Die Inschriften der Stadt Halberstadt

Vorwort

Geplant war die Sammlung, Bearbeitung und Veröffentlichung der Inschriften der Stadt Halberstadt schon seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Im Anschluß an die Veröffentlichung der Inschriftenbände zu Naumburg und Merseburg von Ernst Schubert, Jürgen Görlitz und Peter Ramm durch die Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin hatte Karin Iffert mit Erfassung und Aufnahme der Inschriften im Halberstädter Dom begonnen und bereits Literatur zur Stadt Halberstadt gesammelt und ausgewertet. In der Tat war der Inschriftenband schon als fünfter Band der Berliner Reihe avisiert. Die Arbeiten waren jedoch – weil im Rahmen eines gesamtdeutschen Unternehmens durchgeführt – 1968 in der DDR suspendiert worden. Nach der Gründung der Inschriftenkommission zum 150jährigen Jubiläum der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig im Jahre 1996 konnten die Arbeiten wieder aufgenommen werden. Sie fanden in der Veröffentlichung des fünfundsiebzigsten Bandes der Reihe „Die Deutschen Inschriften“ mit den „Inschriften des Doms zu Halberstadt“ im Jahr 2009 einen ersten Abschluß. Seither wurden die Inschriften der Stadt Halberstadt bearbeitet. Ich danke Frau Karin Iffert, Berlin, und Herrn Dr. Peter Ramm, Merseburg, deren Literaturvermerke mir Arbeit ersparten. Dankbar gedenke ich des ehemaligen Kommissionsvorsitzenden Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Schubert † und des Projektleiters Prof. Dr. Walter Zöllner †, die das Vorhaben initiierten, förderten und leiteten. Besonderen Dank schulde ich Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Huschner für ihre ideelle, organisatorische und praktische Unterstützung.

Dank gebührt den vielen Menschen, die mir die Inschriftenaufnahme an den verschiedenen Standorten ermöglichten und mich bei Nachforschungen in Archiven und Bibliotheken unterstützt haben. Im Landesdenkmalamt Sachsen-Anhalt in Halle hatte ich Beistand in Dipl. Rest. Karoline Danz, Dipl. phil. Barbara Pregla, Dr. Elisabeth Rüber-Schütte, Dipl. phil. Reinhard Schmitt, Heike Schmidt sowie den Photographen Gunar Preuß und Reinhard Ulbrich. Den Restauratoren Daniela und Torsten Arnold, Stefanie Fischer, Corinna Grimm, Christine Machate und Ulrich Sieblist verdanke ich manchen Hinweis auf verborgene Stücke. Unterstützung erfuhr ich auch durch die Leitung und die Mitarbeiter des Stadtarchivs Halberstadt, wo mich Anette Bartl, Grabriele Bremer und Franziska Schumacher betreuten, sowie im Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg, dessen Leiterin, Prof. Dr. Ulrike Höroldt, ich herzlichst danke. Im Stadtmuseum Halberstadt waren Simone Bliemeister, Karin Lazar, der Museumsleiter Armin Schulze und weitere Mitarbeiter stets für mich da. Hinweise auf Inschriften verdanke ich Daniel Priese, Halberstadt, und seinem Vater Prof. Dr. Karl-Heinz Priese, Berlin, die mir auch Lichtbilder und Abreibungen zur Verfügung stellten. Inschriftenträger, die im Anschluß an die Kriegszerstörungen geborgen worden waren, stellte mir Johann-Peter Hinz †, Ehrenbürger der Stadt Halberstadt, zur Verfügung, wofür ich auch seinen Kindern Katharina und Jacob Hinz zu Dank verpflichtet bin.

In den Halberstädter Kirchengemeinden und Pfarreien erfuhr ich jedwede Hilfe, so daß ich die Inschriftenträger, die sich in ihrer Obhut befinden, unter guten Bedingungen aufnehmen konnte. Ein Dankeschön geht an die Pfarrgemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Halberstadt St. Johannis, St. Katharina, St. Martini, St. Moritz, St. Laurentius in Wehrstedt, der Kirche Zum Heiligen Berg Gottes in Klein-Quenstedt und St. Petri in Emersleben. Ich bin den Pfarrern Torsten Göhler, Harald Kunze, der Kirchenangestellten Barbara Kosock sowie Annegret Rütze, Klein-Quenstedt, Gisela Windel, Wehrstedt, und Ralph-Rainer Wenske, Emersleben, für ihre Hilfe verpflichtet. In der reformierten Gemeinde der Liebfrauenkirche durfte ich die Hilfsbereitschaft der Pfarrer Sabine Beck und Friedrich Wegner in Anspruch nehmen und erhielt Beistand von Rosemarie Lauenstein, Herta Lüdecke sowie Günter Markowski †, die mir in jeglicher Weise behilflich waren. Regen gedanklichen Austausch pflegte ich mit Bruder Valentin Arnrich vom Halberstädter Franziskanerkloster St. Andreas, wofür ich ihm zu großem Dank verpflichtet bin. Dr. Adolf Siebrecht, Halberstadt, der mir wertvolle Hinweise auf Archivalien gab und Verbindungen herstellte, sowie seine Tochter Uta Siebrecht, Magdeburg, die mir ihre Magisterarbeit zur Verfügung stellte, ließen mich an ihren Kenntnissen teilhaben, von denen ich profitiert habe. Dank schulde ich auch Prof. Dr. Gerhard Aumüller, Marburg, der mir die Kopie eines wertvollen Handschriftenfundes zur Verfügung stellte.

Ihr Wissen stellten die Glasmalereiforscher Dr. Eva Fitz, Berlin, auf deren bewährte Hilfe und Gesprächsbereitschaft ich stets zählen konnte, und Prof. Dr. Frank Martin † sowie der Glockenbeauftragte für Westfalen Claus Peter, Hamm, uneigennützig in meinen Dienst. Besonderen Dank schulde ich Herrn Prof. Dr. Fidel Rädle, Göttingen, der einige schwierige lateinische Übersetzungen überprüfte, [Druckseite VIII] Verbesserungsvorschläge machte und mich an seinem großen Wissensschatz teilhaben ließ. Den Kollegen in den Inschriftenforschungsstellen in Deutschland und Österreich gebührt mein Dank für ihre Diskussionsbereitschaft über Forschungsfragen. Besonders herausheben will ich hier keine der Arbeitsstellen, möchte jedoch meinem Kollegen Dr. Rüdiger Fuchs, Mainz, für eine fruchtbare Diskussion über ein Spezialproblem herzlich danken. Auch meinen Kollegen Dr. Jan Ilas Bartusch, Heidelberg, der mir einen bedeutenden Handschriftenfund zur Verfügung stellte, sowie Dres. Sabine Wehking und Christine Wulf, beide Göttingen, die mir die Nutzung der Handschrift in Form einer CD ermöglichten, bin ich sehr zu Dank verpflichtet. Mein Dank richtet sich weiterhin an Dr. Christine Steininger, München, für wertvolle Quellenhinweise.

In der Forschungsstelle konzentrierten sich die Kollegen, obgleich mit eigenen Arbeiten belastet, immer wieder auch auf den vorliegenden Band. Karina Viehmann M. A., Leipzig, leistete große Hilfe bei zusätzlichen Fotoarbeiten in Halberstadt, deren Hauptteil in bewährter Weise Markus Scholz übernommen hatte. Archivarbeiten führten Thomas Rastig M. A., der auch das Register vorbereitet hat, und Sven Jaros M. A., beide Leipzig, durch. Die entsagungsvolle Arbeit kritischer Überprüfung und sorgfältigen Korrekturlesens wurde von den Kollegen Marion Gronemann, Dr. Franz Jäger, dem auch der Stadtplan mit den wichtigsten Inschriftenstandorten verdankt wird, Dr. habil. Frank-Bernhard Müller und Katja Pürschel M. A., besonders aber Dr. Cornelia Neustadt übernommen. Renate Brömme, Halle, hat zum wiederholten Male in bewährter Weise die Zeichnungen der Steinmetzzeichen und Hausmarken angefertigt. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank.

Abschließend danke ich allen, die die Fertigsstellung des Bandes in ihre Hände genommen haben, den Publikationsbeauftragten der Sächischen Akademie, Dipl. Germ. Michael Hübner und Dipl. Ing. Barbara Zwiener, beide Leipzig, sowie Ursula Reichert und ihren Mitarbeitern im Dr. Ludwig Reichert Verlag in Wiesbaden.

Halle an der Saale, 2014

Hans Fuhrmann

1. Vorbemerkungen und Benutzungshinweise

Der vorliegende Band enthält die Inschriften der Stadt Halberstadt bis zum Jahr 1650 mit Ausnahme von Dom und Domschatz, zu denen ein eigener Band bereits erschienen ist.1) Aufgenommen wurden nach dem Provenienzprinzip die Inschriftenträger aus der Zeit vor dem Jahr 1651, die sich in der Stadt in den Grenzen von 1996 und ihren Einrichtungen befunden haben. Berücksichtigt ist die originale wie auch die kopiale Überlieferung. Vollständigkeit ist angestrebt, ohne daß sich ausschließen läßt, daß nach Abschluß der Arbeiten noch die eine oder andere Inschrift – ob im Original oder in Abschrift – gefunden werden kann.

Aufnahme und Anordnung der Inschriften bzw. der Inschriftenartikel geschieht entsprechend den Richtlinien der Interakademischen Kommission für die Herausgabe der Deutschen Inschriften. Aufgenommen wurden alle Inschriften, soweit sie nicht Gegenstand der Forschungen anderer Disziplinen sind, wie sie z. B. die Sphragistik, die Numismatik und die Kodikologie darstellen, oder Objekte wie Kacheln, Medaillen, Ofenplatten und ähnliche, die aus serieller Herstellung stammen. Auch auf Pergament oder auf Papier geschriebene Texte, die nicht der Definition von Inschriften entsprechen, wurden beiseite gelassen. Ebenso blieben die Inschriften geschlossener jüdischer Bestände, wie sie sich etwa in Friedhöfen darstellen, Gegenstand des jeweiligen Spezialgebietes. Meisterzeichen oder Hausmarken sind nur berücksichtigt und als Nachzeichnung wiedergegeben, wenn sie in Beziehung zu Inschriften stehen und nicht schon anderweitig ediert wurden.

Katalog

Alle Inschriften sind chronologisch angeordnet. Eine möglichst enge Eingrenzung undatierter Inschriften ist angestrebt. Sie sind jeweils an das Ende des ermittelten Zeitraums gesetzt. Wurde ein terminus ante oder post quem festgestellt, so ist der Katalogartikel vor bzw. nach dem entsprechenden Datum eingeordnet. Weisen mehrere Inschriften gleiche Datierung auf, so wurde – wenn es möglich war – eine relative Chronologie nach der Schrift der Inschriftenträger aufgestellt, oder es wurden wegen der besseren Vergleichbarkeit Materialgruppen gebildet. Gleichartige Inschriftenträger unterschiedlicher Zeitstellung am gleichen Standort können in Sammelnummern gefaßt sein. Mehrere Inschriftendatierungen an einem Träger werden durch Kommata getrennt und nach der frühesten Inschrift in den Katalog eingeordnet.

Die Katalogartikel sind in Kopfzeile, Beschreibung, Wiedergabe des Inschriftentextes, Kommentar und Apparat gegliedert.

In der Kopfzeile stehen die laufende Nummer der Inschrift(en), ihr Standort und ihre Datierung(en).

Ein Kreuz neben der laufenden Nummer zeigt Verlust des Originals an.
(†) Ein Kreuz in Klammern steht, wenn nur noch ein Teil der Inschrift(en) oder ihr Träger im Original erhalten sind.
A. 9. Jh.? Ein Fragezeichen hinter der Zeitangabe deutet auf eine unsichere Datierung hin.

Ein aus anderen Quellen ermitteltes oder erschlossenes Datum ist in runde Klammern gesetzt.

Die Beschreibung mit Ausführungen zu Inschriftenträger(n), Standort(en) und Inschrift(en) erfolgt – bis auf die Wappenbeschreibungen, wo entsprechend der Fachterminologie umgekehrt verfahren wird – vom Standpunkt des Betrachters aus. Mehrere Inschriftenträger in einem Artikel werden mit römischen Zahlen gezählt. Die maßgebliche Quelle photographisch, zeichnerisch oder abschriftlich überlieferter Inschriften wird genannt. Mehrere Inschriften auf einem Inschriftenträger werden alphabetisch fortlaufend mit Großbuchstaben A, B, C ... bezeichnet. Die maximalen Maße des Inschriftenträgers, die Buchstabenhöhe und die Schriftart werden bei original überlieferten Inschriften angegeben, bei abschriftlichen [Druckseite X], wenn sie bekannt sind. Eine außerhalb des Satzspiegels positionierte Abbildungsnummer weist auf die Abbildung einer Inschrift im Tafelteil hin.

Der Inschriftentext ist eingerückt. Sind mehrere Inschriften auf einem Träger, so werden sie entsprechend der Beschreibung alphabetisch mit A, B, C ... bezeichnet. Zeilenumbrüche am Original werden in fortlaufendem Inschriftentext durch Schrägstriche angezeigt. Verse sind – auch bei fortlaufender Wiedergabe am Original – voneinander abgesetzt. Kopial überlieferte Inschriften sind in der vom Kopisten gewählten Wiedergabe, aber ohne Interpunktion übernommen. Fehlende Kürzungszeichen werden vermerkt.

Sind mehrere mit A, B, C ... bezeichnete Inschriften auf einem Inschriftenträger, so kennzeichnet ein Kreuz hinter einem Buchstaben eine nicht mehr erhaltene Inschrift.
[…] Eckige Klammern, die Punkte einschließen, zeigen Textverlust an, bei dem sich die Anzahl der verlorenen Buchstaben annähernd darstellen läßt. Dabei steht ein Punkt für einen Buchstaben. Ergänzter Text wird ebenfalls in eckige Klammern gesetzt.
[– – –] Drei Striche in eckigen Klammern stehen für nicht mehr genau bestimmbaren Textverlust.
( ) Kürzungen werden in runden Klammern aufgelöst. Die Auflösung einzelner Buchstaben wird dem Usus der Inschrift entsprechend vorgenommen, so bei AE- oder E-Schreibung und bei U- oder V-Schreibung. Gibt es keine Anhaltspunkte in der Inschrift selbst, wird nach klassischem Gebrauch verfahren. Abkürzungen der Angaben von Bibelstellen werden nicht aufgelöst.
< > Freigebliebene Stellen am Inschriftenträger, die für Nachträge dienen sollten und die zum Zeitpunkt der Herstellung des Trägers noch nicht eingetretene Sterbedaten berücksichtigen sollen, werden – ob nachgetragen oder nicht – durch spitze Klammern markiert.
/ Ein Schrägstrich kennzeichnet das Zeilenende oder einen Knick in einem Schriftband.
// Zwei Schrägstriche zeigen den Wechsel des Inschriftenfeldes oder eine Unterbrechung der Inschrift durch eine Darstellung an.
AB Striche unter zwei oder mehr Buchstaben bezeichnen ihre Ligatur, Bogenverschmelzung oder Nexus Litterarum.
-- Worttrennzeichen am Zeilenende oder -anfang werden durch Doppelstriche, auf die Zeilenmitte gesetzte Punkte oder Doppelpunkte gekennzeichnet.

Wappenbeischriften sind anschließend an die übrigen Inschriften ediert. Die Anordnung von Ahnenproben wird dabei möglichst beibehalten. Blasonierung und Wappennachweise finden sich im Anmerkungsapparat.

Lateinische, griechische und italienische Inschriften werden übersetzt. Eckige Klammern enthalten Ergänzungen, die dem Textverständnis dienen, runde Klammern Erläuterungen.

Das Versmaß metrischer Inschriften wird bestimmt und die Reimform angegeben.

Datierungen nach dem römischen oder dem Festkalender werden aufgelöst. Im November 1583 war im Erzbistum Mainz der Gregorianische Kalender (n. St.) eingeführt worden.2) Vereinzelt fand in Halberstadt zur Zeit schwedischer Besatzung erneut der Julianische Kalender Beachtung, der aber bis ins Jahr 1700 gebräuchlich blieb. In Zweifelsfällen sind beide Datierungen angegeben. Die Einordnung der Inschriften erfolgt nach Neuem Stil.

Die Wappenzeile gibt die Wappen möglichst entsprechend ihrer Anordnung auf dem Inschriftenträger wieder. Ihr Nachweis und eine Blasonierung erfolgt im Anmerkungsapparat.

Der Kommentar nimmt Stellung zu paläographischen oder inhaltlichen Besonderheiten der Inschrift, nennt biographische Daten und erläutert historische, hilfswissenschaftliche, kunsthistorische, sprachliche, theologische oder volkskundliche Zusammenhänge. Paläographische Beschreibungen richten sich nach der „Terminologie der Schriftbeschreibung“ der Deutschen Inschriften.3)

[Druckseite XI]

Der Apparat besteht aus Buchstaben- und Ziffernanmerkungen. Der Buchstabenapparat enthält Textvarianten, nennt orthographische und paläographische Besonderheiten oder verweist auf Fehler im Text. Die Ziffernanmerkungen weisen Quellen und Literatur nach oder erläutern Besonderheiten in Beschreibung und Kommentar. Das abschließende Literaturverzeichnis nennt in chronologischer Reihenfolge die Quellen und Publikationen, welche die Inschrift überliefern oder abbilden.

2. Geschichte der Stadt Halberstadt im Spiegel ihrer Inschriften

2.1. Die äußere und innere Entwicklung der Stadt

Landschaftsbeherrschend darf man dank ihrer Lage im nördlichen Harzvorland die Stadt Halberstadt mit ihrem Ensemble von Dom, Liebfrauen- und Martinikirche im Zentrum auch heute noch nennen.4) Im Rahmen der christlichen Missionierung jenseits von Rhein und Limes mag es seit der Völkerwanderung vielleicht vereinzelt schon vor der karolingischen Eroberung Sachsens christliche Einflüsse durch angelsächsische Missionare gegeben haben, wie einige Bodenfunde, die in dieser Gegend gemacht wurden, es nahezulegen scheinen.5) Den genauen Zeitpunkt der Gründung des Bistums Halberstadt wird man nach den Ergebnissen der jüngsten diplomatischen Forschungen nicht mehr exakt bestimmen können, und die bislang als interpoliert geltende Urkunde Ludwigs des Frommen vom 2. September 814 für Halberstadt für unecht erkennen müssen.6) Damit ist die Gründung der Diözese durch Karl d. Großen im Jahr 804 obsolet. Die älteste Herrscherurkunde, die demnach für das Bistum Halberstadt ausgestellt wurde, stammt zwar von einem Karolinger, aber erst von dem letzten Herrscher der Dynastie, Ludwig dem Kind († 911), der sie 902 ausstelle.7) Nach Thomas Vogtherr war Thiatgrin (827–840), ein Neffe der Bischöfe Liudger von Münster (805–809) und Hildegrim von Châlons-en-Champagne (802–827), die bei der Gründung der Missionsstation in Halberstadt eine Rolle gespielt haben, der erste Halberstädter Bischof.8) Für ihn bestand auch kein Weihehindernis wie bei Hildegrim angesichts der Besetzung eines schon verliehenen Bistums. Deshalb wird man die von Gerhard Leopold und Ernst Schubert ergrabenen Fundamentzüge des Baus I a der sog. Kirche Hildegrims I. wohl als Missionskirche bezeichnen müssen.9) Welche Funktion die angeblich von Hildegrims Bruder, dem Heiligen Liudger, gegründete, von Hildegrim fertiggestellte und geweihte Kirche in unmittelbarer Nähe der Missionskirche hatte, läßt sich nicht mehr feststellen.10) Sie war, wie uns Quellen mit Wurzeln im späten 10. und im 12. Jahrhundert berichten, zunächst den Märtyrern Johannes und Paulus geweiht worden, trug aber später, nach den Verwüstungen von 1060 und einem Patroziniumswechsel oder einer Neugründung, als Annexbau des Domes den Namen ihres Gründers Liudger.11) Wer nun die erste Domkirche, die Kernzelle des späteren Halberstädter Gemeinwesens, gegründet und erbaut hat, wissen wir nicht. Ob Hildegrim, sein Neffe und Nachfolger Bischof Thiatgrin oder erst [Druckseite XII] dessen Nachfolger Haimo, der im Dom als erster Bischof begraben wurde, können wir nicht sagen. Erst dessen Nachfolger Hildegrim II., wiederum ein Liudgeride, konnte im Jahr 859 einen Dom weihen.12) Dieses Gebäude soll im Jahr 965 eingestürzt und anschließend wiederaufgebaut worden sein, so daß der ottonische Dom am 16. Oktober 992 in Anwesenheit des noch unmündigen Otto III. und Mitgliedern seines Hofstaates von zwölf Erzbischöfen und Bischöfen geweiht werden konnte.13) Um diese Zeit war das Erzbistum Magdeburg schon eingerichtet worden, und der Aufstieg Magdeburgs zum Metropolitensitz hatte für Halberstadt zwar eine Beschränkung seines Territoriums sowie eine andauernde Rivalität bedeutet, aber auch eine Aufwertung seiner geographischen Lage durch das vermehrte Verkehrsaufkommen an der Kreuzung zweier Handelswege bewirkt.14) Denn in Halberstadt kreuzten sich die Straßen von Bremen über Braunschweig nach Halle und aus den Rheinlanden, insbesondere von Köln über Dortmund und durch Westfalen nach Magdeburg. Das hatte nach dem Slawenaufstand von 983, der den wirtschaftlichen Aufschwung Magdeburgs dämpfte, zur Folge, daß Halberstadt eine erste Blüte erfuhr.15) Mit der Gründung des Liebfrauenstiftes gegenüber der Domkirche durch Bischof Arnulf im Jahr 1005 und der Errichtung eines benachbarten Bischofshofes um 1050 durch Bischof Burchard I. nahm die Domimmunität Gestalt an.16) Der Ursprung der Stadt Halberstadt in dem Gebiet um die Domburg herum läßt sich jedoch ohne archäologische Beweise nicht mehr genau bestimmen.17) Auch den Namen der Ansiedlung kann man dafür nicht eindeutig heranziehen.18) Inschriften aus der Frühzeit der Ansiedlung, die für den Dom seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts aufgrund der besonderen Überlieferungslage vorhanden sind,19) haben sich im Stadtgebiet nicht erhalten. Als ältestes Siedlungsgebiet Halberstadts mit eher landwirtschaftlichem Zuschnitt darf der heute ‚Vogtei‘ genannte Stadtteil im Nordwesten der Stadt samt dem erst später hinzugekommenen ‚Westendorf‘ westlich der Domburg gelten, der bischöflicher Herrschaft unterstand.20) Der Stadtteil tritt jedoch erst im 13. Jahrhundert in urkundlichen Quellen unter der Bezeichnung ‚advocatia‘ auf, inschriftlich ist ein Beleg erst aus dem Jahr 1640 erhalten (Nr. 282).21) Die stets raumgreifenderen Befestigungen der Domburg – vermutlich seit dem 9. Jahrhundert angelegt – konnten durch archäologische Grabungen nachgewiesen werden.22) Elemente im Prozeß der Stadtwerdung, wie Verleihung von Gerichtsrechten oder die Marktentwicklung seit der Regierungszeit Bischof Arnulfs (996–1023), hinterließen [Druckseite XIII] keine Zeugnisse in Halberstädter Inschriften, es sei denn, man rechnete einen Sinnspruch aus dem Jahr 1580, der ein Haus am Fischmarkt zierte und sich auf den Wucher bezog (Nr. 169 ), als sehr späte und rückblickende Erwähnung dazu.23) Zwei Kollegiatstifte, nämlich das schon genannte Johannesstift im Westen, knapp außerhalb der Stadt, und das Bonifatiusstift im Nordosten vor der Stadt, das sich später in der Neustadt ansiedeln sollte, gründete Bischof Brantog 1030; ein weiteres geistliches Institut, das Paulsstift, entstand unter Bischof Burchard II. zwischen 1085 und 1088.24) Rückschläge, wie den furchtbaren Stadtbrand im Jahr 1060 und weitere Verwüstungen durch die Verwicklungen des Landesherrn in die Reichspolitik mußte die Stadt hinnehmen, ohne daß wir davon aus Inschriften erfahren hätten.25) Die verheerendsten Zerstörungen wurden wohl bei der Eroberung der Stadt durch die Truppen Herzog Heinrichs des Löwen am 23. September 1179 angerichtet, wie aus dem Bericht des Erzbischofs Wichmann von Magdeburg an das Mainzer Domkapitel hervorgeht.26) Wann genau die Stadtpfarrkirche St. Martini entstanden ist, läßt sich nicht mehr sagen. Sie wird zuerst in einer Urkunde aus dem Jahr 1186 genannt, als sie dem nur kurzzeitig existierenden Praemonstratenserstift St. Thomas übertragen wird.27) Im Verlauf des 13. Jahrhunderts „in einer Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs“28) siedelten sich dann Bettelorden, Zisterzienserinnen und Religiosen in Halberstadt an. Ein Teil der neuen Stadtbefestigung, die nach der Zerstörung der Stadt durch Heinrich den Löwen im Jahr 1179 ein reines Wall- und Grabensystems ablöste, bestand im Jahr 1199 bei der Jacobikapelle am Ende des Breiten Weges.29) 1208 ist dann auch die Existenz des Burcharditores, des nördlichen Stadttores, belegt.30) Im Jahr 1239 umschloß die Mauer samt Wall und Gräben auch die Neustadt und im Jahr 1252 sicherte die Stadtbefestigung auch die Vogtei.31) Erst das Bedürfnis der Bürger nach Schutz schloß die einzelnen, noch rechtlich und steuerlich disparaten Ortsteile bis auf die Immunitätsbezirke zusammen.32) Parallel zu diesen gemeinsamen Schutz- und Sicherungsmaßnahmen und beeinflußt durch diese entwickelte sich die Ratsverfassung.33) An exponierten Teilen der Befestigungsanlagen befanden bzw. befinden sich noch die frühesten überlieferten städtischen Inschriften. Am Gesims des Kühlinger Tors im Südosten las man die Jahreszahl 1346, am Schlußstein des östlichen Breiten Tors die Jahresangabe 1378 (Nr. 13 , 17 ). Auf dem Türsturz des noch existenten Wassertores ist das Datum des 24. Mai 1448, des Tages nach dem Fronleichnamsfest, eingehauen (Nr. 41). Sogar im Jahr 1600 finden wir noch einmal einen Wappenstein in der Stadtmauer nördlich des Breiten Weges mit den Namen der zeitigen Amtsträger wie Worthalter, Kämmerer und Bauermeister, ohne daß wir wissen, zu [Druckseite XIV] welchem Zweck er angebracht worden ist (Nr. 205). Welche Entwicklungsschritte der Stadtbefestigung die Inschriften angeben, wird daraus leider nicht deutlich. Es dürften zur Zeit der Anbringung der Inschriften Aufstockungen oder sonstige Verbesserungen gewesen sein.

Seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts hatte sich nach den kriegerischen Auseinandersetzungen in der Amtszeit des Bischofs Volrad von Kranichfeld (1255–1296) durch Naturkatastrophen zu Anfang des Säkulums in „Missernten und Dürrekatastrophen“34) die Situation der Stadt dramatisch verschlechtert. Doch selbst die seit 1350 grassierende Pest fand in den überlieferten Inschriften im Stadtgebiet, im Gegensatz zu solchen in der Marienkapelle des Domes, deren liturgischer Dienst zur Abwehr der Seuche gestiftet worden war,35) keinen Niederschlag. Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden dann wieder neue Bauten geplant und verwirklicht, darunter Neubauten des Kollegiatstifts St. Johannes, der Chor der Paulskirche und das neue Rathaus.36) Das Rathaus ist das erste öffentliche städtische Gebäude, das sich durch Inschriften manifestiert (Nr. 18 , 22 , 36, 112 , 147). Eine domus consulum war zuerst 1241 erwähnt worden, als die Stadtgemeinde den Grund erwarb, auf dem damals das erste Rathaus am Martiniplan schon stand.37) Dieser Bau scheint auch nach der Nutzung des neuen Gebäudes noch als Spielhaus oder Marktgebäude gedient zu haben.38) Auf den Baubeginn des neuen Rathauses wies eine Inschrift unterhalb des Dachs an der Westseite hin (Nr. 18 ). Offenbar deuteten die Inschriften auch auf den Bauverlauf von Westen nach Osten hin. Denn am Portal des Baus im Osten waren ein Schlußstein mit der Minderzahl XCVIII für das Jahr 1398 und die Darstellung einer Gruppe der Hilariusmänner zu sehen, die beide vermutlich auf die Fertigstellung des Baus hinweisen (Nr. 22 ).39) In einen Zusammenhang mit der Darstellung gehört wohl auch die sog. Hilariuslaterne von 1568, die man den neugewählten Ratsherrn anläßlich der Konstituierung des Rates am 13. Januar eines jeden Jahres vorantrug, während sie zu einem Festmahl zum Rathaus geleitet wurden (Nr. 147).40) Auf der Westseite des Baus an der äußersten südlichen Ecke stand und steht wieder der Roland – ein Rechtssymbol. Auf der Gürtelschnalle ist wohl das Jahr seiner Aufstellung, 1433, eingehauen (Nr. 36). An einem Erker, der sich vor der Zerstörung des Gebäudes an der Südwestseite befand, konnte man neben dem Erbauungsjahr 1541 eine Art verkappter Neidinschrift lesen (Nr. 112 ). Mobilien aus den Jahren 1516 und 1618, die, wenn auch vielfach überarbeitet oder vollständig erneuert, vielleicht noch aus dem Rathaus herrühren könnten, werden heute im Städtischen Museum aufbewahrt (Nr. 81 , 246). Es handelt sich um hölzerne Stadtwappen, die jedoch nur die inschriftliche Bezeichnung bzw. eine Jahreszahl tragen. Keinen Niederschlag fanden übrigens die Auseinandersetzungen mit und in der Stadt, wie etwa der Konflikt des Bischofs mit der Kirchenunion von 1335, der Pfaffenkrieg oder die Halberstädter Schicht, in den zeitgenössischen Inschriften.41)

Schon 1267 und 1327 war Halberstadt Mitglied verschiedener zweckdienlicher Städtebünde im Harzraum und darüber hinaus gewesen und gehörte seit 1387 zur Hanse, eine Mitgliedschaft, die jedoch in einem eher regionalen Rahmen blieb.42) Das 15. Jahrhundert begann in Auseinandersetzungen des Stadtherren mit den benachbarten Territorialherren oder mit und in der Stadt, die im sog. Pfaffenkrieg und in der Halberstädter Schicht gipfelten, und die geprägt waren von machtbewußten und streitlustigen oder zuletzt trägen Bischöfen, die die Verschuldung ihres Herrschaftsgebietes in ungeahnte Höhen trieben.43) Eine Lage, die anschließend zum Einfluß mächtiger Territorialfürsten und zur Wahl von deren Angehörigen zu Erzbischöfen von Magdeburg und Administratoren des Bistums Halberstadt in Personalunion führte.44) Vom Bauernkrieg 1525 wurde Halberstadt nur am Rand erfaßt und auch Ausläufer der Täuferbewegung konnten eingehegt werden.45) Seit den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts setzte [Druckseite XV] sich die Reformation in Halberstadt mehr und mehr durch. Seit den vierziger Jahren waren an sämtlichen Pfarrkirchen lutherische Prediger bestellt, die Stifter blieben jedoch zunächst und die Klöster generell katholisch.46) Der Dom war zwar erst 1591, aber vom Landesherrn selbst, dem Herzog von Braunschweig und Lüneburg und bischöflichen Administrator von Halberstadt, Heinrich Julius (1566–1613), der schon evangelisch erzogen worden war, reformiert worden.47) Diese Reformation geschah jedoch ohne Zwang und ließ in Halberstadt einige gemischt-konfessionelle Kapitel zurück.48) Demselben Landesherrn hatte die Stadt mit der Kommisse am Holzmarkt einen – bis zu ihrer Zerstörung 1945 – prägenden Bau zu verdanken (Nr. 192 (†)). Im Jahr 1596 fertiggestellt, war der schloßartige Bau zunächst für hohe Gäste des Landesherrn gedacht. Nach dessen Tod hat ihn sein Nachfolger, Herzog Friedrich Ulrich, dem Domkapitel geschenkt, das Schulden des Braunschweigers übernommen und einen Bruder des Herzogs zum postulierten Bischof von Halberstadt gewählt hatte. Deshalb finden wir daran Inschriften sowohl mit der Titulatur des Bauherrn als auch die Namen der Kapitelsmitglieder zur Zeit der Übereignung der Kommisse. Ein weiteres repräsentatives Gebäude, das wir ebenfalls dem Zusammenwirken von Heinrich Julius – der sogar Kenntnisse in der Architektur hatte – und dem Domkapitel verdanken, ist die Dompropstei am Domplatz (Nr. 233). Zwischen 1592 und 1611 erbaut, war im Obergeschoß die bischöfliche Zentralverwaltung untergebracht, während das Domkapitel das Erdgeschoß nutzte. Das Gebäude zeigt nicht nur die Wappen der Beteiligten, Administrator und Mitglieder des Kapitels, samt Beischriften, sondern in weiteren Inschriften werden auch die Namen der Bauverantwortlichen und -ausführenden genannt. Weitere Zeugnisse einer gedeihlichen Zusammenarbeit, die aber auch das Momentum der Konkurrenz nicht ausschloß, findet man in Inschriften aus der Mitte des 16. Jahrhunderts am Neubau der bischöflichen Residenz, dem Petershof (Nr. 124, 125, 133, 134). Er wurde unter dem bischöflichen Administrator Friedrich von Brandenburg 1552 begonnen, nach dessen Tod im selben Jahr wegen der eintretenden fünfjährigen Sedisvakanz durch das Domkapitel fortgeführt und von seinem Halbbruder und Nachfolger Sigismund schließlich übernommen. Betont wird in Inschriften, die in den Jahren zwischen 1552 und 1557 entstanden sind, die Fortsetzung des Baus während der Sedisvakanz durch das Domkapitel als Platzhalter des Dompatrons St. Stephanus sowie die Übernahme durch den neuen Administrator Sigismund. Aufgeführt sind Wappen und Titulatur des Landesherrn sowie die Wappen und die Initialen der zeitigen Domherren.

Das Hospital St. Salvator stand zumindest seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in der Obhut der Stadt. Vor dem Wassertor außerhalb der ummauerten Stadt lag das Hospital mit dem darin seit 1553 durch die testamentarische Stiftung des Dekans von Liebfrauen, Heinrich Horn, aufgegangenen Elisabethhospital und der gleichnamigen Kapelle sowie einem zugehörigen Friedhof. 1586 ließ der Stadtrat die Kapelle wiederherstellen, 1598 den Friedhof erweitern und ummauern und beides zugleich durch Inschriften auf Wappentafeln dokumentieren (Nr. 178, 200, 201). Einer von zwei ursprünglich auf diesem Gottesacker aufgestellten Grabsteinen für Männer, die beide durch gewaltsamen Tod umgekommen waren, wird heute beim Städtischen Museum aufbewahrt (Nr. 202 , 278). Gebäude mit öffentlichen Funktionen, die sich im Eigentum oder Besitz der Stadt befanden, waren Innungshäuser, wie der städtische Marstall, der das Baudatum 1574 trägt und Wappen mit Beischriften, welche die Namen der städtischen Amtsträger wiedergeben, der Schuhhof mit der über und über geschnitzten Fassade, an der die Namen der Innungsmitglieder zu lesen waren, oder auch die Ratsmühle (Nr. 152 , 164 , 189).

Es sind überhaupt die städtischen Wohnbauten hauptsächlich des 16. und 17. Jahrhunderts, die ehestens Auskunft über die Lebensverhältnisse und den Aufstieg des Bürgertums im Verlauf der Zeit geben. An ihren Inschriften – soweit vorhanden und überliefert – läßt sich mühelos verfolgen, welche Viertel oder gar Straßenzüge in welcher Zeit besonders bevorzugt wurden, wo und wann modernisiert oder aufgebaut und in welcher Weise zunehmender Wohlstand dargestellt wurde. Als das älteste Fachwerkhaus der Stadt – soweit es inschriftlich faßbar ist – muß der Ratskeller am Holzmarkt gelten. Ob es sich bei der Inschrift aus dem Jahr 1461 um den Beginn oder die Vollendung des Gebäudes handelte, läßt sich nicht mehr feststellen. Das erwähnte Datum des 6. Februar spräche eher für eine Grundsteinlegung (Nr. 45 ).49) Aus demselben Jahr ist eine Jahresangabe von einem Haus am Domplatz überliefert (Nr. 46 ). Es wird sich also um eine Kurie oder ein anderes Gebäude der Domimmunität gehandelt haben. Die Jahreszahl 1476 soll sich an der Ecke eines Hospitals in der Trillgasse in der Vogtei befunden haben [Druckseite XVI] (Nr. 48 ). Diese frühesten inschriftlich dokumentierten Gebäude hatten jedoch Bezug zur städtischen Gemeinde, zum Immunitätsbezirk oder zu einer geistlichen Institution. Mit dem 16. Jahrhundert sind die ersten Bauinschriften von Privathäusern belegt, die sich zunächst sämtlich am Fischmarkt im Zentrum der Altstadt befanden und die im Jahrzehnt zwischen 1519 und 1529 errichtet wurden (83 , 86 , 95 , 96 , 103 ).50) Leider läßt sich kaum je die Funktion der Häuser feststellen. Das früheste Gebäude, das den Zerstörungen des 2. Weltkrieges entgangen ist, befindet sich im Westendorf, jenem Ortsteil, der zusammen mit der Vogtei lange unter bischöflicher Verwaltung stand.51) Der Name des Erbauers dieses traufenständigen Hauses aus dem Jahr 1521, vielleicht ehemals Teil einer Hofanlage, läßt sich neben dem erhaltenen Datum leider nicht mehr sicher entziffern (Nr. 88). Ein Friedensgruß, der sonst meistens an Glocken vorkommt, ist dem Text vorgeschaltet. Auch in der Kühlinger Straße am südöstlichen Ende der ummauerten Stadt wurden in den Jahren 1524 und vielleicht 1528 zwei Häuser erbaut (Nr. 93 , 100 ). Aus dem letzteren Jahr ist uns vom nördlichen Rand der Altstadt, an einem Gebäude in der Gerberstraße eine der in Halberstadt seltenen niederdeutschen Inschriften überliefert (Nr. 101 ). Auch aus dem Westendorf belegen uns in diesem und im folgenden Jahr Inschriften wieder Bautätigkeit (Nr. 102 , 104 ). Danach verlagerte sich das Engagement auf den Holzmarkt, wo 1532 und 1534 Häuser entstanden waren (Nr. 106 , 107 ). Einen Bauvorgang in der Gröperstraße, also in der Neustadt, wohl in der Nähe der Gröperbrücke, d. h. nicht weit von der Stadtmauer entfernt, dokumentiert die Jahreszahl 1535 (109 ). Mit Verweis auf die Zugehörigkeit zur Domimmunität ist ein weiteres, noch erhaltenes traufenständiges Fachwerkhaus im Düsterngraben mit einer Bauinschrift aus dem Jahr 1537 versehen, obwohl es vielleicht schon knapp außerhalb der Immunitätsmauer lag (Nr. 110). Das anscheinend konzertierte Bauvorgehen in der Franziskanerstraße in den Jahren 1542 bis 1549 erstaunt, weil innerhalb weniger Jahre vier Häuser mit Inschriften versehen wurden, die auf Bautätigkeit hinweisen (Nr. 114 , 115 , 116 , 119 ). Allerdings ist zu beachten, daß in dieser Aufzählung nur die Gebäude berücksichtigt werden können, die Inschriften aufweisen. In der Zeit von 1552 bis 1554 weisen Bauinschriften auf Bauaktivitäten um die beiden Märkte bis zur Göddenstraße hin, wo schon 1541 eine Jahresangabe angebracht worden war (Nr. 126 , 129 , 131 , 113 ). Gegen Ende des Jahrzehnts wurden in den Jahren 1558 und 1559 zwei nebeneinander gelegene Häuser am Breiten Weg aufgeführt (Nr. 138 , 139 ) und mit frommen Sinnsprüchen versehen. In den Jahren 1564 bis 1570 hat sich das Baugeschehen – soweit in Inschriften faßbar – wieder in das Innenstadtkarree um den Holzmarkt verlagert (Nr. 143 , 145 , 148 , 149 ). Von der selten belegten Bautätigkeit in der Neustadt (oder doch gerade noch vom Rand der Vogtei?) kündet eine Inschrift von 1575 aus der Gröperstraße (Nr. 156 ). Im Westendorf befanden sich wie am Domplatz etliche Domherrenhöfe. Die Inschriften zeigen meist auf Wappentafeln, die von 1578 bis 1622 entstanden und überwiegend noch erhalten sind, den – zum Teil wechselnden – Besitz an (Nr. 162, 174, 184, 185 , 221, 240, 241, 262 ). 1589 und im darauf folgenden Jahr wurden zwei Häuser mit identischen Toreinfahrten – vermutlich also ebenfalls Höfe – in der Harsleber Straße aneinander gebaut und mit Bauinschriften versehen (Nr. 186 , 187 ). Zwei Solitäre am jeweiligen Ende der beiden Märkte, der sog. Stelzfuß am Holzmarkt von 1576 (Nr. 158 ) und der Schuhhof aus dem Jahr 1579 am Breiten Weg an der Ecke Schuhstraße (Nr. 164 ) zeigten in Bauzier und Inschriften die ganze Pracht des Halberstädter Fachwerkbaus. Inschriften mit Spruchweisheiten, Besitzanzeigen sowie Namen von Zunftgenossen zierten die Bauten. Diese Bautätigkeit bricht im Dreißigjährigen Krieg, als Halberstadt im wechselnden Kriegsglück mal von der einen, dann wieder von der anderen Partei beherrscht wurde,52) zwar nicht ab, aber verringerte sich. Belegt sind im Allgemeinen Häuser, die erbaut oder verbessert worden waren, bevor die Stadt von den Kriegshandlungen betroffen war. Jetzt aber sind die Bauplätze über die gesamte Stadt verteilt. Inschriften befanden sich 1618 an Häusern in der Harsleber Straße (Nr. 248 ), der Bakenstraße (Nr. 249 ) sowie am Holzmarkt (Nr. 250 ). Im Jahr darauf wird in der Commißstraße (Nr. 254 ) und am Steinhof in der Vogtei (Nr. 255 ) gebaut. Danach dünnen Hinweise auf Bautätigkeit aus, so daß sich zwischen 1620 und 1650 nur noch fünf fest datierbare (Nr. 257, 263 , 275 , 283 , 294 ) und acht nur vage in die erste Hälfte des Jahrhunderts zu setzende Inschriften finden (Nrr. 313 , 314 , 315 , 316 , 317 , 318 , 319 , 320 ).

Im Westfälischen Frieden wurde das Bistum Halberstadt aufgehoben und ging als weltliches Fürstentum an Hohenzollern-Brandenburg.53) Der 1. Januar 1624 wurde als der Zeitpunkt festgelegt, nach dem sowohl die Religionsausübung wie auch der Besitz geistlicher Güter geregelt waren (Normaljahr). Daran hielt man bis zur Säkularisation im Jahr 1810 fest. Die Zeit der Preußenherrschaft gestaltete sich friedlich. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wurde diese friedvolle Zeit 1757 unterbrochen, als die [Druckseite XVII] Franzosen Halberstadt besetzten, die sogar die geistlichen Institutionen als Fouragemagazine nutzten.54) In den napoleonischen Kriegen (Koalitionskriegen) war das Fürstentum Halberstadt dem damals entstandenen, ephemeren Königreich Westphalen eingegliedert worden; wiederum geschahen ähnliche Frevel.55) Während dieser Zeit wurden zum 1. Dezember 1810 die geistlichen Institute in Halberstadt aufgehoben.56) Seit 1815 war Halberstadt als Teil der preußischen Provinz Sachsen dem Königreich Preußen eingegliedert.57) Am 8. April 1945 wurde die Halberstädter Innenstadt durch alliierte Luftangriffe zu 82 Prozent zerstört.58) 2500 Menschen starben. Nach der Auflösung der Provinz Sachsen 1944 war die Stadt kurzfristig Teil der Provinz Magdeburg, 1945 wurde sie zur Provinz Sachsen gezogen, die seit 1946 Provinz Sachsen-Anhalt hieß und 1947 zu Land Sachsen-Anhalt umbenannt worden war; als Teil der DDR 1952 dem Bezirk Magdeburg zugeordnet, gehört Halberstadt seit 1990 zum Bundesland Sachsen-Anhalt.59)

2.2. Die Standorte: Kirchen, Stifte und Klöster

2.2.1. Die Stadtpfarrkirche St. Martini

Die Ursprünge der Stadtpfarrkirche St. Martini liegen im Dunkeln.60) Sie wird zuerst im Jahr 1186 erwähnt, als sie von Bf. Dietrich von Krosigk (1183–1191) dem kurz zuvor in Halberstadt gegründeten, nur kurzlebigen, später in das Burchardikloster übergegangenen Praemonstratenserstift St. Thomas übertragen wird; sie muß aber wohl schon älter gewesen sein, da nach der Verleihung des Marktprivilegs 989 gewiß ein Markt entstanden war und dann wohl auch eine Marktkirche gegründet worden sein dürfte.61) Bischof Gardolph (1193–1201) soll nach der durch Truppen Heinrichs des Löwen verursachten Brandkatastrophe des Jahres 1179 die Martinikirche wiederaufgebaut haben.62) Seit 1267 sind Ablässe speziell zum Kirchenbau überliefert, für den 1274 und 1285 auch ein Bauverantwortlicher namentlich genannt wird.63) Die gotische Hallenkirche mit Westwerk und Glockenhaus hat zwei Türme von unterschiedlicher Höhe, die dem Rat unterstanden, und eine Verbindungsbrücke zwischen beiden; der südliche, höhere Turm beherbergte den städtischen Türmer.64) Im Jahre 1311 übertrug der Bischof, dem das Kollationsrecht zustand, die Pfarrkirche dem Johannesstift.65) Die Pfarrer der Martinskirche wurden seither bis in die Reformationszeit vom Propst der Johanneskirche bestellt; darüber gab es einen lange andauernden Streit mit dem Rat, der erst 1539 endgültig beigelegt wurde.66) Mit der Übertragung an das Stift ging ein Planwechsel einher, anschließend schritt der Bau der Kirche schneller voran.67) Schon vom Ende des 13. oder dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammen die ältesten erhaltenen Ausstattungsgegenstände, die Inschriften aufweisen: ein Taufkessel, der ein Pendant in der Paulskirche hatte, mit Szenen aus Kindheit und Jugend Jesu und eine Glocke (Nr. 5, 8).68) Glockenensembles haben sich aus dem 15. und vom Anfang des 16. Jahrhunderts erhalten. Es handelte sich 1439 und 1511 nach Form und Inschriften jeweils um je eine Festtags- und eine Sonntagsglocke, zu der 1511 noch eine Stundenglocke hinzukam (Nr. 39, 40 †, 71, 72 †, 73 †). Warum [Druckseite XVIII] aber Anfang des 16. Jahrhunderts ein zweites Geläut für denselben Zweck in verhältnismäßig kurzer Zeit angeschafft worden war, erschließt sich nicht. Man muß wohl an eine Konkurrenz mit dem Dom denken, der 1454/1457/1460 ein entsprechendes Geläut hatte gießen lassen, vielleicht aber auch mit Kirchen- und Stadtgemeinde an verschiedene Eigentümer.69) Daß in den Türmen um diese Zeit Gewerken tätig waren, zeigen Inschriften an Türstürzen im Südturm mit Namen und Jahreszahlen, die 1514 und 1524 eingehauen wurden (Nr. 80, 94). Seit 1539, als das Stift St. Johannes endgültig auf seine Rechte an der Martinikirche verzichtet hatte, konnte sich auch die Reformation endgültig in der Pfarre durchsetzen.70) Die Baugeschichte dokumentieren in den Jahrzehnten danach eine Reihe von Inschriftentäfelchen, die nach Reparaturen oder Erneuerungen in die Knäufe der Turmhelme gegeben worden waren (Nr. 166, 167, 179, 218, 219, 238, 321?). Sie berichten von Blitzschlag und Sturm sowie den darauf folgenden Instandsetzungsarbeiten in den Jahren 1580, 1586, am südlichen, 1602 an beiden und 1612 am nördlichen Turm. Sie nennen die Verantwortlichen für die Bauaktivitäten oder auch Handwerker. 1577 wurde – fünf Jahre vor der Kalenderrefom Papst Gregors XIII. – eine Sonnenuhr an einem Strebepfeiler der Südseite angebracht (Nr. 160). Die Inschriften zählen die Tagesstunden auf, geben die ungefähren Zeiten der Sonnenwenden sowie der Tag- und Nachtgleichen an, welche die Sonne, wenn sie denn scheint, anzeigt. Weiter ist eine Devise angeführt, die jedem die protestantische Überzeugung der Gemeinde vor Augen stellte. Außerdem gibt eine Inschrift einen Hinweis auf die Ausbesserungsarbeiten an der Kirche und die gleichzeitig in Halberstadt wütende Pest. Das liturgische Gerät der Gemeinde konnte nach der Reformation z. T. weiter genutzt werden, weil im Allgemeinen das Bild- und Textprogramm dem nicht entgegenstand. Allerdings sind die Gerätschaften, wenn nicht von den Franzosen 1807 geraubt, in ihrer Gesamtheit nach 1902 verloren- oder untergegangen.71) Darunter drei Kelche, deren Inschriften überliefert sind (Nr. 161 , 247 , 258 ). Eine Patene, weitere Kelche sowie eine Kanne, die noch 1902 in St. Martini aufbewahrt wurden, fehlen heute (Nr. 140 , 213 , 224 , 272 , 301 , 302 ).72) Im Jahr 1595 wurde eine neue, reichgeschnitzte Kanzel geschaffen, die in ihrem Bild- und Textprogramm in Katechismustexten und Bibelsprüchen ein lutherisches Glaubensbekenntnis ablegt (Nr. 191). Neben den jeweils persönlichen Grabdenkmalen finden sich einige Pfarrerbildnisse, von denen zwei wohl noch vor 1651 geschaffen wurden und Inschriften aufweisen (Nr. 284 , 298). Wie im Dom wurde auch in der Martinikirche zumindest ein Kommandeur, der während des Dreißigjährigen Krieges verstorben war, beigesetzt (Nr. 285). Auch vom Friedhof der Gemeinde südlich der Kirche sind bei Schachtungsarbeiten Reste von Grabdenkmalen gefunden worden (Nr. 232, 308, 309). Die Schicksale der Kirche nach dem Westfälischen Frieden entsprechen weitgehend denen der übrigen geistlichen Institute. Was den Bau angeht, so wurden zwischen 1843 und 1849 sowie 1880 und im darauffolgenden Jahr Verbesserungen vorgenommen.73) 1945 trafen ihn, wie die gesamte Stadt Halberstadt, die Verwüstungen durch Luftangriffe, die Alexander Kluge oder auch Walter Bolze erschreckend anschaulich geschildert haben.74) Letzterer hat aber auch den Wiederaufbau in der Nachkriegszeit und in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts dokumentiert.

2.2.2. Das Kollegiatstift Beatae Mariae Virginis (Unser Lieben Frauen)

Am westlichen Ende der Domimmunität, dem Dom gegenüber, liegt die viertürmige romanische Liebfrauenkirche, an die sich im Westen der Kreuzgang anschließt. Bischof Arnulf (996–1023) hat das Stift nach der Regel des Hl. Augustinus im Jahr 1005 gegründet und vermutlich bis 1014/15 oder später errichten lassen; der Zeitpunkt einer Weihe in diesem Jahr läßt sich jedoch nicht beweisen.75) Reste des [Druckseite XIX] Ursprungsbaus konnten durch Grabungen nicht mit absoluter Sicherheit bestimmt werden.76) Nachdem der Leichnam des Gründers 1023 zunächst im Dom vor der Tür des Kreuzgangs zur letzten Ruhe gebettet worden war, wie auch aus erzählenden Quellen hervorgeht,77) wurden Teile seiner Gebeine nach ihrer Auffindung im Jahr 1372 und der Aufhebung des Grabes wegen der Arbeiten am Chor des gotischen Doms, wie aus der Inschrift seiner nach 1372 gegossenen, aber verlorenen Grabplatte in Liebfrauen zu erfahren ist, in der Liebfrauenkirche beigesetzt (Nr. 14 ).78) Über den weiteren Ausbau der Kirche im 11. Jahrhundert wissen wir entweder durch Grabungen, oder aber, insbesondere die Stiftung des Electus Thietmar im Jahr 1088 bzw. 1089 betreffend, nur durch Vermutungen; belegt ist nichts davon.79) Dafür spricht allerdings, daß er in der Liebfrauenkirche begraben worden sein soll.80) Bischof Rudolf (1136–1149) hat die Kirche „von Grund auf erneuert“, fertiggestellt und im Jahr 1146 geweiht.81) Nach seinem Tod am 6. Oktober 1149 wurde er in dieser Kirche auch begraben.82) Die Inschrift seines Gedenkgrabmals in Form einer Historischen Nachricht, die vermutlich gegen Ende des 15., vielleicht auch erst am Anfang des 16. Jahrhunderts abgefaßt wurde, ist überliefert (Nr. 62 ). Möglicherweise hatte Erzbischof Ernst von Sachsen das Grabmal in historisierendem Sinn aufführen lassen, wie er es auch für weitere Personen an verschiedenen Orten veranlaßt hatte.83) Ob die metallene Bischofsfigur, die den Ort, an dem sich das Grabmal befunden hat, heute schmückt, von dieser Gedächtnisstätte stammt, läßt sich nur vermuten. Der Brand der Stiftskirche, der im Jahr 1179 durch die Truppen Herzog Heinrichs des Löwen verursacht wurde, hat auch die Liebfrauenkirche sehr in Mitleidenschaft gezogen.84) Die Schäden müssen so stark gewesen sein, daß an eine grundlegende Erneuerung erst im Verlauf von Jahrzehnten gedacht werden konnte.85) Nur eine Inschrift, die vor dieser Katastrophe hergestellt worden ist, hat sich erhalten (Nr. 1). Es handelt sich um den Text eines Beschwörungstäfelchens aus Blei von 1142, das bei Ausgrabungen in den Jahren 1980 bis 1984 auf einem seit dem 11. bis ins 19. Jahrhundert genutzten Friedhof südlich vor dem Langhaus der Liebfrauenkirche gefunden wurde.86) Im Jahr 1192 hatte Kaiser Heinrich VI. das Kollegiatstift in seinen Schutz genommen und die Immunitätsregelung erweitert.87) Von der Wiederherstellung der Kirche, die in den Jahrzehnten nach den Zerstörungen ins Werk gesetzt worden ist, zeugen die Inschriften an den Chorschranken und den Ausmalungen des Obergadens im Langhaus (Nr. 2, 3). An den Schriftformen der Chorschrankeninschriften erweist sich, daß sie, falls es sich um die Erstfassung gehandelt haben sollte, kaum vor 1220 entstanden sein können (Nr. 2). Handelt es sich aber [Druckseite XX] um eine zweite Fassung, so wäre diese eher noch in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts zu datieren. In diesem Fall wäre eine Entstehung der Schranken um 1200, wie weithin von der kunstgeschichtlichen Forschung angenommen, möglich.88) Allerdings muß auch eine Herstellung der Stuckfiguren zunächst ohne Beschriftung ins Auge gefaßt werden, die dann erst später ins Werk gesetzt worden sein könnte. Die Obergadenausmalungen können nicht mit gleicher Sicherheit beurteilt werden, da nur einige wiederaufgedeckte Felder in situ in Augenschein genommen werden konnten (Nr. 3). Auch hier ist eine Entstehung im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts anzunehmen. In dieser Zeit oder eher ein wenig später hat der Ritter Johannes von Bodendiek dem Stift wertvolle Marienreliquien gestiftet, von denen wir durch einen Streit um deren Aufbewahrung und Verwaltung wissen.89) Diese Reliquien sorgten wohl für eine Zunahme der Marienwallfahrten zur Liebfrauenkirche und zur Steigerung der Einnahmen sowie in der Folge für die Anschaffung etlicher Gegenstände, die heute zu den aus Liebfrauen stammenden Zimelien im Halberstädter Domschatz zählen.90) Seit dieser Zeit mehrten sich auch Ablässe für das Liebfrauenstift.91) Vom Ende dieses Säkulums oder aus dem ersten Viertel des folgenden stammt die früheste erhaltene Glocke der Liebfrauenkirche (Nr. 9), die in einer Gießerwerkstatt zusammen mit Glocken aus der Martinikirche (Nr. 8) und St. Johannes (Nr. 10) gegossen worden sein könnte. Aus Urkunden der Jahre 1291 bis 1297 wissen wir, daß in Liebfrauen in diesen Jahren Beträge für Dacharbeiten an einem der Türme und für Glocken gezahlt werden mußten.92) Im Jahr 1292 mußte sogar die Festtagsglocke zerschlagen werden, um aus dem Erlös Schulden bei Juden zahlen zu können, und die Verantwortlichen mußten sich verpflichten, diese Glocke innerhalb von drei Jahren durch eine bessere zu ersetzen.93) Fünf Jahre später erfahren wir, daß die für viel Geld erworbene Festtagsglocke, die „wegen des Leichtsinns einiger Zechgesellen“ beschädigt worden war, umgegossen wurde.94) Zuvor waren in diesem Jahr schon die Gelder für die Aufhängung dieser Glocke bereitgestellt worden.95) Von Dacharbeiten erfahren wir etwa einhundert Jahre später durch in Bleiplatten geritzte Inschriften, die im Knauf des nordwestlichen Turmes gefunden wurden (Nr. 20 (†), 23 (†)). Die Inschriften berichten von Dacharbeiten an diesem wie am südlichen Turm in den Jahren 1392 bis 1394, die das Kapitel in Auftrag gegeben hatte, und von Notreparaturen am Nordwestturm nach Blitzschlag und Brand im Jahr 1399. Weitere Arbeiten an den Turmhelmen sind in derselben Form für die Jahre 1602, einem Jahr in dem auch einer der Turmknäufe der Martinikirche geflickt werden mußte, 1613 sowie 1624 dokumentiert (Nr. 217, 218, 242, 265 ). In der Zeit um und nach 1400 waren bei derartigem Verschleiß wohl auch weitere Glocken notwendig geworden (Nr. 24, 25, 27, 31 ). Eine letzte Glocke wurde 1496 durch den Glockengießer Heinrich Becker gegossen, wie dem Gießervermerk zu entnehmen ist (Nr. 59 ).

Nach einer Urkunde aus dem Jahr 1402 sollte der „sente Marie Magdalenen und sente Margareten capellen“, der später sog. Tauf- oder Katholischen Kapelle, die im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut worden sein soll, wegen der Einrichtung eines neuen Altares bei gleichzeitiger Verlegung der beiden schon existierenden Altäre, ein Chorpolygon angefügt werden.96) In den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts erforderte eine Stiftung in der 1345 geweihten Barbarakapelle mit Altaraufsatz und einer Raumausmalung von der unbekannten Stifterfamilie erhebliche Aufwendungen (Nr. 32, 33, 34).97) [Druckseite XXI] Der Altar, nach dem die Kapelle benannt ist, „sunte Jacobs unde sunte Barbaren“ wird zwar zuerst 1442 erwähnt, die Ausstattung muß jedoch schon ein oder zwei Jahrzehnte zuvor gestiftet worden sein, wie sich aus ihrem Stil ergibt.98) Die hochwertigen Malereien an den Inschriftenträgern werden z. T. einem in Norddeutschland und Thüringen tätigen Maler zugeschrieben, der später – zwischen 1444 und 1446 – in Erfurt gearbeitet hat.99) Einige Ausstattungstücke der Liebfrauenkirche, zwei um 1460 geschaffene Bildwerke aus Alabaster vom Hochaltar, werden heute in der Andreaskirche aufbewahrt (Nr. 44).100) Ein metallener Standleuchter, den 1475 der damalige Scholaster und spätere Dekan von Liebfrauen, Dietrich Block, gestiftet hatte, weist neben der Jahreszahl einen Liedvers oder eine Gebetszeile auf, der bzw. die zu einem Vorläufer des 1609 mit der Melodie von Michael Praetorius (1571–1621) komponierten Kirchenliedes „Es ist ein Ros entsprungen“ gehört hat (Nr. 47).101) Ein weiterer Leuchter war im Jahr 1546 gefertigt worden (Nr. 117 ). Einige der Standbilder der Stiftskirche entstanden in den Jahren um 1511, von denen manche vom selben Künstler herrühren, den Edgar Lehmann nach einer Skulptur im Dom „Katharinenmeister“ genannt hat (Nr. 74, 75, 76, 77, 78).102) Vier dieser Figuren sind auf Konsolen angebracht, die nur den Buchstaben A aufweisen.

Vom Leben der Chorknaben und Stiftsherren während der Gottesdienste erfahren wir durch Kritzelinschriften aus den Jahren 1564, 1568 und 1614 an einer Chornische sowie am Chorgestühl mit Einträgen aus den Jahren 1585 und 1606 (Nr. 144, 177). Meist handelt es sich um eingeritzte Namen und Jahreszahlen, einmal jedoch um die Nachricht, daß jemand an dieser Stelle das Alleluja gesungen habe. Nach der Reformierung des Stiftes und der Einführung des evangelischen Gottesdienstes im Jahr 1604 wurde offensichtlich ein neues Taufbecken nötig, das zehn Jahre später das Kapitel in Auftrag gab und das mit den Wappen und Namen der Stiftsherren – ganz gleich ob noch katholisch oder schon evangelisch – versehen wurde (Nr. 243). Interessant ist auch das jüngste Ausstattungsstück, eine Grufttür (Nr. 300). Eine ihrer Inschriften beweint den Verlust eines Stiftsbruders mit dem den Auftraggeber eine enge Freundschaft verband (Nr. 300). Die große Anzahl der Grabplatten und Epitaphien, die sich im Lauf der Jahrhunderte angesammelt und erhalten hatte, gehörte nicht ausschließlich zur Stiftskirche. Die meisten der heute im Kirchenraum aufgestellten Denkmale waren zwar ehemals in den Kirchenboden eingelassen und oft von hölzernen Abdeckungen geschützt. Im Kreuzgang werden aber auch Platten von Angehörigen anderer Stifter oder weltlichen Personen aufbewahrt, da der Kreuzgang zeitweise als Teil des städtischen Museums fungierte. Die ältesten erhaltenen Grabdenkmale stammen aus dem frühen 15. Jahrhundert (Nr. 26, 29, 30). Besonders interessant ist eine Gruppe von Grabdenkmalen, die in ein und derselben Werkstatt (H5) entstanden sind (Nr. 58, 70). Die jüngere für den Stiftshauptmann Friedrich von Hoym von 1510 steht in einem Zusammenhang mit einer Kreuzigung von der Hand des „Katharinenmeisters“, die die Eheleute Hoym zwei Jahre zuvor gestiftet hatten und die im im Kreuzgang ihren Platz fand (Nr. 69). Zu dieser Stiftung könnte auch ein Konsolstein gleich neben der Kreuzigung, aber an der Westwand des Kreuzgangs befindlich, gehören (Nr. 64). Weitere Grabdenkmale für Stiftsherren zeigen auch die Platten zweier Halberstädter Weihbischöfe, die, obwohl beide Dominikaner, ebenfalls Dignitäre des Liebfrauenstiftes waren (Nr. 111, 118). Zu weiteren Grabplatten, die für Kanoniker des Liebfrauenstifts hergestellt wurden, siehe Kap. 4.1.

Nach der Einführung des protestantischen Gottesdienstes im Jahr 1604 und den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, während dessen die Konfessionen je nach Machthabern wechselten – 1629 katholisch, nach Einrücken der Schweden zwei Jahre später wieder protestantisch – und der Einführung [Druckseite XXII] des Normaljahres zum 1. Januar 1624, ist das Liebfrauenstift als gemischtkonfessionelles Kapitel zu verstehen, auch wenn zeitweise nur ein Kapitular dem katholischen Glauben anhing.103) Auch dieser Kirche blieb jedoch wie dem Dom wohl aufgrund der gemischtkonfessionellen Verfassung große Bilderstürmerei erspart.104) Eine Umgestaltung der Kirche erfolgte 1615 und 1661, als die Wandmalereien übertüncht und der Lettner abgerissen und durch ein Eisengitter ersetzt wurde.105) Als Lazarett, Gefangenenlager und Pulverkammer wurden die Gebäude in den napoleonischen bzw. den Freiheitskriegen benutzt.106) Aufgehoben zum 1. Dezember 1810, „verblieb die Kirche bis 1840 ... in unwürdiger Verkommenheit“, wurde anschließend durch Mittel des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. unter der Leitung des Generalkonservators Ferdinand von Quast wieder instandgesetzt und im Jahr 1848 zur Nutzung der „evangelisch reformierten Hofgemeinde“ überlassen. Betroffen von den schweren Zerstörungen des Luftangriffs vom 8. April 1945 wurden die Kirchengebäude von 1946 bis 1954 unter Aufsicht des Dombaumeisters Walter Bolze restauriert.107) Seit der Zeit der politischen Wende 1989/90 und besonders nach 2001 wurden verschiedentlich Maßnahmen zur Erhaltung der Liebfrauenkirche durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, unterstützt durch engagierte Vereine und Bürger, durchgeführt.108)

2.2.3. Das Kollegiatstift St. Johannes †

Bischof Brantog, ein ehemaliger Propst und Abt des Klosters Fulda, der 1023 erhoben und geweiht worden war, gründete das Stift nach seiner Rückkehr von einer Gesandtschaftsreise, die ihn von 1027 bis 1029 im Auftrag Kaiser Konrads II. nach Konstantinopel geführt hatte, vermutlich im Jahr 1030.109) Das Kollegiatstift hat wohl zunächst in der Stadt, später dann westlich vor dem danach benannten Johannistor gelegen.110) Durch Bf. Reinhard wurde es wahrscheinlich in den Jahren 1107/1108 zu einem regulierten Augustiner-Chorherrenstift reformiert.111) Besitzungen waren dem Stift in den Jahren 1145, 1153, 1199 und 1225 sowie 1261 verbrieft worden.112) Nachdem das Johannesstift schon dreimal, 1060, 1179 und 1209, Zerstörungen erleben mußte, hatte es auch im 14. Jahrhundert mehrfach Brände und Plünderungen zu erdulden.113) 1311 wurde ihm das Patronat der Stadtpfarrkirche St. Martini übertragen.114) Seit 1369 und 1386 gehörte das Stift zur Union der Halberstädter Kirchen.115) Gegen eine Erneuerung im Sinne der Windesheimer Kongregation wehrten sich die Stiftsherren in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, ohne diese Neuerungen vollständig abwenden zu können.116) 1539 verzichtete das Stift auf seine Rechte an der Pfarrkirche St. Martini zugunsten des Rats der Stadt und beanspruchte wegen Personalmangel künftig nicht mehr, den Pfarrer aus der Mitte seiner Kanoniker wählen zu lassen.117) Seit eben dieser Zeit gehörte die Kirchengemeinde fest dem evangelischen Glauben an, die Stiftsherren jedoch blieben katholisch, [Druckseite XXIII] obwohl es auch in der Stiftsgeistlichkeit schon früher Bestrebungen zur Verbreitung der Reformation gegeben hatte.118) Die Kirchenvisitationen der Jahre 1564 und 1589 in der evangelischen Pfarre St. Johannes brachten die üblichen Beschwerden, da das Stift sich die Einkünfte gesichert hatte und die Pfarre leer ausgangen war.119) Im Jahr 1587 scheint ein Brand einen großen Schaden an den Klostergebäuden verursacht zu haben.120) Im Jahr 1631 legten die Schweden aus militärischen Gründen die Kirche samt der ganzen Anlage nieder.121) Das Stift, das später in den sog. Lüderschen Hof an der Stelle der Alexiuskapelle gezogen war, existierte jedoch noch weiter und trotzte Aufhebungsabsichten in den Jahren 1657, 1667 und 1708 von Seiten des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm (1640–1688), und Friedrichs (III.) I. (1688/1701–1713).122) Erst zum 2. Oktober 1804 wurde das Stift durch Regierungsbeschluß aufgehoben und in eine königlich-preußische Domäne umgewandelt.123) Von der Ausstattung haben sich zwei Glocken mit Inschriften vom Ende des 13. oder dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts und 1397 erhalten (Nr. 10, 21). Sie hatten die Zerstörung des Kirchengebäudes im Jahr 1631 überdauert und waren vor der endgültigen Niederlegung des Baus Anfang 1644 abtransportiert worden; sie verblieben mit den weiteren Glocken bis 1648 auf dem Bauhof des Domstiftes.124) Anschließend wurden sie der lutherischen Gemeinde St. Johannes übergeben, die bei ihrer neuen Kirche zunächst einen hölzernen, 1680 dann den noch vorhandenen Glockenturm erbaute, in dem die zwei erhaltenen Glocken noch heute hängen.125) Außerdem haben sich vier Kelche im Besitz der Kirchengemeinde St. Johannes erhalten, jedoch leider keine Nachrichten über ihre Herkunft (Nr. 55, 98, 168, 280). Der Kelch von 1491 (Nr. 55) kann nur, wie vermutlich der zeitlich folgende für den katholischen Ritus geschaffen worden sein (Nr. 98), die beiden jüngeren auch für die protestantische Gemeinde (Nr. 168, 280). Eine nicht mehr erhaltene Glasscheibe mit der Jahreszahl 1600 und der Aufschrift Johannis-Closter könnte aus einem nach dem Brand vom Jahre 1587 errichteten „Neubau“ bis in das 19. Jahrhundert überdauert haben (Nr. 208 ). Alle weiteren inschriftlich belegten Gegenstände oder Bauteile gehören zu der 1648 eingeweihten Kirche der Johannesgemeinde (Nr. 276 , 289, 290, 291, 292, 295).

2.2.3.1. Die Johanneskirche im Westendorf

Die Pfarre betreute seit jeher das Westendorf und die Vogtei.126) Schon seit den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts hatte es in der Geistlichkeit des Stiftes, zu dem die Pfarrei damals gehörte, Sympathien für die Reformation gegeben.127) Seit etwa 1540 wurden in der Pfarre, obwohl das Stift katholisch blieb, protestantische Prediger berufen.128) Angelegentlich der Kirchenvisitation 1564 bitten Bauermeister, Altarleute und Vorsteher der Gemeinde, das Stift wolle in Zukunft, wie im Augsburger Religionsfrieden 1555 vereinbart, das Kirchenpersonal bezahlen, und sie bitten um Zuweisung der Andreaskirche für den Gottesdienst.129) Nach dem Brand von 1587 fand die Pfarrgemeinde tatsächlich Unterschlupf in der Andreaskirche, wo sie bis 1627 verblieb.130) Von dort aus mußte sie, als die katholische Herrschaft durch kaiserliche Truppen gesichert wurde, nach Wiedereinzug der Franziskaner, in die alte Stiftskirche ziehen.131) Seit Ende 1629 war der evangelische Gottesdienst, in der gesamten Stadt außer in der Pfarrkirche St. Martini verboten. Der Gottesdienst mußte bis 1631 in einem Privathaus stattfinden. Unter erneuter protestantischer Herrschaft zog die Gemeinde in diesem Jahr wieder in die Andreaskirche.132) Die Stiftskirche wurde von den Schweden verwüstet. In den nächsten Jahren hielt dieses Hin und Her [Druckseite XXIV] an.133) Seit 1640 dachte die Gemeinde über einen Neubau der Kirche innerhalb der Stadt nach und sammelte weithin Gelder dazu.134) Nachdem dann 1643 die Stiftskirche durch die schwedischen Truppen vollständig dem Erdboden gleichgemacht worden war, schritt man zur Tat.135) Man wendete sechshundert Taler auf, um den Baugrund vom Domkapitel zu erwerben und beauftragte den Quedlinburger Zimmermeister Wolf Götze mit dem Bau einer Fachwerkkirche. Der Grundstein wurde am 29. Juni 1646 gelegt, eineinhalb Jahre später der Bau „in Tach und Fach gebracht“ (Nr. 289, 290, 291).136) Als das Gotteshaus am 9. März, einem Sonntag Laetare, eingeweiht wurde, wird auch die Eingangstür, die Meister Wilke gestiftet hatte, fertiggestellt gewesen sein (Nr. 292).137) Noch im selben Jahr war der Glockenturm für die vier Glocken aus der alten Johanneskirche gebaut worden; der mußte aber 1680 erneuert werden; in ihm hängen die verbliebenen Glocken noch heute (Nr. 10, 21).138) Wann die Deckenmalerei fertiggestellt wurde, kann nur vermutet werden (Nr. 295). In den Jahren 1692 war ein neuer Altar gestiftet worden, 1719 löste eine neue Orgel die aus der Andreaskirche stammende alte Orgel ab.139) 1748 und einhundert Jahre später wurden Kirchenjubiläen gefeiert.140) 1812 erlitt die Gemeinde durch eine neue Pfarrordnung finanzielle Einbußen und wurde in einen langjährigen Rechtsstreit gezogen.141) Im Jahr 1830 wurde eine neue Kirchenordnung erlassen.142)

2.2.4. Das Kollegiatstift SS Bonifatii und Mauritii

Das Bonifatiusstift wurde, wie das Chorherrenstift St. Johannes, von Bischof Brantog (1023–1036) gegründet.143) Der genaue Zeitpunkt ist unbekannt, vielleicht – wie schon für St. Johannes vermutet – um 1030.144) Zuerst befand sich die Einrichtung an einem Ort außerhalb der Stadt, der Bossleben hieß, heute wüst gefallen ist und nur noch durch eine entstellte Form des Namens als Bullerberg bekannt ist.145) Der Besitz des Stiftes aus der Ursprungsgründung lag im Norden und Osten vor der Stadt, spätere Erwerbungen bei Staßfürt und Schöppenstedt.146) Nach den Zerstörungen der Stadt durch Truppen Heinrichs des Löwen 1179 und Ottos IV. 1209 wuchs das Bedürfnis der Stiftsherren nach einer Ansiedlung innerhalb des schützenden Mauerrings.147) Ebenso trug der Drang nach der teilweisen Aufhebung der vita communis dazu bei, die in der Stadt leichter zu verwirklichen war.148) 1237 bestätigt Bf. Ludoph I. (von Schladen) die Übertragung der Kirche St. Mauritii oder Moritz, wie sie im Deutschen heißt, in der (Neu)Stadt, deren Patronatsrecht der damalige Dompropst Meinhard von Kranichfeld hielt, sowie Grund und Boden dem Stift.149) Im Jahr 1240 fand dann der Umzug statt, anschließend wurde die Kirche umgebaut und vergrößert.150) Sechs Jahre später erließ Papst Innocenz IV. einen ersten Ablaß, 1250 der Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden, einen zweiten, 1252 der Kardinal Hugo von S. Sabina zwei weitere, im Jahr 1254 der Erzbischof Gerhard von Mainz.151) Schon im Jahr 1247 hatte Bischof Meinhard von Kranichfeld [Druckseite XXV] bestätigt, daß der zeitige Dompropst Hermann von Anhalt den Kanonikern das Recht der freien Pfarrwahl in St. Moritz überlassen hatte.152) 1287 wurde ein Streit zwischen Propst und Kapitel über die Zuwahl der Stiftsherren beigelegt.153) In diese Zeit fällt 1281 der Guß der ältesten datierten Glocke des Stifts wie auch der Stadt Halberstadt, der im Jahr 1319 eine zweite folgte (Nr. 4, 7). Zwei weitere komplettierten das Geläut in den Jahren 1376 und vermutlich 1409 (Nr. 15, 28). Glocken dürfen als die langlebigsten Kulturgüter einer Kirche angesehen werden, die aber auch zu allen Zeiten gerne gehandelt wurden. Für die Glocke von 1319 ist jedoch die Anschaffung für das Bonifatiusstift bzw. die Pfarre St. Moritz wegen der darauf angebrachten Mauritiusplakette bewiesen. 1313 war der Friedhof der Pfarre erwähnt worden, der in der Stadt lag.154) Ein Statut regelte 1332 und 1350 die Abwesenheit der Kanoniker und Vikare vom Stift.155) 1358 wird eine Vikarsbruderschaft bestätigt.156) Der Kirchenunion in der Stadt Halberstadt war das Stift zunächst um 1250, dann wiederum 1369 und 1386 beigetreten.157) Zwei Urkunden aus den Jahren 1368 und 1369 geben eine Reaktion auf die seit der Mitte des Jahrhunderts auftretende Pest wieder.158) Um den durch Verlust von Stiftsherren verminderten Gottesdienst aufrecht erhalten zu können, werden Kanoniker niederer Rangstufen durch Überspringen zu den Großen Präbenden zugelassen. Eine Einschränkung der Voraussetzungen für die Aufnahme in ein Kanonikat erfolgte wieder 1484.159) Ein Altarretabel für die Moritzkirche, das sich aber heute in der Andreaskirche befindet, war schon 1430 hergestellt worden (Nr. 35). Die Pfarre St. Moritz war dem Stift 1457 inkorporiert worden.160) Von einer Erneuerung einer geistlichen Bruderschaft mit dem St. Johannesstift erfahren wir 1494.161) Mit dem Stift St. Paul verbindet sich das Kapitel im Jahr 1506.162) Schon im Jahr 1488 hatte man eine grazile Lichtkrone anfertigen lassen, die im Jahr 1517 um eine weitere, ähnlich aufwendige vermehrt wurde (Nr. 54, 82). Nach Einführung der Reformation fanden in den Jahren 1564 und 1589 – wie an anderen geistlichen Einrichtungen der Stadt – Kirchenvisitationen in der Pfarre St. Moritz statt.163) Zwischen Pfarre und Stift, das sich die Pfarrgüter angeeignet hatte, war – auch wegen anderer Beschwernisse – Streit entstanden. 1610 muß ein Streit zwischen dem Kapitel und der Kirchengemeinde beigelegt werden.164) Drei Jahre später werden noch einmal die Statuten des Kapitels von 1584 durch den Administrator Heinrich Julius bestätigt.165) Nachdem die Dekane bis 1621 sämtlich katholischen Glaubens gewesen waren, wurde mit Ludolf Brandes wie die folgenden – bis auf eine Ausnahme – ein erster evangelischer gewählt.166) In diese Zeit fallen die Renovierung der Sakristei im Winkel zwischen nördlichem Querschiff und Chor im Jahr 1623, vielleicht die Anschaffung einer neuen Kanzel, die der stärkeren Betonung des Wortgottesdienstes gerecht werden sollte, und in den Jahren 1633 und 1640 von liturgischem Gerät (Nr. 264 , 299, 274 (†), 281). Nach dem Westfälischen Frieden mit der Wiederaufnahme der personalen Verhältnisse des Normaljahrs vom 1. Januar 1624 bestand das Kapitel zunächst als gemischtkonfessionelles weiter, seit 1749 war es jedoch nur noch mit Evangelischen besetzt.167) 1694 war noch für die kommende Zeit eine Einigung über die Nutzung der Kirche als Simultaneum getroffen worden.168) In dieser Weise blieben die Verhältnisse bis zur Aufhebung des Stifts am 1. Dezember 1810.169) Wegen Verfall des Kirchengebäudes [Druckseite XXVI] mußte der Bau 1843 und 1886 gründlich überholt werden, was jedoch nur unzureichend geschah.170) Dabei wurde die Kanzel beseitigt, deren vermutliche Reste heute im Depot des Städtischen Museums aufbewahrt werden (Nr. 299).

2.2.5. Das Kollegiatstift SS Petri und Pauli

Das Stift muß wohl zwischen 1085 und 1088 von Bischof Burchard II. gegründet worden sein, wie die Erwähnung der Gegenwart von je zwei namentlich bekannten Erzbischöfen und Bischöfen wahrscheinlich macht.171) Eingerichtet und ausgestattet wurde es für zwölf Kanoniker, die an Zahl den zwölf Aposteln entsprechen sollten.172) Burchard II. hinterließ durch seinen jähen Tod die Kirche jedoch ungeweiht.173) Eine Urkunde Bischof Rudolfs (1136–1149) aus dem Jahr 1136 vermeldet, daß die kirchlichen Angelegenheiten lange aufgelöst und die Kanoniker versprengt gewesen seien und erst sein Vorgänger, Bischof Reinhard (1107–1123), das Stift erneut begabt, das kanonische Leben erneuert, die Stiftsherren wieder versammelt und die Kirche geweiht habe.174) Nach dem verheerenden Brand im Jahr 1179, als den rings um Kreuzgang und Vorhalle gelegenen Kurien Immunitätsrechte verliehen werden, scheint die vita communis aufgehoben zu sein.175) Außerdem durften die Kanoniker den ihnen zustehenden Zoll des Gallusmarktes (um den 16. Oktober) an allen Tagen, die er andauerte, für Bauarbeiten an der Kirche, besonders am Dach, verwenden.176) Von der Wahl neuer Kanoniker war der Propst ausgeschlossen.177) Seit 1483 beaufsichtigte allein der Dekan das kanonische Leben.178) Ablässe hatte das Stift von Papst Innocenz IV. 1246, von Kardinal Hugo von Saint-Cher 1252, im Jahr 1287 von Erzbischof Giseler von Bremen und zwölf weiteren Bischöfen sowie vier Jahre später von Papst Nicolaus IV. für Bauvorhaben, im Heiligen Jahr 1300 in Rom ausgestellt von einem Erzbischof und 13 Bischöfen für die fabrica und die Beleuchtung bekommen.179) Seit demselben Jahr wachte ein Cantor über die Chorschüler.180) Kurz nach 1300 wird der Taufkessel für St. Paul entstanden sein, der heute im Domschatz aufbewahrt wird.181) Abwesenheit von Vikaren wird 1334, von Kanonikern 1367 mit Strafen belegt.182) Mit dem Bau des neuen gotischen Chores begann man 1363.183) Im Jahr 1364 werden Kapitelsstatuten für den Gottesdienst festgelegt, der, wie beklagt wird, „in vielem lahmt“.184) Die Besitzungen und Freiheiten des Stifts bestätigt 1460 Papst Pius II.185) Die engen Verbindungen zwischen den Stiften St. Bonifatii und St. Paul werden in einer Urkunde von 1506 deutlich, als über die Stellvertretungen von Diaconen und Subdiaconen an beiden Stiften gehandelt wird.186) 1508 wird das Fest der Kirchweihe vom Sonntag nach Peter und [Druckseite XXVII] Paul (29. Juni) auf den Sonntag nach Mariae Heimsuchung (2. Juli) verlegt.187) Ein Streit zwischen dem Kapitel und den Vikaren über die Kurienhöfe wird im Jahr 1512 beigelegt.188) 1515 bestätigt Erzbischof Albrecht von Brandenburg die Statuten der Vikare.189) Das Kapitel St. Paul beschwert sich zusammen mit anderen Kapiteln und Konventen 1547 oder 1548 bei Kaiser Karl V. über den ehemaligen Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen (1532–1547), einem Verfechter der Reformation, wegen der Wegnahme von sakralen Bildern, liturgischem Gerät und Lebensmitteln.190) In den Jahren 1564 und 1589 wurde an der Pfarre, wie an den anderen Halberstädter Pfarren, eine Kirchenvisitation auf Anweisung des bischöflichen Administrators Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg durchgeführt.191) Wie zwischen anderen Stiften und zugehörigen Pfarren bestand auch hier 1564 zwischen beiden Streit um Besitz und Rechte. 1589 ist das Kapitel im Besitz des Chors, die Gemeinde hat das Kirchenschiff. Im Jahr 1573 hören wir in einer Urkunde des Papstes Gregor XIII. von einem Organisten und einer neugebauten Orgel des Stiftes.192) Die Residenzpflicht wird wegen den sich nähernden schwedischen Truppen 1639 bis auf weiteres aufgehoben.193) 1653 sucht eine Feuersbrunst die Stadt heim und vernichtet über fünfzig Häuser.194) In einem Brandbrief im wahrsten Sinne des Wortes heißt es, daß man ob odium in catholicam religionem keine Hilfe zu erwarten habe. 1687 werden die Statuten von St. Bonifatius dem Großen Kurfürsten vorgelegt.195) Am 11. Januar 1812 wurde das Stift aufgehoben, zwei Wochen später fand der letzte Gottesdienst statt.196) Anschließend diente der Bau als Lazarett oder Fouragemagazin, die Gemeinde fand Aufnahme in St. Martini.197) Im 20. Jahrhundert diente die 1908 renovierte Paulskirche zunächst als Garnisonskirche der Militärseelsorge, der Chor seit 1926 als Ruhmeshalle für die Gefallenen der Kriege des Kaiserreiches.198) Die nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges verbliebenen Überbleibsel des Gebäudes wurden 1969 gesprengt.199) Erhalten haben sich aus dem Stift nur wenige Gegenstände. Von anderen haben wir Nachricht. Neben der Fünte, die heute im Dom steht,200) wissen wir von einem Triumphbogen (Nr. 215 ), der nach seiner Schrift aus dem 16. Jahrhundert stammen soll, liturgisches Gerät war wohl mit der Gemeinde nach St. Martini gekommen (Nr. 272 , 301 ).

2.2.6. Das St. Andreaskloster

Das Kloster samt Kirche liegt im Westendorf und somit nach der Art der Bettelorden nahe der ehemaligen Stadtmauer nicht weit vom Harsleber Tor.201) Die Franziskaner waren wohl Ende 1223 nach Halberstadt gekommen.202) Ihre erste Niederlassung sollen sie in einem Haus am Markt gefunden haben, wo sich später der Ratskeller befunden hat.203) 1246 soll Graf Heinrich der Ältere (V.) von Regenstein die Schenkung seines Hofes mit Garten in der Stadt an die Franziskaner getätigt haben, wie einer Quelle – allerdings von 1746 – zu entnehmen ist.204) Dieser Grundbesitz wird in der Forschung als Baugrund [Druckseite XXVIII] für die Andreaskirche angesehen.205) In den Jahren 1284 und 1289 erhielt der Konvent Grundstücke nahe der Stadtmauer hinter dem Heilig-Geist Hospital, die dann vielleicht der Erweiterung des Geländes dienten.206) Ende 1288 oder Anfang des folgenden Jahres soll der Sohn und Nachfolger des Stifters von 1246, Heinrich der Jüngere (VI.) von Regenstein, eine Schenkung gemacht und in der Folge eine Kirche und den Konvent haben bauen lassen.207) Deshalb gilt der Regensteiner als Gründer des Klosters.208) Nach der Inschrift auf seinem Epitaph aus Rübeländer Marmor, das allerdings erst aus dem Jahr 1722 herrührt, soll er 1289 den Grundstein der Kirche auf dem Gelände Klein-Blankenburg gelegt haben, wie die davor verlaufende Straße auch heute noch heißt.209) Todenhöfer schließt, da er als Gründer im Chor begraben wurde, daß zum Zeitpunkt seines Todes 1311 dieser Bauteil schon fertiggestellt gewesen sei.210) Für den Bau der dreischiffigen ehemals gewölbten Hallenkirche rechnet Valentin Arnrich mit einer Bauzeit von zehn bis zwölf Jahren, Achim Todenhöfer vermutet einen wesentlich längeren Bauverlauf.211) Im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts erhielt das Kloster weitere Liegenschaften.212) Da es im Westendorf als einem Teil der Vogtei lag, einem Bereich, der nicht der städtischen Herrschaft unterstand, und der, obwohl das Kloster päpstlicherseits exemt war, bischöflicher bzw. domkapitularischer Rechtsprechung oblag.213) Besonders betonte der Orden Seelsorge, Predigt und Beichte.214) Etliche der Brüder haben abwechselnd mit den anderen Mendikanten als Domprediger fungiert.215) In der Halberstädter Niederlassung sollen im Lauf der Zeit zwölf Provinzkapitel stattgefunden haben.216) Dem Kloster wurden besonders während des 15. und im beginnenden 16. Jahrhundert eine große Anzahl Seelgerätstiftungen von Einzelpersonen, seien sie adelig oder bürgerlich, von Bruderschaften und Zünften, noch zu Lebzeiten oder testamentarisch, als Geldrente oder als Immobilien gemacht.217) Nicht heranzuziehen für die Schilderung der Kirchenausstattung sind aber die beiden Altarretabel des 15. Jahrhunderts, deren älteres – um 1430 – im Chor ursprünglich aus St. Moritz stammt (Nr. 35), während das jüngere von 1456 der Andreaskirche vor 1902 von der Generalverwaltung der Kgl. Museen in Berlin leihweise überlassen wurde.218) Auch das kleine Relief der Anbetung der Hl. Drei Könige und die Madonna mit dem Kind von etwa 1467, die heute in der Kreuzkapelle steht, gehörten eigentlich zum Kunstdenkmalbestand der Liebfrauenkirche und sind möglicherweise z. Zt. des Königreichs Westphalen auf Befehl des napoleonischen König Jérôme in die Andreaskirche gekommen; dieser hatte zumindest die Absicht, die Liebfrauenkirche der Andreasgemeinde zu übertragen (Nr. 44).219) Eine Glocke aus St. Andreas wurde bei dem Luftangriff 1945 zerstört; des weiteren existiert im Städtischen Museum eine Glocke von 1486, die ebenfalls Kriegsschädenerlitten hat und die zumindest von Dombaumeister Bolze auf zwei Lichtbildaufnahmen mit „Andreaskloster“ beschriftet wurde (Nr. 52, 99 ).220) Beschlossen wird diese Reihe von Ausstattungsstücken von zwei Meßkelchen aus dem 15. Jahrhundert, die in St. Andreas bewahrt werden, von denen einer aber vielleicht aus St. Paul [Druckseite XXIX] stammt (Nr. 61, 65). Im 15. Jahrhundert gab es einen Einigungsversuch hinsichtlich der Regeln und Lebensweisen des Ordens, als Reform konnen sich solche Bemühungen in Halberstadt aber erst 1492 unter der Führung des Visitators Swederus Jurthe durchsetzen.221) Als 1517 seitens des Papstes der Orden in zwei Richtungen aufgeteilt wurde, Martinianer (ehemals Konventualen) und Observanten, stieß der Halberstädter Konvent zur Observanz.222) Mit der Durchsetzung der Reformation und schließlich durch den Dreißigjährigen Krieg war der Bestand des Klosters immer wieder gefährdet, was auch teilweise durch inneren Zerfall geschehen war.223) Damals nahm das Kloster Brüder aus aufgelösten Konventen in anderen Landesteilen auf; die Martinianer wurden aber selbst mehrfach vertrieben, konnten aber immer wieder zurückkehren.224) Zugleich nahm der Konvent an Zahl immer weiter ab. Das Kloster mußten die verbliebenen Brüder mehrfach räumen, erhielten es aber stets wieder restituiert.225) Die weiteren Stücke aus dieser Zeit in St. Andreas, die Inschriften tragen, drei Werksteine, sind bis auf eines verloren (Nr. 269 , 270 , 311). Ein Werkstein gibt vielleicht eine Weihenachricht aus dem Jahr 1630 wieder, die nach einer vorherigen Profanierung während des Dreißigjährigen Krieges angebracht wurde (Nr. 270 ). Entgegen allen Befürchtungen blieb das Kloster 1629 nach dem Normaljahrsbeschluß bestehen und wurde erst im Rahmen der Säkularisierung 1810 aufgehoben.226) Nach 1920 zogen wieder Franziskaner in das Kloster; sie überstanden den Zweiten Weltkrieg mit seinen Zerstörungen, der das Kloster vollständig und die Kirche weitgehend zerstörte.227) Die Gemeinde selbst bewerkstelligte den Aufbau zunächst in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts und dann nach 1981.

3. Die nicht-originale Überlieferung

In den Inschriften der Stadt Halberstadt sind, ohne den Dombestand, 323 Inschriftenträger erfaßt und publiziert worden. Von diesen sind 126 und damit 39 Prozent der Inschriften Ersteditionen. Erhalten oder teilweise vorhanden sind noch 184 Inschriften. Unter den 139 nur kopial überlieferten Inschriften sind acht ganz oder teilweise in Form umgearbeiteter Originale228) oder als Abgüsse229) vorhanden. Die übrigen sind uns durch Lichtbilder in Form von Meßblättern230), sonstigen Photographien231), Pausen232), Abzeichnungen,233) einer Abreibung234) oder aus der Literatur bekannt. In der wissenschaftlichen Literatur sind es ungefähr zwanzig Veröffentlichungen, die uns heute verlorene Inschriften bieten oder aus denen weitgehende Ergänzungen möglich waren. Von acht Nachträgen zum Bestand des Domes, die in diesem Band behandelt werden, sind je drei einer neu aufgefundenen Handschrift235) und Lichtbildern236) zu verdanken. Zwei konnten noch an Inschriftenträgern entdeckt werden, die zuvor nicht zugänglich waren.237)

Eine Reihe von Inschriften bietet der Domküster Conrad Matthias Haber in seiner 1737 gedruckten Beschreibung der Halberstädter Liebfrauenkirche.238) In vier Kapiteln schildert Haber knapp die Stiftskirche Beatae Mariae Virginis dem Äußeren nach, die Sehenswürdigkeiten in der Kirche, die Orgel und in einer Zugabe einige Besonderheiten. Unter den Sehenswürdigkeiten gibt er z. B. das Schema der verlorenen Grabplatte des Gründers der Stiftskirche, Bischof Arnulf, wieder (Nr. 14 (†)).239) Oskar Doering konnte 1899 nach Grabungen in der Kirche und nach Auffindung des Grabkastens zwei Inschriften auf diesem [Druckseite XXX] und auf einem Kalkstein hinzufügen.240) Zwei bislang unbekannte Glockeninschriften aus Liebfrauen gibt Haber im Anhang mit den „Merckwürdigkeiten“ wieder; die eine dieser beiden Inschriften enthält eine sehr ungewöhnliche, man möchte sagen einzigartige Glockeninschrift (Nr. 31 , 322 ). Neben einem Leuchter aus dem Jahr 1546 sind es fünf verlorene Grabplatten, von denen nur er berichtet, und deren Inschriften er wiedergibt.241) In Caspar Abels 1754 erschienener „Stiffts- Stadt- und Land=Chronick des jetzigen Fürstenthums Halberstadt“ findet sich die Inschrift vom Grab Bischof Rudolphs (1136–1149) in der Liebfrauenkirche in einer Übernahme aus Johann Georg Leuckfelds „Antiquitates Nummariae“ von 1721 (Nr. 62 ).242) Vermehrt ist die dort wiedergegebene Grabinschrift um einige Worte, die möglicherweise auf eigene Anschauung des Autors hinweisen, der im Anschluß auch richtig vermutet, es könne sich um ein Gedenkgrabmal gehandelt haben. Ferdinand von Quast brachte uns 1845 durch die Anfertigung von Pausen, die er von Kunstmalern herstellen ließ, die später übermalten Obergadenausmalungen in der Liebfrauenkirche zur Anschauung (Nr. 3).243) Die Pausen, die in Halle im Landesamt für Denkmalpflege und Archälogie Sachsen-Anhalt aufbewahrt werden, sind, obwohl noch vorhanden, heute nicht mehr benutzbar, so daß die Lichtbilder der Pausen genügen mußten, die Oskar Doering 1902 und Peter Findeisen 1981 veröffentlicht haben.244)

Aus der Stadtpfarrkirche St. Martini überliefert uns als einziger Zacharias Conrad von Uffenbach 1753 im ersten Teil seiner „Merkwürdigen Reise durch Niedersachsen, Holland und Engelland“ den Text eines Bildepitaphs für den Prediger Lambert Ehrentraut, dessen Grabplatte sich noch in der Kirche befindet, und denjenigen eines Pfarrerbildnisses des Friedrich Kornmann (Nr. 226 , 284 ).245) Johann Heinrich Lucanus vermag 1788 in seinen „Beyträgen zur Geschichte des Fürstenthums Halberstadt“ das Epitaph des berühmten zeitgenössischen Juristen Tobias Pauermeister von Kochstedt, das Uffenbach erwähnt hatte, in einer vollständigen Edition vorzustellen (Nr. 244 ).246) Gustav Nebe, ein Halberstädter Domprediger und Superintendent, der sich besonders mit den Halberstädter Glocken beschäftigt hat, gibt neben anderen die Inschriften zweier Glocken aus St. Martini wieder, die sonst niemand kannte bzw. vollständig ediert hatte (Nr, 73 , 99 ).247) Eine heute verschollene Inschriftentafel, die sich im Turmknauf des Nordturms der Martinikirche befunden hatte, edierte Ernst Siebrecht neben anderen 1964 in seinem Beitrag „Metallene Urkunden aus den Turmknöpfen von St. Martini zu Halberstadt“ (Nr. 238 (†)).248)

In der Veröffentlichung seines am 28. Juli 1885 auf der 18. Hauptversammlung des Harzvereins gehaltenen Vortrags „Die romanischen Kirchen Halberstadts“ hat Carl Elis einen heute verlorenen Werkstein in der Moritzkirche mit einer Renovierungsnachricht zur Sakristei publiziert (Nr. 264 ).249) Aus dem Stift St. Paul weiß Gustav Schmidt im Urkundenbuch der Stifter S. Bonifacii und S. Pauli von drei vor 1881 aufgehobenen und später wieder zugeschütteten Grabplatten und den darauf befindlichen Inschriften zu berichten (Nr. 89 , 91 , 146 ).250)

„Historische Nachricht von der Kirche St. Johannis in Halberstadt“ nennt der Erste Pfarrer (Pastor Primarius) der Johanneskirche im Westendorf, Johann Gottlieb Derling, seine Publikation aus dem Jahre 1748, die zum hundertjährigen Jubelfest der Einweihung der Kirche 1648 erschienen ist.251) Die Devise eines seiner Vorgänger, des Predigers Magister Jonas Siegfried, die an seinem untergegangenen Beichtstuhl in der Johanneskirche zu lesen war, gibt er in seinem Text wieder (Nr. 276 ).

Zwei Autoren, die sich mit den Inschriften der Schützengesellschaft im Schützenhaus beschäftigt haben, sind Johann Carl Christoph Nachtigal und Emil Hobohm, die sich in ihren Veröffentlichungen aus den Jahren 1794 und 1904 mit der Geschichte der Halberstädter Schützen befaßt haben und dabei auch Inschriften wiedergeben (Nr. 6 , 251 ).252) Mit Inschriften der Halberstädter Schützen beschäftigte sich auch Georg Arndt in zwei Publikationen aus den Jahren 1909 und dem Jahr darauf zu den „Glaswappen der Schützengesellschaft zu Halberstadt.“253)

[Druckseite XXXI]

Die weitaus größten Kontingente mit vielen nur noch abschriftlich überlieferten Inschriften findet man bei Karl Scheffer in „Inschriften und Legenden Halberstädter Bauten“ aus dem Jahr 1864 und in der 1910 erschienenen Schrift „Zur Heimatkunde von Halberstadt“ von Georg Arndt, deren erstes Heft der äußeren Entwicklung der Stadt gewidmet ist.254) Dieses schmale, aber sehr verdienstvolle Werk gibt, ähnlich wie der Beitrag Scheffers, die Inschriften der Stadt hauptsächlich an Gebäuden wieder, die beide Autoren größtenteils noch mit eigenen Augen sehen konnten, die aber heute zum allergrößten Teil den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer gefallen sind. So läßt sich anhand beider Veröffentlichungen die städtische Wohnbebauung im 16. und 17. Jahrhundert, sofern die Bauten Inschriften aufwiesen, leicht verfolgen.255) Vielfach handelte es sich bei diesen Inschriften zwar nur um Jahresangaben oder Jahreszahlen, die aber oft zur Verfolgung der topographischen Entwicklung genügen. Dabei bietet Arndt meistens – aber nicht in jedem Fall – die exaktere Lesung und oft auch Bemerkungen zur Ausführung. Die Inschriften an den Häusern enthalten in etlichen Fällen die Namen von Bauherren und Besitzern sowie Sprüche mit religiösem oder moralischem Inhalt.

„Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Halberstadt Land und Stadt“ lautet der Titel des von Oscar Doering bearbeiteten Denkmalverzeichnisses aus dem Jahr 1902.256) Es handelt sich um eine verhältnismäßig genaue Quelle für untergegangene Inschriften an Glocken und liturgischem Gerät der verschiedenen Halberstädter Kirchen. Auch die Inschriften an oder in einigen Gebäuden gibt Doering entweder als einzige Quelle wieder, oder aber er bietet die bessere Lesung. Eine Inschrift an einem Haus in der Trillgasse hatte nur noch Johann Heinrich Lucanus sehen können und in einem Beitrag über das Trüllkloster in den „Gemeinnützige[n] Unterhaltungen“ mitgeteilt.257) Die Zeichnung eines unbekannten Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts, der vielleicht die Initialen GK hatte, und die in einer Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts der Legenda Aurea im Halberstädter Domschatz als Lesezeichen benutzt worden war, gibt eine kurze Inschrift des Hauses Domplatz 7 in Abzeichnung wieder.258) In einen Artikel für einen Bochumer Ausstellungskatalog aus dem Jahr 2003 handelte Alheidis von Rohr über einen bei Grabungen in Halberstadt gefundenen Glashumpen mit Bergbaumotiven und die zugehörigen Bildbeischriften.259)

Drei Inschriften des Anhangs zum Halberstädter Dom260) beruhen auf einem Handschriftenfund, den der Kollege Jan Ilas Bartusch aus Heidelberg in der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover gemacht hat.261) Die Papierhandschrift unbekannter Herkunft, vermutlich des 17. Jahrhunderts, enthält Wappen und Inschriften an Denkmalen in Norddeutschland und Polen. Sie war offensichtlich die Vorlage für die handschriftliche Sammlung „Grabinschriften in deutschen Kirchen“, die Julius Karl Adolf Friedrich Graf von Oeynhausen (1843–1886) in einzelnen Blättern angelegt hatte, die schon für die Inschriften des Doms zu Halberstadt genutzt wurden.262) Damals war festzustellen, daß Oeynhausen, wie Kolleginnen in Göttingen analog schon für Braunschweig und Hildesheim deutlich gemacht hatten,263) die Inschriften aus dem Halberstädter Dom z. T. nicht selbst gesehen haben konnte, weil drei der Denkmale zu seinen Lebzeiten gar nicht mehr vorhanden waren.264) Ein Vergleich der für den Halberstädter Dom überlieferten Inschriften mit den tatsächlich noch vorhandenen Denkmalen bzw. den bei Oeynhausen überlieferten zeigte, daß exakt dieselben Fehler oder Fehlstellen vorkommen, die auch Oeynhausens Texte aufweisen. Den zehn Inschriftenträgern, die im Domband265) ganz oder teilweise nach Oeynhausen ediert sind, können hier noch zwei vollständig neu hinzugefügt werden (Nr. 36a , 108a ), ein weiterer läßt sich durch den Text eines Epitaphs, den Oeynhausen vermutlich entweder nicht lesen konnte oder ihn aus anderen Gründen überging, ergänzen (Nr. 199a ). Nach dem Fund der Handschrift in Hannover ist aber auszuschließen, daß es sich um Übernahmen aus einem verschollenen Manuskript des Domküsters [Druckseite XXXII] Conrad Matthias Haber aus Halberstadt handelt, wie damals vermutet wurde.266) Drei weitere Inschriften sind aufgrund von zur Verfügung gestellten Lichtbildaufnahmen als Nachtrag aufgenommen.267) Zwei schließlich sind an zwei Objekten entdeckt worden, die früher nicht zugänglich waren.268)

4. Inschriften und Inschriftenträger

4.1. Inschriften des Totengedenkens

Im Totengedenken, das zu den Konstanten mittelalterlichen Lebens zählt, wurden die Verstorbenen vergegenwärtigt.269) In seiner liturgischen Form wurde durch die Anwesenheit der Lebenden am Grab, die Namensnennung des Toten, die Anbringung von Bild und/oder Wappen am Ort der Bestattung, aber auch an anderen Orten, der Verstorbene gegenwärtig und zwar in umfassendem Sinne als Teil der Gemeinschaft von Lebenden und Toten.270) Den Lebenden oblag, durch ihr Gedenken in Fürbitte und Gebet die Sündenschuld der Verschiedenen zu verringern, die Sündenstrafe zu erleichtern und damit das Seelenheil der Dahingegangenen zu sichern, wofür diese schon zu Lebzeiten mittels Anordnungen und frommen Stiftungen Sorge getragen hatten. Neben der Grabstätte, die begründend für das Totengedenken war, zählten Memorialbücher und Nekrologien, Testamente und Stiftungen,271) an denen Lebende partizipierten, zu den Grundlagen des Systems, welches das liturgische Gedenken garantierte.

Bei den 92 Inschriften des Totengedenkens, ca. 28 Prozent der Inschriften in der Stadt Halberstadt mit Ausnahme des Doms, für den noch einmal 65 solcher Inschriften festgestellt wurden, handelt es sich nach den Inschriften an Gebäuden um den zweitgrößten Bestand von Inschriftenarten in der Stadt. Davon sind 18 Inschriften allein abschriftlich überliefert, d. h. nur noch im Wortlaut erhalten. Sie machen fast 20 Prozent der Inschriften des Totengedenkens und, wie die 13 kopial überlieferten Inschriften im Dom, ungefähr fünf Prozent des jeweiligen Gesamtbestandes aus.272) Von diesen nur abschriftlich überlieferten Inschriftenträgern wurden uns sechs durch Conrad Matthias Haber für die Liebfrauenkirche überliefert (Nr. 14 (†) A, 38 , 56 , 57 , 87 , 261 ).273) Drei Inschriftenträger aus St. Martini kannte Zacharias Conrad von Uffenbach (Nr. 226 , 244 , 284 ).274) Von Johann Georg Leuckfeld stammt eine Inschriftenüberlieferung wiederum für Liebfrauen, die jedoch auch später von Haber noch einmal genannt wird (Nr. 62 ()).275) Drei der Inschriften hat Gustav Schmidt im Urkundenbuch S. Bonifacii et S. Pauli für das Stift St. Paul ediert (Nr. 89 , 91 , 146 ).276) Einen weiteren Inschriftenträger hat Karl Scheffer für die Elisabethkapelle des Salvatorhospitals überliefert (202 ), ergänzende Inschriften zum Grab Bischof Arnulfs, die aus Grabungsfunden herrühren, sind bei Oscar Doering zu finden (14 (†) B, C), drei weitere Inschriftenträger resultieren aus Lichtbildaufnahmen, die Daniel Priese bei verschiedenen Gelegenheiten von Grabdenkmalen gemacht hat; sie sind heute nicht mehr auffindbar und wurden entweder wieder zugeschüttet oder müssen als verschollen gelten (37 (†), 79 (†), 123 (†)).277) Die kopiale Überlieferung hing zum größten Teil vom Überlieferungsinteresse des jeweiligen Gewährsmanns ab und/oder auch, wie im Falle der Abschriften von Conrad Matthias Haber, vom Zustand des jeweiligen Aufbewahrungsortes. In der Liebfrauenkirche z. B. war der Kirchenboden nicht überall zugänglich und viele der Würdenträger waren im Kreuzgang begraben; über die Grabdenkmale der letzteren hatte Haber zwar auch Aufzeichnungen gemacht, die interessierte Zeitgenossen bei ihm einsehen konnten, die jedoch offenbar nicht erhalten geblieben sind.278) Die von Zacharias Conrad von Uffenbach wiedergegebenen [Druckseite XXXIII] Inschriften an Grabdenkmälern entsprachen seinem antiquarischen Interesse, das er in Form eines der im 18. Jahrhundert beliebten Reiseberichte verbreitete.279) Gustav Schmidt interessierten in St. Paul Grabdenkmale von Belang für sein Urkundenbuch S. Bonifacii et S. Pauli, die bei einer Grabung aufgedeckt und später wieder verschüttet worden waren.280) Auch Doerings Funde in der Liebfrauenkirche beruhten auf einer Grabung.281) Die Photographien, die Daniel Priese aufnahm, stammen aus Grabungen oder sind Funde, die beiläufig gemacht wurden. Sie sind heimatkundlicher Aufmerksamkeit und dem Verantwortungsgefühl des Halberstädter Bürgers zu verdanken sowie dem besonderen Interesse seines Vaters, Prof. Dr. Karl Heinz Priese, Berlin, an Grabdenkmalen geschuldet.

Die Inschriften des Totengedenkens sind nach einem verhältnismäßig festen Formular verfaßt. Während in vorreformatorischer Zeit nach Datum, Name und Würden nur der Sterbevermerk sowie eine Fürbitte genannt werden, tritt, nachdem die Reformation sich in Halberstadt durchgesetzt hatte, seit den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts an die Stelle der Fürbitte mehr und mehr der Fromme Wunsch, vermehrt um Bibelsprüche sowie Trauer- oder Trostgedichte; das Ganze manchmal in bilingualer Form, indem die Bibelstellen nach der Lutherbibel und die Gedichte in Latein wiedergegeben werden. Lateinische Inschriften kommen – hauptsächlich an Totenmalen für Geistliche – über den gesamten Untersuchungszeitraum vor. Die Mehrzahl der Denkmale gilt mit 56 Grabmalen Geistlichen, 35 wurden für Laien eingerichtet. Grabdenkmale für Adelige und Bürgerliche häufen sich seit den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts; meistens wurden sie in deutscher Sprache abgefaßt. Darunter befinden sich 16 Inschriften für Adelige, davon drei in lateinischer Sprache und 13 in Deutsch, unter diesen wiederum waren fünf für weibliche Familienmitglieder bestimmt. Von den 19 Denkmalen für Bürgerliche waren drei für weibliche Angehörige gedacht. Sieben der Inschriften auf bürgerlichen Totenmalen wurden in Latein und neun in deutscher Sprache verfaßt, drei sind bilingual formuliert. Davon wurden unter den fünf Gedächtnismalen für evangelische Prediger, drei lateinisch, eine deutsch und eine letzte zweisprachig abgefaßt; der Sterbevermerk wurde meist in Deutsch wiedergegeben, der Bibeltext wohl der Lutherbibel entnommen, den Bildungsanspruch stellte man dann in lateinischer Sprache, oft in versifizierter Form dar. Auffällig ist, daß die ersten nachreformatorischen Denkmale in deutscher Sprache keinen adaequaten Ersatz für die nun wegfallende Fürbitte aufweisen. Erst seit der Mitte der siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts werden – ähnlich den Fürbitten – Fromme Wünsche wie Dem Gott gnade oder Ähnliches üblich.

Am Anfang der Inschrift steht meist das Datum mit Jahr und Festtags- oder Tages- bzw. Monatsdatierung oder aber zusätzlich die Angabe des Wochentages, seit dem späten 16. Jahrhundert allenfalls um die Todesstunde ergänzt. Es folgen dann Name und Würden sowie der Sterbevermerk und abschließend eine Fürbitte oder – nachreformatorisch – stattdessen ein Frommer Wunsch. Die Datierung beginnt bis in die siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts mit der Wendung Anno domini. Seither setzt sich daneben auch das Anno für sich stehend durch. Die Angabe der Jahreszahl ohne die Jahresbezeichnung findet man fünfmal, in einem Fall in einer versifizierten Inschrift.282) Die Bezeichnungen Anno a nativitate Christi, Anno salutis oder Anno Christi kommen jeweils nur einmal vor.283) Einmal lesen wir auch eine Jahresangabe beginnend mit Anno, folgender Jahreszahl und in direktem Anschluß Iar; mithin eine Doppelung, die hier ein Licht auf das Verständnis von Anno und seine Reduktion auf die Präposition Im (bzw. die Verschmelzung von Präposition und Artikel) bei der Übersetzung wirft.284) So gilt auch in allen deutschen Inschriften als gleichsam durch Gewohnheit eingedeutschter Begriff das lateinische Anno oder Anno Domini. Beispiele für die Festtags-, Tages- oder Monatsdatierung erübrigen sich angesichts der Vielzahl und Differenziertheit der individuellen Möglichkeiten. Die Funktion der jeweiligen Inschriften wird zwischen Sterbevermerk, der bloßen Anzeige des Todes, und Grabbezeugung, der Nennung der Begräbnisstelle, unterschieden. Handelt es sich um einen Sterbevermerk, wird er meist mit obiit – bzw. in der Mehrzahl obierunt – oder auch (placide/in Christo pie) obdormivit, occubuit oder moritur, einmal auch qui decessit, hac vita wenn nicht gar fuit interfectus bzw. deutsch (in Got selig(lichen) entschlafen, entschlief in Christo, ist verschieden, starb, ist gestorben bezeichnet. Eine Grabbezeugung wird durch eine entsprechende [Druckseite XXXIV] Formel wie (hic) sepultus, tumulatus, corpus hic subterratum, huc humatus, (hic) requiescit, oder in deutscher Sprache liegt begraben, ehrlich zur Erde besorgt worden, welcher vor diesem Stein begraben ausgedrückt. Die lateinische Fürbitte lautet cuiusleius (fidelis) anima/quorum anime requiescat/requiescant in (sancta/bona) pace (amen), in Deutsch heißt es in Form eines Frommen Wunsches oft Gott wolle der Seele gnädig sein, der Seele Gott gnade, (der Seele) Gott gnädig sei, dem Gott gnade, Gott verleihe ih/m/r/nen eine fröhliche Auferstehung (amen). Nur sehr selten wird die Geburt oder ein Geburtsdatum genannt. Die Bedeutung der möglichen frühesten Erwähnung in einer versifizierten Grabbezeugung aus dem Jahr 1487 in dem verstümmelten Wort giatum könnte vielleicht – hier im Akkusativ – generatum sein, also in Deutsch gezeugt, geboren vielleicht auch stammend aus, da im Anschluß eine Ortsangabe folgt.285) Sprachlich stellte man in dieser Inschrift durch die Reihung generatum – necatum – commendatum – tumulatum die Stationen dieses Lebens und Todes dar. Die Erwähnung einer Geburt findet man danach zuerst im Jahr 1598, als zwei kurz nach der Niederkunft verstorbene Kinder als geboren–verschieden bezeichnet werden.286) Im Jahr 1619 wird das Geburtsdatum ebenfalls mit der Formel geboren–gestorben parallel zum Todestag gesetzt, was auf einer Grabplatte 1645 unter Hinzufügung der Orte und der Erweiterung geboren–selig gestorben wiederholt wird.287) In lateinischer Sprache war im Jahr 1626 einmal die Wendung nascitur–moritur benutzt worden.288) Auch das Lebensalter wird seit Mitte der siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts, wohl weil seither durch Aufzeichnungen, z. B. in Kirchenbüchern u. ä., die Geburt und daraus resultierend das Alter stärker ins Bewußtsein rückte, mit den Formeln Anno aetatis, Aetatis, Aetatis suae auch (cum) vixisisset annos oder deutsch Sein/ihr/es Alter/s (im ... Jahre) immer öfter angezeigt. Fünfmal wird in den Grabplatten und Epitaphien ein gewaltsamer Tod dokumentiert, wie den Wendungen fuit interfectus, turpi morte necatus oder in Deutsch überfallen und tödlich verwundet, überfallen mit 16 Kugeln erschossen oder jämmerlicher Weise erschossen worden zu entnehmen ist.289)

Die eigentlich früheste Inschrift des Totengedenkens aus dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts, die aber nur außerhalb der offiziellen Zählung erwähnt werden darf, da sie eigentlich zu den Inschriften an Goldschmiedearbeiten zu zählen ist, besteht aus einer Stifterinschrift an einem Kelch, die mit einer Sanctio abschließt, aber auch eine Fürbitte für den Stifter – also eine Inschrift des (zukünftigen) Totengedenkens – enthält (Nr. 12). Denn jedesmal, wenn der Priester den Kelch benutzt, so die Stiftungsabsicht, wird dabei des dann verstorbenen Stifters gedacht. Abgesehen von den Inschriften in Dom und Domschatz befand sich die früheste Inschrift in Halberstadt, die allein dem Totengedenken diente, an der nur kopial überlieferten Grabplatte für den Stifter der Liebfrauenkirche, Bischof Arnulf von Halberstadt (996–1023).290) Ein Teil seiner Gebeine, die nach ihrer Auffindung im Dom im Jahr 1372 und der Aufhebung des ursprünglichen Grabes bei der Tür zum Kreuzgang vor den Hochaltar des Doms umgebettet worden waren, setzte man damals in der von ihm 1005 gegründeten Liebfrauenkirche bei (14 (†)). Davon erfahren wir durch eine auch die Funktion einer Historischen Nachricht erfüllende Grabbezeugung mit den Einzelheiten der Fundumstände und der Wieder- bzw. Neueinbringung der sterblichen Überresten sowie einer abschließenden Fürbitte. Das von Oscar Doering bei Ausgrabungen im Jahr 1899 im Chor der Liebfrauenkirche aufgefundene Grab enthielt in einem Bleikasten neben den sterblichen Überresten auf einem bleiernen Kreuz und einem beigelegten Stein noch zwei Inschriften (14 (†) B, C), welche die Gebeine des Bischofs bezeichneten. Sie sind nach Auskunft des ehemaligen Direktors des Städtischen Museums nach den Grabungen Doerings wieder in das Grab gelegt worden,291) trotz Doerings Angabe, daß „Kreuz, Stein (auf welchen sich die Inschriften befanden, Anm. d. Bearb.) und die Seidenreste (in welche die Knochen eingewickelt waren, Anm. d. Bearb.) ... zurückbehalten“292) worden seien. Ähnlich verhält es sich bei den Überresten des Grabes für Bischof Rudolf I. (1136–1149).293) Auch hier ist die Grabschrift in die Form einer Historischen Nachricht gekleidet (Nr. 62 (†)). Erwähnt wird nur die Beisetzung des Bischofs, der vielleicht fern seiner Heimat den Tod erlitt, im Jahr 1149.294) Die heutige bei dem Grab befindliche Inschrift ist eine Nachempfindung des 19. Jahrhunderts mit historistischem Text. Die Liegefigur könnte aber vielleicht noch aus dem späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert stammen. Deshalb darf man – [Druckseite XXXV] auch aufgrund der Form der Historischen Nachricht – annehmen, daß die nur abschriftlich überlieferte zugehörige vorherige Inschrift ebenfalls erst gegen Ende des 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden sein könnte. Spekulativ würde ein solches Denkmal, wie dasjenige für Bischof Rudolf, und das durch die Inschrift dokumentierte historisierende Interesse zur Amtszeit und Person des Erzbischofs Ernst von Sachsen passen, der offenbar mehrfach Gedenkgrabstätten errichten ließ, wie weitere Denkmale seiner Aegide zeigen.295)

Die steinernen Grabplatten, ob sie noch existieren bzw. ihr Material noch bestimmbar ist, oder solche, die uns in der ein oder anderen Weise überliefert sind, belaufen sich auf 65. In der Summe sind also sowohl die noch vorhandenen enthalten, als auch die nur abschriftlich auf uns gekommenen berücksichtigt ebenso wie die Fragmente, die ihrer Form nach zu den Grabplatten zu rechnen sind.296) Nicht immer ist jedoch die Scheidung vom Epitaph einfach. Aus Metall bestanden vier nicht mehr erhaltene Grabplatten, ohne daß gesagt werden kann, wie viele der steinernen mit Metallapplikationen versehen waren.297) Zwei weitere der Male des Totengedenkens sind wohl aufgrund ihrer Erscheinungsform als Grabsteine zu betrachten.298) Für fünf weitere Denkmale ist das Material, aus dem sie bestanden, nicht überliefert.299) Zu den Epitaphien müssen 15 Erinnerungsmale gerechnet werden, zehn bestehen oder bestanden aus Stein,300) vier aus Holz301) und eines aus beiden Materialien.302) Die ursprünglichen Standorte der erhaltenen Grabplatten in den Kirchen der Stadt sind nur in seltenen Fällen bekannt. Heute sind sie in Liebfrauen an den Längswänden des Kirchenschiffs und in der Taufkapelle aber auch im Kreuzgang aufgestellt, in den übrigen Kirchen – bis auf die untergegangene Paulskirche – werden sie an den Wänden des Innenraums stehend oder hängend, einmal auch an der Außenwand der Moritzkirche aufbewahrt. Manche werden heute, nachdem mit der Einrichtung des Städtischen Museums 1904/05 und dem Liebfrauenkreuzgang, erst recht nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, Auffangbecken für solche Überbleibsel der Vergangenheit geschaffen worden waren, auf deren Gelände aufbewahrt. Voneinander zu scheiden sind Bildgrabplatten, die figürliche Darstellungen enthalten und die auch Wappen in den Ecken aufweisen können, sowie Wappengrabplatten, die oft nur ein Wappen ins Zentrum stellen. Grabsteine weisen meist nur den Fließtext auf. Die Form der Epitaphien kann allerdings sehr unterschiedlich ausfallen; steinern oder auch hölzern und den oder die Verstorbenen – kniend oder stehend – ins Zentrum der Darstellung rückend. Meistens zeigen sie eine Situation der Andacht oder des Gebets. Die allermeisten Grabplatten haben die oder den Verstorbenen in einer Baldachinarchitektur oder einer (meist rundbogigen) Nische stehend – meist frontal – in zeitgenössischer Kleidung abgebildet. Dadurch lassen sich die Stände verhältnismäßig leicht unterscheiden. Nur wenige Ausnahmen gibt es von dieser Regel. Dann steht im Mittelpunkt der Grabplatte das oder die Wappen des oder der Verstorbenen. Das erste Beispiel ist für das Jahr 1597 überliefert.303) Die Inschrift läuft meist am Rand um. Allenfalls wird der Raum über der Darstellung und dem Nischenbogen folgend für das Ende des Textes oder Bibelsprüche genutzt. Nur wenige Grabplatten haben zeilenweise angebrachten Text; dann handelt es sich aber eher um Epitaphien. Dort konnte in den unterschiedlichsten Formen zeilenweise versifizierter oder fließender Text erscheinen.

Die ältesten erhaltenen Grabplatten und Gedenksteine gehören in das dritte Viertel des 14. Jahrhunderts. Die Platte für den gewaltsam getöteten Bürger Johannes von Alsleben diente vermutlich als Gedenkstein und Sühnetafel und hatte als solche wohl lange vor dem Ratskeller gestanden (Nr. 16). Sie wird heute im Kreuzgang der Liebfrauenkirche als einer Erweiterung des Städtischen Museums aufbewahrt. Der Verstorbene kniet in weltlicher Kleidung vor einem Kreuz, die Inschrift läuft am Rand um. In dieser Zeit scheint auch die Schiefergrabplatte für einen Kleriker von St. Moritz entstanden zu sein, deren Bruchstücke bei Ausgrabungen in der Kirche gefunden worden waren (Nr. 19). Heute werden sie an die Westwand des nördlichen Querhausarmes der Kirche gehängt aufbewahrt. Obwohl nur noch [Druckseite XXXVI] wenige Worte des ehemals umlaufenden Textes erhalten sind, läßt sich durch das wiedergegebene Datum des Todestages höchstwahrscheinlich der Verstorbene ermitteln. Sein Vorname – der Beginn des letzten Wortes des überlieferten Textes – begann mit einem L. Da für diesen Tag nur ein einziger Sterbefall im Nekrolog von St. Moritz bzw. St Bonifatii eingetragen ist, wird es sich wohl um jenen Ludolph von Kissenbrugge handeln, der an einem 19. Januar vor 1388 gestorben ist. Für diesen Tag wurden auch Memorien für Ludolph gestiftet, sowohl von ihm selbst als auch nach Ludolphs Tod von seinem Nachfolger im Kirchendienst.

Chronologisch setzt sich die Überlieferung der Grabplatten mit dem Jahr 1402 fort, als der Dekan des Liebfrauenstiftes, Heinrich von Bardorp, starb (Nr. 26). Auch die Platte für den zeitigen Dekan des Bonifatiusstiftes, Heinrich von Münster, der 1411 gestorben ist, wird in Liebfrauen aufbewahrt, ohne daß wir die Gründe dafür kennen (Nr. 29). Gleiches gilt für das Grabmonument der Eheleute von Gittelde/von den Roden (Nr. 30) im Kreuzgang der Kirche. Daran hatte man Raum für den Eintrag der Zehner und Einerzahlen des Sterbejahrs und einer Tagesdatierung freigelassen. Daraus ist zu schließen, daß sie in der Zeit nach 1400 – bis dahin sind die Zahlzeichen vorhanden – und vor dem Zeitpunkt des nachgetragenen Todesdatums des Henning von den Roden vom 24. August 1414 geschaffen worden sein muß. Das Sterbedatum seiner Gemahlin wurde übrigens nie nachgetragen. Diese drei Platten könnten, wie ihre Schrift nahelegt – die beiden früheren gewisser, die letzte weniger sicher – zusammen mit einer vierten (Nr. 37 (†)) in derselben Werkstatt hergestellt worden sein, die wir mit dem Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H4 benennen wollen.304) Ikonographisch wird auf der vierten Platte ein anderer Ansatz verfolgt als auf den anderen. Zwar stehen die Verstorbenen in weltliche Kleidung gekleidet in einer Baldachinarchitektur über der aber die Inschrift als Sammelinschrift zeilenweise verläuft. Die Bruchstücke der verschollenen Platte, die ebenfalls aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts stammen, waren später als Treppenstufen verwendet worden. Sie sind auf dem Gelände hinter dem Minoritenkloster bei Kleinblankenburg gefunden worden. Eine Lichtbildaufnahme ist vorhanden.

Die Grabplatten für zwei Kleriker, einen, der namentlich nicht sicher identifiziert werden kann und vielleicht ein Bertram aus Mutzschen war und der, wie Johannes von Alsleve, vermutlich 1487 ein gewaltsames Ende fand (Nr. 53), und einen Bonifacius Mumme, Kanoniker im Bonifatiusstift (Nr. 49), werden in der Liebfrauenkirche bzw. in St. Moritz aufbewahrt. Sie können jedoch keiner Werkstatt zugeordnet werden.

Eine weitere Werkstatt, die diesmal mit der Sigle Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H5 bezeichnet wird, zeigt sich in den Grabdenkmälern, die für Mitglieder der Familie von Dorstadt nach 1495, vermutlich sogar erst im ersten Jahrfünft des 16. Jahrhunderts (Nr. 58), und für Friedrich von Hoym im Jahr 1510 geschaffen worden waren (Nr. 70). Zwei weitere Grabplatten könnten außerdem noch aus dieser Werkstatt oder aus deren Umkreis herrühren. Eine Photographie zeigt die Grabplatte eines namentlich nicht bekannten Stiftsherrn und Thesaurars der Kirche in St. Moritz, die dort bei Bauarbeiten gefunden und später wieder zugeschüttet worden war (Nr. 79 ). In der Liebfrauenkirche wird ein Grabdenkmal für zwei Prälaten aufbewahrt, den schon 1460 verstorbenen Dekan des Stifts, Johannes Stucz, und den Goslarer Dekan, Tilmann Nauen, der außerdem ein Kanonikat in Liebfrauen innegehabt hatte und am 28. März 1535 gestorben war (Nr. 108). Die Ähnlichkeiten in Ausführung und Schrift der vier Grabplatten werden durch ihr Formular bestätigt, wie die Reihung und Darstellung der Fünfhunderter Zahl in der Datierung mit d, oder die Betonung des Wochentages jeweils mit die domenica und schließlich die Erwähnung des Monatsdatums mit dem vorangestellten Tagesdatum zeigen. Ob auch noch eine weitere Grabplatte von 1520 für zwei wohl ebenfalls miteinander verwandte Kanoniker vermutlich des Liebfrauenstifts in diese Reihe gehört (Nr. 85), läßt sich nicht mit Gewißheit sagen. Die Werkstatt hätte dann etwa eine Generation lang in Halberstadt gearbeitet.

In einen Werkstattzusammenhang, den wir mit dem Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H6 benennen wollen, gehören allem Anschein nach die mit den Nummern 92, 111 und 118 bezeichneten Grabdenkmale. Hier läßt sich aber wegen unterschiedlicher Schriftarten der Nachweis nicht für alle drei eindeutig führen. Deutlich zeigen sich die Schriftübereinstimmungen in den beiden einander zeitlich näheren Platten in gotischer Minuskel aus den Jahren 1524 für den Kanoniker an Liebfrauen Johannes Müller (Nr. 92) und 1538 für den Weihbischof von Halberstadt Heinrich Lencker (Nr. 111), wie schon die Eingangszeilen mit dem leicht links geneigten a im Wort anno und der jeweils in arabischen Ziffern geschriebenen Jahreszahl zeigen. Die dritte Platte für den Nachfolger des Heinrich Lencker, den Weihbischof Johannes Mensing, aus dem Jahr 1547 zeigt die Übereinstimmung in ihrer gesamten Machart, auch wenn hier mit der Kapitalis eine andere Schriftart gewählt wurde (Nr. 118).

[Druckseite XXXVII]

Die Grabplatte für den Dekan des Liebfrauenstiftes Heinrich Horn unterscheidet sich von den übrigen, was Schriftbild wie auch die Machart angeht (Nr. 128). Schon allein die Tatsache, daß die dargestellte Figur den unteren Rahmen durchbricht, kommt weiter nicht vor. Auch die Behandlung der Schrift unterscheidet sich von anderen Grabplatten.

Eine weitere Werkstatt hat die Grabplatten mit den Nummern 151, 153, 173 und 182 geschaffen, der wir die Bezeichnung Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H7 zugewiesen haben. Von dieser Werkstatt wurden alleine drei Grabplatten für die Mitglieder der Adelsfamilie Dorstadt aus der Halberstädter Umgegend geschaffen, die zwischen 1574 und 1587 entstanden sind (Nr. 153, 173, 182). Voraufgegangen war im Jahr 1572 die Grabplatte für eine Frau von Trotha, die aus dem Veltheimer Geschlecht stammte (Nr. 151), und vielleicht gefolgt von einer Grabplatte für einen weiteren Adeligen aus der Umgebung (Nr. 154). Zwei der Platten (Nr. 151, 153) aus den Jahren 1572 und 1574 sind in einer an die Fraktur angelehnten gotischen Minuskel beschriftet. Je vier Medaillons mit einer Ahnenprobe wurden in den Ecken postiert, die die jeweiligen Figuren umgebenden rundbogigen Architekturnischen wurden in ähnlicher Weise mit Rankenornamentik versehen. In den beiden jüngeren Stücken (Nr. 173, 182) wurden bei ansonsten gleichem Vorgehen die Nischenarchitektur mit Beschlagwerkornamentik verziert. Jetzt allerdings war Kapitalis die Schrift der Wahl. Sehr nahe kommt dieser Werkstatt eine Grabplatte aus dem Stift St. Paul, die heute auf dem Gelände des Städtischen Museums aufbewahrt wird. Sie wurde für den Ritter Gotthard von Buchholtz geschaffen, der im Jahr 1574 das Zeitliche gesegnet hat (Nr. 154). Bei sehr ähnlicher Machart und vielfach übereinstimmenden Schmuckformen unterscheidet sich die Kapitalis von derselben Schriftart an den beiden späteren Platten. Übereinstimmungen gibt es hingegen wiederum im Formular. Die Texte beginnen nach dem Anno Domini und der jeweiligen Jahreszahl die Datierung mit dem Artikel Den, dem der Monatstag folgt. Der Sterbevermerk in Gott (selig) entschlafen schließt den Text ab, nur einmal folgt dem Sterbevermerk der Fromme Wunsch Dem Gott Gnade. Vollkommen sicher ist die Zugehörigkeit dieses Werks (Nr. 154) zur Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H7 nicht.

Im Jahr 1577 wurde ein Stiftsherr von Liebfrauen mit dem Namen Heinrich von Recklinghausen, der leider weiter nicht nachweisbar ist, in Liebfrauen zu Grabe getragen (Nr. 159), und im Jahr 1585 wurde der Dekan desselben Stiftes Christian Schwindt begraben und fand unter einer köstlichen Grabplatte seine letzte Ruhe (Nr. 176). Für zwei Kanoniker des Stiftes ließ man im Jahr 1597 eine Grabplatte herrichten (Nr. 194). Vermutlich im selben Jahr wurde eine Barbara, die aus der Familie von Leipzig stammte, Ehefrau eines Heinrich von Dorstadt, beigesetzt. Das Grab wurde anschließend mit einer – heute wie ein Puzzle wieder zusammengesetzten – Grabplatte bedeckt, die – unsicher ob aus Liebfrauen herrührend – jetzt im dortigen Kreuzgang aufgestellt ist, nachdem sie – vielleicht im Zweiten Weltkrieg – fast zerstört worden war. Die Platte für den Prediger an der Paulskirche, Johannes Werninghoff, der im Jahr 1598 verblichen ist, die ehemals in einen der Vierungspfeiler dieser Kirche eingelassen war und ebenfalls durch Kriegszerstörungen beschädigt ist, wird heute beim Städtischen Museum aufbewahrt (Nr. 198).

Zwei Grabplatten aus St. Moritz, die vor 1597 und im Jahr 1598 hergestellt worden waren, sind beide in der Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H8 gefertigt worden. Die Totenmale für die Stiftsherrn Johannes Nachtigal (Nr. 193) und Lorenz Riwender (Nr. 197) stimmen nicht nur ikonographisch in den Einzelheiten überein – von der Aufteilung des Raumes bis zur Ausstattung der Figuren und zur Kleidung der Dargestellten –, auch die Anordnung und Ausführung der Schrift, etwa mit der Ausnutzung des Innenraumes der Architekturnischen passen zueinander. Man sehe sich nur die spitzen A oder die mandelförmigen O und die NE-Ligaturen an. Eine weitere Grabplatte, die vermutlich aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert stammt (Nr. 209), deren genaues Entstehungsdatum aber nicht mehr faßbar ist, weil der Name des Begrabenen auf der beschädigten Platte nicht mehr rekonstruiert werden kann, wird heute in Liebfrauen aufbewahrt.

In einer weiteren Werkstatt, die den Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H9 erhielt, entstanden die Grabplatten für die Prediger in St. Martini, Daniel Sachse und Lambert Ehrentraut, die in den Jahren 1605 und 1606 verstarben (Nr. 223, 225). Auch hier sind die umgebende Architektur und die Zierformen, die gesamte Darstellungsart bis zur Wiedergabe der Schuhe einheitlich. Besonders eindrücklich sind die Buchstaben C und die spitzen A mit dem gerade verlaufenden rechten Schaft. Nachgefolgt sein könnte aus derselben Werkstatt, wenn auch vielleicht nicht von derselben Hand, im Jahr 1620 die Grabplatte für den Diakon Cyriacus Geilfus (Nr. 266). Hier ist die künstlerische Gestaltung jedoch schon freier erfolgt.

Die beiden Grabdenkmale für die Eheleute von Heilingen, den Dechanten an Liebfrauen Georg von Heilingen (Nr. 237) mit seiner Gemahlin (Nr. 236), die eine geborene von Oberg war, und die beide im Jahr 1612 innerhalb weniger Monate nacheinander starben, stammen ebenfalls aus einer Werkstatt. Sie wird mit dem Notnamen Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H10 gekennzeichnet. Schon die [Druckseite XXXVIII] gestuften Nischenbögen zeigen die Übereinstimmung, ebenso wie die Anordnung der Wappen. Die Schrift ist vermutlich jedoch nicht von derselben Hand, wie man schon an der Gestaltung der O sieht. Ob auch die Grabplatte für das Söhnchen des damaligen Thesaurars und späteren Dekans von Liebfrauen Johannes Georg von Britzke, Joachim Christof, aus dieser Werkstatt stammt, ist ungewiß aber möglich (Nr. 227). Der Säugling hatte nur knapp fünf Monate gelebt, er war 1607 geboren und verstorben. Die Gestaltung der Architekturnische und die Anbringung der Wappen auf der winzigen Platte sprechen für eine Zuordnung. Ungewöhnlich ist die Verwendung des unzialen U in der Schrift, das mehrfach vorkommt, in den beiden anderen Grabplatten jedoch fehlt.

Mit der Sigle Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H11 wird hier ein Ensemble aus zwei Wappentafeln (Nr. 221, 240) für die Domherrn Ernst von Hopkorff aus dem Jahr 1604 und Heinrich von Lochow von 1613 sowie dem Epitaph für den gewaltsam zu Tode gekommenen Christoff Sehliger von 1620 aus der Kirche in Wehrstedt (Nr. 256) bezeichnet, deren Schrift identisch ist. Die Schrift ist leicht rechts geneigt und von starken Serifen geprägt, typisch sind die C mit dem unten weiter als oben ausgezogenen Bogenabschnitt. Gewisse Überschneidungen hinsichtlich der Schrift ergeben sich mit der Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H9.

Platten, die heute in Liebfrauen aufgestellt sind und keine Werkstatt zugeordnet werden können, deckten die Gräber einer Catharina Petters, Frau eines fürstlich braunschweigischen Regierungsbeamten (Nr. 245), die 1616 gestorben ist, und des Joachim Greif, eines Vikars an Liebfrauen, der zehn Jahre später starb (Nr. 267).

Mit der Sigle H12 wird die jüngste der Halberstädter Werkstätten gekennzeichnet. Sie umfaßt zwei Grabplatten, die beschädigt und deshalb beide nicht genau datierbar sind – weder nach den genauen Namen der Verstorbenen noch nach einer Jahreszahl. Die beiden Denkmale für eine Frau Schenck von Dönstedt (Nr. 296) und einen Herrn von Veltheim (Nr. 297) stammen nach Schrift und Gestaltung aus einer Werkstatt. Nicht nur sind die Architekturnischen identisch geformt und die Wappen auf dieselbe Weise angebracht, auch die Behandlung der Schriftzeilen mit den schmalen Schriftleisten und die erhabene Ausarbeitung der Schrift sprechen dafür. Es muß eine qualitativ hochwertige Werkstatt gewesen sein, die vielleicht in Magdeburg beheimatet war, wie Übereinstimmungen mit dem Grabdenkmal für Heinrich von Randow, der 1621 verstorben war, im Magdeburger Domkreuzgang zeigen, das von Christoph Dehne oder Lulef Bartels herrühren soll.305) Auch an diesem Denkmal zeigen sich „erhaben, wie auf kleinen Schienen“ die umlaufenden Schriftbänder.306)

Der Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H1 ist vermutlich die Grabplatte für den 1595 verstorbenen Stiftsherrn von St. Bonifatius, Gregor Böttcher, zuzurechnen (Nr. 190), in der auch schon die Totendenkmale für drei Domherren entstanden sind, nämlich für Johannes von Hopkorff 1587, für Heinrich von Stechow im Jahr 1589 für sowie im Jahr darauf für Werner von Bornstedt.307)

Einer weiteren Werkstatt, die ebenfalls schon Grabdenkmale für Domherren angefertigt hatte, muß wohl die Grabplatte für den Kanonikus von Liebfrauen, Balthasar von Beutel, zugerechnet werden, der 1610 gestoben ist (Nr. 231). Zu dieser Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H2 gehören ebenso die beiden Platten für die Domherren Joachim von Britzke und Joachim von Borch, die in den beiden Jahren 1600 und 1601 gestorben waren.308) Typisch sind die langgezogenen Gesichter der Dargestellten, als habe ein Sehfehler den Handwerker geplagt.

Zwei Grabplatten wurden in einer Werkstatt geschaffen, die auch schon Grabdenkmale für drei Heerführer des Dreißigjährigen Krieges hergestellt hatte, die in den Jahren 1643 und 1644 entstanden und im Dom aufbewahrt sind.309) Dieser Werkstatt der Halberstädter Grabplatten H3 müssen nun auch zwei Denkmale in der Liebfrauenkirche und St. Martini zugerechnet werden, die aus den Jahren 1637 und 1645 stammen. Sie wurden geschaffen für den Dekan von Liebfrauen, Christoph Wulff (Nr. 279), und für den Oberst Friedrich Reiß von Eysenberg (Nr. 285). Ähnlichkeiten im Formular ergeben sich besonders zwischen Nr. 285 und DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 267.

Epitaphien, der Begriff bezeichnet Gedächtnismale, konnten, aber mußten nicht räumlich mit der Begräbnisstätte verbunden sein.310) Oft bildeten Grabplatte und Epitaph am Ort des Begräbnisses ein Ensemble, in der Martinikirche in Halberstadt z. B. Nr. 225 und 226 . Die Gattung findet man seit dem 16. Jahrhundert zunehmend in Kirchenräumen oder an den Außenmauern von Kirchen oder in [Druckseite XXXIX] ihrer Umgebung angebracht. Typisch ist – auf die Darstellung bezogen – eine zentrale religiöse oder allegorische Szene, vor der der Verstorbene in Anbetung verharrt. Meist – aber nicht immer – in einen Architekturrahmen eingestellt, geben die Texte Namen und Titel des Verstorbenen, den Sterbevermerk mit einer Form der Datierung wieder, unter Umständen ergänzt um die Verdienste des Verstorbenen bzw. seine Lebensleistung oder sein Schicksal. Auch ein Setzungsvermerk kann hinzutreten, manchmal vermehrt um Hinweise auf das Alter oder den Begräbnisort. Daneben sind es Bibelsprüche, klassische Zitate oder Gedichte, die hinzugefügt werden. Zehn der Epitaphien wurden aus Stein gefertigt, vier aus Holz, zwei davon kombiniert mit Leinwand, und eines aus Stein und Holz. Der Form nach handelt es sich entweder um einfache Platten, meist in Relief mit Andachtsszenen (Nr. 120, 130, 155, 183, 228, 232, 256, 268), aber auch z. T. um eine Mischung von Gemälden mit hinzugefügten vollplastischen Figuren (Nr. 172, 252) oder auch um Gemälde, die zu einer für sich stehenden Grabplatte hinzutraten (Nr. 226 zu 225); in einem Fall handelte es sich um einen Epitaphaltar (Nr. 239). Unbekannten Aussehens bleibt ein Epitaph, vielleicht aber handelt es sich auch um einen Grabstein (244 ), von einem anderen ist zumindest die Inschriftenplatte überliefert (Nr. 293).

Das früheste gewiß als solches identifizierbare Epitaph in Halberstadt außerhalb des Domes stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und war für den Halberstädter Bürger Laurentius Trautenbuel aufgestellt worden, der selbst weiter nicht nachweisbar ist (Nr. 120). Er wird wohl ein älterer Verwandter des Kanzlers der Magdeburger Erzbischöfe Albrecht und Johann Friedrich von Brandenburg, Johannes von Trautenbuhl (1521–1585), gewesen sein, der aus Halberstadt stammte, und möglicherweise wie dieser ein Jurist gewesen ist. Ein Epitaph für den vermutlichen Kurfürstlichen Rat Christof von Leipzig folgte im Jahr 1554 (Nr. 130). Letzteres weist an seinen beiden Teilen dasselbe Steinmetzzeichen auf, das jedoch leider nicht zugewiesen werden konnte. Hier kniet der Verstorbene in voller Rüstung vor einer Kreuzigung. Sein Wappen wurde in einem Aufsatz mit der Angabe der Her- und Aufstellung des Gedächtnismals, die sich vom Zeitpunkt des Todes unterscheidet, zur Hauptplatte hinzugefügt. Das erste Epitaph für einen evanglischen Prediger, Jodocus Otto, wurde im Jahr 1574 oder kurz danach aufgestellt (Nr. 155). Der Verstorbene ist in einer Architektur stehend mit dem Wort Gottes in der Hand abgebildet. Die Inschrift würdigt ihn ob seiner Frömmigkeit, Sitten und Lebensführung und gibt einen Abriß seines „Berufslebens“. Seine Selbstbestimmtheit bis in den Tod ist betont, ein Setzungsvermerk, eine Altersangabe und der Sterbevermerk werden von einer protestantischen Devise abgeschlossen und von einer Bibelstelle in der Nische über seinem Haupt bekrönt. Zwar findet man nur an den Grabdenkmalen für Prediger Hinweise auf die konfessionellen Auseinandersetzungen der Zeit, jedoch allein in der Inschrift für Otto mit den Wendungen expugnato antichristo oder purum dogma evangelii ... fideliter intrepideque ad ultimum vitae anhelitum propagavit einen leicht polemischen Ton. Für ein Ehepaar, das vielleicht gemeinsam in Ermsleben (Harzkreis) begraben liegt, zumindest die Ehefrau des Joachim Blume, Lucia Schuten, fand dort ihre letzte Ruhestätte, schuf vermutlich der Bildhauer Zacharias Bogenkrantz, ein möglicher Schüler des Hans Schenck gen. Scheußlich, dieses Epitaph (Nr. 172).311) Bogenkrantz stammte aus einem Dorf in der Nähe von Ermsleben und war dort als Bildhauer ansässig. Die Hauptplatte des Denkmals zeigt eine vielfigurige Kreuzigung flankiert von allegorischen Figuren, im Giebelaufsatz die Auferstehung Christi als Sinnbild der Hoffnung der Verstorbenen. Der Text im Unterhang mit dem Sterbevermerk und einem Hinweis auf die Begräbnisstätte wird von einem Frommen Wunsch abgeschlossen, im Hauptfeld begleitet von einer Bibelstelle des Johannesevangeliums, die sich auf die Erlösungstat Christi bezieht. Das Denkmal für den Ratsherrn und Großkämmerer der Stadt, Vinzenz Runstedt, führt ein Bibelzitat als Trostspruch auf, an den sich der Sterbende laut dem Text des Epitaphs in seiner Todesstunde bis zuletzt klammerte (Nr. 183). Das Bildepitaph des Predigers Lambert Ehrentraut in der Art eines Priesterbildes, das ehemals bei seiner Grabplatte (Nr. 225) gehangen hatte, stellte den Pfarrer dar, in welcher Form ist nicht bekannt (Nr. 226 ). Das Gedicht, das ihm beigegeben war, nennt in poetischer Form nach einer Captatio Benevolentiae an den Leser Namen und Geburtsort des Verstorbenen, schildert seine Berufslaufbahn sowie den Verlust, den die Stadt durch seinen Tod erleidet. Das zeitlich folgende, fragmentarische Denkmal für die Geschwister Widelauen befand sich früher bei dem Grabmal auf dem Kirchhof beim Salvator- und Elisabethhospital (Nr. 228). Dargestellt ist auch hier eine Kreuzigung. Aus den Wunden des Gekreuzigten fließt Blut in Kelche, die von Engeln gehalten werden. Davor knien die Verstorbenen. Nur fragmentarisch ist das Epitaph für Helene Gocke aus dem Jahr 1610 erhalten geblieben (Nr. 232). Zu erkennen ist außer der Inschrift nur noch eine Frau in zeitgenössischer Tracht. Durch den lateinischen Text der Inschrift erfährt man, daß die Verstorbene der Schwindsucht zum Opfer gefallen war. Das beigefügte Bibelzitat gibt eine Stelle aus der Lutherbibel wieder. Die Epitaphreste waren gemeinsam mit anderen Fragmenten [Druckseite XL] von Totendenkmalen, die Teile der Inschriften wiedergeben, im Jahr 1998 bei Bodenarbeiten südlich vor der Martinikirche gefunden und anschließend auf einen Bauhof verbracht worden. Heute fehlt von ihnen jegliche Spur (Nr. 232, 308, 309).

Über die äußere Form des Epitaphs für Tobias Paurmeister wissen wir nur, daß es „auswendig von Quadersteinen“ gebaut war (Nr. 244 †). Paurmeister gilt als berühmter Rechtsgelehrter und war in seiner Zeit fürstlicher Berater. Im Text sind Name, Titel und Verdienste sowie ein Setzungsvermerk genannt, aus dem hervorgeht, daß er das Denkmal 1614 hat bauen lassen. Ein Nachtrag nennt seinen und seiner Frau Sterbevermerke; sie starben zwei Jahre später innerhalb kurzer Frist. Aus Holz gefertigt ist das mehrgeschossige Epitaph für den Halberstädter Bürger Moritz Blath (Nr. 252). Der Verstorbene kniet hier vor einem Architekturaufbau mit einer gemalten Fons Pietatis als Gnadenbild im Zentrum des Hauptgeschosses. Auf deren oberster Schale steht Christus mit dem Kreuz in seiner Linken. Aus seiner Brustwunde fließt sein Blut in die untere Schale, um die sich viele Menschen drängen. Die Inschrift nennt neben dem Namen, Geburts- und Todestag sowie das Alter des Verstorbenen, seine Ämter und Verdienste. Ein Setzungsvermerk am Ende entlastet seine Testamentsvollstrecker. Ob das Totenmal für Christof Sehliger als Grabplatte oder Epitaph anzusehen ist, muß ungewiß bleiben (Nr. 256). Der Gebetsgestus der Darstellung spricht zumindest für das Letztere. Die Form des Denkmals für den Stadtrichter Simon Gleissenberg spricht eher für ein Gedächtnismal als für eine Grabplatte (Nr. 268). Der Verstorbene ist jedoch hier untypischerweise nicht im Gebetsgestus dargestellt, sondern in Halbfigur mit Handschuhen in der Rechten. Eine Kartusche im Giebelaufsatz enthält in lateinischer Sprache die persönlichen Daten seines Sterbevermerks, in einem weiteren Rahmen unterhalb der Darstellung ein versifiziertes Trostgedicht. Der deutsche Bibeltext läuft auf drei Seiten am Rand um. Die Kapitalis der Inschriften mit Sterbevermerk und Bibelstelle, die sonst eher für lateinische Inschriften vorgesehen ist, drückt hier den Text in beiden Sprachen aus, die Fraktur, sonst im Allgemeinen deutschem Text vorbehalten, wird hier für das lateinischen Gedicht vewendet.

Eine Sonderform des Epitaphs, ein Epitaphaltar, zeigt sich in den Überresten zum Erbbegräbnis der Famile Weste (Nr. 239). Der Altar, der zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch vollständig erhalten war, enthielt, gefaßt in eine manieristische Architektur der Spätrenaissance, unter einem segnenden Christus als oberem Abschluß im Hauptfeld eine Grablegung Christi. Darunter sah man die Darstellung der Familie Weste und im Unterhang die Inschriftentafel. Der Aufsatz fungierte als Retabel eines Altars in der Halberstädter Siechenhofkapelle. Den Siechenhof verwaltete die Familie mehr als achtzig Jahre. Im Jahr 1612 gedachte man mit dem Epitaph in einer deutschen Inschrift der Ehefrau des Hans Weste und zweier ihrer Töchter, die im Verlauf nur eines Jahres verstorben waren. Ein weiteres Denkmal, das dem Gedenken diente, ohne allerdings ein Epitaph zu sein, ist eine Grufttür, die aber eine epitaphähnliche Funktion hatte (Nr. 300). Die genaue Zeitstellung ist nicht bekannt, aber das Stück könnte noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gefertigt worden sein und Verwendung gefunden haben. Dargestellt ist darauf ein unbekannter, verstorbener Kanonikus, dessen durch seinen ebenfalls ungenannten Mitkanoniker und vermutlichen Testamentsvollstrecker gedacht wird. Der Verstorbene kniet im Ornat vor einem Altar, auf dem Kuzifix und Bibel zu sehen sind. Neben Bibelzitaten und einem Spruch, der aus einem Gebet stammen könnte, findet sich ein kontaminiertes Bibelzitat, das sich auf die Freundschaft des Verstorbenen zu seinem Mitkanoniker bezieht. Ähnlich verhält es sich mit einem letzten Denkmal, das dieselbe Funktion hatte. Erhalten hat sich in Klein Quenstedt die steinerne Bekrönung eines Grufteingangs (Nr. 212). Auf dem oberen halbrunden Rand des Reliefs einer Auferstehung Christi ist die Inschrift angebracht. In Worten aus dem Johannesevangelium, die sich auf die Auferstehung beziehen, soll sie als Teil des Totengedenkens der Heilsgewißheit Ausdruck geben.

Um einen Grabstein handelt es sich nach seiner Form bei dem Mal für Hans Harsleben (Nr. 278). Er stammt von dem Kirchhof des Salvator- und Elisabethhospitals. Harsleben war in der Nähe, aber außerhalb Halberstadts erschossen worden, wie der Grabstein vermeldet. Hans Harsleben war 29 Jahre alt. Zwei Psalmen begleiten den Text, in dem Grabbezeugung und Historische Nachricht sich mischen. Ob es sich bei dem Fragment eines Gedächtnismals für eine Elisabeth Winterhauer und ihren Sohn Burchardt Lappen ebenfalls um Grabstein oder Epitaph handelt, läßt sich wegen des fragmentarischen Zustandes nicht mehr sagen (Nr. 293). Nur die Inschriftenplatte ist erhalten. Sie enthält neben einem Segensspruch in lateinischer Sprache, folgend in deutsch das Todesdatum, den Namen sowie das Alter der Verstorbenen und einen Setzungsvermerk – wiederum in Latein. Ihr Sohn, ein Dekan von St. Paul, hatte das Denkmal auch für sich vorgesehen, jedoch blieben Todesdatum und Alter ohne Eintrag. Die Anfangsworte zweier Sprüche, eines Psalms und eine auf einem Psalm beruhenden Lebensweisheit, beenden den Text.

4.2. Inschriften auf Glocken

Abgesehen von den acht Glocken, die als Inschriftenträger im Halberstädter Dom überliefert sind, davon sechs erhaltene und zwei nur kopial belegte, wissen wir von insgesamt noch 23 Glocken aus den Kirchen und Kapellen der Stadt, daß sie Inschriften tragen oder trugen. Von diesen sind 14 noch erhalten und neun nur noch abschriftlich bekannt. Im Gesamtbestand an Inschriften machen die Glocken somit ca. sieben Prozent aus. Die nur kopial überlieferten abgegangenen neun Glocken verhalten sich zur Gesamtzahl an Glocken wie 39 Prozent, zum Gesamtinschriftenbestand wie fast drei Prozent. Die Inschriften, die an ihnen angebracht worden sind, wurden meist in lateinischer Sprache verfaßt. Elfmal wurden in versifizierter Form Aussagen gemacht (Nr. 4, 21, 25 , 31 , 40 , 71, 72 , 73 , 84, 99 , 322 ). Darunter findet man oft meist zweisilbig rein leoninisch gereimte Hexameter,312) einmal auch ein dermaßen gefaßtes elegisches Distichon.313) Auch ungereimte Hexameter und ein elegisches Distichon ohne Reim kommen vor.314) Die restlichen Inschriften geben lateinische Prosatexte wieder.315) Sieben Glocken, die hauptsächlich im 14. Jahrhundert bis 1403 entstanden, weisen als Inschrift den Anfang des Ave Maria auf (Nr. 8, 10, 11 , 15, 21, 24, 27).316) Lediglich deutsche Namensformen kommen in zusätzlichen Glockensignaturen aus den Jahren 1537 und 1667 vor (Nr. 40 , 52). Ein Inschriftenträger mit Inschriften in Latein und Deutsch gibt in niederdeutscher Sprache eine Bitte um Fürbitte wieder (Nr. 71 C). Vier – sämtlich datierte – Glocken sind noch in der Pfarrkirche St. Moritz des ehemaligen Kollegiatstifts St. Bonifatius vorhanden (Nr. 4, 7, 15, 28). Von den sieben für das Liebfrauenstift belegten Glocken mit Inschriften existieren noch drei. Die übrigen vier sind entweder für Kriegszwecke eingezogen, im Bombenhagel des 8. April 1945 zerstört worden oder sind nach dem Jahr 1737, als der Domküster Haber zwei (?) ihrer Inschriften noch wiedergegeben hatte, spurlos verschwunden (Nr. 9, 24, 25 , 27, 31 , 59 , 322 ).317) Aus dem ehemaligen St. Johannesstift sind in der Gemeindekirche St. Johannes zwei Glocken erhalten geblieben (Nr. 10, 21); eine dritte war 1833 umgegossen worden.318) In der Pfarrkirche St. Martini sind sechs Glocken überliefert; drei davon sind noch erhalten (Nr. 8, 39, 71), weitere drei hingegen, die jeweils Ensembles mit den ihnen direkt vorangehenden Glocken bildeten, sind verloren gegangen (Nr. 40 , 72 , 73 ). Aus dem Franziskanerkloster St. Andreas ist noch eine Glocke durch Abschrift überliefert (Nr. 99 ). Eine weitere Glocke ohne Krone und mit durchbohrter Haube aus dem Jahr 1486, die sich im Städtischen Museum erhalten hat, könnte nach der Aussage zweier Photographien mit der Aufschrift „Andreaskloster“, die der Halberstädter Dombaumeister Walter Bolze wohl nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht hatte, von dort stammen (Nr. 52).319) Aus der Siechenhofkapelle ist eine Glocke vom Ende des 13. oder dem 1. Viertel des 14. Jahrhunderts in einer weiteren Photographie überliefert, die offensichtlich noch in einer Glockensammelstelle bzw. auf einem Glockenfriedhof angefertigt worden war (Nr. 11 ).320) Man sieht an dieser Gocke noch die Registriernummer 6/22/2/C. Eine letzte Glocke aus dem Jahr 1520 versieht getreulich ihren Dienst in der Pfarrkirche „Zum Heiligen Berge Gottes“ in Klein-Quenstedt (Nr. 84).

Die ältesten datierten Glocken sind in St. Moritz auf uns gekommen. Sie sind in den Jahren 1281 und 1319 gegossen worden (Nr. 4, 7). Die aus zwei leoninisch gereimten Hexametern bestehende Inschrift der älteren hat apotropäischen Charakter. Darauf folgt die Jahresangabe des Jahres 1281. Vielleicht handelt es sich um ein Werk einer ersten faßbaren Gießerei, die wir Halberstädter Gießerwerkstatt G1 benannt haben. Aus ihr könnten, nach den verwendeten Schriftformen zu urteilen, wenn auch in unterschiedlicher Technik hergestellt, der Taufkessel vom Anfang des 14. Jahrhunderts in der Martinikirche (Nr. 5) und [Druckseite XLII] derjenige aus der Paulskirche aus derselben Zeit, der heute im Domschatz aufbewahrt wird, herrühren.321) Dieser Werkstatt wäre dann aufgrund der Schriftformen vielleicht auch die abgegangene Glocke aus der Siechenhofkapelle vom Ende des 13. oder aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts mit ihrer Ave Maria Inschrift zuzurechnen, die wiederum in der Technik der Glocke von 1281 aufgebracht worden ist (Nr. 11 ). Besonders auffällig sind die spitz zulaufenden unteren Buchstabenenden bei O und linksgeschlossenem unzialem M aber auch das unziale E.

Eine zweite Halberstädter Gießerwerkstatt G2 umfaßt die nach ihrer Schrift älteste Glocke aus der Martinikirche (Nr. 8) und die entsprechende aus der Liebfrauenkirche (Nr. 9), die beide wohl auch um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert gegossen worden sein werden. Zu diesen beiden ist mit Einschränkungen auch noch die älteste Glocke aus St. Johannes zu zählen, die den beiden in den Buchstabenformen sehr nahe kommt, aber wohl etwas später entstanden sein muß (Nr. 10). Besonders zu beachten sind die in Konturschrift aufgebrachten R mit der außen geschwungenen Cauda oder das flachgedeckte A, die in der jüngsten Glocke ein wenig fortgeschrittener wirken. Zweimal geben die Texte den Beginn des Ave Maria wieder (Nr. 8, 10), die Glocke aus der Liebfrauenkirche aber eine lateinische Inschrift, die auf den Klang der Glocke hinweist und damit auf ihre Funktion, die Gläubigen zum Gebet zu rufen (Nr. 9). Möglicherweise lehnt sich der Text an eine Psalmenstelle an. Eine weitere Glocke, die zweitälteste datierte, die ebenfalls in St. Moritz hängt, ist inschriftlich ehestens im Jahr 1319, vielleicht aber auch noch in den Jahren davor von 1315 bis 1317 gegossen worden; leider ist ihre Datierung nicht eindeutig (Nr. 7). Die Schriftformen sind hier weiter entwickelt und abweichend von den bisher erwähnten. Die Konturschrift ist fortschrittlicher. Die Bögen sind schon zum äußeren Bogenmittelpunkt hin spitz ausgezogen. Die Inschrift nennt den Gießer oder den verantwortlichen Geistlichen für den Guß, einen Magister Johannes. Träfe letzteres zu käme ein Magister Johannes in Frage, der nach Schmidt als Stiftsherr zwischen 1239 und 1255 belegt ist.322) Möglicherweise hatte er ja zeitweise das Amt des magister fabrice inne? Wegen der in Frage kommenden nachweisbaren Lebenszeit, kommt er jedoch für den Guß wohl eher nicht in Frage. Sollte jedoch der Glockengießer gemeint sein – wofür die verwendete Formel FACTVM EST HOC OPVS PER MANVS spricht – so wurde vermutet, es könne sich um den Gießer Johannes von Halberstadt, auch Hans Apengeter genannt, gehandelt haben. Hätte dieser Gießer die genannten Glocken oder auch nur eine davon gegossen, so ständen sie am Anfang einer Karriere, die ihn vielleicht nach Quedlinburg und Gernrode und im Anschluß in den Jahren bis 1350 gewiß in den norddeutschen Raum nach Kolberg, Rostock, Lübeck, Kiel, Wismar, Göttingen und Hildesheim oder auch nach Wusterwitz in Brandenburg geführt hat.

Sind die bisher erwähnten Glocken sämtlich mit Inschriften in gotischer Majuskel beschriftet, so tritt mit einer weiteren Glocke aus St. Moritz und deren Guß im Jahr 1376 (Nr. 15) zum ersten Mal in Halberstadt die Schriftart der gotischen Minuskel an einer datierten Glocke auf. Nach der Jahresangabe ist der Beginn des Ave Maria angeführt. Auch eine Glocke aus dem Jahr 1397 für das Johannesstift weist exakt diese Folge auf, allerdings abgeschlossen von einer versifizierten Glockenrede, was nicht ungewöhnlich ist (Nr. 21). Man könnte geneigt sein, auch hier eine Werkstatt zu postulieren, doch scheinen die Inschriftenformen zu stark voneinander abzuweichen. Die Buchstaben auf der älteren Glocke sind mit Modeln sehr unsicher und wackelig aufgebracht worden. Darin gleicht ihr die Anbringungsart an einer Glocke aus dem Jahr 1403, die ebenfalls mit den Eingangsworten des Ave Maria aufwartet, denen getrennt durch eine Kreuzigungsgruppe die Jahresangabe folgt (Nr. 27). Die Buchstaben der Inschrift sind ebenso wenig akkurat angebracht worden. Beide scheinen aber nicht aus einer Werkstatt zu stammen. Eine letzte Glocke aus St. Moritz, die mit einer Inschrift in gotischer Minuskel beschriftet ist, nennt außer der Jahresangabe 1409 nur den Namen; Cantabona lautet er (Nr. 28). Vielleicht hat dieser Klangkörper die Funktion einer Alltagsglocke erfüllt. Nach Größe und Gewicht handelt es sich bei ihr um die drittgrößte von vier Glocken in St. Moritz, was diese Annahme stützen könnte.

Die Inschriften zweier weiterer Glocken in der Liebfrauenkirche wurden wieder in gotischer Majuskel angebracht (Nr. 24, 25 ). Während die erste einen größeren Ausschnitt des Ave Maria in einer mittels Modeln geschaffenen Inschrift zeigt, die etwas wackelig und unsicher angebracht worden sind, ist die zweite im Jahr 1932 Opfer einer Umarbeitung geworden und später im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Wie deshalb die wenigen, auf einer Photographie aus der Nachkriegszeit wiedergegebenen Buchstaben auf einem damals noch erhaltenen Bruchstück der im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstörten Glocke hinsichtlich ihres Alters zu bewerten sind, läßt sich nicht einschätzen. Der erhaltene Inschriftentext in zwei zweisilbig rein leoninisch gereimten Hexametern ist selten. Er spielt sowohl auf die Weihe der Glocke wie auch auf ihre apotropäische Funktion an.

[Druckseite XLIII]

Eine weitere nur noch abschriftlich überlieferte Glocke aus Liebfrauen war, nach ihren Inschriften zu urteilen, sehr ungewöhnlich (Nr. 31 ). Sie läßt sich inschriftlich in das Jahr 1420 datieren. Es steht jedoch nur die reine Jahreszahl. Der überlieferte Text besteht darüberhinaus aus zwei unterschiedlichen Inschriften, von welchen jeweils nur einzelne Bestandteile wie z. B. das liturgische sursum corda des Hochgebets bestimmbar sind. Eine von dieser Aufforderung eingerahmte philosophische Betrachtung über Gegenwart und Zukunft findet sich in einzelnen Junkturen in der theologischen bzw. liturgischen Literatur des Mittelalters, könnte aber scheinbar auch einer Grammatik des Donat entnommen sein. Auch Wendungen wie hic deus est oder plasma dei lassen sich vielfach bei mittelalterlichen Autoren belegen, ohne das der Sinn in einem Zusammenhang mit einer Glocke deutlich wird. Die Aussage scheint sich auf eine Zukunft am Ende aller Zeiten zu beziehen; der Text bleibt jedoch geheimnisvoll. Eine eindeutige Vorlage konnte nicht gefunden werden. Die Ausführung der Inschrift darf also durchaus bezweifelt werden. In denselben Überlieferungszusammenhang gehört ein weiterer Text, der als Inschrift eine Glocke in Liebfrauen geschmückt haben soll (Nr. 322 ). Er ließ sich wegen der Vergleichsbeispiele, die einen Zeitraum vom 13. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts umfassen, als die Abschrfit angefertigt worden war, methodisch exakt nur an das Ende dieses Zeitraums einordnen, hätte aber auch zu jedem früheren Zeitpunkt auf der Glocke angebracht werden können. Viel spricht angesichts der Gesamtsituation für eine Entstehungszeit der Glocke bis zum ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Die versifizierte Funktionsangabe in zwei zweisilbig rein leoninisch sich reimenden Hexametern kommt in vielen Glockeninschriften in ganz Europa vor.

Zwei Werkstätten dokumentieren sich in zwei noch vorhandenen Glocken von St. Martini, in denen sich außerdem zwei Glockenensembles manifestieren (Nr. 39, 40 ; Nr. 71, 72 und evtl. 73 ). Die erste Werkstatt, die wir methodisch korrekt Halberstädter Gießerwerkstatt G3 benennen wollen, könnte, ohne daß es zu beweisen ist, die des Gießers Johannes Floris oder deutsch Hans Blume, gewesen sein. Der Inschriftentext einer der Glocken, die heute im ersten Geschoß des Nordturms hängt, gibt das uralte Glockengebet O rex glorie veni cvm pace323) mitsamt einer Anrufung nach einem Responsorium wieder (Nr. 39). Diese Glocke ist, nach Gewicht und Form zu urteilen, leichter und kleiner als ihr Pendant gewesen und wird deshalb wohl als Sonntagsglocke fungiert haben. Eine Lichtbildaufnahme der ehemals im nördlichen Turm hängenden, heute verlorenen Glocke zeigt, daß beide Glocken nach Form und Schmuck aus derselben Werkstatt stammten (Nr. 40 ). Diese größere Glocke wies dieselbe Inschrift auf wie die Festtagsglocke des Doms, die Dunna, die 1457 gegossen worden war und für die Johannes Floris als Gießer vermutet wird.324) Somit wird wohl auch diese Glocke (Nr. 40 ) in St. Martini als Festtagsglocke gedient haben. Im Jahr 1537 wurde sie vermutlich einem glockenrestauratorischen Eingriff durch einen gewissen Heinrich Linke unterzogen, wie eine weitere Inschrift an diesem Träger zu verstehen ist.

Das zweite Ensemble könnte sogar aus drei Glocken bestanden haben (Nr. 71, 72 , 73 ), die dann sämtlich im Jahr 1511 durch den berühmten Glockengießer Hinrick van Kampen gegossen worden wären. Er hat später, im Jahr 1514, auch noch zwei signierte Glocken für den Dom gegossen, die als Spendeglocken vielleicht eine Funktion bei der Almosenverteilung hatten.325) Die Glocken aus der Martinikirche sind von sehr großem Ausmaß und Gewicht. Noch erhalten ist die größte, im Südturm befindliche, die als Feuerglocke bezeichnet wird. Auf ihre Funktion, die inschriftlich in einem einsilbig leoninisch gereimten elegischen Distichon beschrieben wird, folgt in der gleichen Form der Versifizierung die Gießersignatur des Hinrick von Kampen, beides erhaben ausgeführt als Glockenrede um die Glockenschulter umlaufend. An der Flanke sind einander gegenüberliegend zwei Zitate aus mittelalterlichen Quellen ebenfalls in poetischer Form angebracht. An der zweiten, kleineren Glocke sah man ebenfalls erhaben ausgeführt, an der Schulter umlaufend eine versifizierte Glockenrede, die sich auf die Glockenfunktion bezog, an die sich der Name des zeitigen Pfarrers und ein Gießervermerk samt Jahresangabe anschlossen (Nr. 72 ). Es folgten in einer zweiten, kleineren Zeile in Niederdeutsch Anrufungen und anschließend die Namen der verantwortlichen Kirchenverwalter. Nach demselben Schema wurden 1514 die Inschriften an den Spendeglocken des Domes angebracht, die ebenfalls von Hinrick von Kampen herrühren. Welche Funktion die beiden Glocken in St. Martini hatten, läßt sich nicht mehr sagen. Nach ihren Größenverhältnissen und Inschriften könnte es sich um eine Festtags- und eine Sonntagsglocke gehandelt haben, die aber, da aus dem Jahr 1439 ein Ensemble nicht einmal einhundert Jahre älterer Glocken vorhanden war, welche diese Funktionen erfüllten, eigentlich nicht notwendig erscheinen. Ob sie aber beide nur als Alarmglocken fungiert haben, wie ihre Namen im Volksmund – Feuerglocke und Achtglocke – nahelegen, ist ebenfalls nicht sicher. Vielleicht hatte es sich wieder einmal um ein Prestigeduell zwischen Domkapitel und Stadt [Druckseite XLIV] gehandelt. Urteilt man nach den Entstehungsjahren, so wurde das ältere städtische Ensemble 1439 gegossen. Im Dom war 1454 eine existierende Festtagsglocke, deren Aussehen und Maße wir nicht kennen, um eine prächtige Sonntagsglocke „Osanna“ ergänzt worden. Nach der Zerstörung der Festtagsglocke Ende des Jahres 1454 durch Blitzschlag und Feuer, stand eine neue 1457 gegossene Gloriosa, die „Dunna“ – größer und noch prachtvoller – im Dom zu Verfügung. Vielleicht mußte deshalb 1511 die Stadt ein neues Glockenpaar noch größer und noch schöner gießen lassen, um dem Domkapitel Paroli bieten zu können. Allerdings ist einzuwenden, daß die Martiniglocken von 1511 nach der Inschrift der etwas kleineren diese Glocken anscheinend aus dem Pfarrvermögen finanziert wurden, wie die Namen des Pfarrers und der verantwortlichen Kirchenverwalter nahelegen. Zu diesem Ensemble könnte, wie wohl auch im Dom mit Sonntags-, Festtags- und Uhrglocke, die in den Jahren 1454, 1457 und vermutlich 1460 gegossen worden sind, auch die Uhrglocke in St. Martini gehört haben (Nr. 73 ).326) Nebe, der sie wohl noch gesehen hat, datierte sie in das Jahr 1511, wofür es weiter keinen Beleg gibt. Als große Stundenglocke bezeichnet, trug sie wie die Uhrschlagglocke im Dom ebenfalls eine Inschrift, die sich in Form eines Hexameters auf ihre Funktion bezog. Ob sie ebenfalls in der Werkstatt des Hinrick von Kampen gegossen wurde, kann man nur vermuten; die Parallele im Dom mit dem möglichen Gießer Hans Blume spräche dafür.

Zwei weitere Glocken stammen vielleicht aus ein und derselben Werkstatt, wenn auch definitiv nicht vom selben Gießer (Nr. 59 , 84). Eine abgegangene Glocke aus Liebfrauen war 1496 von dem Halberstädter Gießer Heinrich Becker zu Ehren der Jungfrau Maria gegossen worden. Inschriftlich sind ein Gießervermerk samt Gußdatum und Widmungsangabe daran angebracht. Vierundzwanzig Jahre später war es Beckers Sohn, Nikolaus Becker, der eine Glocke goß, die in der Kirche in Klein-Quenstedt hängt. Ob sie auch für diese Gemeinde hergestellt oder im Lauf der Zeit erworben wurde, ist nicht bekannt. Auch diese Glocke trägt einen Gießervermerk, den des Nikolaus Becker, der hier als Claus Becker firmiert. Die Gießersignatur hat die Form zweier zweisilbig rein leoninisch gereimter Hexameter mit Gußjahr und Gießervermerk als Glockenrede, wie Becker junior sie gerne an seinen Glocken anbrachte.327) Beider Gießerzeichen, wenn es sich nicht um nur eines handelt, das sukzessiv verwendet wurde, sind sehr ähnlich.328) Eine letzte, im April 1945 durch Kriegseinwirkung zerstörte Glocke, die zum Andreaskloster gehörte, hielt Nebe aufgrund von Form und verwendeten Buchstaben für einen Guß Hinricks von Kampen (Nr. 99 ). Dagegen spricht das Gießerzeichen, das nicht demjenigen des Hinrick von Kampen entspricht. Der Text in gotischer Minuskel gab in lateinischer Sprache zwei zweisilbig rein leoninisch gereimte Hexameter wieder, die als Glockenrede die Funktionen der Glocke angaben. Aus dem Andreaskloster könnte vielleicht auch eine im Stadtarchiv aufbewahrte kleine Glocke ohne Krone und mit durchbohrter Haube stammen. Jedenfalls findet sich die Bezeichnung „Andreaskloster“ an zwei von Walter Bolze, dem Halberstädter Dombaumeister in den späten 40er bis 60er oder 70er Jahren, gemachten Photographien, die im Fotoarchiv des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen- Anhalt in Halle aufbewahrt werden. Sie war im Jahr 1486 gegossen worden und 1667 in irgendeiner Weise repariert oder auf andere Art behandelt worden, wie die Ritzung eines M(EISTER) HEINRICH SCHVETZE 1667 zeigt.

4.3. Inschriften an Wand- und Glasmalereien

Nur vier Inschriftenartikel erfüllen die Voraussetzung, in die Kategorie Wandmalerei aufgenommen zu werden. Zu viele derartige Inschriften, die Kirchen und öffentliche oder auch private Gebäude ausgeschmückt haben müssen, sind im Lauf der Jahrhunderte vergangen, zerstört worden oder Um- und Neubauten zum Opfer gefallen. Die ältesten noch erhaltenen Inschriften dieser Art wurden im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts auf die Außenseiten der stuckierten Chorschranken und die Obergaden in der Halberstädter Liebfrauenkirche aufgetragen. Die Inschriften an den Chorschranken waren vermutlich alle Zeit sichtbar, wenn auch in einer mindestens einmal übermalten Form aus dem frühen 16. Jahrhundert (Nr. 2). Sie bezeichnen als Tituli in gotischer Majuskel die in Stuck dargestellten und farbig gefaßten zwölf Apostel sowie Maria und Christus, die sie umgeben, mit ihren Namen. Durch eine relative Chronologie der ältesten in Halberstadt vorkommenden Beispiele dieser Schriftart lassen sie sich in der Folge der Halberstädter Triumphkreuzgruppe im Dom und am Halberstädter Schrank durch ihre Schriftformen auf das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts datieren.329)

[Druckseite XLV]

Im selben Zeitraum, wenn auch vielleicht ein wenig später als die Chorschranken, sind die Inschriften an den Wandmalereien im Obergaden der Liebfrauenkirche entstanden, die sich ursprünglich über die Vierung bis in den Chor erstreckten (Nr. 3). Man hatte sie wohl im Jahr 1661 mit Farbe übertüncht. Erst im 19. Jahrhundert wurden sie durch Lucanus 1830 entdeckt und durch Quast seit 1842/43 wieder aufgedeckt. Vor einer erneuten, figuralen Übermalung des Bildprogramms hatte man zwar Pausen von den Originalen abgenommen, ersetzte aber anschließend die Originalmalereien durch „farbig angelegte Kopien“330), welche „die Maler Pfannschmidt, Schäfer und Ruprecht“331) vornahmen, so daß vor allem die Gesichter im Stile der Zeit in historistischem Geiste verschlimmbessert wurden. Das Ergebnis wirkte „wie eine Verschmelzung von Malerei des 13. und des 19. Jahrhunderts.“332) Dabei „reduzierte und veränderte [man] das Gliederungssystem bis zur Unkenntlichkeit. So standen die Prophetenfiguren dann beziehungslos im Obergaden, in Anordnung und Einzelbildung weit von den Befunden und auch den Pausen entfernt.“333) Erst zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die Wandmalereien wieder aufgedeckt und schließlich am Ende desselben Jahrhunderts bei Restaurierungsarbeiten die noch existierenden Figuren am westlichen Obergaden der Südseite gesichert, gefestigt und restauratorisch behandelt. Die übrigen Darstellungen sind uns heute zwar in den Pausen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts überliefert, die jedoch weder vollständig noch benutzbar sind. Die als Papierrollen aufbewahrten Kopien lassen sich wegen der Fragilität des Materials nicht mehr benutzen.334) Da sowohl zeichnerische Kopien wie auch Lichtbildaufnahmen von den meisten Pausen hergestellt worden waren, müssen diese heute als Primärquellen angesehen werden. Nach dieser Überlieferung wurden die Inschriften im Katalog ediert.

Die farbig gefaßten Prophetendarstellungen auf beiden Seiten am Obergaden wurden begleitet und erläutert von den Namen der Dargestellten. David und Salomon waren einander im entsprechenden Joch im Norden und Süden des Obergadens gegenübergestellt, die Salomon zugeordnete Königin von Saba als Vertreterin der Synagoge der Ecclesia auf der Seite Davids entgegengestellt. Alle vier sind bzw. waren durch Bibelzitate aus den entsprechenden Büchern der Bibel bezeichnet. Es folgen bzw. folgten die Propheten Sophonias, Naum, Jonas, Amos, Oseas auf der Südseite mit ihren Tituli, die außer dem Namen ebenfalls durch jeweils einen Bibelspruch aus den ihnen zugerechneten Werken in ihren Händen repräsentiert sind. Auf der gegenüberliegenden Seite sah man David und Ecclesia, ebenfalls durch Zitate benannt und bekannt, gefolgt von Sprüchen und nicht in allen Fällen den Namen der Propheten Micha, Ioel und Abdias. Keine Pausen existieren von den Kleinen Propheten Abacuc, Aggeus, Zacharias und Malachi.335) Im Chor sind durch Pausen belegt und mit ihren Namen bezeichnet die großen Propheten Jeremias und Ezechiel im Süden und Isaias und Daniel auf der Nordseite. Deren leergebliebene Spruchbänder wurden im Rahmen der historisierenden Ausmalung im 19. Jahrhundert durch nicht ursprüngliche Inschriften ergänzt. Daß die Darstellungen in Beziehung zu einem von Doering vermuteten Halberstädter Prophetenspiel standen, ist wahrscheinlich, läßt sich aber aufgrund der Quellenlage nicht belegen.336)

Deckenmalerei ist in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche zu sehen (Nr. 34). Die Seccomalerei, die vermutlich wie die Malerei des Obergadens im Langhaus in den Jahren 1661/62 übertüncht worden war, wurde 1839 aufgedeckt und bis 1848, dann noch einmal 1878 restauriert und schließlich in den 30er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts gesichert und restauriert. Im Jahr 1999 wurde eine Bestands- und Schadensaufnahme vorgenommen. Das Bildprogramm zeigt einen Thronenden Christus umgeben von zwei Evangelistensymbolen und eine gekrönte Maria mit Kind, die von den beiden anderen Evangelistensymbolen flankiert wird. In den weiteren Gewölbefeldern sind die vier Kirchenväter und zwei Propheten zu sehen, die sämtlich Spruchbänder halten. Des weiteren sind musizierende Engel abgebildet. Das eschatologische Programm, das an den Abbildungen und den Inschriften in den Spruchbändern vermutlich ablesbar war, läßt sich nicht mehr vollständig entschlüsseln, weil von den Inschriften nur noch die auf dem Spruchband in Händen des Matthäussymbols lesbar ist. Die übrigen sind vergangen oder so [Druckseite XLVI] schlecht erhalten, daß sie nicht mehr entziffert werden können. Ob der Anfang des Matthäusevangeliums, der dort zu lesen ist, ursprünglich ist oder das Ergebnis einer Restaurierung, läßt sich nicht mehr sagen. Die Deckenmalerei in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche gehört in einen Zusammenhang mit der Paneelmalerei und dem Altarretabel am selben Ort (Nr. 32, 33). Eine Deckenmalerei in der Johanneskirche zeigt einen jubilierenden Putto, der ein geschwungenes Schriftband in den Händen hält (Nr. 295). Darauf sieht man in goldenen Buchstaben aufgebracht mit dem Gloria einen liturgischen Gesang auch der evangelischen Kirche. Vermutlich wurde die Malerei um die Mitte des 17. Jahrhunderts angebracht.

Insgesamt 21 Scheiben mit Glasmalereien sind uns aus zwölf Fenstern von vier verschiedenen Standorten bekannt geworden. Von dreien dieser Scheiben erfahren wir nur durch abschriftliche Überlieferung (Nr. 208 , 271 , 312 ). Die älteren Inschriften stammen wohl aus der alten Stiftskirche St. Johannes, wie man aus dem inschriftlich überlieferten Standort und der Jahreszahl 1600 schließen muß (Nr. 208 ). Die Johanneskirche war im Jahr 1631 niedergelegt worden. Die Kirche war zuvor nach einem Brand 1587 wiederaufgebaut bzw. wiederhergestellt worden. Die Scheiben hatten durch das antiquarische Interesse eines Halberstädter Buchhändlers namens Helm, der Glasmalereien sammelte, überdauert. Dort sah sie bei einem Besuch der Jurist Ludwig Ferdinand Niemann, der sie uns in seinen Tagebüchern überliefert. Niemann berichtet auch über zwei Bildscheiben, die sich in der Küche des Pfortenhauses befunden und den Namen der vermutlichen Stifterin Anna Heinemann und die Jahrzahl 1631, in einem anderen Fall ein Wappen mit der Wappenbeischrift Ciliax Bergen Mater getragen haben sollen (Nr. 271 , 312 ). Weitere neun Scheiben stammen aus der neuen Johanneskirche, die 1648 fertiggestellt worden ist (Nr. 291). Sie befinden sich heute, in jüngere Fassungen eingebracht, in vier Fenstern im Chor dieser Kirche.337) Sie zeigen die Wappen von neun Stiftern bzw. Stifterfamilien, die wohl sämtlich im Jahr 1647 diese Scheiben oder auch ganze Fenster zur Ausstattung der neu errichteten Kirche gestiftet hatten. Ein weiterer Hauptteil der erhaltenen Scheiben rührt aus dem Schützenhaus in Bossleben her. Die Fenster dieser Einrichtung sind am Anfang des 20. Jahrhunderts (nach 1902 und vor 1909) durch Repliken ersetzt worden und die Originale sind in das Städtische Museum verbracht worden.338) Die zum größten Teil in Schmelzfarben ausgeführten Scheiben sind dann später neu zusammengestellt und in neue Bleie gefaßt worden. Da sich die Originale von den Kopien nicht scheiden lassen, aber auch mehrfache Anbringung von Wappen möglich waren, wurden in den Katalog sämtliche Scheiben aus dem Bearbeitungszeitraum aufgenommen. In den 27 Fenstern sind nur einige wenige mit Inschriften versehen, die zumindest nach den auf ihnen vermerkten Jahreszahlen vielleicht noch vor dem Ende des Bearbeitungszeitraums entstanden sein können. Die Scheiben enthalten Namen und „Wappen von Vorständen und Mitgliedern der Schützengesellschaft oder von solchen Männern, die als Mitglieder von Behörden zu ihr in Beziehung getreten sind.“339) Diese werden meistens ergänzt durch eine Jahreszahl. Ob diese Jahreszahlen auch den Zeitpunkt der Herstellung der Scheiben exakt wiedergeben, kann dadurch jedoch nicht sicher festgestellt werden. Aufgenommen wurden nach einer Durchsicht aller Scheiben nur diejenigen, die eine Jahreszahl aus dem Bearbeitungszeitraum aufwiesen oder wenn der Wappenführer für diese Zeit durch andere Quellen belegt ist; so der Halberstädter Bürger Hans Alslebe im Jahr 1609 (Nr. 229), der auch in anderen Inschriften Niederschlag gefunden hat (Nr. 206, 238 (†)). Ebenso die adeligen Domherren Philipp Ludwig Spitznase und Caspar Wrampe (Nr. 253). Ihre Wappenscheiben tragen die Jahreszahlen 1619 und 1621. Auch der Stiftsherr von St. Paul Arnold von Landsberg wird im letztgenannten Jahr mehrfach erwähnt (Nr. 259), zuletzt in einem Fenster zusammen mit einer Scheibe des 1592 als Ratsherrn belegten Zacharias Dibbe (Nr. 260).

Ungewöhnlich ist ein Glashumpen aus dem Jahr 1579, wie die darauf erwähnte Jahreszahl aussagt (Nr. 165). Er war in Scherben bei archäologischen Grabungen am Hohen Weg gefunden worden. Seine exakte Provenienz ist ungeklärt. Nachdem die Scherben gesäubert und wieder zusammengesetzt worden waren, stellte man fest, daß darauf Genreszenen aus dem Bergbau zu sehen sind, die durch aufgemalte Bildbeischriften erläutert werden. Leider ist der Humpen nach wie vor fragmentarisch, so daß die Sujets zwar erkennbar und die Inschriften teilweise lesbar, aber wegen der Bruchstückhaftigkeit des Textes leider nicht genau gedeutet werden können.

[Druckseite XLVII]

4.4. Inschriften der Ausstattung

Inschriften an kirchlichen und profanen Ausstattungsstücken finden sich in 66 Katalognummern, zählt man die 13 Inschriftenplatten aus Blei oder Kupfer mit, die in den Turmkugeln aufbewahrt wurden. Der höchste Rang in der Ausstattung einer Kirche kommt gewiß den Altarretabeln zu. Es handelt sich um insgesamt drei erhaltene Altaraufsätze aus vermutlich ebensovielen Kirchen, läßt man den Epitaphaltar aus der Siechenhofkapelle beiseite (Nr. 239), der unter den Inschriften des Totengedenkens schon angesprochen wurde (Nr. 33, 35, 60). Der älteste Altaraufsatz steht in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche (Nr. 33). Er läßt sich nicht ohne die zugehörige Holzvertäfelung, die ihn umgibt, in den Blick nehmen (Nr. 32). Das Retabel entstand in der Zeit um 1420 bis 1430 und spiegelt nach den Forschungen von Eva Fitz den Einfluß kölnischer und westfälischer Malerei wieder und weist Verbindungen mit Glas-, Wand- und Tafelmalereien im Dom auf. In einen Zusammenhang mit dem Altarretabel gehört die Vertäfelung, die zur selben Zeit entstand und den Altaraufsatz umgibt. An beiden befindet sich dasselbe Wappen. Wie Fitz dargelegt hat, stammt die Paneelmalerei von Michael Wispach, der auch in Erfurt gewirkt hat. Die Inschriften in gotischer Minuskel geben die Namen der dargestellten Heiligen und die Fürbitten der Stifter wieder. In einen Zusammenhang mit diesen Werken gehört auch die Deckenmalerei der Kapelle, die an anderer Stelle abgehandelt wurde (Nr. 34 in 4.3. Die Inschriften an Wand- und Glasmalereien). Ein weiterer Altar in der Andreaskirche, der aus der Halberstädter Moritzkirche stammt, wurde allenfalls geringfügig später geschaffen (Nr. 35). Auf ganz ähnliche Art wie an dem Ensemble aus der Barbarakapelle wurden auch hier die Namen der dargestellten Heiligen um die Nimben trassiert. Sibylle Lauth sieht den Altar stilistisch im Zusammenhang mit den Malereien in der Redekin-Kapelle im Magdeburger Dom und weiteren Retabeln in Havelberg (Lkr. Stendal) und Flötz (Stadt Zerbst/Anhalt), die Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden sind. Von einem letzten Altarretabel, dessen Herkunft unbekannt ist, haben sich zwei Flügel erhalten, die sich heute im Städtischen Museum in Halberstadt befinden (Nr. 60). Sie sind wohl kurz nach 1500 entstanden. Nach den verwendeten Inschriften zu schließen, war er für eine Kirche in der Diözese Halberstadt bestimmt. Die beiden Flügel zeigen Szenen aus dem Leben des Apostels und Evangelisten Johannes mit Inschriften, die dem Johannesevangelium entstammen bzw. in der Liturgie des Johannestages verwendet wurden.

Ein Triumphkreuz, das wohl aus der Mitte des 15. Jahrhunderts herrührt, hat sich in St. Martini erhalten (Nr. 42). Der Kreuztitulus, der es schmückt, muß möglicherweise als kopiale Überlieferung angesehen werden.340) An einem Triumphbogen in der niedergelegten Kirche St. Paul soll ein Renovierungsvermerk aus dem 16. Jahrhundert gestanden haben (Nr. 215 ).

Nur sechs Skulpturen aus dem kirchlichen Umfeld, an denen Inschriften angebracht wurden, sind erhalten geblieben (Nr. 69, 74, 75, 76, 77, 78). Das älteste Stück ist eine Kreuzigung mit einer Stifterdarstellung des Edelherren Friederich van Hoym von 1508 (Nr. 69). Sie ist nahezu identisch mit einer Kreuzigung desselben Stifters im Halberstädter Dom. In derselben Werkstatt, die diese Skulpturen schuf, deren datierte Werke zwischen 1508 und 1517 entstanden sind und der Edgar Lehmann die Bezeichnung „Katharinenmeister“ verliehen hat, sind wohl auch mehrere Werke im Dom entstanden.341) Dieser Werkstatt wies er auch die unter den Nummern 74, 75, 76, 77, 78 aufgeführten Werke zu, wiewohl das nicht auf alle diese Standbilder mit Gewißheit zutreffen muß.342) Manches scheint nur im Umkreis dieser Werkstatt geschaffen worden zu sein. Die Statue des Apostels Andreas, die inschriftlich auf den Dezember 1511 datiert ist, weicht ein wenig von dem Schema der übrigen Figuren ab (Nr. 74). Das Wappen an der Konsole konnte ebenso wie die daran befindlichen Initialen HL nicht zugewiesen werden. Die weiteren Statuen, die, wie die datierte der Anna Selbdritt, wohl etwa zur selben Zeit entstanden sind, stehen jeweils auf Konsolen, die in einem Wappenschild ein A aus der gotischen Majuskel tragen (Nr. 75, 76, 77, 78).

Eine Kanzel, die reich mit Schnitzarbeiten und diese erläuternden Inschriften geschmückt ist, sieht man in der Pfarrkirche St. Martini (Nr. 191). Ihr Bildprogramm gibt in acht Abbildungen, jeweils in Kartuschen und Spruchbändern durch Inschriften aus Bibel und Katechismus erläutert, das lutherische Glaubensbekenntnis wieder. Im Gegensatz zur nur drei Jahre vorher errichteten Domkanzel, die ihrer Funktion in einer gemischtkonfessionellen Gemeinschaft Rechnung tragen mußte, steht hier eine eindeutige konfessionelle Aussage.343) Fragmente eines Kanzelkorbes werden heute in einem Depot des Städtischen Museums aufbewahrt (Nr. 299). Nicht ganz gesichert ist, ob die Kanzel noch aus der ersten [Druckseite XLVIII] Hälfte des 17. Jahrhunderts stammt. Die Inschriften geben die Namen der dort abgebildeten Evangelisten wieder. Vielleicht hat sie vorher in der Halberstädter Moritzkirche Dienst getan. Eine Kanzel aus der Dominikanerkirche St. Katharinen wird unter den nicht-aufgenommenen Inschriften abgehandelt. Weitere Arbeiten in Holz haben sich nur aus profanen Zusammenhängen erhalten. So das Halberstädter Stadtwappen, das die Jahreszahl 1516 trägt und wohl als kopiale Überlieferung des 19. Jahrhunderts angesehen werden muß (Nr. 81 ). Noch im Original erhalten blieb die Schützenlade aus dem Jahr 1600, die die Namen der Schützenmeister und der Viermänner der Schützen aufweist (Nr. 204). In dieser Neuen Lade wurde – wohl unter anderem – das Kultbild der Schützenbruderschaft, eine Pietà, aufbewahrt (Nr. 6 ).344) An einem untergegangenen Beichtstuhl der Johanneskirche war die Devise eines Oberpredigers dieser Kirche angebracht (Nr. 276 ).

Vier Bildnisse haben sich erhalten, die von Inschriften erläutert werden, oder es gibt Nachrichten darüber. Das älteste Porträt trägt ein Datum des Jahres 1597 (Nr. 196). Es zeigt den Landesherrn Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg. Die Inschrift auf dem Rahmen bezieht sich auf die erneute Stiftung des Schützenfestes durch ihn. Der Rahmen läßt sich nicht genau datieren, könnte aber erst im 17. Jahrhundert hergestellt worden sein, um das ehemals größere Gemälde aus dem Ende des 16. Jahrhunderts nun auf die Maße des Rahmens zugeschnitten fassen zu können. Damit könnte es sich bei der Inschrift um eine kopiale Überlieferung handeln, weshalb das Porträt auch unter dem Datum 1597 in den Katalog aufgenommen wurde. Ein Porträt des Schwedenkönigs Gustav Adolf mit Titel und der Datierung 1632 auf dem Rahmen wird ebenfalls im Städtischen Museum aufbewahrt (Nr. 273). Leider sind weder Herkunft noch die Entstehung dokumentiert. Vermutlich ist es erst nach dem Tod des Herrschers 1632 bei Lützen entstanden. Die Schriftformen sprechen für eine Entstehung nach 1632 aber noch vor 1650. Zwei Pfarrerbildnisse sind in der Martinikirche überliefert (Nr. 284 , 298). Das Bildnis des Pfarrers Friedrich Kornmann, das wohl nach 1644 geschaffen worden sein wird, ist im Original nicht mehr vorhanden, seine Titulatur als Bildbeischrift jedoch belegt. Ein Porträt eines Pfarrers von St. Martini mit einem Wahlspruch wird in demselben Gotteshaus noch immer bewahrt (Nr. 298). Die Entstehungszeit ist nicht bekannt, wird aber in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelegen haben, vielleicht an dessen Anfang, wenn es sich um die Devise des Pfarrers Isaias Silberschlag handeln sollte.

Zwei Erzeugnisse der Kleinkunst sind im Stadtmuseum bezeugt bzw. im Franziskanerkloster aufbewahrt. Das ältere, das aus einer Marienbruderschaft hervorgegangen ist und in der Halberstädter Schützengesellschaft überliefert wurde, trug eine Inschrift aus dem Jahr 1316, das zweite aus der Zeit um 1460 wird in der Franziskanerkirche St. Andreas aufbewahrt (Nr. 6 , 44). Beide sind bzw. waren aus Alabaster gefertigt. Das für die Marienbruderschaft geschaffene Kultbild ist nach seiner Inschrift 1316 geweiht worden und über die Vereinigung mit der Sebastiansgilde schließlich an die Schützengesellschaft gekommen, wo es zu jedem Schießen auf den Tisch der Schützenherren gestellt wurde. Es bestand aus farbig gefaßtem Alabaster und existierte noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts, als es zusammen mit weiteren Zimelien der Schützenbruderschaft in das Städtische Museum in Halberstadt verbracht worden war.345) Nach seiner Inschrift 1316 geweiht, wäre es die älteste datierte Alabasterpietà auf deutschem Boden gewesen. Ein Relief der Anbetung der Hl. Drei Könige, das ursprünglich vom Hochaltar der Liebfrauenkirche stammt, befindet sich heute in der Andreaskirche. Jetzt sieht man nur noch einen Buchstaben auf dem Kästchen, das einer der Könige in Händen hält. Eine Bildbeischrift, die noch im 18. Jahrhundert zu lesen war, ist zwar überliefert, aber heute verschwunden.

Zwei Taufen haben sich in der Martinikirche und in Liebfrauen erhalten. Beide bestehen aus Metall, wohl Messing, Bronze oder einer ähnlichen Legierung (Nr. 5, 243). Der ältere Taufkessel vom Anfang des 14. Jahrhunderts in der Pfarrkirche St. Martini mit einem Bildprogramm aus der Jugend Christi bis zu seiner Taufe im Jordan – mithin auch ein Stück Mariengeschichte – stimmt mit einer weiteren Fünte aus der St. Paulskirche überein, die heute im Domschatz aufbewahrt wird.346) Beide stammen aus derselben Werkstatt. Weitgehend identisch sind Bildprogramm und Inschriften, letztere bis in die Form ihrer Fehler. Beide sind sie um das Jahr 1300 vermutlich in derselben Halberstädter Gießerwerkstatt G1 entstanden, in der vielleicht auch eine Glocke in St. Moritz und möglicherweise eine verlorene für die Siechenhofkapelle gegossen wurden.347) Ob auch die zweitälteste datierte Halberstädter Glocke von 1319 aus dieser Werkstatt herrührt, läßt sich nicht sagen.348) Das zweite Taufbecken ist nachreformatorisch und im Jahr 1614 – zehn Jahre nach der endgültigen Reformation der Liebfrauenkirche – von dem Gießer [Druckseite XLIX] Matthias Kipman gegossen worden (Nr. 243). Außer einer gekrönten Jungfrau mit Kind auf dem Deckel fehlen bildliche bzw. figürliche Darstellungen. Unter den Wappen der Stiftsherren liest man nur ihre Namen und zwei sich auf die Taufe beziehende Bibelworte in deutscher Sprache aus der Lutherbibel. Klarer ließ sich das lutherische Prinzip sola scriptura nicht in Szene setzen.

Aus Metall sind oder waren auch die fünf überlieferten Leuchter, die in Liebfrauen, St. Moritz und im Städtischen Museum auf uns gekommen sind. Der älteste und sicher spektakulärste ist ein Standleuchter aus dem Jahr 1475 (Nr. 47). Er war von dem zeitigen Scholaster und späteren Dekan der Liebfrauenkirche, Dietrich Block (vgl. Nr. 57 ), gestiftet worden. Der dreiarmige Leuchter trägt auf Schaftring und Standfuß das Datum seiner Herstellung und den Vorläufer eines Verses des Textes, den wir noch heute nach der Melodie von Michael Praetorius (1571–1621) in dem Kirchenlied „Es ist ein Ros entsprungen“ zu Weihnachten singen. Eine Leuchterkrone, die heute in der Vierung der Moritzkirche hängt, eine filigrane Durchbruchsarbeit, trägt das Entstehungsdatum im Jahr 1488 (Nr. 54). Ornamente und Zahlensymbolik übertragen die Mauer des zwölftorigen Jerusalem, als visio pacis, auf das Kirchengebäude. Eine weitere Lichtkrone aus St. Moritz trägt das Jesusmonogramm und die Jahreszahl 1517 in arabischen Ziffern (Nr. 82). Von einem Leuchter, der die Liebfrauenkirche schmückte, wissen wir nur das darauf verzeichnete Jahr, nämlich 1546 (Nr. 117 ). Die jüngste Laterne, die sog. Hilariuslaterne, ist weltlichen Ursprungs (Nr. 147). Sie wurde 1568 hergestellt und trug außer der Jahreszahl die Initialen M R. Am Tag von Wahl und Einsetzung des Rates am Hilariustag (13. Januar) eines jeden Jahres wurde sie verwendet, um – vor den neugewählten Ratsmitgliedern hergetragen – deren Weg zum Festmahl ins Rathaus zu weisen.

4.4.1. Inschriften an Liturgischem Gerät und auf Goldschmiedearbeiten

Insgesamt sechzehn Kelche, zwei Patenen, ebensoviele Oblatendosen und eine Abendmahlkanne haben sich in oder aus Halberstädter Kirchen erhalten. Sieben dieser Kelche, davon sechs, die noch vor 1902 im Gebrauch der Martinikirche waren und später vermutlich den Wirren und Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer gefallen sind, und einer aus St. Moritz, der im 18. Jahrhundert umgegossen wurde, sind nur kopial überliefert. Der älteste Kelch wurde wohl am Ende des 13. oder eher noch am Anfang des 14. Jahrhunderts geschaffen. Er befindet sich heute in Schweden (Nr. 12). Vier Kelche aus dem 15. und einer aus dem 16. Jahrhundert sind wohl alle noch als Meßkelche geschaffen worden (Nr. 50, 55, 61, 65, 98). Nur für den jüngsten von 1580 aus St. Johannes ist das nicht sicher, da nicht gewiß ist, ob er für das gleichnamige noch katholische Stift oder in die schon protestantische Kirchengemeinde gestiftet wurde (Nr. 168). Die restlichen neun sind vermutlich sämtlich schon als Abendmahlkelche anzusehen, davon sind sieben jedoch nur kopial überliefert (Nr. 213 , 224 , 247 , 258 , 274 (), 301 , 302 ). Der Kelch, der sich heute in Östra Ryd in Schweden befindet, wurde von einem Halberstädter Dignitär gestiftet und er ist der einzige mit einer versifizierten Inschrift aus zwei leoninisch gereimten Hexametern und einem Pentameter im selben Reimschema (Nr. 12). Der Text mit der Stifterinschrift, die mit einer Anrufung und einer Fürbitte verbunden ist, wird von einer Poenformel abgeschlossen. Der Kelch, der vielleicht von einem Magdeburger Goldschmied geschaffen wurde, hatte in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges seinen Weg nach Schweden gefunden. Die übrigen Kelche aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die aus den ehemaligen geistlichen Einrichtungen St. Johannes und St. Andreas stammen, zeigen hauptsächlich Anrufungen bzw. Nomina Sacra, Kreuztituli und Jahresangaben oder -zahlen u. U. auch Gewichtsangaben (Nr. 50, 55, 61, 65, 98, 168). Nur der älteste der allein kopial überlieferten Kelche aus St. Martini, der vermutlich noch aus dem 16. Jahrhundert auf uns gekommen ist und der wegen seiner Überlieferungslage als letzter eingeordnete, weist noch Anrufungen auf (Nr. 213 , 302 ). Für die folgenden drei aus dieser Pfarrkirche überlieferten sind nur die Jahreszahlen ihrer Entstehung bekannt (Nr. 224 , 247 , 258 ). Ein Kelch aus St. Moritz, der wohl 1633 gestiftet und 1752 erneut hergestellt worden ist, weist unter dem Fuß die Namen der Verantwortlichen für die Erststiftung auf und muß deshalb wohl als eine Sonderform der kopialen Überlieferung gelten (Nr. 274 ()). Ein Abendmahlkelch aus Klein-Quenstedt beginnt mit dem Stiftungsdatum, es folgen die Namen der Stifter, und abgeschlossen wird der Eintrag mit Initialen, die wohl den Ehestand der Stifter erläutern (Nr. 277). Die beiden verbliebenen Kelche, einer von 1640 und ein undatierter, warten mit Anrufungen (Nr. 280, 301 ), Kreuztitulus, Stiftername und -datum sowie einer Gewichtsangabe auf (Nr. 280).

Zwei Patenen aus St. Martini und St. Johannes sind uns bekannt geworden. Während die ältere nur mit der Jahreszahl 1559 bezeichnet war, sieht man auf der zweiten ein Meisterzeichen in Form eines Buchstabens und einen Jahresbuchstaben (Nr. 140 , 304). Von zwei Oblatendosen, die sich in St. Johannes und St. [Druckseite L] Moritz erhalten haben, wurde zumindest nach den Inschriften auf den Unterseiten diejenige in St. Moritz aus dem Jahr 1640 in der Goldschmiedewerkstatt hergestellt, die im selben Jahr auch einen Kelch für St. Johannes schuf und hier den Notnamen „Halberstädter Goldschmiedewerkstatt von 1640“ erhalten soll (Nr. 280, 281). Eine zweite Büchse für St. Johannes, deren genaues Entstehungsdatum nicht bestimmbar ist, trug einen Kreuztitulus (Nr. 303). Bleibt noch eine nicht mehr erhaltene Kanne aus der Pfarrkirche St. Martini, die jedoch ursprünglich in die St. Paulskirche gehörte, die die Jahreszahl 1632 trug (Nr. 272 ).

Aus dem profanen Bereich sind noch zwei Werke der Kleinkunst auf uns gekommen. Es handelt sich um einen kleinen, natürlich gestalteten Vogel, der Teil einer Schützenkette der Schützengesellschaft war (Nr. 121). Er besitzt Augen aus Rubinen und wurde aus einer Metallegierung gefertigt. Unter seinem Schwanz sind mehrere Namen eingraviert und die Jahreszahl 1586 wird überliefert. Da einer der fast erloschenen Namen entziffert und mit einem Halberstädter Bürger identifiziert werden konnte, der in den Steuerlisten der Stadt von 1531 zu finden ist, wird die kleine Kostbarkeit im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts entstanden sein, jedenfalls nach 1531, als durch die Vereinigung von Marienbruderschaft und Sebastiansgilde die Halberstädter Schützengesellschaft entstand.349) Ein sogenannter „Willkommen“, ein Pokal aus Silber, der von einer Statue des Hl. Sebastian, dem Patron der Schützen, auf seinem Deckel bekrönt und auf das Jahr 1618 datiert war, ist leider noch vor 1902 abhandengekommen (Nr. 251 ).

4.4.2. Inschriften auf Inschriftentafeln aus Turmhelmen

Die Texte von dreizehn Inschriftentafeln, die sich in Turmkugeln der Liebfrauen- und der Martinikirche befunden haben, in zwei Fällen auch an nicht bekannten Stellen, und aus diesen Behältnissen bei Reparaturen oder Erneuerung entnommen und durch neue Dokumente ersetzt oder auch nur abgegossen wurden, wenn die Originale später wieder restituiert wurden, haben sich im Städtischen Museum erhalten. Sie sind bzw. waren meist aus Blei und transportieren Historische Nachrichten von Reparaturarbeiten oder Wiedererrichtungen von Kirchendächern oder -türmen. Die ältesten dieser Platten sind aus der Liebfrauenkirche überliefert. Sie entstanden nach Dachdeckerarbeiten in den Jahren 1394 und 1399. Im Jahr 1394 zeigt der damalige Dekan des Stiftes Heinrich von Bardorp (Nr. 20 (†), vgl. zu Bardorp auch Nr. 26, unter Nennung des Dachdeckermeisters die Reparatur des nordwestlichen Turmes der Kirche an, gleichzeitig weist er auf Arbeiten an den südlichen Türmen in den vorangehenden Jahren hin. Fünf Jahre später gibt derselbe Dekan erneut Nachricht über Arbeiten an diesem nordwestlichen Turm, nachdem dieser am 26. Juni 1399 von einem Blitzschlag getroffen und nach einem dadurch verursachten Brand eingefallen war (Nr. 23 (†)). Ein Dachdecker wird dieses Mal nicht genannt. Diese beiden Inschriftentäfelchen scheinen von derselben Hand beschriftet worden zu sein, wie ein Schriftvergleich nahelegt. Wir wollen sie hier mit dem Notnamen „Meister der Liebfraueninschriftenplatten“ nennen. Von erneuten Arbeiten an einem Turm der Kirche – aber nicht an welchem – erfahren wir erst wieder im Jahr 1602, als die Mitglieder des Kapitels unter der Führung des Dekans Georg von Heilingen die Arbeiten anzeigen (Nr. 217 (†)). Im Jahr 1613 werden nur die residierenden Kanoniker genannt, ohne die Ursache der Schäden, den genauen Ort und die Art der Arbeiten anzugeben (Nr. 242 (†)). Da die Tafel wiederum im nordwestlichen Turm gefunden worden ist, werden die Arbeiten vielleicht auch dort stattgefunden haben. Im Jahr 1624, am 6. Oktober, kündet zum letzten Mal eine weitere Inschriftenplatte aus dem nordwestlichen Turm unter Nennung der Kanoniker des Stifts von Reparaturen (Nr. 265 (†)). Weitere sechs Inschriftentäfelchen haben sich aus der Pfarrkirche St. Martini erhalten. Da sowohl der Stadt für den oder die Türme als auch der Kirchengemeinde die Sorge zumindest für das Kirchenschiff oblag, findet man unter den genannten Verantwortlichen Bürgermeister und Rat und – wenn betroffen – auch die Kirchengemeinde, wiewohl sich beides auch kreuzen konnte. In den beiden Platten aus dem Jahr 1580 sind sowohl die Ratsherren wie auch die Alterleute der Kirche, weiter der Turmwächter und die Dachdecker und Kannegießer genannt, die für größere Reparaturen an drei Seiten des Baus oder eines der Türme verantwortlich zeichnen (Nr. 166, 167). Manche von den Erwähnten werden auf einer weiteren Tafel zu Reparaturen im Jahr 1586 erneut genannt. Jetzt unter Hinzufügung des Ratsdieners und Stadtschreibers (Nr. 179). Die Buchstaben dieser drei Inschriftentafeln wurde alle mittels Prägestempeln hergestellt. Im Jahr 1602 waren offensichtlich erneut Baumaßnahmen nötig gewesen, ohne daß wir wissen welche (Nr. 218, 219). Dieses Mal werden aber nur die Verantwortlichen der Stadt und die Handwerker erwähnt, so daß zu vermuten ist, daß nur einer der beiden Türme, wohl der nördliche, betroffen war. Eine weitere Inschriftentafel aus der Martinikirche liegt nur noch anhand einer Edition des Textes von Ernst [Druckseite LI] Siebrecht vor (Nr. 238 (†)). Eine verhältnismäßig große Kupferplatte aus dem Jahr 1612 hatte sich zusammen mit einer weiteren vom Jahr 1771 und einer Notiz von 1902 ebenfalls im nördlichen Turmknopf befunden. Berichtet wird von der Reparatur des Turmknopfes. Erwähnt werden die Namen des zeitigen Bischofs, seines Bruders des Dompropstes und des Domdekans, Matthias von Oppen. Im Anschluß werden die Ratsmitglieder genannt, gezeichnet hat den Text der Schieferdecker. Nur noch Mitglieder der Stadverwaltung nennt die Platte von 1771. Wieder zeichneten die Handwerker. Da diese Platten der Martinikirche sämtlich im Oktober 1902 aus den Turmknöpfen der Kirche entfernt und durch andere Dokumente ersetzt wurden, sind sie den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges entgangen. Zwei weitere Täfelchen sind auf uns gekommen, ohne das wir wissen, woher sie stammen. Die auf das Jahr 1646 datierte Kupferplatte war von dem verstorbenen Stadtpäsidenten und Ehrenbürger von Halberstadt, Johannes Peter Hinz, dem Bearbeiter angezeigt worden, mit der Bemerkung, er, Hinz, habe sie nach dem Zweiten Weltkrieg in den Trümmern der Domkirche gefunden (Nr. 288). Verifizieren läßt sich das nicht mehr. Zwei erwähnte Dignitäre konnten weder für den Dom noch für eine der anderen Stiftskirchen der Stadt nachgewiesen werden. Die Genannten stammen aber beide aus pommerschen Geschlechtern. Auf dem Täfelchen wird von der Errichtung eines Kirchenturmes berichtet. Seine Zerstörung könnte im Dreißgjährigen Krieg geschehen sein; Belege gibt es jedoch dafür nicht. Eine letzte, undatierte Bleitafel wird im Städtischen Museum aufbewahrt und es ist anzunehmen, daß sie aus der Martinikirche stammt (Nr. 321). Die drei Namen darauf ließen sich in anderen Quellen nicht nachweisen, so daß sie an das Ende des Bearbeitungszeitraums einzuordnen war.

4.5. Inschriften an Gebäuden

Insgesamt 122 Inschriften finden sich an Gebäuden im weitesten Sinne: seien es Teile von Befestigungsanlagen, öffentliche Bauten, seien sie religiöser Natur oder Wohnhäuser samt ihrem Schmuck, wie etwa Wappentafeln. Der größere Teil ist nicht nur, aber hauptsächlich infolge der Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges, besonders des alliierten Luftangriffes am 8. April 1954 der Vernichtung anheim gefallen. Deshalb sind nur 36 Prozent noch ganz oder teilweise im Originial, 64 Prozent rein kopial überliefert.

Die ältesten Anlagen, von denen wir wissen, daß sie Inschriften trugen, sind Teile der Stadtbefestigung, mit anderen Worten die Torbauten (Nr. 13 , 17 , 41). Sie wurden z. T. noch im 14. Jahrhundert bzw. in dem darauf folgenden errichtet. Zunächst sind es nur Jahreszahlen, die vermutlich die Erbauungszeit anzeigen sollen. Sie sind zu Beginn in römischen Zahlzeichen der gotischen Majuskel oder Minuskel angebracht worden. Jahreszahlen oder -angaben sind am Kühlinger Tor 1346 (Nr. 13 ), 1378 am Breiten Tor (Nr. 17 ) überliefert. Noch erhalten geblieben ist der Türsturz des Wassertors mit dem Datum des 24. Mai des Jahre 1448, dem Tag nach dem Fronleichnamsfest (Nr. 41). Ob es sich dabei um die Fertigstellung oder eine Reparatur gehandelt hat, weiß man nicht. Inschriftliche Nachricht über den Baubeginn des Rathauses haben wir aus dem Jahr 1381 (Nr. 18 ). 1398 lautet die Jahreszahl, die „über der Gruppe der Hilariusmänner über dem gotischen Portal im östlichen Giebel“350) in der Form „anno XCVIII“,351) also „im Jahr 98“, angebracht war (Nr. 22 ). Auf dem Schlußstein des Portals war ehemals ein Sandsteinrelief mit den Hilariusmännern und dem Stadtwappen zu sehen, vielleicht während einer Einholung; dabei stand wohl ein männlicher Vorname. Ob dieses Neue Rathaus erst mit der Aufstellung der steineren Figur des Rolands im Jahr 1433, das die Inschrift auf dessen Gürtelschnalle wiedergibt, seine Funktion erfüllte, wie Oscar Doering meinte, läßt sich nur vermuten (Nr. 36). Keine dreißig Jahre später finden wir mit dem Ratskeller ein Gebäude, das als „das älteste datierte Fachwerkgebäude“ wohl im Eigentum der Stadt war und mit dem 6. Februar 1461 ein Datum trug, das sich vermutlich auf die Fertigstellung dieses Bauteiles des Rathausensembles bezog (Nr. 45 ). Die Jahreszahl zusammen mit einer nicht ganz offensichtlichen Neidinschrift wurde 1541 am Rathaus angebracht (Nr. 112 ). Manche Bauten wurden auch in Verantwortung des Rates aufgeführt oder verbessert. Dann finden sich dabei auch ausführlichere Nachrichten etwa bezüglich der Wiederherstellung eines Hospitals bzw. des zugehörigen Friedhofs oder öffentlicher Bauten, wie dem städtischen Marstall oder der Ratsmühle durch den Rat oder in dessen Auftrag (Nr. 152 , 178, 189, 200, 201, 210 ). Die Namen von Ratsmitgliedern sind auch an der Stadtmauer zusammen mit der Datierung 1600 angebracht (Nr. 205). Ebenfalls wohl durch den Rat angebracht worden war, wie das Stadtwappen und die Wappen dreier Ratsherrn unmittelbar darüber sowie das Stadtwappen am unteren Rand zeigen, die Sonnenuhr an der Südseite der Stadtpfarrkirche [Druckseite LII] St. Martini, die 1577 während eines Pestzuges ihren Platz dort gefunden hatte (Nr. 160). Neben einer Jahresangabe und den funktionalen Begriffen zur Anzeige des Sonnenstandes wurde ein elegisches Distichon angebracht, das den Ausbruch der Seuche beklagt.

An Gebäuden, die zur Immunität gehörten, ließen z. B. die Bischöfe oder auch in deren Vertretung das Domkapitel Wappen und Inschriften zur Dokumentation aufgeführter Gebäude oder ausgeführter Bauteile anbringen. Seit 1552 wurden am Neubau des Petershofes, der bischöflichen Residenz, innen wie außen Wappen samt Inschriften befestigt (Nr. 124, 125, 133, 134). Sie zeigen am Portal unter der Jahrzahl 1552, daß der Bau wohl noch unter dem im Oktober des Jahres gestorbenen Bischof Friedrich von Brandenburg (1550–1552) begonnen worden war, mit den Wappen und den Initialen der zeitigen Domherren aber, daß diese ihn seit 1552 bis 1554 bzw. 1555 und wohl danach noch fortgeführt hatten, was sich in dem Treppenturm und an dem prächtigen Portal ausdrückt (Nr. 125). Der Nachfolger Friedrichs, sein Halbbruder Sigismund (1552–1566), der erst 1557 nach dem Abschluß der Verhandlungen mit der Kurie seinen feierlichen Einzug hielt, hat wahrscheinlich auch erst zu diesem Zeitpunkt die Inschriftenplatte mit seiner Titulatur im Zentrum unterhalb der Lunette des Portals anbringen lassen. Zwischenzeitlich hatte das Domkapitel einzelne Bauabschnitte aufführen lassen und durch die Darstellung des Dompatrons St. Stephanus zusammen mit dem Stiftswappen und einer leider nicht mehr vollständig entzifferbaren Inschrift gekennzeichnet (Nr. 133, 134). Auch der bischöfliche Administrator Heinrich Julius von Braunschweig (1578–1613) ließ als Landesherr manches Gebäude errichten und durch Wappen sowie zugehörige Wappenbeischriften ausschmücken, die das Domkapitel zu Zeiten seiner Herrschaft – etwa bei Sedisvakanz – durch weitere Wappen ergänzte (192 (†), 233 (†)). Gleichfalls sind an den Bauten der verschiedenen Stifter, Klöster und Kirchen Inschriften angebracht, die Bauten, ihre Fortschritte, Wiederherstellungen oder ähnliches anzeigen. Als an St. Moritz im Jahr 1623 Renovierungen durchgeführt worden waren, war darüber eine Nachricht angebracht worden (Nr. 264 ). In St. Andreas befand sich ein Werkstein mit der Jahreszahl 1628 (Nr. 269 ); es ist jedoch zweifelhaft ob damit auf bauliche Verbesserungen hingewiesen werden sollte. Im Jahr 1630 läßt eine Weihenachricht erkennen, daß das Domkapitel dafür Sorge gtragen hatte, daß das Kirchengebäude von St. Andreas erneut für den katholischen Ritus geweiht worden ist (Nr. 270 ). Der Bau der Kirche für die Johannesgemeinde in den Jahren 1646 bis 1648 schlug sich in einigen Inschriften an Gebäudeteilen, wie der Emporenbrüstung, der Dachkonstruktion und der Eingangstür nieder, die sämtlich aus Holz waren (Nr. 289, 290, 292). Dort verewigten sich die Zimmermeister von Bau und Ausstattung des Baues, die wohl auch zu den Stifern gehörten, wie zumindest die Inschrift am Portal aussagt.

Durch eine Zeichnung, die in eine Inkunabel eingelegt gefunden wurde, erfahren wir zuerst von einer Jahresangabe, die wohl im Jahr 1461 an einem Privathaus, dem sog. „Ufermann’schen Hause Halberstadt Domplatz Nro. 7“, angebracht worden war (Nr. 46 ). In der Trillgasse ist fünfzehn Jahre darauf die Jahreszahl 1476 überliefert, unbekannt ist, in welcher Form, man weiß auch nicht mehr sicher an welchem Haus (Nr. 48 ). Seit dem frühen 16. Jahrhundert mehren sich Bauinschriften in dichter Folge im allgemeinen in Form von reinen Jahreszahlen (104 , 105 , 107 , 109 , 114 , 116 , 141 , 145 , 149 , 230 , 250 , 255 , 283 ) oder -angaben (83 , 93 , 106 , 113 , 163 ()), manchmal sogar präzisen Tagesdaten (95 , 119 ). Eine ausführlichere Bauinschrift beginnt mit dem uralten Glockengebet O rex glorie veni cvm pace verbunden mit der Tagesdatierung und dem leider nicht sicher lesbaren Namen des Bauherrn (Nr. 88). Manchmal wurden diese Inschriften mit Setzungs- bzw. Fertigstellungsvermerken kombiniert (Nr. 86 , 100 , 102 , 143 ) oder um Dankesbezeugungen und Schutzbitten (Nr. 115 ) erweitert. Seit dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts kommen zunehmend religiöse Texte wie Bibelzitate vor (Nr. 96 , 142 , 257, 275, 315 , 319 ). Selbstverständlich sind zusammen mit dem Baudatum häufig auch die Namen und/oder Titel der Bauherren oder ihre Initialen angebracht worden (103 , 126 , 127 , 129 , 131 , 132 , 148 , 150 , 156, 180 , 184, 185 , 216, 220 , 248 , 249 , 254 , 294 , 313 , 314 ). Zusätzliche religiöse oder profane Sinnsprüche, ob lateinisch oder deutsch, prosaisch oder versifiziert, werden seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts – meist in lutherischem Sinn – beliebt (Nr. 101 , 138 , 139 , 157 , 169 , 170 , 171 , 175 , 203 , 206 , 207 , 222 , 263 , 286 , 316 , 317 , 319 , 320 ). Manchmal handelt es sich geradezu um ganze Spruchsammlungen (Nr. 158 , 235 , 318 ), die z. T. in niederdeutscher (186 , 187 ), einmal sogar in altitalienischer Sprache (Nr. 181 ) überliefert sind. Hier und dort kommen sogar ganze Inschriftenprogramme mit zum Teil hinter- und doppelsinnigem oder verrätseltem Inhalt vor (Nr. 234 ). Zahlreiche Wappen verbunden mit Wappenbeischriften und mit reichem figürlichen Schmuck waren an manchem Haus, wie etwa am Schuhhof, zu sehen (Nr. 164 (†)). An etlichen Häusern oder Domherrenkurien, besonders solchen, die sich in adeliger Hand befanden, ersetzen die Wappentafeln zusammen mit Namen, Titulatur und Datum wohl die herkömmlichen Bauinschriften (Nr. 135, 137, 162, 174, 178, 200, 201, 221, 240, 241, 262 ).

[Druckseite LIII]

4.6. Kritzelinschriften

Kritzelinschriften sind im Gegensatz zum Dom, wo zwanzig dieser wohl oft spontan angebrachten Inschriften gefunden werden konnten, nur an sieben Stellen im Stadtgebiet entdeckt worden. An einem der frühesten Inschriftenträger, den Chorschranken der Liebfrauenkirche, waren an einigen der Apostelfiguren Sgraffitti zu finden (Nr. 2 Anm. 4). Meistens handelt es sich um Initialen oft mit Jahreszahlen über den gesamten Bearbeitungszeitraum hinweg und darüber hinaus. Sie sind eingeritzt oder auch mit Rötel aufgebracht. Auf dem Buch in Händen des Hl. Petrus lesen wir: Ahvthman / 1448, bei dem Apostel Andreas die Jahreszahl 1572, neben dem Bartholomäus sieht man die Initialen HK mit einer Jahreszahl aus den 1640er Jahren. Manchmal sind es Namen, wie Hinricvs lehmen de brindv... oder wiederum in der Nähe des Hl. Andreas die Jahreszahl 1594. Da sich die Namen meist nicht auflösen oder belegen lassen, handelt es sich um zwar schöne Zeitzeugnisse, leider mit meist geringem Erkenntniswert. Immerhin geben sie Auskunft zu – in welcher Weise auch immer – geschätzten Werken und wenn die Herkunftsorte der Verursacher genannt werden, zeugen sie auch von einer gewissen Beweglichkeit vielleicht von einer Frühform des Tourismus oder der Aufmerksamkeit von Chorknaben während des Gottesdienstes. Im Jahr 1512 verewigte sich ein gewisser Andreas Specht an dem Altarretabel in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche mit Sprüchen, die Lebensweisheiten oder Rechtsregeln transportieren (Nr. 33 (K–M)). Ähnliche Inschriften waren auch am Halberstädter Schrank zu entdecken, der ebenfalls aus der Liebfrauenkirche stammt, heute aber im Domschatz aufbewahrt wird.352) In einer Nische an der Südseite des Chors in Liebfrauen befinden sich einige Kritzelinschriften, die wohl von Chorknaben stammen, die in lateinischer Sprache niederlegten, daß sie in den Jahren 1564 und 1568 ebendort das Alleluja feierlich gesungen hätten (Nr. 144).353) Wenn einer von ihnen damit begann, blieb er nicht ohne Nachahmer in den darauffolgenden Jahren. Der eine oder andere Name war auch schon im Dom gefunden worden, so. z. B. Arent Albert Seydefadem, der vermutlich mit dem Casparus Seidenfaden, der in Liebfrauen vorkommt, verwandt war.354) Oder ein Asverus Ludeman, der sich sowohl im Dom in den Jahren 1552 bis 1561 als auch 1568 in Liebfrauen verewigt hatte.355) Um das Jahr 1585 und 1606 ritzten am Chorgestühl in Liebfrauen vermutlich diejenigen, die es im wörtlichen Sinne besaßen, ihre Namen und Initialen ein (Nr. 177) und hinterließen somit Zeugnisse von der Gottesdienstpraxis, die demnach sehr erregend nicht gewesen sein kann.356) Mitunter stammen solche Kritzelinschriften auch aus den folgenden Jahrhunderten (Nr. 256, 278).

5. Die Schriftformen357)

5.1. Ältere Majuskelschriften

5.1.1. Die Gotische Majuskel

Majuskelschriften wie die ältere Kapitalis und die Romanische Majuskel, ganz abgesehen von der byzantinischen Majuskel, die aufgrund der besonderen Überlieferungslage nur in Inschriften im Dom, der ältesten sakralen Einrichtung der Stadt, vorkommt, fehlen in den anderen Stiften und in der Stadt selbst.358) Seit dem 2. Viertel des 13. Jahrhunderts ist in den geistlichen Instituten und in der Stadt die gotische Majuskel überliefert, die noch an 15 Inschriftenträgern bis in die Zeit um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert feststellbar ist.359) Die Entstehung der 38 Träger, die diese Mischmajuskel im Dom zeigen, erstreckt [Druckseite LIV] sich ungefähr über denselben Zeitraum.360) Die Schriftform besteht aus geraden, kapitalen und runden, meist unzialen Formen. Sie weist, je später desto mehr, runde Formen an den Buchstaben auf, die immer variantenreicher werden. Die Schaft- und Balkenenden werden breiter, die Buchstaben insgesamt flächiger, mit zunehmenden Schwellungen an den Schäften und Bögen sowie kräftigen Sporen an den Buchstabenenden, die schließlich zu Abschlußstrichen werden, die die Buchstaben vollständig abschließen. Die beiden ältesten Inschriftenträger, die sich noch immer in der Kirche der zweitältesten geistlichen Institution der Stadt, dem Liebfrauenstift, befinden, sind die stuckierten Chorschranken (Nr. 2) mit ihren Tituli und die Reste von Wandmalereien mit Bildbeischriften, die ehemals den Obergaden des Langhauses vollständig schmückten (Nr. 3). Letztere sind auch durch Lichtbilder von Pausen überliefert, die nach der Aufdeckung des Bildzyklus in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Originalgröße von den Wandmalereien abgenommen worden waren.361) Diese frühesten Inschriften in gotischer Majuskel in Liebfrauen lassen sich zusammen mit den ältesten Inschriftenträgern in Dom und Domschatz, die diese Schriftform aufweisen und von denen eine sogar ursprünglich nach Liebfrauen gehörte, in eine relative Chronologie bringen.362)

Die farbige Apostelreihe aus Stuck um Maria mit dem Kind auf der einen und Christus an der anderen Längsseite der Chorschranken der Liebfrauenkirche bietet das erste Vorkommen der gotischen Majuskel in Halberstadt nach demjenigen an der Triumphkreuzgruppe des Doms, das um 1220 zu datieren ist (Nr. 2).363) Das flachgedeckte A zeigt einmal schon eine relativ starke Schwellung des linken Schafts. An gerundeten Buchstaben, wie C oder unzialem E, werden die äußeren Bogenschwellungen durch gerade verlaufende Innenkonturen betont. Während das C nur offen vorkommt, ist das unziale E schon vollständig abgeschlossen und weist zudem einmal noch einen weiteren Zierstrich im Inneren des Buchstabenkörpers auf. Nach außen gebogene Sporen sieht man an den Schaftenden des kapitalen D. Das linksseitig geschlossene unziale M weist nur geringe Bogenschwellungen auf. Auch die Reste der Wandmalereien des Obergadens zeigen Buchstabenformen, die im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden sind (Nr. 3).364) Die Buchstaben hier sind höchstens geringfügig weiterentwickelt. Die Innenkonturen verlaufen gerade und folgen nicht der äußeren Krümmung des jeweiligen Buchstabens. Das flachgedeckte A hat einen leicht konkav durchgebogenen Deckbalken. Daneben kommt das A auch mit einem dünnen, geschwungenen Deckstrich vor. Der Bogen des kapitalen D hat ovale Form, der Innenkontur ist noch nicht gerade ausgeführt. Ausschließlich unzial ist das E gestaltet. Seine kräftigen Sporen werden zum Abschlußstrich, dessen Enden nach außen umgebogen sind. Der Bogen des G ist eingerollt. Die Seitenschäfte des kapitalen M sind gerade gebildet, die unziale Form des Buchstabens mit geradem Innenkontur ist links geschlossen, der abschließende rechte Bogen verläuft, wie die Cauda des R, geschwungen.

Die zeitlich folgenden Inschriftenträger bilden eine Reihe von Gußprodukten, deren älteste, eine auf 1281 datierte Glocke aus St. Moritz (Nr. 4)365) und ein Taufkessel aus der Martinikirche vom Anfang des 14. Jahrhunderts (Nr. 5),366) besonders durch die spitze Form mancher eigentlich gerundeten Buchstaben ins Auge fallen. Auch die Buchstabenformen einer Glocke vom Ende des 13. oder aus dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts, die ehemals in der Kapelle des Siechenhofs hing (Nr. 11 ), kann nach ihren Buchstabenformen mit den genannten in Zusammenhang gebracht werden.367) Sowohl das linksgeschlossene unziale M, wie das O, vielleicht sogar das unziale D an der Glocke von 1281 zeigen ovale bis spitz abgeschlossene Formen bei geschlossenem Buchstabenkörper. Eine Flächigkeit der Buchstaben entfällt hier wegen der Herstellungsart der Buchstaben mittels Wachsfäden. Auf andere Weise sind die Buchstaben am Taufkessel entstanden. Doch auch hier sieht man spitze Formen an eigentlich gerundeten Buchstaben wie [Druckseite LV] dem O. Dem Eindruck der Flächigkeit der Buchstaben der Zeit, wie sie auch in Nr. 2 und 3 aufscheint, versuchte man durch die Verdoppelung von Buchstabenteilen zu Konturschrift oder bei stark gerundeten Buchstaben mittels Einstellung von Zierstrichen in den Buchstabenkörper gerecht zu werden. Samt nach außen gebogenen Abschlußstrichen und Punkten, die Buchstabenteile, z. B. Balken, verkörpern sollen, findet man ähnliche Buchstabenformen auch an der Glocke aus der Siechenhofkapelle. Das symmetrische unziale M, das auch an der Fünte erscheint, kommt hier ausschließlich vor. Die beiden Träger vereinen dieselben Schriftformen, so daß u. U. sogar an eine Entstehung in derselben Werkstatt jedenfalls aber im selben geographischen Raum gedacht werden darf.

Drei Glocken in der Pfarrkirche St. Martini (Nr. 8) und in den Stiften Liebfrauen (Nr. 9) und St. Johannes (Nr. 10) zeigen ebenfalls übereinstimmende Buchstabenformen.368) Hier herrschen die teilweise Konturschrift und gleiche Schmuckformen vor. Das flachgedeckte A, das auch in die pseudounziale Form übergehen kann und besonders das R, das mit Schaftverdoppelung, Zierpunkten links der Schaftmitte sowie identischer Behandlung von Bogen und Cauda aufwartet, zeigen das. Eine datierte Glocke aus St. Moritz mit ein wenig spitzen ausgezogenen Buchstabenformen, die wohl im Jahr 1319 gegossen wurde, läßt sich hier anschließen (Nr. 7).369) Konsequenter wurde an diesen Inschriftenträgern bei ungefähr gleichen Formen das Prinzip der Schaftverdoppelung zu Konturschrift angewendet. Ganz ähnliche Schriftformen findet man an drei Glocken vom Ende des 13. Jahrhunderts im Halberstädter Dom, die in einen gemeinsamen Entstehungs- und Überlieferungszusammenhang gehören.370)

Einen eindeutigen Fortschritt in der Schriftentwicklung zeigt ein Kelch aus Halberstadt, der sich heute in Östra Ryd in Schweden befindet und im 1. Drittel des 14. Jahrhunderts geschaffen worden sein dürfte (Nr. 12).371) Die Schaft- und Balkenenden sind bei gleichzeitig eingeschnürten Buchstabenkörpern stark verbreitert. Die Bogenschwellungen sind fast spitz ausgezogen. Die linksstehenden Buchstaben passen sich in ihrer Form, besonders in den Bogenformen den folgenden an. Die Schrift wirkt insgesamt flächiger. Aufgrund der Schriftformen und weiterer Besonderheiten dürfte das Objekt seine Entstehung in einem der Kunstzentren der Region, vermutlich in Magdeburg, erfahren haben.372)

Gegen Ende der Entwicklung der gotischen Majuskel in Halberstadt stehen zwei Steinmonumente aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts.373) Wie an dem Kelch aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts sind an dem Gedenkstein von vor 1378 (Nr. 16) die Bogenschwellungen bei geradem Innenkontur kräftig ausgefallen und spitz ausgezogen. Die Binnenräume der Buchstaben wirken fast oblong. Der rechte Schaft des pseudounzialen A greift über den linken Schaft hinaus, der seinerseits mit einer Bogenschwellung nach links versehen ist. An der fragmentierten Grabplatte aus der Zeit von vor 1388 (Nr. 19) sind die Buchstaben stark verbreitert, die Sporen sind stark ausgeprägt, so daß manche Buchstabenteile so eingeschnürt sind, daß sie kaum miteinander verbunden scheinen. Die Bögen zeigen hier nur noch mäßige Bogenschwellungen. Etliche Buchstaben wurden an ihrem Ende nach oben und rechts umgebogen.

Am Schluß dieser Reihe ist eine weitere Glocke angesiedelt (Nr. 24), die schon sehr elaborierte Schriftformen aufweist. Sie waren mit Modeln hergestellt, die ein wenig wackelig und schief angebracht wurden.374) Durch die Bogenschwellungen im Inneren des unzialen E zeichnet sie sich aus und durch die Blütenform, die das Ende des Mittelbalkens des Buchstabens ersetzt und ihn zu einer Art sparsamer „lettre fleurie“ macht. Das gilt ebenso für die nach innen gebogenen, aber überstehenden Abschlußstriche sowie die etwas spitz nach außen gezogenen und am Ende umgebogenen Buchstabenteile, wie diejenigen des runden N oder des pseudounzialen A. Einmal erscheint neben dem spitzen V das einzige unziale U, das in dieser Inschrift geplant war, kopfständig. Es wirkt wie ein rundes N, dessen Model wohl auch verwendet worden war. Die Buchstaben dieser Glocke erinnern auch wieder ein wenig an die genannten Steinmonumente von vor 1378 bzw. 1388.375) Eine schwierig einzuschätzende Schrift ist auf der Lichtbildaufnahme des Fragments einer Glocke aus der Liebfrauenkirche (Nr. 25) überliefert, die 1932 in unbekannter Weise umgearbeitet worden war und deren Entstehungszeit aufgrund der Schriftfragmente schlecht einschätzbar ist.376) Die Formen der wenigen erhaltenen Buchstaben in der oberen Schriftzeile sind ganz ähnlich denen [Druckseite LVI] der Glocke mit den ausgefüllten Buchstaben aus Liebfrauen (Nr. 24), so dem linksgeschlossenen unzialen M, das neben der kapitalen Form mit einer Verstärkung der rechten, gerade verlaufenden Haste oder dem R mit verstärkten Bogen und Cauda vorkommt. In der zweiten, stark verkleinerten Zeile ist aber dann allerdings Konturschrift zu sehen, die durch den Schaft des stark gebogenen L und das unziale E mit eingestelltem Zierstrich und einen konturierten Balken besticht. Eine der Inschriften konnte hier aus methodischen Gründen nicht berücksichtigt werden (Nr. 17), da sie ausschließlich in einer Abzeichnung des 19. Jahrhunderts vorliegt und somit keine sichere Untersuchungsgrundlage bieten kann.377) Das Vorkommen weiterer Buchstaben dieser Schriftform beschränkt sich auf als Versalien benutzte Einzelbuchstaben oder Nomina Sacra an liturgischem Gerät, deren Inschriften abgesehen von diesen Einzelbuchstaben generell in anderen Schriftformen wiedergegeben wurden.378) Die gotische Majuskel ist in Halberstadt zunächst in Wandmalereien, später auch in Gußwerken und einem Erzeugnis der Goldschmiedekunst, schließlich, erst am Schluß der Zeit ihres Vorkommens, an Steinmonumenten feststellbar.

5.2. Minuskelschriften

5.2.1. Geschäftsschrift

Am Beginn der Minuskelschriften steht eine Geschäftsschrift, die nur einmal, vor der Mitte des 12. Jahrhunderts, in Halberstadt vorkommt.379) Sie ist auf einem Beschwörungstäfelchen aus Blei zu sehen, das bei Ausgrabungen vor der Liebfrauenkirche gefunden worden ist und zu einer Bestattung gehörte (Nr. 1). Die simple Gebrauchsschrift wirkt etwas flüchtig. Die Buchstaben sind im allgemeinen nicht miteinander verbunden. Die ganze Schrift ist schmucklos und dient allein dem Zweck, die Beschwörung, die sie transportiert, sicher darzulegen. Sie war offensichtlich ein gleichsam offizielles Schriftstück. Genutzt wurden die aus der Urkundenschrift gewohnten Kürzungszeichen, so etwa Kürzungsstrich, Schaftdurchstreichung oder hochgestellte Buchstaben oder auch die et-Ligatur. Betont sind Ober- und Unterlängen. Die Buchstaben wirken ein wenig spitz, wie am einstöckigen a, m, n oder u zu sehen ist. Leichte Ansätze zu Brechungen finden sich am langen s.

Eine Gebrauchsschrift findet sich auch am Altarretabel aus der Zeit um 1420/1430 (Nr. 33) in der sog. Barbarakapelle der Liebfrauenkirche.380) Es handelt sich um eine kursive Schreibschrift, deren Urheber sich sogar auf dem Inschriftenträger nennt und ebenfalls den Zeitpunkt seines schriftlichen Eintrags im Jahr 1512. Dieser, Andreas Specht, ist zwar weiter nicht nachweisbar, versah aber vermutlich ehestens als Vikar am Jakobus- und Barbaraaltar, zu dem das Retabel gehörte, seinen Dienst. Er schrieb zwei Lebensweisheiten auf einen der Flügel, die sich sowohl in Predigten finden aber auch als Rechtssprüche verstehen lassen. Die flüssige Schrift ist fast durchweg verbunden und besticht durch klare, etwas spitzige Formen. Die Ober- und Unterlängen sind durchaus betont, die Buchstaben sind einfach gehalten und auch Rundungen gelingen in Buchstaben wie einstöckigem a, e, o oder dem Bogen des p. Schreibschrift, die nach der Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden ist, läßt sich ebenfalls an der Südseite des Chors der Liebfrauenkirche in einer Wandnische beobachten (Nr. 144). Die Buchstaben stehen hier unverbunden nebeneinander und haben den flüchtigen Charakter von Sgraffiti.

5.2.2. Gotische Minuskel

Hauptmerkmal der gotischen Minuskel, die aus den Formen der Textura der Buchschrift herrührt, ist die Brechung der Schäfte und die Auflösung der Bögen, so daß sie idealerweise gitterartig wirkt.381) In den Inschriften im Dom kommt diese Schriftform an 99 Inschriftenträgern vor.382) In allen anderen Institutionen in der Stadt sowie an deren Bauwerken ist sie zwischen dem Jahr 1346 und der Mitte des 17. Jahrhunderts insgesamt in 86 Exemplaren vertreten. Von diesen können jedoch nur 54 in die Schriftuntersuchung Eingang finden, da etliche der Inschriften nur in Abzeichnungen Karl Scheffers existieren [Druckseite LVII], mittels derer man zwar die Schriftform feststellen, nicht jedoch ihre Formen untersuchen kann.383) Deshalb bleiben diese Inschriften hier für das Schriftkapitel unberücksichtigt bzw. sie werden nur als quantitative Größe herangezogen.384)

Das erste Vorkommen der Schriftform ist in Halberstadt für das Jahr 1346 zu vermerken (Nr. 13 ). Auch wenn die Abzeichnung in der Schriftuntersuchung keine Berücksichtigung findet, ist das wohl älteste Auftreten der Schriftform am heute lange niedergelegten Kühlinger Tor in diesem Jahr festzuhalten. An einer nur schwer zugänglichen Glocke in St. Moritz (Nr. 15) findet sich die erhaltene Schriftform dreißig Jahre später zum nächsten Mal.385) Die mittels exakt geschnittener Modeln gestaltete Schrift ist teils sehr wackelig und schief angebracht. Die einzelnen Buchstabenteile, wie die zum Quadrangel reduzierte Fahne des r oder der abgeknickte obere Bogenabschnitt des e, sind, vereinfacht gesagt, neben die zugehörigen Schäfte gestellt. Auf kleinen, in den Turmkugeln von Liebfrauen aufgefundenen Inschriftenplatten (Nr. 20 (), 23 ()) angebrachte Historische Nachrichten zeigen in den Jahren 1394 und 1399 die typischen Buchstaben der Schrift in weniger elaborierten Formen.386) Brechungen sind zwar allenthalben durchgeführt, aber nicht stark betont. Gut zu erkennen an manchen Rundungen des noch bestehenden unteren Bogen des doppelstöckigen a oder auch des unteren Bogenabschnitts des e. Im Jahr 1397 findet man die Schriftform an einer Glocke in St. Johannes (Nr. 21) mit den nun vollständig entwickelten Buchstabenformen.387) Hier sind die Unterlängen, wie generell bei der gotischen Minuskel, sehr kurz gehalten. Die Hastenenden sind oft gegenläufig gebrochen, und etwas ausgestellt. Bögen wurden durch Umknicken aufgelöst. Auch wenn durch die relative Menge der erhaltenen Inschriftenträger der Eindruck entsteht, daß die Gotische Minuskel an Gußwerken am Anfang der Entwicklung der Schriftform steht, kann er täuschen, da gerade Glocken seltener dem Verfall anheimfielen oder erneuert wurden als Bauten oder Gegenstände aus anderen Materialien.388) Mit der Entwicklung der gotischen Rippe werden auch die Schriftformen elaborierter. Wirken sie an der Glocke von 1403 für Liebfrauen (Nr. 27) noch ungefüge, das g entbehrt z. B. fast ganz der Unterlänge, ähnlich auch die stärker vergangenen buchstaben an einer Glocke in St. Moritz von vermutlich 1409 (Nr. 28), so werden sie mit den Zwillingsglocken für St. Martini von 1439 (Nr. 39, 40 ) geradezu Meisterstücke an klarer Buchstaben- und zurückhaltender, aber nach der Funktion der Glocke gestufter Ornamentzier.389) Zu beachten an diesen letztgenannten Glocken sind besonders die feinen, in kleinen Pünktchen endenden Zierstriche an z. B. c oder x. An den Halberstädter Glocken, ganz gleich ob in einfacher Ausführung mit gröberen Buchstaben, wie an einer vielleicht aus St. Andreas stammenden kleinen Glocke (Nr. 52), oder an entwickelteren Arbeiten, wie einer für Liebfrauen 1496 gegossenen (Nr. 59 ), bis hin zu den Meisterstücken des Hinrik von Kampen aus dem Jahre 1511 für die Stadtpfarrkirche St. Martini (Nr. 71, 72 ) und zu derjenigen des Claus Becker für Klein-Quenstedt von 1520 (Nr. 84), bleibt diese Schriftform nach dem 14. Jahrhundert die einzig verbindliche.390)

An städtischen Bauten läßt sich die gotische Minuskel recht früh feststellen, wie schon die Anbringung an den Torbauten (Nr. 13 , 17 ) bewies und wie es der Abguß eines Reliefs vom Rathausportal (Nr. 22 )391) und später die Standfigur des Roland vor dem Rathaus (Nr. 36) zeigen.392) Der Abguß beinhaltet nur sehr wenige Buchstaben und es sind die quadrangelartigen Schaftenden bzw. das als i-Punkt genutzte Quadrangel, die den typischen Eindruck der gotischen Minuskel hervorrufen. In ähnlicher Weise sind es die Brechungen der Schaftenden, die den Schriftcharakter am Roland betonen. Die ersten Grabdenkmäler in gotischer Minuskel sind vom Beginn des 15. Jahrhunderts überliefert. Die teils mit Paste ausgestrichenen Buchstaben der Grabplatten für Heinrich von Bardorp (Nr. 26), die im Jahr 1402 oder erst 1403 entstanden sein dürfte, für Heinrich von Münster (Nr. 29) von 1411 und die der Eheleute von den Roden (Nr. 30) aus der Zeit vor 1414, die möglicherweise aus ein und derselben Werkstatt [Druckseite LVIII] stammen, wirken an einigen Stellen noch ein wenig ungelenk mit uneinheitlicher Buchstabenhöhe und unsicherer Zeilenausrichtung.393) Man erkennt aber an allen drei Objekten ein sehr ähnliches doppelstöckiges a, bemerkt, daß der Steinmetz Schwierigkeiten bei der jeweils letzten Haste des m in der Datierung hatte, und stellt ein sehr steiles rundes s mit einem kleineren und fast geschlossenen unteren Bogen fest. In der Grabplatte für die von den Roden (Nr. 30) wurde es aber genau umgekehrt mit durchgehendem Abschlußstrich geschlagen. Ähnlichkeiten gibt es ebenso in der Behandlung und Darstellung von Haltung, Gewändern und Architektur an den Grabdenkmälern, man beachte etwa nur die Gestaltung der Parura auf den Alben in Nr. 26 und 29.

Ganz anderer Art sind die Inschriften an einem Ensemble von Wandpaneel (Nr. 32), Altarretabel (Nr. 33) und Deckenmalerei (Nr. 34) in der Barbarakapelle der Liebfrauenkirche.394) Das Paneel weist heute nurmehr wenige Schriftzeichen auf.395) Es handelt sich dabei um eine feine, sorgfältig angebrachte Minuskel, deren Schaftenden zu Quadrangeln oder auch Fahnen reduziert sind, die wiederum in dünne, am Ende umgebogene Zierstriche übergehen. Ähnliche, jedoch noch feinere Formen weist das Altarretabel auf.396) Dessen Schrift wirkt durch leichte Buchstabenverbindungen schon ein wenig fließend. Davon unterscheiden sich die in den Golduntergrund trassierten Buchstaben in den Nimben, die die Namen der dargestellten Heiligen aufführen. Die Formen sind hier wohl wegen der Anbringungsart der Buchstaben mit Pinsel oder der scharfen Reißnadel bzw. dem stumpfen Trassiermesser unterschiedlich geraten.397) Als Reminiszenz an die wenigen Buchstaben der Paneelmalerei stellen sich die Schriftfragmente in den Spruchbändern der Deckenmalerei dar, deren Buchstabenbestand jedoch nicht frei von Übermalungsverdacht im 19. Jahrhundert ist.398) Deshalb sind die wenigen, aber scharf gezeichneten Buchstaben wie e, n und s, die noch zu lesen sind, hier vorsichtig zu bewerten.

Die Fragmente eines vermutlichen Gedenksteins für Mitglieder der Familie von Alsleve (Nr. 37 (†)), die nach 1402 und jedenfalls noch im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts entstanden sind, zeigen einschließlich der dreispitzigen Worttrenner und insbesondere des e und des f sehr ähnliche Buchstaben, die die Schrift möglicherweise in einen Zusammenhang mit den Grabplatten Bardorp (Nr. 26), Münster (Nr. 29), vielleicht auch Gittelde/Rode (Nr. 30) gehören lassen.399) Nach einem längeren Zeitraum finden sich die nächsten Grabplatten mit gotischer Minuskel erst wieder im Jahr 1481 in dem Denkmal für Bonifacius Mumme (Nr. 49) in St. Moritz.400) Die sehr feine, den Unterschied zwischen Haar- und Schattenstrichen genau beobachtende Schrift betont die Schaftabschlüsse. Dagegen sieht man an der Grabplatte, die, wohl aus dem Jahr 1487, vermutlich für einen Bertram von Mutzschen gefertigt worden war (Nr. 53), breit eingehauene Buchstaben, deren Schäfte oft etwas weiter auseinanderstehen.401) Sehr knapp gehalten sind die Unterlängen. Von einer Grabplatte aus dem Jahr 1483 (Nr. 51), die sich heute auf dem Gelände des Städtischen Museums befindet, ist leider nur noch ein Bruchstück mit sehr fein ausgeführten Buchstaben vorhanden, deren Schäfte oft leicht gespalten enden.402) Die beiden zeitlich folgenden Grabplatten für Mitglieder der Familie von Dorstadt (Nr. 58) und mit einigem Abstand für Friedrich von Hoym (Nr. 70) scheinen, trotz eines Auseinanderklaffens ihrer Entstehungszeit, die jedoch für das erste Denkmal noch bis in das erste Jahrfünft des 16. Jahrhunderts angesetzt werden kann, in einer Werkstatt entstanden zu sein.403) Dafür spricht weniger die Ikonographie als die Ausführung der Schrift mit ihrer leichten Linksneigung. Schon die beiden Versalien A und unziales M scheinen deutlich von einer Hand geschaffen. Eine weitere Station dieser Schriftform an einem Denkmal des Totengedenkens ist die fragmentarische Platte für einen unbekannten Stiftsherrn von St. Bonifatius in St. Moritz (Nr. 79 (†)), die allerdings nur als Photographie vorliegt und gewisse Reminiszenzen an die beiden vorgenannten Grabplatten hervorruft, wenn auch ihre Schrift keine Linksneigung aufweist.404) Auch ein Grabdenkmal aus dem Jahr 1535 für zwei Stiftsherrn, die wohl beide Pfründen an Liebfrauen besaßen, Johannes Stutz [Druckseite LIX] und Tilman Nauen, gehört noch in den Umkreis dieser Werke (Nr. 108).405) Es folgen weitere Grabplatten für Kanoniker, die sich heute auf dem Grundstück des Städtischen Museums (Nr. 90) und in Liebfrauen (Nr. 85, 92, 108, 128) befinden,406) bis die Schriftform an Grabdenkmälern – seit den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts immer stärker von Einflüssen der Fraktur geprägt – nach den Denkmälern für eine Frau von Trotha (Nr. 151),407) den Ritter Franz von Dorstadt (Nr. 153)408) und zwei Kleriker (Nr. 176, 209)409) in den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts versiegt.

Der Gießkunst des 15. und frühen 16. Jahrhunderts verdanken wir weitere Objekte mit gotischer Minuskel. Ein Standleuchter aus dem Jahr 1475 (Nr. 47) zeigt eine exakte Bandminuskel, die wiederum Haar- und Schattenstriche betont und runde wie gebrochene Formen aufweist.410) Weiter sind zwei Lichtkronen in St. Moritz in Durchbruchsarbeit in gotischer Minuskel beschriftet. An der älteren Leuchterkrone, deren Fertigstellungsvermerk auf das Jahr 1488 (Nr. 54) datiert ist, sieht man feine Buchstaben mit ausgeprägten Quadrangeln als Schaftenden, auffallend eine ar-Ligatur; der Bogen des r ist zu einem Schrägbalken umgeformt, der mit seiner unteren Ecke auf dem quadrangelförmigen Schaftende aufsitzt.411) Die wenigen Buchstaben des jüngeren Leuchters von 1517 (Nr. 82) sind etwas gröber gestaltet.412)

An privaten Gebäuden begegnet die gotische Minuskel zuerst im Jahr 1461 (Nr. 45 ). Auf einer überlieferten Photographie eines geschnitzten Details des Ratskellers ist eine Datumsangabe als Bauinschrift zu sehen.413) Auffällig ist das x in der Datierung, das einen dünnen geschwungenen rechten Schaft hat. Nur in einer Abzeichnung vorhanden ist ein Baudatum aus demselben Jahr 1461 (Nr. 46 ), das sich am sog. „Ufermann’schen Haus Domplatz 7“ befunden hatte.414) Die Schwellbalken zweier Häuser, das eine im Westendorf, das 1521 fertiggestellt wurde (Nr. 88), und das andere im Düsterngraben von 1537, weisen ebenfalls die gotische Minuskel auf.415) Die ältere Inschrift ist durch ihre abgeknickten Schäfte typisch oder auch durch den dünnen rechten Schaft des x, der im unteren Verlauf weit abgespreizt verläuft. Die jüngere wirkt weniger breit, ähnelt jener aber in der Behandlung der oberen Bogenabschnitte des c, die zu waagerechten Balken transformiert wurden. Das jüngste Haus, dessen Fertigstellung am Torsturz in gotischer Minuskel angezeigt ist, wurde im Jahr 1594 erbaut (Nr. 189).416) Die Brechungen der Buchstaben wirken in den Schaftenden schon ein wenig gerundeter und zur Fraktur hin tendierend.

Seltener begegnet die gotische Minuskel an Objekten der Goldschmiedekunst, die hauptsächlich um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert vorkommen. Nur fünfmal finden wir die Schriftform daran. Zuerst sieht man sie im Jahr 1482 am Schaft eines Meßkelchs unbekannter Herkunft in einer Bandminuskel mit kleinen Abschlußstrichlein.417) Ganz ähnlich sind die Anrufung an Schaft und Rotuli eines Kelches aus St. Johannes gestaltet, der 1491 gegossen worden ist. Hier wirken die abschließenden Strichlein besonders am s schon energischer.418) Der Vikar von St. Paul in Halberstadt, Ludolf Lucknum, hatte am Ende des 15. Jahrhunderts einen Kelch, der sich heute in St. Andreas befindet, in seinem Besitz.419) Auffällig sind die spitz gespaltenen Oberlängen und die diakritischen Zeichen, durch die das als v geschriebene u gekennzeichnet war. Ein weiterer Meßkelch aus St. Andreas und aus dieser Zeit zeigt verwandte Formen, die auf den Rotuli den Namen Iesu zeigen.420) Ein letzter Kelch aus St. Johannes hat nur den Kreuztitulus über einer kleinen gegossenen Kreuzigung am Fuß in gotischer Minuskel.421)

Die Tafelmalerei ist nur mit zwei Tafeln eines Altarretabels unbekannter Herkunft vertreten, wohl aus der Halberstädter Diözese stammend und der Zeit „kurz nach 1500“ zuzuordnen (Nr. 60). Da die [Druckseite LX] Inschriften vermutlich restauratorisch überformt sind, werden die Inschriften hier jedoch nur erwähnt.422) An der Plinthe einer Konsole zu Füßen einer Skulptur des Apostels Andreas in der Liebfrauenkirche sieht man nur wenige Buchstaben der Monatsdatierung dece(m)bris, die ein wenig flüchtig und schief angebracht wurden (Nr. 74).423) Sie stehen in kleinen Gruppen beieinander und zeigen die Schrift nur in sehr einfachen Formen. Die aufgelösten Bögen von c und e, die nach unten sich verdünnende, zu Strichen umgeformte Balken aufweisen, sind sehr kurz gehalten.

5.2.3. Fraktur

Diese Schriftform ist gekennzeichnet durch geschwungene Formen, Schwellzüge und Schwellschäfte sowie durch die spitzovale Form der geschlossenen Bögen und durch spitz endende Schäfte von Buchstaben, die unter die Grundlinie reichen.424) In Inschriften ist sie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in Halberstadt in 12 Exemplaren und einigen Vorkommen als Einzelbuchstaben zu beobachten. Nimmt man solche Buchstaben im Dom etwa seit der zweiten und dritten Hälfte des Jahrhunderts wahr,425) so entspricht das – zwar ein wenig langsamer voranschreitend – dem Erscheinen auch in den übrigen Bezirken der Stadt mit einer Ausnahme. Nachdem Frakturversalien schon an einer Grabplatte des Jahres 1538 aufgetreten waren (Nr. 111),426) stellt man einen vollständigen Text in dieser Schriftform zuerst im Jahr 1555 fest, in Form einer Bauinschrift unterhalb eines Reliefs mit dem Diözesanpatron, dem Hl. Stephan, am Petershof, der Residenz des Stadtherrn, fest (Nr. 134).427) Die Inschriftenplatte ist während der Sedisvakanz des Bistums offenbar durch das Domkapitel angebracht und der Text dem Stiftspatron gleichsam in den Mund gelegt worden. Bei langgestreckten Formen sind die Buchstaben insgesamt spitz. Die Bögen der verwitterten Inschrift, z. B. der des d, wirken in ihrer geschwungenen Form wie konkav verdreht. Buchstaben mit Unterlänge enden spitz, die knappen Oberlängen z. T. in Schleifen. Mischformen der Fraktur stellt man an einer Grabplatte von 1572 für eine Frau von Trotha (Nr. 151) und an derjenigen für Franz von Dorstadt von 1574 (Nr. 153) fest, die aber hauptsächlich noch der gotischen Minuskel verpflichtet sind.428) Derartige Mischformen finden sich auch in dem Jahrzehnt zwischen 1585 und 1594 an Grabplatten.429) Als reine Fraktur können die Buchstaben an der Grabplatte für Barbara von Dorstadt von 1597 (Nr. 195), deren Gemeine aber immer noch in Quadrangeln enden, und die Buchstaben auf dem Rahmen des Bildnisses des Landesherrn Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg und postulierten Bischofs von Halberstadt, das im Besitz der Schützengesellschaft war (Nr. 196), gelten.430) Nur ist die Herstellung der Inschrift auf dem Bildrahmen nicht sicher datierbar; sie könnte auch später geschaffen worden sein. Neben einer weiteren Grabplatte für einen Stiftsherrn in Liebfrauen (Nr. 209), die wieder etwas in Richtung gotische Minuskel tendiert, sieht man die Fraktur an Denkmalen der ersten Hälfte des 17. Jahrunderts häufiger.431) Die Grabplatten für den Kanoniker aus Liebfrauen, Balthasar von Beutel, von 1610 (Nr. 231),432) das Epitaph in der Martinikirche für Moritz Blath (Nr. 252)433) oder auch die Inschrift für den Türsturz des Hauses Hoher Weg 2 (Nr. 257) aus dem Jahr 1620434) weisen sie auf. Wie üblich kommt das a jetzt ausschließlich einstöckig vor, oft auch mit geschwungenem Bogen, an Buchstaben mit Ober- und Unterlängen sieht man Schwellzüge und Schwellschäfte. Diese Formen haben weiter Bestand, werden aber noch feiner und geschliffener ausgeführt und entwickelt, wie das Epitaph für Simon Gleissenberg von 1626 (Nr. 268) oder die Inschrift an der Emporenbrüstung der Johanneskirche von 1647 (Nr. 289) bzw. die Inschriften an einer Grufttür in Liebfrauen (Nr. 300) und dem Fragment eines Grabdenkmals aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, das in eine Mauer des Gemeindezentrums der Dom- und Stadtgemeinden (Nr. 310) eingefügt ist, nahelegen.435)

[Druckseite LXI]

5.2.4. Humanistische Minuskel

Die humanistische Minuskel, parallel zur Antiqua der Buchschrift entstanden, die wiederum durch die beabsichtigte Wiederbelebung der Antike in der Renaissance aus der karolingischen Minuskel schöpfte, hat wieder runde Bögen und Schäfte, die Brechungen vermeiden.436) Das a tritt nur noch einstöckig auf, das g zeigt die typische runde Form. Die wenigen Inschriften, es sind fünf, die, ähnlich wie im Dom,437) wo die Charakterisierung auf acht zutrifft, ganz oder teilweise humanistische Minuskel zeigen, sind fast zu vernachlässigen. Im Jahr 1646 kommt bruchstückhaft ein Name in dieser Schriftform vor, der in eine Säule eingeritzt ist, die sich im zweiten Stock des bischöflichen Palastes, des Petershofes befindet (Nr. 287). Drei Jahre später ist es das Fragment eines Grabsteins für Elisabeth Winterhauer und ihren Sohn Burchardt Lappen, der diese Schrift aufweist (Nr. 293).438) Hier stellt man aber auch noch Buchstaben fest, die in der Fraktur wurzeln, wie z. B. das f, das nicht auf der Grundlinie endet, sondern unter die Zeile gezogen und nach links umgebogen wird, während das obere Schaftende in einer Schleife endet. Das runde g jedoch entspricht wieder demjenigen der humanistischen Minuskel. Nur einige Worte, die Zitation der Bibelstelle, ist auf der Grufttür für einen Stiftsherrn in Liebfrauen zu sehen, die vielleicht noch in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts gehört (Nr. 300).439) Ebenfalls nur vermutlich noch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden sind die wenigen Zeilen, die sich auf dem Bruchstück eines Grabdenkmals befinden, das heute in eine Mauer im Garten des Gemeindezentrums der Dom- und Stadtgemeinden vermauert ist (Nr. 310).440) Auch hier ist die Beeinflussung durch die Fraktur nicht zu leugnen; es handelt sich wohl um eine Mischform beider Schriftformen. Ein weiteres Fragment mit Inschriftenresten in dieser Schriftform ist auf dem Gelände von St. Andreas in eine Mauer eingelassen, es sind allerdings nur noch wenige Buchstaben erhalten (Nr. 311).441)

5.3. Jüngere Majuskelschriften

5.3.1. Frühhumanistische Kapitalis

Diese Mischmajuskel, die Majuskelalphabete verschiedener Epochen integriert, beeindruckt durch einen sehr variantenreichen Buchstabenkanon. Besonders das zweibogige oder Epsilon-E, das seinen Anfang in der byzantinischen Buchstabenform nahm, wie auch das unziale D, das als offen bezeichnet werden kann, sowie das A mit einseitig überstehendem Deckbalken zeichnen diese Schriftform aus.442) Typisch sind auch z. B. das H mit dem Bügel in der Mitte des Balkens oder das N mit einem Bügel im Schrägschaft. Im Halberstädter Dom war diese Schriftform „vom dritten Viertel des 15. bis zum dritten Viertel des 16. Jahrhunderts“ mit 41 Inschriften besonders an „Gemälden, Goldschmiedearbeiten und Textilien“ vertreten.443) Das Vorkommen dieser Schriftform in der Stadt mit neun Inschriftenträgern setzt ein wenig später ein, und zwar im Jahr 1508; seither ist sie nur ca. ein halbes Jahrhundert lang zu beobachten. Im Jahr 1508 sieht man nur wenige Buchstaben an der von Friedrich von Hoym gestifteten Kreuzigung, die sich im Kreuzgang der Liebfrauenkirche befindet.444) Einzelne Buchstaben sind auch an fünf Skulpturen zu finden, die sich in der Liebfrauenkirche befinden, von denen vier wohl aus einer Werkstatt stammen. Im Dezember 1511 wird eine Skulptur des Apostels Andreas geschaffen, die u. a. das H zeigt; noch im selben Jahr findet man das flachgedeckte A mehrfach in einem Wappen an den Figuren der Anna Selbdritt und an den undatierten Skulpturen des Hl. Nikolaus, Laurentius und Christophorus.445) Im Jahr 1537 sieht man die frühhumanistische Kapitalis in der Signatur eines vermutlichen Glockengießers samt Jahreszahl, die auf einen restauratorischen Eingriff hinweisen, an einer Glocke aus dem Jahr 1439.446) Im Jahr 1553 läßt sich die Schriftform an einem Torbalken an Haus Schuhstraße 5 wieder feststellen, dabei [Druckseite LXII] lassen sich sowohl das offene D als auch das Epsilon-E beobachten.447) Nur ein Jahr später beschließt das Grabdenkmal für den Ritter Christoff von Leipzig in der Martinikirche das Erscheinen dieser Schrift in reiner Form (Nr. 130).448) Auch hier findet man das flachgedeckte A mit dem überstehenden Deckbalken und das offene D.

5.3.2. Kapitalis

Die Kapitalis, eine aus der Antike überkommene Monumentalschrift, die als ältere Kapitalis in Dom und Domschatz noch sechsmal gefunden werden konnte, ist in ihrer jüngeren, auch „Renaissance-Kapitalis“ genannten Form im Dom an 76 Inschriftenträgern449) in der Stadt Halberstadt an 120 Denkmalen entweder erhalten geblieben oder wir haben Nachricht über ihr dortiges Vorkommen. Die Buchstabenformen sind zwar an der Kapitalis der Antike orientiert, selten jedoch ebenso streng konstruiert. Zuerst tritt die Schriftform im Jahr 1547, allerdings gemeinsam mit eingestreuten Buchstaben aus der frühhumanistischen Kapitalis und sogar der gotischen Minuskel entstammenden Formen auf.450) An einigen Trägern waren zuvor schon einige Elemente der Schrift, aber nicht im Verbund erschienen. An einer Grabplatte aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist die Entwicklung der Schrift zu verfolgen (Nr. 120).451) Graviert findet man sie um dieselbe Zeit unter dem Schwanz des Schützenvogels der Schützengesellschaft, wo sie angeblich die Namen zweier Schützenmeister und der Viermänner wiedergibt (Nr. 121).452) Im Jahr 1552 wurde sie an der Fassade des Petershofes angebracht und seit demselben Jahr bzw. in Teilen seit drei oder fünf Jahren darauf schmückt sie das Portal des Treppenturms des Gebäudes (Nr. 124, 125).453) Auch an einer Wappentafel von 1556 am Wohnturm des ehemaligen Stedernschen Hofes findet man die Schrift. Allerdings wartet sie, wie die zuvor genannten Inschriften, mit etlichen Abweichungen vom klassischen Kanon (Nr. 135) auf, so z. B. einer geschwungenen Cauda des R oder – an die frühhumanistische Kapitalis angelehnt – mit einem Bügel im Balken des H und über den Schaft hinausreichenden Bogenenden des D bzw. mit stark verkürztem Mittelteil des M. In der Folge ist die Schriftform an den beiden Buchstaben der Hilariuslaterne von 1568 zu sehen (Nr. 147).454) Im Jahr 1574 kommt sie an dem Grabdenkmal für Gotthard von Buchholtz mit leicht keilförmig verbreiterten Hastenenden, Nexus litterarum, Enklaven oder mit Ligaturen vor (Nr. 154). Im selben Jahr finden wir diese Schriftform auch am Totenmal für Jodocus Otto (Nr. 155).455) Dieses Mal bis auf die schwankenden Buchstabenabstände in strengerer Form. Auch eine Bauinschrift am Haus Gröperstraße 32 aus dem Jahr 1575 zeigt die Schrift, hier jedoch ist sie einfacher und weniger elaboriert (Nr. 156).456) In den folgenden Jahren wird sie zu der fast alleine üblichen Schriftform. Ob 1576 am Stelzfuß mit einer opulenten Inschrift (Nr. 158 ), 1577 auf der Grabplatte für den Stiftsherrn Heinrich von Recklinghausen (Nr. 159) oder an der Sonnenuhr, die im selben Jahr an der Südseite der Martinikirche (Nr. 160) angebracht worden war, hier aber mit leicht frühhumanistischem Einschlag, wie der links leicht überstehende Deckbalken des A zeigt, man sieht die Kapitalis allerorten.457) Reich ist das Vorkommen dieser Schriftform an Gebäuden, wie am Schuhhof 1579 (Nr. 164 (†)),458) ebenfalls mit einem Einschlag der frühhumanistischen Form. Auf Glas gemalt ziert die Kapitalis einen zerbrochenen Bergmannshumpen (Nr. 165), der im selben Jahr entstanden war. 1583 mit der Wappentafel für Heinrich von Stechow (Nr. 174) oder vier Jahre darauf mit dem Torbalken für den Hof des Eustachius von Beutel (Nr. 184) und an den Brüstungsbrettern des Hauses Breitsprake/Dibbe (Nr. 186 ) im Jahr 1589 findet diese Schriftform ihren Niederschlag nicht nur an Gebäuden der Stadt.459) Im Jahr 1595 ist es die prächtige Kanzel der St. Martinikirche (Nr. 191), die eine von der frühhumanistischen Form beeinflußte [Druckseite LXIII] Kapitalis zeigt.460) Leichte Ansätze in diese Richtung, die wie z. B. das O, das in seiner Form aus der gotischen Minuskel übernommen scheint, sieht man an einzelnen Buchstaben auf der Grabplatte für Johannes Nachtigal in St. Moritz (Nr. 193) oder auf derjenigen für die Stiftsherren Johannes Drude und Johannes Probst im Jahr 1597 im Liebfrauenstift (Nr. 194), beide auch aus dem Jahr 1595.461) Die Kennzeichen dieses Entwicklungsabschnitts sind das H mit einem Bügel im Balken (Nr. 174), I mit einem Bügel in der Schaftmitte (Nr. 162), das spitze A mit nach links überstehendem Deckbalken (Nr. 184) oder die Vielzahl der retrograden N (Nr. 186 ) in der Inschrift an der Brüstung des Hauses Breitsprake/ Dibben.462) An der Kanzel in St. Martini (Nr. 191) begegnen das links oben offene D, das auf die unziale Form verweist, das A mit nach links überstehendem Balken neben dem I mit Bügel in der Schaftmitte und weitere derartige Kennzeichen.463) Neben einzelnen Buchstaben, wie Epsilon-E, das in der Wappenleiste aus der Zeit von 1613 und 1615 vorkommt (Nr. 192 ),464) oder am Schwellbalken des Hauses von Elias Daltzsche im Jahr 1600 (Nr. 207) begegnet,465) sind es zunehmend klare kapitale Formen, die sich jetzt durchsetzen. Diese Form tritt uns z. B. in den Jahren 1580 und 1586 auf Bleiplattten aus den Turmkugeln der Martinikirche entgegen, aus denen wir Historische Nachrichten zu Ausbesserungen am Kirchengebäude und die Namen der Verantwortlichen im Stadtregiment und unter den Handwerkern erfahren (Nr. 166, 167, 179).466) Die entsprechenden Inschriften sind allerdings mit Prägestempeln fabriziert worden, durch welche die Anbringung uneinheitlicher ist. In den Jahren danach werden frühhumanistische Elemente der Schrift seltener. Strengere Formen sind an einem Kelch aus demselben Jahr 1580 festzustellen oder auch an einem Epitaph aus der Martinikirche aus dem Jahr darauf (Nr. 168, 172).467) Gegen Ende des Jahrhunderts wird die Schrift einheitlicher, wenn auch quer durch die unterschiedlichen Inschriftenträger bestimmte Kennzeichen wie der links überstehende Deckbalken des A oder die geschwungene Cauda des R sich verfestigt haben (Nr. 178, 187 , 189, 199).468) Um die Jahrhundertwende tritt dann eine sehr klare Form der Schriftart auf. Besonders gut zu erkennen an dem Auferstehungsrelief aus der Kirche zu Emersleben (Nr. 212), das wohl ehestens vom Ende des 16. Jahrhunderts stammt. Auch auf einem Balken aus Privatbesitz, der jetzt im Depot des Städtischen Museums aufbewahrt wird, ist diese klare Kapitalis zu sehen (Nr. 216). Mit leichter Linksneigung findet sich die Schrift auf der Wappentafel für Heinrich von Lochow von 1613 (Nr. 240), mit einem ausschließlichen Vorkommen des unzialen U auf der Kindergrabplatte für Joachim Christof von Britzke im Jahr 1607 (Nr. 227).469) Mit stärkerem Strich, z. T. sogar mit Verstärkung der Bögen, sind die Inschriften auf den Glasscheiben der Schützengesellschaft aus den Jahren 1609, 1619 und 1621 versehen (Nr. 229, 253, 259, 260).470) Aus ein und derselben Werkstatt stammen wohl die Grabplatten für die Prediger der Martinikirche Daniel Sachse (Nr. 223), Lambert Ehrentraut (Nr. 225) und Cyriacus Geilfus (Nr. 266).471) Offensichtlich von unterschiedlichen Händen stammen die Wappentafeln des Landesherrn Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg und seines Bruders Philipp Sigismund im Gegensatz zu denjenigen der Domherren und Vikare, die 1611 gefertigt wurden (Nr. 233).472) Während die Wappenbeischriften der Braunschweiger an diesen Objekten teilweise rechtsgeneigt erscheinen, sind die übrigen breiter geschlagen und ausschließlich aufrecht. In ein und derselben Werkstatt scheinen auch die Grabplatten für die Eheleute von Heilingen – beide im Jahr 1612 verstorben – entstanden zu sein, was besonders die Behandlung der Serifen erhellt, wohingegen die O unterschiedlich sind.473) Mit kräftigen Linksschrägenverstärkungen und vergrößerten Anfangsbuchstaben findet man die Schrift an der Inschriftentafel aus demselben Jahr für das Erbbegräbnis der Familie Weste in der Siechenhofkapelle gemalt (Nr. 239).474) Im Jahr 1614 wurde die Taufe für das Liebfrauenstift gegossen (Nr. 243).475) Deren Kapitalisinschriften weisen einige Besonderheiten der Schriftbehandlung im A [Druckseite LXIV] mit einem gebrochenen Mittelbalken und in einem R mit nach oben gebogener Cauda auf. In den Folgejahren ist diese Schriftform die geradezu verbindliche. Zu sehen ist sie an Wappengrabplatten, wie sie für Catharina Petters (Nr. 245) und Joachim Greif (Nr. 267) hergestellt wurden.476) An figürlichen Grabplatten, wie derjenigen für Christoff Sehliger (Nr. 256), die nach Auskunft ihrer Schrift, wie Linksneigung derselben und Buchstabenbehandlung zeigen, vermutlich aus derselben Werkstatt stammt wie die Wappentafel für Heinrich von Lochow (Nr. 240).477) Buchstaben in fast klassischer Form sieht man – bis auf das M – am Epitaph für Simon Gleissenberg (Nr. 268).478) Auf zwei Goldschmiedearbeiten aus einer Werkstatt, die auf das Jahr 1640 datiert sind, findet man die Kapitalis in zierlichen z. T. in Konturschrift gefaßten Lettern, wie an den gerade verlaufenden Hasten des M, N oder E und anderen Buchstaben zu sehen ist (Nr. 280, 281).479) An der hölzernen Dachkonstruktion und dem Portal der St. Johanneskirche ist die Schrift von einer Hand angebracht, in der man die des Meisters Hans Wilke vermuten darf (Nr. 290, 292). In derselben Weise werden hier die Nexus litterarum angebracht und ein für die Kapitalis eher untypisches A mit geschwungenem rechten Schaft ausgeführt. Von jeweils derselben Hand sind auch die Grabplatten für eine Frau Schenck von Dönstedt und einen Herrn von Veltheim angefertigt worden, wie an der Buchstabenbehandlung der erhaben ausgeführten Schrift zu sehen ist (Nr. 296, 297). Zu einer Werkstatt, die schon Grabplatten, die im Dom situiert sind, ausgeführt hat, gehören die Grabplatten für Christoph Wulff in Liebfrauen von 1637 und Friedrich Reiß von Eysenberg in St. Martini, die aus dem Jahr 1645 stammt (Nr. 279, 285).480) Auch hier lassen sich Übereinstimmungen in der Schrift nachweisen. In einem Weichbildzeichen aus dem Jahr 1640 sieht man noch einmal das unziale U,481) das schon am Kindergrabdenkmal für Joachim Christof von Britzke begegnet ist. Aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, vielleicht aber auch erst aus der Zeit danach, ist ein Porträt König Gustav Adolfs auf uns gekommen, das ein letztes Mal das zweibogige E aufführt.482)

5.4 Tabelle der Schriftarten

Die Summe der nach den Schriftarten aufgeteilten Inschriften ist um eins niedriger als die Anzahl der Inschriftenträger. Hin und wieder kommt mehr als eine Schriftart an einem Träger vor. Die nur als Zahlzeichen überlieferten Inschriften können hier nicht berücksichtigt werden.

Schriftart -1200 -1300 -1400 -1500 -1550 -1600 -1650 Summe
Romanische Majuskel 1? 1?
Gotische Majuskel 3 12 1 16
Geschäftsschrift 1 2 1 1 5
Gotische Minuskel 9 35 28 9 81
Humanistische Minuskel 2 2
Fraktur 3 7 10
Frühhumanistische Kapitalis 5 2 7
(Renaissance-)Kapitalis 2 6 52 58 118
Mischminuskel 1 5 6
Schriftart unbekannt 2 6 16 21 30 75
Summe 2 3 23 43 58 89 103 322

6. Nicht aufgenommene Inschriften

Einige der Inschriften, die sich noch in der Stadt befinden oder für die Stadt überliefert sind, stimmen entweder nicht mit der Definition des Begriffs Inschrift von Kloos überein, oder aber sie wurden erst nach Ende des Untersuchungszeitraums, also nach 1650, angebracht. Nach Kloos sind Inschriften „Beschriftungen verschiedener Materialeien ..., die von Kräften und mit Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- und Kanzleibetrieb angehören.“483) Die im Folgenden genannten Denkmale werden hier also entweder nur erwähnt oder auch in ihrem Wortlaut wiedergegeben, wenn sie zwar bedeutend, aber erst in der Zeit nach dem Ende des Bearbeitungszeitraums entanden sind oder gar nicht aus Halberstadt stammen und nach dem Ende des Bearbeitungszeitraums dorthin verbracht wurden.

Zu diesen Gegenständen gehört z. B. das Altarretabel im südlichen Seitenschiff der Andreaskirche von 1456, dessen zugehörige Flügel im Refektorium ihren Platz gefunden haben. Es wurde dem Andreaskloster von der Generalverwaltung der Kgl. Museen in Berlin vor 1902 leihweise überlassen.484) Das geschnitzte, im 19. und 20. Jahrhundert stark restaurierte Retabel zeigt über der maßwerkverzierten Predella im Hauptfeld in von Pfeilern getragenen Maßwerknischen von links Petrus, Bernardinus von Siena, in der mittleren Nische die Madonna mit dem Kind, dann folgen Johannes der Täufer sowie der Apostel Paulus. In der oberen Reihe sieht man von links die Heiligen Franziskus von Assisi, Antonius von Padua, in der Mittelnische einen Kruzifixus, rechts befinden sich Kg. Ludwig der Heilige und Bf. Ludwig von Toulouse, auf den Flügeln Johannes Evangelista und Johannes Baptista. Unterhalb des Kruzifixus ist in gotischer Minuskel eine Künstlersignatur angebracht:

  1. HOC OPVS FECIT ∙ MAGISTER LVGHESIVS DE SANTO / PAVLO MCCCCLVI

Übersetzung:

Dieses Werk schuf Meister Lughesius von Sankt Paulus 1456

sowie zwei nur noch fragmentarische Inschriften:

  1. L..AV[.....] / GEM [:] CCEC

sowie:

  1. IN PR/IN/ / / . // DE

Letztere gibt wohl den Beginn der Bibelstelle Io 1,1: „In principo erat verbum et verbum erat apud deum“ wieder, um den Evangelisten Johannes zu charakterisieren.

Ebenso stammt der Altaraufsatz aus der Zeit zwischen 1515 und 1520, der im Chor der Moritzkirche steht, aus der Wipertikirche in Kölleda, wo er sich noch 1883 befand.485) Im Schrein des dreiflügeligen Retabels sieht man eine vielfigurige Kreuzigung, die seitlich von Johannes Baptista und Johannes Evangelista flankiert wird. Auf dem linken Flügel außen Petrus, innen Paulus, die Innenseite des rechten Flügels zeigt den Hl. Wipertus,486) die äußere den Hl. Urban. Auf der ursprünglich nicht zugehörigen, aus dem Domschatz stammenden Predella von um 1500 sind die Klugen und Törichten Jungfrauen dargestellt, die eine Halbfigur Christi in verkleinertem Maßstab säumen, auf der Rückseite Mariae Heimsuchung und Mariae Himmelfahrt. Auf dem Gewandsaum Johannes' des Täufers eine Pseudoinschrift in pseudokufischen Schriftzeichen sowie die Nameninschriften

  1. IHESV ∙ CR//H(IST)I [...] ∙ SANTVS ∙ // [I]OHANNES // [E]WANCELISTA ∙ // ∙ APOSTOLVS ∙ IH

einschließlich der orthographischen Unsicherheiten.

Zwei Denkmale des 18. Jahrhunderts in der Andreaskirche gehen auf die Gründungsgeschichte des Klosters und die des Burchardiklosters ein.

Der Gedenkstein für Heinrich den Jüngeren (VI.) von Regenstein aus Rübeländer Marmor schimmert bräunlich und ist von Gesteinsadern durchzogen. Er besteht aus fünf Teilen und ist gut erhalten. Der Stein hat eine Höhe von 252 und eine Breite von 168 Zentimetern. Die Inschrift darauf in Kapitalis mit [Druckseite LXVI] unzialen Elementen und einem Fraktureinsprengsel hat eine Buchstabenhöhe von 3,5 Zentimetern. Im Binnenfeld sieht man unter einem Fürstenhut in Relief den Verstorbenen als jungen Mann, mit nackten Füßen und geschorenem Haar in der Kutte eines franziskanischen Mönchs mit Kragen und übergezogener Kapuze. Gegürtet ist er mit einem an der linken Seite herabhängendem Knotenstrick und an der rechten hat er einen Rosenkranz mit einem Kreuz am Ende. Mit beiden Händen hält er ein großes Kreuz vor seiner Brust. An beiden Seiten gestürzt die Figur begleitend verläuft die Historische Nachricht zeilenweise, rechts der Anfang der Inschrift von oben nach unten, links von unten nach oben. Der lateinische Text, der hier und dort kleine Fehler aufweist, am Beginn der linken Seite sogar eine ganze Zeile wiederholt, lautet:

  1. ILLVSTRISSIMVS ∙ ET ∙ EXCELLENTISSIMVS ∙ DOMINVS ∙ D(OMINVS) ∙ HENRICVS ∙ IVNIOR, COMES ∙ DE ∙ REINSTEIN ∙ EX ∙ LINEA487) [∙] / HEIMBVRGENSI : CVIVS ∙ ANNIVERSARIVM ∙ VNA ∙ CVM ∙ ILLVSTRISSIMORVM488) ∙ PARENTVM ∙ EIVS ∙ ET ∙ EX EADEM ∙ / FAMILIA ∙ DEFVNCTORVM ∙ MEMORIA POSTRIDIE S(ANCTI) ANDREAE APOSTOLI ECCLESIAE HVIVS PATRONI ANNVA / SOLEMNITATE CELEBRATVR : INSIGNEM HVNC CONVENTVM, ET ECCLESIAM EX LAPIDE QVADRO ∙ SVB / TITVLO S(ANCTI) ANDREAE APOSTOLI HOC IN LOCO RESIDENTIAE SVAE, VVLGO De kleine Blanckenburg / DICTAE, ANNO 1289 PRO FRATRIBVS ORDINIS MINORVM S(ANCTI) FRANCISCI ∙ FVNDAVIT ∙ ET ANNO 1314 / MORTVVS ∙ IN MEDIO CHORI HVIVS ECCLESIAE IN HABITV ORDINIS NOSTRI MAGNIFICE EST / SEPVLTVS // HABITV ORDINIS NOSTRI MAGNIFICE489) EST SEPVLTVS ∙ CVIVS SEPVLCHRI MONVMENTA ANNO 1563 / DIRVTA TEMPORVM INIVRIA SERENISSIMVS DVX BRVNSWICENSIS ET LVNEBVRGENSIS , DOMINVS / LVDOVICVS RVDOLPHVS , ET SERENISSIMA EIVS CONIVX , DOMINA CHRISTINAE490) LOVISA , PRINCEPS / OETTINGENSIS491) , ELISABETHAE CHRISTINAE REGNANTIS AVGVSTISSIMI INVICTISSIMIQ(VE) IMPERATORIS ET / HISPANIARVM REGIS CAROLI VI SEMPER AVGVSTAE PARENTES , ANNO 1722 RENOVARI ET PRESBYT/ERIVM AC CHORVM SVIS SVMPTIBVS LAPIDE BLANCKENBVRGICO STERNI CVRAVRVNT QVORVM / MEMORIA SIT IN BENEDICTIONE ET ANIMA EXCELLENTISSIMI COMITIS PIAE MEMORIAE HIC / SEPVLTI REQVIESCAT IN SANCTA PACE AMEN

und heißt ins Deutsche übersetzt

Übersetzung:

Der durchlauchtigste und vortrefflichste Herr, Herr Heinrich der Jüngere, Graf von Regenstein aus dem Heimburgischen Geschlecht, dessen Jahrtag zusammen mit dem Gedenken seiner erlauchtesten Eltern und der aus derselben Familie Verstorbenen am Tage nach [dem] des Apostels Andreas, des Schutzherrn dieser Kirche, jährlich in Feierlichkeit begangen wird, hat dieses ausgezeichnete Kloster und die Kirche aus dem Grundstein unter der Bezeichnung des heiligen Apostels Andreas an diesem Ort seines [des Grafen] Wohnsitzes, allgemein Die kleine Blanckenburg genannt, im Jahr 1289 für die Brüder des Ordens der Minderbrüder des Heiligen Franziskus gegründet und ist, im Jahr 1314, tot inmitten des Chors dieser Kirche in der Tracht unseres Ordens großartig beigesetzt worden. In der Tracht unseres Ordens großartig beigesetzt worden (Sic!), dessen Grabdenkmal – im Jahr 1563 durch den Schaden der Zeitläufte zerstört – der allerdurchlauchtigste Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Herr Ludwig Rudolph, und seine allerdurchlauchtigste Gattin, Herrin Christina Louise, Fürstin von Oettingen, der Elisabeth Christina, des regierenden erhabensten und allersiegreichsten Kaisers und Königs der Spanier Karls VI. immer erhabener [Gattin] Eltern, im Jahre 1722 erneuern und das Presbyterium und den Chor auf ihre Kosten mit Blankenburger Stein pflastern lassen. Deren Gedenken sei im Heil, und die Seele des vortrefflichsten Grafen seligen Andenkens, der hier begraben ist, ruhe in heiligem Frieden.

Die ganze Art der Inschrift zeigt, daß sie nicht von dem 1563 untergegangenen Grabstein für den Gründer des Klosters Graf Heinrich den Jüngeren (VI.) von Regenstein herrühren kann. Der Text atmet in Anlage und Ausdruck den Geist des Barock. Allerdings zeigt er doch, vielleicht aus anderen Quellen übernommen, was die Zeitgenossen noch über Heinrich wußten. Bekannt war, daß er als der Nachfolger seines Vaters, Heinrich des Älteren (V.), der durch eine eigene Schenkung die Grundlage für das Kloster [Druckseite LXVII] an Ort und Stelle gelegt hatte, den Klosterbau ins Werk gesetzt hatte.492) Deshalb wird der Eltern des jüngeren Grafen und auch deren Vorfahren gedacht, wie es vielleicht in einem Nekrolog des Klosters verzeichnet war. Das genaue Sterbedatum war jedoch nicht bekannt, da das Datum für die Jahrfeier des Grafen für den Tag nach dem Andreasfest am 30. November auf den ersten Dezember festgesetzt wurde, an dem er damals vielleicht auch schon begangen wurde.493) Heinrich VI. war aber vermutlich am 20. September 1311 gestorben, weil zu diesem Datum seine Memoria begangen werden sollte.494) Weiter wußte man, daß Heinrich der Jüngere wohl im Jahr 1289 den Grundstein für das Kloster gelegt hatte, wie aus den Formulierung ex lapide quadro im Zusammenhang mit dem Prädikat fundavit hervorgeht.495) Bekannt war auch, daß es sich bei dem zur Verfügung gestellten Grund um Eigengut mit einer eigenen Bezeichnung gehandelt hatte.496) Die Grabstätte muß ebenso noch im Bewußtsein gewesen sein wie die Leichenkleidung für den Verstorbenen, nur das genaue Jahr offensichtlich nicht mehr, denn Heinrich war ja schon 1311 gestorben. Vielleicht gab es aber auch noch eine Nachricht über seine Beisetzung erst im Jahr 1314, weil der Chor erst zu diesem Zeitpunkt fertiggestellt und für diesen Zweck benutzbar war. Das könnte zu der irrtümlichen Angabe im Text der Platte geführt haben, weil man des Todesjahr micht mehr kannte. Auch vom Zustand des Grabes, das 1563 zerstört war, wußte man. Die Stifter – Herzog Ludwig Rudolph war seit 1690 Graf von Blankenburg, das 1707 zum Fürstentum erhoben worden war –, die zusammen mit dem Gedenkstein auch den Fußboden hatten herrichten lassen, empfehlen ihr Gedenken, weil sie Protestanten waren,497) dem Heil des Erlösers und sprechen für den Stifter des Klosters eine Fürbitte aus.

Ein weiterer Gedenkstein, der an der nördlichen Wand im Langhaus der Andreaskirche aufgestellt ist, stammt eigentlich aus der Burchardikirche. Burchard I. (1036–1059), wohl aus dem Geschlecht der Schweinfurter Markgrafen des Nordgaus und angeblich in Nabburg geboren, fungierte zwischen 1032 und 1036 als Kanzler Kaiser Konrads II., war danach Halberstädter Bischof und ist nach seinem Tod als Volksheiliger verehrt worden, auch wenn er nie offiziell heiliggesprochen wurde.498) Er gilt als der Gründer des Burchardiklosters, das seinen Namen trägt und an dessen Stelle er eine Kapelle gestiftet hatte. Dort soll er 1060, nachdem der Dom, in dem er im Jahr zuvor bestattet worden war, bei einem Stadtbrand große Beschädigungen erfahren hatte, erneut beigesetzt worden sein.499) Er hatte den bischöflichen Palast, den Petershof, und eine Kapelle auf dem Huy, den Ursprung des späteren Klosters Huysburg, bauen lassen sowie eine Verwaltungsreform mittels einer Reform des Pfarrsystems und der Archidiakonate durchgeführt.500) Seine Gebeine waren zur Zeit des Königreichs Westphalen (1807–1813) nach der Aufhebung des Burchardiklosters 1810, wie auch andere Ausstattungsstücke, in die Andreaskirche übertragen worden [Druckseite LXVIII], wo weiterhin wenigsten eine Pfarrkirche bestehen blieb.501) Sein trotz Kriegsschäden heute wieder gut erhaltener Gedenkstein502) aus Sandstein ist vermutlich um 1710 entstanden, wie der Inschrift an den Rändern der Schmalseiten zu entnehmen ist. Er hatte seither auch als Grabplatte gedient.503) Im Binnenfeld steht in einer Rundbogennische in Relief der Bischof in vollem Ornat, flankiert in den oberen Zwickeln von Engelsflüchten. Die Mitra auf dem Kopf, hält er in seiner Rechten mit dem Panisellus das Pedum, hat das Pallium umgelegt und ist mit Albe, Dalmatik und Kasel sowie einem kostbaren Chormantel bekleidet, der von einer Agraffe gehalten wird. Zu seinen Füßen faßt ein Putto sein (Phantasie) Wappen.504) Am Rand läuft die in Kapitalis erhaben ausgeführte Gedenkinschrift um, die aber eigentlich, wie auch die auf der rechten und linken Schmalseite sowie auf den heute nicht sichtbaren Schriftzeilen oben und unten eingehauen, eine Historische Nachricht beinhaltet, die vielleicht auf ein beabsichtigtes Heiligsprechungsverfahren deutet.

Umlaufend

  1. S(ANCTUS) BURCHARDUS ∙ XI : / HALBERST(ADENSIS) ∙ EP(ISCOP)US 1059 IN ECCLESIA CATHED(RALIS) SEPULT(US) / QUA EXUSTA 1060 AD HUNC / LOCUM QUI AB EO NOMEN HABET TRANSLATUS EST

rechts und links505)

  1. ALTARE IN HONOREM S(ANCTI) BURCHARDI HIC QUON/DAM ERECTUM PRO EXIGENTIA REI AD LATUS HOC / SINISTUM506) TRANSLATUM EST // SACRA EIUS OSSA ADHUC IUNCTA 1710 CORAM / NOTARIO (ET) TESTIBUSREVISA ET DECENTIUS OPERTA / [S]UB HOC EPITAPHIO POSTERORUM VENERATIONI RESERVANTUR //

oben und unten

  1. LAPIDEM EREXERE OSSA / INVENTA / SUB / EODEM / REPOSUERE XV. SEPT(EMBRIS) 1857 // PRAESUL SUCCESSOR BURCHARDO CONSTRUXIT / ARAM . ARA DOCET MIRACLA507) PROBANT / I508) ESSE BEATUM : QUOD CRITICI ASPER/GUNT CHRONICARUM SCRIPTA RERFERUNT

Der Heilige Burchard, der elfte Halberstäder Bischof,509) 1050 in der Kathedralkirche begraben, ist, nachdem diese niedergebrannt worden war, 1060 an diesen Ort, der von ihm den Namen hat, übergeführt worden.

Der Altar zu Ehren des Heiligen Burchard, der hier einst errichtet [war], ist wegen der Beförderung der Angelegenheit auf diese linke Seite versetzt worden; // seine heiligen, bis dahin verbundenen Gebeine,510) waren 1710 in Gegenwart eines Notars und unter Zeugen durchgesehen worden und werden geziemender gefaßt unter diesem Grabmal für die Verehrung der Nachfolgenden aufbewahrt. // Den Stein haben sie aufrichten lassen, nachdem die Gebeine, die unter demselben gefunden worden waren, zurückgelegt worden sind, am 15. September 1857; // der Bischof, als sein Nachfolger, hat Burchard einen Altar erbaut. Der Altar lehrt, die Wunder bezeugen, daß derselbe heilig ist; was die Kritiker beschmutzen, bezeugen die Schriften der Chroniken.

[Druckseite LXIX]

Der Stein ist in verschiedenen Zeiten mit Inschriften versehen worden. Die am Rand umlaufende Inschrift, die vermutlich um 1710 für die Burchardikirche entstanden sein wird und das Schicksal der Grabstätte referiert, ist eigentlich auch eine Historische Nachricht über die Verlegung der Gebeine, andererseits in ihrer Funktion am ehemaligen Begräbnisort eine Grab- und Gedenkinschrift. Die zweite Historische Nachricht, die wohl insgesamt 1857 am äußeren Rand angebracht wurde, berichtet vom Schicksal des Altars, der nach der Übertragung der Gebeine und des Gedenksteins nach St. Andreas um 1810 im Jahr 1857 auf die gegenüberliegende nördliche Seite des Kirchenschiffs verlegt worden war. Sie ist in einer mittelalterliche Schriftformen imitierenden Kapitalis angebracht worden. Außerdem hatte der bischöfliche Nachfolger, der leider namentlich nicht genannt wird, den Stein damals vom Boden aufheben und aufstellen lassen und einen Altar erbaut. Die Verweise auf die Wunder, die Burchard bewirkt haben soll, und der Begriff CHRONICARUM SCRIPTA, in denen sie festgehalten sein sollen, weisen wohl auf die Benutzung der Gesta Episcoporum Halberstadensium hin.511)

Aus der ehemals dominikanischen Katharinenkirche sind es die Kanzel, eine Kreuzigung mit Maria und Johannes sowie ein Kruzifixus, die nicht in den Katalog aufgenommen wurden.

Die hölzerne Kanzel aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mit etwas jüngerem Standfuß und Schalldeckel aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts steht am ersten nördlichen Pfeiler des Langhauses von Osten.512) Jünger sind wohl auch die gedrehten Ecksäulen mit korinthischen Kapitellen auf Säulenpostamenten mit Beschlagwerkornamentik und Diamantquadern. Die Brüstungsbretter des Kanzelkorbes zeigen Christus mit der Weltkugel und drei Evangelisten mit ihren Symbolen. Auf den Konsolen einzeilig aufgemalt schwarz auf Weiß in Kapitalis die Tituli:

  1. S(ANCTUS) ∙ MATHEUS // S(ANCTUS) MARCUS // S(ANCTUS) IOHANNIS [E]V(ANGELISTA)

Übersetzung:

Der heilige Matthäus, der heilige Marcus, der heilige Johannes Evangelist.

Darunter befinden sich Engelsflüchte, die von auf Volutenstützen ruhenden Pilastern flankiert werden. Oben werden sie von Aufsätzen mit gesprengten Giebeln abgeschlossen. Dazwischen sieht man in Rollwerkkartuschen erhaben ausgeführt das Bibelzitat nach Matthäus 17,5 ebenfalls in Kapitalis:

  1. IH(ESV)S // HIC EST FI//LIVS MEVS // DILECTV[S] / HVNC513) AVDITE

Übersetzung:

Dieser ist mein geliebter Sohn, den sollt ihr hören.

Das folgende Feld der Brüstung zeigt einen vermutlich ergänzten Feston, die Unterhänge sind mit von Girlanden umgebenen Puttenköpfen verziert. In der Zone darüber, direkt unter dem Handlauf einzeilig schwarz auf Weiß das Bibelzitat Johannes 5,39 in Fraktur nach der Lutherbibel:514)

  1. suchet in der schrifft den ir meinet Ir habt das ewige leben drinnen den sie ists die von mir zeuget C(apitel) V Johan(n)

Über dem jüngeren Schalldeckel, der ebenfalls mit Festons und geschweiften Volutenaufsätzen geschmückt ist, der ursprüngliche Deckel in Kapitalis mit dem einzeilig gold auf Blau aufgemalten umlaufenden Bibelzitat Johannes 10,27515)

  1. OVES MEA[E] // VOCEM MEAM AV//DIVNT ET EGO COGNOSCO EAS ET // SEQVVNTVR ME

Übersetzung:

Meine Schafe hören meine Stimmen, und ich erkenne sie, und sie folgen mir.

[Druckseite LXX]

Bekrönt wird der Schalldeckel von einer Weltkugel mit einem Kreuz darauf. Auf dem vorderen Giebelaufsatz ist eine jüngere Renovierungsinschrift angebracht:

  1. A(NN)O . / 1780 . / RE.NOV(AVIT) . / F / A . / N .

Was Ursprung und Bildprogramm der Kanzel betrifft, läßt sich wegen des ungewissen Schicksals des Klosters in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges nicht sagen, ob diese katholisch oder evangelisch war. Das Kloster, das sich am Ende des 16. Jahrhunderts in erbarmungswürdigem Zustand befunden hatte, war nach 1624 und jedenfalls 1628 im Besitz von Dominikanern, die es angeblich 1632 wieder verlassen mußten, nur um es nach dem Westfälischen Frieden wieder zu besiedeln, bis es 1804 endgültig aufgehoben wurde.516)

In derselben Kirche hat sich auch eine Kreuzigungsgruppe aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Die beiden Figuren von Maria und Johannes, die vielleicht zu dem Balken eines Triumphkreuzesgehört haben, wohl nicht zusammengehörig mit dem Kruzifixus.517) Das Kreuz modern, der aufgemalte Kreuztitulus auf einer imitierten, gegenläufig eingerollten Papyrusrolle

  1. IESVS / NAZAREN(VS) / REX / IVDAEORVM518)

wohl aus dem 18. Jahrhundert.

In der Katharinenkirche wird ein Jansenistenkreuz unbekannter Herkunft vermutlich vom Ende des 17. Jahrhunderts oder aus dem 18. Jahrhundert bewahrt. Dieser Kreuztypus zeigt Christus mit gerade emporgestreckten Armen an einem sehr kurzen Kreuzbalken hängend. Oben am Schaft des Kreuzes aufgemalt der Kreuztitulus in der üblichen Abkürzung in zwei Zeilen untereinander:

  1. I(ESUS) N(AZARENUS) / R(EX) I(UDAEORUM)519)

Am unteren Ende des Kreuzschaftes zwei gekreuzte Knochen und ein Totenschädel als Vanitassymbole. Der Kreuztypus war in der katholischen Kirche zeitweise verboten, wie Valentin Arnrich schreibt.520)

Eine Inschrift am steinernen Begrenzungstor der Johanneskirche zum Westendorf hin, das erst Ende des 17. Jahrhunderts erbaut wurde,521)

  1. Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn.522)

die zuerst Scheffer überliefert, verbunden mit den erst 1898 angebrachten Jahreszahlen523)

  1. 1648 // 1848,

welche die Einweihung der Kirche und die Erneuerung des Eingangs bezeichnen, wurden ebenfalls nicht in den Katalog aufgenommen.

Die Dekanei des Liebfrauenstifts am Domplatz 3 mit der Inschrift

  1. Erasmus Friedrich Fr(ei)h(err) v(on) Redern / Decan(us): Cap(ituli) B(eatae) M(ariae) V(irginis),

die Arndt in den Jahren 1640 bis 1700 entstanden sieht, ist jünger. Erasmus Friedrich von Redern wurde am 22.IV.1728 in Schwante geboren und starb am 28.XI.1797.524) Er war auch Halberstädter Domherr.

[Druckseite LXXI]

An dem Haus Moritzplan 2 hat die Jahresangabe ANNO 1416 seitlich über dem Spitzbogen eines teilweise vermauerten Tores gestanden.525) Sie war in imitierten mittelalterlichen Lettern und arabischen Zahlzeichen dort angebracht worden und 1967 noch vorhanden, aber leider nicht echt. In einer Veröffentlichung von Oscar Doering aus dem Jahr 1903 ist eine Lichtbildaufnahme des Gebäudes, insbesondere des Toreingangs, aus der Zeit vor dem Erscheinungsjahr zu sehen, als die Inschrift dort noch nicht angebracht gewesen ist.526) Die Inschrift wird auch weder in einer der Publikationen zu Halberstädter Inschriften erwähnt noch ist ein entsprechendes Datum aus Urkunden zum Moritzplan bekannt. Was zur Ausführung der Inschrift geführt hat, konnte nicht ermittelt werden.

Ein Denkmal, das sich heute in Halberstadt am ehemaligen Jagdschloß Spiegelsberge befindet, gehörte ehemals zum Schloß Gröningen. Da es erst nach dem Ende der Bearbeitungszeit nach Halberstadt gekommen ist, kann es hier nur unter die nicht aufgenommenen Inschriften fallen. Heute fungiert das Portal als Kellereingang. Man sieht daran das Wappen des bischöflichen Adminstrators Henrich Julius von Braunschweig-Lüneburg, flankierend diejenigen seiner Gattinen Dorothea von Sachsen und Elisabeth von Dänemark. Unterhalb der Wappen527) waren in Kapitalis Wappenbeischriften angebracht. Der Text ist nach einer Lichtbildaufnahme wiedergegeben, die nach dem Druck von Plato ergänzt wurde. Die in heraldischer Reihenfolge wiedergegebenen Wappenbeischriften, lauten:

  1. VON GOTTES GNADEN HEINRICH IVLIVS BISCHOFF / DES STIFTS HALBERSTAD VND HERTZOG ZV / BRAVNSCHWEIG VND LVNE/BVRGK / 1606

    [VON GOT]TES GNADE[N DOROTHEA / ELEONORA CHVRF]VRSTIN ZV SACHSE[N HERZOGIN / ZV] BRAVNSCHWEIG VND LVNEBVRG

    VON GOT[TES GNADEN ELISABETH [AUS KÖNIGLICHEM STAMM] DENNENM[ARCK HERZOGIN ZV BRAVNSCHWEIG UND LVNEBURG]

Plato schreibt, es habe sich bei dem Denkmal um ein Epitaphium gehandelt „welches vormals in der grüningischen Schloßkirche gewesen und mit dem großen Weinfasse aus jenem Schloßkeller hierher gebracht worden“ sei.528) Die Portalanlage wie auch das Faß erwarb Ernst Ludwig Christoff Freiherr von Spiegel zum Desenberg (1711–1785), seit 1731 Halberstädter Domherr, erst im Laufe des 18. Jahrhunderts.529) Die Ergänzungen der Inschriften dürften zwar ihrem Inhalt nach, nicht jedoch unbedingt dem genauen Wortlaut nach wiedergegeben sein. Auch die Schreibweise der Ergänzungen kann nicht exakt bestimmt werden. Diese Ergänzungen wurden aber der Großschreibung und einzelnen Buchstabenformen der Originalinschrift angepaßt.

Ein Text, der als Inschrift bezeichnet wird, aber vielleicht nie als Inschrift gedient hat, wurde im Hessischen Staatsarchiv in Marburg gefunden. Es handelt sich bei dem Blatt wohl um eine der Kanzleischriften des Landgrafen Moritz von Hessen.530) Dort werden zehn Versus numerales wiedergegeben, die „in quodam antiquo sepulchro“ in Halberstadt gefunden worden sein sollen.531) Die z. T. nur intendierten Hexameter sind nicht alle prosodisch rein und metrisch einwandfrei. Nach der Aufzeichnung des unbekannten Autors sollen sie am 3. März des Jahres 1627 entdeckt und danach aufgezeichnet worden sein.532) Sie befassen sich mit dem Schicksal des dänischen Königs Christian IV. (1588–1648). In einer [Druckseite LXXII] Spalte vor den Versen steht unter der Überschrift „Anno“ vor der jeweiligen Zeile die aufgelöste Jahreszahl in arabischen Ziffern. Diese Auflösungen gehörten wohl nicht zu dem angeblich gefundenen Text, da sich die Auflösung schon in den Chronostichen zeigt. Zwei weitere Chronostichen, die ebenfalls zum Schicksal des dänischen Königs Christian IV. gemacht worden sein sollen, sind darunter angefügt und sollen Weissagungen des dänschen Astronomen Tycho Brahe (1546–1601) enthalten.533) Unter den beiden letzten steht von anderer Hand eine Erläuterung und von dritter Hand ein Name.534) Die Versus numerales von einem unbekannten Verfasset, die in dem Halberstädter Grab gefunden worden sein sollen, lauten:

  1. QVos DIes VIDIt Danos VenIentes SVperbos aC Iratos ∙
    Hos Dies VidIt In SaXonia Danos fVgIentes aC prostratos ∙
    Ergo DanorVM ReX paenas Lvet stVltIcIae ∙
    HispanVs CronebVrgIVm LaetVs oCCVpat IncoLas peLLIt ∙
    Svrget terror Ingens Inter BataVos propter ea qVae ContIgerVnt DanarVm Regl ∙
    ChrIstIan Vs DanIae ReX priVatVr regno a FerDInanDo ∙
    Is postea peLLItVr eX oMnIbVs DitIonIbVs ∙
    Et sVbIbIt DanVs fatVM AbaVI sVI ChrIstIernI ∙
    HispanI Danos peLLVnt et BaVarVM sVbsItVVnt ∙
    ChrIstIanVs ReX DanVs VI MorietVr ∙

Die Übersetzung: [1625] In diesen Tagen sah man die Dänen kommen, hochmütig und erzürnt. [1626] In diesen Tagen sah man in Sachsen die Dänen flüchtend und niedergeworfen. [1627] Also zahlte der dänische König zur Strafe seiner Dummheit. [1628] Der frohlockende Spanier besetzte Cronenburg, die Einwohner vertrieb (besiegte) er. [1629] Es erhob sich ungeheurer Schrecken unter den Batavern (Holländern) wegen dieser [Dinge], die sie ergriffen für den König der Dänen. [1630] Christian, der König der Dänen, wird seines Königreiches von Ferdinand beraubt. [1631] Er wird hernach von aller Macht vertrieben. [1632] Und der Däne wird das Schicksal seines Ururgroßvaters Christian auf sich nehmen. [1633] Die Spanier besiegen die Dänen und setzen den Bayern an die Stelle. [1634] Christian der VI. dänische König stirbt.

Eine Datierung des Textes, wenn er denn echt sein sollte, ergibt sich aus dem genannten angeblichen Funddatum. Das Schriftstück, auf dem sie sich befindet, muß danach, aber noch vor dem Tod des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572–1632), entstanden sein, der die schriftliche Erläuterung unter den Vorhersagen angebracht haben soll.535) Der später darunter von dritter Hand wiederum angebrachte Name Wolff, der nur zur Identifizierung des Absenders der Prophezeiungen Brahes diente, ist ein Hinweis auf den in der Notiz von Landgraf Moritz genannten Leibmedicus des Landesherrn, Dr. Johannes Wolff (1537–1616), einen Medizin-Professor aus Marburg.536) Dieser hatte offensichtlich aber nur die Zeilen, die Tycho Brahe zugeschrieben wurden, dem Landgrafen zur Kenntnis gebracht. Diese beiden Prophezeiungen, wenn sie denn echt sein sollten, müßten dann noch vor dessen Tod 1601 entstanden sein. Anscheinend hatte Wolff diese noch vor seinem eigenen Tod dem Landgrafen in einem anderen Zusammenhang schon einmal nahe gebracht, und dieser sich, als ihm der Halberstädter Fund zur Kenntnis gebracht wurde, daran erinnert und die überlieferten Weissagungen ebenfalls in Form zweier Chronostichen und zusammen mit denjenigen aus dem angeblichen Grabfund aufschreiben lassen.

Die Prophezeiungen über das Schicksal des dänischen Königs Christian IV. (1588–1648) sind einigermaßen rätselhaft. Sie scheinen vor dem Hintergrund des Jahres 1627 angestellt worden zu sein. König [Druckseite LXXIII] Christian IV. von Dänemark hatte sich im Ringen um die Vormacht im nordischen Raum, nachdem er als Reichsfürst im Jahr 1625 auf eigenes Betreiben zum Obersten des niedersächsischen Kreises gewählt worden war, im niedersächsisch-dänischen Krieg an den Kriegshandlungen des Dreißgjährigen Krieges beteiligt.537) Die erste Zeile der Inschrift nennt für das Jahr 1625 die Aufstellung der Truppen des dänischen Königs und ihren Einmarsch in Norddeutschland. Die zweite Zeile bezieht sich auf die verlorenen Schlachten des Dänenkönigs bei Dessau (besser: von Roßlau) und Lutter am Barenberge im Jahr 1626.538) Die dritte zieht nur das Fazit aus der völligen Niederlage Christians IV. im Jahr 1627, die nach der Schlacht von Heiligenhafen im Vorstoß Heinrich von Schlicks (1580–1650) mit der Besetzung Jütlands endete, die kaiserlichen Truppen wegen fehlender Seestreitkräfte jedoch nicht bis nach Seeland gelangen ließen.539) Vermutlich beziehen sich die Vorhersagen für die folgenden Jahre auf die 1627 erwartete Entwicklung, die für Dänemark den Vormarsch der feindlichen Truppen bis nach Kopenhagen und die Generalstaaten Rache für ihre Unterstützung Dänemarks befürchten ließ. Weder die Vorhersage zur erwarteten Entthronung Christians IV. noch diejenige der Vertreibung desselben von jeglicher Macht haben sich bewahrheitet. Das für das Jahr 1632 Vorhergesagte gleicht fast im Wortlaut der Prophezeiung Tycho Brahes und scheint ebendort ihren Ursprung zu haben und wurde wohl schon auf der Folie von 1627 vermutet. Daß die Dänen vertrieben wurden und die Erhöhung Bayerns durch die Kurfürstenwürde, die seit 1623 mit dem Herzogtum verbunden war, war natürlich auch 1627 schon bekannt.540) Der Tod König Christians IV. von Dänemark im Jahr 1634 blieb ein Wunschtraum, der bis zur Erfüllung noch vierzehn Jahre warten mußte.

Mit Rücksicht auf die vorherigen Ereignisse in Hessen-Kassel im Jahr 1623 täuschen die angeblich an einem der frühen Kampfplätze541) gefundenen Chronostichen mit dem vorgeblichen Fundort „in antiquo sepulchro Halberstadii“ ein hohes Alter der Informationen und damit ihre Wahrhaftigkeit vor. Es stellt sich die Frage, ob die Verse Tycho Brahes nur benutzt wurden, um daran angelehnt bestimmte Entwicklungen prophezeien zu können. Daran schließt sich als zweite Frage an, zu welchem Zweck diese Vorhersagen dienen sollten. Hier könnte eine Hofpartei in Kassel im Vorfeld der Abdankung Landgraf Moritz’ zur Unterfütterung ihrer Stellung die Prophezeiungen wegen der Verquickung des Schicksals Moritz’ mit demjenigen König Christians IV. von Dänemark zur Erreichung ihrer Pläne genutzt haben, um so ihre Position zu stärken.

Für weitere Inschriften an Gebäuden, die nach dem Ende des Bearbeitungszeitraums 1650 entstanden, sei auf die immer noch maßgebliche Publikation von Georg Arndt von 1910 verwiesen.542)

Zitationshinweis:

DI 86, Halberstadt (Stadt), Einleitung (Hans Fuhrmann), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di086l005e007.

  1. DI 75 (Halberstadt Dom). »
  2. Siehe Grotefend 1991, S. 24 ff. »
  3. Terminologie 1999. »
  4. Die Lage beschreibt mit anderen Worten auch Herzog 1964, S. 36. »
  5. Zuletzt dazu Ludowici 2006; Pöppelmann 2006; Siebrecht 2002 c. »
  6. Kölzer 2012, S. 104–110; Vogtherr 2012, S. 136–145; Vogtherr 2006, S. 91–98. »
  7. MGH DLK, Nr. 15 S. 118 f.; UBHH Bd. 1, Nr. 17 S. 6 f. »
  8. Vogtherr 2012, S. 143. So schon Fritsch 1913, S. 12 f., Müller 1938, S. 88 f., Claude 1972, S. 8, Schrader 1989, S. 72, Röckelein 1999, S. 66, dort S. 66–68 zu den Liudgeriden in Halberstadt. »
  9. Leopold/Schubert 1984, S. 11 f., 26–38. Zuletzt dazu Leopold 1999, S. 300–306. Einen Forschungsüberblick zum Bistum Halberstadt gibt Springer 2004. »
  10. Leopold/Schubert 1984, S. 11 f., S. 80 Nr. 103 mit Abb. 17, Nr. 104, 109, 110. Daß Hildegrim die Kapelle 827 geweiht habe, wie Leopold 1999, S. 300 schreibt, läßt sich nicht beweisen. Vgl. MGH SS XXIII, S. 80 f., MGH SS XXXVII, S. 64 f. Siehe dazu auch Vogtherr 2012, S. 143 mit Anm. 58; Katalog Halberstadt 2004, I. 4 S. 180 (U[ta] S[iebrecht]). Schwineköper 1977, S. 30–32 sah darin eine von Liudger erbaute Pfarrkirche für die Domimmunität „die auch die weltlichen Einwohner der eigentlichen civitas mit einschloß“, (gemeint sind die Vogtei und das Westendorf) aus der dann später das Johannesstift hervorgegangen sei, wie er aus der Bezeichnung des Standorts „in hac civitate“ in einer Urkunde von 1133 und der Bestätigung der Seelsorge für die Stadt außerhalb des Marktbezirks im Jahr 1138 schloß. Allerdings hätte das einen Patroziniumswechsel oder einen Übergang auf ein anderes Patrozinium vorausgesetzt, da das Johannesstift den Heiligen Johannes Baptista und Johannes Evangelista geweiht war; ein solcher hätte nach der Zerstörung der Johannes und Pauls-Kirche beim Dom im Jahr 1060 stattfinden können; zum Johannesstift vgl. Mülverstedt 1872, S. 31–37. Die Seelsorge in der Stadtkirche St. Martin wurde dem Stift St. Johannes erst 1311 übertragen und oblag noch in der Reformationszeit dem Stift; vgl. auch UBHH Bd. 1, Nr. 169 S. 139 f., Nr. 191 S. 162; ebd. Bd. 4, Nr. 2651 S. 32; UB Stadt Halberstadt Nr. 336 S. 261–265, siehe auch Nr. 72 bei Anm. 11. »
  11. Leopold/Schubert 1984, S. 11 f. Vgl. MGH SS XXIII, S. 80 f., MGH SS XXXVII, S. 64 f. »
  12. MGH SS XXIII, S. 81; MGH SS XXXVII, S. 77 f. »
  13. MGH SS XXIII, S. 85–88; MGH SS XXXVII, S. 204, 252–254; MGH SS N.S. IX, S. 82 (Thiertmar II, 35); Huschner 2006, S. 243–251; Benz 1975, S. 24–47. »
  14. Militzer/Przybilla 1980, S. 23, 39, 86 f. Zum Verlust des Territoriums siehe Fitz 2003, S. 24; Bogumil 1972, S. 185; Schmidt-Ewald 1916, S. 1–4; Quiter 1969, S. 54–78 und passim; siehe auch die sich mit der Erhebung Magdeburgs zum Metropolitensitz beschäftigende Literatur: Claude 1972 Teil 1, S. 63–95, Engels 1975, Beumann 1991, Althoff 1998, Althoff 2002, Hehl 1997, Hehl 1998, Hehl 2001, Huschner 2003, S. 624–658; Huschner 2013, S. 67–98 stellt die Bistumsgründung in einen europäischen, auch missionspolitischen Zusammenhang. »
  15. Fitz 2003, S. 24; Schwineköper 1977, S. 32; Handbuch der Historischen Stätten Provinz Sachsen-Anhalt, S. 295. Zum Slawenaufstand Lübke 1986, Nr. 220–224. »
  16. Siehe dazu Schwineköper 1977, S. 32; Siebrecht 2002 g, S. 217–219; Lauwigi 2002, S. 51–63; Huschner 2014 und unten Kapitel 2.2. »
  17. Siebrecht 2002 c, S. 18–21; Siebrecht 2006, S. 119 f. mit Abb. 1, nimmt an, daß sich eine „wohl sächsische Siedlung mit dem Namen Halberstadt ... vermutlich seit dem 6. Jh. etwa 1000 Meter westlich der Domburg in der Nähe einer Flußgabel der Holtemme“ befand. »
  18. Siebrecht 2002 d, S. 16 f., Siebrecht 2006, S. 119 und Fitz 2003, S. 23 beide nach Eichler/Walter 1986, S. 127 für die Bedeutung ‚Stätte, Siedlung am geteilten Bach‘ auf topographische Gegebenheiten zielend. Militzer/Przybilla 1980, S. 16 nach Ruhe 1965, S. 48, 84, 133 halten ‚Alfurtestedt‘ als ‚Stätte aller bzw. vieler Furten‘ für namengebend. Nicht aufgegriffen wurde bisher ein Vorschlag von Doering, der glaubte, es handele sich um die christliche Umkehrung einer ‚Stadt der Alben oder Elfen‘, heidnischer Geister, die mit dem Einzug des Christentums in ihr Gegenteil verkehrt worden sei zu einem ‚locus beatorum = Saligenstadt‘; BKD, S. 164 f. Demnach habe eine Gründung in dem als Seligenstadt bezeichneten Osterwieck, für die es keinen Nachweis gebe, nie stattgefunden, sondern Halberstadt sei auch Gründungsort des ursprünglich Seligenstadt genannten Ortes im späten 8. Jahrhundert gewesen. Siehe dazu auch unten das Beschwörungstäfelchen Nr. 1, in dem ein alber genannter Alb erwähnt ist. Als einen Eigennamen Albher, Alpher, Halver versteht Arndt 1910, S. 7–11, die Bezeichnung nach einer Arbeit von Gustav Scheidel aus dem Jahr 1902, Scheidel 1902, einen im Kern niedersächischen Namen, der soviel bedeute wie „Herr der Elfen“. »
  19. Siehe DI 75 (Halberstadt Dom), S. XVII und Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8»
  20. Militzer/Przybilla 1980, S. 16–20; Herzog 1964, S. 35 f. betont die Hofgüter, die den Charakter „der beinahe einzigartigen Stadtanlage“ bestimmt hätten. »
  21. UBHH Bd. 1, Nr. 584 S. 521 f.; UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 133 S. 114 f.; zur topographischen Stadtentwicklung Militzer/Przybilla 1980, S. 30. »
  22. Siebrecht 2006, S. 119–139; Moos 2006, S. 141–143; Springer 2004, S. 52 f. mit Anm. 35, Zitationsvermerk im Text nicht angezeigt; Siebrecht 2002 e, S. 41–49; Militzer/Przybilla 1980, S. 21. »
  23. Zur Stadtwerdung und den Marktrechten MGH DLK Nr. 15 S. 118 f., DO III, Nr. 55 S. 460 f., DH IV, Nr. 108 S. 142 f., DH IV, Nr. 203 S. 260 f.; UBHH Bd. 1, Nr. 5 S. 2 f., Nr. 50 S. 36 f., Nr. 92 S. 67 f.; UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 2 S. 1 f., Nr. 3 S. 2 f., Nr. 4 S. 3 f.; Nr. 5 S. 4 f.; siehe dazu auch Militzer/Przybilla 1980, S. 36–52. Zum Marktprivileg auch Wittek 2002, S. 77–81 mit Abb. 34. Zur Entwicklung des Marktes auch Siebrecht 2002 f, S. 84 f. »
  24. Siehe Wichart 2002, S. 255–261; Siebrecht 2002 h, S. 249–254; Siebrecht 2002 i, S. 254 und unten zu den jeweiligen Institutionen unten Kapitel 2.2.3., 2.2.4., 2.2.5. »
  25. MGH SS XXIII, S. 96; Fitz 2003, S. 25; Boettcher 1913, S. 28, 42–44. »
  26. UBHH Bd. 1, Nr. 287 S. 257 f.; MGH SS XXIII, S. 108 f.; Fitz 2003, S. 25 f.; Puhle 1995, S. 152 f.; Wichmann war jedoch nie, wie Puhle schreibt, Bischof von Halberstadt gewesen, sondern dort erzogen und später Propst von St. Paul und Dompropst; zum Bischof ist er dann in Naumburg erhoben worden; LexMA Bd. 9, Sp. 60–62 (J[oachim] Ehlers); Boettcher 1913, S. 65–69. »
  27. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 7 S. 9; Siebrecht 2002 j, S. 236; die Vermutung von Franz Schrader, daß schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die Martinikirche als Marktkirche existierte, läßt sich nicht beweisen, ist aber wahrscheinlich, denn nach der Verleihung des Marktprivilegs 989 war ein Markt auch eingerichtet und in einem Privileg für Quedlinburg 994 erwähnt worden; gewiß war dann auch alsbald eine Marktkirche gegründet worden; siehe Schrader 1989, S. 53 f.; Militzer/Przybilla 1980, S. 22; Schlesinger 1975, S. 279 f. »
  28. Fitz 2003, S. 25 und 26 und unten. »
  29. Militzer/Przybilla 1980, S. 52. »
  30. Ebd., S. 53. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 16 S. 18. »
  31. Die Befestigunganlagen der Vogtei gehörten jedoch nicht, wie der Ring um Alt- und Neustadt, der Stadtgemeinde sondern den Bewohnern; Militzer/Przybilla 1980, S. 53. Herzog 1964, S. 35 mit Anm. 33 sieht die Stadtbefestigung schon 1208 vollendet. Vermutlich hatten aber auch das Domkapitel als überzeitliche Vertretung des Bischofs als Stadtherrn und das Liebfrauenstift aufgrund Besitzes nahe der Stadtmauer den Mauerbau gefördert, wie eine verlorengegangene Inschrift am Grabdenkmal für Johannes Semeca (Zemeke) zu deuten ist, die dem berühmten Rechtsgelehrten und sukzessive Domscholaster, Domdekan und schließlich Dompropst, den Mauerbau und ihre Versorgung zuschreibt, die er vielleicht als Propst des Liebfrauenstiftes getätigt hatte; vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 114 (†). Einen etwas anderen Verlauf der Einhegung der Stadt gibt Arndt 1910 a, S. 11–18. »
  32. Militzer/Przybilla 1980, S. 65: „Der Mauerbau kann also in seiner Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Halberstadt kaum überschätzt werden.“ Ebd., S. 57: „Der Mauerbau veränderte das Recht.“ Ebd., S. 178: „In Halberstadt ist recht deutlich zu erkennen, wie der Mauerbau die Einführung der Ratsverfassung begünstigt und gefördert hat.“ »
  33. Ebd., S. 65. »
  34. Fitz 2003, S. 27. »
  35. Ebd., S. 27 f.; DI 75 (Halberstadt Dom), S. XVIII und Nr. 44»
  36. Fitz 2003, S. 28. »
  37. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 46 S. 51; BKD, S. 181 f., 451–459; Herzog 1964, S. 35; Militzer/Przybilla 1980, S. 59 f.; Igel 2006, S. 494 f. »
  38. BKD, S. 451 als Rat- und Spielhaus bezeichnet; nach Igel 2006, S. 494 fungierte es „zugleich auch als Marktgebäude“. »
  39. Herzog 1964, S. 35 setzt die Bauzeit des Neuen Rathauses genau für die inschriftlich belegte Zeit zwischen 1381 und 1398 an. »
  40. Siehe zum Hilariusmahl Wittek 2004. »
  41. Grieme 2004, S. 185–210; Scholz 1999, S. 90–93; Ehbrecht 1996 Bd. 1, S. 322–337. »
  42. Fitz 2003, S. 28 f.; Wittek 1994, S. 551–593; zu den Halberstädter Handelsverbindungen Militzer/Przybilla 1980, S. 156–176, 178 f. »
  43. Fitz 2003, S. 29; siehe auch die Biographien der Halberstädter Bischöfe des 15. Jahrhunderts bei Gatz 2001, S. 227– 230, Gatz 1996, S. 735 f., 321 f. »
  44. Ernst von Sachsen sowie Albrecht, Johann Albrecht, Friedrich und Sigismund, alle aus dem Geschlecht der Brandenburger Kurfürsten; siehe Gatz 1996, S. 13–16, 337 f., 202, 665; Hartmann 2006, S. 9–17. »
  45. Vogler 1991, S. 179–195; Schrader 1977, S. 24–28. »
  46. Fuhrmann 2006 b, S. 257, 268; Fitz 2003, S. 30 mit Anm. 97; Langenbeck 1886, S. 12–33, 70; Schrader 1972; Schrader 1977, S. 29–54. »
  47. Scholz 2006, S. 629–642; Langenbeck 1886, S. 71–129; Opel 1869. »
  48. DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXI f. »
  49. Siehe z. B. die Grundsteinlegung für die Moritzkirche in Halle am 12. und 13. April 1388; Bartusch 1998, S. 83 f. Nr. 1 und 2 sowie S. 90–103; siehe auch unten Kapitel 6. »
  50. Zu vermerken ist, daß das in Nr. 83 behandelte Gebäude bis 1806 als Ratswaage gedient hat. »
  51. Militzer/Przybilla 1980, S. 19 f., 30, 41. »
  52. Opel 1891, passim; Opel 1866, passim; Jacobs 1897, passim; Boettcher 1914, S. 81–103, 161–196; Schrader 1972. »
  53. Wagner 1905, S. 161–213; Westphal 1991, S. 46; Tullner 2008, S. 44. »
  54. Fitz 2003, S. 30; Elis 1857, S. 43. »
  55. Fitz 2003, S. 30; Zschiesche 1895, S. 142. »
  56. Fitz 2003, S. 30; Zschiesche 1895, S. 142. »
  57. Herzberg 1900, S. 27–29; Tullner 2008, S. 55–60. »
  58. Kluge 2008. »
  59. Tullner 2012, S. 31–139. »
  60. Siehe dazu oben bei und mit Anm. 27. »
  61. Wie Anm. 27. Schrader 1989, S. 53 f. schließt aus der Erwähnung der cives forenses im Jahr 1105 auf die gleichzeitige Existenz einer ecclesia forensis und meint, daß schon unter Bf. Burchard II. eine Pfarre St. Martin bestanden habe. Aus der Gleichsetzung von mercatores, die in einer Urkunde Bf. Burchards II. erwähnt werden, und cives forenses in einer Urkunde Bf. Friedrichs von 1105 sowie der Einhegung der Domimmunität, von der wir im Jahr 1018 hören, schließt er auf die Existenz einer Marktkirche vor 1018. Siebrecht 2002 j, S. 235 f. folgt ihm. UB Stadt Halberstadt, Nr. 2 S. 3 f. und Nr. 4, S. 3 f.; MGH SS XXIII, S. 90. Siehe auch Bolze 1993, S. 71 (Horst Scholke); Militzer/Przybilla 1980, S. 22; Schlesinger 1975, S. 279 f. »
  62. BKD, S. 387; Siebrecht 2002 j, S. 236; die Quelle für diese Nachricht konnte nicht verifiziert werden. »
  63. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 131, 141, 142, 193, 286, 401; weitere ebd., Nr. 416, 440, 665; ebd. Bd. 2, Nr. 1046; vgl. BKD, S. 388. »
  64. BKD, S. 390–394; Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 335; Siebrecht 2002 j, S. 238 f. »
  65. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 336 S. 262, Nr. 557 S. 440 f.; UBHH Bd. 4, Nr. 2651 S. 32; siehe auch oben Anm. 27. »
  66. UB St. Johann, Nr. 514, 515 S. 453–455; Nebe 1880, S. 34. »
  67. BKD, S. 388. »
  68. Siehe zur Fünte aus der Paulskirche DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 33. Siehe auch Kapitel 4.2 und 4.4. »
  69. Zu dem Ensemble im Dom DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 97 †, 99 †, 95»
  70. Zum Verzicht siehe UB St. Johann, Nr. 509 S. 447–449, Nr. 514, 515 S. 453–455; zur Durchsetzung der Reformation Scholz 2006, S. 636 f.; Nebe 1880, S. 34. »
  71. BKD, S. 401–403. »
  72. Nach BKD, S. 409. »
  73. BKD, S. 388. »
  74. Kluge 2008; Bolze 1993, S. 93–157. »
  75. MGH SS XXIII, S. 92 ohne einen Hinweis auf die zeitliche Eingrenzung des Geschehens; vgl. Siebrecht 2002 g, S. 209 „1015“; Mülverstedt 1879, S. 581 „und zuerst 1015 ... geweiht“; Mülverstedt 1871, S. 409 „der die erste Einweihung 1005 vollzog und bis 1020 fortbaute“; so schon Niemann 1824, S. 46; Nieter 1812, S. 27. Die Zeitangaben lassen sich nirgends verifizieren; der von Siebrecht angegebene Literaturverweis auf Mülverstedt 1879 führt zu einer Literaturangabe Mülverstedts, der sich selbst in der Harz-Zeitschrift 1871, S. 409 ff. zitiert, Seiten, die in der zitierten Ausgabe der Zeitschrift keinen Hinweis auf die Quelle seiner Behauptung enthalten. Elis 1886, S. 3 setzt den Baubeginn „wahrscheinlich 1005“ an. Siehe zum Gründungszeitpunkt jetzt auch Huschner 2014, der nachweist, daß es sich offensichtlich um eine Kompensation für die Anerkennung der Wiedereinrichtung des Bistums Merseburg durch Arnulf handelt, die er exakt ein Jahr zuvor akzeptiert hatte. »
  76. Siebrecht 2002 g, S. 209; Doering 1899, S. 121–123. »
  77. MGH SS XXIII, S. 92. »
  78. Siehe jedoch auch DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 115»
  79. So schon Siebrecht 2000, S. 10 mit Anm. 8. Zu den Ausgrabungen Leopold 1997 b, S. 172–184; Doering 1899, S. 121–123; zur Stiftung Scholke 2004, S. 58–60; Siebrecht 2002 g, S. 208 f.; Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 328; Leopold 1997 b, S. 172 f.; Findeisen 1996, S. 14 f.; BKD, S. 314; Elis 1886, S. 2–12; Mülverstedt 1871, S. 409–412; Lucanus 1848, S. 12; Lucanus 1805, S. 58; Lenz 1749, S. 49; alles wohl nach Winnigstedt, s. Abel 1732, S. 299. Weitere Belege waren nicht zu ermitteln. »
  80. MGH SS XXIII S. 101. Elis 1886, S. 4 stellt ebenfalls eine Beziehung zu dem Begräbnis in der Kirche her: „den man in Folge dessen wohl als den besonderen Wohltäter der Kirche bezeichnet hat, der vielleicht für die Möglichkeit eines Neubaues sorgte.“ »
  81. MGH SS XXIII, S. 107, 16; nach dem Nekrolog der Liebfrauenkirche, aus dem 12. oder 13. Jahrhundert soll er die Kirche am 11. Oktober 1146 geweiht haben (V. Idus Octobris Gorgonius martyr – Dedicatio ecclesie sancte Marie quam fecit Rodolphus episcopus M. C. XL. VI. Hanc renovavit); Zitat nach: Elis 1886, S. 4 Anm. 3. Verwirrend ist, daß der Festtag des Hl. Gorgonius am 9. September gefeiert wurde und gleichzeitig nach dem Halberstädter Festkalender an diesem Tag auch die Dedicatio ecclesiae Mariae begangen wurde. Da die 5. Iden des September aber auf den 9. dieses Monats fallen, dürfte dieser Tag als Weihedatum wohl wahrscheinlicher sein; vgl. Grotefend 1892 Bd. 2, S. 92. Eine von Nickel 1988, S. 4 angegebene Weihenachricht von 1145 war nicht zu eruieren. »
  82. MGH SS XXIII, S. 107. »
  83. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 114 (†) bei und mit Anm. 25; Neugebauer/Brandl 2012, S. 49 f. zum Grabmal der Königin Editha im Magdeburger Dom. »
  84. Siehe oben Kapitel 2.1. bei und mit Anm. 26 und 29. Elis 1886, S. 5 irrt, wenn er glaubt, das Kirchengebäude müsse „wenig gelitten haben“, weil man erst im 13. Jahrhundert größere bauliche Veränderungen vorgenommen habe. Tatsächlich können unter den Obergadenausmalungen des Kirchenschiffs noch heute Brandspuren festgestellt werden; freundlicher Hinweis von Dipl. Restauratorin Stefanie Fischer, Schildow. Bf. Volrad nennt die Kirche in einer Urkunde von 1268 noch „rapinis et incendiis multipliciter vexaretur“; UBHH Bd. 2, Nr. 1198 S. 340 f. »
  85. Siehe auch Rüber-Schütte 2005, S. 139 und oben Kapitel 2.1. bei und mit Anm. 26 und 29. »
  86. Zu den Grabungsergebnissen Siebrecht 1989, S. 29–37. »
  87. RI IV, 3, Nr. 205 S. 84 f.; gedruckt bei Lucanus 1805, S. 59 f. Anm. b (fehlerhaft). Im Jahr darauf bestätigte Papst Coelestin III. diese Urkunde; Pflugk-Harttung 1881, Nr. 423. Einige Bestimmungen hatte schon Bischof Dietrich dem Stift 1184 gewährt; vgl. UBHH Bd. 1, Nr. 301 S. 268 f. »
  88. Zuletzt dazu Hohmann 2000, bes. S. 127 f. »
  89. LHASA Magdeburg, MS 322, Nr. 85 (vor 1259), 94 (1266), 107 (1270); Krause 1997 a, S. 126–143; Krause 1997 b, S. 455–494; Mülverstedt 1879, S. 576–599. »
  90. Siehe dazu DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXII f. und Nr. 27, 37, 21 sowie die Halberstädter Sitzmadonna, Der heilige Schatz 2008, Nr. 97 S. 330 f. »
  91. LHASA Magdeburg, MS 322, Nr. 58 (1245), 62 (1247), 64 (1248), 76 (1252), 108 (1270), 117 (1272), 123 (1274), 151 (undatiert, um 1285), 162 (1289), 181 (1284); siehe auch DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 27; Magin 2011, S. 102 f. mit Abb. 1; BKD, S. 315; Elis 1886, S. 5 mit Anm. 1. »
  92. Peter 2003/2004, S. 2–4, 9–26, besonders 19–21. Zu diesen Glocken auch Mülverstedt 1871, S. 410 mit Anm. 7; BKD, S. 317. »
  93. Peter 2003/2004, S. 3, 19 f. »
  94. Ebd., S. 4, 21. »
  95. Ebd., S. 20. »
  96. Elis 1886, S. 6; nach BKD, S. 315, 317 und Lucanus 1848, S. 9 soll dieser Chorabschluß erst im Jahr 1552/53 vollendet worden sein, Uta Siebrecht setzt seine Erbauung in die Zeit um 1360; Siebrecht 2002 g, S. 212. Nach der offiziellen Einführung der Reformation mit der ersten protestantischen Predigt am 1. Januar 1604 durch David Müller war hier der Gottesdienstraum für die Katholischen. Vgl. auch Winnigstedt in Abel 1732, S. 429. »
  97. LHASA Magdeburg, Rep. Cop. 468, Film 337 S. 309, zit. nach Siebrecht 2000, S. 17 und 36 sowie Bd. 2 Abb. 32; danach hieß es in einem Kopiarverzeichnis, daß in einem pergamentenen Messbuch der katholischen Kapelle B. M. V. zur Weihe der Barbarakapelle und der Maria Magdalenen und Margaretenkapelle stehe: „A(nn)o d(omi)ni 1345 feria (quar)ta infra (octa)vam Pasche in Honore(m) B(eati) Jacobi Apost(oli) Majory et B(eatae) Barbarae Virg(inis) Capella est dedicata et D(omi)nica quasimodogeniti dedicatio p(er)agit(ur) in hac eadem Capella“ Übersetzung: „Im Jahre des Herrn 1345 am Mittwoch in der Osteroktav (30. März) ist zur Ehre des heiligen Apostels Jacob des Älteren und der heiligen Jungfrau Barbara die Kapelle geweiht worden und am Sonntag Quasimodogeniti (3. April 1345) wird die Weihe in dieser derselben (also: Maria Magdalene und Margreten) Kapelle vollzogen.“ Man hat also entweder wohl 1345 in der Osteroktav gleich zwei Kapellen geweiht oder aber zu einem unbekannten Zeitpunkt war die Weihe der Maria Magdalenen und Margaretenkapelle vollzogen worden oder sollte es noch werden oder aber diese Weihe sollte alljährlich gefeiert werden. »
  98. Elis 1886, S. 7 zum Jahr 1442; zum Stil der Ausstattung Fitz 2003, S. 58–60 hier bes. 59 mit Anm. 221; Lauth 1998, S. 60–63. Nach BKD, S. 318 soll ein Stiftsherr namens Magister Johannes von Gittelde die Kapelle, weiter ein Johann von Wernigerode einen Altar gestiftet haben; das Ganze wird mit den Jahreszahlen 1350, 1351 und 1353 verbunden. Siehe auch BKD, S. 339 f. mit einem zeitlich früheren Ansatz der Gewölbeausmalungen. »
  99. Fitz 2003, S. 59. »
  100. Siehe auch DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 100. Dorthin mögen sie wohl z. Zt. des Königreichs Westphalen auf Befehl des Königs Jérôme gekommen sein, der das zumindest befohlen hatte; vgl. BKD, S. 309. Siehe weiter unten 2.2.6. bei Anm. 219. »
  101. Siehe zu Block und Praetorius auch DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXIV»
  102. Siehe dazu auch DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 162, 163, 165, 167, 185, 156»
  103. Mülverstedt 1871, S. 410 mit Anm. 9; BKD, S. 309; Findeisen 1996, S. 12, 17 f.; Siebrecht 2000, S. 18. »
  104. Siebrecht 2000, S. 18; DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXII»
  105. BKD, S. 309, 324; Riemann 1983, S. 379 mit Anm. 27; Findeisen 1996, S. 17; Hohmann 2000, S. 16; Siebrecht 2000, S. 18; Siebrecht 2002 g, S. 212 f. »
  106. BKD, S. 309; Siebrecht 2000, S. 18; Siebrecht 2002 g, S. 213. »
  107. Bolze 1993, S. 3–68; Siebrecht 2002 g, S. 213 f. »
  108. Siebrecht 2000, S. 21; Siebrecht 2002 g, S. 214. »
  109. LexMA Bd. 2, Sp. 576 (K[arlotto] Bogumil); MGH SS XXIII, S. 93, ebd. XXXVII, S. 372 f. zu Brantogs Todesjahr 1036; BKD, S. 368 „gegen das Jahr 1030“; Bogumil 1972, S. 114; UB St. Johann, S. 9* „um 1030“; siehe auch Wichart 2002, S. 255; ohne eine genauere Zeitangabe der Stiftung Derling 1748, S. 3 f.; Rätzell 1848, S. 1 „1030“; Mülverstedt 1872, S. 31 „zwischen 1025 und 1030“; „1026“ Winnigstedt in Abel 1732, S. 276. Zur Gesandschaftsreise nach Konstantinopel siehe Wolfram 1992. »
  110. Winnigstedt in Abel 1732, S. 276 f.; Mülverstedt 1872, S. 31; BKD, S. 368; UB St. Johann, S. 9*; Wichart 2002, S. 255 f.; außerhalb der Stadt schreibt Derling 1748, S. 3 f., 12 f. »
  111. MGH SS XXIII, S. 102 f.; Bogumil 1972, S. 115; UB St. Johann, S. 9*; Mülverstedt 1872, S. 31; zu Reinhard siehe auch Averkorn 1997, 3. 8. S. 11–14 bes. S. 14; Wichart 2002, S. 256. »
  112. UB St. Johann, Nr. 11 S. 12–14, Nr. 15 S. 17–19, Nr. 22 S. 26 f., Nr. 36 S. 39–41, Nr. 64 S. 70–74; s. a. BKD, S. 368 f. »
  113. Mülverstedt 1872, S. 34; BKD, S. 369. »
  114. UB St. Johann, Nr. 133 S. 144–146; Bitte um päpstliche Bestätigung 1363 ebd., Nr. 262, 263 S. 275–279; Beilegung eines Streits um die Collation ebd., Nr. 509 S. 447–449. »
  115. UB St. Johann, S. 12*. »
  116. UB St. Johann, S. 13*, Nr. 352 S. 347, Nr. 372 S. 359. »
  117. UB St. Johann, Nr. 509 S. 447–449, Nr. 514 S. 453 f. »
  118. Ebd., Nr. 515 S. 455, Nr. 520 S. 457 f.; BKD, S. 369; Langenbeck 1886, S. 14 ff., 30 ff. »
  119. Nebe 1880, S. 47–55. »
  120. UB St. Johann, Nr. 543 S. 468, Nr. 546 S. 470; ein Brand 1529, wie Mülverstedt 1872, S. 34 und BKD, S. 369 angeben, konnte nicht verifiziert werden. »
  121. Wichart 2002, S. 261; BKD, S. 369. »
  122. Mülverstedt 1872, S. 34; BKD, S. 369; Wichart 2002, S. 261. »
  123. Mülverstedt 1872, S. 34; BKD, S. 369; Wichart 2002, S. 261. »
  124. Derling 1748, S. 74–77 und S. 130–135; Rätzell 1848, S. 17; UB St. Johann, Nr. 594 S. 496 f.; BKD, S. 372. »
  125. Derling 1748, S. 74–77; Rätzell 1848, S. 17; BKD, S. 375; siehe auch unten Kapitel 2.2.3.1. Kirchengemeinde St. Johannes. »
  126. UB St. Johann, Nr. 5 S. 6 f. und Register S. 617. »
  127. Derling 1748, S. 22–54; Rätzell 1848, S. 6 f. »
  128. Derling 1748, S. 55–59; Rätzell 1848, S. 7 ff. »
  129. Nebe 1880, S. 48. »
  130. Derling 1748, S. 60–62; Rätzell 1848, S. 9 f. »
  131. Derling 1748, S. 61 f.; Rätzell 1848, S. 10. »
  132. Derling 1748, S. 62; Rätzell 1848, S. 11. »
  133. Derling 1748, S. 62 f.; Rätzell 1848, S. 12. »
  134. Derling 1748, S. 68–73; Rätzell 1848, S. 14 f. »
  135. Derling 1748, S. 68–73; Rätzell 1848, S. 14 f. »
  136. Ladovius 1648, S. 187, 186 (Sic!); Derling 1748, S. 69–72; Rätzell 1848, S. 14. »
  137. Ladovius 1648, S. 186 (!); Derling 1748, S. 73; Rätzell 1848, S. 15. »
  138. Siehe dazu oben bei und mit Anm. 124, 125; zum Schicksal der Glocke Derling 1748, S. 74 f.; Rätzell 1848, S. 17 f. »
  139. Ladovius 1648, S. 189; Derling 1748, S. 72; Rätzell 1848, S. 20. »
  140. Derling 1748, S. 79–82; Rätzell 1848, S. 21–24, 44 f., 71–100. »
  141. Rätzell 1848, S. 28–33, 48–51. »
  142. Rätzell 1848, S. 37 f. »
  143. MGH SS XXIII, S. 93; der Annalista Saxo zum Todesjahr des Stifters 1036, ebd. XXXVII, S. 372 f., ebenso die Annales Magdeburgenses, MGH SS XVI, S. 170. »
  144. Mülverstedt 1872, S. 25 mit Anm. 1; UB S. Bonifacii et S. Pauli, S. IX f. »
  145. Ebd., S. X. »
  146. Ebd., S. X f. »
  147. Ebd., S. XII f.; Mülverstedt 1872, S. 25. »
  148. UB S. Bonifacii et S. Pauli, S. XIII. »
  149. Ebd., Nr. 28, 29 S. 26–28 und S. XII; BKD, S. 375; Siebrecht 2002 h, S. 250. »
  150. UB S. Bonifacii et S. Paulii, Nr. 32–34 S. 30 und S. XII; Mülverstedt 1872, S. 26; der Umzug „1237 oder 1238“ BKD, S. 375. »
  151. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 37, 42, 46, 47, 48a S. 31, 34, 36 f.; 38; der Ablaß des Kölner Erzbischofs Nr. 42 mit unkorrektem Datum, in Köln wurde der Osterstil beachtet; siehe REK III, 1, Nr. 1570 und Fuhrmann 2000, S. 116–118 und S. 551. Die Ablässe mehrten sich in der Folgezeit. Siehe zu den Ablässen hauptsächlich für Bau und Bauunterhaltung auch BKD, S. 379. »
  152. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 39 S. 32. »
  153. Ebd. Nr. 87 S. 64 f. »
  154. UB Halberstadt Bd. 1, Nr. 341 S. 265 f.; BKD, S. 375. »
  155. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 152, 170, 182 S. 117 f., 131 f., 187 f. »
  156. Ebd., Nr. 177, 187, 322 S. 134 f., 141 f., 188; BKD, S. 376. »
  157. UBHH Bd. 2, Nr. 833 S. 116 f.; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 187a, 203 S. 142, 150; BKD, S. 376. »
  158. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 186, 189 S. 140 f., 143 f.; 1368 heißt es: „presertim cum urgens necessitas aut evidens utilitas id exposcat“, in der letzten Urkunde heißt es 1369 dann wörtlich: „sed urgente necessitate mortalitatis et pestilentie et presertim propter defectus canonicorum protunc morientium cultus divinus compleri non poterat“. »
  159. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 324a S. 192 f. »
  160. Ebd., Nr. 263, 267, 272 S. 169–171, 172–174, 175. »
  161. Ebd., Nr. 357 S. 202. »
  162. Ebd., Nr. 393 S. 213, »
  163. Ebd., S. XXIII; Nebe 1880, S. 41–43. Nach BKD, S. 376 soll der erste evangelische Pfarrer 1540 in die Moritzkirche eingeführt worden sein, UB S. Bonifacii et S. Pauli, Register 594 nennt M. Matthias Georgius Schwein für das Jahr 1553? »
  164. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 496 S. 241. »
  165. Ebd., Nr. 490, 497 S. 238–241. »
  166. Ebd., S. XV. »
  167. Ebd., S. XIX. »
  168. Ebd. S. XIX Anm. 2. »
  169. Mülverstedt 1872, S. 27; UB S. Bonifacii et S. Pauli, S. XXV; BKD, S. 376; Siebrecht 2002 h, S. 251. »
  170. BKD, S. 380; Siebrecht 2002 h, S. 251. »
  171. MGH SS XXIII, S. 101 ohne zeitliche Angabe; MGH SS XXXVII, S. 418 zu 1071; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 2 S. 293, Nr. 212 S. 465 mit der Nennung der Erzbischöfe Gebhard von Salzburg (1060–1090), Hartwig von Magdeburg (1079–1102) und der Bischöfe Hartwig von Verden (1085–1097) und Werner von Merseburg (1073–1093). Die Schnittmenge ihrer Pontifikatszeiten mit dem Lebensende von Burchard II. († 1088) ergibt, daß die Gründung zwischen 1085 und 1088 stattgefunden haben muß. Mülverstedt 1872, S. 27 „um 1083“, BKD, S. 356 „1083 oder 1085“, Siebrecht 2002 i, S. 245 „1083/1085“. »
  172. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 2 S. 292. »
  173. Ebd., S. XXVII und Nr. 2 S. 293 „templum inconsecratum reliquit“. »
  174. Ebd., Nr. 2, S. 293 und S. XXVIII. »
  175. Ebd., Nr. 8 S. 201 und S. XXX; auch Nr. 115 S. 392 f. von 1334; Mülverstedt 1872, S. 29. »
  176. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 8. S. 301 »
  177. Ebd., Nr. 9 S. 301 f. und S. XXX. »
  178. Ebd.; das Dekanat war 1425 eingerichter worden ebd., Nr. 173 S. 443 f.; Nr. 355 S. 516 durch Papst Julius II. 1506; zu den Rechten des Propstes entscheidet Papst Alexander VIII. 1496; ebd., Nr. 338 S. 511 f. »
  179. Ebd., Nr. 20 S. 308 f., Nr. 25 S. 312 f., Nr. 63 S. 345–347, Nr. 74 S. 355. »
  180. Ebd., Nr. 75 S. 356 f.; 1390 für Bauanglegenheiten ebd., Nr. 148 S. 424; BKD, S. 358. »
  181. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 33. Siehe dazu auch im Katalog Nr. 5»
  182. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 114 S. 392, Nr. 133 S. 412 f.; Nr. 190 S. 458. »
  183. Ebd., Nr. 127 S. 403, Nr. 144 S. 421; BKD, S. 359; Siebrecht 2002 i, S. 246. »
  184. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 128 S. 404–407 bes. S. 404: „et pro divini cultu aucmentando, qui proch dolor hucusque ibidem in multis claudicabat“, Nr. 129 S. 407 f. zu den Memoriengeldern, Nr. 136 S. 414–416 zu Pflichten und Rechten der Diacone und Subdiacone. »
  185. Ebd., Nr. 221 S. 473. Der berühmte Humanist Enea Silvio Piccolomini (1405–1464), der 1458 als Pius II. sein päpstliches Amt antrat, hatte 1454 Deutschland besucht und seine Eindrücke auch über Halberstadt in seiner Historia de Europa niedergeschrieben; Piccolomini 1609, S. 286. Siehe zu ihm auch Enzyklopädie der Renaissance, S. 418. »
  186. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 357 S. 517. »
  187. Ebd., Nr. 366 S. 519 f. »
  188. Ebd., Nr. 379 S. 523, Nr. 382 S. 524. »
  189. Ebd., Nr. 395 S. 527 f. »
  190. Ebd., Nr. 462 S. 545 f.; zu Johann Friedrich I. von Sachsen Enzyklopädie der Renaissance, S. 242. »
  191. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 469a S. 548, Nr. 487a S. 552; zum Jahr 1661 ebd. Nr. 517 S. 563; zum Jahr 1702 Nr. 527 S. 569 f.; Nebe 1880, S. 39–41 auch zum Folgenden. »
  192. UB S. bonifacii et S. Pauli, Nr. 477 S. 549 f. »
  193. Ebd., Nr. 509 S. 560. »
  194. Ebd., Nr. 513a S. 561. »
  195. Ebd., Nr. 524 S. 565–567. »
  196. Mülverstedt 1872, S. 28; BKD, S. 358. »
  197. Ebd. »
  198. Siebrecht 2002 i, S. 247. »
  199. Ebd. »
  200. Siehe oben bei und mit Anm. 181. »
  201. Todenhöfer 2010, S. 72; so auch Ulpts 1997, S. 220. »
  202. Ulpts 1997, S. 216; danach Todenhöfer 2010, S. 78; Arnrich 2002 a, S. 276. »
  203. Ulpts 1997, S. 216 mit Anm. 24, danach Todenhöfer 2010, S. 78; die Stelle, die von beiden lokalisiert wird „wo später die Kommisse stand“, ist jedoch nicht dieser Platz, sondern etwas weiter östlich „da anitzo des Raths Weinkeller ist“; siehe Winnigstedt bei Abel 1732, S. 352. »
  204. Ulpts 1997, S. 217 f.; Todenhöfer 2010, S. 78; Arnrich 2002 a, S. 276. Die Zählung der Regensteiner Grafen ist sehr unsicher. Schwennicke Europäische Stammtafeln Bd. XVII, Taf. 117 versieht offensichtlich nur die regierenden Mitglieder der Familie mit Ordnungszahlen. In den von Schmidt edierten Urkundenbüchern und danach wohl in den darauf fußenden Publikationen wurden sämtliche namensgleichen Personen durchgezählt. Hier werden nach Arnrich 1996, S. 5 der Ältere und der Jüngere Graf des Hauses unterschieden, in Klammern gefolgt von den Ordnungszahlen nach Schmidt 1889, S. 17 f. und 27 f. so auch Todenhöfer; Ulpts zählt wie die Halberstädter Urkundenbücher, ebenfalls von Schmidt herausgegeben, aber vor der genealogischen Untersuchung, je eine Einheit niedriger. »
  205. Ulpts 1997, S. 218; Todenhöfer 2010, S. 78. »
  206. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 190, 231 S. 152 f., 182 f.; siehe auch Ulpts 1997, S. 218 f.; Todenhöfer 2010, S. 78; Arnrich 2002 a, S. 276 f. »
  207. Ulpts 1997, S. 219; Todenhöfer 2010, S. 78; Arnrich 2002 a, S. 277. »
  208. Ulpts 1997, S. 219; Todenhöfer 2010, S. 78; Arnrich 2002 a, S. 277; siehe auch BKD, S. 410. »
  209. Dort heißt es: „... et ecclesiam ex lapide quadro ... fundavit“. Siehe unten Kap. 6; so auch Todenhöfer 2010, S. 78; BKD, S. 418–421. »
  210. Todenhöfer 2010, S. 78; Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 338 nennt „um 1330“. Das Begräbnis könnte aber auch erst drei Jahre später stattgefunden haben, wie auf der Grabplatte zu lesen ist. Möglich ist, daß der Graf schon länger tot war, als er dann in der 1314 fertiggestellten Kirche begraben worden ist. Siehe unten Kapitel 6. »
  211. Arnrich 2002 b, S. 283 f.; Todenhöfer 2010, S. 78. »
  212. Ulpts 1997, S. 219 f.; Todenhöfer 2010, S. 789. »
  213. Ulpts 1997, S. 220 f. »
  214. Ebd. 224–231. Besonders eindrücklich zeigt sich das bestehende Konkurrenzverhältnis bei der Beilegung eines Streites zwischen dem zweiten Pfarrer an St. Martini, Heinrich von der Wort, der sich als novus homo in vicaria, d. h. neu in dieser Funktion bekannte, und den Minoriten. Demnach sollte der Vikar am kommenden Christi Himmelfahrstag und an Pfingsten, wenn die Predigt zuende sei, in Gegenwart der Minoriten und Predigerbrüder vor seinen Pfarrkindern mit lauter Stimme wiederrufen, daß er seinen Pfarrkindern verboten habe, bei Ordensangehörigen zu beichten; UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 203 S. 161 f.; siehe auch Ulpts 1997, S. 228. »
  215. Arnrich 2002 a, S. 278. »
  216. Ulpts 1997, S. 222; danach Arnrich 2002 a, S. 277. »
  217. Ulpts 1997, S. 231–240. »
  218. Siehe unten Kap. 6. »
  219. BKD, S. 309; siehe auch oben bei und mit Anm. 100; zur Madonnenskulptur Arnrich 2002 b, S. 285 mit Abb. 125. »
  220. Halle LDASA, Fotoarchiv, ohne Inventarnummern. »
  221. Ulpts 1997, S. 239 f. »
  222. Ulpts 1997, S. 240, siehe zum Konflikt zwischen Observanten und Konventualen seit dem 15. Jahrundert auch Weigel 2003, S. 32–39; Bredenbals 2003, bes. S. 65–68. »
  223. Ebd., S. 241–243. »
  224. Ebd., S. 243; Mülverstedt 1872, S. 46 f. »
  225. Mülverstedt 1872, S. 47. »
  226. Ebd. »
  227. Arnrich 2002 a, S. 280. »
  228. Nr. 81 , 163 (†)?, 274 (). »
  229. Nr. 20 (), 22 (), 23 , 217 (), 243 (). »
  230. Nr. 100 , 129 , 138 , 139 , 152 , 158 , 185 , 187 , 206 , 248 , 249 »
  231. Nr. 11 , 25 , 37 , 40 , 45 , 59 , 72 , 79 , 123 , 181 , 186 , 192 (†), 208 »
  232. Nr. 3 (†). »
  233. Nr. 13 , 14 (), 17 , 46 , 83 , 86 , 95 , 96 , 101 , 102 , 109 , 119 , 149 »
  234. Nr. 322 »
  235. Nr. 36a , 108a , 199a »
  236. Nr. 50a (†), 116b, 184a. In diesen Fällen sind die Träger noch vorhanden, aber nicht mehr zugänglich. »
  237. Nr. 116a, 210a»
  238. Haber 1737. »
  239. Ebd., S. 7. »
  240. Doering 1899, S. 121. »
  241. Nr. 117 ; 38 , 56 , 57 , 87 , 261 »
  242. Abel 1754, S. 223 f.; Leuckfeld 1721, S. 56 Anm. (d). »
  243. Quast 1845, S. 225 und die Pausen der Obergadenausmalungen in Halle LDASA. »
  244. BKD, Abb. Fig. 116–127; Katalog Quedlinburg 1981, S. 4, 16–18, 26 f. »
  245. Uffenbach 1753, S. 148 f. »
  246. Lucanus 1788, S. 7. »
  247. Nebe 1876, S. 291, 295. »
  248. Siebrecht 1964, S. 228 f. »
  249. Elis 1886, S. 19. »
  250. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 416 S. 533, 433 S. 538, 473 S. 548. »
  251. Derling 1748, S. 85. »
  252. Nachtigal 1794; Hobohm 1907. »
  253. Arndt 1909 b; Arndt 1910 b. »
  254. Scheffer 1864; Arndt 1910 a. »
  255. Siehe Kapitel 2.1. bei Anm. 49–52. »
  256. BKD. »
  257. Lucanus 1806 a. »
  258. Halberstadt Domschatz, Inv.-Nr. 504; der Zettel wurde wieder dorthin zurückgelegt. »
  259. Katalog Bochum 2003, S. 305 (Alheidis von Rohr). »
  260. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 108a †, 199a †, 36a †»
  261. Hannover, Niedersächische Landesbibliothek MS VIII. 648. Ich danke Jan Ilas Bartusch und den Göttinger Kolleginnen für die freundliche Überlassung der CD mit einem Scan der Handschrift. »
  262. Hannover, Niedersächische Landesbibliothek Oy H-42 (Julius Karl Adolf Friedrich Graf von Oeynhausen (1843– 1886), Sammlung von Grabinschriften in deutschen Kirchen); vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXV f. »
  263. DI 56 (Braunschweig II), S. XXIV; DI 58 (Stadt Hildesheim Teil 1), S. 32»
  264. DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXV f. »
  265. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 200 (†), 204 †, 210 †, 227 †, 234 †, 75 †, 76 †, 86 †, 98 †, 50 †; der Text der Grabplatte Nr. 199 † wurde um denjenigen des zugehörigen Epitaphs vermehrt; zwei der Stücke Nr. 160, 184 sind noch vollständig vorhanden. »
  266. DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVI»
  267. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 116b, 184a, 50a»
  268. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 210a, 116a»
  269. LexMA Bd. VI, Sp. 510–513 (O[tto] G[erhard] Oexle). »
  270. Oexle 1983, S. 31–35, 46 f.; Oexle 1984, S. 391–424; Kroos 1984, S. 293–353; zu Halberstadt Dom auch Fuhrmann 2002 a, S. 215 f.; DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVI»
  271. Siehe zu den Stiftungen LexMA Bd. VIII, 178–180 (M[ichael] Borgolte); TRE Bd. 32, S. 167–170 (Michael Borgolte). »
  272. Ebd. »
  273. Haber 1737, S. 6, 14 f., 17, 20. »
  274. Uffenbach 1753, S. 148 f. »
  275. Leuckfeld 1721, S. 56 Anm. (d); Haber 1737, S. 8. »
  276. UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 416 S. 553, Nr. 433 S. 538, Nr. 472 S. 548. »
  277. Scheffer 1864, S. 19; Doering 1899, S. 121 f.; Halberstadt und Berlin, Privatarchiv Priese, ohne Kennzeichnung. »
  278. Haber 1737, S. 23: „In den Creutz=Gängen sind vieler vornehmen Familien=Begräbnisse / und Todten=Gewölber ... Es sind auch in den Creutz=Gängen viel alte und neu Epitaphia, so lesens=würdig / zu sehen / die man aber wegen Kürtze der Zeit / und damit das kleine Werck nicht zu weitläufftig würde / hier nicht ausführen wollen. Wer aber davon Nachricht zu haben verlanget / der kan sie bey mir / dem Dom=Küster / abgeschrieben communizirt bekommen.“ »
  279. Uffenbach 1753. »
  280. Nr. 89 , 91 , 146 ; UB S. Bonifacii et S. Pauli, S. XXVI–XXXI; Halberstadt und Berlin, Privatarchiv Priese, ohne Kennzeichnung. »
  281. Doering 1899, S. 121 f. »
  282. Nr. 53, 91 , 183, 223, 285»
  283. Nr. 190, 193, 232»
  284. Nr. 130 »
  285. Nr. 53»
  286. Nr. 199»
  287. Nr. 252, 285»
  288. Nr. 268»
  289. Nr. 16, 53, 202 , 256, 278»
  290. Siehe zu den Inschriften des Totengedenkens im Halberstädter Dom DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVI–XXXI. »
  291. Für seine mündliche Mitteilung danke ich Herrn Dr. Adolf Siebrecht sehr herzlich. »
  292. Doering 1899, S. 121. »
  293. Zu den Fundumständen Doering 1899, S. 121 f. »
  294. So Doering 1899, S. 122. »
  295. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 114 (†) bei und mit Anm. 25; Neugebauer/Brandl 2012, S. 49 f. zum Grabmal der Königin Editha im Magdeburger Dom. »
  296. Nr. 16, 19, 26, 29, 30, 37 (), 43, 49, 51, 53, 56 , 58, 67, 68, 70, 79 (), 85, 90, 92, 97, 108, 111, 118, 122, 123 (), 128, 136, 151, 153, 154, 159, 173, 176, 182, 190, 193, 194, 195, 197, 198, 199, 209, 211, 214, 223, 225, 227, 231, 236, 237, 245, 261 , 266, 267, 279, 285, 296, 297, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 311»
  297. Nr. 14 (†), 57 †, 62 (†), 87 †. Im Gegensatz zum Dom, wo etliche erhalten geblieben sind; DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVIII»
  298. Nr. 278, 293»
  299. Nr. 38 , 89 , 91 , 146 , 202 »
  300. Nr. 120, 130 (), 155, 172, 183, 228, 232, 239, 244 , 256»
  301. Nr. 226 , 239, 252, 300»
  302. Nr. 268»
  303. Nr. 194, 245, 267; vielleicht auch Nr. 309»
  304. Damit schließen wir unabhängig von ihrer Chronologie an die schon vergebenen Siglen für die Werkstätten Halberstädter Grabplatten H1 bis H3 in DI 75 (Halberstadt Dom), S. XXVIII f. an. »
  305. Deneke 1911, S. 118 Nr. 71; Ratzka 1998 Bd. 1, S. 108–156 und Werkverzeichnis S. 79 mit Abb. 286–288. »
  306. Deneke 1911, S. 118 Nr. 71. »
  307. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 224, 228, 229, 230»
  308. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 246, 235»
  309. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 265, 267, 264»
  310. Siehe zum Begriff und seiner Ausformung Lexikon der Kunst Bd. 2, S. 346 f. »
  311. Siehe zu Hans Schenck DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 201»
  312. Nr. 4, 21, 25 , 40 , 84, 99 , 322 »
  313. Nr. 71»
  314. Nr. 71, 72 , 73 ; 31 (). »
  315. Nr. 7, 9, 28, 31 (), 39, 52, 59 »
  316. Siehe zum Ave Maria auf Glocken seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts Walter 1913, S. 174–176 und 182 Anm. 3. Zum Aveläuten Beissel 1910, S. 16 f. und Esser 1902, bes. S. 30 ff. und passim. Zur Ausbreitung des Ave Maria, Delius 1963, S. 167. In Halberstadt waren in den Jahren 1317, ausgestellt durch Erzbischöfe und Bischöfe an der Kurie in Avignon, bestätigt 1318 durch den Halberstädter Bischof Albrecht von Anhalt, und 1365, ausgestellt durch den Electus und Confirmatus von Halberstadt, Ludwig von Meißen, Ablässe für dreimaliges Beten des Ave Maria oder des englischen Grußes beim abendlichen oder morgendlichen Glockenschlag ein Ablaß von je vierzig Tagen verkündet worden; UBHH Bd. 3, Nr. 1981 S. 150 f.; ebd. Bd. 4, Nr. 2696 S. 71 f. Siehe auch Fitz 2003, S. 28, 79 f. mit Anm. 349 f., S. 125 f. mit Anm. 513 f. »
  317. Haber 1737, S. 25. »
  318. Nebe 1876, S. 292. »
  319. Halle, LDASA Fotoarchiv, ohne Inventarnummern. »
  320. Halle, LDASA Fotoarchiv, Nr. 4056 »
  321. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 33»
  322. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 32, 40 a; UB S. Bonifacii et S. Pauli, Nr. 32, 49. »
  323. Schubart 1896, S. 533 ff. »
  324. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 97 †»
  325. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 179, 178 und S. XXXIII»
  326. Zu dem Ensemble im Dom DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 97 †, 99 †, 95 und S. XXXII f. »
  327. So z. B. Büttner 1892, S. 206. »
  328. Siehe Anhang 2, Nr. 4, 6. »
  329. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 21, 19»
  330. Findeisen 1990, S. 75. »
  331. BKD, S. 326. »
  332. Findeisen 1990, S. 75; Katalog Quedlinburg 1981, S. 15 f. »
  333. Findeisen 1990, S. 75. »
  334. Die Pausen selbst, die in Halle im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt aufbewahrt werden, sind nicht mehr benutzbar, da sie in eingerolltem Zustand gelagert werden und bei Versuchen, sie aufzurollen, schon bei der geringsten Berührung zerfallen. Freundliche Auskunft der zuständigen Restauratorin Karoline Danz. Das hatte Doering schon vor 1902 angedeutet; vgl. BKD, S. 326. Siehe auch Katalog Quedlinburg 1981, S. 15, wo derselbe Sachverhalt geschildert wird. »
  335. Nach BKD, S. 326 Anm. 2 auch Sophonias, von dem jedoch eine Pause exisitiert; vgl. Katalog Quedlinburg 1981, S. 6, 17 f.; danach handelt es sich insgesamt um 14 Pausen. »
  336. Siehe zu den Prophetenspielen Weber 1894, S. 41–107 und Young 1933, S. 125–171. »
  337. Sie befinden sich inmitten von Scheiben aus dem 19. Jahrhundert und aus der Zeit um 1900 mit Halbfiguren von Aposteln und Reformatoren; vgl. Dehio Sachsen-Anhalt Bd. I, 342 f. »
  338. BKD, S. 503; Arndt 1909 a, S. 3. »
  339. Arndt 1910 b, S. 43. »
  340. Ein solcher Titulus ist für das Triumphkreuz in der Liebfrauenkirche, das um 1230 entstanden sein wird, nicht überliefert. »
  341. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 52;156?, DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 162, 163, 165, 167, 185»
  342. Flemming/Lehmann/Schubert 1990, S. 52. »
  343. Zur Domkanzel DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 231»
  344. Vgl. Nr. 6 bei und mit Anm. 7. »
  345. Arndt 1909 b, S. 3. »
  346. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 33»
  347. Nr. 4, 11 »
  348. Nr. 7»
  349. Vgl. Nr. 6 bei und mit Anm. 17; Katalog Halberstadt 2004, Nr. VI. 48 S. 134 f. mit Abb. (U[ta] S[iebrecht]). »
  350. Arndt 1910 a, S. 89. »
  351. Ebd. »
  352. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 21»
  353. Siehe zu dieser Praxis auch DI 59 (Stadt Lemgo), Nr. 2; siehe dazu auch Fuhrmann 1997, S. 123–135 hier: 127 f. »
  354. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 180»
  355. DI 75 (Halberstadt Dom) Nr. 193»
  356. Wie Anm. 353. »
  357. Zu den Schriftformen allgemein vgl. Terminologie 1999, passim. »
  358. Zu den Schriftformen der Inschriften in Dom und Domschatz siehe DI 75 (Halberstadt Dom), S. XLVI–LVII. Zur Entwicklung und zum Übergang von der romanischen zur gotischen Majuskel siehe auch Koch 2007, S. 201–216, hier besonders S. 216: „Das 13. Jahrhundert ist im deutschsprachigen Bereich – nach Material und Region recht unterschiedlich – noch vielfach der spätromanischen Schrift verpflichtet, machte jedoch auch schon den entscheidenden Schritt hin zur Gotischen Majuskel.“ »
  359. Siehe unten Nr. 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11 , 12, 16, 17 , 19, 24, 25 »
  360. DI 75 (Halberstadt Dom), S. XLIX f. »
  361. Siehe die Abbildungen unten Taf. 4 Abb. 7 und Taf. 6 Abb. 11. Die Pausen selbst, die im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle aufbewahrt werden, sind nicht mehr benutzbar, da sie in eingerolltem Zustand gelagert werden und bei Versuchen, sie aufzurollen, schon bei der geringsten Berührung zerfallen. Freundliche Auskunft der zuständigen Restauratorin Karoline Danz. Die nur auf den Lichtbildaufnahmen der Pausen beruhenden Inschriften wurden, wie auch bloße Abzeichnungen von Inschriften in dieser Auswertung der Schrift nicht berücksichtigt; vgl. Nr. 3 (†) und unten bei Anm. 330. Siehe auch Katalog Quedlinburg 1981, S. 15, wo derselbe Sachverhalt geschildert wird. »
  362. DI 75 (Halberstadt Dom), S. XLIX und Nr. 19 mit Abb. 34 sowie Nr. 21 mit Abb. 36. Siehe dazu auch Rüber-Schütte 2005, S. 138–140. »
  363. Vgl. Nr. 2 bei Anm. 17–20 mit Abb. 3–6; DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 19»
  364. Vgl. Nr. 3 mit Abb. 7–11 und Nr. 2 bei Anm. 17–20. »
  365. Vgl. Nr. 4 mit Abb. 12 und 13. »
  366. Vgl. Nr. 5 mit Abb. 16 und 18. »
  367. Vgl. Nr. 11 mit Abb. 26. »
  368. Vgl. Nr. 8 mit Abb. 19, Nr. 9 mit Abb. 21 und 22, Nr. 10 mit Abb. 24 und 25. »
  369. Vgl. Nr. 7 mit Abb. 20. »
  370. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 28, 29, 30 und S. XXXI f. »
  371. Vgl. Nr. 12 mit Abb. 28 und 29. »
  372. Vgl. zu den regionalen Kunstzentren Fritz 1982, S. 143; Ellwardt 2001, S. 113. »
  373. Vgl. Nr. 16 mit Abb. 35, Nr. 19 mit Abb. 36. »
  374. Vgl. Nr. 24 mit Abb. 23. »
  375. Vgl. Nr. 16 mit Abb. 35 und Nr. 19 mit Abb. 36. »
  376. Vgl. Nr. 25 mit Abb. 27. »
  377. Vgl. Nr. 17»
  378. Nr. 20, 23, 28, 32, 35, 43, 47, 53, 58, 60, 65, 70, 71, 72, 84, 85, 86, 88, 92, 95, 96, 98, 108, 110, 111, 118, 123, 134, 136, 217»
  379. Vgl. Nr. 1 mit Abb. 1. »
  380. Vgl. Nr. 33 mit Abb. 53 und 53. »
  381. Vgl. Terminologie 1999, S. 46 f.; des weiteren Res Medii Aevi, S. 254 f. »
  382. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), S. L–LIII. »
  383. Siehe z. B. Scheffer 1864, Anhang Nr. 1–22. »
  384. Unberücksichtigt blieben weitgehend die Nr. 13, 28, 35, 46, 50, 63, 64, 65, 66, 67, 68, 73, 81, 83, 86, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 109, 112, 122, 136, 142, 152, 214; siehe aber bei Anm. 64 und 65. »
  385. Vgl. Nr. 15 mit Abb. 33. »
  386. Vgl. Nr. 20 () mit Abb. 37, Nr. 23 () mit Abb. 38. »
  387. Vgl. Nr. 21 mit Abb. 34. »
  388. Siehe dazu aber auch die ermittelten Glocken und die vorgenommenen Bestandsvergleiche etwa im Landkreis Hildesheim, die „eine hohe Verlustrate“ zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert konstatieren; DI 88 (Lkr. Hildesheim), S. 29»
  389. Siehe zu den Glocken mit gotischer Minuskel Nr. 27 mit Abb. 30 von 1403 für Liebfrauen, Nr. 28 von vermutlich 1409 für St. Moritz, Nr. 39 mit Abb. 32 und Nr. 40 mit Abb. 31 von 1439 für St. Martini. »
  390. Vgl. Nr. 52 mit Abb. 70, Nr. 59 mit Abb. 71, Nr. 71 mit Abb. 90, Nr. 72 mit Abb. 91, Nr. 84 mit Abb. 41. »
  391. Vgl. Nr. 22 () mit Abb. 54. »
  392. Vgl. Nr. 36 mit Abb. 55, 56. »
  393. Vgl. Nr. 26 mit Abb. 39, Nr. 29 mit Abb. 40, Nr. 30 mit Abb. 42. »
  394. Vgl. Nr. 32 mit Abb. 44–47, Nr. 33 mit Abb. 48–51, Nr. 34 mit Abb. 43. »
  395. Vgl. Nr. 32 mit Abb. 44. »
  396. Vgl. Nr. 33 mit Abb. 48–50. »
  397. Zu den Techniken vgl. Straub 1988, S. 168–170, 189 f., 197 f. »
  398. Vgl. Nr. 34 Abb. 43. »
  399. Vgl. Nr. 37 (†) mit Abb. 57, 58, Nr. 26 mit Abb. 39, Nr. 29 mit Abb. 40, Nr. 30 mit Abb. 42. »
  400. Vgl. Nr. 49 Abb. 68. »
  401. Vgl. Nr. 53 mit Abb. 69. »
  402. Vgl. Nr. 51 mit Abb. 62. »
  403. Vgl. Nr. 58 mit Abb. 72, Nr. 70 mit Abb. 73. »
  404. Vgl. Nr. 79 (†) mit Abb. 93. »
  405. Vgl. Nr. 108 mit Abb. 97. »
  406. Vgl. Nr. 90 mit Abb. 96, Nr. 85 mit Abb. 98, Nr. 92 mit Abb. 99, Nr. 108 mit Abb. 97, Nr. 128 mit Abb. 113. »
  407. Vgl. Nr. 151 mit Abb. 114. »
  408. Vgl. Nr. 153 mit Abb. 117 »
  409. Vgl. Nr. 176 mit Abb. 123, Nr. 209 mit Abb. 156. »
  410. Vgl. Nr. 47 mit Abb. 63–67. »
  411. Vgl. Nr. 54 mit Abb. 85. »
  412. Vgl. Nr. 82 mit Abb. 86. »
  413. Vgl. Nr. 45 mit Abb. 132. »
  414. Vgl. Nr. 46 †. »
  415. Vgl. Nr. 88 mit Abb. 94, Nr. 110 mit Abb. 95. »
  416. Vgl. Nr. 189 mit Abb. 143. »
  417. Vgl. Nr. 50, eine Abbildung Katalog Halberstadt 2004, Nr. III. 1.2 S. 206. »
  418. Vgl. Nr. 55, die Abb. 87 zeigt leider nur die Jahreszahl am Kelchfuß. »
  419. Vgl. Nr. 61 mit Abb. 88 f. »
  420. Vgl. Nr. 65»
  421. Vgl. Nr. 98»
  422. Vgl. Nr. 60 mit Abb. 92. »
  423. Vgl. Nr. 74 mit Abb. 77. »
  424. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), S. LIV Anm. 270; Terminologie 1999, S. 48. »
  425. Vgl. DI 75 (Halberstadt Dom), S. LIV»
  426. Vgl. Nr. 111 mit Abb. 100. »
  427. Vgl. Nr. 134 mit Abb. 112. »
  428. Vgl. Nr. 151 mit Abb. 114 und Nr. 153 mit Abb. 117. »
  429. Vgl. Nr. 176 mit Abb. 123 und Nr. 189 mit Abb. 143, »
  430. Vgl. Nr. 195 mit Abb. 165 und Nr. 196 mit Abb. 161. »
  431. Vgl. Nr. 209 mit Abb. 156. »
  432. Vgl. Nr. 231 mit Abb. 159. »
  433. Vgl. Nr. 252 mit Abb. 185. »
  434. Vgl. Nr. 257 mit Abb. 187. »
  435. Vgl. Nr. 268 mit Abb. 192, Nr. 289 mit Abb. 205, Nr. 300 mit Abb. 210, Nr. 310 mit Abb. 201. »
  436. Vgl. Terminologie 1999, S. 48. »
  437. DI 75 (Halberstadt Dom), S. LIII f. »
  438. Vgl. Nr. 293 mit Abb. 200. »
  439. Vgl. Nr. 300 mit Abb. 210. »
  440. Vgl. Nr. 310 mit Abb. 201. »
  441. Vgl. Nr. 311»
  442. Siehe Terminologie 1999, S. 30; DI 75 (Halberstadt Dom), S. LIV f. »
  443. DI 75 (Halberstadt Dom), S. LIV»
  444. Vgl. Nr. 69 mit Abb. 74 und 75. »
  445. Vgl. Nr. 74 mit Abb. 76, 77, Nr. 75 mit Abb. 78 und 80, Nr. 76 mit Abb. 81, Nr. 77 mit Abb. 82, Nr. 78 mit Abb. 83. »
  446. Vgl. Nr. 40 mit Abb. 31. »
  447. Vgl. Nr. 127 mit Abb. 84. »
  448. Vgl. Nr. 130 mit Abb. 115. »
  449. Siehe zur Beschreibung der Formen der Kapitalis Terminolgie 1999, S. 26; zum Vorkommen im Dom DI 75 (Halberstadt Dom), S. LV–LVI. »
  450. Vgl. z. B. Nr. 118 mit Abb. 101. »
  451. Vgl. Nr. 120 mit Abb. 102. »
  452. Vgl. Nr. 121 mit Abb. 105 f. »
  453. Vgl. Nr. 124 und Nr. 125 mit Abb. 109–111. »
  454. Vgl. Nr. 147 mit Abb. 119. »
  455. Siehe Nr. 155 mit Abb. 121. »
  456. Vgl. Nr. 156 mit Abb. 133. »
  457. Vgl. Nr. 159 mit Abb. 122, Nr. 160 mit Abb. 120 »
  458. Vgl. Nr. 164 (†) mit Abb. 128–131. »
  459. Vgl. Nr. 184 mit Abb. 142, Nr. 186 mit Abb. 136. »
  460. Vgl. Nr. 191 mit Abb. 145–153. »
  461. Vgl. Nr. 193 mit Abb. 164, Nr. 194 mit Abb. 166. Auch noch ein wenig ovaler in Nr. 206 mit Abb. 135. »
  462. Vgl. Nr. 174 mit Abb. 126, Nr. 162 mit Abb. 125, Nr. 186 mit Abb. 136. »
  463. Vgl. Nr. 191 mit Abb. 146–153. »
  464. Vgl. Nr. 192 mit Abb. 160. »
  465. Vgl. Nr. 207 mit Abb. 163. »
  466. Vgl. Nr. 166, Nr. 167 mit Abb. 107, Nr. 179 mit Abb. 108. »
  467. Vgl. Nr. 168, Nr. 172 mit Abb. 127. »
  468. Vgl. z. B. Nr. 178 mit Abb. 138, Nr. 187 mit Abb. 137, Nr. 189 mit Abb. 144, Nr. 199 mit Abb. 141. »
  469. Vgl. Nr. 240 mit Abb. 180; Nr. 227 mit Abb. 167. »
  470. Vgl. Nr. 253 mit Abb. 188 f. »
  471. Vgl. Nr. 223 mit Abb. 157; Nr. 225 mit Abb. 158; Nr. 266 mit Abb. 191. »
  472. Vgl. Nr. 233 mit Abb. 169–171. »
  473. Vgl. Nr. 236 mit Abb. 172 und Nr. 237 mit Abb. 173. »
  474. Vgl. Nr. 239 mit Abb. 177. »
  475. Vgl. Nr. 243 mit Abb. 181–184. »
  476. Vgl. Nr. 245, Nr. 267 mit Abb. 174. »
  477. Vgl. Nr. 256 mit Abb. 190, Nr. 240 mit Abb. 180. »
  478. Vgl. Nr. 268 mit Abb. 192. »
  479. Vgl. Nr. 280 mit Abb. 196, Nr. 281 mit Abb. 197. »
  480. Vgl. Nr. 279 mit Abb. 198, Nr. 285 mit Abb. 199; zur Werkstatt H 3 der Halberstädter Grabplatten siehe DI 75 (Halberstadt Dom), Nr. 264 mit Abb. 201, Nr. 265, Nr. 267 mit Abb. 202. »
  481. Vgl. Nr. 282 mit Abb. 202. »
  482. Siehe Nr. 273»
  483. Kloos 1992, S. 2. »
  484. BKD, S. 412; Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 339; Arnrich 1996, S. 15. »
  485. BKD Eckartsberga, S. 22. Der eigentliche Altaraufsatz der Moritzkirche wird heute im Chor der Andreaskirche genutzt (Nr. 35). »
  486. Dehio Sachsen-Anhalt I, S. 341; in Kölleda wurden Reliquien des Hl. Wipert aufbewahrt; siehe zum H1. Wipert auch LCI Bd. 8, Sp. 513–515 (K[onrad]Kunze/A[lois] Thomas), ebd. Sp. 601 f. (V[incent] Mayer). »
  487. Sic! Ein Schrägstrich am oberen Schaftende könnte auch die falsche Lesung CINEA nahelegen. »
  488. Zunächst hatte der Steimetz versucht ein V über das erste L von ILLVSTRISSIMORVM zu setzten, aber dann wieder zu tilgen. »
  489. Ein undefinierbares F im Wort MAGNIFICE wohl der Fraktur geschuldet. »
  490. Sic! Wohl veschlagen statt CHRISTINA. »
  491. Offensichtlich wollte der Steinmetz zunächst O und E verschränken. »
  492. Todenhöfer 2010, S. 78; Arnrich 2002 a, S. 276; Ulpts 1997, S. 217 f. »
  493. POSTRIDIE S(ANCTI) ANDREAE APOSTOLI; das Fest des Hl. Andreas wird am 30. November gefeiert; Grotefend 1991, S. 32. »
  494. Schmidt 1889, Nr. 48 S. 28 und Nr. 73b. S. 40. »
  495. Der lapis quadrus oder nur quadrus geht auf Vitruv, De architectura, lib. 3, cap. 4, par. 5 zurück. Siehe auch Habel/ Gröbel, Sp. 324. Zur Grundsteinlegung des Andreasklosters Todenhöfer 2010, S. 78; BKD, S. 418–421, allg. siehe Binding 1996, S. 271–336; Binding 2002, S. 157–178. »
  496. UB Stadt Halberstadt Bd. 1, Nr. 190, 231 S. 152 f., 182 f.; siehe auch Ulpts 1997, S. 218 f.; Todenhöfer 2010, S. 78; Arnrich 2002 a, S. 276 f. »
  497. Ludwig Rudolph als Braunschweiger und auch seine Gemahlin Christina Louise von Oettingen-Oettingen waren evangelisch, hingegen die Oettingen-Wallerstein, mit denen sich die Oettingen-Oettingen Stadt und Grafschaft teilten, katholischen Bekennntisses, was zu dem Kuriosum führte, daß die Stadt Oettingen nach Konfessionen und nach Straßenseiten geteilt war, was heute noch im Straßenbild der Stadt zu bemerken ist; www.historisches-lexikon-bayerns. de/artikel/artikel_45257 »
  498. MGH SS XXIII, S. 94 f; siehe zu Burchard auch Arnrich 2000, S. 27–30; Arnrich 2002 c, S. 71–76, die dort nach Winnigstedt erwähnte Grabinschrift: „nicht weit von dieser Statt S. Burchard sein Begräbniß hat, nicht offenbar, verborge(n) unter dem Altar. Inclitus a Naburg Dominus Burchardus habebat / Huius (et) exculti Sceptra Sacrata soli“ hat nie das Grab Burchards geschmückt, sonderen es sind Verse die Winnigstedt den Kapiteln über die einzelnen Bischöfe hinzufügte, auch wenn er diese als „alte Grabschrifft“ bezeichnete, verstand er „Grabschrift“ als eine Schrift zu einem Grab, ohne daß sie es tatsächlich schmücken mußte; Winnigstedt nach Abel 1732, S. 281 und passim. »
  499. MGH SS XXIII, S. 95 f.; Arnrich 2000, S. 31–36. Doering in BKD, S. 428, nimmt an, daß Burchard zunächst im Kloster begraben wurde, dagegen steht aber der Eintrag in den Gesta Episcoporum Halberstadensium, wo es heißt: „Corpus autem eius in ecclesia Halberstadensi versus occidentem honore congruo est sepultum“; MGH SS XXIII, S. 96. Eine Verlegung der Grabstätte an einen anderen Ort im Jahr 1060 wird dort übrigens nicht erwähnt, seine Heiligkeit aber steht in den Gesta außer Frage, so daß er spätestens zu Anfang des 13. Jahrhunderts in Halberstadt als Heiliger verehrt worden sein dürfte. »
  500. Arnrich 2002 c, S. 67–71; Arnrich 2000, S. 15–27, Bogumil 1972, S. 187–191. Zu seiner Verwicklung in den Hersfelder Zehntstreit MGH SS rer. Germ. XXXVIII, S. 74–76. »
  501. Arnrich 2000, S. 33 f. »
  502. Ebd., S. 35–40. »
  503. Ebd., S. 35. »
  504. Quadriert, 1. und 4. Stift Halberstadt, 2. und 3. schräggeweckt, wohl mangels einer bekannten Wappenteilung oder -figur mit den Wittelsbacher Wecken für Bayern. »
  505. Wie der Textverlauf der Inschrift auf den Schmalseiten aufeinander folgt, ist nicht mehr exakt auszumachen. Hier wurde nach dem Sinn der erzählten Begebenheiten und der Schreibrichtung erst die rechte, dann die linke, danach die obere und schließlich die untere Seite transkribiert. Die beiden letzten Inschriften konnten nicht im Original eingesehen werden. Deren Edition stützt sich auf den Text bei Arnrich 2000, S. 39 f. Die dort verwendeten Bindestriche, die, wie zu erkennen, den Zeilenfall kennzeichnen, wurden jedoch durch Schrägstriche ersetzt. »
  506. Sic! Für SINISTRUM. »
  507. Sic! Für MIRACULA. »
  508. Sic! Bedeutung unklar! Vielleicht für IDEM. »
  509. Wenn Hildegrim, der nur als „rector ecclesiae“ bezeichnet wurde, als erster Halberstädter Bischof mitgezählt wird; siehe auch Arnrich 2002 c, S. 65. »
  510. Soll wohl heißen, daß der Körper bis zu diesem Zeitpunkt als corpus incorruptum unversehrt war. »
  511. Vgl. MGH SS XXIII, S. 95. »
  512. Nach der jüngeren Forschung wird auch „um 1640“ als Entstehungsdatum angegeben; Arnrich 2011, S. 20. Dagegen BKD, S. 425 „zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts.“ »
  513. Das Demonstrativpronomen HVNC, das mit den wie in der Lutherbibel zu übersetzen ist, während in der Vulgata ipsum gebraucht wird, das mit ihn selbst zu übersetzen wäre, könnte ein – allerdings schwacher – Hinweis auf eine Rückübersetzung aus der Lutherbibel sein; vgl. Luther Heilige Schrifft Deudsch Bd. 2, S. 2000; Biblia Sacra, S. 1552. »
  514. Luther Heilige Schrifft Deudsch Bd. 2, S. 2148. »
  515. Textliche Übereinstimmung in Vulgata und Lutherbibel. »
  516. Mülverstedt 1872, S. 47; BKD, S. 422; Todenhöfer 2010, S. 59 f.; Arnrich 2011, S. 9 f. »
  517. BKD, S. 426; Arnrich 2011, S. 20 mit Abb. S. 20. »
  518. Io 19, 19. »
  519. Io 19, 19. »
  520. Arnrich 2011, S. 20 f. mit Abb. S. 20. Zum Kreuztypus siehe die Abb. bei Demmin 1877–1878, S. 186 Figur 534. »
  521. BKD, S. 372. »
  522. Scheffer 1864, S. 30; Zschiesche 1895 mit dem Zusatz Ps 84,3. »
  523. Arndt 1910 a, S. 107 f. »
  524. Siehe zu den Redern auch Kneschke Bd. 7, S. 391 f. »
  525. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle, Fotoarchiv, Bestand: Halberstadt Moritzplan; Braune/Bremer 1996, S. 58 Abb. 59. »
  526. Doering [1903], Abb. 37. »
  527. Der obere Teil des Wappens von Heinrich Julius auf der Lichtbildaufnahme war teilweise zerstört; weitgehend identisch mit Siebmacher Souv 1, S. 29 mit Taf. 52, jedoch mit einem Herzschild, der wohl mit dem Halberstädter Stiftswappen belegt war. Das Wappen von Dorothea Eleonora auf der Aufnahme nicht mehr vollständig erkennbar; ähnlich ebd., S. 20 f. mit Taf. 29. Dasjenige Elisabeths auch auf der Lichtbildaufnahme weitgehend zerstört, ähnlich ebd. Souv 2, Taf. 108. »
  528. Plato 1791, S. 455. »
  529. BKD, S. 504 f. »
  530. Marburg, Hessisches Staatsarchiv Bestand 4a, 39 Nr. 54. Ich danke Herrn Prof. Dr. Gerhard Aumüller, Marburg, für die Überlassung einer Ablichtung des Textes und Herrn Dr. Adolf Siebrecht, Halberstadt, für die Vermittlung. »
  531. Ebd., Z. 2 f. »
  532. Ebd., der Titel der ersten 10 Verse lautet: „Versus numerales de fato Daniae Regis Christianj IIII. In quodam antiquo sepulchro Halberstadij inventi 3. Martij Anno 1627“. »
  533. Der Titel zu diesen Versen wie folgt: „Tychonis Braij Equitis et Exulis Dani RVDOLPHI II. Imperatoris Mathematicj Nobilissimj de praesentj Regis Danorum conatu praedictio et observatio per litteras numerales. de Anno 1626. ReX DanIae ChrIstianVs potenter In arMIs pVgnabIt (Der König der Dänen Christian wird mächtig im Kampf stehen.) de Anno 1627. SeD sVbIbIt fatVM ProaVI sVI ChrIstIernI (Aber er wird das Schicksal seines Ahnherrn Christian auf sich nehmen.)“. Im Werk des Tycho Brahe konnten sie nicht ermittelt werden. »
  534. Dort heißt es: „dises ver schikt vnser leibmedicus als eine vngewisse prophezeihunge“. Der noch darunter geschriebene Name von dritter Hand lautet: „Wolff“; diese Hand könnte aber dem 19. Jahrhundert angehören. »
  535. Nach einer schriftlichen Mitteilung des Entdeckers des Schriftstückes, Herrn Professor Dr. Gerhard Aumüller, Marburg. »
  536. Auch diese Nachricht wird Herrn Professor Gerhard Aumüller verdankt. Siehe zu Wolff auch ADB Bd. 43, S. 758 f.; Zedler Bd. 58, Sp. 708 f. Wolff hatte eine balneologische Schrift zu Bad Wildungen verfaßt und ein Geheimmittel gegen „innere Hämorrhoiden“ gekannt, dessen Rezept ihm der Landgraf gegen eine jährliche Pension abkaufte. »
  537. Opel 1872–1894 Bd. 2, S. 160–294; Lockhart 1996, S. 106–130; Reumann 1998, S. 50–52; Kampmann 2008, S. 50–54. »
  538. Opel 1872–1894 Bd. 2, 398–616; Voges 1922; Lockhart 1996, S. 143–154; Reumann 1998, S. 52 f.; Kampmann 2008, S. 56–61. »
  539. Opel 1872–1894 Bd. 3, S. 330–337, 401–410, 512–516; Lockhart 1996, S. 155–191; Reumann 1998, S. 52 f.; Kampmann 2008, S. 56–69. »
  540. Opel 1872–1894 Bd. I, S. 373–384; Lockhart 1996, S. 100 f.; Kampmann 2008, S. 67–69. »
  541. Opel 1872–1894 Bd. 2, S. 9–12, 306–327, 418–424; Lockhart 1996, S. 94 f. »
  542. Arndt 1910 a, S. 108–125; hinzugezogen werden kann Scheffer 1864, passim oder auch Kunze 2001, passim. »