Paul und Otto Timm

Heft 13 aus der Dokumentenreihe über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909-1914


Fachbuch, 2012

33 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Zur Familie Paul und Otto Timm

Paul Timm auf dem Flugplatz Johannisthal um 1910

Firma „Automobil- und Aviatik AG“ und die Fahrzeugentwicklung

Patenschrift von Paul Timm und Johann Cenkl

Paul Timm bei der Aviatik AG

Paul Timm und sein Freund Franz Tolinski

Paul Timm und der Autobau

Der Bruder Otto Timm

Ehemaliges Wohnhaus der Familie Timm

Paul Timm baute eine Rad-Renn-Bahn

Erich Timm, Sohn von Otto Timm

Personenregister

Zeitungen

Quellen

Literatur

Bildnachweis

Vorwort

Der Johannisthaler Flugplatz - der erste zivile Motorflugplatz Deutschlands - existiert nicht mehr. Er wurde am 26. September 1909 eröffnet und hat im September 1995 mit einer historischen Flugschau endgültig ausgedient.

Heute stehen viele neue Siedlungshäuser auf dem Flugfeld. Fast nichts erinnert mehr an diesen historischen Ort. Kennen die jetzt dort angesiedelten Haus- und Grundstückbesitzer die Geschichten, die mit den Straßen - benannt nach Luftfahrtpionieren - verbunden sind?

Wir bemühen uns mit einer Dokumentenreihe, die Geschichte des Areals sowie die Luftfahrtgeschichte der Jahre 1909-1914 in Berlin-Johannisthal, bekannt zu machen.

Wir bemühen uns mit einer Dokumentenreihe auch den neuen Eigentümern die Geschichte des Areals sowie die Luftfahrtgeschichte nahe zu bringen.

Wir begannen zu recherchieren, nachzulesen und zusammenzutragen. Während unserer Spurensuche hatten wir Kontakt mit vielen uns bisher unbekannten Menschen, die uns ausnahmslos freundlich anhörten und - soweit es ihnen möglich war - aktiv und mit Interesse unterstützten.

Besonders danken möchten wir Brigitte Grünewald, die Tochter von Erich Timm. Sie übergab 1995 dem Museum Treptow persönliche Unterlagen ihrer Familie und unterstützte uns bei unseren Recherchen.

Dieser Bericht ist keine wissenschaftliche Arbeit und kann auch nicht als vollständiger Lebenslauf betrachtet werden. Sie soll dem interessierten Leser zum Zurückschauen und Erinnern an couragierte Männer dienen.

Zur Vervollständigung und Ergänzung sind wir weiterhin an Erlebnisberichten, Dokumenten und Fotografien über die Familie Timm interessiert.

Berlin-Johannisthal im Februar 2012

Paul Timm

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Otto Timm

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wer waren die Brüder Paul und Otto Timm:

Zu den Anfängen der Geschichte des ersten deutschen Motorflugplatzes in BerlinJohannisthal gehörten auch die Brüder Timm.

Ende 1909 und im Frühjahr 1910 waren auch Paul und Otto Timm begeistert vom Gedanken Flugzeuge zu bauen und zu fliegen. Es war aber nur eine kurze Zeit und es waren leider nur kurze Sprünge mit den gebauten Flugapparaten.

„ Bald nach der Eröffnungsflugwoche im Herbst 1909 waren etliche Schuppen am alten Startplatz, an denen noch die Namen Edwards, Farman, Blériot und die der anderen Teilnehmer prangten, wieder bezogen. Zu den ersten Mietern, die hier bauten und experimentierten wollten, gehörten Bruno Hanuschke, Max Schüler, Hermann Dorner1 sowie Otto und Paul Timm. Während er (Bruno Hanuschke2, AK) anfangs die Brüder Timm in seine Werkstatt aufnahm, um die Schuppenmiete bezahlen zu können, gründete er später eine bescheidene Fliegerschule und bildete selbst seine Schüler aus.

Otto und Paul Timm, die sich mit Hanuschke einen Schuppen geteilt hatten, versuchten den Blériot-Eindecker nachzubauen und rüsteten ihn mit einem Haacke-Motor aus. Aber es gelangen damit im Frühjahr 1910 nur kurze Sprünge. Was sie besa ß en, hatten sie in diesen Eindecker investiert. Für weitere Versuche, eventuell mit einem anderen Motor, reichte ihr Geld nicht. Sie gaben auf “ .3

Die Brüder Paul und Otto Timm hatten keine Flugzeugführererlaubnis.

Im Alter von 26 Jahren versuchte Paul Timm mit seinen 12 Jahre älteren Bruder Otto im angemieteten Sternschuppen und dann im Flugzeugschuppen Nr. 21 des Flugzeugbauers Bruno Hanuschke (1892-1922) Flugapparate zu bauen. In Werksgemeinschaft mit Hanuschke arbeiteten die Brüder Timm an einem Eindecker, der es schon zu Hopsern brachte. Der Eindecker war aber nicht flugtauglich und weitere Bauversuche scheiterten.

Der Eindecker der Brüder Timm Januar 1910 in Johannisthal. Der Flugapparat mit einem Gewicht von 175 K g. , auch Drachenflieger genannt, kamüber kurze Sprünge nicht hinaus.4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ihnen benachbart hatte sich der Franzose Gabriel Poulain (1884-1953), einst ein weltbekannter Radfahrer, angesiedelt, der schnelle Eindecker von leichter, schlanker Bauart herstellte. Er führte das autogene Schweißen in Johannisthal ein. Sein Monteur war der Däne Hendriksen und sein Schüler war Charles Boutard (1884-1951), der spätere Ehemann der ersten deutschen Flugzeugführerin Melli Beese (1886-1925).5

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Paul Timm vor seinem Schuppen am alten Startplatz um 1910.6

In den „Teltower Kreisnachrichten“ vom 29. Juli 1910 gab es einen Artikel zum Aviatiker Paul Timm unter der Rubrik „Luftschiffahrt“:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zum Aviatiker Werth gibt es keine Hinweise auf den Abschluss einer Flugzeugführererlaubnis.

Paul Timm arbeitet ab 1. Mai bei der „Sport-Flieger GmbH, eine Vertretung der „Etrich-Flieger-Werke GmbH“ in Berlin. Dort erwarb er sich umfangreiche Kenntnisse beim Bau von Flugapparaten, insbesondere des Typs „Etrich-Taube“.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus dem Nachlass Paul und Otto Timm, Museumsarchiv Treptow.

Paul Timm war vielseitig und Geschäftsorientiert. Noch in Berlin wohnhaft, meldete er am 7. März 1913 gemeinsam mit dem Gastwirt Johann Cenkl, wohnhaft gewesen in 12055 Berlin-Neukölln, Hertzbergstr. 2 erfolgreich ein Patent für einen „Naseninhalator“ an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Patentschrift aus dem Archiv Deutsches Patent und Markenamt München.

Im Juli 1913 erhielt er das Angebot für die „Automobil & Aviatik AG“ zu arbeiten und am 4. August 1913 wurde seine dortige Einstellung mit einem Monatsgehalt von 250 Mark bestätigt. Er soll an der Entwicklung und dem Bau eines selbstständigen Flugzeugtyps „Aviatik-Taube“ nach dem Etrich-System beteiligt gewesen sein. Sollte der gebaute Flugapparat die neuen Militärbedingungenmit sechs Zylinder Daimler- 95-100 PS-Motor erfüllen, würde er einer Gratifikation von 1.000 Mark erhalten und die Fahrtspesen von Berlin nach Mühlhausen im Elsass würden übernommen werden. Im Oktober 1914 wurde seine Vergütung erhöht und er reparierte als Werksmeister in der Abteilung Flugzeugbau in Freiburg im Breisgau Flugzeuge der Heeresverwaltung.

Die „Automobil & Aviatik AG“ (abgekürzt Aviatik) wurde 1910 durch Julius Sprengler in Mühlhausen im Elsass gegründet und war vor und während des Ersten Weltkrieges ein Hersteller von Fahr- und Flugzeugen. Aviatik eröffnete 1911 auch eine Niederlassung in Berlin-Johannisthal und gründete 1914 in Österreich-Ungarn die Tochtergesellschaft Österreichische Aviatik.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Produktion zunächst nach Freiburg im Breisgau und ab 1916 nach Leipzig-Heiterblick verlegt. Im Ersten Weltkrieg war sie eine der bedeutendsten Flugzeugfirmen Deutschlands.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Paul Timm in dem entwickelten Flugzeugtyp “ Aviatik-Taube 1912 “ .7

Das Schulungsflugzeug hatte eine Gesamtlänge von 8,5 m, Höhe 3 m und eine Spannweite von 11,5 m. Die Höchstgeschwindigkeit war mit einem Argus AS 70- Motor 95 km/h. Mit dem Flugapparat konnte eine Flugdauer von 3 Stunden, eine Flughöhe von 2000 m und eine Reichweite von 180 km erreicht werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus dem Nachlass Paul und Otto Timm, Museumsarchiv Treptow.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus dem Nachlass Paul und Otto Timm, Museumsarchiv Treptow.

[...]


1 Vgl. Dokumentation Heft 11 „Der Einzelkämpfer Dorner“.

2 Vgl. Dokumentation Heft 5 „Das Küken von alten Startplatz“. 6

3 „Als die Oldtimer flogen“, Günter Schmitt, Seite 37-40.

4 Vgl. „Das Buch der deutschen Fluggeschichte“ von Peter Supf, Band 1, 1935.

5 Vgl. „Das Buch der deutschen Fluggeschichte“, Peter Supf, Band I, Seite 278. 7

6 Nachlass Paul und Otto Timm, Museumsarchiv Treptow.

7 Nachlass Paul und Otto Timm, Museumsarchiv Treptow.

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Paul und Otto Timm
Untertitel
Heft 13 aus der Dokumentenreihe über den Flugplatz Berlin-Johannisthal 1909-1914
Autoren
Jahr
2012
Seiten
33
Katalognummer
V189933
ISBN (eBook)
9783656142997
ISBN (Buch)
9783656143369
Dateigröße
14522 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es waren nur kurze Sprünge der Brüder Paul (1884-1972)und Otto (1872-1937)Timm im Jahre 1910 auf dem ersten deutschen zivilen Motorflugplatz Berlin-Johannisthal. Beide hatten keine Flugzeugführerberechtigung, gehörten aber mit ihren Konstruktionen und Ideen zu den Pionieren der Luftfahrtgeschichte. Im Heft wird ihr Leben und das ihrer Familien beschrieben.
Schlagworte
Flugzeugführer, Adlershof, Motorflugplatz, Johannisthal
Arbeit zitieren
Alexander Kauther (Autor:in)Paul Wirtz (Autor:in), 2012, Paul und Otto Timm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/189933

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