Editorial

von Katharina Thielen, Max Grüntgens und Dominik Kasper

Liebe Leserinnen und Leser,

mit der 6. Ausgabe liefert Skriptum nicht nur spannende und lehrreiche neue Inhalte – teils aus einem akademisch jungen Themenfeld – sondern erscheint zusätzlich auf einer neuen technischen Grundlage. Die Herausgeber von Skriptum haben das Gesamtprojekt von Beginn an auch als Entwicklungsaufgabe in informationstechnologischer Hinsicht verstanden. Umso mehr freut es uns daher, dass wir eine erfolgreiche Migration zum Enterprise CMS Typo3 (Version 6.1.5)1) vollziehen konnten. Der Einarbeitung in die Materie und den anschließenden Umzugsarbeiten ist der etwas geringere Umfang und der leicht verspätete Erscheinungstermin dieses Heftes geschuldet. Das neue Content Management System der Website bereitet den Weg für eine weitere Professionalisierung der Arbeitsprozesse im Umfeld der Onlinebereitstellung der zukünftigen Ausgaben von Skriptum und garantiert die technische Zukunftsicherheit der Zeitschrift.

Inhaltlich startet die neue Ausgabe mit einem geschichtsdidaktischen Beitrag zu einem aller Geschichtsschreibung und -vermittlung inhärenten Prinzip: Der Akt des Erzählens. Inwieweit Narrativität und narrative Kompetenz im Geschichtsunterricht eine Rolle spielen, stellt Tobias Jakobi in essayistischer Form dar. Er eruiert die Vor- und Nachteile einer narrativ-konstruktivistischen Geschichtsdidaktik und kommt zu dem Schluss, dass nicht die sogenannten Meistererzählungen, sondern vielmehr individuelle und kollektive Geschichtserzählungen aus dem konkreten Lebensumfeld der Schülerinnen und Schüler guten Geschichtsunterricht ausmachen und darüber hinaus auch einen positiven Einfluss auf das Leben in der heutigen Gesellschaft haben können.

Etwas abweichend von unserem üblichen Blick in die Historikerwerkstatt, allerdings keineswegs von geringerer Relevanz für (interdisziplinäre) Berufsorientierung von Historikern mit technischer Affinität, liefert Michael Haft einen praxisnahen Werkstattbericht aus einem Digital Humanities-Projekt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.2) Gegenstand der gekürzten Bachelorarbeit RDF als Verknüpfungsmethode zwischen geisteswissenschaftlichen Forschungsdaten und Geometrien am Beispiel des Projektes „Inschriften im Bezugssystem des Raumes ist die Aufzeigung einer möglichen Verfahrensweise zur Verknüpfung von epigraphischen Editionsdaten und Raumgeometrien mit Hilfe von RDF (Ressource Description Framework), einer technischen Herangehensweise zur Formulierung logischer Ressourcen im Internet. Aufgrund des darin in Ansätzen erarbeiteten epigraphischen Prädikatenvokabulars mit Klassifizierung und der technischen Diskussion verschiedener Triple-Store-Softwarepaketen zur Speicherung der verknüpften Ressourcen ist der Beitrag für die Weiterentwicklung geisteswissenschaftlicher Fragestellungen wie für praktische Umsetzungsverfahren von Systemintegratoren in DH-Projekten gleichermaßen von Bedeutung.

Im Mittelfeld des Heftes steht Florian Battistellas detaillierter Blick auf die Quellen und Theorien zu den mysteriösen Umständen des Todes von Ehefrau und erstgeborenem Sohn des Kaisers Konstantin. In Konstantin – Crispus – Fausta. Einige Beobachtungen und Bemerkungen zur Debatte um das Jahr 326 setzt er sich mit den verschiedenen Forschungsmeinungen auseinander und weist auf einzelne Unstimmigkeiten und Probleme hin, die zum Teil der Tendenziösität der Quellen entspringen, aber ebenso der interpretativen Komplexität der Texte geschuldet sind. Einen besonderen Blick richtet er zusätzlich auf die Auswirkungen des Vorgangs selbst auf die öffentliche Meinung.

Das Rezensionssegment startet mit einem kritischen Blick auf ein etabliertes Onlineangebot des Leibniz-Instituts für europäische Geschichte in Mainz. EGO – Portal für Europäische Geschichte Online3) stellt Geschichtswissenschaft in inter- und transkultureller Perspektive online zur Verfügung und bietet dabei in dezidiert multiperspektivischer Weise aufgearbeitete Fachartikel zu hochaktuellen Forschungsthemen in deutscher und englischer Sprache, methodische und didaktische Hilfestellungen, historisches Quellenmaterial und weiterführende Informationen zu 500 Jahren europäischer Geschichte der Neuzeit. Wie es dazu kam, wie weit die internationale Vernetzung reicht und welche konkreten Nutzungsmöglichkeiten dem User geboten werden, berichtet Kevin Hecken, der im Rahmen eines Praktikums tiefergehende Einblicke in die Arbeit am internationalen IEG-Projekt erhalten konnte.

Abschließend rezensiert Katharina Thielen eine neue Publikation aus dem Bereich der historisch-kulturwissenschaftlichen Sprachforschung. Die Dissertation Der französischen Sprache mächtig. Kommunikation im Spannungsfeld von Sprachen und Kulturen im Königreich Westphalen (1807–1813) von Claudie Paye wird in den Blick genommen. Thielen kommt hier zu dem Schluss, dass der Dissertation mit mikrohistorischem Ansatz ein „primär funktionales Verständnis von Sprache“ zu Grunde liegt, das im Lauf der Arbeit um Überlegungen zur sozialen Praxis diskursanalytisch ergänzt wird und dadurch über die traditionelle Kulturtransferforschung hinausgeht.

Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern eine angenehme und ansprechende Lektüre.

Katharina Thielen, Dominik Kasper & Max Grüntgens

Mainz, den 6. Dezember 2013


Fußnoten

  1. http://typo3.org/»
  2. „Inschriften im Bezugssystem des Raums“ (IBR): http://www.spatialhumanities.de/ibr/startseite.html»
  3. http://www.ieg-ego.eu/»

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Katharina Thielen, Max Grüntgens und Dominik Kasper: Vorwort der Herausgeber, in: Skriptum 3 (2013), Nr. 2, URN: urn:nbn:de:0289-2013120600, Abs. XY [Datum des Zugriffes].