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Rabanus Maurus (um 780–856). Diener seiner Zeit – Vermittler zwischen den Zeiten

von Franz J. Felten

Wie können wir heute[Anm. 1], 1150 Jahre nach seinem Tod, einem bekennenden Mainzer nahekommen, der schon vor 500 Jahren auch in seiner Heimatstadt angeblich verachtet und ewiger Vergessenheit anheimgegeben war, der uns heute erst recht fern und fremd erscheint, obwohl er zwei Jahrzehnte Abt des seinerzeit wohl bedeutendsten Klosters und an seinem Lebensabend noch fast zehn Jahre Erzbischof der größten und wichtigsten Kirchenprovinz des Ostfränkischen Reiches war – ohne in der Politik eine herausragende Rolle zu spielen, soweit wir das erkennen können, dafür aber einer der produktivsten, vielleicht "der erfolgreichste Autor des 9. Jahrhunderts"[Anm. 2] war?
Sein äußeres Leben, soweit wir es aus versprengten Hinweisen rekonstruieren können, ist schnell erzählt: Nach eigenem Zeugnis in Mainz geboren und getauft, ca. 780, wurde er von seinen als wohlhabenden Grundbesitzern in Mainz und Umgebung bezeugten Eltern noch als Kind mit reichen Schenkungen ins Kloster Fulda gegeben. Nach der schulischen Grundausbildung wurde er zu dem berühmten angelsächsischen Gelehrten Alkuin geschickt, der zentralen Figur unter den Gelehrten am Hof Karls des Großen. Nach einem zweiten Aufenthalt in Tours um 802/803, wo Alkuin inzwischen Abt geworden war, wurde Raban Lehrer und bald Leiter der Schule in seinem Kloster Fulda.
Sein erstes literarisches Werk vollendete er um 810, ein höchst kunstfertiges Figurengedicht zu Ehren des heiligen Kreuzes, in dem er in kunstvoller Verbindung von Versen und Bildern zeigte, was er bei Alkuin, seinem zeitlebens verehrten Lehrer, gelernt hatte.
Sein zweites Werk, ein Traktat über die Bildung der Geistlichen, erwuchs bis 819 aus den Antworten auf die Fragen, die ihm seine Mitbrüder gestellt hatten. Raban hatte sich nach seiner Rückkehr, trotz oder vielleicht auch wegen seiner Konflikte mit seinem Abt, Ansehen im Konvent erworben. Es mag sein, dass er schon 817/818 nach der Absetzung Ratgars als Kandidat für das Amt des Abtes im Gespräch war. 821 jedenfalls war er als einziger Nicht-Prälat an der Translatio des Hl. Bonifatius aktiv beteiligt. 822 wurde er Abt – und zwar, nach allem, was wir erkennen können, ein sehr tüchtiger.
Neben seinen vielfältigen Pflichten lehrte und schrieb er auch als Abt unermüdlich, vor allem Kommentare zur Bibel, zum Matthäusevangelium beispielsweise, weil seine Mönche einen vollständigen Kommentar vermissten.[Anm. 3] Später selbst als Autoren und Lehrer berühmt gewordene Mönche strömten in dieser Zeit nach Fulda, wie z.B. Otfrid von Weißenburg, Walahfrid Strabo von der Reichenau, Hartmut von St. Gallen und selbst Lupus aus dem fernen Ferrières in der Nähe von Orléans.
Nach 842, als Raban von seinem Amt als Abt zurücktrat, wahrscheinlich nicht ganz freiwillig, hatte er dazu mehr Muße, vor allem für sein großes enzyklopädisches Werk De rerum naturis, das Rudolf von Fulda noch nicht erwähnt. Doch auch nach 847, als er zum Erzbischof von Mainz erhoben wurde, war er neben seinen Amtspflichten rastlos als Autor tätig, buchstäblich bis zu seinem Tod am 4. Februar 856. Nicht die einzelnen Etappen des Lebens, seine Leistungen als Abt und Erzbischof, die Befriedung eines großen, von starken inneren Spannungen erschütterten Konvents, die Reorganisation der Verwaltung des riesigen, weit gestreuten Grundbesitzes, wovon heute noch Originalquellen zeugen, die gerade für Mainz und den Mainzer Raum von Bedeutung sind, seine Bemühungen um Kirchenbauten und Reliquien, seine nur zu erahnenden Leistungen im Königsdienst und als Erzbischof sollen im Folgenden behandelt werden, sondern sein Oeuvre und seine daraus resultierende Bedeutung für seine Zeit und die Nachwelt.
Sich dem 'Menschen Raban' zu nähern, ist nicht einfach bei einem Mann, der sich "dem gierigen Blick des Biographen entzieht", wie ein guter Kenner seines literarischen Werkes vor kurzem formulierte.[Anm. 4] Wer ihm gerecht werden will, steht vor zwei großen methodischen Problemen. Zum einen sind unmittelbare Zeugnisse und zeitgenössische Aussagen über ihn ebenso spärlich wie seine eigenen. Zum anderen sind die Urteile späterer Historiker über den Mann und sein Werk oft eindeutig, aber auch sehr widersprüchlich.
Daher ist es nicht unangebracht in diesem Rahmen, einem geschichtsinteressierten, aber nicht fachwissenschaftlichen Publikum zu vermitteln, wie Historiker ihre Kenntnisse gewinnen und zu ihren oft kontroversen Urteilen kommen.
Die Quellenlage möge ein hier in Mainz besonders naheliegendes Beispiel illustrieren: Für die achteinhalb Jahre der Erzbischofszeit Rabans kommen die Mainzer Regesten, die freilich Dümmlers Edition der Briefe und Brieffragmente Rabans noch nicht benutzen konnten, gerade mal auf 43 Nummern, im Schnitt nur fünf Nachrichten pro Jahr also, aber nur, weil sie sämtliche Erwähnungen, Briefe, Widmungen von Werken und Dankschreiben, Epitaphien und Gedichtzeilen über die Weihe eines Altars, ja spätere Fälschungen mitzählen. Im Mainzer Urkundenbuch findet sich nicht eine einzige von ihm als Erzbischof ausgestellte Urkunde. Nur vier (echte) Herrscherurkunden wurden anscheinend für ihn als Abt ausgestellt, offenbar keine einzige für ihn als Erzbischof! Gewiss ist mit Verlusten zu rechnen, doch bleibt der Befund bemerkenswert. Größer ist zweifellos die Zahl der verlorenen Briefe an und von Raban, wie schon die bei den Magdeburger Zenturiatoren erwähnten Brieffragmente zeigen; die erhaltenen bzw. bezeugten Schreiben sind fast nur im Zusammenhang mit exegetischen und anderen Werken überliefert.
Noch dürftiger fällt die Musterung der großen erzählenden Quellen aus. In den sogenannten Reichsannalen wie in den Viten Karls des Großen oder Ludwigs des Frommen kommt Raban so wenig vor wie in dem ausführlichen, unmittelbar zeitgenössischen Bericht von Karls Enkel Nithard über die Bruderkriege der Söhne Ludwigs des Frommen und in den Fortsetzungen der Reichsannalen im West- und Mittelreich. Selbst die sogenannten Annales Fuldenses, die z.T. in Mainz von seinem Schüler Rudolf bzw. unter dessen Kontrolle geschriebenen Reichsannalen des Ostfränkischen Reiches, erwähnen Raban nur sechs Mal – und es ist interessant, was sie berichten: 844 übersandte Rabanus, "ein Gelehrter, der von den Dichtern seiner Zeit keinem nachstand, ein Buch vom Lobe des heiligen Kreuzes, voll mannigfacher Figuren, (von ihm) in einem bewundernswerten und schwierigen Gedicht verfasst, ... durch Astrich und Ruotbert, Mönche aus dem Kloster Fulda, an den Abt Sergius als ein Geschenk für den heiligen Petrus". 847 notieren sie ganz knapp seine Weihe zum Erzbischof und die erste Synode in Mainz, die Raban drei Monate nach seiner Weihe auf Befehl König Ludwigs abhielt; wie Raban zu diesem Amt kam, hält der Autor nicht für erwähnenswert – viel mehr interessiert ihn die Bestrafung der „falschen Prophetin“ Thiota in Mainz, "welche durch ihre Weissagungen den Sprengel des Bischofs Salomo (von Konstanz) nicht wenig beunruhigt hatte", da sie viele Anhänger, sogar aus dem Kreise der Kleriker, gefunden hatte. Von der Synode in St. Alban wurde sie zur Auspeitschung mit Ruten verurteilt und machte mit ihren Weissagungen Schluss. Ebensowenig erfahren wir 848, warum sich Vasallen Rabans gegen ihn verschworen hatten, sondern nur, dass König Ludwig ihn 848 auf der Reichsversammlung in Mainz mit ihnen aussöhnte – nicht etwa: sie bestrafte. Zum Jahr 850 findet sich hier in einem Bericht über eine schwere Hungersnot in Deutschland der eine Satz, der bis heute Rabans Ruhm im Rheingau begründet: "Es hielt sich aber zu der Zeit der Erzbischof Raban auf einem Hof seines Sprengels namens Winkel auf, wo er Arme, die von verschiedenen Orten kamen, aufnahm und täglich mehr als 300 speiste, die abgerechnet, welche beständig bei ihm aßen". Viel wichtiger sind dem Autor in diesem Zusammenhang aber die dramatischen Geschichten: Auf der Schwelle des Bischofshauses stirbt z. B. eine Frau, deren kleines Kind noch versucht, an der Brust der toten Mutter zu saugen; ausgehungerte Eltern in Thüringen waren bereit, ihren eigenen Sohn zu schlachten und wurden nur durch ein Wunder davor bewahrt, weil sie plötzlich einen Wolf über einer von ihm gerissenen Hirschkuh sahen.
852 wird die große Mainzer Synode unter Rabans Vorsitz beschrieben, mit deutlichem Akzent auf der Rolle des Königs, und 856 schließlich wird Rabans Tod notiert – ohne jeden Kommentar.
Wie falsch es aber wäre, aus der Dürre der Informationen den Schluss zu ziehen, sie spiegelte die mangelnde Bedeutung Rabans in seiner Zeit wider, zeigt ein vergleichender Blick auf seinen Lehrer, den berühmten Alkuin. Über zwei Jahrzehnte spielte er eine eminent wichtige Rolle am Hofe Karls des Großen, anders als Raban auch in der Politik, und doch wird er in den erzählenden Quellen der Zeit nur zweimal erwähnt; selbst sein Tod 804 wird von den Reichsannalen ignoriert.
Bei Alkuin wie bei Raban sind es die eigenen Schriften und die Zeugnisse der Schüler sowie der Nutzer ihrer Schriften, die für den Nachruhm sorgen. Für Raban war Alkuin zeitlebens die unangefochtene Autorität "magister meus beatae memoriae Albinus".[Anm. 5] Spektakulär ist das Denkmal, das er ihm – und zugleich sich selbst – mit dem Widmungsbild und dem begleitenden Text in seinem Kreuzgedicht errichtete: Der grauhaarige und bärtige Albinus = Alkuin legt seinen rechten Arm um den mit jugendlich dunklem Haar und bartlos dargestellten Maurus = Raban, der mit beiden Händen ein Buch = sein Werk de laudibus sanctae crucis bzw. liber sanctae crucis umfasst, und empfiehlt ihn in demütig-geneigter Haltung und mit entsprechendem Gestus der linken Hand dem erhöht sitzenden, als (Erz-?)Bischof dargestellten Heiligen Martin.[Anm. 6]
Von den ihm Nahestehenden äußert sich am ausführlichsten Rudolf von Fulda, den wir schon als mutmaßlichen Verantwortlichen für die ostfränkischen Reichsannalen kennenlernten. Seit 812 ist er an führender Stelle in der Klosterkanzlei, wohl auch in der Klosterschule belegt, kannte also seinen Lehrer (magister meus) sehr gut.[Anm. 7] Zwischen Rabans Rücktritt vom Abbatiat und der Berufung zum Erzbischof von Mainz schrieb Rudolf die Miracula der Heiligen, die Abt Raban erworben und in Fuldaer Kirchen transferiert hatte. Die sehr detailreichen Berichte, in die auch die Gedichte Rabans zu Ehren der einzelnen Heiligen eingefügt sind, werden von zwei kurzen Portraits Rabans flankiert. Sie provozieren geradezu die Frage: Was ist Rudolf an seinem Lehrer vor allem wichtig? Welches Bild von ihm will er der Mit- und Nachwelt von dem Mann vermitteln, den er in seinen Annalen, wenn sie denn von ihm stammen, kaum würdigt? Zwei Aspekte kennen wir bereits aus der Annalennotiz zu 844: den Gelehrten und den Dichter. Sie werden im ersten Kapitel der Miracula, gleich nach einer einleitenden kurzen Geschichte Fuldas, um die Aspekte des vorbildlichen Mönchs, Verwalters und monastischen Lehrers ergänzt und differenziert: Raban war ein vir valde religiosus und vor allem in der Heiligen Schrift sehr gebildet. Wann immer er sich von seinen weltlichen Pflichten (als Abt) freimachen konnte, unterrichtete er andere darin oder ergötzte sich durch ihr Studium in Lektüre und Diktat. Dennoch war er ein hervorragender Abt, der auch durch sein Beispiel lehrte, so wie es das allen Mönchen gut bekannte zweite Kapitel der Benedikts-Regel fordert. Er vollendete die Klosterbauten und schmückte die Kirchen mit wertvollen Metallarbeiten. Auf den Außenbesitzungen des Klosters, wo Mönche lebten, den sog. Zellen, ließ er Kirchen bauen, an die 30 – stets mit Erlaubnis des Bischofs, wie Rudolf betont. Mit der Verwaltung der Besitzkomplexe betraute er getreue Verwalter; wo Kirchen waren, setzte er vor allem Priestermönche ein.[Anm. 8] Im 15. und letzten Kapitel greift Rudolf Rabans Liebe zur Hl. Schrift wieder auf und suggeriert, dass er die Last des Abtsamtes niedergelegt habe, um sich auf dem Petersberg dem Dienste Gottes und dem Studium der himmlischen Philosophie zu widmen – und listet dann nicht weniger als 22 Werke auf, der älteste Werkkatalog Rabans.[Anm. 9]
Als hervorragenden Abt und Gelehrten (rector et doctor optimus) rühmen Raban fast ein Jahrhundert später die Gesta abbatum, eine knappe Aufzeichnung der Taten der Äbte von Fulda seit den Anfängen bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts.[Anm. 10] Raban habe das Kloster in zwanzig Jahren so voran gebracht, dass es alle anderen Klöster des Reiches übertreffe. Die Gesta nennen die Kunstwerke, die er anfertigen ließ, erwähnen die Prozession am Palmsonntag, die er einrichtete, vor allem aber rühmen sie seine Verdienste um die Bibliothek, die er um so viele Bücher vermehrte, dass sie kaum gezählt werden können. In allem Guten lehrte er seine Mönche durch sein Beispiel, auch hier wieder der vorbildliche Abt, und hinterließ ein wohl ausgestattetes Kloster, als er sich auf den Petersberg zurückzog, bevor er schließlich zum Erzbischof erhoben wurde.
Ja, in der Notiz zu einem der Nachfolger findet sich sogar die Wendung: laudabiliter hrabanice gubernauit, mit einer ähnlichen Leistungsbilanz wie Raban. Um so bemerkenswerter ist, dass Raban im Mittelalter in seinem Kloster anders als seine Vorgänger Sturmi, Baugulf und Eigil keine Vita erhielt, obwohl sein Schüler Rudolf eine Vita der Hl. Lioba und weitere hagiographische Texte schrieb, er erst neun Jahre nach Raban starb und auch andere hagio-historiographische Werke in Fulda entstanden.
Erst Johannes Trithemius, der gelehrte Abt von Sponheim, später von St. Jakob in Würzburg, füllte 1515 diese empfindliche Lücke auf Bitten des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg, der die sterblichen Überreste Rabans als Reliquien eines Heiligen nach Halle überführte.[Anm. 11] Trithemius verfuhr dabei nach seiner Art mit viel Phantasie, so dass am Ende ein idealer, humanistischer, gelehrter Abt vor uns steht.
So mussten für lange Zeit die wenigen Zeilen in Rudolfs Miracula der Fuldaer Heiligen als Vita Rabani gelten; noch Mignes Patrologia zählt sie als Vita prima, obwohl sie bis dahin wenig verbreitet war und "das weitere Bild des Autors Hraban nicht zu prägen vermocht (hatte)".[Anm. 12] Hervorragende Kenner Rabans aus der mittellateinischen Literaturwissenschaft versichern uns, hier liege eine "Dichterbiographie" vor, die gerade als "Nichtbiographie" der "Selbststilisierung Hrabans als inspiriertem Dichter" huldige.[Anm. 13] Rudolf aber geht es in seinem Text zuvörderst um die Fuldaer Reliquien und die von ihnen gewirkten Wunder. Rabans "Selbstbiographie in Versen", die er selbst in der Einleitung zu seinem Erstlingswerk zum Lob des hl. Kreuzes seinem Lehrer Alkuin in den Mund legt und auf die mit dem Begriff „Selbststilisierung“ Bezug genommen wird, ist allenfalls eine "selbstbiographische Halbaussage" eines noch jungen Mannes, der sich mit Blick auf den Empfänger als Schüler Alkuins präsentieren und durch sein Werk zeigen will, was der fränkische Knabe aus Mainz in Tours in der Dichtkunst und in der Heiligen Schrift gelernt hat.[Anm. 14] Zur Zeit der Abfassung hatte Raban sein Leben und seine Karriere als Abt, als Erzbischof und auch als Gelehrter noch vor sich. An deren Ende ist von Dichterstolz nichts mehr zu spüren: In seinem selbst verfassten Epitaph präsentiert sich der über siebzigjährige Erzbischof vor allem als Mönch, der in Fulda das Mönchsleben gelernt hatte, nach der Regel den Älteren gehorchte, dem die heilige Regel überhaupt Richtschnur seines Lebens und seine Mönchszelle eine willkommene Wohnung (mansio grata) war. Von seiner Dichtung ist keine Rede, von seinem Abbatiat wie von seinem wahrlich umfangreichen Oeuvre allenfalls in einer höchst subtilen Anspielung in den Versen über seine Erhebung zum Erzbischof: "Als schon viele Jahre verstrichen waren (in der Mönchszelle) kamen Männer, die mich Schwachen von zu Hause wegschleppten, vor den König führten und forderten, ich sollte das Bischofsamt übernehmen. Mich, bei dem eigentlich kein Verdienst der Lebensführung, der Lehrweisheit, kein mit Recht wohlgefälliges Werk eines Hirten zu finden war".[Anm. 15] Die erste Demutsbekundung wird durch seine eigenen Aussagen über sein monastisches Leben im ersten Teil dementiert, die beiden anderen durch das Zeugnis Rudolfs, das er zu dem Zeitpunkt gewiss kannte und schätzte.
Auch ihm persönlich ferner stehende Zeitgenossen zollten ihm einschlägiges Lob: Kaiser Lothar etwa schrieb dem "orthodoxen Magister" ca. 854–855, wie sehr er Gott danke, dass dieser ihm einen "Werkmeister gleichen Verdienstes und gleicher Gelehrsamkeit" geschenkt habe, wie den Kaisern der Spätantike mit den Kirchenvätern Hieronymus, Augustinus, Gregor und Ambrosius.[Anm. 16]
In der Tat ist Raban mit den schon von Rudolf gerühmten Qualitäten auch außerhalb Fuldas in die Erinnerung eingegangen. Notker von St. Gallen z.B. nennt nur ihn neben Alkuin als Kommentator der Bibel in der Karolingerzeit; wenn man einen Gesamtkommentar der Bibel brauche, so genüge der Rabans.[Anm. 17] So finden wir ihn auch in späteren mittelalterlichen Katalogen der viri illustri als gelehrten Autor. Dante sieht ihn im Paradies (XII.139) mit den hochmittelalterlichen Kirchenlehrern Anselm von Canterbury und Hugo von St. Victor, Ordensleuten wie Bonaventura und Abt Joachim von Fiore. Trithemius entwickelt an seinem Beispiel geradezu ein Idealbild eines frommen und gelehrten Mönchs – doch auch seine Vita wurde lange Zeit kaum bekannt.
Mit den deutschen Humanisten kam eine Prise Nationalstolz zur Würdigung Rabans hinzu: In der Schedel'schen Weltchronik heißt es 1493: "ein clostermann und teutscher abbt zu Fulden und darnach ertzbischoff zu mayntz. der heiligen schrifft und der poetrey ein hochgelehrt man hat dieser zeyt auß größe seiner synnreichigkeit vil trefflicher schrifft und buecher gemacht".[Anm. 18] Zugleich wird Walahfrid Strabo als Rabans "iunger" gelobt.
Viel tiefer in die rhetorische Kiste griffen wenig später Jakob Wimpfeling und Johannes Reuchlin: "O was für ein vortreffliches und jeder Verehrung würdiges Werk", so schließt Wimpfeling seinen Lobpreis von Rabans Gedicht zum Lobe des Heiligen Kreuzes, "durch das nicht unverdient Germanien, das einen solchen Mann hervorgebracht hat, bekannt und berühmt wird".[Anm. 19] Wimpfeling rühmt ihn vor allem als Deutschen (teutonicus), dessen Schriften, wie die späterer christlicher Autoren in Deutschland, die heidnischen Autoren als Schullektüre ablösen sollten.[Anm. 20] Johannes Reuchlin preist Pforzheim, seine Vaterstadt, und den Buchdrucker Thomas Anselm glücklich, weil durch sie Rabans Werk vom Kreuz erstrahle. Rabans Kreuz strahle mehr als das Konstantins, sein Autor übertreffe leicht die antiken Dichter. Pforzheim lebe hoch als zweite Mutter Rabans.[Anm. 21]
Trithemius rühmt ihn in immer neuen Anläufen als einzigartigen Fürsten der Gelehrsamkeit, der in ganz Germanien und im dreigeteilten Gallien zu Recht verehrt werde; als erster geborener Deutscher habe er richtig Latein und Griechisch gelernt und gelehrt, als erster aus Rom die Wissenschaft nach Deutschland geholt, sie den Germanen beigebracht und so die Barbarei aus Germanien vertrieben; als erster habe er bei den Germanen eine öffentliche Schule der Mönche eingerichtet, wo er nicht nur Mönche (aus ganz Germanien und Gallien), sondern auch weltliche Zuhörer gehabt habe.[Anm. 22] In diesem überschwänglichen Lob gründet der im frühen 19. Jahrhundert geprägte Beiname praeceptor Germaniae[Anm. 23], der neuerdings, wie auch der "Apostel der Deutschen" des Bonifatius, als "unsachgemäße Übertreibung" verworfen wird[Anm. 24] – mit unzureichenden Argumenten.
Im 19. Jahrhundert geriet Rabanus freilich auch in die literarisch wie wissenschaftlich motivierte Kritik. Die Humanisten hatten noch in den höchsten Tönen die nie mehr erreichte Kunstfertigkeit gepriesen, mit der Raban in seinem Kreuzgedicht Illustration und Text miteinander verwoben hatte, worin Raban selbst schon den eigentlichen Wert seines Kunstwerks gesehen hatte: "Wenn Du das Buch jemandem zum Abschreiben überlässt, dann ermahne ihn, dass er die Ordnung der Figuren und der Umschriften sorgfältig beachtet, damit das Werk nicht durch Veränderung der Figuren oder der Schrift seinen Wert verliert"[Anm. 25], beschwor er seinen Mitbruder Hatto, der das Werk angeregt und aktiv begleitet hatte. Der französische Historiker, Kunst- und Literaturphilosoph Hippolyte Taine (1828–1893) hingegen schmähte es als "morceau de tapisserie".[Anm. 26] Selbst der Herausgeber der Briefe und Gedichte Rabans, Ernst Dümmler, sah 1877 darin "unerträgliche Künsteleien".[Anm. 27] Für Max Manitius, den Verfasser einer auch heute noch viel benutzten Literaturgeschichte des lateinischen Mittelalters, waren (1911) Rabans Gedichte überhaupt ganz eintönig und meist völlig inhaltslos. "Nirgends tritt in ihnen eine kräftige, eigene Persönlichkeit hervor, ihr Inhalt ist wenig anziehend, ihr Ton matt und wortreich, voll von konventionellen Phrasen des Klerikers".[Anm. 28] – En passant zeigt sich die dahinter stehende Geisteshaltung. Der bedeutende Kirchenhistoriker Albert Hauck befand um dieselbe Zeit kurz und bündig, Raban habe "Gedichte gemacht, ohne zum Dichter geschaffen zu sein".[Anm. 29]
Ähnliche Urteile finden sich bis in die jüngste Zeit, obwohl sich seit längerem ein neues Verständnis für diese Art Dichtung herausgebildet hat, nachdem Künstler wie Mallarmé und Apollinaire, Dadaisten und Futuristen wiederum Formen visueller Poesie geschaffen und so das Interesse auch für Rabans Figurengedichte wieder stimuliert hatten, mit dem Ergebnis, dass man in Rabans Kreuzgedicht einen "Gipfelpunkt" dieser Gattung sieht.[Anm. 30] Eine vergleichbare Entwicklung vom Lobpreis über Kritik und Verwerfung nahm auch die Beurteilung der wissenschaftlichen Werke Rabans. Unbestritten ist, auch bei seinen Kritikern, dass Raban der "angesehenste Lehrer und der einflussreichste Schriftsteller Deutschlands", "der fruchtbarste und tätigste unter den theologischen Schriftstellern der deutschen Kirche nach Karl dem Großen gewesen ist", so Albert Hauck wiederum, obwohl er Raban dichterische Fähigkeiten absprach.[Anm. 31] Ein Blick auf Mignes Patrologie zeigt, dass Raban mit sechs Bänden Isidor von Sevilla mit vier und Alcuin mit zwei Bänden deutlich hinter sich lässt – und längst nicht alle Werke Rabans sind dort ediert.
Strittig hingegen ist die Frage, wie bedeutsam sie sind. Ein Kriterium dafür ist sicher der Ruhm, den Raban schon zu Lebzeiten erfuhr und der nie ganz verblasste – aber nur partiell durch die Verbreitung seiner Werke gedeckt wird, wie Raymund Kottje in vielen Jahren des Sammelns von Nachweisen zeigte. Daraus zog er den Schluss: "Hrabanus ohne Einschränkung als 'Praeceptor Germaniae' zu bezeichnen, wird also durch die Überlieferung seiner Werke noch weniger begründet als durch die bisher berücksichtigten Quellen".[Anm. 32]
Folgt dies aber ohne weiteres aus der quantitativen Analyse der Verbreitung der Handschriften mit Werken Rabans im Mittelalter? Selbst wenn wir das bekannte Problem von Überlieferungschance und Überlieferungszufall außer Acht lassen, bleibt die grundsätzliche Frage: Was ist für die Bedeutung von Rabans Werk und Wirken damit gewonnen, wenn die immerhin über 1.000 oder 1.500[Anm. 33] Handschriften mit Werken Rabans sehr ungleichmäßig in Zeit und Raum nachgewiesen sind? Wenn z.B. von dem Kommentar zu Ezechiel etwa nur vier, von dem bekannten Buch über die Erziehung des Klerus nur zwölf[Anm. 34], von seiner Enzyklopädie gar nur zwei Handschriften bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts bekannt sind? Soll man daraus schließen, dass Rabans Nachschlagewerk De rerum naturis, das die berühmte Enzyklopädie Isidors von Sevilla (gest. 636) für die Bibelexegese handlich aufbereitete, im 9. Jahrhundert weniger wichtig war als in späteren Jahrhunderten, aus denen viel mehr Manuskripte, teilweise mit Illustrationen, überliefert sind? Wohl kaum. Könnte es nicht auch sein, dass die Manuskripte des 9. Jahrhunderts schlicht "verbraucht" wurden, ähnlich wie heutzutage für die beliebtesten Lehrbücher einer Lehrbuchsammlung am ehesten Ersatz beschafft werden muss, so dass meist Neuauflagen oder ähnliche Werke die Stelle einnehmen? Ist überhaupt die ‘Bedeutung' eines Autors an der Überlieferung seiner Werke zu messen oder muss nicht auch die Rezeption bedacht werden, die freilich mühselig zu erforschen ist?
Schließlich wissen wir recht gut, wie begehrt Werke Rabans in seiner Zeit waren. Fast der gesamte überlieferte Briefwechsel besteht aus Bitten um Übersendung von Abschriften oder Begleitschreiben zu erbetenen Schriften. Kaiser und Könige, Bischöfe, Mönche und Laien verlangten Abschriften von Rabans Werken, von denen sie gehört, die sie irgendwo gesehen hatten. Sie wollten Kommentare zu möglichst vielen biblischen Büchern, aber auch Belehrung über aktuelle oder zeitlose Fragen des Glaubens, des Kirchenrechts, der pastoralen Praxis, Predigten und Predigtsammlungen.
Schon Rabans erster Traktat, über die Bildung der Kleriker, erwuchs aus den Antworten auf Fragen seiner Brüder, vor allem derjenigen, die selbst Kleriker wurden. Sie drängten Raban, instantissime postulabant, immo cogebant, die ad hoc gegebenen, teils mündlichen, teils schriftlichen Auskünfte in einem systematischen Band zusammenzufassen, mit dem sie ihre Wissbegierde befriedigen könnten und den Raban dann – anscheinend noch unaufgefordert – auch Erzbischof Haistulf zusandte, ebenso wie wenig später seinen Matthäus-Kommentar, als bequeme Lektüre für die Brüder unter der Leitung des Erzbischofs. Offenbar war der Erzbischof damit sehr zufrieden, erbat er sich doch bald darauf eine Sammlung von Predigten zu den wichtigsten Festen im Kirchenjahr, zu den verschiedenen Arten der Tugend und der Laster, den Rabanus aus Zeitnot nur in einzelnen Lieferungen erarbeiten und liefern konnte, bat er den Erzbischof doch darum, alles in einem Band zusammen zu binden.[Anm. 35]
Schon früh erscheint Raban in seinen Briefen wie ein Gehetzter. Kurz nachdem er Abt geworden war, drängte Bischof Frechulf von Lisieux (823–853) auf einen Kommentar zu den fünf Büchern Mose. Die Zeit dafür konnte Raban kaum aufbringen, wie er Frechulf schreibt, weil ihn die Sorge für die Ernährung seiner in ländlicher Abgeschiedenheit lebenden Herde in Anspruch nahm. Da Frechulf von Lisieux aber offenbar sehr dringend darum gebeten hatte, schickte er ihm vorab den Kommentar zur Genesis, den Rest auf inständiges Drängen auf Raten.[Anm. 36]
Aus den Briefen erfahren wir en passant auch, wie die Handschriften verbreitet wurden. Dem Bischof Friedrich von Utrecht, der eine ‘Hilfe zum Studium der Heiligen Schrift' erbeten hatte, schickte Raban einen Kommentar zum Buch Jesus Sirach. Elegant nutzte er die Gelegenheit, den Bischof daran zu erinnern, dass er ihm schon vor Jahren seinen Matthäus-Kommentar zur Abschrift überlassen – und nicht zurückbekommen hatte. Der neue Kommentar solle eine vorweggenommene Belohnung für die nun erhoffte Rücksendung sein.[Anm. 37]
Die Wünsche der Bittsteller waren unterschiedlich präzise formuliert: Abt Hilduin von Saint-Denis hatte durch einen Fuldaer Mönch, den Raban zum Hof geschickt hatte, sich schlicht "ein nützliches Buch" erbeten. Raban schickte ihm 829 seinen Kommentar zum Buch der Könige, den er für seine Fuldaer Brüder verfasst hatte. Kaiser Lothar hingegen wollte Kommentare für ganz genau angegebene Teile verschiedener biblischer Bücher, weil die vorliegenden Kommentare des Hieronymus und Gregors sie nicht abdeckten.
Die Wünsche rissen nie ab. Raban schrieb und korrespondierte ohne Unterlass, in den Zeiten des Abbatiats wie in den Jahren der Muße auf dem Petersberg und auch noch, als er Erzbischof geworden war – buchstäblich bis zum Tode im Februar 856. Kurz vorher erhielt König Lothar II. noch ein Werk über die Seele, verbunden mit einem Auszug aus Vegetius, einem römischen Militärtheoretiker. Angesichts der Normanneneinfälle könnte es dem König vielleicht nützlich sein zu erfahren, wie die Römer ihre Rekruten ausgebildet hätten[Anm. 38] – für Rabans Kritiker ein Beweis für die naive Weltfremdheit des Buchgelehrten. Könnte man nicht auch anerkennen, dass er noch an der Schwelle des Todes einen Blick für die Nöte der Zeit hatte und mit seinen Mitteln helfen wollte?
Raban bemühte sich stets nach Kräften, alle Bitten zu erfüllen, auch wenn es ihm wegen seiner alltäglichen Pflichten als Klosterleiter, immer öfter auch krankheitshalber, schwer fiel, das Gewünschte zu liefern. Oder auch, weil gerade ein Königsbesuch anstand oder weil kein Exemplar des gewünschten Werkes greifbar war, da es noch zum Abschreiben unterwegs war.[Anm. 39]
Die Frage drängt sich auf, wie Raban diese Arbeitsleistung neben seinen amtlichen Pflichten erbringen konnte. Wir kennen seine Klagen über Zeitnot, aber auch seine hohe Motivation. Wir erfahren von Rudolf, dass Raban, wann immer er konnte, den weltlichen Pflichten des Abts das Studium der Heiligen Schrift vorzog. Noch in seinem Epitaph betont Raban selbst, wie lieb ihm diese Beschäftigung war.[Anm. 40]
Dazu kommt die zeitsparende Arbeitsweise Rabans: Er war, wie seine modernen Erforscher sehr kritisch angemerkt und teils minutiös nachgewiesen haben, ein lupenreiner Kompilator; fragt sich nur: ein "öder", so kein Geringerer als Ernst Robert Curtius[Anm. 41], ein "ungeschickter"[Anm. 42] oder ein "intelligenter", d.h. "mit Sachkenntnis und Ausdauer" und "beachtlicher Selbständigkeit"[Anm. 43]? Negativ urteilte wiederum Manitius, der für viele Kritiker des 19. und 20. Jahrhunderts stehen kann: "Auch in diesen zahlreichen und umfangreichen Schriften (gemeint sind die Bibelkommentare, F.J.F.) ist er völlig unselbständig. Sie sind fast einfache Plagiate aus den Werken der Kirchenväter bis auf Isidor und Beda. Hraban kompiliert hier nicht, sondern schreibt seine Quellen ab, wobei er sich, wie schon Alchwine, der Unterstützung durch seine Schüler bediente."[Anm. 44]. Noch Theodor Schieffer meinte in seinem Vortrag zum Jubiläum von 1956, so etwas ließe man "heute … schon bei einem Studenten im ersten Semester nur als vorbereitende Stoffsammlung gelten".[Anm. 45]
An der Tatsache selbst ist kaum zu zweifeln. Doch urteilt man heute deutlich milder – und zugleich sachgerechter. Lange hat man Raban damit entschuldigt, seine Zeit habe eben eine andere Einstellung zum geistigen Eigentum gehabt als die Moderne mit ihrem Kult des Genies und der Originalität, oder: ein Plagiat liege schon deshalb nicht vor, weil Raban ja seine Quellen und seine eigenen Beiträge am Rande durch Abkürzungen kenntlich gemacht und seine Abschreiber dringend gebeten habe, dies ebenfalls zu vermerken. Fast meint man einem Disziplinarverfahren um gute wissenschaftliche Praxis beizuwohnen, in dem Kritiker wie Manitius freilich sofort einwenden würden: "Zuweilen, wie im Genesis- und Matthäuskommentar, nennt er seine Hauptquelle gar nicht, obwohl er angibt, stets die Namen der benutzten Väter zu nennen".[Anm. 46] Rabans Anwälte verweisen dagegen entlastend auf die Möglichkeit, diese Angaben am Rande der Textblöcke könnten beim Abschreiben weggelassen worden sein. Diese Entschuldigung verfängt freilich nicht, wenn er, wie man es auch heute noch erlebt, Belege angibt, aber die angegebenen Autoren aus zweiter Hand, nach Beda nämlich, zitiert – und diesen nicht angibt. Dann hilft nur noch das Argument, dass auch ein so berühmter Autor wie Isidor von Sevilla fast nie seine Gewährsleute nenne und durchweg indirekt zitiere.
In ähnlicher Weise wie der Plagiatsvorwurf wird der nicht zu leugnende Tatbestand der Kompilation relativiert. Raban, so heißt es heute beschwichtigend, habe zwar kompiliert, freilich nicht "in wunderlicher und wenig geschickter Weise", wie Manitius mit gewohnter Strenge befand, sondern "durchaus mit Sinn und Verstand"[Anm. 47].
Raban braucht solche Entschuldigungen nicht. Denn sein Verfahren der Texterstellung entspricht, wie er selbst betont, den Wissenschaftsstandards seiner Zeit und der kirchlichen Tradition. Es ist die Methode "großer Männer und gelehrter Doktoren", schreibt er dem Abt Hatto von Fulda, der ihn um Auskunft über die erlaubten Grade der Verwandtschaft bei Eheschließungen und über magische Praktiken gebeten hatte: Bei ihren Antworten auf schwierige Fragen stützten sie sich auf die Autorität der Heiligen Schrift und die Sentenzen der heiligen Väter, die sie kurz und klar im Hinblick auf die gestellten Fragen zusammenstellten.[Anm. 48] Schon im Begleitschreiben zu seinem ersten Traktat über die Bildung der Kleriker hatte er Erzbischof Haistulf versichert, er habe nur wiedergegeben, was er bei den Vätern gefunden habe und genau seine Arbeitsweise beschrieben: Nach Aufzählung seiner Gewährsleute von Origenes über Hieronymus, Augustinus und Gregor den Großen bis zu Cassiodor und Isidor fährt er fort: Teils habe er wörtlich zitiert, teils mit eigenen Worten referiert und nur, wo es unbedingt nötig war, Eigenes hinzugefügt.[Anm. 49]
Verschiedene Motive erklären dieses in seiner Zeit und weit darüber hinaus übliche Verfahren. Bescheidenheit, ja Demut ist nur eines davon: Eigenes zu schreiben statt sich auf die Lehre der Väter zu stützen, erscheine ihm als Arroganz, als eitles Streben nach Ruhm. Schwerer mag die schon gegenüber Haistulf beteuerte Bemühung gewogen haben, nur Richtiges und Rechtgläubiges im Sinne der katholischen Tradition zu schreiben. Frechulf erklärt er genau, wie er seinen Genesiskommentar verfertigte: Er habe die Stellen, die er bei den verschiedenen Vätern verstreut gefunden habe, jeweils an passender Stelle eingefügt – im Sinne des zu seiner Entlastung angeführten ‘Kompositionsprinzips' – und mit den Namen der Zitierten versehen – so wie es ihm Beda vorgemacht habe; genauso habe er seine eigenen Gedanken mit seinem Kürzel versehen, damit der Leser sofort sehe, was er der Tradition der Väter verdanke und was seiner eigenen Schwachheit entspringe; er schreibe zwar in rustikalem Stil, aber doch, wie er glaube, gut katholisch.[Anm. 50] So gut wie nie, selbst im Alter nicht, fehlt die salvatorische Bitte, Irrtümer zu entschuldigen und sofort zu korrigieren.
Mit John J. Contreni und Marc-Aeilko Aris können wir diese immer wieder vorgebrachten Argumente nicht nur als defensive Exordial-Topik, sondern als Methodenreflexion interpretieren, deren Grundlagen Raban mit seinen Kollegen und Korrespondenzpartnern teilte: nostrum est citare testes. – So hat Raban es bei Alkuin gelernt, dieser wiederum verdankte seine Bildung der Kathedralschule von York und damit der für das mittelalterliche Europa so wichtigen angelsächsischen Wissenschaftstradition, der es um das Entdecken, Sammeln und Sichern des Wissens ging. "Das Autoritätsargument als Inbegriff der wissenschaftlichen Methode ist in der für Aethelbert und Alkuin verbindlichen Gestalt bereits von Beda Venerabilis für die theologischen Bedürfnisse der Zeit fruchtbar gemacht und in seinen Schriftkommentaren angewandt worden."[Anm. 51] In den Worten Rabans: Hieronymus und Augustinus und die anderen Väter haben ihre Schriften durch das Zeugnis der heiligen Bücher erhärtet und durch die Sentenzen der Väter bekräftigt. Ihre Bücher waren ihren Lesern um so willkommener, je mehr ihre Aussagen durch geeignete Zeugen bestätigt wurden.[Anm. 52] Damit verteidigte sich Raban gegen den Tadel ‘einiger', er exzerpiere nur die Väterschriften und stütze sich mehr auf sie als dass er Eigenes schaffe – also durchaus kein moderner Vorwurf!
Gerade in der treuen Wiedergabe der Tradition ohne falschen Ehrgeiz sieht er sein Verdienst, und die Wissenschaft ist zunehmend bereit, ihm in dieser Einschätzung zu folgen. In der Vermittlung des patristischen Wissens liegt in der Tat Rabans Bedeutung als Autor des 9. Jahrhunderts, die Bedeutung seiner Werke für seine Leser, für seine Schüler und deren Zuhörer oder Leser. Sie interessierte in aller Regel nicht, ob er ein Plagiator, ein Kompilator oder ein origineller Denker war. Letzteres hätte sie vielleicht eher erschreckt. Die meisten dürften auch nicht darüber reflektiert haben, ob er unselbständiger und weniger wissenschaftlich oder literarisch ambitioniert war als Alkuin, ob er vielleicht ein geringeres genuines Interesse an den heidnischen Autoren und den Artes überhaupt hatte als sein Lehrer oder auch sein eigener Schüler Lupus von Ferrières. Was seine Zeitgenossen an Raban schätzten, was sie von ihm teils explizit verlangten, war seine Fähigkeit, aus der umfangreichen Tradition der Kirche bequem zu konsultierende Handbücher zu erstellen – durch Lesen, Exzerpieren, Zusammenführen, Aufzeigen unterschiedlicher Deutungsmöglichkeiten für dunkle Stellen der Hl. Schrift. Damit diente er nicht nur Menschen, die kaum über Bücher verfügten, wie der Bischof Frechulf, der beim Amtsantritt in Lisieux nicht einmal eine Bibel vorfand, geschweige denn Kommentare dazu, sondern auch solchen mit reichen Bibliotheken, wie Bischof Humbert von Würzburg, der stolz erklärte, dass es ihm durchaus nicht an Schriften der Kirchenväter von Origenes und Augustinus, Gregor und Isidor mangele. Dennoch wollte er Kommentare Rabans zu möglichst vielen Büchern der Bibel haben, nachdem er die Schriften gesehen hatte, die Raban dem Erzbischof Haistulf von Mainz geschickt hatte. Was die Kirchenväter in allzu schöner Sprache und zu großer Ausführlichkeit von sich gäben, das wollte Humbert kurz, klar, einfach haben – als Rabans-Digest sozusagen. Der Bischof wusste nicht nur, was er wollte, sondern auch, wie er dazu kam: Das nötige Pergament für den Kommentar zum Heptateuch schickte er gleich mit – und Reliquien, um die Raban gebeten hatte.[Anm. 53]
Auch Hilduin, der Abt von St. Denis und Hofkaplan, der selber hochgebildet war und Zugang zu einer Fülle von Literatur hatte, bat Raban um ein "nützliches Buch". Dieser schickte ihm, im Wissen um Hilduins Reichtum (auch an Büchern, librorum maxima copia), den Kommentar zu den Büchern der Könige, in dem er die in vielen Werken verstreuten dicta der Väter zu diesen gerade für einen Mann wie Hilduin bedeutsamen Texten des Alten Testaments zur Bequemlichkeit des Lesers (commoditas legentis) in einem Band zusammengestellt habe. Hier finde Hilduin sofort, wie Augustinus und Hieronymus, Gregor, Isidor, Beda und die übrigen Väter die jeweilige Bibelstelle verstanden hätten.[Anm. 54]
In der bequemen Zusammenstellung der verstreuten Aussagen der Väter zu den einzelnen Bibelstellen an einem Ort – ein beliebtes Bild dafür ist die Biene, die von vielen Blumen den Honig sammelt – sah Raban selbst den größten Vorteil seiner Werke. Sie wollten weniger gelehrte Abhandlungen als Handbücher für die Praxis sein; sie sollten nicht Neues in literarisch ambitionierter Form bieten, sondern bewährtes Wissen denen zur Verfügung stellen, die es brauchten. Die Benutzung seiner "Handbücher" wollte er erleichtern durch eine Einteilung in überschaubare Kapitel, die eine schnelle Übersicht und gezielte Lektüreauswahl ermöglichte, durch Kürze, um der Langeweile vorzubeugen, durch einfachen Stil, um leichter verstanden zu werden und damit seine Schriften für die Unterweisung und Weiterbildung des Klerus wie des christlichen Volkes gebraucht werden könnten.[Anm. 55] Jedem wollte er nützlich sein, dem Anfänger wie dem Fortgeschrittenen. Wer mehr wissen wollte, sollte selbst nachlesen.
Ganz offensichtlich traf Raban die Bedürfnisse seines Publikums, nicht nur in seinem Kloster und im vergleichsweise doch wohl rückständigen ostfränkischen Reich, sondern auch von Männern wie Hilduin und Humbert.
Der Blick auf Fulda und auf die Bedingungen, unter denen Raban arbeitete, auf die er etwa Frechulf eigens hinweist, lässt freilich seine Leistung noch größer erscheinen. Wir sind daran gewöhnt, in Klöstern wie Fulda Bildungszentren mit hervorragenden Schulen und Bibliotheken und entscheidende Vermittler auch der antiken Bildung zu sehen. Gewiss, dahin kam es auch – vor allem dank Raban[Anm. 56], der Fuldas Schule und Bibliothek so ausbaute, dass sie Leute wie Walahfrid Strabo von der Reichenau, Otfrid aus Weißenburg, ja sogar einen Lupus aus Ferrières anzogen. Als Raban selbst nach Fulda kam, gab es sicher schon eine Art Klosterschule und eine Bibliothek; aber der erste überlieferte Katalog um 800 ist ebenso kümmerlich wie die Lateinkenntnisse der Mönche, und die fähigen jungen Mönche wurden an den Hof bzw. nach Saint-Martin de Tours geschickt, um mehr zu lernen. Dort hatte die Bildung einige Jahre früher Einzug gehalten, dank Alkuin und seinesgleichen, meist aus dem Ausland angeworbener Gelehrter. Sie standen hinter Karls Bestreben, die Ausbildung des Klerus in seinem Reich zu verbessern – auch das Latein der Fuldaer Mönche, wie der berühmte Brief de litteris colendis zeigt.[Anm. 57] Aber noch mehr als 30 Jahre später, nach mehr als 20 Jahren des Wirkens in der Klosterschule, erinnert Raban an die Realität: Mitten in der ländlichen Einöde sei es mehr seine Aufgabe, den Lebensunterhalt mit eigenen Händen zu erarbeiten als in städtischem Überfluss Bücher zu schreiben.[Anm. 58]
Das ist mehr als ein Topos. Gewiss war Fulda nicht mehr das kleine Klösterchen in der Einöde, die der Gründerabt Sturmi und die Seinen gesucht hatten. Aber auch in dem reich gewordenen Großbetrieb mit rund 600 Mönchen in Hauptabtei und abhängigen Zellen war die Erinnerung an die heroischen Anfänge lebendig und trug, wie es scheint, zu den Spannungen im Konvent unter Abt Ratgar bei. Auch Raban war ja davon betroffen. Dabei ging es vielleicht, wenn wir Johannes Fried folgen dürfen[Anm. 59], nicht nur um die 'Bauwut' des Abtes und die daraus resultierenden Belastungen, sondern auch um das monastische Selbstverständnis. Nicht die Aufführung großer Bauten, aber auch nicht Wissenschaft, nicht Bücherschreiben war erste Aufgabe der Mönche, sondern Gottesdienst in monastischer Strenge und Handarbeit. Eigil, der den anachoretischen Gründervater Sturmi in einer Vita gefeiert hatte, wurde 818 zu Ratgars Nachfolger gewählt. Sein Nachfolger Raban reorganisierte als Abt nach 822 sehr schnell zunächst das klösterliche Gebetsgedenken, das die Mönche schon im Konflikt mit Ratgar angemahnt hatten, noch vor der Neuordnung der Verwaltung des Grundbesitzes.
Nach Johannes Fried hat Raban mit seinem kunstvollen Kreuzgedicht in diese inneren Auseinandersetzungen eingegriffen. Gerade durch die auf die Spitze getriebene Kunstfertigkeit zum Lob des Heiligen Kreuzes und zur Ehre unseres Erlösers[Anm. 60] habe er den Anhängern der rustikaleren monastischen Ideale demonstriert, dass Frömmigkeit mit höchster Kunstfertigkeit verbunden werden könne. So konnte er 822 Abt werden und die inneren Konflikte offenbar beilegen, nachdem er kurz zuvor die Notwendigkeit einer fundierten Bildung für die Kleriker propagiert hatte.
Unter diesem Aspekt könnte man mit Fried, in deutlichem Kontrast zu gängigen Wertungen, in Raban einen "Neuerer" sehen, der "die Öffnung des Klosters für die weltliche Wissenschaft" gewagt habe.[Anm. 61] Das geht über die Ansätze positiver Wertungen der älteren Forschung hinaus. "So mangelhaft uns das Werk erscheint, so große Dienste hat es dem beginnenden Mittelalter geleistet", hatte Albert Hauck über Rabans De rerum naturis geurteilt[Anm. 62], und bei aller Kritik an Rabans "Plagiieren" hatte ihm Max Manitius das Verdienst zugeschrieben, das "Studium der Kirchenväter nach Ostfranken verpflanzt" zu haben.[Anm. 63] Ernst Dümmler hatte sogar akzeptiert, dass Raban Schöpfer des deutschen Schulwesens, Lehrer Deutschlands genannt "und dadurch auf die Krone seiner Leistungen hingewiesen (wurde), da seine gesamte litterarische Thätigkeit ohne Anspruch auf Selbständigkeit vor Allem dem Unterricht dient und es durchweg nur auf die Fortpflanzung und Mittheilung überlieferten Stoffes absieht".[Anm. 64]
Damit ist eine, wenn nicht die wichtigste Intention Rabans zweifellos getroffen, und auch von außen und aus heutiger Sicht wird man akzeptieren können, dass er mit seiner überragenden Gelehrsamkeit, die schon die Zeitgenossen rühmten, als Lehrer wie als Autor in die Breite und in die Tiefe wirkte, dass er hierzulande, um noch einmal Theodor Schieffers Rede von 1956 zu zitieren, "der große Lehrmeister und Vermittler" war.[Anm. 65] Gerade weil er unter bewusstem Verzicht auf eigene Originalität das Wissen der Kirche systematisch und handlich zusammenstellte und vermittelte, trug er in herausragender Weise dazu bei, in Kernzonen des späteren Deutschland Bildung heimisch zu machen.
Nicht zuletzt durch die Pflege der lateinischen Sprache und den Ausbau der Bibliothek half er Grundlagen zu legen, die nie mehr ganz verschüttet wurden, auch wenn die literarische Produktion im Kloster nach Rabans Tod allmählich wieder verkümmerte.
Nimmt man sein Selbstverständnis ernst, würdigt man seine persönliche Lehre und die seines Schülers und Nachfolgers Rudolf, die geistige Bedeutung der Fuldaer Schule, die durch Rabans Wirken junge Männer aus ganz Deutschland anzog, die ihre in Fulda erworbene Bildung weitertrugen, bedenkt man schließlich und vor allem die Wirkung seiner explizit auf Belehrung angelegten, weit verbreiteten Schriften, dann kann man in Rabanus nicht nur einen hervorragenden ""Diener seiner Zeit und Vermittler zwischen den Zeiten"[Anm. 66], sondern durchaus auch einen praeceptor Germaniae sehen, auch wenn seine Wirkung weit darüber hinaus reichte.

Quellen

  • Annales Fuldenses mit Übersetzung. In: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte III, bearb. von Reinhold Rau (Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 7), Darmstadt 1969.
  • B. Rabani Mauri Vita altera auctare Trithemio, Migne PL 107, Sp. 67–106. BM 891 (von 831), 987, 989, 996 (alle von 839) (= Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751–918 [926/962], hg. von Johann Friedrich Böhmer, neu bearb. von  Engelbert Mühlbacher, vollendet von Johann Lechner, Innsbruck 1908, reprographischer Nachdruck mit einem Vorwort, Konkordanztabellen und Ergänzungen von Carlrichard Brühl und Hans H. Kaminsky, Hildesheim 1966).
  • Gesta abbatum [Fuldensium], ed. Karl Schmid. In: ders.: Edition der fuldischen Gedenküberlieferung. In: ders. (Hg.): Die Klostergemeinschaft von Fulda im früheren Mittelalter (Münstersche Mittelalter-Schriften 8/1), München 1978.
  • Hrabani Carmina, ed. Ernst Dümmler, MGH Poetae Latini 2, Berlin 1884, S. 154–258.
  • Hrabani Epistolae, ed. Ernst Dümmler, MGH Epist. V (Epist. Karolini aevi III), Berlin 1899, S. 379–516.
  • Mainzer Urkundenbuch, hg. mit der Unterstützung der Stadt Mainz, I. Die Urkunden bis zum Tode Erzbischof Adalberts I. (1137), bearb. von Manfred Stimming (Arbeiten der historischen Kommission für den Volksstaat Hessen), Darmstadt 1932, ND Darmstadt 1972.
  • Rabanus Maurus: In honorem sanctae crucis, ed. Michel Perrin, CCCM 100, Turnhout 1997.
  • Regesta Archiepiscoporum Maguntinensium. Regesten zur Geschichte der Mainzer Erzbischöfe von Bonifatius bis Uriel von Gemmingen 742?–1514. Mit Benützung des Nachlasses von Johannes Friedrich Böhmer, bearb. und hg. von Cornelius Will, I. Von Bonifatius bis Arnold von Selehofen 742?–1160, Innsbruck 1877, ND Aalen 1966, S. 64–71.
  • Rudolf von Fulda: Miracula sanctorum in Fuldenses ecclesias translatorum, ed. Georg Waitz, MGH SS 15/1, Hannover 1887, ND Stuttgart 1992, S. 328–341. 

Literatur

  • Albert, Bat-Sheva: Raban Maur, l'unité de l'Empire et ses relations avec les Carolingiens. In: Revue d'Histoire Ecclésiastique 86 (1991), S. 5–44.
  • Aris, Marc-Aeilko: Hrabanus Maurus und die Bibliotheca Fuldensis. In: Franz J. Felten/Barbara Nichtweiss (Hg.): Hrabanus Maurus. Gelehrter, Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz), Mainz 2006, S. 51–70.
  • Aris, Marc-Aeilko: Nostrum est citare testes. Anmerkungen zum Wissenschaftsverständnis des Hrabanus Maurus. In: Gangolf Schrimpf (Hg.): Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen (Fuldaer Studien 7), Frankfurt am Main 1996, S. 437–464.
  • Contreni, John J.: Carolingian Biblical Studies. In: Uta-Renate Blumenthal (Hg.): Carolingian Essays. Patristics and Early Medieval Thought (Andrew W. Mellon Lectures in Early Christian Studies), Washington D.C. 1983, S. 71–98.
  • Felten, Franz J./Nichtweiss, Barbara (Hg.): Hrabanus Maurus. Gelehrter, Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz), Mainz 2006.
  • Ferrari, Michele Camillo: Hrabanica. Hrabans De laudibus sanctae crucis im Spiegel der neueren Forschung. In: Gangolf Schrimpf (Hg.): Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen, (Fuldaer Studien 7), Frankfurt am Main 1996, S. 493–526.
  • Ferrari, Michele Camillo: Il ‘Liber sanctae crucis' di Rabano Mauro. Testo – immagine – contesto (Lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters 30), Bern 1999.
  • Ferrari, Michele Camillo: Vitae Hrabani. In: Dorothea Walz: Scripturus vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis in die Gegenwart. Festgabe für Walter Berschin zum 65. Geburtstag, Heidelberg 2002, S. 393–406.
  • Fried, Johannes: Fulda in der Bildungs- und Geistesgeschichte des früheren Mittelalters. In: Gangolf Schrimpf (Hg.): Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen, (Fuldaer Studien 7), Frankfurt am Main 1996, S. 3–38.
  • Haarländer, Stephanie: Rabanus Maurus zum Kennenlernen. Ein Lesebuch mit einer Einführung in sein Leben und Werk, Mainz 22006.
  • Hägele, Paulus Ottmar: Rabanus Maurus als Lehrer und Seelsorger. Nach dem Zeugnis seiner Briefe, Fulda 1972.
  • Hägele, Paulus Ottmar: Hrabanus Maurus als Lehrer und Seelsorger. In: Winfried Böhne (Hg.): Hrabanus Maurus und seine Schule. Festschrift der Rabanus-Maurus-Schule 1980, Fulda 1980, S. 77–93.
  • Hartmann, Wilfried: Die Mainzer Synoden des Hrabanus Maurus. In: Raymund Kottje/Harald Zimmermann (Hg.): Hrabanus Maurus. Lehrer, Abt und Bischof (Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse. Einzelveröffentlichung 4, Symposion Mainz, 18.–20. September 1980), Wiesbaden 1982, S. 130–144.
  • Haubrichs, Wolfgang: Althochdeutsch in Fulda und Weißenburg – Hrabanus Maurus und Otfrid von Weißenburg. In: Raymund Kottje/Harald Zimmermann (Hg.): Hrabanus Maurus. Lehrer, Abt und Bischof, (Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse. Einzelveröffentlichung 4, Symposion Mainz, 18.–20. September 1980), Wiesbaden 1982, S. 182–193.
  • Haubrichs, Wolfgang: Fulda, Hrabanus Maurus und die theodiske Schriftlichkeit. In: Franz J. Felten/Barbara Nichtweiss (Hg.): Hrabanus Maurus. Gelehrter, Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz), Mainz 2006, S. 93–120.
  • Hauck, Albert: Kirchengeschichte Deutschlands II, hier zit. nach der 5./6. Aufl. Leipzig 1913.
  • Hehl, Ernst-Dieter: Kirchliches Leben und kirchliches Recht bei Hrabanus Maurus. In: Franz J.Felten/Barbara Nichtweiss (Hg.): Hrabanus Maurus. Gelehrter, Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz), Mainz 2006, S. 121–140.
  • Innes, Matthew: State and Society in the Early Middle Ages. The Middle Rhine Valley 400–1000, Cambridge 2000.
  • Kottje, Raymund/Harald Zimmermann (Hg.): Hrabanus Maurus. Lehrer, Abt und Bischof (Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse. Einzelveröffentlichung 4, Symposion Mainz, 18.–20. September 1980), Wiesbaden 1982.
  • Kottje, Raymund/Harald Zimmermann (Hg.): Hrabanus Maurus – „Praeceptor Germaniae“? In: Deutsches Archiv 31 (1975), S. 534–45.
  • Kotzur, Hans-Jürgen (Hg.): Rabanus Maurus. Auf den Spuren eines karolingischen Gelehrten, verfasst von Winfried Wilhelmy, Mainz 2006.
  • Leinweber, Josef: Die Fuldaer Äbte und Bischöfe, Frankfurt am Main 1989.
  • Müller, Harald: Habit und Habitus. Mönche und Humanisten im Dialog, Tübingen 2006.
  • Padberg, Lutz E. von: Artikel: Hrabanus Maurus. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 15 (2000), S. 139–146.
  • Picker, Hanns-Christoph: Pastor doctus. Klerikerbild und karolingische Reformen bei Hrabanus Maurus (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Abt. Abendländische Religionsgeschichte 186), Mainz 2001.
  • Rösener, Werner: Die Grundherrschaft des Klosters Fulda in karolingischer und ottonischer Zeit. In: Gangolf Schrimpf (Hg.): Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen (Fuldaer Studien 7), Frankfurt am Main 1996, S. 209–224.
  • Sandmann, Mechthild: Hraban als Mönch, Abt und Erzbischof. In: Fuldaer Geschichtsblätter 56 (1980), S. 133–180.
  • Schieffer, Rudolf: Hrabanus Maurus: der erfolgreichste Autor des 9. Jahrhunderts? In: Franz J. Felten/Barbara Nichtweiss (Hg.): Hrabanus Maurus. Gelehrter, Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz (Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz), Mainz 2006, S. 177–187.
  • Schieffer, Theodor: Hrabanus Maurus. Zum 1100. Todestag am 4. Februar 1956. In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 9 (1956), S. 9–20.
  • Schrimpf, Gangolf (Hg.): Kloster Fulda in der Welt der Karolinger und Ottonen (Fuldaer Studien 7), Frankfurt am Main 1996.
  • Spelsberg, Helmut: Hrabanus Maurus. Bibliographie, Fulda 1980 und 1984.
  • Staab, Franz: Untersuchungen zur Gesellschaft am Mittelrhein in der Karolingerzeit (Geschichtliche Landeskunde 11), Wiesbaden 1975.
  • Wattenbach, Wilhelm/Wilhelm Levison: Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vorzeit und Karolinger, bearb. von Heinz Löwe (VI. Heft), Weimar 1990.
  • Weber, Wilhelm (Hg.): Rabanus Maurus in seiner Zeit 780–1980 (Ausstellung Mittelrheinisches Landesmuseum, Mainz 13. September – 19. Oktober 1980), Mainz 1980.
  • Weidinger, Ulrich: Untersuchungen zur Wirtschaftsstruktur des Klosters Fulda in der Karolingerzeit (Monographien zur Geschichte des Mittelalters 36), Stuttgart 1991.
  • Zimpel, Detlev: Hrabanus Maurus. De institutione clericorum libri tres. Studien und Edition (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte. Studien und Texte 7), Frankfurt a. M. u.a. 1996.  

Anmerkungen:

  1. Die Form des Vortrags vom 10. Januar 2006 wird bewusst beibehalten. Die Anmerkungen beschränken sich auf die wichtigsten Nachweise. Ausführlichere Anmerkungen finden sich unter http://www.regionalgeschichte.net/hauptportal/bibliothek/ texte/aufsaetze.html. Zurück
  2. Rudolf Schieffer: Hrabanus Maurus: der erfolgreichste Autor des 9. Jahrhunderts? In: Felten/Nichtweiss, S. 177-187. Zurück
  3. Hrabani Epistolae 5, S. 389. Zurück
  4. Ferrari, Vitae Hrabani, S. 393-406, Zitat S. 395. Zurück
  5. Hrabani epist. 14, S. 403; Epist. 43, S. 489; vgl. Donald Bullough: Alcuin. Achievement and Reputation. Being part of the Ford Lectures Delivered in Oxford in Hilary Term 1980, Leiden, Boston 2004, S. 17ff. Zurück
  6. Handschrift Vat. Reg. lat. 124 fol. 2 verso; Abb. in Kotzur/Wilhelmy, S. 37; Nachzeichnung in CCCM 100, S. 4. Zurück
  7. Epist. 14, S. 402; Epist. 43, S. 489. Rudolf von Fulda, S. 328-341. Zurück
  8. Rudolf von Fulda, S. 330; zur effektiven Reorganisation der Verwaltung gehörte auch die Anlage geographisch gegliederter Cartulare, von denen das für den Raum am Mittelrhein glücklicherweise erhalten ist. Zu den Urkunden und Cartularen zusammenfassend Wattenbach/Levison, S. 689f. mit Anm. 107-108. Vgl. Weidinger und Rösener. Zurück
  9. Rudolf von Fulda, S. 340. Zurück
  10. Gesta abbatum [Fuldensium], S. 212f. Zurück
  11. Es dauerte freilich noch sehr lange, bis er in Mainz (17. Jh.) bzw. in der Weltkirche (2001) als Heiliger verehrt wurde; vgl. Raymund Kottje: Hrabanus Maurus. In: LThK³ 5 (1996), Sp. 292 und Haarländer, S. 58f. Zurück
  12. Rudolf Schieffer, Hrabanus, S. 181. Zurück
  13. Ferrari, Vitae Hrabani, S. 394f. Zurück
  14. Perrin in: CCCM 100, S. 5; Ferrari, Vitae Hrabani, S. 395 (Zitat). Zurück
  15. Carm. 97, MGH Poetae latini 2, S. 243f; Übersetzung in Anlehnung an Weber, S. 113, vgl. die Übersetzung in gebundener Sprache bei Haarländer, S. 111. Zurück
  16. "opifex eiusdem meriti et scientiae"; Hrabani epist. 49, S. 504. Zurück
  17. Ferrari, Hrabanica, S. 493, Anm. 5. Zurück
  18. Zit. nach Weber, S. 116. Zurück
  19. Ebd. S. 35; vgl. Ferrari, Hrabanica, S. 494f. Zurück
  20. Müller, S. 330 mit Bezug auf Vorwort und Nachschrift zu Wimpfelings Ausgabe des Kreuzgedichts. Zurück
  21. Ebd. S. 35f. Zurück
  22. Migne PL 107, Sp. 83, vgl. auch Sp. 79 und 104. Zurück
  23. Offenbar erstmals bei Friedrich Heinrich Christian Schwarz: Commentatio de Rabano Mauro, primo Germaniae praeceptore, Heidelberg 1811; übersetzte Auszüge bei Haarländer, S. 73-77.  Zurück
  24. Raymund Kottje: Hrabanus Maurus. In: Verfasserlexikon 2/4 [1983], Sp. 170; vgl. Kottje, Praeceptor, S. 534-45. Zurück
  25. Hrabani Epist. 1, S.382. Im Prolog (ebd. epist. 2, S. 383) erklärt er das komplizierte Verfahren. Zurück
  26. Nach Ferrari, Hrabanica, S. 493. Zurück
  27. Ernst Dümmler: Art. Rabanus. In: Allgemeine Deutsche Biographie 27, Leipzig 1888, S. 66-74, Zit. S. 72.  Zurück
  28. Max Manitius: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. Erster Band. Von Justinian bis zur Mitte des zehnten Jahrhunderts (Handbuch der Altertumswissenschaft IX. Abt., II.1), München 1911, ND 1974 , S. 300; vgl. auch S. 295f., wo er lobende Zeugnisse der Zeitgenossen aufführt. Zurück
  29. Hauck, S. 648. Zurück
  30. Vgl. Ferrari, Hrabanica, S. 494 und Zitat S. 515 nach Ulrich Ernst: Carmen figuratum. Geschichte des Figurengedichts von den antiken Ursprüngen bis zum Ausgang des Mittelalters (Pictura et Poesis 1), Köln, Weimar, Wien 1991, S. XIII.  Zurück
  31. Hauck, S. 638f. und S. 659.  Zurück
  32. Kottje, Praeceptor, S. 545. Vgl. ders.: Verfasserlexikon, Sp. 172 und Lexikon des Mittelalters 5 (1990), Sp. 147 mit Hinweis auf die europäische Ausstrahlung seiner Werke. Zurück
  33. Diese Zahlen nach Kottje, Praeceptor, S. 540ff. 1982 sprach er von ca. 1.200 Hss. (ders.: Verfasserlexikon, Sp. 170), 1990 im Lexikon des Mittelalters 5 (1990), Sp. 147 von ca. 1.500 „erhaltenen oder in Bibliothekskat. verzeichneten Hss. mit H.' Werken vom 9. bis 16. Jh.“. Zurück
  34. So Kottje; Zimpel, S. 95-112; nennt 18. Zurück
  35. Hrabani Epist. 3, S. 385 (Zitat); epist. 5, S. 388, epist. 6, S. 391, epist. 13, S. 400. Zurück
  36. Epist. 7, 8; vgl. auch 10, 11, 12, bes. S. 391, 393, 394, 396. Teilweise übersetzt bei Haarländer, S. 82-84. Zurück
  37. Epist. 13, S. 400f.; Übersetzung Haarländer, S. 85. Zurück
  38. Epist. 14, 38, 52, 57; S. 402, 475f., 506 und 517 f. Zurück
  39. Vgl. Epist. 6-13, 18, 24, 28, 30, 50. Zurück
  40. S. oben Anm. 21. Zurück
  41. Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Tübingen und Basel 111993, 1. Aufl. 1948, S. 95. Zurück
  42. Paul Lehmann: Zu Hrabans geistiger Bedeutung. In: St. Bonifatius. Gedenkgabe zum 1200jährigen Todestag, Fulda 1954, S. 473-87, hier benutzt nach dem Nachdruck in ders.: Erforschung des Mittelalters. Ausgewählte Abhandlungen und Aufsätze, Stuttgart 1960, S. 198-212.  Zurück
  43. Franz Brunhölzl: Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters. I. Von Cassiodor bis zum Ausklang der karolingischen Erneuerung, München 1975, S. 331 und 336; vgl. ebd. S. 340.  Zurück
  44. Manitius (wie Anm. 28), S. 290. Zurück
  45. Theodor Schieffer: Hrabanus Maurus. Zum 1100. Todestag am 4. Februar 1956. In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 9 (1956), S. 9-20. Zitat S. 11. Zurück
  46. Manitius (wie Anm. 28), S. 290.  Zurück
  47. Manitius (wie Anm. 28), S. 296. Arnold Angenendt: Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900, Stuttgart 1990, S. 434. Zurück
  48. Epist. 31, S. 455. ähnlich epist. 5, ebd., S. 389f, epist. 8, S. 394, epist. 14, S. 403, epist. 18, S. 423, epist. 23, S. 429, epist. 39, S. 477f. und unten Anm. 50. Zurück
  49. „quaedam sensu meo bzw. ex me protuli“. Epist. 3, S. 386; ganz ähnlich epist. 39, ebd., S. 476f. Zurück
  50. Epist. 8, S. 394.  Zurück
  51. Aris, S. 442 mit Beschreibung des Zitationsverfahrens Bedas. Zurück
  52. Epist. 39, S. 477. Zurück
  53. Epist. 26, S. 440. Zurück
  54. Epist. 14, S. 402. Zurück
  55. Epist. 5, S. 388; epist. 30, S. 454; epist. 36, S. 471. Zurück
  56. Zu dieser Leistung Rabans s. Aris, Hrabanus Maurus und die Bibliotheca Fuldensis. Zurück
  57. Beste Edition UB Fulda: Urkundenbuch des Klosters Fulda. Erster Band (Sturmi bis Baugulf), hg. von Edmund Ernst Stengel, Marburg 1913 und 1958, Nr. 166, S. 246-254. Zurück
  58. Epist. 8 an Frechulf, S. 393. Zurück
  59. Fried, in Schrimpf, S. 3-38, bes. S. 22-27. Kritisch Steffen Patzold: Konflikte im Kloster zur Zeit der Karolinger. In: Fuldaer Geschichtsblätter 76 (2000), S. 69-162, hier S. 122-24; zustimmend Aris, Hrabanus Maurus und die Bibliotheca Fuldensis, S. 55. Zurück
  60. So in seinem Brief an Hatto, epist.1, S. 381. Zurück
  61. Fried, S. 22.  Zurück
  62. Hauck, S. 654. Zurück
  63. Manitius (wie Anm. 28) , S. 290. Zurück
  64. So an prominentem Ort, in der Allgemeinen Deutschen Biographie 27 (1888), S. 66-74, Zitat S. 73f. Zurück
  65. Theodor Schieffer, Hrabanus Maurus, S. 19. Zurück
  66. So der von mir bewusst aufgegriffene Titel des Aufsatzes von Josef Fleckenstein in: Kottje/Zimmermann, Hrabanus Maurus, Lehrer, Abt und Bischof, S. 194-208. Zurück