Die Inschriften des Landkreises Passau bis 1650 I

1. Geleitwort, Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Geleitwort

Der vorliegende Teilband zum Landkreis Passau, der die ehemaligen Bezirksämter Passau und Wegscheid enthält, stellt im Anschluss an die 2006 erschienene Edition der Inschriften des Passauer Stadtbereiches (Die Deutschen Inschriften Band 67, Münchener Reihe Band 10) ein lange erwartetes Material vor und beruht auf der am einstigen Lehrstuhl für geschichtliche Hilfswissenschaften erarbeiteten und 2009 von der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München angenommenen Dissertation der Autorin, die seit kurzem als hauptamtliche Mitarbeiterin der Münchener Inschriftenkommission angehört. Die nunmehrige Edition stellt den 80. Band in der Gesamtreihe dar und ergänzt als 14. Band der Münchener Reihe die erfolgreiche und intensivierte Bearbeitungs- und Publikationstätigkeit der Bayerischen Arbeitsstelle in den letzten Jahren, die sich mit den Bänden zur Stadt Passau, zum Dom von Regensburg (erster Teilband) und zur Stadt Freising dem vorrangigen Vorhaben der Münchener Kommission, der Erfassung, Bearbeitung und Edition des epigraphischen Materials der bayerischen Bischofsstädte, widmete. In dieser Konzeption kann der vorliegende Band nicht nur das städtische Material Passaus arrondieren, sondern auch dessen Ausstrahlung im bischöflichen Umland und Hochstift untersuchen und stellt somit eine Erweiterung des erfassten Bestandes der Bischofsstadt dar. Der Bestand zeigt etwa am Beispiel des Schlosses in Obernzell die bischöfliche Repräsentation auch außerhalb des eigentlichen Bischofssitzes.

Eine beachtliche Rolle kommt dem vorliegenden Band auch in grenzübergreifender Hinsicht und in der Zusammenarbeit mit der österreichischen Arbeitsstelle in Wien zu, wo zur Zeit der im Osten unmittelbar benachbarte Bezirk Rohrbach in weit fortgeschrittener Bearbeitung stehen. Demnach gilt der Dank für fruchtbringende Kooperation auch den Mitarbeiterinnen der Wiener Arbeitsstelle, Frau Oberrat Mag. Gertrude Mras und der Dienststellenleiterin Frau Dr. Renate Kohn, insbesondere dem Bearbeiter der Inschriften des oberösterreichischen Mühlviertels Pater Dr. Rainer Schraml (Stift Wilhering). Weiteren zahlreichen Personen, die mit Rat und Tat die Arbeiten vielfältigst förderten, gilt der Dank der Autorin in Ihrem Vorwort, dem ich mich herzlichen anschließe.

Besonders möchte ich mich an dieser Stelle für diverse finanzielle Förderung des Unternehmens bedanken, namentlich beim Verein für Ostbairische Heimatforschung und dessen Vorsitzenden, Herrn Dr. Helmut Böhm, bei den Kultursponsoren im Landkreises Passau und dem dortigen Kulturreferenten, Herrn Dr. Wilfried Hartleb, bei der Ernst-Pietsch-Stiftung, insbesondere bei Herrn Prof. Dr. Walter Hartinger, beim Bischöflichen Ordinariat Passau und dessen Finanzdirektor, Herrn Dr. Josef Sonnleitner, und bei der Gemeinde Aicha vorm Wald und ihrem ersten Bürgermeister, Herrn Theodor Schuster.

München, im Spätherbst 2010
Walter Koch
Vorsitzender der Kommission

Vorwort

Die vorliegende Inschriftenedition wurde als Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München 2009 angenommen. Sie beschäftigt sich mit dem Teil des Landkreises Passau, der direkt an die Stadt grenzt. Somit kann die Arbeit den bereits erschienen Bestand der Bischofsstadt ergänzen. Untersucht wurden alle Inschriften bis zum Jahre 1650, die sich – sowohl original als auch in Abschriften oder Photographien – für die ehemaligen Bezirksämter Passau und Wegscheid erhalten haben.

Der Katalog umfasst 185 Nummern. Bei der Bearbeitung ergab sich ein weites Spektrum an Inschriften. Neben kleineren Objekten wie Baudaten oder Grabinschriften Geistlicher, Adliger oder Bürgerlicher stellten besonders die älteren Stücke, allen voran die Stiftergrabmäler in Vornbach und die Grabplatte der Kunigunde von Holzheim in Fürstenzell, sowie das sehr umfangreiche Inschriftenprogramm im Festsaal des Schlosses in Obernzell eine besondere Herausforderung dar.

In solchen heiklen Fällen war ich daher bemüht, mein Wissen durch die Fachkompetenz verschiedener Spezialisten zu ergänzen. So darf ich mich an dieser Stelle besonders bei Frau Dr. Christine Steininger, Inschriftenkommission München, bedanken, die mir fortwährend mit Rat zur Seite stand und mir vor allem bei theologischen Fragen sowie bei der Transkription der hebräischen Inschriften behilflich war. Für Hilfe besonders bei der Übersetzung und Ergänzung der lateinischen Sprüche in Obernzell bedanke ich mich herzlich bei Herrn Dr. Uwe Dubielzig, München. Für das Entziffern, Beurteilen und Übersetzen der nichtlateinischen Inschriften in Obernzell bin ich Herrn Prof. Dr. Dr. Hubert Kaufhold, Leopold-Wenger-Institut München (für Altsyrisch), Herrn Prof. Dr. Dr. Hans-Georg von Mutius, LMU München sowie Herrn Prof. Dr. Michael Brocke, Salomon Ludwig Steinheim-Institut, Duisburg (für Hebräisch), und Herrn Prof. Dr. Ernst Vogt, München, sowie Herrn Dr. Andreas Müller, Bayerische Akademie der Wissenschaften München (für Griechisch), zu großem Dank verpflichtet. Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Prof. Dr. Sebastian Scholz, Universität Zürich, und Herrn Dr. Ilas Bartusch, Inschriftenkommission Heidelberg, für so manche Hilfestellung bei lateinischen Versinschriften, sowie bei Herrn Dr. Harald Drös, Inschriftenkommission Heidelberg, für seine fachkundigen Beiträge zu heraldischen Problemen, besonders bei den Päpstewappen in Obernzell. Für allgemeine Hinweise und Unterstützung möchte ich mich ferner bedanken bei Frau Dr. Renate Kohn, Arbeitsstelle Inschriften Wien, Frau Mag. Gertrude Mras, Arbeitsstelle Inschriften Wien, und H.H. P. Rainer Schraml, die meine Arbeit v.a. bei Gelegenheit vor Ort mit Ratschlägen bereicherten, und Herrn Dr. Herbert Wurster, Archiv des Bistums Passau, für diverse Hinweise. Für unterschiedliche Problematiken gilt mein Dank zahlreichen weiteren Personen, denen an Ort und Stelle im Katalog Rechnung getragen wird. Für die Bereitstellung von Arbeitsmaterialen, besonders von (älteren) Photographien bedanke ich mich beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, namentlich bei Herrn Dr. Markus Hundemer, und bei der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, namentlich bei Herrn Dr. Walter Burandt (bes. für Restaurierungsakten zum Schloss in Obernzell). Zuletzt möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Egon Boshof, Passau, für die stetige Unterstützung des Projektes und Herrn Prof. Dr. Walter Koch, München, für die förderliche Betreuung der Arbeit meinen herzlichsten Dank aussprechen.

Im Juni 2010
Ramona Epp

Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften der ehemaligen Bezirksämter Passau und Wegscheid bis 1650. Die Edition folgt den Richtlinien des deutschen Inschriftenwerkes, wie sie 1991 von Walter Koch für die Münchner Reihe zusammengestellt worden sind.

Die Edition umfasst sowohl die im Original erhaltenen als auch die nicht mehr original, sondern nur mehr in ungedruckten oder gedruckten Quellen sowie auf Photos oder in Nachzeichnung überlieferten Inschriften. Vollständigkeit der Erfassung wurde soweit als möglich angestrebt. Objekte, die sich heute in öffentlichen oder privaten Sammlungen des Bearbeitungsgebietes, aber auch in Kollektionen außerhalb des Erfassungsraumes befinden, jedoch nachweislich aus demselben stammen, wurden in vertretbaren Einzelfällen berücksichtigt, wenn sie erst nach dem Erfassungszeitraum aus dem Stadtgebiet verbracht wurden. Grundsätzlich ausgeschlossen blieben Inskriptionen auf Münzen, Medaillen, Siegeln bzw. Typaren, ferner auch Punzierungen sowie schriftliche Äußerungen epigraphischen Charakters, die Bestandteil von Handschriften, Druckwerken oder deren Einbänden sind. Marken, Haus-, Künstler- und Meisterzeichen sowie Monogramme und Einzelbuchstaben sind nur erfasst, wenn sie mit einer Inschrift oder Jahreszahl in Verbindung stehen. Denkmäler mit heute völlig zerstörten und nirgends sonst überlieferten Inschriften sowie Nachrichten über verlorene Inskriptionen ohne Textüberlieferung wurden nicht berücksichtigt.

Die Inschriften werden im Katalogteil in chronologischer Folge geboten. Ihre Präsentation erfolgt nach einem einheitlichen Schema.

Die Kopfzeile gibt links die laufende Nummer im Rahmen der Edition an. Ein lateinisches Kreuz neben der Zahl kennzeichnet nicht mehr im Original erhaltene Inschriften. In der Mitte der Kopfzeile ist der heutige bzw. der letzte bekannte Aufstellungsort der Inschrift angegeben. Am rechten Ende der Kopfzeile steht die Datierung. Sie ist nach Möglichkeit dem Inschriftentext entnommen. Bei offenkundigem Auseinanderklaffen zwischen einem im Text angegebenen Datum und der tatsächlichen Entstehungszeit der Inschrift werden beide Termine – durch Schrägstrich getrennt – angeführt. Erschlossene Daten sind zwischen runde Klammern gesetzt. Können Denkmäler nur einer bestimmten Zeitspanne zugeordnet werden, sind sie – gegebenenfalls mit Fragezeichen versehen – jeweils am Ende des ermittelten Zeitraumes eingeordnet.

In dem auf die Kopfzeile folgenden beschreibenden Teil finden sich zunächst die Nennung des Inschriftenträgers, des Inschriftentypus und gegebenenfalls von Personen, denen er zugeordnet werden kann, ferner die präzise Angabe des Standorts, Hinweise auf frühere Standorte, eine Kurzbeschreibung des Inschriftenträgers sowie Bemerkungen zu Material, Anbringung der Inschrift und Erhaltungszustand des Denkmals. Stehen mehrere Inschriften auf einem Träger, so werden diese mit römischen Zahlzeichen bezeichnet. Die Beschreibung des Inschriftenträgers erfolgt vom Betrachter aus. Nur bei Wappenbeschreibungen wird nach den Regeln der Heraldik verfahren. Die Beschreibung schließt mit Maßangaben zu Inschriftenträger und Inschrift ab. Die Schrifthöhe ist nach dem Normalwert des Buchstabens N bzw. n angegeben. Erhebliche Schwankungen werden durch die Angabe der Extremwerte vermerkt. Die Angabe der Schriftart ist typisierend. Vor der Textedition kopial überlieferter Inschriften ist die maßgebliche Quelle genannt.

In der Textedition sind Zeilenumbrüche durch Schrägstrich gekennzeichnet. Doppelte Schrägstriche markieren die Unterbrechung des Textes oder seinen Übergang auf ein anderes Inschriftenfeld. Metrische oder gereimte Texte sind versweise geboten. Gekürzte Worte – mit Ausnahme geläufiger Kürzungen – sind in originalen Inschriften nach Möglichkeit zwischen runden Klammern aufgelöst, wobei das Kürzungszeichen selbst entfällt. Worttrennzeichen sind durch Punkte in halber Höhe wiedergegeben und gegebenenfalls im Apparat oder Kommentar beschrieben. Darunter gesetzte Bögen kennzeichnen Nexus litterarum, Ligaturen und Bogenverbindungen. Erhaltene, aber in ihrer Lesung nicht ganz sichere Buchstaben sind unterpunktiert. Zur Kennzeichnung zerstörter Textteile dienen eckige Klammern. Ist eine Ergänzung nicht möglich, wird die ungefähre Anzahl der ausgefallenen Buchstaben durch Punkte innerhalb der Klammern wiedergegeben. [Druckseite XII] Bei umfangreicheren oder in ihrer Dimension ungewissen Verlusten sind drei Gedankenstriche gesetzt. Bei Verlust zu Beginn oder Ende einer Inschrift bleibt die Klammer offen. Ursprünglich freigelassene Stellen sowie nachträgliche Ergänzungen sind durch spitze Klammern gekennzeichnet.

An den Wortlaut der Inschrift schließt sich der textkritische Apparat, gegebenenfalls der Nachweis von Zitaten sowie die Übersetzung der fremdsprachigen Texte an. Letztere unterbleibt, wenn es sich um einen einfachen, immer wiederkehrenden, formelhaften Wortlaut handelt. Es folgt die Auflösung der nicht nach der fortlaufenden Tageszählung angegebenen Datierungen und die Benennung bekannter und unbekannter Wappen.

Der Kommentar enthält gegebenenfalls notwendige Hinweise zu Schrift, Sprache, Formular, kunsthistorischen Fragestellungen und zur chronologischen Einordnung, insbesondere aber Erläuterungen zu den genannten Personen und zum historischen Umfeld.

Es folgt ein Anmerkungsapparat, der Zitate aus der Literatur, Nachweise und ergänzende Erläuterungen zu Beschreibung und Kommentar sowie die Blasonierung unbekannter Wappen bietet. Abgeschlossen wird jede Katalognummer durch ein Literaturverzeichnis, das in chronologischer Folge Abschriften, Abdrucke sowie Abbildungen und wesentliche Arbeiten über die Inschrift nachweist.

2. Historischer Überblick

Der heutige Landkreis Passau besteht aus Teilen vierer ehemaliger Bezirksämter: im Nordosten – nördlich der Donau – liegt der Teil Wegscheid, daran westlich angrenzend das ehemalige Amt Passau, das sich südlich der Stadt entlang des Inns fortsetzt. Der westliche Teil des Landkreises besteht aus einer Hälfte des ehemaligen Bezirksamtes Vilshofen, der andere Teil gehört heute zum Landkreis Deggendorf. Im Süden schließt der Teil Griesbach an, von dem ein Abschnitt im heutigen Kreis Rottal-Inn liegt.

Auf Grund der Materialfülle, die bei der Inschriftenaufnahme im Landkreis zu Tage kam, konzentriert sich ein erster Teilband auf die Gebiete der ehemaligen Bezirksämter Wegscheid und Passau, die nicht nur geographisch an die bereits in dieser Reihe erschienene Bischofsstadt Passau anschließen.

Das bearbeitete Gebiet umgibt zum Großteil die Stadt Passau. Im Süd-Osten der Stadt, östlich des Inns und südlich der Donau, liegt Österreich. Der hier behandelte Raum grenzt im Norden und im Süden an die Stadt und wird durch dieselbe sowie durch die Donau geteilt. Der südliche Bereich wird im Osten vom Inn – bis zur Rott hinunter – begrenzt. Der größere nördliche Teil führt der Donau entlang bis zum Jochenstein und umfasst die südlichen Ausläufer des Bayerischen Waldes. Donau und Inn nahmen die Bedeutung von Hauptverkehrsadern ein, sodass den Orten hier eine sehr zentrale Lage zukam.

In historischer Zeit umfasst der bearbeitete Bereich den südlichen Teil des Hochstifts Passau, einen Großteil des Gebietes der Grafschaft Neuburg am Inn und auch Teile der ehemaligen bayerischen Landgerichte Vilshofen (im Norden) und Griesbach (im Süden)1).

Blickt man auf die Geschichte dieser Gegend, so war schon in der Antike Passau ein wichtiger Zentralort. Passau ist bereits als Keltenort Boiodurum bekannt. Für die Römerzeit sind auf dem Boden der heutigen Stadt gleich zwei römische Siedlungen bzw. Kastelle nachgewiesen, nämlich das auf den keltischen Ort aufbauende Boiodurum und das Namen gebende Batavis2). Am Rande seien an dieser Stelle auf die Fragmente römischer Grabmäler aus der Kaiserzeit an der Außenseite des Chores der Kirche in Eholfing verwiesen, die dort als Baumaterial eine Wiederverwendung fanden3). In der Spätantike bildete sich bei den Ansiedlungen der Römer dann das erste christliche Zentrum, namentlich unter dem Hl. Severin, was die Grundlage für die Bischofsstadt bildete4).

Neben dem Bischof spielten im Hochmittelalter verschiedene Adelsfamilien eine größere Rolle. Diverse Landstriche – neben den Gebieten, die damals schon zum Passauer Domstift bzw. zum Kloster Niedernburg gehörten – waren in deren Besitz bzw. standen unter deren Einfluss5). Für den [Druckseite XIII] Bearbeitungsraum sind besonders die Grafen von Vornbach und Neuburg zu nennen, deren Kerngebiet am Inn südlich von Passau lag6). Auf sie gehen das gleichnamige Kloster Vornbach und die Neuburg, das Zentrum der späteren Grafschaft Neuburg am Inn, zurück. Ihr Erbe traten im 12. Jahrhundert die Grafen von Andechs an, von denen die Herrschaft wiederum Mitte des 13. Jahrhunderts an die bayerischen Herzöge ging (zu Neuburg und Vornbach vgl. unten).

Etwas westlicher – noch im Landkreis Passau, jedoch nicht im bearbeiteten Abschnitt – liegt die Hauptburg der Grafen von Ortenburg, der Mittelpunkt der späteren reichsunmittelbaren Grafschaft. Trotz eines gewissen Machtverlustes in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, spielten die Ortenburger noch bis in die Neuzeit eine nicht zu unterschätzende Rolle, allen voran der Graf Joachim von Ortenburg, der 1563 in seiner Herrschaft das Luthertum einführte7).

Im Norden bzw. im Westen erstreckte sich auch das Einflussgebiet der eigentlich in der Oberpfalz ansässigen Grafen von Sulzbach, die besonders als Lehensträger bzw. Vögte des Hochstifts Bamberg, das u.a. auch Besitzungen an Donau und Vils hatte, mit dieser Gegend in Verbindung kamen8).

Für das Gebiet waren darüber hinaus die Herren von Griesbach von Bedeutung. Sie saßen – abgesehen von anderen Besitzungen – in erster Linie in der Gegend um Untergriesbach und Obernzell, aber auch um das heutige Bad Griesbach, und waren mutmaßlich Gefolgsleute der Grafen von Vornbach9).

Daneben traten die Herren von Kamm-Hals bzw. (ab 1280) Grafen von Hals auf, die wohl vor ihrer Erhebung in den Grafenstand Vasallen des Passauer Bischofs gewesen sein dürften, sich jedoch auch unter den Vasallen der Grafen von Vornbach finden. Die Grafschaft Hals ging 1517 an Bayern über und wurde bayerisches Landgericht. Der Bereich um die Burg Hals gehört heute zur Stadt Passau10).

Unabhängig vom späteren Hochstift, jedoch „abhängig“ von den Vornbachern waren die Herren von Eholfing, die zu den Ministerialen der Vornbacher zu zählen sind11).

Von diesen – v.a. für das Hochmittelalter relevanten – Adelsgeschlechtern sind im Bearbeitungsraum epigraphisch nur die Vornbacher fassbar, da sie als Klostergründer in Vornbach verehrt wurden (vgl. Nr. 2 (Abb. 2) und 6 (Abb. 4)).

Sie traten in Vornbach nicht nur als Stifter und Klostergründer hervor, sondern hatten auch die Vogtei inne. Das Amt der Vogtei war ein unerlässliches Mittel der Machtkonsolidierung, durch das Adelsfamilien in der Zeit ihren Einflussbereich erweiterten, wie das offenbar auch bei den Sulzbachern (vgl. oben) der Fall war. Nach dem Aussterben dieser Familien ist zu beobachten, dass sich auch hier – wie im restlichen Ober- und Niederbayern – nach und nach die Wittelsbacher Herzöge u.a. durch die Übernahme der Vogteien ihren Machtbereich vergrößerten. Dieses Ausgreifen der Bayernherzöge darf als Grundlage für die späteren bayerischen Gebiete, besonders die Landgerichte, gelten, von denen ja zwei – Griesbach und Vilshofen – auch das im vorliegenden Band bearbeitete Gebiet in Teilen betreffen12).

Währenddessen versuchten nördlich der Stadt die Passauer Bischöfe ebenfalls, ihre Herrschaft zu konsolidieren13).

Hochstiftische Gebiete

Der nördlich der Donau gelegene Teil des Landkreises deckt sich in großen Teilen mit dem Gebiet des ehemaligen Hochstiftes Passau14), das allerdings noch weiter in den Bayerischen Wald hineinreichte. Östlich der Ilz lag das sogenannte Land der Abtei, das Teil des Hochstiftes war und sich bis zum Böhmerwald hinauf erstreckte.

[Druckseite XIV]

Ausgangspunkt für das hochstiftische Gebiet waren u.a. Besitzungen des ursprünglich königlichen Klosters Niedernburg in Passau, das 1161 als bischöfliches Eigenkloster ans Domstift kam, während die Passauer Bischofskirche im Hochmittelalter auch Besitzungen anderen Orts hatte15). Eine besondere Rolle soll die Schenkung eines relativ umfangreichen Teils des sog. Nordwaldes ans Kloster im Jahr 1010 gespielt haben, die jedoch in der Forschung umstritten ist. Diese Gebietsübertragung stellte die Ausgangsposition für das später sog. „Land der Abtei“ dar, eines offenbar ursprünglich geschlossenen Herrschaftsbereichs des Klosters Niedernburg16). Eine weitere Grundlage für das spätere Hochstift bildete die „Grafschaft im Ilzgau“, die v.a. im 13. Jahrhundert nachweisbar ist17). Bereits in dieser Zeit beginnen sich Ämter bzw. Gerichte auszubilden. Im Laufe des 14. Jahrhunderts geht die Gerichtsbarkeit (im „Land der Abtei“) vom Pfleger an den Landrichter über. Im 15. und 16. Jahrhundert gehen nach und nach einzelne Herrschaftskomplexe ans Landgericht über, sodass sich die Gerichte mehr und mehr ausdehnen und etablieren. Das Gebiet des Hochstifts ist in der Zeit aber noch durchdrungen von Gerichten, die entweder als Lehen an den hochstiftischen Adel ausgegeben oder verpfändet oder verkauft waren18).

Eine wichtige Rolle in dieser Zeit im Erfassungsgebiet spielte die Familie der Watzmansdorfer19), die ihren Hauptsitz in Thyrnau-Watzmansdorf hatten. Ihre Ansiedlung war wohl schon früh von größerer Bedeutung für die Kolonisation dieses Raumes20). Wirklich personell greifbar werden sie jedoch erst ab dem ausgehenden 14. und dann im 15. Jahrhundert. Aus dieser Zeit haben sich auch einige Grabmäler in Kellberg und Hutthurm erhalten (vgl. unten). Sie starben 1527 im Mannesstamm mit Christoph (II.) aus (Nr. 74, Abb. 37). Einen weiteren Mittelpunkt der Watzmansdorfer Grundherrschaft bildete Leoprechting, das später 1593, nachdem die Besitzungen an den Passauer Bischof übergegangen waren, Sitz des gleichnamigen hochstiftischen Pfleggerichts wurde21).

1593 wurde das Landgericht der Abtei unter Bischof Urban von Trenbach neu organisiert22). Dadurch wurde dem Gebiet die für die Neuzeit maßgebliche Struktur verliehen:

Das Hochstiftische Gebiet war in verschiedene Gerichte untergliedert. Die für den hier bearbeiteten Teil des Landkreises Passau relevanten Land- bzw. Pfleggerichte waren Oberhaus, Leoprechting, Obernzell, Wegscheid und – für den Inschriftenbestand weniger interessant – Jandelsbrunn23).

Zum Landgericht Obernzell gehörten u.a. Tiefenbach, Kellberg, Straßkirchen, Thyrnau und Hauzenberg24). Im Pfleggericht Leoprechting lagen Hutthurm und Büchlberg25). Das Pfleggericht Obernzell umfasste naturgemäß Obernzell selbst, daneben auch Untergriesbach und Gottsdorf26). Im Landgericht Wegscheid finden sich schließlich neben anderen Orten Wegscheid und Kasberg27).

Die beiden zentralen Märkte des hier behandelten Teils des ehemaligen Hochstiftes sind Obernzell und Untergriesbach, die wohl seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Marktfreiheit besaßen. Daneben waren auch Hauzenberg und Wegscheid Märkte. Dazu gesellen sich etwas später die nicht privilegierten Märkte Tiefenbach und Hutthurm, die ebenfalls im nördlichen Abschnitt des Bearbeitungsgebietes liegen. Für die Entwicklung dieser Märkte spielte neben „administrativen“ Gründen auch der Handel eine Rolle. Man denke neben der bereits erwähnten, bedeutenden Wasserstraße, der Donau (besonders im Falle Obernzell), auch an die diversen Handelswege, die über den Bayerwald nach Böhmen und Prag führten, der sog. Goldene Steig28).

[Druckseite XV]

Die Märkte im Hochstift waren bis zur Landgerichtsorganisation von 1593 jurisdiktionell vom Pfleggericht unabhängig, wurden anschließend aber selbigem unterstellt.

Im vorliegenden Inschriftenbestand spiegelt sich diese rechtliche Administration in Grabinschriften für Marktrichter wieder. Solche gab es auch in den Märkten Obernzell und Untergriesbach, wobei diese dem Pfleger in Obernzell unterstanden29). Es finden sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Epitaphien für den Marktrichter von Obernzell, Georg Mairhofer (gest. 1604, Nr. 146) und den Marktrichter von Untergriesbach(?), Hans Egkher (gest. 1605, Nr. 147). In Untergriesbach hat sich darüber hinaus ein Pranger erhalten, der auf das Jahr 1590 datiert ist (Nr. 127). Etwas früher erscheint ein Egidius Martl in einer Hausinschrift in Wegscheid aus dem Jahre 1578, der mutmaßlich dort Richter war, als solcher jedoch nicht in der Inschrift bezeichnet wird (Nr. 113). Noch aus dem 15. Jahrhundert stammt die Grabplatte für Achaz Lochner (gest. 1484) und seine Ehefrau, die in Obernzell begraben liegen. Lochner ist aus anderen Quellen als Pfleger nachweisbar (Nr. 46).

In Obernzell scheint sich auch schon früh eine gehobene Bürgerschicht etabliert zu haben, wie die Grabplatte des ciuis in cella, Johann Strobel, und seiner Familie aus dem Jahre 1384 zeigt (Nr. 9). Strobel ist anderweitig als bischöflicher Amtmann belegt und hatte dadurch wohl eine gewisse gesellschaftliche Position erlangt.

Die wirtschaftliche Bedeutung des Hochstiftes für den Passauer Bischof lag in erster Linie in der verschiedentlichen Nutzung des erheblichen Anteils Waldes, aus dem das Gebiet des Hochstifts bestand. Hierzu zählte beispielsweise neben der Holznutzung auch die Jagd30). So finden sich unter den bischöflichen „Beamten“ u.a. auch Jägermeister bzw. Oberstjägermeister. Hiervon zeugen innerhalb des bearbeiteten Bestandes zwei Grabinschriften: der Oberstjägermeister Haimeran von Nußdorf (gest. 1512, Nr. 81†) wurde in Neukirchen vorm Wald bestattet. Christoph Tengler nennt sich in der Grabinschrift seiner Frau Margaretha, die 1562 verstarb und in Kellberg begraben ist (Nr. 103, Abb. 41), ausdrücklich „fürstlicher Jägermeister“. Darüber hinaus ist ein Johann Christoph von und zu Schönburg, der Oberstjägermeister war, möglicherweise über einen Wappenstein belegt (Nr. 140).

Wald als Wirtschaftsgrundlage dürfte auch für die Grafschaft Neuburg am Inn eine wichtige Rolle gespielt haben, die den umfangreichen Neuburger Wald umfasste.

Grafschaft Neuburg am Inn

Die Grafschaft Neuburg31) findet ihren Ursprung im Geschlecht der Grafen von Neuburg und Vornbach, die aber schon 1158 ausgestorben sind. Sie lag in deren Kerngebiet um die Neuburg am Inn32). Ihre Erben waren die Grafen von Andechs und in Teilen auch die Grafen von Ortenburg. Jedoch gingen diese Besitzungen noch im 13. Jahrhundert an die bayerischen Herzöge über. Den Ortenburgern verblieb hiervon nur das Territorium um die Ortenburg33).

Es formierte sich offenbar noch im 13. Jahrhundert aus den Gebieten westlich des Inns die Grafschaft Neuburg, während sich östlich des Inns die Grafschaft Schärding erstreckte. Die Grafschaft Schärding ging später in den Landgerichten Schärding und Ried auf, während zumindest Teile der ursprünglichen Grafschaft Neuburg in das Landgericht Griesbach übergingen34). Die spätmittelalterliche bzw. neuzeitliche Grafschaft Neuburg, die ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts unter österreichischer Landeshoheit stand, baute auf der „Burgherrschaft“ Neuburg auf35). Diese Grafschaft erstreckte sich im Osten entlang des Inns südlich des sog. Waldgütleramtes, das zum Hochstift Passau gehörte, bis nördlich von Vornbach, das bereits im Landgericht Griesbach lag. Im Norden wurde es weitgehend von der Donau begrenzt, wobei es auch Gebiete umfasste, die heute zur Stadt Passau gehören (z.B. Neustift, Königschalding, Reuth etc.). Im Süden und Westen umfasste das Territorium in erster Linie den Neuburger Wald mit Neukirchen am Inn und den nordwestlich sich fortsetzenden Waldbestand36). [Druckseite XVI] Nicht zu übersehen ist auch hier, ähnlich wie bei den Orten entlang der Donau, die verkehrsstrategische Lage an einer „Hauptverkehrsader“, dem Inn37).

Die Grafschaft war – ähnlich wie das Hochstift – in Ämter unterteilt38). Die Burg selbst bildete zusammen mit ihrem Umland das Hofamt. Für die Inschriftenbestandsaufnahme ist von den restlichen vier Ämtern nur das Steinharreramt nennenswert, in dem Neukirchen am Inn lag.

Etwas westlich von Neukirchen grenzte bereits das bayerische Landgericht Griesbach an die Grafschaft.

Die Gebiete der bayerischen Landgerichte Vilshofen und Griesbach

Wie oben bereits angedeutet, gelang es den bayerischen Herzögen, ab dem 13. Jahrhundert ihren Herrschaftsraum auszudehnen. Auch hier erfolgte die Konsolidierung der Macht nach und nach über die Ausweitung der Grundherrschaft. Damit einher ging die administrative und v.a. jurisdiktionelle Untergliederung des Herrschaftsbereiches39).

Landgericht Griesbach

Das Griesbacher Gericht ist seit dem 14. Jahrhundert quellenmäßig nachweisbar40).

Es umfasste das Gebiet südlich der Grafschaft Neuburg am Inn. Im Osten wurde es von Vornbach bis Würding vom Inn begrenzt, im Nordwesten von der Grafschaft Ortenburg und im Westen vom Landgericht Vilshofen. Gleichzeitig ist das Gebiet von verschiedenen Herrschaften und Hofmarken durchbrochen41).

Für den in dieser Edition untersuchten Raum sind zwei geistliche Hofmarken, das Kloster Fürstenzell und das Kloster Vornbach, und die beiden adligen Herrschaften Sulzbach am Inn und Engertsham relevant.

Die jeweiligen Besitzer der Hofmarken übten die niedere Gerichtsbarkeit aus. Davon zeugen beispielsweise auch zwei Inschriften von Klosterrichtern aus Vornbach (vgl. Nr. 15 (Abb. 11) und 99†; siehe unten).

Landgericht Vilshofen

Das Landgericht Vilshofen bestand seit der Mitte des 13. Jahrhunderts42).

Das ehemalige Landgericht Vilshofen erstreckte sich um die Stadt selbst herum, dann v.a. südlich der Donau, aber auch nördlich derselben, wo es an das ehemalige Hochstift Passau grenzte43). Letzterer Bereich betrifft den hier epigraphisch bearbeiteten Raum. Es ist dies besonders das Gebiet um die ehemaligen Hofmarken Fürstenstein, Englburg, Tittling, Witzmannsberg, und weiter südlich Neukirchen vorm Wald, Aicha vorm Wald und das ans Hochstift Passau grenzende Haselbach44). Genau diese Orte bildeten auch die Zentren für die epigraphische Überlieferung in diesem Teilgebiet. Auch wenn sich in den noch vorhandenen Burgen bzw. Schlössern kaum etwas erhalten hat, so spiegeln sich diese Herrschaften vor allem in den hier auftretenden Adelsfamilien wieder, deren Angehörige auch in dieser Gegend bestattet wurden.

2.1 Beschreibung und Geschichte der wichtigsten Standorte

Die meisten Inschriften innerhalb des Bearbeitungsgebietes konzentrieren sich im Kloster Vornbach (ca. 15%). Das zweitgrößte Zentrum der Inschriftenüberlieferung bildet der Markt Obernzell (ca. 14%), wo sich allerdings auch die umfangreichsten Nummern im ehemaligen fürstbischöflichen Schloss befinden. Es folgen die Pfarrorte Neukirchen vorm Wald (9%), Kellberg (9%), Hutthurm (7%) und Aicha vorm Wald (6%). Erst dann ist das zweite Kloster des bearbeiteten Raumes, Fürstenzell, zu nennen (5%). Kleinere Bestände finden sich in diversen Kirchen und Märkten, besonders Neukirchen am Inn, Hauzenberg, Untergriesbach, Thyrnau, Eholfing. Der Rest verteilt sich über verschiedene Orte. Hierzu zählen beispielsweise auch Bildstöcke in kleineren Gemeinden, v.a. im Gebiet des ehemaligen Hochstifts.

Auffallend ist, dass der ehemalige Hauptort des gleichnamigen Bezirksamtes, Wegscheid, nur eine Nummer hervorgebracht hat. Er wird daher hier nicht extra unter den „wichtigen“ Standorten aufgeführt. Ebenso mag verwundern, dass sich auch im Zentrum der ehemaligen Grafschaft Neuburg am Inn, im Schloss, nur ein relativ kleiner Bestand ausfindig machen lässt. Es handelt sich um lediglich fünf Nummern, meist nur Baudaten.

2.1.1 Aicha vorm Wald

Aicha vorm Wald45) lag im nördlichen Abschnitt des ehemaligen Landgerichtes Vilshofen. Dort bestand eine geschlossene Hofmark Aicha vorm Wald, von der das noch heute existente Schloss zeugt. Angehörige der hier sitzenden Adelsfamilien wurden in der örtlichen Pfarrkirche bestattet.

Aicha vorm Wald war in dem Landgerichtssprengel die älteste Pfarrei. Sie ist 1120 erstmals bezeugt. Neben dem Hauptpatrozinium St. Peter und Paul trat im Spätmittelalter auch ein Marienpatrozinium auf, das offenbar neben dem Hauptpatrozinium existiert46).

2.1.1.1 Kath. Pfarrkirche St. Petrus und Paulus

Obwohl die Pfarrei schon im 12. Jahrhundert bestand, ist das heutige Gebäude ein Neubau aus dem 18. Jahrhundert. Es wurden aber ältere Langhausmauern und das Turmunterteil miteinbezogen. Baubeginn war 1726, geweiht wurde der spätbarocke Bau 173547).

Die Grabmäler, die noch aus der Vorgängerkirche stammen, wurden nicht in den spätbarocken Kirchenbau integriert, sondern befinden sich heute gesammelt an der Nordwand in der Seelenkapelle unter dem Turm.

Inschriftenbestand

Das älteste der Adels-Grabmäler ist gleichzeitig wohl das intAnderer Zeilenabstanderessanteste: es handelt sich um die Wappengrabplatte des Jörg Püchler zu Aichach, gest. 1510, und seiner Ehefrau Margret, geb. Sigershofer, die in zweiter Ehe mit Balthasar Wernstorffer verheiratet war, wovon die Inschrift kündet (Nr. 77, Abb. 23). Diese Grabplatte scheint in zweifacher Hinsicht interessant: zum einen belegt sie Jörg Püchler mit dem Wappen der Püchler von Arget und nicht mit dem der in der Gegend eigentlich ansässigen Püchler von Weitteneck. Zum anderen scheint die Grabplatte eine Art „missing link“ zu bilden, über den die etwas undurchsichtigen Besitzübergänge Aichas um 1500 geklärt werden könnten48).

Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist die Familie Stör in Aicha ansässig (bis 1643)49). Sie bauten das heute noch erhaltene Schloss um 1580 größtenteils um50).

Daneben zeugen von dieser Familie auch drei Grabtafeln, die sich in der Seelenkapelle der Pfarrkirche befinden: für den 1614 verstorbenen Hans Otto Stör zu Lindberg auf Aicha (Nr. 151), für einen Hans N. Stör, dessen zweiter Vorname in der Inschrift nicht mehr lesbar ist (Nr. 155), und für eine unverheiratete Tochter Maria (Nr. 180).

[Druckseite XVIII]

In Aicha finden sich daneben auch relativ viele Grabinschriften für Geistliche. Aicha vorm Wald war lange Zeit die einzige Pfarrei in der Gegend (vgl. oben). Trotzdem – oder gerade deshalb – scheinen unter den Grabzeugnissen der Geistlichen die „niederen“ Ämter – zumindest in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts – zu überwiegen. Sie bezeugen teils auch Geistliche, die bei Krick51) nicht aufgeführt sind. Es sind dies die Grabinschriften für den Plebanus Leonhard Wattenpach (gest. 1467, Nr. 35), für einen 1500 verstorbenen vicarius, dessen Namen nicht mehr erhalten ist (Nr. 70, Abb. 34), für einen vier Jahre später gestorbenen Capellanus Caspar (Nr. 73), für einen Vikar Vitus Robl (Nr. 94, Abb. 35, gest. 1540) und für zwei weitere Geistliche, deren Inschriften jedoch derart zerstört sind, dass sie weder zeitlich genauer eingeordnet noch die bedachten Kleriker namentlich identifiziert werden können (Nr. 181 und 183).

2.1.2 Eholfing, Gde. Ruhstorf a.d. Rott

Der Ort Eholfing52) lag im Landgericht Griesbach. Seine Kirche gehörte jedoch zum Kloster Vornbach. Ein Gotteshaus ist bereits Mitte des 11. Jahrhunderts nachweisbar. Es wurde um 1096 – also noch im Zuge der Gründung des Klosters – Teil des Besitzes von Vornbach53).

2.1.2.1 Kath. Filialkirche St. Vitus

Die Kirche besteht aus einem spätgotischen Bau. Der Chor stammt aus der Zeit um 1441, das Schiff vom Ende des 15. Jahrhunderts. Am Chor außen sind Bruchstücke römischer Grabsteine eingebaut54).

Epigraphische Ausstattung

Der vorhandene Inschriftenbestand betrifft die Ausgestaltung des Kirchenraumes. Diese stammt aus der Zeit des gotischen Baues und erfolgte im Auftrag des Vornbacher Klosters, wie dessen gemalter Wappenschild an der Chorbogenlaibung verrät (Nr. 26, Abb. 17). Neben dem Chorbogen ist das gesamte Gewölbe des Chores ausgemalt. Die Malereien wurden erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts freigelegt. Sie umfassen u.a. Medaillons mit den vier Evangelisten nebst Beischriften (Nr. 26, Abb. 17). Abgerundet wird diese Ausgestaltung durch das Bildfenster im Chorscheitel, das den Kirchenpatron und den stiftenden Abt Dietrich (1438-1461) zeigt (Nr. 25, Abb. 18). Es ist auf das Jahr 1448 datiert. Das ursprünglich wohl reicher ausgestattete Kirchlein besaß zwei Nebenaltäre aus der Zeit um 1480, von denen einer nun als zentraler Altar der Kirche dient (Nr. 42, Abb. 19), der andere im Chor von St. Martin in Vornbach aufgestellt ist (Nr. 43, Abb. 20).

2.1.3 Fürstenzell

Der Ort Fürstenzell55) lag im ehemaligen Landgericht Griesbach.

In Fürstenzell bestand ehemals ein Zisterzienserkloster. Die Gründung erfolgte 1274. Als Klostergründer gilt der Passauer Domkanoniker Hertwik, wovon auch sein Grabmal ebenda zeugt, das als Gedenkinschrift jedoch erst rund eineinhalb Jahrhunderte nach seinem Tod, 1285, angefertigt wurde (Nr. 21, Abb. 6).

Hertwik stellte für seine Gründung eine ganze Reihe an Besitzungen zur Verfügung, darunter einen seiner hierfür erworbenen Höfe „Zell“. Für die Besetzung des Klosters gewann er die Zisterzienser aus Aldersbach. Hertwik holte auch eine Bestätigung von Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern ein. Auf Grund von dessen Mitengagement erhielt die neue Ansiedlung rund um den Hof Zell den Namen „Fürstenzell“.

Schenkungen von verschiedener Seite, besonders von Adligen und kirchlichen Einrichtungen wie dem Passauer Domkapitel, rundeten den Klosterbesitz ab.

[Druckseite XIX]

Als zweiter Klostergründer wird ein anderer Passauer Domkanoniker, Heinrich von Preming (gest. 1301), geführt, der sich nach dem Tode Hertwiks offenbar um das noch junge Kloster gekümmert hat (Nr. 5†). Er machte sich in erster Linie um den Bau der Klosterkirche verdient. Neben materiellen Gütern wurden auch Geldsummen dem Kloster übertragen. So offenbar auch von vermögenden Passauer Bürgerfamilien, wie aus dem Fürstenzeller Nekrolog hervorgeht56). Hiervon zeugt auch eine sehr aufwändig gestaltete Grabplatte, nämlich die der Kunigunde „de Seckau“, der Ehefrau Ottos von Holzheim, die 1296 verstarb und wohl zusammen mit ihrem Mann eine gewisse Geldsumme dem Kloster gestiftet hatte (Nr. 3, Abb. 3).

Fürstenzell wurde 1803 säkularisiert. Seit 1930 gehörte das Kloster den Maristen, die es jüngst, 2007, verkauft haben57).

2.1.3.1 Kath. Pfarrkirche, ehem. Zisterzienser-Abteikirche Mariä Himmelfahrt

Von der gotischen Klosterkirche ist nichts mehr erhalten. Es ist jedoch bekannt, dass die ursprüngliche Kirche 1334 geweiht wurde.

Der heutige Bau stammt aus dem 18. Jahrhundert. Nach ersten Anfängen ab den späten 30er Jahren übernahm 1740 Johann Michael Fischer die Bauarbeiten. Die neue Rokoko-Kirche konnte 1748 geweiht werden. Die ehemalige Abteikirche ist seit 1806 Pfarrkirche, nachdem das Kloster säkularisiert und die frühere Pfarrkirche abgerissen wurde58).

Inschriftenbestand

Die für die vorliegende Inschriftenedition relevanten Grabmäler stammen allesamt aus dem Vorgängerbau bzw. aus dem Kloster. Erhalten haben sich vier Grabmäler, von denen drei heute an einer Wand im Treppenhaus vor der Sakristei angebracht, von der Kirche aus aber zugänglich sind: das des Klostergründers Hertwik (Nr. 21, Abb. 6, vgl. oben), das der Stifterin Kunigunde von Holzheim (Nr. 3, Abb. 3, vgl. oben) und das des Abtes Johann Schleterer (gest. 1496, Nr. 60, Abb. 32). Letzteres Stück markiert quasi auch einen wichtigen Punkt in der Klostergeschichte: Johann Schleterer erlangte für die Abtei die Pontifikalien, worauf sowohl im Text als auch im Bild – Schleterer ist mit den wichtigen Insignien dargestellt – ausdrücklich eingegangen wird. Eine zweite Abtsgrabplatte befindet sich in der Klosterkirche. Sie ist nur noch fragmentarisch erhalten. Sie wurde von dem Passauer Bildhauer Jörg Gartner mutmaßlich für den 1512 verstorbenen Pankraz Reischl gefertigt (Nr. 82). Von weiteren Äbten des Klosters aus dem Erfassungszeitraum zeugen lediglich kopial überlieferte Inschriften, nämlich die in elegischen Distichen verfassten Grabschriften für Abt Gregor Nadler (gest. 1521, Nr. 89†), Abt Johann Vitztum (gest. 1549, Nr. 98†) und Abt Lorenz Perger (gest. 1554, Nr. 100†).

2.1.4 Hauzenberg

Die heutige Stadt Hauzenberg59) (seit 1978) war früher ein Markt auf dem Boden des Passauer Hochstiftes. Er gehörte zum Landgericht Oberhaus und hatte als Markt auch Richter, die jedoch epigraphisch nicht fassbar wurden. Der Ort ist seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachgewiesen.

Die Kirche war zunächst Filiale von Kellberg, wurde dann aber erst im Laufe des 15. Jahrhunderts eigenständige Pfarrei, so erstmals bezeichnet um 146060).

2.1.4.1 Kath. Pfarrkirche St. Vitus

Der heutige Bau der Pfarrkirche stammt aus dem Jahre 1972. Nach einem Brand Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das heute durch den Neubau ersetzte Langhaus im neugotischen Stil wiederaufgebaut. Von der ursprünglichen Kirche hat sich lediglich der spätgotische Chor erhalten, der heute als Kapelle an den modernen Kirchenbau anschließt61). Für die Inschriftenüberlieferung ist nur diese Kapelle relevant.

Inschriftenbestand

Für die Baugeschichte der spätgotischen Kirche sind die Inschriften an den Kapitellen der Wandpfeiler im Chor von großer Bedeutung (Nr. 31, Abb. 24, 25). Sie wurden erst 2006 bei Renovierungsarbeiten freigelegt. Sie beleuchten den Bauhergang der ursprünglichen Kirche näher, der bislang nur aus der Stilanalyse erschlossen werden konnte. Bei der dabei zu Tage getretenen Jahreszahl ist leider die Einerstelle nicht mehr deutlich erkennbar. Der Chor lässt sich aber so zumindest in die 50er Jahre des 15. Jahrhunderts datieren. Daneben werden ein „Baumeister“, Hans Altaher, und ein Vikar, Matheus, genannt.

Mittelpunkt des Kirchenraumes hingegen ist der spätgotische Flügelaltar aus der Zeit um 1490, der sog. Freudenseer Altar. Er verdankt seinen Namen einem Schloss (heute Ruine) nahe Hauzenberg, für das er angeblich geschaffen worden sein soll, was jedoch nicht belegt ist (Nr. 52, Abb. 29).

Von ursprünglich mehreren Grabinschriften hat sich nur ein Bruchteil im Original erhalten. Noch zu Zeiten Röttgers waren zwei Grabinschriften für Geistliche, nämlich für Ulrich Gruber (gest. 1430, Nr. 14†) und für einen unbekannten Pleban (Nr. 69†), aus der Erfassungszeit vorhanden62). Sie sind heute nur noch kopial überliefert. Im Original erhalten hat sich lediglich das Relief des ehemals noch vollständigen Epitaphs für Michael Zaglauer (gest. 1621) und seine Familie (Nr. 154(†)).

2.1.5 Hutthurm

Der Markt Hutthurm63) befand sich im Hochstift Passau. Er bildete ein Urbaramt und wurde später Amt im Pfleggericht Leoprechting. Der Ort wird 1069 erstmals erwähnt. Die Marktfreiheit erhielt er 1525, wurde aber erst ab 1639 als Markt bezeichnet.

Die Pfarrei hingegen ist schon seit 1076 nachweisbar.

2.1.5.1 Kath. Pfarrkirche St. Martin

Von der gotischen Anlage zeugt noch der Turm, der das Baudatum 1483 trägt (Nr. 45) und in dem sich noch zwei Glocken aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts erhalten haben (Nr. 78 und 88). Nachdem jedoch die mittelalterliche Kirche bei einem Brand 1721 zerstört wurde, erfolgte ein Neubau in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts64).

Inschriftenbestand

Neben dem eben erwähnten Baudatum und Glocken hat sich noch ein weiteres beschriftetes Ausstattungsstück aus der Vorgängerkirche erhalten, nämlich das Weihwasserbecken aus dem Jahre 1633 (Nr. 163, Abb. 68).

Die erhaltenen Grabmäler weisen die Kirche als Nebenbegräbnisort der Watzmansdorfer aus, die zu der Zeit auf Thyrnau und dem benachbarten Leoprechting saßen. Weitere Familienmitglieder wurden in dem Thyrnau näher gelegenen Kellberg bestattet. Zwei figurale Grabplatten aus der Werkstatt des Passauer Bildhauers Jörg Gartner befinden sich im Chor der Kirche. Eine davon ist das Grabmal für Christoph II. von Watzmansdorf und dessen Frau Hedwig, geb. von Tannberg (Nr. 74, Abb. 37). Die Platte wurde zum Tode seiner Frau 1505 angefertigt. Das andere Epitaph ist der Schwägerin Christophs, Barbara von Watzmansdorf, geb. von Waldeck, gewidmet (Nr. 87, Abb. 38). Die [Druckseite XXI] figurale Grabplatte ihres Mannes, auf der bereits eine Inschrift für sie reserviert war, befindet sich in Kellberg (Nr. 75).

Ein weiteres Grabmal zeugt davon, dass offenbar auch noch in späterer Zeit die Kirche als Grablege für die nahen Adelsfamilien diente: es ist dies die kleine Wappengrabplatte der Maria Elisabeth Schätzl, einer wohl als Kind 1613 verstorbenen Tochter des Urban Schätzl (Nr. 150). Urban nennt sich nach den Herrschaften Hörmannsberg, Watzmansdorf und Thyrnau65). Auch die Schätzl nutzten offenbar neben Hutthurm Kellberg und besonders den Dom zu Passau als Grabstätte: in Kellberg sind zwei Enkel Urbans begraben (vgl. unten).

2.1.6 Kellberg, Gde. Thyrnau

Der Ort Kellberg66) war zunächst, seit dem 14. Jahrhundert, ein niedernburgisches Urbarsamt, seit der Organisation von 1593 hingegen Sitz eines Amtes im hochstiftischen Landgericht der Abtei (Landgericht Oberhaus).

Die Pfarrei ist bereits 1076 genannt.

2.1.6.1 Kath. Pfarrkirche St. Blasius und Kapelle St. Leonhard

Von einem Kirchenbau aus dem Hochmittelalter ist nichts erhalten. Der Turm stammt aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Bauteile, die den Turm als Wehranlage ausweisen, sind noch vorhanden. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts erfolgte der gotische Neubau, von dem noch die Jahreszahl 1488 im südlichen Seitenschiff zeugt (Nr. 50). Die heutige Kirche präsentiert so eine spätgotische Anlage mit dreischiffiger Staffelhalle67).

Auf dem Friedhof, nahe der Kirche, befindet sich die Leonhardikapelle. Sie ist ebenfalls ein spätgotischer Bau, in dem sich heute auch einige spätgotische Grabplatten befinden (s.u.)68).

Inschriftenbestand

Eine Platte, die sicherlich noch aus dem Vorgängerbau stammt, trägt die sehr stark abgetretene Grabinschrift für einen unbekannten Geistlichen (Nr. 11, Abb. 7). Die Schrift, Gotische Majuskel, weist das Stück noch ins 14. Jahrhundert.

Wie unter Hutthurm bereits erwähnt, befand sich in Kellberg die Hauptbegräbnisstätte der Watzmansdorfer. Von ihnen haben sich hier vier Grabmäler erhalten, drei Wappengrabplatten für Degenhart I. (Nr. 29, Abb. 21), Christoph I. (Nr. 55) und Georg II. (Nr. 56, Abb. 22), von denen sich heute die zwei letzteren in der Leonhardikapelle befinden, und eine figurale Grabplatte für Degenhard II. aus der Werkstatt des Passauer Bildhauers Jörg Gartner im Chor der Kirche (Nr. 75).

Darüber hinaus soll im 19. Jahrhundert noch ein stark fragmentarisches Stück für eine Anna von Watzmansdorf vorhanden gewesen sein (Nr. 8†), dessen Identifizierung jedoch auf Grund der wagen Beschreibung nicht ganz gesichert erscheint.

Ein Ausstattungsstück geht ebenso auf diese Familie zurück: in der Leonhardikapelle hat sich ein Ölbergrelief mit Umschrift erhalten (Nr. 34, Abb. 28). Das noch erkennbare Wappen deutet auf die Watzmansdorfer. Es ist auf 1466 datiert.

Eine weitere Wappengrabplatte, die ebenfalls von Gartner stammt, ist die des Wolfgang Pschächl (gest. 1511) und seiner Frau (Nr. 79). Er erwarb von den Watzmansdorfern einen Teil der Herrschaft Thyrnau, wonach er sich auch in der Inschrift neben dem Sitz Watzmansdorf benennt. Ähnlich wie die Watzmansdorfer fand auch er sein Begräbnis in Kellberg.

Aus dem zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts hat sich nur eine Grabinschrift aus dem Adel hier erhalten, nämlich die Grabtafel der Margaretha von Stainach, der zweiten Frau des bischöflichen Rates Christoph Tengler (Nr. 103, Abb. 41). Sie ist 1562 verstorben.

[Druckseite XXII]

Erst nach der Jahrhundertwende erscheint wieder eine Adelsfamilie, die zu der Zeit in der Gegend begütert war, in den Inschriften. Von den Schätzl, die auf Hörmannsberg, Watzmansdorf und Thyrnau saßen, zeugen drei Inschriften in Kellberg. Eine Gedenkinschrift für die Geschwister Julius Benedikt und Kunigunde, die beide andernorts begraben sind, stammt aus dem zweiten Viertel des 17. Jahrhundert (datiert 1598, Nr. 159, Abb. 64). Daneben findet sich eine Wappengrabplatte für die zwei wohl im Kindesalter verstorbenen Hans Karl und Hans Hektor (Nr. 166) und ein Totenschild für Urban Schätzl (Nr. 167). Sein Grab fand er hingegen in der von ihm gestifteten Michaelskapelle oder „Schätzlkapelle“ am Domkreuzgang in Passau. Dort war fortan auch die Hauptgrablege der Familie, nachdem schon einzelne Mitglieder früher im Bereich des Domkreuzganges beigesetzt wurden69).

Neben diesen epigraphischen Zeugnissen adliger Personen finden sich auch drei Grabinschriften von Pfarrern: die bereits erwähnte Platte für einen unbekannten Geistlichen, die Grabplatte für Johann Mauersteiner (gest. 1514, Nr. 83) und das Epitaph für Johann Vogl (gest. 1625, Nr. 158).

2.1.7 Neuburg am Inn

Die Neuburg am Inn70) war im Hochmittelalter einer der Hauptsitze der Grafen von Vornbach und später Zentrum der gleichnamigen Grafschaft (vgl. oben).

Die Grafen von Neuburg-Vornbach starben 1158 mit Eckbert III. aus. Das Erbe traten die Grafen von Andechs an, namentlich Berthold III., ein Neffe Eckberts III.71). Die Burg verblieb bei den Andechsern bis zum Tode des letzten männlichen Nachkommens Otto II. im Jahre 1248. In der Folgezeit entspann sich immer wieder Streit um den Besitz der Burg zwischen den beiden Nachbarn Bayern und Österreich72). Dementsprechend häufig wechselte die Burg den Besitzer. 1310, mit dem Passauer Friedensschluss, ging die Burg schließlich an Österreich. Der häufige Besitzerwechsel setzte sich weiterhin fort, da die Habsburger die Herrschaft Neuburg wegen Geldmangel wiederholt verpfändeten.

1528 schließlich wurde die Reichsgrafschaft Neuburg dem Grafen Niklas II. von Salm als kaiserliches Lehen verliehen. Er ließ die Burg renovieren. Neuburg verblieb sodann bis 1654 im Besitz der Grafen von Salm.

Unter Graf Julius I. von Salm (geb. 1531, gest. 1595) zog die lutherische Lehre in die Grafschaft ein. Dies führte zwangsläufig zu Reibereien mit den katholischen Nachbarn. Zu besonderen Streitereien kam es mit dem Abt von Vornbach wegen der Kirche in Neukirchen am Inn73), die zum Kloster Vornbach gehörte. Der Ort selbst lag jedoch in der Herrschaft Neuburg, was Graf Julius offenbar dazu nutzte, in besagter Kirche gegen den Willen des Vornbacher Abtes „Lutherische“ beisetzten zu lassen74). Grabdenkmäler aus dieser Zeit haben sich in Neukirchen am Inn leider nicht erhalten. Epigraphische Zeugnisse setzen erst wieder 50 Jahre später mit der Grabplatte für den Verwalter Joachim Schmelzing (Nr. 153) ein, der allerdings auch einer protestantischen Familie entstammte75).

Auch die Nutzungsrechte der anliegenden Klöster (Vornbach am Inn, Fürstenzell und St. Nikola in Passau) im ausgedehnten, zur Herrschaft gehörigen Neuburger Wald, gaben – besonders im 16. Jahrhundert – Anlass zu Auseinandersetzungen. Zuständig für die Verwaltung des Waldes war der sogenannte Holzpropst, eine Art Forstbeamter76). Zwei sind inschriftlich mit Namen überliefert: Hans Forster (Farster) von der Tann, gest. 1433 (Nr. 13 (Abb. 10) und 19 (Abb. 9)) und Georg Oberndorffer, gest. 1508 (Nr. 76†).

[Druckseite XXIII]

Beide wurden in Vornbacher Kirchen bestattet: ersterer in Neukirchen am Inn, letzterer im Kloster selbst, in der dortigen Kapelle Maria am Sand. An beiden Orten finden sich auch in späterer Zeit die Grabstätten weiterer Neuburger Verwaltungsbeamter: eine ehemals in Vornbach aufbewahrte, sich heute im Oberhausmuseum befindliche Tafel – mutmaßlich ehemals Teil eines Epitaphs – zeugt von dem Pfleger und dem Mautner „zu Neuburg“, Hans und Jörg Perger (datiert 1516, Nr. 85, Abb. 30). In Neukirchen hat sich die bereits erwähnte Wappengrabplatte für den Neuburger „Verwalter“, Joachim Schmelzing zu Fürstdobl (gest. 1620), und seine Frau erhalten (Nr. 153, vgl. oben).

Nach verschiedenen weiteren Besitzern ging die Neuburg 1730 schließlich ans Fürstbistum Passau. Die Säkularisation brachte die Burg dann an Bayern.

Die Anlage wurde 1810 durch einen Brand erheblich zerstört. Eine Wiederherstellung erfolgte jedoch erst zwischen 1908 und 1918. Eine Gesamtsanierung fand schließlich ab 1983 statt77). Seit 1998 ist der Landkreis Passau Besitzer der Neuburg, der dort u.a. eine Galerie und ein Tagungszentrum eingerichtet hat.

2.1.7.1 Burg

Die „neue Burg“ wurde um 1050 von den Grafen von Vornbach, die sich dann auch nach der Neuburg nannten, erbaut. Ihren bisherigen Sitz übertrugen sie nach und nach an das dort gegründete Kloster Vornbach (vgl. unten). Von dieser frühen Zeit zeugen noch Mauerreste v.a. in den Kellergewölben.

In den diversen Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Österreich, besonders im 13. Jahrhundert, erlitt die Burg öfters Zerstörungen. Nennenswert unter den häufig wechselnden Besitzern sind die Burgherren Hans von Rohrbach, unter dem u.a. die Schlosskapelle in ihrer heutigen Form erbaut wurde (vgl. Nr. 36), und Sigmund von Niederthor, der die Kapelle schließlich 1484 freskieren ließ (Nr. 47).

Noch im selben Jahr 1528, in dem Graf Niklas II. von Salm die Burg übertragen bekam, begann er, die Burg in ein Renaissanceschloss umbauen zu lassen. Die Arbeiten erfolgten (ab 1529) unter der Leitung des Passauer Hofmalers Wolf Huber, von dem noch Reste von Wandmalereien im Schloss zu bewundern sind (Nr. 93). Charakteristisch ist die Terracottaausstattung des Schlosses, die sich heute leider nur noch fragmentarisch erhalten hat, darunter Bruchstücke einer Ofenkachel mit der Namensnennung eines tätigen Hafners, Sebastian Ratinger, und der Jahreszahl 1531 (Nr. 91).

2.1.8 Neukirchen am Inn, Gde. Neuburg am Inn

Der Ort Neukirchen am Inn78) lag in der Grafschaft Neuburg am Inn.

Die Kirche gehörte jedoch zum Kloster Vornbach. Sie wurde 1189 dem Kloster durch den Passauer Bischof geschenkt. Dadurch kam es auch zu Reibereien zwischen dem Kloster und dem Grafen (vgl. oben unter Neuburg).

2.1.8.1 Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist

Der Turm geht noch auf einen älteren Bau zurück. Er birgt neben anderen eine auf das Jahr 1456 datierte Glocke (Nr. 30). Die jetzige Kirche ist ein spätgotischer Bau aus dem 15. Jahrhundert. Der Chor stammt noch aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts, wohl um 1430, das Langhaus wurde nach und nach ergänzt. Das Südportal trägt schließlich das Baudatum 1488 (Nr. 51).

Ausstattung und Inschriftenbestand

Eine erhaltene Inschrift zeugt von der Ausstattung der Kirche durch das Kloster Vornbach, zu dem das Gotteshaus gehörte (Nr. 27). Sie nennt den Prior Georg Schmelzl, der um 1449 nachweisbar ist und der presens opusculum angeschafft hat. Leider geht nicht genauer hervor, um welches „Werklein“ es sich hierbei gehandelt hat. Eine nur noch kopial erhaltene Inschrift überliefert eine angebliche Altarstiftung durch eine möglicherweise in der Martinskirche in Vornbach ansässige Bruderschaft (Nr. 72†).

[Druckseite XXIV]

Unter den Grabmälern haben sich hier auch einige von Neuburger „Beamten“ erhalten, die bereits unter Neuburg am Inn erwähnt wurden (Inschriftentafel und Wappengrabplatte des Holzpropstes Hans Forster (Farster) von der Tann, Nr. 13 (Abb. 10) und 19 (Abb. 9); Wappengrabplatte des Verwalters Joachim Schmelzing Nr. 153). Eine weitere Grabinschrift bezeugt die Grabstätte eines Leonhard Remgruebers und seiner Familie (Nr. 41). Näheres von ihm ist jedoch nicht bekannt.

2.1.9 Neukirchen vorm Wald

Das ehemals im Landgericht Vilshofen gelegene Neukirchen vorm Wald79) gehörte zunächst zur Pfarrei Aicha vorm Wald. Erst im 16. Jahrhundert wurde Neukirchen selbständige Pfarrei80). Der Ort bildete somit neben Aicha eines der wenigen kirchlichen Zentren in dem nördlich der Donau an das Hochstift Passau angrenzenden Vilshofener Landgerichtssprengel. Daher bildeten sich in diesen beiden Kirchen wohl auch die Hauptbestattungsorte der benachbarten Hofmarken heraus.

2.1.9.1 Kath. Pfarrkirche St. Martin

Die heutige Kirche von Neukirchen vorm Wald ist ein Neubau aus dem 18. Jahrhundert. 1724 wurde der Bau unter Einbeziehung der gotischen Umfassungsmauern und des Westturms begonnen81).

Inschriftenbestand

Trotzdem hat sich von dem offenbaren Vorgängerbau eine ganze Reihe von Grabmälern erhalten, die durch die relativ dichte Überlieferung dieses Ortsbestandes bei Eckher noch ergänzt werden konnten. So finden sich ab dem 15. Jahrhundert, verstärkt dann im 16. Jahrhundert, Grabinschriften verschiedener adliger Familien, die in den oben für diese Gegend beschriebenen Hofmarken, besonders Witzmannsberg, Tittling, Fürstenstein und Englburg, saßen.

Die älteren Grabzeugnisse aus dem 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind fast ausschließlich im Grabsteinbuch des Johann Franz Eckher von Kapfing82) überliefert. Hier finden sich zunächst Mitglieder der Familie Regner: eine 1460 verstorbene Margaretha Regner war eine Ehefrau des Georg Regner (Nr. 32†). Für eben diesen Georg Regner und eine zweite Frau Magdalena gab es eine weitere Grabinschrift (Nr. 53†). In seiner Grabschrift nannte er sich zu Wizmansperg, wo er auch anderweitig als Hofmarksinhaber fassbar ist83). Ein weiteres Mitglied der Familie tritt – epigraphisch – erst wieder ca. ein Jahrhundert später auf, nämlich Margaretha (gest. 1589), eine geb. Regner und Ehefrau des Wolf Jakob Pettichkhamer, der sich ebenfalls nach dem Sitz Witzmannsberg nennt (Nr. 126, Abb. 59).

Für das 15. Jahrhundert ist allein noch die Bestattung eines Heinrich Sigershofers (gest. 1474) und seiner Ehefrau Barbara, geb. Hainzing (gest. 1463), in Neukirchen belegt (Nr. 38†). Die Familie ist eigentlich stärker im Raum Aicha vorm Wald nachweisbar, wo sich auch ein weiteres Grabmal einer geb. Sigershofer befindet (siehe unter Aicha vorm Wald).

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts folgen zwei Grabinschriften für Angehörige der Familie Nußdorf, die zu der Zeit auf der Hofmark Tittling saßen84): es sind dies die ebenfalls nur kopial überlieferten Grabmäler für Haimeran von Nußdorf zu Tittling (gest. 1512, Nr. 81†) und für Erasmus von Nußdorf zu Tittling (gest. 1530, Nr. 90†).

Zeitlich anschließend sind zwei Familienmitglieder Harschl, möglicherweise Vater und Sohn, inschriftlich überliefert: es sind dies Veit Harschl (gest. 1532, Nr. 92†) und Hans Harschl (gest. 1545, Nr. 97, Abb. 39). Beide waren Pfleger in dem bayrischen Gericht Diessenstein, das im Landgericht Regen lag, welches in der Gegend an das Landgericht Vilshofen grenzte.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind die Schwarzensteiner85) in den Grabmälern in Neukirchen vorm Wald am stärksten vertreten. Als erster findet sich der 1567 verstorbene Andreas [Druckseite XXV] von Schwarzenstein mit seiner Frau Margaretha, geb. Marschall von Wildenberg (Nr. 107, Abb. 42, 43). Er benennt sich gleich nach drei Herrschaften, nämlich nach den Neukirchen „benachbarten“ Englburg und Fürstenstein und nach dem im Innviertel gelegenen Katzenberg86). So auch sein 1574 verstorbener Bruder Philipp Jakob von Schwarzenstein, dessen hölzernes Epitaph sich in der Kapelle unter dem Turm der Pfarrkirche in Neukirchen vorm Wald befindet (Nr. 110). Gleich mit zwei Totengedächtnismalen ist eine unverheiratet verstorbene Tochter des ersteren, Andreas von Schwarzenstein und seiner Frau Margaretha, vertreten: für Ursula von Schwarzenstein (gest. 1598) existieren ein Epitaph (Nr. 136) und eine Grabplatte (Nr. 137).

Die Schwarzensteiner sind auch über eine der wenigen inschriftlichen Überlieferungen in einem ihrer Sitze fassbar: Hans Wolf von Schwarzenstein, ein Sohn des Andreas und somit ein Bruder der Ursula, ist zusammen mit seiner Ehefrau Martha von Maxlrain über eine Stifterinschrift aus dem Jahre 1597 aus der ehemaligen Schlosskapelle in Englburg belegt (Nr. 133, Abb. 51). Er selbst ist nicht mehr in Neukirchen vorm Wald beigesetzt, sondern fand sein Grab in Steinkirchen, das zu Ortenburg gehörte. Dort ließen sich die Familien lutherischen Bekenntnisses aus dem Passauer Raum bestatten87).

Ein letztes Epitaph aus dem 16. Jahrhundert in Neukirchen vorm Wald bezeugt die Ehefrau eines Pflegers von Tittling, David Widmanstetter, Barbara Widmanstetter, geb. Karl (gest. 1595, Nr. 132).

Für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die Wappengrabplatte für den Pfleger von Hals, Sigmund von Raindorf (gest. 1627, Nr. 161) nennenswert. Er nennt sich in der Inschrift nach der Hofmark Witzmannsberg, die er kurz nach 1600 übernahm88).

2.1.10 Obernzell

Obernzell89) – früher auch Griesbach in der Zell – war zunächst Sitz der Herren von Griesbach. Von diesen ging der Ort unter Bischof Ulrich II. (1215-1222) ins Eigentum des Hochstifts Passau über. Unter Bischof Bernhard (1284-1313) wurde der Ort Sitz eines Landgerichts; unter Bischof Gottfried von Weißeneck (1342-1362) erlangte Obernzell 1359 die Marktfreiheit90).

Wichtig für Obernzell war seit dem 13. Jahrhundert die Graphitverarbeitung, die besonders bei der Keramikherstellung zum Einsatz kam, weshalb der Ort früher auch Hafnerzell hieß91). Im ehemaligen fürstbischöflichen Schloss ist heute – passend zur Ortsgeschichte – ein Keramikmuseum, eine Zweigstelle des Bayerischen Nationalmuseums, eingerichtet.

Die Kirche von Obernzell war zunächst eine Filiale von Esternberg (Pol. Bez. Schärding/OÖ.) und wurde 1238 zur selbständigen Pfarrei, jedoch 1490 dem Kollegiatsstift St. Salvator in Passau einverleibt. Bis zur Säkularisation amtierten dort seither nur Vikare, die oft jedoch als „Pfarrer“ bezeichnet wurden92). Pfarrkirche war bis 1947 die heutige Friedhofskirche St. Margareta, während die zentraler gelegene Mariä Himmelfahrt „Marktkirche“ war.

Noch tatsächlich Pfarrer war Johann Kunstmann, der 1419 verstarb und dessen Grabplatte sich in St. Margareta, der damaligen Pfarrkirche, befindet (Nr. 12, Abb. 8). Ebenfalls noch als plebanus wird Ulrich Dorfmayr, verstorben 1514, auf seiner Grabplatte in Mariä Himmelfahrt bezeichnet (Nr. 84, Abb. 33). Als Pfarrherr wird 1606 Johann Eisenpropst in einer Stifterinschrift aufgeführt (Nr. 148, Mariä Himmelfahrt). Erst 1641 findet sich eine Grabinschrift für einen vicarius Michael Kholer (Nr. 171, Abb. 65, St. Margareta).

2.1.10.1 Ehem. fürstbischöfliches Schloss

Der Bau des Schlosses wurde unter dem Bischof Georg von Hohenlohe (1390-1423) begonnen und unter Leonhard von Layming (1423/1424-1451) vollendet. Das Schloss war zunächst als Wasserburg angelegt, weshalb es wohl auch relativ nahe an der Donau gelegen ist. Ein wesentlicher Umbau erfolgte [Druckseite XXVI] schließlich unter Bischof Urban von Trenbach (1561-1598). Die letzte große Instandsetzung des Gebäudes fand von 1965-1982 statt. Von der ehemaligen Wehranlage sowie vom Graben, der das Schloss umgab, sind noch Teile erhalten.

Das Schloss war in erster Linie Sitz des bischöflichen Pflegers93).

Inschriftenbestand

Der heutige Inschriftenbestand stammt weitgehend aus der Zeit des Umbaus unter Urban von Trenbach. Die wenigen Beschriftungen, die noch in frühere Zeit datieren, sind diverse Graffiti (Nr. 116 (Abb. 47), 117†) und stark fragmentarische Schriftzüge einer früheren Ausmalung der Schlosskapelle (Nr. 18).

Vom Umbau durch Urban von Trenbach hingegen zeugen allein drei datierte Wappensteine (Nr. 118, 119 und 120), alle aus dem Jahr 1581. Dieselbe Art von Wappensteinen kündet auch an verschiedenen Stellen in der Stadt Passau von der Bautätigkeit Urbans94).

Ebenfalls unter Urban wurde die epigraphisch sehr umfangreiche Ausstattung des Festsaales und der Kapelle ausgeführt. Das Inschriftenensemble besteht u.a. aus einer Päpstereihe (Nr. 123, Abb. 55, 56, 57) und einem Zyklus lateinischer Sprüche (Nr. 122, Abb. 54), der durch gemalte Inschriften in der Kapelle ergänzt wurde (Nr. 121, Abb. 53). Das 1582/1583 zusammengestellte Inschriftenprogramm ist wohl im weitesten Sinn im Zusammenhang mit den sich zu der Zeit im Gange befindlichen Reformbestrebungen im Geiste der katholischen Erneuerung zu sehen.

2.1.10.2 Kath. Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt (Marktkirche)

Der heutige Bau stammt aus der Zeit von 1740-45. Der Südturm ist älter, wie die Graffiti im Inneren aus dem Jahr 1592 bezeugen (Nr. 128, Abb. 44). Die Doppelturmfassade erhielt die Kirche erst 1896, als der zweite Turm angebaut wurde95).

Vom Vorgängerbau ist nicht viel bekannt. Angeblich wurde 1592 zusammen mit dem Turm ein „kleines Kirchlein“ gebaut, obwohl ein Marienpatrozinium für den Ort schon seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert nachgewiesen ist96). Eine Stifterinschrift einer Bruderschaft aus dem Jahre 1606 dokumentiert, dass für die damalige „Porkirchen“– wohl die Empore – Stühle und ein Fenster angeschafft wurden (Nr. 148).

Inschriftenbestand

In der „Marktkirche“ finden sich Grabinschriften der verschiedenen (gehobeneren) Gesellschaftsgruppen, die im Markt vorhanden waren. So sind Bürgerliche bzw. Handwerker vertreten wie der Maister Michael, der auch „Maurer“ bezeichnet wird (Nr. 33), Jörg Koller mit seinen zwei Ehefrauen, dessen „Beruf“ jedoch unbekannt ist (Nr. 80†), oder der Bäcker und Rat, Matthäus Haidenbeck mit Familie (Nr. 131). Ebenso ist ein Grabmal für einen Pfleger, Achaz Lochner mit seiner Frau (Nr. 46), und für einen Pleban, Ulrich Dorfmayr (Nr. 84, Abb. 33), überliefert.

2.1.10.3 Kath. Kirche St. Margareta (ehem. Pfarrkirche)

Der Bau stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Die aus Granit gefertigte Kanzel ist auf das Jahr 1600 datiert (Nr. 144)97).

Inschriftenbestand

Die heute noch vorhandenen Grabmäler konzentrieren sich auf den Bereich des Vorbaues des Kircheneinganges.

Darunter befinden sich die bereits erwähnten Grabinschriften für den ciuis in cella, Johann Strobel mit Familie (Nr. 9), für den Pfarrer Johann Kunstmann (Nr. 12, Abb. 8) und den Vikar Michael Kholer (Nr. 171, Abb. 65).

[Druckseite XXVII]

Die in der Eingangshalle des Rathauses in Obernzell aufbewahrten Grabplatten stammen nicht von hier, sondern befanden sich ursprünglich im Domkreuzgang in Passau, von wo sie nach der Säkularisation wohl als Baumaterial hierher gebracht wurden98).

2.1.11 Sulzbach am Inn, Gde. Ruhstorf a.d. Rott

Sulzbach am Inn99) lag im Gebiet des ehem. Landgerichts Griesbach, war dort aber eine geschlossene Hofmark. Sulzbach war ursprünglich Passauer Besitz. Die Bischöfe verliehen die Hofmark als Lehen, u.a. an die von Weiher und von Marsbach. Schließlich war der Besitz von 1437 bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts in Händen der Tannberger.

Die Kirche und Pfarrei hingegen wurden vom Passauer Bischof bereits 1188 an das Kloster Vornbach am Inn übertragen, was 1435 von bischöflicher Seite nochmals bestätigt wurde100). Hiervon zeugte eine heute leider verlorene Inschrift in St. Stephan in Sulzbach (Nr. 20†).

2.1.11.1 Kath. Pfarrkirche St. Stephan

Die heutige Kirche ist ein spätgotischer Bau, der unter dem Vornbacher Abt Dietrich (1438-1461), der auch die Kirche in Eholfing ausstatten ließ (vgl. dort), begonnen wurde. Die Jahreszahl 1474 am Chorbogen dokumentiert die Vollendung dieses Bauabschnittes (Nr. 40)101).

Außer dem Baudatum und der Gedenkinschrift zur Besitzübertragung ist für diese Kirche weder original noch kopial weiterer Inschriftenbestand überliefert.

2.1.12 Thyrnau

Thyrnau102) lag im Landgericht Oberhaus, im Hochstift Passau, kam jedoch erst 1692 an den Bischof und war dann auch Sitz eines Amtes. Davor bestand dort die Hofmark Thyrnau-Watzmansdorf. Hier lag auch das Herrschaftszentrum der Watzmansdorfer. Die einstige Hofmark Watzmansdorf war wohl mit Thyrnau identisch oder zumindest eng verbunden103).

Das ehemalige Schloss zeugt nur noch bedingt von der ehemaligen Herrschaft, da hier im 18. Jahrhundert ein Jagdschloss errichtet wurde, das heute als Zisterzienserkloster dient.

Die eigentliche Pfarrkirche St. Franz Xaver stammt aus dem 18. Jahrhundert104). Sie ist jedoch für den hier untersuchten Inschriftenbestand irrelevant.

2.1.12.1 Kath. Kirche St. Christophorus

Im Kern stammt die Kirche noch zusammen mit dem Turm aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie wurde um 1500 jedoch erweitert105). Die Kirche war wohl nahe der einstigen Hofmark Watzmansdorf gelegen106), besitzt jedoch keinen Inschriftenbestand, der auf die Watzmansdorfer verweist.

Inschriftenbestand und Kirchenausstattung

Die in dieser Kirche vorhandenen Grabmäler der Familie Schätzl stammen ursprünglich aus der ehem. Schätzlkapelle (Michaelskapelle) am Dom zu Passau und wurden daher bereits im Stadtband ediert107).

Für den hier bearbeiteten Bestand ist in erster Linie der Altar und dessen Predella interessant (Nr. 138 (Abb. 49) und 139 (Abb. 50)). Der Altar wurde von dem Passauer Dompropst Christoph von Pötting und Persing gestiftet und ist seinem Namens-, dem gleichzeitigen Kirchenpatron, dem Hl. Christophorus, gewidmet. Christoph von Pötting und Persing ist auch in der Stadt Passau epigraphisch fassbar. Von ihm haben sich mehrer Wappensteine und Bauinschriften erhalten. Seine Grabinschrift und sein Epitaph, die sich beide in der Andreaskapelle (Herrenkapelle) am Dom zu Passau befanden, sind heute leider verloren108).

2.1.13 Tiefenbach

Tiefenbach109) war neben Hutthurm einer der unfreien Märkte im Hochstift Passau. Er lag im Gebiet des Pfleggerichts Oberhaus. Tiefenbach war nachweislich seit dem Ende des 14. Jahrhunderts auch adlige Hofmark und kam erst 1690 in den Besitz des Bischofs.

Von der Pfarrei weiß man, dass sie 1261 der Domgruft in Passau inkorporiert wurde.

2.1.13.1 Kath. Pfarrkirche St. Margaretha

Bei der Kirche handelt es sich um einen spätgotischen Bau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In das Gebäude wurden wohl auch Teile eines älteren Vorgängerbaues integriert. Das Langhaus heute ist jedoch ein neugotischer Bau aus den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts110).

Inschriftenbestand

Unter den Vasa Sacra der Kirche befindet sich ein Kelch, der noch in den Erfassungszeitraum datiert ist. Er trägt das Jahr 1636 (Nr. 164). Ehemals vorhandene gotische Leuchter sind nur noch über ältere Photos bekannt (Nr. 59†).

Die einzig erhaltene Grabplatte aus dem Erfassungszeitraum ist die des Georg Pfeil und seiner drei Ehefrauen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Nr. 101, Abb. 40). Er nennt sich nach der Hofmark Haselbach, die im Gebiet des bayerischen Landgerichts Vilshofen lag111). Diese Herrschaft war von 1393 bis 1624 im Besitz der Familie Pfeil. Einzig bekanntes inschriftliches Zeugnis aus dem ehemaligen Schloss sind die heute verlorenen Wappenfenster aus dem Jahre 1562, die Eckher überliefert und die Wolf Pfeil zu Haselbach zusammen mit seiner Ehefrau Susanna, geb. Höhenkircher, deren Schwester Maria mit deren Ehemann Philipp Weissenfelder nannten (Nr. 104†).

2.1.14 Untergriesbach

Die Geschichte Untergriesbachs112) ist eng verbunden mit der des nahegelegenen Obernzells. Beide Orte gehen auf die Ansiedlung der Herren von Griesbach zurück und trugen in diesem Zusammenhang einen ähnlichen Namen (Obernzell hieß auch „Griesbach in der Zell“), sodass an manchen Stelle von den „beiden Griesbach“ die Rede ist. Beide Ortschaften waren Märkte im Hochstift Passau.

[Druckseite XXIX]

Ähnlich wie Obernzell war auch die Kirche in Untergriesbach eine Filiale von Esternberg. Sie ist erstmals 1223 nachgewiesen, ist aber schon bald darauf als Pfarrei belegt (1239). Allerdings wurde die Kirche 1490 dem Kollegiatsstift St. Salvator in Passau inkorporiert113).

2.1.14.1 Kath. Pfarrkirche St. Michael

In einen Neubau aus dem Jahre 1725 wurden die älteren Grundmauern miteinbezogen. Diese stammen von einem spätgotischen Bau. Der Chor trägt außen noch die Jahreszahl 1491 (Nr. 54). Der Turm stammt aus dem Jahre 1714114).

Inschriftenbestand

Das bereits erwähnte Baudatum 1491 findet sich auch am Altarstipes, wo angeblich der Name des für den Kirchenbau verantwortlichen Geistlichen vermerkt sein soll, der jedoch heute nicht mehr zu entziffern ist (vgl. hierzu Nr. 54).

Grabmäler sind erst aus dem beginnenden 17. Jahrhundert erhalten. Sie müssen noch aus dem Vorgängerbau stammen. Es finden sich aus der Zeit die Epitaphien für den Marktrichter Hans Egkher mit Familie (Nr. 147) und für den Vikar Leonhard Huber (Nr. 160, Abb. 60).

2.1.15 Vornbach, Gde. Neuhaus am Inn

Vornbach am Inn115) lag im ehemaligen Landgericht Griesbach.

Die Geschichte des dortigen Benediktinerklosters ist mit der Geschichte Neuburgs (siehe oben) eng verbunden, obwohl das Kloster später nicht mehr zur Grafschaft gehörte. An diesem Ort lag vor der Klostergründung der Sitz der gleichnamigen Grafen von Vornbach oder „Formbach“116). Der Legende nach soll die Grafentochter Himiltrudis in der Kirche Maria am Sand von einem Augenleiden geheilt worden sein. Aus Dankbarkeit gründete sie um 1040 eine klösterliche Zelle, der sie auch einige Besitzungen übergab. Von ihr soll eine nur noch in Bruchstücken erhaltene, unbeschriftete Figur zeugen, die sich in der Klosterkirche befindet (vgl. hierzu Nr. 6, Anm. 17). Ob es sich hierbei tatsächlich um Himiltrudis handelt, ist jedoch nicht sicher.

Ihre Gründung wurde aber erst durch umfangreiche Stiftungen des Grafen Eckberts I. zu einem lebensfähigen Kloster ausgeweitet, sodass dieser als eigentlicher Gründer für das Jahr 1094 in die Tradition einging. Ihm wird im Kloster durch zwei Stiftergrabmäler Rechnung getragen (Nr. 2 (Abb. 2) und 6 (Abb. 4)). In der Folgezeit übertrugen die Grafen, besonders der Sohn und der Enkel Eckberts I., die gleichnamigen Eckbert II. und III., immer wieder Besitzungen an das Kloster, was aus dessen Traditionscodex hervorgeht117). Beide wurden ebenfalls in der Abtei bestattet (Nr. 2, Abb. 2). Neben der Stiftertätigkeit übten die Grafen auch die Vogtei über das Kloster aus.

Mit Eckbert III., der bei der Belagerung Mailands unter Kaiser Friedrich I. im Jahre 1158 fiel118), erlosch die Grafenfamilie im Mannesstamm. Das Erbe ging an die Grafen von Andechs über: Graf Berthold II. war in zweiter Ehe mit Kunigunde von Vornbach, der Schwester Eckberts III., verheiratet. Sein Sohn aus erster Ehe, Berthold III., konnte seine Erbansprüche in Neuburg erfolgreich [Druckseite XXX] durchsetzen119). Von den Andechsern ging 1248 das Kloster an den bayerischen Herzog über, der in der Folge die Vogtei über das Kloster übernahm.

Seit der Privilegierung durch Kaiser Ludwig den Bayern 1341 bestand in Vornbach eine Klosterhofmark, die auch die niedere Gerichtsbarkeit ausübte120). Hiervon zeugen zwei Grabinschriften von Richtern: Lienhart Pruelaer, czw Vormpach Richter, (gest. 1430, Nr. 15, Abb. 11) und Wolfgang Putinger, Hofrichter zu Fohrnbach, (gest. 1553, Nr. 99†). Auf ein weiteres, „weltliches“ Amt deutet die Inschrift für den Chellnar Jörg Aeschbein (gest. 1430, Nr. 16, Abb. 12).

Zum Kloster gehörten seit der Frühzeit neben der Pfarrkirche St. Martin, die nördlich der Abtei gelegen ist, die Kirche in Eholfing, Pfarreien Sulzbach am Inn (mit Filialen) und Neukirchen am Inn121).

Erster infulierter Abt des Klosters war Konrad Peisser, der die Pontifikalien 1391 erlangte122). Von diesem ist jedoch – anders als in Fürstenzell von Abt Johann Schleterer – kein Grabmal erhalten. Weiters ist für das Kloster nennenswert der Abt, Humanist und Geschichtsschreiber Angelus Rumpler (1501-1513). Von ihm ist leider auch keine Grabinschrift vorhanden, jedoch ist von ihm u.a. eine Klosterchronik überliefert123).

Nach seiner Beschreibung befand sich im(?) Kapitelsaal eine Kapelle (oder eine Altarnische), die dem Hl. Johannes geweiht war und bei der diverse Äbte bestattet worden sein sollen. Sie soll von Abt Engelschalk (1334-1349/50) erbaut worden sein, der wohl als erster Abt dort beigesetzt wurde124). Leider ist hierzu nicht näheres bekannt, da die Gebäude aus der Zeit nicht erhalten sind.

2.1.15.1 Kath. Pfarrkirche, ehem. Benediktiner-Abteikirche Mariä Himmelfahrt

Der heutige Bau geht auf die Zeit des Frühbarock zurück. Damals wurde die Klosterkirche unter Einbeziehung der ursprünglich romanischen Umfassungsmauern und des gotischen Chores erneuert. Dieser Umbau erfolgte unter dem Abt Benedikt Hepauer (1624-1645), von dem ein Baudatum mit Initialen am Türsturz der nördlichen Eingangstür zeugt (Nr. 162). Er ließ gleichzeitig auch die Klostergebäude renovieren (vgl. Nr. 165, 168 (Abb. 67)) und die Stiftergrabmäler in die Klosterkirche transferieren (vgl. Nr. 173, Abb. 4). Seine Grabinschrift ist nur mehr kopial überliefert (Nr. 175†). Die heutige spätbarocke Innendekoration geht auf Abt Clarus Fasmann (1725-1747) zurück, der auch eine vierbändige Klosterchronik verfasste125).

Seit der Säkularisation ist die ehemalige Klosterkirche Pfarrkirche.

Inschriftenbestand

Von der ersten Klosterkirche zeugt noch das romanische Tympanon, das heute in die barocke Fassade integriert ist (Nr. 1, Abb. 1). Aus derselben Kirche stammt auch noch der romanische Taufstein, der allerdings unbeschriftet ist126).

Neben den bereits erwähnten Stiftergrabmälern (Nr. 2 (Abb. 2) und 6 (Abb. 4)) hat sich auch eine leider beschädigte figurale Grabplatte für den zweiten Abt, den Seligen Wirnto, erhalten (Nr. 4, Abb. 5). Sie ist, wie die figürlichen Grabmäler der Stifter, ebenfalls erst später als Gedenkinschrift angefertigt worden. Von mittelalterlichen Abtsgrabmälern hat sich leider so gut wie nichts erhalten. In einem Abstellraum werden heute lediglich zwei Fragmente einer ehemals figuralen Grabplatte für einen Abt, mutmaßlich für Caspar Schmatz (1461-1472; Nr. 37, Abb. 26), aufbewahrt. Nur kopial hingegen ist die Grabschrift für Abt Michael (1472-1474) überliefert (Nr. 39†).

Auf eine andere Art und Weise hat sich Abt Leonhard Strasser epigraphisch verewigt. Von ihm kündet die Stifterinschrift auf der Glocke im Nordturm aus dem Jahre 1481 (Nr. 44).

[Druckseite XXXI]

Im Original erhaltene Totengedächtnismale für Äbte stammen erst aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. So sind in der Kirche die figürlichen Grabmäler für Abt Wolfgang Stingler (Nr. 105) und Christian Seßler (Nr. 115, Abb. 61) vorhanden. Für den 1624 verstorbenen Abt Caspar Siber hingegen hat sich nur eine einfache Grabtafel aus der ehem. Gruft erhalten (Nr. 157, Abb. 63). Für Benedikt Hepauer, den letzten inschriftlich belegten Abt aus dem Erfassungszeitraum, ist nur der Wortlaut des Inschriftentextes kopial überliefert (Nr. 175†). Von seinem Nachfolger, Abt Plazidus Thum (1645-1673), werden zwei Grabtafeln seiner Eltern in der Gruft aufbewahrt (Nr. 176 und 177 (Abb. 66)).

Ein relativ frühes Zeugnis eines adligen Begräbnisses – neben dem der Vornbacher – stellt die kopial überlieferte Grabschrift für einen Eppelhauser dar, aus der allerdings nichts Näheres zur Person hervorgeht (datiert 1370, Nr. 7†). Zu den Grabinschriften diverser Amtsträger des Klosters und der benachbarten Grafschaft Neuburg, die im Bereich des Klosters aufbewahrt werden bzw. für Vornbach kopial belegt sind, wurde bereits unter Neuburg berichtet.

2.1.15.2 Friedhofskirche St. Martin

Die heutige Friedhofskirche war vor der Säkularisation Pfarrkirche. Nach der Auflösung des Klosters wurde 1826 das Langhaus abgetragen, sodass heute nur mehr der Chor der ehemaligen Kirche erhalten ist. Dieser Bau stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert, obwohl die Kirche bereits 1114 erwähnt ist127).

Inschriftenbestand und Ausstattung

Die Kirche war im 12. Jahrhundert durch die Passauer Bischöfe zur einzigen Pfarr-, Tauf- und Begräbniskirche in der (näheren) Umgebung bestimmt worden128). Trotzdem haben sich so gut wie keine Grabmäler aus dem Erfassungszeitraum in der Kirche erhalten. Kopial ist lediglich die Grabschrift für den Richter Wolfgang Putinger überliefert (Nr. 99†).

Der heute noch existente Teil der Kirche zeichnet sich besonders durch die spätgotische Ausmalung aus, die in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts freigelegt wurde (Nr. 17, Abb. 14, 15, 16). Es zeigt sich hier ein sehr umfangreiches Programm mit den Evangelisten und Engeln im Chorpolygon, den abendländischen Kirchenvätern im westlichen Joch, den Aposteln in den Fensterlaibungen und Szenen aus den Legenden des Hl. Martin und des Hl. Ulrich an den Wänden.

Der spätgotische Flügelaltar im Chor (Nr. 43, Abb. 20) stammt ursprünglich aus Eholfing, wo sein Pendant heute noch aufgestellt ist (vgl. oben), und diente dort als Seitenaltar.

2.1.15.3 Wallfahrtskapelle Maria am Sand (abgegangen)

Die Kapelle Maria am Sand geht auf jene legendäre Wallfahrtsstätte zurück, an der die (erste) Klostergründerin, die Grafentochter Himiltrudis, von ihrem Augenleiden geheilt worden sein soll. Ein Heiligtum hat demnach also schon vor der Klostergründung bestanden. Der spätgotische(?) Kapellenbau wurde jedoch, nachdem das Kloster aufgelöst war, 1831 abgebrochen. Auf älteren Ansichten der Abtei ist die Kapelle erkennbar: sie befand sich demnach wohl außerhalb des eigentlichen Klosterkomplexes, direkt am Innufer, südlich des Klosters129). Im Mittelalter entwickelte sich hier offenbar eine rege Wallfahrt, weshalb die Kapelle nach Rumpler unter Abt Michael (1472-1474) erneuert werden musste130). Die „Maria am Sand“, das dort verehrte Bildnis, eine Holzfigur aus der Zeit um 1480, befindet sich heute in der ehem. Klosterkirche131).

Inschriftenbestand

Aus der heute nicht mehr existenten Kapelle hat sich keine Originalinschrift erhalten, jedoch ist über die kopiale Überlieferung eine Grabinschrift für den Neuburger Holzpropst Georg Oberndorffer bekannt (Nr. 76†, vgl. auch oben).

3. Die nicht-originale Überlieferung der Inschriften

Die Inschriften im bearbeiteten Teil des Landkreises Passau sind zum Großteil noch im Original erhalten. Ein relativ geringer Anteil an nur noch in Kopie überlieferten Texten rundet das Bild ab. Es sind dies knappe 20 Prozent des Bestandes, die in Hand-, Druckschriften oder Photographien erhalten sind.

Hierzu gehört eine gewisse Anzahl an Bauzahlen und dergleichen, von denen sich Hinweise in der Literatur finden, die jedoch heute nicht mehr auffindbar sind.

Die wesentlichen kopialen Überlieferungen konzentrieren sich auf einige wenige Kirchen. Der aufgeführte Bestand unterscheidet sich oft nicht wesentlich vom heutigen Erhaltungszustand. Viele Kopialen wurden erst nach der Säkularisation verfasst. Daher enthalten sie kaum heute nicht mehr existente Objekte. Zu den wesentlichen Werken sind zu zählen: für das Kloster Vornbach die Chroniken von Rumpler und Fasmann, dann der Beitrag von Riesenhuber zur selben Klosterkirche, für das Kloster Fürstenzell dessen Grundbuch, und für die Kirchen in Kellberg und Thyrnau die Zusammenstellung von Brunner und auch eine Zusammenstellung bei Leoprechting. Für den Ort Obernzell bieten die beiden Überlieferungen von Dölzer eine wichtige Hilfe, von denen sich eine mit den beiden Kirchen beschäftigt, die andere hingegen die Inschriften im „Rittersaal“ des Schlosses behandelt.

Einige wenige Werke geben einen regional umfassenden Überblick. Dies sind in erster Linie die Inschriftensammlung von Eckher, der zudem noch vor der Säkularisation datiert, und die Topographie von Erhard (Junior). In wenigen Fällen dienen auch die Angaben in den entsprechenden Kunstdenkmälerbänden und die Photosammlung des Denkmalamtes als Informationsquellen für heute nicht mehr auffindbare Objekte.

Demnach lassen sich die Verluste im Landkreis folgendermaßen zusammenstellen: Die Säkularisation bedeutet auch hier einen Einschnitt. Im Kloster Vornbach gingen in den Nachwehen beispielsweise die Wallfahrtskapelle Maria am Sand (abgebrochen 1831) und ein Teil von St. Martin (Langhaus abgebrochen 1826) verloren132). Da aber nur sehr wenige Kopiale aus der Zeit vor der Säkularisation vorhanden sind und diese zudem meist keine umfangreiche Inschriftenüberlieferung bieten (vgl. die beiden Vornbacher Chroniken), lässt sich der Zustand vor der Säkularisation und damit die mit ihr zusammenhängenden Verluste nur schwer rekonstruieren.

In jüngerer Zeit gingen zusätzlich Denkmäler durch Umbauten oder Modernisierungen verloren. Hierzu sind v.a. Baudaten zu zählen, aber auch Grabinschriften – wie beispielsweise die Schrifttafeln eines Epitaphs in Hauzenberg (Nr. 154(†)). Die lange Zeit als verschollen geltende geätzte Tischplatte aus dem Kloster Vornbach (Nr. 111, Abb. 62) konnte glücklicherweise im Depotbestand der Museen der Stadt Regensburg wieder ausfindig gemacht werden. Sie wurde während des Zweiten Weltkriegs dorthin verbracht.

Diverse Restaurierungen führten zwar nicht zum Verlust der Inschrift – in einigen Fällen wie bei den Deckenmalereien in Vornbach und Eholfing (vgl. Nr. 17 (Abb. 14, 15, 16) und 26 (Abb. 17)) wurden sie sogar erst entdeckt –, oft wurde hier aber zwangsläufig der Originalbefund, der möglicherweise schon sehr schlecht war, überformt. Denkt man beispielsweise an das hölzerne Gebälk im Festsaal des Schlosses in Obernzell (Nr. 122, Abb. 54), so ist hier der gesamte Inschriftenzyklus rekonstruiert: der Zustand des Gebälks vor der Restaurierung war relativ schlecht, ein Großteil der Inschriften waren dick mit Farbe überstrichen, sodass die Restauratoren das Holz freilegen mussten, um dann anschließend den Fries neu zu fassen und anhand von Inschriftenresten und der kopialen Überlieferung bei Dölzer die Schriftzüge neu aufzutragen. Streng genommen handelt es sich hier also nicht mehr um die originalen Inschriften, sondern ebenfalls um eine Art „kopialer Überlieferung“.

Handschriftliche Überlieferung

Bayerische Staatsbibliothek München

– Cgm 2267: Johann Franz Eckher von Kapfing, Grabsteinbuch, 4 Bände, Freising 17./18. Jh. 133).
Band 1 Cgm 2267/1: restauriert, neuer Einband: Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 35 x 22,5 cm; Tiefe 2,5 cm), früheres Rückenschild: Grabsteinpuech I, altes Ex-Libris: Ex libris Johannis Francisci Eckhers a Käpfing Decani Frisingensis anno 1693; Papier (Maße restauriert 34,5 x 21,5 cm, ursprünglich 33 x 20 cm), neuere Paginierung in Rot, 142 Seiten, ältere Foliierung vorhanden. Im [Druckseite XXXIII] ersten Teil des Bandes eine Art Skizzenbuch, worin Grabplatten abgezeichnet sind, teils aber auch – nach einer erfolgten Reinschrift – durchgestrichen sind. Ab ca. p. 80 Übergang zu Reinzeichnungen, wobei in den meisten Fällen vier, öfter auch neun, vorgezeichnete hochrechteckige Felder als Schema für die Nachzeichnung dienen.
Band 2 Cgm 2267/2: restauriert, neuer Einband mit altem Rückenschild: Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 34,5 x 23 cm; Tiefe 4 cm), auf dem Rückschild: Grabsteinpuech 2. Theil; Papier (Maße 33,5 x 21,5 cm), Band mit Reinzeichnungen, nach Schema wie im ersten Band mit meist vier hochrechteckigen Feldern als Basis für die Zeichnungen. Foliierung, 173 f. beschrieben, zusätzlich drei leere Blätter.
Am Ende des Bandes Index für den für den ersten sowie für den zweiten Teil (Band), in zwei Spalten nach Orten alphabetisch geordnet, foliiert, bei 1 beginnend.
Band 3 Cgm 2267/3: alter Einband, Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 31,5 x 21 cm; Tiefe 1,8 cm), auf dem Buchrücken alte Signatur; Papier (Maße 30 x 20 cm), paginiert (1–17), anschließend foliiert (eigentlich von 17 bis 42); Titel innen: Excerpta Boico-Stematographica ex Diversis monumentis Inscriptionibus sepulchralibus et Manuscriptis vetustis unacum quibusdam observationibus et notis criticis, als Autor nennt sich am Ende P. Wolfgangus Schaumberger professus Monachus Seonensi134) OSB, dazwischen eingeschoben: eine Conventualinnenliste von Frauenchiemsee (fol. 19r–20r) und eine Familiengeschichte der Truchtlinger (fol. 21r–23r), am Ende des Bandes ein Index (fol. 41v–42r).
Band 4 Cgm 2267/4: restauriert, neuer Einband mit altem Rücken Pappdeckel mit Pergamentüberzug (Maße 32 x 22 cm; Tiefe 4,5 cm), auf dem Buchrücken Grabsteinbuech der 3.th Thaill; Papier (Maße 30 x 19,5 cm), ohne durchgängige Foliierung 116 Blätter. Viele Abzeichnungen von Wappen oder figuralen Grabmälern, Grabinschriften teils fehlend oder nur als Notiz anbei, Zeichnungen an manchen Stellen farbig; Zeichnungen durchnummeriert, Folioangaben unklar, am Ende Index. Anschließend beigebunden Ortsregister zum gesamten Grabsteinbuch: Papier (Maße 28 x 21 cm), 24 foliierte Blätter, angelegt von dem Erben des Oberbibl. Hofrath Föringer im Jahre 1898.
Das Grabsteinbuch des Freisinger Bischofs Johann Franz Eckher von Kapfing enthält Nachzeichnungen von Grabinschriften aus verschiedenen Orten Altbayerns, die in erster Linie aus genealogischem Interesse zusammengestellt worden sind.
Für den Passauer Raum erweist sich der zweite Band als ergiebig. Allerdings stehen auch hier – obwohl das Grabsteinbuch überregional angelegt ist – nur punktuell bestimmte Orte im Zentrum der Aufmerksamkeit. Es sind dies mutmaßlich Örtlichkeiten, an denen entweder Eckher selbst oder einer seiner Beauftragten war oder von denen er mehr oder weniger zufällig Informationen bekam. Im Bearbeitungsgebiet betrifft dies neben Vornbach am Inn eigentlich nur die Orte Tiefenbach, Haselbach und Neukirchen vorm Wald. Ein Blick in eine Karte zeigt, dass sich die drei letzteren an der selben Verkehrsverbindung befinden, was die Vermutung nahe legt, dass der Kopist die an der von ihm genutzten Strasse gelegenen Orte besuchte, andere dagegen nicht aufsuchte. Diese Sichtweise unterstützt auch die Tatsache, dass besagte Orte im Grabsteinbuch auf aufeinanderfolgenden Folioseiten aufgeführt sind135).
Somit erweist sich das Grabsteinbuch Eckhers nicht als flächendeckend relevante Überlieferung. Für die Orte, die behandelt werden, resultieren hier jedoch wertvolle Informationen, zumal die Aufzeichnungen Eckhers noch vor der Säkularisation erfolgten. Besonders der Inschriftenbestand in Neukirchen vorm Wald wird durch einige Kopiale Eckhers ergänzt. Für Haselbach bezeugt das Grabsteinbuch heute nicht mehr vorhandene Glasfenster im dortigen ehemaligen Schloss (Nr. 104†). Eckhers Sammlung scheint allgemein nicht vollständig zu sein: so sind für Vornbach – kopial oder auch original – Grabinschriften bekannt, die hier nicht aufgeführt werden136).
Die Kopiale Msc. M.v.O. Ms. 39 aus der Staatsbibliothek Bamberg137) stellt eine Kopie des Grabsteinbuches von Eckher dar. Daher finden sich die Abschriften Eckhers auch in diesem Manuskript. Diese Überlieferung ist daher als Kopiale zu vernachlässigen.

– Cgm 2290: Johann Michael Wilhelm von Prey, Bayrischen Adls Beschreibung, 33 Bände, Freising 1740.
Preys Adels-Beschreibung führt in alphabetischer Reihenfolge adlige Familiengeschlechter auf und gibt genealogische Angaben zu den jeweiligen Familienmitgliedern. Darin können sich unter Umständen auch Abschriften oder Nachzeichnungen von Grabmälern befinden. [Druckseite XXXIV]
Für das hier bearbeitet Gebiet finden sich einige wenige Kopiale – wie beispielsweise die Stiftergrabmäler in Vornbach –, die jedoch allesamt Inschriften wiedergeben, die heute noch im Original vorhanden sind. Daher erweist sich die Adelsgenealogie von Prey als für den hier präsentierten Bestand als Quelle von nur sekundärem Wert.

– Clm 7201: Grundbuch des Klosters Fürstenzell, 1474 und später (Maße Blatt 37 x 28 cm), Einband Holz mit geprägtem Lederüberzug, foliiert, 51 folio-Seiten (fol. 50 und 51 leer mit vorliniertem Spiegel), Papier, Titel (u.a.) auf fol. 1r: Hye vermerckt das Grundpuech vnser lieben Frawen Goczhaws vnd Stift zw Fürstenzell138).
Das Grundbuch wurde unter Abt Johann Schleterer (1460-1496, Nr. 60, Abb. 32) angefertigt. Von ihm zeugt u.a. die farbig gezeichnete Szene seiner Infulierung im Jahre 1475 (fol. 18v). Der Band enthält neben Auflistungen von Besitzungen, Besitzübertragungen und Zehnten auf fol. 2v eine gezeichnete Gründungsszene des Klosters. Darunter befinden sich Angaben zu den ersten „Schenkungen“ ans Kloster durch den Gründer Hertwik und andere. Durchwegs auffallend in dieser Handschrift sind die immer wieder auftretenden „Glossen“: zusätzliche oder spätere Ergänzungen in verkleinerter Schrift, so auch schon auf dem „Titelblatt“, so aber auch auf der Seite der Gründungsszene. Hier betrifft eine dieser Randnotizen den sog. zweiten Stifter von Fürstenzell, Heinrich von Preming (Nr. 5†), und gibt mutmaßlich dessen Grabinschrift wieder. Ansonsten ist der Band für die kopiale Inschriftenüberlieferung irrelevant.

Staatliche Bibliothek Passau

– Ms 37: Clarus Fasmann, Chronologia sive Historia Universalis de Origine, Fundatione Donatione, Incremento, Detrimento, et Memorabilibus Caeteris Monastery Varnpacensis In Bavaria Inferiori Ordinis SS. P. Ben., 4 Bände, Vornbach 1. H. 18. Jh.
Einbände Holz mit Schweinslederüberzug, weiß, geprägt, mit Verschlüssen; Papier, Maße Blätter H. 30,5 cm / B. 19,8 cm.
Band 1: 360 Folio-Seiten, im vorderen Spiegel Wasserzeichen aus Wappen und Initialen IPF, am Beginn Index; Titel: Antiquissimis et probatissimis Monastery Documentis, Monumentis, Chronicis et alys Authoribus hac super re agentibus conscripta a P. Claro Fasman Prior ibidem.
Band 2: 398 Folio-Seiten, davon einige paginiert, am Ende weitere Blätter eingebunden; darin Titel: Series Cathalogica Reverendissimorum et Amplissimorum Dominorum Dominorum Abbatum, Monastery huius Varenpacensis Ord. S.P.N. Benedicti et Rerum Omnium, quae sub Eorundem regimine notatu dignae contigerunt und Praeprimis vita Beatorum Abbatum Berengeri et Wirntonis conscripta a Gerocho Praeposito in Reichersperg Coaevo. Tomus IIdus Conscriptus a P. Claro Fasman, dicti monastery in Varnpach Professo, et p.? Prior indigno anno 1725 17. Juni in abbatem indignum electo.
Band 3: 395 Folio-Seiten, am Beginn Index; darin fol. 24r: Series Cathalogica Reverendissimorum et Amplissimorum Dominorum Dominorum Abbatum Monastery huius Varenpacensis Ord. S. Benedicti et Rerum omnium quae sub eorum regimine notatu dignae contigerunt ab anno Wolfgangi Abbatis hoc nomine II. regiminis primo, ? 1688 Tomus IIIrius conscriptus a patre Claro Fasman dicti Monastery professo, et p.f. ibidem Priore indigno.
Band 4: 343 Folio-Seiten, am Ende Index; Titel: Series Cathalogicae Reverendissimorum et Amplissimorum Dominorum Dominorum Abbatum Monastery huius Varenpacensis Ord. S. Benedicti, et Rerum omnium, quae sub eorum regimine memorabiles contigerunt Ab anno 1720 et segg. Tomus IV. conscriptus a P. Claro Fasman, eiusdem dicti Monastery Professo, et … anno 1725 17 Jun. in Abbatem electo.
Clarus Fasmann war Abt des Klosters Vornbach von 1725 bis 1747139). Seine Chronik enthält – v.a. für die ältere Zeit – viele Quellenabschriften, u.a. von Urkunden, aber auch beispielsweise von Passagen aus der Klostergeschichte Angelus Rumplers. Die eigentliche Chronik besteht dann aus chronologisch aufgelisteten kurzen Informationen zu den Äbten Vornbachs – häufig mit Bildnis bzw. Portrait – und jeweiliger Amtszeit. Das Ganze wird dann ergänzt mit allerlei Angaben zu Ereignissen der jeweiligen Zeit, was besonders bei den Jahren des 18. Jahrhunderts – also der unmittelbaren Zeit Fasmanns – sehr ausführlich ausfällt, wie beispielsweise ein Exkurs zur Vita des Hl. Johann Nepomuk in Zusammenhang mit dessen Heiligsprechung im Jahre 1729 im vierten Band zeigt.
Der Wert als kopiale Überlieferung besteht aus den an manchen Stellen gegebenen Inschriftenabschriften aus Vornbach und aus zum Kloster gehörigen Kirchen. Dabei ergänzt Fasmann zeitlich die Angaben Rumplers, dessen Klostergeschichte nur bis in die Zeit des beginnenden 16. Jahrhunderts [Druckseite XXXV] reicht, bietet jedoch noch ein Bild aus der Zeit vor der Säkularisation. So finden sich einige wenige Inschriften bei Fasmann, die in keiner andern Überlieferung enthalten sind, darunter die Grabinschrift des Abtes Benedikt Hepauer, unter dem die frühbarocken Umbaumaßnahmen des Klosters stattfanden und dessen Grab heute verloren ist (vgl. Nr. 175†).

– Ms 117
Sammlung zu einer Geschichte über Kloster Fürstenzell. Aus zerstreutem Material zusammengetragen von Ferdinand Huber, Mitglied des histor. Vereins für Niederbayern. 1894.
Papier, paginiert, 198 beschriebene Seiten, es folgen leere Seiten und eine Art Anhang mit Abzeichnungen aus dem Grundbuch des Klosters (Clm 7201), vornweg auch eingelegte lose Blätter; auf Rückseite des Titelblattes: „Vom Verfasser zur K. Kreis. und Studienbibliothek in Passau geschenkt 1896.“
Ferdinand Huber hat hier handschriftlich eine Geschichte des Klosters zusammengestellt. Als Quellen dienten ihm mutmaßlich u.a. das Fürstenzeller Nekrolog sowie das Grundbuch des Klosters. Diese handschriftliche Abhandlung wird durch Notizzettel bzw. separate Aufzeichnungen, die dem Manuskript beigefügt sind, ergänzt. Besonders in diesen Anhängen findet sich die eine oder andere Abschrift bzw. Nachzeichnung von Grabinschriften aus dem Kloster.
Ein Manuskript vom selben Autor und mit ähnlichem Titel befindet sich im Archiv des Bistums Passau. Die beiden Ausfertigungen unterscheiden sich geringfügig voneinander, besonders in den nachträglich eingefügten Blättern und Anmerkungen, sodass sich in beiden jeweils eine andere Kopiale befindet. In diesem Huber-Manuskript ist ein Distichon angeblich vom Grabmal des Abtes Lorenz Perger enthalten, für den heute keine Grabinschrift mehr überliefert ist (Nr. 100†).

Archiv des Bistums Passau

– ABP Pfarrarchiv Fürstenzell, Ferdinand Huber, Sammlung zu einer Geschichte des Klosters Fürstenzell, um 1860
Ein ähnliches Manuskript vom selben Autor wird in der Staatsbibliothek Passau unter der Signatur Ms 117 aufbewahrt (siehe oben). Die Aufzeichnungen unterscheiden sich in erster Linie in den zusätzlich angefügten Blättern. Beispielsweise findet sich hierin die Überlieferung der Grabschrift für den „zweiten Stifter“ des Klosters, Heinrich von Preming (Nr. 5†). Sie stellt jedoch nicht die einzige Kopiale dieses Objektes dar.

– ABP Sammlung Stinglhamer/Krick 220, bez. „Wappen und Siegel“
In diesem Akt befindet sich eine Abschrift von einer Inschrift, bestehend aus einer Jahreszahl und Initialen, die sich in Hutthurm befindet (vgl. Nr. 135), die aber auch von Erhard überliefert wird.

– ABP Sammlung Stinglhamer/Krick 221: Grabstein- und andere Inschriften
Loseblattsammlung mit 150 Faszikeln
Dieser Sammelakt enthält einige für den Bearbeitungsraum relevante Inschriftenabschriften, darunter einige von Familienmitgliedern der Watzmansdorfer. Es finden sich in der Sammlung jedoch kaum Inschriften, die nicht mehr im Original erhalten wären.
Problem dieser Loseblattsammlung ist, dass häufig nicht hervorgeht, wo sich das abgezeichnete Objekt befindet. Es lassen sich somit eigentlich nur die bereits bekannten Grabmäler identifizieren. Da sich diese Sammlung offenbar nicht auf den Raum des heutigen Landkreises Passau beschränkt und Ortsangaben fehlen, können viele Kopialen nicht zugeordnet werden. Unter diesen könnten sich theoretisch Inschriften befinden, die zwar zum Bearbeitungsgebiet gehören, heute aber nicht mehr erhalten sind. Jedoch dürften solche Fälle – wenn überhaupt – nur einen Bruchteil darstellen.
In den Beständen des Archivs des Bistums Passau finden sich auch die „Pfarrarchive“ (PfA). In diesem Konglomeraten sind unter Umständen Akten enthalten, die auch Inschriftenabschriften enthalten können. Jedoch erweisen sich hier nur die wenigsten als wirkliche kopiale Überlieferung von heute nicht mehr erhaltenen Objekten.

Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg

– BZAR Gen 1279: Peter Brunner, Inscriptiones Patavienses (Maße 29 x 19,5 cm), Einband aus Papier, lose Papierblätter in drei erhaltenen Heften.
Für das Bearbeitungsgebiet relevant: Titel: Grabschriften=Sammlung IV. Heft. Enthaltend 1. St. Achatiuscirche bei Hals. 2. St. Christophkirche bei Tyrnau. 3. Pfarrkirche in Kellberg; ca. 35 Seiten.
Der Autor dieser Inschriftensammlung ist der Gymnasialrektor und Hochschulprofessor Peter Brunner (1785–1845)140). Während ein Großteil seiner Sammlung die Inschriften der Stadt Passau [Druckseite XXXVI] behandelt, wendet er sich im letzten Heft über die (damaligen) Grenzen der Stadt hinaus. Die damals außerhalb gelegene Kirche in Hals gehört inzwischen zur Stadt Passau. Die beiden Kirchen in Thyrnau und Kellberg hingegen betreffen den heutigen Landkreis.
Die Zusammenstellung Brunners liefert ein relativ dichtes Bild des Inschriftenmateriales der beiden Kirchen, auf die sich die Überlieferung konzentriert. Neben den Watzmansdorfergrabmälern in Kellberg (Nr. 29 (Abb. 21), 55, 56 (Abb. 22), 75) führt er auch die Weiheinschrift am Christophorusaltar in Thyrnau auf (Nr. 138 (Abb. 49) und 139 (Abb. 50)). Allerdings beschränkt sich die Überlieferung auf besagte zwei Kirchen. Andere werden hier nicht behandelt, so auch nicht beispielsweise die beiden weitern Watzmansdorfergrabplatten in Hutthurm (vgl. Nr. 74 (Abb. 37) und 87 (Abb. 38)). Der Erhaltungszustand des Inschriftenbestandes war offenbar schon zu Zeiten Brunners im Wesentlichen der, den wir auch heute noch vorfinden. Lediglich ein Objekt wird von Brunner beschrieben, von dem heute jede Spur fehlt und das wohl schon damals kaum noch zu entziffern war. Es handelt sich um die fragmentarische Grabinschrift für eine Anna, eine angebliche Watzmansdorferin, die auch bei Erhard überliefert ist (Nr. 8†).

Stadtarchiv Landshut

– Manuskriptsammlung Historischer Verein von Niederbayern F11/1: Georg Dölzer, Die Freskomalerei im Rittersaale des ehemals fürstbischöflichen Schlosses zu Obernzell v. Jahre MDLXXXIII. Ohne Jahr
Papier; nicht paginiert 35 Seiten (bis auf Vorwort nur einseitig beschriftet, Blätter durchgezählt), Maße Blätter: H. 35 cm, B. 21,5 cm; gedruckt
Georg Dölzer war 1882-1889 Lehrer in Obernzell141).
Diese Überlieferung stellt die einzige Abschrift der umfangreichen Inschriftenzyklen im Festsaal des Schlosses Obernzell dar (vgl. Nr. 122 (Abb. 54) und 123 (Abb. 55, 56, 57)). Zu Zeiten Dölzers waren offenbar schon einige Stellen verloren. Trotzdem diente gerade diese Kopiale als wertvolle Quelle bei den Restaurierungsarbeiten in besagtem Saal Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die ebenfalls im Schloss Obernzell befindlichen Inschriftenkartuschen aus der ehemaligen Kapelle (Nr. 121, Abb. 53) sind bei Dölzer nicht aufgeführt. Sie waren zu der Zeit vielleicht übertüncht142).

– Manuskriptsammlung Historischer Verein von Niederbayern F 11/2: Georg Dölzer, Historische Notizen über die Maerkte Obernzell und Untergriesbach nebst beigefügten Abbildungen der noch vorhandenen aeltesten Grabdenkmale in den beiden Kirchen zu Obernzell.
Papier, Maße H. 32 cm, B. 20,5 cm; paginiert („Anhang“ mit Zeichnungen nur einseitig beschriftet und durchgezählt), 14 (beschriebene) Seiten.
Dieses Manuskript Dölzers enthält u.a. sowohl Inschriftenabschriften als auch Nachzeichnungen von Grabmälern in den beiden Kirchen von Obernzell, während sich die Angaben zu Untergriesbach auf einige historische Angaben beschränken. Unter den überlieferten Inschriften befindet sich auch eine für Jörg Koller (vgl. Nr. 80†), die heute nicht mehr vorhanden ist, sowie eine Abschrift der Grabplatte für Johann Strobel und seine Familie (Nr. 9), die heute zwar noch existiert, jedoch kaum noch lesbar ist.

Überlieferung in Druckwerken

– Angelus Rumpler, Historia monasterii Formbacensis, hg. von Bernhard Pez (Thesaurus anecdotorum novissimum I,III). Augsburg 1721, 419-482.
Der Vornbacher Abt und Humanist Angelus Rumpler (1501-1513 Abt von Vornbach) verfasste eine dreibändige Geschichte seines Klosters (1504 fertig gestellt). Darin beschreibt er u.a. das Kloster selbst, macht Angaben zu den verschiedenen Äbten und geht auch auf das zu Vornbach gehörige Filialkloster Gloggnitz (Pol. Bez. Neunkirchen/NÖ.) ein.
Der Wert als kopiale Überlieferung für Grabinschriften ist eher gering. Rumpler macht aber doch einige Angaben zu den Stiftergrabmälern (Nr. 2 (Abb. 2) und 6 (Abb. 4)) und zu der Grabplatte Wirntos, deren heute nur noch fragmentarisch erhaltene Inschrift hierüber ergänzt werden kann (Nr. 4, Abb. 5). Bei einigen Äbten vermerkt er längere Grabgedichte, die jedoch sehr wahrscheinlich nie als Inschrift ausgeführt waren. An wenigen Stellen, wo dies offenbar doch der Fall war, vermerkt dies Rumpler, so bei der heute verlorenen Grabinschrift in Hexametern für den Abt Michael (Nr. 39†).

[Druckseite XXXVII]

– Caspar Bruschius, Supplementum Bruschianum. Monasteriorum et episcopatuum germaniae praecipuorum ac maxime illustrium Chronicon sive Centuria secunda. Wien 1692.
Der Band enthält diverse Abhandlung über Klöster, die sich im weitesten Sinn in der alten Diözese Passau befanden. Darunter sind auch die beiden für den Bearbeitungsraum relevanten Klöster Fürstenzell und Vornbach. Die einzelnen Kapitel zu den Klöstern umfassen in erster Linie neben einer kurzen Einführung Äbtelisten mit deren „Kurzbiographien“. Hier überliefert Bruschius an manchen Stellen auch Inschriften, jedoch scheinen ihn nur diejenigen zu interessieren, die in lateinischen Versen verfasst sind. Er bietet daher keine umfassende Grabinschriftenüberlieferung, sondern gibt nur metrische Texte wieder. Bruschius hat häufig selbst auch Grabgedichte verfasst, die nicht zwingend als Inschrift ausgeführt waren. Bei den im Katalog aufgenommenen Beispielen hat Bruschius jedoch jeweils den Begräbnisort des Verstorbenen angegeben, sodass in diesen Fällen von einer tatsächlichen Inschrift ausgegangen werden kann.

– Monumenta Boica
Band 4. München 1765. Darin ab p. 1 zu Vornbach.
Anbei beigeheftet befindet sich ein Stich der Stiftergrablege, darunter auch der älteren Stiftergrabplatte mit einer angedeuteten, jedoch aus heutiger Sicht etwas zweifelhaften Lesung des vierten (leeren) Medaillons (Nr. 2, Abb. 2).
Band 5. München 1765. Darin ab p. 1 zu Fürstenzell.
Anbei beigeheftet befindet sich ein Stich der Grabplatte für den Klostergründer Hertwik (Nr. 21, Abb. 6).

– Die Kunstdenkmäler von Niederbayern
Band 4: Bezirksamt Passau, bearb. von Felix Mader (Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Niederbayern IV). München 1920; ND 1982.
Neben den Angaben der Bestandsaufnahme aus den 1910er Jahren – wie beispielsweise die ältere Standortsituation – bieten die Kunstdenkmäler-Bände teils auch wertvolle Informationen zu heute verschollenen Objekten. Häufig bieten diese Bände älteres Bildmaterial, anhand dessen – u.U. in Kombination mit weiteren Photos aus der Sammlung des Denkmalamtes (vgl. unten) – zumindest ein Eindruck von verlorenen Inschriftenobjekten gewonnen werden kann. Der Band zum Bezirksamt Passau enthält beispielsweise ein Photo eines Totenschildes (Nr. 167), der heute restauriert ist. Die Abbildung zeigt den Zustand vor der Restaurierung. Darüber hinaus ist hier ein Leuchterpaar mit Jahreszahl 1495 (Nr. 59†) dokumentiert, das heute nicht mehr vorhanden ist. Im Band wird auch die geätzte Tischplatte (Nr. 111, Abb. 62), die sich heute im Bestand der Museen der Stadt Regensburg befindet, unter den Ausstattungsstücken des Klosters Vornbach aufgeführt und somit das Kloster als ehemaliger Standort belegt.
Band 11: Bezirksamt Wegscheid, bearb. von Bernhard Hermann Röttger (Die Kunstdenkmäler von Bayern. Regierungsbezirk Niederbayern XI). München 1924.
Wie schon beim Band Bezirksamt Passau dargestellt, liefen die Kunstdenkmäler-Bände durchaus auch eine kopiale Überlieferung. Der Band zum Bezirksamt Wegscheid informiert v.a. über ein paar heute nicht mehr vorhandene Grabinschriften in Hauzenberg (Nr. 14† und 69†).

– Erhard Alexander, Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau. Mehrere Bände: Band 1: Landshut 1899; Band 2 („1. Fortsetzung“): Landshut 1900; Band 3 („2. Fortsetzung“): Landshut 1901; Band 4 („3. Fortsetzung und Schluß“): o.O. und o.J. (gehört noch zu 3?); Band 5? („Fortsetzung des II. Theiles“): Landshut 1904ff. ND in zwei Bänden. Passau 1974.
Alexander Erhard (Junior, geb. 1830, gest. 1899) war wie sein gleichnamiger Vater Arzt und Geschichtsschreiber in Passau143).
Das Werk – wie der Titel besagt – befasst sich mit der Umgebung Passaus. Es werden hier verschiedenste Angaben gemacht: neben Geographie und Wirtschaft wird besonders auf die Geschichte der einzelnen Orte und auch auf mit den Orten verbundene Familien eingegangen. Es finden sich reichliche und oft auch wertvolle Informationen sowohl zu Inschriften als auch zum historischen Hintergrund wie beispielsweise eine kurze Genealogie zu der Familie Stör in Aicha vorm Wald. Allerdings sind einige Angaben mit Vorsicht zu genießen: Erhard verwendet offenbar auch Hinweise aus Literatur oder Quellen, die er nicht unbedingt als solche klar ausweist. So berichtet er von einer Gedenkinschrift am ehem. Edelsitz in Gammertshof (Nr. 96†), von der er bereits in der Vergangenheit spricht, jedoch keine Quelle seiner Information angibt. Darüber hinaus sind manche Inschriftenüberlieferungen – vielleicht auf Grund des bereits damals schlechten Erhaltungszustandes – bei [Druckseite XXXVIII] ihm ebenfalls zweifelhaft. So wirft seine Beschreibung einer „hölzernen Scheibe“ für eine Sabina von Watzmansdorf (Nr. 58†) mehr Fragen als Informationen auf. Andererseits bietet er die einzige Überlieferung dieses Objektes.

– Karl von Leoprechting, Die ausgestorbenen Freiherrn von Schätzl im Hochstift Passau und die heutigen Freiherrn von Schätzler im Königreich Bayern. In: VHN 7 (1860) 131-158.
Leoprechting konzentriert sich auf die Genealogie der Schätzl. Dabei verwendet er als Quelle auch u.a. Grabmäler der Familie (Nr. 159 (Abb. 64) und 166). Bei dieser Gelegenheit bietet er in einem Anhang die Abschriften ebendieser Grabinschriften und führt daneben auch noch Stücke für Angehörige anderer Familien, die sich in denselben Kirchen befinden, auf. So bietet er beispielsweise für Kellberg auch die Abschriften der diversen Grabplatte für Mitglieder der Familie von Watzmansdorf (Nr. 29 (Abb. 21), 56 (Abb. 22), 74 (Abb. 37), 75 und 87 (Abb. 38)). Allerdings befindet sich darunter keine Inschrift, die heute nicht mehr im Original erhalten wäre.

– Martin Riesenhuber, Die Grabdenkmale zu Vornbach am Inn. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 43 (1907) 229-282.
Riesenhuber bietet eine relativ ausführliche Überlieferung der Inschriften in Vornbach, die sich jedoch kaum von der heutigen Erhaltungssituation unterscheidet. Er führt lediglich ein Grabmal für Wolfgang Putinger auf, das heute nicht mehr auffindbar ist (Nr. 99†).

Überlieferung durch Photographien

Wie oben bereits erwähnt dient besonders die Photosammlung des Landesamtes für Denkmalpflege – auch in Kombination mit den Angaben der Denkmälerbände (vgl. oben) – häufig als wertvolle kopiale Überlieferung.

Für den bearbeiteten Bestand wurde auch Photomaterial der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen herangezogen, die die Restaurierungsarbeiten am Schloss in Obernzell dokumentieren. Darunter befand sich eine Aufnahme von im Zuge der Bauarbeiten freigelegten, jedoch heute wiederum unzugänglichen Graffiti in einem der Wehrtürme (Nr. 117†).

4. Die Schriftformen

Romanische und Gotische Majuskel

Der Landkreis Passau weist – im Gegensatz zur Stadt – naturgemäß ein weniger dichtes Material auf. Nichtsdestotrotz bietet auch dieser Komplex durchaus alte und auch qualitätvolle Stücke.

Noch aus romanischer Zeit stammen das Tympanon (2. D. 12. Jh., Nr. 1, Abb. 1) und die ältere Stifterplatte (2. D. 12. Jh., Nr. 2, Abb. 2) im Kloster Vornbach.

Hauptunterschied der beiden Inschriften besteht in der Verwendung der Sporen: während das Tympanon noch so gut wie keine Sporen aufweist, werden auf der Stifterplatte ganz eindeutige Abschlussstriche an den Schaftenden positioniert. Gemeinsam ist beiden, dass hier – typisch für die romanische Zeit – in einer kapitalen Schrift bereits unziale bzw. runde Formen aufgenommen werden. Auf dem Tympanon geht dies noch etwas zurückhaltender von statten: hier ist in erster Linie U (als sozusagen „rundes“ V) zu nennen. Bei der Stifterplatte fällt vor allem unziales – neben kapitalem – E auf.

Da sich im Erfassungsgebiet keine weiteren Vergleichsbeispiele in romanischer Majuskel finden, kann keine genauere Einordnung über Stilanalyse getroffen werden. Die Stücke müssen daher nach historischen Gegebenheiten datiert werden.

Objekte, die annähern zum Vergleich herangezogen werden können, bietet das Material der Stadt Passau, die grundsätzlich als Bezugspunkt für die Schriftbeschreibung der Inschriften des Umlandes dienen kann.

Die älteste erhaltene Inschrift in der Stadt Passau trägt die Grabplatte für die Niedernburger Äbtissin und verwitwete Königin von Ungarn, die selige Gisela, die knappe hundert Jahre älter ist, die aber leider – gerade an den beschrifteten Seiten – sehr stark beschädigt ist. Soweit jedoch erkennbar, überwiegen hier noch stark kapitale Formen. Es treten aber schon Striche an Schaftenden als Sporen auf144). Ein ungefähr zu den Vornbacher Objekten zeitgleiches Stück aus der Stadt ist die Gedenkinschrift [Druckseite XXXIX] Kaiser Friedrichs, die auf die Jahre nach 1166 datiert werden muss145). Es ist zu beobachten, dass – wohl in Abhängigkeit von dem harten Material Granit – die Schriftformen weniger filigran erscheinen als in anderen Medien. Ähnlich wie bei dem Vornbacher Tympanon, das ebenfalls in Granit gefertigt ist, treten bei dieser Gedenkinschrift überhaupt keine oder nur in minimalen Ansätzen Sporen auf. Jedoch überwiegen auch hier noch – im Gegensatz zu den Vornbacher Stücken – die kapitalen Formen. Ein Buchstabe, der besonders auffällt, ist Q mit eingestellter Cauda: wie schon Bornschlegel bei der Analyse der Passauer Gedenkinschrift Kaiser Friedrichs bemerkt, erscheint diese Form in romanischer Zeit beinahe anachronistisch146). Sie findet sich jedoch auch auf der älteren Stiftergrabplatte in Vornbach.

Zur stilistischen Einordnung der beiden Vornbacher Inschriften bietet sich neben dem Vergleich mit Passauer Stücken die (Auszeichnungs-)Schrift aus dem Traditionscodex aus Vornbach aus dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts an147). Der Codex dürfte ein wenig älter als die beiden epigraphischen Schriftäußerungen sein. Auffallender Buchstabe ist besonders das unziale A, das in allen drei Beispielen auftritt. Die Ausprägung der Serifen, wie sie auch in der Handschrift bereits realisiert ist, findet sich epigraphisch nur in der Grabplatte.

Eine Schrift, die wohl ein gutes Jahrhundert jünger und bereits auf einem höheren Niveau ausgearbeitet ist, bietet die Grabplatte der Kunigunde von Holzheim im Kloster Fürstenzell (vgl. Nr. 3, Abb. 3). Die reichere Ausgestaltung sowohl der Schrift als auch der bildlichen Darstellung ist sicherlich nicht nur auf eine spätere Epoche, sondern auch auf das verwendete Material zurückzuführen: während die beiden Vornbacher Stücke in den harten Granit eingearbeitet sind, bot der Rotmarmor der Fürstenzeller Platte wohl mehr Spielraum für den Bildhauer. Dies macht sich in einem interessanten Variantenreichtum in der Schrift bemerkbar. Sie stellt bereits eine (frühe) Gotische Majuskel dar, entbehrt aber noch typischer Merkmale wie die Abschlussstriche bei C und unzialem E.

Das Formenrepertoir umfasst unziale neben kapitalen Formen bei fast allen nur denkbaren Buchstaben: A – hier steht Trapez- neben pseudounzialer und vollrunder Form –, D, E, H, M, N und T. Dieser beinahe spielerische Zug in dieser Schriftausprägung wird noch zusätzlich durch den häufigen und oft auch markanten Einsatz von Nexus litterarum ergänzt: so werden teils gleich drei Buchstaben auf einmal zusammengefasst, häufig in Verbindung mit U.

Nicht nur in den Formen an sich, sondern auch in der Ausführung der Buchstaben macht sich bereits das Stilgefühl der Gotischen Majuskel bemerkbar: die Serifen werden mehr und mehr ausgerundet bzw. die Schäfte werden zu den Enden hin verdickt und in der Mitte tendenziell verjüngt. An den Scheitelpunkten der Bögen finden sich Verdickungen. Was jedoch noch fehlt, sind aufgeblähte Bögen.

Eine Inschrift, die im Formenspektrum noch stark der Platte der Kunigunde von Holzheim ähnelt, jedoch schon weiter fortgeschritten ist, ist die Gedenkinschrift für den als Seligen verehrten zweiten Abt des Klosters Vornbach, Wirnto (Nr. 4, Abb. 5). Hier steht neben dem noch trapezförmigen A – wie es sich auch bei dem Fürstenzeller Stück findet – ein unziales E mit vollständig ausgeprägtem Abschlussstrich. Leider bietet die nur noch fragmentarisch erhaltene Umschrift vergleichsweise wenig „Buchstabenmaterial“. Aber auch hier tritt noch ein Nexus litterarum auf, nämlich zwischen V und rundem N.

Als Vergleichsbeispiel im reicheren Fundus der Stadt Passau bietet sich für diese Schriftausprägung die Tumbadeckplatte für Gottfried von Kirchberg und Eberhard von Wartstein-Berg an, die um 1316 zu datieren ist und sich in der Andreaskapelle am Domhof zu Passau befindet148). Auch diese Schrift zeichnet sich durch die häufige Verwendung von Nexus litterarum aus, während unziales E beispielsweise schon einen Abschlussstrich aufweist.

Die ebenfalls in Vornbach befindlichen jüngeren figuralen Stiftergrabmäler (Nr. 6, Abb. 4) sind wohl derselben Epoche anzurechnen wie die Platte des Wirnto. Allerdings ergeben sich hier Probleme bei der Betrachtung der Schrift, die die Einordnung erschweren, wenn nicht sogar in Frage stellen. Einmal sind die beiden Umschriften nachweislich überarbeitet. An einigen beschädigten Stellen sind Buchstaben nachträglich mit Goldfarbe ergänzt. Zum anderen – auch wenn die Formen annähernd denen der Wirntoplatte ähneln – wirkt die Schrift unhomogen; teils scheint sie Beschädigungen auszuweichen; die Schrift ist auf einer Platte größer und weitläufiger als auf der anderen; [Druckseite XL] es mischen sich Buchstaben aus unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Dies demonstriert v.a. der Grad der Abschlussstriche bei C: der Strich ist einmal voll ausgeprägt, ein anderes Mal wird er durch ausgedehnte Serifen nur angedeutet. Zusammenfassend ist die Schrift auf den Vornbacher Stiftergrabmälern der Gotischen Majuskel zuzurechnen.

Die Beispiele der Gotischen Majuskel im bearbeiteten Gebiet haben sich somit beinahe erschöpft. Das einzige Beispiel auf einer Grabplatte, das wohl eine vollausgeprägte Gotische Majuskel zeigte, ist stark abgetreten und daher für die Schriftanalyse kaum brauchbar: es ist dies die Grabinschrift für einen unbekannten Geistlichen in Kellberg (Nr. 11, Abb. 7). In dem noch erhaltenen Schriftzug ist ein C erkennbar, das einen eindeutigen Abschlussstrich aufweist. Der Bogen ist leicht aufgebläht und im Scheitelpunkt verdickt. Die Serifen sind sehr ausgreifend. Die sonst noch erkennbaren Schäfte zeigen die charakteristischen ausgerundeten Serifen an den jeweiligen Enden. So ist die Schrift aus den wenigen noch sichtbaren Buchstaben(-resten) als Gotische Majuskel zu identifizieren.

Gotische Minuskel

Das älteste Beispiel einer Gotischen Minuskel im Bearbeitungsgebiet stammt aus dem Jahre 1384. Die Grabplatte für den Obernzeller Bürger Johann Strobel und seine Ehefrau Margareta wurde für den 1384 verstorbenen Sohn Petrus (Peter) angefertigt (Nr. 9). Leider lassen sich wegen des schlechten Erhaltungszustandes keine genauer Aussagen mehr über die Schrift treffen. Am Original sind heute nur noch einzelne Schäfte – v.a. im oberen Bereich der Platte – erkennbar. Näher lassen sich noch zwei offenbar gleich aufgebaute A-Versale – von Anno – identifizieren: der rechte Schrägschaft steht senkrecht, der linke war augenscheinlich gebogen.

In Passau tritt die Gotische Minuskel bereits knapp vier Jahrzehnte früher auf: die älteste erhaltende Inschrift datiert auf das Jahr 1349149).

Das zeitlich an die Grabplatte der Familie Strobel anknüpfende Objekt im Bearbeitungsraum findet sich ebenfalls in Obernzell. Es ist dies die Grabplatte für den ersten bekannten Pfarrer des Ortes, Johann Kunstmann, verstorben 1419 (Nr. 12, Abb. 8). Er war ein Angehöriger einer zu der Zeit einflussreichen Passauer Bürgersfamilie. Auch die stilistische Einordnung der Platte führt in die Bischofsstadt. Dort haben sich zwei weitere Grabplatten für Familienmitglieder erhalten150). Charakteristisch erscheinen neben der an den oberen Ecken – in Obernzell jedoch nur andeutungsweise – abgeschrägten Form der hochrechteckigen Platte das einleitende Andreaskreuz und der A-Versal mit pseudounzialer Grundform und gebrochenem bzw. diagonalem Mittelbalken. Trotz der stilistischen Ähnlichkeit und derselben Auftraggeberfamilie entspricht die Schrift nicht eindeutig dem in Passau festzustellenden Schrifttyp, dem auch die beiden dortigen Kunstmann-Grabmäler zuzuweisen sind151). Die eigentlich entscheidenden Formen – der fast spitzwinklig abgeknickte untere Bogen des g und gebrochenes v mit schräg gestellten Hasten – können bei der älteren Obernzeller Platte nicht ausgemacht werden.

Das chronologisch folgende Beispiel ist eine Inschriftentafel in Neukirchen am Inn, die das Jahr 1425 und den Neuburger Holzpropst Hans Forster (Farster) von der Tann nennt (Nr. 13, Abb. 10). Trotz des hervorragenden Erhaltungszustandes und der gekonnten Ausarbeitung des Stückes fällt eine stilistische Zuweisung schwer. Die Schrift ist sehr gleichmäßig und harmonisch, obwohl sie als Medaillonumschrift konzipiert worden ist. Die Ober- und Unterlängen fallen kaum ins Gewicht. Der obere Bogen des doppelstöckigen a fällt relativ klein aus. Als einziges Gegengewicht zu den gebrochenen Schäften der Gemeinen zeichnet sich das Bogen-r aus, dessen Sinus in die Vertikale gezogen ist. Unter den Großbuchstaben findet sich H in der unzialen Form, bei dem die Haste gebrochen, der Bogen unten stark eingebogen ist. Die A-Initiale besteht aus senkrechtem, mit einen dünnen Strich verdoppeltem linken Schaft und einem durchgebogenen, die linke Haste übergreifenden rechten Schaft, der auf der Grundlinie gebrochen ist.

Für Hans Forster (Farster), der 1433 verstorben ist, hat sich in derselben Kirche eine Grabplatte erhalten (Nr. 19). Sie muss noch zu seinen Lebzeiten angefertigt worden sein, da es bei der Angabe des Tagesdatums zu Überarbeitungen kam. Trotz des wohl gleichen Auftraggebers weisen die beiden Stücke nicht denselben Schrifttyp auf. Die Inschrift auf der Grabplatte enthält markante Merkmale, anhand derer das Objekt genauer eingeordnet werden kann: Grundtendenz der Schrift ist die parallelogrammförmige Ausgestaltung der gebrochenen Bögen, die unterschiedlich ausgerichtet sein können. [Druckseite XLI] Derartige Stilisierungen, bei denen ein Parallelogramm als „Grundform“ dient, finden sich auch in der Stadt Passau, wo sie sich aber erst später heraus kristallisieren152).

Die älteste Datierung unter den Inschriften in Gotischer Minuskel im Erfassungsgebiet trägt die erst nachträglich angefertigte Gedenkplatte für den Klostergründer von Fürstenzell, den Passauer Kanoniker Hertwik (vgl. Nr. 21, Abb. 6). Er verstarb im Jahre 1285. Unklar ist, zu welchem Zeitpunkt das Grabmal entstanden ist. Mutmaßlich wurde es während der Amtszeit des Abtes Thomas (1414-1440) angefertigt. Hierfür spricht auch der stilistische Schriftvergleich mit zwei Vornbacher Stücken aus dem Jahre 1430, den Grabinschriften für Richter Lienhart Pruelaer (Nr. 15, Abb. 11) und den Kellner Jörg Aeschbein (Nr. 16, Abb. 12). Während diese beiden Inschriften eher etwas gestreckter wirken, tendiert die Schrift auf der Hertwikplatte in die Breite. Dies mag v.a. damit zusammen hängen, dass sich die Inschrift als Umschrift innerhalb eines „Schriftbandes“ bewegt, der Text bei den Vornbacher Steinen aber zeilengerecht „formatiert“ ist. Auf den ersten Blick erschwert den Vergleich, dass die Oberfläche bei der Fürstenzeller Platte leicht abgetreten ist, die Buchstaben dafür aber mit schwarzer Farbe nachgezogen sind; im Gegensatz dazu erscheinen die anderen beiden Inschriften noch relativ scharfkantig. Bei einer Schriftanalyse ergibt sich – trotz einiger Modifikationen – eine ganze Reihe vergleichbarer Details. So wird eine gewisse Tendenz zu einem „abgeflachten“ Abknicken der Schäfte sichtbar, die einen gewissen Abstand vom geknickten Abschnitt zur Haste bzw. einen leicht in die horizontale „gedrückten“ Quadrangel zum Ergebnis haben. Dies spielt v.a. bei e und Schaft-s, aber auch beim unteren g-Bogen eine Rolle. Ein sehr markantes Merkmal, das quasi als ein Erkennungszeichen dieses Schrifttyps gelten darf, ist die Gestaltung des runden s: die beiden gebrochenen Sinus sind leicht gegeneinander versetzt; besonders der obere Bogen ist oben ebenfalls „flach“ geknickt; ausschlaggebend ist jedoch die Ausformung der jeweils zur Buchstabenmitte hin weisenden Enden der gebrochenen Bögen: diese werden nicht gebrochen, sondern verlaufen gerade, werden zum Ende hin aber schräg zugespitzt. Eine annähernd ähnliche Form des runden s findet sich in Passau in einer Gruppe von Inschriften, die dort in den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts auftritt. Bei diesen Inschriften scheint diese s-Ausprägung nur als Zweitform auf und ist gestreckter bzw. schmäler153). Es ist also unwahrscheinlich, dass es sich um dieselbe Werkstatt handelt. Jedoch könnten stilistische Einflüsse von der Stadt ausgegangen sein.

Weiter Ähnlichkeiten in der Gestaltung ergeben sich v.a. bei a, p, t und w. Auch unter den Großbuchstaben findet sich Vergleichbares: M ist – ähnlich der Minuskelform – in drei gebrochene Schäfte aufgelöst, wobei die erste Haste unten nach links gebrochen wird. Bei einigen Versalien ist der linke Buchstabenbereich in leicht anschwellende Striche aufgelöst. Typisch dabei ist ein Schaft, der mit einem auf der Grundlinie aufsitzenden Balken verbunden ist. Gerade aber bei den Großbuchstaben – die offenbar mehr Spielereien erlauben – ergeben sich auch Unterschiede zwischen den einzelnen Schriftausprägungen: so ist eben gerade C, das bei Pruelaer und Hertwik mit besagtem Schaft und Balken konzipiert ist, bei Aeschbein mit einem Bogen versehen. Dagegen verbindet die beiden Vornbacher Stücke ein V-Versal, bei dem der linke Schrägschaft auffallend geschwungen ist. Große Unterschiede ergeben sich bei der A-Initiale: während die Inschrift für Pruelaer eine annähernd pseudounziale Form aufweist, präsentiert sich die Hertwik-Inschrift mit einer sehr ausladenden Variante, bei der nicht der linke, sondern der rechte Schrägschaft geschwungen, der linke gerade, aber auf der Grundlinie nach links abgeknickt ist, wo er sich noch ein gutes Stück als eine Art Anstrich fortsetzt. In der Inschrift für Aeschbein wiederum ist keine derartige A-Initiale erkennbar, zumal der Text nicht mit A beginnt: hier ergeben sich innerhalb der Inschrift zurückhaltende A-Versalien, die schlicht vergrößerten Minuskelformen entsprechen.

In Vornbach und in der ehemals zum Kloster gehörigen Kirche in Eholfing finden sich in derselben Zeit (zweites Drittel des 15. Jahrhunderts) keine weiteren Inschriften in Stein, jedoch mehrere gemalte Ensembles: hierzu zählen die Ausmalung der ehem. Pfarrkirche St. Martin in Vornbach (Nr. 17, Abb. 14, 15, 16) und die Ausmalung im Chor der Kirche in Eholfing (Nr. 26, Abb. 17) sowie das wohl zugehörige Bildfenster in derselben Kirche (Nr. 25, Abb. 18). Grundsätzliches Problem – v.a. der Wand- und Deckenmalereien – ist der Umstand, dass diese in beiden Kirchen erst in den 70er bzw. 80er Jahren des 20. Jahrhunderts freigelegt und bei dieser Gelegenheit auch retuschiert wurden. Daher ist hier eine Schriftbeschreibung eher mit Vorsicht zu behandeln, da die einzelnen Schriftzüge verfälscht sein können. Darüber hinaus sind einige Stellen auch verblichen.

[Druckseite XLII]

Trotzdem können noch ein paar wenige, aber interessante Buchstabenformen herausgefiltert werden. So wird unter den Vornbacher Inschriften ein g erkennbar, das in den Mittellängenbereich eingestellt ist (Nr. 17, XXV, Abb. 14). Diese Form ergab sich vielleicht nur aus dem Einpassen der Schrift in ein Schriftfeld. Unter den oft eher unbeholfen wirkenden Schriftzügen findet sich immer wieder rundes s, dessen beide gebrochene Bögen derart gegeneinander verschoben sind, dass sie auf einer Haarlinie, die nicht immer sichtbar ist, anstoßen. Häufig sind die beiden sich im mittleren Bereich des Buchstabens befindenden Bogenenden nicht geknickt, sondern schräg – dem Haarstrich folgend – abgeschnitten. Es ergibt sich hierbei dasselbe Bild, das bereits bei der Inschriftengruppe um den Fürstenzeller Klostergründer Hertwik hervorgetreten ist.

Noch weniger als bei den Vornbacher Malereien können Aussagen über die Deckenmedaillons in Eholfing getroffen werden. Hier scheinen die Schriftbänder gänzlich restauriert und somit auch verfälscht zu sein. In einem offenbar originaleren Zustand befindet sich die Inschrift auf dem dem Hl. Vitus gestifteten Bildfenster in derselben Kirche, das den Vornbacher Abt Dietrich und die Jahreszahl 1448 nennt. Die Schrift hier ist im Mittellängenbereicht stark gestreckt. Die Ober- und Unterlängen treten kaum hervor. Auch das Bildfenster wurde in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts restauriert.

Das einzig weitere (nennenswerte) gemalte Objekt im Bearbeitungsgebiet im 15. Jahrhundert entstand mutmaßlich erst ca. 50 Jahre später: der sog. Freudenseer Altar in Hauzenberg mit seinen Bildbeischriften ist um 1490 zu datieren (Nr. 52, Abb. 29). Auch dieses Werk ist mindestens einmal restauriert. Dies ist bei der Betrachtung der gemalten Schriftzüge zu beachten. Immerhin scheint es sich noch weitgehend um den originalen Buchstabenbefund zu handeln. Darunter ist wohl am auffallendsten g, dessen unterer gebrochener Bogen parallel zu dem weit nach rechts umgeknickten unteren Abschnitt des Schaftes steht. Unter den Versalien ist besonders E bemerkenswert, da es sich hier bereits um eine frühhumanistische Form, nämlich das epsilonförmige E handelt.

Eines der wenigen Beispiele in erhabener Gotischer Minuskel, eine Tafel mit Baunachricht in lateinischen Versen, die den Vornbacher Prior Georg Schmelzl nennt (Nr. 27), findet sich in Neukirchen am Inn. Da dieser um 1449 nachweisbar ist, kann die Entstehung der nicht datierten Inschrift auf diesen Zeitraum eingegrenzt werden. Auch der verwendete Schriftstil macht eine Einordnung um die Jahrhundertmitte wahrscheinlich. Die Schrift weist eine gewisse Verwandtschaft zu dem Schriftstil auf, der in Passau zu der Zeit auftritt und mutmaßlich mit dem Straubinger Meister Erhart in Verbindung steht154). Charakteristisch sind v.a. die markanten Abschlussstriche an Balken- bzw. Bogenenden (vgl. t-Balken oder oberen a-Bogen). Wesentlicher Unterscheid zu den zeitgleichen Passauer Beispielen ist der breitere Duktus. Die Inschriften der städtischen Gruppe sind wesentlich gestreckter. Zu diesem Eindruck mag aber bis zu einem gewissen Grad auch die erhaben ausgearbeitete Schrift beitragen.

Eine wiederum dem Meister Erhart sehr verwandte Schriftäußerung findet sich auf zwei Fragmenten einer ehemals größeren Grabplatte in Vornbach, die mutmaßlich erst gute zwanzig Jahre später zu datieren sind und von einem Grabmal für den Vornbacher Abt Caspar Schmatz (gest. 1472) stammen könnten (Nr. 37, Abb. 26). Die Schrift ist hier ebenfalls erhaben gearbeitet. Im Unterschied zu dem Neukirchener Beispiel sind die Buchstaben stark gestreckt. Aber auch sie weisen die markanten Abschlussstriche v.a. bei a und t, aber auch bei e auf. Die Bögen des gebrochenen runden s sind stark aneinander verschoben; auch hier sitzen an den jeweiligen Enden der gebrochenen Extreme markante Zierlinien an. An den gerade endenden Ober- bzw. Unterlängen, z.B. beim p-Schaft oder bei l, werden die jeweiligen Eckpunkte der erhaben gearbeiteten Hasten leicht eingerollt. Derartige Zierelemente geben eine Vorstellung von der Qualität der Platte, von der heute leider nur noch Bruchstücke erhalten sind. Die Schrift, der zeitliche Ansatz und auch die annähernd noch erkennbaren Reste der bildlichen Darstellung machen eine Einordnung in das Werk des Meister Erharts sehr wahrscheinlich155).

Ein v.a. auch zeitlich eher singulär im Raum stehendes Stück ist die Wappengrabplatte für Degenhart I. von Watzmansdorf in Kellberg, der 1456 verstorben ist, dessen Sterbedatum jedoch nachgetragen ist (Nr. 29, Abb. 21). Die mit kräftigen Strichstärken ausgeführte Inschrift wirkt sehr harmonisch. Auch hier lassen sich ansatzweise parallelogrammförmige Grundformen bei Bögen erkennen, wie diese bereits bei der Grabplatte für Hans Forster in Neukirchen am Inn beobachtet werden konnten. Hier ist dieses Element aber eher zurückhaltend verwendet. Mehr als bei o wird dies [Druckseite XLIII] bei unzialem d und – entsprechend abgewandelt – bei g erkennbar (der abgeknickte untere Bogen verläuft quasi parallel zu dem abgeknickten oberen Abschnitt des oberen Sinus). Ansonsten umfasst die Schrift wenig markante Formen. Dafür finden hier öfter Bogenverbindungen, v.a. de, Verwendung. Unter dem epigraphischen Material der Stadt Passau findet sich ein einziges Exempel, das mit der Platte für Degenhart I. vergleichbar ist, das aber auch in der städtischen Inschriftenlandschaft zugehörige Stücke vermissen lässt. Es ist dies die heute in Hartkirchen befindliche Wappengrabplatte für den Deutschordensritter Wolfgang Hauser, der 1457 verstorben ist156). Auch diese Platte weist eine sehr harmonische Schrift mit einer kräftigen Strichstärke auf. Konkrete Ähnlichkeiten ergeben sich bei a, d, g, evtl. auch rundem s und t – der Balken durchschneidet nicht den Schaft – und auch bei I. Leider umfasst die Inschrift des Hauser kein z, das in der Watzmansdorferinschrift enthalten ist und dort durch eine etwas weniger durchgestaltete Form heraussticht.

Ab den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts findet sich im Erfassungsraum wiederum ein Schrifttyp, der auch in der Stadt Passau in den sechziger und siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts anzutreffen ist. Es handelt sich hierbei um eine Stilisierung der Gotischen Minuskel bei der – sozusagen als Erkennungsmerkmal – ein a mit einem „dachähnlich“ ausgeformten oberen Bogen ausschlaggebend ist157).

Ein Beispiel ist die Grabplatte für den Pleban Leonhard Wattenpach in Aicha vorm Wald, der laut Inschrift 1467 verstorben ist (Nr. 35). Ein anderes Exempel ist das undatierte Fragment für Leonhard Remgrueber in Neukirchen am Inn (Nr. 41). Ein mögliches drittes Beispiel könnte ein Ölbergrelief in Kellberg sein, das jedoch auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes der – ausnahmsweise erhabenen – Inschrift nicht sicher zugewiesen werden kann (Nr. 34, Abb. 28). Allen gemeinsam ist das charakteristische a mit dem weit geschlossenen oberen Bogen. Es macht sich auch eine gewisse Tendenz zu parallelogrammförmigen Buchstaben, v.a. bei o und unzialem d, bemerkbar. Auffallend sind des weiteren Versalien in Form vergrößerter Minuskelformen, an deren linken Hasten links kleine Spitzen ansitzen. Das in den städtischen Beispielen häufiger auftretende A mit verdoppeltem linken Schaft findet sich in den Landkreisbeispielen nicht. Ein weiteres weniger entscheidendes Merkmal, das sich aber auch beim Ölbergrelief noch nachvollziehen lässt, ist die Gestaltung des linken Schaftes von v oder w am Wortbeginn, der oben nicht gebrochen, sondern leicht durchgebogen und etwas in die Oberlänge gezogen ist.

Ein diesem Passauer Schrifttyp mit dem „dachförmig“ geschlossenen a sehr ähnliches Beispiel findet sich auf der Grabplatte für den Pfleger Achaz Lochner, gest. 1484, und seine Ehefrau Magdalena, gest. 1483 (Nr. 46). Es treten hier aber die Merkmale des oben aufgezeigten Typs nicht so stark hervor. Allen voran weist das a nicht den charakteristischen oberen Bogen auf. Dessen Ausprägung bewegt sich vielmehr im normalen Rahmen. Auch die Tendenz zum „Parallelogramm“ ist hier zwar spürbar, aber nicht derart ausgestaltet. Der geschwungene linke Schaft bei v ist ebenso in einer leicht abgeschwächten Variante vorhanden. Vergleichbar hingegen sind die Formen des g, p und runden s. Es finden sich bei der Obernzeller Inschrift auch Versale mit zackigem linken Schaft, was zumindest bei der H-Initiale der Fall ist.

Im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts finden sich einige Grabplatten in Gotischer Minuskel, darunter zwei für Angehörige der Familie Watzmansdorf in Kellberg, nämlich für Christoph I. (gest. 1494, Nr. 55) – die Platte ist jedoch noch zu Lebzeiten angefertigt –, und Georg II. (gest. 1495, Nr. 56, Abb. 22). Trotz der zeitlichen, lokalen und sozialen Nähe können keine Übereinstimmungen zwischen den beiden Inschriften herausgefiltert werden. Hierzu trägt auch der jeweilige schlechte Erhaltungszustand bei: beide Platten sind relativ stark abgetreten.

So trägt die Platte für Christoph eine eher unspektakuläre Gotische Minuskel ohne besonders auffallende Formen. Einzig nennenswerter Buchstabe ist das Initial-H, das aus einer in Schwellzüge aufgelösten Minuskelform besteht, bei der der obere Schaftabschnitt völlig zurückgedrängt wird. Eine solche H-Form findet sich auch auf der Wappengrabplatte des Hans Pykel, der 1467 verstorben ist, in Passau158). Die Schrift, besonders die Versalien, scheinen auch durchaus ähnlich zu sein. Feinheiten können jedoch auf Grund des abgetretenen Zustandes der Kellberger Platte nicht mehr abgeglichen werden.

Die Schrift auf dem Stein für Georg ist sehr schmal und gestreckt. Von der nicht gut erhaltenen Inschrift lassen sich am ehesten der hintere Teil der obersten und die unterste Zeile erkennen. Hier können folgende Formen ausgemacht werden: ein g, dessen unterer Bogen relativ kurz, fast quadrangelförmig ist, v, bei dem der erste Schaft verlängert und oben nach links abgebrochen ist, evtl. [Druckseite XLIV] E, das aus einem geknickten Schaft im Oberlängenbereich und einem Bogen, der im Scheitel relativ spitz zuläuft, besteht. Solche Formen, v.a. diese Ausprägung des g, finden sich in einer kleinen Gruppe auch in der Stadt Passau, zu der beispielsweise die Wappengrabplatte für Andre Tattenpeck, gest. 1495, gehört159).

Die ebenfalls leicht abgetretene Inschrift für den Geistlichen Peter Aiglsperger in Engertsham, gest. 1495 (Nr. 57, Abb. 31), zeichnet sich durch den Kontrast der gitterförmigen Gotischen Minuskel und der eher ausladenden Versalien aus, die das Schriftbild auflockern. Hier scheinen Vergleichsbeispiele zu fehlen.

Letztes Beispiel einer Gotischen Minuskel im Erfassungsgebiet im 15. Jahrhundert ist die Inschrift auf der figuralen Platte für den Fürstenzeller Abt Johann Schleterer, gest. 1496 (Nr. 60, Abb. 32). Auch hier ist die Oberfläche an einigen Stellen beschädigt, die Schrift jedoch mit schwarzer Farbe nachgezogen. Die Schrift scheint eine gewisse Verwandtschaft zu dem Straubinger Meister Erhart aufzuweisen, unterscheidet sich von diesem jedoch in der weniger markanten Ausführung charakteristischer Züge wie der Abschlussstriche beim oberen a-Bogen. Im Bearbeitungsraum konnten schon Beispiele mit dem Stil Meister Erharts in Verbindung gebracht werden: so erinnern gewisse Elemente in der Inschriftentafel in Neukirchen am Inn (Nr. 27) ebenfalls an den Schriftstil des Meisters, die Fragmente – mutmaßlich der Grabplatte des Vornbacher Abtes Caspar Schmatz (Nr. 37, Abb. 26) – umfassen höchstwahrscheinlich den Schrifttyp Erharts selbst. Trotz der Ähnlichkeiten, unterscheiden sich alle drei Beispiele voneinander.

Im beginnenden 16. Jahrhundert wird die Gotische Minuskel schlagartig von der sich in Passau etablierenden Gotico-Antiqua verdrängt. In der Bischofsstadt herrscht diese für einige Jahrzehnte fast ausschließlich als epigraphische Schrift vor160). Im Landkreis findet sich – proportional gesehen – noch ein größeres Vorkommen der Gotischen Minuskel. Dies ist in erster Linie zwei Grabplatten Geistlicher aus dem Jahre 1514 zu verdanken.

Eine davon, die des Pfarrers Johann Mauersteiner in Kellberg, ist bei der Schriftanalyse jedoch zu vernachlässigen, da sie sehr stark abgetreten ist (Nr. 83).

Ein „anschaulicheres“ Beispiel ist die figurale Grabplatte für den Obernzeller Pleban Ulrich Dorfmayr (Nr. 84, Abb. 33). Vermutungen, die Platte stamme aus der Werkstatt Jörg Gartners – des Hauptverantwortlichen für die Gotico-Antiqua, der jedoch anfangs auch Stücke in Gotischer Minuskel gefertigt hat161) – können über den Schriftvergleich nicht bestätigt werden. Die Platte kann auch keinem anderen Schrifttyp zugeordnet werden.

Hauptunterschied zum Schriftstil in Gotischer Minuskel, der mutmaßlich für Gartner konstatiert werden kann, sind die hier fehlenden „Basisstriche“ – horizontal gestaltete Bogenabschnitte auf der Grundlinie –, die den besagten Schrifttyp auszeichnen.

Wiederum ähnlich der Situation in der Stadt treten die letzten Ausläufer der Gotischen Minuskel in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts auf162).

Eine offenbar direkte Verbindung mit der Bischofsstadt ergibt sich bei zwei zusammengehörigen Fragmenten im ehem. Kloster Vornbach (Nr. 95). Die Gotische Minuskel weist starke Ähnlichkeiten mit der Grabschrift für Anna von Losnitz im Domhof zu Passau auf163). Wo die Grundformen der Schrift noch eindeutig der Gotischen Minuskel verhaftet sind, lockern Zierstriche und v.a. die bereits an die Fraktur erinnernden Versalien die Schrift auf.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei dem letzten Beispiel einer Gotischen Minuskel im Erfassungsraum, nämlich auf dem Epitaph für den Pfleger Hans Harschl, gest. 1545, in Neukirchen vorm Wald (Nr. 97, Abb. 39). Die Gotische Minuskel tendiert mehr in die Breite, Ober- und Unterlängen treten stärker hervor. Auch hier findet sich ein Vergleichsbeispiel in Passau: die Grabinschrift für Magdalena Hinterreiter in der Johannis-Spitalkirche164).

[Druckseite XLV]

Mit dieser Inschrift endet endgültig die Ära der Gotischen Minuskel. Bereits auf demselben Stück kündigt sich die Situation in der Folgezeit an: für den lateinischen Spruch wird bereits Kapitalis verwendet, für die deutsche Grabinschrift, die hier noch in Gotischer Minuskel realisiert ist, wird in Zukunft die Fraktur zur entscheidenden Schrift werden.

Die Fraktur macht sich wohl auch bei einem Stück bemerkbar, dass völlig aus der Reihe tanzt: in Kellberg findet sich ein Totenschild für den fürstbischöflichen Pfleger Urban Schätzl von und zu Hörmannsperg auf Watzmansdorf und Thyrnau (Nr. 167). Dieser ist im Jahre 1638 verstorben, weshalb der undatierte Totenschild auch in diese Zeit eingeordnet werden muss. Er weist jedoch keine zu erwartende Fraktur auf, sondern eine Gotische Minuskel. a ist eindeutig doppelstöckig, f und Schaft-s stehen auf der Grundzeile und sind dort gebrochen. Der Totenschild ist restauriert und neu gefasst. Jedoch auch auf einer älteren Abbildung (vgl. Kdm Passau Fig. 122) ist deutlich die Gotische Minuskel zu erkennen. Sie unterscheidet sich von den früheren Beispielen wohl am ehesten durch ihren ausgeprägteren Ober- und Unterlängenbereich – einige Schaftenden sind oben gespalten. V.a. aber die Versalien erinnern an Fraktur. Betrachtet man den Mittellängenbereich, so sind jedoch alle Buchstabenformen streng in gebrochene Schäfte aufgegliedert. Nicht einmal Buchstaben wie o weisen annähernd eine Mandelform auf.

Wieso die Gotische Minuskel hier fast hundert Jahre nach ihrem Untergang wieder verwendet wird, ist unklar.

Gotico-Antiqua

Wie sich bereits bei der Betrachtung der Gotischen Minuskel herauskristallisierte, hängen die einzelnen Stücke im Landkreis häufig auch mit den Werkstätten bzw. Moden der Stadt Passau zusammen. Daher verwundert nicht, dass sich auch im Bearbeitungsgebiet in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts die Gotico-Antiqua ausbreitet und die Gotische Minuskel beinahe ersetzt.

Nicht nur die Verwendung der Schrift, sondern auch die einzelnen Ausprägungen stammen in den meisten Fällen aus der Stadt.

An erster Stelle sind hier Jörg Gartner und sein Schriftstil zu nennen165). Dieser bestimmt die Inschriftenlandschaft in der Stadt in den ersten zwei Jahrzehnten des Jahrhunderts. Und ähnlich scheint auch ein erheblicher Teil der epigraphischen Äußerungen in den beiden Dezennien im Landkreis auf ihn und seine Werkstatt zurückzuführen zu sein.

Die Gotico-Antiqua Jörg Gartners ist v.a. an den „Leitbuchstaben“ a und g erkennbar. Die Form des unzialen d hingegen verweist die Schrift in eine frühe, mittlere oder späte Phase.

a entsteht aus der Grundform der Rotunda, der untere Bogen ist hier jedoch nicht mit einem Haarstrich mit dem Schaft verbunden, sondern steht beinahe separat und wird zu einem nach links ausgezogenen Quadrangel stilisiert. g weist einen s-förmigen Aufbau auf: rechts existiert kein Schaft, es wird vielmehr der obere Bogen weiter zur Grundlinie geführt, der untere Bogen hingegen schließt direkt an den unteren Teil des oberen Bogens an. Der untere Bogen tritt in zwei Varianten auf. Weitere typische Merkmale sind die „Fahne“ bei Schaft-s, die stumpf auf der Zeile endenden Hasten oder das auf zwei Schäfte reduzierte u. Unziales d, das durchgehend verwendet wird, zeigt eine ovale Form und bildet zunächst den oberen freistehenden Bogenabschnitt in einer Form aus, die quasi über den Buchstaben übergreift (Frühphase), im Laufe der Zeit wird das obere Ende umgebogen (mittlere Phase) und der Buchstabe wird immer gestreckter, sodass der Bogen sowohl links als auch rechts senkrecht gebildet wird (Spätphase) – ein Element, das sich auf die gesamte Gestaltung der Schrift auswirkt.

In dem hier bearbeiteten Material können die Inschriften für einen unbekannten Vikar in Aicha vorm Wald (Nr. 70, Abb. 34) und die beiden Grabplatten für Christoph II. (Nr. 74, Abb. 37) und Degenhart II. von Watzmansdorf (Nr. 75) der Frühphase Gartners zugeordnet werden. Der mittleren hingegen gehört bereits die Grabinschrift für Jörg Püchler in Aicha vorm Wald (Nr. 77, Abb. 23) an – der Nachtrag für seine Frau stammt aus einer unbekannten Werkstatt – und die Wappengrabplatte für Wolfgang Pschächl in Kellberg (Nr. 79). Ein sehr schönes Beispiel für die Spätphase zeigt die figurale Grabplatte der Barbara von Watzmansdorf (Nr. 87, Abb. 38) aus dem Jahre 1520. Keiner festen Phase, da die Erkennungsmerkmale nicht ersichtlich sind, jedoch sicher Jörg Gartner sind die Grabplatten für einen Kaplan Caspar in Aicha vorm Wald (Nr. 73) und das fragmentarische Grabmal des Abtes Pankraz Reischl in Fürstenzell (Nr. 82) zuzuweisen.

[Druckseite XLVI]

Außerhalb der Stadt wird ersichtlich, wie stark die Verwendung der Gotico-Antiqua offenbar mit der Werkstatt Jörg Gartners zusammenhängt: von den Nachfolgewerkstätten finden sich nur sehr vereinzelte Stücke, was mit der geringeren Materialdichte im Landkreis und der jeweiligen Überlieferungssituation zusammenhängen mag, was aber sicherlich auch auf das Abebben der Gotico-Antiqua-Welle zurückzuführen ist.

Eines der wenigen Beispiele von gemalter Gotico-Antiqua findet sich im Landkreismaterial, nämlich auf dem Tafelgemälde von Hans und Jörg Perger, das ehemals im Kloster Vornbach und heute im Oberhausmuseum in Passau aufbewahrt wird (Nr. 85, Abb. 30). Obwohl die Schrift gemalt ist, kann sie einer Gruppe von (steinernen) Inschriften in der Stadt Passau zugeordnet werden. Diese ist dort zwischen 1505 und 1513 fassbar166). Dieser Schrifttyp scheint dem sich später herauskristallisierenden Zimbstyp vorzugreifen. Entscheidende Buchstaben sind: g mit s-förmigen Aufbau, das sich von dem zeitgleich auftretenden Gartner-Schrifttyp hauptsächlich dadurch unterscheidet, dass der obere Bogen rechts(!) weiter oben geschlossen wird; a mit dem Grundaufbau der Rotundaform, dessen unterer gebrochener Bogen im Gegensatz zum Gartnertyp über einen Haarstrich oben mit dem Schaft verbunden wird und nicht zu einem nach links ausgezogenen Quadrangel stilisiert wird; ein zunächst eher unscheinbares, aber doch wesentliches Merkmal ist auch der Schaft des p, der unter der Grundlinie relativ kurz ist, leicht nach links ausschwingt und spitz zuläuft.

Ein Gotico-Antiqua-Typ, der keinem bestimmten Schriftstil zugewiesen werden kann, findet sich auf der bereits im Zusammenhang mit Jörg Gartner angesprochenen Grabplatte für Jörg Püchler (Nr. 77, Abb. 23). Die Grabinschrift für seine Frau Margret, später nochmals verheiratete Werndorffer, die 1525 gestorben ist, ist später von anderer Hand nachgetragen. Der vielleicht etwas weniger professionell wirkende Schrifttyp greift Elemente des Gartnerstils – wie den s-förmigen Aufbau des g oder die auf der Rotunda basierende a-Form – auf, unterscheidet sich jedoch eindeutig von diesem. Andererseits erinnern andere Merkmale – v.a. das Schriftbild insgesamt – wiederum stärker an den Brunhofer-Typ, der in Zusammenhang mit dem folgenden Beispiel anzusprechen ist.

Einziges Beispiel des Brunhofer-Typs167), der in Passau um die Jahrhundertmitte auftritt, im Bearbeitungsgebiet ist die Grabplatte für Georg Pfeil und seine drei Ehefrauen in Tiefenbach (gefertigt um 1552/1554, Nr. 101, Abb. 40). Die Schrift weist noch Ähnlichkeiten zum Gartnerschriftstil auf. So enden auch hier die Hasten stumpf auf der Grundlinie, das g ist s-förmig aufgebaut, der untere Bogen des a ist auf einen Quadrangel reduziert. Die Schrift unterscheidet sich jedoch v.a. im Gesamteindruck von den früheren Gotico-Antiqua-Stilen: die Ober- und Unterlängen und der Mittellängenbereich sind ungefähr gleich groß, die Schrift wirkt dadurch breiter. Gerade dieses äußere Schriftbild zeichnet den Typ wohl als moderner aus und erinnert eher an die Proportionen der Humanistischen Minuskel.

Ein Beispiel, das dagegen im äußeren Schriftbild weniger an die Humanistische Minuskel als an die Fraktur erinnert, ist die Grabinschrift für Vitus Robl in Aicha vorm Wald (gest. 1540, Nr. 94, Abb. 35). Die Grundformen ähneln hier noch sehr stark der Gotischen Minuskel. Einige Ausprägungen wie der unter die Grundlinie verlängerte Schaft des f und Schaft-s lassen bereits an den Bereich der Fraktur denken. Doppelstöckiges a mit runden Bögen hat weder etwas mit Fraktur noch mit Gotischer Minuskel zu tun.

Die Inschrift für Vitus Robl kann dem v.a. in der Stadt Passau auftretenden Derrertyp zugeordnet werden168). Für diesen sind verstärkte Aufnahme von Bastardelementen und leichte Variationen – beispielsweise zwischen gebrochenem einstöckigen a und doppelstöckigem a mit runden Bögen oder bei der Behandlung des s-Schaftes – innerhalb des Schrifttyps typisch. Die Ausprägung bei Robl zeichnet sich durch besagtes rundbogiges a und durch unter die Zeile verlängerte s- und f-Schäfte aus. Die Fraktur selbst tritt erst nach der Jahrhundertmitte auf. Das Beispiel, das im bearbeiteten Material als erste Fraktur gelten darf, zeigt jedoch noch erhebliche Anklänge an die Gotische Minuskel und erinnert auch stark an die Inschriften des Derrertyps (vgl. unten).

Frühhumanistische Kapitalis

Während die zunächst allein vorherrschende Gotische Minuskel von der Gotico-Antiqua, die neue Formen im Bereich der Minuskelschriften ausprobiert, abgelöst wird, macht sich langsam auch wieder die Majuskelschrift bemerkbar. Diese fließt zunächst – ebenfalls mit spielerischen Mischformen [Druckseite XLVII] – in Randbereichen der Epigraphik ein, wo sie als eine Art „Auszeichnungsschrift“ fungiert169). Diese frühhumanistische Schrift findet sich auch im Bearbeitungsgebiet. Wie beinahe zu erwarten, tritt sie zuerst – noch vor der Gotico-Antiqua – auf gemalten Beispielen auf. Darüber hinaus in einem Fall als „Auszeichnungsschrift“ auf einer figuralen Grabplatte.

Frühestes Beispiel sind die Altarpredellen zweier ursprünglich zusammengehöriger Altäre, einer im Chor in Eholfing (Nr. 42, Abb. 19), der andere in der Friedhofskirche in Vornbach (Nr. 43, Abb. 20). Beide werden zeitlich um 1480 angesetzt. Trotz des mutmaßlich restaurierten Zustandes lässt sich die Schrift noch schön erkennen. Typische Formen treten eindeutig hervor: byzantinisches neben konischem M, epsilonförmiges E, A mit Deckbalken, spiegelverkehrtes N. Die Inschrift an dem heute in Vornbach befindlichen Altar erscheint jedoch stärker überarbeitet als die in Eholfing.

Das zeitlich wohl nächste Beispiel einer frühhumanistischen Inschrift findet sich wiederum auf einem Tafelgemälde. Es handelt sich hierbei um zwei Tafeln einer Verkündigung, auf der die Anfangsbuchstaben der ersten Worte des Ave Maria zu sehen sind (Nr. 71). Unter dem spärlichen Buchstabenbestand findet sich ein A mit Deckbalken, ein konisches M und ein G mit einem kräftigen Balken.

Neben der Verwendung der frühhumanistischen Schrift in der Malerei als Auszeichnungsschrift, findet sie sich in der gleichen Funktion auch auf Stein. So auf der fragmentarischen figuralen Grabplatte des Fürstenzeller Abtes Pankraz Reischl (gest. 1512, Nr. 82). Hier sind eine Stulpe eines Handschuhes und das Amikt mit Beschriftungen versehen, die in einer erhabenen Frühhumanistischen Kapitalis ausgeführt sind. Leider ist auch hier der Buchstabenbestand eher spärlich. Zu Erkennen ist konisches M, epsilonförmiges E und A mit Deckbalken. Die Platte und somit die Schrift ist ein Werk Jörg Gartners.

Kapitalis

Nach diesen ersten Artikulationen der Majuskelschrift im Rahmen der Frühhumanistischen Kapitalis, die sich gegenüber der nach wie vor vorherrschenden Minuskelschriften nicht behaupten kann, setzt ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts langsam die Kapitalis ein. Ihre Verwendung verdichtet sich jedoch erst richtig ab dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts. Ihr Stellenwert steht aber auch in dem Zeitraum nach wie vor hinter der Fraktur, also einer Minuskelschrift.

Das erste Beispiel einer Kapitalis im Erfassungszeitraum bildet eine Art Bindeglied zwischen ihr und ihrer Vorgängerin, der Frühhumanistischen Kapitalis: Es handelt sich um einen Schriftzug, eine Namensnennung, auf einer fragmentarisch erhaltenen Ofenkachel (Nr. 91) – also wiederum um eine Art „Auszeichnungsschrift“. Die Formen entsprechen jedoch weitgehend bereits der Kapitalis. Einzig auffallender Buchstabe ist das spiegelverkehrte N, das wiederum ein wenig an die frühhumanistische Schrift erinnert. Die Ofenkachel stammt mutmaßlich aus der Zeit um 1531.

Das nächste Beispiel einer Kapitalis – das erste in Stein im untersuchten Gebiet – folgt erst über zehn Jahre später: es ist dies das Epitaph für den Pfleger Hans Harschl (gest. 1545, Nr. 97, Abb. 39). Dieses Stück ist in sofern besonders markant, da es neben der ersten Kapitalis in Stein gleichzeitig die letzte Gotische Minuskel bietet. Letztere findet für die deutsche Grabinschrift Verwendung, erstere für einen lateinischen Spruch. Die verwendete Kapitalis orientiert sich stark an klassischen Formen, auch wenn die Proportionen nicht ganz der antiken Monumentalis entsprechen: die Buchstaben sind hier weitgehend gleich breit. Auch M besitzt keine leicht ausgestellten äußeren Schrägschäfte. Der mittlere Balken des E ist gegenüber den anderen verkürzt, was typisch für (früh-)neuzeitliche Kapitalis ist. Es macht sich aber eine Sorgfalt bei der Ausgestaltung der Formen bemerkbar: so ist die Cauda des R stachelförmig und setzt am Bogen – nicht am Schaft – an. Auch ein leichter Wechsel von Haar- und Schattenstrichen ist spürbar.

Eine ebenfalls auf einem relativ hohen Niveau stehende Kapitalis findet sich in Fürstenzell – leider auf Fragmenten mutmaßlich zweier verschiedener Objekte (Nr. 108 und 142, beide Abb. 48). Es zeigt sich in beiden Fällen eine sehr gleichmäßige, harmonische Schrift, auch wenn ein Stück etwas breitere Buchstabenformen auszuweisen scheint.

Bei dem Fragment, das einen Sebastian nennt, wirken die Proportionen sehr klassisch. Auch der Wechsel von Haar- und Schattenstrichen wird durch die gesamte Schrift gezogen. Trotzdem ergeben sich auch hier einige unklassische Ausformungen: so ist die R-Cauda geschwungen und setzt am Schaft an, das M besitzt einen stark verkürzten Mittelteil. Beide Formen finden sich auch im anderen [Druckseite XLVIII] Bruchstück. Dort fallen v.a. die relativ breiten Ausprägungen von A, O, X usw. auf. Trotzdem wird auch hier auf den Wechsel von Haar- und Schattenstrichen geachtet.

Eine ebenfalls sehr hochwertige Kapitalis dürfte sich zeitlich an die Fürstenzeller Fragmente anschließen. Es handelt sich hierbei um die lateinischen Verse auf einer geätzten Tischplatte, die sich ehemals im Kloster Vornbach befand (vgl. Nr. 111, Abb. 62). Auch hier wurde sorgfältig auf die Proportionen und den Wechsel von Haar- und Schattenstrichen geachtet. Bei der genaueren Betrachtung treten nur wenige Motive hervor, die nicht ganz klassisch sind: so setzt die dornförmige Cauda des R relativ weit links am Bogen an, sodass letzterer leicht kopflastig wirkt. Auch der Mittelteil des M scheint nicht ganz auf die Grundlinie zu reichen. I besitzt einen – rautenförmigen(?) – Punkt. Diese Feinheiten mindern jedoch keineswegs die Qualität der Inschrift, die auch bei der auf demselben Stück anzutreffenden Fraktur gegeben ist. Die Tischplatte wurde von dem Steinätzer Andreas Pleninger 1575 gefertigt.

Ein erstes Beispiel einer weniger hochniveauigen Kapitalis findet sich auf einem Türsturz in Wegscheid (Nr. 113). Die Inschrift bietet einen Spruch in deutscher Sprache und eine Namensnennung mit Datierung. Die Kapitalis wirkt in diesem Fall etwas holprig. Die Buchstaben haben zwar unterschiedliche Proportionen wie dies auch bei klassisch ausgeführten Stücken der Fall ist, das O erscheint jedoch beinahe übertrieben rund. Die Strichstärken sind linear ausgeführt. Einige Anfangsbuchstaben sind vergrößert, wobei die der unteren Zeile nach unten – nicht nach oben – ausgreifen. Die einzelnen Buchstabenformen variieren untereinander: A tritt in verschiedenen Breiten auf, ist einmal sogar leicht schief. G hat einen Balken. Die R-Cauda ist ganz gerade, nicht leicht durchgebogen, und setzt einmal am Bogen, andere Male direkt am Schaft an.

Das Beispiel zeigt, dass sich Kapitalis auf zwei Niveauebenen etabliert: zum einen finden sich sorgfältig ausgearbeitete Schriftzeugnisse auf höherem Niveau, die meist Inschriften in lateinischer Sprache wiedergeben. Zum anderen findet Kapitalis in einem „niedrigniveauigen“ Sektor große Verbreitung, der besonders Flurdenkmäler wie Bildstöcke170) und Inschriften im Außenbereich wie Türstürze171) umfasst. Die Inschriften sind meist auf Deutsch. Häufig beschränkt sich der Text auf einfache Personennennungen – oft nur als Initialen – oder Datierungen. In der Regel findet bei diesen Stücken Granit Verwendung. Das schwer zu bearbeitende harte Material und vielleicht auch die Tatsache, dass bei diesen Stücken möglicherweise nicht immer ein professioneller Steinmetz am Werk war, spielten sicherlich eine Rolle bei der Wahl der Schrift: die aus geraden Linien und großen Bögen bestehende Kapitalis war wohl leichter zu realisieren.

Ein wiederum dem höheren Niveau angehöriges Beispiel ist das Grabdenkmal für den Abt Christian Seßler in Vornbach (Nr. 115, Abb. 61). Seßler ist 1595 verstorben, ließ sich jedoch schon um 1580 das Epitaph errichten. Die erhaben gearbeitete Grabinschrift für Christian Seßler lässt noch das klassische Vorbild erkennbar. Gleichzeitig scheint sich die Schrift jedoch von selbigen auch emanzipiert zu haben: auf hohem Niveau werden hier auch weniger klassische Merkmale stilisiert. Beispielsweise ist die R-Cauda geschwungen, der Buchstabe ist sehr schmal gehalten. Es macht sich hier ein neues Formgefühl bemerkbar. Die Buchstaben sind insgesamt eher gestreckt und verlassen somit die Proportionen der klassischen Kapitalis.

Im 17. Jahrhundert – v.a. im zweiten Viertel – erscheinen Kapitalisinschriften in erster Linie auf Epitaphien Geistlicher mit lateinischen Texten. Es sind dies weitestgehend Schriftäußerungen, die sich weniger an das klassische Vorbild halten, teils von diesem stark abweichen. Im Normalfall finden sich keine nennenswerten Ausprägungen. Es können auch keine gemeinsamen Typen festgemacht werden.

So zeigt die Grabtafel für den Vornbacher Abt Caspar Siber, verstorben 1624 (Nr. 157, Abb. 63), eine noch weitgehend an den klassischen Formen orientierte Kapitalis, die jedoch an einigen Punkten – wie bei ÖE für den Umlaut – unorthodox wird.

Das Epitaph für den Kellberger Pfarrer Johann Vogl (Nr. 158) hingegen weist eine eher in die Breite tendierende Kapitalis auf. Auf dem Epitaph für den Vikar Leonhard Huber in Untergriesbach (Nr. 160, Abb. 60) wird Kapitalis überhaupt wiederum nur an „ausgezeichneten“ Stellen verwendet, besonders bei epigraphischen Bildelementen. Die Kapitalis hier weicht noch stärker vom klassischen Ideal ab: Die G- und Q-Cauden sind sehr geschwungen und ausladend, das M ist konisch mit verkürztem Mittelteil, O wirkt leicht spitzoval. Die Inschrift für den Vikar Michael Kholer in Obernzell [Druckseite XLIX] (Nr. 171, Abb. 65) hingegen entbehrt derartiger spielerischer Details. Seine Inschrift ist im Gegensatz zu den anderen in Granit gefertigt. Die Buchstaben sind daher eher nüchterner und linearer gehalten. M beispielsweise ist sehr breit, mit senkrechten Außenschäften und sehr stark verkürztem Mittelteil.

Fraktur

Fraktur tritt im Bearbeitungszeitraum – ähnlich wie in Passau – erst am Ende des zweiten Drittels des 16. Jahrhunderts auf. In der Stadt konnte jedoch beobachtet werden, dass sich eine ganze Reihe Inschriften ausmachen lassen, die sich sozusagen in einem Vorfeld der Fraktur zu bewegen scheinen172). Einziges Beispiel im hier bearbeiteten Umland, das ebenso in dieses Vorfeld eingeordnet werden kann, ist die Grabplatte für den Pleban Sigismund Pleuer in Straßkirchen, der 1557 verstorben ist (Nr. 102, Abb. 36). Basis der Schrift ist die Gotische Minuskel. Hier ergeben sich sogar noch Anklänge an die späte Ausformung derselben auf der Grabplatte des Hans Harschl (Nr. 97, Abb. 39): Ähnlichkeiten finden sich besonders bei der Gestaltung der (oberen) Knicke bei o, g und Schaft-s. Gerade aber die Form des Schaft-s der Pleuer-Platte weicht von der Gotischen Minuskel ab: der Schaft wird nicht auf der Grundlinie gebrochen, sondern läuft gerade und leicht zugespitzt aus. Allerdings reicht er noch nicht bis unter die Zeile, wie es für eine Fraktur typisch wäre. Daneben steht gebrochenes, einstöckiges a, bei dem der obere Knick ähnlich behandelt ist wie bei o. Eine weitere wesentliche Abweichung von der Gotischen Minuskel manifestiert sich in der Gestaltung der Bögen, die sich jedoch noch als zurückhaltend erweisen: bei b, unzialem d und h sind die Bögen in Form eines halben Spitzovales gerundet, was annähernd an die mandelförmigen Grundformen der Fraktur erinnert. Vergleichsbeispiele zu dieser Schrift finden sich in der Stadt Passau. Hier ist besonders die Grabplatte für die Niedernburger Äbtissin Margaretha von Layming, die im selben Jahr wie Pleuer verstorben ist, zu nennen173).

Die älteste ausgeprägte Fraktur im Bearbeitungsgebiet findet sich auf der Grabtafel für Margaretha Tengler, gest. 1562, in Kellberg (Nr. 103, Abb. 41). Die Schrift ist hier – anders als noch bei Sigismund Pleuer – voll entwickelt. a ist einstöckig, gebrochen, wobei jedoch die Schäfte v.a. unten eher umgebogen sind. f und Schaft-s weisen den typischen Schwellschaft auf, der bis unter die Grundlinie reicht. o besitzt eine annähernd mandelförmige Form, ist aber nach wie vor gebrochen. Die Versalien sind in Schwellzüge aufgegliedert und mit feinen, geschwungenen Haarlinien verziert; so oft auch die Oberlängenenden der Textbuchstaben. Die Schrift ist im Mittellängenbereich nach Art der Gotischen Minuskel gebrochen und gestreckt. Der ursprünglich gitterförmige Charakter wird jedoch durch besagte Zierstriche und Schwellschäfte oder durch leicht gebogene Teile wie beispielsweise beim oberen g-Bogen aufgelockert. Dadurch wirkt die Schrift trotz des eigentlich streng durchorganisierten Mittellängenbereiches schwungvoll und lebendig.

Bei der Untersuchung der Frakturinschriften des Erfassungsgebietes fällt auf, dass sich keine festen Typen mehr – wie noch bei der Gotischen Minuskel oder der Gotico-Antiqua – herausfiltern lassen. Daher lassen sich einzelne Schriftäußerungen nur schwer einander zuordnen. Somit können auch keine Bezüge zur Stadt Passau hergestellt werden. Die Schriftformen halten sich zwar an einen gewissen Grundkanon, bilden aber keine besonderen, sich innerhalb einer Gruppe wiederholenden Merkmale aus. Es entsteht der Eindruck einer „geschriebenen“, nicht mehr „gezeichneten“ oder „konstruierten“ Schrift, wie das noch ein halbes Jahrhundert früher der Fall gewesen sein mag. Einzelne Inschriften können sich jedoch durch einen besonderen Duktus oder durch sehr auffallende Versalien auszeichnen.

Ein Überblick über die Fraktur im Erfassungsgebiet soll anhand verschiedener Beispiele, aber auch anhand bestimmter Elemente gegeben werden.

Ein Merkmal ist die Ausformung des o und damit einhergehend die Behandlung der Bögen: o in der spitzovalen, „mandelförmigen“ Ausprägung gilt als charakteristisch für die Fraktur. Es fällt aber auf, dass die Form häufig noch sehr stark gebrochen ist, sodass die beiden Bögen links und rechts senkrecht gestaltet sind. In anderen Inschriften ist die spitzovale Ausformung der Bögen ausgeprägter. Die Bogenformung kann das gesamte Schriftbild beeinflussen. Inschriften, bei denen die Bögen „senkrecht“ gehalten sind, wirken meist strenger und/oder gestreckter. Als Beispiele hierfür können [Druckseite L] das Epitaph für Margareta Pettichkhamer (gest. 1589, Nr. 126, Abb. 59) in Neukirchen vorm Wald und das Epitaph für Matthäus Haidenbeck (gest. 1594, Nr. 131) in Obernzell zur Gegenüberstellung dienen:

Während bei letzterem mandelförmiges o Verwendung findet und Bögen tendenziell eher leicht durchgebogen sind – vgl. v.a. unziales d –, sind bei ersterer Inschrift die Buchstabenkörper noch stärker gebrochen. Die Schrift – v.a. im Mittellängenbereich – erinnert dadurch noch stärker an den gitterförmigen Charakter der Gotischen Minuskel – auch wenn dieser nicht mehr durchgehend gegeben ist. Bei dem Obernzeller Stück erscheinen zwar stellenweise Wortpartien ebenso in reine Schäfte aufgegliedert zu sein, das Schriftbild insgesamt wirkt jedoch lockerer.

Ein Element, das offenbar einen der größten Spielräume im vorgegebenen Rahmen der Fraktur besitzt, ist das g, insbesondere dessen unterer Bogen. Während der obere Bogen und der Schaft des Buchstabens meist sehr stereotyp sind – der obere Bogen ist gebrochen und mehr oder weniger durchgebogen, der Schaft ist relativ gerade und biegt unter der Zeile häufig leicht nach rechts um –, wird der untere Bogen in der Regel durch einen im Gegensatz zum Rest des Buchstabens weniger kräftigen Haarstrich ausgeführt, der einfach nach unten durchgebogen ist. Dieser Bogen kann weit nach links reichen oder sehr durchgerundet sein; er kann am linken Ende eingerollt sein; er kann auch geschwungen sein oder sich relativ weit an die Grundlinie anlehnen; oder er kann sogar beinahe „verkümmert“ wirken, wie in der Grabinschrift für den Obernzeller Marktrichter Georg Mairhofer (Nr. 146).

Weiters unterscheiden sich die Inschriften im Grad der Verwendung von Zierelementen, wie gebogenen Haarstrichen, die die Oberlängenenden bei Schäften von b, h oder l oder auch den i-Punkt umschließen. Ein schönes Beispiel hierfür sind die Inschriften auf dem Epitaph für Michael Littmann (gest. 1572, Nr. 109, Abb. 58) in Neukirchen vorm Wald.

a, das meist in der einstöckigen Form wenig spektakuläre Ausbildungen erfährt, kann an wenigen Stellen in eigenwilliger Stilisierung eines doppelstöckigen a auftreten. Derartige Ausformungen künden jedoch meist von einer besonderen Ausformung der gesamten Schrift. So bei dem Epitaph für Andreas Schwarzensteiner in Neukirchen vorm Wald (Nr. 107, Abb. 42, 43). Hier tritt a in zwei Varianten auf: einmal in der einstöckigen Form, deren Bogen hier relativ gekrümmt ist; die Zweitform zeigt eine Art stilisiertes doppelstöckiges a bzw. ein einstöckiges mit „eingeschnürtem“ Bogen: die oberen zwei Drittel des linken Abschnittes des Bogens sind geschwungen, der untere ist gebrochen. Analog dazu wird an einigen Stellen der obere g-Bogen gebildet. Dieses Element zeigt sich auch beim linken Abschnitt des unzialen d und teils auch beim linken Abschnitt von o. Die sonst üblichen Formen der Sinus sind spitzoval, auch e und tendenziell t sind gekrümmt. Es ergibt sich dadurch ein sehr aufgelockertes, durch die geschwungenen Bögen ein eigenwilliges Schriftbild.

Das Epitaph für Philipp Jakob von Schwarzenstein fällt aus dem Rahmen, da es aus Holz gearbeitet ist und die Inschrift aufgemalt und – mutmaßlich – auch restauriert ist (Nr. 110). Das Stück stellt gleichzeitig eines der wenigen gemalten Frakturbeispiele dar. Ein anderes, gemaltes Objekt in Fraktur ist eine Stifterinschrift von einem Mitglied derselben Familie, nämlich des Hans Wolf von Schwarzenstein, datiert auf 1597 (Nr. 133, Abb. 51). Es können keine wesentlichen Gemeinsamkeiten festgestellt werden.

Ein letztes nennenswertes Beispiel aus dem 16. Jahrhundert zeichnet sich nicht nur durch seine Qualität, sondern auch durch seine Technik aus: es ist dies die geätzte Tischplatte, die sich ehemals im Kloster Vornbach befand (Nr. 111, Abb. 62). Es handelt sich um eine hochniveauige Frakturinschrift. Trotz der noch vorgegebenen Brechungen lösen sich die Textbuchstaben nicht einfach in einzelne Schäfte auf. Hastenenden auf der Grundlinie weisen Quadrangel auf. Bögen sind mandelförmig angelegt. Darüber hinaus wird die Qualität auch in den einzelnen Zierdetails erkennbar: so werden Bogenenden eingerollt, Oberlängenenden werden mit einem Bogen aus einer Haarlinie umgeben, Versalien – besonders die Initialen – werden durch reiche Zierlinien ausgestattet. Das Stück stammt von dem Steinätzer Andreas Pleninger und umfasst neben der Fraktur auch eine Inschrift in Kapitalis.

Mit Zunahme der Fraktur scheint sich auch ihr Spektrum etwas zu erweitern, auch wenn der Großteil der Inschriften sich im „normalen“ Rahmen bewegt.

Eine sehr elegant wirkende Fraktur findet sich auf einer Gedenktafel für Julius Benedikt und dessen Schwester Kunigunde Schätzl im Chor in Kellberg (Nr. 159, Abb. 64), das nach 1625 zu datieren ist. Die Schrift ist im Mittellängenbereich äußerst gestreckt. Trotzdem sind Buchstaben wie o oder auch unziales d spitzoval und nicht gebrochen. Einziger Buchstabe, der neben den Versalien das Schriftband aufbricht ist das runde s am Wortende: Es ist im Verhältnis zu den anderen Gemeinen sehr breit mit ausgeprägten Bögen. Die Versalien sind in Schwellzüge aufgegliedert und zusätzlich durch geschwungene Haarlinien verziert. Auch an den Ober- und Unterlängenenden der Textbuchstaben sitzen verschlungene Zierlinien.

[Druckseite LI]

Ein anderes Beispiel scheint sich eher im unteren Bereich der Niveauskala zu bewegen, ist deshalb jedoch nicht weniger interessant. Es handelt sich hierbei um das Epitaph für Hans Pindter und Caspar Prutscher, zu datieren um 1621, das sich in Aicha vorm Wald befindet (Nr. 155). Die Oberfläche ist leider – v.a. im unteren Bereich der Platte – erheblich abgetreten. Die hier anzutreffende Fraktur erscheint nicht so stark durchgestaltet wie bei anderen Beispielen. Gerade dadurch aber wirkt die Schrift viel lockerer auf den Stein verteilt, das „Schriftband“ wird so eher in die Breite gezogen, der Text wird dadurch – abgesehen vom Erhaltungszustand – angenehmer zu lesen. Die Formen entsprechen denen der Fraktur. Besondere Zierelemente treten hier jedoch nicht auf.

Anders auf dem Epitaph für Leonhard Huber in Untergriesbach (Nr. 160, Abb. 60), das zu dem vorher gezeigten Stück in krassem Gegensatz steht: hier füllen Zierelemente die gesamten Zwischenzeilen aus. Die A-Initiale ist wahrscheinlich der meist ausgestaltete Buchstabe im gesamten Erfassungsgebiet. Die Grundform dieses A besteht aus den zwei Schrägschäften, die leicht geschwungen sind und sich oben im Scheitel überschneiden. Die Linien werden dort zu vegetabilen Ranken verlängert. Zwischen den beiden Hasten – sozusagen an Stelle des Balkens – wird der gesamte Raum von stabförmig übereinander angeordneten Zierelementen wie Rauten gefüllt. Vom unteren Ende des linken Schaftes gehen weitere Ranken aus. Auch die restlichen Versalien sind mit Zierlinien ausgestattet, jedoch in einem „normaleren“ Rahmen. Die Textschrift selbst ist sehr gestreckt. Die Buchstaben wirken durchorganisiert, auch wenn sich an manchen Stellen Unsicherheiten bemerkbar machen: so erscheint das d bei vnd in der dritten Zeile leicht eiförmig. Die Versale scheinen manchmal leicht nach vorne zu kippen.

Ein wiederum weniger geziertes, sondern eher lockereres Schriftbild präsentiert sich auf der Wappengrabplatte für Sigmund von Raindorf (gest. 1627, Nr. 161). Das Band des Mittellängenbereichs wird von relativ ausgeprägten Bögen durchsetzt. Auffallend ist in diesem Fall v.a. das unziale d, dessen oberer Abschnitt auch weit in die Oberlänge ausschwingt. Dagegen ist in diesem Beispiel der untere g-Bogen in der „verkümmerten“ Form anzutreffen. Die Versalien sind eher zurückhaltend ausgeformt, tragen aber trotzdem zur Auflockerung des Schriftbildes bei.

Die zwei letzten (datierten) Frakturinschriften im Erfassungszeitraum sind gleichzeitig auch ganz interessante Beispiele. Es sind dies die beiden Grabtafeln der Eltern des Vornbacher Abtes Plazidus Thum in der Vornbacher Gruft (Nr. 176 und 177 (Abb. 66)). Obwohl beide wohl vom selben Auftraggeber stammen, zur gleichen Zeit entstanden sind und auch gestalterische Gemeinsamkeiten aufweisen, unterscheiden sich die jeweiligen Inschriften trotzdem voneinander. Die Inschrift für Hans ist dabei etwas weniger augenfällig. Sie weist eine relativ einfache Fraktur auf, wobei die Bögen teils sehr ausgeprägt sind. V.a. o ist fast kreisrund. Auch die Inschrift für Maria ist eher einfacher gehalten. Sie scheint aber doch mehr durchgestaltet zu sein. Auffallend hier sind in erster Linie die Schrift-„Züge“, die das Erscheinungsbild prägen. Die Oberlängen weisen einmal mehr nach rechts, ein ander mal – besonders beim unzialen d – nach links, was der Schrift Bewegung verleiht. Am besten tritt dieses Phänomen bei b hervor, dessen Schaft nach rechts umbiegt. Der h-Bogen ist recht rund und setzt relativ weit unten an. Der a- aber auch der g-Bogen sind an manchen Stellen geschwungen und in der Mitte unterbrochen. Im Gegensatz zu der Inschrift ihres Mannes ist hier das o aber nicht rund, sondern mandelförmig.

5. Die Inschriftenträger bzw. Inschriftenarten

Im bearbeiteten Gebiet, dem Umland der Stadt Passau, verteilt sich das gesammelte Inschriftenmaterial wie folgt:

Den größten Anteil – gut die Hälfte des Bestandes – bestreiten die Inschriften des Totengedenkens (51%). Hiervon sind 20% nur noch kopial überliefert. Die im Original erhaltenen decken weitestgehend das übliche Spektrum der Möglichkeiten ab. An zweiter Stelle rangieren Inschriften an Gebäuden mit knappen 20%, wobei hierzu auch einfache Baudaten zu zählen sind. Der Rest verteilt sich auf verschiedene Objektgruppen, die allesamt jeweils deutlich unter 10% liegen. Davon bilden Inschriften an kirchlichen Ausstattungsstücken den größten Anteil mit 7%. Es folgen Glocken und – charakteristisch für die Gebiete im südlichen Bayerischen Wald – Bildstöcke bzw. Flurdenkmäler mit jeweils 5%. Als eine weitere, etwas kleinere Gruppe, könnten Graffiti ausgemacht werden, deren Anteil 4% beträgt. Klassische Inschriftenträgerarten wie Wandmalereien und Glasfenster sind verschwindend wenige: erstere liegen bei 2%, letztere bei 1%. Außen vor bleiben Inschriften, die keiner bestimmten Gruppe zugeordnet werden können. Hierzu gehören einige wenige Inschriftenträger, deren Funktion unklar ist, wie beispielsweise eine Wappentafel in Neukirchen am Inn, wo aus dem Text nicht klar hervorgeht, für welchen Zweck die Inschrift angefertigt wurde (Nr. 13, Abb. 10). [Druckseite LII] Des Weiteren gibt es Objekte, die in keine übliche Sparte gehören oder wegen Besonderheiten separat behandelt werden müssen, so beispielsweise der Tisch mit geätzter Steinplatte aus Vornbach, der nicht zu den kirchlichen Ausstattungstücken zu zählen ist (Nr. 111, Abb. 62).

Als meistverwendetes Material tritt hier – wie in der Stadt Passau – der sogenannte Rotmarmor hervor, der über den Transportweg über Salzach und Inn angeschafft wurde. Bei jüngeren Stücken findet u.U. auch Kalkstein Verwendung. Relativ häufig in der Umgebung Passaus – besonders bei Inschriftenobjekten im Außenbereich wie v.a. bei Flurdenkmälern oder Baudatierungen – wird der heimische Granit verwendet.

Totengedächtnismale

Die ältesten Totengedächtnismale im Bearbeitungsgebiet stammen noch aus romanischer bzw. aus frühgotischer Zeit. Da es sich hierbei jedoch bereits um relativ reich ausgeschmückte Platten handelt, werden diese unter dem entsprechenden Punkt zur figural ausgeschmückten Grabplatte behandelt.

Beginnend mit der simpelsten Art des Totengedächtnismales, der einfachen Grabplatte ohne jeglichen Schmuck, findet sich das älteste Exempel in Kellberg. Es ist eine stark abgetretene Platte für einen Pleban mit Umschrift in Gotischer Majuskel zwischen vertieften Linien (Nr. 11, Abb. 7), die ins 14. Jahrhundert datiert wird. Es sind keinerlei Spuren bildlicher Ausschmückung zu erkennen. Zeitlich anschließend folgt die Grabplatte für den Obernzeller Bürger Johann Strobel, seine Frau und seinen Sohn (Nr. 9, datiert 1384). Auch dieses Stück ist bereits arg verwittert. Zu erkennen ist eine Umschrift und eine zentrale Schrift in Gotischer Minuskel. Auch hier sind keinerlei Reste bildlichen Schmuckes auszumachen. Die Grabplatte für einen Maister Michael Maurer, der 1464 verstorben ist (vgl. Nr. 33), befindet sich in Obernzell und lässt ebenso keinen bildlichen Schmuck erkennen.

Zur selben Zeit treten sehr einfach gehaltene Grabplatten auf, die jedoch kleine Reliefs aufweisen: zwei Fragmente aus dem ehem. Kloster Vornbach, für den Richter Lienhart Pruelaer (gest. 1430, Nr. 15, Abb. 11) und für Jörg Aeschbein (ebenfalls gest. 1430, Nr. 16, Abb. 12), zeigen einen Wappenschild. Ebenso die Platte für den Pfarrer Johann Kunstmann (gest. 1419, Nr. 12) in Obernzell, bei dem das Wappen mit Kelch und Hostie kombiniert ist. Diese Bildteile befinden sich meist in mehrpassförmigen vertieften Feldern. Derartige einfache Grabplatten mit kleinen Reliefs finden sich durch die Zeiten hindurch immer wieder. In der Regel zeigen sie Kelch über einem Buch bei Geistlichen174): häufig befindet sich im unteren Bereich der Platte das kleine Relief. Der Text ist meist als Umschrift oder darüber in gleichlaufenden Zeilen konzipiert.

Bei der Platte für den Pleban Sigismund Pleuer (Nr. 102, Abb. 36) in Strasskirchen ist die Anordnung der Symbole anders: in einem Dreipassfeld ist unten links der Kelch, unten rechts ein Buch dargestellt. Oben in der Mitte hingegen ein Objekt, das einem Klüpfel – einem hammerähnlichen Werkzeug – gleicht. Es handelt sich hierbei in jedem Fall nicht um einen Gegenstand, der mit einem Priester in Verbindung steht. Die Bedeutung ist daher unklar. Möglicherweise könnte das Objekt ein Wappenbild darstellen; es fehlt allerdings ein Wappenschild.

Ein letztes Stück dieser Art von Priestergrabmal findet sich schließlich in Obernzell. Es ist dies die etwas grober in Granit gearbeitete Tafel für den Vikar Michael Kholer, der 1641 verstorben ist (Nr. 171, Abb. 65). Das Relief befindet sich – wie üblich – unter der Inschrift, hier jedoch in einem schlichten runden Feld. Der Kelch, der über einem relativ kleinen Buch steht, zeigt hier eine Hostie.

Die zweite Art der einfachen Grabplatte mit kleinem Relief ist die mit Wappenmedaillon. Derartige Totengedächtnismale finden sich in größerer Zahl in der Stadt Passau. Dort scheinen sie das bevorzugte Grabmal der gehobenen bürgerlichen Schicht, v.a. in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zu sein175). Im bearbeiteten Teil des Landkreises fehlen diese Zeugnisse fast gänzlich. Es finden sich auch hier Inschriften des Bürgertums, allerdings nicht in dem Umfang und auch erst aus späterer Zeit, in der dann das Epitaph mit Andachtsbild den üblichen Grabmaltyp stellt.

Das einzige Objekt, das im Bearbeitungsgebiet dieser Art der Grabmalgestaltung zugewiesen werden kann, befindet sich in Obernzell, dort heute leider in einer Grünfläche hinter dem ehemaligen Schloss im Freien gelagert (Nr. 184). Die hochrechteckige Platte beginnt oben mit der – leider stark abgetretenen – Inschrift und weist im untern Drittel ein Relief auf: in einem quadratischen Feld ist ein Vierpass eingepasst. Darin befindet sich ein Wappenschild, der eine Art Kanne zeigt. Dies könnte [Druckseite LIII] mutmaßlich das Wappen eines Hafners – des für diesen Ort typischen Gewerbes – gewesen sein. Somit könnte diese Platte – eine simple Grabplatte mit Wappenschild in Relief – die eines Handwerksmeisters gewesen sein, wie sie sich in Passau häufig finden176). Leider ist weder ein Jahr noch der „Beruf“ bzw. Stand des Verstorbenen bekannt.

Wie auch schon in der Stadt beobachtet werden konnte, gibt es im fortgeschrittenen 16. Jahrhundert offenbar auch die Möglichkeit, dass für einen Verstorbenen sowohl ein Epitaph als auch eine – eher kleinere – Grabplatte mit Reliefmedaillon angefertigt werden konnte177). Sicherlich haben sich auch nicht immer beide Stücke erhalten. Im Bearbeitungsgebiet gibt es eine solche Kombination in Neukirchen vorm Wald. Dort befindet sich sowohl ein Epitaph als auch eine kleine Grabplatte für die Junckhfraw Ursula von Schwarzenstein, die 1598 verstorben ist (vgl. Nr. 136 und 137). In der Kirche war zu der Zeit eine der Grablegen der Familie Schwarzenstein. Auffallend erscheint jedoch, dass beide Objekte für eine „Jungfrau“, also für eine unverheiratet Angehörige der Familie, über deren Alter weder Epitaph noch Platte Auskunft geben, angefertigt wurden.

Die älteste Wappengrabplatte im Bearbeitungsgebiet ist die für den Neuburger Holzpropst Hans Forster (Farster) von der Tann in Neukirchen am Inn (gest. 1433, Nr. 19). Sie zeigt den typischen Aufbau178), ähnlich der figuralen Grabplatte: ein fast die gesamte Fläche einnehmendes Relief ist von einer Umschrift eingefasst. Die Umschrift wird durch eine einfache Linie begrenzt. Das Relief befindet sich in einem vertieften Feld, das oben einen leicht zugespitzten Kleeblattbogen, unten einen Vierpassbogen bildet.

Eine im Untersuchungsgebiet häufiger zu findende Gestaltung ist die sozusagen zweigeteilte Wappengrabplatte179). Hier wird der Text im oberen Bereich der Platte, das Wappenrelief – häufig mit Darstellung von zwei Vollwappen – im unteren Teil angebracht. Ältestes Exempel dieser Art von Wappengrabplatte ist die des Pflegers Achaz Lochner, gest. 1484, und seiner Ehefrau Magdalena, geb. Tobelhaimer (Nr. 46).

Zwei weitere Beispiele aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts sind die Wappengrabplatten für den 1510 verstorbenen Jörg Püchler und dessen Ehefrau Margret, geb. Sigershofer (Nr. 77, Abb. 23), in Aicha vorm Wald und die für den ein Jahr später verstorbenen Wolfgang Pschächel und dessen Ehefrau Amaley, geb. Reuttorner (Nr. 79), in Kellberg. Über den Schriftvergleich können beide Stücke derselben Werkstatt – Jörg Gartner – zugeschrieben werden. Aus derselben Werkstatt sind jedoch auch Wappengrabplatten mit Umschrift bekannt180), sodass anhand des Aufbaues der Platte wohl kein Werkstattkriterium konstatiert werden kann. Im Anschluss an diese Beispiele geht die Zeit dieser großformatigen Wappengrabplatten zu Ende. Es folgen auch in späterer Zeit Grabplatten, bei denen Wappendarstellungen im Mittelpunkt stehen. Diese weisen tendenziell aber einen anderen Aufbau auf. Das Vollwappen nimmt meist nicht mehr einen Großteil der Platte ein.

So bei der Grabplatte für Georg Pfeil und seine drei Ehefrauen (um 1552/1554 zu datieren, Nr. 101, Abb. 40), die auch als Wappengrabplatte bezeichnet werden kann. Jedoch weist sie einen völlig anderen Aufbau auf: auf der hochrechteckigen Platten wechseln sich von oben nach unten Grabinschriften und Wappenmedaillons ab. So entstehen sozusagen drei Wappenreihen, bei denen jeweils das Wappen Georg Pfeils dem einer seiner drei Ehefrauen gegenübergestellt ist. Es handelt sich je um Vollwappen in kreisrunden Vertiefungen. Annähernd ähnliche Platten finden sich dann in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts181). Hier handelt es sich dann aber um kleinformatigere Platten mit Grabinschrift, Wappenmedaillons meist der Ehepartner und unter Umständen weiteren Wappenschilden als Ahnenprobe. Die Platte Georg Pfeils steht auch im Vergleich mit diesen singulär im Raum.

[Druckseite LIV]

Für die Zeit des 17. Jahrhunderts eher antiquiert wirkt die Wappengrabplatte für den Halser Pfleger Sigmund von Raindorf (gest. 1627, Nr. 161), die sich in Neukirchen vorm Wald befindet. Die hochrechteckige Platte weist wiederum den zweigeteilten Aufbau auf, wie er eher um die Jahrhundertwende vom 15. zum 16. Jahrhundert üblich war: den oberen Bereich nimmt der Text ein, im unteren befindet sich ein Wappenmedaillon mit Vollwappen, umrahmt von Blattranken.

Ein Sonderfall, der auch als Wappengrabplatte gewertet werden könnte, ist die frühgotische Grabplatte für Kunigunde von Holzheim. Hier füllen zwei Wappenschilde einen erheblichen Bereich der Platte aus, sind jedoch Teil einer umfangreicheren Darstellung (siehe unten).

In der Stadt Passau kann beobachtet werden, dass gerade im 13. Jahrhundert die bildliche Darstellung zunächst nur in Ritzzeichnung ausgeführt wurde und die Ausarbeitung als Relief erst langsam Fuß fasste182). Stücke mit Ritzzeichnung finden sich im Untersuchungsgebiet nicht, da Beispiele aus der Zeit fehlen.

Die ältesten Grabmäler im Bearbeitungsgebiet haben sich in den beiden Klöstern erhalten. Sie weisen beide reliefierte Bildteile auf und sind Stifterpersönlichkeiten gewidmet.

Das älteste Totengedächtnismal ist die romanische Stiftergrabplatte für die drei Vornbacher Grafen, Eckbert I., Eckbert II. und Eckbert III., in der ehemaligen Klosterkirche in Vornbach am Inn (Nr. 2, Abb. 2). Es handelt sich um eine hochrechteckige – heute allerdings quer eingebaute – Platte aus Granit. Um ein rechteckiges Feld läuft eine Umschrift mit einer Fürbitte. In dem Feld befinden sich in flachem Relief gearbeitet vier profilierte Medaillons übereinander, auf denen bei dreien eine Umschrift erkennbar ist. Innerhalb der Kreise sind verschiedene Motive dargestellt: von unten nach oben eine Art Lilienkreuz, eine Rosette, eine Segenshand und ein Agnus Dei. Da der letzte der drei Grafen 1158 verstarb, dürfte die Platte grob im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts entstanden sein.

Die zeitlich darauf folgende Platte ist runde hundert Jahre jünger. Es ist dies die oben bereits erwähnte Grabplatte der Kunigunde von Holzheim im Kloster Fürstenzell (gest. 1296, Nr. 3, Abb. 3). Sie unterscheidet sich schon allein durch das Material und die Ausmaße von dem Vornbacher Grabmal: sie ist größer und in Rotmarmor gefertigt. Auch in der bildlichen Darstellung ist sie anders. Der Aufbau könnte jedoch noch grob mit dem in Vornbach verglichen werden: wir finden auch hier das hochrechteckige Format, eine Umschrift und den Bildteil, der hier in drei – und nicht vier – Teile untergliedert ist, von denen aber nur der Mittlere ein Medaillon mit einem sternförmigen Schriftband und der Darstellung des Agnus Dei, die anderen beiden hingegen je einen Wappenschild zeigen. Auffallend ist die reiche bildliche Ausgestaltung besonders des mittleren Medaillons mit Blüten und Blättern, sowie die Darstellungen von zwei Engeln, die die Totenwache halten, und von zwei Pflanzenstöcken, die – der eine angenagt von einem Tier, der andere umgehackt von einer Axt – wohl den Tod symbolisieren bzw. auf eine Bibelstelle anspielen. Die Platte erscheint sehr außergewöhnlich, zumal sie für eine „Bürgerin“, die ans Kloster eine Stiftung gemacht hat, angefertigt ist.

Etwas später als die Platte der Kunigunde sind die figuralen Stiftergrabmäler in Vornbach entstanden (Nr. 6, Abb. 4). Hier finden wir auch zum ersten Mal im Bearbeitungsgebiet zwei Darstellungen in ganzer Figur, wobei wohl nur ein Bild den tatsächlichen Stifter, Graf Eckbert I. – begleitet von einer Sterbeinschrift –, zeigt, das andere Relief mutmaßlich einen anonymen „Stellvertreter“ für die Familie – vertreten durch das ihnen zugeschriebene Wappen – präsentiert.

In beiden Fällen handelt es sich um hochrechteckige Platten mit jeweils einer die untere Schmalseite aussparenden Umschrift. Es handelt sich hierbei um einen (hochmittelalterlichen) Grabmaltyp, bei dem der Dargestellte sozusagen in einer Art „Wanne“ – und nicht vollplastisch auf der Tumba – liegt183). Die Grabmäler befanden sich zunächst im „Kapitel“ des mittelalterlichen Baukomplexes und wurden erst 1642 in die damals neu gebaute Klosterkirche verbracht. Eine wohl aus derselben Epoche stammende, fragmentarisch erhaltene Skulptur einer Frau ohne Inschrift soll angeblich die Klostergründerin Himiltrudis zeigen. Sie gehörte aber höchstwahrscheinlich nicht zu den anderen beiden Stifterfiguren. Der Palmzweig, den die Dargestellte in der Hand hält und der üblicherweise ein Märtyrerattribut ist, lässt Zweifel an der Identifizierung mit der Klosterstifterin aufkommen (vgl. Nr. 6).

In derselben Kirche hat sich ebenfalls aus derselben Zeit ein fragmentarisches Denkmal für den als Seligen verehrten zweiten Abt von Vornbach, Wirnto (Nr. 4, Abb. 5), erhalten. Auch hier lief ursprünglich eine Umschrift um das Relief. Davon ist jedoch nur noch die linke Längsseite erhalten. Das Objekt zeigt denselben Grabmaltypus wie die Stiftergrabmäler.

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Eine nur unzureichend geklärte Frage ist die nach der ursprünglichen Anbringung der Stiftergrabmäler (vgl. Nr. 6, Abb. 4). Die Art der Aufstellung einer Platte kann auch eine Rolle bei der Terminologie der Totengedächtnismale spielen184). So wird als Grabplatte zunächst der Stein bezeichnet, der sich direkt an der Bestattungsstelle befindet. Ein Grabmal, das von Anfang an an der Wand – also mehr oder weniger in der Nähe des Grabes, jedoch nicht direkt mit dieser Örtlichkeit verbunden – angebracht war, wird in der Regel als Epitaph bezeichnet. Im engeren Sinn wird unter dem Begriff Epitaph auch die Form des Totengedächtnismales verstanden, bei der die Grabinschrift in Verbindung mit einer religiösen Szene – einer Art Andachtsbild – und der Darstellung des oder der Verstorbenen – meist als Betende – steht. Mit dem Fortschreiten der Zeit nimmt die Zahl der Epitaphien, also der nicht direkt mit der Bestattungsstelle verbundenen Grabmale, immer mehr zu. In vielen Fällen ist jedoch nicht eindeutig klar, ob „Grabplatte“ oder „Epitaph“ sich tatsächlich am Bestattungsort befanden. Oft ist der heutige Anbringungsort nicht mehr mit dem originalen Standort identisch wie das bei den Vornbacher Stiftergrabmäler der Fall ist. Um eine größere Eindeutigkeit zu erzielen, werden in der vorliegenden Arbeit die etwas ausführlicheren Bezeichnungen „figurale Grabplatte“ für alle relativ flachen, meist rechteckigen Ausfertigungen von gewissen Ausmaßen, die ein figurales Relief aufweisen, und Epitaph, u.U. mit dem Zusatz „mit Andachtsbild“ gewählt.

Ebenfalls einem Stifter gewidmet ist die figurale Gedenkplatte für Hertwik, den Gründer des Klosters Fürstenzell, der 1285 verstorben ist (Nr. 21, Abb. 6). Die Form der Platte und auch die Schrift weisen das Stück allerdings ins 15. Jahrhundert. Die Platte ist mutmaßlich in der Amtszeit des Abtes Thomas (1414-1440) entstanden. Hertwik war Domkanoniker in Passau. Auch die äußere Form der Platte zeigt Ähnlichkeiten mit Grabplatten der Zeit in der Bischofsstadt185): der Verstorbene ist mit Birett und Almucia bekleidet, ein Buch haltend, unter einem gotischen Maßwerkbogen stehend dargestellt. Eine eindeutige Zuweisung zu Passauer Stücken kann allerdings nicht getroffen werden.

Aus der unmittelbaren Folgezeit haben sich so gut wie keine figuralen Grabplatten im Bearbeitungsgebiet erhalten. Dass der Bestand ursprünglich reicher gewesen sein muss, zeigen zwei Fragmente aus Vornbach (Nr. 37, Abb. 26), die mutmaßlich zu einer figuralen Grabplatte für den Abt Caspar Schmatz gehörten. Aus den Schrift- und Bildresten lässt sich erkennen, dass das Stück mutmaßlich in der Werkstatt des Straubinger Meister Erharts gefertigt wurden.

Ebenfalls einen Abt zeigt die figurale Grabplatte für Johann Schleterer (gest. 1496, Nr. 60, Abb. 32) in Fürstenzell, die schon ins Ende des 15. Jahrhunderts datiert ist. Das Relief zeigt den Abt, der für das Kloster die Pontifikalien erlangte, in vollem Ornat. Die Art der bildlichen Ausgestaltung lässt an den Einfluss Meister Erharts denken. Dieser Grabmaltypus mit Darstellung des Abtes mit den Pontifikalien ist für (höhere) Geistliche in der Zeit charakteristisch.

Leider hat sich im Erfassungsgebiet nur noch ein weiteres derartiges Stück erhalten, nämlich die fragmentarische Grabplatte für den Fürstenzeller Abt Pankraz Reischl, der 1512 verstorben ist (Nr. 82). Die Arbeit stammt aus der Werkstatt des Jörg Gartner, für den besonders der die Figur einrahmende Bogen aus Ast- und Blattrankenwerk typisch ist186). Von demselben Bildhauer, Jörg Gartner, stammen auch die einzigen figuralen Grabplatten im Erfassungsraum, die für Angehörige des Adels geschaffen wurden. Alle drei Exempel sind für Mitglieder der Familie von Watzmansdorf angefertigt und befinden sich in Kellberg und Hutthurm. Zwei davon zeigen jeweils den verstorbenen Adligen – Christoph II. von Watzmansdorf (datiert 1505, Nr. 74, Abb. 37) und Degenhart II. von Watzmansdorf (gest. 1506, Nr. 75) – in Harnisch, auf der dritten ist die verstorbene adlige Dame – Barbara von Watzmansdorf (gest. 1520, Nr. 87, Abb. 38) – zu sehen. Ihrer wurde bereits auf der Platte für ihren gut 15 Jahre früher verstorbenen Ehemann Degenhart gedacht.

Als wichtigster Bildhauer in den ersten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts im Zentralort Passau finden die Arbeiten Gartners auch eine gewisse Verbreitung im Umland. Gleichzeitig stellen seine figuralen Werke die letzten derartigen Beispiele im Bearbeitungsgebiet dar187).

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Ausnahmen bilden zwei Stücke in der ehemaligen Klosterkirche von Vornbach, die jedoch wegen des stark hervortretenden Reliefs als Grabdenkmäler angesprochen werden sollten. Es sind dies die figuralen Denkmäler für die beiden Äbte Wolfgang Stingler (gest. 1563, Nr. 105) und Christian Seßler (gest. 1595, Nr. 115, Abb. 61). Die Darstellung ist fast vollplastisch. Sie zeigt den Abt in seinem vollen Ornat. Aufgrund der wohl von Anfang an konzipierten Art der Ausarbeitung der Platte für die Anbringung an der Wand könnten die beiden Stücke auch als Epitaph bezeichnet werden. Der eindeutig häufigere Typus des frühneuzeitlichen Epitaphs in dieser Gegend jedoch ist der, der mit einer Art Andachtsbild verbunden ist und im Folgenden behandelt wird.

Das älteste derartige Stücke im Bearbeitungsgebiet, das für Hans Harschl von 1545 (Nr. 97, Abb. 39), weist (noch) das Format einer Grabplatte auf, die Darstellung hingegen ist eindeutig die eines Epitaphs mit Andachtsbild. Die Platte umfasst oben in einem geschwungenen Schriftfeld ein elegisches Distichon zum Thema Sterben. Darunter erstreckt sich das Relief, das einen Großteil des Steins einnimmt. Die Szene zeigt in der Mitte das Kreuz, links davon den knienden Verstorbenen, rechts davon dessen Vollwappen. Am unteren Rand befindet sich auf einem einfach rechteckigen Feld die Sterbeinschrift. Ähnliche Stücke, bei denen das Element des Andachtsbildes mit dem Format der Grabplatte kombiniert werden, gibt es auch in der Stadt Passau188). Sie stammen aus den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts.

Der Aufbau eines typischen Epitaphs mit Andachtsbild (in Stein) aus dieser Gegend aus der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hingegen ist folgender:

Im Hauptgeschoß befindet sich in der Nischenzone meist das Andachtsbild in Relief. Dabei ist (sind) der oder die Verstorbene(n) dargestellt, wobei selbige auch in einem separaten Bildteil, meist unterhalb der religiösen Szene, präsentiert werden können. Unter der Nischenzone befindet sich in der Regel ein Unterhang mit Schrifttafel und Sterbeinschrift. Das Obergeschoß besteht in den meisten Fällen aus einem einfacheren Aufsatz mit Schrifttafel und Bibelzitat oder u.U. mit einem Wappenmedaillon. Die jeweiligen Nischen bzw. Epitaphteile können von architektonischen Elementen wie beispielsweise Gebälk oder Pilastern gerahmt sein.

Im bearbeiteten Gebiet zeichnen sich dabei verschiedene Tendenzen ab, wie sie auch schon in der Stadt beobachtet werden konnten189), nämlich zu einer eher einfacheren Ausführung, bei der größere Architekturaufbauten fehlen bzw. zurückhaltend verwendet werden und bei der das gesamte Epitaph aus einem oder nur wenigen Stücken gefertigt ist, und zu einer eher aufwändigeren Variante, bei der das Epitaph aus verschiedenen Teilstücken zusammengesetzt wird und Architekturelemente stärker hervortreten. Oft werden die einfacheren Stücke in Kalkstein, die aufwändigeren in Rotmarmor – teils auch in Kombination mit anderen Gesteinen – hergestellt.

Ein typisches Beispiel für ein schlichtes Epitaph wäre das – später leider „recycelte“ Grabmal in Seestetten (Nr. 143) oder das – heute leider nur noch fragmentarisch erhaltene – Epitaph in Hauzenberg für Michael Zaglauer und seine Ehefrau (Nr. 154(†)). Ein sehr schönes Exempel für die aufwändige Ausarbeitung hingegen stellt das Epitaph für Andreas von Schwarzenstein und seine Ehefrau (Nr. 107, Abb. 42, 43) dar. Hier handelt es sich wohl um das prunkvollste Epitaph im bearbeiteten Material. Das Relief ist mit Schriftzügen bereichert und von mit Wappenschilden geschmückten Pilastern gerahmt, der Aufsatz ist von einem Gesims, auf dem sich ein Bibelzitat befindet, vom Relief getrennt. Im Aufsatz sind zwei Vollwappen angebracht. Im unterteilten Unterhang befinden sich zwei Schriftfelder.

Unter den realisierten Bildszenen kündigt das älteste Beispiel, das Epitaph für Hans Harschl, bereits das am häufigsten verwendete Motiv an, nämlich die Kreuzigungsszene190). Die Variationen dieses Bildthemas reichen vom einfachen Kruzifix191) bis hin zur ausführlichen Kreuzigungsdarstellung192). Ergänzend können auch Hintergrundszenen193), Assistenzfiguren194) oder andere Darstellungen wie der Pelikan, der seine Jungen füttert195), als Metapher für die Selbsthingabe Christi am Kreuz hinzutreten. Die zweithäufigste Darstellung auf Epitaphien des Totengedenkens ist die Auferstehung Christi196). [Druckseite LVII] Ansonsten finden ich im bearbeiteten Material als Epitaphszenen die Bekehrung des Paulus197), ein Ölberg198) und eine Krönung Mariens199).

Einen Sonderfall unter dieser Form von Totengedächtnismal stellen die Gemäldeepitaphien dar. Zu nennen ist ein Tafelbild für die Gebrüder Perger aus Vornbach am Inn (datiert 1516, Nr. 85, Abb. 30), das möglicherweise einst Teil eines größeren Epitaphes war. Die Art der Darstellung der Familie erinnert stark an die auf vergleichbaren Grabmälern in Stein. Ein erhaltenes, relativ aufwändiges Holzepitaph zeigt hingegen kein Gemälde, sondern eine Figurennische, in der die Auferstehung Christi dargestellt ist. Es ist dies das Grabmal für Philipp Jakob von Schwarzenstein (gest. 1574, Nr. 110), das das einzige farbig gefasste hölzerne Exempel eines Epitaphs mit Andachtsbild im vorliegenden Band darstellt.

Diese Totengedächtnismale mit relativ aufwändigen Bildteilen werden mit der Zeit wieder von einfacheren Platten abgelöst, die meist ein kleineres Format aufweisen und häufig – wenn überhaupt – nur durch kleine Reliefs verziert sind. Solche Grabtafeln bilden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine simplere Alternative zum Epitaph.

Ältestes Beispiel eines kleinformatigen Grabmales, das jedoch relativ reich verziert ist und zwei Vollwappendarstellungen aufweist, ist die Grabinschrift für Margaretha Tengler (gest. 1562, Nr. 103, Abb. 41) in Kellberg. Es folgen einfache Schrifttafeln ohne besonderen Schmuck, von denen jedoch nicht immer klar ist, ob sie möglicherweise ehemals Teil eines größeren Grabmales waren200). Kleinformatige Tafeln dieser Art können auch als Verschluss einer Grabnische, als sogenannter Lokulusplatte, oder als kleine Grabplatte im Boden gedient haben. Um solche dürfte es sich bei drei Objekten handeln, die sich in der Gruft der ehemaligen Klosterkirche in Vornbach am Inn befinden. Eine ist für einen Abt, Caspar Siber, angefertigt (Nr. 157, Abb. 63) und trägt neben einem kleinen Kreuzrelief im oberen Bereich ein Wappenrelief in der unteren Mitte. Die anderen beiden Objekte sind für die Eltern des Abtes Plazidus Thum, Hans Thum (gest. 1647, Nr. 176) und Maria Thum (1648, Nr. 177, Abb. 66). In beiden Fällen dienen Darstellungen von Todessymbolen als bildlicher Schmuck.

Im Bearbeitungsgebiet hat sich nur ein Totenschild, eine weitere Form des Totengedächtnismales, erhalten. Er wurde für Urban Schätzl gefertigt und befindet sich in Kellberg (Nr. 167). Urban verstarb 1638, eine Zeit, in der ein Totenschild bereits anachronistisch wirkt.

Ein mögliches Zeugnis von einem anderen, ältern Schild bietet Erhard. Er beschreibt eine heute nicht mehr auffindbare „hölzerne Scheibe“ (Nr. 58†). Seine Angaben sind jedoch – vielleicht auf Grund des damals bereits schlechten Erhaltungszustandes – etwas konfus, sodass das genaue Aussehen sowie der Text nicht exakt rekonstruiert werden können.

Glocken

Im Bearbeitungsgebiet finden sich noch sechs originale Glocken mit Beschriftungen aus dem Erfassungszeitraum. Bis auf eine, die heute im Depot des Oberhausmuseums aufbewahrt wird, sind alle noch in Situ.

Die älteste davon ist zwar undatiert. Die trägt aber noch eine Umschrift in Gotischer Majuskel, sodass sie grob ins 14. Jahrhundert eingeordnet werden kann. Sie befindet sich in Aicha vorm Wald (Nr. 10). Ihr Aufbau ist denkbar einfach: die Umschrift, die die Hl. Drei Könige und Maria anruft, befindet sich an der Schulter und verläuft zwischen zwei einfachen halbrunden Stegen. Ähnlich einfachere Ausfertigungen sind zwei Glocken aus Neukirchen am Inn (Nr. 30 und 63). Einziger bildlicher Schmuck sind die aufwändiger gestalteten Worttrenner (z.B. als Rosette). Die ältere der beiden Glocken aus dem Jahre 1456 trägt die auf Glocken häufig auftretende Gebetsanrufung o rex glorie veni cum pace amen (vgl. Nr. 30).

Dekorreicher erweist sich die Glocke in Vornbach am Inn (Nr. 44). Sie trägt das Jahr 1481 und nennt den in diesem Jahr amtierenden Abt des Klosters, Leonhard Strasser. Die Rahmung der Umschrift aus zwei halbrunden Stegen wird ergänzt durch einen Kleeblattbogenfries, der unterhalb des unteren Steges verläuft. An der Flanke der Glocke befindet sich darüber hinaus ein kleines Relief mit einer Kreuzigungsszene, die durch den in der Inschrift integrierten Kreuztitulus indirekt begleitet wird.

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In Hutthurm befinden sich zwei Glocken, die sich kaum voneinander unterscheiden. Eine davon ist zehn Jahre jünger als die andere. Sie ist gleichzeitig die größere von beiden. Eine trägt das Jahr 1510, die andere 1520 (Nr. 78 und 88). Die Umschriften an der Schulter sind auch hier von zwei halbrunden Stegen eingefasst. Darunter verläuft jeweils ein Fries mit hängenden Lilien. Auf der Flanke befinden sich hier kleine Reliefs: auf der älteren sind dies der Hl. Martin und eine Kreuzigungsgruppe, auf der jüngeren finden sich neben diesen beiden Motiven auch noch eine Madonna im Strahlenkranz und der Hl. Stephan.

Kirchliche Ausstattung

Eine im Vergleich zu den Glocken um weniges größere Gruppe an Inschriftenträgern sind die, die der kirchlichen Ausstattung zugewiesen werden können.

Hier sind sechs Objekte zu nennen, die in Zusammenhang mit einem Altar stehen, zwei von einem Altar unabhängige Bildwerke, zwei Weihwasserbecken, zwei Kelche und ein Leuchterpaar.

Die ältesten beschrifteten Altäre stammen aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts. Sie sind jedoch allesamt nicht datiert und müssen daher über Stilvergleich eingeordnet werden. Hier sind drei Objekte zu nennen, von denen zwei ursprünglich zusammengehörten. Sie werden von der Kunstgeschichte um 1480 und um 1490 datiert.

Die älteren sind die beiden ehemaligen Seitenaltäre aus der zum Kloster Vornbach gehörigen Kirche in Eholfing (Nr. 42 (Abb. 19) und 43 (Abb. 20)). Es handelt sich bei beiden Altären um relativ einfach gehaltene Flügelaltäre, die beide restauriert sind. In beiden Fällen befinden sich Bildbeischriften auf der Predella, einmal in Verbindung mit dem Schweißtuch der Veronika, einmal in den Nimben von Maria, Jesus und Johannes dem Evangelisten.

Ein – im Gegensatz zu diesen beiden Stücken – bedeutenderes Werk stellt der sog. Freudenseer Altar in Hauzenberg dar (Nr. 52, Abb. 29). Er wird von der Kunstgeschichte um 1490 datiert. Der Flügelaltar gleicht im Aufbau den vorher beschriebenen Stücken. Die Inschriften befinden sich hier auf den äußeren Flügelseiten, die vier Bilder mit den vier Evangelisten, die jeweils am Schreibpult sitzen, zeigen. Das jeweils den Heiligen begleitende Evangelistensymbol hält ein Schriftband mit der Nennung des Dargestellten. Das Stück wird inzwischen mit den Passauer Malern Rueland Frueauf dem Älteren und dem Jüngeren in Verbindung gebracht. Möglicherweise handelt es sich um ein gemeinsames Werk von Vater und Sohn201).

Ein Altar, über den heute leider nicht mehr viel bekannt ist, befand sich in Neukirchen am Inn. Dort soll ein dem Hl. Ulrich geweihter Seitenaltar mit Stifterinschrift von 1502 gestanden haben (Nr. 72†).

In der Schlosskapelle in Engelburg wird die Predella mit Stifterinschrift des Ehepaares Hans Wolf von Schwarzenstein und Martha, geb. von Maxlrain aus dem Jahre 1597 aufbewahrt (Nr. 133, Abb. 51). Das Stück befindet sich hinter dem Altar der Kapelle, der jedoch wohl nicht mehr original dem entspricht, der von dem adligen Paar errichtet wurde.

Ein fast zeitgleich entstandenes Objekt ist zugleich der jüngste Altar im erfassten Material, wovon sich heute noch das Altarblatt und die Predella erhalten haben (Nr. 138 (Abb. 49) und 139 (Abb. 50)). Es ist dies der 1598 von dem Passauer Dompropst Christoph von Pötting und Persing gestiftete Christophorusaltar in der demselben Heiligen geweihten Kirche in Thyrnau. Das Altarblatt zeigt zentral den Hl. Christophorus mit dem Christuskind auf der Schulter. Flankiert wird dieser links von der Gottesmutter mit Kind und rechts vom Hl. Jakobus dem Älteren. Unter der Darstellung befindet sich auf einer gemalten Schrifttafel die Stifterinschrift. Die Predella zeigt in der Mitte das von zwei Engeln gehaltene Schweißtuch der Veronika. Links davon ist der Hl. Stephanus, der Bistumsheilige, zu sehen, am rechten Bildrand hingegen ist der Stifter selbst an einem Betpult kniend dargestellt. Die über ihm befindliche Inschrift bezeichnet sein Alter und das Jahr der Stiftung. Die Predella ist heute an der Wand angebracht. Das Altarblatt wird von einem Altargehäuse aus dem frühen Rokoko, um 1730, gerahmt202).

Neben den Altären befinden sich auch andere Bildwerke im Erfassungsraum. In Kellberg hat sich ein Ölbergrelief aus dem Jahre 1466 erhalten (Nr. 34, Abb. 28). Die Inschrift befindet sich auf einem angedeuteten Schriftband, das das Relief umrahmt. Das Wappen weist die Familie der Watzmansdorfer als Stifter aus.

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In Fürstenstein befinden sich zwei Tafeln, die zusammen die Verkündigung an Maria zeigen (Nr. 71). Darauf zu sehen sind die Anfangsbuchstaben des Englischen Grußes. Auf Grund der Schriftformen können die Tafeln grob um 1500 datiert werden. Die ursprüngliche Anbringung der Tafeln ist unbekannt. Vielleicht gehörten sie früher zu einem Altar. Jetzt sind sie an der Emporenbrüstung in der Kirche aufgehängt.

Ebenfalls zu den kirchlichen Ausstattungsstücken sind zwei Weihwasserbecken zu zählen. Eines davon befindet sich in der oben bereits aufgeführten Christophoruskirche in Thyrnau (Nr. 141). Das muschelförmige Becken aus Rotmarmor trägt neben einem Wappenschild eine gekürzte Inschrift und stammt noch aus dem 16. Jahrhundert. Das zweite Weihwasserbecken ist in Hutthurm aufgestellt und mit dem Jahr 1633 und dem Namen Johann Freisleder versehen (Nr. 163, Abb. 68). Der Stein, der annähernd auch muschelförmig gearbeitet ist, unterscheidet sich von dem anderen Stück durch seine größere Dimension und durch seine auf Grund des verwendeten Granits gröbere Gestaltung. Er ist – anders als das Beispiel in Thyrnau – nicht an der Wand befestigt, sondern wird von einer Säule getragen.

Zu den kirchlichen Ausstattungsstücken sind ferner beschriftete Vasa Sacra zu zählen. Allerdings haben sich hier verschwindend wenige Stücke im erfassten Raum erhalten. Gerade zwei Kelche konnten für den Zeitraum festgemacht werden. Es handelt sich hierbei um einen undatierten Messkelch aus Büchlberg (Nr. 145), der um 1600 zu datieren ist und lediglich den Kreuztitulus und den hebräischen Gottesnamen bietet, und einen weiteren Kelch aus Tiefenbach, auf dem ein Wappen mit der dazugehörigen Datierung 1636 und den leider nicht aufzulösenden Stifterinitialen zu sehen ist (Nr. 164). Von den beiden ist der Kelch in Büchlberg am sechspassförmigen Fuß mit eingravierten Bildern versehen.

Darüber hinaus befand sich früher – ebenfalls in Tiefenbach – ein gotisches Leuchterpaar, das heute leider verschollen ist (Nr. 59†). Die Leuchter wiesen die Jahreszahl 1495 und ein Wappen auf.

Inschriften an Gebäuden, Wandmalereien, (Bild-)Fenster

Die Inschriften an Gebäuden stellen nach den Inschriften des Totengedenkens die zweitgrößte Gruppe. Die meisten davon sind jedoch schlichte Jahreszahlen oder Baudatierungen, die sich an Kirchen oder häufig auf Türstürzen von Wohnhäusern befinden und auch in Kombination mit Initialen auftreten können203).

Unter diesen schlichten Baudatierungen sind folgende Gruppierungen separat hervorzuheben. Im Obernzeller Schloss haben sich drei Wappensteine mit Jahreszahl und den Initialen des Passauer Bischofs Urban von Trenbach erhalten. Sie dokumentieren seine Bautätigkeit am Schloss (Nr. 118, 119 und 120). Derartige Wappensteine finden sich in großer Zahl auch in der Stadt Passau, wo sie dieselbe Funktion hatten204). Ebenso von der Bautätigkeit zeugen mehrere Datierungen in Kombination mit Initialen und teils auch dem Wappen des Vornbacher Abtes Benedikt Hepauer, der in seiner Amtszeit die Klostergebäude und auch die Kirche erneuern ließ (Nr. 162, 165 und 168 (Abb. 67)). In Hutthurm haben sich zwei Quadersteine erhalten, die beide einen ähnlichen Aufbau aufweisen (Nr. 134 (Abb. 69) und 140). Sie bilden heute einen Teil der den Friedhof um die Kirche einfassenden Mauer. Ein weiterer, ähnlicher Stein hat sich ebenda beim Marktplatz erhalten (Nr. 135). Möglicherweise stammen alle drei Stücke ehemals von einem Objekt.

Die Inschriften an drei Kapitellen im Chor der ehemaligen Pfarrkirche in Hauzenberg (Nr. 31, Abb. 24, 25) stellen wichtige Informationen zur Baugeschichte der Kirche und gleichzeitig auch die ältesten Baunachrichten im Erfassungsgebiet dar.

Ausführlichere Inschriften an Türstürzen finden sich in Wegscheid – die Hausinschrift des Egidius Martl von 1578 (Nr. 113) – und in Obernzell – die Baunachrichten im Südturm der Marktkirche aus dem Jahre 1592 mit Personennennung und religiösem Spruch (Nr. 128, Abb. 44).

Eine ausführliche Bauinschrift umfasst die Inschrift an der Kapelle bei der Geiermühle, die nach Aussage des Textes der damalige Müller Stephan Gayer 1641 erbauen ließ (Nr. 172, Abb. 45). Es handelt sich um eine Inschriftentafel aus Rotmarmor, die über der Türe in die Wand eingelassen ist. Die Tafel weist ein Kuriosität auf: im Stein befinden sich fünf Vertiefungen, die den Fingerabdrücken einer Hand gleichen. Diese müssen wohl schon vor der Beschriftung vorhanden gewesen sein, da der Text diesen ausweicht. Nach einer Legende sollen diese von der Hand des Teufels stammen.

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Eine Renovierungsinschrift zeigt eine Tafel, die sich in der Marktkirche in Obernzell befindet (Nr. 148). Dort hat sich eine Bruderschaft verewigt, die 1606 neue Fenster und ein neues Gestühl gestiftet hat.

Die älteste und vermutlich auch interessanteste Inschrift an einem Gebäude im Erfassungsraum stellt das romanische Tympanon an der ehem. Klosterkirche in Vornbach am Inn dar (Nr. 1, Abb. 1). Das aus Granit gefertigte, halbrund geschnittene Stück zeigt in der Mitte das Agnus Dei. Der Rundung entlang laufen zwei Zeilen Text in lateinischen, leoninischen Hexametern, die eine Gebetsinschrift enthalten.

Dieses Tympanon ist mit Sicherheit eines der wertvollsten Stücke im hier erfassten Material. Es steht ohne vergleichbare Beispiele singulär im Raum. Mögliche Anhaltspunkte könnten vielleicht Exempel aus anderen Regionen geben. So haben sich in Baden-Württemberg mehrere vergleichbare Tympana erhalten: in Murrhardt findet sich ein Tympanon aus der Zeit um 1170/1180, das stärker ausgearbeitet ist, mutmaßlich da es jünger und in weicherem Sandstein gefertigt ist205). Es zeigt im zentralen Bereich ebenfalls ein Agnus Dei. Ein anderes Tympanon findet sich in Simmersfeld und stammt möglicherweise bereits aus dem 11. Jahrhundert206). Hier ist kein Agnus Dei zu sehen. Dagegen weist der Text Parallelen auf (PAX INTRANTI).

Wandmalereien und Bildfenster haben sich nur sehr wenige im Bearbeitungsgebiet erhalten. Bildfenster ist nur ein einziges original vorhanden. Es befindet sich im Chorscheitelfenster der Kirche in Eholfing und zeigt den dortigen Kirchenpatron, den Hl. Vitus (Nr. 25, Abb. 18). Vor diesem ist, in kleinerer Figur, kniend der Abt zu sehen, der das Fenster 1448 gestiftet hat und der auch in der zugehörigen Inschrift unter dem Bild genannt ist. Es handelt sich hier also um eine Art Stifterinschrift, auch wenn nur Name und Jahr genannt sind.

Dass es früher sicher mehr Bildfenster in der Gegend gab, bezeugt die kopiale Überlieferung von Bildfenstern im Schloss in Haselbach (Nr. 104†). Die Fenster waren auf das Jahr 1562 datiert, zeigten jeweils ein Wappen und eine Beischrift. Aufgeführt waren Wolf Pfeil zu Haselbach, seine Frau Susanna, geb. Höhenkircher, deren Schwester Maria Weissenfelder, geb. Höhenkircher, und deren Ehemann Philipp Weissenfelder, also der Schwager des Wolf Pfeil.

Die mutmaßlich ältesten Wand- und Deckenmalereien im Bearbeitungsgebiet finden sich in der ehemaligen Pfarr-, heute Friedhofskirche St. Martin in Vornbach am Inn (Nr. 17, Abb. 14, 15, 16). Sie werden auf die Zeit um 1420/1430 datiert. Hier wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts praktisch die gesamte ursprüngliche gotische Ausmalung der Kirche freigelegt. Dementsprechend umfangreich ist das Programm: im Chor an der Decke sind die Evangelistensymbole und Engel, die den Gloriahymnus „anstimmen“ dargestellt, im Langhausjoch sind die vier Kirchenväter zu sehen, in den Fensterlaibungen des Chores sind die Apostel dargestellt, an den Langhauswänden sind neben diversen anderen Bildern Szenen aus der Legende des Hl. Martin, des Kirchenpatrons, und an einer Stelle auch eine Szene mit dem Hl. Ulrich präsentiert. Dazwischen sind noch jüngere Malschichten aus dem 16. Jahrhundert mit der Darstellung eines Jüngsten Gerichts stehen geblieben. Bei den Inschriften handelt es sich – bis auf die Gloria-Passagen der Engel im Chor – um Bildbeischriften, die in der Regel den jeweiligen Heiligen benennen. Die Schriftzüge sind leider verblasst und teils auch retuschiert.

In der ehemals zu Vornbach gehörigen Kirche in Eholfing haben sich ebenfalls Deckenmalereien erhalten (Nr. 26, Abb. 17). Sie stammen aus der Zeit um 1441/1448 und wurden in den 80er Jahren freigelegt und restauriert. Hier beschränkt sich der Hauptteil der Malereien auf das Rippengewölbe im Chor, wo neben dem Vornbacher Wappen, einem Agnus Dei und dem Schweißtuch der Veronika die vier Evangelistensymbole – jeweils in gemalten Medaillons – dargestellt sind.

Im Erfassungsgebiet haben sich noch mehr Malereien erhalten, die jedoch epigraphisch nicht (mehr) von größerer Relevanz sind. So sind in der Neuburg am Inn mehrere Räume, darunter auch die ehem. Kapelle, ausgemalt. Neben einer stark verblassten Jahreszahl dort (Nr. 47), hat sich auch eine Ausmalung von Wolf Huber mit Schriftzug erhalten, von dem jedoch nur noch einzelne Buchstaben erkennbar sind (Nr. 93). Es handelt sich um die Bildbeischrift einer mythologischen Szene, nämlich des Urteils des Paris.

Ebenso kamen bei Restaurierungsarbeiten Malereien in der ehemaligen Schlosskapelle in Obernzell aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhundert zu Tage (Nr. 18). Soweit noch erkennbar, stellten sie mutmaßlich einen Zyklus der Passauer Bischöfe dar. Unter den noch sichtbaren Figuren der Geistlichen [Druckseite LXI] befanden sich u.a. von Engeln gehaltene Schriftbänder, auf denen noch Reste von Inschriften in Gotischer Minuskel nachvollziehbar sind. Tatsächlich entziffern kann man nur noch einen Bruchteil in einem Schriftfeld.

Im selben Schloss hat sich jedoch ein sehr umfangreiches Programm aus der Zeit des Umbaus unter Urban von Trenbach erhalten, das zum Großteil aus Inschriften besteht. Dieses Programm stellt eine Besonderheit im bearbeiten Material dar.

Besondere Bestände

Das ehemaligen fürstbischöflichen Schloss in Obernzell wurde Anfang der 80er Jahre des 16. Jahrhunderts von Urban von Trenbach renoviert. Dabei wurde auch der Teil mit dem Festsaal angebaut. Neben den schon erwähnten Wappensteinen zeugt in erster Linie ein relativ umfangreiches Inschriftenprogramm von der Ausstattung durch Urban von Trenbach. Es schmückt noch heute – allerdings inzwischen restauriert – den Festsaal und den Raum über der ehemaligen Kapelle des Schlosses. Im Saal befindet sich direkt unter der heute rekonstruierten, hölzernen Kassettendecke ein gemalter Fries, der den gesamten Raum umläuft. Der Fries ist in einzelne Felder unterteilt und umfasst die Reihe der Päpste, beginnend auf der Ostseite mit dem Hl. Petrus bis hin zu Clemens VIII. (Nr. 123, Abb. 55, 56, 57). Die Besonderheit liegt hier darin, dass die Päpste nicht in Bildern dargestellt, sondern durch Wappenschilde repräsentiert werden. Hier werden besonders bei den antiken und frühmittelalterlichen Päpsten apokryphe Wappen verwendet.

In einem der berühmtesten Papstzyklen – in Rom, in San Paolo fuori le mura207) – werden die Päpste in Mosaik-Bilder bzw. Portraits dargestellt. In Obernzell fehlen Bildnisse gänzlich. Vergleichbare Reihen geistlicher Würdenträger mit Wappen gibt es beispielsweise in im Dom zu Merseburg (Anfang 16. Jahrhundert), im Kloster in Sponheim (1502) und im Schloss von Bad Mergentheim (1606/1619ff.)208).

Im selben Raum, darunter, auf Höhe der Türrahmen, umläuft ein hölzernes Gebälk den Saal. Dieses ist wiederum in Felder unterteilt. Darin sind lateinische „Sinnsprüche“ aneinandergereiht, die mit einigen wenigen Zitaten in Griechisch, Hebräisch und Altsyrisch – die jedoch im heutigen Zustand meist nicht mehr richtig gelesen werden können – erweitert sind (Nr. 122, Abb. 54). Diese Sprüche setzen sich aus verschiedenen Autorenvorlagen zusammen und ergeben eine Art Anleitung zu einem moralisch klugen Lebenswandel.

Unterbrochen wird dieses Gesims vom Kamin (Nr. 124, Abb. 52), auf dessen Rauchfang eine emblematische Darstellung eines Kamels mit dazugehörigem Spruch zu erkennen ist. Das Bild veranschaulicht im übertragenen Sinn die Grenzen der Geduld. Die beiden Inschriften auf dem Gebälk, die den Kamin flankieren, gehören zu selbigem. Durch sie spricht gleichsam der Ofen in lateinischen Versen zum Leser. Der Rauchfang trägt in der Mitte den Wappenschild Bischof Urbans.

Der Festsaal wurde in den Jahren 1582/1583 im Auftrag Urbans von Trenbach ausgeschmückt. Es ist dies die Zeit, in der die Besuche des päpstlichen Nuntius Ninguarda wegen der anstehenden Reformen im Bistum im Zuge der Tridentinischen Kirchenreform langsam zu Ende gehen209). So muss wohl auch das Obernzeller Programm in diesem Zusammenhang gesehen werden. Die Decke des Saales – deren Originalzustand bis auf die Darstellung des Hochstiftswappens weitgehend verloren ist – wird ja quasi vom Papsttum „getragen“. Der Sprüchezyklus zum „weisen“ Lebenswandel auf dem Gebälk – also wiederum ein „tragendes“ Architekturelement – bildet sozusagen das Fundament. Gerade die Sprüche könnten mit der Vorstellung in Verbindung stehen, dass die notwendigen Reformen der Kirche und des Glaubens auch durch einen vorbildlichen Lebenswandel, besonders der Geistlichen, unterstützt werden sollen.

Weitere ähnliche Sprüche befanden sich auch in der ehemaligen Schlosskapelle, sind heute jedoch im Raum im Stockwerk darüber angebracht (Nr. 121, Abb. 53). Diese sind im Unterschied zum Festsaal auf die Wand gemalt und könnten als Inspiration für das richtige Verhalten für den Kirchenbesucher zusammengefasst werden.

Nennenswert unter den Besonderheiten ist auch die geätzte Tischplatte aus Vornbach, die nicht zur Kirchenausstattung zu zählen ist (Nr. 111, Abb. 62). Das sehr aufwändig gestaltete Stück mit einem [Druckseite LXII] Ornament aus ineinander gestellten Kreisen, das mit verschiedensten Symbolen ausgefüllt ist, zitiert einen Vergilvers und Sprüche aus dem Buch Jesus Sirach aus dem Alten Testament, die den Weinkonsum thematisieren. Die Platte stammt aus der Hand des Regensburger Steinätzers Andreas Pleninger. Von ihm stammen noch einige andere geätzte Werke210). Auch von seinem Zeitgenossen und Kollegen, Kaspar von der Sitt, haben sich einige Objekte erhalten, darunter auch geätzte Tischplatten wie der sog. Passauer Liedertisch211).

Ein letzter Bestand, der zu keiner der oben aufgeführten Kategorien gezählt werden kann, soll hier noch angesprochen werden. Es sind dies die doch häufiger im Passauer Umland, besonders im Bereich des Bayerischen Waldes, auftretenden Bildstöcke212). Sie stammen aus verschiedenen Zeiten, sind in der Regel aus Granit gefertigt und tragen meist eine nur sehr kurze Inschrift. Häufig ist daraus der eigentliche Aufstellungshintergrund nicht ersichtlich. Oft umfassen sie nur eine Jahreszahl und Initialen oder einen heute oft nicht mehr lesbaren Namenszug. In älterer Literatur werden diese Flurdenkmäler des Öfteren auch als „Pestsäulen“ bezeichnet, wobei hier eigentlich der Zusammenhang mit einer Epidemie oder dergleichen nicht gesichert erscheint213). Auch wenn der genaue Hintergrund dieser Denkmäler unbekannt bleibt, so kann man zumindest feststellen, dass die meisten nach 1600 aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammen.

Zitationshinweis:

DI 80, Landkreis Passau I, Einleitung (Ramona Epp), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di080m014e003.

  1. Vgl. hierzu Karte in HAB Passau. »
  2. Vgl. allgemein hierzu DI 67 (Stadt Passau) Xf. (mit weiterführender Literatur); auch Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 1, 77. »
  3. Vgl. Hierzu Kdm Passau 39; HAB Griesbach 8; Dehio NB 113. »
  4. Vgl. allgemein hierzu DI 67 (Stadt Passau) Xf. (mit weiterführender Literatur); auch Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 1, 75f. »
  5. Vgl. hierzu HAB Passau, bes. 33. »
  6. Vgl. hierzu auch HAB Griesbach 36f. »
  7. Vgl. hierzu Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 2, 711 (mit weiterführender Literatur); HAB Griesbach 42, 49–52. »
  8. Vgl. hierzu HAB Passau 32f.; Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 1, 419; Bayerischer Geschichtsatlas Karte 16c (zum Besitz des Hochstifts Bamberg). »
  9. Vgl. hierzu HAB Griesbach 53; HAB Passau 23, 52 (auch 48 Karte: Skizze 3); Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 1, 423 und 432; Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 205; knapp auch Festschrift 750 Jahre 10ff. (v.a. zur Lage einer urspr. Burg). »
  10. HAB Griesbach 43 (v.a. zu Kamm); HAB Passau 25, 54f., 69–72 und Karte im Anhang; Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 74f.; Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 1, 414. »
  11. Vgl. HAB Griesbach 41. »
  12. Vgl. hierzu HAB Griesbach 49, 54f.; Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 2, 561f. (mit weiterführender Literatur). »
  13. Vgl. hierzu HAB Passau, bes. 37f. »
  14. Vgl. allgemein zum Hochstift HAB Passau passim. »
  15. Vgl. hierzu Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 23–37. »
  16. Vgl. hierzu HAB Passau 10–22, 60ff.; Boshof in DI 67 (Stadt Passau) XIII»
  17. Vgl. hierzu ausführlich HAB Passau bes. 40f., 56ff. »
  18. HAB Passau 88–91. »
  19. Die Namensform „Watzmansdorf“ tritt – zumindest in den Inschriften – erst nach dem Aussterben der Familie an Stellen auf, an denen die Herrschaft benannt wird, besonders bei den Schätzl (vgl. z.B. Nr. 159 Abb. 64) ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert. Die Familie selbst nennt sich in den Grabinschriften „Watzmsdorf“ in verschiedenen Varianten (bacenstorffer Nr. 29 (Abb. 21); Waczmsdorffer Nr. 55; waczmstarff Nr. 56 (Abb. 22); Waczmstarf Nr. 74 (Abb. 37); Waczmstarf Nr. 75; batznstarf Nr. 87 (Abb. 38)). »
  20. HAB Passau 116f. und 171f. und 173 Skizze 5. »
  21. Vgl. zum Pfleggericht Leoprechting und seiner Vorgeschichte HAB Passau 169–191, zu den Watzmansdorfern bes. 169–174. »
  22. Vgl. hierzu HAB Passau 106–108. »
  23. Vgl. hierzu HAB Passau Karte im Anhang. »
  24. HAB Passau 108f. »
  25. HAB Passau 191. »
  26. HAB Passau 236. »
  27. HAB Passau 255. »
  28. Vgl. hierzu auch HAB Passau 424f.; Kubu – Zavrel, Goldener Steig passim. »
  29. Vgl. hierzu HAB Passau 228ff.; Miller, Untergriesbach 27. »
  30. Vgl. HAB Passau 2; zum Amt vgl. auch Erhard, Topographie 1,1 112: er nennt als Oberstjägermeister im Fürstbistum Passau die auch inschriftlich fassbaren Haimeran von Nußdorf und Christoph Tengler. Zusätzlich führt er noch für das Jahr 1577 Hanns Georg von Puchberg auf. »
  31. Vgl. allgemein hierzu unten. »
  32. Vgl. zu den Besitzungen der Vornbacher genauer HAB Neuburg 23–46. »
  33. Vgl. HAB Passau 77f. »
  34. HAB Passau 75, 77 und Skizze 3; ausführlicher Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 266–272 (zur Grafschaft östliche des Inns) und 272–277 (zur Grafschaft westlich des Inns) und zusammengefasst 313f. »
  35. Vgl. hierzu knapp HAB Passau 77f.; auch kurz Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 313 Anm. 14. und 314. »
  36. Vgl. v.a. HAB Passau Karte im Anhang und HAB Neuburg Karte im Anhang. »
  37. Vgl. hierzu auch Hofbauer, Neuburg 35. »
  38. Vgl. HAB Neuburg Karte im Anhang, 141–168 (zum Hofamt mit Neuburg am Inn), 214–246 (zum Steinharreramt). »
  39. Vgl. hierzu HAB Vilshofen 109–115; HAB Griesbach 49–55; Spindler, Handbuch (2. Aufl.) 2, 613ff. (kurz zu den Viztümern bzw. Rentämtern und Landgerichten). »
  40. HAB Griesbach 57ff. »
  41. Vgl. HAB Griesbach Karte im Anhang. »
  42. HAB Vilshofen 118. »
  43. HAB Vilshofen 138ff. »
  44. Vgl. hierzu sehr schön die Karte in HAB Vilshofen; auch kurz HAB Passau 69: das Landgericht Vilshofen bestand in dem Bereich schon im 14. Jahrhundert. »
  45. Vgl. allgemein: zur Hofmark bzw. zum Ort: Erhard, Topographie 1,3 3ff.; HAB Vilshofen 179f.; HAB Passau 128ff. – zur Kirche: Kdm Passau 10–17; Dehio NB 12f. – zum Schloss: Kdm Passau 17–21; Dehio NB 13f. »
  46. Kdm Passau 10; HAB Vilshofen 6. »
  47. Vgl. Dehio NB 12f. »
  48. Vgl. hierzu HAB Vilshofen 179f.; HAB Passau 126ff.; vgl. hierzu auch den Kommentar in der Katalognummer. »
  49. Vgl. hierzu Erhard, Topographie 1,3 7f.; HAB Vilshofen 180; HAB Passau 129. »
  50. Vgl. Dehio NB 13. »
  51. Krick, Stabile Klöster. »
  52. Vgl. allgemein zum Ort: Erhard, Topographie 2,6 48–51 – zur Kirche: Kdm Passau 34–39; Schäffer, Vornbach 18 (relativ knapp); Dehio NB 113. »
  53. Vgl. HAB Griesbach 187; Hartmann, Kirchen im Inntal 305. »
  54. Vgl. Kdm Passau 35f., 39; Dehio NB 113. »
  55. Vgl. allgemein: zur Klostergründung und dessen Geschichte: Erhard, Topographie 2,6 108–125; Kdm Passau 51–55, 77–92; 900 Jahre Pfarrei 17–21; HAB Griesbach 148–152, 246–249; Goez, Benediktiner 49f. – zur ehemaligen Klosterkirche: Kdm Passau 56–76; Dehio NB 146–151; Sagmeister, Fürstenzell 2–22; Pfarrkirche Fürstenzell Gesamtinstandsetzung passim (zur Rokokokirche und zur jüngsten Restaurierung). »
  56. Vgl. hierzu MGH Necrologia Germaniae IV, 106–126. »
  57. Vgl. hierzu kurz: http://www.ocist.de/fileadmin/user_upload/abbeys/F/Fuerstenzell/Kloster_Fuerstenzell.pdf (09.03.2009). »
  58. Vgl. Kdm Passau 52–54; Dehio NB 146; Sagmeister, Fürstenzell 2f. »
  59. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 1,3 88ff.; Miller, Hauzenberg passim; HAB Passau 450–456; zur Kirche: Kdm Wegscheid 39–46; Dehio NB 205. »
  60. Vgl. hierzu Kdm Wegscheid 39; Miller, Hauzenberg 87f.; HAB Passau 451; der genaue Zeitpunkt der Erhebung zur Pfarrei ist unbekannt. »
  61. Vgl. Kdm Wegscheid 39; Dehio NB 205. »
  62. Vgl. Kdm Wegscheid 44. »
  63. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 1,1 153ff.; HAB Passau 495f. – zur Kirche: Kdm Passau 134–145; Dehio NB 227f. »
  64. Vgl. Kdm Passau 134f.; Dehio NB 227. »
  65. Die Schätzl übernahmen einen Teil von Watzmansdorf und Thyrnau von den Pschächl, die noch zu Zeiten der Watzmansdorfer einen Teil der Hofmark erworben hatten, vgl. hierzu auch die Grabinschrift des Wolfgang Pschächl in Kellberg (Nr. 79, siehe unten). »
  66. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 1,1 207ff.; knapp HAB Passau 108f., 115 – zur Kirche: Kdm Passau 146–154; Dehio NB 251f. »
  67. Vgl. Kdm Passau 146; Dehio NB 251. »
  68. Vgl. Kdm Passau 151, 154; Dehio NB 252. »
  69. Vgl. hierzu Kdm (Stadt) Passau 132; DI 67 (Stadt Passau) Nr. 802(Grabinschrift des Urban Schätzl, die Schrifttafel befindet sich heute in Thyrnau), vgl. in diesem Zusammenhang auch die ausführliche Versinschriftenausgestaltung der abgegangenen Schätzl- oder Michaelskapelle, die mutmaßlich ebenfalls auf Urban zurückgeht, vgl. ebenda Nr. 885†»
  70. Vgl. Ausführungen oben, dann allgemein: zur Geschichte Neuburgs am Inn: Erhard, Topographie 2,5 276–280; im Weiteren auch zu den Grafen etc., 298–304, ebenda 2,6 3–13; Kdm Passau 164–168; HAB Neuburg passim; Schäffer, Neuburg 2–12; Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 93–142 (zu den Vornbachern), 142–145 (zu den Andechsern), 363–385 (Genealogie der Vornbacher); Hofbauer, Neuburg passim. – zur Burg: Erhard, Topographie 2,6 14–17; Kdm Passau 168–192; Schäffer, Neuburg 2–12; Dehio NB 417–420; Hartleb, Neuburg passim (dort v.a. zur Rekonstruktion der Burg). »
  71. Vgl. hierzu auch Nr. 2 (Abb. 2). »
  72. Vgl. hierzu ausführlich HAB Neuburg 49–57, 60–62. »
  73. Zur Lage bzw. Situation der Kirche vgl. HAB Neuburg 209–212; Kaff, Volksreligion 223ff. »
  74. Vgl. zu diesem Streit besonders Mitterwieser, Protestantismus 210f. »
  75. Vgl. hierzu Kaff, Volksreligion 226; Hartleb, Neuburg 72. »
  76. Vgl. hierzu genauer Mitterwieser, Neuburger Wald; HAB Neuburg 72–85. »
  77. Vgl. hierzu Dehio NB 417. »
  78. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 2,6 23f.; HAB Neuburg 207–212, 214–217 – zur Kirche: Kdm Passau 196–204; Schäffer, Vornbach 14 (1. Auflage); Dehio NB 426f. »
  79. Vgl. allgemein: zur Hofmark bzw. zum Ort: Erhard, Topographie 1,2 157ff.; HAB Vilshofen 185 – zur Kirche: Kdm Passau 204–212; Dehio NB 428. »
  80. HAB Vilshofen 6f. »
  81. Vgl. Dehio NB 428. »
  82. BSB Cgm 2267, vgl. zu diesem Einleitungskapitel XLVIIff. »
  83. Vgl. HAB Vilshofen 204. »
  84. Vgl. hierzu auch HAB Vilshofen 201. »
  85. Die Schwarzensteiner besaßen zuvor eine eigene Kapelle in Vilshofen, die heute profaniert ist, vgl. dazu Kdm Vilshofen 367; auch Hundt, Stammenbuch II, 288. »
  86. Katzenberg, Gem. Kirchdorf am Inn, Pol. Bez. Ried im Innkreis. »
  87. Vgl. zur Kirche in Steinkirchen Kdm Vilshofen 303–313. »
  88. Vgl. hierzu auch HAB Vilshofen 204. »
  89. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 1,3 71ff., 77ff.; Kdm Wegscheid 58f.; Miller, Obernzell passim; HAB Passau 228–246 (Pfleggericht), 457–472 (Markt); Dehio NB 465 – zum Schloss: Kdm Wegscheid 76–86; Dehio NB 466f.; Handbuch Keramikmuseum 13–21 – zu Mariä Himmelfahrt: Kdm Wegscheid 64–74; Dehio NB 465f. – zu St. Margareta: Kdm Wegscheid 59–64; Dehio NB 465. »
  90. Vgl. Keller, Obernzell 2; Hörmann, Obernzell 73; Kdm Wegscheid 76. »
  91. Vgl. Hörmann, Obernzell 73; Keller, Obernzell 2f.; HAB Passau 2f. »
  92. Kdm Wegscheid 60; Hörmann, Obernzell 73; Keller, Obernzell 2. »
  93. Vgl. Kdm Wegscheid 76ff.; Dehio NB 466; Handbuch Keramikmuseum 13. »
  94. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) LXIII»
  95. Vgl. Dehio NB 465. »
  96. Vgl. Kdm Wegscheid 64. »
  97. Vgl. Kdm Wegscheid 60; Dehio NB 465. »
  98. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) Nr. 216a, 222, 288a 288a, 508 und 727a»
  99. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 2,6 51;-53 HAB Griesbach 121f. – zur Kirche: Kdm Passau 220–222; Schäffer, Vornbach 18 (knapp Daten); Dehio NB 707. »
  100. Vgl. hierzu Erhard, Topographie 2,6 52; HAB Griesbach 47, 188. »
  101. Vgl. Kdm Passau 220; Dehio NB 707. »
  102. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 1,1 190ff.; HAB Passau 116f. – zur Kirche (St. Christophorus): Kdm Passau 225–231; Dehio NB 720f. »
  103. Vgl. hierzu HAB Passau 116f. und 171: Veit schließt aus den Angaben in den Quellen, dass Thyrnau früher Watzmansdorf hieß, unterscheidet jedoch (grob) die Hofmark Watzmansdorf und die Burg / das Schloss Thyrnau. Auch in den Inschriften finden sich in der Neuzeit beide Herrschaftsnamen nebeneinander, wie z.B. bei den Schätzl, die sich in den Inschriften nach beiden Sitzen nennen (vgl. z.B. Nr. 159 Abb. 64). »
  104. Vgl. dazu z.B. Kdm Passau 222–224; Dehio NB 719. »
  105. Vgl. Kdm Passau 225f.; Dehio NB 720. »
  106. Vgl. hierzu HAB Passau 171. »
  107. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 626, 753 und 802; die Grabmäler wurden erst nach dem Abbruch der Passauer Familienkapelle 1812 nach Thyrnau verbracht (um 1821). »
  108. Vgl. zu den Inschriften des Christoph von Pötting und Persing DI 67 (Stadt Passau) Nr. 681, 738, 739, 775, 776, 779† 779†, 785† 785†, 796† 796† und 797† 797† (die beiden letzten Nummern betreffen die beiden Grabmäler). »
  109. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 1,2 139ff., 148ff.; HAB Passau 126f., 496f.; Lindner, Tiefenbach passim – zur Kirche: Kdm Passau 234–236; Kroiß, Pfarrei passim. »
  110. Vgl. Kdm Passau 234; Kroiß, Pfarrei 110. »
  111. Vgl. hierzu HAB Vilshofen 191; HAB Passau 130f.; allgemein: Lindner Haselbach passim; Stockbauer-Muhr, Schloss passim. »
  112. Vgl. allgemein: zum Ort: Erhard, Topographie 1,3 64ff.; Miller, Untergriesbach passim; HAB Passau 228–236, 457–472 – zur Kirche: Kdm Wegscheid 108–118; Dehio NB 729f. »
  113. Kdm Wegscheid 108. »
  114. Vgl. Kdm Wegscheid 108; Dehio NB 729f. »
  115. Vgl. allgemein: zur Gründungsgeschichte und zum Kloster: Erhard, Topographie 2,6 45–48, 72–74; Kdm Passau 237–242 und 269–276; HAB Griesbach 186–202; Chrambach, Traditionen 53f., 119–139 (zu den frühen Äbten), 175–180 (erste Traditionsnotiz mit Gründungsgeschichte); Schäffer, Vornbach 2–6; Dehio NB 750f.; Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 95–105 (v.a. zu Besitzverhältnissen in der Gründungszeit); Wurster, Vornbach passim; Goez, Benediktiner 46f.; Würdinger, Vornbach 2–6 – zur ehem. Abteikirche: Erhard, Topographie 2,6 75f.; Kdm Passau 243–265; Schäffer, Vornbach 8–16; Dehio NB 751–756; Eckl, Ikonographie passim; Würdinger, Vornbach 7–25. – zur Friedhofskirche: Erhard, Topographie 2,6 74f.; Kdm Passau 266f.; Schäffer, Vornbach 18; Dehio NB 756; Würdinger, Vornbach 25f. »
  116. „Vornbach“ lautet die heutige offizielle Schreibweise des Ortes, der so auch für alle anderen Bereiche übernommen wird. „Formbach“ ist die ältere Schreibweise sowohl für Kloster als auch für die Familie und findet sich noch häufiger in der Literatur, vgl. hierzu auch kurz Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 53 Anm.1, dort auch ausführlicher zu den Grafen von Vornbach 53–55. »
  117. Vgl. hierzu Chrambach, Traditionen passim, besonders Katalog einer Auswahl von Traditionen ab 175. »
  118. Vgl. knapp zur Belagerung LMA 4 Sp. 931; LMA 6 Sp. 115. »
  119. Vgl. hierzu kurz: Schütz, Andechs-Meranier 63; zur Genealogie auch Stammbaum bei Loibl, Herrschaftsraum (= HAB) 385. »
  120. Vgl. HAB Griesbach 187, allgemeiner auch ebenda 202, 205 und 248. »
  121. Vgl. HAB Griesbach 187f.; HAB Neuburg 207 (zu Neukirchen am Inn); auch Schäffer, Vornbach 18. »
  122. Vgl. hierzu Krick, Stabile Klöster 177; auch Wurster, Vornbach 24. »
  123. Vgl. hierzu Einleitungskapitel LVIf.; auch Wurster, Vornbach 29f.; zu Rumplers Werk: Rumpler, Historia; Dorrer, Rumpler passim. »
  124. Rumpler, Historia Sp. 442f., 445; es bleibt leider unklar, welchem Johannes die Kapelle geweiht war, vgl. hierzu auch Nr. 6»
  125. Vgl. Kdm Passau 240ff.; Schäffer, Vornbach 3; Dehio NB 751; Würdinger, Vornbach 5; vgl. zur Klosterchronik Fasmanns Einleitungskapitel Lff. »
  126. Vgl. hierzu z.B. Kdm Passau 253f., Fig. 212, 213; Dehio NB 755. »
  127. Vgl. Kdm Passau 266f.; Schäffer, Vornbach 18; Dehio NB 756; Würdinger, Vornbach 25f. »
  128. Vgl. hierzu HAB Griesbach 188. »
  129. Vgl. hierzu beispielsweise die Ansicht bei Wening, abgebildet in Kdm Passau 241 Fig. 198; zur Kapelle ebenda 267f. »
  130. Rumpler, Historia Sp. 427f. »
  131. Kdm Passau 250. »
  132. Vgl. hierzu Kdm Passau 266f. »
  133. Vgl. zur Handschriftenbeschreibung Hubensteiner, Eckher von Kapfing 139 sowie DI 67 (Stadt Passau) XXV»
  134. Ehem. Benediktinerkloster St. Lampert, Gde. Seeon, Lkr. Traunstein/OB. »
  135. Vgl. zu Vornbach fol. 90; zu Tiefenbach, Haselbach und Neukirchen vorm Wald fol. 168 bis 172. »
  136. Vgl. beispielsweise die Grabinschrift für Georg Oberndorffer, die nur in der Chronik bei Fasmann überliefert ist (Nr. 76†). Die Äbte erwähnt Eckher ebenso wenig. »
  137. Vgl. dazu DI 67 (Stadt Passau) XXX»
  138. Vgl. hierzu auch Grenzenlos 95 Nr. 3.1.2 und 49 Abb. 3. »
  139. Vgl. hierzu Krick, Stabile Klöster 178. »
  140. Vgl. Mader, Tausend Passauer 36. »
  141. Vgl. Miller, Obernzell 127. »
  142. In Kdm Wegscheid 78–80 werden die gemalten Schriftzüge in der ehem. Schlosskapelle ebenfalls nicht erwähnt. »
  143. Vgl. hierzu kurz Mader, Tausend Passauer 58f. »
  144. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 2, Abb. 2 und XXXIII»
  145. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 4, Abb. 4 und XXXIIIf. »
  146. Bornschlegel in DI 67 (Stadt Passau) XXXIV»
  147. Vgl. hierzu Chrambach, Traditionen 45 und die Nummern im Katalog, Nr. 1 und 2. Chrambach datiert den Codex in die Zeit zwischen 1134 und 1145. Abbildungen der Miniaturen in Kdm Passau Taf. XVII. »
  148. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) Nr. 20, Abb. 10 und XXXV»
  149. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLI»
  150. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 114, Abb. 63, und 118»
  151. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLII»
  152. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf.: es können dort zwei verschiedene Inschriftengruppen konstatiert werden, eine erste findet sich ab den späten 60er Jahren des 15. Jahrhunderts, eine zweite in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts. »
  153. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLI»
  154. Vgl. hierzu Seufert, Preu/Zeller, Anhang 3 367f. (mit Musteralphabet); DI 67 (Stadt Passau) XLII»
  155. Vgl. hierzu auch Ausführungen in der Katalognummer 37. »
  156. Hartkirchen, Gde. Eichendorf, Lkr. Dingolfing-Landau; vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 151 »
  157. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIIf. »
  158. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIII und Nr. 172 Abb. 73. »
  159. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIII und Nr. 243 »
  160. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLVf.: in der Stadt Passau erreicht diese Schriftart im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts einen Verwendungsgrad von 76% innerhalb des original erhaltenen Inschriftenmaterials. »
  161. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIIIf. und XLVIIf.; zur Vermutung, die Platte stamme von Gartner vgl. Halm, Plastik 1, 246. »
  162. Das allerletzte Beispiel einer Gotischen Minuskel in der Stadt Passau ist auf 1556 datiert; zuvor treten noch zwei späte Inschriften in den vierziger Jahren auf, vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIVf. »
  163. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIV und Nr. 531 »
  164. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIVf. und Nr. 499 »
  165. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) XLVIff. (mit weiterer Literatur); Epp, Epigraphische Minuskel 173–183. »
  166. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) XLIX; Epp, Epigraphische Minuskel 185. »
  167. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) L (mit weiterer Literatur); Epp, Epigraphische Minuskel 185–187. »
  168. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LI; Epp, Epigraphische Minuskel 194f. »
  169. Vgl. zur Frühhumanistischen Kapitalis kurz DI 67 (Stadt Passau) XLV (mit weiterer Literatur); Neumüllers-Klauser, Epigraphische Schriften 315–328; Koch, Frühhumanistische Kapitalis 337–345. »
  170. Vgl. hierzu Nummern im Katalog: 49 (Abb. 27), 129, 130, 169, 170, 174, 178 und 179»
  171. Ein weiteres Beispiele eines beschrifteten Türsturzes befinde sich in Obernzell, vgl. Nr. 114; dort gibt es eine ganze Reihe derartiger Hausinschriften. Allerdings beschränkt sich der Großteil auf eine Jahresangabe. »
  172. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) LV»
  173. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) Nr. 562 Abb. 165; auf LV wird der Zusammenhang mit einer größeren Gruppe erläutert, in die wohl auch die Strasskirchner Pleuer-Platte einzugliedern ist. »
  174. Vgl. die Grabplatte für den Pleban Leonhard Wattenbach (gest. 1467, Nr. 35), die Grabplatte für den Kellberger Pfarrer Johann Mauersteiner (gest. 1514, Nr. 83) oder einige Beispiele in Aicha vorm Wald Nr. 70 (Abb. 34), 94 (Abb. 35) und 181 (Datum verloren). »
  175. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LIX»
  176. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LIX sowie beispielsweise Nr. 155/350 Abb. 71, Nr. 419 Abb. 120 oder Nr. 545/591 Abb. 152. »
  177. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LIX»
  178. Ein weiteres Beispiel ist die Wappengrabplatte für Degenhart (I.) von Watzmansdorf in Kellberg (gest. 1456, Nr. 29, Abb. 21). Vgl. zu Wappengrabplatten mit Umschriften beispielsweise auch den Bestand der Stadt Passau in DI 67 (Stadt Passau), dort z.B. die Nr. 65 (Abb. 36), 114 (Abb. 63), 151 (Abb. 71), 172 (Abb. 73), 173 (Abb. 74) usw. »
  179. Vgl. hierzu weitere Beispiele im Bearbeitungsgebiet: Wappengrabplatten für Christoph (I.) von Watzmansdorf (Nr. 55) und Georg (II.) von Watzmansdorf (Nr. 56, Abb. 22) in Kellberg, beide Ende 15. Jahrhundert; und in der Stadt Passau: Wappengrabplatte für Wilhelm von Rottau und seine Ehefrau Anna von Aham in St. Nikola in Passau (vor 1495), vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 242 »
  180. Zwei Beispiele aus der Stadt Passau wären die Wappengrabplatten für Jakob Endl und Jörg Pfenczl, vgl. DI 67 (Stadt Passau) Nr. 375 Abb. 110 und Nr. 387 Abb. 113. »
  181. Beispielsweise die Grabplatte für Maria Elisabeth Schätzl (verst. 1613, Nr. 150), die Wappengrabplatte des Joachim Schmelzing (gest. 1620, Nr. 153) oder die Grabplatte für zwei Söhne des Leopold Benedikt Schätzl (Nr. 166). »
  182. Vgl. hierzu DI 67 (Stadt Passau) LVIIIf. »
  183. Vgl. hierzu Kahsnitz, Gründer 55f. »
  184. Vgl. hierzu auch DI 67 (Stadt Passau) LIX (bes. Anm. 312) und DI 48 (Wiener Neustadt) LIV. »
  185. Vgl. hierzu beispielsweise DI 67 (Stadt Passau) Nr. 109(Abb. 59), 132 (Abb. 67) oder Nr. 150(Abb. 70), die beiden letzteren sind allerdings künstlerisch stärker ausgearbeitet. Als ein weiteres Unterschiedskriterium erscheint das Kissen, auf dem die Häupter der Dargestellten ruhen: dieses fehlt bei Hertwik. »
  186. Zu Jörg Gartner unter kunsthistorischer Sichtweise vgl. Halm, Plastik 1, 225–252; Liedke, Gartner passim. »
  187. Es finden sich noch einige wenige weitere figurale Grabplatten im Erfassungsgebiet aus der Zeit um 1500, die nicht von Gartner stammen, vgl. die Grabplatten für Peter Aiglsperger in Engertsham (Nr. 57, Abb. 31) und für Ulrich Dorfmayr in Obernzell (gest. 1514, Nr. 84, Abb. 33), für den Gartner als Bildhauer zumindest bereits in Erwägung gezogen wurde (vgl. Halm, Plastik 1, 246). »
  188. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LIX und z.B. Nr. 443 Abb. 128, Nr. 445 Abb. 129, Nr. 447 Abb. 130 (= Tafel XLI). »
  189. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LX»
  190. Vgl. hierzu Nr. 97 (Abb. 39), 109 (Abb. 58), 131, 132, 134 (Abb. 69), 143, 155, 159 (Abb. 64) und 160 (Abb. 60). »
  191. Z.B. beim Epitaph für Hans Harschl (Nr. 97). »
  192. Z.B. auf dem Epitaph für Barbara Widmanstetter (gest. 1595, Nr. 132) oder auf dem Epitaph für Matthäus Haidenbeck mit Familie (Nr. 131). »
  193. Z.B. eine Grablegung auf dem Epitaph für Ursula von Schwarzenstein (Nr. 136). »
  194. Z.B. der Hl. Johannes der Täufer auf dem Epitaph für Leonhard Huber (Nr. 160 Abb. 60). »
  195. Vgl. hierzu ebenfalls das Epitaph für Leonhard Huber (Nr. 160 Abb. 60). »
  196. Vgl. hierzu Nr. 107 (Abb. 42, 43), 110, 126 (Abb. 59) und 147»
  197. Vgl. das Epitaph für einen unbekannten Geistlichen in Aicha vorm Wald (Nr. 183). »
  198. Vgl. das Epitaph für Johann Vogl in Kellberg (Nr. 158). »
  199. Vgl. das Epitaph für die Familie Zaglauer in Hauzenberg (Nr. 154(†)). »
  200. Vgl. die Grabtafeln für Elisabeth Held (Nr. 125) und Maria Magdalena Popp (Nr. 156), sowie diverse Tafeln in Aicha vorm Wald, die meist sehr beschädigt sind, z.B. Nr. 181»
  201. Vgl. hierzu die Anmerkungen in der Katalognummer 52»
  202. Vgl. hierzu Kdm Passau 226; Dehio NB 721. »
  203. Hierzu sind die Nr. 22, 23†, 28, 36, 40, 45, 48†, 50, 51, 61†, 96†, 114, 144 und 149† zu zählen. »
  204. Vgl. DI 67 (Stadt Passau) LXIII (mit Angabe der entsprechenden Katalognummern). »
  205. Vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis) Nr. 1, Abb. 1; Murrhardt, Rems-Murr-Kreis/Baden-Württemberg. »
  206. Vgl. DI 30 (Calw) Nr. 3, Abb. 1; Simmersfeld, Lkr. Calw/Baden-Württemberg. »
  207. Vgl. hierzu und zu weiteren derartiger Zyklen beispielsweise Mann, Tombs and Portraits 86f., 89–92. »
  208. Vgl. hierzu die Ausführungen in der Katalognummer und DI 11 (Merseburg) Nr. 128 DI 34 (Kreuznach) Nr. 223† 223† und DI 54 (Mergentheim) Nr. 378; Merseburg, Lkr. Saalekreis/Sachsen-Anhalt; Sponheim, Gem. Rüdesheim, Lkr. Bad Kreuznach/Rheinland-Pfalz; Bad Mergentheim, Lkr. Main-Tauber-Kreis/Baden-Württemberg. »
  209. Vgl. hierzu ausführlich Oswald, Ninguarda passim. »
  210. Vgl. hierzu Thieme/Becker 27/28 149; Kieslinger, Steinätzer 305. »
  211. Vgl. Thieme/Becker 31/32 105; Wallner, Denkmäler 115–124; kurz Mader, Tausend Passauer 221; Schmitz, Liedertisch passim. »
  212. Vgl. die Nr. 49 (Abb. 27), 129, 130, 169, 170, 174, 178 und 179»
  213. Als Pestsäulen bezeichnet sie beispielsweise Erhard und führt gleichzeitig eine ganze Reihe solcher Säulen auf, die aus dem Jahr 1634, in dem es tatsächlich eine Pestepidemie gab, stammen sollen, vgl. Erhard, Topographie 1,1 52; hierzu sind jedoch nicht die Flurdenkmäler im Erfassungsgebiet zu zählen, von denen keines aus diesem Jahr stammt. »