Figuren und Autoren der Popliteratur als Vertreter eines modernen Dandytums


Forschungsarbeit, 2013

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Exposé für eine Masterarbeit

Thema: Können Figuren und Autoren der Popliteratur als Vertreter eines modernen Dandytums angesehen werden?

Angeregt von Isabelle Stauffers Artikel Faszination und Überdruss. Mode und Marken in der Pop-Literatur[1], in welchem sie Korrespondenzen deutscher Pop-Autoren zu klassischen Vertretern des Dandytums herausstellt, soll eben dieser Frage in einer Masterarbeit vertiefend nachgegangen werden.

Es ist auffällig, dass einige Zeitungsartikel, die Ende der 1990er Jahre erschienen, dem Zeitpunkt der größten medialen Präsenz deutscher Popliteratur, den Schriftstellern einen Hang zum Dandytum attestieren, ohne diese Behauptung näher zu begründen. Eine solche Erklärung ist jedoch literaturwissenschaftlich relevant, da sie eine Präzision der Figuren, Thematiken und Methoden der Popliteratur mit sich bringen und somit den Terminus der Popliteratur konkretisieren kann. Weiter ist bemerkenswert, dass in den Zeitungsartikeln zumeist das Augenmerk auf die Autoren und nicht die literarischen Helden gerichtet oder gar eine Verschmelzung beider vorgenommen wird. Außerdem wird größtenteils nur die äußere Erscheinung der Autoren betrachten, ohne ebenfalls deren Geisteshaltung in den Blick zu nehmen.[2] Diese Punkte sollen in der Masterarbeit aufgegriffen und näher untersucht werden.

Die Arbeit wird in drei thematische Blöcke unterteilt: Der erste beschäftigt sich mit dem klassischen Dandytum, der zweite mit der Popliteratur, der dritte widmet sich einem Vergleich der Erkenntnisse der ersten beiden Kapitel. Durch die Methodik des Gegenüberstellens soll ergründet werden, inwiefern

Kongruenzen zwischen dem klassischen Dandytum und der Popliteratur bestehen bzw. inwiefern sich hier Modifikationen oder gar Erhellungen entwickeln, die den Dandy-Begriff erweitern und novellieren. Zudem soll versucht werden, den Begriff der Popliteratur anhand dieser Ergebnisse näher zu beleuchten.

In der ersten Abteilung „Klassisches Dandytum“ wird anhand von einschlägiger Sekundärliteratur zunächst bestimmt, was unter der Figur des Dandys verstanden wird. Es wird eine Schlagwortliste herausgearbeitet, die diesen Typus beschreibt und wiedergibt. Anschließend wird untersucht, inwiefern sich diese Stichpunkte in den von der Literaturwissenschaft als dandyistisch gehandelten Primärwerken wiederfinden. Die Analyse findet dabei auf mehreren Ebenen statt. Zum einen wird sie auf thematischer als auch stilistischer Ebene erfolgen. Zum anderen wird eine - was für die Literaturwissenschaft selbstverständlich sein sollte - strikte Trennung von Autor und Protagonist vorgenommen. Es wird also konkret um die Frage gehen, inwiefern sich dandyistische Referenzen bei den Schriftstellern als auch den literarischen Figuren ausmachen lassen und anhand welcher Motive und Stilistiken der Primärliteratur sich diese darstellen. Bei der Wahl der Primärwerke wird jeweils eins aus der Anfangs- und der Endzeit des Dandytums exemplarisch ausgewählt und geprüft, ob die Gestalt des Dandys in sich kongruent ist oder sich hier Veränderungen offenbaren, welche eine Modifikation der Erkennungszeichen bewirken.

Bei einer ersten Beschäftigung mit der Thematik und bei erster Konsultation ausgewählter Sekundärliteratur stellte sich heraus, dass sich die Untersuchung an folgenden Schlagworten orientieren könnte:

1) Auf thematischer Ebene:[3]

a) Androgynie, Misogynie & (Homo)Sexualität
b) Dekadenz-Begriff: Ennui, Spleen & Morbidität
c) Kälte, Affektkontrolle und Bescheidenheit vs. Exzentrik
d) Kleidung & Distinktionswille
e) Masse vs. Isolation & Misanthropie
f) Natur vs. Kunst
g) Provokation & Verstoß gegen die Normen
h) Schlicht- und Einfachheit vs. Pomp
i) Schauspiel & Maskerade
2) Auf stilistischer Ebene:
a) Affirmation vs. Kritik
b) Ironie & Paradoxie
c) Katalogbildung & Archivierung
d) Stereotypisierung
e) Verhüllung, Täuschung, Verblüffung

Es ist zu bemerken, dass einige Punkte, die unter dem thematischen Aspekt beleuchtet werden, ebenso unter dem stilistischen erforscht werden können, wie etwa die Sujets h) Verstoß gegen die Normen und i) Schlicht- und Einfachheit.

Bei der Wahl der Primärliteratur könnten erste Probleme auftreten, denn ein Charakteristikum des Dandytums ist der Müßiggang. Das Schaffen eines literarischen Werkes würde dieser Eigenschaft widersprechen, weshalb die Personen, die mit dem Bild des klassischen Dandys übereinstimmen, zumeist keine Schriftzeugnisse hinterließen.[4] Der Dandy ist ferner ein Unterhaltungskünstler, der seinen Erfolg mithilfe pointierter, gewitzter und wissensreicher Konversation im Salon sucht.[5] In einem Buch würden seine Wirkungsmittel wie die Stimme, Mimik und Gestik nicht zur Geltung kommen, so dass die Schriftstellerei nicht in Erwägung gezogen wurde. Einige Dandys verfassten jedoch Texte, die sich allerdings wiederum mit der Thematik des Dandytums auseinandersetzen und somit überwiegend Sekundärliteratur darstellen. Die Anzahl an Primärwerken erscheint so nicht sehr umfangreich. Als ein Selektionskriterium wird daher bestimmt, dass die Protagonisten und/oder die Autoren des jeweiligen Werkes von der Literaturwissenschaft als Dandys angesehen werden. Somit wird das ebenfalls bestehende Problem, dass sich die als Dandys gehandelten Autoren oft nicht selbst als solche sehen,[6] umgangen. Bei der Analyse stehen die literarischen Werke und Protagonisten im Vordergrund. Interpretationen über die jeweiligen Autoren sollen nur in den Fokus geraten, wenn sie zur Erhellung eines bestimmten Aspekts beitragen. Somit bleibt die strikte Trennung von Autor und Hauptperson bestehen.

[...]


[1] In: Depressive Dandys: Spielformen der Dekadenz in der Pop-Moderne. Hrsg. v. Alexandra Tacke und Björn Weyand. Köln u. a. 2009.

[2] Vgl. Schäfer, Jörgen: „Neue Mitteilungen aus der Wirklichkeit.“ Zum Verhältnis von Pop und Literatur in Deutschland seit 1968. In: Text+Kritik. Zeitschrift für Literatur. Sonderband. Hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. München 2003, S. 9 ff. / Ernst, Thomas: Popliteratur. Hamburg 2001, S. 75.

[3] Die folgenden Punkte sind nicht nach Wichtigkeit, sondern alphabetisch geordnet.

[4] Gnüg, Hiltrud: Kultder Kälte. Der klassische Dandy im Spiegel der Weltliteratur. Stuttgart 1988, S. 21.

Als Beispiel führt sie Brummell an.

[5] Mann, Otto: Der Dandy. Ein Kulturproblem der Moderne. Heidelberg 1962, S. 69 f.

[6] Gnüg, S. 36. Bei der Pop-Literatur besteht im Übrigen dasselbe Problem: Die meisten Autoren bestreiten vehement, Dandys zu sein (z.B. Joachim Bessing, Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre). Dies ist demnach die erste Gemeinsamkeit zwischen den Schriftstellern des 19. und 20. Jahrhunderts.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Figuren und Autoren der Popliteratur als Vertreter eines modernen Dandytums
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Deutsche Literatur)
Veranstaltung
Vertiefungskolloquium
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V274011
ISBN (eBook)
9783656669326
ISBN (Buch)
9783656669340
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
können, figuren, autoren, popliteratur, vertreter, dandytums
Arbeit zitieren
B.A. Julia Hans (Autor:in), 2013, Figuren und Autoren der Popliteratur als Vertreter eines modernen Dandytums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274011

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