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0.Kammerrat Johann Hermann Wirths aus Hachenburg

und seine Beziehung zu Hamm/Sieg

von Annette Röcher

Bei der Recherche zu Kammerrat Johann Hermann Wirths fanden sich verschiedene Textstellen, die sich auf Tätigkeiten in Bendorf bezogen:

… Im Jahre 1723 erschürfte ein gewisser Johann Arnold Bertram Eisenerze in der Gemarkung von Bendorf am Rhein und bald darauf gründete er mit dem Kanzleidirektor Grün und dem Kammerrat Wirths von Hachenburg eine Gewerkschaft zu deren Gewinnung und Verschmelzung …

21. Februar 1724 … sowohl von Hochfürstl. Sachsen als von Hochgräfl. Kirchberg Sayn erteilt
… die Gesuchsteller bitten um Belehnung mit ausschliesslichem Recht in der Gemarkung und um das Recht des Holzbezuges aus den Bendorfer Waldungen
[Anm. 1]

Wer Bergbau treiben wollte, mußte einen Mutschein und eine landesherrliche Belehnungsurkunde haben. Ein bezüglicher Mutschein aus dem Jahr 1723 lautet:
„bei der hochfürstlich Saxen-Saynischen hoch Verordneten Canzley zu Altenkirchen im Nahmen Gottes muthen und begehren wir des durchlauchigsten unseres gnädigen Fürsten und Herrn als mitlands Herrn zu Bendorff …
… Gemuthet zu Altenkirchen Vormittags umb zehn uhr den 14. Decembris 1723 J. H. Wirths Johann Engel Lindner Cammer Verwalter vor mich Unt meine mit Konsorten. Egmont becker

… Am 14. Dezember 1723 erteilte der Bergmeister des gräfl. Bergamtes Sayn/Hachenburg Samuel Sproß dem hochgräfl. Kammerverwalter Wirths zu Hachenburg, seinen „Mitgewerken“ Joh. Engel, Lintener Gerichtsbeamter in Bendorf, und dem Egmont Becker …

Aus der Belehnungsurkunde:
Nach dem heute zu unten gesetzten Dato im Bergamt erschienen der Johann Wirth, hochgräflicher Kirchbergischer Gammerverwalter als Lehnsträger neben seinen mitgewerken … Zu dessen Versicherung ist dieser Lehnschein ins Berg und lehnbuch Fol. 22 Eingetragen und gleich laudend Zur nachricht aus gehändigt und Von mir Zeitiger bergmeister unterschrieben und besiegelt worden.
Sigl. Bergambt Sayn-Hachenburg Zu Hamm. L.S. Samuel Sproß D.Z. Bergmeister

… Am 22. April 1724 erteilte der Fürst von Sayn-Eisenach, als Landesherr von Bendorf, dem Kanzleidirektor Grün, dem Kammerverweser Wirtzen zu Hachenburg und dem Hüttenmeister Bertram zu Bendorf die Berechtigung in der ganzen Gemarkung Bendorf brechenden Eisenstein zu gewinnen und eine Schmelzhütte im Bendorfer Revier anzulegen.

1724 Errichtung der Bendorfer Eisenhütte am Rhein und Aufrichtung der Eisenbergwerke Vierwinde und Loh durch Kanzleidirektor Grün, Kammerverwalter Wirtzen und Hüttenmeister Bertram …

Wie lange Hermann Wirths am Bergbau in Bendorf beteiligt war ist nicht ersichtlich, doch weiter wurde angegeben: … 1728 pachtete der Wilhelm Remy diesen Betrieb und wurde nach wenigen Jahren ihr Eigentümer …[Anm. 2]

Interessant ist die Nennung des Bergmeisters Samuel Sproß des „Bergamt Sayn-Hachenburg zu Hamm“, dessen Name mir bisher unbekannt war.
Im evangelischen Kirchenbuch in Hamm gab es einen Eintrag zu einer Taufe am 17.4.1722: Georg Ludwig Melchior, Sohn des Herrn Samuel Sproß(en), Bergmeisters und Maria Elisabeth ehel. Söhnl. T: Georg Sebastian Göbel, Hochgräfl. Rentmeister zu Hachenburg, H. Johann Georg Happ, Richter alhier, Loysa Sophia Neuselbachin, Cammerjungfer bey Gräfin Elisabeth zu Hachenburg.
Der Junge verstarb mit fast drei Jahren und wurde am 16.4.1725 in Hamm beerdigt:
Georg Ludwig Melchior H. (Herr) Samuel Sproßen Bergmeister alhier Söhnlein.

Zwischen 1722 und 1724 gab es Einträge in denen der Bergmeister selbst, seine Frau und seine Tochter als Taufpaten genannt wurden.[Anm. 3] Bisher konnte ich keine weiteren Angaben zu diesem Bergmeister finden.

0.1.Johann Hermann Wirths in Hachenburg und Hamm

Kurz nach den Nennungen in Bendorf wurde Hermann Wirths mit einer neuen Tätigkeit in Hachenburg erwähnt:

… Der in Hachenburg regierende Burggraf Georg Friedrich erteilte am 7.5.1725 seinem Kammerherrn Wirths die urkundliche Erlaubnis zur Errichtung eines Hammerwerkes an der Nister unterhalb von Hachenburg. Dem „Rad- und Zahnhammer“ sollte auch ein „Drahtzug“ und eine Nagelschmiede angegliedert werden dürfen …[Anm. 4]

Hermann Wirths hatte sich vermutlich bei seinen verschiedenen Unternehmungen zur Zufriedenheit der Landesherrschaft bewährt, denn 1733 erhielt er eine Beteiligung in Hamm.

Burggräfin Sophia Amalia von Kirchberg unterzeichnete am 28. November 1732 einen Kaufvertrag, den sie mit den Nachkommen Abraham Melchiors in Hamm geschlossen hatte – mit einem Zusatz vom 4. Juni 1733 - und war damit im Besitz der „Stahl- und Eisenhütte zu Hamm“.
Unter dem Nachtrag des einen Vertrages, der in doppelter Ausführung bestand, befand sich eine weitere Erklärung, die vier Tage später datiert war und in der die Burggräfin den Kammerrat Hermann Wirths aus Hachenburg zu einem Viertel an den erworbenen Werken in Hamm beteiligte:

Wir Sophia Amalie burggräfin von Kirchberg, Gräfin zu Sayn und Wittgenstein, gebohrene Gräfin zu Naßau Saarbrücken und Saarwenden Uhrkunden und bekennen hirmit, vor unß, unßeren Erben und Nachkommen, daß wir unßeren Cammerrath und Amtsverweser Johann Herman Wirths, vor sich seinen Erben und Nachkommen, in diesen hütten Cessions Contract auf alle vorbeschribenen puncten und Clausaten zu Ein vierten Theil mit angenommen haben, dergestalt, daß derselbe gegen unßeren habende dreyvierten Theil, zu ein vierten Theil, so wohl zu bezahlung, der in diesem Cessions Contract Riputirten (a) Kaufsumme, als zu wieder aufbauung und künftiger forttreibung des gantzen berg,, und hüttenwercks,, die benötighten gelder mit einschießen (b), dargegen auch Er und seine Erben zum viertentheil, in Gewinn und Verlust mit participirn (c), und hierinnen mit uns gleichgültiges Recht und Vortheil genießen sollen und wollen, zu deßen Uhrkund und ohnverbrüchlicher Festhaltung wir diesen Contract selbst unterschriben haben und unßer Gräfl. Petschaft vordrucken laßen
So geschehen Hachenburg 8t Juny 1733
[Anm. 5]

(a)  berechnet, (b) Einlage geben, beisteuern, (c) teilhaben

Auf ausdrücklichen Wunsch wurde diese Beteiligung durch Burggraf Georg Friedrich von Kirchberg bestätigt:

Wir Georg Friederich burggraf von Kirchberg, Graf zu Sayn und Wittgenstein, Herr zu Farnroda Uhrkunden und bekennen hirmit, daß Wir auf unterthäniges nachsuchen unßeren lieben getreuen Cammerrath und Amtsverweser Johann Hermann Wirths, vorbeschribene Contracten in allem genehm halten, confirmirn, und wollen, daß solche auch von unseren gräflichen Erben und Nachkommen, vest stet und ohnverbrüchlich gehalten werden sollen; Uhrkundlich unserer Eigenhändigen Unterschrift und vorgedruckte Petschaft
So geschehen d. 8t. Juny 1733
[Anm. 6]

0.2.Genealogische Daten zu Johann Hermann Wirths

Seine „Annahme zu einem vierten Theil“ war sicher ein kluger Schachzug der Landesherrschaft, da der Kammerrat sich finanziell am Kauf und der Instandsetzung der Hütte in Hamm beteiligen musste.

Möglicherweise hatte Hermann Wirths durch seine privaten Hintergründe noch Beziehungen nach Hamm. Das wäre sehr hilfreich gewesen, um sich persönlich einzubringen, die Bergwerke wiederaufzubauen und in einen ertragreichen Zustand zu bringen. 

Er wurde 1682 als Sohn des Hermann Wirths aus Niederhof/Waldbröl geboren. Am 13.1.1715 heiratete er als Kanzlei–Sekretär Klara Hedwig Müller, die Tochter des langjährigen und bekannten Pfarrers Johann Müller aus Hamm. In Hachenburg wurden vier Kinder des Ehepaares Wirths/Müller genannt.
Nach dem Tod seiner Frau Klara Hedwig im Jahr 1727 ging Hermann Wirths am 6.2.1731 mit Sybilla Katharina Bayer (1696-1766) eine zweite Ehe ein. Er starb am 30. März 1738.[Anm. 7]

Auf dem Kirchhof der ehemaligen Wehrkirche in Hachenburg, der Bartholomäuskirche in Altstadt, finden sich einige alte Grabsteine aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, darunter auch der von Clara Hedwig Müller:

„Hier liegt begraben die weyland hochedle und tugendhafte Frau Clara Hedwig Wirthsin, geb. Müllerin, des hochgräflich Kirchberg-Sayn-Hachenburgischen Kammerrates Herr Johann Hermann Wirths gewesene herzgeliebteste Ehegenossin, geboren 17.7.1689, ehelich eingesegnet 22.1.1715, gestorben, den 7. August 1729. - Der von ihr selbst gewählte Leichentext ist gewesen Psalm 73 Verse 25 und 26: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde. - Die früh Verstorbene war fromm und gottesfürchtig, liebreich und getreu ihrem Ehemann, gegen die Armen gutartig, freundlich, bescheiden gegen jedermann ...“[Anm. 8]

0.3.Bergmeister Johann Daniel Link

Um 1732 wurde in den evangelischen Kirchenbüchern von Hamm ein weiterer Bergmeister genannt: 

Taufe 13. Juni 1732: Wilhelmine Elisabeth, die Tochter von Bergmeister Johann Daniel Link und seiner Frau Maria Dorothea (kein Nachname).

Aus weiteren Einträgen geht hervor, das Bergmeister Link in Hamm 1735 den Sohn Daniel Christian und 1736 die Tochter Johannetta Catharina Dorothea Adolphina taufen ließ. Die zuletzt genannte Tochter heiratete am 29.4.1751 in Hamm Johann Conrad Stöcki(n)g, Sohn des gleichnamigen Vaters, der als secretarius bei dem Fürst von Hartenstein im Chursächsischen bezeichnet wurde.

Als Pate 1742 und 1744 bei Kindern der Bergleute Nikolaus Bütner und Johann Christoph Graubner wurde Johann Anthonius Florian, Sohn des Berginspektors Link, genannt. 

Zu dem Ehepaar Link wurden folgende Beerdigungen eingetragen:

1735 Daniel Christian, bitzbruch zu Pracht, herrn bergmeisters Daniel Linck jüngstes Söhnlein
und einen Monat zuvor:
Johann Michael, bergmeister Daniel Linck ältestes Söhnlein, so sich den 5. Oct nachmittags von einem Baum aufm bitzbruch zu Tod gefallen, alt 11 Jahr etliche Tage.

Am 11.5.1744 wurde Johann Michael Rege beerdigt. Es hieß: … aus Saalfeld, welcher hierher gekommen den berginspector zu besuchen und an der Gelbsucht gestorben, alt ungefehr 52 Jahr;
und am 24.7.1744 wurde beerdigt: Jgfr. Regina Catharina H. berginspector Lincken alhier älteste Tochter, alt 22 Jahre, weniger 1 Monat 11 Tage.

Johann Daniel Link wurde am 7.1.1751 in Hamm beerdigt: H. berginspector Joh. Daniel Linck, war bürtig aus Saalfeld in Sachsen, kam hierher in Diensten anfenglich als Bergmeister 1731, wurde krank b. 29.12.1750, starb den 5.1.1751, hinterläßt Wittib mit 4 Kindern, einen Sohn und 3 Töchter.

Johann Daniel Link wurde 1740 in Hachenburg zum Berginspektor ernannt. Nach dem Tod des

Burggrafen Georg Friedrich im August 1749 wurde er bei einer „Huldigung“ des neuen Landesherrn in Hachenburg neben dem Berggeschworenen Henrich Matthias Gelhaußen (aus Hamm) als Berg-Offizant genannt.[Anm. 9]
Ob sein Erscheinen in Hamm mit dem Kauf der Bergwerke zusammenhängt, ist nicht ersichtlich, aber zu vermuten, da er Frau und Kinder mitbrachte und es hieß, er kam „in Diensten“.
Als Paten der in Hamm getauften Kinder wurden „prominente“ Personen eingetragen, was nicht die Regel war und auf Wohlwollen und Unterstützung seiner Person schließen lässt.

Paten waren u.a.:
Richter Happ und seine Frau aus Hamm; Berghauptmann von Drach; Sekretär Avemanns Frau aus Hachenburg; Frau des reformierten Pastors Hofmann aus Hamm; Christian Müller, hochgräflicher Förster in Marienthal; Daniel Wagner, Bergvorsteher in Kirchen/Freusburg; Frau von Albert Selbach, Gerichtsschöffe aus Hachenburg; Adolph Coing aus Hachenburg; Johannetta, Tochter von Kammerrat Wirths aus Hachenburg; Dorothea Elisabeth, Tochter von Amtsverwalter Johann David Birkholz aus Schöneberg.[Anm. 10]

Es fand sich ein seltenes Dokument, dass Johann Daniel Link als Bergmeister am 4. März 1733 in Hamm ausgestellt hatte und das sich auf die Grube „Tränke“ bezog. Dies ist eine weitere Seltenheit, da es hieß, es würde wenige Nachrichten aus „früher Zeit“ geben. Die Grube „Alte Hoffnung“ und „Tränke“ gehörten mit zu den ältesten Gruben im Hammer Gebiet und wurden dem „Altbergbau“ zugeschrieben.

Nachdem H. Keller Johann Peter friesenhagen von Engers in causa contra Johann Jacob beckers frau, dermalige Papische Wittib und Erben um ein beglaubigtes attestat geziemet angestanden, ob bey hiesigem
1)   
bergambt das jus retractus statt habe oder das conventionale per pacto derer gewercken werde bey der träncke eingeführt
2)   
Zugl. quo anno in welches Quartal die letzte Zubuß an die Träncke gegeben worden
3)   
ferner auf wan die quartale bey hiesig bergambt gerechnet worden ~ alß wird hierdurch attestiert

  1. daß das jus retracty bey hiesigem bergamt gar nicht statt hat, auch man von keinen pacto oder    convention der träncke gewercken deßhalb was weiß
  2. daß nach durchsehung der Rechnung befunden, daß in Quartal Luciaes 1728 die letzte Zubuß an der träncke mit Einem Gulden aufgeschriben und bezahlt worden, nach diesem keine Zubuß mehr ausgesehzt sondern zu Michaeli oder Schluß Quartal 1729 die erste Ausbeute heraus gefallen.
  3. Daß das Quartal Reminisere mit dem neuen Jahr angehet, und 13 Wochen in sich hält, und ebenso werden auf die folgende neml. Trinitatis, Crusis und Luciae gerecht nach seiner Ordnung zu 13 Wochen gerechnet.

Urkundl: Ist dieses Attestat von mir dem zeitl: Bergmeister, zu steuer der warheit auff Beschehener ersuchen untern gewohnlich bergamts Siegel eigenhändig ausgefertigt und unterschrieben.
So geschehen Hamm
4 ten Marty 1733       Joh Daniel Linck p. J. Bergmeißter
[Anm. 11]

Ausbeute: Ertrag nach Abzug der Kosten; Zubuße: Betrag den Anteilseigner zulegen mussten, wenn kein Gewinn entstanden war; steuer der Wahrheit: „um zur Wahrheit beizutragen“; Causa: Grund, Sache, Ursache, Schaden; jus retractus: Vor- und Rückkaufsrecht.

0.4.Zusammenfassung

Gustav Wolf bezog sich in seinen Berichten zum Bergbau auch kurz auf die Familie Diest und die Übergabe an Abraham Melchior und Rudolph de Witt. Dabei erwähnte er Streitigkeiten zwischen unterschiedlichen Parteien.
Für die folgende Zeit, wahrscheinlich nach 1714, schrieb er:

… Dieser Zeit muss eine Periode des Verfalls gefolgt sein, denn im Jahre 1742 wurde dem Grafen Georg Friedrich von Kirchberg bei Gelegenheit eines Besuches von den Bergoffizanten und Arbeitern ein Gedicht überreicht, worin der Landesherr als Beschützer und Beförderer des Bergbaues, der unter ihm nach einer Zeit des Niedergangs einen neuen Aufschwung genommen habe, gepriesen wird. Ein zweites Gedicht aus dem Jahre 1755 feiert ebenfalls die Verdienste des genannten Fürsten um den Bergbau und rühmt, dass er den Bergmann geliebt und Zech und Gruben aufgebracht habe ...

… die Beteiligung des regierenden Hauses am Bergbau und Hüttenbetrieb dehnte sich allmählich mehr und mehr aus, und schon im Jahr 1772 findet sich die Eisenhütte und wahrscheinlich auch die Kupferhütte mit den Gruben Huth, Hohegrethe und Pfaffenseifen im alleinigen Besitze der Landesherrschaft.[Anm. 12]

Als ich den Text von Herrn Wolf las, hatte ich das Gefühl, dass die Information fehlte, was nach der „Periode des Verfalls“ genau geschah und zu dem Gedicht für Burggraf Georg Friedrich von Kirchberg führte. Möglicherweise wurden einige der Gründe hier gefunden:

In die Zeit zwischen 1714 und 1742 fiel die Erlaubnis zur Errichtung des Eisenhammers in Hachenburg, die bekannter sein dürfte, sowie die Bemühungen um kleinere Gewerke und dazu erteilte Genehmigungen.

Wenig oder bisher unbekannt war die Tatsache,

  • dass die Landesgräfin 1732/33 den Kaufvertrag mit den Nachkommen Melchiors geschlossen hatte, weil die Hütte sich in einem sehr schlechten Zustand befand und Melchiors keine Möglichkeiten sahen, die Hütte in Gang zu halten.
  • dazu kam der Einsatz des Bergmeisters Link, sowie 1733 die Beteiligung des Kammerrates Johann Hermann Wirths an den Werken in Hamm.

Es kommt mir vor, als würde eine kleine Lücke zwischen der Erwähnung des „Verfalls“ und dem „Aufschwung“ geschlossen, wenn man die Ergebnisse dieser Ausarbeitung einfügen würde.
So findet man immer wieder Hinweise, die sich, ähnlich einem Puzzle, zusammenfügen und die Recherchen interessant und spannend machen.

0.5.Anmerkungen

0.5.1.Pastor Müller

Der Canzlei-Direktor Conrad Fischer zu Hachenburg spricht in einem Schreiben vom 3. Februar 1675 an den Hofprediger Dr. Israel Müller in Hachenburg den Wunsch aus, daß letzterer durch seinen Bruder, M. Johannes Müller, der sich besuchsweise bei ihm aufhielt, den Gottesdienst zu Hamm interimsweise administrieren lassen möchte. Dieses geschah. Das Gesuch der lutherischen Bewohner des Kirchspiels Hamm, den Candidaten Müller ordinieren und als ihren Prediger präsentiren zu laßen, wird gnädig aufgenommen und als Sucessor des Pfarrers Weißenbruch erscheint:
M. Johannes Müller (1675-1731)
Derselbe war von Münden im Hannöverschen gebürtig, wo er gegen 1648 geboren war. Er trat in den Stand der Ehe mit Catharine Elisabeth, geb. Bude (geb. 1646 am 9. Januar), aus Hannöverisch Münden, welche 1713 am 4. Februar, 67 Jahre, 15 Tage alt, aus dieser Welt schied. Dieser Ehe entsprossen mehrere Kinder, von den hier genannt sind …

… Catharina Margarethe, geb. 1672; ehelicht 1703 am 8. April den Hof - und Stadtprediger zu Altenkirchen. M. Johann Simon Purgold, des Joh. Simon, gewesener Gerichtsverwalters und Ratsverwandten zu Waltershausen und Anne Cunigunde, Eheleute zu Sachsen Gotha, Sohn.

...Clara Hedwig, geb. 1685; copuliert 1713 am 21. Januar mit Joh. Herm. Wirths, Canzley=Secretär zu Hachenburg, des wayland Herm. Wirths zu Niederhof, Kirchspiel Waldbröhls, Sohn.

Pfarrer Müller war ein sehr amtstreuer Seelsorger. Auch die Kirchenbücher führte er sehr prompt und sorgte auch für die Vermehrung des Kirchen= und Pfarrvermögens … Pfarrer Müller starb am am 16. October 1731 in dem ehrenvollen Alter von 83 Jahren und im 57. Jahre seines Pfarramtes zu Hamm und wurde am 19. ejusdem in der hiesigen Kirche beerdigt.

Matthias Dahlhoff Geschichte der Grafschaft Sayn, Dr. Martin Sändig oHG 6229 Walluf bei Wiesbaden 1972.
„Die Affäre Purgold“ Brigitte Burbach, Heimatjahrbuch Altenkirchen 2001 oder www.regionalgeschichte.net.
Einwohnerbuch Altenkirchen, Dr. Joachim Eyl Neuwied: Heirat Purgold und Taufe einer Tochter.

Zum Tod von Catharina Elisabeth Müller, seiner Frau, schrieb Pastor Müller: … Januar 1646, meine liebe Hausfrau, mit mir ehelich eingesegnet den 16. Juni 1676, ist gestorben den 4. Februar in meinem Arm abends kurz nach 5 Uhren … beerdigt 8. Februar 1713.

Die Angaben zum Heiratsdatum Wirths/Müller variieren zwischen 1713 und 1715. Im evangelischen Kirchenbuch Hamm wurde 1715 eingetragen, wobei Pastor Müller Hermann Wirths und seinen gleichnamigen Vater jeweils mit „Herr“ eingetragen hatte: H. Johann Herman Wirths hochgräfl Canzley secretar in Hachenburg weyland H. Herman Wirths in Niederhof … ehelicher nachgelaßener Sohn und meine Tochter ...

0.5.2.Die Familie Wirths in Waldbröl

Vermutlich handelt es sich hier um den Herkunftsort von Johann Hermann Wirths:

Die Mühle zu Niederhof
In alten Urkunden ist oft die Rede von der Diezenkauser Mühle. Da aber im Hof Diezenkausen, der am Berg liegt, keine Wassermühle bestehen kann, ist damit die Mühle unten im Tal von Diezenkausen, im „Niederhof“ an der Homburger Bröl, gemeint. Auch diese Mühle wird schon alt sein, da sie günstig liegt und als erste den Reigen der Mühlen an der Homburger Bröl eröffnet.
Zuerst taucht die Mühle wohl im Jahre 1555 aus dem Dunkel der Geschichte auf. Damals verkaufte Bertram v.d. Lipp, gen. Hoen „auch unser Muele und derselben Gerechtigkeit zu Ditzigkausen“ an Wilhelm Quad zu Isengarten.
1595 wird im Heiratsvertrag des Heinrich Quad mit Hedwig von Hatzfeld als Unterpfand u.a.die halbe Mühle zu Diezenkausen festgelegt.
… Bei der Musterung 1672 ist der Halfmann in Niederhof ein Johann. Er hatte noch keinen Familiennamen!
1644 und 1652 wird Johannentgen Heymann als Pächter der zum Eichenhof gehörenden Mühle, später Niederhof, genannt. Von 1669 bis 1685 hat der Scheffe und Kirchenältester Henrich Heymann die Mühle anscheinend im Besitz.
Im Jahre 1714 stirbt der Scheffe Hermann Wirths im Niederhof. Er ist Besitzer der Mühle und scheint ein angesehener Mann gewesen zu sein. 24 Jahre war er Scheffe und 13 Jahre Senior im Presbyterium. Seine Frau wird eine geborene Heimann von Eichen sein.
1730 beschwert sich Scheffe Joh. Henr. Wirths, wohl ein Sohn des vorigen, daß er Beiträge zur Wetterauer Ritterschaft zahlen soll …
Bei der Huldigung 1731 wohnen Joh. Henrich Wirths und Wilhelm Henrich Heymann „im Niederhof“ …
1756 ist von einer Mahlmühle die Rede, die nunmehr auf des Joan Wirths Erben zum Eigentum überkommen ist …

Gottfried Corbach „Geschichte von Waldbröl“, Scriba Verlag Köln 1973, Seite 465-467.
Bei der Taufe des Kindes Maria Margarethe Raider/Rayder, Tochter des Joh. (Hans) Henrich Raider Sendschöffe in Hilgenroth, im Jahr 1697 wurde als Patin genannt: Fr. Maria Efr. v. Hr. Hermann Würtz v. Niederhoff K. Waldbröl; (hil) <093> Einwohnerbuch Altenkirchen, Dr. Joachim Eyl Neuwied, Kreisarchiv Altenkirchen.

0.6.Nachweise

Verfasserin: Annette Röcher

Red. Bearb.: Lutz Luckhaupt

Erstellt am: 25.06.2019

Anmerkungen:

  1. https://books.google.de/books? id=vV0PAwAAQBAJ&pg=PA54lpg=PA54&dq=bertram.johann.arnold.bendorf&source=bl&ots=i DMHWR9uoV&sig=PQzup-OCbUMZrh8j9hFsSBmGPk&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjgis68qLzbAhWEOxQKHXr_C20Q6AEITDAG.
    Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde, 35. Band 1905, Wiesbaden Seite 53-55; Zu Johann Arnold Bertram, geboren 10. Februar 1696 in Remscheid, siehe auch Wikipedia: … verpachtete 1725 an Wilhelm Remy; OFB Holzminden (Gedbas). Zurück
  2. LHKo 30/Nr. 535; http://www.bendorf-geschichte.de/bdf-0005.htmZurück
  3. Kopien von Originalen und Ausarbeitung Herbert Paul, Kreisarchiv Altenkirchen;
    Die Paten wurden u.a. erwähnt bei: Christian Gottlieb Kluge, Steiger, Sohn des Steigers Samuel Kluge aus Brand in Sachsen, zu dem Samuel Sproß Angaben bei der Heirat 1723 machte; Steiger Hans Georg Schmidt aus Johanngeorgenstadt, später Bitzen, verheiratet mit Catharina Elisabeth Haubold; Joh. Matthias (Theiß) Pfennig aus Hämmerholz, der 1724 nach Ostpreußen auswanderte und 1729 nach Hamm zurückkehrte, dazu: Heimatjahrbuch Altenkirchen 2017, Herr Anhäuser;
    Als Töchter von Samuel Sproß wurden genannt Johannetta, Eleonora, Rahel Eleonora, Johanna Eleonora. Es ist anhand der Namen nicht möglich zu sagen, ob es sich um eine oder mehrere Töchter handelte. Zurück
  4. „Vom Leben im Hachenburger Land“ Seite 54. Zurück
  5. HHStAW 340 Nr. U 14242 Sophia Amalia Burggräfin von Kirchberg überlässt ein Viertel von dem von Katharina und Abraham Melchior durch Abtretung erhaltenen Hüttenwerks an ihren Kammerrat und Amtsverweser Joh. Hermann Wirths 8. Juni 1733. Zurück
  6. HHStAW 340 Nr. U 14243 Georg Friedrich Burggraf von Kirchberg bestätigt auf Ansuchen des Kammerrats Joh. Hermann Wirths den Vertrag zur Übertragung eines Viertels eines Hüttenwerks 8. Juni 1733. Zurück
  7. Die Familienforschung Bierbrauer Hachenburg nennt aus der Ehe Wirths/Müller vier Kinder: Anna Johannette Katharina – keine Angaben;
    Johann Friedrich *26.12.1717; Georg Wilhelm *31.5.1720;
    Jacob Albrecht Eberhardt Wirths
    *21.10.1723, +24.4.1761; es gab nur zu ihm weiterführende Angaben:
    … zunächst Kanzlei-Sekretär, später Regierungs- Konsistorial- und Archivrat in Hachenburg. Bei einer anderen Recherche stieß ich auf einen weiteren Sohn des Ehepaares:
    Wirths, Johann Hermann
    aus dem Herzogtum Berg *1716 (seine Brüder Johann Friedrich im Herzogtum Berg und Jakob Eberhard, Regierungs- Konsistorial Rat bei dem Burggrafen von Kirchberg zu Hachenburg); 4.4.1746 1. Examen in Zweibrücken; 46/49 Feldprediger im Regiment von Fersen … +3.1.1785 als Kirchenrat in Gebroth; Zwei Söhne:1754 und 1760...;
    „Die evangelischen Geistlichen der Pfalz seit der Reformation“, Georg Biundo 1968, Verlag Degener & Co. Neustadt. Zurück
  8. „Vom Leben im Hachenburger Land“ Günter Heinrichs 1976 Seite 108. Zurück
  9. Huldigungen der Bürger von Hachenburg 1749“ (Seite 119) Stefan Grathoff, Geschichte der Stadt Hachenburg; https://www.stadtarchiv- hachenburg.de/archiv/andere-archive/hauptstaatsarchiv-wiesbaden/abt-342.html Nr.352. Zurück
  10. Evangelisches Kirchenbuch Hamm, Kopien des Originals; Dahlhoff: Joh. Daniel Wagner
    *1699 jur. pract. 1726 Bergverwalter zu Kirchen, +1754 als hessen=casselscher Bergrath zu Cassel; Johann Henrich Hofmann 1714-1735 reformierter Pfarrer in Hamm, ab 1735-1744 in Schöneberg.
    Johann David Birkholz wurde am 1. Juli 1724 als Amtsverweser für die Kirchspiele Birnbach, Flammersfeld, Hamm und Schöneberg bestellt;
    Markus Müller, Gemeinde und Staat in der Reichsgrafschaft, Wiesbaden 2005. Zurück
  11. HHStAW 340/1722 Berg- und Hüttenbetriebe im Kirchspiel Hamm (1700) 1714-1733; Bergquartal Wikipedia: 1 Reminiscere 1. Jan. - 1. April; 2 Trinitatis 1. April - 1. Juli; 3 Crusis 1. Juli - 1. Okt.; 4 Lucia 1. Okt. - 1. Jan. Zurück
  12. Beschreibung des Bergreviers Hamm an der Sieg, Gustav Wolf, Bonn 1885 Seite 103-104. Zurück