/III, I; 263/I, II; 264/I, III; 265/III, I; 266†/I, III. Hier wird als Autor der Verse der Freisinger Hofpoet Joachim Haberstock genannt. Das folgende Produkt, das mit Inscriptiones in Campanas überschrieben ist, beinhaltet Textentwürfe für die Schriftkartuschen, die auf der Flanke der Glocken angebracht sind und für die sich drei der Model aus Solnhofer Stein erhalten haben. Die fortlaufende Numerierung ist III, VII, IIII, I, II, V, VI, VIII (Nr. 264/II, 266†/II, 262/II, 259/II, 260/II, 263/II, 261/II, 265/II). Neben einigen Textergänzungen und -änderungen gegenüber der späteren Ausführung fällt auf, daß die Inschriften von Nr. 261 und 264 noch vertauscht sind, ebenso von Nr. 265 und 266†. Einige nach II (Nr. 260/II) eingeschobene Textentwürfe wurden nicht umgesetzt. Ein weiteres, ebenfalls Inscriptiones in Campanas betiteltes Produkt stellt eine Reinschrift des vorigen dar, doch gibt es auch hier noch Ausstreichungen; die vertauschte [Druckseite LXXII] Reihenfolge ist identisch. Ein späterer Vermerk auf der Rückseite (von Georg Philipp Finckh?) stellt fest: seindt nicht also uf die glokhen gemacht word(en), sond(ern) wie zu sehen schone vers darauf gegoss(en) word(en).

Neben der Tatsache, daß durch den Aktenvorgang selbst sowie durch die darin enthaltenen Textentwürfe die Entstehung des größten heute noch erhaltenen Renaissance-Geläuts in Europa eindrucksvoll dokumentiert ist, erscheint aus epigraphischer Sicht besonders bemerkenswert, daß die hier versammelten Texte auch eine Rekonstruktion der Beschriftung der später umgegossenen kleinsten Glocke (Nr. 266† zu Nr. 267) erlauben.

BayHStA HL 3 Fasz. 161 Inventar 1745: Band (Maße 30,5 x 20 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, Reste von zwei blauen Schließbändern, auf dem Vorderdeckel goldgeprägtes Wappen von Bischof Johann Theodor mit Umschrift IOH: THE: D: G: EP: FR: &RAT: UT: BA: &S: P: D: G: P: R: S: R: I: P: L: L, alte Signaturen N: 32, 3 RN. 32. 3 unfol. + 184 fol. + 1 unfol. Blätter. Titel: Inventarium Yber die obere Domb-Custorey … Anno Partus Virginei. 1795. Erneuert a(nno) 1756. et. 1757.

Das 1745 angelegte Dominventar, das erstmals 1756/57 und zuletzt 1791 überarbeitet wurde, listet auch mehrere Inschriftenobjekte mit Beschreibungen, so die vier Kopfreliquiare (Nr. 30†, 32†, 33†, 97†), das Pluviale von 1594 (Anh. Nr. B9) und den 1593 datierten Ornat mit Stifterinschrift von Anton Welser (Nr. 336a†).

Bayerisches Nationalmuseum München

BNM Bibl. Inv. 432: Band (Maße 31,5 x 20,5 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, zwei grüne Schließbänder, Schnitt rot. 162 pag. (+ 56 unpag. Wappentafeln) Seiten + 41 fol. (fol. 4–44) + 2 unfol. Blätter. Titel: Wappenbuch der Frauenberger. Unvollständig, das Titelblatt und die ersten Seiten fehlen.

Die uneinheitliche Paginierung im hinteren Teil als auch ein damit verbundener Handwechsel sind Indizien für eine Kompilation der Handschrift aus unterschiedlichen Teilen. Das in der Art der Adelsgenealogien von Eckher und Prey um 1730 angelegte Wappenbuch der Fraunberger ist mit zahlreichen Wappentafeln versehen, die von I bis CCI durchnumeriert sind. Im genealogischen Text werden auch mehrere Inschriften aus der Domkirche und aus Weihenstephan zitiert, die allesamt nicht auf Eckher oder Prey zurückzuführen sind, sondern auf anderen Quellen – vermutlich privaten Familienchroniken – basieren. Im Einzelnen handelt es sich um Nr. 37†, 52, 79†, 104†, 152†, 172†, 186†.

Demselben Band ist vorne ein vierseitiges Faltblatt (Maße: 21,5 x 16,5 cm) beigelegt, das der Mitte des 18. Jahrhunderts angehört. Sein Titel lautet: Sepulchrales Inscriptiones Perillustris Familiae Frauenbergicae (etc.) Fundatoris Mon(aste)rij Weihen Stephanensis ord(inis) S. P(atris) Benedictj. Hier werden mit ausführlichen Standortangaben sieben durchnumerierte Inschriften aus Weihenstephan in der Reihenfolge Nr. 172†, 104†, 15†, 36†, 152†, 186†, 79† wiedergegeben. Von diesen ist Nr. 79† nur auf diesem Blatt und im Band selbst, Nr. 36† sogar nur auf dem Blatt vertreten. Die ungefähr zu derselben Zeit durchgeführte Erfassung von Oefele kennt beide Inschriften nicht, ebensowenig Licklederer.

Bayerische Staatsbibliothek München

BSB Cgm 1716: Band (Maße 35 x 24,5 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen. Der von Bischof Eckher auf dem vorderen Buchdeckel vermerkte Titel lautet: Praepositi, Decani, et Canonici Cathed(ralis) Eccl(esi)ae fris(ingensis).

Der Inhalt des Bandes gliedert sich wie folgt (von Eckher geschrieben, sofern nicht anders angegeben): Catalogus Praepositorum Frisingensium Ecclesiae Cathedralis (fol. Ar–Hv), nicht von Eckher geschrieben; Praepositi – Catalogus Praepositoru(m) Frisingensium Ecclesiae Cathedralis (fol. 1r–7v); Decani Ecclesiae Cathedralis Frisingae (fol. ad7, p. 1–8), nicht von Eckher geschrieben (Hand wie fol. A–H); Decani Fris(ingensis) Eccl(esi)ae Maioris (fol. 8r–14v); Ardacensis Praepositura in Austria (fol. 15r–16v); Praepositi S. Andreae Frisingae (fol. 17r– 21r); Praepositi S. Viti Frisingae (fol. 21v–24v); Praepositi S. Johannis Baptistae Frisingae (fol. 25r–27v); Praepositi Ilmünsterienses (fol. 28r–29r); Praepositi Mospurgenses ad S. Castulum (fol. 29v–32r); Praepositi St. Candidi in Inichen in Tyrolli (fol. 33r–35v); Praepositi S. Zenonis in Isen (fol. 36r–39r); Praepositi ad S. Petrum in monte Madronensi (fol. 39r–42r); Praepositi in Schliersee (fol. 42v–44r); Praepositi Werdseenses in Carinthia (fol. 44v–46r); Catalogus Canonicorum (fol. 1v–72r); Canonicj Cathedralis Ecclesiae Frisingensis ex Wiguleo Hundio Collectj (fol. 1r–4r; Hand wie fol. A–H); Praepositi Decanj ad Collegiatas Ecclesias, uti et Suffraganej Frisingenses excerpti ex hundio (fol. ad6r, ad6v), Hand wie fol. A–H; verschiedene Register und Quellenverzeichnisse (fol. 7r–35r + 3 unfol. Blätter).

[Druckseite LXXIII]

Der von Johann Franz Eckher wohl um 1693 begonnene und bis ca. 1711167) fortgeschriebene Konzeptband stellt die Quintessenz seiner langjährigen archivalischen Forschungen zu den Freisinger Domkanonikern dar. In ihm sind nicht nur die Biographien sämtlicher Domherren, Domdekane und Stiftspröpste der dem Hochstift Freising zugehörenden Klöster enthalten, sondern auch deren Grabinschriften, soweit sie Eckher im Original zugänglich waren. Die einzigartige Sonderstellung dieses Verzeichnisses resultiert zum einen daraus, daß hier erstmals der Freisinger Inschriftenbestand nicht nur allgemein als historische Quelle wahrgenommen wurde, sondern auch die Inschriftentexte selbst eine zuverlässige Transkription erfahren haben, mit der Folge, daß Eckhers Biographien und Inschriftentranskriptionen als Ausgangsmaterial für jede spätere Beschäftigung mit dem geistlichen Personal des Domberges herangezogen wurden, sei es von Prey, Sedlmayr, Bugniet, Heckenstaller oder Schlecht. Zum anderen liegt der Entstehungszeitraum dieser Handschrift noch vor den einschneidenden Umgestaltungen von Domkreuzgang, Benediktuskirche und Dom in den Jahren 1716 und 1723/24; die Standortangaben reflektieren daher den ursprünglichen Aufstellungsort der Denkmäler und erlauben auf diese Weise eine ungefähre Rekonstruktion des vorbarocken Zustandes. Außerdem ist eine Reihe von Inschriften erfaßt, die den späteren Umgestaltungen zum Opfer fiel; hier stellen seine Transkriptionen oftmals die einzige Originalquelle dar. Wie erwähnt, sind Eckhers Inschriftentranskriptionen in der Regel zuverlässig durchgeführt, auch wenn eine exakte buchstabengetreue Wiedergabe in vielen Fällen nicht erreicht wurde168). Wenn ein Domherr neben seinem Domkanonikat auch das Amt des Stiftspropstes an einem oder mehreren der zum Hochstift gehörigen Klöster ausübte und daher in den Teilverzeichnissen mehrmals erfaßt ist, wurde von Eckher die Inschrift an entsprechender Stelle zumeist auch wiederholt. Keine Berücksichtigung fanden bei Eckher dagegen die Denkmäler des St. Johannesstifts, sofern die verstorbenen Kanoniker nicht zugleich auch Domkanoniker waren, ebenso fehlen Bau- und Weiheinschriften des Doms. Daran zeigt sich, daß Eckher weniger an einer Erfassung der Inschriften unter dem epigraphischen Aspekt gelegen war – wie etwa später Oefele – als vielmehr unter einem genealogischen und kirchengeschichtlichen Blickwinkel. Demselben Ansatz folgte Eckhers heute verschollenes Grabsteinbuch der Domkirche, das in weiten Teilen in die Handschrift HVO Ms. 318 von Ignaz Alois Frey eingegangen ist, s. dazu Einleitung LXXXIVLXXXVIII.

BSB Cgm 1717: Band (Maße 37 x 23,7 cm), Einband aus Holz, mit Schweinsleder bezogen, die Deckel mit reicher Prägung, Rückenschild mit (oxidierter) Prägeschrift BESCHREI[BU]NG DER DOMH[E]RRN IN FREYS[I]NG, alte Signatur 3282. 2 unpag. + 1067 pag. + 3 unpag. Seiten.

Der nach Ausweis der Schrift von Johann Michael Wilhelm von Prey verfaßte Domherrenkatalog listet in alphabetischer Reihenfolge die Biographien sämtlicher damals bekannter Domherren. Gemäß einem Eintrag auf p. 683 entstand die Handschrift um 1738. Der Seitenaufbau ist zweispaltig. Nach der Überschrift folgen rechts die biographischen Daten, insgesamt auf dem Eckherschen Domherrenkatalog (BSB Cgm 1716) aufbauend, jedoch teilweise mit zusätzlichen Belegen; links erscheint das kolorierte Wappen des Domherrn, darunter nutzt Prey den Raum, um die in der rechten Spalte zitierten Grabinschriften durch eine bildliche Darstellung des Grabdenkmals zu ergänzen, dabei werden auch gelegentlich auswärtige Stücke abgebildet. Nach jeder Biographie sind einige Blätter für spätere Ergänzungen eingeschaltet.

Prey vereint die meisten damals kopial greifbaren, verlorenen Inschriften wie auch die zu seiner Zeit noch existenten, begeht bei den Transkriptionen jedoch zahlreiche Flüchtigkeitsfehler: So führt er manche Inschriften doppelt auf und mißversteht zum Teil auch die Angaben des von ihm als Vorlage benützten altbayrischen Grabsteinbuchs von Bischof Eckher (BSB Cgm 2267 I), indem er etwa ein Freskogemälde (Nr. 75†) und ein Bildfenster (Nr. 77†) als Grabsteine bezeichnet. Häufig werden von ihm Umschriften in der Nachzeichnungen ganz oder zum Teil zeilenweise wiedergegeben (Nr. 43, 45, 46†, 64, 67, 74, 140†, 157, 168†, 171, 452†) bzw. am Ende der Umschrift eine zweite Zeile eingeschaltet (Nr. 86, 132), korrekt nachgezeichnete Grabplatten und Epitaphien mit vertauschten, verkürzten und Phantasie-Inschriften versehen (Nr. 165/164†, 225, 236, 237/271†, 282†/318, 283, 316†, 365, 370, Anh. C5) oder gleich das ganze Grabmal durch eine Phantasiedarstellung „rekonstruiert“ (Nr. 40†, 60†, 168†, 388). Andere, zumeist abgegangene Inschriften sind in quadratische Bodenplatten integriert (Nr. 21†, 25†, 35, 39†, 108†, 115†, 137†, 154†, 174†, 177†, 193†, 244†, 321†, 460), obwohl dies den Beschreibungen Eckhers zuwiderläuft. Dieses Vorgehen scheint darauf hinzudeuten, daß Prey zu diesem Zeitpunkt nicht das heute verschollene [Druckseite LXXIV] Eckhersche Grabsteinbuch der Domkirche vorgelegen hat, in dem sich – wie die Teilkopie durch Frey belegt – zutreffende Nachzeichnungen der vor 1716 noch existenten Originale befunden haben. Dagegen scheint von ihm das altbayrische Grabsteinbuch von Eckher (BSB Cgm 2267 I) herangezogen worden zu sein, wie die von dort übernommene Zeichnung des Schauch-Wappens auf p. 792 nahelegt. Auch erhielt eine größere Anzahl von nachgezeichneten Grabdenkmälern erst gar keine Inschrift (Nr. 16†, 19† [Barockstein], 24†, 38, 53, 72 [p. 989], 83†, 92, 93, 95, 103, 110, 126, 149, 156, 207, 270, 274, 277†, 417). Nachzeichnungen mit den korrekten Wiedergaben von Gesamtproportionen, Darstellung, und Inschrift sind bei ihm dementsprechend selten. Besonders hervorzuheben sind – trotz aller Unzulänglichkeiten – die beiden Bischofsgrabmäler Nr. 20 und Nr. 22, bei denen Preys Zeichner sogar eine Nachahmung der Buchstabenformen wagt; sonst werden Minuskelbuchstaben generell nur mit dem Antiqua-Alphabet dargestellt.

Insgesamt ist das Bemühen Preys erkennbar, einen umfassenden Überblick über sämtliche Freisinger Domherren zu geben, angereichert mit Belegen der Tradition, wie eben Wappen, Inschriften und Grabdenkmälern. Doch waren bereits zur Entstehungszeit des Werkes viele Grabdenkmäler verloren, so daß Prey auf ältere Kopiale zurückgriff, leider unter Mißachtung der dafür nötigen Sorgfalt. So bleibt dieses gewichtige Werk ohne größere Bedeutung für die kopiale Überlieferung des Gesamtbestandes wie der einzelnen Inschriften.

BSB Cgm 2267 I: Band (Maße 34,5 x 21,5 cm), neu eingebunden, Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, innen auf dem Vorderdeckel ausgeschnitten und aufgeklebt altes Rückenschild GRABSTEINPVECH I T[HEIL] und alter Titel vom Vorderdeckel Grabstein H, dazu Besitzvermerk Ex libris Johannis Francisci Eckhers à Käpfing Decani Fris(ingensis) a(nn)o 1693. Uneinheitliche Foliierung bzw. 2 unpag. + 141 pag. + 3 unpag. Seiten. Nur von Eckher geschrieben. Auf fol. 7r oben der Vermerk Ex Testamento Cel(sissi)mi Jo(hannis) Franc(isci) Ep(iscop)i Fris(ingensis) cit(etur) Franc(isci) Sig(ismundi) Ant(onii) Eckher a(nno) 1727.

BSB Cgm 2267 II: Band (Maße 33,5 x 21,5 cm), neu eingebunden, Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, altes Rückenschild Grab[st]ein[pue]ch 2. Theil. 1 unfol. + 176 fol. + 8 fol. Register (für Band I) + 1 unfol. Blätter. Von Eckher begonnen, später auch andere Hände und Ergänzungen von Prey. Auf fol. 1r oben der Vermerk Ex Test(a)m(en)to Cel(sissi)mi Jo(hannis) Fran(cisci) Ep(iscop)i Fris(ingensis) c(itetur) Franc(isci) Sig(ismundi) Antonii Eckher a(nno) 1727.

Die vier Bände des altbayrischen Eckherschen Grabsteinbuches sind das Ergebnis der langen Sammeltätigkeit des Domdekans und nachmaligen Bischofs Johann Franz Eckher von Kapfing, der dieser auf seinen Reisen als Genealoge und Geistlicher nachging. Während die Bände III und IV gemäß dem Innentitel Abschriften der Excerpta Boico-Stemmographica von Wolfgang Schaumberger sind und durchwegs Inschriften aus der Seeoner Gegend und dem Chiemgau enthalten, weisen die Bände I und II Nachzeichnungen von Inschriftendenkmälern – zumeist Grabplatten – aus dem ganzen altbayrischen Raum auf. Bis ca. p. 65 besitzt Band I den Charakter eines Skizzenbuches, in dem auf jeder Seite teilweise bis zu 20 Grabsteine samt Inschriften mit Feder, manchmal auch nur mit Bleistift schematisch wiedergegeben sind, vermutlich im Zuge einer Aufnahme vor Ort, dazu sind ungefähre Standortangaben notiert, vereinzelt gibt es auch kolorierte Nachzeichnungen. Später beruhigt sich die Seitengestaltung, auf einer Seite werden weniger – manchmal nur vier – Abbildungen untergebracht, bei zugleich größerer Sorgfalt und Detailgenauigkeit in der Ausführung. Zahlreiche Nachzeichnungen sind mit Andreaskreuzen durchbalkt, wobei ein Vergleich mit dem Preyschen Grabsteinbuch (SBBA Msc. M.v.O. Ms. 39) ergibt, daß nur die nicht durchbalkten Nachzeichnungen in dieses übernommen wurden. In der Eckherschen Adelsgenealogie (BSB Cgm 2268), die ebenfalls Prey ausgewertet hat, finden sich durchgängig ähnliche Ausstreichungen; sie stammen im Eckherschen Grabsteinbuch offensichtlich auch von Prey. Band II dagegen ist von Anfang an als Reinschriftexemplar konzipert: Meistens wurden hier von ihm auf einer Seite vier Grabplatten abgebildet, ein Konzept, das auch die von ihm beauftragten Schreiber bzw. Zeichner gewissenhaft und sauber ab fol. 164v weitergeführt haben; der letzte Nachtrag auf fol. 173v stammt von Prey. Allen Nachzeichnungen ist gemeinsam, daß Eckher weniger Wert auf eine detaillierte bildliche oder epigraphische Darstellung legte als auf den genealogischen und heraldischen Informationsgehalt der Objekte. So scheinen die beiden Bände seines altbayrischen Grabsteinbuchs vor allem im Hinblick auf die Verwertbarkeit für die von ihm verfaßte bayrische Adelsgenealogie angelegt worden zu sein, ohne daß alle Inschriftentexte dort auch transkribiert sind; umgekehrt gibt es nur für den kleinsten Teil der in der Adelsgenealogie zitierten Grabinschriften auch Nachzeichnungen des betreffenden Objekts. Die in die Nachzeichnungen eingetragenen Grabinschriften sind im Allgemeinen zuverlässig, doch lassen sich vereinzelt auch Kurzfassungen von Inschriften beobachten (z. B. Nr. 324†), die wohl einer gewissen Zeitnot bei der Erfassung geschuldet sind.

[Druckseite LXXV]

Die Zahl der Freisinger Inschriften hält sich – die Bischofs- und Domherrengrabdenkmäler ausgenommen, für die Eckher und Prey separate Werke angelegt hatten – erstaunlicherweise in Grenzen: Band I besitzt Nachzeichnungen von Inschriftenobjekten aus der Benediktuskirche (Nr. 62†, 63, 70†, 75†, 77†), St. Georg (Nr. 114, 155, 421, 430) und St. Veit (Nr. 276†, 347†, 383†, 406†, 441†, 461†), Band II aus St. Veit (Nr. 111†, 218†, 291†, 324†, 331†), St. Andreas (Nr. 358†), der Franziskanerkirche (Nr. 399†) sowie das Denkmal für Nikolaus von Abensberg (Nr. 131†) – eine verschwindend geringe Menge gemessen am Gesamtbestand der Freisinger Inschriften. Weihenstephan, Neustift, St. Johannes Baptist und St. Peter sind überhaupt nicht berücksichtigt. In jeder Hinsicht außergewöhnlich sind die beiden Seiten p. 41 und p. 42 in Band I, wo Eckher im Anschluß an die Wappen des Freisinger Seelnonnenhauses die Bildfenster der Benediktuskirche (Nr. 62†, 63, 70†, 77†) sowie ein Freskogemälde (Nr. 75†) koloriert wiedergibt und sie damit vor ihrer wenig später – im Jahre 1716 – erfolgten Zerstörung dokumentiert. Aber auch die meisten der anderen bei ihm versammelten Freisinger Inschriften sind nur durch diese Quelle ihrem Aussehen nach überliefert, da die Sammlung von Oefele nur die Inschriftentexte und eine Kurzbeschreibung, aber keine Nachzeichnungen bietet. Insgesamt stellt das altbayrische Grabsteinbuch von Eckher also eine erstrangige Überlieferungsbasis für eine Reihe von Freisinger Inschriften dar. Ebenso beinhaltet auch das sog. Preysche Grabsteinbuch (SBBA Msc. M.v.O. Ms. 39) sämtliche Freisinger Inschriften des Eckherschen Originals169).

BSB Cgm 2268 I: Band (Maße 34 x 22 cm), wohl um 1920/30 neu gebunden, Einband aus Karton, Rücken mit Leinen, die Deckel mit ockerfarbigem Papier bezogen. 398 fol. (hierin fol. und pag. gemischt) + 2 unfol. Blätter bzw. 4 unpag. + 561 pag. (p. 19–579) + 5 unpag. Seiten. Vorne mit Besitzvermerk Ex libis Jo(hannis) Francisci Eckhers à Käpfing Decani Fr(isingensis) a(nn)o 1693.

BSB Cgm 2268 II: Band (Maße 33,5 x 21,5 cm), wohl um 1920/30 neu gebunden, Einband aus Karton, Rücken mit Leinen, die Deckel mit ockerfarbigem Papier bezogen. 1 unfol. + 528 fol. (fol. 303, fol. 398–924, hierin pag. und fol. gemischt) + 1 unfol. Blätter bzw. 2 unpag. + 713 pag. + 3 unpag. Seiten.

BSB Cgm 2268 III: Band (Maße 32 x 21 cm), wohl um 1920/30 neu gebunden, Einband aus Karton, Rücken mit Leinen, die Deckel mit ockerfarbigem Papier bezogen. 6 unfol. + 293 fol. + 7 unfol. Blätter.

BSB Cgm 2268 IV: Band (Maße 33 x 21 cm), wohl um 1920/30 neu gebunden, Einband aus Karton, Rücken mit Leinen, die Deckel mit ockerfarbigem Papier bezogen. 1 unfol. + 231 fol. (fol. 293–523) + 4 unfol. Blätter.

BSB Cgm 2268 V: Band (Maße 34,5 x 21,5 cm), wohl um 1920/30 neu gebunden, Einband aus Karton, Rücken mit Leinen, die Deckel mit ockerfarbigem Papier bezogen. 3 unfol. + 348 fol. + 1 unfol. Blätter.

Die fünf umfangreichen Bände, die von Johann Franz Eckher laut Ausweis des in Band I eingetragenen Besitzvermerks ab ca. 1693 – also noch während seiner Zeit als Domdekan – angelegt wurden, gehören zu den ambitioniertesten Unternehmungen des Genealogen Eckhers. Sein Ausgangspunkt war das 1585/86 erschienene Bayrisch StammenBuch des Wiguleus Hundt, das er unter Auswertung einer Vielzahl von Originalurkunden und genealogischer Sammlungen (u. a. auch der in seinem Besitz befindlichen Materialsammlung des Carl Schifer Frhr. von und zu Freyling, BSB Cgm 888–894) zu überarbeiten beabsichtigte. Die einigermaßen alphabetisch geordnete Sammlung ist auf jeder Seite zweispaltig angelegt, wobei der Haupttext in der rechten Spalte, die zahlreichen Ergänzungen und Korrekturen in der linken Spalte in Eckhers Konzeptschrift notiert sind, für die Inschriftentexte wird von ihm jedoch zumeist ein sauberer, einer Antiqua ähnlicher Schrifttyp verwendet. Besonderes Gewicht erhält Eckhers Adelsgenealogie dadurch, daß sie – zusammen mit BSB Cgm 1716 und Cgm 2267 – die früheste und oft auch einzige Originalüberlieferung zahlreicher, später oftmals abgegangener Inschriften darstellt, auf die fast alle nachfolgenden Freisinger Inschriftensammlungen aufbauen. Der überwiegende Teil der enthaltenen Inschriften aus Freising bezieht sich auf die Denkmäler der Domherren in Dom und Domkreuzgang, und nur ganz vereinzelt finden sich Inschriften aus St. Veit (Nr. 218†, 461†), St. Johannes Baptist (Nr. 418), St. Georg (Nr. 421) und – einer Handschrift von Hundt (Cgm 2298) entnommen – Weihenstephan (Nr. 138†). Auch wenn nicht in jedem Falle eine buchstabengetreue Überlieferung vorliegt, sind die Transkriptionen Eckhers doch generell als zuverlässig einzustufen. Wie ein Eintrag vorne in Band I angibt, hatte Bischof [Druckseite LXXVI] Eckher am 5. Juni 1721 die Bände Johann Michael Wilhelm Prey übereignet und ihm zwei Tage später weiteres, darin nicht enthaltenes Material – wohl BSB Cgm 2269 – leihweise zur Verfügung gestellt, mit dem Auftrag, eine Neufassung der Adelsgenealogie (BSB Cgm 2290) anzufertigen. Noch im Vorjahr hatte Eckher die fünf Bände abschreiben und die nunmehr zehn Bände reich illustrieren lassen; sie sind zuletzt 1726 in der bischöflichen Handbibliothek nachweisbar und gingen später verloren.

BSB Cgm 2269: Band (Maße 34,5 x 21,5 cm), wohl um 1900 neu gebunden, Einband aus Karton, Rücken mit Leinen, Deckel mit Papier bezogen. 3 unfol. + 179 fol. + 5 unfol. Blätter. Titel (19. Jahrhundert): Baiersches Genealogisches Lexikon.

Der von Eckher geschriebene Band schließt sich eng an seine bayerische Adelsgenealogie (BSB Cgm 2268 I–V) an und entstand wie diese wohl ab ca. 1693, wobei die Nachträge bis ca. 1713 reichen. In ihm sind nur wenige, zum Großteil später abgegangene Inschriften (Nr. 26†, 46†, 51, 80, 83†, 137†, 154†, 187) enthalten.

BSB Cgm 2290 IX: Band (Maße 35 x 23,5 cm). Deckel aus Holz, mit geprägtem Schweinsleder bezogen, Reste von zwei Schließen, Schnitt rot, altes Rückenschild mit Prägebuchstaben: MANUSCRIPT : VON. DEM. VON BREY. LITT: F. TOM: IX., dazu mit Tinte ergänzt: IX und F.; alte Signatur Hbh XIII 500. 2 unfol. + 566 fol. + 1 unfol. Blätter bzw. 20 unpag. + 1110 pag. + 4 unpag. Seiten. Titel: Bayrischen Adls Beschreibung auch Anderer Geslechter FRAGMENTA Sub Littera. F. Tomus IX:nus. Beschriben von dem Hochwürdigisten und Hochgebohrnen Fürsten, und Herrn Herrn JOANNE FRANCISCO Bischoven und deß Heil. Röm(m). Reichs Fürsten Zu Freysing. Hernach aber Vermehret, mit Wappen gezieret, und in gegenwertige ordnung gebracht von Mir JOAN MICHAEL WILHELM von PREY Hochfürstl. Freysing: Hof-Cam(m)er DIRECTORE, und Würcklich Geheim(m)en Rhatt. Freysing den 30. February. Annô. 1741. ̇Teils von Prey, teils von anderen Schreibern.

Johann Michael Wilhelm von Preys Bayrischen Adls Beschreibung stellt die größte genealogische Unternehmung zur Erfassung der altbayrischen Adelsgeschlechter dar, die in 33 teils voluminösen Bänden überkommen ist170). Dabei konnte Prey auf Vorarbeiten von Bischof Eckher aufbauen, vor allem auf dessen fünfbändige Adelsbeschreibung (BSB Cgm 2268), von der er ausführliche Exzerpte angefertigt hat; sieben, die Buchstaben A–H umfassende Bände dieser Genealogica Notata genannten Exzerptsammlung sind noch erhalten (BSB Cgm 2291). Darüberhinaus benutzte Prey Adelsgenealogien, die ihm von den jeweiligen Familien zugesandt worden waren, sowie zahlreiches anderes, von ihm selbst gesammeltes Quellenmaterial. Die derart angereicherten Genealogica Notata wurden schließlich ab 1740 in Reinschrift übertragen, teils von Prey selbst, teils von Schreibkräften. Allerdings gelang es Prey aufgrund seiner beruflichen Stellung unter Bischof Johann Theodor – er war zum Geheimen Rat und Hofkammerdirektor befördert worden – nicht mehr, die Adelsbeschreibung zu vollenden. Daraus erklärt sich, daß ab Band XV die entsprechenden Seiten der Buchstaben I–Z der Notata hinter die sauber geschriebenen Titelblätter und die bereits fertiggestellten Teile der jeweiligen Familie eingeklebt sind, ab Band XXX besteht der Inhalt nur noch aus neuen Titelblättern und den aufgeteilten Notata; andere Familienbeschreibungen fehlen hier ganz und sind nur in separaten Faszikeln überkommen (z. B. Cgm 2786). Die seit der Säkularisation bestehende Numerierung und Ordnung der Bände entspricht im Übrigen auch nicht der ursprünglichen, da die einem einzelnen Adelsgeschlecht gewidmeten Bände VIII (Eckher), XXI–XXII (Prey) und Törring (XXVI–XXIX) schon früher entstanden sind: so vermeldet etwa das Titelblatt der Törring-Bände das Datum des 21. März 1724. Andererseits gibt der Titel von Band XXIV an, man habe den Inhalt dieses Bandes aus der Baron Prey(ischen) Verlassenschafft zusam(m)en gesuchet d(en) 10. Junj 1752. So gibt sich die überkommene Adelsbeschreibung von Prey als heterogenes Werk zu erkennen, doch tritt dieser Makel gegenüber der enormen Arbeitsleistung in den Hintergrund, die in der Erweiterung und Überarbeitung des Eckherschen Werks erkennbar wird.

Eine Seite gliedert sich bei Prey in drei Teile, wobei die rechte Spalte den Namen des Adelsgeschlechts und den biographischen Text aufnimmt, die linke Spalte der Wiedergabe des Wappens und der Grabdenkmäler dient, und ein schmaler Mittelstreifen Platz für namentliche Querverweise bietet. Bei den ersten Bänden sind noch kolorierte Wappentafeln für die im Band genannten Familien vorgeschaltet. Die Anzahl der Nachzeichnungen ist mit Blick auf die Menge der verwendeten [Druckseite LXXVII] Grabinschriften insgesamt gering und auch nicht konstant; anders als im Falle der biographischen Daten scheint Prey von Eckher nur wenige Nachzeichnungen übernommen zu haben, obwohl ihm die Eckherschen Grabsteinbücher jederzeit zugänglich waren. Auch bleibt der Quellenwert der Freisinger Inschriften in der Preyschen Adelsgenealogie gering, da er – wie auch schon in seinen früheren Werken – keine Originaltranskriptionen einbringt, sondern die Inschriftentexte ausnahmslos aus vorhandenen Quellen schöpft, hier vor allem aus dem StammenBuch von Wiguleus Hundt, dem verlorenen Eckherschen Grabsteinbuch von Dom und Domkreuzgang (überliefert in HVO Ms. 318), Eckhers altbayrischem Grabsteinbuch (BSB Cgm 2267) sowie aus den anderen Domherren- und Adelsverzeichnissen Eckhers (BSB Cgm 1716, 2268, 2269, 2271). Eine Ausnahme liegt möglicherweise im Falle von Preys Überlieferung in Band IX zu Nr. 15† vor, der Wappengrabplatte für Seifrid von Fraunberg († 1267) aus Weihenstephan: Sollte die kolorierte Nachzeichnung (Abb. 144) nicht der Phantasie von Preys Zeichner geschuldet sein, dürfte es sich um die einzige bildliche Überlieferung dieser um 1810 zerstörten Platte handeln.

BSB Cgm 2298: Band (Maße 32 x 21,5 cm), neuerer Einband aus Karton, Rücken und Ecken mit grauem Leinen, die Deckel mit blauem Papier bezogen, Rückenschild mit Beschriftung: Hundts Bayr(isches) Stammenbuch. II. Teil. 6 unpag. + 62 pag. Seiten + 575 fol. (fol. 63–637) + 2 unfol. Blätter. Innen auf dem Deckel auf eingeklebtem Blatt Besitzvermerk von der Hand Eckhers Ex libris Jo(hannis) Francisci Eckhers â Käpfing Decani Fris(ingensis) a(nn)o 1693. Dis(es) buch hat H(err) Wigule(us) hundt ausgeh(en) lass(en), darin(en) sein aigne handtschrifft, ist das original. ̇Von Wiguleus Hundt, mit zahlreichen Nachträgen von Eckher.

Der ungedruckt gebliebene 3. Teil des Stammenbuchs von Wiguleus Hundt schließt sich nach Aufbau und Inhalt den beiden gedruckten Teilen an. Die Originalhandschrift Hundts erwarb Eckher noch zu Zeiten als Domdekan, exzerpierte sie, versah sie mit zahlreichen Anmerkungen und fügte teilweise größere Abschnitte hinzu. Die einzige in ihr enthaltene Freisinger Inschrift ist ein mit Stifterinschrift versehenes Bildfenster im Kreuzgang von Kloster Weihenstephan (Nr. 138†). Schon Eckher kannte das Fenster nicht mehr und stützte sich in seiner bayerischen Adelsgenealogie (BSB Cgm 2268 V) deshalb auf die Angaben von Hundt.

BSB Cgm 5805: Band (Maße 19 x 15 cm), Umschlag aus Karton, mit einem zweispaltig beschrifteten Pergamentblatt des 15. Jahrhunderts bezogen, alte Signatur K. B. Allgemeines Reicharchiv Hochstift Freising Domkapitel III 8/6 No. 30. 69 fol. Blätter. Innen auf dem Vorderdeckel Besitzvermerke von Georgij Maulperger Ludirectoris ad S Andream 1626, Choralist bei St. Andreas, Johann Michael Wendl 1717, Thomas Passauer 1722; letztgenannter übergab die Handschrift ans Stiftsarchiv St. Andreas.

Der kleine Band, dessen Titelblatt fehlt, beinhaltet eine in deutscher Sprache verfaßte Freisinger Bischofschronik, die – wie ein Handwechsel ab der Biographie von Bischof Veit Adam nahelegt – um 1600, in jedem Falle aber nach 1575 entstanden ist, da der 1574 oder 1575 erfolgte Diebstahl des Stabes des hl. Korbinian Erwähnung findet. Weitere Handwechsel und Nachträge bis zu Bischof Eckher lassen sich auf fol. 69r (derselbe Schreiber wie bei AEM H 64 p. 599ff.) und ab fol. 69v feststellen. Wie Joseph Schlecht überzeugend dargelegt hat, handelt es sich bei dieser Chronik um die Abschrift einer verlorenen Vorlage, die jedoch nicht in der teilweise auf Deutsch verfaßten Chronik AEM H 253 zu suchen ist. Die wenigen darin zitierten Grabinschriften der Freisinger Bischöfe (Nr. 19†, 20, 93, 95, 150†) basieren mit Sicherheit auf der älteren kopialen Überlieferung oder gehen auf die Ausgabe von 1620 der Metropolis Salisburgensis von Hundt/Gewold zurück171). Die vorliegende Freisinger Bischofschronik diente aber selber wiederum als Vorlage für die Chroniken AEM H 669 (Schlecht A1), AEM H 666 (Schlecht A2) und AEM H 667 (Schlecht B)172). Dabei erscheint bemerkenswert, daß die Chroniken nicht völlig identisch sind, was sich auch an der nicht übereinstimmenden Folge der Grabinschriften zeigt: So enthält AEM H 669 die Nummern 19†, 20, 93, 95 und AEM H 666 die Nummern 19†, 20, 93, 150†, während AEM H 667 keine einzige Grabinschrift mitteilt.

BSB Clm 1016: Band (Maße 27,7 x 19,5 cm), Einband aus Holz, mit weißem Leder bezogen, reiche Ornament-Prägung, über dem hochrechteckigen Mittelfeld Prägeschrift ∙ C ∙ F ∙ A ∙, darunter ∙ 1∙ 5 ∙ 75 ∙, Rücken teilweise mit bedruckten Papierresten bezogen, alte Signaturen Cod. bav. 16, Weihenstephan 59, vorne ein Exlibris des Klosters Weihenstephan, 1646. Pergament, 35 fol. Blätter. Titel: [Druckseite LXXVIII] Chronica: WEIHENSTEPHENSIS COENOBII FVNDATIONEM ET ABBATES CONTINE(N)S. SVB REVERENDO IN CHR(IST)O PATRE AC D(OMI)N(O) D(OMI)N(O) CASPARO FRASIO AICHENSI, EIVSDEM COENOBII ABBATE RECOGNITA ET AUCTA, PER Georgium Amersee ad D. Andream Frisingae ludirectorem transcripta: - Anno D(OMI)NI M . D . LXXV; Ad lectorem Georgij Amersee hexastichon.

Die bis 1705 weitergeführte Chronik des Klosters Weihenstephan von Abt Caspar Fras und Georg Ammersee berücksichtigt zahlreiches mittelalterliches Quellenmaterial; Inschriften gehören jedoch nicht dazu. Das hier wiedergegebene sog. Tedmons-Gedicht (Anhang Nr. A1) ist eine Abschrift aus BSB Clm 21571 und wird von den Autoren der Chronik irrtümlich auf den Neubau der Weihenstephaner Klosterkirche anstatt – wie Sigmund Benker nachgewiesen hat – auf den annonischen Neubau der Domkirche bezogen.

BSB Clm 1212: Band (Maße 31 x 20,5 cm), Deckel aus Holz, Einband aus geprägtem Schweinsleder, Rücken mit größtenteils abgeschabter Beschriftung ARNPEKHII Chronica Baioariorum, 54, Reste von zwei Schließen, blauer Schnitt, alte Signatur Msc. M. 54. 1 unfol. + 380 fol. + 1 unfol. Blätter.

Bei diesem Band, der sich laut altem Vermerk auf fol. 1r im Besitz der Münchner Jesuitenbibliothek befand, handelt es sich um eine Abschrift der Chronica Baioariorum des Veit Arnpeckh aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts, die sonst nur noch in einem Exemplar – dem Original (BSB Clm 2230) – auf uns gekommen ist. Wenn auch sonst die Abschrift zahlreiche Auslassungen, Kürzungen und Lesefehler aufweist173), so scheinen die Inschriftenwiedergaben nicht in größerem Ausmaße davon betroffen zu sein. Wie in der Vorlage sind sie ohne Hervorhebungen in den fortlaufenden Text eingebunden.

BSB Clm 1287: Band (Maße 29,5 cm x 20 cm), neuerer Einband aus Karton, Halbleinen, die Deckel zusätzlich mit Pergament bezogen, Schnitt hellrot. 22 unpag. + 414 pag. + 26 unpag. Seiten. Von Prey und anderen Händen.

BSB Clm 1289: Band (Maße 29,5 x 20 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, zwei grüne Schließbänder, beschädigter Rücken mit alter Beschriftung Histor[iae] Universalis IIII Gotes[calcus 16.] Egilbert[us 17.] Nitg[erus 18.] Ellenh[ardus 19.], Schnitt hellrot, alte Signatur N: 3661. 12 unpag. + 350 pag. + 10 unpag. Seiten. Von Prey.

BSB Clm 1290: Band (Maße 29,5 x 20 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, eines von zwei grünen Schließbändern erhalten, beschädigter Rücken mit alter Beschriftung [Meginwar]do. 20., [Henricus:] 21., [Otto] magno. 22, [...] 1mo 23., [...] 1079, Schnitt hellrot, alte Signaturen Cod. Bav. 290, N: 3661. 4 unpag. + 355 pag. + 9 unpag. Seiten. Von Prey, mit Ergänzungen von Sedlmayr.

BSB Clm 1291: Band (Maße 29,5 x 19,5 cm), neuer Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, zwei grüne Schließbänder, Schnitt hellrot. 4 unpag. + 421 pag. + 27 unpag. Seiten. Von Prey und anderen Händen, mit Ergänzungen von Sedlmayr.

BSB Clm 1292: Band (Maße 29,5 x 19,5 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, zwei grüne Schließbänder, beschädigter Rücken mit alter Beschriftung Gotfr[idus 30.] Conrad[us] 31. Joanne 1.mo 32. et Conrado 4mo 33. ab Anno 1279 usq(ue) Ad an(no) [...], Schnitt hellrot, alte Signaturen Cod. Bav. 292, N: 3661. 24 unpag. + 329 pag. + 19 unpag. Seiten. Von Prey und anderen Händen, mit Ergänzungen von Sedlmayr.

BSB Clm 1293: Band (Maße 29,5 x 19,5 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, zwei grüne Schließbänder, beschädigter Rücken mit alter Beschriftung [HISTORI]AE [Univ]ersalis: [V]III [...] 34. [...] 36 [...] Leopo[ldus] 37. Bertholdo. 38., Conrado. 5to. 39. Hermano. 40. et Nicodemo. 41. ab Anno [...] [usq(ue)] Ad an(no) 1443., Schnitt hellrot, alte Signaturen Cod. bav. 293, N: 3661. 8 unpag. + 350 pag. + 8 unpag. Seiten. Von Prey, mit Ergänzungen von Sedlmayr.

BSB Clm 1294: Band (Maße 30 x 19,5 cm), Einband aus Karton, mit Pergament bezogen, zwei grüne Schließbänder, Rücken stark beschädigt, Schnitt hellrot, alte Signatur N: 3661. 4 unpag. + 411 pag. + 27 unpag. Seiten. Von Prey und anderen Händen, mit Ergänzungen von Sedlmayr.

Wohl noch in den ersten Jahren seiner Anstellung bei Bischof Eckher verfaßte Prey eine zehnbändige Historia universalis Frisingensis (BSB Clm 1286–1295), die eine Freisinger Bischofsgeschichte für den Zeitraum von 684 bis 1651 darstellt. Unter den angeführten Quellen findet sich auch eine Vielzahl von Inschriften, nicht nur der Bischofsgrabmäler (Nr. 17(†), 19†, 20, 91, 92, 93, 95, 143, 150†, 210, 214†), sondern etwa auch des sog. Semoser-Steins (Nr. 11†) oder des Gestühls von [Druckseite LXXIX] St. Andreas (Nr. 68(†)). Angesichts des breiten kopialen Überlieferungshorizonts für die Bischofsinschriften mag überraschen, daß Prey in BSB Clm 1294 eine bis dato unbekannte Inschrift, nämlich die Stifterinschrift von Bischof Philipp für den im Zuge der ersten Dombarockisierung 1621/24 abgebrochenen Allerheiligen-Altar (Nr. 213†), mitteilt. Da keine der erhaltenen Freisinger Bischofschroniken diese Inschrift verzeichnet, konnte Prey offenbar auf eine heute verlorene Quelle des 16. oder frühen 17. Jahrhunderts zurückgreifen, während sich die spätere Überlieferung durch AEM H 292 und AEM B 8 II wiederum auf Prey stützt.

BSB Clm 2230: Band (Maße 22,5 x 16 cm), Einband aus Holz, Rücken mit Leinen bezogen, darauf Pergamentreste, Deckel mit hellem Lederbezug, dieser mit Arabeskenprägung, Reste von zwei Schließen, alte Signaturen Cim. 415 und Cod. bav. 1230, vorne ein Exlibris von Wiguleus Hundt, 1556. 2 unfol. + 491 fol. Blätter. Titel auf fol. 1r: Prologus In Cronica(m) baioariorum.

Die Handschrift stellt das 1491–1495 von Veit Arnpeck verfaßte Original seiner Chronica Baioarium dar174). Der Inhalt gliedert sich in die Zeit unter römischer Herrschaft (Buch I), die Zeit der Agilolfinger (Buch II), die der Karolinger (Buch III), die der Herzöge verschiedener Häuser und die der Wittelsbacher (Buch V), wobei Arnpeck Material aus nahezu 70 Quellenwerken verarbeitet hat. Im ganzen Werk sind zwei Inschriften enthalten: Zum einen in Buch IV Kap. 7 die auf dem ersten Kopfreliquiar des hl. Korbinian angebrachte Stifterinschrift von Herzog Heinrich dem Zänker (Nr. 1†), zum anderen in Buch II Kap. 22 die Bildbeischriften des gemalten Korbinianszyklus im Dom (Nr. 12†). Beide Inschriften dürfte Arnpeck noch aus eigener Anschauung gekannt haben. Sie sind in den fortlaufenden Text mit zahlreichen Kürzungen eingefügt, jedoch – anders als in den späteren Texteditionen, wie etwa durch Leidinger – ohne Hervorhebung im Text; man begegnet ihnen auch in Arnpecks Abschrift des Traditionscodex von Conradus Sacrista (HABW Cod. Helmst. 205). Eine Abschrift des 17. Jahrhunderts (BSB Clm 1212) hat sich ebenfalls erhalten. Die erste Textedition erfolgte bereits 1721 durch P. Bernhard Pez175).

BSB Clm 6427: Band (Maße 24,5 x 17,5 cm), Einband aus Holz, Rücken mit neuem hellbraunen Leder, die Deckel mit Pergament bezogen, ehemals mit Eckbeschlägen und mittigem Buckel, heute fehlend, innen auf dem Vorderdeckel Exlibris des Freisinger Domkapitels, innen am hinteren Deckel Restaurierungszettel von 1964, alte Signatur Cat. Fris. 227. 1 unfol. + 157 fol. + 1 unfol. Blätter, Pergament.

Der Sammelband aus dem 11. Jahrhundert vereint unterschiedliche Texte zur Liturgie des Kirchenjahres. So stehen auf fol. 1r–100v die capitula et orationes de dominicis, also die Stundengebete der Matutin, Laudes, Prim usw., denen auf fol. 101v–157r kirchliche Benediktionen und auf fol. 157r–157v biographische Einträge zu Freisinger Bischöfen aus dem Jahre 1073 folgen176). Von überragender Bedeutung ist jedoch ein wohl zu Beginn des 12. Jahrhunderts vorgenommener Nachtrag auf fol. 66v, der vier Freisinger Inschriftentexte aus der Benediktuskirche zitiert und jeweils rechts von ihnen klare Standortangaben macht (Abb. 141): Die erste, vierzeilige Inschrift, die sich vor den Chorschranken befand, gibt von einer Bau- bzw. Renovierungstätigkeit durch den Priester Engelschac Nachricht (Nr. 4†); die zweite, ebenfalls vierzeilige Inschrift war in der Apsis angebracht und erinnerte wohl anläßlich einer um 1100 erfolgten Renovierung an die Bedeutung dieser Kirche als Grabstätte des hl. Korbinian (Nr. 5†); die dritte, einzeilige Inschrift zu beiden Seiten der Apsis hob die Kirchenpatrone Martin und Benedikt hervor (Nr. 7†); die vierte, einzeilige Inschrift war eine Bildbeischrift und kommentierte eine Darstellung der Verkündigung und der Geburt Christi (Nr. 3/VII †), die jedoch – wie eine andere Quelle (ÖNB Hs. 806) belegt – einem größeren Zyklus mit weiteren Bildbeischriften angehört hat. Als weiteres Indiz dafür, daß sich diese Verse tatsächlich in der Benediktuskirche und nicht etwa im Dom befunden haben, kann die 1716 im Altarblock der Benediktuskirche gefundene, bald nach 1347 abgefaßte Pergamenturkunde (BayHStA Domkapitel Freising Urkunde Nr. 217) angeführt werden, die neben einem Reliquienverzeichnis des Altars und einer Grabinschrift für Otto von Maxlrain (Anh. Nr. A3) auch die Inschrift Nr. 4† zitiert, die im 14. Jahrhundert dort noch lesbar war.

Ihre singuläre Stellung verdankt die Kopiale der Tatsache, daß sie eines des frühesten Zeugnisse der Erfassung von Inschriften „um ihrer selbst willen“ darstellt. Anders als etwa in der zeitnahen Quelle ÖNB Hs. 806, wo gereimte Inschriftenverse aus Freising Teil einer Gedichtsammlung sind, erscheinen [Druckseite LXXX] in vorliegender Quelle die Inschriften gleichsam aus einem hagiographischen, literarischen und historischen Kontext herausgelöst und werden durch die beigefügten Standortangaben in ihrer Eigenschaft als autonome Textgattung gestärkt. Erst 600 Jahre später kommt es unter Oefele (BSB Oefeleana 10 IV) erstmals wieder zu Inschriftensammlungen, die nicht vorrangig der Darstellung von Historie und damit der Untermauerung historischer Legitimität dienen, wie dies seit Conradus Sacrista der Fall war.

BSB Clm 27154: Band (Maße 31 x 20 cm), Einband aus Karton, Rücken und Ecken mit weißem Leder, die Deckel mit hellbraunem, schwarz gesprenkeltem Papier bezogen, zwei Leinenbänder, roter Schnitt, alte Signatur Weihenstephan Kloster N>o 88. 6 unpag. + 246 pag. + 4 unpag. Seiten. Titel: Synopsis Historiae Weihenstephanensis, Quam Praemissa Dissertatione succinta De Originibus benedictinis in Monte D(ivi) Stephani Hodie Weihenstephan dicto conscripsit P. Benedictus Liklederer, Professus ac p(er) t(empore) prior Claustralis ibidem A. R. S. M. DCCLXXXXII. Pars Prior.

Die Chronik von P. Benedikt Licklederer gehört zusammen mit ihrer Kopie AEM B 1499 zu den bedeutenden Geschichtswerken über das Weihenstephaner Kloster. In ihr sind mehrere Inschriften in den historischen Text eingebunden (u. a. Nr. 15†, 37†, 152†, 172†, 186†, 255†, 285†, 344†, 363†), doch scheint die Erfassung Licklederers mit Blick auf die fünfzig Jahre früher erfolgte Inschriftensammlung von Oefele nicht vollständig zu sein, auch unter der Annahme, daß im Verlaufe des 18. Jahrhunderts einige Steine abgegangen sein dürften. Andererseits finden sich bei Licklederer auch Inschriftentexte, die woanders nicht erfaßt sind, so z. B. Nr. 127†, 130†, 345†, 389†, 390†. Offenbar orientieren sich seine Inschriftenwiedergaben an den originalen Zeilenumbrüchen, die er weitgehend berücksichtigt. Hilfreich sind Licklederers Standortangaben, denn diese fehlen bei Oefele gelegentlich.

BSB Clm 27475: Ungebundene, fadengeheftete Folioblattlagen (Maße 34 x 21,5 cm), im blauen Papierumschlag, vorne auf dem blauen Umschlag Titelschild Collectanea ad historiam Frisingensem maximam partem ex libris impressis excerpta, alte Signatur K. B. allgemeines Reichsarchiv. Hochstift Freising III C/4 271. 62 fol. Blätter.

Der kleine Sammelakt enthält Exzerpte zu Freisinger Bischöfen und zur Freisinger Bistumsgeschichte, die dem 1. Viertel des 18. Jahrhunderts angehören. So umfaßt fol. 1r–9v eine Abschrift von Johannes Freybergers Chronica Episcoporum Frisingensis Ecclesiae usque ad Annum D(omi)ni 1651, die bis Bischof Veit Adam ergänzt wurde; auf fol. 13–33 und 39–54 folgen Exzerpte aus historischen Werken, teilweise von Prey abgeschrieben; dazwischen befindet sich ein kleiner Bestand einzelner Notae, der sich mit historischen Denkmälern im Dom befaßt. In diesen berichtet auf fol. 34 (einzelner Zettel, Maße 21,5 x 16 cm) ein unbekannter Schreiber von den im Zuge der Abgrabungen im Dom 1701 aufgefundenen Wandmalereien am ersten Pfeiler im südlichen Seitenschiff, unterhalb von denen der Namenszug Witelo zum Vorschein kam (Nr. 8†); auf fol. 38 (einzelner Zettel, Maße 20,5 x 16 cm) hat sich Eckher biographische Daten zu Bischof Sixtus von Tannberg notiert, u. a. auch dessen Grabinschrift (Nr. 143). Die weiteren Aufzeichnungen betreffen auf fol. 55 die römische Kalenderberechnung und auf fol. 57–61 die Wappen der Freisinger Bischöfe.

BSB Oefeleana 10 IV: Buchkassette mit ungebundenen Folioblättern (Maße 27,5 x 18,5 cm), die Kassette aus Karton, der Rücken mit braunem Leder, die Hülle mit grauem Marmorpapier bezogen, auf dem goldgeprägten Rücken die Prägeschrift ANDREAE FELICIS OEFELII BIBLIOTHE(CARII) BOICI COLLECTIO EPITAPHIORUM TOM. IV. 880 pag. Seiten.

BSB Oefeleana 10 V: Buchkassette mit ungebundenen Folioblättern (Maße 27,5 x 18,5 cm), die Kassette aus Karton, der Rücken mit braunem Leder, die Hülle mit grauem Marmorpapier bezogen, auf dem goldgeprägten Rücken die Prägeschrift ANDREAE FELICIS OEFELII BIBLIOTHE(CARII) BOICI COLLECTIO EPITAPHIORVM TOM. V. 98 fol. Blätter.

Die von dem Historiker und Münchner Stiftsherrn von U. L. Frau Joseph Anton Leopold Oefele zusammengestellte Inschriftensammlung umfaßt insgesamt fünf Teile, die in grob alphabetischer Ordnung zumeist Abschriften aus gedruckten Werken beinhalten, wobei Oefele seine Quellen angibt. Eine Ausnahme hiervon stellt Tomus IV dar, dessen Inschriften aus München, Landshut, Neumarkt i. O. und Freising wohl vor den Originalen transkribiert worden sind. Tomus V enthält Inschriften aus Mainz, Heidelberg, Tübingen, Regensburg, Speyer, Freising und anderen Städten, auch aus Italien, die Inschriften hier sind jedoch wiederum Druckwerken entnommen.

Der bald nach 1734 verfaßte Freisinger Teil von Tomus IV bildet hierin den größten Abschnitt und gliedert sich wie folgt: Dom und Domkreuzgang (p. 1–197), Benediktuskirche (p. 198–229), St. Johannes Baptist (p. 230–253, es fehlen p. 254–261), St. Andreas (p. 262–337), St. Andreas – [Druckseite LXXXI] Friedhof (p. 338–345, es fehlen p. 346–353), St. Georg (p. 354–385), St. Georg – Friedhof (p. 386–401), St. Veit – innen (p. 402–441, es fehlen p. 442–449), St. Veit – außen (p. 450–465), St. Veit – Mariahilfkapelle (p. 466–481), Spitalkirche und Spital (p. 482–489, es fehlen p. 490–497), Weihenstephan (p. 498–513), Alphabetisches Namensverzeichnis (p. 514–543).

Jede Seite ist sauber in einzelne horizontale Felder für je eine Inschrift unterteilt. Zu Beginn der Transkription wird meist in roter Tinte auf den Standort der Inschrift verwiesen oder eine Kurzbeschreibung des Bildteils geliefert; danach folgt der Inschriftentext, manchmal unter Berücksichtigung der Zeilenumbrüche; den Abschluß bildet, wo vorhanden, die Wappennachzeichnung, oftmals mit ihren Tinkturen. Die Erfassung vor Ort geschieht in der Regel in der Art eines Rundgangs, wobei Oefele bei mehreren Inschriften eines Standorts oft nur bei der ersten Inschrift darauf verweist. Oefeles Standortpriorität wird auch daran deutlich, daß er die Inschriftenträger nicht gattungsmäßig gliedert, sondern unmittelbar aufeinander folgen läßt. Während die Erfassung der Inschriften in den Freisinger Klöstern (mit Ausnahme von Neustift), in der Pfarrkirche St. Georg und im Spital von ihm mit einer gewissen Systematik vorgenommen worden zu sein scheint, lassen sich bei der Aufnahme der Inschriften von Dom, Domkreuzgang und Benediktuskirche Überschneidungen und große Lücken feststellen: Für den Domkreuzgang sind meist nur die Eckherschen Überschriften verzeichnet, dagegen fehlen in der Benediktuskirche eine Vielzahl der später bei Heckenstaller in AEM H 76 registrierten Eckherschen Bodenplatten. Auch in Weihenstephan scheint Oefele einige Inschriften übersehen zu haben. Seine Transkriptionen erweisen sich außerdem als nur bedingt zuverlässig, da bei ihm häufiger Verlesungen der Jahreszahlen und Textunsicherheiten vorkommen. Von herausragender Bedeutung sind jedoch vor allem die Erfassungen der Inschriften von St. Johannes Baptist, St. Georg, St. Veit und Weihenstephan, da für diese keine vergleichbar umfassenden Inschriftensammlungen vorliegen und Oefele in sehr vielen Fällen die einzige Textüberlieferung der meist um 1803 zerstörten Inschriften bietet. Im Unterschied zu den kurz vor oder während der Säkularisation erstellten Grabinschriftenverzeichnisse von St. Andreas (AEM H 118) wählt er von vornherein einen erweiterten Erfassungsrahmen und gibt auch die Inschriften der Gemälde, Gemäldeepitaphe und anderer Ausstattungsstücke wieder. Einen kleinen Nachtrag liefert Oefele mit der Abschrift der Grabinschriften für Bischof Philipp (Nr. 210, 214†) in Tomus V, die von ihm jedoch nach eigener Angabe aus Meichelbecks Historia Frisingensis kopiert wurden.

Anders als Prey und Eckher geht es Oefele demnach nicht um die Freisinger Inschriften als subalterner Teil der Bistumshistorie (er nimmt die Vorarbeiten Eckhers nicht einmal zur Kenntnis), sondern um eine umfassendere geschichtswissenschaftliche Zielsetzung, die nur durch eine möglichst vollständige, flächendeckende Sammlung erreichbar war. Ob Oefele, der das Amt des bischöflich freisingischen Kommissars ausübte, die Inschriftensammlung aus Eigeninitiative anlegte oder sie auf Veranlassung seines Bruders, des bedeutenden Bibliothekars und 1759 zum Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannten Andreas Felix von Oefele (1706–1780), vornahm, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Zumindest gelangte sie nach dessen Tod mit dem übrigen wissenschaftlichen Nachlaß („Oefeleana“) 1780 in Staatsbesitz.

BSB Oefeleana 81/1: Ungebundene Blätter (Maße 17 x 10,5) in lindgrüner Kartonmappe, mit dem Titel Epitaphiorum à p. m. Fratre Jos(epho) Oefelio collecta. Fragmenta. 81 unfol. Blätter.

Das Konvolut enthält Transkriptionen von Joseph Anton Leopold Oefele überwiegend von Münchener Inschriftendenkmälern, teils mit Bleistift, teils mit Feder, dabei läßt die flüchtige und konzeptartige Niederschrift auf eine Aufnahme direkt vor Ort schließen. Auf einem der Blättchen finden sich drei Grabinschriften aus Weihenstephan (Nr. 104†, 152†, 172†, jeweils mit Wappen), die in seiner größeren Inschriftensammlung BSB Oefeleana 10 IV nicht enthalten sind.

Diözesanbibliothek des Erzbistums München und Freising

DBMF Hs. 335: Band (Maße 32 x 19,5 cm), Einband aus Karton, mit braunem Leder bezogen, auf dem Rücken die Goldprägeschrift ACTA VISITATIONIS S. EBERHARDI. 17 pag. + 221 pag. + 45 pag. + 264 pag. Seiten.

Der aus Privatbesitz für die Dombibliothek erworbene Band177) stellt eine weitere Abschrift des im AEM erhaltenen Aktenvorgangs von 1728/34 um die Kanonisation des sel. Eberhard von Tüntenhausen dar. Der Inhalt gliedert sich in:

[Druckseite LXXXII]

– Inhaltsverzeichnis der 61 Produkte zu Fasz. 1. 17 pag. Seiten: Protocollum super visitatione ... Hier ist die Abschrift eines jeden Produkts des ersten Prozesses enthalten, davon auf p. 6 die Stifterinschrift von prod. 41 (Nr. 377†).

– Abschrift von Faszikel 1. 221 pag. Seiten. Titel: Acta Utriusque Processus in Causa Visitationis Sepulchri Beati EBERHARDI Confessoris, et quondam opilionis in Dintenhausen ..., reperitur Desumpta, et descripta ex vero et authentico originali in Archivio Curiae Episcopalis. Auf p. 48f. findet sich das prod. 38 mit der Gitterinschrift (Nr. 388a†), auf p. 65 das prod. 41 mit der Stifterinschrift (Nr. 377†), auf p. 154 das prod. 61 mit der Gitterinschrift von prod. 38 (Nr. 388†), auf p. 163 das prod. 61 mit der Stifterinschrift von prod. 41 (Nr. 377†).

– Inhaltsverzeichnis der 71 Produkte zu Fasz. 2. 45 pag. Seiten. Titel: Acta Processus super Casu Excepto, seu Cultu publico Beato EBERHARD ..., Protocollum super cultu … 1729–1734.

– Abschrift von Faszikel 2. 264 pag. Seiten. Titel: Acta et Processus Super Cultu immemorialis venerabili Servo DEI Eberhardo quondam in Dintenhausen, 1734.

Die Originalakten und eine weitere Abschrift s. unter AEM Pfarrakten Haindlfing, Akt V Filialkirche Tüntenhausen.

Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel

HABW Cod. Helmst. 205178): Band (Maße 31 x 21 cm), Einband des 18. Jahrhunderts aus Karton, der Rücken und die Ecken mit Schafsleder, die Deckel mit Kiebitzpapier bezogen, auf fol. 1r alte Signatur Misc. 20, dort drei ausgeschnittene, in Federzeichnung ausgeführte Figuren aufgeklebt (Bischof Otto d. Gr., Rahewinus oder Veit Arnpeck, Kaiser Friedrich I.), Titel oben und unten auf dem Schnitt: Vitus Arnpekch, Cronica Ottonis. 261 fol. Blätter. Weitgehend eigenhändig von Veit Arnpeck. Der Band später im Besitz von Matthias Flacius, 1597 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel erworben und 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstett überführt.

Der Sammelband enthält u. a. eine Abschrift der Chronik Ottos von Freising (fol. 1–98) und die Gesta Frederici seu Cronica von Otto bzw. Rahewin (fol. 173–207), auf fol. 208v aber auch eine Abschrift der Beischriften des Korbinianszyklus (Nr. 12†) im Freisinger Dom, die Arnpeck unter der Überschrift Ante vite e(ius) pictura(m) exh(ib)et(ur) sup(ra)sc(ri)pt(i)o aufführt und wohl noch selbst gesehen hat; in seiner Chronica Baioariorum (BSB Clm 2230) kommen sie ebenfalls vor.

Der im Hinblick auf epigraphische Relevanz wichtigste Abschnitt auf fol. 208v bis 261v ist mit Gesta ep(iscop)oru(m) frising(e)n(sium) überschrieben. Dabei handelt es sich um eine Abschrift Arnpecks vom Freisinger Traditionscodex des Conradus Sacrista (BayHStA HL Freising Nr. 3c), jedoch in den späteren Teilen von ihm um zahlreiche Angaben erweitert. Durchgängig verwendet Arnpeck bei den beigegebenen Bischofsmedaillons als Überschriften die schon aus der Vorlage bekannten Distichen, die möglicherweise Beischriften eines gemalten Bischofszyklus darstellten (Anh. Nr. A2/I–XXIV); darüberhinaus finden sich bei ihm jedoch auch Distichen für die Bischöfe Gerold bis Friedrich I., die nur hier überliefert sind (Anh. Nr. A2/XXV–XXVIII). Die Frage, ob diese vier zusätzlichen Distichen als reale „Fortschreibungen“ eines gemalten Zyklus anzusehen sind oder als rein literarische Erzeugnisse Arnpecks zu gelten haben, muß offen bleiben. Im Haupttext bringt Arnpeck die Stifterinschrift des ersten Kopfreliquiars des hl. Korbinian (Nr. 1†) – die allerdings auch in der Chronica Baioariorum aufscheint – aber auch mehrere Grabinschriften von Freisinger Bischöfen (Nr. 17(†), 19†, 20, 91, 92, 93, 95, 150†), für welche es Vergleichsbeispiele in seinem Liber de gestis episcoporum frisingensium (AEM H 5), in der Chronica Baioariorum und natürlich in der von ihm benutzten Vorlage des Conradus Sacrista gibt. Sämtliche dieser Inschriften waren jedoch zu Lebzeiten von Arnpeck noch erhalten.

Wie im Traditionsbuch des Conradus setzt Arnpeck die Bischofsbeischriften (Anh. Nr. A2) als Überschriften ein und hebt sie durch Unterstreichung hervor, während die Stifterinschrift des Korbinian-Reliquiars (Nr. 1†) und die Grabinschrift für Bischof Heinrich (Nr. 92) spätere Ergänzungen am Unterrand des Schriftspiegels sind; alle anderen bischöflichen Grabinschriften sind in den Text fortlaufend eingefügt, davon sind zwei der Inschriften (Nr. 91, 150†) entsprechend dem Nachtrag im Traditionsbuch des Conradus an den Schluß gerückt und in die dortigen Kurzbiographien eingebunden.

Auch wenn die ergänzten Bischofsdistichen (Anh. Nr. A2/XXVI-XXVIII) das einzige Sondergut dieses Bandes darstellen, so zählt die – nicht zuletzt durch Inschriften – angereicherte Abschrift Veit [Druckseite LXXXIII] Arnpecks vom Traditionsbuch des Conradus Sacrista doch zu den wichtigen, frühen Quellenwerken im Rahmen der Freisinger Epigraphik.

Historischer Verein Freising

HVF U XI 8: Band (Maße 35 x 22,5), Einband aus Karton, der Rücken mit dunkelgrünem Lackpapier mit Leinenstruktur, die Deckel mit braun gesprenkeltem Papier bezogen, auf dem Vorderdeckel Titelschild Die Pfarrkirche Sct. Georg in Freising nebst Bischof Eckhers Excerpten, alte Signatur 407. Titel: Die Pfarrkirche Sct. Georg in Freising. Verschiedene Notizen hierüber zusam(m)engestellt von Dr Joh(ann) B(aptist) Prechtl, res(ignierter) Pfarrer.

Der Sammelband vereint Abhandlungen und Materialien über den Turm, die Altäre, die Ausstattung und ihre Renovierungen, die Wappen, die Orgel und die Meßstiftungen von St. Georg. Darin enthalten sind u. a.:

Grabsteine in der Pfarrkirche zu S. Georg in Freising (Grabsteine St. Georg). 14 pag. Seiten. Dabei sind laut Prechtl die ersten 23 Nummern aus der sog. Wisheuschen Sammlung abgeschrieben179), wobei die mit adest markierten Nummern zu seiner Zeit noch vorhanden waren (p. 1–5); darauf folgen die Bildfenster mit ihren Standorten (p. 6–7), dann drei Nummern vom Friedhof St. Georg (p. 7), zuletzt die Fortsetzung mit den Grabsteinen der Kirche St. Georg Nr. 24–50 (p. 8–14). Es schließt sich das Verzeichnis der Grabsteine an der Aussenseite der Pfarrkirche S. Georg in Freising an, mit einer Erfassung der Grabinschriften Nr. 1–29 auf der Südseite von West nach Ost (p. 15–29); dazu gibt es mit blauem Stift am 18. Juli 1932 vorgenommene Anmerkungen von Josef Scheuerl zum Vorhandensein oder Fehlen der einzelnen Steine und ein Hinweis auf die Versetzung von einigen Steinen im Jahre 1931.

Grabdenkmäler in der ehemaligen Franziskanerkirche (Grabdenkmäler Franziskaner). 6 pag. Seiten. Auf den pag. 1–3 werden die Grabdenkmäler gelistet, danach folgt eine Aufstellung der Stiftungen. Da die Grabdenkmäler der Franziskanerkirche zu Prechtls Zeiten bereits abgegangen waren, dürfte er die Liste nach Bugniet (AEM H 131) kopiert haben.

Grabsteine in u(nd) an der Gottesackerkirche zu Freising (Grabsteine Gottesackerkirche). 5 pag. Seiten. Auf p. 1–2 listet Prechtl die Grabdenkmäler im Kircheninneren, auf p. 3 diejenigen im Außenbereich, auf p. 5 findet sich eine Überschrift zu den Grabdenkmälern der südlichen Gottesackermauer, doch fehlen hier Eintragungen.

Die Transkriptionen Prechtls sind nur selten zuverlässig und weisen eine Reihe von Fehlern und eigenmächtigen Änderungen auf, doch stellen sie in einigen Fällen die einzige schriftliche Quelle für die Existenz mancher Grabinschriften dar (Nr. 196 I, 330†, 355†, 362†, Anh. B11, B18).

HVF U XI 10: Band (Maße 33 x 21,5 cm), Einband aus Karton, Deckel und Rücken mit grünem Lackpapier bezogen, auf dem vorderen Deckel goldene Prägeschrift in Fraktur und Antiqua Die Chorherrnstifte St. Andre & St. Veit zu Freising, alte Signaturen 367 und 332. 8 unpag. + 124 pag. + 4 unpag. + 34 pag. + 2 unpag. Seiten. Titel: Beitraege zur Geschichte des ehemaligen Kanonikat-Stiftes St. Andre auf dem Domberge zu Freising, zusammengestellt von Dr. J(ohann) B(aptist) Prechtl, res(ignierter) Pfarrer z(ur) Z(eit) in Freising.

Prechtls um 1860/80 angelegter Band zu St. Andreas gliedert sich wie folgt: In dem auf p. 3 einsetzenden Kapitel Das durch die Säkularisation dem Erdboden gleichgemachte Kollegiatstift St. Andre auf dem Domberge in Freising finden sich auf p. 19–90 unter der Überschrift Regesten über das Stifte S. Andre nach Schmidts Arenden(?) u(nd) dem Verzeichnisse der bayrischen Urkundensammlung (Regesta Boica) Exzerpte aus Schmidts dreibändiger Chronik (BayHStA KL Freising – St. Andreas Nr. 162–164), die auch Inschriften miteinbeziehen (Nr. 68(†), 166(†), 197†, 200†, 212†, 279†, 349†, 427†). Es folgt ab p. 95 ein Verzeichnis der Grabstein-Inschriften bei Sankt Andre, das nach 11 Nummern mit einer neuen Zählung bis p. 109 weitere 49 Nummern listet. Hierfür dienten Prechtl wohl die drei Grabschriftenverzeichnisse von St. Andreas (AEM H 118) als Vorlagen. Über seine gewohnheitsmäßig ungenauen Transkriptionen hinaus gelangt er bei Nr. 167† sogar zu einem völlig veränderten Text. Weitere Abschriften Prechtls betreffen das Sterbebuch von St. Andreas 1687–1801, eine Grabinschrift des 19. Jahrhunderts sowie das während der Säkularisation eingezogene Kirchensilber. Der Band schließt mit dem 34 Seiten umfassenden Kapitel Das ehemalige Chorherrnstift St. Veit bei Freising. Inschriften sind in diesen Abschnitten keine mehr enthalten.

[Druckseite LXXXIV]

HVF U XI 11: Band (Maße 33,5 x 21 cm), Einband aus Karton, Rücken mit dunkelblauem Leder, die Deckel mit schwarz/gelb/rot gesprenkeltem Papier bezogen, das Titelschild mit der Beschriftung Die Grabstein-Inschriften im Dom und die Chorherrnstifte S. Johann und S. Paul auf dem Domberge zu Freising. 10 unpag. + 84 pag. + 79 unpag. Seiten.

Das von Prechtl um 1860/80 angelegte Verzeichnis enthält u. a. auf p. 1–21 die Grabsteine in der Domkirche zu Freising. Prechtl ordnet nach Vorlage einer Kopiale (wohl Eckher, Prey oder Sedlmayr) die Inschriften chronologisch, doch fallen hier besonders seine recht willkürlichen Kürzungen der Inschriftentexte ins Auge. Die weiteren Aufzeichnungen betreffen verschiedene Abschriften und Verzeichnisse, jeweils ohne Inschriften; auf p. 49–84 folgt Das Chorherrnstift Sankt Johann auf dem Domberge zu Freising, wiederum ohne Inschriften.

HVF U XI 12: Band (Maße 34 x 21,5 cm), Einband aus Karton, Deckel und Rücken mit grünem Lackpapier bezogen, auf dem vorderen Deckel goldene Prägeschrift in Antiqua Necrolog des Clerus zu Freising. 10 unpag. + 141 pag. (letztes Blatt auf dem hinteren Spiegel festgeklebt). Titel: Verzeichniss der verstorbenen Geistlichen in Freising.

Zu Anfang bietet Prechtl ein Alphabetisches Verzeichniss aller Domherrn zu Freising von 770–1762 Aus dem Original zusammengestellt von Dr. J(ohann) Bapt(ist) Prechtl, res(ignierter) Pf(arrer) im Monat Juli 1876. Dabei bezieht sich Prechtl ausdrücklich auf BSB Cgm 1718. Im Folgenden werden bis p. 71 sämtliche Domherren nach der genannten Quelle alphabetisch gelistet und im Anschluß daran auch ihre Erbämter genannt. Die einzige hier zitierte Inschrift ist diejenige von Leonhard Friesinger (Nr. 81). Nach den Inschriften der beiden Eckherschen Wappentafeln auf p. 73–78 folgt ab p. 79 die Zweite Abtheilung – Auszüge aus den Sterbbüchern von S. Georg, S. Andre, S. Veit und aus den Grabdenkmälern des Gottesackers und der Pfarrkirche S. Georg; darin findet sich auf p. 109–115 der Abschnitt IV, Grabsteine im Gottesacker, in dem Prechtl die Inschriften für Weihbischof Oswald Fischer (Nr. 81) und – auszugsweise – für den Dekan von St. Veit, Johannes Zeller (Anh. Nr. B18) mitteilt. Der weitere Inhalt dreht sich bis p. 135 um Bemerkenswerte Todesfälle und ist aus epigraphischer Sicht ohne Belang.

Historischer Verein von Oberbayern

HVO Ms. 318: Band (Maße 33,3 x 21,4 cm), Einband aus Karton, Rücken und Ecken mit braunem Leder, die Deckel mit braun marmoriertem Papier bezogen, auf dem Vorderdeckel Titelschild: Monumenta Von Freysing: in der Domkirche, dan auch in den Zwei emahligen, Nunmehro aber aufgelesten Colegiat Stüffteren S. Andre und S. Viti, wie auch ein anhang Von denen so Sich fohrgefunden in Weihenstefan. Nun aber zur aus Plasterung des Neuerbauthen köller verwendet worden, darunter Stempel Historischer Verein von Oberbayern, zwei grüne Schließbänder. 1 unfol. + 134 fol. (fol. 1–130, dabei fol. 6a, 16a, 47a unfol., fol. 89 doppelt gezählt) + 1 unfol. Blätter180). Zusammen mit Kaindls Reihe der Bischöfe (HVO Ms. 788) im Jahre 1881 von Anton Frey, k. Restaurator an der alten Pinakothek, der Sammlung des HVO übergeben181).

Der Aufbau des Bandes ist dreiteilig: Der 1. Teil (fol. 2–42) umfaßt die Denkmäler des Domes und beginnt mit Nachzeichnungen des äußeren und inneren Domportals (fol. 2r, 3r), einer von Domenico Quaglio lithografierten Ansicht der Domkrypta (fol. 4r), sowie zwei Probeabzügen der lithografierten Domgrundrisse für Heckenstallers Dissertatio (fol. 5r, 6r), um schließlich zu den Grabdenkmälern der durchnumerierten Freisinger Bischöfe überzugehen, beginnend mit der mutmaßlichen Grabplatte für Bischof Korbinian (fol. 7r) und endend mit dem Grabmal für Bischof Joseph Konrad IV. von Schroffenstein (1789–†1803; fol. 42r). Ähnlich der Seitenorganisation im Eckherschen Grabsteinbuch BSB Cgm 2267 sind auch hier die Seiten in vier Quadranten aufgeteilt, wobei jedes Grabdenkmal eines der Felder einnimmt. Ausnahmen finden sich auf fol. 7r, wo die unteren beiden Felder unbesetzt sind, ebenso auf fol. 11r das rechte untere Feld. Dieser aus Nachzeichnungen bestehende Bischofskatalog weist einige Besonderheiten auf:

– Die Nr. 1 zeigt die mutmaßliche Grabplatte für Bischof Korbinian, die Nr. 6 dieselbe Platte, jedoch nun als sog. Hitto-Stein mit der Beschriftung + LAPIS SEPVLCHRVM. / HITTONIS. / EP(ISCOP)I OLIM TEGENS +.

– Für Erimbert, Aribo, Atto, Anno, Arnold, Waldo, Uto, Wolfram, Gottschalk, Egilbert, Albert I., Otto III. und Paul von Harrach bildet Frey die Eckherschen Bodenplatten aus dem südlichen Seitenschiff des Doms ab.

[Druckseite LXXXV]

– Es sind auch einige Grabdenkmäler der nicht in Freising bestatteten Bischöfe wiedergegeben, so für Joseph, Berthold von Wehingen, Konrad V. Hebenstreit und Johannes Tulbeck, ebenso die der Elekten Ludwig von Chamstein (Nr. 26†) und Degenhard von Weichs (Nr. 72).

– Die Hochgräber bzw. Tumben für die Bischöfe Joseph und Ellenhard (Nr. 24†) sind mit ihren Seitenflächen auf dem gesamten Blatt abgebildet, ebenso nehmen die Grabmäler für Philipp von der Pfalz (Nr. 210), Moritz von Sandizell (Nr. 274), Albrecht Sigismund von Bayern, Johann Franz Eckher von Kapfing, Johann Theodor von Bayern, Ludwig Joseph Frhr. von Welden und Joseph Konrad IV. von Schroffenberg ein ganzes Blatt ein, die Gedenkplatten für Stephan von Seiboltsdorf (Nr. 386) und Veit Adam von Gepeckh (Nr. 470) sind ebenfalls auf eine einzelne Seite gesetzt, desgleichen die Wappengrabplatte für Moritz von Sandizell (Nr. 277†).

– Für eine Reihe von Bischöfen fehlt mangels eines überlieferten Grabdenkmals jede Abbildung, stattdessen sind in die Felder kurze biographische Angaben oder der Bestattungsort eingetragen, so für Dracholf, Lantbert, Nitker, Meginward, Otto d. Gr., Konrad IV., Johannes II., Albert II., Leopold, Hermann, Nikodemus, Heinrich II., Rupert und Heinrich III., bei den späteren, nicht in Freising bestatteten Bischöfen verzichtete Frey auf die Feldereinteilung und machte zu diesen nachträgliche Bemerkungen ohne Nummernzählung auf sonst leere Blätter, so für Ernst von Bayern, Joseph Clemens von Bayern, Clemens Wenzeslaus und Max Prokop von Törring-Jettenbach (fol. 28r, 32r, 39r, 41r).

– Mehrere der Bischofsgrabmäler waren zum Zeitpunkt der Nachzeichnung durch Frey bereits nicht mehr existent, dies betrifft diejenigen für Joseph, Ellenhard (Nr. 24†), Konrad II. Wildgraf (Nr. 16†), Emicho (bei Nr. 19†), Johannes I. Wulfing (Nr. 150†), Ludwig von Kammerstein (Nr. 26†), Konrad V. Hebenstreit, vermutlich auch die Wappengrabplatte für Moritz von Sandizell (Nr. 277†).

Der 2. Teil (fol. 45–87) enthält die Grabdenkmäler der Freisinger Domherren, zunächst mit der Gedenkplatte für Otto von Moosen (Nr. 11) auf ganzer Seite beginnend (fol. 45r), dann wie bei den Bischofsgrabmälern je vier Darstellungen auf einer Seite. Davon abweichend sind der Marolt-Altar (Nr. 165), die Epitaphe für Rupert Auer (Nr. 181) und Paul Lang (Nr. 183) sowie das Gemälde-Epitaph für Balthasar Eisenreich (Nr. 231(†)) ganzseitig, das inschriftlose Gemälde-Epitaph für Johann Jacob von Pienzenau halbseitig abgebildet. Erst gegen Ende gibt es Leerstellen, so auf fol. 85r links oben, auf fol. 86r rechts unten und auf fol. 87r links oben. Eine Vielzahl der hier versammelten Nachzeichnungen stellt jedoch Grabplatten dar, die zu Lebzeiten von Frey schon nicht mehr existiert haben, da sie vermutlich bereits im Zuge der Renovierungsarbeiten im Kreuzgang 1716 und im Dom 1723/24 abgegangen sind. Dies trifft auf die erste abgebildete, inschriftlose Grabplatte für Ritter Berchtold von Gebensbach sowie bei Nr. 21†, 26†, 28†, 39†, 40†, 42†, 46†, 56†, 83†, 108†, 115†, 118†, 137†, 146†, 154†, 173(†), 177†, 221†, 318†, 456† zu, außerdem auf vier weitere Platten des späteren 17. Jahrhunderts. Mehrere andere Denkmäler wurden seitdem – infolge ihrer Versetzung – ihres Aufbaus beraubt (Nr. 165) bzw. haben ihre architektonische Rahmung eingebüßt (Nr. 173(†), 175, 181, 183, 215, 312, 316). Eine größere Zahl von Wappengrabplatten sind ebenfalls nur in vorliegendem Band ihrem Aussehen nach dokumentiert, da sämtliche in den Boden von Domkreuzgang und Benediktuskirche eingelassenen Wappengrabplatten 1830 zugrunde gingen (Nr. 23†, 25†, 96†, 112†, 140†, 163†, 185†, 192†, 204†, 238†, 243†, 254†, 271†, 299†, 321†, 367†, 371†), diejenigen im Dom fielen der Neupflasterung im Jahre 1842 zum Opfer (Nr. 375†, 433†, 437, 469†).

Im 3. Teil bildet Frey zahlreiche Grabdenkmäler und Gemälde-Epitaphe aus den säkularisierten Klöstern St. Andreas (fol. 89, 91–99, 107, 108), St. Veit (fol. 103–106) und Weihenstephan (fol. 109) ab. Freys Absicht war hier weniger, einen Gesamtüberblick über den jeweils vorhandenen gesamten Denkmälerbestand zu liefern, als nur diejenigen Objekte zu erfassen, denen zum Zeitpunkt ihrer Erfassung die Zerstörung drohte und die bereits ausgebaut waren. Dies erklärt auch die fehlende Systematik hinsichtlich Blattaufteilung, Zeichenstil, Kolorierung, die falsche Zuordnung loser Inschriftentafeln zum Objekt usw. – Ergebnis einer Erfassung, die wohl unter größtem Zeitdruck vonstatten ging. Der Bestand von St. Andreas setzt sich aus einigen Gemälde-Epitaphen, die als kolorierte, ganzseitige Nachzeichnungen angelegt sind, zusammen (Nr. 284†, 327†, 379†, 268, 368(†), 376†, Gem.-Ep. für Wilhelm Franck, 1663), dazu kommt eine Reihe von Grabdenkmälern (Nr. 230†, 348†, 378†, 442, drei Epitaphe aus dem späteren 17. Jahrhundert, fünf Epitaphe aus dem 18. Jahrhundert). Etwas weniger Material konnte Frey für St. Veit dokumentarisch sichern: eine Bauinschrift aus dem 14. Jahrhundert (Nr. 57†), sowie mehrere Epitaphe aus der Stiftskirche und der Mariahilfkapelle (Nr. 232†, 324†, 374†, 383†, 405†, 440†, 441†, 458, zwei Epitaphe des 17. Jahrhunderts, ein Epitaph des 18. Jahrhunderts). Alle bisher genannten Inschriftendenkmäler von St. Andreas und St. Veit sind ausschließlich durch Frey im Bild überliefert. Anders im Falle der beiden [Druckseite LXXXVI] einzigen von Frey für Weihenstephan überlieferten Grabplatten: Beide (Nr. 104†, 172†, Abb. 151, 152) hat auch Prey in seiner Bayrischen Adls Beschreibung abgebildet (BSB Cgm 2290 IX fol. 273r, 274v), doch sind die Abbildungen von Frey weitaus näher am Original orientiert, mit den richtigen Proportionen und mit ihrer Kolorierung.

Der von Ignaz Aloys Frey geschriebene und mit kolorierten Nachzeichnungen versehene Band war mit Blick auf seine Provenienz alter Familienbesitz und entstand demnach eher aus privatem, historischem Interesse denn als Auftragsarbeit kirchlicher Stellen oder Würdenträger182). Seine Hauptintention war zunächst, wenigstens diejenigen Inschriftendenkmäler noch im letzten Augenblick ihrer Erscheinung nach zu überliefern, die bereits aus den zum Abbruch freigegebenen Klöstern St. Andreas und St. Veit ausgebaut worden waren und nun auf dem Versteigerungsweg veräußert werden sollten. Als Zeitrahmen für die Erfassung von Teil 3 kommen somit nur die Jahre 1803/04 in Frage. Das Schicksal der Stifte St. Andreas und St. Veit mag auch eine Rolle für die zeichnerische Erfassung des Inschriftenbestandes in Teil 1 und 2 eine Rolle gespielt haben, denn es schien einige Zeit nicht klar, ob nicht auch der Domkomplex der Spitzhacke zum Opfer fallen würde. Ein nachträglicher Vermerk in Teil 3, der auf eine Gemäldeversteigerung im Jahre 1812 hinweist, läßt vermuten, daß die Sammlung zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend abgeschlossen war. Die Zusammenfügung der drei separaten Teile zu einem einzigen Band erfolgte jedoch wohl frühestens um 1824, da die beigebundenen lithografierten Grundrisse des Doms aus diesem Jahr stammen183).

Die Tatsache, daß Frey – wie eben erläutert – in Teil 1 und 2 zahlreiche Grabdenkmäler in Nachzeichnungen wiedergibt, die zu seinen Lebzeiten schon nicht mehr existiert haben, läßt den Rückgriff auf eine ältere, vor den verlustreichen Umgestaltungen in Dom und Domkreuzgang entstandene Vorlage zwingend notwendig erscheinen. Wie von Roland Götz und Hubert Glaser zutreffend erkannt, kann es sich dabei nur um das seit Ende des 19. Jahrhunderts verschollene Eckhersche Grabsteinbuch der Domkirche (ehem. AEM B 486 alt) handeln, das Eckher wohl zeitnah zu seinem Domherrenverzeichnis (BSB Cgm 1716) und seinem altbayrischen Grabsteinbuch – beide um 1693 begonnen – angelegt hat184). Aussehen und Inhalt sind einigermaßen rekonstruierbar, indem die Nachzeichnungen Freys von verlorenen Bischofs- und Domherrengrabmäler darauf hinweisen, daß in diesen beiden Teilen das Eckhersche Werk aufgegangen ist. Allerdings verwundert es, daß Frey zwar in Teil 1 die Bischofsgrabmäler bis hin zum letzten Bischof, Joseph Conrad von Schroffenstein († 1803), ergänzt hat – weitere Ergänzungen dürften die Eckherschen Bodenplatten betroffen haben, die in AEM B 486 wohl kaum enthalten waren –, jedoch in Teil 2 das späteste Grabdenkmal für einen Domherren die Datierung 1674 besitzt, was den Schluß nahelegt, daß Frey hier keine Veranlassung sah, Nachträge vorzunehmen. Da dieser Teil auch eine eigene Foliierung besitzt und dazu noch auf fol. 85–87 freie Felder aufweist – die bei einer nur ungefähren Abzeichnung sicher nicht so von der Originalhandschrift übernommen worden wären –, dürfte es sich somit um eine ziemlich exakte Kopie der Eckherschen Vorlage handeln, ohne jede Ergänzung, Weiterführung oder größere Änderung. Dies mag im Wesentlichen auch auf den 1. Teil zutreffen, da hier nicht nur Leerstellen auf einzelnen Blättern (fol. 7 unten), sondern sogar druckgraphische Vorlagen in solchen Fällen kopiert wurden, wo eine Inaugenscheinnahme vor Ort möglich gewesen wäre. Indizien für größtmögliche Nähe zur Eckherschen Vorlage sind bei Teil 2 auch zahlreiche Wappenbeischriften (Berchtold von Gebensbach, 28†, 72, 73 usw.), die bei den Grabdenkmälern so nicht vorkamen bzw. vorkommen, in genau dieser Form aber auch in Eckhers altbayrischem Grabsteinbuch (BSB Cgm 2267 I, II) häufig anzutreffen sind.

Aus diesen Beobachtungen ergibt sich eine zwingende direkte Abhängigkeit der Teile 1 und 2 des Grabsteinbuchs von Ignaz Aloys Frey vom heute verlorenen Eckherschen Grabsteinbuch der Domkirche. Ein Rückgriff von Frey auf andere Nachzeichnungen – etwa auf die des Bischofskatalogs und des Domherrenverzeichnisses von Prey (AEM H 57, BSB Cgm 1717) – ist wenig wahrscheinlich185). Doch sollte die Möglichkeit nicht ausgeschlossen werden, daß im verschollenen Eckherschen Grabsteinbuch der Zeichner von AEM H 57 Nachträge bei den Bischofsgrabmälern geliefert haben könnte. Wenn aber bei Frey die Abbildungen gegenüber den Originalen Abweichungen aufweisen, so ist dies vor allem auf eine bereits fehlerhafte Vorlage bei Eckher zurückzuführen, nicht etwa auf eine Abhängigkeit gegenüber einer externen Preyschen Bildvorlage (die ihrerseits wohl ebenfalls [Druckseite LXXXVII] nach Eckher kopiert sein dürfte). Ob Frey irgendwelche „Korrekturen“ im Bildanteil der Nachzeichnungen anhand der Originaldenkmäler durchgeführt hat, kann nicht mehr festgestellt werden, da das vorbildhafte Zwischenglied – das Eckhersche Grabsteinbuch – fehlt, die Vorgehensweise Freys scheint dies jedoch auszuschließen.

Eine Vielzahl der Wappennachzeichnungen in Teil 2 weist Tinkturen auf. Diese Tinkturen wurden auffallenderweise bei genau den Steinen nicht durchgeführt, die 1716 bzw. 1723/24 verloren gingen, stattdessen finden sich hier nur auf die Tinkturen hinweisende Kürzel. Da die Kolorierung der auf den Grabplatten angebrachten Wappen erst nach ihrer Neuordnung und Aufstellung erfolgt ist, kann die mutmaßliche Kolorierung der Eckherschen Nachzeichnungen frühestens zu diesem Zeitpunkt – also ab 1716 – erfolgt sein, vielleicht wurde sie aber erst von Frey anhand der Originale eingebracht.

Auffallenderweise bestehen einige Unterschiede in der Wiedergabe der Inschriften zwischen Teil 1 und 2: Während bei den Bischofsgrabmälern bis einschließlich dem Gedenkstein für Bischof Veit Adam von Gepeckh (Nr. 470) allgemein versucht wird, den Schriftcharakter wiederzugeben – Ausnahmen bilden die Denkmäler für Sixtus von Tannberg (Nr. 143), Leo Lösch (Nr. 250), Philipp von der Pfalz (Nr. 210) und Moritz von Sanidzell (Nr. 274), die beiden letztgenannten weisen sogar eine Minuskelschrift anstatt einer Kapitalis auf –, verrät die Beschriftung der Domherrendenkmäler mit Ausnahme des sog. Semoser-Steins keinerlei Willen, sich mit den jeweiligen Schriftformen auseinanderzusetzen186). Sogar die Majuskel- und Kapitalisschriften sind ausnahmslos in eine barocke Minuskel übertragen, Zeilenumbrüche und doppelte Zeilenführung werden von Frey eigenmächtig je nach Platzangebot durchgeführt. Dies trifft ebenso auf die letzten fünf Bischofsgrabmäler zu.

Dieser recht freie Umgang mit Schriftformen setzt sich auch im 3. Teil fort. Dort gibt es nur vier Nachzeichnungen, die sich nahe am Original bewegen, nämlich Nr. 230† (Abb. 150), 57†, 104†, 172† (Abb. 151, 152), alle anderen Texte sind in der für Frey charakteristischen Minuskelschrift gehalten. Von besonderer Bedeutung ist dieser Teil des Grabsteinbuches auch, weil Frey selbst, aber auch andere, spätere Hände Anmerkungen zum weiteren Schicksal der einzelnen Objekte hinzugefügt haben: Das Gemälde-Epitaph Nr. 284† ist als ein altes Holz verkauft worden, beim Gemälde-Epitaph Nr. 327† heißt es generell: NB: diese Collerirten Monumente waren alle auf Holz gemalen, sind im Jahre 1812 auf dem VersteigerungsWeg verkauft worden als altes Bren(n)holz187), beim Gemälde-Epitaph Nr. 368(†) heißt es, die Schrift zu diesem Epitaphium konnte nicht mehr aufgefunden werden, Nr. 212† ist verkauft und verarbeitet worden, bei Nr. 57† wird auf die Zerstörung des Stein im Jahre 1805 verwiesen, auf demselben Blatt (fol. 104r) hat Frey unten vermerkt: sind alle verarbeitet worden, ähnlich merkt er auf dem nächstfolgenden Blatt (fol. 105r) an: Diese und alle nachfolgende Grabsteine bis auf den von Sauschlegl sind verkauft und verarbeitet worden, und zu den beiden Weihenstephaner Stücken (Nr. 104†, 172†) berichtet er: In dem ehemaligen Benedictiner-Kloster Weihenstephan im Kreuzgange sind im Brauhause als Bodensteine verwendet worden. Eine spätere Hand hat am Ober- oder Unterrand mehrerer Seiten mit Bleistift vermerkt: Nicht mehr vorhanden, Nicht mehr da, Alle verarbeitet worden usw. Im Falle des Epitaphs für Korbinian Sauschlegl (Nr. 458) ließ es Frey sich jedoch nicht nehmen, die Rettung des Steins durch dankbare Gemüther herauszustreichen. Zweimal wird auch auf das Material (Nr. 378†, Wappenplatte von Philipp Franciscus Lindtmayr, 1750) verwiesen, in ebenfalls zwei Beispielen auf die Größe des Steins (Nr. 57†, 230†). Derartige Mitteilungen gibt es in Teil 1 und 2 kaum. Eine Ausnahme ist die Erläuterung zum Schicksal der Tumba für Bischof Ellenhard (Nr. 24†): Ellenhardus der 19te Bischoff wahr in seiner von ihm errichteten Kolegiat Stüftskürche S. Andreas auf dem Domberg begraben, als aber im Jahr 1803 die Kürche gleich anderen zusamgerissen wurde, ist dessen Tomba zerschlagen und aus dessen Theil ein Ausgussrinnen in der Küche dem Brauhause, des auch aufgelesten Kloster Weichenstefan gebraucht worden, und noch ein Theil zu einer Stütze des Brauhauß in Haag an der Amber verwendet worden (fol. 16av)188).

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das Grabsteinbuch des Malers Ignaz Anton Frey zu den herausragenden Kopialen für den Freisinger Inschriftenbestand gerechnet werden kann, indem es weite Teile des verlorenen Eckherschen Grabsteinbuchs für die Domkirche überliefert, aus diesem wiederum zahlreiche, in den Jahren 1716, 1723/24, 1830 und 1842 abgegangene Steine als oftmals einzige Quelle in Text und Bild dokumentiert und ebenso für eine Reihe von Inschriftendenkmälern aus St. Veit und St. Andreas die einzige bildliche Überlieferung stellt.

[Druckseite LXXXVIII]

Eine umfassende Monographie zu dieser Handschrift, die sie in den zeitgeschichtlichen Kontext der Sakäularisation unter Berücksichtigung ihres Schöpfers Ignaz Alois Frey stellt und sämtliche darin enthaltenen kopialen Inschriftentexte in einem separaten Katalogteil ediert, erschien im Jahre 2002 unter der Federführung von Hubert Glaser. Das Kernstück dieser Publikation bildet ein Faksimile von HVO Ms. 318 in Originalgröße.

Österreichische Nationalbibliothek Wien

ÖNB Hs. 806189): Band (Maße 22 x 12,7 cm), Einband aus Holz, mit braunem, geprägtem Leder bezogen, auf fol. IIv oben Besitzvermerk: In isto libro continetur: liber Ysidori de officiis ecclesie, unten: Codex iste pertinet fratribus monasterii Hegenensis canonicis regularibus ordinis Augustini Wormatiensis dyoecesis prope castrum Altelyningen, auf fol. 1 bisr: liber Hegenensis ecclesie, alte Signaturen XXXVI (Vorderdeckel), N 36 (fol. Ir), CCCCXXXIV 806 (fol. Iv), No XXXVI/N 36 (fol. I bisr), O 4402 432 (fol. 196v), vorne als Deckblätter ein beschriftetes Faltblatt (11. Jahrhundert), darin eine Urkunde von 1455, hinten ein eingeklebtes Einzelblatt (11. Jahrhundert). 3 fol. (fol. I–III) + 197 fol. (fol. 1 + 1bis + 196) Blätter, Pergament.

Der aus Kloster Höningen i. d. Pfalz stammende, im 13. Jahrhundert zusammengestellte Sammelband gliedert sich in Isidor von Sevilla: Liber officiorum (fol. 1v–51r, 9.–11. Jahrhundert), Anonym: Catechesis liturgica de ministris ecclesiae, de missa et sacramentis (fol. 51v–54r, 12. Jahrhundert), Anonym: Poemata latina spiritualibus et moralis argumenti (fol. 55r–59r, 12. Jahrhundert, mit 40 Nachträgen bald nach 1450), Ivo von Chartres: Epistole CCI (fol. 60r–147r, Anfang 13. Jahrhundert), Cicero: Somnium Scipionis, Macrobius: Commentum in somnium Scipionis (fol. 148r–195v, 13. Jahrhundert).

Die auf fol. 55r–59r versammelten 400 lateinischen Gedichte des 12. Jahrhunderts sind von zumeist moralisierendem Inhalt, darunter auch zahlreiche Tituli, von denen wiederum einige als Grab- und Bauinschriften des Freisinger Doms bzw. der Benediktuskirche anzusehen sind. So ist hier die in Distichen abgefaßte Grabinschrift (Nr. 2†) eines Fritelo überliefert, der mit dem in Freisinger Urkunden bezeugten bayerischen Pfalzgrafen identifiziert werden kann; sechs Verse in Hexametern mit leoninischem Reim sind als Beischriften (Nr. 3†) eines Bildwerks mit Darstellungen aus dem Leben Jesu einzustufen – da für Vers VI auch eine etwa zeitgleiche andere Quelle (BSB Clm 6427) existiert, ist die Zuordnung nach Freising eindeutig; schließlich kann eine zweizeilige Weiheinschrift (Nr. 6†) in Hexametern, in der als Patrone die hl. Maria und der hl. Korbinian genannt sind, zweifelsohne auf den Freisinger Dombau des 10./11. Jahrhunderts bezogen werden. Diese Inschriftentexte waren bisher weitgehend unbekannt und wurden erstmals durch Rudolf Pörtner, der sich eingehend mit der Wiener Handschrift beschäftigt hat, mit Freising in Verbindung gebracht. Es darf für den süddeutschen Raum als Glücksfall bezeichnet werden, daß zwei zeitgenössische Kopiale – die vorliegende Wiener Handschrift und BSB Cgm 6427 – von Inschriften des hohen Mittelalters für denselben Standort existieren, die sich überdies in einer Inschrift (Nr. 3†/VI) überschneiden und dadurch wechselseitig bestätigen, daß es sich um ausgeführte Inschriften und nicht um literarische Fiktionen gehandelt hat.

Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München

UBM 2° Inc. lat. 1108. Band (Maße 28,5 x 21,5 cm), Einband aus Holz, Bezug aus rot gefärbtem, geprägtem Schweinsleder, zwei Schließen, die ehemals vorhandenen Beschläge entfernt.

Der Sammelband, der u. a. die Inkunabel Albertus Magnus, De abundantia exemplorum und das von Wolfgang Klammer in Gmund im Jahre 1453 geschriebene Theaterstück Salomon und Marculf beinhaltet, beginnt mit einem – wohl in Kloster Neustift verfaßten – hagiographischen Nachtrag (57 unfol. Blätter) zu der um 1474 gedruckten Inkunabel Viola sanctorum190). Unter den dort versammelten Heiligenviten ist diejenige des hl. Korbinian von Interesse, da in ihr auf fol. 16v die auch durch Veit Arnpeck (BSB Clm 2230; HABW Cod. Helmst. 205) überlieferten Beischriften des gemalten Korbinianszyklus im Dom (Nr. 12†) mitgeteilt werden, jedoch in einer davon leicht abweichenden Fassung und von einer etwas späteren Hand nachgetragen. Zwischen den Viten für Servatius und Onofrius ist auch ein Abschnitt über die Freisinger Heiligenreliquien eingeschoben, an dessen Ende auf fol. 23v offenbar dieselbe Hand auch die ersten zwölf Bischofsdistichen (Anh. Nr. A2/I–XII) aus dem Werk des Conradus Sacrista eingefügt hat, doch geschah dies wohl nach der Überlieferung des Veit Arnpeck (HABW Cod. Helmst. 205); die Texte für die folgenden sieben Bischöfe sind auf Kurzangaben reduziert.

[Druckseite LXXXIX]

Fotografien als Quelle

Obwohl die Sehenswürdigkeiten der Stadt Freising seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unzählige Male fotografiert wurden – besonders beliebte Motive waren der Blick von Südosten auf Marienplatz und Rathaus sowie der Gebäudekomplex des Domberges –, so gibt es in den Beständen des Stadtarchivs, des Historischen Vereins oder des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege überraschenderweise kaum historische Aufnahmen von Inschriftenobjekten.

Eine Abbildung des sog. Semoser-Steins (Nr. 11) im Kunstdenkmälerverzeichnis von 1895191) zeigt einen vollständig bemalten Stein. Diese Fassung, die nur durch diese Abbildung belegt ist, beruhte wohl auf den Aktivitäten Joachim Sigharts anläßlich der Domrestaurierung in den Jahren um 1870. Vermutlich wurde sie zum Domjubiläum 1924 wieder entfernt.

Das noch vor 1888 abgegangene Epitaph für Balthasar Hugendorfer und seine Frau Anna (Nr. 188†) ist durch eine Fotografie dokumentiert, deren Original sich in nur einem Exemplar im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg erhalten hat. Diese Fotografie wurde später auch von Halm herangezogen192). Ein Vergleich mit der Transkription durch Oefele deckt auf, daß dort der schwer lesbare Text des oberen Schriftbandes nicht berücksichtigt wurde. Für eine Erfassung aller Inschriften des verlorenen Steins konnte die Originalfotografie herangezogen werden.

Eine nur in wenigen Exemplaren bekannte Fotopostkarte aus dem Jahre 1917 dokumentiert die zum Einschmelzen abgenommenen Freisinger Glocken. Unter diesen steht im Vordergrund am Boden die alte Rathausglocke (Nr. 151†), von der ein Teilstück der Umschrift an der Glockenschulter einigermaßen gut zu erkennen ist. Da die Textedition von Schraudner keinen Hinweis auf Aussehen, Alter und Schriftformen liefert, kommt der Fotografie eine gesteigerte Bedeutung bei der Gesamtbeurteilung des Stücks zu.

Die im Archiv des Historischen Vereins Freising verwahrte Fotosammlung Deppisch bewahrt eine Fotografie des Epitaphs (Nr. 360) für Caspar Rambspeckh zu Kirchberg und seine Frau Scholastika, geb. Pronner, die es am alten Standort zeigt, d. h. am äußeren Chorscheitel von St. Georg. Dabei ist gut zu erkennen, daß das Epitaph ursprünglich eine Bekrönung in Form eines Jesus-Monogramms im Strahlenkranz zeigte. Da dieser später verloren ging, dokumentiert die Fotografie als einzige Quelle den originalen Gesamtzustand des Epitaphs.

Als Glücksfall darf bezeichnet werden, daß der großformatigen Publikation von Hermann Schmitz über die Glasfenster des Berliner Kunstgewerbemuseums aus dem Jahre 1913 ein Tafelband beigegeben war, der die bedeutendsten Bildfenster in exzellenten Schwarzweiß-Abbildungen darbietet. Auf diese Weise wurden die aus der Allerheiligenkapelle bei St. Andreas stammenden Bildfenster (Nr. 170† A, B, D, E) von Hans Wertinger vor ihrem Untergang im Zweiten Weltkrieg dokumentiert.

Folgende Handschriften enthalten kopiale Inschriftenüberlieferungen, die weitgehend auf anderen Kopialen basieren und deshalb im Rahmen dieses Einleitungskapitels nicht explizit behandelt werden:

AEM B 8 I, B 1499, Cim Ms. 28, H 65, 77, 78, 79, 81, 255, 270–272, 289–294, 408, 462, 464, 465, 466, 467, 479, KB 122, Nachlaß Boegl Nr. 31–35 (Domherren 1–5), PfA Freising – St. Georg A VIII 2 Fasz. I Akt l

BayHStA Freising Urkunde 1643 Februar 19, inseriert 1639 Januar 18; Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221, 656, HL Freising Nr. 594, 610, 648, Kurbayern Äußeres Archiv 4715, Personenselekt Cart. 63 Ecker

BSB Cgm 893, 1715, 1718, 1724, 1725, 2002, 2271 III, 2290 I–XXXII (außer IX), 2291 I–VII, 2786 II, Clm 21571, Oefeleana 294

DBMF Hs. 273 (Weinhartiana) Nr. 40

HVO Geissiana 202, 454, 456, 510, 532, Ms. 788

SBBA Msc. M.v.O. Ms. 39

Auch enthalten zahlreiche Druckwerke Transkriptionen von Freisinger Inschriften. Die wichtigsten hiervon sind, in chronologischer Reihenfolge: Ziegler, Oratio Funebris; Hundt, Stammenbuch I–III; Aempherle, Weegweiser; Brusch, Monasteriorum; Eberschwang, Sanctus Nonnosus redivivus; Pez, Thesaurus; Meichelbeck, Historia Frisingensis I,1, II,1; Meichelbeck, Chronica; Crammer, Magnifica [Druckseite XC] Sanctitatis; Bugniet, Versuch; Heckenstaller, Dissertatio; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte; Prechtl, St. Andreas; Schlecht, Monumentale Inschriften; Birkner, Teufelsschrift; Birkner, Grabsteine; Birkner, Oeffentliche Denkmäler; Inschriften St. Georg.

4. Die Schriftformen

von Franz-Albrecht Bornschlegel und Ramona Epp193)

Romanische und Gotische Majuskel

Eine Besonderheit des Inschriftenbestandes des Freisinger Doms stellt eine Anzahl hochrangiger Inschriftendenkmäler bedeutender Persönlichkeiten aus dem frühen und hohen Mittelalter dar, die in historisierender Weise mit Schriften der Romanischen bzw. Gotischen Majuskel versehen wurden. Es handelt sich hierbei um außerordentliche Zeugnisse eines frühen Schrifthistorismus, den die grundlegenden Renovierungsarbeiten am Dom von den 20er Jahren des 17. Jahrhunderts bis zum tausendjährigen Domjubiläum im Jahre 1724 hervorbrachten. Mitunter erhielten historisch bedeutsame Denkmäler der Vergangenheit eine neue Bewertung, indem ihre oftmals verblaßten Inschriften überarbeitet und erweitert oder auch gänzlich neu beschriftet wurden. Diese hauptsächlich außerhalb des Bearbeitungszeitraums des Bandes liegenden Nachweise historisierenden Schriftgestaltens bilden aber nicht den Gegenstand des nachfolgenden inschriftenpaläographischen Abrisses zur Romanischen und Gotischen Majuskel194). Die prominenten Beispiele des Freisinger Schrifthistorismus betreffen die Inschrift der figürlichen Grabplatte des Otto von Moosen – sie wurde bislang für die sagenhafte Person des Dompförtners, Otto Semoser, in Anspruch genommen (um 1160–70, Nr. 11, Abb. 23) – den Titulus zur figürlichen Darstellung der Kaiserin Beatrix am Domportal (Nr. 13, Abb. 22) sowie die Umschrift der Tumbendeckplatte des Freisinger Bischofs Erchanbert († 854, Nr. 17, Abb. 24)195).

Die älteste original erhaltene Inschrift der Stadt Freising zeigt sich insofern erstmals in dem kurzen Namen Liutpreht, der in Romanischer Majuskel sorgfältig in die Deckplatte eines Kapitells der Domkrypta eingemeißelt ist und der ersten Bauphase des nach dem verheerenden Brand des Jahres 1159 neu errichteten Freisinger Doms angehört (Nr. 9, Abb. 19)196). Die breit proportionierten Buchstaben von stämmiger Kontur sind mit kräftigen Sporen versehen, die bei unzialem E und auch bei T dreieckförmige Züge annehmen. In dem kapitalen Alphabet, das P mit üppigem Bogen und R mit nach außen geschwungener Cauda ausweist, findet sich einzig das unziale E als Fremdform. Die Sporen an den Bogenenden und am Mittelbalken sind weit ausgezogen, ohne sich zu berühren197).

Nicht wesentlich verändert in Schriftcharakter, Proportion und Duktus ist der ebenfalls in Romanischer Majuskel versehene Titulus über dem Relief Kaiser Friedrich Barbarossas am Hauptportal des Doms (Nr. 13, Abb. 21). Er scheint einer etwas jüngeren Bauphase des romanischen Doms zu entstammen, für die das Jahr der Domweihe 1205 den „terminus ante quem“ bildet. In das nach wie vor von Formen der Kapitalis bestimmte Mischalphabet treten als Alternativformen unziales E und G mit eingerollter Cauda. Das kapitale A ist trapezförmig gebildet und mit einem markanten, die Schrägschäfte übergreifenden Deckbalken versehen. Die vier R-Formen weisen eine nach außen gebogene, weit abgestreckte Cauda auf. Die beiden Varianten des Kapitalis-M zeigen senkrechte Schäfte mit [Druckseite XCI] kurzem Mittelteil bzw. leicht schräg gestellte Schäfte mit bis zur Grundlinie geführtem Mittelteil. Die Abschlüsse der Buchstabenzüge erfolgen in der Regel durch spachtelförmige Sporen, durch weites Ausziehen der Sporen (insbes. S und T-Balken) sowie durch kontinuierliche Verbreiterung der Schäfte (A, V, T).

Keine Absicherung durch zeitgleiche epigraphische Zeugnisse – weder aus Freising noch aus der näheren wie ferneren Umgebung – findet die Schrift der nur mehr fragmentarisch erhaltenen Stola aus dem Grab des Bischofs Konrad III. (Nr. 14, Abb. 29). Die aufgrund technischer und kunsthistorischer Kriterien in den Anfang des 13. Jahrhunderts datierte Stola zeigt in den fragmentarisch überlieferten Inschriften der Tituli eine von linearer Kontur geprägte, gänzlich von Unzial- und Rundformen freie Kapitalis mit strichartig ausgeprägten Sporen ohne größere Formenvarianten. Es fehlen die zeitüblichen Ausrundungen der Winkel zwischen Bogen, Schaft und Sporn und ebenso jegliche Ansätze von Bogenverdickungen. Die schlanken, eng gesetzten Buchstaben weisen vielfach eckige Bögen auf (D, O, P und R), unter denen das O auch rhombische Form annehmen kann. Auffällig sind ferner spitzes A mit Deckstrich, N mit oftmals eingezogenem Schrägschaft, P mit bisweilen gedrücktem, in die untere Hälfte der Schriftzeile reichendem Bogen sowie das häufig rechtsgeneigte S.

Die älteste Gotische Majuskel des Bearbeitungsgebietes ist in einer zu Treppenstufen umgearbeiteten, in vier Fragmenten überlieferten Grabplatte des Treppenturms der Benediktuskirche dokumentiert (Nr. 18, Abb. 26, 27 und 28). Die grazile, verspielte Ausgestaltungsweise der Schrift mit Buchstaben von zierlicher Kontur, moderaten Schwellungen sowie Zierstrichen und Punktverzierungen, ebenfalls die noch nicht verwirklichten seitlichen Abschlußstriche bei C und unzialem E, sprechen für eine Einordnung der Schrift in die frühe Phase der Gotischen Majuskel und für eine der Region angemessene Datierung in das 13. Jahrhundert198). Die in großen Spatien gesetzten, sorgfältig eingemeißelten, breiten Buchstaben zeigen A-Formen in leicht trapezförmiger Bildung mit die Schrägschäfte übergreifenden Deckbalken und linksschrägen Mittelbalken. Der linke Schrägschaft ist jeweils mit einer Schwellung versehen. Die Buchstaben C und unziales E tragen mitunter weit ausgezogene Sporen, die noch nicht zur Abschließung der Buchstaben führen. Einige der C- und E-Formen weisen im Bogeninneren einen feinen, senkrechten Zierstrich auf, der für den Mittelbalken des unzialen E den linken Ansatzpunkt bildet. Zwei der I-Formen verzieren rechts bzw. links des Schaftes angesetzte Halbnodi. Der Buchstabe L besteht aus einem leicht linksschräg gestellten, sich nach unten verjüngenden Schaft und einem im spitzen Winkel ansetzenden, stark gebogenen Balken. Die drei vorhandenen M-Formen zeigen ausschließlich das links geschlossene unziale M mit waagrechtem Zierstrich im linken Bogen. Zum Gesamteindruck einer runden Schrift steuern ferner rundes N und rundes T mit geschwungenem Deckstrich sowie der aufgeblähte Bogen und die nach außen gekrümmte Cauda des R bei.

Einen fortgeschrittenen Entwicklungsstand der Gotischen Majuskel hinsichtlich der Durchbildung der Buchstabenzüge und der Ausprägung der Formen kennzeichnet die Umschrift der Tumbendeckplatte des Bischofs Gottfried († 1314, Nr. 20, Abb. 25). Sie ist in erhabener Technik ausgeführt und trägt eng aneinander gereihte Buchstaben von flächiger Kontur. Die freien Enden der Schäfte und der Balken verbreitern sich keil- oder spachtelförmig, die Bögen sind mit kräftigen Schwellungen versehen. Abermals erscheinen Nodi als Zierelemente, die am Schaft des I sowie an den Innenseiten der oberen und unteren Bogenkrümmung von C, unzialem D, O, Q und S auftreten. Die A-Formen zeigen sich in drei Varianten: in Trapezform mit übergreifendem Deckbalken, in der pseudounzialen und ein einziges Mal in der unzialen Version ohne Mittelbalken. Doppelformen sind in E, N, T und U/V belegt. Das unziale E ist nunmehr kontinuierlich mit einem seitlichen Abschlußstrich geschlossen. Es konkurriert mit dem kapitalen E, dessen freie Balkenenden dreieckförmig verbreitert sind, jedoch keine Anzeichen zur Schließung erkennen lassen. Bei N dominiert die runde Form über die nur einmalig vertretene kapitale Form, bei T die kapitale über die runde und bei U/V die kapitale über die unziale. Kleinere Varianten mit geradem bzw. gebogenem Balken kennzeichnen den Buchstaben L. Das M ist ausschließlich in der kapitalen Version mit kräftigen, senkrechten Schäften und schmalem, leicht verkürztem Mittelteil überliefert.

Spärliche Schriftreste in Gotischer Majuskel trägt die zu Beginn des 18. Jahrhunderts umfassend erneuerte Tumbendeckplatte Bischof Konrads III. († 1322, Nr. 22, Abb. 2, 3). Unter den sechs mit kräftiger Kontur gezeichneten Buchstaben weisen B mit aufgeblähten Bögen, C mit seitlichem Abschlußstrich, ovales O und T mit kräftigen Sporen auf die bereits fortgeschrittene Phase der Gotischen Majuskel.

[Druckseite XCII]

Im typischen Gewande einer ausgereiften Gotischen Majuskel – sowohl im Duktus als auch im Formenbestand – präsentiert sich die Inschrift der Grabplatte des Hiltprand von Massenhausen († 1347, Nr. 27, Abb. 31). Ein dynamisches, spannungsreiches Wechselspiel von fetten Bogenschwellungen und stämmigen Schäften mit dünnen Haarlinien charakterisiert die Durchformung der Buchstaben. Aufgeblähte Bögen, insbesondere bei B und P, dessen Bogen nahezu die gesamte Zeilenhöhe einnimmt, bestimmen das Schriftbild. Im Buchstabenbestand haben die Unzial- und Rundformen die kapitalen Formen stark zurückgedrängt, ausgemerzt wurden auch die Doppelformen von Buchstaben. Somit ist das pseudounziale A mit geradem oder leicht rechtsschräg gestelltem Mittelbalken zur allein gebräuchlichen Form geworden. Die Buchstaben D, E, H und M erscheinen ausschließlich in der unzialen Version. M ist als symmetrisch offene Form mit beidseitig nach außen umgebogenen Bogenenden überliefert. N zeigt sich in der runden, T in der kapitalen Version. Die seitlichen Abschlußstriche von C und unzialem E gehören zum Standard, das S tendiert mit seinen weit ausgezogenen Sporen zur seitlichen Schließung.

Der Verzicht auf Buchstabendoppelformen ist auch für die in breiten rechtwinkeligen Kerben eingetiefte und einst mit Metall ausgelegte Inschrift des Arnold von Massenhausen († 1359, Nr. 29, Abb. 32) bezeichnend199). Die breiten Buchstaben mit kräftigen, meist dreieckförmig ausgezogenen Schwellungen sind großteils mit Abschlußstrichen versehen und in sich geschlossen. Wohl um den in Metall ausgeführten Buchstaben mehr Halt und Stabilität im Stein zu verleihen, wurden neben C und unzialem E auch das pseudounziale A, F, unziales H, unziales symmetrisches M, rundes N, R, V und W mit Abschlußstrichen versehen oder mittels zusammenwachsender Sporen geschlossen. Bei S ist die Abschließung nur zum Teil und bei G mit hoch eingerollter Cauda annähernd verwirklicht. Weit ausgezogene Sporen von dreieckigem Zuschnitt kennzeichnen die Balkenenden von L und T. Wie auf der wenige Jahre früher entstandenen Grabinschrift für Hiltprant von Massenhausen finden sich auch hier unziales D und P mit nahezu zeilenfüllendem Bogen.

Eine zeitlich eng zusammen liegende Serie von vier Domkanonikergrabplatten aus den Jahren 1357 bis 1369 dokumentiert in ihren Inschriften eine veränderte ästhetische Auffassung in der Gestaltung der Gotischen Majuskel. Als ein gemeinsames Gestaltungsprinzip dieser sich stilistisch stark unterscheidenden Inschriften erweist sich die schmale, gestreckte Form der Buchstaben. Der von Rudolf M. Kloos konstatierte Wandel der Gotischen Majuskel von der breiten zur hohen Form gegen Mitte des 14. Jahrhunderts200), der anhand diverser regionaler Inschriftenbestände einiger jüngst publizierter Bände des deutschen Inschriftenunternehmens oftmals nicht nachvollzogen werden konnte201) und somit für den gesamtdeutschen Raum zu relativieren ist, läßt sich wiederum ausnahmslos am überlieferten Freisinger Inschriftenmaterial bestätigen.

Die Umschrift auf der Grabplatte des Wernhard von Kochenheim († 1357, Nr. 31, Abb. 33), in der das Verhältnis Buchstabenhöhe zu Buchstabenbreite bisweilen mehr als 2:1 beträgt, vermittelt einen unruhigen Gesamteindruck. Er wird insbesondere durch ungleiche Höhe und Ausrichtung der Buchstaben, fahrige Sporen sowie unregelmäßige Buchstabenabstände und durch die diversen Spielformen von Buchstaben gleichen Phänotyps hervorgerufen. Die Doppelformen bleiben einzig auf den Buchstaben T beschränkt, der in der runden Form mit hoch eingerolltem Bogen und in der kapitalen Form auftritt. Ferner haben pseudounziales A, unziales E, unziales H, symmetrisches unziales M sowie rundes N die kapitalen Versionen vollständig ersetzt. Buchstabenschließungen sind bei C, unzialem E, symmetrisch unzialem M und S nachzuweisen.

Ausgewogener im Schriftbild, mit weniger gestreckten und in größeren Spatien gesetzten Buchstaben, erweist sich die Grabinschrift für Jakob von Nannhofen († 1364, Nr. 34, Abb. 34). Die Gegensätze zwischen den fett gestalteten Schäften und Bogenscheiteln und den dünnen Balken und Bogenenden wurden nochmals verstärkt. Die gespaltenen Abschlußstriche bei C und unzialem E und auch die Sporen des S wurden zu gebogenen Zierlinien umgestaltet. Doppelformen zeigen sich bei E, I, L, N, T sowie U/V, wobei die unzialen bzw. runden Versionen stets die kapitalen überwiegen. Die Verwendung des offenen kapitalen E – ein zu dieser Zeit bereits anachronistischer Buchstabe innerhalb der Gotischen Majuskel – ist nur einmalig und ausschließlich im Namen NJENHOVEN [Druckseite XCIII] (Nannhofen) belegt. Der hohe Anteil an gerundeten Buchstaben dokumentiert sich im pseudounzialen A, den Unzialformen D, E, H, M und U, in den Rundformen N und T sowie im Buchstaben L mit jeweils eingebogenem Schaft und Balken. Drei Nexus litterarum erfassen die Buchstaben AN (2x) und NH.

Die Grabinschrift für Konrad Schauch († 1366, Nr. 35, Abb. 35), die mehr aus Platzgründen denn aus ästhetischem Prinzip auf drei Nexus litterarum (AN, AU, CH) zurückgreift202), zeigt eine stark vereinheitlichte Gotische Majuskel ohne Doppelformen. Die Buchstaben mit stets geschlossenem C und unzialem E neigen in einigen ihrer Bogenschwellungen zu dreieckförmiger Bildung (pseudounziales A, C, D, unziales E, R). Die Rundformen bestehen aus unzialem E, G mit eingerollter Cauda, unzialem H, symmetrisch unzialem M und rundem N. Besonders auffällig erweisen sich die oftmals unter die Grundlinie geführten und mit einer tropfenförmigen Schwellung endenden zierstrichartigen Ausläufer von N und R.

Die jüngste in Stein gearbeitete Gotische Majuskel, die Grabinschrift des Ulrich Schenk von Au († 1369, Nr. 38, Abb. 36), läßt in der Ausführung der Buchstabenkontur neue Gestaltungselemente erkennen. Eine Vielzahl der Schäfte weist markante, dornenartig ausgezogene Sporen auf, die insbesondere oben, am Übergang vom Schaft zum Bogen, in Erscheinung treten. Sie zeigen sich meist am linken Schaft des runden N, P, R sowie am rechten Schaft des pseudounzialen A und führen bisweilen zu einseitigen Zackungen des Schaftes. Ferner tragen dreieckförmige Schwellungen an schlanken, gestauchten Bögen und pfahlförmige Schäfte zum spitzen und scharfkantigen Gesamteindruck der Schrift bei. Eine weitere Besonderheit stellen die oft weit ausgreifenden haarstrichartigen Ausläufer an Bögen und vereinzelten Schäften dar, die spitz oder mit dreieckigen Aufsätzen enden. Mit Ausnahme von I/J und U/V sind die individuell ausgeführten Buchstaben des Alphabets auf jeweils einen Phänotyp zurückzuführen. Die weiteren Buchstaben basieren auf denselben Grundformen wie die Buchstaben der Inschrift des Konrad Schauch, wobei nur das runde F herausfällt. Gegenüber der vorgenannten Inschrift wurde der Anteil an Nexus litterarum auf fünf erhöht203).

Nach einem großen zeitlichen Abstand von über 50 Jahren zur letzten in Stein überlieferten Gotischen Majuskel fand jene Schrift in einem anderen Medium, nämlich in Holz, nochmals eine späte Anwendung. In dem Inschriftenfragment des einstigen Chorgestühls von St. Andreas von 1420 (Nr. 68, Abb. 51, 52) präsentiert sich die Gotische Majuskel mit eng gesetzten, jedoch breit gelagerten Buchstaben in einer den Freisinger Steininschriften unbekannten Zierform. So wurden neben kräftigen Halbnodi, die in der Zeilenmitte an den Schäften von I, unzialem H, L, N und R erscheinen, auf Höhe der Ober- und Unterlinie perlartige Zierelemente ausgeprägt, indem freie Bogen- und Sporenenden zu Zierpunkten oder -blättern umgestaltet wurden. Unter den Formen stechen insbesondere das vollrunde A mit links überstehendem, gebogenem Deckbalken sowie das links geschlossene unziale M hervor, die zum einen den Freisinger Steininschriften fremd und zum anderen seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr geläufig waren. Auch das in der Inschrift des Chorgestühls als Alleinform nachgewiesene kapitale N fand ausschließlich in zwei Freisinger Steininschriften des 14. Jahrhunderts als jeweils einmalig verwendete Nebenform Einsatz. Wie in den Steininschriften ab der Mitte des 14. Jahrhunderts läßt auch die hölzerne Inschrift kaum Doppelformen zu. Sie bleiben auf die Buchstaben I/J, L und U/V beschränkt. Buchstabenabschließungen liegen stets bei C, unzialem E, rundem F und S vor, nur sporadisch sind sie bei U und V nachzuweisen. Nicht ganz geschlossen ist das runde T mit nahezu bis zur Oberlinie geführtem Bogen. Auffällig erweisen sich schließlich die in der Schriftart der Gotischen Majuskel nicht allzu häufig anzutreffenden paragraphenzeichenartigen Worttrenner.

Tabelle: zeitliche Verteilung der Buchstaben der Romanischen und Gotischen Majuskel

Gotische Minuskel

Die „ältesten“ Beispiele der Gotischen Minuskel im Bearbeitungsraum tragen die Jahreszahlen 992, 1037204) und 1282, stammen jedoch erst aus der 1. bzw. 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts (Nr. 149, Abb. 88, Nr. 92, Abb. 61 und Nr. 93). Es handelt sich hierbei um Gedenksteine für Bischöfe von Freising. Sie entstanden möglicherweise in einer unbekannten Werkstatt, die in Freising v.a. in den 20er bis 40er Jahren faßbar ist205). Das tatsächlich erste Exempel Gotischer Minuskel in Stein in dem vorliegenden Material ist auf das Jahr 1374 datiert. Es ist die Grabplatte für den Domherrn Dietmar Feurer von Pfetrach im Domkreuzgang (Nr. 41, Abb. 37). Es handelt sich um eine relativ einfach gestaltete Gotische Minuskel, die aber durchwegs Versalien aufweist.

Ab dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts gewinnt die Minuskel sehr rasch die Oberhand über die bisher vorherrschende Gotische Majuskel: Mit Ausnahme von wenigen Einzelfällen sind ab 1374 nur noch Inschriften in Gotischer Minuskel erhalten. Das zeitlich auf die Platte des Feurer folgende, überlieferte Objekt ist die Grabplatte für den Domherrn Konrad Gaimann († 1376, Nr. 43, Abb. 38). Sie ähnelt im Aufbau stark der älteren Platte, unterscheidet sich jedoch in der Schrift, v.a. in den Gemeinen. Es können hier erste Tendenzen festgemacht werden, die sich auch bei einigen anderen Inschriften finden, die vielleicht in einer Gruppe zusammengefaßt werden können, ohne daß hier eindeutig [Druckseite XCVII] eine Werkstatt definiert werden kann: Auffallend ist hier v.a. g, das in den Mittellängenbereich eingepaßt ist, das runde s, das relativ breit gestaltet ist und dessen abgeknickter unterer Abschnitt des unteren Bogens kräftig ausfällt. Ähnliche Ansätze finden sich in der Inschrift für den Domherrn Franz Falk von Falkenstein († 1394, Nr. 50, Abb. 43), in der Grabinschrift für den Domdekan Wilhelm von Fraunberg († 1395, Nr. 52, Abb. 45), auf der figuralen Grabplatte für den Domherrn Franz von Preysing († 1395, Nr. 53, Abb. 46) und auf dem Grabmal für den Stiftspropst Nikolaus Mänzinger († 1400, Nr. 59, Abb. 48).

Bei dem Freisinger Inschriftenmaterial in Gotischer Minuskel bleibt es streckenweise eher schwierig, eindeutige Schrifttypen herauszuarbeiten. Gewisse Merkmale treten die gesamte Zeit hindurch auf und finden sich auch in den verschiedenen Werkstattypen, aber auch bei Einzelfällen. Eine besonders beliebte Form ist das gebrochene, runde s, bei der alle Enden der gebrochenen bzw. geknickten, gegenläufigen Bögen auf einer diagonalen Haarlinie enden, die gleichsam dieselben miteinander verbindet, den Buchstaben schräg durchläuft und an den beiden Enden eingerollt wird. Eine solche Form findet sich schon bei der Grabinschrift für den Domherrn Heinrich Sätzler († 1388, Nr. 47, Abb. 40) und auf der Grabplatte für den Domherrn Leonhard Hornpeck († 1391, Nr. 48, Abb. 41), ohne daß die beiden Schriften einem gleichen Typ zugewiesen werden könnten. Diese Form erscheint sehr häufig in der zweiten Hälfte des 15. und am Beginn des 16. Jahrhunderts, sowohl außerhalb als auch innerhalb von Werkstattypen, bei denen dieses s – neben anderen Formen – trotzdem zum charakteristischen Formenkanon gehört (vgl. unten).

Auch die Form des gebrochenen e, dessen Balken zu einem steil rechtsschrägen Strich, der unten umgebogen ist, reduziert ist, wird in vielen Inschriften verwendet. So dürfen u.U. bei der Schriftanalyse gewisse Details, die auf den ersten Blick charakteristisch wirken, wegen ihres häufigen Auftretens nur mit Vorsicht berücksichtigt werden.

Solche Buchstaben können aber aussagekräftig sein, wenn sie in besonderem Maße stilisiert sind oder von der üblichen Ausformung abweichen. So findet sich beispielsweise in der Grabinschrift für den Domherrn Erhard von Möring († 1384, Nr. 44, Abb. 39) und somit einem der ältesten Exempel für Gotische Minuskel in Freising, ein relativ spitz angelegtes rundes s: die oben und unten jeweils abgeknickten Bogenabschnitte sind – zwar an der „Spitze“ abgeflacht – sehr spitzwinklig ausgeführt. Somit erhält der Buchstabe eine auffallende Ausprägung. Rundes d zeigt annähernd die Form eines Parallelogramms, der senkrechte Teil des gebrochenen unteren Bogens bei doppelstöckigem a füllt fast den gesamten Mittellängenbereich aus, g ist sehr schmal, der gerade Schaft geht in die Unterlänge. Im Bereich der Großbuchstaben fällt M bei der Jahresangabe auf: die Grundform ist die eines links geschlossenen unzialen M, der geschlossene Teil ist gebrochen und fügt sich in den Mittellängenbereich ein (ähnlich einem o), der gebrochene rechte Bogen dagegen reicht weit in die Oberlänge hinauf, verbunden ist er mit dem ersten Teil des Buchstabens durch eine doppelte waagrechte Haarlinie im Mittellängenbereich. Trotz einiger auffallender Merkmale bewegt sich die Schrift im Großen und Ganzen im normalen Rahmen der Gotischen Minuskel. Es konnten keine weiteren, ähnlichen Inschriften hierzu in Freising gefunden werden.

Eine mögliche Zuweisung kann bei zwei Grabplatten getroffen werden, deren Aufbau sehr ähnlich ist und die mutmaßlich im selben Jahr angefertigt wurden: eine Grabplatte umfasst die Inschriften für die Domdekane Berthold, Wilhelm und Friedrich von Fraunberg († 1391, 1395 und 1416, Nr. 52, Abb. 45). Die andere ist den Domherrn Konrad und Thomas von Grunertshofen († 1391 und 1392, Nr. 49, Abb. 42) gewidmet. Die Platten weisen jeweils zwei Medaillons mit je einer Darstellung eines Kanonikers und Umschrift auf; in den Zwickeln zwischen den Medaillons ist links und rechts je ein Wappenschild schräg eingestellt. Bei der Platte der Fraunberger ist zusätzlich eine Umschrift am Plattenrand angebracht. Bei dieser Grabplatte wurde wohl zunächst nur die Umschrift für Berthold, der als erster gestorben ist, angebracht. Die anderen beiden Grabinschriften weichen im Aussehen von dieser ab. Die Inschriften auf der Platte für die Grunertshofer weisen hingegen den selben Schrifttyp auf. Möglicherweise wurden sie zusammen angebracht, oder zumindest wurde der zweite Eintrag in der selben Schrift ausgeführt. Die Schrift ist insgesamt sehr schmal und im Mittellängenbereich gestreckt. g ist ebenso sehr schlank, der Schaft reicht unter die Zeile, wo er umknickt, der Abschnitt des unteren Bogens geht relativ steil nach oben. Gebrochenes rundes s ist in die Vertikale gezogen, weist aber trotzdem den die Bogenenden verbindenden Haarstrich auf.

Zwei Inschriften aus dem ersten Viertel des 15. Jahrhunderts sind trotz einiger Unterschiede miteinander vergleichbar: Die eine ist die Grabplatte für den Propst Ulrich Waller von Wall († 1414, Nr. 65, Abb. 55), die andere die für den Domherrn Petrus Walther († 1425, Nr. 71, Abb. 56). Obwohl über zehn Jahre zwischen den beiden Inschriften liegen und die jüngere einen weitaus gestreckteren Mittellängenbereich aufweist, sind doch Ähnlichkeiten vorhanden: Neben der analog gestalteten bildlichen Darstellung – die Figur als Ritzzeichnung über einem Wappenschild, die Gesichtspartie jeweils [Druckseite XCVIII] als Flachrelief ausgearbeitet – zeigt beispielsweise der Buchstabe w denselben Aufbau: Der linke Schaft ist auf der Grundlinie gebrochen, jedoch oben ausgerundet und nach links umgebogen, ähnlich der mittlere Schaft, der unten an den gebrochenen Teil des linken Schafts anschließt; der rechte Schaft ist oben gebogen und wird schräg zum mittleren Schaft hingeführt. Ebenso erscheint in beiden Inschriften die eher breite Form des gebrochenen runden s. a ist in der älteren Inschrift doppelstöckig, wobei der senkrechte Teil des unteren Bogens sehr weit nach oben reicht. Alternativ wird hier auch ein kastenförmiges a verwendet, das dann in der jüngeren Inschriften durchgehend eingesetzt wird. In beiden Inschrift findet sich auch ein g, das in den Mittellängenbereich eingestellt ist.

In den 20er bis 40er Jahren des 15. Jahrhunderts erscheint eine Gruppe Inschriften, die dieselben Schriftausprägungen aufweisen. Es handelt sich hierbei nach Sabine Ryue um eine unbekannte Werkstatt, der sie mit Sicherheit zehn Grabplatten zuweisen konnte206).

Kennzeichnend für diesen Schrifttyp ist unter den Versalien S, bei dem der Mittelteil verdoppelt ist; die Enden oben und unten enden in Quadrangeln; der Buchstabe gleicht nahezu einem etwas kompakten Paragraphenzeichen. Auch der A-Versal kann eine besondere Ausgestaltung erfahren: Auf der figuralen Grabplatte für Kaspar von Seiboltsdorf findet sich am Textbeginn ein A in vergrößerter Minuskelform. Der obere Bogen wird durch einen relativ weitläufigen Haarstich ausgedrückt, der sich im oberen Punkt zu einem Dreieck verdickt, von dem ein weiterer Zierstrich nach oben läuft, der in drei Punkten endet. Am senkrechten Teil des gebrochenen unteren Bogens ist ebenfalls ein Zierelement angesetzt: Von den Kanten der Brechungen laufen nach links zwei Haarlinien zusammen, die so ein Dreieck bilden, auf dessen Spitze eine Linie sitzt.

Unter den Gemeinen treten folgende Merkmale hervor: Der gerade Teil des unteren gebrochenen Bogens bei doppelstöckigem a ist halbhoch. Der obere freistehende Bogenabschnitt des runden d ist relativ flach und deckt den Buchstaben beinahe ab. Der rechte Teil des gebrochenen oberen Bogens bei a ist analog zum oberen Teil des d gestaltet. Der obere Bogenabschnitt bei c ist in der Regel (spitz) abgeknickt. Der Schaft des g wird auf der Grundlinie nach rechts gebrochen, der untere Bogen ist waagrecht nach links abgeknickt; am oberen Schaftende ist ein kleiner Balken nach rechts angesetzt; der oberen Bogen ist oben zum Schaft hin abgeknickt. Das runde s weist den oben bereits beschriebenen Aufbau auf, bei dem alle Bogenenden auf einer diagonalen Haarlinie organisiert werden. Bei näherer Betrachtung der der Werkstatt zugewiesenen Beispiele fallen einige wenige Diskrepanzen auf: So ist beispielsweise der untere Bogen des g in der Grabinschrift für Johannes Ebran von Wildenberg (Nr. 67) nicht waagrecht, sondern spitz abgeknickt. Ähnlich auch auf der Platte für Johannes Türndl (Nr. 101), dem jüngsten der genannten Beispiele: Hier ist darüber hinaus der obere Bogen unten verkürzt und – im Gegensatz zu den anderen Beispielen – oben waagrecht abgeknickt. Dieser Gruppe können vielleicht noch einige wenige weitere Inschriften zugewiesen werden: In der Grabinschrift für Simon von Nassenfels († 1427, Nr. 74, Abb. 58), findet sich das charakteristische S mit dem doppelten Mittelteil wieder. Auch scheinen a, d und rundes s durchaus in den Formenkanon zu passen. Geringfügige Unterschiede ergeben sich bei c und g: Der obere Bogenabschnitt des c ist hier waagrecht geformt; der Schaft des g – soweit erkennbar – ist unten nicht gebrochen. Ebenso unterscheidet sich die Platte in ihrem Gesamtaufbau von den übrigen dieser Gruppe: Die Inschrift ist hier nicht als das Relief umlaufende Umschrift gestaltet, sondern befindet sich über dem Bildteil. Die Gestaltung des gotischen Maßwerkbogens könnte aber durchaus mit den anderen vergleichbar sein. Ebenfalls in dieses Schriftbild würde sich auch die Gedenkinschrift für die beiden Bischöfe Gerold Judmann von Reichersdorf und Konrad I. von Tölz (2. Viertel 15. Jahrhundert, Nr. 91, Abb. 62) einordnen lassen. a, c, d und s korrespondieren mit den Formen dieses Schrifttyps.

Ein Stück aus derselben Zeit steht in seiner hochwertigen Ausprägung singulär im Raum: Es handelt sich hierbei um die figurale Grabplatte für den Stiftspropst Degenhard von Weichs († 1425, Nr. 72, Abb. 57) im Domkreuzgang. Die erhaben gearbeitete Schrift weist zahlreiche, meist am Ende eingerollte Zierstriche auf. Solche finden sich an den rechten Spitzen der umgebrochenen unteren [Druckseite XCIX] Schaftenden, aber auch beispielsweise an der oberen linken Spitze des schräg abgeschnittenen, senkrechten Bogenteils bei a und d. Die oberen Sinusabschnitte bei c, e und Schaft-s sind spitzwinklig abgeknickt. Der untere Bogenteil des p ist waagrecht angelegt. Rundes s tritt in der gebrochenen Form auf, bei der die Sinusenden auf einer diagonalen Zierlinie organisiert sind. Diese Ausprägung, v.a. der schräglaufende Haarstrich, bietet sich wiederum für Dekorelemente an: So ist die Zierlinie an beiden Enden geschwungen und eingerollt. Auch bei g kommt ein an den Enden eingerollter dekorativer Haarstrich zum Einsatz: Dieser führt von dem unteren umgebrochenen Ende des oberen Bogens schräg bis unter die Grundlinie. An dieser Zierlinie endet auch der schräg nach oben gebrochene untere Bogen der Letter.

Vergleichbare Ausführungen finden sich um die Zeit in Freising nicht. Es wäre bei diesem Stück daher zu überlegen, ob es entweder zeitlich später anzusetzen oder ein auswärtiges Produkt darstellen könnte. Leider ist das Grabmal bislang nicht näher zugewiesen worden. Eine Spur führt jedoch nach Straubing, wo sich in der Pfarrkirche St. Jakob eine figurale Grabplatte für den Pfarrer und Domherrn von Augsburg und Regensburg, Dr. Magnus von Schmiechen († 1418), befindet207). Neben Ähnlichkeiten bei der Darstellung – beispielsweise finden sich auf beiden Platten die sehr rund ausgeformten Quasten des Kissens – erscheint auch die Schrift in groben Zügen ähnlich. Die vielen Zierstriche, die die Inschrift für Degenhard von Weichs prägen, kommen weniger zur Geltung – die Schmiechen-Inschrift ist vertieft gearbeitet. Obwohl die Freisinger Schrift reicher ausgeschmückt ist, läßt sich trotzdem bereits die A-Initiale vergleichen: In den Grundzügen liegt hier die gleiche Form vor, nämlich ein A ohne Mittelbalken, aber mit einem nach links laufenden Deckbalken; dieser sowie die beiden Schenkel laufen alle in einem Punkt rechts oben zusammen. Bei den Gemeinen sind in ihren Grundformen folgende Buchstaben gleich: a, c, d, e, g, rundes s, evtl. auch p. Halm siedelt den Bildhauer der Grabplatte des Magnus von Schmiechen im Umkreis des Straubinger Meisters des Kastenmayr-Grabmals an208). Ob und in wie weit die Freisinger Grabplatte hier einzuordnen ist, müsste noch genauer untersucht werden.

Im vorliegenden Material finden sich erst ab den 40er Jahren des 15. Jahrhunderts wieder Stücke, die auf einem vergleichbaren Niveau gearbeitet sind: Es sind dies eine ganze Reihe von Grabplatten, die der Werkstatt des Hans Haldner zugewiesen werden.

Aufbauend auf Volker Liedke, der einige Werke Hans Haldner bzw. dessen Werkstatt zuweist, ordnet Sabine Ryue einige weitere Stücke dieser Werkstatt zu209).

Dieser Typ einer Gotischen Minuskel weist folgende mehr oder weniger charakteristische Buchstaben auf: doppelstöckiges a, bei dem der linke Teil des oberen gebrochenen Bogens als Haarlinie in den Buchstaben geführt wird und dort eingerollt ist – eine Form, die sich allerdings nicht nur in dieser Werkstätte findet. Ähnlich e, bei dem der Balken als Haarlinie steil nach unten geführt und dort eingerollt wird (ebenso eine Form, die auch außerhalb dieser Werkstätte häufig auftritt). Der obere Bogenabschnitt bei e ist spitzwinklig abgeknickt. Dagegen findet sich c und auch Schaft-s mit sowohl spitz als auch rechtwinklig abgeknickten oberen Bogenabschnitten. Ob anhand von Feinheiten wie dem Brechungswinkel bei c oder s z.B. Hände innerhalb der Werkstatt unterschieden werden können, muss dahingestellt bleiben. Der Unterschied erscheint als nicht aussagekräftig genug, zumal sich gewisse andere Formdetails durchwegs finden: So ist eigentlich in allen der Haldner-Werkstatt zugewiesenen Inschriften der untere, abgeknickte Bogenabschnitt des p linksschräg gestellt und durchschneidet den Schaft. Der Schaft des g biegt unter der Grundlinie leicht nach rechts um, der rechte Teil des unteren, geknickten Bogens ist ebenfalls linksschräg, ebenso der abgeknickte, obere Teil des oberen Bogens. Die beiden Bögen des gebrochenen, runden s sind ineinander verschoben. Das Verhältnis dieser beiden Bögen ist ungefähr folgendes: Denkt man sich zwei parallele Linien, die den [Druckseite C] Buchstaben rechtsschräg durchlaufen, dann würde an der linken Linie der obere Teil des oberen Bogens enden, ebenso der oberen Teil des unteren Bogens, der mit seiner oberen Spitze die untere Spitze des Teils des oberen Bogens berührt; weiter würde diese Linie an der unteren Bruchstelle des oberen Bogens verlaufen. Analog, nur spiegelverkehrt, würde es sich mit der rechten Linie verhalten. Tritt Bogen-r auf, so ist immer der Bogen zu einem Schrägbalken umgeformt, der parallel, aber versetzt zur Cauda steht und mit der unteren Ecke auf derselben aufsitzt. Das – eher häufiger verwendete – Schaft-r weist eine zum Quadrangel stilisierte Fahne auf. Häufig wird die untere Spitze dieses Quadrangels in eine senkrecht nach unten führende Zierlinie verlängert, die unten nach rechts eingerollt wird: Bei näherer Betrachtung – v.a. bei erhaben gearbeiteten Inschriften – erinnert diese Zierlinie an einen Rüssel. Hier manifestiert sich eine Art Unterscheidungskriterium innerhalb dieser Schriftgruppe: Neben eher schlicht gehaltenen Schriftanfertigungen finden sich solche, die ein besonderes Dekor aufweisen. Die Grundformen der (charakteristischen) Buchstaben bleiben jedoch gleich. Es gesellen sich aber kleine Zierelemente hinzu: So wird beispielsweise an den gebrochenen Schaftenden auf der Grundlinie an der rechten Spitze v.a. bei e, r, oder t ein geschwungenes bzw. eingerolltes Zierhäkchen angesetzt. Ähnlich verhält es sich auch an der rechten Spitze des oberen Endes des l-Schaftes. Eine aufwendigere Ausgestaltung können in diesen Fällen auch die Worttrenner erfahren: Wo an vielen Stellen einfache runde Punkte oder Quadrangel dienen, kommen in den reicher ausgeschmückten Inschriften Quadrangel mit Zierhäkchen oder auch Rosetten zum Einsatz. An manchen Stellen treten minutiös ausgestaltete Versale, v.a. Initialen auf: So kann beispielsweise der rechte (Schräg-)Schaft des A mit einer Art Gesicht versehen – vielleicht ähnlich einem gesichteten, knorrigen Baumstamm – oder als eine Art Drache geformt sein. Solche Besonderheiten finden sich bei den Freisinger Exempeln in erster Linie auf der Tumbadeckplatte für Bischof Johannes Grünwalder (Nr. 95, Abb. 63), auf der figuralen Grabplatte für Nikolaus Schlegel (Nr. 103) und auf dem Grabmal für Nikolaus von Gumppenberg (Nr. 86, Abb. 60: hier v.a. die A-Initiale)210). Eine derartige Gestaltung mit Zierhäkchen erinnert sehr stark an die Inschrift für Degenhard von Weichs (Nr. 72, Abb. 57), die bislang nur schwer einzuordnen ist. Die Schrift scheint sich in Details eindeutig von den typischen Formen der Haldnerwerkstatt zu unterscheiden. So ist hier beispielsweise der untere Bogenabschnitt bei p waagrecht, der untere Bogen des g vom umgebogenen Schaftende leicht abgesetzt, aber mit einer Haarlinie verbunden; die Bögen des runden s sind nicht ineinander verschoben, sondern auf einer Zierlinie organisiert. Im Gegensatz dazu sind v.a. die Zierhäkchen an den gebrochenen Schaftenden beinahe identisch mit der Ausprägung bei den der Haldner-Werkstätte zugewiesenen Stücken. Ob hier eine Beeinflussung stattfand, ist bislang noch ungeklärt.

In jedem Fall scheint der Einsatz derartiger Zierhäkchen in der Folgezeit durchaus beliebt zu werden, auch wenn er von Beispiel zu Beispiel unterschiedlich ausgeprägt ist; so auf der Grabplatte für Johannes Simon (Nr. 121), jedoch hier nicht an den gebrochenen unteren Schäften. Die Platte wird Hans Haldner zugewiesen, weist aber einige Unterschiede zu seinen sonstigen Arbeiten auf211). Die Schrift orientiert sich am Formenkanon der Haldnerwerkstätte. Es wird das ineinander verschobene s verwendet; auch p mit dem schräggestellten unteren Bogenabschnitt: p ist allerdings auf die Grundlinie gestellt und entbehrt einer Unterlänge. Auffallend und – sozusagen buchstäblich – aus dem Rahmen fallend ist das doppelstöckige a, das sehr gestreckt ist und dessen oberer Teil in die Oberlänge reicht. Eine vergleichbare Form des a findet sich auch auf der – im Gegensatz zur Inschrift für Simon vertieft gearbeiteten – Grabinschrift für Joachim von Nußdorf (Nr. 99, Abb. 65). Ansonsten treten auch bei der Nußdorf-Inschrift ähnliche Buchstabenausprägungen auf, u.a. auch p mit schrägem unteren Bogenteil, dessen Schaft jedoch normal in die Unterlänge reicht. Worttrenner sind in Form eines Quadrangels mit Zierhäkchen gestaltet, Schaft-r weist den eingerollten Zierstrich an der quadrangelförmigen Fahne auf; c und Schaft-s haben jeweils einen waagrecht abgeknickten oberen Bogenabschnitt.

Ein weiteres Stück, das in den Umkreis Haldners eingeordnet wird und auffallende Zierhäkchen aufweist, ist die figurale Grabplatte für Johannes Heller (Nr. 120, Abb. 70)212). Die Schrift entspricht jedoch in den einzelnen Grundformen nicht dem Formenkanon, der bei der Haldnerwerkstätte herausgefiltert werden konnte: Das doppelstöckige a bewegt sich noch im Rahmen des Halderstils; e weist den unten eingerollten, schrägen Balken auf; der obere Bogenabschnitt scheint hier jedoch in einem größeren Winkel abgeknickt zu sein als das bei den Beispielen der Halderwerkstätte der Fall war. Ähnlich auch der obere, abgeknickte Bogenabschnitt bei Schaft-s, der hier v.a. länger ist. Schaft-r [Druckseite CI] besitzt eine quadrangelförmige Fahne, von der unten ein Zierhaken ausgeht, der in diesem Fall den Schaft berührt und somit nicht senkrecht verläuft. Die auffallendsten Unterschiede finden sich jedoch bei p, s und g: p umfaßt hier nicht den für den Haldnerstil charakteristischen, schräggestellten unteren Bogenabschnitt: Derselbe ist im vorliegenden Beispiel waagrecht, durchschneidet aber ebenfalls den Schaft. s besitzt zwar zwei verschobene Bögen, sie sind aber – wie das schon bei anderen Inschriften der Fall war – auf einer diagonalen Zierlinie organisiert und nicht – wie beim Haldnerstil – auf zwei (gedachten!) schrägen Linien. Der Schaft des g führt gerade in die Unterlänge, der untere Bogen ist waagrecht abgeknickt, so auch der obere Abschnitt des oberen Bogens. Die gebrochenen unteren Schaftenden besitzen bei der Inschrift für Heller keine eingerollten Zierhäkchen; die rechte Spitze wird hier nach schräg rechts oben verlängert, sodaß ein dornförmiger Fortsatz entsteht. Gerade aber solche Zierelemente mögen durchaus vom Haldnerstil beeinflußt sein, sind aber – wie hier gezeigt wurde – nicht einfach kopiert, sondern eigens stilisiert.

Überhaupt finden sich in der Folgezeit – beginnend in den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts bis hin zum Jahrhundertende – eine ganze Reihe Einzelbeispiele, die sich vielleicht gegenseitig beeinflußten, bei denen aber kein einheitlicher Schriftstil herausgearbeitet werden kann. Es handelt sich hierbei vielmehr um – teils eigenwillige – Stilisierungen, die nur in bestimmten Details vergleichbar sind.

Eine einzige Gruppe, die in diesem Zeitabschnitt herausgefiltert werden konnte, muß wohl einer anonymen Werkstatt zugewiesen werden213). Innerhalb der drei von Ryue, von der die Zuweisung stammt, zugeschriebenen Werke, die auch in der bildlichen Darstellung ähnlich aufgebaut sind, können folgende Buchstaben als charakteristisch herausgestellt werden: Der linke Teil des gebrochenen oberen Bogens des a wird durch einen geschwungenen Haarstrich ausgedrückt, der häufig – aber nicht immer – genau über dem geraden Teil des gebrochenen unteren Bogens endet; in manchen Fällen wird er jedoch quasi in den unteren Bogen hineingezogen. Der obere Teil des gebrochenen oberen Bogens bei g ist als Deckbalken gestaltet, der rechts über den Schaft hinausgeht. Der Schaft bricht unter der Grundlinie nach rechts weg, der untere Bogen ist ebenfalls gebrochen; der gerade Teil ist schräg und steht parallel zur Brechung des Bogens. Rundes s tritt in zwei Varianten auf: Eine Form ist nicht gebrochen, sondern rund, oben und unten werden die Bogenenden jedoch gebrochen bzw. enden in Quadrangeln. Die eher häufigere Form erinnert hingegen an das runde s der Haldnerwerkstatt, bei dem die gebrochenen Bögen versetzt sind und an zwei (gedachten) Schräglinien organisiert werden. Der Unterschied zum Haldner-s besteht darin, daß der gebrochene obere Abschnitt des oberen und der gebrochene Abschnitt des unteren Bogens die gedachten Linien nicht berühren. Die Schrift kann auch Zierelemente aufweisen. Neben der bereits erwähnten Gestaltung des oberen a-Bogens können eingerollte Zierlinien auftreten, so an freistehenden Enden wie beim gebrochenen oberen Abschnitt des d, am g-„Balken“ und an dessen unterem Bogen, an den s-Bögen. Ähnlich wird auch der e-Balken als Zierstrich gebildet. Bei diesem Schrifttyp erscheint noch eine weitere Stilisierungstendenz, die besonders bei der Grabplatte für Leonhard Zeller (Nr. 110) zur Geltung kommt: Bögen werden zum Teil so gebrochen, daß sie unten horizontal der Grundlinie folgen. Es entsteht dadurch eine Art Basislinie, die u.U. auch an der Stelle, an der der senkrechte Teil des Bogens mit dem waagrechten zusammentrifft, dornförmige Fortsätze bilden kann214). Ersichtlich ist dieses Phänomen bei b, rundem d, o, p und v. Dieses Merkmal tritt allerdings bei den anderen beiden Beispielen nicht so stark hervor. Dagegen findet sich in der Inschrift für Johannes von Pienzenau (Nr. 122) ein Element, das sonst auch nicht erscheint: Der g-Schaft durchbricht hier den „Deckbalken“.

Dieser Schrifttyp, der teils doch sehr markante Details aufweist, findet sich mehr oder weniger auch bei anderen Objekten: Eine Inschrift, die von Liedke mit Vorbehalt noch der Werkstatt der Haldner zugewiesen wurde215), zeigt bereits einige Merkmale, die an den hier beschriebenen Schrifttyp denken lassen: Es ist dies die Wappengrabplatte für Otto von Staudach († 1452, Nr. 98, Abb. 64)216). a – soweit dies der leicht abgetretene Zustand der Platte zuläßt – läßt den aus einem Haarstrich gebildeten oberen Bogenabschnitt erkennen, der über dem senkrechten Teil des unteren Bogens angebracht [Druckseite CII] ist. Buchstaben wie b, d, o und v tendieren zu dem oben beschriebenen „Basisstrich“. Der untere Teil der Lettern auf der Grundlinie wird folgendermaßen aufgebaut: Der linke Schaft bzw. senkrechte Teil des Bogens wird auf der Grundlinie gebrochen, der rechte Teil endet quasi stumpf, weist aber eine horizontale Verbindungslinie zur linken „Haste“ auf, sodaß dadurch der „Basisstrich“ entsteht, im linken Abschnitt sich aber trotzdem eine Brechung befindet. Eine solche Form enthält die Inschrift für Johann von Pienzenau: Hier steht Brechung neben stumpf endenden Schaft, was optisch ein ähnliches Ergebnis bietet. Der obere Teil des g ist als Deckbalken gestaltet, der untere Bogen ist schräg, jedoch nicht parallel zur Brechung des Schaftes; der gerade Teil des unteren Bogens ist (leicht) rechtsschräg gestellt. Dieses Element unterscheidet sich von der Form, wie sie bei dem oben beschriebenen Schriftstil auftritt. Ähnlich wiederum ist hier die Gestaltung des runden s mit den zwei verschobenen, gebrochenen Bögen. Obwohl die Schrift hier einige ähnliche Merkmale aufweist, kann sie noch nicht eindeutig dem anonymen Schrifttyp zugewiesen werden. Dagegen gibt es zwei andere Objekte, die auch zeitlich dieser Stilgruppe näher stehen und in den Formen ähnlicher sind: die Grabplatte für Benedikt Wieland († 1472, Nr. 109) und die figurale Grabplatte für Ulrich Kemnater († 1474, Nr. 113, Abb. 67), auf der die Inschrift – im Gegensatz zu den anderen Beispielen – erhaben gearbeitet ist. Mutmaßlich läßt sich hier auch die – leider an der Oberfläche sehr beschädigte – Grabplatte für Balthasar Neunberger († 1490, Nr. 136, Abb. 73) dazuzählen.

Auf der Wieland-Platte findet sich neben einem kastenförmigen a die doppelstöckige Variante mit dem Zierstrich, der genau über dem senkrechten Teil des unteren Bogens organisiert ist. Auch die Behandlung der Buchstaben mit Bögen auf der Grundlinie ist eine ähnliche: Auch hier steht Brechung neben stumpfem Ende, sodaß eine optische „Basislinie“ entsteht. g zeigt den Deckbalken und den parallel zur Schaftbrechung stehenden unteren Bogen. So auch g auf der Platte für Kemnater. Die Organisation der Bögen auf der Zeile ist eine ähnliche; das Phänomen der „Basislinien“ kommt hier hingegen nicht zur Geltung. Rundes s umfaßt die beiden verschobenen, gebrochenen Bögen. Daneben findet sich hier auch die Variante des rund ausgeformten s mit den Quadrangeln an den beiden Enden. Das doppelstöckige a besitzt den geschwungenen Zierstrich, der annähernd über dem senkrechten Teil des unteren Bogens endet. Allerdings reicht hier der obere Bogen leicht in die Oberlänge, was aus dem Rahmen des bisher beschriebenen Schrifttyps fällt. Die Inschrift für Neunberger umfaßt die typische Formengestaltung bei a, b/d und g.

Ein Beispiel, das nicht in allen Formen in diese Schriftgruppe paßt, aber doch Analogien enthält, ist die Wappengrabplatte für Matthäus und Erntraud von Weichs (1475, Nr. 114, Abb. 68), die erhaben gearbeitet ist. Neben vergleichbar ähnlichen Formen wie a zeigt g (in der Umschrift) nicht den zum Deckbalken stilisierten oberen Bogenabschnitt; im gleichlaufenden Teil der Inschrift dagegen findet sich genau die Form mit dem Deckbalken wieder; der untere Abschnitt des Buchstabens ist wie in dem oben beschriebenen Schriftstil gestaltet. Ein Merkmal, das hier besonders ins Auge sticht und stark an die Inschrift für Leonhard Zeller erinnert, sind die ausgeprägten „Basisstriche“ bei b, d, o, v oder w. Sie besitzen auch den „Dornfortsatz“. Die gebrochenen Bögen bei s sind im vorliegenden Beispiel nicht so stark verschoben und erscheinen eher auf nur einer (gedachten) Schräglinie organisiert.

Es zeigt sich also, daß zwar ein bestimmter Schrifttyp herausgefiltert werden kann und daß diesem auch eine ganze Reihe an Inschriften zugewiesen werden können. Jedoch erschließt sich aus dem Schriftvergleich auch, daß die Einzelbeispiele in bestimmten Details doch voneinander abweichen können. Die exakten Grenzen dieser Schriftgruppe – oder Werkstatt? – lassen sich demnach nur schwer ziehen, zumal gleichzeitig auch Einzelfälle auftreten, die eindeutig außerhalb von Gruppen anzusiedeln sind. Hierzu ist wohl auch die Inschrift auf der figuralen Grabplatte für Wilhelm Greuter († 1458, Nr. 102) zu zählen. Die Schrift ist im Mittellängenbereich eher breiter angelegt. Der durch einen Haarstrich ausgedrückte Teil des oberen Bogens bei doppelstöckigem a läßt sich auf Grund des leicht abgetretenen Zustandes der Platte nicht mehr genauer nachvollziehen. Rundes d ist auf der Grundlinie gebrochen; der obere freistehende Bogenabschnitt ist relativ flach gehalten. Die Bögen des gebrochenen runden s sind hier nicht verschoben, sondern sozusagen nur unterbrochen: Die jeweils gebrochenen Teile der Bögen im mittleren Bereich des Buchstabens stehen einander gegenüber. Eine derartige Konstellation fand sich bislang nicht im Freisinger Inschriftenmaterial. Diese Schrift zeichnet sich v.a. durch die gespaltenen Oberlängenenden bei b, h, l und w (linker Schaft) aus. Hier fehlen in dem vorliegenden Material Vorbilder: Bei einigen wenigen Inschriften gibt es Ansätze; meist werden jedoch eingerollte Zierhäkchen ausgeprägt. Im Greuterbeispiel sind die gespaltenen Enden sehr schwungvoll ausgeführt und schneiden relativ weit in den Schaft ein. Die A-Initiale ist eine Abwandlung eines pseudounzialen A: Der Balken ist geschwungen, der linke verdoppelte Schaft bildet eine Art Fischblase.

Vollkommen singulär steht die figurale Grabplatte für Heinrich von Schmiechen († 1483, Nr. 128, Abb. 72). Durch die kräftige Strichstärke, den beinahe das gesamte Schriftband einnehmenden Mittellängenbereich [Druckseite CIII] und die Tendenz zur Längung von gebrochenen Abschnitten entsteht ein eher „eckiger“, beinahe „klobiger“ Eindruck bei dieser Schrift. Buchstaben mit runden Teilen wie b, d oder o zeigen einen relativ langen gebrochenen Abschnitt links unten. Rundes d hat zusätzlich einen sehr flachen freistehenden Bogenabschnitt, der den Buchstaben beinahe abdeckt. g besitzt einen zum Deckstrich stilisierten oberen Bogenabschnitt; der untere Bogen ist ebenfalls beinahe horizontal, relativ lang und fügt sich nahe an die Grundlinie (der Schaft geht nicht weit in die Unterlänge), sodaß der Buchstabe beinahe eine rechteckige Form erhält. Rundes s zeigt die Grundform, bei der die beiden gebrochenen Bögen auf einer diagonalen Zierlinie organisiert werden. Die Letter ist sehr breit, die äußersten Bogenabschnitte oben und unten sind eher lang und stumpf gebrochen. Dagegen ist der zur Haarlinie stilisierte linke Abschnitt des oberen Bogens bei doppelstöckigem a beinahe spitz abgeknickt und läuft direkt in den unteren Bogen hinein. In Freising sucht man eine dieser Schrift vergleichbare Stilisierung vergebens.

Weitere Einzelfälle der Folgezeit sind in erster Linie die figuralen Grabplatten für Konrad Aichelstain († 1488, Nr. 133), für Vinzenz Schrenck von Notzing († 1499, Nr. 147), für Margret Schach († 1505, Nr. 155, Abb. 90) und für Albert vom Hof († 1508, Nr. 158). Bei allen finden sich die häufig auftretenden Merkmale wie a mit dem rechten Teil des oberen Bogens als geschwungenem Zierstrich ausgeprägt; g in verschiedenen, aber doch ähnlichen Varianten mit gebrochenem oberen Teil des oberen Bogens, kurzem Balken am Schaft und gebrochenem bzw. nach recht ausschwingenden Schaft; e, dessen Balken als unten eingerolltes Zierhäkchen ausgeformt ist; rundes, gebrochenes s, dessen Bögen auf einer diagonalen Zierlinie organisiert sind, etc.; alle vier Beispiele sind erhaben ausgearbeitet. Die Schrift bei Aichelstain ist relativ schmal und gestreckt, wobei jedoch die Wortabstände relativ groß sind. Die Zierstriche beispielsweise bei e erscheinen leicht überproportional. Die Bögen des runden s sind stärker verschoben. Die Buchstaben tendieren teils leicht zur Grundform eines Rechtecks, wobei viele Bögen auf der Grundlinie beinahe horizontal ausgeprägt sind, so bei rundem d, s mit stumpf gebrochenen äußeren Abschnitten oben und unten. Im Gegensatz zur eher gedrängt wirkenden Textschrift sind die Versalien teils sehr ausladend bzw. besitzen platzfüllende Schlaufen oder geschwungene Anstriche. Die Oberlängen sind v.a. bei venerabilis gespalten. Eher breiter erscheint die Schrift auf der Platte für Vinzenz Schrenck. Hier fällt v.a. rundes s auf, das sehr breit und im Gegensatz zu den übrigen Textbuchstaben überproportioniert wirkt. Rundes d besitzt einen „Basisstrich“ auf der Grundlinie. Der untere g-Bogen ist ebenfalls horizontal ausgeformt. e tendiert zu einem eher längeren abgeknickten oberen Bogenabschnitt. Ansonsten enthält diese Inschrift keine besonders ins Auge stechenden Merkmale. Ein ähnliches s findet sich auf der Grabplatte für vom Hof: Auch hier ist der Buchstabe teils sehr ausladend gestaltet. Der aus der geschwungenen Haarlinie bestehende Bogenteil bei a biegt scharf nach innen ein, sodaß sich ein beinahe „spitzwinkliger“ Bogen bildet. e weist einen relativ langen abgeknickten Bogenabschnitt oben auf. Ähnlich auch c, f und Schaft-s. Als markant tritt der Bogen des p hervor, der an der Brechung rechts unten eine Art „Schaftfortsatz“ bildet. Die Grabschrift für Margret Schach umfaßt trotz einer kräftigen Strichstärke teils eher schmälere Buchstaben, so v.a. – im Gegensatz zu den eben besprochenen Beispielen – ein schlankes rundes s. Bei r überwiegt die gebrochene runde Form. Der obere gebrochene Abschnitt bei e ist hier eher kürzer. Zu der doppelstöckigen a-Form mit Zierlinie gesellt sich hier die Kastenform, die weitaus häufiger vorkommt. Der A-Versal gleicht annähernd der Form auf der Schrenck-Platte.

Ein weiteres, anderen Stücken nicht wirklich zuweisbares Beispiel ist die Inschrift auf der figuralen Grabplatte für Konrad vom Stain († 1503, Nr. 153, Abb. 89). Sie wird von Liedke Wolfgang Leb zugeschrieben217). Es handelt sich auch hier um eine erhaben gearbeitete Gotische Minuskel, die bereits bekannte Formen umfaßt: a tritt in zwei Varianten auf: Neben der Kastenform findet sich doppelstöckiges a, dessen linker oberer Teil als Zierlinie gestaltet ist, die hier nicht über den unteren gebrochenen Bogen hinausgeht; e besitzt den unten eingerollten „Zierbalken“; der Schaft des g schwingt an der Grundlinie nach rechts weg, der obere gebrochene Bogenabschnitt ist schräg, der untere waagrecht; rundes s ist in der Form mit dem diagonalen Zierstrich; der untere gebrochene Bogenabschnitt bei p ist diagonal gestellt. Trotz dieser bekannten Formen bleibt es schwer, dieser Schriftausprägung weitere Beispiele zuzuordnen. Es stellt innerhalb der eben aufgeführten Einzelfälle seit den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts eigentlich das einzige bzw. erste Stück dar, das mit einem Meisternamen in Verbindung gebracht wird. Namentlich bekannte Meister lassen sich erst wieder zu Beginn des 16. Jahrhunderts – mit einer einzigen Ausnahme, die auf 1496 datiert ist – unterscheiden. Unter den Freisinger Inschriften aus den ersten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts dominieren die Stücke, die entweder der Werkstatt Hans Beierlein des Mittleren oder der [Druckseite CIV] Stephan Rottalers zugewiesen werden. Gleichzeitig stellen diese beiden Gruppen auch die letzten wirklichen Werkstatttypen dar. In den späteren Jahrzehnten finden sich allenfalls Einzelbeispiele, die nur in Ausnahmen einer namentlich benennbaren Meisterwerkstätte zugeschrieben werden können. Auch läßt mit der Zeit die Verwendung der Gotischen Minuskel nach, sodaß hier auch – allein von der Menge her – keine Gruppen mehr herausgearbeitet werden können.

Aus den Freisinger Beständen werden von Volker Liedke und darauf aufbauend von Sabine Ryue Hans Beierlein bzw. Peurlin dem Mittleren eine Reihe Grabmäler zugewiesen218). Beim Schriftvergleich dieser zugeschriebenen Stücke lassen sich in jedem Fall gemeinsame Tendenzen erkennen. Es treten jedoch von Fall zu Fall Details auf, die von den anderen Beispielen abweichen. Dies bedeutet, daß kein eindeutiger Schriftstil, der immer wieder in der genau gleichen Form ausgearbeitet ist, herausgefiltert werden kann. Das könnte entweder daran liegen, dasß die einzelnen Stücke vielleicht doch nicht alle aus derselben Werkstatt stammen, oder daß die Werkstatt keinen exakt einheitlichen Stil ausgebildet hat und möglicherweise verschiedene Mitarbeiter unterschiedliche Schriftausprägungen – innerhalb eines gewissen Stils – angewandt haben. Dies lässt sich über den Schriftvergleich leider nicht klären. Hier kann nur auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufmerksam gemacht werden.

Das älteste Werk, das aus dem Freisinger Material Hans Beierlein dem Mittleren zugewiesen wird, ist gleichzeitig ein Stück, das auch archivalisch für diese Werkstatt gesichert ist219). Es handelt sich um die figurale Grabplatte für Bischof Sixtus von Tannberg, datiert auf 1496 (Nr. 143, Abb. 74). Es finden sich in dieser Inschrift bekannte Formen: doppelstöckiges a weist einen als Zierstrich gestalteten linken Teil des oberen Bogens auf; alternativ wird kastenförmiges a verwendet; rundes s ist in der Form, bei der die Bogenenden auf einer Zierlinie organisiert sind, anzutreffen; der Schaft von g ist unten nicht gebrochen, der obere Bogenabschnitt oben hingegen ist gebrochen, der untere Bogen ebenso; der oben freistehende Teil des runden d ist relativ flach, die gesamte Form tendiert leicht zu einem Parallelogramm. Der untere Bogenabschnitt des p ist waagrecht gestaltet. Der Balken des e ist als unten eingerollte diagonale Zierlinie verwirklicht. Diese Formen sind annähernd vergleichbar mit denen auf der Grabplatte für Johannes von Lamberg (Nr. 156, Abb. 95) und evtl. auch in der Grabinschrift für Markus Hörlin (Nr. 157, Abb. 94). Bei Lamberg und Hörlin wird eine Zweitform des runden s verwendet: die Bögen sind im Mittelbereich nicht gebrochen; der Mittelteil tendiert zum Schwellschaft; die Bögen sind an den jeweiligen äußeren Enden abgeknickt und werden an manchen Stellen mit einer Haarlinie verbunden. Eine derartige Gestaltung von s findet sich auf der Tannbergplatte nicht. Grob fügt sich auch die Inschrift auf der Platte für Johannes Schrenck (Nr. 160, Abb. 93) in diesen Formenkanon ein. Jedoch ist hier der „Schnitt“ der Buchstaben teils ein anderer. a tritt auch hier in der doppelstöckigen Form mit Zierstrich auf; der rechte Teil des oberen Bogens ist jedoch steiler, der linke Haarstrich wird spitzwinklig abgeknickt und verläuft beinahe parallel zum rechten Abschnitt; der senkrechte Teil des unteren Bogens reicht relativ weit nach oben. g ist aufgebaut wie in der Tannberginschrift; der untere Bogen schließt sich enger an den Rest des Buchstabens an und sitzt auf der Grundlinie: g ist in den Mittellängenbereich eingefügt. Der obere Bogenabschnitt bei b ist nicht abgebrochen bzw. fehlt: Der Bogen endet oben mit dem senkrechten Teil, der oben linksschräg abgeschnitten ist. Rundes s besitzt den sonst üblichen gebrochenen Aufbau mit der diagonalen Zierlinie; der untere Bogen ist im Gegensatz zu den sonstigen Formen und zum oberen Sinus unten rechtwinklig umgebrochen. Die Inschrift auf der Platte für Tristram von Nußberg (Nr. 175) scheint sich wieder stärker im gewohnten Formenrahmen zu bewegen. Die Schrift tendiert zur Streckung im Mittellängenbereich und erinnert in diesem Merkmal wohl am ehesten an die Lamberg-Inschrift. Die Grabschriften für Rupert Auer (Nr. 180) und Michael Fischer (Nr. 208) fügen sich grob in den Formenkanon ein, weisen jedoch einige unterschiedliche Details auf. So ist hier in beiden Fällen der g-Schaft unten gebrochen; bei Auer wird g in den Mittellängenbereich eingefügt, bei Fischer reicht [Druckseite CV] der Buchstabe knapp in die Unterlänge. Der untere Abschnitt des p-Bogens ist bei Auer im Gegensatz zu der Tannberg-Inschrift schräggestellt. Der obere abgeknickte Bogenabschnitt bei e ist in der Fischer-Inschrift relativ kurz, bei Auer eher länger. Dafür erscheinen die Einzelteile des gebrochenen Bogen-r bei der Fischer-Inschrift weiter auseinandergezogen; bei Auer ist diese Form schmäler. Neben diesen Abweichungen von bestimmten Grundformen treten beide Inschriften durch ein besonderes Merkmal hervor: An Schäften, die in die Oberlänge gehen, werden an manchen Stellen – nicht immer – links kleine Ansätze angefügt. Es handelt sich hier um kleine dreieckige „Fortsätze“ auf Höhe der Brechungen an der oberen Begrenzung des Mittellängenbereichs. Tatsächlich erscheinen diese Ansätze analog zu den oberen Mittelschaftbrechungen, also sozusagen so, als wäre ein gebrochener Mittellängenschaft exakt über eine Haste, die in die Oberlänge reicht, gelegt. Dies kommt besonders bei b zur Geltung; die Fortsätze erscheinen aber auch bei l oder Schaft-s. Dieses Phänomen tritt bei den restlichen, Beierlein und seiner Werkstatt zugeschriebenen Stücken nicht auf. Jedoch finden sich ähnliche Ansätze schon in der Inschrift für Albert vom Hof (Nr. 158), hier aber nur in Albertus, sodaß man in diesem Fall den Eindruck gewinnen könnte, als ob an der Stelle eine Ausbesserung stattfand. Wie sich aber bei der Auer- sowie bei der Fischer-Inschrift zeigt, werden diese dreieckigen Fortsätze bewußt zur Schriftgestaltung eingesetzt.

Ein vielleicht ähnliches Bild wie bei der Beierlein-Werkstatt ergibt sich bei Stephan Rottaler. Auch hier können grobe Züge herausgearbeitet werden, in den Details ergeben sich jedoch Unterschiede. Auch in diesem Fall wurden bereits einige Freisinger Stücke von Volker Liedke und – offenbar auf Liedke aufbauend – von Sabine Ryue Rottaler und seiner Werkstatt zugeschrieben220). Als mögliche typische Formen erscheinen: das auch bei anderen Inschriften-Gruppen auftretende doppelstöckige a mit dem geschwungenen Zierstrich oben links; daneben steht kastenförmiges a mit einem diagonalen oder waagrechten „Balken“. Diese Form scheint in früheren Beispielen zu überwiegen, bei denen das doppelstöckige a meist nur am Wortbeginn steht (vgl. sog. Marolt-Altar Nr. 165, Abb. 96 und Wirsing-Epitaph Nr. 169, Abb. 97). e besitzt durchgehend den zum unten eingerollten Zierstrich stilisierten Balken. g tritt meist in der Form auf, bei der der Schaft unten gebrochen ist; p mit waagrechtem unteren Bogenabschnitt; der obere Bogen bei Schaft-s ist im rechten Winkel gebrochen; Bogen-r ist überwiegend gebrochen; rundes s oft auf der diagonalen Zierlinie organisiert; bei den Großbuchstaben überwiegen „gotische“ Grundformen wie das pseudounziale A; die Versalien werden gern aufwendig gestaltet, oft in einzelne Schwellschäfte zerlegt bzw. mit eingerollten Dekorausläufern verziert; gerade beim pseudounzialen A wird die Schaftverstärkung an der linken Schräghaste „tropfenförmig“ gestaltet. Trotz dieser gemeinsamen Tendenzen lassen sich im Fall Rottaler bzw. seiner Werkstatt beinahe bei jedem Beispiel Unterschiede festmachen. Somit ist es eigentlich unmöglich, einen fixen Werkstatt-Schrift-Stil auszumachen. Daher bleibt es auch schwierig, dieser Gruppe weitere Beispiele über den Schriftvergleich zuzuweisen. Es sollen hier also nur die Stücke angesprochen werden, die bereits – wie oben schon ausgeführt – von der Kunstgeschichte zugeschrieben wurden. Im Fall des sog. Marolt-Altares (Nr. 165, Abb. 96) ist das Werk durch eine Signatur gesichert. Die Inschrift umfaßt die oben beschriebenen Formen. Die Schrift ist hier relativ breit mit einer kräftigen Strichstärke erhaben ausgeführt. Der untere gebrochene g-Bogen ist links leicht verkürzt; rundes s ist nicht gebrochen, wie es auch schon bei Beierlein auftrat: mit einer Art Schwellzug im mittleren Bereich des Buchstabens und abgeknickten Teilen an den extremen Enden der beiden Bögen. Relativ ähnlich ist das nächste zeitlich darauf folgende Freisinger Beispiel, das Epitaph für Wolfgang Wirsing (Nr. 169, Abb. 97). Die Schrift ist hier allerdings gestreckter; wohl in diesem Zug erscheint auch Bogen-r hier etwas steiler; rundes s tritt hier nur in der gebrochenen Form auf. Auf dem Epitaph für Peter Schaffmannsberger ist die Schrift wiederum eher breiter. Einige Details unterscheiden sich von den vorherigen Beispielen, wie die oben abgeknickten Abschnitte bei c und Schaft-s, die hier nicht recht- sondern spitzwinklig sind; oder der obere Teil des oberen g-Bogens, [Druckseite CVI] der hier beinahe flach gebildet ist. Auch die Großbuchstaben demonstrieren hier ein eindeutiges Übergewicht an kapitalen (Grund-)Formen. Die Auer-Inschrift bewegt sich wiederum mehr im gewohnten Oeuvre der Werkstatt. Ein Unterschied ergibt sich hier darin, daß das Bogen-r nicht gebrochen ist. Ähnlich wird zumindest der untere Bogen des gebrochenen runden s teilweise gebogen. Die Umschrift auf dem Grabmal für Paul Lang ist dagegen im Mittellängenbereich eher gestreckt, zeigt aber auch rundes Bogen-r. v (als u-Laut) weist in diesem Beispiel ein diakritisches Zeichen auf. g läßt den nach rechts gehenden Ansatz oben am Schaft vermissen. Die Kalbsohr-Inschrift schließlich hebt sich noch ein wenig mehr von den bisherigen Stücken ab: sie tendiert mehr in die Breite; der obere g-Bogen ist waagrecht gehalten, ohne über den Schaft nach rechts hinauszugehen; der Schaft ist unten nicht gebrochen; rundes s tritt meist in gebrochener Form auf, aber auch in der „halbgebrochenen“ mit rundem unteren Bogen. Es ergibt sich also – wie hier grob demonstriert – eine relativ große Spielweite innerhalb der inschriftlichen Ausführungen, die aus der Rottaler-Werkstätte stammen sollen. Wie dieser Umstand genau zu interpretieren ist, bleibt anhand der Schriftanalyse unklar und stellt den Beobachter vor ähnliche Probleme, wie sie bereits bei der Beierlein-Werkstatt angesprochen wurden. Der Schriftvergleich kann in den meisten Fällen zu keinem eindeutigen Ergebnis führen, sodaß mögliche Zuschreibungen sich im Bereich der Hypothese bewegen. Dies demonstriert auch ein weiteres Beispiel – die Grabplatte für Stephan von Sunderndorf († 1528, Nr. 194) –, das ähnliche Formen wie die der Rottaler-Werkstätte umfaßt, jedoch nicht exakt zuzuweisen ist. So könnte beispielsweise g mit waagrechtem unteren Bogen durchaus dem auf dem Marolt-Altar ähnlich sein. Auch der im rechten Winkel abgeknickte obere Abschnitt des Schaft-s, das gebrochene relativ steile Bogen-r oder e mit dem unten eingerollten Balken stellen Merkmale dar, wie sie sich auch auf anderen, Rottaler zugewiesenen Werken finden.

Zwei sehr eigenwillige Einzelstücke, die keiner Werkstatt mehr zugeschrieben werden können, erscheinen in der zeitlichen Folge. Auf 1529 datiert eine Wappengrabplatte für Johannes Melber (Nr. 196, Abb. 105). Die sehr knapp gehaltene Inschrift ist in einer sehr schmalen und – im Mittellängenbereich – gestreckten Gotischen Minuskel ausgeführt, wobei der oben freistehende Teil des runden d bereits relativ weit in die Oberlänge reicht. Im starken Kontrast zur Textschrift stehen die sehr ausladenden und überproportional gestalteten Versalien. Die Grabinschrift für Ulrich und Anna Litzlkircher (1534, Nr. 201) zeigt eine eher in die Breite tendierende Gotische Minuskel, deren Großbuchstaben kaum hervorstechen. Sie werden in diesem Fall von sehr eigenwilligen Formen der Gemeinen überschattet: doppelstöckiges a ist gebrochen, der obere gebrochene Bogen wird durch einen zweimal sehr spitz abgeknickten Haarstrich ausgedrückt, der in den gebrochenen unteren Bogen führt; dieser ist relativ kurz, jedoch in einer erheblichen Distanz zum Schaft ausgeführt. Der obere Teil des g ist nach wie vor gebrochen; der untere Bogen hingegen weist keinerlei Knicke auf, sondern ist geschwungen. o dagegen ist „parallelogrammförmig“ gebrochen. Trotz der sehr markanten Elemente findet sich in Freising kein weiteres Beispiel mit dieser Schriftausprägung.

Das letzte Objekt, das von der Kunstgeschichte einem namentlich bekannten Meister zugeordnet wird, ist die figurale Grabplatte für Anna Lösch von Hilgertshausen († 1534). Sie soll von Thomas Hering stammen (Nr. 202, Abb. 92).

Die Schrift ist sehr schmal; dabei ist aber der Mittellängenbereich nicht mehr stark gestreckt; es treten eindeutig Ober- und Unterlängen hervor, was charakteristisch für eine späte Gotische Minuskel ist. Die Grundformen sind nach wie vor mit den für Freising bekannten Stiltypen vergleichbar. Auffallend sind hier zum einen die einem Parallelogramm gleichenden Buchstabenkörper bei b, rundem d, o, teils auch v. Darüber hinaus macht sich gerade an den Oberlängen ein weiterer „moderner“ Zug bemerkbar: Sie weisen „humanistische“ Serifen an Stelle von „gotischen“ Brechungen bzw. Schaftspaltungen auf. In den Umkreis der Hering-Werkstätte wird zuletzt die figurale Grabplatte für Leo Lösch von Hilgertshausen (1559, Nr. 250) gesetzt. Auch hier gleichen die Grundformen bei rundem d und o einem Parallelogramm. Die Oberlängen treten nicht so stark hervor und weisen kaum Serifen auf. Auffallend ist hier rundes s, das einer gebrochenen 8 gleicht. Anhand des Freisinger Materials können hier die Werkstattzuweisungen nicht verifiziert werden, da es sich jeweils um Einzelbeispiele innerhalb des untersuchten Materials handelt.

Zu berücksichtigen sind neben den Schriftzeugnissen in Stein auch einige wenige Stücke in anderen Materialien. So muß auf eine ganze Reihe gemalter Schriftzüge in Gotischer Minuskel verwiesen werden, die sich auf Tafelgemälden befinden221). Oft sind hier die Buchstabenformen jedoch mit Vorsicht zu behandeln, da diese Inschriften überarbeitet sein können, wie das Beispiel der sog. Sigismundtafel aus dem Jahre 1498 zeigt (Nr. 145, Abb. 85). Das Tafelgemälde wurde im 19. Jahrhundert [Druckseite CVII] renoviert. Die Schrift scheint dabei nachgearbeitet worden zu sein. Dabei wurden möglicherweise Details nicht berücksichtigt. Beispielsweise findet sich heute unter den Formen der Gotischen Minuskel ein einstöckiges a, das vielleicht auf ein ursprüngliches kastenförmiges a zurückgeht.

Nicht nur überarbeitet, sondern ergänzt wurden einige Teile am Chorgestühl (Nr. 134, Abb. 75–79). Dies ist gleichzeitig ein Beispiel für eine in Holz gearbeitete Gotische Minuskel. Das Freisinger Chorgestühl im Dom ist auf das Jahr 1488 datiert und umfaßte ursprünglich einen Zyklus der Bischöfe Freisings bis Sixtus von Tannberg. Ein Großteil dieser Inschriften ist auch heute noch erhalten. Es handelt sich um eine sehr qualitätvolle Schrift, die wohl auch angesichts des Materials zu feinen Ausarbeitungen besonders bei den Versalien einlädt. Die Großbuchstaben sind häufig den Formen der Gotischen Majuskel entlehnt und oft mit Knoten oder Zierlinien versehen. Auffallend ist beispielsweise W (Walto), das aus zwei unzialen U zusammengesetzt ist. Auch die Schlusszeichen sind an manchen Stellen sehr dekorativ, meist in Form einer Art Dornenzweigchens. Unter den Textbuchstaben ist o zu nennen, das eine Parallelogrammform aufweist. Analog dazu verhält es sich bei unzialem d. Besonders die o-Form verrät dann auch die beiden erst später ergänzten Inschriften (die des Heiligen Corbinian und des Bischofs Atto): Hier weist o eben nicht die Parallelogrammform auf, sondern ist oben und unten derart gebrochen, daß der Buchstabe quasi auf der Spitze eines unregelmäßigen Sechseckes steht. Ähnlich werden die Bögen bei q und p gebildet, während in der Originalschrift der untere Abschnitt des Sinus bei p waagrecht ausgebildet ist. Es handelt sich bei diesen beiden 1724 hinzugefügten Schriftzügen um eine historisierende Schrift des 18. Jahrhunderts, bei der versucht wurde, die Gotische Minuskel des Originals nachzuahmen.

Bei einem zweiten Beispiel einer in Holz gearbeiteten Gotischen Minuskel handelt es sich ebenfalls um ein Chorgestühl (Nr. 82(†), Abb. 53, 54). Hier haben sich Kranzleisten mit einer Stifterinschrift erhalten. Die erhabene Schrift gibt das Jahr 1441 in arabischen Ziffern wieder. Während 1 als simples Minuskel-i gestaltet ist, ist die schlingenförmige 4 relativ rund, die sich überkreuzenden Enden sind nur sehr klein außerhalb des eigentlichen Schriftspiegels zu erkennen. Wohl aufgrund der erhabenen Ausarbeitung der Schrift erscheinen die Buchstaben auf den ersten Blick etwas klobig. Jedoch treten bei näherer Betrachtung doch Zierelemente auf, wie beispielsweise die haarförmigen Abschlußstriche am t-Balken, am gebrochenen oberen Abschnitt des e oder an der r-Fahne, die zu einem Quadrangel stilisiert ist. a weist zwei Ausformungen auf, nämlich die Kastenform und die doppelstöckige, die oben leicht abgeflacht ist.

Obwohl sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Fraktur langsam als Minuskelschrift zu etablieren beginnt (vgl. Kapitel zur Fraktur), kann sich die Gotische Minuskel noch einige Zeit halten. Es treten noch vereinzelt Inschriften in dieser Schrift auf. Diese geben jedoch tendenziell das typische Schriftbild der Gotischen Minuskel auf oder stellen besondere Stilisierungen derselben dar. Da es sich mehr um vereinzelte Vertreter der Schrift handelt, können anhand dieses Materials keine Gruppierungen oder Werkstätten mehr erarbeitet werden.

Aus dem Jahre 1555 haben sich zwei Objekte in Gotischer Minuskel erhalten. Das eine ist die Wappengrabplatte für Barbara von Aham, geb. Lösch (Nr. 240), die Schwester des Freisinger Bischofs Leo Lösch. Die Schrift besitzt hier noch weitgehend den gitterförmigen Charakter der Gotischen Minuskel. Allerdings ist der Mittellängenbereich weitläufiger und weniger gestreckt, sodaß das Schriftbild lockerer wirkt. Die Versalien sind – bis auf die Initiale – zurückhaltend gestaltet. Die Großbuchstaben werden in geschwungene Schwellschäfte aufgelöst, wie es auch bei der Fraktur üblich ist. Auch die Verwendung eines diakritischen Zeichens bei u erinnert bereits an die Fraktur, wo dies beinahe durchwegs eingesetzt wird (vgl. Kapitel zur Fraktur). Die Buchstabenkörper – v.a. bei b, rundem d und o – „sitzen“ auf einer Spitze, die sich durch die Brechung des linken Buchstabenteils auf der Grundlinie ergibt. Dieses Element unterscheidet sich von der Behandlung der Buchstabenkörper in den Schriftbeispielen, bei denen die Tendenz zum Parallelogramm gegeben ist; so auch ansatzweise in der zweiten Inschrift aus dem Jahre 1555, der Wappengrabplatte für Katharina Kepser, geb. Wolf (Nr. 241). Hier ist die Grundform v.a. bei b, aber auch bei o und rundem d annähernd ein Parallelogramm. Der Mittellängenbereich ist eher gestreckt. Dafür sind die Ober- und Unterlängen sehr ausgeprägt. Die Schäfte reichen relativ weit nach oben. Bei b und h weisen die oberen Enden einen Sporn auf, was eher an Humanistische Minuskel erinnert. Dagegen ist das untere Ende des p-Schaftes, der ebenfalls relativ weit nach unten geht, gegabelt. Der untere g-Bogen hingegen ist dicht an die Grundlinie gedrängt. Der obere Bogen des doppelstöckigen a besteht zu einem Großteil aus einem mächtigen Balken, der links oben eine Art Dornfortsatz bildet, nach unten wird ein gebogener Zierstrich geführt, der den eigentlichen Bogen darstellt – wie es für die meisten Ausprägungen der Gotischen Minuskel typisch ist. Ein Element aus dem Bereich der Bastardschriften, das dazu beiträgt, das Schriftbild aufzulockern, ist das kursive s am Wortende. Ebenso verleihen geschwungene Buchstabenabschnitte wie der Anstrich bei v, der in die Unterlänge reichende Teil des [Druckseite CVIII] x oder die Oberlänge bei k sowie die schlaufenbildenden Unterlägen bei J / j, h und 5 der Schrift einen verspielten Anstrich. u bzw. v weisen diakritische Zeichen auf.

Es werden also mehr und mehr Elemente aus unterschiedlichen anderen Schriften in die Gotische Minuskel aufgenommen. Dadurch wird das Schriftbild aufgelockert bzw. „modernisiert“. Die meisten dieser Merkmale stammen aus dem Bereich der Fraktur bzw. der Bastardschriften. So ergeben sich zum Teil Mischschriften, die u.U. nicht mehr eindeutig einer Schriftart zugewiesen werden können.

Das vorletzte Freisinger Beispiel einer Schrift, die noch als Gotische Minuskel angesprochen werden kann, ist die Grabinschrift für den bischöflichen Kanzler Markus Tatius Alpinus auf dessen Epitaph aus den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts (Nr. 273, Abb. 116). Das Schriftbild macht einen sehr strengen, gotischen Eindruck. Der gitterförmige Charakter ist sehr ausgeprägt, die Ober- und Unterlängen sind zurückhaltend gestaltet, der Mittellängenbereich ist schmal und gestreckt. Die Tendenz zum „Gedrängten“ verstärkt sich noch durch die relativ häufige Verwendung von Bogenverbindungen bzw. Nexus litterarum, die sonst – gerade in den Inschriften – nicht so häufig sind. Die Schrift enthält durchwegs doppelstöckiges a, bei dem der untere Bogen praktisch zu einem (kurzen) Schaft stilisiert ist. Trotz der starken Orientierung an der Gotischen Minuskel findet sich hier Schaft-s, das unter die Grundlinie reicht und einen Schwellschaft aufweist. Es handelt sich hier um die voll ausgeprägte Form des s der Fraktur. Abgesehen von diesem Frakturelement stellt die Schrift eine reine Gotische Minuskel dar. Diese erscheint für diese Zeit sehr konservativ und wirkt – besonders in Anbetracht des in der Inschrift Gedachten, der v.a. als humanistischer Poet hervortrat – unerwartet. Es läßt sich daher nicht ausschließen – auch unter Berücksichtigung der auffallend streng realisierten Formen der Schrift –, daß hierfür ein Vorbild aus dem Druckbereich als Vorlage diente.

Das letzte Beispiel einer Schrift, die noch Elemente der Gotischen Minuskel – namentlich doppelstöckiges a – enthält, jedoch auch Merkmale der Fraktur aufweist findet sich auf der Wappengrabplatte für den Domdekan Johannes von Adelzhausen († 1580, Nr. 311, Abb. 122). Hier liegt eine jener Mischschriften vor, bei denen man sich darüber streiten kann, ob sie noch der Gotischen Minuskel oder schon der Fraktur zuzurechnen sind. Auffallend sind darüber hinaus die relativ breiten, rundlich-ovalen o, die eigentlich weder für die eine noch für die andere Schrift typisch sind. Diese Ausformung ist breiter als das für die Fraktur charakteristische „mandelförmige“ o und läßt eher an Schriften aus dem Bereich der (inschriftlichen) Gotico-Antiqua denken. Ähnlich „rund-oval“ sind die Bögen bei b und h sowie der rechte Bogenabschnitt des runden d. Dagegen sind Buchstaben wie c oder e noch streng gebrochen. a ist – wie schon erwähnt – doppelstöckig, der untere Bogen ist auf einen kurzen, gebrochenen Schaft reduziert. Auch der obere g-Bogen ist gebrochen, der Schaft hingegen ist geschwungen. Eindeutiges Frakturmerkmal sind Schaft-s und f, deren pfahlförmige Schäfte unter die Grundlinie reichen. Auch die in kräftige, gebogene Schwellschäfte aufgelösten Großbuchstaben sind in den Bereich der Fraktur einzugliedern. u weist diakritisches Zeichen auf. Auffallend sind auch die Nexus litterarum, wie z.B. g-e oder h-e. Die Oberlängenenden der Hasten, v.a. bei b und h, zeigen einen – allerdings eher zaghaften – Ansatz zur Ausbildung eines Sporns, ein Element, das im allgemeinen für die Humanistische Minuskel spricht. Gerade aber diese Verbindung aus verschiedenen Charakteristika macht diese Schrift lebendig und interessant. Sie bildet zum einen den endgültigen Schlußpunkt für die Gotische Minuskel in Freising, der sie nicht einmal mehr voll zugeschrieben werden kann. Zum anderen öffnet sie sozusagen endlich die Pforten für die Fraktur, die zwar schon vereinzelt früher anzutreffen ist, sich aber erst ab den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts durchzusetzen beginnt.

Rotunda

Im Bestand der historischen Inschriften Freisings befindet sich ein Stück, das völlig aus dem Rahmen fällt. Es handelt sich dabei um die Grabinschrift für den Domherrn Leonhard Friesinger, der 1437 verstorben ist (Nr. 81, Abb. 30). Das Stück weicht nicht nur im Format – es ist nicht einmal einen halben Meter hoch – und im Material – es ist aus Eichenholz gefertigt – von den zeitgenössischen Grabplatten Freisinger Domherrn ab. Auch die Schrift stellt einen singulären Fall dar, was sich sicherlich auch auf die Wahl des Mediums Holz und die damit zusammenhängende Technik zurückführen läßt. Die Schrift ist erhaben; die Zeilen sind durch erhabene Linien voneinander getrennt. In jedem Fall ist die Schrift als eine Minuskel aus dem gotischen Schriftbereich anzusehen. Allerdings werden Brechungen im Gegensatz zur Gotischen Minuskel abgerundet. Auch die Proportionen halten sich nicht mehr so streng an den gestreckten Charakter der letzteren. Der Mittellängenbereich tendiert vielmehr in die Breite. Die Ober- und Unterlängen heben sich noch nicht grundsätzlich vom Mittelband ab, einige treten jedoch deutlich hervor, so v.a. der untere Bogen des g. Abgesehen von den abgerundeten Brechungen werden auch die Bögen relativ rund ausgestaltet, wie bei unzialem [Druckseite CIX] d, o, p, q und rundem s. Die gleichzeitig noch eindeutig vorhandenen Bogenverbindungen weisen die Schrift noch als gotisch aus. Untersucht man einzelne Formen genauer, so könnten wohl folgende Elemente entscheidend sein: Das untere Ende der Haste bei f und Schaft-s ist schräg abgeschnitten und wird nicht auf der Grundlinie gebrochen, sondern endet ebenda stumpf. Auch die Bögen der beiden Buchstaben werden nicht scharf geknickt. Der obere Sinus des doppelstöckigen a ist rund, der untere ist gebrochen und – bei genauerer Betrachtung – über einen Haarstrich mit dem Schaft verbunden. Rundes d ist relativ rund; der obere freistehende Abschnitt knickt nach oben hin weg. g weist zwei Varianten auf: Bei der ersten läuft der untere Bogen links direkt in den oberen über, ohne daß der obere im unteren Abschnitt den Schaft berührt. Bei der zweiten Spielart wird der untere Abschnitt des oberen Sinus zur Haste geführt. Beiden Formen gemeinsam ist der relativ gerade Schaft, der bis unter die Grundlinie geführt wird, der relativ runde untere Bogen und der waagrecht gestaltete obere Abschnitt des oberen Bogens, der rechts über den Schaft hinausragt.

Die Schrift entspricht also nicht einer typischen Gotischen Minuskel. Bei der Benennung und Einordnung derselben ergeben sich aber erhebliche Probleme. Betrachtet man nun zum einen die rundliche Tendenz – sei es nun bei den Bögen oder bei den umgebogenen Schaftenden – der Schrift an sich, zum anderen die eben beschriebenen Einzelformen, so liegt wohl der Vergleich mit der Rotunda am nächsten. Eine teilweise auch schon vorgeschlagene Bezeichnung als Gotico-Antiqua – die wegen der Mischung der gotischen mit den rundlichen Elementen nicht ganz abwegig erscheint – ist wohl für die Zeit zu früh. Der Charakter der Schrift tritt leider nicht sehr deutlich zu Tage, da der Duktus – wohl bedingt durch die Technik – etwas klobig wirkt. Feinheiten wie die Verwendung von Haarstrichen kommen nicht gut zur Geltung. Trotzdem kann die Schrift als Rotunda angesprochen werden.

Ein regionaler Vergleich muß leider unterbleiben, da sich diese Schrift nördliche der Alpen eigentlich nie wirklich als epigraphische Schreibart durchgesetzt hat. Woher nun das Vorbild für diese Tafel herrührt, kann letztendlich nicht geklärt werden. Der Buchdruck, wo die Rotunda als Druckschrift ein gutes halbes Jahrhundert später ihre große Verbreitung findet, kann in dieser Zeit noch nicht als Vorlage herangezogen worden sein – selbiges gilt übrigens auch für die auch schon erwähnte Gotico-Antiqua. Die Rotunda ist jedoch zur gleichen Zeit die maßgebliche Variante der Textura in den Handschriften im Italienischen Raum, wo sie auch Eingang in den epigraphischen Bereich findet. Hier dürfte also am ehesten das Vorbild für die Schrifttafel zu suchen sein, möglicherweise auch in italienischen Handschriften, die in Freising vielleicht zur Verfügung standen.

Frühhumanistische Schrift und Frühhumanistische Kapitalis

Nahezu zeitkonform mit dem Inschriftenbestand der benachbarten Stadt München222) setzt im vorletzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in der Stadt Freising die inschriftliche Überlieferung der Frühhumanistischen Kapitalis ein, die analog zu München ausnahmslos in gemalten Inschriften erscheint und nach kurzem Auftritt bereits vor dem Jahrhundertwechsel wieder verschwindet223). Sowohl in Freising als auch in München ist dieses Phänomen an der Werkstatt des berühmten Malers Jan Pollack festzumachen, der als Protagonist der neuen Schrift im ausgehenden 15. Jahrhundert Aufträge für Altargemälde in diversen Kirchen in München wie Freising wahrnahm. In dem um 1488 angefertigten ehem. Hochaltar der Benediktinerklosterkirche St. Stephan in Weihenstephan (Nr. 135, Abb. 10) findet die Frühhumanistische Kapitalis in sechs der acht Bildtafeln ihren Einsatz in Gewandsäumen, Nimben und Kreuztituli. Die weitgehend linearen Buchstabenzüge lassen kaum Bogenschwellungen und nur gemäßigte Schaftverbreiterungen erkennen und zeigen damit kaum Anklänge an die zu dieser Zeit bereits historisch gewordene Schrift der Gotischen Majuskel. Auch im Buchstabenbestand erinnern allenfalls die meist üppigen Bögen des P und R an diesen Schriftvorläufer. Aus den vornehmlich auf Grundformen der Kapitalis zurückzuführenden Buchstaben des Alphabets, die verfremdet und in einer Vielzahl variantenreicher Formen vorliegen, stechen als frühhumanistische Leitformen das epsilonförmige E und das hier selten eingesetzte byzantinische M hervor. Die spitzen A-Formen werden mit Deckbalken oder – weit häufiger – mit einem linksseitigen, in spitzem Winkel an die Spitze des linken Schaftes geführten Balken versehen. Nur einmal ist der linke Schaft konkav geschwungen und mit einem darüber gesetzten Zierschwung ausgestattet. Während bei B die ungelenk ausgeführten, in variablen Breiten gestalteten Bögen auffallen, zeigt sich D ausschließlich als offenes kapitales D. Bei E [Druckseite CX] überwiegt die Epsilonform – sie gleicht mit kurzem Mittelteil bisweilen einem gekerbten C – die Kapitalisform. Das nur zweimal vorhandene G umschließt mit seiner vom Bogen abgesetzten Cauda in Form eines links offenen Rechtecks das untere Bogenende. Die I-Formen sind meist mit einfachen wie doppelseitigen Nodi verziert, nur einmal ist eine Ausbuchtung an der rechten Seite zu konstatieren. Der Buchstabe L bildet in der Verdoppelung einen Nexus litterarum aus, bei dem sich die Fußbalken überschneiden. Bei M dominiert die konische Form mit äußerst kurzem Mittelteil gegenüber der byzantinischen Form, bei N gehen die zahlreichen Varianten primär auf die Erscheinungsform des Schrägschaftes zurück, der als Links- oder Rechtsschräge sowohl mit als auch ohne Ausbuchtung vorliegt. Während das O schmal gebildet ist und einmal ovale Form annimmt, bestimmen breite Bögen den Buchstaben P. Das R, das ebenfalls von breiten Bögen geprägt ist, zeigt in der Regel eine weit nach außen gebogene, im rechten Winkel auf die Grundlinie geführte Cauda. Die S-Formen variieren stark in Form und Proportion und weisen abgeflachte, geschwungene und stark gekrümmte Bogenenden sowie gekippte Ausführungen auf. Der Buchstabe W liegt in verschränkter Version vor. Im Vergleich mit den Schriftformen der Münchner Tafeln des ehem. Hochaltars der Peterskirche und des ehem. Passionsaltars der Franziskanerkirche224) könnten sich A mit rechtsschrägem Anstrich, offenes kapitales D, epsilonförmiges E mit kurzem Mittelteil, G mit abgesetzter Cauda, konisches M mit sehr kurzem Mittelbalken, R mit konvexer, im rechten Winkel auf die Grundlinie führender Cauda möglicherweise als Charakteristika der Werkstatt Jan Pollacks herauskristallisieren.

Der zweite Freisinger Beleg, der eine neue Schriftauffassung verkörpert, entstammt der sog. Gründonnerstagstafel von 1495 in der unteren Domsakristei, die nur wenige Buchstaben in frühhumanistischer Schrift trägt (Nr. 141, Abb. 86). Die vier Buchstaben auf einem Einmerker im Buch eines Apostels zeigen unziales A, N mit schmalem Schrägstrich, spitzovales O und einen nicht zweifelsfrei zu deutenden Buchstaben (rundes G oder spiegelverkehrtes unziales D). Mit Ausnahme des Diagonalstrichs von N sind die Buchstabenzüge von kräftiger Kontur und die Rundungen mit moderaten Schwellungen versehen. Es fehlen die Buchstaben mit den kennzeichnenden Merkmalen der Frühhumanistischen Kapitalis225).

Das Spruchband des Engels auf dem Verkündigungsbild einer ehem. Altartafel von 1495 in der unteren Domsakristei (Nr. 142, Abb. 81) dokumentiert eine breit proportionierte Frühhumanistische Kapitalis mit unregelmäßig nachgezogenen Konturen. Die A-Formen, die sämtlich einen gebrochenen Mittelbalken aufweisen, haben leichte Trapezform mit beidseitig überstehenden wie linkseitig ausgerichteten Deckbalken. Der Buchstabe E ist von zwei Varianten gekennzeichnet, der Epsylonform und der unzialen, offenen Form. G präsentiert sich mit eingerollter Cauda, N in retrograder Form mit ausgebuchtetem Schrägschaft und P mit vergrößertem, aufgeblähtem Bogen.

Abermals Belege für eine frühhumanistische Schrift finden sich in den Bildbeischriften der für Hans Wertinger gesicherten Sigismundtafel von 1498 (Nr. 145). Zu den bezeichnenden Buchstabenformen des Alphabets dieser auf Gewandsäume und Altartücher gemalten Inschriften zählen spitzes wie leicht trapezförmiges A mit Deckbalken oder linksseitigem Balken. Der gebrochene Mittelbalken ist Standard, jeweils einmal zeigt sich das A mit waagrechtem Mittelbalken bzw. ohne Mittelbalken. B besteht aus einer Minuskelform mit überdimensionalem Bogen, E bedient sich der unzialen, offenen wie der kapitalen Form und das M ist in der konischen Form mit kurzem Mittelteil überliefert. Der Buchstabe R verwendet eine nach außen gebogene Cauda, die nur einmal eckig umgesetzt ist und am Schaft oder am Bogen ansetzen kann. Im Buchstaben S fällt die starke Einkrümmung der Bogenausläufer ins Auge.

Kapitalis

Der erste Freisinger Beleg einer neuzeitlichen Kapitalis zeigt sich noch bescheiden in den Namensinitialen und Tituli des Epitaphaltars des Domherrn Kaspar Marolt aus dem Jahr 1513 (Nr. 165, Abb. 96)226). Die grazile, dünnstrichige Kapitalis mit eng gestellten, schlanken Buchstaben von einheitlicher [Druckseite CXI] Kontur läßt in ihrem Alphabet zwar keine phänotypisch unterschiedlichen Zweitformen, doch kleinere Variationen einer größeren Anzahl von Buchstaben erkennen. Die Formen G mit rechtwinkeliger Cauda, M mit parallelen Schäften und kurzem Mittelteil, P und R mit unterschiedlicher Bogengröße bzw. unterschiedlichem Verlauf der Cauda (gebogen, aber auch stachelförmig) offenbaren gewisse Unsicherheiten im Umgang mit der neuen epigraphischen Schrift. Als frühhumanistisches Einsprengsel erweist sich das links offene D.

Die zweite, original überlieferte Kapitalisinschrift der Stadt Freising, eine Bauinschrift der ehem. fürstbischöflichen Residenz von 1519 (Nr. 178, Abb. 98), erhebt deutlich repräsentativen Anspruch. Die sorgfältig eingemeißelte Kapitalis mit moderatem Haar- und Schattenstrichwechsel unterwirft sich allerdings nicht den strengen Gestaltungsregeln der in der deutschen Renaissance vielfach zum Vorbild erkorenen scriptura monumentalis, der ranghöchsten Schrift der römischen Antike. Die Buchstaben sind eng aneinandergerückt und bilden Nexus litterarum (ND, NN) sowie verschränkte Stellungen (OG, PP, RA). Mit der Enklave GE, dem gespiegelten Z, dem Buchstaben W sowie den dreieckigen I-Punkten, dem Y-Bogen und dem ausgebuchteten Kürzungszeichen bringt die Kapitalis ihre Individualität zum Ausdruck, auch wenn das G mit kurzer Cauda, das M mit Schrägschäften und bis zur Grundlinie herabreichendem Mittelteil sowie das R mit nach innen gekrümmter, stachelförmiger Cauda auf die klassischen Formen der römisch antiken Kapitalis zurückgreifen. Gegenüber der Kapitalis des Epitaphaltars von 1513 sind in der Bauinschrift von 1519 die Proportionen der Buchstaben breiter und die Spielarten innerhalb der Buchstabenformen geringer geworden.

Die drei zeitlich nachfolgenden Kapitalisinschriften auf aufwendigen Totengedächtnismalen der Jahre 1520, 1527 und 1528 lassen eine deutliche Hinwendung zu römisch antiken Vorbildern erkennen227). In der vierzeilig zentrierten Kapitalis am Epitaph des Domherrn Rupert Auer (Nr. 181, Abb. 101) von 1520, die präzise auf die Schrifttafel des Sockels komponiert wurde und innerhalb ein und derselben Buchstabenform nur mehr geringste Spielarten zuläßt, vollzieht die Schrift den Schritt zu einer in Proportion und Form ausgewogeneren, stark vereinheitlichten Renaissance-Kapitalis. Normierte Haar- und Schattenstrichwechsel, M-Formen mit schräggestellten Schäften und bis zur Grundlinie reichendem Mittelteil, R mit nach innen gebogener, stachelförmiger Cauda und die weit geschwungene, stachelförmige Cauda des Q zeigen in ihrer Anlehnung an die antike scriptura monumentalis ein hohes Maß an Regulierung. Auch die zeitgenössischen Formen in der Inschrift, wie das E mit gegenüber dem oberen Balken etwas verkürztem Mittelbalken und weit ausgezogenem unteren Balken sowie R mit weit innen am Bogen ansetzender Cauda, wurden zunehmend standardisiert.

Auf der Wandtafel für den Domherrn Ulrich Höchstätter (Nr. 191, Abb. 99) von 1527 präsentieren antike Satyren eine in Kapitalis beschriftete Tabula ansata. Obgleich die Anlehnung an die Buchstabenformen der römisch antiken scriptura monumentalis unverkennbar ist, wie insbesondere M mit Schrägschäften und zur Grundlinie herabreichendem Mittelteil sowie die ausschließlich stachelförmige Cauda des R verdeutlichen, so offenbaren die eng gesetzten, gestreckten Buchstaben mit den noch ein oder anderen Proportionsschwankungen (E), die etwas unbeholfene Übertragung der Haar- und Schattenstriche und die Einzelformen G (mit weit hochgezogener Cauda), P (mit kleinem geschlossenen Bogen) und Q (mit kurzer, auf der Grundlinie verlaufender Cauda) noch manche Unzulänglichkeiten bei der Umsetzung des antiken Ideals.

Mit der Inschrift auf dem Epitaph des Domherrn Magnus Schöllenberg von 1528 (Nr. 193) dokumentiert sich der Wandel der Freisinger Kapitalis hin zu breitgelagerten und in größeren Abständen gesetzten Buchstaben. Die durch die breiteren, stärker angeglichenen Proportionen und die nahezu uniform gestalteten Buchstaben mit normiertem Haar- und Schattenstrichwechsel fast ausdruckslose Kapitalis läßt nur mehr geringste Modifikationen zu. Diese sind auf den minimal verschobenen Ansatz der kurzen Cauda am Bogen des G und auf die unterschiedliche Länge der nach innen gebogenen, stachelförmigen Cauda des R beschränkt. Den klassischen Formen G mit kurzer Cauda, M mit Schrägschäften und bis zur Grundlinie reichendem Mittelteil und R mit stachelförmiger Cauda steht nur mehr das E mit geringfügig verkürztem Mittelbalken gegenüber.

[Druckseite CXII]

Trotz der antikisierenden Ausrichtung der Freisinger Kapitalis ab den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts sind frühhumanistische Einsprengsel in den Inschriften des Bearbeitungsgebietes noch bis gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts nachzuweisen. Auf der Grabplatte des Ulrich Litzlkircher († 1534) belegt die von der Grabinschrift in Gotischer Minuskel abgesetzte Fürbitte (Nr. 201) eine anspruchslose Kapitalis von nahezu einheitlicher Buchstabenkontur, in der das links offene D, G mit weit hochgezogener Cauda und M mit Parallelschäften und kurzem Mittelteil hervorstechen. Gleichermaßen eigenwillig wie außergewöhnlich mutet die Kapitalis auf dem Epitaph des 1542 verstorbenen Domherrn Johannes Freyberger (Nr. 215, Abb. 108) an. Die mittels einheitlicher Buchstabenkontur, in der nur der dünne Mittelteil des M und die Ausbuchtungen des I-Schaftes herausfallen, sehr klobig gestaltete Kapitalis wird durch die ausgebuchteten I-Schäfte mit kreisförmigen I-Punkten, zahlreiche Nexus litterarum und Enklaven verfremdet228). Die Anleihe frühhumanistischer Stilelemente besteht primär aus der I-Form mit Ausbuchtung, die hier in stereotyper Ausgestaltung in die Kapitalis übernommen wurde. Zur ausgesprochen konservativen, nahezu anachronistischen Wirkung der Kapitalis tragen trapezförmiges A, E mit gleichlangen Balken, schmales G mit gedrücktem Bogen und weit hochgezogener Cauda, M mit Parallelschäften und dünnem, kurzen Mittelteil, spitzovales O, P mit vergrößertem Bogen, R mit geschwungener Cauda und abgeflachtes V bei.

Der größere Teil der Freisinger Kapitalis von 1530 bis zum Ende des dritten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts basiert weitgehend auf den Buchstabenformen wie Proportionen der klassisch geprägten Renaissance-Kapitalis. Dem klassischen M mit Schrägschäften und bis zur Grundlinie reichendem Mittelteil erwächst jedoch zunehmend Konkurrenz durch M-Formen mit senkrechten Schäften, auch das R mit stachelförmiger R-Cauda, das bis zum Ende des Bearbeitungszeitraumes noch zahlreichen Einsatz findet, wird von der R-Form mit nach außen gekrümmter Cauda zurückgedrängt.

Im Epitaph des Stiftspropstes Matthäus Hörlin von 1535 (Nr. 203) läßt die sorgfältig eingehauene Kapitalis, mit M mit schrägen wie senkrechten Schäften, R mit stachelförmiger wie nach außen gekrümmter Cauda, Nexus litterarum NN und TH, OE-Enklave, quadratischen Worttrennern auf der Grundlinie und Kommata, erste Anzeichen einer Auflösung der in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts erreichten hohen Stilstufe der Freisinger Renaissance-Kapitalis erkennen.

In dem Epitaph für den Bischof Philipp von der Pfalz des Eichstätter Bildhauers Thomas Hering von 1541 (Nr. 210, Abb. 106) dokumentieren die Kapitalisinschriften am Karnies des Rundgiebels und in der Sockelinschrift wiederum formvollendete Belege der Renaissance-Kapitalis. Trotz Verwendung typischer Schriftmerkmale der Werkstattschrift seines Vaters, Loy Hering, wie die stachelförmige Cauda des R, T mit schräg am Deckbalken ansetzenden, weit ausgezogenen Serifen und das mit einem dreieckigen Punkt ansetzende hakenförmige Schlußzeichen, verfügt die Schrift des Thomas Hering über eigenständige Formen229). Dazu zählen spitzes A, I ohne Punkt, M mit doppelseitiger Serife an der linken oberen Seite und Spitze an der rechten oberen Seite sowie R mit beidseitiger Schwellung der stachelförmigen Cauda am Ansatz des Bogens. Der einzig markante Unterschied zwischen den Inschriften am Karnies und am Sockel des Epitaphs liegt in den Cauden der R-Formen, die in der Sockelinschrift weit in die Unterlänge ausschwingen. In den Schriftformen des Epitaphs vollzieht der vormals in der Werkstatt Loy Herings tätige Thomas Hering die Lossagung von dem strengen Kanon der Kapitalisschriften der Werkstatt seines Vaters.

In den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts ist die Kapitalis erstmals in erhabener Technik überliefert, zunächst in einem unbeholfen ausgeführten Datierungsnachtrag von 1541 im Rahmen einer Gotischen Minuskel in der Grabinschrift für den Stiftskanoniker Michael Fischer (Nr. 208), dann in der Grabplatte für den Weihbischof Peter Stoll von 1548 (Nr. 220), bei der zum ersten Mal der gesamte Inschriftentext in erhabener Kapitalis vorliegt. Die enggestellten und schmal proportionierten Buchstaben weisen bis auf das G mit flachem Bogen und weit hochgezogener Cauda sowie einigen R-Formen, deren Cauden von der klassischen stachelförmigen Gestaltungsweise abweichen, keinen nennenswerten Unterschied zu den Formen der klassisch orientierten, vertieft ausgeführten Kapitalis auf. Auffällig sind die in verschiedensten Größen ausgeführten us-Häkchen und die späte Verwendung der mittelalterlichen O(BIIT)-Kürzung, ferner die Nexus litterarum HR, NE, ME sowie die Hochstellungen der Casusendungen von A(NN)O D(OMIN)I. Von der Inschrift der Wappengrabplatte für Georg Stenglin von 1554 bis zum Jahr 1600 dominieren die in erhabener Technik ausgeführten Kapitalisinschriften [Druckseite CXIII], wobei die Glockeninschriften einen erheblichen Anteil dazu beitragen230). Mit der Kapitalis auf der Wappengrabplatte des Generalvikars Georg Stenglin von 1554 (Nr. 239) entfernt sich nun auch die erhaben ausgeführte Kapitalis zunehmend von dem Vorbild der antiken scriptura monumentalis. E mit stark verkürztem Mittelbalken, M mit senkrechten Schäften und verkürztem Mittelteil, N mit rechtem unteren Sporn, R mit nach außen geschwungener Cauda stark eingekrümmte Bogenausläufer bei S und die individuell ausgeprägte Q-Form mit rechtsschräg in den Bogen einschneidender, gewellter Cauda, dokumentieren die Distanz zu der von der klassischen scriptura monumentalis inspirierten Renaissance-Kapitalis. Quadratische Worttrenner und Doppelpunkte, doppelte Worttrennungszeichen und auch die ausgeprägten dreieckigen Balken von E und T lassen sich anfügen. Die enggedrängte Abfolge von Buchstaben behält auch die erhaben ausgeführte Kapitalis auf dem Epitaph des bischöflichen Kanzlers Wolfgang Hunger von 1555 (Nr. 242) bei. Das Schriftbild bestimmen hier weniger die nichtklassischen Einzelformen, wie R mit nach außen gebogener Cauda, W mit sich überschneidenden mittleren Schäften und X mit gewellter Linksschräge das Schriftbild, als vielmehr andere gestalterische Maßnahmen, wie die klein gehaltenen Zeilenabstände und die übermäßige Anzahl an Nexus litterarum und Einschreibungen231).

Neue Tendenzen zeichnen sich in der Freisinger Kapitalis der 50er Jahre des 16. Jahrhunderts ab. Die E-Mittelbalken, die vormals nicht oder nur gering gegenüber den oberen Balken zurückgesetzt waren, sind nun stets stark verkürzt. I-Punkte, die früher nur in wenigen Freisinger Kapitalisinschriften zum Einsatz kamen, finden nun in großem Maße und in unterschiedlicher Ausformung Eingang in die Kapitalisschriften232). Insbesondere in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Ausgestaltung der Freisinger Kapitalis mit I-Punkten besonders beliebt, wo sie allein in 20 Inschriftenobjekten nachzuweisen sind. Ein weiteres markantes Element dieser Zeit stellen vergrößerte Buchstaben dar, die vor 1550 nur ein einziges Mal, als Incipit einer Bauinschrift233), vorkamen. Während die Grabplatte des Domherrn Georg Wirttenberger von 1558 (Nr. 248) ebenfalls nur den einleitenden Buchstaben der Inschrift hervorhebt, macht die Stifterinschrift des Jörg Lot von 1552 (Nr. 234) mehrfachen Gebrauch von Buchstabenhervorhebungen. In selbiger Verwendung zeigen sie sich noch in weiteren vier Inschriften aus den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts234). Die ansonsten sehr unterschiedlich, doch sorgfältig ausgeführten Inschriften halten an der klassischen Manier der Haar- und Schattenstrichgestaltung fest, auch wenn mit Ausnahme der Grabinschriften für den Domherrn Georg Wirttenberger von 1558 (Nr. 248) und für den Domdekan Anton von Albersdorf (vor 1560, Nr. 253) kaum mehr auf die die klassischen M- und R-Formen zurückgegriffen wurde. Die Inschrift des Epitaphs Albersdorf, in der die Sterbedaten unbeholfen nachgetragen wurden, läßt in ihrer klassisch orientierten Renaissance-Kapitalis all jene Schriftmerkmale erkennen, die eine Zuordnung an die Werkstätte des im Jahre 1555 verstorbenen Eichstätter Bildhauers Loy Hering erlauben. Dazu zählen in erster Linie A und die klassische M-Form mit beidseitig ausgezogenen oberen Serifen, der in Form eines unten offenen Häkchens gebildete I-Punkt, R mit stachelförmiger Cauda und T mit rechtsschräg an den Deckbalken angesetzten Serifen235). Die größten Abweichungen vom klassischen Kanon der Kapitalis zeigen sich in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts neben der oben bereits erwähnten Inschrift für Wolfgang Hunger von 1555 in der Schrift der Wappengrabplatte für Lukas von Boymont von 1557 (Nr. 245). Abgesehen von den eng gesetzten, nahezu organisch geformten Buchstaben, den Buchstaben M mit Schrägschäften und verkürztem Mittelteil, R mit nach außen geschwungener Cauda sowie I mit dreieckigen Punkten, tragen die Nexus litterarum und insbesondere die zahllosen Enklaven und Buchstabenunterstellungen zum außergewöhnlichen Schriftbild dieser Kapitalis bei236).

Die acht nach einem Stadtbrand 1563 durch den Freisinger Bischof Moritz von Sandizell im selben Jahr wiederhergestellten und mit erhabenen Kapitalisschriften versehenen Glocken (Nr. 259265, 267, Abb. 112–114) sind auf unterschiedliche Techniken und Künstler zurückzuführen. Für die Kapitalis der Renovierungsinschriften, die auf Schrifttafeln an jeweils einer Flanke der Glocken angebracht [Druckseite CXIV] wurden, zeichnet voraussichtlich der Steinmetz Sebald Hering verantwortlich, der die Modeln der Schrifttafeln mit den spiegelverkehrten Inschriften gestaltet haben dürfte237). Die Kapitalis der Renovierungsinschriften unterscheidet sich von den übrigen Kapitalisinschriften an Schulter und Schlagring (Kranz) der Glocken durch etwas kleinere Buchstabenabmessungen und durch etliche, vom klassischen Kanon abweichende Buchstabenformen, die gemeinsame Merkmale aufweisen: dreieckige I-Punkte, G mit im oftmals spitzen Winkel auf die senkrechte Cauda stoßendem unteren Bogenausläufer, M mit geraden Schäften und kurzem Mittelteil, dessen nach außen gebogene Linksschräge den linken Schaft weit übergreift, sowie bisweilen B und R mit getrennt zur Haste führenden Bögen. Nur in der Renovierungsinschrift der Frauenglocke erfuhr der Guß gegenüber den Modeln eine Abänderung. Diese dokumentiert sich in den I-Punkten, in der Abbreviatur von TVRRISQ(VE) und in den M-Formen der einleitenden Zeile. Die Kapitalis des Sebald Hering zeigt keinerlei Gemeinsamkeiten mit den bis 1555 gebräuchlichen, stereotyp ausgeprägten Kapitalisinschriften der Werkstätte seines Großvaters, Loy Hering238).

Entgegen den gegossenen Inschriften auf den Schrifttafeln und analog der gegossenen Inschriften an Schulter und am Schlagring der Glocken von 1563 weist das Gros der Steininschriften der 60er Jahre des 16. Jahrhunderts in der Gestaltung des M mit Schrägschäften und bis zur Grundlinie herabreichendem Mittelteil klassische Diktion auf. Die durchgebogene, stachelförmige Cauda des R ist in diesen Kapitalisinschriften allerdings nicht, die gerade, stachelförmige Cauda ausschließlich einmal belegt239).

Die kennzeichnenden Merkmale einer klassisch orientierten Kapitalis gehen den Freisinger Kapitalisinschriften ab den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts zunehmend verloren, das Alphabet zeigt sich offener für diverse phänotypische Varianten der Kapitalis und für individuelle Zierelemente. Diese sind in den jeweiligen Freisinger Kapitalisinschriften allerdings sehr moderat und meist als wohldosierte Einsprengsel eingebracht. Hierbei wird auf Gestaltungselemente der Frühhumanistischen Kapitalis, wie das A mit gebrochenem Mittelbalken (Nr. 312 von 1581), das G mit flachem Bogen und in spitzem Winkel daran ansetzender Cauda (Nr. 287 von 1575 und Nr. 312 von 1581), das N mit spiegelverkehrtem Querbalken, spitzovales O (beide Nr. 288 von 1574/75, Abb. 16), M mit Schrägschäften und stark verkürztem Mittelbalken (Nr. 283 von 1573, Abb. 117, Nr. 298 und Nr. 300 von 1578, Nr. 315 von 1584), R mit wellenförmig geschwungener Cauda (Nr. 312 von 1581, Nr. 315 und Nr. 316 von 1584, Nr. 319 von 1585, Nr. 332 von 1592) sowie X mit geschwungener Rechtsschräge (Nr. 300 von 1578 und Nr. 316 von 1584) zurückgegriffen. Hinzu kommen G mit weit in den unteren Bogen eingestellter Cauda (Nr. 298 von 1578) und N mit geschwungenem Querbalken (Nr. 300 von 1578). Einzig das Gemälde-Epitaph des Wolf Bernhardt (Nr. 300 von 1578) und die Grabinschrift der Gebrüder Pfister (Nr. 312 von 1581) lassen eine Anhäufung von manierierten Formen erkennen. Die gemalte Inschrift weist N mit gewelltem Schrägbalken, P mit nicht an die Haste anschließenden Bogenausläufern und X mit durchgekrümmter Rechtsschräge auf, die vertiefte Inschrift A mit gebrochenem Mittelbalken, D mit in die Oberlänge verlängertem Schaft und zweistöckiges Z mit linksschrägem Deckbalken. Diese in den jeweiligen Inschriften nur vereinzelt auftretenden Formen stellen eine Erweiterung des Spektrums der Kapitalisbuchstaben dar, in dem E mit stark verkürztem Mittelbalken, I mit Punktsetzung, M mit schrägen bzw. geraden Hasten und verkürztem Mittelteil sowie R mit wellenförmig geschwungener Cauda die antiklassische Strömung vorgaben. Bei den E-Formen zeigen sich die Mittelbalken seit den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts nahezu kontinuierlich und gegenüber dem oberen und unteren Balken deutlich verkürzt. Übereinstimmende Schriftmerkmale, die auf eine gemeinsame Werkstatt bzw. auf die gleiche Schrifthand deuten, weisen die Inschriften am Epitaph des Michael Knab-Eck von 1573 (Nr. 283, Abb. 117) und auf der Wappengrabplatte des Nikolaus von Mornberg von 1578 (Nr. 298) auf. Sie lassen sich in den Formen C mit weit ausgezogenem unteren Bogenausläufer, die zwei M-Varianten mit kurzem Mittelteil bei geraden bzw. schrägen Schäften, O mit extrem schräg gesetzter Schattenachse, R mit stachelförmiger Cauda, und die quadratischen, auf die Spitze gestellten Worttrenner und Doppelpunkte, die etwas über der Grundlinie angesetzt sind, deutlich erkennen240).

Eine aufgrund schwankender Buchstabenproportionen und -höhen sowie sehr kräftiger Sporengestaltung äußerst lebhafte Kapitalis zeigt sich am Epitaph des Domkustos Valentin Sommer von 1584 [Druckseite CXV] (Nr. 315). Zum lebhaften Bild der Schrift tragen ferner der Kontrast wie das Wechselspiel zwischen den markanten, überbetonten Sporen und den fein auslaufenden Zügen der Buchstaben bei, wie sie insbesondere bei den Buchstaben C und G vorliegen. Neben den sehr breiten A, M und N fallen die Buchstaben I und Y mit quadratischen, auf die Spitze gestellten Punkten auf, desweiteren E mit extrem verkürztem Mittelbalken und R mit wellenförmig geschwungener Cauda. In den drei erhaben die Grabplatten umlaufenden Kapitalisinschriften für Wolfgang Lantrachinger (Nr. 319), Oktavian August Schrenck von Notzing (Nr. 332) und Johann Pankraz Rummler (Nr. 337, Abb. 119) von 1585, 1592 und 1594 sind zahlreiche Nexus litterarum nachzuweisen, ohne daß gemeinsame Merkmale in der Art der Buchstabenkombinationen oder der Buchstabenformung auf Werkstattzusammenhänge hinwiesen. In den Inschriften Lantrachinger und Schrenck von Notzing finden die M-Formen mit schräggestellten Schäften letztmalig im 16. Jahrhundert Einsatz. In der Folgezeit bis zum Ende der unteren Bearbeitungsgrenze sollten sie nahezu vollständig durch die M-Formen mit senkrechten Schäften ersetzt werden.

Im 17. Jahrhundert findet die allmähliche Umgestaltung der Kapitalis ihre Fortsetzung. In Proportion und Gestaltung der Buchstaben sowie in den oftmals sehr schmalen Spatien zwischen den Buchstaben hat sich die Kapitalis prinzipiell noch einen Schritt weiter von dem Erscheinungsbild der klassischen Kapitalis entfernt. Zu den bislang verwendeten Gestaltungselementen der Buchstaben treten neue Varianten hinzu, die insbesondere die Buchstaben G und Q erfassen. So zeigt das G erstmals 1619, am Epitaph des Domdekans Johann Christoph Herwart (Nr. 395, Abb. 126), eine am unteren Bogenansatz gespaltene Cauda. G mit rechtwinkeliger, am Berührungspunkt des unteren Bogenendes rechts ausschwingender Cauda ziert die gemalte Kapitalis in den Rollwerkkartuschen der ehem. fürstbischöflichen Hauskapelle von 1629 (Nr. 426, Abb. 132) und G mit links vom unteren Bogenausläufer eingerückter Cauda kennzeichnet die Inschrift der Grabplatte des Domherrn Johann Adolf von Gepeckh von 1650 (Nr. 468). Bei den Ausprägungen von Q, wo bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Abrücken von der geschwungenen, stachelförmigen Cauda zu konstatieren war, sind nun vermehrt Cauden sichtbar, die in gerader, wellenförmiger oder durchgebogener Form den Kreis des Q durchschneiden241). Neben einer Anzahl von tildenartigen Q-Cauden, die verbunden oder unverbunden unterhalb des Kreises ansetzen (Nr. 386 von 1618, Nr. 402 (Abb. 134) von 1622 und Nr. 417 von 1628) und hakenförmigen Cauden (Nr. 365 von 1608), zeigt das Epitaph Herwart (Nr. 395, Abb. 126) von 1619 eine kursive Cauda mit Schlaufe. In der Grabplatte des Veit Adam von Schönstein von 1631 (Nr. 430, Abb. 129) zeigt sich erstmalig in den Inschriften der Neuzeit die unziale Form des Q. Unter den im Vergleich zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts zunehmend mit individuellen Formen durchsetzten Buchstaben in den Inschriften der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts fallen zudem das R mit schlaufenförmigem Ende der Cauda in der Inschrift Herwart von 1619 (Nr. 395, Abb. 126), X in Form zweier voneinander abgewendeten Bögen mit Mittelbalken in der gemalten Inschrift der ehem. Fürstbischöflichen Hauskapelle von 1629 (Nr. 426, Abb. 132) und A mit kursiven, bisweilen Schlaufenform annehmenden Mittelbalken des A in der Inschrift des Domherrn Georg Desiderius von Königsfeld von 1645 (Nr. 459) auf.

Unter den etwa 50 Kapitalisinschriften von 1600 bis zum Ende der unteren Bearbeitungsgrenze stechen zwei Inschriften hervor, die der Schrifttradition der klassischen Kapitalis noch stark verpflichtet sind. Die Kapitalis auf der Wappengrabplatte des Dompropstes Anton Welser von 1618 (Nr. 387, Abb. 125) bedient sich in der breiten Ausführung der Buchstaben, den elegant geschwungenen, stachelförmigen Cauden von Q und R, den harmonisch gerundeten G-Formen mit kurzer Cauda, der Verwendung des V anstelle des W sowie der Hervorhebung der Zahlzeichen mittels Überstreichung der Stilmittel der römisch antiken scriptura monumentalis. Die zeitgenössischen Schriftmerkmale zeigen sich hingegen in der Hervorhebung der Initialen, dem E mit verkürztem Mittelbalken, dem M mit geraden Schäften und den quadratischen Worttrennern auf der Grundlinie. Bei der zweiten Inschrift mit klassischer Orientierung handelt es sich um die erhabene Inschrift auf der Grabplatte des Bischofs Veit Adam von Gepeckh von 1651 (Nr. 470, Abb. 138). Trotz der enggedrängten Buchstaben knüpft die Kapitalis bei Q und R an die stachelförmigen Cauden hochrangiger römischer Schriftvorbilder an, ebenso die M-Formen mit Schrägschäften und bis zur Grundlinie herabreichendem Mittelteil. Die neuzeitlichen Elemente sind aber auch in dieser Schrift greifbar242).

Von den von Sigmund Benker der Werkstatt des Weilheimer Bildhauers Philipp Dirr zugewiesenen Freisinger Grabmälern eignen sich auf Grund ihrer umfangreichen Kapitalisinschriften ausschließlich die Epitaphien Lechl, Herwart und Fuermann aus den Jahren 1608, 1619 und 1621 (Nr. 365, Nr. 395, [Druckseite CXVI] Abb. 126 und Nr. 400) für einen Schriftvergleich. Die zeitlich eng beieinander liegenden Epitaphien von 1619 und 1621 lassen allerdings durch grundlegende Unterschiede in den Formen (G, I, M, R) keine Werkstattgemeinsamkeiten erkennen. Das älteste, der Werkstatt Dirr zugeschriebene Epitaph von 1608 ist weder mit den einen, noch mit den anderen Schriftformen in Einklang zu bringen243).

Eine Auffälligkeit der Freisinger Kapitalis ist die häufige zentrierte Ausrichtung der Schrift, die bereits in der frühesten mehrzeiligen Renaissance-Kapitalis (Nr. 178, Abb. 98) von 1519 nachzuweisen ist244). Häufig werden dabei die einleitende Zeile und die Schlußzeile zentriert, der dazwischen eingespannte Text linksbündig oder im Block gesetzt. Komplett zentrierte Kapitalisinschriften finden sich erstmals in der Stifterinschrift für Jörg Lot (Nr. 234) von 1552 und dann besonders zahlreich in den Steininschriften ab den späten 30er Jahren des 17. Jahrhunderts245).

Fraktur

Das früheste erhaltene Beispiel für eine Frakturinschrift in Freising ist die gemalte Ahnenprobe für Bischof Philipp von der Pfalz, die grob in dessen Amtszeit 1530–1541 datiert werden kann (Nr. 209, Abb. 11). Leider ist Malerei mitsamt den Beischriften nur noch fragmentarisch erhalten. Größere zusammenhängende Schriftzüge sind fast nur noch im unteren Bereich erkennbar. Die gemalte Fraktur zeigt schreibschriftliche Züge, die durchaus typisch für den Bereich der Fraktur bzw. der Bastarda sind: So weisen Oberlängen, z.B. bei h und l, Schlaufen auf. Die Schrift umfaßt auch die sonst üblichen Merkmale der Fraktur: a ist einstöckig, der Bogen ist leicht durchgebogen, oben jedoch gebrochen. Die Haste des Schaft-s ist pfahlförmig und reicht unter die Grundlinie. Die Buchstabenkörper mit runden Elementen sind annähernd mandelförmig, so vergleichsweise bei rundem d und e. Ebenfalls als typisch bei Frakturinschriften kann die Gestaltung des letzten Schaftes bei m und n gelten, der oben – im Gegensatz zu den anderen Schäften – zweimal spitz gebrochen ist.

Das älteste in Freising erhaltene Exempel einer Fraktur in Stein steht ebenfalls in Zusammenhang mit Bischof Philipp. Es handelt sich um die Bauinschrift an der ehem. Neuen Residenz, datiert auf das Jahr 1537 (Nr. 205, Abb. 110). Die Schrift umfaßt typische Merkmale der Fraktur wie einstöckiges a und Schaft-s bzw. f, deren Hasten in die Unterlänge reichen und leicht pfahlförmig ausgeprägt sind. Die Buchstabenkörper mit Bögen sind oval – annähernd mandelförmig. Das Schriftbild wirkt locker und lebendig. Hierzu tragen in erster Linie Buchstabenvarianten bei. So findet sich v.a. g in verschiedenen Ausprägungen: Teils wird der senkrechte Abschnitt des oberen Bogens geschwungen ausgeführt, teils nur leicht nach links gebogen; auch der untere Schaft ist kleinen Variationen unterworfen, mehr oder weniger gebogen bzw. geschwungen. Auch das v wird unterschiedlich ausgeformt: So kann das untere Ende des linken Schafts umgebrochen sein; der erste Schrägschaft ist unterschiedlich stark geschwungen, der zweite verschieden stark gebogen. u weist ein diakritisches Zeichen auf. s am Wortende entspricht der kursiven Grundform und ist – sozusagen – in die Form eines spitzen Ovals eingepaßt. Die Großbuchstaben fügen sich durchaus in das Bild der Frakturversalien ein, sind allerdings eher zurückhaltend gestaltet.

Diese beiden Beispiele aus den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts stellen eine Ausnahme dar und sind wohl auf den Bischof als Auftraggeber zurückzuführen. Im Anschluß klafft eine Lücke von über 20 Jahren bis zum nächsten erhaltenen Objekt, dessen Schrift als Fraktur anzusprechen ist. Die Wappengrabplatte für den fürstlichen Rat Hans Münch zu Münchhausen nennt das Jahr 1553 (Nr. 237). Sie zeigt ebenso alle Schlüsselmerkmale der Fraktur: einstöckiges a, unter die Zeile reichendes Schaft-s und mandelförmige Buchstabenkörper, was v.a. bei o zur Geltung kommt. Auch diese Schriftausprägung zeigt einen bewegten, lebendigen Charakter. In den Details unterscheidet sie sich jedoch von der Bauinschrift Bischof Philipps. Auffallend bei dieser Inschrift sind die umgebogenen schlaufenförmigen Oberlängenenden bei b, h und l. Die Haste des Schaft-s reicht unter die Zeile, allerdings nur leicht, und ist weniger pfahlförmig – sie läuft nach unten hin schmal zu – als geschwungen, oben ist sie abgeknickt. Somit erhält der Buchstabe eine sehr charakteristische Form. Ebenfalls bezeichnend erscheint der Bogen des h, der ebenfalls leicht geschwungen ist, den Buchstaben nach unten hin verbreitert und unter der Zeile nach links umbiegt, dort auch des öfteren eine Schleife bildet. g ist hier weniger variantenfreudig: Der obere Sinus ist leicht durchgebogen, der Schaft ebenso, dieser schwingt unter der Zeile in einem kleinen feinen Bogen aus. Die Schrift ist im Mittellängenbereich eher schmal und gestreckt. Aus der Reihe fällt hier eigentlich nur das runde d, das spitzoval ausgeprägt [Druckseite CXVII] ist und eher etwas breiter gestaltet wird; es neigt sich leicht nach links. u besitzt ein diakritisches Zeichen, das sich auch bei v – in der Verwendung für den u-Laut – wiederfindet. Die Versalien bewegen sich im üblichen Rahmen der Fraktur. Die Großbuchstaben werden weitestgehend aus geschwungenen Schwellschäften zusammengesetzt, an deren Enden häufig Schleifen gebildet werden. Auch dieses Beispiel bleibt zunächst ein Einzelfall.

In den folgenden Jahrzehnten kann sich die Fraktur immer noch nicht recht durchsetzen. Mit Ausnahme von Gemäldeepitaphen (Nr. 268, Abb. 12 und Nr. 300) und (gemalten) Bildfensterbeischriften (Nr. 293, Abb. 16, Nr. 297, Abb. 14, Nr. 302 bis 307), die v. a. in den 70er Jahren die einzig überlieferten Frakturinschriften darstellen, setzt die Verwendung dieser Schrift bei den steinernen Denkmälern erst wieder verstärkt ab Mitte der 80er Jahre ein und nimmt dann in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu. Sie nimmt jedoch gegenüber der Kapitalis nur den zweiten Stellenwert ein.

Ein Beispiel, das auf das Jahr 1587 zu datieren ist, ist eine erhaben gearbeitete Frakturinschrift auf der fragmentarischen Grabplatte für Gregor Münch zu Münchhausen und seine Frau Barbara (Nr. 322, Abb. 123). Die Schrift zeichnet sich durch „spielerische“ Elemente wie die geschwungenen Bogenabschnitte bei g, a und unzialem d aus. Darüber hinaus fällt die kursive Form des s auf. Allgemein besitzt die Schrift die typischen Elemente der Fraktur, nämlich das mandelförmige o und die durch Schwellschäfte – die allerdings in der erhabenen Ausarbeitung nicht so gut hervortreten – ausgeführten, unter die Zeile reichenden Hasten bei Schaft-s und f.

Im Gegensatz zur Gotischen Minuskel, bei der sich einzelne Gruppen mit den selben Stilmerkmalen erkennen und auch in einigen Fällen bestimmten Werkstätten zuweisen lassen, bleibt eine derartige Auswertung bei der Fraktur schwierig. Dies liegt zum einen an den zunächst nur vereinzelt auftretenden Beispielen in dieser Schrift, denen kein vergleichbares Stück an die Seite gestellt werden kann. Zum anderen liegt hier die Vermutung nahe, daß möglicherweise in der Zeit der Fraktur – also in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts (bis zum Ende des Erfassungszeitraumes für die vorliegende Inschriftenedition) – weniger Wert auf einen einheitlichen und eindeutigen Stil, an dem die Werkstatt erkennbar war, wie es offensichtlich in der Hochzeit der Gotischen Minuskel der Fall war, gelegt wurde. Die einzelnen Inschriften in Fraktur zeigen durchaus ähnliche Merkmale – sowohl im gesamten Schriftbild als auch in den Details; es läßt sich aber kaum noch ein bestimmter Typ erkennen, der auf eine bestimmte Werkstatt weisen würde. Selbst bei Stücken, die nachweislich aus derselben Werkstatt stammen, ist die Herausarbeitung eines charakteristischen Schriftstils schwierig.

In diesem Zusammenhang muß auf zwei Epitaphe verwiesen werden, die beide mit demselben Monogramm OV des Bildhauers Oswald Vorster versehen sind. Es sind dies das Epitaph für Ursula Neuhauser (1591 datiert, Nr. 329) an der Gottesackerkirche und das Epitaph für Georg Thaimer und seine Ehefrau Ursula, datiert 1592, in St. Georg (Nr. 333, Abb. 118). Der Text der Grabinschrift ist in beiden Fällen in Fraktur ausgeführt. Das Schriftbild wirkt auf den ersten Blick durchaus ähnlich. Der Text ist eher gedrängt in den Schriftspiegel eingefügt – ein Bild, wie es häufig bei Frakturinschriften auftritt. Der Mittellängenbereich ist nicht so rigoros durchgestaltet wie bei der Gotischen Minuskel, weist aber durchaus eine gewisse Strenge auf. Der Ober- und Unterlängenbereich wird hingegen durch geschwungene Elemente aufgelockert. Dies geschieht auch durch vereinzelte Versalien im Text, die durch ausladende, geschwungene Ansätze das Schriftbild unterbrechen. Die einzelnen Buchstabenformen sind die der Fraktur. Versucht man nun, bestimmte Charakteristika ausfindig zu machen, so wird man bei der älteren Inschrift auf dem Epitaph für Ursula Neuhauser fündig: hier wird an den Bogenenden am oberen Ende des Mittellängenbereiches – z.B. bei b, h, n, auch an der Fahne des r – eine Art Fortsatz gebildet: Der Bogen endet in einem Sporn, der nach oben links hinausgezogen wird. Dieses Merkmal erscheint sehr eindringlich und somit als mögliches Erkennungsmerkmal der Werkstatt. Betrachtet man nun jedoch das jüngere Stück, das Epitaph für das Ehepaar Thaimer, so treten hier eben diese Sporen nicht auf. Einzige Tendenz, die eventuell als vergleichbar gelten kann und über das übliche Formenrepertoire der Fraktur hinausgeht, könnte die Ausprägung des oberen freistehenden Bogenabschnitts des runden d sein, der relativ weit nach links gezogen wird und in der Oberlänge annähernd waagrecht erscheint.

Ein weiteres Stück, das von kunsthistorischer Seite einer Werkstatt zugeschrieben wird, in Freising jedoch ein Einzelfall bleibt, ist die figürliche Grabplatte für den Hauptmann Hans Karl Herwart von Hohenburg († 1626, Nr. 411, Abb. 127), die von Benker dem Weilheimer Bildhauer Philipp Dirr zugeschrieben wird246). Es handelt sich hierbei um eine erhaben ausgearbeitete Fraktur, die einen eher schmalen, gestreckten Mittellängenbereich zeigt. Da auch die Ober- und Unterlängen nicht besonders [Druckseite CXVIII] ausgeprägt sind, erinnert das Schriftbild noch stark an die – freilich nicht mehr zeitgenössische – Gotische Minuskel. Auch die Bögen bei den Buchstaben sind zurückhaltend ausgeprägt und in den meisten Fällen noch in gotischer Manier gebrochen. Spitzovale oder mandelförmige Buchstabenkörper sind also kaum auszumachen. Dennoch verwendet die Schrift ein – allerdings gebrochenes – einstöckiges a und ein pfahlförmiges Schaft-s, das unter die Zeile reicht. Vor allem die Versalien verstärken das Bild der Fraktur: Sie bestehen aus geschwungenen bzw. durchgebogenen Schwellschäften, die allerdings wegen der erhabenen Ausprägung, bei der die Strichstärke ohnehin dicker ist als bei vertieft gearbeiteten Inschriften, weniger zur Geltung kommen. Auch die beiden Bögen des g sind geschwungen; der untere drängt sich jedoch stark an die Grundlinie. Ein weiteres Stück, das von Benker ebenfalls Philipp Dirr zugewiesen wird, ist die Wappenplatte für Maria Salome von Stauding († 1628, Nr. 418, Abb. 128). Sie weist eine vertiefte Fraktur auf, die weder im Gesamtduktus noch in den Einzelformen der Schrift auf der Platte für Herwart besonders vergleichbar erscheint.

Ein sehr schönes Beispiel einer Fraktur aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts – ein Einzelfall – ist die Wappengrabplatte für den bischöflichen Rat Wilhelm von Taufkirchen und Höhenrain (Nr. 421). Das Stück beweist, daß die Fraktur durchaus individuell durchstilisiert werden kann. Die Schrift ist sehr schlank, der Mittellängenbereich ist gestreckt. Im Gegensatz dazu ist der Ober- und Unterlängenbereich zurückhaltend gestaltet. Das Schaft-s geht nur leicht unter die Grundlinie. Die Buchstabenkörper zeigen Brechungen und Knicke an Stellen, an denen bei anderen Stilisierungen die Tendenz mehr in die Rundung geht: so ist beispielsweise der Bogen des e oben und unten gebrochen, der dazwischen liegende Teil ist gerade und senkrecht – beinahe wie bei der Form der Gotischen Minuskel. Nur der Balken ist gebogen. Charakteristisch für diese Stilisierung ist die Behandlung der Bögen auf der Grundlinie bei a, rundem d und g: Der jeweilige Bogen ist oben gebrochen und wird senkrecht nach unten geführt, läuft aber oberhalb der Grundlinie leicht nach links biegend aus. Ergänzt wird der Bogen durch einen geschwungenen Quadrangel auf der Grundzeile, der aber den oberen Teil des Bogens nicht berührt, sodaß der Buchstabe an der Stelle offen bleibt.

Da sich die Fraktur in der frühen Neuzeit v.a. für Inschriften in deutscher Sprache etabliert, bleibt sie in Freising auch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hinter der Kapitalis – der Schrift für die lateinischen Texte der Domkanoniker – zurück. Sie folgt der Majuskelschrift an zweiter Stelle. Dagegen spielt die zweite wichtige Minuskelschrift der Neuzeit im Erfassungszeitraum so gut wie keine Rolle: die Humanistische Minuskel.

Humanistische Minuskel

Die Humanistische Minuskel – wie der Begriff schon andeutet – bezeichnet die in der Zeit des Humanismus wieder aufgegriffene Minuskelschrift, die in ihren Formen auf der karolingischen Minuskel basiert. Obwohl sich diese Schrift im handschriftlichen Bereich schon im 15. Jahrhundert entwickelt und in den Druckschriften noch im selben Jahrhundert Ausbreitung erfährt, dauert es in den Inschriften verhältnismäßig lange, bis sie sich hier durchsetzen kann247).

Das einzige erhaltene Beispiel in Freising aus dem Erfassungszeitraum in Stein, das in Humanistischer Minuskel realisiert ist, stellt das Epitaph für den Domherrn und Generalvikar Jobst Münch von Münchhausen dar (Nr. 270, Abb. 115). Es ist auf das Jahr 1565 datiert. Da bis zum Ende der Inschriftenerfassung für den vorliegenden Band, also bis 1650, keine weitere relevante Inschrift in Humanistischer Minuskel mehr auftritt, handelt es sich daher bei diesem Stück um einen absoluten Einzellfall. Dies dürfte zum einen mit der ausführenden Technik zusammenhängen: Die Tafel ist geätzt und stellt auch in dieser Hinsicht ein Unikat im zeitlichen und lokalen Umfeld dar. Zum anderen wird sowohl die Wahl der Technik als auch möglicherweise der Schrift mit dem Auftraggeber sowie auch mit der ausführenden Werkstatt in Verbindung stehen. Es ist nicht auszuschließen, daß das Stück auswärts angefertigt wurde. Die Schrift wirkt sehr ausgewogen; die Buchstaben gehen in die Breite und haben somit die gotische Streckung des Mittellängenbereichs aufgegeben. Bögen sind rund. Schaftansätze, v.a. auf der Grundlinie, weisen Serifen auf. a umfaßt einen ausgeprägten runden und offenen oberen Bogen, der untere ist ebenfalls rundlich gestaltet. Es findet d mit senkrechter Haste Verwendung. Das g besitzt einen sichelförmigen unteren Bogen, der allerdings etwas an die Grundlinie gedrückt erscheint. Es tritt neben der a-e-Ligatur auch eine Verbindung zwischen c und t, analog auch zwischen Schaft-s und t auf, bei der der Bogen des ersten Buchstaben mit dem nach oben verlängerten t-Schaft (durch einen kleinen Bogen) verknüpft wird. Diese Elemente sowie auch die sehr ausgeprägte Umsetzung der Humanistischen Minuskel – die Schrift wird ohne irgendwelche [Druckseite CXIX] Vorläufer in den Inschriften plötzlich und voll ausgebildet eingesetzt – deuten darauf, daß für die Gestaltung des Epitaphs Vorbilder aus dem Druckschriftenbereich herangezogen worden sein könnten. Diese Möglichkeit unterstützt auch die reiche Ornamentik, die die Schrift umgibt.

Unter den restlichen Inschriften des zu bearbeitenden Materials ist allein die dreizeilige Stifterinschrift Bischof Veit Adams auf der Inschriftentafel in der Rahmung der byzantinischen Ikone (Nr. 423, Abb. 131), datiert 1629, in Humanistischer Minuskel ausgeführt. Auch hier ist die Verwendung der – für die Inschriften in der Zeit – modernen Schriftart wohl sowohl auf den Auftraggeber als auch auf die verwendete Technik bzw. Material bzw. Werkstatt zurückzuführen.

Neben diesen beiden Inschriften spielt die Humanistische Minuskel eine Randrolle bei Inschriften in Kapitalis, in der v.a. bei gekürztem Wortbestand einzelne Buchstaben in Minuskel ausgeführt werden, vgl. hierzu z.B. die Bauinschrift Bischof Veit Adams von Gepeckh am Kardinal-Döpfner-Haus aus dem Jahre 1629 (Nr. 426).

5. Die Inschriftenträger bzw. Inschriftenarten

von Ingo Seufert

Die Inschriftensituation im heutigen Stadtgebiet von Freising erweist sich als höchst heterogen: Während der Bestand in Dom, Domkreuzgang und Benediktuskirche die Säkularisation einigermaßen unbeschadet überstanden hat und ihm erst im 19. Jahrhundert eher geringe Verluste zugefügt wurden, sind die Originalobjekte der Stifte St. Andreas und St. Veit zu mehr als 90% verloren, der Grabdenkmälerbestand des Klosters Weihenstephan und des Franziskanerklosters sogar zu 100%. Auch die Inschriftendenkmäler der Stadtpfarrkirche St. Georg und der Gottesackerkirche Mariä Himmelfahrt erfuhren vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert erhebliche Einbußen, in Neustift gab es dagegen von jeher nur eine sehr geringe Zahl an Inschriften. Zu den kaum erklärbaren Freisinger Besonderheiten gehört die Tatsache, daß die städtischen Profangebäude innerhalb des zeitlichen Erfassungsrahmens nur über eine sehr geringe Inschriftendichte verfügen. Die meisten der angesprochenen Verluste werden durch eine kaum übersehbare Flut der kopialen Überlieferung ausgeglichen.

Die Grabdenkmäler – sei es als Tumba, Hochgrab, Wappenplatte, figurale Grabplatte, Epitaph oder Gemälde-Epitaph – sind die nach Überlieferung und erhaltenem Bestand am stärksten vertretene Gattung. Allein der Domkreuzgang besitzt über hundert Platten von Domherren, Adeligen und hochrangigen Beamten von 1357 bis 1628; im Dom gibt es Bischofsgrabmäler aus allen Epochen, vom Sarkophag des hl. Korbinian bis hin zu Prunkgrabmälern aus dem späten 18. Jahrhundert, außerdem den sog. Semoser-Stein von ca. 1160/70 – eine der frühesten figuralen Grabplatten Deutschlands (Nr. 11). Unter den Glocken im Stadtgebiet ragt eindeutig das heute noch komplett vorhandene, achtstimmige Geläut des Doms von 1563/64 hervor (Nr. 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 267). Die Zahl der früheren und späteren Glocken ist gering. Größte Gruppe innerhalb der kirchlichen Ausstattung sind die mit Stifterinschriften versehenen Altäre des Doms, die in ihrem Originalzustand sämtlich verloren sind, sowie die zugehörigen Altarblätter. Vom großen spätgotischen Flügelaltar des Jan Polack aus Weihenstephan sind noch mehrere Tafeln in Freising und München erhalten (Nr. 135). Von erheblicher Bedeutung ist auch das zeitgleiche Chorgestühl des Doms mit seiner durch Beischriften erläuterten Bischofsreihe (Nr. 134). Vier Kopfreliquiare des 14. und 15. Jahrhunderts gingen in der Säkularisation unter (Nr. 30†, 32†, 33†, 97†).

Mit Ausnahme einer Bauinschrift von 1434 (Nr. 76) spielen die Inschriften an Gebäuden, wie schon erwähnt, kaum eine Rolle, wenngleich die kopiale Überlieferung bereits Inschriften für Dom und Benediktuskirche aus dem hohen Mittelalter kennt. Wichtigstes Objekt unter den wenigen Wandmalereien ist eine freskierte Ahnenprobe von Bischof Philipp in der fürstbischöflichen Residenz. Dagegen verfügt die Stadtpfarrkirche St. Georg über einen heute noch beachtlichen Bestand an Bildfenstern, der einst noch viel umfangreicher gewesen sein muß. Zum ebenfalls dezimierten Bestand an Flurdenkmälern gehören heute nur noch einige Grenz- und Geleitmarksteine des 17. Jahrhunderts.

Rotmarmor bzw. der rotgefärbte Adneter Kalkstein ist das vorrangige Material für Freisinger Grabplatten bis weit ins 17. Jahrhundert. Seit dem frühen 16. Jahrhundert wird aber für Wanddenkmäler verstärkt der gelblich gefärbte Solnhofer Kalkstein herangezogen. Da Freising offenbar niemals über eigene Bildhauerwerkstätten verfügte, sind sämtliche aus Stein hergestellte Inschriftendenkmäler als Importe aus den Kunstzentren München, Landshut, Augsburg, Regensburg oder Straubing anzusehen; unter den namentlich bekannten Meistern ragt hier der Landshuter Renaissance-Bildhauer Stephan Rottaler hervor.

[Druckseite CXX]

Totengedächtnismale

Zu den ältesten erhaltenen Grabdenkmälern in Freising zählt der Sarkophag des hl. Korbinian (670/80–724/30) in der Domkrypta. Der völlig schmucklose Steinsarg von ca. 768 befand sich bis zum Dombrand 1159 hinter dem Hochaltar, seitdem hat er seinen Standort in der Krypta. Ab 1709 wurde er mit der Öffnung nach vorne aufgestellt, wobei man die nach oben gekippte Längsseite als Mensa des um ihn herum gebauten Korbiniansaltares benutzte, seit 1956 steht er wieder aufrecht und ist mit einem neuen Deckel versehen248). Die an ihm angebrachte Inschrift gehört dem 18. Jahrhundert an249).

Tumben und Hochgräber waren in Freising den Bischöfen vorbehalten. Das früheste Hochgrab befand sich bis 1803 inmitten der Peterskapelle und war eine retrospektive Anfertigung des 13. Jahrhunderts für Bischof Erchanbert (836–854, Nr. 17(†), Abb. 24). Die heute im Dom befindliche figurale Deckplatte geht auf eine Erneuerung von 1721 zurück. Auffallend sind ihre deutlich unterlebensgroßen Abmessungen und die formale Gestaltung, die sich mit ihrem geraden Randstreifen und der nach innen gekehrten Gotischen Majuskel nicht von anderen figuralen Grabplatten unterscheidet.

Das nächste, im Original erhaltene Objekt dieser Gruppe ist die Platte für Bischof Gottfried (1311–1314, Nr. 20, Abb. 25). Sie befindet sich in der Katharinenkapelle des Doms, wo sie wohl bis zur Asamschen Domrestaurierung 1723/24 eine dort aufgestellte Tumba bedeckte. Die Randleiste ist abgeschrägt und mit einer nach außen gerichteten, erhabenen Gotischen Majuskel beschriftet. Die in stark plastischem Relief wiedergegebene Figur des Bischofs wurde unter Bischof Eckher teilweise überarbeitet und ergänzt.

Die ehemals im Chor der Stiftskirche St. Johannes Baptist errichtete Tumba für den Kirchenstifter Bischof Konrad III. (1314–1322) wurde 1714 abgebrochen und ihre Deckplatte, die man bei dieser Gelegenheit renovierte und mit einer Farbfassung versah, an die Westwand gestellt (Nr. 22, Abb. 2, 3). Auch hier ist die – nurmehr fragmentarisch erhaltene – Randleiste, die eine vertiefte Gotische Majuskel besitzt, nach außen abgeschrägt.

Nur kurze Zeit danach, zwischen 1324 und 1329, ließ auch das Stift St. Andreas eine Tumba für seinen Stifter, den sel. Bischof Ellenhard (1052–1078), anfertigen und im Westteil der Kirche aufstellen. Der mit gotischen Architekturformen verzierte Unterbau wies an einer Schmalseite Darstellungen der beiden Auftraggeber auf (Nr. 24†, Abb. 148, 149). Wie Nachzeichnungen der 1803 abgebrochenen Tumba belegen, war an der abgeschrägten Randleiste eine Gotische Majuskel nach außen gerichtet, auch das figurale Relief der vorderen Schmalseite war mit Beischriften versehen.

Eine letzte Tumba ließ Bischof Johannes Grünwalder (1444–1452) vor dem Kreuzaltar – d. h. mittig vor dem Lettner – um 1450 für sein eigenes Totengedächtnis aufstellen, doch erwirkte das Domkapitel beim Salzburger Erzbischof umgehend einen Abbruch derselben. Nach ihrer vorübergehenden Anbringung in der Thomaskapelle kam die Deckplatte wohl 1723/24 in die Vorhalle (Nr. 95, Abb. 63). Wiederum ist die mit einer nach außen gerichteten, erhabenen Gotischen Minuskel besetzte Randleiste abgeschrägt.

Außerdem gab es eine 1473 angefertigte Tumba in der Isener Stiftskirche für Bischof Joseph (748–768)250) und eine in der Kollegiatstiftskirche U. L. Frau in München für Bischof Johannes IV. Tulbeck (1453–1476)251). Beide Deckplatten sind erhalten.

Der im hohen Mittelalter geläufige Typus des Kreuzsteins ist in Freising mit mehreren Beispielen vertreten. Das frühere der beiden Stücke ist als sog. Hitto-Stein bekannt und gehört wohl dem 12. Jahrhundert an. Ein dünner, rechteckiger Rahmen faßt ein rundbogiges Band ein, das im Feld ein Stabkreuz mit dreieckiger Basis umschließt. Die Platte, die wohl für einen bald nach Errichtung der Krypta dort bestatteten Bischof bestimmt war, wurde später irrigerweise für den hl. Korbinian, aber auch für Bischof Hitto beansprucht und von Bischof Eckher mittels einer weit gesetzten Kapitalis bewußt historisierend beschriftet252). Eine zweite, nur als Fragment erhaltene Platte aus dem 13. Jahrhundert wurde um 1347 zu Treppenstufen verarbeitet (Nr. 18, Abb. 26–28). Vermutlich war ein Scheibenkreuz auf einem Bogensockel dargestellt, als Umschrift diente eine spätromanische Majuskel. Frey überliefert (nach Eckher) außerdem eine ehemals im Dom vorhandene inschriftlose Platte [Druckseite CXXI] mit Lilienkreuz über einem geschweiften Bogensockel, die nach Ausweis des Wappens für Ritter Berchtold von Gebensbach († 1246 oder 1249) geschaffen wurde253). Auch die Platte für Stiftspropst Friedrich von Stauffenburg († 1319) war mit einem Kleeblattkreuz auf einem geschweiften Bogensockel versehen, doch besaß sie eine Umschrift (Nr. 21†). Eine Verbindung von Wappengrabplatte und Kreuzstein lag bei dem in Nachzeichnung überlieferten Stück für Seifried von Fraunberg († 1267) vor (Nr. 15, Abb. 144).

Wappengrabplatten treten in Freising erstmals im 14. Jahrhundert auf. Die frühesten erhaltenen und zugleich monumentalsten Stücke sind die im Dom befindlichen Platten für Hiltprand von Massenhausen († 1347, Nr. 27, Abb. 31) und Arnold IV. von Massenhausen († 1359, Nr. 29, Abb. 32), beide aus Rotmarmor. Als Besonderheit sind hier die Wappen mit andersfarbigen Materialien eingelegt, als Schrift dienten in der Platte für Arnold IV. von Massenhausen sogar eingelegte Metallettern. Eine in Nachzeichnung überlieferte Wappengrabplatte für Stephan und Adelhaid von Gumppenberg († 1347) zeigte zwei vertikal angeordnete Wappenschilde (Nr. 28†). Dieser Typus bricht mit den Platten für Jakob von Nannhofen († 1364, Nr. 34, Abb. 34) und Heinrich Mezzinger († 1386, Nr. 46) zunächst ab. Erst nach einer Unterbrechung von 66 Jahren kommt es mit der Wappengrabplatte des Ritters Otto von Staudach († 1452, Nr. 98, Abb. 64) zu einer Wiederaufnahme. Das Wappen steht nun nicht mehr isoliert im Feld, sondern wird von rahmendem Maßwerk überfangen, als Schrift dient jetzt die Gotische Minuskel. Zunächst weiterhin nur als Umschrift konzipiert (Nr. 98, 104†, 140†), setzt sich parallel dazu auch eine Beschriftung in zeilenweiser Anordnung im oberen Plattenbereich durch (Nr. 105, 109, 112†, 152†, 163†). Ein Sonderfall ist die Platte für Matthäus von Weichs und seine Frau Erntraud († 1470, Nr. 114, Abb. 68) in St. Georg, da sie die in Eckmedaillons eingefügten Wappen der Ahnenprobe, wie sie bei figuralen Platten vorkommt, mit dem Allianzwappen der Eheleute im Feld kombiniert; zusätzlich wird hier die Umschrift durch einen fünfzeiligen Text im unteren Bereich weitergeführt. Anstelle der Wappen wurden bei den im 15. Jahrhundert retrospektiv angefertigten Bischofsgrabplatten auch Bischofsstäbe abgebildet, die Inschrift war dabei mehrzeilig im oberen Bereich der Platte (Nr. 91, 92) oder umlaufend (Nr. 93) angeordnet.

In der Folgezeit tritt die Wappengrabplatte gleichberechtigt neben das Epitaph, während die figurale Grabplatte zunehmend an Bedeutung verliert. Die Wappengrabplatte ist – wie schon in der Frühzeit – oftmals das einzige Denkmal für einen Verstorbenen, das manchmal an der Wand, manchmal am Boden über der Grabstelle liegend auf diese verweist, häufig dient sie aber auch als zusätzliche, eigentliche Grabdeckplatte, während an der Wand ein repräsentativeres Denkmal angebracht wurde. Ihr formaler Aufbau ist dabei in Freising vom 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts einer Wandlung unterworfen: Die Proportionen zwischen Wappenfeld und Schriftanteil werden allmählich zugunsten der Schrift verschoben, bis ein ausgeglichenes Verhältnis erreicht ist. Dabei steht die Schrift zeilenweise zumeist in der oberen Hälfte der Platte, während in der unteren der Wappenschild manchmal von einer architektonischen oder geometrischen Rahmung, zumindest aber von einem Bogenfeld oder Segmentbogen umfangen wird; hinzu kommen manchmal Medaillons, Blattornamente, Memento-mori-Symbole etc. Dieser Typus bleibt bis zum Ende des Erfassungszeitraums maßgebend. Zu den repräsentativsten Stücken der Renaissance zählen die Rotmarmorplatten für Georg Auer († 1518, Nr. 176), Maria Auer († 1554, Nr. 238†) und Barbara von Aham († 1555, Nr. 240) sowie die großen Wappenplatten aus hellem Kalkstein für die Domherren Hans Münch zu Münchhausen († 1553, Nr. 237) und Georg Wirttenberger († 1558, Nr. 248). Der Domherr Georg Eckher († 1561) erhielt neben einer einfacheren Wappengrabplatte (Nr. 256), die die Grabstelle bedeckte, nun auch noch ein repräsentatives Wanddenkmal, das im Feld sein Wappen trug und ähnlich einem Epitaph mit Dreiecksgiebel verdacht war (Nr. 257).

Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wird der Wappenanteil teilweise aber auch verkleinert und rückt in die Mitte zwischen zwei Textblöcke, wo er in eine Roll- oder Beschlagwerk-Kartusche eingebettet erscheint (so z. B. bei Nr. 256, 348†, 375†, 437). Gelegentlich tritt das Wappen nur mehr als kleiner heraldischer Verweis einer reinen Schriftplatte auf (Nr. 387), manchmal aber ist das zentral dargestellte Wappen nur Teil einer Ahnenprobe (Nr. 383†, 430, 441†, 458, 459). Die für eine Anbringung an der Wand vorgesehenen Wappenplatten erreichen zuletzt nur noch selten die Maße der Grabdeckplatten, auch wenn der formale Aufbau beibehalten wird. Eine Ausnahme bildet das extreme Querformat der Wappenplatte für Johannes Hueber und seine Frau Margarita († 1630, 1647, Nr. 462, Abb. 133); die Inschrift erscheint hier in der Mitte der Platte in einer querelliptischen Kartusche, die von den beiden Wappen der Eheleute flankiert wird.

[Druckseite CXXII]

Zahlenmäßig kaum ins Gewicht fallen die Priesterplatten, die statt einem Wappen einen Kelch aufweisen. Eine Platte für Martin Wainsland († 1450, Nr. 96†) wurde derart gestaltet, ebenso eine für Lienhart Prunner (1501/09, Nr. 159); eine weitere für Kaspar Marolt († 1513, Nr. 163†) zeigte einen Kelch über dem Wappen Marolts.

Zu den frühesten figuralen Grabplatten in Deutschland zählt die Platte für Otto von Moosen – bekannt als „Semoser-Stein“ –, die aufgrund der biographischen Daten des Verstorbenen um 1160/70 entstanden sein dürfte (Nr. 11, Abb. 23). Dieser ist in reliefierter, ganzfiguriger Frontalansicht dargestellt und anhand seiner weltlichen Kleidung als Laie erkennbar; zu seinen Füßen liegen drei Steine, die evtl. als Dreiberg zu deuten sind. Die Platte besaß eine als Distichon abgefaßte Umschrift in Romanischer Majuskel, die jedoch abgetreten und anhand noch erkennbarer Textfragmente historisierend nachgearbeitet wurde. Wohl durch eine Überarbeitung im 17. Jahrhundert wurde der Name in der Kopfzeile zu „Otto Semoser“ verballhornt, unter dem der Stein Berühmtheit erlangte. Daran anknüpfend entstand die Sage vom kaltherzigen Bischof Gerold und seinem wohltätigen Torwärter Otto Semoser, die einer unzutreffenden Spätdatierung des Steins in die Zeit um 1230 Vorschub leistete.

Die zweite, jedoch nur durch Nachzeichnung überlieferte figurale Platte galt Bischof Konrad II. († 1278, Nr. 16†). Sie stellte ihn – den Kopf auf einem Kissen ruhend, die Hände zum Gebet gefaltet – in vollem Ornat mit Bischofsstab dar; der Randstreifen war mit einer Gotischen Majuskel beschriftet. Dieser gängige Darstellungstypus kam in den folgenden Jahrhunderten bei vielen Freisinger Bischofsgrabmälern – auch bei Deckplatten von Tumben und Hochgräbern – zur Anwendung (Nr. 17 (†), 20, 22, 24†, 26†, 72, 95, 143, 150†, 210, 250, 274), wobei das Kirchenmodell von St. Andreas in den Händen von Bischof Ellenhard (Nr. 24†, Abb. 148) noch die auffälligste Variante darstellt. Die Koppelung einer sonst inschriftlosen figuralen Grabplatte mit einem übergestellten Epitaph liegt bei den Bischöfen Philipp (Nr. 210, Abb. 106) und Moritz von Sandizell (Nr. 274, Abb. 107) vor.

Figurale Grabplatten für Dom- und Stiftsherren nehmen dagegen eine andere Entwicklung. Eine nur kopial überlieferte, angeblich ganzfigurige Platte für Ritter Thomas von Fraunberg († 1368, Nr. 37†) in Weihenstephan ausgenommen, weisen in Domkreuzgang und Benediktuskirche die frühesten Platten mit Figuraldarstellungen im Feld zwei vertikal angeordnete Ringe auf, wobei in einem (Nr. 31, 39†, 40†, 41, 42†, 43) oder beiden Ringen (Nr. 25†, 49, 52) je ein Domherr mit zum Gebet gefalteten Händen kniet; im Falle der Darstellung eines einzelnen Domherrn ist der zweite Ring mit einem Wappen oder einem Kreuz gefüllt. Die Beschriftung ist hier generell als Umschrift angelegt, doch besitzen teilweise auch die Ringe Inschriften (Nr. 25†, 39†, 49, 52). Dieser Typus, dessen Bildanteil in Ritzzeichnung ausgeführt ist, tritt nur in den letzten beiden Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts auf, während parallel zu ihm die ganzfigurige Darstellung zunehmend in den Vordergrund rückt.

Dies ist erstmals mit der figuralen Grabplatte für den Domherrn Erhard von Möring († 1384; Nr. 44, Abb. 39) der Fall. Wie auch auf den Platten für Heinrich Sätzler († 1388, Nr. 47, Abb. 40) und Rudolf von Haslang († 1398, Nr. 56†) ist der Verstorbene als kniender Orant wiedergegeben. Diese überkommene Darstellungsweise wird jedoch bald von der stehenden Ganzfigur abgelöst. Bei einigen frühen Platten gibt es noch keine Rahmung des Feldes, hier steht die Figur isoliert im „leeren“ Raum (Nr. 44, 47, 48, 50, 51, 56†, 65); bald nach 1400 jedoch wird eine Umrahmung mittels eines Baldachins oder einer Arkatur gemäß dem jeweils vorherrschenden Zeitstil Standard. Besonders die figuralen Platten der Renaissance zeigen eine oft sehr aufwendige Gestaltung; hier wird der Plastizitätsgrad größer, zumeist hat reiches Astwerk das altertümliche Maßwerk abgelöst, die Figuren der Verstorbenen werden von Vorhängen hinterfangen oder in eine Muschelnische bzw. einen architektonischen Rahmen gestellt, teils mit allegorischem Beiwerk oder christlichen Symbolen. Der überwiegende Teil der ganzfigurigen Grabplatten ist mit einer Umschrift versehen, zeilenweise Anordnung bleibt die Ausnahme (Nr. 56†, 74, 411).

Daneben gibt es die Variante als halbfigurige Darstellung, indem die untere Körperhälfte durch eine Fläche mit der Grabinschrift (Nr. 169, 208, 374, 382†, 385) oder mit dem Wappen des Dargestellten (Nr. 319) ersetzt ist. Um 1520 wird im Umkreis des Bildhauers Stephan Rottaler diese Fläche auch als Brüstung interpretiert (Nr. 184, 190), später auch als Pergamentrolle (Nr. 458). Zwei Platten mit einem Brustbild des Verstorbenen und einer schmalen Schriftkartusche darunter sind ebenfalls bekannt (Nr. 235, 374†).

Im Domkreuzgang läßt sich gut die Entwicklung des Reliefstils der figuralen Grabplatten ablesen. Zwischen 1384 und 1425 sind bei den meisten Stücken die Figuraldarstellungen auf Ritzzeichnungen beschränkt, wobei jedoch zumeist der Kopf und manchmal auch die Wappen plastisch ausgearbeitet sind, was zu Unrecht an eine nachträgliche Überarbeitung denken läßt (Nr. 44, 47, 48, 50, 51, 65, 66, 67, 71). In einer Übergangsphase nun wird der Reliefgrund abgesenkt und Kopf, Wappen sowie das [Druckseite CXXIII] rahmende Maßwerk erhalten eine plastische Durchformung, während die Binnenzeichnung nach wie vor in Ritztechnik bearbeitet ist (Nr. 78, 80, 84, 87, 88, 89, 99, 102). Ein vollwertiges Relief gab es schon längst bei Bischofsgrabmälern und auch bei einigen frühen figuralen Domherrenplatten (Nr. 45, 53, 54), doch hat es in Freising erst ab ca. 1450 die Ritztechnik endgültig verdrängt. Im 16. Jahrhundert kommt es schließlich zur Ausbildung starkplastischer figuraler Wanddenkmäler, die aufgrund der verwendeten Architekturelemente und ihres dekorativen Reichtums kaum mehr etwas mit der ursprünglichen Funktion einer Grabdeckplatte gemein haben, vielmehr nähern sie sich aufgrund ihrer formalen Eigenschaften mehr dem Epitaph an; hierunter fällt etwa das Denkmal für Paul Lang († 1521, Nr. 183, Abb. 102), das ursprünglich sogar einen Giebel mit figuralem Personal und verkröpfte Gesimse im Bildfeld besaß.

Grabplatten mit der Ganzfigur des Verstorbenen sind in Freising über den gesamten Erfassungszeitraum hinweg anzutreffen, doch verliert dieser Typus ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung und wird in dieser Zeit vom Epitaph abgelöst. Das erste Beispiel, in dem der Dargestellte als Orant in einen bildhaften Kontext gestellt ist, liegt mit der Platte für Petrus Schaffmansberger vor († 1516, Nr. 171, Abb. 100). Ein weiteres, von dem heute nur noch das Relief mit Darstellung des Oranten in Anbetung der Madonna und zweier Heiligen erhalten ist, war architektonisch gerahmt und galt Markus Hörlin († 1517, Nr. 173 (†)). Der am häufigsten vertretene Bildtypus ist der des Andachtsbildes, d. h. die Darstellung des knienden Oranten vor dem Kruzifix, zumeist vor dem Hintergrund einer Hügellandschaft mit der imaginären Stadtsilhouette Jerusalems (Nr. 210, 242, 272, 278, 283, 291†, 312, 316, 329, 350, 356†, 360, 361†, 380, 391, 395, 417, 438). Teilweise treten auch assistierende Heilige hinzu, wodurch eine Verschiebung hin zur Ikonographie der Passion Christi – Arma Christi, Kreuzigungsgruppe, Klage unterm Kreuz, Beweinung, Pietà, Christus als Schmerzensmann – geschieht, teilweise wird dabei die Person des Beters stellvertretend durch sein Wappen eingenommen. Gelegentlich wurden auch andere Begebenheiten aus der Heilsgeschichte – ohne Einbindung des Oranten – gewählt, so etwa Christus am Ölberg, Auferstehung und Himmelfahrt Christi, Tod Mariä, Jüngstes Gericht oder Präfigurationen des Kreuzestodes. Explizite Memento-mori-Darstellungen (Nr. 232†, 405†) sind dagegen genau so selten wie Personen aus der christlichen Ikonographie (Nr. 443†). Ein Sonderfall ist das Epitaph für Johannes Freyberger, das die Figur des hl. Hieronymus aufweist (Nr. 215). Zu Ende des 16. Jahrhunderts wird das Andachtsbild variiert, indem die Szene der Anbetung des Kruzifixes wie bereits beim Epitaph für Petrus Schaffmansberger in eine Hauskapelle verlegt ist, auf deren Altar sich neben dem Kreuz auch Symbole des Memento mori befinden, dazu gewähren Fensteröffnungen einen Durchblick auf die Vedute des nahen Jerusalems (Nr. 320, 364, 365, 370, 378†, 400, 442).

Nicht anders als bei den figuralen Grabplatten in ihrer Endphase, die ab ca. 1520 anzusetzen ist, kann auch und vor allem bei den Epitaphen eine sehr große Bandbreite in bezug auf ihre Abmessungen, ihren Reliefstil und auch ihr Material beobachtet werden. So reicht die Höhe von miniaturhaften 35 cm (Nr. 270) bis hin zu riesenhaften 247 cm (Nr. 360). An Bearbeitungstechniken gibt es ebenfalls alle Variationen von flachem Ätzrelief (Nr. 270) bis hin zu vollplastischen, figuralen Elementen (Nr. 215). Sehr häufig werden architektonische Elemente wie z. B. Gesimse, Pilaster, Giebel, Säulen oder Unterhänge eingesetzt, gelegentlich auch Säulen, doch kommen in Freising keine altarähnlichen Wandgrabmäler mit Auszügen vor. Mehrere Epitaphe haben bei ihrer Versetzung aus der Benediktuskirche in den Domkreuzgang 1716 ihre architektonische Rahmung eingebüßt, wie die von Frey nach Eckher kopierten Nachzeichnungen belegen254).

Vorherrschendes Material ist der gelbliche Kalkstein („Solnhofer Stein“), daneben ist auch grauer Kalkstein anzutreffen, bei den zumeist großformatigen Steinen im Andachtsbildtypus mit Innenansicht der Hauskapelle auch wieder Adneter Kalkstein („Adneter Rotmarmor“). Bei mehreren Epitaphen wurden in die Rahmungen auch Inkrustierungen eingesetzt, d. h. Einlagen aus andersfarbigem Steinmaterial. Epitaphe für geistliche Verstorbene sind in der Regel mit lateinischen Texten in Kapitalis, die für Bürgerliche mit deutschen Texten in Fraktur beschriftet.

Reine Schriftplatten sind innerhalb der Gattung der Grabdenkmäler selten. Die frühesten Stücke stammen aus dem 14. Jahrhundert und befinden sich im Domkreuzgang (Nr. 23†, 35, 38). Sie weisen nur eine Umschrift innerhalb einer Doppellinie auf, das Feld ist leer. Die im 15. Jahrhundert retrospektiv angefertigte Gedenkplatte für Bischof Abraham († 992, Nr. 149, Abb. 88) zeigt anders als die drei vergleichbaren Stücke (Nr. 91, 92, 93) ebenfalls keine bildliche Darstellung. Die Inschrift ist in Gotischer Minuskel zeilengerecht angeordnet, eine unter Bischof Eckher vorgenommene Textergänzung wurde in Kapitalis ausgeführt. Zu den außergewöhnlichsten Stücken des Freisinger Bestandes [Druckseite CXXIV] gehört die aus Eichenholz gefertigte, kleine Grabtafel für Leonhard Friesinger († 1437, Nr. 81, Abb. 30) mit ihrer zwischen Trennleisten erhaben ausgeführten Rotunda, einer für den süddeutschen Raum beispiellosen Schriftart. Im 16. Jahrhundert treffen wir mit der Platte für Ulrich Höchstetter († 1527, Nr. 191, Abb. 99) auf das einzige Epitaph ohne christliche Ikonographie, das stattdessen nach der Form der antiken Tabula ansata gestaltet ist, was an eine Augsburger Werkstätte denken läßt. Die im Erfassungszeitraum späteste Gedenkplatte mit reiner Schriftlösung stammt von 1647 und wurde für Johann Konrad Wagner (Nr. 460) angefertigt; durch eine zentrisch gesetzte, teilweise die Buchstabengröße variierende Kapitalis, die sehr sauber ausgeführt ist, wird ein sehr antikisch anmutendes Schriftbild kreiert.

Von den sechzehn in Freisinger Kirchen überlieferten Gemälde-Epitaphen sind nur vier erhalten (Nr. 231 (†), 268, 280, 300), davon ging bei einem die Inschrift verloren (Nr. 231(†)), die anderen sind nur durch die kopiale Überlieferung (Nr. 123†, 269†, 285†, 328†, 372†, 409†, 467†), teilweise auch durch Nachzeichnungen (Nr. 284†, 327†, 368(†), 376†, 379†) greifbar; ein weiteres, hier nicht berücksichtigtes Epitaph war an die Außenwand der Allerheiligenkapelle freskiert (Nr. 195†)255). Ihre Blütezeit erlebte diese Gattung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Das früheste, von Oefele dokumentierte Objekt befand sich in Weihenstephan und wies außer einer Darstellung des Geißelheilands eine Grabinschrift für Weihbischof Johannes Grunlarr auf († 1479, Nr. 123†). In fast jeder der Freisinger Kirchen gab es ein oder mehrere Gemälde-Epitaphe, mit Schwerpunkt auf der Stiftskirche St. Andreas. So unterschiedlich die künstlerische Qualität und der formale Aufbau der einzelnen Stücke, so unterschiedlich auch ihre Ikonographie: Sie umfaßt neben dem traditionellen Andachtsbild auch Darstellungen aus dem Leben Jesu (Geburt und Anbetung, Passionsszenen, Kalvarienberg, Jesus als Geißelheiland, Grablegung, Auferstehung), eine thronende Muttergottes, das Jüngste Gericht, außerdem den in Freising seltenen, andernorts jedoch um so häufiger anzutreffenden Typus einer Familie in Anbetung des Kruzifixus. Besondere Erwähnung verdient das aus St. Andreas stammende, heute in Regensburg aufbewahrte Gemälde-Epitaph für Erasmus Litzlkircher († 1558, Nr. 268, Abb. 12), das außer der ungewöhnlichen Ikonographie des Fons Pietatis (Blut-Christi-Brunnen) auch noch einen Trompe-l’oeil-Effekt in bezug auf die Schrifttafel und das (nur gemalte) Rahmenwerk bietet.

Gruftverschlußplatten sind in Freising bisher nicht bekannt geworden.

Glocken

Im heutigen Stadtgebiet von Freising sind zwölf Glocken aus dem Erfassungszeitraum erhalten, von weiteren acht Glocken sind die Inschriften vollständig überliefert, von zwei nur teilweise, bei einer Glocke ist die Freisinger Provenienz ungesichert.

Die wohl älteste, für lange Zeit erhaltene Freisinger Glocke hing bis zum Ende des 19. Jahrhunderts im Giebel des Freisinger Rathauses, ursprünglich könnte sie jedoch zum Geläut der nahen Stadtpfarrkirche St. Georg gehört haben (Nr. 151†, Abb. 82). Nach Ausweis ihrer Krone, ihrer Rippe und der an der Schulter umlaufenden Gebetsinschrift SANCTE ∙ GEORGI ∙ ORA ∙ PRO ∙ NOBIS ∙ in Gotischer Majuskel stammte sie wohl noch aus dem 14. Jahrhundert, doch wurden in einigen Gießereien Majuskeltypen bis ins 15. Jahrhundert hinein verwendet, so daß auch eine spätere Entstehung möglich erscheint. Die ehemalige Rathausglocke wurde 1917 abgeliefert und eingeschmolzen.

Eine 1420 datierte Glocke diente in der Klosterkirche Neustift als Meßglocke, war also von nur geringer Größe (Nr. 69†). Sie ist nur in einer Quelle aus der Mitte des 19. Jahrhunderts belegt, aus der weder ihr genauer Standort noch ihr späterer Verbleib hervorgehen; außer der Datierung war sie nur mit dem weitverbreiteten Spruch O rex gloriae veni cum pace versehen. Denselben Spruch besitzt auch die 1480 datierte Glocke in Tüntenhausen, dazu eine Künstlerinschrift von Meister Andre aus Landshut (Nr. 125). Von den fünf Glocken aus dem Turm der Stiftskirche St. Veit besaßen die zweit- und die drittgrößte die Jahreszahl 1497, der weitere Inschriftentext ist nicht überliefert (Anh. Nr. B5); die Glocken wurden 1803 verkauft und eingeschmolzen.

Ein Ausnahmestück ist die undatierte Glocke aus Altenhausen, weniger aufgrund ihrer Glockenrede und der Künstlerinschrift des Münchner Gießers Lienhart Keller als wegen der Linksläufigkeit ihrer Gotischen Minuskelschrift, d. h. sämtliche Buchstaben sind seitenrichtig, jedoch von rechts nach links angeordnet (Nr. 179, Abb. 83). Die sonst bekannten, zumeist datierten Glocken Kellers machen einen Zeitansatz um 1520 wahrscheinlich.

[Druckseite CXXV]

Die acht Glocken im Nordturm des Doms können aufgrund der Vollständigkeit des Geläuts einen in Mitteleuropa nahezu einmaligen Rang beanspruchen (Nr. 259, 260, 261, 262, 263, 264, 265, 267). Nach einem Brandunglück im Jahre 1563, bei dem das gotische Vorgängergeläut zerstört wurde, ließ Bischof Moritz von Sandizell durch den Münchner Gießer Wolfgang Steger d. J. acht Glocken herstellen, zu denen der Freisinger Hofpoet Joachim Haberstock die Texte und der Steinmetz Sebald Hering Model für Inschriftenkartuschen lieferten. Alle Glocken weisen Inschriften um Hals und Schlagring auf, außerdem Schriftkartuschen an der Flanke, jeweils in Kapitalis. Inhaltlich sind sich die Inschriftentexte aller Glocken sehr ähnlich: Sie verweisen auf das Brandunglück, auf ihre Neuanfertigung durch Wolfgang Steger, auf den Auftraggeber Bischof Moritz von Sandizell und auf ihren Klang, der zum Gottesdienst ruft. Sämtliche Texte scheinen bei oberflächlicher Betrachtung bestimmten Versmaßen zu folgen, doch ließen sich einigermaßen korrekte Hexameter und Distichen meist nur bei den Inschriften an Hals (I) und Schlagring (III) feststellen, während die Inschriften in den Kartuschen (II) nur selten einem Versmaß folgen. Die kleinste Glocke, die sog. Einserin (Nr. 266†), mußte offenbar aufgrund eines Gußfehlers 1583 umgegossen werden und erhielt dabei eine abweichende Gestaltung, bei der die ursprünglichen Texte nicht mehr berücksichtigt wurden (Nr. 267), diese sind jedoch durch die Textentwürfe Haberstocks überliefert. Im Einzelnen handelt es sich (der Größe nach absteigend) um die sog. Sturm oder Sigismundglocke (Nr. 259), die sog. Frauen- oder Marienglocke (Nr. 260), die sog. Sechserin oder Kreuzglocke (Nr. 261), die sog. Fünferin oder Lantpertglocke (Nr. 262), die sog. Viererin oder Nonnosusglocke (Nr. 263, Abb. 112, 114), die sog. Dreierin oder Alexanderglocke (Nr. 264), die sog. Zweierin oder Justinusglocke (Nr. 265) und die sog. Einserin oder Friedensglocke (Nr. 267). Mit Ausnahme der „Sturm“ waren alle Glocken während des Zweiten Weltkrieges zum Einschmelzen bestimmt und bereits nach Hamburg auf den sog. Glockenfriedhof transportiert worden. Nach ihrer Rückkehr wurden jedoch zwei Glocken (die „Dreierin“ und die „Zweierin“) nicht mehr im schadhaften Glockenstuhl aufgehängt sondern an die Pallottinerkirche bzw. an die Freisinger Wieskirche ausgeliehen. 2007 schließlich gelang die Wiedervereinigung mit den anderen sechs Glocken im Nordturm des Doms unter Hinzunahme von drei neuen Glocken. Neben der großen Seltenheit der Vollständigkeit eines Renaissance-Geläuts und der hohen Qualität der Glocken selbst kommt in diesem Fall hinzu, daß auch der Entstehungsprozeß des Geläuts lückenlos durch Archivalien, Abrechnungen, Textentwürfe und sogar Steinmatritzen für die Inschriftenkartuschen (Abb. 113) dokumentiert ist.

Zwei sich zeitlich nahestehende Glocken hängen im Turmrisalit des erhaltenen Weihenstephaner Konventbaus: Die eine, 1598 datiert, besitzt eine Glockenrede mit Künstlerinschrift des Gießers Sixt Steger aus München (Nr. 343), die Umschrift der anderen ist auf die Künstlerinschrift des Münchner Gießers Bartholomäus Wengle und die Datierung 1602 beschränkt (Nr. 351), jeweils in Kapitalis. Die Provenienz beider Glocken ist ungewiß, eine Herkunft aus Weihenstephan oder Freising darf jedoch angenommen werden.

Nicht mehr erhalten sind die fünf Turmglocken der Stiftskirche St. Andreas, die im Jahre 1600 von Martin Frey aus München gegossen wurden (Nr. 349†). Analog zu anderen Glocken dieses Meisters liefen Glockenrede und Künstlerinschrift wohl in Kapitalis um den Hals der Glocken, während jeweils eine – inhaltlich nicht überlieferte – Schriftkartusche an der Flanke mit der Jahreszahl geendet haben dürfte. Im Einzelnen handelte es sich (absteigend nach der Größe) um die Dreifaltigkeitsglocke, die Frauenglocke, die St. Andreasglocke, die St. Laurentiusglocke und die St. Sixtusglocke. Alle Glocken aus St. Andreas wurden 1803 verkauft und als Glockenspeis verwendet.

Die späteste Glocke aus dem Erfassungszeitraum, die überdies nur kopial überliefert ist, war ein in Neustift in der Mitte des 19. Jahrhunderts nachgewiesenes Meßglöckchen, das die 1627 datierte Künstlerinschrift des Andreas Bartholomäus Weinzierl aus München trug (Nr. 416 †). Offenbar handelte es sich bei diesem um einen Stückgießer.

Nicht in den Hauptkatalog aufgenommen werden konnte die 1577 datierte Glocke im Turm der Spitalkirche, da sie – wie die ebenfalls dort hängende Glocke von 1685 – erst nach dem Zweiten Weltkrieg von außerhalb nach Freising gelangt ist (Anh. Nr. D4).

Kirchliche Ausstattung

Inschriften auf Paramenten und Vasa Sacra sind in nur geringer Zahl bekannt, doch besteht zumeist eine enge Verbindung mit der übrigen Ausstattung der Domkirche und auch der Freisinger Bistumsgeschichte. Gut vertreten sind die Inschriften auf Altären, ebenso Bauinschriften, Baudatierungen und Weiheinschriften, während bischöfliche Wappensteine kaum vorkommen. Unter der wandfesten Ausstattung nehmen die Wand- und Deckenmalereien nur einen untergeordneten Rang ein, ebenso die Inschriften aus Stuck, während Bildfenster eine überaus stark vertretene Gruppe bilden.

[Druckseite CXXVI]

Reliquiare und Schatzkunst

Innerhalb des Freisinger Domschatzes gab es fünf Kopfreliquiare, deren Inschriften kopial überliefert sind. Das älteste Reliquiar – das zugleich die älteste bekannte Freisinger Inschrift besaß – galt dem hl. Korbinian und war laut der in Distichen abgefaßten Inschrift eine Stiftung des bayerischen Herzogs Heinrich der Zänker (955–995), die er auf Veranlassung von Bischof Abraham (957–994) vornahm (Nr. 1†). Während dieses Reliquiar wohl im 16. oder frühen 17. Jahrhundert abhanden kam, wurden vier spätmittelalterliche Stücke erst im Zuge der Säkularisation zerstört: ein Kopfreliquiar des hl. Papstes Alexander in Form eines Brustbilds des Bischofs im Ornat mit dreifacher Papstkrone, laut Inschrift war es eine Stiftung des Freisinger Bischofs Albert (1349–1359) von 1356; ein weiteres Kopfreliquiar des hl. Korbinian als Brustbild des Bischofs im Ornat, mit einer Stifterinschrift des Domkapitels von 1362 (Nr. 32†); ein Kopfreliquiar des hl. Lantpert als Brustbild des Bischofs in vollem Ornat, mit einer Stifterinschrift von Domkustodie und Domkapitel von 1363 (Nr. 33†); schließlich das Kopfreliquiar des hl. Sigismund, mit einer Stifterinschrift von Domkapitel und Domkustos Wigislaus Rorbeck von Rorbach von 1450 (Nr. 97†). Alle diese Reliquiare bestanden aus vergoldetem Silber und waren reich mit Edelsteinen geschmückt, teils auch mit Emaileinlagen versehen. Die Inschriften verliefen – soweit bekannt – jeweils um die Brust der Büste.

In Altenhausen hat sich ein Kelch mit einer gravierten Stifterinschrift in Kapitalis von 1535 erhalten (Nr. 203a). Danach handelte es sich um eine Stiftung des 1534 verstorbenen Stadtpfarrers von St. Georg, Valentin Claus, die sein Nachfolger Georg Stenglin und der Testamentsvollstrecker Johannes Krieg vollzogen.

Durch das 1803 erstellte Inventar des Franziskanerklosters ist bekannt, daß sich dort eine Monstranz mit der Datierung 1611 befand, über eine eventuell zugehörige Stifterinschrift wird jedoch nichts mitgeteilt (Anh. Nr. B14).

1442 war an den Freisinger Dom eine byzantinische Ikone gelangt, die nach allgemeiner Auffassung von der Hand des hl. Lukas stammte. Bischof Veit Adam nun drückte seine hohe Verehrung für die Ikone aus, indem er in der umgebauten Elisabethkapelle – die er zu seiner Grabkapelle erwählt hatte – anstelle des bisherigen Altars einen neuen errichten ließ, in welchem das byzantinische Gnadenbild in theatralischer Inszenierung präsentiert werden sollte. Dazu stiftete er einen kostbaren, mit Edelsteinen besetzten und Emaileinlagen versehenen Silberaltar, dessen Mitte die Ikone einnahm; dieser Silberaltar wiederum wurde von Engeln emporgehalten, die zum Vorschein kamen, wenn man das Altarblatt des neuen Elisabethaltars versenkte. Abgesehen von der Vielzahl byzantinischer Inschriften, die in das Beschläg der Ikone eingraviert sind, gibt es ein Jesus-Monogramm an der Bekrönung des Silberaltars, außerdem beinhaltet eine Kartusche, die dessen Predella einnimmt, eine 1629 datierte Stifterinschrift von Bischof Veit Adam in Kapitalis und humanistischer Minuskel (Nr. 423, Abb. 131).

Altäre

Nur wenige Altäre haben sich in Freising über die Säkularisation und die Veränderungen des 19. Jahrhunderts hinweg in situ erhalten. Den verbliebenen Tafelgemälden nach zu schließen, waren die Freisinger Altäre bis ins 16. Jahrhundert hinein vor allem Flügelaltäre, die im 17. und 18. Jahrhundert durch Holzretabel ersetzt wurden. Die Beschriftungen dieser zumeist doppelsäuligen Ädikulaaltäre beschränkten sich auf Wappenbeischriften und Stifterinschriften im Sockelbereich sowie auf Jesus-Monogramme, die jeweils auf einer bekrönenden Scheibe innerhalb eines Strahlenkranzes angebracht waren. Außer dem dreiflügeligen Marolt-Altar in der Sebastianskapelle im Domkreuzgang (Nr. 165, Abb. 96), der eine Stifterinschrift von 1513 und zahlreiche Beischriften aufweist, gab es nur einen weiteren, gänzlich aus Stein bzw. Marmor angefertigten Altar und zwar den von Bischof Eckher im Jahre 1703 gestifteten Matthäusaltar am Ostende des südlichen Kapellenschiffs im Dom256). Ohne Parallele ist die mit einem Stiftervermerk des Domherrn Johannes Städler im Jahre 1476 beschriftete Mensa des Mariä-Opferungs-Altars (Nr. 116). Vermutlich am Stipes oder im Sockelbereich des 1621/24 abgebrochenen Allerheiligenaltars waren eine in Distichen abgefaßte Stifterinschrift von Bischof Philipp von 1522 und der Sterbevermerk des Bischofs angebracht (Nr. 213†); das 1523 von Hans Wertinger gelieferte Retabel ist verloren. Die unter Bischof Veit Adam einsetzende Erneuerung des Domes erstreckte sich auch auf die Altarausstattung: So wurden mehrere Altäre abgebrochen und ihre Zustiftungen auf andere Altäre übertragen, während die Retabel der bestehenden Altäre durchweg erneuert wurden. Falls das kopial überlieferte Datum nicht irrig ist, begann die Neuaufstellung der Altäre bereits im Jahre 1617 mit der Stiftung des Heilig-Geist-Altars durch den Domherrn [Druckseite CXXVII] Balthasar Schrenck von Notzing, die inschriftlich am Altar dokumentiert war (Nr. 384†). Weitere Stifterinschriften sind 1625 von Wilhelm und Georg Desiderius zu Königsfeld für den Mariä-Opferungs-Altar (Nr. 410(†)), 1626 von Christoph Rehlinger für den Michael- und Castulus-Altar (Nr. 412(†)) und 1629 von Johann Anton Gassner für den Thomas- und Ägidius-Altar (Nr. 422(†)) belegt. Die meisten dieser Retabel wurden bei der Innenrenovierung der Jahre 1886/87 beseitigt oder unter Verlust der Inschrift neu gefaßt. Gerade für den prächtigsten der um diese Zeit errichteten Altäre – den später in Lukasbildaltar umbenannten Elisabethaltar von 1629 – ist keine Stifterinschrift belegt; das bischöfliche Wappen von Veit Adam bietet hier den einzigen Hinweis. Die einzige originale Inschrift innerhalb unserer Zeitgrenze scheint hier die bekrönende, von einem Strahlenkranz umsäumte Scheibe mit dem Jesus-Monogramm zu sein (Nr. 425); die Monogramme an den beiden Säulenbasen wie auch weite Teile des Altaraufbaus gehören dagegen einer Renovierung des späten 19. Jahrhunderts an. Auch der Verkündigungsaltar Philipp Dirrs in der Residenzkapelle besitzt als einzige gesicherte Inschrift ein derartiges Jesus-Monogramm als Bekrönung, doch scheint der Altar früher auch die Datierung MDCXXI aufgewiesen zu haben (Nr. 398). Wappenbeischriften gab es 1644 von Maria Maximiliana Kepser am Bruderschaftsaltar der Stiftskirche St. Johannes Baptist (Nr. 455†) sowie im zweiten Viertel des 17. Jahrhunderts von Hans Adam Wager zu Sattelbogen am Vesperbildaltar und Christi-Himmelfahrts-Altar der Mariahilfkapelle bei St. Veit (Nr. 465†, 466†).

Die liturgisch gebotene Abtrennung der Altäre bzw. Kapellen vom Kirchenraum wurde durch Gitter erreicht, die – wie zwei Freisinger Beispiele belegen – ebenfalls mit Inschriften versehen sein konnten: 1618 wurde zum Schutz des verehrten Eberhardsgrabes in der Wallfahrtskirche zu Tüntenhausen ein hölzernes Gitter mit einem deutschen Bibeltext angebracht (Nr. 388†), das jedoch bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder abgebaut wurde. Im Dom sind nicht nur mehrere der Kapellengitter mit kleinen Wappenschilden der (neuzeitlichen) Kapellenstifter versehen, sondern es gibt auch am Gitter der Elisabeth- bzw. Fürstenkapelle als Bekrönungen zwei Eisenkartuschen mit durchbrochen gearbeiteten Jesus-Monogrammen und einem Hoheitstitel Jesu, 1630 entstandene Arbeiten der Meister Hans Keser und Niclas Trescher (Nr. 428).

Chorgestühle

Von den drei wenigstens teilweise erhaltenen Chorgestühlen befand sich das früheste in der Stiftskirche St. Andreas (Nr. 68 (†), Abb. 51, 52). Zwei von dessen Wangen und das erste Drittel von einer der beiden beschrifteten Kranzleisten haben sich im Diözesanmuseum erhalten, doch ist der Text beider Kranzleisten vollständig kopial überliefert: Danach wies die südliche eine Stifterinschrift des Stiftsherrn Konrad Aublinger aus dem Jahre 1420 auf, während die nördliche eine scherzhafte Ermahnung zu wohlgefälligem Chorgesang und einen Segenswunsch enthielt. Abgesehen von dem in der Literatur immer wieder zitierten Text der nördlichen Leiste erscheint hier auffällig, daß zum Zeitpunkt der Anfertigung des Gestühls, 1420, als Schriftform noch die Gotische Majuskel Verwendung findet, während sie sonst überall und in nahezu sämtlichen Bereichen ab dem Jahr 1400 nicht mehr vorkommt. Offenbar wurde ein gewisser monumentaler Charakter des Schriftbildes angestrebt, der sich durch eine gotische Majuskelschrift besser erreichen ließ als durch die bereits seit etwa 50 Jahren in Gebrauch befindliche Gotische Minuskel.

Für das 1441 entstandene Gestühl der Stiftskirche St. Veit griff man dagegen auf die Gotische Minuskel zurück und zwar in erhabener Form (Nr. 82 (†), Abb. 53, 54). Von diesem Gestühl wird der größte Teil der südseitigen Kranzleiste ebenfalls im Diözesanmuseum aufbewahrt. Eine vollständige Textrekonstruktion ist durch die Quellenüberlieferung möglich: So wies die südseitige Leiste wiederum eine Stifter- bzw. Erwerbungsinschrift des Stiftskapitels auf, wogegen die erhaltene nordseitige Leiste eine Aufforderung zu gutem Gesang, freundschaftlichem Miteinander und eine kurze Gebetsinschrift enthält.

Das bedeutendste Ausstattungsstück des Doms stellt das in weiten Teilen erhaltene gotische Chorgestühl dar, das 1484–1488 nach einem Entwurf des Augsburger Meisters Ulrich Glurer vom Freisinger Kistler Meister Bernhard geschaffen wurde (Nr. 134, Abb. 75–79). Die Dorsaltafeln der Hinterreihe besitzen in der oberen Hälfte Ornamentfelder, darunter werden in Gotischer Minuskel in chronologischer Ordnung die Namen und Regierungsdaten der Bischöfe genannt, deren reliefierte Brustbilder an den Aufsatzfeldern unter Baldachinen dargestellt sind. An die Wangen war zweimal die Jahreszahl 1488 aufgemalt, wovon die Datierung an der Außenseite des östlichen Wangenpaars erhalten ist. In seiner ursprünglichen Disposition zog sich das an den Längsseiten zweireihige Gestühl auch um den Lettner; nach dessen Abbruch 1624 und der Anlage der Chortreppe entfielen jedoch die westlichen Sitze, so daß die ursprünglich hier mit Korbinian beginnende und mit Sixtus von Tannberg endende Bischofsreihe nun auf der Nordseite unvermittelt einsetzte und auf der Südseite [Druckseite CXXVIII] vorzeitig abbrach. Unter Bischof Eckher wurde nun die chronologische Ordnung wiederhergestellt; seitdem beginnt die Nordreihe wieder westlich mit dem hl. Korbinian und endet in der Südreihe westlich mit Bischof Johannes I. Wulfing. Dazu ließ Eckher die beschrifteten Dorsalfelder beidseitig im Uhrzeigersinn um fünf Positionen versetzen und ergänzte die seit 1624 fehlenden ersten fünf Schriftfelder durch zwei noch vorhandene alte Stücke, während an drei der Dorsalfelder neu geschaffene Beschriftungen in Gotischer Minuskel angestückt wurden. Diese auch archivalisch belegten Nachschöpfungen der Schrift sind mit größter Sorgfalt ausgeführt worden, so daß eine Unterscheidung zwischen diesen und den original gotischen Beschriftungen schwer fällt.

Gemälde

Die hier behandelten Gemälde sind bzw. waren Teil von Freisinger Kirchenausstattungen in Form von Altarblättern oder autonomen Bildern. Wir treffen hier auf Bildbeischriften, Namens- bzw. Stifterinschriften oder -initialen, Renovierungsinschriften und Datierungen. Nicht berücksichtigt wurden die während der Säkularisation zerstreuten Sammlungsbestände aus bischöflichem Besitz sowie aus dem Besitz der Klöster Weihenstephan und Neustift.

Das früheste erhaltene Tafelgemälde mit Inschrift stammt von ca. 1460/70 und stellt die Anbetung des Kindes dar; rechts unten halten Engel ein Schriftband mit dem Gloria-Hymnus in Gotischer Minuskel. Zusammen mit anderen Tafelgemälden bildete es einen Flügelaltar, der vermutlich in der Stiftskirche St. Johannes Baptist aufgestellt war, heute hängt es im Diözesanmuseum (Nr. 107). Ein Tafelgemälde aus Kloster Neustift, das ins Germanische Nationalmuseum, Nürnberg, gelangt ist, thematisiert die Wallfahrt zu den beiden in Neustift verehrten Heiligen Marinus und Theclanus; außer der großen Datierung 1483 findet sich auf dem Bild auch ein Restaurierungsvermerk von Propst Johannes Dollinger (1605–1617) (Nr. 129).

Vom ehemals zwölf Gemälde umfassenden spätgotischen Flügelaltar der Klosterkirche Weihenstephan haben sich acht Bilder als drei doppelseitig und zwei einseitig bemalte Tafeln in der Neuen Pinakothek, München, und im Diözesanmuseum Freising erhalten, davon weisen sieben Gemälde Beschriftungen auf (Nr. 135, Abb. 10). Auf den Außenflügeln der um 1488 von Jan Polack aus München gemalten Altartafeln waren Szenen aus der Passion Christi zu sehen, die geöffneten Innenflügel widmeten sich Szenen aus dem Leben von Heiligen, die für Weihenstephan von Bedeutung waren (Korbinian, Benedikt, Stephanus, evtl. auch Rupert und Michael). Die Beischriften sind fast durchweg in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführt und kommen in Nimben, an Gewandsäumen, auf einem Helm, als Titulus oder auf architektonischer Rahmung vor, wobei es sich zumeist um Gebetsinschriften in lateinischer oder deutscher Sprache handelt, vereinzelt sind kleinere Buchstabenfolgen auch ohne erkennbare Bedeutung. Öfters wiederkehrend ist der Spruch Ich leid und meid und wart der Zeit bzw. … wart ab, der in der Literatur als Wahlspruch von Abt Christoph I. Schleicher gedeutet wurde, jedoch auch bei anderen Werken Polacks anzutreffen ist.

Nur wenig später schuf Hans Mair von Landshut ein von Domkustos Tristram von Nußberg auf den Fußwaschungsaltar der Domsakristei gestiftetes Tafelgemälde, das sich noch heute in situ befindet (Nr. 141). In einer Simultandarstellung, in deren Mittelpunkt eine fantastische Bühnenarchitektur steht, sind das Letzte Abendmahl, die Fußwaschung sowie weitere Szenen dargestellt; links unten kniet der Stifter, von dem ein Schriftband mit einer Gebetsinschrift in Gotischer Minuskel ausgeht (Abb. 80); auf einem Buch zeigt ein Einmerker die Jahreszahl 1495 (Abb. 86), welche auch auf den von zwei Geharnischten gehaltenen Fahnen auftritt. Aus derselben Werkstatt stammen auch die fünf Antependiumstafeln, von denen die beiden äußeren der Frontseite die Verkündigung an Maria zeigen (Nr. 142, Abb. 81). Der Englische Gruß auf dem gerollten Schriftband des Verkündigungsengels ist dabei in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführt, neben Maria befindet sich ein kleines Schrifttäfelchen mit einem Bibeltext in kursiver Minuskelschrift (Abb. 84). Die zwischen beiden Tafeln eingefügte Darstellung eines ledigen Wappens ist unbeschriftet, ebenso die beiden Tafeln mit Fahnen haltenden Löwen an den Schmalseiten des Stipes.

Ein Jugendwerk des Renaissance-Malers Hans Wertinger ist die sog. Sigismundtafel, die ursprünglich auf der nördlichen Empore des Doms in der Sigismundkapelle hing und sich heute im Diözesanmuseum befindet (Nr. 145). In 16 zeilenweise angeordneten Szenen stellt Wertinger die Vita des Heiligen in chronologischer Abfolge dar, dies unter Verwendung von zahlreichen kleineren und größeren Bildbeischriften: Vereinzelt treten Anrufungen von Christus, Maria oder Sigismund auf, auch sind die Gewandsäume wiederholt mit der Zeichenfolge TRASPTA beschriftet, die sich einer Sinndeutung entzieht. Diese Inschriften sind generell in frühhumanistischer Kapitalis ausgeführt, wogegen Wertinger für die Gebetsinschrift auf einer gemalten Tafel die Gotische Minuskel gewählt hat (Abb. 85). Auf einem winzigen Fähnchen ist die Jahreszahl 1498 zu lesen – in diesem Jahr fand auch die Rechnungsstellung für die Bildtafel statt.

[Druckseite CXXIX]

Der von Michael Piscator 1532 nach St. Andreas gestiftete Flügelaltar ist der letzte seines Typus in Freising (Nr. 198). Acht der Tafelgemälde haben sich im Diözesanmuseum erhalten, davon besitzen fünf mit den Darstellungen der hll. Georg, Simon und Judas Thaddaeus, Maria Aegyptiaca, Maria Magdalena und Jakobus d. Ä. Beischriften in Gotischer Minuskel mit Versalien, auf einer weiteren Tafel mit dem hl. Michael ist Michael Piscator als kniender Orant abgebildet, anstelle einer Beischrift erscheint nun eine – stark restaurierte – Stifterinschrift. Zwei weitere Tafeln mit Christus im Garten Getsemani und der hl. Maria als Mater Dolorosa sind ohne Inschriften.

Laut Stifterinschrift ließ der Neustifter Richter Wolfgang Geroltspeckh 1538 ein Gemälde für St. Georg anfertigen, doch ist über Ikonographie und Verbleib des Bildes nichts weiter bekannt (Nr. 206†). Ein aus der Gottesackerkirche stammendes, jedoch heute im Stadtmuseum aufbewahrtes Tafelgemälde zeigt die Auferstehung Christi, dazu in einem hochformatigen Schriftfeld die vertikal angeordnete Namensinschrift des Stifters Johannes Hiltmer in Kapitalis (Nr. 227), sowie das 1550 datierte Künstlermonogramm PF, das auch auf dem Gemälde-Epitaph für Servatius Lovius (Nr. 280, Abb. 13) anzutreffen ist. Das an Gemäldeinschriften nicht sehr reiche 16. Jahrhundert schließt mit unbekannten Stifterinitialen von 1583 auf einer nicht erhaltenen Darstellung des Herrgotts in der Rast aus St. Andreas (Nr. 314 †) sowie mit der 1594 datierten Künstlersignatur des Malers Caspar Freisinger auf einem Gemälde mit dem hl. Johannes Ev., ebenfalls früher in St. Andreas (Nr. 339†).

Zwei Gemälde des frühen 17. Jahrhunderts beziehen sich ikonographisch auf Freisinger Wallfahrten: zum einen eine 1603 datierte Darstellung der Stephanuswallfahrt in Weihenstephan, ehemals in der Weihenstephaner Klosterkirche, heute in Kloster Asbach (Zweigmuseum des Bayerischen Nationalmuseums, München) (Nr. 353); zum anderen ein heute verlorenes Altarblatt des ehemaligen Wallfahrtsaltars zu Tüntenhausen, das laut kopial überlieferter Inschrift 1613 von Propst Johannes Dollinger aus Neustift gestiftet wurde und den sel. Eberhard als Viehpatron zeigte (Nr. 377†).

Der größte zusammenhängende Bestand an Freisinger Inschriften auf Gemälden entstand im Anschluß an die Renovierung des Doms 1621/24, als die Altar- und übrige Gemäldeausstattung fast vollständig erneuert wurde. Er setzt um 1624 mit den Flügeln des Orgelprospekts ein, auf denen innenseitig oberhalb eines Engelskonzerts von zwei Engeln mit Psalmen beschriftete Bänder gehalten werden, außenseitig über der Maria einer Verkündigung in einem Buch, das ein Engel hält, die Signatur des Malers Melchior Heller aufscheint, jeweils in Kapitalis (Nr. 404).

Zu den frühesten Altarblättern dieser Erneuerung zählt das um 1625 von Peter Candid gemalte Altarblatt der Anbetung der Könige im heutigen Dreikönigsaltar. Außer einer Bildbeischrift in Form eines von Engeln gehaltenen Schriftbandes war auf ihm früher auch die Signatur des Künstlers zu lesen (Nr. 407). Das Altarblatt des Mariä-Opferungs-Altars mit Darstellung des Tempelgangs Mariä hängt heute im nördlichen Emporenaufgang; das sonst inschriftlose Bild läßt in der Tempelarchitektur die Jahreszahl MDCXXV erkennen (Nr. 410(†)). Das Altarblatt mit der Himmelfahrt Mariens aus dem ehemaligen Michaels- und Castulus-Altar hängt heute an der Westwand des nördlichen Kapellenschiffs; außer dem marianischen Ehrentitel AVXILIVM CHRISTIANORVM findet sich als Beischrift die Datierung 1626 (Nr. 412(†)). Der Thomasaltar in der Kapelle Pauli enthält als Altarblatt die Anbetung der Hirten, ein Werk des Augsburger Malers Matthias Kager von 1626, das er im Bildfeld in Fraktur signiert hat (Nr. 413). Eine Künstlersignatur ist auch auf der 1629 von Georg Vischer gemalten Darstellung der Ruhe auf der Flucht – dem ehemaligen Altargemälde des 1886 abgebrochenen Leonhard-und-Ägidius-Altar – zu sehen; das Bild hängt heute im Diözesanmuseum (Nr. 422). Das versenkbare Altarblatt des Elisabeth- bzw. Lukasbildaltars stellt den Tod Mariens dar und wurde laut der in Kapitalis ausgeführten Signatur von Ulrich Loth 1629 geschaffen (Nr. 425).

Auch für die Freisinger Stiftskirchen sind vereinzelt Gemäldeinschriften kopial überliefert. Zu nennen wären hier ein Gemälde der Hl. Familie mit Stifterinschrift der Familie Rieger in St. Veit, 1627 (Nr. 414†), ein Bildnis Ludwigs IX. des Heiligen mit Stifterinschrift des Stiftsherrn Wilhelm Franckh in St. Andreas, 1629 (Nr. 424†) und ein Gemälde (?) mit unbekannter Darstellung und Stifterinschrift des Wilhelm Sixtus Kepser in St. Johannes Baptist, vor 1633 (Nr. 435†). In den 1803 erstellten Versteigerungsinventaren von Dom und St. Andreas werden außerdem mehrere Gemälde von Peter Candid erwähnt, doch läßt sich nicht feststellen, ob diese Zuweisung aufgrund von Stilvergleichen oder Signaturen erfolgt ist (Anh. Nr. B16).

Holzbildwerke

Inschriften an oder bei Holzbildwerken lassen sich in Freising zweifelsfrei nur zwei feststellen: Wohl vom Meister der Blutenburger Apostel stammt die um 1484/89 entstandene Figur des hl. Erzengels Michael, die dem figuralen Anteil des Weihenstephaner Hochaltars angehört (Nr. 135). In ihrem Gewandsaum ist – nur schwer erkennbar – die dem Pater noster entnommene Gebetsinschrift et libera nos a malo amen in Gotischer Minuskel eingeschnitzt.

[Druckseite CXXX]

Unter den 1598 für die Stiftskirche St. Andreas angekauften, spätgotischen Figuren der Zwölf Apostel wurden die Stifternamen vermerkt, wohl auf separaten Kartuschen; erhalten hat sich davon jedoch nichts (Anh. Nr. B10).

Weihwasser- und Taufbecken

Kein einziges der Taufbecken im Stadtgebiet von Freising war bzw. ist mit einer Inschrift versehen. Dagegen gab es in der Mariahilfkapelle bei St. Veit ein Weihwasserbecken mit der Jahreszahl 1576 (Anh. Nr. B8), das im Jahre 1803 um 32 kr. verkauft wurde. Ein aus Solnhofer Stein gefertigtes Weihwasserbecken am nördlichen Ausgang der Stadtpfarrkirche St. Georg besitzt das Monogramm SP und gibt sich damit als Stiftung von Pfarrer Sebastian Pflüger (1656–1668) zu erkennen257), überschreitet also unsere Zeitgrenze.

Kruzifixe

Das Bildnis des gekreuzigten Heilands – zentrales Motiv der Erlösung der Menschheit durch den Opfertod Christi – spielt als Inschriftenträger in gemalter oder geschnitzter bzw. gegossener Form in Freising keine größere Rolle. Überliefert ist lediglich die Stifterinschrift des Hofglasers Hans Sauschlegl, der 1591 ein bei St. Georg befindliches Kruzifix renovieren und fassen ließ (Nr. 330†). Das im 19. Jahrhundert im Außenbereich aufgestellte Kreuz ist heute ebenso wie die Inschrift verloren. Im Dom waren unmittelbar vor der Säkularisation laut Inventar 34 Altarkruzifixe vorhanden, doch kann die Provenienz keines einzigen der heute noch vorhandenen Stücke zweifelsfrei geklärt werden. So muß auch der wohl dem Ende des 16. Jahrhunderts angehörende Bronzekruzifixus, der auf dem Fußwaschungsaltar der Domsakristei steht, außer Katalog geführt werden (Anh. Nr. D6); außer dem üblichen INRI-Titulus ist hier eine deutsche Gebetsinschrift in Kapitalis an der kassettierten Frontseite des Kreuzsockels vorhanden. Zum 1485 datierten Kreuz auf dem Sühnedenkmal für Nikolaus von Abensberg und Burkhard Rorbeck von Rorbach s. Einleitung CXXXV.

Paramente und andere textile Inschriften

Unter den wenigen textilen Inschriften in Freising ragt die Stola von Bischof Konrad III. (1314–1322) hervor, die erstmals 1714 und dann wieder 1972 aufgefunden wurde (Nr. 14, Abb. 29); seitdem wird sie im Diözesanmuseum verwahrt; sie ist zugleich der einzige erhaltene textile Inschriftenträger des Erfassungszeitraums. Das in mehrere Fragmente zerbrochene Stück aus Seide, das in sog. Brettchenarbeit gefertigt wurde, dürfte – wie Vergleichsbeispiele aus Utrecht, Trier und Bremen nahelegen – in einer Regensburger oder Kölner Werkstätte zu Beginn des 13. Jahrhunderts hergestellt worden sein, also ein Jahrhundert vor dem Episkopat Konrads. In vertikal angeordneten Feldern sind Szenen aus dem Leben Jesu wiedergegeben, über denen Beischriften in einer eigentümlich byzantinisierenden Kapitalis stehen. Ob ein bewußter Formwille oder aber die Herstellungstechnik, die bei der Buchstabenbildung kaum Rundformen zuläßt, hier die maßgebliche Rolle spielte, muß offen bleiben.

Drei liturgische Gewandungen aus der Domkirche, die alle der Zeit um 1600 angehören, sind nur archivalisch belegt: So gab es einen 1593 datierten Ornat aus rotem Samt mit Wappen und Stifterinschrift von Domherr Anton Welser (Nr. 336a†), außerdem ein silberfarbenes Pluviale mit dem Wappen des Domherrn Ulrich Hacker und der Datierung 1594 (Anh. Nr. B9) sowie einen blauen Ornat aus Seide mit der Jahreszahl 1604 (Anh. Nr. B12).

Inschriften an Gebäuden, Wandmalereien, Bildfenster

Unter den Inschriften, deren Träger der wandfesten Ausstattung zuzurechnen sind, nehmen die Glasfenster in Freising zahlenmäßig die größte Gruppe ein. Wandmalereien und Inschriften an Gebäuden treten demgegenüber in den Hintergrund, doch sind es hier gerade die kopial überlieferten mittelalterlichen Bauinschriften, die Interesse beanspruchen. Auffällig ist dennoch, daß es in der Stadt Freising im Gegensatz zu den meisten altbayerischen Städten und Märkten kaum Bürgerhäuser oder kommunale Gebäude gibt, die mit Inschriften aus dem Erfassungszeitraum versehen sind. Ebenso fehlt in Freising fast völlig die andernorts mit reichlich Material vertretene Gruppe der Rötel-Sgraffitos.

Bauinschriften, Baudatierungen, Weiheinschriften

Die für Freising kopial überlieferten oder noch erhaltenen Bau- und Weiheinschriften sind nicht besonders zahlreich und lassen auch keine ausgewogene zeitliche Verteilung erkennen: Die Schwerpunkte [Druckseite CXXXI] liegen hier im 12. Jahrhundert und in der Zeitspanne von der zweiten Hälfte des 15. bis zur ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Durch ein um 1100 verfaßtes Freisinger Sakramentar sind gleich drei in Hexametern mit leoninischem Reim abgefaßte Bauinschriften bzw. Tituli für die Benediktuskirche belegt, die wohl anläßlich einer etwa zeitgleich erfolgten Renovierung durch den Domherrn Engelschac entstanden sind: Die erste befand sich vor den Chorschranken und erwähnte explizit die Bautätigkeit Engelschacs (Nr. 4†, Abb. 141), die zweite hatte ihren Standort in der Apsis und verwies auf die nach damaliger Ansicht herausragende geschichtliche Bedeutung der Benediktuskirche für das Bistum (Nr. 5†, Abb. 141), eine dritte war ebenfalls in der Apsis angebracht und bezog sich auf den hl. Martin, den Engelschac als zweiten Patroziniumsheiligen installierte (Nr. 7†, Abb. 141). Derselben Zeit gehörte eine Weiheinschrift an, die sich wohl in dem unter Bischof Anno errichteten Dom befand und auf das Doppelpatrozinium St. Maria und Korbinian verwies (Nr. 6†). Während die vorgenannten Inschriften der Benediktuskirche vermutlich bis zu deren Neubau im Jahre 1347 überdauert haben, ging die Weiheinschrift des Doms im Verlauf der Brandkatastrophe des Jahres 1159 zugrunde. Mit dem Wiederaufbau der Domkirche erfolgte auch die Anlage einer Krypta, an deren bauplastischem Schmuck mehrere Meister beteiligt waren, so auch ein Liutprecht, der sich an einem Kapitell namentlich verewigt hat (Nr. 9, Abb. 19). Das aufwendig gestaltete, neue Westportal erhielt Stifterreliefs von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und seiner Gemahlin, Kaiserin Beatrix von Burgund, die beide mit ihren Namensbeischriften versehen sind; bei der wohl im 17. Jahrhundert erneuerten Beischrift von Beatrix ist außerdem das Jahr 1161 genannt (Nr. 13, Abb. 21, 22).

Bau- und Weiheinschriften setzen nun erst wieder im Spätmittelalter ein. Aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ist durch Frey eine Weiheinschrift (?) aus St. Veit in Nachzeichnung überliefert (Nr. 57†), doch lassen sich der bereits um 1800 fragmentierten Tafel keine näheren Informationen entnehmen. Ein frühes Beispiel für eine Hausinschrift ist am sog. Thalhuberhaus (Untere Hauptstraße 38) anzutreffen, wo streifenförmige Ziegeltafeln in einer erhabenen Gotischen Minuskel die Erbauung des zu Kloster Neustift gehörenden Hauses im Jahre 1434 durch einen Ulrich Holmas dokumentieren (Nr. 76, Abb. 5–7). Zu den weiteren Bauinschriften des 15. Jahrhunderts gehören die an die innere Chorscheitelwand der Tüntenhausener Kirche gemalte römische Jahresangabe 1447 (Nr. 85), eine in die Mitte des 15. Jahrhunderts zu datierende Steintafel im Chor der Benediktuskirche mit der Angabe des Patroziniumsfestes für den Hochaltar (Nr. 94), die freskierte Baudatierung 1448 an der Decke der ehemaligen unteren Domsakristei (Nr. 90, Abb. 8), der 1494 gesetzte Schlußstein mit Stifterinschrift im südlichen Seitenschiff der Stadtpfarrkirche St. Georg (Nr. 139, Abb. 9) und die dortige gemalte Baudatierung von 1497 (Nr. 144). Nur wenig später entstand die freskierte Weiheinschrift des Katharinenaltars im südlichen Seitenschiff der Stiftskirche St. Johannes Baptist (Nr. 199).

1510 ließ der Propst von St. Veit, Vitus Meler, mit Mitteln seines Vorgängers Andreas Zierenberger die Stiftskirche einwölben und in diesem Zusammenhang eine Bau- und Stifterinschrift anbringen, die u. a. Oefele überliefert (Nr. 161†).

Die repräsentativste und zugleich monumentalste Freisinger Bauinschrift wurde von Stephan Rottaler 1520 gefertigt, sie ist heute im Hof der ehem. fürstbischöflichen Residenz an der Wand unter der nördlichen Arkadenreihe angebracht. Es handelt sich dabei um eine große, querformatige Rotmarmortafel mit einer fünfzeiligen Inschrift in Renaissance-Kapitalis, die auf den von Bischof Philipp veranlaßten Beginn der Bauarbeiten am Nord- und Ostflügel im Jahre 1519 verweist (Nr. 178, Abb. 98). Eine aus hellem Kalkstein gearbeitete Wappenplatte über der Toreinfahrt des neuen Schlosses (heute Domgymnasium) nennt neben den Baudaten 1534 und 1537 wiederum Bischof Philipp als Auftraggeber (Nr. 205, Abb. 110). Weitere Bauinschriften aus dem Erfassungszeitraum befinden sich in der Gottesackerkirche: Hier wurden anläßlich einer früheren Restaurierung an der Spitze der inneren Chorscheitelwand ein kleines Doppelwappen mit den flankierenden Kapitalis-Initialen von Bischof Heinrich und das Baudatum 1544 freigelegt (Nr. 217); an der Langhausnordwand zeigt eine aus dem 19. Jahrhundert stammende, vielleicht aber eine erheblich ältere Fassung ersetzende Wandmalerei das große bischöfliche Wappen Heinrichs und teilt in einer fünfzeiligen Inschrift darunter die Entstehung der Kirche in den Jahren von 1543 bis 1545 mit.

Eine ehemals in der Kepser-Kapelle des Doms angebrachte Schrifttafel von 1627 verweist in einem langen Text auf die Stiftungs- und Bautätigkeit des Generalvikars Wilhelm Sixtus Kepser für diese Kapelle (Nr. 415). Dieser Gruppe ist ebenfalls die nur als Fragment erhaltene Gedenkplatte von 1629 zuzurechnen, die auf die Translation der Gebeine des sel. Batho innerhalb der Stiftskirche St. Andreas Bezug nimmt und sich dabei sowohl hinsichtlich Formular als auch Schriftbild an hochmittelalterlichen Vorbildern orientiert (Nr. 402, Abb. 134).

[Druckseite CXXXII]

Wappensteine

Gemessen an anderen bayerischen Bischofsstädten (z. B. Passau oder Eichstätt) ist die Zahl von bischöflichen Wappensteinen, die die Bautätigkeit oder den Besitz des Bischofs an einem Gebäude oder Gegenstand dokumentieren, in Freising ausgesprochen gering. Der einzige erhaltene Wappenstein ist die bereits erwähnte Platte über der Durchfahrt des neuen Schlosses, die mit einer 1534 und 1537 datierten Bauinschrift versehen ist (Nr. 205, Abb. 110). Eine weitere in Stein gearbeitete bischöfliche Wappendarstellung begegnet uns auf dem im Diözesanmuseum verwahrten Steinquader, der als Sonnenuhr diente (Nr. 464, Abb. 135). Hier zeigt die Frontseite das Wappen von Bischof Veit Adam, verbunden mit dessen Initialen und der Jahreszahl 1649. Aus späterer Zeit sind im Stadtgebiet zahlreiche Wappensteine anzutreffen, die auf eine Erbauung unter Bischof Eckher zurückgehen.

Wand- und Deckenmalereien

Aus dem Erfassungszeitraum sind in Freising nur wenige Wand- und Deckenmalereien nachweisbar oder erhalten, die wiederum nur zum kleineren Teil mit Inschriften versehen wurden. Der Grund für diese erstaunlich dürftige Überlieferungssituation mag darin liegen, daß die Freisinger Bischöfe die ihrem unmittelbaren Herrschaftsbereich zugehörigen Sakral- und Profanbauten stets durch Überformungen, Erweiterungen und Neuanlagen dem jeweiligen Zeitgeschmack angepaßt haben, wodurch eventuell vorhandene Malereien in der Regel verdeckt oder zerstört wurden. Anders als im Falle der Grabdenkmäler wurde die mit der Wand verbundene gemalte Ausstattung nicht als Gegenstand der Memoria angesehen und war daher ohne weiteres austauschbar.

Der nach kopialer Überlieferung vermutlich früheste Freskenzyklus gehörte dem Ende des 11. oder Beginn des 12. Jahrhunderts an und war in der Benediktuskirche angebracht (Nr. 3†). Zu sechs Darstellungen aus dem Leben Jesu gab es in Hexametern abgefaßte Bildüberschriften, wobei über die Anordnung der einzelnen Bildszenen nichts bekannt ist.

Gesichert ist auch die Existenz eines ebenfalls verlorenen Korbinianszyklus’ aus der Zeit bald nach der 1159 einsetzenden Domrenovierung, der wohl in der Krypta nahe dem Korbinianssarkophag zu lokalisieren ist (Nr. 12†). 16 gemalten Szenen aus der späteren Fassung der Korbiniansvita waren gereimte Bildüberschriften in Hexametern beigefügt, allerdings ist auch in diesem Fall die genaue Anordnung der einzelnen Bilder nicht gesichert. Dieser Zyklus dürfte erst im Zuge der ersten Dombarockisierung 1621/24 beseitigt worden sein.

Auffallend ist nun, daß mit Ausnahme des 1448 datierten Wappenmedaillons an der Decke der ehemaligen unteren Sakristei (Nr. 90, Abb. 8) bei fast sämtlichen erhaltenen oder durch Quellen dokumentierten Freisinger Wandmalereien des späteren Mittelalters Inschriften zu fehlen scheinen. So zeigen weder die Fragmente des großen, an der inneren Westwand des Doms noch vorhandenen Weltgerichtsfreskos von 1450 Inschriften258), noch gab es offenbar solche auf dem in der Sakristei 1458 freskierten Wandbild, das den von Heiligen flankierten Gnadenstuhl darstellt259) oder auf dem Wandfresko, das 1701 im Dom am ersten südlichen Pfeiler von Westen aufgedeckt wurde, wo ein gemahlnes Frauenbild mit dem Kündl auf dem Arm, auf der linkhen handt ein Ritter mit ein mörgrienen claidt und rothen Ermeln Knient, auf der rechten handt ein Heilliger in einem Veigelfarben claid Knienter zu sehen waren260). Dagegen wurden die an die Decke von Domkreuzgang und Seitenschiffen des Doms in der Mitte des 15. Jahrhunderts gemalten Wappenschilde möglicherweise von Inschriften begleitet261), ebenso einige im Kreuzgang an die Wand gemalte Wappen bei der Sebastianskapelle, die 1682 übertüncht wurden262). Die einzige gesicherte Inschrift in diesem Zeitraum besaß das Fresko an der nördlichen Chorwand der Benediktuskirche. Es zeigte die Mondsichelmadonna zusammen mit dem Stifter der Bilder, den Domherrn Heinrich Judmann, darunter war seine zweizeilige Namensinschrift mit der Datierung 1428 angebracht (Nr. 75†, Abb. 18). Außerdem gibt es zwei kleinere Inschriften aus dem 15. Jahrhundert, die außerhalb eines Bildzusammenhangs geschaffen wurden: zum einen die gemalte Bau- oder Weiheinschrift von 1442 in Tüntenhausen (Nr. 85), zum anderen die Baudatierung von 1497 in St. Georg (Nr. 144).

Für das 16. Jahrhundert setzt die Überlieferung mit einem heute verlorenen, freskierten Gemälde-Epitaph an der Außenwand der Allerheiligenkapelle bei St. Veit ein (Nr. 195†). Nach Oefele befanden sich unter der Darstellung des Verstorbenen mit seinen Kindern nur seine Namensinschrift und die Datierung 1528. Wohl dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts gehört eine erhaltene Weiheinschrift [Druckseite CXXXIII] für einen Altar an, der sich ehemals im südlichen Seitenschiff der Stiftskirche St. Johannes befand (Nr. 199, Abb. 87); der von einer roten Rahmung eingefaßte, dreizeilige Text ist in einer gerundeten Ausformung der Gotischen Minuskel gestaltet, besitzt jedoch noch keine Fraktur-Elemente. Von der Renaissance-Ausmalung der fürstbischöflichen Residenz hat sich ein bedeutender Rest im Nordflügel erhalten, wenn auch in sehr schlechtem Zustand: An der Südwand eines ehemals großen Raumes erscheint innerhalb einer rahmenden Architektur die sechzehnfache Ahnenprobe von Bischof Philipp, von der jedes Wappen mit einer Beischrift in Fraktur versehen ist (Nr. 209, Abb. 11); da ein Auftreten der Frakturschrift in Freising vor 1530 nicht wahrscheinlich ist, dürfte das Wandbild während des letzten Lebensjahrzehnts von Bischof Philipp geschaffen worden sein, also zwischen ca. 1530 und 1541. Auch das von Philipp zwischen 1534 und 1537 errichtete neue Schloß besaß eine Ausstattung mit Wandmalereien, wovon heute ebenfalls nur noch Fragmente zeugen, jedoch sind hier keine Inschriften vorhanden. Eine im Jahre 2000 in der Stadtpfarrkirche St. Georg kurzzeitig freigelegte Stifterinschrift war nach Ausweis der wenigen erhaltenen Reste ebenfalls in einer frühen Frakturschrift ausgeführt, doch ließen sich weder der genaue Textinhalt noch eine zugehörige Bilddarstellung diagnostizieren (Nr. 224). Auf die freskierte Baudatierung von 1544 im Chor der Gottesackerkirche (Nr. 217) und die im 19. Jahrhundert möglicherweise überfaßte ältere Baunachricht an der Nordwand des Kirchenschiffs wurde bereits oben eingegangen.

Die einzigen auf Putz gemalten Inschriften des 17. Jahrhunderts begegnen uns in der bischöflichen Residenzkapelle im Gewölbe des Chorraums (Nr. 426, Abb. 132). Innerhalb von drei Stuckkartuschen sind hier Texte von Johannes Damaszenus in ockergelber Kapitalis mit schwarzen Schattenkonturen wiedergegeben. Diese 1629 gemalten Inschriften sind zugleich die letzten als Wandmalerei ausgeführten innerhalb des Erfassungszeitraums. Deckenmalereien mit Inschriften treten erst wieder im 18. Jahrhundert auf, mit Schwerpunkt auf der Ausmalung der Domkirche durch Cosmas Damian Asam im Jahre 1724.

Inschriften in Stuck

Mit der seit Ende des 16. Jahrhunderts in Süddeutschland zunehmend gepflegten Raumdekoration durch Stukkaturen entstanden neben den in der Frühzeit als Model- bzw. Versatzstuck hergestellten Ornamentleisten auch in Stuck gearbeitete Inschriften. Sie besaßen jedoch naturgemäß zumeist nur begleitenden Charakter als Monogramme, Initialen oder Datierungen. Auch in der unter Bischof Veit Adam renovierten Raumflucht der fürstbischöflichen Residenz gibt es einen Saal, der an der Decke innerhalb von Kreismedaillons je ein Jesus- und ein Marienmonogramm aufweist, außerdem an einer Wand eine querovale Kartusche mit dem Doppelwappen und den Initialen des Bischofs, dazu die Datierung 1619 (Nr. 396). Eine ähnliche Kartusche mit dem bischöflichen Doppelwappen und den Initialen von Veit Adam ist im Chor der bischöflichen Residenzkapelle über dem Chorbogen zum Gemeinderaum angebracht, allerdings fiel die ebenfalls stuckierte Jahreszahl 1629 baulichen Eingriffen zum Opfer (Nr. 426).

Sgraffitos

Die sonst in zahlreichen Kirchen und teils auch in historischen Profanbauten anzutreffenden, meistens mit Rötelstift ausgeführten Kritzelinschriften fehlen in Freising fast völlig. Da gerade die Gebäude auf dem Domberg im 19. und 20. Jahrhundert wiederholten Renovierungen unterworfen waren, ist auch nicht davon auszugehen, daß hier noch irgendwo eine originale Raumschale des 16. oder 17. Jahrhunderts vorhanden ist, wo sich derartige Sgraffitos erhalten hätten. Die einzige bekannte, in Rötel ausgeführte Kritzelinschrift wurde auf eine Wand im Flur des Hauses Ziegelgasse 1 angebracht, jedoch erlaubt der schlechte Erhaltungszustand keine Aussagen über den Inhalt des 1559 datierten Textes (Anh. Nr. D2).

Bildfenster

Auch wenn es in Freising und hier insbesondere im Dom nie einen umfangreichen Zyklus größerformatiger Bildfenster wie etwa in der Münchner Frauenkirche oder im Augsburger Dom gegeben hat, so ist doch eine stattliche Zahl an bemalten Scheiben in situ erhalten, jedoch in teilweise fragmentarischem Zustand. Der vermutlich größere Teil dürfte bereits lange vor Einsetzen einer kopialen Überlieferung im späten 17. Jahrhundert verlorengegangen sein.

Das erste, durch Nachzeichnung dokumentierte Bildfenster hatte seinen Standort im südlichen Seitenschiff der Benediktuskirche. Es stellte den Stifter, Domherr Ulrich Waller von Wall, als knienden Oranten vor dem hl. Ulrich dar und war mit einer zweizeiligen, 1409 datierten Namensbeischrift versehen (Nr. 62†, Abb. 17).

Das früheste erhaltene und zugleich größte Freisinger Bildfenster ist im Chorscheitelfenster der Benediktuskirche eingesetzt (Nr. 63, Abb. 4, 17). Es stammt von 1412 und wird dem sogenannten [Druckseite CXXXIV] Meister des Astaler-Fensters zugeschrieben. Drei vertikal angeordnete Kreisfelder thematisieren Maria als Tempeljungfrau, die Verkündigung und die Geburt Christi, wobei das mittlere Kreisfeld mit einer Umschrift des Ave Maria in Gotischer Minuskel versehen ist. Weitere miniaturhafte Pseudo-Beischriften sind auf alle drei Bildfelder verteilt. Ein heute modern ergänztes, viertes Feld am unteren Ende wies laut kopialer Überlieferung durch Eckher ursprünglich eine Darstellung des Stifters Dompropst Eglolf von Hornpeckh als Orant mit seinem Wappenschild und dem seiner Mutter auf, begleitet von einem hl. Bischof sowie den hll. Sigismund und Korbinian, dazu eine datierte Namensbeischrift. Auch die anderen Chorfenster besaßen ursprünglich Bildscheiben. So wurden 1436 Martin, der Glaser, und Meister Hanns der Gleismüller für Arbeiten an einem Chorfenster entlohnt, doch ist über dieses nichts weiter bekannt.

Die nächstfolgenden Bildscheiben sind wiederum für die Benediktuskirche durch Nachzeichnung belegt: Eine befand sich im nördlichen Seitenschiff, war laut Beischrift 1420 datiert und zeigte den Wappenschild des Domherrn Petrus Walther (Nr. 70†, Abb. 18), die anderen waren in ein Fenster des südlichen Seitenschiffs eingebaut und wiesen Darstellungen des Stifters Nikolaus von Gumppenberg, der Heiligen Nikolaus, Korbinian, Benedikt, Jakobus d. Ä. sowie einer sitzenden Muttergottes auf, außerdem eine zweizeilige Beischrift von 1434 (Nr. 77†, Abb. 18). Außerdem gab es in den Seitenschiffen beschriftete Wappenscheiben von Gerhoch von Waldeck (dat. 1382), Franz von Preysing sowie von Konrad Schauch und seiner Mutter (dat. 1366), doch ist ihre Zeitstellung ungewiß, da es sich auch um retrospektiv angefertigte Bildfenster handeln könnte (s. bei Nr. 63, Abb. 17).

Im Kreuzgang des Klosters Weihenstephan existierten offenbar auch Wappenscheiben. Von diesen gibt Wiguleus Hundt die Inschrift des 1494 datierten Bildfensters für Barbara Schenk von Schenkenstein wieder (Nr. 138†).

Für Weihbischof Matthias Schach hat sich in der Stadtpfarrkirche St. Georg eine 1512 datierte Wappenscheibe mit Darstellung seines Vollwappens erhalten, darüber verweist eine auf Bändern angebrachte Namensbeischrift in Gotischer Minuskel auf den Wappenträger (Nr. 162, Abb. 15).

Die ersten in Freising nachweisbaren Bildfenster im Stil der Renaissance befanden sich in der vom Stiftsherrn von St. Andreas, Wolfgang Wirsing, gestifteten Allerheiligenkapelle und kamen im 19. Jahrhundert an das Kunstgewerbemuseum in Berlin, wo sie im Zweiten Weltkrieg zugrunde gingen. Die von Hans Wertinger geschaffenen, hochformatigen Bildscheiben wiesen das gängige Repertoire an architektonischer Rahmung in Form von Balusterbrüstungen, Säulen und Festons sowie Laubwerk als Hintergrundfläche auf, dazu Darstellungen des Kapellenstifters, des hl. Andreas, seiner Eltern und von Bischof Philipp. Unter einigen der Bildscheiben waren rechteckige Felder für die ein- oder zweizeiligen Beischriften in einer verzierten Gotischen Minuskel reserviert, eine Bildscheibe besaß auch ein Schriftband im Bildfeld (Nr. 170†).

Der ehemals größte zusammenhängende Zyklus an Bildfenstern in Freising entstand ab 1575 für die Stadtpfarrkirche St. Georg. Wie der Inschrift einer heute nur noch fragmentarisch erhaltenen Wappenscheibe (Nr. 288) von Domdekan Johannes von Adelzhausen zu entnehmen ist, war der Beweggrund seiner Stiftung – wie sicher auch aller nachfolgenden Bildfensterstiftungen – ein größerer Schaden an der Kirchenverglasung, den ein Unwetter im Vorjahr verursacht hatte. Vermutlich gleichzeitig mit der Wappenscheibe stiftete er ein Fenstertriptychon mit einer Kreuzigungsgruppe (Nr. 289). Die Datierungen der wenigen, mit Jahreszahlen versehenen Wappenscheiben schwanken zwischen 1575 (Nr. 287) und 1578 (Nr. 301), sämtliche anderen, undatierten Stücke dürften auch in diesem Zeitraum entstanden sein; zumindest ist für das Jahr 1577 die Herstellung von Wappenscheiben für eine Reihe von Domherren belegt263). Format, Zusammenstellung und Aussehen der einzelnen Bildfenster weichen teils deutlich voneinander ab. Größtenteils handelt es sich um ein jeweils leicht querrechteckiges Wappenfeld, dem seitlich Baluster in architektonischer oder vegetabiler Gestalt und darunter ein Schriftfeld beigegeben sind; die zumeist zweizeiligen Namensbeischriften sind dabei in Fraktur, Kapitalis oder in beiden Schriftarten ausgeführt (Nr. 297, 302, 303, 304, 305, 306, 309†). Diese Bildfenster dürften ursprünglich paarweise angeordnet gewesen sein, wobei sich auch anhand der frühesten kopialen Überlieferung nicht mehr rekonstruieren läßt, wie die Bildscheiben angeordnet und wie viele Bahnen und Reihen welcher Fenster besetzt waren. Einige Scheiben besitzen ein etwas größeres Format, hier ist die Schrift zum Teil auch seitlich neben dem Wappen positioniert (Nr. 294, 301, 308, 308(†)), außerdem gibt es eine großformatige Wappenscheibe mit heraldischem und figuralem Beiwerk (Nr. 287) bzw. das Fragment einer solchen Scheibe (Nr. 288). Dem Freisinger Bischof als prominentestem Stifter waren zwei große, 1576 datierte Doppelfenster vorbehalten, die sein Wappen und eine Kartusche mit Namensbeischrift in Fraktur bzw. die Marienkrönung [Druckseite CXXXV] mit Heilig-Geist-Taube und die hll. Korbinian und Sigismund zeigten (Nr. 293). Über die Anzahl der zu Ende des 16. Jahrhunderts in St. Georg vorhandenen Bildfenster mit Wappen lassen sich keine gesicherten Aussagen treffen; die mehr als dreißig heute noch vorhandenen Stücke stellen jedoch mit Sicherheit nur den Bruchteil eines ursprünglich sehr viel größeren Bestandes dar, der – wie die kopiale Überlieferung belegt – bereits im 18. Jahrhundert stark dezimiert gewesen sein dürfte.

Ein weiteres Bildfenster aus dieser Zeit befand sich laut Versteigerungsinventar in der Allerheiligenkapelle. Dargestellt war der Stifter Hieronymus Schretzmayr als Orant, außerdem war eine 1594 datierte Namensbeischrift vorhanden.

Mit dem 17. Jahrhundert bricht in Freising die Verglasung mit Bildfenstern nahezu ab. Die Stiftskirche St. Johannes Baptist besaß noch bis ins 18. Jahrhundert eine Bildfensterausstattung, die jedoch vermutlich noch dem 16. oder frühen 17. Jahrhundert angehört hat. Der Kopist Oefele überliefert hiervon eine mit einer Stifterinschrift versehene Bildscheibe, die einen Franziskanermönch zeigte (Nr. 471†). Für das Jahr 1625 ist eine Wappenscheibe im sog. Gebeckhischen Haus (Untere Hauptstraße 26/28) belegt, die das Wappen von Rudolf Plieml aufwies (Anh. Nr. B17). Das einzige in Freising erhaltene Bildfenster des 18. Jahrhunderts wurde von Bischof Eckher nach St. Georg gestiftet264).

Flurdenkmäler

Die Zahl der für das Stadtgebiet von Freising nachgewiesenen Inschriftendenkmäler im Außenbereich ist gering. Es fehlen etwa Brunnen mit Beschriftungen, die andernorts verbreiteten Sühnekreuze aus dem 15. und 16. Jahrhundert, ebenso die als „Marterl“ bekannten Bildsäulen.

Durch Nachzeichnung gleich mehrfach überliefert ist dagegen das ehemals auf dem Anger aufgestellte, rotmarmorne Denkmal für Nikolaus von Abensberg und Burkhard Rorbeck von Rorbach, das an deren Ermordung durch Herzog Christoph am 28. Februar 1485 erinnerte (Nr. 131†). Im unteren Teil befand sich die Gedenkinschrift, darüber folgten ein Relief der Kreuztragung, dann das Abensberger-Wappen, schließlich ein Kreuz mit Datierung und Namensinschrift. Das Denkmal wurde 1804 abgebrochen und durch einen massiven Pfeiler mit Beschriftung an derselben Stelle – an der B11 vor dem Schlüter-Gelände – ersetzt.

Von drei Steinkreuzen nahe dem Münchner Tor, die möglicherweise zu einem Kalvarienberg gehörten, besaß eines eine gereimte Renovierungsinschrift des Freisinger Hofrats von 1583 (Nr. 313†); 1646 spielte diese Inschrift bei einer erneuten Renovierung eine Rolle hinsichtlich der Kostenübernahme.

Bedingt durch die territoriale Abgrenzung zwischen der hochstiftischen Stadt Freising und dem umgebenden Kurfürstentum Bayern ist die Gattung der Grenzsteine gut vertreten. Im Zuge der ersten Vermarkung 1639 wurden zehn durchnumerierte Grenzsteine aufgestellt, von denen sich heute noch drei in situ erhalten haben: Nr. 2 auf dem Feld westlich hinter Angerstraße 54 (Nr. 445), Nr. 6 westlich der Wippenhausener Straße im Wald, nördlich der Zufahrt zum Schießplatz (Nr. 446) und Nr. 7 westlich an der Pettenbrunner Straße am Waldausgang (Nr. 447). Diese Steine erhielten auf der Vorderseite die Jahreszahl 1639 und den Buchstaben F für Freising, rückseitig den Buchstaben B für Bayern. Ein heute verlorener zehnter Stein stand bis in die Siebzigerjahre des 20. Jahrhunderts im Vorgarten des Hauses Alte Poststraße 374 (heute 19/21) und besaß auf der Vorderseite zusätzlich die Buchstaben N X, also „Nr. 10“ (Nr. 448). Außerdem gab es drei sog. Geleitsmarksteine (Nr. 449, 450†, 451†), mit denen die Stelle markiert wurde, bis wohin einem Reisenden persönliches Geleit bzw. Geleit durch ein Begleitschreiben zugesichert wurde. Davon hat sich ein Stein östlich an der Haindlfinger Straße beim Bildstock der sog. Kleinen Wies erhalten, der auf der Vorderseite neben der Jahreszahl 1639 und dem Buchstaben F auch noch ein G für Geleit aufweist, rückseitig ist wiederum ein B für Bayern eingehauen (Nr. 449). Im 18. Jahrhundert wurde die Zahl der Grenzsteine erheblich ausgedehnt, zudem wurden die Steine von 1639 mehrfach renoviert und deren Inschriften um die Renovierungsdaten ergänzt.

Historisierende Inschriften

Da Inschriften in der Regel bedeutsame Inhalte in Schriftform auf dauerhaftem Material mitteilen, sind sie per se Informationsträger mit Gedenk- bzw. Gedächtnischarakter. Zumeist entstanden sie in zeitlicher Nähe zum benannten Ereignis. Grabdenkmäler wurden manchmal sogar noch zu Lebzeiten des Verstorbenen in Auftrag gegeben, in der Regel aber innerhalb der nächsten Jahre nach dessen Ableben. Hochgestellte Persönlichkeiten aus Kirche und Adel erhielten jedoch oft noch Jahrhunderte [Druckseite CXXXVI] nach ihrem Tode Gedächtnismale, um zerstörte oder beschädigte Vorgängerwerke zu ersetzen, manchmal handelte es sich aber auch um vollständige Neuschöpfungen. Innerhalb des Freisinger Bestandes gibt es nun retrospektiv entstandene Grabdenkmäler und Beischriften in einer Fülle, wie sie bei keinem anderen bayerischen Bistumssitz anzutreffen ist.

Das früheste Beispiel ist die Grabinschrift für einen Fritelo (Nr. 2†), die eine Quelle aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts überliefert. Diese ist in einer Sammlung von 400 lateinischen Gedichten enthalten, unter denen sich auch noch weitere für Freising relevante Texte befinden. Das Gedicht wird aufgrund seines Versmaßes – Distichon mit leoninischem Reim – in das 11. Jahrhundert oder den Beginn des 12. Jahrhunderts datiert. Die in Bezug auf den genannten Fritelo getroffene Aussage quem multum patria laudat deutet darauf hin, daß es sich dabei um den 843 bis 870 in Freisinger Urkunden hinreichend bezeugten bayerischen Pfalzgrafen handelt. Die kopiale Überlieferung gibt demnach eine Inschrift des 11. oder 12. Jahrhunderts für einen im 9. Jahrhundert Verstorbenen wieder. Da diese Inschrift später nie wieder in Erscheinung trat, steht zu vermuten, daß sie bereits während des großen Dombrandes 1159 zugrunde ging. Die Sicherung der Überlieferung bereits im hohen Mittelalter gehört jedoch zu den Selbstverständlichkeiten der Freisinger Historiographie, wie das unter Cozroh – dem Leiter der bischöflichen Kanzlei – bald nach 824 angelegte Kopialbuch, das Traditionsbuch des Conradus Sacrista von 1187 sowie die hochmittelalterlichen Bauinschriften, Tituli und Beischriften in Dom und Benediktuskirche (Nr. 3†, 4†, 5†, 6†) belegen. Ein weiteres retrospektives Grabmal erhielt der zur Zeit von Fritelo regierende Bischof Erchanbert († 854, Nr. 17(†), Abb. 24). Über seiner Grabstätte in der karolingischen Peterskapelle wurde für ihn im 13. Jahrhundert ein das Bodenniveau um zwei Schuh überragendes Hochgrab errichtet, das eine figurale Deckplatte besaß; die Randleiste erhielt die Grabinschrift in romanischer Majuskel.

Ins 14. Jahrhundert fällt die Errichtung einer Tumba für Bischof Ellenhard († 1078, Nr. 24†, Abb. 148) in der Stiftskirche St. Andreas. Die mächtige figurale Deckplatte aus Sandstein wies auf der Randleiste in einer Gotischen Majuskel nicht nur die Sterbedaten Ellenhards auf, sondern erwähnte auch seine Stiftungstätigkeit. Durch die namentliche Bezeichnung der beiden reliefierten Stifterfiguren am Unterbau läßt sich die Tumba auf die Jahre 1324/29 datieren. Nur wenige Jahre zuvor hatte der bischöfliche Territorialbesitz eine Phase staatlicher Festigung durchlaufen, indem die Grafschaften Werdenfels und Ismaning erworben werden konnten und die Erhebung des Herrschaftsgebiets zum Hochstift gelang265). Die Folge davon war eine politische Abspaltung vom Herzogtum Bayern, in dem der Kernbesitz des Fürstbistums Freising nun als Enklave eingeschlossen lag. Wie sehr in dieser Zeit Inschriften als authentische Zeugnisse der eigenen Geschichtlichkeit wahrgenommen wurden, beweist ein bald nach 1347 erstelltes Reliquienverzeichnis für den Stipes der Benediktuskirche, das u. a. auch die Abschrift einer Bauinschrift aus der Zeit um 1100 enthält (Nr. 4†, Abb. 141).

Ein besonderes Verhältnis zur eigenen Tradition – die in erster Linie eine Tradition des Episkopats ist – wird im 15. Jahrhundert sichtbar, das Freising langandauernde Auseinandersetzungen mit der römischen Kurie hinsichtlich der Besetzung des Bischofsstuhls bescherte. In dieser Zeit der Unsicherheit, in der das Hochstift für nur jeweils kurze Zeitspannen von durchsetzungsfähigen Bischöfen regiert wurde, enstand der Wunsch nach einer Vervollständigung der sichtbaren geschichtlichen Zeugnisse. Man stellte anhand der Quellen fest, daß im südlichen Seitenschiff des Doms eine bischöfliche Grablege bestand, ohne daß Grabdenkmäler auf sie verweisen würden. Diejenigen, von denen sich der Begräbnisort zweifelsfrei ermitteln ließ, erhielten nun nach und nach beschriftete Gedenkplatten, doch wurde hierbei offenbar nicht chronologisch vorgegangen266). Die darstellungslose Gedenkplatte für Bischof Abraham († 992, Nr. 149, Abb. 88) war vermutlich ins Pflaster eingelassen und dürfte dem Ende des 15. Jahrhunderts angehören. Wohl schon gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts hatten die Bischöfe Heinrich von Tengling († 1137, Nr. 92, Abb. 61) und Friedrich von Montalban († 1282, Nr. 93) retrospektive Platten erhalten, die die Insignie ihres Amtes, den Bischofsstab, zeigen. Während sich das Formular der vorgenannten drei Bischofs-Gedenkplatten in dem für Freising üblichen Rahmen der Angabe von Regierungs- und Sterbedaten bewegt, weicht die Platte für die Bischöfe Gerold Judmann von Reichersdorf († 1231) und Konrad von Tölz († 1258) deutlich davon ab (Nr. 91, Abb. 62): Abgesehen von der Merkwürdigkeit, gleich zwei Bischöfen auf einer einzigen Platte zu gedenken, verwundert der Text für Bischof Gerold, denn nie zuvor wurde ein Bischof postum gerügt. Die Textgrundlage hierfür bildet eine kurze Bischofschronik aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, die wortwörtlich umgesetzt wurde. Dieselbe Quelle, bei der es sich um einen Nachtrag [Druckseite CXXXVII] zum vorhin schon erwähnten Kopialbuch des Conradus Sacrista handelt267), zitiert auch die Grabinschrift des 1324 verstorbenen Bischofs Johannes Wulfing (Nr. 150). Eine barocke Nachzeichnung dieses heute verlorenen Grabmals zeigt eine figurale Grabplatte mit Umschrift in Gotischer Minuskel. Da kaum vorstellbar ist, daß diese in Freising bereits im Jahre 1324 zur Anwendung gelangte, liegt wiederum ein restrospektiv geschaffenes Grabdenkmal vor, das nach Ausweis einiger Detailformen um die Mitte des 15. Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Die Textabschrift in vorgenannter Quelle gehört jedoch noch dem 14. Jahrhundert an. Vermutlich gab es also ein heute ebenfalls verlorenes, wohl bald nach dem Tod des Bischofs 1324 errichtetes erstes Grabdenkmal, das durch die spätere figurale Platte ersetzt wurde.

Für das 16. und frühe 17. Jahrhundert lassen sich kaum gesicherte Aussagen über den Umgang mit historischen Inschriftendenkmälern treffen. Eine Ausnahme bildet der sog. Semoser-Stein, der um 1160/70 für den Ministerialen Otto von Moosen angefertigt wurde (Nr. 11, Abb. 23). Die Randleiste der ursprünglich im Boden eingelassenen figuralen Platte war mit einer umlaufenden romanischen Majuskel versehen, doch wurde diese offenbar im Lauf der Zeit weitgehend abgetreten. Noch kurz bevor die Inschrift drohte unlesbar zu werden, ging man wohl unter Bischof Veit Adam – möglicherweise während der Domrenovierung 1621/24 – daran, sie unter Beibehaltung des vorherigen Inschriftentextes mit einem vermeintlich alten Alphabet zu überarbeiten, was aber zu einigen Ungeschicklichkeiten und inschriftenpaläographischen Mißverständnissen führte. Erst im 18. Jahrhundert fand die letzte Überarbeitung statt, als die linke obere Ecke ergänzt und neu beschriftet wurde.

Das romanische Domportal (Nr. 13, Abb. 21, 22) entstand wohl als einer der ersten Bauteile im Zuge des Wiederaufbaus nach dem verheerenden Brand von 1159. Während die Beischrift des linken Gewändereliefs, das Kaiser Friedrich Barbarossa und einen nicht näher bezeichneten Geistlichen zeigt, hinsichtlich ihrer Authentizität über jeden Zweifel erhaben ist, waren Beischrift und Relief auf der rechten Seite von jeher Bedenken ausgesetzt. Wie nun seit der letzten Befunduntersuchung bekannt ist, wurde das Portal mehrfach – zuletzt während der Domrestaurierung von 1621/24 – komplett abgebaut und wiederaufgebaut, und mit einiger Sicherheit kam es damals auch zum Austausch des rechten Reliefs. Anders als im Falle des Semoser-Steins wurde hier nicht versucht, die Buchstabenformen des Originals zu reproduzieren, vielmehr war der Steinmetz von der Absicht geleitet, die Inschrift nach damaligem Ermessen altertümlich erscheinen zu lassen – was zu Unvereinbarkeiten im Formenbestand und zu einer unausgewogenen Textaufteilung führte.

Das Vorhaben, mithilfe einer Inschrift geschichtliche Tradition und Kontinuität darzustellen, wurde wenige Jahre später, 1629, in der Stiftskirche St. Andreas auf ungleich subtilere Weise umgesetzt. In diesem Jahr wurde eine Steinplatte neu beschriftet und hinter dem Hochaltar angebracht, nachdem sie zuvor vom Chorboden erhoben worden war, wo sie die Grabstelle des als selig verehrten Batho seit der Erhebung seiner Gebeine im Jahre 1376 bedeckt hatte (Nr. 402, Abb. 134). Diese heute nur noch als Fragment erhaltene Platte läßt aufgrund des kapitalen Buchstabenbestandes, der Scriptura continua und des verwendeten Formulars an ein mittelalterliches Objekt denken, doch ist die neuzeitliche Entstehung der Inschrift mit Blick auf die Buchstabenformen deutlich. Ganz unabhängig von einer Vorlage wird also die formale Erscheinung und Konzeption eines hochmittelalterlichen Schriftbildes wiederaufgenommen und nachgeahmt, obwohl die Vorgänge, auf die sich die Gedenkinschrift bezieht, erst in den Jahren 1356 und 1517 stattgefunden haben, also zu einer Zeit, als beide – die Scriptura continua und das Formular – sich schon längst überlebt hatten.

Die Neu- und Nachschöpfung von historistischen Inschriften erlebte zweifelsohne ihren Höhepunkt zu Ende des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts unter Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing. Eckher, der bereits als junger Domkanoniker reges Interesse an Genealogie und Heraldik zeigte, legte noch während seiner Amtszeit als Dompropst eine umfangreiche bayerische Adelsgenealogie sowie mehrere Grabstein- und Wappenbücher an und betrieb seine Forschungen auch noch während der Zeit seines Bischofsamtes268). So müssen sämtliche Aktivitäten Bischof Eckhers und seiner unmittelbaren Umgebung vor dem Hintergrund seiner persönlichen genealogischen und historischen Interessen gesehen werden. Seine Absicht war in erster Linie die anschauliche Darstellung der Freisinger Geschichte, und zwar auf möglichst repräsentative Art und Weise, was u. a. auch die Rekonstruktion beschädigter Inschriftendenkmäler miteinschloß269).

So ließ Eckher im Jahre 1714 die Tumba für Bischof Konrad III. († 1322, Nr. 22, Abb. 2, 3), die sich im Chor der Stiftskirche St. Johannes Baptist befand, abbrechen, nach den Gebeinen graben und die [Druckseite CXXXVIII] schon damals stark beschädigte Deckplatte an der Westwand aufstellen. Zugleich wurden wesentliche Teile des Reliefbildes ergänzt, die gesamte Oberfläche farbig gefaßt und eine erläuternde Schrifttafel angebracht. Auch bei den beiden Grabplatten für Hiltprand Taufkircher zu Taufkirchen († 1403, Nr. 61, Abb. 49) und Wilhelm von Preysing († 1413, Nr. 64, Abb. 50), die auf Veranlassung von Eckher im Jahre 1716 im Kreuzgang aufgestellt wurden, nahm man umfängliche Ergänzungen bzw. Rekonstruktionen der figuralen Teile vor, wobei es einer genauen Befunduntersuchung vorbehalten bliebe zu klären, ob diese Platten ursprünglich überhaupt plastische Reliefs oder – wahrscheinlicher – nur Ritzzeichnungen besaßen. Eine kleinere inschriftliche Ergänzung Eckhers ist die Beischrift FUNDATOR CAPELLAE SANCTI THOMAE auf der Grabplatte für Bischof Abraham († 992, Nr. 149, Abb. 88), die im bewußten Gegensatz zur Gotischen Minuskel das Objekt „Grabplatte“ in seiner geschichtlichen Dimension für den Leser nachvollziehbar macht.

Ähnlich verhält es sich im Falle des sogenannten Hitto-Steins, der dem 12. Jahrhundert angehört und ein gerahmtes Stabkreuz zeigt270). Die auf den unteren zwei Dritteln der Rahmung angelegte Grabinschrift ist in einer weit gesetzten Kapitalis ausgeführt und mit Anfangs- und Endkreuzen versehen. Der äußeren Form nach versucht Eckher offensichtlich, das Erscheinungsbild einer Inschrift des 10. oder 11. Jahrhunderts zu imitieren. Andererseits ist der Stein zu diesem Zeitpunkt bereits erhoben und an der Wand angebracht und auch die Inschrift weist einen Denkmalcharakter aus, indem sie nicht auf Hitto verweist, sondern den Stein selbst – LAPIS SEPULCHRUM … OLIM TEGENS – in den Mittelpunkt rückt. Dies erscheint bemerkenswert, denn keine 100 Jahre zuvor wurden inschriftlose Grabplatten aus dem Dombereich gesammelt, um zu Stufen für die Chortreppe verarbeitet zu werden271).

Die Bedeutung von Inschriften im Eckherschen Freising wird auch am Umgang mit ihnen im Zuge von Renovierungsmaßnahmen deutlich. Im Falle der Tumba für Bischof Ellenhard († 1078, Nr. 24†, Abb. 148) erfuhr der Unterbau anläßlich der Öffnung des darunterliegenden Grabes im Jahre 1723 eine vollständige Erneuerung aus Rotmarmor, wobei die bischöfliche Verwaltung Anweisung gab, die figuralen Darstellungen und auch die Inschriften entsprechend dem Original zu rekonstruieren. Aus Nachzeichnungen ist bekannt, daß zwar der beschädigte linke Strebepfeiler an der Kopfseite eine Rekonstruktion erfuhr, die Inschrift jedoch gemäß ihrem fragmentarischen Zustand, d. h. als Gotische Majuskel mit diversen Fehlstellen wiederhergestellt wurde.

Bereits 1721 waren der marmorne Unterbau und die aus Sandstein gearbeitete, figurale Deckplatte des Hochgrabes für Bischof Erchanbert († 854, Nr. 17 (†), Abb. 24) grundlegend renoviert worden. Während der Unterbau mit Inschriftenkartuschen versehen wurde, welche Angaben zur Renovierung und zu den Lebensdaten Erchanberts enthielten, ersetzte man die Deckplatte durch eine Neuanfertigung. Die Umschrift ist in einer Gotischen Majuskel ausgeführt, deren Buchstabenformen eher noch auf das 13. als das 14. Jahrhundert verweisen, doch ist eine sehr lineare Buchstabenstruktur ohne jede Flächigkeit zu beobachten, dazu sind einige Details im 13. Jahrhundert so nicht vorstellbar. Dennoch erscheint bemerkenswert, daß in Freising um 1720 die in einer „altertümlichen“ Form ausgeführte Inschrift als Beleg für die Authentizität ihres Trägers angesehen wurde, ein Beleg, der, wenn wirklich eine Erneuerung notwendig wurde, unbedingt beibehalten werden sollte. Schrift wird also nicht nur inhaltlich wahrgenommen, vielmehr ist es jetzt auch ihre äußere Form, der man einen historischen Aussagewert zubilligt.

Die sehr ambitionierte Kopie einer spätmittelalterlichen Inschrift befindet sich am Chorgestühl des Doms (1484–1488, Nr. 134, Abb. 75–77). Dieses war 1621 zusammen mit dem Lettner teilweise abgebrochen worden, wobei es beiderseits um jeweils fünf Stallen verkürzt wurde. Bischof Eckher ließ nun, um die chronologische Ordnung der an den Rückwänden mit Schnitzreliefs dargestellten Bischofsreihe wiederherzustellen, Reliefs nachschnitzen und auch zwei der mit Beischriften versehenen Tafeln neu anfertigen und an vorhandene Ornament-Felder anstücken. Diese beiden Neuschöpfungen von der Hand des Hofbildhauers Franz Anton Mallet entsprechen weitgehend den Originalen, allenfalls in Details sind Unterschiede festzustellen, ebenso bei den Schlußornamenten. Ohne direkten Vergleich und die archivalischen Nachweise über die beschriebenen Vorgänge aber wäre eine Spätdatierung ins Jahr 1724 kaum in Betracht zu ziehen. Es geht nicht allein um eine Ergänzung der fehlenden Beischriften und ihre Angleichung an die vorhandenen Inschriften, die Inschrift wird jetzt ihrem formalen Aufbau nach erfaßt und für einen ebenfalls rekonstruierten Text verwendet. Damit wurde die über 100 Jahre vorhandene Lücke in der Bischofsreihe geschlossen, die Inschriften sind aufgrund ihres tatsächlichen oder vorgeblichen Alters Teil einer repräsentativen Selbstdarstellung der [Druckseite CXXXIX] Freisinger Geschichte geworden. Zu dieser Selbstdarstellung gehört auch die einst fast unübersehbare Zahl an Bodenplatten in Dom, Domkreuzgang und Benediktuskirche (Abb. 155), die Eckher mit den Lebensdaten der dort begrabenen Freisinger Kleriker versehen und ins Pflaster setzen ließ, letztlich Ergebnis seiner unermüdlichen bistumsgeschichtlichen Forschungen. Nach seinem Tod jedoch, also nach 1727, bricht die Tradition der retrosepktiven Inschriften ab, Geschichte findet von diesem Zeitpunkt an verstärkt und ausschließlich in Manuskripten und Druckwerken statt.

Als Hauptgrund für die Fülle des historisierenden Inschriftenmaterials wäre anzuführen, daß im Bistum Freising die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte von jeher einen zentralen Stellenwert besaß. Sie ist seit dem Traditionsbuch des Conradus Sacrista aus dem Jahre 1187 vor allem Bischofsgeschichte, eine sich ständig selber reproduzierende Vergewisserung der eigenen Existenz und aller damit verbundenen Rechtstitel, wobei dem Altertum der Inschriften besondere Beweiskraft zuerkannt wurde. Auslöser dieses unablässigen historischen Rückbezugs waren – wie zu vermuten ist – die Traumata, die Freising durch die gewaltsame Zerstörung der Öberföhringer Isarbrücke seitens Heinrichs des Löwen im Jahre 1156 und das furchtbare Brandunglück von 1159 erlitt. Auch wenn sich Freising zu Beginn des 14. Jahrhunderts die territoriale Unabhängigkeit gegenüber dem Herzogtum Bayern sichern konnte, so blieb das kleine Hochstift doch bis 1802 politisch bedeutungslos, wirtschaftlich schwach und militärisch nahezu ungeschützt. Seit den Tagen Heinrichs des Löwen sah sich Freising gegenüber dem ungleich größeren Nachbarn Bayern in der Defensive. Insbesondere war das Domkapitel, das eine juristisch eigenständige Körperschaft bildete, massivem Druck und Bestechungsversuchen ausgesetzt, wenn bei der anstehenden Neuwahl eines Bischofs dem Herzogshaus daran gelegen war, einen Wittelsbacher in Freising zu installieren. Der ständigen Gefahr, von Bayern annektiert zu werden, hatte das Hochstift nicht viel mehr als seine eigene geschichtliche Überlieferung entgegenzusetzen. Wenn also eine Bischofschronik nach der anderen – oft im Abstand von nur wenigen Jahren – entstand, die Grabdenkmälerfolge der Bischöfe „vervollständigt“, Grabplatten von Domherren rekonstruiert sowie Bau- und Gedenkinschriften erneuert wurden, so wäre es verkehrt, diese Maßnahmen isoliert voneinander zu sehen; vielmehr handelt es sich um eine historische Positionsbestimmung und Selbstvergewisserung. Inschriften in Freising sind Ausdruck einer umfassenderen Memoria posterorum, durch die die Geschichte dieses Kleinstaats tradiert und sein Existenzrecht untermauert wird, und sei es unter Zuhilfenahme historisierender epigraphischer Konstrukte.

Zitationshinweis:

DI 69, Stadt Freising, Einleitung (Sigmund Benker, Franz-Albrecht Bornschlegel, Ramona Epp, Walter Koch, Ingo Seufert), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di069m012e000.

  1. Deutinger, Matrikeln I 70–85, 89; Sighart, Dom; Kdm Obb II 349–362; Mitterwieser, Zubehör; Hartig, Stifte II 41–45; Abele/Lill, Dom; Benker, Dom im ersten Jahrtausend; Haas, Romanischer Bau; Weber, Neugestaltung; Schwaiger, Stille Jahre; Alckens, Freising 41–55; Benker, Dom und Domberg; Branca/Gottsmann/Wimmer, Baugeschichte; Haas, Romanischer Dom; Ramisch, Freisinger Dom; Weber, Dom 17. Jahrhundert; Steiner, Kostbare Erneuerung; Bauer/Büttner/Rupprecht, Corpus Deckenmalerei Freising. »
  2. Benker, Dom im ersten Jahrtausend 35. »
  3. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 28 prod. 30; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 383. »
  4. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 28 prod. 83. »
  5. Vgl. Schwaiger, Stille Jahre 255. »
  6. Schlecht, Altäre 29f.; Benker, Dom im ersten Jahrtausend 35. »
  7. Neugestaltung Domkrypta; Blatner, Restaurierung Domkrypta. »
  8. Die Initialen ME an der Deckplatte des Kapitells der zweiten Stütze der südlichen Reihe stammen – wie das gesamte Kapitell – aus dem 19. Jahrhundert. »
  9. Benker, Dom im ersten Jahrtausend 37. »
  10. Zu den Altären im Freisinger Dom sind grundlegend: Deutinger, Matrikeln I 70–85; Schlecht, Altäre; Weber, Neugestaltung 163–191; Götz, Kunst in Freising 286–289. »
  11. An der westlichen Außenseite des Sarkophags befindet sich folgende Inschrift der Eckher-Zeit: TVMBA . S. CORBINIANI / PRIMI EPISCOPI & FUN:/DATORIS ECCLESIAE FRI:/SINGENSIS OBYT VIII SE:/PTEMBRIS A(NN)o D(OMI)NI DCCXXX, vgl. AEM H 8a p. 33, AEM H 76 p. 340, AEM H 464 fol. 8r, Heckenstaller, Dissertatio 26. Darunter war bis zur Renovierung der Krypta 1957 eine Tafel mit folgendem Text angebracht: Tvmba . S. CORBINIANI Primi . Episcopi & FUNDATORIS . / Ecclesiae Frisingensis Obiit VIII. Septembris . A(nn)o Domini DCCXXX. / Interiptionem hanc illa prioris Lapidis Vetustate Plurimum exesa / Renovari, & huic novae tabulae incidi jussit / Rev(erendissimus) ac Cels(issi)mus D(ominus) D(ominus) LUDOVICUS JOSEPHUS S(ACRAE) R(OMANI) I(MPERII) PRINCEPS. / Et Episcopus Frisingensis, LIX. A(nn)o Domini MDCCLXXI (Transkription nach einer Fotografie von Lala Aufsberg in der Inschriften-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München). »
  12. Vgl. Schlecht, Inschriften II 59, 63f. Nr. 143, 144; Benker, Dom im ersten Jahrtausend 40f. Die Inschrift des gebrochenen und ehemals mit Eisenklammern gesicherten Steins lautet: + LAPIS. SEPVLCHRVM / HITTONIS. EP(ISCOP)I / OLIM TEGENS +, s. AEM H 482a p. 1103, BSB Cgm 1718 11 nach p. 564, AEM H 465 fol. 292v, AEM H 8a p. 33, p. 304, AEM H 464 fol. 9r; HVO Ms. 318 fol. 11r, AEM H 61 p. 1103; Glaser, Grabsteinbuch 302f. Nr. 14. »
  13. Die ursprüngliche Anordnung zeigt der Bodenplan von Heckenstaller in AEM H 76 p. 298; vgl. Benker, Dom im ersten Jahrtausend 35–38. »
  14. Kdm Obb II 362f.; Mitterwieser, Zubehör 53–56, 92; Abele/Lill, Dom 51f.; Ramisch, Domsakristei. »
  15. BayHStA Domkapitel Freising Urkunde Nr. 260, 1352 März 5; Hoheneicher, Spicilegium 3, 279f. Nr. XIII. »
  16. Mitterwieser, Zubehör 68. »
  17. Diese Platten betreffen Arnold von Massenhausen († 1330), Hiltprand von Kammer († 1426), Joachim von Wemding († 1585), Johann Konrad Wagner († 1645), Johann Anton Gassner († 1645), Bischof Veit Adam von Gepeckh († 1651), außerdem finden sich hier mehrere Platten für Verstorbene außerhalb des Erfassungszeitraums. »
  18. Deutinger, Matrikeln I 88f.; Kdm Obb II 363–370; Schlecht, Inschriften III, V; Mitterwieser, Zubehör 75–80; Abele/Lill, Dom 53–57, 59–61; Mayr, Grab-Stein erheben 44f.; Steiner, Kreuzgang; Bauer/Büttner/Rupprecht, Corpus Deckenmalerei Freising 133–148. »
  19. Vgl. Verzeichnis Domkreuzgang. »
  20. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 60v; Bauer/Büttner/Rupprecht, Corpus Deckenmalerei Freising 145f. »
  21. Mitterwieser, Zubehör 76. »
  22. BSB Cgm 2268 II p. 901. »
  23. AEM L 122 prod. 8; BayHStA HL 3 Fasz. 155/6; Götz, Kunst in Freising 42; Bauer/Büttner/Rupprecht, Corpus Deckenmalerei Freising 133f. »
  24. Hofkammerprotokolle, 1716 Januar 4: Seind den 2.ten dis zuvor Zwischen der hochfürstlichen alhiesigen HofCammer, dan Johann Zimmermann Burger und Stukhator: auch Mahlern der ohrten wegen heüer Ausmachung des Creüzgangs bey dem Thumb, und der sich hirin befindtente zwey neüen Capellen, auch der zwey Nebengäng bey St. Benedict zwey gleichlauttente Spalt zetln vfgericht: und gefertigter gegeneinander ausgewechselet worden, s. BayHStA HL 3 Fasz. 68/2. »
  25. Hager, Johann Zimmermann 427. »
  26. Die Beischrift lautet: JO(HANN) FRANCISCVS E(PISCO)PVS FRISINGENSIS / S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) PRINCEPS 1716; vgl. Bauer/Büttner/Rupprecht, Corpus Deckenmalerei Freising 140. »
  27. Meichelbeck, Chronica 330f. »
  28. Prechtl, Heiliges Geistspital 2. »
  29. Die Grabdenkmäler für Kanoniker von St. Andreas, für Weihbischof Johannes Frey (Nr. 117) und für Kanzler Markus Tatius Alpinus (Nr. 273) kamen – wie bereits erwähnt – erst um 1901 hinzu. »
  30. Zu diesem s. Hubensteiner, Geistliche Stadt 153; Götz, Grabdenkmäler 63. »
  31. Meichelbeck, Chronica 359; vgl. auch Bauer/Büttner/Rupprecht, Corpus Deckenmalerei Freising 147f. »
  32. Deutinger, Matrikeln I 86–88; Kdm Obb 370–372; Schlecht, Inschriften IV; Mitterwieser, Zubehör 73–75; Gschwind, Benediktuskirche; Zanker, Hornpeck-Fenster; Zanker, Benediktuskirche; Abele/Lill, Dom 57–59; Benker, Dom im ersten Jahrtausend 14–16; Ramisch, Benediktuskirche; Bauer/Büttner/Rupprecht, Corpus Deckenmalerei Freising 149–159. »
  33. BSB Oefeleana 10 IV p. 203, 212. »
  34. BayHStA HL Freising Nr. 594 p. 183, 191. Auf einer Säulenplatte des Barbaraaltars findet sich die mit Bleistift geschriebene Künstlerinschrift Der M(eister) Tobias Schirdtl hat in gemacht anno 1690, daneben Renofirt bey Meister Petz – von Graf und Lechner im November 1839, s. Zanker, Benediktuskirche Nr. 3, 12. »
  35. BayHStA HL Freising Nr. 592 p. 66. »
  36. Der Nachweis hierüber in BayHStA HL 3 Fasz. 68/2. »
  37. AEM H 58 p. 42; BSB Oefeleana 10 Tom. IV p. 209; AEM H 59 p. 49; AEM H 60 p. 72; AEM H 61 p. 57; AEM H 76 p. 297, 321; Bugniet, Versuch 67: Otto a Machslrain. Decan(us) huius Eccl(esiae) fundat(or) et restaurator ob(iit) III. Mar(tii) MCCCXXXXVII. Dagegen bei AEM H 58 p. 42: Otto de Machslrein . Decan(us) Praep(ositus) Mosburg(ensis) et Vicar(ius) gen(eralis) O(biit) A(nn)o 1347. 3 Martii»
  38. AEM H 76 p. 297. »
  39. Vgl. Inscriptiones Monumentis et lapidibus sepulchralibus in et extra Ecclesiam cathedralem frisingensem incisae von Bugniet des Croisettes, in AEM H 76 p. 303–340. »
  40. Vgl. die Wappenblätter in AEM H 482a und ebd. p. 1089–1160; BSB Cgm 1718; AEM H 465; AEM H 64 p. 379–390, 620–640; HVF U XI 12 p. 73–78; Schlecht, Inschriften VI 127–132. »
  41. BayHStA Domkapitel Freising Urkunde Nr. 217. »
  42. Franz Graf von Törring schreibt am 8. August 1794 an die Hofkammer, viele Grabplatten seien wegen dem ungehobelten Betragen der langsamen aber doch unachtsamen Zimmerleuthe ruinirt worden. Vorbeygehende Fremde welche den Dom sehen, argern sich an der entunehrung dieser Grabsteine, s. BayHStA, HL 3 Fasz 155 Nr. 15. Eine beigefügte Liste nennt die Platten für Nikolaus von Gumppenberg († 1443), Nikolaus Schlegl († 1461) und Adam von Berwang († 1585). »
  43. Prechtl, Heiliges Geistspital 2. »
  44. Wernhard von Kochenheim († 1357), Dietmar Feurer († 1374), Friedrich Stauthamer († 1436), Leonhard Friesinger († 1437), Joachim von Nußdorf († 1456), Johannes Türndl († 1457), Paul Numar († 1471), Konrad Aichelstain († 1488), Vincenz Schrenck († 1499), Konrad vom Stain († 1503), Tristram von Nußberg († 1518), Sigismund Sänftl († 1519), Ulrich Hacker († 1610), Johann Christoph Herwart, († 1619). Die Inschrift einer weiteren, heute halbierten Platte, die in der Nordwestecke des nördlichen Seitenschiffs unmittelbar vor dem Gitter liegt, ist nicht mehr lesbar; vgl. Schlecht, Inschriften IV 109–113. »
  45. Franz von Preysing († 1395), Wilhelm von Preysing († 1413). In der Gruft befinden sich außerdem acht Platten aus dem Zeitraum von 1685–1766, darunter vier Platten für Mitglieder der Familie Eckher. »
  46. Zu den Inschriften außerhalb des Erfassungszeitraums s. Schlecht, Inschriften IV 92–109. »
  47. Deutinger, Matrikeln I 92–100; Prechtl, St. Andreas; Kdm Obb II 373; Schlecht, Stiftskirche; Schlecht, Inventar; Hartig, Stifte II 55–59; Maß, Entbehrlichste Kirche; Keil, Ende 302–328; Pfister, Freising-St. Andreas; Götz, Freising um 1800, 18f. »
  48. Diese haben sich in der Staatsbibliothek in Bamberg (Lit. 2 Ed. III, 11), in der Biblioteca Marciana in Venedig (cl. L. D. IX m 4) und in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Clm 6831, 6832) erhalten. »
  49. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 40 prod. 4. »
  50. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 1; Schlecht, Inventar. »
  51. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 2. »
  52. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 4. »
  53. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 677 prod. 3; AEM H 49 fol. 113r»
  54. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 11. »
  55. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 6. »
  56. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 8. »
  57. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 24; BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 19. »
  58. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 35; BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 20. »
  59. AEM H 118 p. 475, 482; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 389f.; Scheuerl, Geschichtskalender Nr. 2, 1. »
  60. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 45, 47. »
  61. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 57. »
  62. Bereits am 25. Januar 1804 hatte Steinmetz Max Einsele eine Vorschußzahlung über 1000 fl. für die Abbrucharbeiten an St. Andreas erhalten, eine weitere über 700 fl. am 7. März 1804 wegen fortgesezter Abbrechung, s. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 48, 56. »
  63. Im Stadtplan von 1810 fehlt die Kapelle bereits, s. Götz, Freising um 1800 14f. »
  64. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 677 prod. 3, 8. »
  65. Vgl. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 53, 54. »
  66. Vgl. den Eintrag zu Nr. 327† bei HVO Ms. 318 fol. 93r»
  67. Scheuerl, Geschichtskalender Nr. 3, 6. Danach fand am 6. August 1813 in der bischöflichen Residenz eine Versteigerung statt, wo die wertvollsten Ölgemälde um 3–4 Gulden verkauft wurden»
  68. HVO Ms. 318 fol. 93r (bei Nr. 327†). »
  69. Ein von Frey in HVO Ms. 318 abgezeichnetes und koloriertes Gemälde-Epitaph außerhalb des Erfassungszeitraums betrifft den Stiftsherrn Kaspar Goppelzrieder († 1663; fol. 96r). »
  70. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 57. »
  71. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 39. »
  72. Laut einigen Artikeln im Freisinger Wochenblatt (Nr. 9, 25. Dezember 1803; Nr. 1, 1. Januar 1804) seien die Grabsteine für Stiftskanoniker Kosmas Damian Scheiffele (irrig: Schleifer) († 1710), Stiftsdekan Philipp Nerius Deichstetter († 1695), Stiftsdekan Johann Georg Kaiser († 1792), Brauverwalter Marquart und andere ausgebrochen und verbracht worden. Das Generalkommissariat ordnete am 5. Januar 1804 an, hierzu den Küster zu vernehmen, s. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 37; vgl. auch BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 38, 39 und BayHStA HL 3 Fasz. 206 Nr. 12½. »
  73. Prechtl, St. Andreas 107. »
  74. Brenninger, Verscholle Grabdenkmäler 336. »
  75. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 45, 47, 53. »
  76. AEM H 131 p. 9; AEM H 118 p. 485; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 385; Feuchtner/Koschade, Kirchen und Kapellen 137. »
  77. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 37. »
  78. Brenninger, Verschollene Grabdenkmäler. »
  79. Brenninger, Wiederentdeckungen 30. »
  80. Der Verf. hatte Gelegenheit, im Sommer 2009 Depots und Eingangsinventare des Bayerischen Nationalmuseums in bezug auf Grabdenkmäler einzusehen. Dabei war festzustellen, daß die Freisinger Provenienz in den Eingangsinventaren meist gar nicht vermerkt war und sich diese nur anhand der Namensangabe bestimmen ließ, wobei eine Identifizierung und Provenienzbestimmung der fraglichen Stücke außerhalb des Erfassungszeitraums aus Zeitgründen nicht möglich war. Es ist aber anzunehmen, daß der Großteil dieser Freisinger Grabdenkmäler aus den Stiftskirchen stammt. »
  81. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 54, 55. »
  82. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 53. »
  83. Die von Frey in HVO Ms. 318 dokumentierten, heute fehlenden Steine außerhalb des Erfassungszeitraums betreffen die Stiftskanoniker Georg Rudolf († 1680, fol. 108r), Christoph Pöle († 1687, fol. 108r), Franz Lindtmayr († 1750, fol. 91r), Caspar Andreas Sebastian Haas († 1753, fol. 92r) sowie die Stiftsdekane Andreas Pfalzgraff († 1687, fol. 107r) und Johann Joseph Sebastian Plazidus von Maralt († 1760, fol. 92r), dazu ein nicht näher bestimmbares Fragment aus dem 18. Jahrhundert (fol. 92r). »
  84. Deutinger, Matrikeln I 91; Bauer, Peterskapelle; Keil, Ende 360–363; Pfister, St. Peter. »
  85. Maß/Benker, Ansichten 46f. Nr. 45b. »
  86. Maß/Benker, Ansichten 45f. Nr. 44; Pfister, St. Peter 142. »
  87. AEM H 255 p. 99–103; BayHStA HL Freising Nr. 592; BayHStA HL Freising Nr. 594. »
  88. AEM H 49 fol. 89v»
  89. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 39 prod. 2 und ad prod. 2. »
  90. Deutinger, Matrikeln I 105–108; Kdm Obb II 372f.; Hartig, Stifte II 81–84; Keil, Ende 344–354; Pfister, Freising-St. Johann Baptist. »
  91. Meichelbeck, Chronica 203. »
  92. Maß/Benker, Ansichten 38f. Nr. 35. »
  93. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 40 prod. 4. »
  94. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 232 prod. 5. »
  95. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 232 prod. 1. »
  96. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 232 prod. 10. »
  97. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 175 prod. 58. »
  98. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 232 prod. 3. »
  99. Deutinger, Matrikeln I 100–105; Prechtl, St. Veit; Hartig, Stifte II 45–49; Maß/Benker, Ansichten 89f.; Keil, Ende 328–343; Pfister, Freising–St. Veit; Feuchtner/Koschade, Kirchen und Kapellen 152–155. »
  100. BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 9 p. 449. »
  101. BayHStA KL Freising – St. Veit Nr. 9 p. 449. »
  102. Deutinger, Matrikeln I 101f.; vgl. AEM H 490 p. 581. »
  103. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 40 prod. 4; vgl. Keil, Ende 338. »
  104. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 4. »
  105. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 677 prod. 6; AEM H 49 fol. 102v; Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 385. »
  106. AEM H 49 fol. 108v»
  107. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 4. »
  108. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 219 prod. 2. »
  109. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 16. »
  110. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 19. »
  111. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 20. »
  112. HVO Ms. 318 fol. 106r»
  113. AEM H 408 p. 709. »
  114. Scheuerl, Geschichtskalender Nr. 2, 1. »
  115. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 3. »
  116. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 4 p. 65. »
  117. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 219 prod. 2. »
  118. Vgl. HVO Ms. 318 fol. 106r»
  119. Brenninger, Verschollene Grabdenkmäler 337. »
  120. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 3; vgl. Einleitung XL»
  121. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 219 prod. 2. »
  122. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 221 prod. 3; vgl. Einleitung CXXVII»
  123. BayHStA Generalkommissariat Freising u. Mühldorf Nr. 219 prod. 2. »
  124. Deutinger, Matrikeln I 190–192; Gentner, Weihenstephan; Staber, Veit Arnpeck; Uhl, Benediktinerkloster Weihenstephan; Kaiser, Weihenstephan; Gleixner, Rekonstruktion. »
  125. BayHStA Lokalkommission Weihenstephan Nr. 14, Zeitungsanzeige vom 5. August 1803; BayHStA Lokalkommission Weihenstephan Nr. 22 prod. 80. »
  126. Scheuerl, Geschichtskalender Nr. 2, 2. »
  127. BayHStA Lokalkommission Weihenstephan Nr. 22 prod. 28. »
  128. Maß/Benker, Ansichten 22 Nr. 19, 50 Nr. 48, 79 Nr. 82; Götz, Freising um 1800, 28f. »
  129. BayHStA, Lokalkommission Weihenstephan Nr. 22 prod. 24, 1803 Dezember 18. »
  130. AEM B 1499 p. 97; Gleixner, Rekonstruktion 98. Da dieses Denkmal von Oefele nicht berücksichtigt wurde, jedoch bei Licklederer erwähnt ist, dürfte es erst nach 1734 entstanden sein. »
  131. Deutinger, Matrikeln I 291–297; Prechtl, St. Georg; Kdm Obb II 373–376; Weißauer, St. Georg; Hofmann, Stadtpfarrkirche St. Georg; Hofmann, Dokumente St. Georg; Brugger/Goerge, St. Georg; Feiler, St. Georg. »
  132. Scheuerl, Geschichtskalender Nr. 3, 8. Maurus Debler nennt als Tag der Vereinigung der drei Pfarreien den 3. Dezember 1823. »
  133. Diese waren nach den Schmidtschen Matrikeln im Jahre 1739: Altar der 9 Monate der hl. Jungfrau Maria; Gefangennahme Christi; St. Prosper Martyr; St. Felix Martyr; St. Elisabeth oder Mariä Heimsuchung; Schutzengel; St. Maria und 14 Nothelfer; St. Anna; Hl. Jungfrau Maria; St. Sebastian, Ignaz und Franz Xaver, s. Deutinger, Matrikeln I 291–297. »
  134. Die Kirchenfenster wurden 1682, 1736, 1850/66, 1955 und 2000/01 erneuert; vgl. Prechtl, St. Georg 82; Hofmann, Dokumente St. Georg Nr. 6, 1; Nr. 7, 3. »
  135. Deutinger, Matrikeln I 300f.; Kdm Obb II 376f.; Brugger/Goerge, St. Georg 15–18; Dehio Obb 320. »
  136. Deutinger, Matrikeln I 202f.; Prechtl, Neustift (Tagblatt); Prechtl, Neustift; Kdm Obb II 424f.; Schlamp, Praemonstratenser; Scheuerl, Neustift; Busley, Neustift; Benker, Ansichten 28f.; Goerge, Neustift; Benker, Neustift; Dehio Obb 321–323; Lehrmann, Neustift; Goerge, Landratsamt; Lehrmann, Prächtige Kaserne. »
  137. Deutinger, Matrikeln I 223f.; Franziskanerkloster Freising 1610–1803; Alckens, Freisinger Franziskanerkloster; Maß/Benker, Ansichten 61, 63; Götz, Freising um 1800 22f. »
  138. Kdm Obb II 378–380; Dehio Obb 315f.; Loos/Notter, Residenz Freising. »
  139. Benker, Schloß 170; Dehio Obb 316. »
  140. Deutinger, Matrikeln I 297f.; Kdm Obb II 391f.; Dehio Obb 15. »
  141. Deutinger, Matrikeln I 328; Kdm Obb II 432f.; Hartig, Tüntenhausen 1f.; Dehio Obb 1190. »
  142. Zu Conradus Sacrista (geb. ca. 1140/45, gest. bald nach 1216) s. Wild, Conradus Sacrista 29–31. »
  143. Zu Veit Arnpeck (geb. um 1435/40, gest. 1495) s. Leidinger, Veit Arnpeck VI–XII. »
  144. Zu Wiguleus Hundt (geb. 26. Juli 1514, gest. 18. Februar 1588) s. Lexikon LMU I 195. »
  145. Zu Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (geb. 16. Oktober 1649, gest. 23. Februar 1727) s. Meichelbeck, Chronica 306–310; Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 418–422, 498. »
  146. Zu Johann Michael Wilhelm von Prey zu Straßkirchen (geb. 1690 in Deggendorf, gest. 1747) s. Hubensteiner, Geistliche Stadt 150–152. »
  147. Zu P. Karl Meichelbeck (geb. 29. Mai 1669, gest. 2. April 1734) s. Alckens, Freising 128f. »
  148. Zu Joseph von Sedlmayr (geb. 1705, gest. 1778) s. Götz, Grabdenkmäler 68. Seine heute verlorene Grabplatte befand sich in der Franziskanerkirche, s. Anh. Nr. B19»
  149. Zu Ferdinand Wilhelm Frhr. von Bugniet des Croisettes (geb. 14. Dezember 1726, gest. 19. Dezember 1806) s. Götz, Firm- und Kirchweihreise 19–29. »
  150. Zu Ignaz Alois Frey (geb. 16. September 1752, gest. 25. Januar 1835) s. Feuchtner/Koschade, Frey 86–89. »
  151. Zu Joseph von Heckenstaller (geb. 15. Juli 1748, gest. 7. November 1832) s. Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 312–320. »
  152. Zu Johann Peter Beierlein (geb. 21. Dezember 1802, gest. 13. August 1878) s. Merzbacher, Beierlein 199f. »
  153. Anton Baumgärtner (geb. 1815, gest. 1871). »
  154. Zu Johann Baptist Prechtl (geb. 13. Februar 1813, gest. 20. Mai 1904) s. Benker, Prechtl VIf. »
  155. Zu Joseph Schlecht (geb. 16. Januar 1857, gest. 6. Mai 1925) s. Birkner, Schlecht 153–158. »
  156. Zu Joseph Anton Leopold Oefele (geb. 1714, gest. 5. September 1766) s. Pfister, Kollegiatstift ULF Kap. Personal 415. »
  157. Zu Franz Joseph Anton Schmidt (geb. 1688, gest. 16. April 1740) s. Prechtl, St. Andreas 100f. »
  158. Zu Franz Emmanuel Graf von Törring (geb. 7. Februar 1756, gest. 23. August 1828) s. Deutinger, Schulwesen 564; Keil, Ende 266; Götz, Grabdenkmäler 70. »
  159. Zu Benedikt Licklederer (geb. 15. Januar 1743, gest. 3. Februar 1794) s. Gentner, Weihenstephan 219, 233. »
  160. Ediert bei Deutinger, Viti Arnpeckhii 555–568. »
  161. Ediert bei Deutinger, Viti Arnpeckhii 473–554; Leidinger, Veit Arnpeck 847–914. »
  162. Die Inschriften der um 1699 gemalten Bischofsreihe im Fürstengang entsprechen zwar weitgehend den biographischen Texten der Chronik, doch wurden sie offenbar sämtlich im späten 19. Jahrhundert übermalt, der originale Wortlaut ist unsicher. Daher läßt sich derzeit nicht feststellen, ob die Texte der Bischofschronik den Beischriften der gemalten Bischofsreihe im Fürstengang folgen oder ob bei deren Restaurierung auf die Texte der Chronik zurückgegriffen wurde. »
  163. Es ist vorstellbar, daß es sich bei den drei Grabschriftenverzeichnissen um die Inschriftensammlung von St. Andreas handelt, die Heckenstaller in seinem Brief vom 5. Juli 1828 an Erzbischof Lothar Anselm erwähnt; s. Baumgärtner, Meichelbeck’s Geschichte 390. »
  164. Dazu merkt Bugniet an: die Grabstein von anderen in diesem Gotteshaus liegenden personen sind zum teil zwar noch vorhanden, iedoch nicht mehr kenntbar, und werden solchemnach nur die Nämen der begrabnen hier angefiehrt, wie sie in den dasigen Klosters Schriften aufgezeichnet sind. Es folgen dann acht Namen von Verstorbenen, ohne Datum, die in der Kirche selber begraben liegen, sowie fünf Namen von Verstorbenen, so auch vor den ChorAltar und der Stiegen gelegen seind, mit Datierungen 1655–1658. »
  165. Das Datum des 3. Februar 1762 findet sich auf p. 1028 und p. 1121. »
  166. Bischofs-Chronik, Vorwort 118. »
  167. Vgl. BSB Cgm 1716 Praepositi ad S. Petrum in monte Madronensi fol. 41v»
  168. Eine Ausnahme bildet die Grabinschrift für Erhard Weichser, die Eckher aus den Angaben bei Wiguleus Hundt irrig „rekonstruiert“, s. Anh. Nr. C2»
  169. Eine Edition der Freisinger Inschriften in BSB Cgm 2267 I, II findet sich bei Boegl, Frisingensia. »
  170. Die folgenden Angaben zur Entstehung der Bayrischen Adls Beschreibung beruhen auf Schrenck, Adelsgenealogie I–IX. »
  171. So weist die Edition von Hundt/Gewold bei Nr. 150† in Zeile 2 nur einmal das Wort bis auf, eine hier erstmals zu beobachtende Variante, die die Chronik BSB Cgm 5805 übernimmt. »
  172. Bischofs-Chronik, Vorwort 118. »
  173. Leidinger, Veit Arnpeck XXII. »
  174. Zu dieser Handschrift s. ausführlich Leidinger, Veit Arnpeck XIII–LXV. »
  175. Pez, Thesaurus III Viti Arnpeckhii Chronicon. »
  176. Vgl. Köstler, Beziehungen 70. »
  177. S. dazu Heilmaier, Handschrift. »
  178. Diese Handschrift wurde nicht im Original eingesehen. Die folgenden Angaben, die das HABW freundlicherweise zur Verfügung stellte, beruhen auf der vorläufigen Beschreibung durch Dr. Helmar Härtel. »
  179. Die Bände AEM H 475–479 bilden die sog. Wisheusche Sammlung, doch sind in ihnen nicht die Inschriftenkopialen enthalten, auf die sich Prechtl bezieht. AEM H 131 kommt als Vorlage wohl ebenso wenig in Betracht. »
  180. Eine genaue Beschreibung der Handschrift bei Schwab, Buch von 21 Lagen. »
  181. S. Jahres-Bericht des historischen Vereines von Oberbayern 42/43 (1881) 98. »
  182. Vgl. dazu ausführlich Glaser, Beobachtungen 255–257. »
  183. Vgl. Glaser, Beobachtungen 256–258. »
  184. Glaser, Beobachtungen 261f. »
  185. Im Gegensatz dazu Glaser, Verhältnis. »
  186. Hierzu allgemein s. Ryue, Inschriften in der Überlieferung. »
  187. Dies trifft zumindest nicht auf das Gemälde-Epitaph Nr. 268 zu, das sich heute in Regensburg befindet. »
  188. Zitiert nach Glaser, Grabsteinbuch 306. »
  189. Diese Handschrift wurde nicht im Original eingesehen. Die Beschreibung folgt Pörtner, Gedichte 1–19. »
  190. Benker, Korbinian im Bilde 163. »
  191. Kdm Obb II Taf. 42. »
  192. Halm, Studien II 143. »
  193. Die Abschnitte zur Romanischen und Gotischen Majuskel sowie zur Frühhumanistischen Kapitalis und zur Kapitalis wurden von Franz-Albrecht Bornschlegel verfaßt, die restlichen Abschnitte von Ramona Epp. »
  194. Die in der Nachahmung der mittelalterlichen epigraphischen Schriften für die Zeit des Barock überaus beachtlichen Leistungen sind ein weiterer Beleg für das ausnehmende Traditions- und Geschichtsbewußtsein des Freisinger Domstifts. Eine Studie zu den historisierenden Inschriften des Freisinger Doms ist von dem Bearbeiter des vorliegenden Inschriftenbandes in Vorbereitung. »
  195. Im Gegensatz dazu wurde eine im Zuge der barocken Renovierungsarbeiten unter Bischof Eckher neu entdeckte, unbeschriftete Grabkreuzplatte des hohen Mittelalters dem Freisinger Bischof Hitto († 854) zugeordnet und mit einer zeitgenössischen Kapitalis erstbeschriftet. Sie fand keine Aufnahme in den Inschriftenkatalog. – Vgl. Glaser, Grabsteinbuch 302f. Nr. 14. »
  196. Die vorliegende schriftkundliche Untersuchung zur Romanischen und Gotischen Majuskel stützt sich mit Ausnahme der Katalognummern 14, 18 und 68 auf Vorarbeiten von Sabine Ryue, gelangt jedoch insbesondere in Nr. 11, 17, 29 zu einer anderen Bewertung; vgl. Ryue, Inschriften Freising, Teil 1, 23–29 und dies., Grabinschriften 29–43. »
  197. Zur Romanischen und Gotischen Majuskel siehe insbes. Koch, Paläographie 1–42; ders., Gotische Majuskel 225–247; Kloos, Einführung 123–132; Bornschlegel, Gotische Majuskel (im Druck) 203–235; ebenso die Einleitungskapitel der jüngeren DI-Bände. »
  198. Die zeitliche Einordnung dieser nicht bei Ryue, Inschriften Freising, erfaßten Fragmente erfolgt nach mündlicher Datierung Ryue. »
  199. Ryue, Inschriften Freising Nr. 30, folgt in der Datierung der Inschrift der älteren Forschungsmeinung, indem sie den zweiten Teil des überarbeiteten Todesjahres mit TR(I)C(ESI)MO, also dem Jahr 1330 auflöst; vgl. hierzu Bornschlegel, Epigraphische Überlegungen 123–126. »
  200. Kloos, Einführung 132. »
  201. Vgl. DI 25 (Lkr. Heidelberg) XLIII; DI 29 (Stadt Worms) LXI; DI 34 (Lkr. Bad Kreuznach) XLVI; DI 37 (Rems-Murr-Kreis) XLVf.; DI 43 (Rheingau-Taunus-Kreis) LXVII; DI 51 (Stadt Wiesbaden) XLIII; DI 67 (Stadt Passau) XXXVI»
  202. Insbesondere die beiden Nexus litterarum AU und CH im Familiennamen Schauch dokumentieren die Not des Steinmetzen, Vor- und Nachname der verstorbenen Person auf der Schmalseite der umlaufenden Schriftleiste unterzubringen. »
  203. AN, AP, AU, EL, ER»
  204. Datum irrig, vgl. Nr. 92, Abb. 61. »
  205. Vgl. unten und Ryue, Inschriften Freising, Teil 1, 39. »
  206. Ryue, Inschriften Freising 39f.: Bei den zehn zugewiesenen Grabplatten handelt es sich um folgende Inschriften für: Eglolph von Hornpeck († 1418, Nr. 66), Johannes Ebran von Wildenberg († 1420, Nr. 67), Hiltprand von Kammer († 1426, Nr. 73), Heinrich Judmann († 1436, Nr. 78), Friedrich Stauthamer († 1436, Nr. 80), Erhard Ottenhofer († 1442, Nr. 84, Abb. 59), Kaspar von Seiboltsdorf († 1444, Nr. 87), Diepold von Aichberg († 1447, Nr. 88), Dionysius Abtesmüller († 1448, Nr. 89) und Johannes Türndl († 1457, Nr. 101). Darüber hinaus geht sie davon aus, daß die Weiheinschrift in der Benediktuskirche (Nr. 94) und die drei eingangs bereits genannten Gedenkplatten für Freisinger Bischöfe (Nr. 92, Abb. 61, Nr. 93 und Nr. 149, Abb. 88) möglicherweise von der selben Werkstatt stammen. Obwohl zwei von diesen Platten, die für Heinrich Judmann und die für Friedrich Stauthamer, offenbar dasselbe Steinmetz- bzw. Meisterzeichen aufweisen (vgl. Nr. 78 und 80), kann die Werkstatt bislang nicht identifiziert werden. »
  207. Vgl. Gegenüberstellung bei Liedke, Franz Sickinger 43 (Abb. 38 und 39): leider ohne nähere Ausführungen; vgl. genauer auch Kommentar in der Katalognummer. »
  208. Halm, Studien I 86f., Abb. 75, 76. »
  209. Vgl. hierzu Liedke, Haldner v.a. Werkkatalog ab 161; Ryue, Inschriften Freising 41–43. Es handelt sich um folgende meist figurale Grabplatten für: Nikolaus von Gumppenberg († 1443, Nr. 86, Abb. 60), Johann III. Grünwalder († 1452, Nr. 95, Abb. 63), Wigislaus von Rorbeck († 1456, Nr. 100; nur von Ryue zugewiesen), Johannes Türndl († 1457, Nr. 101; von Liedke Haldner zugewiesen, von Ryue einer unbekannten Werkstatt zugeordnet), Nikolaus Schlegel († 1461, Nr. 103), Johannes von Aresing († 1463, Nr. 105, Abb. 66), Johannes von Muggenthal († 1477, Nr. 119), Johannes Frey († 1477, Nr. 117, Abb. 69), Johannes Simon († 1479, Nr. 121; von Liedke Hans Haldner zugewiesen, Ryue konstatiert Unterschiede in der Schrift), Heinrich von Baruth († 1481, Nr. 126, Abb. 71; von Liedke Hans Haldner zugewiesen, Ryue konstatiert Unterschiede in der Schrift), Kaspar Schmidhauser († 1485, Nr. 132), Abraham († 992, Nr. 149, Abb. 88; nur von Ryue zugewiesen) und Jakob Rudolf († 1525, Nr. 187; nur von Ryue zugewiesen). »
  210. Vgl. an dieser Stelle zu den Buchstabenformen bei Haldner auch Detailansichten der Inschrift(en) auf dem spätmittelalterlichen Grabmal für Ludwig den Bayern in der Münchner Frauenkirche in Hundemer, Grabplatte 94ff. »
  211. Hierauf hat bereits Ryue verwiesen, vgl. oben. »
  212. Liedke verweist auf den Einfluß der Haldner-Werkstätte, vgl. hierzu Liedke, Haldner 148. »
  213. Vgl. Ryue, Inschriften Freising 43f.: sie weist hier folgende Inschriften einer unbekannten Werkstätte zu: für den Domherrn Johannes Tumberger († 1469, Nr. 106), für den Domherrn Leonhard Zeller († 1472, Nr. 110) und für den Stiftspropst Johannes von Pienzenau († 1479, Nr. 122). »
  214. Ein ähnliches Phänomen konnte bei den Inschriften der Stadt Passau beobachtet werden, wo sich in den Jahren um 1500 eine Gruppe festmachen läßt, die vergleichbare „Basisstriche“ aufweist und die möglicherweise mit der Werkstatt Jörg Gartners zusammenhängt, vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf. »
  215. Liedke, Haldner 162. »
  216. Am Ende der Umschrift befindet sich ein Zeichen, von dem nicht sicher ist, ob es sich um eine Meistermarke handelt, vgl. Nr. 98. Da bislang nicht einmal die Bedeutung ganz geklärt werden konnte, kann über dieses Zeichen auch keine Zuweisung vorgenommen werden. »
  217. Liedke, Hanns Peurlin 97. »
  218. Vgl. hierzu Liedke, Hanns Peurlin und Ryue, Inschriften Freising 44–46. Es werden folgende Objekte Hans Beierlein d. Mittleren (bzw. seiner Werkstatt) zugeschrieben: die figurale Grabplatte für den Bischof Sixtus von Tannberg († 1495, Nr. 143, Abb. 74; Liedke, Hanns Peurlin 136f.; Ryue, Inschriften Freising 44; auch Halm, Studien I 110), die figurale Grabplatte für Markus Hörlin (um 1500–1507; Nr. 157, Abb. 94; Liedke, Hanns Peurlin 139; Ryue, Inschriften Freising 44), die figurale Grabplatte für Johann von Lamberg († 1505, Nr. 156, Abb. 95; Liedke, Hanns Peurlin 139; Ryue, Inschriften Freising 44; auch Halm, Studien I 126) und die figurale Grabplatte für Johannes Schrenck († 1510, Nr. 160, Abb. 93; Liedke, Hanns Peurlin 139; Ryue, Inschriften Freising 44). Ryue führt noch weitere Stücke an: die figurale Grabplatte für Tristram von Nußberg (vor 1518, Nr. 175; Ryue, Inschriften Freising 44), die figurale Grabplatte für Rupert Auer von Pullach († 1520, Nr. 180; Ryue, Inschriften Freising 44) und die figurale Grabplatte für Michael Fischer (vor 1541; Nr. 208; Ryue, Inschriften Freising 44). »
  219. Vgl. Liedke, Hanns Peurlin 137; auch Halm, Studien I 110. »
  220. Vgl. hierzu Liedke, Rottaler und Ryue, Inschriften Freising 46f. Zugeschrieben wurden hier von Liedke folgende Objekte: der sog. Marolt-Altar (1513; Nr. 165, Abb. 96; Liedke, Rottaler 347f.; auch Halm, Studien II, v.a. 124), das Epitaph für Wolfgang Wirsing (1515; Nr. 169, Abb. 97; Liedke, Rottaler 348; auch Halm, Studien II 129), das Epitaph für Peter Schaffmannsberger (1516; Nr. 171, Abb. 100; Liedke, Rottaler 348f.; auch Halm, Studien II 129), das (nur noch in Photographie überlieferte) Epitaph für Balthasar und Anna Hugendorfer (1517, 1525; Nr. 188†, Abb. 104; Liedke, Rottaler 349; auch Halm, Studien II 145f.), das (kopial überlieferte) Grabmal für Warmund und Elisabeth von Fraunberg (1517, 1526; Nr. 172†; Liedke, Rottaler 349f.), die figurale Grabplatte für Georg Auer von Pullach (1518; Nr. 176; Liedke, Rottaler 351), die Bauinschrift an der fürstbischöflichen Residenz, in Kapitalis ausgeführt (1519; Nr. 178 (Abb. 98) vgl. Schriftkapitel zur Kapitalis; Liedke, Rottaler 351f.), die figurale Grabplatte für Peter Kalbsor (1521; Nr. 184, Abb. 103; Liedke, Rottaler 353f.; auch Halm, Studien II 126), das Grabmal für Paul Lang von Wellenburg (1521; Nr. 183, Abb. 102; Liedke, Rottaler 355f.; auch Halm, Studien II 130). »
  221. Zu nennen wären hier Nr. 107, 135 und 141 (Abb. 80, 86). »
  222. Vgl. DI 5 (München) XXIII und Nr. 80, 81, 97»
  223. Zur Frühhumanistischen Kapitalis vgl. Neumüllers-Klauser, Epigraphische Schriften 315–328; Koch, Frühhumanistische Kapitalis 337–345; Koch, 15. Jahrhundert 596 ff. »
  224. Die Tafeln befinden sich heute im „Kirchensaal“ zur Altbayerischen Malerei und Skulptur um 1500 (Raum 15) des Bayerischen Nationalmuseums München. »
  225. Zur Begriffsbestimmung der „frühhumanistischen Schrift“ und der „Frühhumanistischen Kapitalis“ s. Koch, Frühhumanistische Kapitalis 337; Ders., Epigraphische Vielfalt 373; Ders., Variationsfreudige Majuskel 621–640. »
  226. Während die Kapitalis in Augsburg bereits seit 1484 in kontinuierlicher Folge überliefert ist und ab 1496 erstmals in den reinen Formen der Renaissance-Kapitalis erscheint, zeigt sich die erste Kapitalis in München nahezu zeitgleich mit der frühesten Freisinger Kapitalis um 1510. Sowohl in ihrer Verwendung als Bildbeischrift wie auch in ihrer dünnstrichigen Ausführung und dem tastenden Versuch, klassische Formen zu integrieren, besteht eine große Nähe zu der Freisinger Inschrift von 1513. In Freising wie in München wird man die Kapitalis als selbständige Inschrift erst Jahre später – in Freising 1519, in München um 1525 – einsetzen. Vgl. DI 5 (München) Nr. 129 bzw. Nr. 151. – Zur Renaissance-Kapitalis allgemein vgl. Kloos, Einführung 153–160, insbes. 158 ff.; Bornschlegel, Frühe Renaissance-Kapitalis 217–225; Fuchs, Schrift/Typographie 1094f. »
  227. In der Renaissancestadt Augsburg hat die antikisierende Strömung der Kapitalis in Form der „reinen Renaissance-Kapitalis“ bereits um 1513 die nichtklassischen Ausprägungen der Kapitalis nahezu völlig verdrängt. Während sich in Freising die Kapitalis erst im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts etwas verdichtete, aber noch nicht gegen die vorherrschende Gotische Minuskel durchzusetzen vermochte, dominiert die Kapitalis in Augsburg bereits in den ersten drei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts das Schriftwesen. – Vgl. Bornschlegel, Kapitalis der Renaissance 90f. , 154; Ders., Frühe Renaissance-Kapitalis 221. »
  228. Nexus litterarum AR, EF (2x), MR (2x) NE (2x), Enklaven CE, LA, MO (2x), OS, VI»
  229. Zur Schrift des Loy Hering s. Bornschlegel, Inschriften Loy Herings 39–50. Zur Schrift des Thomas Hering vgl. auch das einer Expertise von Franz-Albrecht Bornschlegel folgende Kapitel „Die ‚Handschrift’ des Thomas Hering“ in: Arnold, Herkules 82f. »
  230. Der Anteil der ausnahmslos mit erhabenen Inschriften versehenen Glocken an den erhabenen Kapitalisinschriften des Bearbeitungsgebiets beträgt im Zeitraum von 1541 bis 1600 etwa die Hälfte. »
  231. Nexus litterarum: AE (6x), AR (4x), AV (2x), ET, HE (2x), HR, IN, ND (2x), NE (4x), NN (6x), NR, NT, TE (4x), VR (3x), Einschreibungen: CA (6x), TI, TV (6x). »
  232. Vor 1550: Nr. 178 (1519, Abb. 98), Nr. 208 (=Y) (1541), Nr. 215 (1542, Abb. 108); in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts: Nr. 236 (1553), Nr. 245 (1557), Nr. 248 (1558), Nr. 253 (vor 1560). »
  233. Nr. 178 (1519, Abb. 98). »
  234. Nr. 234 (1553), Nr. 239 (1554), Nr. 245 (1557), Nr. 253 (vor 1560). »
  235. Bornschlegel, Inschriften Loy Herings 41 und 49 Taf. I,1. »
  236. Nexus litterarum: ENE, MV, NE – Enklaven und Buchstabenunterstellungen: CA, CE, LE, LI (2x), OB, OI, OM, ON, OR, PA, PE, TI (3x), TO, TR, TS (2x), TV (2x), TV, VV»
  237. Vgl. Ryue, Model 171f. »
  238. Vgl. Bornschlegel, Inschriften Loy Herings 49 Taf. I,1. »
  239. Nr. 275 (1567). – Demgegenüber lassen sich R-Formen mit durchgebogener, stachelförmiger Cauda in den Inschriften auf Schulter und Schlagring von vier Glocken (Nr. 259, Nr. 263, Abb. 112–114, Nr. 264, Nr. 267) sowie auf dem Gemälde-Epitaph Litzlkircher (Nr. 268, Abb. 12) nachweisen. »
  240. Unterschiedlich in der Ausführungsweise ist hingegen der Buchstabe G»
  241. Gerade: Nr. 453 (1641) und Nr. 454 (1644), wellenförmig: Nr. 442 (1637, Abb. 136), durchgebogen: Nr. 426 (1629, Abb. 132). »
  242. E mit verkürztem Mittelbalken, geschlossener P-Bogen, Interpunktion und Worttrenner. »
  243. Benker, Philipp Dirr 116–118, 156f.; vgl. auch Sauermost, Weilheimer 112. »
  244. Dabei wird die erste und letzte Zeile zentriert, die zweite bis vierte Zeile linksbündig gestaltet. »
  245. Nr. 442 (1637, Abb. 136), Nr. 457 (vor 1645), Nr. 458 (1645, Abb. 130), Nr. 468 (1650), Nr. 470 (1651, Abb. 138). »
  246. Benker, Dirr 122, 157. »
  247. Vgl. hierzu beispielsweise Kloos, Einführung 143–153. »
  248. Zum Korbinianssarkophag s. Benker, Dom im ersten Jahrtausend 38–40. »
  249. Zur erhaltenen und verlorenen Inschrift s. Einleitung XIX»
  250. HVO Ms. 318 fol. 10r; Glaser, Grabsteinbuch 301 Nr. 8. »
  251. HVO Ms. 318 fol. 24r; Glaser, Grabsteinbuch 314f. Nr. 43; DI 5 (München) Nr. 52. »
  252. Vgl. Einleitung XIX; HVO Ms. 318 fol. 7r, 11r; Glaser, Grabsteinbuch 300, 302f. Nr. 6, 14. »
  253. HVO Ms. 318 fol. 46r; Glaser, Grabsteinbuch 326 Nr. 57. »
  254. Vgl. Einleitung LXXXV»
  255. Vgl. Einleitung XXXIII»
  256. Meichelbeck, Historia Frisingensis II,1 433. »
  257. Prechtl, St. Georg 54f. »
  258. Ramisch, Fragmente. »
  259. Ramisch, Domsakristei 399. »
  260. BSB Clm 27475 fol. 34r»
  261. Vgl. Einleitung XXIII»
  262. BSB Cgm 2268 II p. 901. »
  263. AEM DK 7 fol. 112v, 26. März 1577. »
  264. Vgl. Nr. 471† Anm. 1. »
  265. Maß, Bistum 231f., 242f. »
  266. Vgl. Benker, Dom im ersten Jahrtausend 35–38. »
  267. BayHStA HL Freising Nr. 3c fol. 123r–125r, die Nachträge des 14. Jahrhunderts auf fol. 123r–124r»
  268. Hubensteiner, Geistliche Stadt 149–156; Götz, Grabdenkmäler 60–67. »
  269. Götz, Kunst in Freising 262f. »
  270. Vgl. Einleitung XIX»
  271. Vgl. Anh. Nr. B15»