Examensarbeit: Die Menschen der Virginia Company of London und der Compagnie de la Nouvelle-France – zwei frühneuzeitliche Handelskompanien im Vergleich

von David Hense



Zusammenfassung

Obwohl in der Allgemeinheit die Ansicht herrscht, dass das englische und französische Ausgreifen nach Nordamerika weitgehend erforscht sei, wundert man sich, dass beide Länder in ihren Ambitionen in der Neuen Welt noch nie im Bezug auf ihre anfänglichen Kompanien verglichen worden sind. Der vorliegende Beitrag versucht genau diese Wissenslücke zu schließen, indem die Virginia Company of London von 1606 und die Compagnie de la Nouvelle-France von 1627 miteinander in Beziehung gesetzt und in den historischen Kontext des Beginns der europäischen Überseeexpansion einordnet werden. Darüber hinaus findet ein Vergleich der Mitglieder der jeweiligen Kompanien statt, um aufzuzeigen, was an der Kompanie jeweils ‚typisch‘ englisch respektive französisch gelten kann.

Abstract

Much has been written about the European overseas expansion to North America during the 17th century. Therefore it is remarkable that there has never been a detailed comparison between the English and French beginnings in this world-changing adventure before. After suffering considerable failures, both nations tried to use modern age chartered trading companies to fulfill their dreams of colonization and trade in the New World. This article tries to answer some significant questions by focussing on the social aspect of the charters of the Virginia Company of London (1606) and the Compagnie de la Nouvelle-France (1627). Who founded the companies? Who were the members of those companies? And how could the membership be acquired? Finally the article provides insight into the great question what was ‘typically’ English and ‘typically’ French in the membership of the companies.

Résumé

Beaucoup a été écrit sur l’expansion européenne en Amérique du Nord au cours du XVIIème siècle. Pour autant, ce qui est frappant c’est qu’il n’y a jamais eu, auparavant, de publications détaillées comparant le début anglais et le début français dans le Nouveau monde, une entreprise qui allait changer le vieux continent. Après des défaites considérables, la nation anglaise et la nation francise  se sont finalement décidées à employer des compagnies commerciales pré-modernes afin de répondre à leurs prétentions outre-Atlantique. Cet article tentera de répondre à plusieurs questions fondamentales en se concentrant sur la dimension sociale des charters de la Virginia Company of London (1606) et de la Compagnie de la Nouvelle-France (1627). Après avoir évoqué les fondateurs de ces compagnies, puis dans un deuxième temps les différents participants, cet article abordera finalement la question centrale des particularités propres aux compagnies anglaises et françaises.

Einleitung

‹1›We greatlie affectinge the effectuall prosecucion and happie successe of[…]so excellent a worke much pleasing to God and profitable to oure Kingdomes.1)

‹2›Et voulant apporter tout ce qui fera requis de notre part, pour faire réussir un si bon et louable dessin[…]pour la gloire de Dieu et accroissement de la Sainte Religion.2)

‹3› Die Rede ist vom ‚offiziellen‘ Beginn der englischen und französischen Geschichte in Nordamerika mittels der Gründung von frühneuzeitlichen Handels- und Besiedlungskompanien. England und Frankreich begannen im frühen 17. Jhd., jenen für die Weltgeschichte so wichtigen Kontinent auf lange Zeit hin zu dominieren und politisch zu formen.3) Dabei ist ihre dortige Geschichte in vielerlei Hinsicht einzigartig. Beide Mächte rivalisierten, motivierten sich gegenseitig und beanspruchten Land, das dem jeweils anderen ‚gehörte‘.4) Dabei brachten beide Staaten auch ‚nationalcharakterliche Züge‘ mit in die Neue Welt, die z. B. die parlamentarische Entwicklung der späteren USA5) oder die föderalistische Struktur Kanadas6) beeinflusst haben. Doch wie gelang letztendlich ihre anfänglich problematische Festsetzung in der Neuen Welt?

‹4› Am Anfang dieser Entwicklung steht so excellent a worke bzw. der bon et louable dessin, die ein besonderes Kapitel in der Geschichte Englands, Frankreichs und Nordamerikas beschreiben. Die englische sowie die französische Aussage beziehen sich auf die Tätigkeiten frühneuzeitlicher Kompanien, welche die Wünsche, Absichten und Ziele beider Länder in den nördlichen Teil der Neuen Welt exportieren sollten.7) 1606 gründete England die Virginia Company of London (1606–1624) (im Folgenden abgekürzt VC), deren Gründung als die „Geburtsstunde des ersten britischen Imperiums“8) angesehen werden kann. 21 Jahre später, als es die politischen Umstände zuließen,9) zog Frankreich nach und gründete 1627 seine Nordamerikakompanie namens Compagnie de la Nouvelle-France (1627–1663) (im Folgenden abgekürzt CNF), deren Mitglieder als die „véritables fondateurs de la Nouvelle-France“10) gelten können.

‹5› Was waren die Motive der Menschen, die sich auf ein solches Abenteuer einließen? Woher kamen sie und was waren Ihre Hoffnungen? Kurz: Was bewog die Menschen der damaligen Zeit, eine solche Struktur wie diejenige der Kompanien zu gründen, zu führen und für sie zu leben? Und v. a. zeigte die Mitgliederschaft der beiden Organisationen ‚typisch‘ englische und französische Merkmale?

‹6› Dies sind die zentralen Fragestellungen der vorliegenden komparatistischen Studie, die auf diesem Forschungsgebiet den ersten Versuch darstellt.11) Dieser Aufsatz ist eine stark gekürzte Version einer ausführlicheren Untersuchung12), die neben dem ‚sozialen Aspekt‘ (die Menschen) der Kompanien auch strukturelle, administrative, geografische, religiöse und militärische Belange analysiert und vergleicht.13) Gemein ist beiden Arbeiten aber die Berücksichtigung des Phänomens der frühneuzeitlichen Kompanien und der geschichtlichen Bedingungen in England und in Frankreich. Somit kommt es nicht zur Verortung eventueller Gemeinsamkeiten und Unterschiede, sondern auch zu einem ersten Versuch dieselben zu erklären.

‹7› In dieser Abhandlung stellen die Quellen in Form von königlichen Chartern14), die ‚Gründungsurkunden‘ der VC und CNF, den wesentlichen Ausgangspunkt der Betrachtungen dar. Sie werden im Hinblick auf bestimmte Themen analysiert, interpretiert und verglichen. Zur klaren Kennzeichnung der zahlreichen Quellenpassagen erfolgen Zitate und Wörter aus den Quellen stets in kursiver Schrift. Bei der detaillierten Untersuchung der Quellen muss stets berücksichtigt werden, dass die Chartern normativen Charakter haben. D. h., sie stellen die Kompanien dar, wie sie in der Theorie sein sollten und nicht, wie sie sich in der Praxis entwickelt haben. Durch diese ‚Selbstbeschreibungen‘ kann das faktische Agieren der Kompanien in Nordamerika nicht nachvollzogen werden, obwohl sie für dieselben die theoretische Grundlage bilden sollten. Eine Untersuchung der Realpolitik beider Kompanien ist in diesem Rahmen aufgrund des nötigen Umfangs der historischen Quellenanalyse nicht möglich, wäre jedoch prinzipiell von großem Interesse. Fakten aus der allgemeinen Geschichte der Kompanien, die durch die Sekundärliteratur gut zugänglich sind, werden dennoch zu Wort kommen, wenn sie uns helfen, die Kompanien zu verstehen.

‹8› Die Vorzüge dieser normativen Quellen liegen jedoch auf der Hand. Jene zeitgenössischen Dokumente sind sehr nahe am ursprünglichen Zustand der Kompanien und können die Fragen beantworten, wie die Kompanien tatsächlich sein sollten und welche Absichten die Menschen mit ihr verfolgten. Somit sind sie gewissermaßen ‚Destillate‘ der ursprünglichen Hoffnungen und Absichten Englands und Frankreichs in Nordamerika. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Dichte an ‚sozialen Informationen‘ der Chartern. Sie listen ihre Mitglieder nicht nur mit Namen auf, sondern auch mit ihren Berufen und teilweise mit ihrer Herkunft. Die Lokalisierung und Analyse dieser Informationen hilft uns, Diagramme (Abbildung 1 und 2) zur prozentualen Verteilung der sozialen Stände in der Anhängerschaft der Kompanien zu erstellen. Ein letzter Vorzug ist, dass alle Quellen in ihrer jeweiligen Muttersprache verfasst sind. Dadurch sind die Aussagen noch einmal näher an ihren eigentlichen Bedeutungen und Absichten erfahrbar. Dies heißt aber auch, dass diese Untersuchung eine ‚linguistische Arbeit‘ darstellt, zu deren Verständnis weitgehende Kenntnisse der englischen und französischen Philologie vonnöten sind.

‹9› Der Aufbau dieser Arbeit gliedert sich in einen theoretisch-begrifflichen und in einen praktisch-quellenorientierten Teil. Der erste Teil versteht sich als eine theoretische Betrachtung der frühneuzeitlichen Kompanien (Kapitel 2) und der Zeit vor der Gründung der VC bzw. CNF (Kapitel 3). Im Theorieteil sollen die Voraussetzungen der Kompanien geklärt werden: Welche logischen Schritte waren wichtig, damit solche Institutionen überhaupt entstanden? Auf was ließen sich die Menschen damals ein, als sie sich in eine solche Kompanie einschrieben? Zudem sollen Ausschnitte aus der Geschichte Englands und Frankreichs im späten 15. Jhd. und 16. Jhd. betrachtet werden, die für die Gründung der Kompanien in Nordamerika relevant waren. D.  h., es sollen wichtige Entwicklungen lokalisiert und definiert werden, die in den Chartern des 17. Jhd. ein ‚hörbares Echo‘ haben, wie z.  B. der Vertrag von Tordesillas (1494), die so genannten Religionskriege in Frankreich (1562–1594) oder der Frieden von London (1604) zwischen England und Spanien. Besonders wichtig sind auch die ersten englischen und französischen Entdeckungsfahrten und Kolonisierungsversuche, die den Weg der Kompanien ebneten.

‹10› Der zweite Teil der Abhandlung (Kapitel 4) versteht sich als eine praktische Quellenarbeit, in der die Kompanien hinsichtlich verschiedener Teilaspekte verglichen werden. Da diese Arbeit an keine vorherige anknüpfen konnte, war zunächst die Frage des tertium comparationis zu klären: Anhand welcher Merkmale sollen die Kompanien verglichen werden? Wie könnte ein eventueller Fragenkatalog an die englischen und französischen Chartern aussehen? Zur Beantwortung dieser Fragen half die Theorie der historischen Komparatistik von Marc Bloch.

‹11› Das Ziel dieser Arbeit ist es, in der Konklusion nicht nur auf die Frage nach möglichen national-charakteristischen Eigenheiten der Kompanien bezüglich ihrer Mitglieder zu antworten, sondern auch die Gemeinsamkeiten der Kompanien zusammenfassend in einer Tabelle darzustellen.

Die frühneuzeitlichen Kompanien

‹12› Die Ursprünge der frühneuzeitlichen Kompanien sind im mediterranen Handel des Mittelalters zu suchen.15) Verschiedene wirtschaftliche Entwicklungen in den italienischen Stadtstaaten nahmen bereits bestimmte Merkmale der Kompanien des 16./17. Jhd. vorweg. So verwaltete die genuesische Banco di San Giorgio bereits zu Beginn des 15. Jhd. als eine compagnia Kolonien außerhalb des Mutterlandes. Zur Finanzierung der Kolonien und ihrer wirtschaftlichen Tätigkeiten wurde die Methode der ‚commenda‘ als ein effizientes Instrument zur Kapitalakkumulierung etabliert. Dabei handelt es sich um einen Vertrag zwischen mehreren Geldgebern, die zu Hause bleiben, und Reisenden, die als Händler oder sogar Kolonist tätig sind.16) Dieser Verbund aus Investoren und ‚Angestellten‘ war eine wichtige Voraussetzung für das Aufkommen der Kompanien, denn auch sie wiesen diese Art von Arbeitsteilung auf. Im 16. Jhd. war die Blütezeit Norditaliens jedoch vorbei und der Schwerpunkt des europäischen Seehandels verlagerte sich nach Nordwesten.17) Die italienischen Kaufleute drängten daraufhin verstärkt nach Westeuropa, wo sie nicht nur ihre geldwirtschaftlichen Kompetenzen (Banken, Kapitalbündelung, Finanzierung des Seehandels) und sozialen Netzwerke gewinnbringend einsetzten, sondern auch neue Auftraggeber für Erkundungsfahrten, allen voran in England und in Frankreich, fanden.18)

‹13› 1553 kam es in London zur Gründung der Muscovy Company, die bis heute als das erste Beispiel einer frühneuzeitlichen Handelskompanie gilt.19) Diese Handelsgesellschaft bündelte als eine so genannte Joint Stock Company individuelles Geldkapital nach italienischem Vorbild zu einem kollektiven Investment in noch nie da gewesener Quantität.20) Joint Stock bezeichnet dabei genauer eine permanente Geschäftsgemeinschaft (basierend auf Partnerschaft und Inkorporation), in der sich Individuen als Aktionäre zusammenschließen und Geldkapital anlegen.21) Diese Verbindung gleicht einer heutigen Aktiengesellschaft.22) Jeder dieser Aktionäre kauft eine oder mehrere ‚Aktien‘ (Teilhaben) an der Kompanie, die es meistens in unterschiedlichen finanziellen Größen gibt, und bekommt dafür eine Dividende in Aussicht gestellt. Vorteile dieses gemeinschaftlichen Handelns, das als eine Antwort auf neue unternehmerische Herausforderungen jener Epoche gewertet werden kann,23) sind die Kontinuität der Gelder, die Entlastung der Hauptteilhaber und die Minimierung des individuellen Risikos.24) Das Prinzip der Joint Stock Company wurde im Laufe des 17. Jhd. zum grundlegenden Charakteristikum der europäischen Charterkompanien, obwohl es kein Garant für Erfolg war.25) Neben dieser Hauptgemeinsamkeit der Kompanien des 17. Jhd. existierten jedoch auch empfindliche Unterschiede. Während die meisten ostindischen Kompanien ausschließlich einen kommerziellen Auftrag hatten, sollten westindische Kompanien wie die VC und die CNF auch die Kolonisation und Missionierung ihrer nordamerikanischen Hoheitsgebiete durchführen. Die VC und die CNF waren somit Handels- Siedlungskompanien.26) Durch diese Fusion privater und staatlicher Interessen kam es zu einer „Kommerzialisierung der Kolonisation“27). Alle Kompanien dieser Art waren also halb staatlich und halb privat.28) „Handel wurde zum nationalen Unternehmen mit staatlicher Rückendeckung.“29) Ein Grund für diese ‚Teilprivatisierung‘ der Kolonisierung war, dass nur eine staatliche und private Finanzierung die enormen Kosten und die benötigten Siedler für ein solches Unternehmen aufbringen konnte.30) In der Gewichtung von staatlichem oder privatem Charakter werden jedoch zwischen der VC und CNF empfindliche Unterschiede zu lokalisieren sein. Gemeinsam war aber beiden, dass der Staat den Teilhabern das Hauptrisiko überließ und sich mit der Sicherung gewisser Souveränitätsrechte in den Chartern begnügte. Um ihre verschiedenen Aufgaben zu erfüllen, bekamen Kompanien dieser Art im Gegenzug ‚staatstragende Rechte‘ z.  B. in der Regierung, im Militär oder in der Jurisdiktion.31) Somit waren die Kompanien in ihrem jeweils zugesprochenen Hoheitsgebiet „simply extensions of the state“32) und reflektierten nationale Interessen. Frühneuzeitlicher Nationalismus und Merkantilismus fusionierten in den Kompanien genauso wie in den übrigen europäischen Wirtschaftsbereichen im 17. Jhd.

‹14› Nach dieser kurzen Betrachtung erscheinen die frühneuzeitlichen Handelskompanien als komplexe, multifunktionale und gesellschaftliche Organisationen. Sie vereinten wirtschaftliche und politische Ansprüche und dienen unterschiedlichen Absichten verschiedener Personen.

‹15› Von 1600–1800 etablierten sie ein erstes weltweites Handelsnetz33) und waren zudem die „inoffiziellen Agenten der europäischen Kolonialexpansion“34). Die VC und die CNF sind dafür illustrierende Beispiele, denn sie gehörten zu den wenigen Kompanien mit Kolonisationsauftrag. Manche sehen in dem expansiven Wirken der Kompanien den Grund für die irreversible Teilung der Welt in ‚Arm und Reich‘.35)Als unumstritten kann gelten, dass die Kompanien keine „créatrices de richesses“36) für einen breiten nationalen oder internationalen Wohlstand waren. Individuelle Willkür und persönliche Bereicherung als Motive der Akteure manifestierten sich immer wieder. Viele Adlige, Soldaten und Kolonisten fühlten sich beim Verlassen Europas nicht mehr an die Moral und Gesetzgebung ihrer Herkunftsländer gebunden. Ab 1800 war das „Zeitalter der Handelskompanien“37) vorbei, denn sie überlebten ihren Nutzen und wurden defizitär.38) Die Geschichte der Kompanien zeigt dabei immer wieder einen gewissen Gegenwartsbezug. Auch heute gibt es Banken, Aktiengesellschaften und Handelsunternehmen. Mit einer kulturellen und historischen Berücksichtigung der Alterität der Frühen Neuzeit kann man sich dem Schlusswort Bowns durchaus anschließen:

‹16›Contemplating the merchant kings of those earlier times is like looking in a rear-view mirror: remove the cultural veneer, and the same sorts of people, mixing business and politics, are making our world even today.39)

Historische und nationale Bedingungen der VC und der CNF

‹17› Eine historische Vorbedingung der Kompanien war gewiss die europäische Expansion in nicht-europäische Gebiete ab dem 15 Jhd. Dabei ebneten eine Vielzahl sozialer, technisch-wissenschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen den Weg nach Amerika.40) Die ‚Ersten‘ in der Neuen Welt waren bekanntlich Spanien und Portugal, die sich im Vertrag von Tordesillas (1494) die Neue Welt unter der Rechtsprechung des Papstes aufteilten.41) Ihre Taten in Südamerika, die als ‚Erfolge‘ angesehen wurden, und der daraus resultierende Reichtum wirkten dabei wie ein Katalysator auf andere atlantische Staaten, allen voran England und Frankreich.42) Dieselben mussten im Gegensatz zu Portugal und Spanien aber erst noch bestimmte politische, soziale und wirtschaftliche ‚Hürden‘ nehmen, um überhaupt in die Neue Welt ausgreifen zu können. Wann und wodurch formten sich ihre Ansprüche an die Neue Welt und was sind die Erfahrungen beider Länder mit Amerika vor den Kompaniegründungen? Die Kenntnis über den spezifischen, nationalen englisch-französischen Weg nach Nordamerika ist eine Grundvoraussetzung für das Verstehen der VC und CNF.

England vor 1606

‹18› In der zweiten Hälfte des 16. Jhd. veränderte sich England von einem Land in der „Zweiten Reihe Europas“43) zu einem Staat, der die spanische Hegemonie auf den Weltmeeren erschüttern konnte. Unter Elisabeth I. erhöhte sich die englische Präsenz auf dem Atlantik, neue Entdeckungsfahrten und auch ein erster Kolonisierungsversuch in Nordamerika fanden statt.44) Ihr maritimes, kommerzielles Engagement, das auch die semioffizielle Unterstützung von Freibeutern wie Sir Francis Drake (1540–1596), die spanische Goldschiffe in der Karibik aufbrachten und sogar Häfen belagerten, beinhaltete, führte zu einem Krieg mit Spanien (1585–1603).45) 1588 vernichtete England die spanische Armada. Dieser große Seesieg hatte weitreichende Folgen für die Weltgeschichte. Er kündigte den Niedergang der iberischen Vorherrschaft an und läutete den Aufstieg Englands zur neuen Hegemonialmacht ein. Des Weiteren wirkte dieser Sieg nicht nur wie ein Stimulus auf das englische Nationalbewusstsein, sondern war auch eine Voraussetzung der englischen Überseeexpansion überhaupt.46) Der Weg über den Atlantik war nun ‚frei‘. Die Zeit für große koloniale Unternehmungen kam unter Elisabeth jedoch noch nicht, denn sie fokussierte eine langfristige Sicherung des Gewonnenen in Europa selbst.47) Der Frieden von London, der 1604 vom ersten Stuart-König Englands, James I., und Spanien geschlossen wurde, war dann der lang ersehnte „important boost“48) für englische Kolonialprojekte in Nordamerika.49) Zwar wurde der gegenwärtige Besitzanspruch Spaniens in Amerika bestätigt, doch es war keine Rede mehr von universalen spanischen Hoheitsansprüchen wie noch zu Tagen des Vertrages von Tordesillas. Dort wo Spanien noch nicht gesiedelt hatte, also vor allem nördlich Floridas, durfte England nun legitim aktiv werden. Eine Initiative diesbezüglich war die Vergabe der königlichen Charter an die VC durch James  I., dessen Regierungszeit vor allem deswegen zu Recht als „a crucial stage in the history of British overseas expansion“50) gilt.

‹19› Die Gründung der VC lässt sich jedoch nicht allein durch einen königlichen Impuls ‚von oben‘ erklären, denn der Wunsch, in Nordamerika zu siedeln und zu handeln, war bereits älter als der Frieden von 1604. Menschen wie Richard Hakluyt51), ein Gründungsmitglied der VC, begeisterten ihre Landsleute schon seit langem mit Schriften wie „The Principal Navigations, voiages, traffiques and discoveries oft he English nation“(1589).52) Es ist die „bedeutendste Kompilation dieser Art in englischer Sprache“53) und hat in Ländern wie Frankreich kein Äquivalent.54) „The Principal Navigations“ sind eine bunte Zusammenstellung englischer, französischer und spanischer Erkenntnisse‘ über Nordamerika bezüglich geographischer, geschichtlicher und wirtschaftlicher Informationen, wobei der Hakluyt alle großen Taten auf englische Seemänner zurückführte. Er inszenierte literarisch eine englische Seefahrertradition, um seine Landsleute zu ähnlichen Taten anzuspornen. Das Ziel seines Werkes ist es, der englischen Öffentlichkeit Möglichkeiten und Gründe für ein Kolonialunternehmen in der Neuen Welt aufzuzeigen und koloniales Interesse vor allem beim Adel zu wecken.55) Sein Werk verbindet Kolonialismus, Nationalismus und Profitsinn und ist von einem bemerkenswerten Optimismus bestimmt.56) Den richtigen Ort für eine Kolonie sah er von vorne herein in Virginia, das auch als geografische Grenze zu französischen und spanischen Interessen in Nordamerika dienen sollte.57) Als 1606 die VC und Jamestown gegründet wurden, realisierte sich der Traum Hakluyts von einer dauerhaften Kolonie in Amerika. Dabei war es er, der eine schlüssige Philosophie für eine Kolonie und Kompanie entwickelte und maßgeblich zu einer breiten gesellschaftlichen Zustimmung zu dem kolonialen Projekt beitrug.58)

‹20› Neben dem englisch-spanischen Konflikt und Wegbereitern wie Hakluyt sind jedoch noch andere Faktoren, die zur Gründung der VC führten, wichtig zu erwähnen. So stammte wichtiges koloniales Knowhow aus der irischen Kolonisationspolitik der englischen Könige. Viele Begriffe wie „planting, plantation [und] colony“59) und viele Personen, die an der VC beteiligt waren, stammten aus der Kolonisation Irlands.60) In Irland gewann England Kenntnisse in der „Unterwerfung, Besiedlung und Anglisierung[…], die sich später in Nordamerika als verwertbar erwiesen“61). England war somit zu Beginn des 17. Jhd. eine ‚proto-koloniale‘ Macht, noch bevor es nach Nordamerika ausgriff.62) Einen Vorsprung, den Frankreich nicht hatte. Ein weiterer Vorteil für ein groß angelegtes nationales Projekt wie dasjenige der Kolonien war das englische Volk selbst. Durch Vorerfahrung von Migration war der Wille vieler Engländer zum Ausreisen bzw. zum Partizipieren an einem kolonialen Projekt größer als z.  B. in Frankreich.63) Im Allgemeinen kann für diese Zeit gelten: „[…]la mobilité anglaise est plus importante que la mobilité française“64). Eine letzte Begünstigung der Entstehung der VC war das wirtschaftliche Aufbegehren Englands im späten 16. und frühen 17. Jhd., „denn dort wurden das Kapital und eine Infrastruktur für einen weltweiten Handel geschaffen“65). Dafür verdrängte die königliche Politik ausländische Konkurrenten und wurde dabei von den einheimischen Kaufleuten, den „Merchant Adventurers“66), unterstützt.67) Für den König wurden die bürgerlichen Händler finanzpolitisch immer interessanter und umgekehrt. Dadurch entstand eine kommerzielle Verzahnung zwischen frühneuzeitlichem Bürgertum und Krone und der „Privatkapitalismus“68) erhielt einen wichtigen Impuls. Ohne dass der Begriff bekannt war, bediente man sich in England bereits des so genannten Merkantilismus. Der nationale Wirtschaftsraum wurde unter Einbezug aller Untertanen im Sinne der königlich-staatlichen Autorität gelenkt und genutzt.69) Die VC kann hierfür ein wichtiges Beispiel sein.

‹21› Die private Geldwirtschaft spielte auch bei der Gründung der ersten frühneuzeitlichen Kompanien, wie der bereits erwähnten Muscovy- und East India Company, eine gewichtige Rolle. Leider muss hier aus Zeitgründen auf eine genauere Untersuchung dieser Vorgängerkompanien der VC verzichtet werden. Fest steht aber, dass beide Kompanien strukturelle und technische Vorläufer der VC waren.70) Einige Personen waren sogar zuerst bei der East India und dann bei der VC tätig oder umgekehrt. Somit werden auch diese beiden Vorgängerkompanien in Bezug auf das Knowhow ein begünstigendes Moment gewesen sein.

‹22› Das elisabethanische Zeitalter, der Kolonisationsdiskurs Hakluyts, das königliche Engagement James’ I. und die englische Bevölkerung an sich begünstigen das Entstehen eines englischen Selbstbewusstseins und sind historische Bedingungen für die Gründung der VC. Diese Faktoren werden dabei helfen, die Kompaniechartern und ihr Wesen zu verstehen sowie Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich mit der CNF zu erklären. 1606 war die Zeit anscheinend gekommen, um aus dem gesammelten Potential des 16. Jhd. endlich einen Ertrag zu generieren, denn mit der Gründung der VC kam „das Unternehmen ‚Kolonialmacht England‘ erstmals aus den Startlöchern.“71)

Frankreich vor und um 1627

‹23› Der französische Weg nach Nordamerika hatte im 17. Jhd. von vornherein andere Voraussetzungen und Bedingungen als derjenige Englands. Die meisten historischen Begebenheiten in England, welche die Entwicklung von Handelskompanien begünstigen, entstanden in Frankreich nicht. Des Weiteren liegen zwischen der Gründung der ersten französischen Ostindischen Kompanie72) und der englischen East India Company 64 Jahre und zwischen der Gründung der VC und der CNF, also der westindischen Kompanien, ganze 21 Jahre.

‹24› Wie lässt sich diese französische ‚Verspätung‘ erklären? Grund hierfür sind wirtschaftliche, geografische und politische Unterschiede zwischen beiden Ländern.

‹25› Zu Beginn des 17. Jhd. gab es keine ‚kapitalistische Infrastruktur‘ (z.B. Bankwesen/Privateigentum) und kein öffentliches maritimes Engagement in Frankreich, das mit England vergleichbar gewesen wäre.73) Außerdem hatte Frankreich nicht den großen Vorteil einer maritimen Landeshauptstadt, die Kapital-, Politik-, und Handelsfunktionen kulminierte. Weitere retardierende Momente in der französischen Überseeexpansion sind in den politisch-religiösen Wirren in Frankreich zu suchen. Waren die protestantischen Hugenotten im 16. Jhd. noch führend im wirtschaftlichen Kontakt mit der Neuen Welt, wurden sie ab 1534 in zeitlich variierender Rigorosität verfolgt und systematisch aus wichtigen politisch-nationalen Angelegenheiten verdrängt. Die Nouvelle-France lag daraufhin eine lange Zeit in vielerlei Hinsicht brach. Die religiös-konfessionellen und politischen Spannungen zwischen Königtum und Adel führten letztendlich im 16. Jhd. in die so genannten Religionskriege.74) Zwischen 1562 und 1598 herrschte Bürgerkrieg in Frankreich. Alle offiziellen französischen Bemühungen bezüglich des Atlantiks kamen in dieser Zeit zum Erliegen. Am Ende des Krieges stand ein zerrissenes Land, das wirtschaftlich und sozial schwer angeschlagen war.75) Die königliche Gewalt war für lange Zeit geschwächt und selbst nach dem Ende des Konflikts blieb Frankreich ein tief gespaltenes Land.76) Der Frieden durch das Edikt von Nantes (1598), das die politische und soziale Gleichstellung der Protestanten beinhaltet, vertagte das Problem jedoch nur. Kaum war der Krieg in Frankreich vorbei, kam es ab 1600 unter Henri IV. zu zahlreichen Versuchen, die französischen Nordamerikabesitzungen zu nutzen, zu besiedeln und zu missionieren. Der französische König vergab hierzu Patentbriefe an bestimmte Personen mit ihren Gefolgsleuten. Diese ‚Personengebundenen Kompanien‘77) bekamen ein Handelsmonopol mit Besiedlungs- und stets katholischem Missionierungsauftrag und hatten als Repräsentanten des Monarchen königsähnliche Rechte in der Neuen Welt. Diese Rechte, wie die Grundherrschaft, ähnelten schon sehr denjenigen, die später der CNF übertragen wurden. All diese ‚Personengebundenen Kompanien‘ scheiterten jedoch an Misswirtschaft und an innerem Widerstand in Frankreich selbst.78) Im Gegensatz zu England waren die ‚Vorgängerkompanien‘ der CNF also keine Erfolgsgeschichte. Einige existierten teilweise sogar nur auf dem Papier und wurden nie gezeichnet.79) Aber wo lassen sich nun historische Bedingungen finden, welche die Gründung der CNF ermöglichten?

‹26› In den 1620er Jahren lassen sich wichtige Veränderungen in der Außenpolitik Frankreichs erkennen, die v.  a. auf Kardinal Richelieu (Premier Ministre ab 1624) zurückzuführen sind.80) Auch in der überseeischen Expansion setzte Richelieu neue Akzente.81) Er baute die französische Flotte auf und entwickelte ein nationales Kolonialprogramm: „Avec Richelieu, la colonisation devenaitune affaire nationale[…]“82). Sein Manifest dafür war die Charter der CNF, als deren Konstrukteur er gilt.83) Richelieu spielt im ACTE der Kompanie, deren Oberhaupt er war, eine dominante Rolle und wird mehrmals mit seinem vollen Titel „Monseigneur le Cardinal de Richelieu, Grand Maître, Chef et Surintendantgénéral de la Navigation et commerce de France84)erwähnt.85) Als Grand-Maître war es Richelieus Idee, eine französische Kolonialwelt mit profitablen Handelskompanien nach dem anglo-niederländischen Vorbild zu erschaffen. Dazu sollten private Händler, auch unter Zwang, in die Pläne des Staates eingebunden werden.86) Durch den Kardinal als Schirmherrn der ersten französisch-staatlichen Nordamerikakompanie kam es zu einem grundlegenden Perspektivwechsel Frankreichs auf seine überseeischen Besitzungen in Nordamerika, die von nun an auch dazu benutzt werden sollten, um Position gegen England zu beziehen.87) Die Gründung der Kompanie 1627 traf jedoch auf einige Probleme. England war mit Hilfe der VC und anderen Kolonialunternehmungen bereits stark in Nordamerika vertreten.88) Des Weiteren kam es nach langanhaltenden konfessionellen Spannungen in Frankreich erneut zu einem Aufflammen des Religionskonfliktes, der sich diesmal in der Belagerung von La Rochelle (1627–1628) und im Englisch-Französischen Konflikt (1628–1632) ausdrückte. Beide Ereignisse hatten einen hohen Einfluss auf die CNF und bedürfen daher genauerer Klärung.

‹27› Bereits seit der Ermordung Henri IV. 1610, der Garant des Ediktes von Nantes, bauten die Hugenotten ihre Schutzburgen wieder aus89) und es kam erneut zu verstärkten Repressalien gegen die Protestanten, von denen sich auch einige in der Charter wiederfinden. Am 12. Mai 1628, also kurz nach der endgültigen Bestätigung der Kompaniegründung im Feldlager vor La Rochelle, erklärte Charles I. (Kg. v. 1625–1649), Nachfolger James‘ I., Frankreich den Krieg.90) Offiziell wollte England seinen hugenottischen Glaubensbrüdern in der Festung La Rochelle helfen. Die englische Invasionstruppe erlitt aber am 8. Oktober 1627 eine herbe Niederlage und ein Jahr später kapitulierte La Rochelle im Angesicht der ausgeklügelten Belagerung Richelieus. Die Einnahme der Stadt La Rochelle bedeutete das Ende des „contre-Etat calviniste en France“91). Als Konsequenz aus dem Konflikt zwischen Hugenotten, Engländern und Franzosen wurden die französischen Protestanten aus der Nouvelle-France und der CNF verbannt.92) Während des englisch-französischen Konfliktes kam es zudem durch die so genannte „Kirke-Kompanie“93), einer englisch-hugenottischen Privatinitiative, zur faktischen Aufhebung Neufrankreichs zwischen 1628–1632. Sie kaperte am 10. Juli 1627 auch die erste Flotte der CNF mit 400 Mann. Die französische Kompanie verlor dabei acht Schiffe und rund 160.000 Livres Sachwert. Durch diesen Verlust war die komplette Unternehmung der CNF von vornherein gefährdet und es zeigte sich im weiteren Verlauf, dass dies ein Schlag war, von dem sich die Kompanie nie ganz erholen konnte.94) Zur offiziellen Rückgabe Neufrankreichs kam es erst im Vertrag von Saint-Germain en Laye95) (1632). Letzterer steht für einen der wenigen Momente, in denen England und Frankreich aktiv versuchten, ihre Grenzen in der Neuen Welt zu ziehen. Jedoch wurde nur festgelegt, dass beide einen nicht weiter definierten Anspruch in Nordamerika haben.96)

‹28› Wirtschaftlich, politisch und religiös weist Frankreichs Geschichte im 16./17. Jhd., die hier nur kurz bezüglich der Bedingungen der Kompaniegründung skizziert werden kann, auschlaggebende Unterschiede zur englischen Geschichte dieser Zeit auf. Frankreich hatte nicht dieselben ökonomischen Voraussetzungen, keinen etablierten Atlantikhandel oder erfolgreiche ‚Vorgängerkompanien‘ wie England. Des Weiteren fehlte dem französischen Kolonisationsdiskurs eine so prägende Person wie Hakluyt, der seine Landsleute für die Kolonisierung Nordamerikas begeistern konnte. Diese Rolle übernamm gewissermaßen Richelieu. Er gründete eine Kompanie und versucht damit, Frankreichs Platz in der Neuen Welt zu sichern. Auch die größeren Kriege Englands und Frankreichs hatten unterschiedliche Auswirkungen auf ihren Weg nach Amerika. Während der Krieg, den England gegen Spanien führte, viele förderliche Konsequenzen für eine zukünftige Kompanie hatte, wie die Öffnung des Meeres und ein ‚prä-nationales Bewusstsein‘, waren die Religionskriege für Frankreich ein Trauma und die Gründung der CNF litt unter ihren Konsequenzen. Genauso hatte der englisch-französische Konflikt 1628–1632 negative Auswirkungen auf die junge französische Kompanie.

Englische und französische Entdeckungsfahrten vor den Kompaniegründungen

‹29› Genauso wichtig wie interessant zu wissen, welche nationalen Begebenheiten zur Gründung der Kompanien geführt haben, ist es zu fragen, was England und Frankreich im frühen 17. Jhd. von Nordamerika wussten und sie ihren Anspruch definierten.

‹30› In England sowie in Frankreich waren es eigentlich Fischer vor der nordamerikanischen Küste, die den ersten Kontakt zur Neuen Welt herstellten, jedoch ohne politische Konsequenzen wie z.  B. einer zeremoniellen Landinbesitznahme.97) Für die offiziellen Erkundungen in Nordamerika bekamen die englischen und französischen Entdecker königliche Patentbriefe.98) Jene erlaubten und rechtfertigten die Reise und eine eventuelle Landinbesitznahme, zu der es in der Regel auch kam. Eine gemeinsame Charakteristik der englischen und französischen Fahrten war, dass beide eigentlich eine Passage nach China suchten und, dass ihnen eine wegweisende Persönlichkeit wie diejenige des Columbus fehlte.99) Ihre Entdeckungsreisen wirken zufällig und werden von langen Phasen der Untätigkeit gefolgt.

‹31› Die erste Reise mit weitgehenderen politischen Auswirkungen unternahm der Venezianer Giovanni Caboto (1450–1498) für England, der sich dort John Cabot nannte.100) Heinrich VII. beauftragte ihn 1497 mit der Suche nach einer Nordwestpassage nach Asien. Er gewährte Cabot „full authority to subdue, occupy and posses“101) all diejenigen Gegenden, die der Christenheit noch nicht bekannt waren. Obwohl es wie bei Columbus eine weitreichende „land fall“-Diskussion zu Cabot gibt, gilt es heute am wahrscheinlichsten, dass er im selben Jahr Neufundland entdeckte, betreten und für England durch das Hissen einer Flagge in Besitz nahm.102) Von nun an leitete England seinen Anspruch auf die Neue Welt fortwährend von seiner Entdeckung ab.103) Auch Englands nicht konsequenter Anspruch auf Kanada lässt sich auf Cabot zurückführen. Nach ihm kam es im geografischen Raum Nordamerikas zu keinen vergleichbaren englischen Entdeckungsfahrten mehr.104) Erst unter Elisabeth I. kam ein gewisses Interesse zurück. 1576 suchte Martin Frobisher (1535–1594) eine Nordwestpassage entlang der kanadischen Küste und reklamierte Kanada für die englische Krone.105) Erst ab 1605 setzten wieder englische Erkundungsfahrten in die nördlichen Regionen der Ostküste ein. Die weiteren Entdeckungsfahrten nach Nordamerika am Ende des 16. Jhd. gingen bereits Hand in Hand mit einem Kolonisierungsauftrag und werden im nächsten Kapitel besprochen.

‹32› Die Geschichte der Nouvelle-France begann 1524 mit dem italienischen Entdecker Giovanni da Verrazano (1485–1528).106) 1524 bekam er von François I. (Kg. v. 1515–1547) einen Patentbrief zur Erkundung der Gebiete zwischen Neufundland und Florida mit dem Auftrag, eine Passage nach Asien zu finden.107) Verrazanos Fahrt war dabei offiziell vom König und privat durch italienische Kaufleute aus Lyon finanziert.108) Seine Reise war historisch gesehen ein großer Erfolg. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde das Land der heutigen Ostküste (von Florida bis Cape Breton) kartographiert.109) Vor 1524 war es nicht einmal offiziell bekannt, dass es dort überhaupt Land gab. Dieses Land benannte er „Nova Francia“, Neufrankreich.110) Aber weder fand ein bekannter Landgang noch eine Landinbesitznahme statt. Frankreich meldete dennoch aufgrund der Expedition Verrazanos, wie es auch in der Charter formuliert ist, Gebietsansprüche an der Ostküste an.111)

‹33› 1534 ging der Entdeckerbrief an einen Einheimischen. Der Franzose Jacques Cartier (1491–1557) erkundete in insgesamt drei Reisen (1534–1542) als erster Europäer offiziell das Land hinter Neufundland bis zu dem Ort des heutigen Montréals.112) Seine Aufgabe bestand in der Lokalisierung von Gold und anderen Reichtümern, der Auffindung einer Passage nach China und ab der zweiten Reise ebenso in Besiedlungsversuchen. Durch Cartier fand auch die erste zeremoniell geprägte Landinbesitznahme in Kanada statt. Er errichtete am Ufer der Einfahrt zum Sankt Lorenz Strom ein 30 Meter hohes Kreuz mit den Wappen des Königs und der Aufschrift „Vive le Roi de France“.113) Die Reisen Cartiers eröffnten den Franzosen einen theoretischen Vorrang auf Kanada und die französischen Könige sahen ab François I. ihren Besitzanspruch an diesem Land auch für die Zukunft etabliert.114) Jedoch wurden die Erkundungen Cartiers als Enttäuschung gewertet, denn Reichtümer blieben aus. In der Folge wandte sich auch Frankreich für mehrere Jahrzehnte von Kanada ab und private, hugenottische Initiativen fokussierten ihre Bemühungen auf Florida und Südamerika.

‹34› Samuel de Champlain (1574–1635) unternahm ab 1603 als königlicher Geograph insgesamt acht große Reisen in das kanadische Inland, auf denen er u. a. Port Royal 1604 in der Akadie und 1608 Quebec in Kanada gründete.115) Champlain erkundete mit seinen Reisen zudem große Teile der Nouvelle-France bis hin zu den Großen Seen. Seine geographischen Kenntnisse werden auch in der Charter erwähnt. Er verband Entdeckung, Kolonialpolitik und Unternehmensgeist in einer Person.116) Als 1627 die CNF gegründet wurde, erfüllte dies seine Hoffnungen auf eine längerfristige Besiedlung und frisches Kapital. Er selbst war auch Teilhaber der CNF.117)

‹35› England und Frankreich bezogen ihre Ansprüche auf Nordamerika somit auf die Entdeckungen zweier Italiener. John Cabot erhob für England schon im 15. Jhd. Anspruch auf die Neue Welt und Giovanni da Verrazano nannte das Land zwischen Neufundland und Florida als Erster Neufrankreich. Eine Gemeinsamkeit beider Länder war, dass nach den Entdeckungsfahrten eine lange Periode der Untätigkeit folgte und groß angelegte koloniale Bestrebungen erst zu Beginn des 17. Jhd. entstanden.118) Eine wichtige Konsequenz aus den Fahrten war, dass England und Frankreich Besitzansprüche auf das Land vordefinierten, welches sie später ihren Kompanien anvertrauten.

‹36› Als die Kompanien gegründet wurden, gab es in Amerika noch viel zu entdecken. Die Europäer brachen noch in ein Land auf, von dem sie nicht viele Kenntnisse hatten. Den Menschen war es noch nicht bewusst, dass sich Amerika über einen ganzen Kontinent erstreckte.119) In England sowie in Frankreich vermutete man, dass Amerika ein schmaler Landstrich sei, der den Atlantik vom Pazifik trenne.120) Nordamerika hat zu Beginn des 17. Jhd. in den Köpfen der Europäer ‚Inselcharakter‘.121) Diese Ansicht hat sich auch noch in den Chartern von 1606 bzw. 1627 niedergeschlagen.

Erste Kolonisierungsversuche vor den Kompaniegründungen

‹37› 1578 beauftragte Elisabeth I. Sir Humphrey Gilbert122) (1537–1583) mit der Kolonisierung und Entdeckung des Landes zwischen Neufundland und Florida, das er zu Ehren der jungfräulichen Königin Virginia nannte.123) Seine Expeditionen, die ihn 1583 u.  a. nach Neufundland führten, wo er das Land erneut für England in Besitz nahm, scheiterten jedoch und sein Patentbrief ging an seinen Halbbruder Sir Walter Raleigh.124) Dieser gründete 1585 auf der Roanoke-Insel (North-Carolina) die erste englische Siedlung in Nordamerika.125) Schon kurz nach der Gründung kam es zu Widerstandshandlungen der Ureinwohner und zu Problemen in der Versorgung der Kolonie. Die erste Besatzung der Kolonie verschwand daraufhin spurlos bis zum Eintreffen des nächsten Versorgungsschiffes. Im Mai 1587 wurden noch einmal mehrere hundert Männer, Frauen und Kinder in Roanoke zurückgelassen, von denen einige Monate später ebenso keine Spur mehr zu finden war.126) Gründe für den Fehlschlag, die von der Sekundärliteratur angeführt werden, sind u.  a. der englisch-spanische Konflikt und die daraus resultierende temporäre Blockade des Atlantiks, eine nicht adäquate soziale Zusammensetzung der Siedler (viele Soldaten, wenig Bauern) und v.  a. zu wenig Kapital.127) Das Debakel der „lost colony of Roanoke“128) bewirkte, dass England sich fürs Erste von der Neuen Welt abwandte und sich mit der Gründung der East India Company dem lukrativen und weniger gefährlichen Handel mit Asien widmete.

‹38› Frankreich konzentrierte sich in der Mitte des 16. Jhd. auf die Besiedlung Kanadas. Zwischen 1541 und 1543 unternahm Cartier zusammen mit dem Hugenotten Jean-François de Roberval (1500–1560) erste Ansiedlungsversuche im Sankt Lorenz Tal.129) Diese scheiterten aber an einem Kompetenzstreit zwischen beiden. Skorbut, harte Winter und der Widerstand der indigenen Bevölkerung beendeten schließlich das Vorhaben komplett. Daraufhin wandte sich Frankreich offiziell für eine längere Periode von Kanada ab. In den 1560er Jahren versuchte eine private, hugenottische Initiative in Florida zu siedeln.130) Obwohl Spanien protestierte, gab Charles IX. (Kg.v. 1560–1574) hierfür seine königliche Erlaubnis und legitimierte sie damit, dass es Franzosen gewesen seien, die Florida (damals auch „Terre des Bretons“ genannt) entdeckt hätten. 1562 gründeten Jean Ribault (1520–1565) und René de Laudonnière (1529–1574) den befestigten Platz namens Charlesfort. Doch gab es interne Schwierigkeiten und Laudonnière gründete auf eigene Initiative hin 1564 das Fort Caroline.131) Beide Niederlassungen wurden 1565 von den Spaniern zerstört. Ribault sowie ca. 400 Franzosen starben in dem Gefecht.132) Von nun an fanden englische und französische Kolonisierungsversuche in Nordamerika nur noch nördlich von Florida statt. Zu Beginn des 17. Jhd. wandte sich Frankreich wieder Kanada zu. Es kam zu einigen kleineren Ansiedlungsversuchen französisch-protestantischer Händler, die mit königlichen Patentbriefen bewohnte Handelsposten errichten, von denen die meisten aber nur einen Winter überlebten.133) 1605 gründete der Kalvinist Pierre du Gua de Monts (um 1558–1628) mit seinem Leutnant Samuel de Champlain in der Akadie Port-Royal.134) Jene Kolonie entwickelte sich daraufhin ohne größere Probleme zu einer Siedlung mit Häusern, Palisaden und anliegendem Ackerbau. 1613 eroberten Korsaren der VC jene Kolonie und im Zuge des englisch-französischen Konflikts wurde sie 1628 zerstört. 1613 kam es auch zur Gründung und Zerstörung einer „Jesuit Colony“135) in Mount Desert.

‹39› Als Jamestown bereits schon fast zwei Jahre existierte, gründete Champlain 1608 die Kolonie Quebec. Er errichtete sie an einem strategisch günstigen Ort, weit genug entfernt von den Engländern und an einer Stelle, die Ackerbau und Pelzhandel mit den befreundeten Indianerstämmen ermöglichte.136) 1627, zum Zeitpunkt der Gründung der CNF, war Quebec das einzige Zentrum französischer Population und Kultur in Nordamerika und bestand aus einer Anhäufung von Bauten aus Holz und Stein. Quebec war das erste Zeichen des ‚Erfolgs‘ französischer Koloniegründungen und die CNF profitierte maßgeblich von dieser Siedlung als Basis für ihre Operationen. Diese Speerspitze in der Neuen Welt war ein Vorteil, den die VC nicht hatte.

‹40› Der erste Kolonisierungsversuch Englands und die zahlreichen französischen Vorstöße zeigen, mit welchen Schwierigkeiten die Besiedelung der Neuen Welt einherging. Die Expeditionen von Gilbert/Raleigh und Ribault/Laudonnière waren Koloniegründungen, die an einzelne Personen gebunden waren und aufgrund der fehlenden staatlichen und privaten Rückendeckung, sowie der indigenen und spanischen Widerständen in der Neuen Welt, scheiterten. England und Frankreich mussten im 16. Jhd. erst spezifische Kolonialformen erdenken und erproben, wobei strategische Fehler und Rückschläge inbegriffen waren. Beide Länder sahen sich technisch und sozial mit bis dahin unvergleichbaren Herausforderungen konfrontiert. Middleton formuliert treffend:

‹41›Mounting an expedition so far from home in such hostile conditions requiring huge resources, not to mention luck. It was an enterprise equivalent to exploring the moon today[…]137)

‹42› Eine Konsequenz aus den gescheiterten Kolonisierungsversuchen und eine Antwort auf die Frage, wie jene immensen Ressourcen generiert werden sollten, findet man in der Gründung der VC bzw. CNF. Deren Gründungsumstände und Mitglieder werden nun beleuchtet und verglichen.

Die Gründung der Kompanien: Wer gab den Impuls?

‹43› Im folgenden Abschnitt soll geklärt werden, wer den Anstoß, den Impuls, zur Kompanie-, bzw. Koloniegründung gab. War es eher eine staatliche Intervention oder kam der Impuls aus der Bevölkerung?

Die Virginia Company- ein Unternehmen der loving subjects

‹44›[]our loving and weldisposed subjects, Sir Thomas Gates and Sir George Sumers, Knightes; Richarde Hackluit, Prebendarie of Westminster; and Edward Maria Winghfeilde[…]have been humble sutors unto us that wee woulde vouchsafe unto them our licence[]to deduce a colonie[]138)

‹45› In der Ersten Charter von 1606 wandten sich also bestimmte Untertanen an den König, um eine Erlaubnis zur Kolonisierung zu erhalten. Die Wortwahl in der Quelle to deduce a colony erinnert an den alten römischen Usus einer Koloniegründung („coloniam deducere“139)). James I. erfüllte seinen demütigen Gefolgsleuten, den humble sutors, jenen Wunsch. Für die Koloniegründung berichten die Untertanen in der Charter weiter, dass sie willens sind „to devide themselves into companies140). Unter den genannten Personen befinden sich zwei Adelige, die zuerst genannt werden, und der für den englischen Kolonisationsdiskurs bedeutsame Richard Hakluyt. Diese Gründungsväter, die im nächsten Kapitel noch genauer untersucht werden, stehen weiter stellvertretend für eine große Gruppe privater Personen, die aus „certaine knightes, gentlemen, marchanntes and other adventurers of our cittie of London, and elsewhere141) bestehen. Wie viele sich in dieser Gruppe befanden, lässt die Charter von 1606 leider unbeantwortet. Genaue Zahlen finden sich jedoch in der Zweiten und Dritten Charter. In der Zweiten Charter von 1609 schrieben sich 698142) und in der Dritten Charter von 1612 schrieben sich 334143) Personen als Teilhaber ein. Auch diese Anleger, die ebenso im nächsten Kapitel noch detaillierter untersucht werden, setzen sich aus Knightes, gentlemen und marchanntes zusammen. So können wir zumindest vermuten, dass die soziale Schichtung der Einschreibungen von 1606 und 1609/1612 kongruent sind. Wahrscheinlich werden es aber 1606 aufgrund der Neuheit der Kompanie und der schlechten Erfahrungen aus Roanoke weniger gewesen sein als 1609. Außerdem mobilisierte die East India Company, als Vorgängerkompanie der VC und wegen der höheren Gewinnaussichten, zu diesem Zeitpunkt weitaus mehr Teilhaber. Von der sozialen Schichtung her waren es aber Adlige und Bürgerliche, die sich mit Hilfe der Gründungsmitglieder an James I. wandten.

‹46› Der König äußerte sich in der Charter im Allgemeinen eher zurückhaltend. Er trat lediglich wie ein Berater oder Mäzen der Initiative auf.144) So lesen wir von „theire saide intendend plantacion145), also ‚ihrer‘ Kolonie, nicht derjenigen Englands oder des englischen Königs. Es scheint, als wäre James ein fertiges Konzept überreicht worden, dass er nur noch hatte unterzeichnen müssen.146) So akzeptierte und empfahl er bloß die meisten Vorschläge der Ursprungsteilhaber.147) Der König scheint demnach keinen Wert darauf gelegt zu haben, einen eigenen Impuls zur Kolonie- bzw. Kompaniegründung zu geben. Eine aktive Haltung des Königs in der Charter ist denjenigen Dingen vorbehalten, zu dem ein Landesherr ‚gebraucht‘ wird, wie z.B. der Vergabe des Landes, für Zollbestimmungen und in militärischen Belangen.148) Des Weiteren kommt James zu Wort, wenn es darum geht, sich einen Teil des in Virginia vermuteten Goldes zu sichern. Er beanspruchte ein Fünftel des Goldes,149) das als Bodenschatz gefunden werden könnte und ein weiteres Fünftel des Goldes, das „for all manner of service150) in Virginia ausgegeben wird.

‹47› Bei der Darstellung der Gründung der VC in der Quelle scheint es sich um eine bürgerliche, private Initiative zu handeln, die sich an ihren Souverän wandte, um das Anrecht auf Land und andere Feudalrechte zu bekommen.151) Neben seiner ‚nüchternen Sachlichkeit‘ hatte James I. jedoch auch eigennützige Gründe, wie die Etablierung neuer Handelszölle, die endgültige Festsetzung Englands in Nordamerika und den Rohstoffabbau.152) In der Ersten Charter scheint es jedoch so, als ob die Untertanen des Königs von sich aus eine Kompanie in London und eine Kolonie in Virginia gründen wollten. Sie waren es, die den König ‚miteinbezogen‘.

Die Compagnie de la Nouvelle-France im service du Roi

153)

‹48› In der französischen Charter von 1627 war es der König, der maßgeblich und initiierend auftrat:

‹49›Le Roi continuant le même désir que le défunt Roi Henri le Grand, son père, de glorieuse mémoire, avoit de faire rechercher et découvrir ès pays de la Nouvelle-France, dite Canada, quelque habitation capable pour y établir colonie.154)

‹50› Louis XIII. wollte die früheren Vorhaben seines Vaters fortführen und eine Kolonie gründen. Eine Kompanie erwähnte er jedoch nicht. Die Charter unterscheidet nämlich grundlegend zwischen dem Impulsgeber und den Ausführern des königlichen Willens. In der Quelle wird eine ‚Befehlshierarchie‘ deutlich, die von oben, dem König, bis hinunter zu den Untertanen reichte. Der französische König wollte aus bestimmten Gründen einen adäquaten Besiedlungsort zur Koloniegründung finden.155) Jene Aufgabe wurde dem Premier Ministre Frankreichs übertragen, dem „Monseigneur le Cardinal de Richelieu Grand-Maître, Chef et Surintendant général de la navigation et commerce de France156). Richelieu aber „a convié les Sieurs de Roquemont, Houel, Lataignant, Dablon, Duchesne et Castillion157)[französische Gründungsmitglieder], de lier une forte compagnie pour cet effet158). Die Direktivkette war somit folgendermaßen: Louis gab den Anstoß zur Koloniegründung und machte Richelieu zur obersten Exekutive dieses königlichen Wunsches. Richelieu seinerseits forderte die genannten Personen auf, eine Kompanie zur Erfüllung der königlichen Absicht zu gründen. Jene versprachen dem Kardinal, dazu eine „compagnie de cent associés159) zu schaffen und sich zu bestimmten Artikeln und Aufgaben zu verpflichten. Die Ursprungsteilhaber standen also, im Gegensatz zur englischen Charter, nicht an erster Stelle der Initiative, sondern erhielten den Status von Befehlsempfängern. Die Idee der Kolonisierung scheint also königlich (staatlich), die der Kompanie stammte von Richelieu und die Absicht, ein hundert Mann starkes Unternehmen zu gründen, kam von den privaten Gründungsmitgliedern. Es waren also der König und sein Minister, die Adlige und Bürgerliche mit in ihre Pläne einbezogen.

Synthese: ‚Volks-Kompanie‘ und/oder ‚Königs-Kompanie‘?

‹51› Eine Gemeinsamkeit beider Quellen ist, dass weder James I. noch Louis XIII. explizit eine Kompaniegründung erwähnen. Die Untertanen brachten eine Charterkompanie ins Gespräch (to devide themselves into companies/dresser une forte compagnie). Nur durch eine halb staatliche und halb private Kompanie schien ein gegenseitiger Vorteil erzielbar.

‹52› Jedoch lassen sich in der englischen und französischen Charter unterschiedliche Impulsgeber lokalisieren. In England waren es die Untertanen, die loving and weldisposed subjetcs, die in Nordamerika aktiv werden wollten und eine Kolonie gründen wollten. Sie wandten sich als getreue Vasallen an ihren Landesherren, um die nötige Erlaubnis und Unterstützung zu bekommen. In Frankreich war der König der Initiator. Er hatte die Idee zur Kolonisierung Nordamerikas von seinem Vater quasi ‚geerbt‘.160) Louis beauftragte seine Untertanen mit der Ausführung, welche zur Erfüllung des ‚Befehls‘ eine Kompaniegründung vorschlugen. Für die Kompaniegründung trat der englische Monarch ‚pragmatisch-nützlich‘ auf, wohingegen sich der französische in der Quelle ‚dogmatisch-dominierend‘ darstellt.

‹53› Die Gründung der VC wird als eine Kompaniegründung von ‚unten‘ dargestellt, sie war eine Art ‚Volks-Kompanie‘. Dafür spricht auch, dass ein Großteil der Anleger 1609 und 1612 nichtadlige Personen waren.161) Die CNF ist dagegen als eine ‚Königs-Kompanie‘ zu charakterisieren, denn sie wurde ‚von oben‘, vom König mit der Weitergabe der Ausführung ‚nach unten‘ an die Untertanen, etabliert. Eine Befehlsstruktur ‚von oben nach unten‘ fehlt in der englischen Charter. Dies mag daran liegen, dass es in England zu jener Zeit kein Pendant zu Richelieu und seiner Funktion als Surintendant gab und, dass James als expliziter Gönner seiner Untertanen auftreten wollte.

‹54› Warum existiert hier ein so eklatanter Unterschied? Woher kommt der Umstand, dass in England die Bürger und auf der anderen Seite des Ärmelkanals der König den Impuls zur Kompaniegründung gaben? In Frankreich war es in Bezug auf die Entdeckung und Besiedelung Amerikas bereits im 16. Jhd. „quite usual for the King to entrust his ventures to private interests“162) und zwar im weitaus höheren Maße als in England, wo Seefahrt oft mit Eigeninitiative verbunden war.163) Des Weiteren musste in Frankreich die Zentralgewalt aktiv werden, da es ihre Untertanen ‚nicht schafften‘164), eine starke Kompanie im Dienste des Herrschers zu gründen und anscheinend auch kein Interesse daran hatten.165) Kolbloom spricht sogar von einem „Verhinderungsmuster“166) der Franzosen gegenüber ‚ihren‘ Kompanien, wodurch Frankreich auch in den Verzug gegenüber England kam. Die Handelsbourgeoisie befürchtete stets die Errichtung eines Handelsmonopols auf den Fischfang und den Pelzhandel, den sie als ‚naturgegeben‘ als frei für alle betrachtete. So boykottierte das bretonische Parlament 1626 die Compagnie de Morbihan, eine Vorgängerin der CNF, und machte sie unrealisierbar167), während die Stadt Rouen immer wieder Waren aus der Nouvelle-France beschlagnahmte.168) Des Weiteren dauerte es in Frankreich lange, fast anderthalb Jahre, bis die benötigten hundert Aktionäre vollzählig waren.169) Diese Fakten belegen keinen flammenden Enthusiasmus für die neue ‚Königs-Kompanie‘ Frankreichs. England hatte dieses volksinterne Problem anscheinend nicht, denn die VC erscheint wie eine ‚Volks-Kompanie‘. Sie war eine Kompanie ‚von Händlern für Händler‘. Diese starke staatliche Rolle bei der Kompaniegründung hatte aber auch Vorteile. So verhinderte sie, dass die Kompanie zwischen die Fronten rivalisierender Händler geriet oder von einzelnen Personen an ihrer Spitze ausgebeutet wurde.170)

‹55› In England hingegen funktionierte die Bildung der Kompanie fast selbständig: „[…]the Virginia adventure was a public undertaking[…]“171). Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Die in England verbreitete, calvinistische Philosophie favorisierte solche Privatinitiativen als Tugenden des guten Christen.172) Die Werte „self-reliance, hard work and entrepreneurship“173) gingen von den Kompanien aus auch in das nationale Selbstbild Englands des 17. Jhd. ein. Des Weiteren zeigt der private Impuls den Geldwohlstand der englischen, bürgerlichen Kaufleute und bewies den Wunsch nach noch mehr Handel.174) Natürlich darf diese Eigeninitiative nicht zu hoch bewertet werden, denn frühneuzeitliche Händler konnten die Herausforderungen einer Kompanie- bzw. Koloniegründung finanziell und logistisch nicht ohne eine Zentralgewalt stemmen.

‹56› Der Impuls, der zur Gründung der volksnahen VC führte, ist in der Charter also mehr privat als staatlich dargestellt und derjenige der königlichen CNF mehr staatlich als privat. Dies ist ein charakteristischer Unterschied, der die französischen Kompanien stets von seinen englischen und auch niederländischen Konkurrenten unterscheidbar macht.175)

Die soziale Zusammensetzung der Kompaniemitglieder – adventurers, planters und associés im Vergleich

‹57› Nachdem nun der Impuls zur Kompaniegründung beleuchtet worden ist, lohnt sich ein Blick auf die Menschen hinter dieser Absicht. Die Natur einer Kompanie, in die die Mitglieder ‚freiwillig‘ eintreten und in der sie hohe Mitbestimmungsrechte176) haben, wird letztendlich von ihrer Basis bestimmt. Deswegen sind die Analyse und der Vergleich ihrer Mitglieder ein wichtiger Gegenstand dieses historischen Vergleichs. Dieses Kapitel stellt eine quantitative (wie viele?) und qualitative (aus welchem Stand?) Studie zu den Teilhabern beider Kompanien dar. Es soll zudem untersucht werden: Wie wurde man Mitglied in der VC bzw. CNF? Waren alle Teilhaber gleichberechtigt? Und aus welchen sozialen Schichten setzten sich die Mitglieder zusammen? Die Quellenlage zur Beantwortung dieser Frage ist erstaunlich gut. Die Zweite und Dritte englische Charter und die französische Quelle Noms, Surnoms et Qualité des Associez en la Compagnie de la Nouvelle France (1629) listen detailliert den Großteil der Namen der Kompaniemitglieder der VC und CNF auf, meist sogar mit einer näheren Beschreibung (sozialer Stand, Beruf, Wohnort o.ä.). Somit können diese Quellen einen kostbaren Einblick in die soziale Zusammensetzung der untersuchten Kompanien geben.

Die Virginia Company– frei für alle als eine ‚nationale Angelegenheit‘

‹58› Wer konnte Mitglied der VC werden? Gab es bestimmte Kriterien zur Aufnahme neuer Mitglieder wie die englische Nationalität oder eine bestimmte religiöse Konfession? Bereits in der Ersten Charter verkündete James I., dass die VC so viele Mitglieder aufnehmen könne, wie sie wolle bzw. finden könne und, dass er und seine Nachfolger niemanden speziell an der Ausreise und Mitgliedschaft hindern würden.177) Die Bedeutsamkeit der nationalen Herkunft wird in der Dritten Charter wie folgt beschrieben:

‹59›[The]Companie[]shall[]permit into their Company[]anie person, as well straungers and aliens borne in anie part[]wheresoever, being in amity with us[]; all persons soe[]admitted to be of the said Companie[]shall thereuppon be taken[]free members[]and shall have[]all[]freedoms[]priviledges, immunities, benefits[]as fully, freely and ammplie as anie other adventurer[]; itt shall be lawfull[]to[]transport[]towards[]our said First Collonie in Virginia[]so manie of our loving subjects or anie other straungers that will become our loving subjects and live under our allegiance as shall willingly accompanie them[]178)

‹60› In diesem Ausschnitt wurde wortwörtlich bestimmt, dass alle Menschen Mitglieder der VC werden konnten. Einzige Voraussetzung war die amity, also freundschaftliche Beziehungen der Personen zum König. Aber wer waren eigentlich straungers und aliens? Das Wort straunger179) verweist auf eine Person, die in einer Gemeinschaft völlig unbekannt, also fremd war. Alien180) bezeichnet ein Individuum, das in einem Land lebte, wo es (noch) nicht eingebürgert („naturalisiert“) war. Somit konnte die VC auch der Inkorporation fremder gesellschaftlicher Schichten dienen, wie z.  B. der italienischen Kaufleute Bristols.181) Aber auch Franzosen oder amerikanische Ureinwohner konnten, rein theoretisch, mit gleichen Rechten wie die Einheimischen in die VC eintreten. Mit dem transport in die Kolonie wären auch sie zu loving subjects des englischen Königs geworden und in das Treueverhältnis zwischen Monarch und Untertan (allegiance) gekommen, welches auf dem „Pledge of allegiance“ basierte. Die Entscheidung über die Annahme des Eides lag beim Counsell of Virginia, dem eigentliche Regierungsorgan der VC.182) Ein spezifisches Beispiel, in dem ein Ausländer auf diese Art Untertan des Königs geworden ist, lässt sich hier aber nicht finden. Die Namen im Verzeichnis der VC muten auch durchweg ‚typisch‘ englisch an183); mit wenigen Ausnahmen wie „Peter Jacobson, of Andwarpe184) oder „John Stoickden185).186) Jedoch kann uns ein Blick in die nahe Zukunft des 17. Jhd. ein ähnliches Beispiel zeigen. 1670 gründeten zwei abtrünnige Franzosen mit Schutz und Hilfe des englischen Königs die Hudson Bay Company, die sogar heute noch als älteste Aktiengesellschaft der Welt existiert.187) Dieses Exempel zeigt, dass sich straungers praktisch durchaus in die Obhut des Königs begeben konnten, zu beidseitigem Vorteil. Durch die Möglichkeit der Aufnahme anderer Europäer hatte die VC eine gewisse ‚kosmopolitische Ausstrahlung‘.188) Dieser ‚Kosmopolitismus‘ findet sich auch in anderen englischen Kompanien und ist anhand der Vielzahl niederländischer Mitglieder erkennbar.189) Diese freizügige Möglichkeit für Ausländer, am englischen Handel teilzunehmen, wurde auch nach dem 17. Jhd. weiter verfolgt, im 18. Jhd. entstand in London gar ein „weltbürgerliches Netzwerk“190). Die Charter der VC schloß also andere potentielle europäische Anleger oder auch Siedler nicht aus. Eine Bestimmung, die in einem konfessionell gespaltenen Europa der Frühen Neuzeit weitreichende Konsequenzen haben konnte, wie z.  B. eine Verbrüderung zwischen England und den französischen Hugenotten zum Nachteile Frankreichs.191)

‹61› Eine weitere Solidarisierung scheint es auch auf einer anderen Ebene in der Kompanie gegeben zu haben. Die Charter unterscheidet neben den bereits erwähnten planters und den so genannten adventurers (finanzieller Spekulant192)), die ihr Geld in der Kompanie anlegten. Nun könnte man vermuten, dass zwischen den beiden eine Rangabstufung, eine Hierarchie, existierte, denn die adventurers blieben in England, während die planters nach Amerika gingen, sich also außerhalb des eigentlichen englischen Hoheitsbereiches begaben. Jedoch traf hier die Zweite Charter eine klare Regelung193):

‹62›[]wether they goe in their persons to be planters[]in the said plantacion, or wether they go not, but do adventure their monyes[],they shalbe one bodie or communaltie[]and shall have[]one common seale to serve for the saide bodie or communaltie.194)

‹63› Die VC sollte also als eine Inkorporation aus heimischen Geldgebern und überseeischen Kolonisten funktionieren. Dieses System erinnert an die „commenda-Verträge“ des italienischen Mittelalters. Somit waren Finanziere und Siedler faktisch gleichberechtigt. Ein großer Vorteil dieser egalitären Bestimmung war, dass die planters nicht in einen vermeidlich niederen Status abwanderten und auf diese Weise zur Ausreise ermutigt wurden.195) Zudem konnte diese Inkorporationspolitik auch verhindern, dass sich die Kompanie in verfeindete Lager aufspaltete.

‹64› Die Dritte Charter hingegen enthält doch einen Hinweis auf eine hierarchische Abstufung in der Mitgliedschaft anhand finanzieller Aspekte:

‹65›[]free members of the Companie[]shall and maie, respectively, and according to the proportion and value of their severall adventures, have[]all suche interest, right, title, priviledges[]196)

‹66› Es gab also Unterschiede in den Rechten und Privilegien gemessen an der Größe der Teilhabe (adventure). Es kam also wahrscheinlich darauf an, ob das Mitglied eine Aktie im Wert von 12, 25 oder 50 Pfund hält.197) Wie diese priviledges aussahen, lässt die Charter jedoch offen. In der general assembly waren aber alle gleich stimmberechtigt.

‹67› Nun bleibt noch die Frage zu klären, wie sich die Zugehörigkeit zur Kompanie genau gestaltete. Was musste man tun, um als gültiges Mitglied zu gelten? Bezüglich des Beitrittes gilt in der VC:

‹68›All[]persons which[]adventure anie somme[]of money in[]the said[]Colonie in Virginia and shalbe admitted by the said Counsel[]and shalbe enrolled in the booke or record of the said Companye, shall[]be[]accepted taken, held and reputed Adventurers of the said Collonie[]198)

‹69› Die zukünftigen adventurers mussten also erstens Geld anlegen, zweitens vom Rat anerkannt werden und drittens in einem nicht weiter beschriebenen Verzeichnis eingetragen werden (booke or record). Interessant ist, dass sie folglich nicht als adventurers einer Kompanie galten, sondern als Adventurers of the said Collonie. Sie investierten also nicht in eine Aktiengesellschaft, sondern offiziell in das Kolonialunternehmen. Ferner wurde 1612 bestimmt, dass neue und alte adventurers die gleiche Stellung und gleiche Rechte bekommen sollten.199)

‹70› Zur Bestimmung der sozialen Zusammensetzung der Kompanie lohnt sich nun ein genauerer Blick auf die ersten Mitglieder der VC. Die Gründungsmitglieder werden namentlich in der Ersten Charter aufgeführt. Sie heißen: Sir Thomas Gates, George Somers, Richarde Hackluit und Edwarde Maria Whighfeilde. Zur Beleuchtung ihrer biografischen Daten leistet das Oxford Dictionary of National Biography wertvolle Hilfe. Gates (? -um 1632) war zu Lebzeiten Soldat, der gegen die Spanier bei Cadiz und in den Niederlanden kämpfte.200) Somers (1544–1610) verdingte sich mit Kaperfahrten gegen die spanische Krone, bekam von Elisabeth I. mehrmals das Kommando über verschiedene Schiffe und wurde 1600 Politiker im Parlament.201) Bei Hackluit handelt es sich um den bereits erwähnten wichtigen Kolonialtheoretiker, der selbst aber nie nach Virginia kam. Whigfeilde (1550–1619) war das einzige römisch-katholische Mitglied der Ursprungsteilhaber und stammte aus einer hochangesehenen Familie, die sich um die Kolonisierung Irlands bemühte, wo auch er als Soldat diente.202) Kolonialerfahrungen aus Irland spiegeln sich also auch in den Führungspersonen der VC wider. Unter den ersten Teilhabern befanden sich fast ausschließlich Personen mit militärischen Erfahrungen und maritimen Kenntnissen. Bis auf Hakluyt als Geistlicher waren alle anderen gegen Spanien zur See gefahren oder hatte die Spanier sogar in den Niederlanden bekämpft. Dies ist auffällig, denn obwohl James I. stets einen Ausgleich zu Spanien suchte, so erteilte er doch einer antispanischen Personengruppe die Aufgabe der Kolonisierung Amerikas. Die englischen Ursprungsteilhaber verbanden schließlich militärische und koloniale Erfahrung, Identifikation mit dem Kolonialismus und religiöse Toleranz. Gemeinsam zeichneten sich sich somit durch eine gewisse ‚Kompetenz‘ zur Kolonisierung Nordamerikas aus.203)

‹71› Doch wie sah es mit den anderen Teilhabern/Mitgliedern aus, mit dem ‚einfachen Mann‘, der sein Geld in der VC anlegte oder als Kolonist selber nach Virginia ging? Aus welchen sozialen Schichten und Berufsgruppen stammten die Mitglieder der englischen Kompanie? Durch die kostbaren historischen Informationen der Quelle ist es möglich, die Quantität und Qualität der eingeschriebenen Teilhaber zu erfassen und tabellarisch darzustellen.204) Jedoch ist es leider nicht möglich, anhand der Kompaniechartern nachzuvollziehen, wer nur sein Geld anlegte (adventurer) und wer letztendlich auch nach Amerika ging (planter).

‹72› Unter den Adligen befanden sich Personen mit den Titeln Earl, Sir oder Knight.204) Über das gesamte 17. Jhd. hinweg behielt der amerikanische Kontinent seine Anziehungskraft auf den englischen Adel.205) Alle Soldaten hatten den Rang eines Captaines inne.206) Ihre relativ hohe Anzahl lässt sich dadurch erklären, dass die Einschreibungen in die Kompanie in London stattfanden und, dass man die Eroberung eventueller Indianerreiche miteinkalkulierte.207) Die förmliche Anrede gentlemen bezeichnet einen „chivalrous, courteous, or honourable man“208), der sich durch einen höheren sozialen Status und einen gewissen Wohlstand auszeichnete.209) Unter den Handwerkern finden wir praktisch alle Berufe, die von „grocers210) über „drapers211) bis zu „fishmongers212) reichen. Die Händler werden als merchaunts213) charakterisiert. Dies waren Kaufleute, die v.a. mit dem Ausland Handel treiben.214) Handwerker und Händler des beginnenden 17. Jhd. in England sahen im freien transatlantischen Handel eine günstige Aufstiegschance, denn dieser war im Gegensatz zum Fernosthandel für alle frei zugänglich.215) Eine Besonderheit der VC im Vergleich zur CNF war, dass ihre Mitglieder sich auch in companies einschrieben, d.  h. eine Gruppe von Individuen schloß sich zum kollektiven Vorteil zusammen, bündelte ihr Kapital und legte es zusammen an.216) In der Charter von 1609 schrieben sich viele handwerkliche Gesellschaften ein, z.  B. die „companie of clothworkers“ oder die „companie of musicions217). Den großen Gruppen von Teilhabern, über welche die Quellen zusätzliche Informationen enthalten, steht eine Mehrheit von Personen gegenüber, die ‚undefiniert‘ sind. Sie weisen keine nähere Charakterisierung (z.B. in Form von Stand, Beruf, Wohnort) auf und man erhält nur den jeweils individuellen Namen z.  B. „Stephen Sparrowe218) oder „Thomas Wentworth219). Warum sie nicht näher beschrieben sind, lässt sich nur vermuten. Wahrscheinlich gehörten sie zu keinem expliziten Stand, der eine Erwähnung rechtfertigt (hohe Titel wären vermutlich verzeichnet worden) oder die Verfasser der Listen waren unter Zeitdruck. Sie könnten ‚einfache Männer‘ mit beschränkten Mitteln gewesen sein und zu den vielen Kleinanlegern gehören, die das quantitative Rückgrat der VC darstellten (1612 53%). Unter ‚Sonstige‘ findet man Personen, die in keine der eben genannten Oberkategorien passen. Ihre Titel sowie nähere Bestimmungen sind vielfältig: „John Hopkins, an alderman of Bristoll220), „Lawrence Bohan, Doctor in Phisick221) oder „Franncis Carter, citizens of London222). Der Klerus wird ebenso unter ‚Sonstige‘ zusammengefasst, denn er war unterdurchschnittlich repräsentiert. In der Zweiten und Dritten Charter finden wir jeweils vier Geistliche.223) Explizit zu nennen sind aber die hohen Titel einiger Kleriker. Unter ihnen befinden sich „James Montague, Lord Bishopp of Bathe and Wells224) und „George, Lord Archbishopp of Canterbury225). Ein Hinweis darauf, dass auch englische Geistliche ihren Stand behalten durften, wenn sie sich kommerziell engagierten.226) Unter den Teilhabern der VC befanden sich auch Personen mit hohen öffentlichen Funktionen, wie der „Lord Mayor227) oder der „Sheriffe228) Londons. Auffällig unter allen Personengruppen sind darüber hinaus häufige verwandtschaftliche Beziehungen (festgestellt anhand des Nachnamens): Z.  B. James Montague, Lord Bishopp und „Sir Henrie Montague229) oder zwei Personen mit dem gleichen Namen „Richard Hall, merchaunt“ und „Richard Hall, ankersmith230). Selten werden die Familienbeziehungen auch direkt erwähnt, wie z.  B. bei „John Wolstenholme, and Henry Wolstenholme, sonnes of John Wolstenholme231). Bei der Untersuchung der Verwandtschaftsbeziehungen fällt die Häufigkeit des Familiennamens Sandys232) auf. In die Zweite Charter schrieben sich sieben Sandys ein (z.B. „Thomas Sandes, Esquire [Sandys]233)) und 1612 noch einmal drei weitere (z.B. „George Sanndys234) [Undefiniert]). „Sir Edwyn Sandes, [Sandys]235) und „Sir Samuell Sandys, Knight236) sind sogar in der Liste der Ratsmitglieder des Counsell for Virginia 1609 und 1612 verzeichnet. Die Familie Sandys ist auch im Dictionary of National Biography anzutreffen. Es berichtet, dass fünf Söhne von Edwin Sandys (1519?-1588, Erzbischof von York 1577–1588, erster der Familie, der historisch nachweisbar ist) Mitglieder der VC wareb (folglich sind fünf von zehn Sandys in der Charter Brüder).237) Ein weiteres historisch fassbares Familienmitglied ist „Sir Edwyn Sandes238) (1561–1629), ein wichtiger Kolonialunternehmer, der in der East India Company und in der VC tätig war.239) 1619–1620 wurde er Tresorer der Kompanie und war bis zum Ende der VC ihr entscheidender Dirigent. Die Verwandtschaftsbeziehungen in den Listen der Mitglieder der VC zeigen uns, dass die Kompanie auch ganze Teile einer Familie mobilisieren konnte, die sich gemeinsam an einem Großprojekt wie der Kolonisierung Amerikas beteiligten.240)

‹73› Dies sind die Gemeinsamkeiten der beiden Mitgliedergruppen von 1609 und 1612. Zwischen der sozialen Zusammensetzung der Mitglieder herrschten jedoch auch auffällige Unterschiede. Als Erstes fällt auf, dass die neuen Einschreibungen um 48% eingebrachen (von 698 auf 334 Teilhaber). Dies lag zu einem großen Teil daran, dass die VC nach 1609 die Erwartungen nach schnellen Dividenden bremste und sogar neue Zahlungen von den Teilhabern verlangen musste.241) Als zweites fällt ein Anstieg der Teilhaber mit adligem Hintergrund auf. Soldaten, Gentlemen, Handwerker und Händler fallen in der Namensliste kaum noch auf. Dafür ist die Anzahl der Undefinierten größer.

‹74› Womit hängen diese Verschiebungen zusammen? Der Anteil der Adligen stieg um 21 Prozentpunkte. 1612 hatten sich die Hoffnungen auf einen schnellen Profit geradezu verflüchtigt, was die sozial schlechter gestellten Teilhaber abgeschreckt haben muss, doch die Aussicht auf großen Landbesitz blieb, was für den Adel vermutlich weiterhin attraktiv erschien. Er hatte die finanzielle Kraft, große Flächen in Virginia zu kaufen und mit Hilfe der VC zu bewirtschaften.242) Das Ausbleiben eines Goldfundes und die Nichtexistenz eines eventuell zu erobernden Indianerreiches, wie in Südamerika, können den Rückgang der Soldaten erklären. Die gentlemen wareb auf dem ersten Schiff der VC nach Virginia noch überproportional vertreten. Nachdem die Hoffnung auf Goldbesitz der Indianer und den damit verbundenen schnellen Profit ohne Arbeitsaufwand immer mehr abnahm, zogen sie sich aus dem Kolonialgeschäft zurück.243) Die Anzahl der Undefinierten stiegt in den drei Jahren um 13 Prozentpunkte. 1612 wurde die Zukunft der VC weitaus schlechter bewertet als zuvor244), was bei den Verfassern der Verzeichnisse zu mangelndem Enthusiasmus für eine detaillierte Aufzeichnung geführt haben könnte. Im Allgemeinen wirkt die Liste von 1609 geordneter und detaillierter. So ist die Rangfolge der sozialen Stände absteigend dargestellt. Das Verzeichnis beginnt mit dem Hochadel und geht über Captaines bis hin zu den Undefinierten. Die Liste von 1612 verfolgte zwar auch die Darstellung einer sozialen Hierarchie, doch findet man inmitten von nicht näher beschriebenen Personen Captaines245) und auch einen gentlemen246). Eine weitere auffällige Veränderung zwischen 1609 und 1612 ist, dass man in der Dritten Charter vermehrt adlige Frauen als Teilhaber antrifft.247) 1612 schrieben sich auch keine handwerklichen Kollektive mehr ein, sondern politische Gemeinschaften, d.  h. Mayors mit ihren Kommunen.248)

‹75› Die soziale Zusammensetzung der VC ist faktisch ein Querschnitt aus der englischen Gesellschaft jener Zeit, die es sich leisten konnte, in eine frühneuzeitliche Kompanie zu investieren. Personen aus dem höheren (Earles) und niederen Adel (Sirs), aus dem Stand des Bürgertums (gentlemen) und ‚gewöhnliche‘ Engländer (Undefinierte) fanden sich zusammen, um Geld in ein Unternehmen zu investieren, das einen Teil der Neuen Welt für England kolonisieren und ausbeuten wollte. Vor allem 1609, bevor eine gewisse Ernüchterung eintrat, handelte es sich bei der Kolonisierung Amerikas durch England mit Hilfe der VC quasi um eine ‚nationale Angelegenheit‘, denn sie mobilisierte viele verschiedene Schichten aus mehreren Städten Englands.249) Die VC legte in Nordamerika den Grundstein für eine heterogene Gesellschaft, bestehend aus „English people from very different backgrounds[…]different parts of the country, different occupations, and very different local and provincial contexts“250).

Die Compagnie de la Nouvelle-France – eine ‚elitäre Angelegenheit‘ weniger Franzosen

‹76› In Bezug auf die Frage, wer Neufrankreich besiedeln durfte, wurden bereits Restriktionen gegen die Nichtkatholiken erwähnt.250) Aber wie stand es um gewisse Restriktionen bezüglich der Mitgliedschaft in der Kompanie? Die Quelle berichtet an keiner Stelle explizit über Zulassungsbedingungen. Jedoch finden wir in der Charter einige Hinweise, die uns helfen können, eine Hypothese zu formulieren:

‹77›[…]faire passer aucun étranger ès dits lieux, ainsi peupler la dite colonie de naturels François catholiques[…]  ; Seigneur le Grand-Maître ne baillera aucun[…]passe-port ou permission à autres qu’aux dites associés[…]251)

‹78› Das Wort étranger umfasst die Bedeutungen des englischen straunger und alien.252) Es bezeichnet in der französischen Sprache bereits seit dem 14. Jhd. Personen, die nicht derselben Nationalität oder einer unbekannten Gemeinschaft angehören. Constagnos erklärt aber, dass Richelieu zu den étranger nicht nur Ausländer zählte, sondern auch Personen, die nicht nach den Riten und Gebräuchen des Landes handelten, wie beispielsweise Protestanten.253) Des Weiteren vergab der Kardinal nur Reisegenehmigungen (passe-port) an die associés und die von ihnen vorgeschlagenen Siedler, womit die französischen Teilhaber sozusagen ein Transitmonopol erhielten. Dieser passe-port war nötig, um aus Frankreich ausreisen zu dürfen.254) Andere Gruppen konnten also nicht einmal nach Neufrankreich einreisen. Wenn étranger oder Nichtkatholiken die Ausreise nach Neufrankreich verweigert wurde, ist es wenig wahrscheinlich, dass sie in der Kompanie als Mitglieder willkommen waren. Zu bedenken ist hierbei auch, dass in der VC und CNF Besiedelung und Handel synonym gebraucht wurden. Somit ist es gut möglich, dass die katholische Konfessionszugehörigkeit als Voraussetzung für die Kolonisierung auch als Voraussetzung für die Mitgliedschaft erforderlich war. Zudem fällt auch bei der Untersuchung der sozialen Zusammensetzung der hundert associés auf (siehe unten), dass die Mitglieder eher aus katholischen Gebieten des Landes stammten als aus einer vermeintlich protestantischen Stadt wie La Rochelle. Gegen die These der katholischen Zulassungsbeschränkung spricht jedoch z.  B., dass Angehörige der anderen Konfession an keiner Stelle der französischen Quellen explizit von der Mitgliedschaft ausgeschlossen werden, von der Besiedelung jedoch schon. Wurde dies einfach versäumt zu erwähnen oder konnten Protestanten wirklich beitreten? Wahrscheinlich galt bei einer Kompanie mit katholischem Besiedelungsauftrag schon als vorausgesetzt, dass andere Konfessionen ausgeschlossen waren. Sie waren gewissermaßen auch ‚fremd‘ und das Edikt von Nantes schützte die Hugenotten nur in der Unverletzlichkeit ihrer Person, sicherte ihnen aber keinen Zugang zu überseeischen Gebieten.

‹79› Widmen wir uns nun der Frage, ob es eine hierarchische Struktur innerhalb der CNF gab. Ein großer Unterschied zur VC war zuallererst, dass die associés (also die Geldanleger) und die Siedler keiner gemeinsamen Inkorporation angehörten. Letztere hatten somit keinerlei Mitbestimmungsrechte in der assemblée générale, denn dort wareb nur die Teilhaber zugelassen. Im Allgemeinen werden die Personen, die in die Nouvelle-France geschickt werden, nie als ‚colons‘ o.ä. charakterisiert, sondern als „naturels Francois catholiques“255) oder schlicht als „hommes256). Die französischen Siedler waren also gemäß den Chartern nicht mit den englischen planters gleichgestellt. Sie wurden vom Direktorium im Konsens mit den anderen associés ausgesucht und mit deren Einvernehmen in die Neue Welt gebracht.

‹80› Ein Hinweis auf eine weitere Ungleichheit der Teilhaber findet sich in der Aussage, dass das Direktorium die „[…]égalité entre les associés de grande ou de moindre qualité[…]“257) aufrechterhalten sollte. Was aber genau mit einer höheren oder geringeren Qualität gemeint ist, lässt die Charter unbeantwortet. Der finanzielle Anteil kann damit nicht gemeint sein, denn die associés, ob bürgerlich oder adlig, wareb dazu verpflichtet, dieselbe Geldsumme, nämlich 3000 Livres258), in die Kompanie einzubringen. Qualité bezeichnet im Französischen des Weiteren auch einen hohen Rang oder einen erhöhten sozialen Status.259) Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass zwischen der Mitgliedschaft eines Adligen und eines Bürgerlichen differenziert wurde (wie zu jener Zeit auch im Allgemeinen üblich), obwohl diese Unterscheidung nicht offiziell in der Charter erwähnt wird.

‹81› Das Eintrittsverfahren der CNF gleicht dem der VC. Zuerst musste Geld investieren werden. Für die associés galten dabei feste Summen, nämlich 1.000 Livres bis zum 1. Januar 1628 und 2.000 weitere in den folgenden Jahren.260) Erst nach der Anzahlung hatte man das Recht, auf der offiziellen Liste der CNF zu erscheinen, die gleichzeitig auch die Rechtsgültigkeit der Mitgliedschaft symbolisierte.261) Auf diesen Listen, von denen uns jene vom 27. Mai 1629 erhalten ist, musste jeder Teilhaber selbständig unterschreiben, oder er gab die Vollmacht an jemand anderen zur Unterschrift.262) Die Mitgliedschaft in der CNF konnte aber auch verkauft, beendet263) oder vererbt264) werden. Solche Bestimmungen lassen sich in der Charter der VC nicht finden. Eine weitere Besonderheit der CNF lautet wie folgt:

‹82›Chacun des cent associés pourra en sa part associer autres[…]lequel néanmoins n’aura voix et ne pourra rien demander à la dite société[…]Les créanciers des dits associés ne pourront demander aucun compte des effets de la dite compagnie ni distraire le fonds de leur débiteur[…]265)

‹83› Die associés konnten sich also neben der Kompanie eine Art Klientel aufbauen (associer autre). Diese créanciers, also Personen, die den Mitgliedern Gelder liehen, hatten in der Kompanie aber selbst kein Mitbestimmungsrecht. Sie durften auch keinen Anspruch auf die Anlage ihrer Gläubiger in der CNF zur Tilgung ihrer Schulden erheben (ni distraire le fonds). Somit war das Geld, auch wenn es nicht zurückgezahlt werden konnte, zunächst fest und sicher in der Kompanie. Dieses ‚Klientelwesen‘ verteilte die Kosten der französischen Kompanie auf eine unbestimmbare Anzahl weiterer Franzosen und diente wohl der Aufbringung des hohen Startanteils von 3000 Livres.

‹84› Die Recherche zu den biografischen Daten der französischen Ursprungsteilhaber stößt auf einige Schwierigkeiten. Die französische Biografie hat kein komplettes Pendant zum Dictionary of National Biography. Der Dictionnaire de biographie française266) ist leider noch nicht vollständig erschienen und auch in den vorliegenden Bänden finden sich keine Verweise zu den Gründungsmitgliedern der CNF. Auch im Dictionnaire biographique du Canada finden sich bis auf ein Mitglied keine Hinweise auf die gesuchten Personen. Diese ‚biografische Lücke‘ ist auch ein Hinweis auf die bescheidene Forschungslage zur CNF. So müssen wir uns auf die wenigen Informationen aus dem Verzeichnis der Kompanie von 1629 (Verzeichnis des Standes und des Wohnortes) und auf die wenigen Hinweise aus der „Historie de la Nouvelle-France“ von Trudel stützen. Leider können Geburts- und Todesdatum dieser Mitglieder hier nicht rekonstruiert werden.

‹85› Die ersten Kompaniemitglieder, die bereits im vorherigen Kapitel erwähnt wurden, hießen Roquemont, Houel, Lataignant, Dablon, Duchesne und Castillon. Roquemont wird in der Quelle von 1629 mit vollem Namen und mit seinem Titel beschrieben: „Claude de Roquemont, Ecuyer, Sieur de Brison267). Ecuyer268) war ein Ehrentitel, der darauf hinwies, dass eine Person einem Souverän verschiedene Dienste leistete. Roquemont war 1628 Admiral der ersten Flotte der CNF, die von den Kirkes vor der Küste Kanadas nach einem langen Gefecht beschlagnahmt wurde.269) Champlain berichtete viel über seine Fehlentscheidungen und nach 1629 verschwand er von den Listen der CNF.270) Houel wurde in der Liste 1629 als „Maistres Louis Houël, Sieur de Petit Pré271) verzeichnet. Dank Trudel wissen wir, dass er „conseiller du Roi et contrôleur général des salines à Brouage“272) war. Lattaignant heißt in der Namensliste „Gabriel Lattaignant ancien Mayeur de la ville de Calais273). Ab 1628 war er zwei Jahre lang Mitglied des Direktoriums.274) Dablon wurde als „Maistre Simon Dablon, Syndic de la ville de Dieppe275) gelistet.  Ein Syndic276) ist ein gewählter Volksrepräsentant, der kommunale Interessen vertritt. Danach verschwindet sein Name von der Liste.277) DuChesne hieß mit vollem Namen „David DuChesne, Conseiller et Eschevin de la ville Françoise du Havre de Grâce278). Eschevin bezeichnet einen kommunalen Magistratsbeamten, der durch einen Einwohnerrat gewählt wird.279) 1642 verzichtete er auf seine weitere Teilhabe.280) Als letztes wird „Jacques Castillon, Bourgeois de Paris281) aufgelistet. Auch er stieg 1642 aus der CNF aus.282) Die französischen Ursprungsteilhaber wirken homogen. Drei hatten königsnahe Verwaltungsfunktionen im Land und zwei waren kommunale Repräsentanten. Nur Castillon, als einziger ohne Titel, wirkt unter dieser Eminenz etwas auffallend. Wahrscheinlich sollte er als Beispiel für die Einschreibungen weiterer bourgeois fungieren. Jedoch beschreibt Trudel alle sechs Gründungsmitglieder als „noble[s] homme[s]“.283) Drei von den Mitgliedern kamen aus Küstenstädten (Dieppe, Calais, Havre de Grâce). Es ist auffällig, dass keiner von ihnen irgendeine maritime oder militärische Position oder Erfahrung vorwies, wie die englischen Gründungsmitglieder. Schließlich ging es um eine Kompanie, die zur See fahren musste. Dafür wiesen sie verwaltungstechnische Kenntnisse als conseiller, controlleur oder Mayor auf. Richelieu ging es bei der Auswahl der Ursprungsteilhaber wohl nicht um seemännische Fertigkeiten, sondern um Qualitäten in der Administration und um persönliche Treue (siehe unten).

‹86› Wie sah nun die soziale Zusammensetzung der 94 weiteren Associés aus? Hier lohnt es sich als Einstieg, auf einen der größten Unterschiede zwischen der englischen und französischen Kompanie aufmerksam zu machen. Auch zwischen 1629 und 1666 war und blieb die CNF, so wie es ihre Konstrukteure auch geplant hatten, eine Gesellschaft von hundert Mitgliedern.284) Jedoch musste sich die CNF im Laufe ihrer Existenz wegen Austritten, Todesfällen oder Verkauf der Teilhaben regenerieren. Diejenigen Mitglieder, die die ursprünglichen hundert ersetzten, zeichneten sich aber durch eine sehr ähnliche soziale Zusammensetzung aus.285) Die VC hatte allein 1609 schon 698 Mitglieder, das sind 598 mehr als die CNF jemals hatte. Hier muss die Frage gestellt werden, ob es überhaupt sinnvoll ist, 1032 englische adventurers und planters mit nur hundert associés zu vergleichen. Ein reiner quantitativer Vergleich beider Kompanien würde keine wichtigen historischen Erkenntnisse generieren, sondern nur die Frage nach der Ursache dieser Differenz aufwerfen. Diese Frage wird uns in der Synthese dieses Kapitels interessieren. Ein qualitativer, prozentualer Vergleich jedoch, der die sozialen Stände vergleicht, generiert wichtige Einblicke in das englische und französische Kompaniesystem des frühen 17. Jhd., denn er beantwortet die Frage, welche Menschen von der VC bzw. CNF angezogen wurden und ob ein Stand über- und der andere unterrepräsentiert war. Daher folgt an dieser Stelle ein Vergleich der sozialen Zusammensetzung der Kompanien.

‹87› Anhand der Abb. 2286) erkennen wir zunächst eine große Gruppe von königlichen conseiller, die den größten Block der Mitglieder darstellen. Die adligen Berater, an deren erster Stelle Richelieu287) stand, hatten neben ihrer beratenden Funktion auch andere hohe zivile, militärische oder gerichtliche Posten im Königreich inne, wie z.B. „Maistre Jean de Fayot, Conseiller du Roy, Thrésorier de France et Général de ses finances288) oder „Maistres Jean Potel, Conseiller et Secrétaire du Conseil privé du Roy289). Unter ihnen befand sich auch der französische „Intendant de la Marine290), der „Surintendant des Finances291) und der „Surintendant et Commissaire Général des vivres des camps et armées292). Sieben von 30 dieser Funktionäre bekleideten des Weiteren in verschiedenen Teilen Frankreichs wichtige Posten im Finanzwesen (alle waren Thrésoriers).293) Auffällig ist, dass die conseillers stets auch den Titel eines maistre innehatten, was bedeutet, dass sie eine leitende Funktion in einem öffentlichen Amt oder einer wissenschaftlichen Disziplin innehatten.294)

‹88› Aufgrund dieser großen Anzahl von einflussreichen Beamten liegt die Vermutung nahe, dass der Staat eine hohe Gewichtung in der CNF hatte. Zu fast einem Drittel saßen königliche Berater als Stimmberechtigte in der assemblée générale der Kompanie. Da Louis XIII. ihnen auch die alltägliche Verwaltung seines Königreichs anvertraute, konnte er sich sehr wahrscheinlich auch hier persönlich auf ihre Treue verlassen. Vor allem im Finanzwesen kam dadurch wichtige Kompetenz, aber auch staatliche Kontrolle in die Kompanie. Die zweite Gruppe bestand aus Adligen, die einen Sieur Titel besaßen, wie beispielsweise „Charles Robin, Sieur de Coursay“ oder „Jacques Bonneau, Sieur de Beauvais295). Die Gruppe der conseiller und Adligen stammte vorwiegend aus dem Umfeld Richelieus.296) Durch diesen hohen adligen Anteil wurden der Handel und die Kolonisierung zu einem Unternehmen der Elite Frankreichs, was im Gegensatz zur VC stand. Motivation vieler Adliger war es jedoch nur, dem Pflichtgefühl und dem öffentlichen Druck gerecht zu werden und außerdem möglichst königstreu zu erscheinen.297)

‹89› Die nächste Gruppe besteht aus 9 bourgeois und 16 marchands.298) Anscheinend wurde kein großer Unterschied zwischen diesen Ständen gemacht, denn einige Personen werden einfach als „bourgeois et marchands299) näher beschrieben. Somit bestand die Basis der CNF nur zu rund einem Viertel aus Bürgerlichen und sie erreichten nicht das vorgeschriebene Drittel für das Direktorium. Die meisten bourgeois (sieben) kamen aus Paris300) und eine Mehrzahl der marchands (zehn) kam aus Rouen.301) Weitere Herkunftsstädte dieses Standes waren Bordeaux, Lyon und Bayonne.302) Aus der wichtigen atlantischen Handelsstadt La Rochelle stammte niemand.303)

‹90› Die letzte Gruppe besteht aus Undefinierten, Maistres, Soldaten und ‚Sonstigen‘. Personen, die nicht näher beschrieben werden, sind z. B. „Francois Derré“ und „Charles Theurieau304). Unter den Maistres finden sich v. a. studierte Persönlichkeiten wie ein „notaire305), ein „advocat306) oder ein „docteur de Médecine307). Sie scheinen eine Art kleines, frühes Bildungsbürgertum darzustellen, das es vermehrt schaffte, zu einem frühneuzeitlichen „Amtsadel“308) aufzusteigen. Unter den wenigen Individuen mit militärischem Rang befanden sich zwei Hauptmänner: „Charles Daniel, cappitaine pour le Roy en la marine309) und der historisch wichtige „Samuel Champlain, Escuyer, cappitaine pour le Roy en la marine310). Mit dem surintendant de la marine waren dies die einzigen zwei Personen, die einen maritimen Beruf vorweisen.

‹91› Unter ‚Sonstige‘ sind Mitglieder zusammengefasst, die anhand ihrer Beschreibung in keine andere übergeordnete Personengruppe passen, z. B. „Georges Morin, chef de Peneterie de Monsieur Frère du Roy“ oder „Nicholle Langlois de feu Nicholas Blondel, Conseiller et Eschevin de Dieppe311) (einzige Frau in der Kompanie und Witwe (de feu) des Nicholas Blondel). Sehr interessant ist der Beruf einer Person, denn er war spanischer Gesandter: „Louis de la Cour, Principal Cômis de l’Espagne312). Es war sicherlich ein diplomatisches und freundschaftliches Zeichen für Spanien, dass einer ihrer Botschafter bei der CNF mitwirkte. Der Klerus war in der Teilhaberliste gewissermaßen unterrepräsentiert. Nur eine Person unter Sonstige hatte überhaupt eine klerikale Funktion: „Pierre Féret, Secrétaire de Monsieur l’Archevesque de Paris313). Dies überrascht, sollte doch die Missionierung ein grundlegendes Prinzip der CNF sein und die Erhaltung der Standrechte Adlige und Kleriker als Teilhaber anlocken.314)

‹92› Familiäre Beziehungen oder Frauen spielten in der CNF eine weitaus kleinere Rolle als in der VC.315) Nur zwei Teilhaber hatten ein Familienmitglied in der Kompanie.316) Der einzige Familienname, der in größerer Zahl auftaucht (drei Einschreibungen), ist Du Plessis, also die Familie des Kardinals.317)

‹93› Eine letzte Besonderheit des französischen Mitgliederverzeichnisses von 1629 war, dass der Wohnort anscheinend wichtig war. Es gibz eine Reihe von Personen, die unter Sonstigen aufgeführt sind, von denen neben dem Namen nur der Wohnort verzeichnet wurde: Z. B. „Francois Sainct Aubin, demeurant à Paris318)“. Jene Teilhaber wohnten ausschließlich in Paris. Auffällig ist, dass insgesamt zwei Drittel der associés aus der Hauptstadt kamen, die bekannterweise nicht am Meer liegt. Die früheren gescheiterten ‚Personengebundenen Kompanien‘ wurden dezentral in Rouen oder in der Bretagne verwaltet. Nun hielt der für Frankreich charakteristische Zentralverwaltungsgedanke auch in den französischen Kompanien Einzug und die „coutume de Paris“319) verankerte sich tief in die CNF. Die vielen Pariser bewirkten eine Kursänderung der französischen Handelspolitik.320) Nicht mehr die Bretagne oder die Normandie waren die kommerziellen Zentren, sondern wie in England die Hauptstadt.

‹94› Die soziale Zusammensetzung der CNF zeigt, dass ihre Existenz in erster Linie dem französischen Adel zu verdanken war, der zuvor zu einem großen Teil administrative Funktionen im Lande innehatte. Zu ihnen traten nur einige Kaufleute und studierte Bürger (maitres) hinzu. Die CNF war somit praktisch eine Angelegenheit der Landeselite und aufgrund der Festschreibung von hundert Mitgliedern eine Herausforderung weniger Franzosen.

Synthese: Inklusion versus Exklusion

‹95› Die adventurer/planters und die associés wiesen im Hinblick auf ihre Mitgliedschaft in den Kompanien wenige Gemeinsamkeiten auf. Der auffälligste Berührungspunkt war die Verbindung von Adligen und Bürgerlichen zu einem wirtschaftlichen und politischen Zweck, wie es auch schon im Italien des 14./15.  Jhd. der Fall war. Jener Bund war in beiden Kompanien jedoch unterschiedlich gewichtet. In der VC lag der adlige Anteil 1609 und 1612 insgesamt bei 24% und in der CNF 1629 bei 47%. Dennoch wird hier verständlich, dass bei der Herausbildung frühneuzeitlicher Institutionen die ‚Mittelschicht‘ (hier Kaufleute) maßgeblich begann, an politischen Prozessen teilzunehmen.320) Ein „Zeitalter des Adels und der bürgerlichen Kaufleute“321) begann. Gemein war den beiden Kompanien auch die Art und Weise des Beitritts. In beiden Unternehmen fungierten der Kauf einer Teilhabe und die Verzeichnung auf einer Liste als Beweis rechtsgültiger Mitgliedschaft. Zudem gab es in der VC und in der CNF Abstufungen der Rechte zwischen den Teilhabern, die aber in den Chartern nicht weiter beschrieben sind. In der englischen Kompanie orientierten sich die Privilegien an einem Zensus (according to the proportion of their severall adventures) und in der französischen am Standrecht (qualité) der einzelnen Teilhaber.

‹96› Die Unterschiede zwischen beiden Kompanien waren vielfältig: A.) Die Anzahl der Mitglieder. In den Chartern der VC sind insgesamt 1032 Teilhaber verzeichnet. Die CNF hingegen war und blieb auch nach 1629 eine Kompanie von hundert Mitgliedern. B.) Die Gründungsmitglieder. Die englischen wiesen maritime und militärische Erfahrungen auf, wohingegen die französischen durch administrative Posten auffallen. C.) Die verschiedene prozentuale Verteilung der Personengruppen. Die Undefinierten betragen 44% in der VC und in der CNF nur 9%, die Captaines/Cappitaines 8 % bzw. 2%. Gesellschaftliche Verbände schrieben sich in der CNF überhaupt nicht ein. D.) Die Bedeutung der Verwandtschaftsbeziehungen. Jene wareb in der VC stark verbreitet, in der CNF hingegen sehr selten. D.) Die Anzahl an Frauen. Sie war in beiden Kompanien epochentypisch gering, jedoch gab es in der VC neun und in der CNF nur eine.

‹97› Zwei größere Unterschiede wie die unterschiedliche Größe der Kompanie und der Unterschied zwischen straunger und étranger bedürfen noch genauerer Klärung.

‹98› Wieso sollte es in der CNF nur hundert Mitglieder geben, wohingegen die VC so viele aufnehmen konnte, wie sie wollte? Wäre eine große Kompanie nicht automatisch Erfolg versprechender gewesen, da sie mehr Kapital hätte bündeln können? Eine Erklärung dafür lässt sich vielleicht im Regierungssystem beider Länder finden. England befand sich zu jener Zeit in einer Vorform des modernen Parlamentarismus (zwischen den Landesherren und den Ständevertretungen gab es einen Konsens).322) In Frankreich hatte sich die Erblichkeit der Monarchie voll durchgesetzt und der König konnte frei über Steuererhebungen verfügen.323) Das aufsteigende Bürgertum und der Adel waren in England somit viel näher am politisch-nationalen Geschehen als in Frankreich. Während es in England also bereits eine gewisse Erfahrung damit gab, dass ein Teil der politischen Verantwortung in der Hand des ‚Volkes‘ lag, tat sich Frankreich damit schwer. In der Regierungszeit Louis XIII. wurden auch repräsentative Organe wie die französischen Generalstände verdrängt. 1614 berief er sie das letzte Mal ein. Vielleicht war der französische Staat nicht daran interessiert, seine Kompanie in ‚die Hände des Volkes‘ zu legen, da dies nicht im Sinne der damaligen Staatsphilosophie lag. Eine Kompanie, die in Paris residierte, beschränkt auf hundert Mitglieder, schien vermutlich auch in Anbetracht der gescheiterten Kolonisierungsversuche attraktiver, denn sie war leichter zu kontrollieren und zu führen, als wenn sie einer unüberschaubaren Zahl von Bürgern anvertraut worden wäre. Nicht zu vergessen ist, dass viele Franzosen in atlantischer Küstennähe, die vorwiegend protestantisch waren, mit der Gründung einer neuen Kompanie nicht einverstanden waren und dass es dazu eines staatlichen Impulses bedurfte. Der Staat spielte in der CNF eine wichtige Rolle und die Kompanie war gewissermaßen eine Angelegenheit seiner Elite (insbesondere der königlichen conseillers und des Adels). Die VC war jedoch, wie es auch schon angeklungen ist, eine ‚national-bürgerliche Angelegenheit‘ (vor allem der ‚Undefinierten‘ und des Adels). Eine weitere Erklärung zum Unterschied der Größe der Mitgliedschaften kann auch auf ein soziales Phänomen zurückzuführen sein. Die englische Bevölkerung war schlichtweg gewillter als die französische, an einem kolonialen Abenteuer mitzuwirken324): A.) Aus patriotischen Gründen und B.) war der Wunsch zur Ausreise größer, sodass sich auch mehr Personen fanden, die sich dafür engagierten. Bis 1763 gingen 30.000 Franzosen in die Nouvelle-France, doch kehrten auch 20.000 zurück, sodass die reale Auswanderung gerade einmal bei 10.000 Personen lag.325)

‹99› Der letzte große Unterschied zwischen den Kompanien war eine scheinbare ‚Inklusion‘ bzw. ‚Exklusion‘ der potentiellen und bereits eingetretenen Mitglieder. Die VC vereinte die Geldanleger und die Siedler in einer Inkorporation (one bodie), in der sie dieselben Rechte haben sollten. Die CNF hingegen schloß die Siedler von der Mitbestimmung in der Kompanie aus. Dasselbe galt für die englische Miteinbeziehung der straungers und aliens bzw. für die französische Ausschließung der étrangers. Warum bezog England ‚alle‘ mit ein, während Frankreich machne ausschloß? In Bezug auf die Kompanien hatte dies bereits eine gewisse Tradition in Frankreich. Schon bei den Vorgängerkompanien fällt auf, dass Frankreich versuchte, ausländischen Einfluss zu minimieren.326) Eine weitere Erklärung lässt sich auch hier wieder in dem Konflikt um La Rochelle finden. Die Charter der CNF schloß Fremde wahrscheinlich deswegen aus, weil Frankreich um 1627 niemandem weiter trauen konnte, v. a. nicht in Nordamerika, das durch die englische und niederländische Präsenz im Begriff war, protestantisch zu werden. Des Weiteren hatten sich Hugenotten und Engländer zum Zeitpunkt der Gründung der Kompanie gegen Frankreich verschworen. England schien mit der Aufnahme neuer Mitglieder in die VC also aufgrund der Abwesenheit von Feinden zu Beginn des 17. Jhd. flexibler umgehen zu können als Frankreich.327) Amity eines straungers oder aliens reichte aus, um in das Untertanenverhältnis (allegiance) zum englischen König einzutreten. Neufrankreich hingegen sollte eine exklusive Angelegenheit für vertrauenswürdige Untertanen werden. Dies spiegelte sich auch in der zukünftigen Emigrationspolitik wider. Frankreich betrieb stets eine „positive Auswanderungspolitik“ und zielte nicht darauf ab, seine Kolonien mit „Almosenempfängern, Verbrechern und Andersgläubigen zu bevölkern“328).

Konklusion und Ausblick

‹100› Wer waren die Menschen der VC und CNF? Die im Rahmen dieses historischen Vergleiches identifizierten Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezüglich der Mitgliederschaft der VC und CNF werden in der nun folgenden Tabelle, geordnet nach den Teilaspekten, zusammengefasst.

    Unterschiede  
  Gemeinsamkeiten Virginia Company of London Compagnie de la Nouvelle-France
Allgemeine Charakteristika - halb staatliche/ halb private Charterkompanien (Joint stock company) - Gründung 1606 - durch historische Bedingungen vor 1606 bevorteilt (‚Vorgängerkompanien‘) - Gründung 1627 - benachteiligt durch historische Bedingungen vor /um 1627 (‚La Rochelle‘)
Die Gründung der Kompanien – wer gab den Impuls? - Untertanen erwähnen als erste das Wort Kompanie - ‚Volks-Kompanie‘ (Kompanie, von unten‘ durch eine private, bürgerlich-adlige Initiative) - ‚Königs-Kompanie‘ (Kompanie ‚von oben‘; durch königliche, ministerielle Initiative)
Die Mitglieder der Kompanie - adventurers, planters und associés im Vergleich - Adel und frühes Bürgertum arbeiten zusammen - ähnliches Beitrittsverfahren - 1032 Mitglieder (1609/1612) - Geldanleger und Siedler sind inkorporiert (‚Inklusion‘) - Mitgliedschaft ist für alle möglich (auch Ausländer) - 100 Mitglieder (1627 und später) - Siedler und Anleger mit unterschiedlichen Rechten (‚Exklusion‘) - Mitgliedschaft ist streng reglementiert

‹101› Wie lässt sich nun abschließend die Frage nach den ‚typisch‘ englischen und französischen Charakteristika der beteiligten Menschen beantworten? Nach dieser Untersuchung sei zuerst festgestellt, dass Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Chartern nur bedingt mit kulturellen Werten und Normen beider Länder zu erklären sind. Sie sind beide durch übergeordnete, internationale epochale Prozesse gekennzeichnet und von unterschiedlichen machtpolitischen Strategien geprägt. Die für die Entstehung der Chartern und Kompanien relevanten Prozesse bestanden u. a. in der Entdeckung Amerikas, dem Aufkommen der Joint stock company und in der Rationalisierung der Verwaltung. Ohne solche Einflüsse hätten England und Frankreich jene Dokumente nicht verfasst und die VC und CNF auch nicht (‚so‘) gründen können.

‹102› Als weitere Relativierung der ‚typischen‘ englischen und französischen Charakteristika sei auch auf die vielen Gemeinsamkeiten zwischen den Chartern verwiesen. Die VC und die CNF wareb gemäß ihrer Konzeption in den Chartern frühneuzeitliche Teilhabergesellschaften, deren Ursprünge im italienischen Spätmittelalter zu suchen sind, mit gemeinsamen Rechten, Aufträgen und Strukturmerkmalen. Beide basierten auf einer Kooperation zwischen König, Adel und Bürgertum und beide vereinten politisch-staatliche, kommerziell-wirtschaftliche und religiös-soziale Interessen.

‹103› Anhand der Tabelle wird aber auch erkennbar, dass es für die Chartern der VC und CNF durchaus typische Merkmale gibt, die in der jeweils anderen Charter nicht anzutreffen sind. England suchte mit der VC Lösungen für charakteristisch-englische Probleme wie ‚Überbevölkerung‘ und Armut. Dies drückt sich z.  B. in der Tatsache aus, dass in der Charter der VC eine ‚freie‘ Kolonisierung weiter Bevölkerungsteile favorisiert wird, in der niemand an der Ausreise gehindert werden sollte. Planters und adventurers wareb deswegen auch durch ‚Inklusion‘ in eine gemeinsame Korporation eingebettet, damit niemand dachte, er würde durch die Emigration nach Virginia in einen niederen Stand abwandern. Auch Katholiken durften in die Neue Welt ausreisen, was mit einer ‚typisch-englischen‘ Toleranz gegenüber religiösen Nichtkonformisten in den Kolonien erklärt werden kann. Am eindrucksvollsten wird diese Politik der freien Kolonisierung jedoch durch die Hundertschaften einfacher Engländer unterstrichen. ‚Der Mensch‘ der VC stammte aus London und aus so einfachen Verhältnissen, das es sich meistens nur lohnte, seinen Namen ohne weitere Charakteristika festzuhalten.

‹104› Frankreich hingegen versuchte, durch eine ‚planmäßige‘ Kolonisierung das Problem der schwachen Emigration nach Französisch-Kanada zu lösen. Gleichzeitig führten die anhaltenden konfessionellen Spannungen zur ‚Exklusion‘ der Hugenotten, da man befürchtete, dass sie politischen Aufruhr auch in der Neuen Welt säen würden. Charakteristisch-französisch war des Weiteren, dass Neufrankreich durch die Charter von 1627 streng katholisch konzipiert wurde. Somit gelangten im Endeffekt nur katholische Menschen nach Kanada.

‹105› Statt als eine Anhäufung von ‚typisch‘ englischen und französischen Normen und Werten sind die Kompaniechartern vielmehr als eine ‚individuelle‘, auf Humankapital basierende, englische bzw. französische Antwort auf die in der Frühen Neuzeit entstehende europäische Konkurrenz um Nordamerika zu interpretieren. Die Kompaniechartern beantworteten die Frage, wie man die entdeckten Gebiete vereinnahmen, besiedeln und ausbeuten konnte. ‚Typisch‘ englisch bzw. ‚typisch‘ französisch könnte dabei die Akzentuierung bestimmter Werte und Normen sein:

‹106› A.) Die Charter der VC betont die private Initiative und liberale Werte. Die VC erschien als eine kommerzielle ‚Volks-Kompanie‘. Dafür spricht der private, bürgerlich-adlige Impuls zur Kompaniegründung (eine Kompanie ‚von unten‘) und die soziale Zusammensetzung der Kompanie, die zu einem Großteil aus bürgerlichen Händlern, Gemeinschaften und Undefinierten bestand. Durch die Größe der Kompanie zog die VC breite Bevölkerungsschichten Englands in ihren Bann (‚nationale Angelegenheit‘). Gründe für dieses private Attribut sind in der Geschichte Englands vor 1606 zu suchen, die das Aufkommen eines „Privatkapitals“ in London ermöglichte und den Wunsch nach dessen Vermehrung generierte.

‹107› B.) Die Charter der CNF betont staatliche, hierarchische, aristokratische und religiöse Werte. Sie wirkt im Vergleich zur englischen wie die Grundlage für eine adlige ‚Königs-Kompanie‘, die staatlich initiiert wurde und vom Adel dominiert sein sollte. Die CNF akzentuierte politische, nicht wirtschaftliche Belange, wie die endgültige Festsetzung durch eine geplante Besiedlungspolitik, die sich auch in der Mitgliederpolitik widerspiegelt. Gründe für diese staatliche Intervention sind in der französischen Geschichte vor 1627 zu suchen. Das französische Volk war weniger an Amerika interessiert als das englische und boykottiert die ‚Vorgängerkompanien‘ der CNF. Die französische Kompaniecharter hatte außerdem einen stark aristokratischen Charakter (eine ‚elitäre‘ Kompanie). Frankreich war an einem ‚reinen‘ und konfliktarmen Abbild seiner Gesellschaft in ‚Neu‘- Frankreich interessiert. Es beabsichtigte nicht, seine Dissidenten und Armen in die Kolonien zu schicken, wie es England tat. Ideale und religiöse Werte zeigen sich z.  B. in der ‚Exklusion‘ aller Nichtfranzosen und religiösen Nichtkonformisten.

‹108› Im Rahmen des Vergleichs der Chartern der beiden frühneuzeitlichen Kompanien im 17. Jhd. konnten somit ‚individuell‘ englische bzw. französische Besonderheiten in den Kompaniechartern identifiziert werden. Doch wie entwickelten sich diese Charakteristika, Normen und Werten im weiteren Verlauf der Geschichte?

‹109› Véronique Dimier, die Vertreterin einer „science politique des colonies“329) beschreibt die Politik Frankreichs und Englands in Bezug auf die afrikanische Kolonialpolitik im 19./20. Jhd. wie folgt:

‹110›„[…]l’un centralisé, bureaucratique, assimilateur, basé sur une autorité étatique[…]l’autre plus décentralisé, pragmatique, respectueux de la diversité des cultures et libéral.“330)

‹111› Genau dieselben Attribute, die Dimier für die englische und französische Kolonialpolitik im 19. Jhd. nachweist, lassen sich auch schon im 17. Jhd. verorten. Die Chartern offenbaren ein zentralisiertes, bürokratisches und staatliches Konzept Frankreichs und eine dezentrale, pragmatische und liberale Philosophie Englands. Historische Arbeit zu den Kompanien kann uns somit auch zukünftig helfen, die ‚Seele‘ englischer und französischer Überseegeschichte zu beleuchten.

Quellen- und Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Die englischen Quellen
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  • The Second Charter, May 23, 1609. In: Ders., S. 27–54.
  • The Third Charter, March 12, 1612. In: Ders., S. 76–94.
Die französischen Quellen
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  • Noms, Surnoms et Qualité des Associez en la Compagnie de la Nouvelle France. In: Blanchet, Jean (Hg.) : Collection de manuscrits contenant lettres, mémoires, et autres documents historiques relatifs à la Nouvelle-France : recueillis aux Archives de la province de Québec ou copiés à l’étranger; mis en ordre et édités sous les auspices de la Législature de Québec, avec table, etc. 1883 (Québec: A. Côté); 647 pages, S. 80–85, verfügbar unter: URL: http://eco.canadiana.ca/view/oocihm.08721/90?r=0&s=1 (Aufruf 28.1.13).

Literaturverzeichnis

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Lexika und Wörterbücher
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  • Roberts, Laure (Hg.): Gabler Wirtschaftslexikon. 17. Auflage. Wiesbaden 2010.

Abbildungsverzeichnis

  • Abb. 1. Die Mitglieder der Virginia Company of London, 1609/1612. Erstellt von David Hense mit Hilfe von Microsoft Word.
  • Abb. 2. Die Mitglieder der Compagnie de la Nouvelle-France, 1629. Erstellt von David Hense mit Hilfe von Microsoft Word.

Verzeichnis der Internetseiten

Fußnoten

  1. The Second Charter, May 23, 1609. In: Bemiss, S.: The Three Charters of the Virginia Company of London, S. 27. »
  2. Lettres Patentes du 6 Mai 1628. In: Édits, ordonnances royaux, déclarations et arrêts du Conseil d’État du roi, concernant le Canada, S. 16 (Siehe zur vollständigen bibliografischen Angabe Quellenverzeichnis). »
  3. Wellenreuther, H.: Niedergang und Aufstieg, S. 14. „Spanien und Portugal treten hier nur am Rande“ auf. »
  4. Vgl. Kolboom, I./Mann, R.: Akadien, S. 14ff. Die englischen Kolonien und Neufrankreich bedingen sich stets. »
  5. Vgl. Bemiss, S.: Three Charters, S. V. „The historian may find in the three charters here published a pattern for a parliamentary system and its development into the American form of government“. »
  6. Huppe, L.: L’établissement de la souveraineté européenne, S. 153–206, hier S. 205. Die Unabhängigkeitsversuche Quebecs und der Versuch eigenständig zu bleiben basieren auf dem französischen Erbe. »
  7. Siehe zu dem Phänomen der frühneuzeitlichen Handelskompanien Kapitel Die frühneuzeitlichen Kompanien. »
  8. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 105. »
  9. Siehe dazu Kapitel Frankreich vor und um 1627. »
  10. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd. 3/Nr.1, S. 40. »
  11. Weder Worldcat (www.worldcat.org), eine weltweite bibliografische Datenbank noch das Katalogportal der Universität Mainz (katalogportalmainz.ub.uni-mainz.de) listen ein ähnliches Werk. Siehe dazu auch Einleitung. Der Forschungsstand zu beiden Kompanien ist überraschend bescheiden. Moderne Geschichtsbücher betonen zwar Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider, vergleichen sie aber nicht und führen Wissen auch nicht zusammen. »
  12. Es handelt sich um die Examensarbeit von David Hense (133 Seiten) mit dem Titel „Typisch englisch, typisch französisch? Die ‚Virginia Company of London‘ und die ‘Compagnie de la Nouvelle-France.’ Eingereicht am 18.03.2013 an der Universität Mainz und mit 1,0 bewertet. »
  13. Die verglichenen Aspekte in der Arbeit sind : Gewichtung der Religion, Vermessung der Hoheitsgebiete, Aufbau, Verwaltung und Finanzierung der Kompanien, Ziele und Rechte der Kompanien. »
  14. Für eine Definition derselben und weiteren Betrachtungen, siehe Kapitel Einleitung. »
  15. Vgl. Blusse, L./Gaastra, F.: Companies and Trade, S. 3–16./Klein, P.: The origins of Trading Companies, S. 17–28./Mantran, R.: Les origines des compagnies, S. 397–413, hier S. 397. »
  16. Jackson, R.: Banks, Bookkeeping, and Capitalism, S. 105–111, hier S. 105ff. »
  17. Beerbühl, M.: Expandieren und Vernetzen, S. 27–44, hier S. 28./Reinhardt, V.: Die Renaissance in Italien, S. 41ff. Dabei kames zu einem Kulturtransfer. »
  18. Vgl. Larsen, E.: Cabot, S. 6f. /Trudel, M.: Beginningsof New France, S. 4. »
  19. Siehe zur Gründung : Black, J.:Historyof England. Bd. VIII., S. 237f. Siehe in unserem Kontext vor allem :Carlos, A.: Giantsof an earlycapitalism, S. 398- 419, hier S. 403./robson, E.: British Colonization, S. 257–265, hier S. 258. »
  20. Im Bezug auf die Muscoy Company siehe: Robson, E.: British Colonization, S. 257–265, hier S. 258. Im Bezug auf die Kompanien im Allgemeinen vgl. Klein, P.: The origins of Trading Companies, S. 17–28, hier S. 18. „Individualcapitalism“ wird zu einem „collective capitalism“. »
  21. Vgl. für diese Definition: Carlos, A.: Giants of an early capitalism, S. 398–419, hier S. 403. »
  22. Vgl. Aktiengesellschaft in Wirtschaftslexikon, Bd.1, Sp. 73–76, hier Sp. 73. »
  23. Siehe dazu: Beerbühl, M.: Expandieren und Vernetzen, S. 27–44, hier S. 28. »
  24. Für weitere Vorteile siehe: Klein, P.: The originsof Trading Companies, S. 17–28, hier S. 24ff. »
  25. Siehe für eine Erfolgsbilanz verschiedener Kompanien: Blusse, L./ Gaastra, F.: Companies and Trade, S. 3–16, hier S.  10./ Bown, S.: Merchant Kings, S. 7–57 und S.103–149./ Furber, H.: History of East India Companies, S. 415–418, hier S. 416. Klein, P.: The origins of Trading Companies, S. 17–28, hier S. 23. »
  26. Schorn-Schütte, L.: Geschichte Europas, S. 333. England und Frankreich zielten auf eine feste und v. a. dauerhafte urbane Etablierung mit Hilfe der Kompanien ab, im Gegensatz zu den iberischen Mächten. »
  27. Reinhard, W.: Geschichte der europäischen Expansion. Bd. 2, S. 175. »
  28. Vgl. Boulle, P.: French Mercantilism, S. 97–117, hier S. 116./Klein, P.: The origins of Trading Companies. S. 17–28, hier S. 23. „The distinction between the company as a private Body of enterprise and as a public authority […] was actual somewhere lost“. »
  29. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 105. »
  30. Klein, P.: The origins of Trading Companies, S. 17–28, hier S. 25./Sautter, U.: Geschichte der Vereinigten Staaten, S. 16. Keine Krone hätte dies alleine schaffen können. »
  31. Blusse, L./Gaastra, F.: Companies and Trade. S. 3–16, hier S. 3ff./Bown, S.: Merchant Kings, S. 285. Manchmal hatten sie sogar ein stehendes Heer wie die Niederländische VOC. »
  32. Blusse, L./Gaastra, F.: Companies and Trade. S. 3–16, hier S. 4. »
  33. Carlos, A.: Giants of an early capitalism, S. 398–419, hier S. 403. Ebd., S. 419. „For over two hundred years the[…]charter companies successfully brought into equilibrium the demands of Europe[…]with the supply[…]goods in Canada, Russia, Africa and Asia.“ »
  34. Bown, S.: Merchant Kings, S. 1. „The unofficial agents of European colonial expansion.“ »
  35. Blusse, L./Gaastra, F.: Companies and Trade, S. 3–16, hier S. 6. „[…]each step forwards for Europe meant a step backwards for Asia.“/Furber, H.: History of East India Companies, S. 415–418, hier S. 415. »
  36. Dermigny, L.: L’organisation et le rôle des compagnies, S. 443–451, hier S. 450. »
  37. Erbe, M.: Frühe Neuzeit, S. 36. »
  38. Bown, S.: Merchant Kings, S. 285. Adam Smith zeigte um 1750 die Gefahren des Monopolhandels für die die Volkswirtschaft auf. »
  39. Bown, S.: Merchant Kings, S.290. »
  40. Wellenreuther, H.: Niedergang und Aufstieg, S. 17f. Gibt viele Beispiele für diese Neuerungen. »
  41. Gründe für die iberische Prädominanz nennen: Elliott, J.: Empires of the Atlantic World, S. 11f./Middleton, R.: Colonial America, S. 6f. Wellenreuther, H.: Niedergang und Aufstieg, S. 156. »
  42. Vgl. Elliott, J.: Empires of the Atlantic World, S. 6. »
  43. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 55./Black, J.: History of England. Bd. VIII., S.235ff. sprechen von maritimer Rückständigkeit und einem armen Land. »
  44. Vgl. Maurer, M.: Geschichte Englands, S. 141. Siehe auch Kapitel Englische und französische Entdeckungsfahrten vor den Kompaniegründungen. »
  45. Der Konflikt hat aber auch religiös-konfessionelle und politisch-ökonomische Gründe. Siehe dazu: Black, J.: History of England. Bd. VIII., S. 119–164./Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 101ff. »
  46. Elliott, J.: Empires of the Atlantic World. S. 16f. Elliot weist sehr genau nach, dass England in Bezug auf seine Expansion in die Neue Welt maßgeblich von den Spaniern beeinflusst wurde. »
  47. Vgl. Westwood, P.: Beyond the Western Horizon, S. 1–13, hier S. 2. »
  48. Middleton, R.: Colonial America, S. 12. »
  49. Vgl. auch: Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 110. »
  50. Smith, A.: The Emergence of a Nation State, S. 263. »
  51. Vgl. Hakluyt, Richard in DNB. URL: http://www.oxforddnb.com/view/article/11892?docPos=1 (Aufruf: 22.01.2013). Vgl. für seinen Leben und Bedeutung auch: Westwood, P.: Beyondthe Western Horizon, S. 1–13. Er lebte um 1552–1616. Er war Gründungsmitglied der VC und englischer Kleriker. »
  52. Craven, W.: Virginia Comapny, S. 7. Davor hat er bereits ein Buch namens Virginia Richly Valued herausgebracht. »
  53. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 165. »
  54. Vgl. Poussou, J.: Mobilité et migration en France et dans les Iles Britanniques, S. 27–51, hier S. 44. »
  55. Nicholas, H.: Ansiedlung und Kolonisation, S. 129–139, hier S. 129. »
  56. Vgl. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 130. »
  57. Vgl. für seine Wahl Virginias Craven, W.: Virginia Company, S. 16./Westwood, P.: Beyond the Western Horizon., S. 1–13, hier S. 3. »
  58. Craven, W.: Virginia Company, S. 48. Keiner fügte der VC so viele Ideen bei wie er. »
  59. Reinhard, W.: Europäische Expansion. Bd. 2, S. 175. »
  60. Middleton, R.: Colonial America, S. 13. »
  61. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 163. »
  62. Elliott, J.: Empires of the Atlantic World, S. 16. „In Spain as in the British Isles, the process of conquest and settlement helped to establish forms of behavior, create habits of mind, transportable to distant parts of the world“. »
  63. Poussou, J.: Mobilité et migration en France et dans les Iles, S. 27- 51, hier S. 40ff. Migration entsteht in England vor allem durch die enclosure-Politik, durch das wenig Land besitzende Bauerntum und durch Armut selbst. »
  64. Ebd., hier S. 42. »
  65. Beerbühl, M.: Expandieren und Vernetzen, S. 27–44, hier S. 43. »
  66. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zum Weltreich, S. 102. »
  67. Black, J.: History of England. Bd. VIII., S. 258f./Schnurmann, C.: Vom Inselreich zum Weltreich, S. 102ff. Es wurden Handelsverbote für Ausländer ausgeteilt. »
  68. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 162. »
  69. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zum Weltreich, S. 104 spricht von „staatlich verordnete[m] Nationalismus“. »
  70. Dermigny, L.: East India Company, S. 453–466, hier S. 461. Er zeigt ähnliche Unternehmensorgane wie in der East India auf, die sich auch in der VC befinden. »
  71. Dermigny, L.: East India Company, S. 116. »
  72. „La Compagnie des Indes Orientales“Siehe für ihre Geschichte: Dermigny, L.: East India Company, S. 453–466. Kurzes Fazit: „[Cette] Compagnie française [est] la moins efficace et la moins durable des entreprises capitalistes que l’Occident projette sur l’Asie“ (S. 466). »
  73. Vgl. Braudel, F.: Histoire économique et sociale. Bd. 1, S. 301./Mantran, R.: Les origines des compagnies, S. 397–413, hier S. 398f. Französische Händler fokussierten selten den Atlantikhandel. »
  74. Zu den Religionskriegen siehe z. B. Erbe, M.: Frühe Neuzeit, S. 94ff./Miquel, P.: Histoire de la France, S. 168ff. »
  75. Vgl. Erbe, M.: Frühe Neuzeit, S. 94. »
  76. Zu den Nachwirkungen des Krieges siehe z.  B.: Crete, L.: La Rochelle, S. 27ff. »
  77. Die von mir so genannten ‚Personengebunden Kompanien‘ sind ein wenig erforschtes Phänomen. Unter diesem Begriff soll eine Organisation verstanden werden, in der eine Person, ausgestattet mit bestimmten Rechten, z.  B. über Französisch-Kanada verfügen kann. Diese Person hatte meistens auch Gefolgsleute.  Die ‚Personengebundenen Kompanien‘ waren meistens nur ein kurzfristiger Zusammenschluss einiger Händler, die nachdem der Handel abgeschlossen war, getrennte Wege gingen. Sie wiesen viele Merkmale der frühneuzeitlichen Handelskompanien, wie unter Kapitel 2 besprochen, nicht auf (z.  B. Joint Stock Company oder Charterdokumente). Ein Beispiel für eine solche Kompanie ist die Kompanien von Pierre du Gua De Monts (um 1558–1628), der die Compagnie de Monts gründet. Vgl. zu diesem Phänomen: Belmessous, S.: Greatness and Decadence in French America, S. 559–579, hier S. 570./Dermigny, L.: East India Company, S. 453–466, hier S. 458f. Mit Zusammenfassung einiger der ‚Personengebundenen Kompanien‘./Huppe, L.: L’établissement de la souveraineté européenne, S. 153–206, hier S. 167ff. »
  78. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 354. Die Monopolinhaber waren nicht daran interessiert, ein Neufrankreich zu gründen, sondern in erster Linie ihren eigenen Wohlstand zu vergrößern. »
  79. Boulle, P.: French Mercantilism, S. 97–117, hier S. 102f. Das gilt z.  B. für die Compagnie de Morbihan (1626), initiiert durch Richelieu. »
  80. Vgl. die sehr komplette und ausführliche Biografie Richelieus von: Mousnier, R.: L’hommerouge, für unser Thema vor allem ab S. 233ff. »
  81. Costagnos, P.: Richelieu face à la mer, S.279. „[…]depuis Richelieu, la France n’est plus concevable et[…]ne se conçoit plus elle-même sans sa marine[…]“. »
  82. Cornevin, R.: La France et les Français outre-mer, S. 79. »
  83. Reinhard, W.: Mission und Kirche, S.439–452, hier S. 450. Vgl. auch Kapitel Synthese: ‚VolksKompanie‘ und/oder ‚KönigsKompanie‘? »
  84. ACTE, S. 1. »
  85. Cornevin, R.: La France et les Français outre-mer, S. 77. Ein Titel und eine Institution, die Richelieu selbst geschaffen hatte, um maritime und koloniale Politik zu betreiben. »
  86. Siehe Boulle, P.: French Mercantilism, S. 97–117, hier S. 102. »
  87. Vgl. Kolboom, I./Mann, R.: Akadien, S. 46. »
  88. „Great Migration“ Reinhard, W.: Europäische Expansion. Bd. 2, S. 179. Allein durch die „Great Migration“, in der zwischen 1620 und 1642 ca. 1600 englische Emigranten pro Jahr in Amerika ankamen. »
  89. Crete, L.: La Rochelle, S. 12ff. Diese Vorkommnisse führten vor die Mauern von La Rochelle. Vgl. z.B. Kapitel Die Compagnie de la Nouvelle-France - eine ‚elitäre Angelegenheit‘ weniger Franzosen. »
  90. Zu diesem Konflikt ist bis heute leider keine Monografie erschienen. Für seine Geschichte siehe u.  a.: Crete, L.: La Rochelle, S. 32./Erbe, M.: Frühe Neuzeit, S. 126./Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd. 3/Nr.1, S.29. »
  91. Crete, L.: La Rochelle, S. 285. »
  92. Die Hugenotten dürfen in Neufrankreich weder siedeln noch Mitglied in der CNF werden. In meiner Staatsexamensarbeit wurde den anti-hugenottischen Elementen der Charter der CNF ein ganzes Kapitel gewidmet. »
  93. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd. 3/Nr.1, S. 387f. Die Familie Kirke hatte sich mit anderen Händlern zusammengetan und wollte Frankreich aus Kanada vertreiben. Sie nannten sich „Merchant Adventure resto Canada“ und erhielten 1628 eine königliche Charter, die ihnen Besitzrechte an Kanada zusprach. »
  94. Boulle, P.: French Mercantilism, S. 103f. Sieht die Gründe des Scheiterns der CNF bereits in dieser Zeit. »
  95. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd. 3/Nr.1, S. 51. Der Vertrag, der auch Zahlungen Frankreichs beinhaltet, ist v.a. ein Entgegenkommen Englands, da Charles I. eine Französin geheiratet hatte (Henriette de Navarre) und um ihre Mitgift fürchtete. »
  96. Siehe: Huppe, L.: L’établissement de la souveraineté européenne, S. 153–206, hier S. 181. Aber v.  a. die Lage in der Akadie blieb gespannt. Siehe auch: Kolboom, I./Mann, R.: Akadien, S. 46. »
  97. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 155. Ob sie dennoch als Entdeckungsfahrten angesehen werden können, ist umstritten. Vgl. auch Reinhard, W.: Europäische Expansion. Bd. 2, S. 168. »
  98. Huppe, L.: L’établissement de la souveraineté européenne, S. 153–206, hier S. 162. Es war immer ein Patentbrief vonnöten. Eine private Initiative hätte keine juristisch-politische Gültigkeit erlangt. »
  99. D’Eprio, P./ Pinkowish, M.: Sprezzatura, S. 173. Columbus löste eine 400-jährige Epoche von Erkundungen, Eroberung und Kolonisation aus. »
  100. Zu John Cabot siehe v. a.: Larsen, E.: Cabot, S. 6f. »
  101. Middleton, R.: Colonial America, S. 8. »
  102. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S.151f./Larsen, E.: Cabot, S. 26f. »
  103. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S.150./Larsen, E.: Cabot, S. 38. »
  104. Vgl. Maurer, M.: Geschichte Englands, S. 142. England beteiligte sich im 16. Jhd. kaum an der Entdeckung Amerikas. »
  105. Vgl. Middleton, R.: Colonial America, S. 9. »
  106. Trudel, M.: Beginnings of New France, S. XI. »
  107. Siehe zu dieser Expedition v.  a.: Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 156ff. »
  108. Trudel, M.: Beginnings of New France, S. 3. »
  109. Ebd., S. 6. „The Atlantic seabord of the[…]continent was now charted in its entirety for the first time in history“. »
  110. Belmessous, S.: Greatness and Decadence in French America, S. 559–579, hier S. 560./Trudel, M.: Beginnings of New France, S. 7. Zwei Karten, die daraufhin in Italien entstanden, zeigen auf einer Karte von Amerika die „Fleurs de Lys“ und den Namen „Nova Francia“. Die französischen Ortsnamen verschwinden jedoch wieder früh. »
  111. Siehe Punkt 4.5.2 Vgl. auch: Belmessous, Greatness and Decadence in French America, S. 559–579, hier S. 561. »
  112. Für Cartier: Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 182ff./Trudel, M.: Beginningsof New France, S. 12f. »
  113. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 185. Die Annektierung des Landes war so gut inszeniert, dass selbst die Indianer angeblich verstanden, dass es sich um eine Inbesitznahme handelte. Auch: Trudel, M.: Beginnings of New France, S. 17. Dies war ein historischer Moment und „no contemporary text claims any such formal act“. »
  114. Belmessous, S.: Greatness and Decadence in French America, S. 559–579, hier S. 561. Vgl. auch: Bitterli, U.: Entdeckung Amerikas, S. 190. »
  115. Zu seinen Reisen siehe z.B.: Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 354f./Trudel, M.: Beginnings of New France, S. 164f. Siehe Kapitel Erste Kolonisierungsversuche vor den Kompaniegründungen. »
  116. Bitterli, U. EntdeckungAmerikas, S. 364. »
  117. Noms, S. 82. „Samuel Champlain, Escuyer, Cappitaine pour le Roy en la Marine“»
  118. Vgl. für die Gründe dieser Untätigkeit: Belmessous, S.: Greatness and Decadence in French America, S. 559–579, hier S. 565/Nicholas, H.: Ansiedlung und Kolonisation, S. 129–139, hier S. 129. Gründe dafür waren der englisch-spanische Konflikt, der Vertrag von Tordesillas, die maritime Ungleichheit und die negativen Erfahrungen, die man mit Land und Ureinwohnern gemacht hatte. »
  119. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 160. Die Küste war stark zerklüftet mit vielen Buchten und Flüssen, die man durchaus als Meerespassagen charakterisieren könnte./Middleton, R.: Colonial America, S. 19. „A mystery for Europeans“. »
  120. D’eprio, P./Pinkowish, M.: Sprezzatura, S. 174f. Dieses Amerikabild geht auf Columbus zurück, der annahm, dass Japan und China an der Stelle von dem noch nicht bekannten Nord- und Südamerika lagen. »
  121. Vgl. zu diesem Sachverhalt: Wellenreuther, H.: Niedergang und Aufstieg, S. 13. »
  122. Gilbert, Sir Humphrey in DNB. URL: http://www.oxforddnb.com/view/article/10690 (Aufruf: 23.01.2013). »
  123. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 163. /Middleton, R.: Colonial America, S. 9ff. spricht von einem Patent mit Handelsmonopol und vizeköniglichen Rechten. »
  124. Reinhard, W.: Europäische Expansion. Bd. 2., S. 137. »
  125. Siehe Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 165f./Middleton, R.: Colonial America, S. 11f./Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 115f. Dieses Unternehmen war maßgeblich vom Optimismus Hakluyts geprägt. »
  126. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 115. »
  127. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 170. »
  128. Schnurmann, C.: Vom Inselreich zur Weltmacht, S. 115. »
  129. Siehe für eine Zusammenfassung: Bitterli, U.: Entdeckung Amerikas, S. 191./Reinhard, W.: Europäische Expansion. Bd. 2, S. 153f. »
  130. Siehe v.  a.: Parkman, F.: Pioneers of France, S. 48–151. Bietet eine sehr detaillierte Darstellung. »
  131. Renaud, T.: Rivalry and Mutiny, S. 24–38, hier S. 33ff. »
  132. Morin, M.: Des nations libres sans territoire?, S. 1–70, hier S. 6. Morin spricht von einem Massaker. »
  133. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 353./Trudel, M.: Beginnings of New France, S. 164. Zum Beispiel in Tadoussac 1600, auf der Miscou Island 1626–1627 (Bucht St. Lorenz) oder in Matane (St. Lorenz Einfahrt) 1615–1616. »
  134. Kolboom, I./Mann, R.  : Akadien, S. 25ff. »
  135. Parkman, F.: Pioneers of France, S. 300. »
  136. Pilleul, G.: Le discours sur la Nouvelle-France, S. 133–144, hier S. 142. »
  137. Middleton, R.: Colonial America, S. 11 in Bezug auf das Scheitern der Roanoke Expedition. »
  138. First Charter, S. 1. Diese vier Personen sind „of and for our cittie of London“. Des Weiteren werden hier „Thomas Hannan“ und „Raleigh Gilbert“ als Esquiers aufgezählt. Jene gehörten aber der Nord-Virginia Gruppe an. »
  139. colonia in Georges. Bd.1, Sp.1281./colony in „Oxford Dictionary of British and World English“ (im Folgenden abgekürzt ODB). URL: http://oxforddictionaries.com/definition/english/colony?q=colony (Aufruf: 13.01.2013). »
  140. First Charter, S. 1.„[…]desirous to devide themselves into companies[…]“. »
  141. First Charter, S. 1. »
  142. Second Charter, S. 28–42. »
  143. Third charter, S. 79–84. »
  144. Elliott, J.: Empires of the Atlantic World, S. 27. weist auf eine charakteristische, ‚typisch‘ englische Passivität des Königs in Bezug auf die Charterkompanien hin. Im Gegensatz zur aktiven Haltung des französischen Königs. »
  145. First Charter, S. 1. »
  146. Wie im Kapitel England vor 1606 dargestellt, arbeitete Hakluyt schon länger an einem englischen Kolonialkonzept. »
  147. First Charter, S. 2. Wortkollokationen wie „greatly commending and graciously accepting theire desires“ oder „graciously accepte of and agree to theire[…]well intended desires“ verstärken die vermutete, königliche Zurückhaltung. »
  148. First Charter, S. 3–9. Hier vergibt der König persönlich die Rechte an die VC. Dabei werden die einzelnen Rechte stets mit „And wee doe likewise for us, our heires and successors, by theise present grannte[…]“(S. 3) eingeleitet. »
  149. First Charter, S. 6. „[…]fifte parte onelie of all same goulde and silver[…]“. »
  150. Second Charter, S. 43. »
  151. In Bezug auf die Rechte siehe Kapitel Die soziale Zusammensetzung der Kompaniemitglieder - adventurers, planters und associés im Vergleich. »
  152. In der Originalversion dieses Textes wurde diesem Aspekt ein ganzes Kapitel eingeräumt: Kapitel 4.2 Ziele und Privilegien der Kompanie und Kolonie. »
  153. Acte, S. 2. »
  154. Acte, S. 1. »
  155. Siehe zu den Gründen Kapitel Die soziale Zusammensetzung der Kompaniemitglieder - adventurers, planters und associés im Vergleich. »
  156. Acte, S. 1. „Richelieu[…],étant obligé par le devoir[…]de faire réussir les saintes intentions et desseins des dits Seigneurs Rois[…] [Henri IV. und Louis XIII.]“. »
  157. Acte, S. 2. Diese sechs Personen spielen in der Charter eine dominante Rolle und stehen stellvertretend für die zukünftigen Mitglieder der CNF. So versprechen sie im Artikel I persönlich und „tant pour eux et pour les autres, faisant le nombre de cent leurs Associés“ (S. 3) die Nouvelle-France zu besiedeln. »
  158. Acte, S. 2. »
  159. Acte, S. 2. »
  160. Huppe, L.  : L’établissement de la souveraineté européenne, S. 153–206, hier S. 162. In den französischen Patentbriefen für die Entdeckung Amerikas wird immer auf eine Kontinuität des königlichen Interesses verwiesen. Die englischen Chartern und Patentbriefe variieren häufig stark in ihrer Legitimation und in ihrer Referenz zur Vergangenheit. »
  161. 1609 waren es nur 17%; 1612 waren immerhin 38% der Teilhaber adlig. Siehe Abb. 1 im nächsten Kapitel. »
  162. Trudel, M.: Beginnings of New France, S. 2f. Z. B. bei der Beauftragung Verrazanos durch François I. »
  163. Middleton, R.: Colonial America, S. 9. Man vergleiche die Kaperfahrten von Francis Drake. »
  164. Acte, S. 2. Die Charter führt uns dies vor Augen. Der vorherige Monopolinhaber Guillaume de Caen bemühte sich nicht um die versprochene Besiedlung Neufrankreichs, sondern wirtschaftete lieber zu seinen Gunsten: „[…]plutôt pour l’intérêt des marchands que pour le bien et l’avancement du service du Roi au dits pays“(S. 2). Siehe auch vorheriges Kapitel. »
  165. Vgl. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 183. Schon Cartier hatte Probleme, eine Mannschaft in Saint Malo zu rekrutieren, da man die Errichtung eines königlichen Monopols auf den Fischfang fürchtete. »
  166. Kolboom, I./Mann, R.: Akadien, S. 21. »
  167. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd. 3/Nr.1, S. 3. Die bretonischen Fischer fürchteten um ihren lukrativen Fischfang vor Neufundland aufgrund eines eventuellen Monopols für eine Kompanie. »
  168. Kolboom, I./Mann, R.: Akadien, S. 29. Nur auf königlichen Druck gaben sie diese Waren wieder frei. »
  169. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd. 3/Nr. 1, S. 17. Die Einschreibungen der CNF gingen von Mai 1627 bis August 1628. Erst dann waren die hundert associés vollzählig. »
  170. Vgl. Kolboom, I./Mann, R.  : Akadien, S. 46, wie es z.B. in der VC der Fall war. »
  171. Kolboom, I./Mann, R.  : Akadien, S., S. 3. Vgl. auch Schorn-Schütte, L.: Geschichte Europas, S. 337. Die Vielzahl ‚privater Initiativen‘ machte die englische Kolonialpolitik v.  a. wirtschaftlich erfolgreich. »
  172. Klueting, H.: Das Konfessionellen Zeitalter, S. 228. »
  173. Elliott, J.: Empires of the Atlantic World, S. 26. »
  174. Black, J.: History of England. Bd. VIII., S. 267f. beschreibt das Streben vieler englischer Kaufleute. »
  175. Vgl. Blusse, L./Gaastra, F.: Companies and Trade, S. 3–16, hier S. 9./Bown, Merchant Kings. Damit steht Frankreich allgemein mit seinen ‚Königs-Kompanien‘ alleine da. Alle von Bown untersuchten Kompanien des 16./17. Jhd. waren Privatinitiativen. »
  176. In beiden Kompanien gab es Räte und eine allgemeine Vollversammlung der Anleger, in denen nach demokratischem Mehrheitsentscheid verfahren wurde. Diesem Aspekt wurde in meiner Examensarbeit ein ganzes Kapitel gewidmet: Kapitel 4.3 Aufbau, Verwaltung und Finanzierung der Kompanien »
  177. First Charter, S. 7. „[…]wee[…]give full power[…]to the saide[…]Compagnies[…]to take[…]so manie of our subjects as shall willinglie accompanie them[…]none of the[…]parsons[…]shalbe speciallie restrained by us, our heires or successors.“ »
  178. Third Charter, S. 88. »
  179. Vgl. stranger in ODB. URL: http://oxforddictionaries.com/definition/english/stranger?q=stranger (Aufruf:  05.01.2013.). „A person who does not know, or is not known, in a particular place or community.“. »
  180. Vgl. alien in ODB. URL  : http://oxforddictionaries.com/definition/english/alien?q=alien (Aufruf: 05.01.2013.). „A foreigner, especially one who is not a naturalized citizen of the country where he or she is living.“. »
  181. Larsen, E: Cabot, S. 6f. Larsen berichtet von einer großen lombardischen Kommune in Bristol. »
  182. Third Charter, S. 89. „oaths of supremacie and allegiannce“. »
  183. Vgl. z.  B. Second Charter, S. 34. „Martyn Freeman/ George Burton“ oder Third Charter, S. 82. „John Middleton/ John Drake“. »
  184. Second Charter, S. 40. »
  185. Third Charter, S. 84. »
  186. Jedoch gibt es auch Namen, die nicht der typisch englischen Orthografie des 17. Jhd. folgen. Vgl. z.B. Second Charter, S.  34. „Paul Vaulore/Jeffrey Duppa“. Eine linguistische Untersuchung diesbezüglich wäre sehr interessant und aufschlussreich. »
  187. Parry, J.: Europäische Kolonialreiche, S. 107. Frankreich war nicht gewillt oder fähig, so hoch im Norden ein Handelsmonopol zu schützen. Hier erkannte Frankreich nicht das Potential. »
  188. Beerbühl, M.: Expandieren und Vernetzen, S. 27–44, hier S. 27ff. England trug bereits zu Beginn des 17. durch seine ‚liberale Einwanderungspolitik‘ zur kommerziellen Vernetzung Europas bei. »
  189. Leuillot, P.: Influence du commerce, S. 612–629, hier S. 614. spricht in Bezug auf die East India Company von einer „association forte cosmopolitaire“. »
  190. Beerbühl, M.: Expandieren und Vernetzen, S. 27–44, hier S. 40. bezieht sich v.  a. auf die vielen deutschen Händler. »
  191. Siehe Kapitel Frankreich vor und um 1627 »
  192. adventurer in ODB. URL: http://oxforddictionaries.com/definition/english/adventurer?q=adventurer (Aufruf:  05.01.2013.). „Adventurer“ steht als Synonym obsolet für „financial speculator“. »
  193. First Charter, S. 1. Die Erste Charter machte noch keinen Unterschied zwischen adventurers und planters , sondern spricht als übergeordnete Kategorisierung von Collonie und als einzelne spricht sie „Knightes, gentlemen, marchanntes and other adventureres[…]“ an. »
  194. Second Charter, S. 42. »
  195. Vgl. auch Craven, W.: Virginia Company, S. 20. „The colonists who came to America in 1609 were thus encouraged to view themselves as being in no way inferior to those who sent them.“ »
  196. Third Charter, S. 85. »
  197. Middleton, R.: Colonial America, S. 27. »
  198. Second Charter, S. 53. »
  199. Third Charter, S. 84. „[…]whoe since our said last letters patent are become adventurers[…]shall from henceworth be reputed[…]free members of the Companie and shall[…]enjoie[…]liberties[…]as anie other[…]“. »
  200. Gates, Sir Thomas in DNB. URL: http://www.oxforddnb.com/view/article/10449?docPos=1 (Aufruf: 02.01.2013). Vor seiner Nobilitierung 1596 durch Elisabeth I. ist nichts über ihn oder seine Familie bekannt. Erst 1608 bekam er das erste Mal als Gouverneur nach Virginia und erlitt mit der „Sea Adventure“ Schiffbruch auf den Bermudainseln. »
  201. Somers, Sir George in DNB. URL: http://www.oxforddnb.com/view/article/26001?docPos=6 (Aufruf: 04.01.2013). Auch er war auf der „Sea Adventure“, erkannte die günstige Lage der Bermudainseln und setzte sich für deren Besiedelung ein. »
  202. Wingfield, Edward Maria in DNB. URL: http://www.oxforddnb.com/view/article/29735?docPos=3 (Aufruf:  04.01.2013). 1607 wurde er zum Repräsentanten der Kolonie gewählt, doch geriet schnell in Konflikt mit seinen Untergebenen, die ihn im selben Jahr noch des Amtes enthoben. 1608 kehrte er nach England zurück, wo er das Traktat „A Discourse on Virginia“ schrieb, womit er sich gegen die Anschuldigungen zu verteidigen sucht. »
  203. Bitterli, U. Entdeckung Amerikas, S. 174. Bitterli spricht von einer guten Mischung aus „Geschäftsleuten, Politikern und Kolonialpropagandisten“. »
  204. Vgl. z.B. Second Charter, S. 44. „Henrie, Earle of Southhampton“ oder „Lord Theophilus Howard“. »
  205. Horn, J.: Adapting to a New World, S. 27. 30,6% der englischen Emigranten waren Adlige (1607–1699). »
  206. Vgl. z.  B. Third Charter, S. 83 „Captaine John Kinge“ oder „Captaine William Beck“. »
  207. Horn, J.: Adapting to a New World, S. 63. London ist der „[…]best recruiting ground in the country[…]“. »
  208. gentlemen in ODB. URL: http://oxforddictionaries.com/definition/english/gentleman?q=Gentlemen (Aufruf:  04.01.2013.). »
  209. Vgl. z. B. Second Charter, S. 35. „Edward Fleetewood, gentlemen“ oder „James White, gentlemen“. »
  210. Second Charter, S. 38. Z.  B. „William Quick, grocer“. 1609 schreiben sich auffällig viele (57) grocers ein. »
  211. Second Charter, S. 38. Z.  B.: „Laurence Camp, draper“. »
  212. Third Charter, S. 84. Z.B. „William Fald, fishmonger“. »
  213. Second Charter, S.32. Z.  B. „William Russel, marchaunt“. Für Händler gibt es in den Chartern verschiedene Schreibweisen wie auch „merchant“ (S.32) oder „marchannts“ (Third Charter, S. 84.). »
  214. merchant in ODB. URL: http://oxforddictionaries.com/definition/english/merchant?q=merchant (Aufruf:  04.01.2013). »
  215. Horn, J.: Adapting to a New World, S. 29. „America opened bright new Horizons for small traders“. »
  216. Wie viele Personen sich in diesen Gemeinschaften zusammenfanden, lässt sich nicht nachweisen. Für die Diagramme ist jede companie als ein Mitglied gewertet worden, ansonsten wären nur rein spekulative Werte in Frage gekommen. »
  217. Second Charter, S. 41. »
  218. Second Charter S. 41. »
  219. Third Charter, S. 83. »
  220. Second Charter, S. 42. »
  221. Third Charter, S. 81. »
  222. Third Charter, S. 84. »
  223. Second Charter, S. 37 und S. 38. Z.B. „John Haward, clerke“ oder „Richard Shepparde, preacher“. »
  224. Second Charter, S. 28. »
  225. Third Charter, S. 79. In der Dritten Charter befinden sich vier „Lord Bishopps“ (S. 80). »
  226. Dazu ergänzend siehe Kapitel Synthese: Inklusion versus Exklusion. »
  227. Second Charter, S. 28. „Sir Humfrey Welde, Lord Mayor of London“. »
  228. Second Charter, S. 28. „George Bolls, Sheriffe of London. »
  229. Second Charter, S. 30. »
  230. Third Charter, S. 84. »
  231. Third Charter, S. 83. »
  232. In der Quellenedition von Bemiss finden sich viele Schreibweisen des Namens. Z.B. Sandes (Second Charter, S. 29) oder Sand (S.32). Bemiss stellt aber fest, dass diese Namen in anderen Quellensammlungen Sandys geschrieben werden (Vgl. Bemiss, S.: Three Charters, S. 30, Fn.6). Deshalb bietet er uns neben der alternativen Schreibweise auch immer den Familiennamen Sandys in Klammern an, wenn es sich um ein Familienmitglied handelt. Vgl. z.  B. Second Charter, S. 32: „Henrie Sand [Sandys]. »
  233. Second Charter, S. 32 »
  234. Third Charter, S. 82. »
  235. Second Charter, S.45. »
  236. Third Charter, S. 85. »
  237. Sandys, Edwin in DNB. URL: http://www.oxforddnb.com/view/article/24649/?back=,24650 (Aufruf: 06.01.2013). »
  238. Second Charter, S. 30. »
  239. Sandys, Sir Edwin in DNB. URL: http://www.oxforddnb.com/view/article/24650?docPos=1 (Aufruf: 31.01.2013.). »
  240. Vgl. Choquette, L.: Emigration et politique coloniale, S. 51- 65, hier S. 59. Viele Beteiligte des Kolonialunternehmens wohnten im Kommunikationsnetz Londons oder Bristols./Horn, J.: Adapting to a New World, S. 61. Die Händler holten als Siedler der VC ihre Verwandten aus den umliegenden Londoner Provinzen. »
  241. Craven, W.: Virginia Company, S. 22. Die Kosten für die Kolonie stiegen unerwartet. Die VC veröffentlichte dafür: „A True and Sincere Declaration of the Purpose and Ends of the Plantation Begun in Virginia“. »
  242. Horn, J.: Adapting to a New World, S. 26–29. »
  243. Elliott, J.: Empires of the Atlantic World, S. 8. Bis 1609 kamen auch immer mehr Gentlemen, die sich in der neuen Umgebung schwer taten. Ab den Einschreibungen 1612 ließ ihre Anzahl nach (siehe auch Abb. 3). »
  244. Vgl. Middleton, R.: Colonial America,  S. 30ff. »
  245. Third Charter, S. 83. „Captaine William Beck“. »
  246. Third Charter, S. 83. „Samuel Holiland, gentlemen“. »
  247. In der Second Charter gab es nur eine Frau namens „Millicent Ramesden, widowe“ (S.37). In der Third charter finden sich acht adlige Frauen: Z.  B. „Margaret, Countesse of Cumberland“(S.79) oder „Lady Elizabeth Graie“ (S. 80). »
  248. Vgl. z.B. Third Charter, S. 82: Z.  B.: „The Mayor and citizens of Chichester“. »
  249. Vgl. Choquette, L.: Emigration et politique coloniale, S. 51- 65, hier S. 59. 60% der Siedler, die nach Virginia gehen, kommen aus den Städten, davon 20% aus Bristol./Craven, W.: Virginia Company, S. 19. „This was a national effort“, aber v.  a. eine Anstrengung Londons. »
  250. Siehe Kapitel Die Compagnie de la Nouvelle-France - eine ‚elitäre Angelegenheit‘ weniger Franzosen. Neufrankreich soll nur mit naturels Francois catholiques besiedelt werden. »
  251. Acte, S. 3–5. »
  252. Vgl. étranger in CNRTL. URL: http://cnrtl.fr/definition/%C3%A9tranger (Aufruf: 07.01.2013). »
  253. Costagnos, P.: Richelieu face à la mer, S. 73. Zu den étrangers gehörten nicht nur sie, sondern auch Niederländer und Engländer, die über La Rochelle nach Neufrankreich reisen wollten. Vgl. auch die weitere Bedeutung von étranger in CNRTL: „(Celui, celle) qui n’est pas familier(ière) d’un lieu qui ne fait pas partie d’une collectivité donnée[…]En ignorer les coutumes, les événements, être tenu à l’écart de ce qui s’y passe“. »
  254. Vgl. passeport in cnrtl. URL: http://cnrtl.fr/definition/passeport (Aufruf: 07.01.2013.). Zwischen dem 15. Jhd. und 1907 benötigte man in Frankreich einen passeport als Erlaubnis zur Ausreise aus dem Land oder der Provinz. »
  255. Acte, S. 1. »
  256. Acte, S. 3. „[…]faire passer au dit pays[…]deux à trois cens hommes[…]“. »
  257. Articles, S. 14. »
  258. Articles, S. 9. Pour accomplir ce qui est porté[]sera fait fonds de la somme de trois cens mille livres, qui fera trois milles livres pour chacun des dits associés »
  259. qualité in CNRTL. URL: http://cnrtl.fr/definition/qualit%C3%A9 (Aufruf: 07.01.2013). »
  260. Articles, S. 9. , mille livres dans le dernier jour de Janvier prochain [1628][]et le surplus montant deux mille livres dans les années suivantes.“ »
  261. Vgl. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd.3/Nr.1, S. 416ff. »
  262. Noms, S. 85. „Ce que dessus[…]soussignez, sur les minuttes des actes signez par les dessus nommez[…]“. »
  263. Articles, S. 13. „[…]chacun des dits associés pourra vendre et remettre la part ou portion[…]“. »
  264. Articles, S. 13. „Le décès avenant […], s’il y a plusieurs héritiers, ils seront tenus de nommer l’un d’eux[…]“. »
  265. Articles, S. 13. »
  266. Erscheint seit 1933. 2011 kam der Band XX heraus. Er behandelt die Personen beginnend mit dem Buchstaben L. »
  267. Noms, S.81. »
  268. Vgl. ecuyer in CNRTL. URL: http://cnrtl.fr/definition/ecuyer (Aufruf: 08.01.2013.). »
  269. Roquemont de Brison, Claude, in DBC. URL:http://www.biographi.ca/009004-119.01-f.php?&id_nbr=242 (Aufruf:  07.11.2012). »
  270. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr.1, S. 418. Auch die Quellen schweigen ab dann über ihn. »
  271. Noms, S. 80. »
  272. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr.1, S. 416. »
  273. Noms, S. 81. »
  274. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr.1, S. 419. »
  275. Noms, S. 84. »
  276. syndic in CNRTL. URL: http://cnrtl.fr/definition/syndic (Aufruf: 07.01.2013). »
  277. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr.1, S. 425. »
  278. Noms, S. 81. »
  279. échevin in CNRTL. URL: http://cnrtl.fr/definition/%C3%A9chevin (Aufruf: 07.01.2013.). »
  280. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr.1, S. 419. »
  281. Noms, S. 80. »
  282. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr.1, S. 419. »
  283. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr.1, S. 416–425. »
  284. Vgl. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr. 1, S. 426ff. Trudel gibt hier eine Auflistung der 102 weiteren Personen, die der CNF zwischen 1628 und 1663 beitraten. »
  285. Vgl. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr. 1, S. 19. Es hat jedoch noch mehr Funktionäre gegeben, wohingegen die Händler bei einem Drittel blieben. »
  286. Die Werte für die Abb. 2 basieren auf dem Namensverzeichnis aller 100 Mitglieder der CNF von 1629 (Noms). Dabei wurde dieselbe Methode wie für die Abbildung der VC (Abb. 1) angewandt. Siehe auch Anm. 204. »
  287. Noms, S. 80. Er wird wieder mit vollem Titel des Chef et Surintendant erwähnt. »
  288. Noms, S. 82. »
  289. Noms, S. 83. »
  290. Noms, S. 81.. „Messire Isaac Martin de Mavvoy, Conseiller du Roy et[…]“. »
  291. NomsMessire Anthoine Ruze, Chevalier des ordres du Roy[…]et[…]“. »
  292. Noms, S. 83. „Maistres Claude de Brogelogne[…]et[…]“. »
  293. Noms S. 82–84. Z. B. der „Thrésorier Général de France en Provence“ (S. 82) oder „ […]en Bretagne[…]“ (S. 84). »
  294. Vgl. maître in CNRTL. URL: http://cnrtl.fr/definition/maitre (Aufruf: 06.01.2013.). »
  295. Noms, S. 83. »
  296. Costagnos, P.: Richelieu face à la mer, S. 72ff. gibt viele namentliche Beispiele für sein Beziehungsnetzwerk. »
  297. Trudel,  M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd. 3/Nr. 1, S. 33ff. Dies kann die Passivität vieler Adliger erklären. »
  298. Noms, S. 84. Z. B.: „Jean Pontac, Bourgeois de Paris“ oder „Jean Chiron, Marchand de Bordeaux“. »
  299. Noms, S. 80. Z.B.: „Adam Mannessier, bourgeois et marchand de la ville du Havre de Grâce“. »
  300. Noms, S. 81. Z.B.: „Claude Potel, marchand de Paris“ oder „André Ferru, Marchand Pelletier“. »
  301. Noms, S. 84. Z.B.: „Anthoine Nozereau, marchand de Rouen“ oder „Francois Mouret, marchand de Rouen“. »
  302. Noms,, S. 82–84. »
  303. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle France. Bd.3/Nr. 1, S. 18f. Aber auch z. B. nicht aus Saint Malo. »
  304. Noms, S. 81. »
  305. Noms, S. 81. „Maistre Martin Haguener, notaire au Chastelet de Paris“. »
  306. Noms, S. 81. „Maistre Guillaume Nicolle, advocat au Grand Conseil“. »
  307. Noms, S. 81. „Maistre André Daniel, docteur de Médecine“. »
  308. Erbe, M.: Frühe Neuzeit, S.14. Dieser Amtsadel hat bürgerliche Herkunft und hat häufig Jura studiert. »
  309. Noms, S. 81. »
  310. Noms, S. 82. »
  311. Noms, S. 82. »
  312. Noms, S. 82. »
  313. Noms, S. 83. »
  314. Acte, S. 4. „le ressort de la foi“ spielte als Motivation im Gründungsakt eine prädominante Rolle. »
  315. Vgl. auch Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd.3/Nr. 1, S. 19. »
  316. Vgl. Noms, S. 80/84. Die bereits erwähnten André (Doktor der Medizin) und Charles Daniel (Kapitän). „Claude Le Myre “ und „ Didier Le Myre “, beides „ bourgeois de Paris“ (S. 84). »
  317. Vgl. Noms, S. 81/83. „François Betrand, Sieur du Plessis S. Prié “ (S. 81). Oder: „Maistre Bonneau, Sieur du Plessis, Conseiller et Secrétaire du Roy“ (S. 83). »
  318. Noms, S. 80. »
  319. Trudel, M.: Histoire de la Nouvelle-France. Bd.3/Nr. 1, S. 18. »
  320. Vgl. Michon, C.: State Prelates in Renaissance France and England, S. 876–886, hier S. 876. »
  321. Wellenreuter, H.: Niedergang und Aufstieg, S. 23. »
  322. Smith, A.: The Emergence of a Nation State, S. 128–133, hier v.  a. 132f. Trotz Konflikte war das Parlament seit der Regierungszeit Elisabeth I. doch ein allgemeiner Stabilisierungsfaktor des Landes. »
  323. Vgl. Erbe, M.: Frühe Neuzeit, S. 16. Diese Unterschiede gehen u.  a. auf den „King in Parliament“ Gedanken von John Locke („Gewaltenteilung von Exekutive, Legislative und Judikative“) und dem monarchischen Denken von Jean Bodin („zur Aufrechterhaltung des inneres Friedens ist ein Souverän ohne Machtteilung vonnöten“) zurück. »
  324. Choquette, L.: Emigration et politique coloniale, S. 51–65, hier S. 64 drückt es passend aus: „Les habitants de la Grande-Bretagne étaient tout simplement de meilleurs colons que les paysans traditionnels de France“. »
  325. Landry, I.: Les immigrants en Nouvelle-France, S. 65–80, hier S. 68. »
  326. Dermigny, L.: East India Company, S. 453–466, hier S. 458f. »
  327. Beerbühl, M.: Expandieren und Vernetzen, S. 27–44, hier S. 29. England war vor allem an der Nutzbarmachung ausländischer individueller Wirtschaftskraft interessiert. »
  328. Parry, J.: Europäische Kolonialreiche, S. 105. Frankreich tat alles um „prospektiven Siedlern“ die Ausreise zu ermöglichen: Anschaffungskosten für landwirtschaftliche Geräte, Saatgut und Viktualien wurden von der Regierung bezahlt. Dadurch entstand in Neufrankreich eine disziplinierte, fruchtbare und wehrfähige Bevölkerung. »
  329. Dimier, V.: Le gouvernement des colonies, regards croisés franco-britanniques, S. 9. »
  330. Dimier, V.: Le gouvernement des colonies, regards croisés franco-britanniques, S. 9. vergleicht England und Frankreich im 19./20. Jhd. in Afrika. Des Weiteren vergleicht sie die „indirect rule“ Englands mit der „centralisation“ Frankreichs. »
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Autoreninformation

David Hense hat Geschichte und Französisch an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz studiert, im Studiengang Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. Derzeit befindet er sich im Referendariat.

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David Hense: Die Menschen der Virginia Company of London und der Compagnie de la Nouvelle-France – zwei frühneuzeitliche Handelskompanien im Vergleich, in: Skriptum 4 (2014), Nr. 1, URN: urn:nbn:de:0289-2014051737, Abs. XY [Datum des Zugriffes].