Der Gott der Stadt


Ausarbeitung, 2001

4 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Der Gott der Stadt (Georg Heym)

Leben des Dichters:

Schon nach 24 Jahren endete das kurze Leben Georg Heyms.Obwohl sein Hauptwerk in einer Schaffensperiode von nur 2 Jahren entstand, wurde er zu einem bedeutenden Dichter des Expressionismus. Er kann zwar nicht als Schulebildend bezeichnet werden, dennoch übte seine Lyrik einen bedeutenden Einfluß aus.

Heym wurde am 30.10.1887 im Riesengebirge geboren. Sein Vater war preußischer Staatsanwalt am Reichsmilitärgericht. Georg Heym war also Beamtenkind, hatte ein bürgerliches Elternhaus und gehörte somit zunächst genau der gesellschaftlichen Schicht an, die er später verabscheute. Mit zunehmendem Alter wurde der Graben zwischen ihm, seinem Vater, dem trockenen Juristen und der weichen, sentimentalen Mutter immer größer. Als Georg Heym 1907 schließlich widerwillig anfing Jura zu studieren konnte die Eltern ihren eigenen Sohn kaum mehr verstehen. Beide standen den Dichtungen des Sohnes hilflos gegenüber. Das Tagebuch Heyms gibt Zeugnis von wüsten Beschimpfungen des Vaters. Diese spiegeln den generellen Versuch der expressionistischen Generation wieder, mit der Tradition radikal zu brechen. 1911 schließt Heym sein für ihn unbefriedigendes Studium mit dem Staatsexamen ab, aber schon nach wenigen wütend gehaßten Monaten als Referendar an verschiedenen Gerichten lässt er sich beurlauben. Mit dem unklaren Berufsziel Diplomat oder Offizier nahm er das Studium der orientalischen Sprachen auf, lernte Chinesisch und bewarb sich zugleich bei verschiedenen Regimenten als Offizier. Zu dieser Zeit findet am 16.01.1912 sein Leben in Berlin ein Ende, als er beim Schlittschuhlaufen seinen eingebrochenen Freund, den Dichter Ernst Balcke retten wollte, ertrinkt auch Heym.

Das dichterische Schaffen Georg Heyms begann bereits im Alter von 18 Jahren mit dem Verfassen von Dramen.Es entstanden 3 vollendete Werke und 17 umfangreiche Fragmente, die (wie auch sein übriges Werk) stark von der Neuromantik geprägt waren. (Nur auf Nachfrage:Mythik, religiöse Stoffe, der l‘art pour l‘art Gedanke usw.) Im Frühjahr 1910, nachdem Heym formal ausgelernt hat, tritt er in Berlin dem „Neuen Club“ bei. Eine Vereinigung, die dazu beiträgt, daß Heym nun zu seinem eigenen Stil findet. Zu dieser Zeit tritt auch das von Heym später häufig verwandte Motiv der Großstadt zum ersten Mal in seinen Gedichten auf. (Aus dieser Zeit stammt auch das folgende Gedicht „Der Gott der Stadt“) Seine Prosawerke werden fast ausschließlich in dieser Zeit verfasst, und sind bedeutende Werke des Frühexpressionismus.

Das lyrische Werk Heyms findet die stärkste Beachtung und wird als seine größte Leistung angesehen. Seine bevorzugten Themen sind: Die Großstadt , Tod, Die Toten, Menschen in Grenzsituationen, Unheimliches.

Typisch für die Lyrik Heyms sind jambische Strophen, pompöse und grauenhafte Bilder. Seine Gedichte haben oft einen visionären Charakter.

In seiner späten Phase werden die jambischen Verse von freien Versen abgelöst. Die Bilderfluten werden durch kurze, wie zerhackt wirkende Verse abgelöst, und der staccatohafte Stil des späteren Expressionismus kündigt sich bereits an.(Das Zweite Gedicht von Heym,“Der Baum“, das noch im Anschluß behandelt wird, ist wohl eher Vertreter der späten Phase von Heyms Lyrik)

Wie anfänglich bereits erwähnt wurde, hatte Georg Heyms Dichtung bedeutenden Einfluß. Nicht nur Brecht ist von ihm beeinflusst worden ( Nur auf Nachfrage:V- Effekte des Epischen Theaters.Auch Heym verfremdete durch seine Vermischung der Metaphorik die Realität) sondern seine letzten Gedichte haben den Surrealismus in manchem vorweggenommen (Nur auf Nachfrage:grotesker Stil,visionärer Stil, revolutionärer Grundgedanke).

Das Gedicht:

Baal: Seit 3000 v.Ch Bezeichnung für eine Gottheit, die als Sturm- und Fruchtbarkeitsgott, als Herr des Himmels, eines Berges oder einer Stadt verehrt wird. Er wird auch als Herr der Welt, allmächtiger Herrscher der Ordnung über das Chaos, Wetter- und Sonnengott und als kämpfende Gottheit angebetet. Zu seinen Ehren wurde ein ekstatischer Baalsdienst abgehalten.

Korybanten : Dämonische Begleiter der Göttin Kybele, mit orgiastischem Kult. Die Korybanten folgten der Kybele mit wilden,ekstatischen Tänzen und Musik von grellen Blas- und dumpfen Schlaginstrumenten.

Korybantisch=besessen.

Vorlesen (Seite 42)

Form

5 Strophen

Reimschema: Kreuzreime

Versmaß: 5-hebiger Jambus,

(Prinzipiell regelmäßig, bis auf einige Ausnahmen.

Bsp.: schwebende Betonungen 3.Strophe, 2.Vers Der Millionen)

Inhaltsangabe / Gliederung

Der Text ist unterteilt in 3 Abschnitte. a) Abschnitt 1: Strophe 1

b) Abschnitt 2: Strophe 2-4

c) Abschnitt 3: Strophe 5

(Wobei Abschnitt 1 und Abschnitt 3 inhaltlich zusammengehören)

In diesen Abschnitt werden die Tätigkeiten des Baal beschrieben:

Baal blickt wütend auf eine Großstadt und setzt diese in Brand.

Im Mittelteil geht es vor allem um die Schilderung der Atmosphäre:

Die Sonne geht unter,der Großstadtlärm dröhnt, der Rauch der Fabrikschlote zieht in den Himmel und Stürme flattern bis es schließlich immer dunkler wird.

Stilmittelanalyse

Die Beiden Teile des Gedichts (Abschnitt 1+3 gegnüber Abschnitt 2) stehen in einem starken Kontrast zueinander. Während der Dichter im ersten Teil mythologische Motive verwendet, benutzt er im zweiten Teil (dem Mittelteil) naturalistische Bilder der industriellen Wirklichkeit. Durch die Zusammenführung dieser unvereinbaren Elemente wird eine Verfremdung beider erreicht:

- Die mythologischen Figuren mutieren zu grotesken,deformierten Idealgestalten

- und aus der industriellen Realität wird eine mythologisch verwandelte, dämonisierte Wirklichkeit.(Bsp.: Der Großstadtlärm wird durch einen Vergleich als Korybanten-Tanz umschrieben)

Zweck des ganzen ist, durch die Verfremdung der Wirklichkeit ihr negatives, dämonisches Wesen darzustellen. Durch diesen grotesken Stil findet die Absurdität des gegenwärtigen Weltzustandes ihren Ausdruck.

(Der Dichter negiert also den aktuellen Weltzustand und baut daraus seine revolutionäre Haltung auf)

Bilder:

Motive der industriellen Wirklichkeit (Beschreibung der Atmosphäre.Mittelteil):

- Die Winde lagern schwarz
- Der Schlote Rauch
- Wolken der Fabrik
- Der dunkle Abend
- Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
- Er streckt ins Dunkel
- Ein Meer von Feuer jagt
- Glutqualm

(Zusätzlich wird diese Atmosphäre vom Zeitlichen Ablauf (Sonnenuntergang/dunkler Abend/Nacht) unterstüzt.)

Es wird eine unheimliche, gespenstische Endzeitatmosphäre beschrieben.

Mythologische Motive:

- Baal
- Korybanten

Ein weitere wichtige Funktion übernimmt das Stilmittel der Personifikationen:

-Die großen Städte knieen

(Bei dieser Personifizierung wird das menschliche Maß der Körperlichkeit extrem überstiegen. Dies wirkt unheimlich und trägt weiter zur.Dämonisierung bei )

-wo fern in Einsamkeit die letzten Häuser in das Land verirrn (s.o.:Die Stadt selbst wird personifiziert. Durch diese Personifikation werden die Häuser beseelt. Dies wirkt ebenso dämonisirend)

-Der Gott der Stadt (als Personifikation für das Wesen der modernen Großstädte und der Industriewelt. Die Stadt selbst wird personifiziert.)

Diese Personifikation ist zentrales Thema des Gedichtes. Sie gibt dem Wesen der modernen Großstadt und der Industriewelt ein gespenstisches Gesicht.

Interpretation

Der Leser hat den Eindruck, daß die Stadt lebt. Häuser und Straßen werden beseelt, als ob sie Menschen wären.Großstadtlärm wird zu Korybanten-Tanz, Rauch und Wolken der Schlote wird zu Duft von Weihrauch. Man hat den Eindruck, als leiste die “lebendige Stadt“ ihrem „Gott der Stadt“ (dem Baal) einen Baalsdienst ab. Baal,der Sonnengott, der hier als mythologisierte Form eines Sonnenuntergangs in Erscheinung tritt, wird zum Sturmgott, zum Herscher über das Chaos. Er setzt die untergangsreife Welt in Brand. Die Stadt geht in Flammen auf. Aus dem Sonnenuntergang wird ein Weltuntergangsfeuer.

In “Der Gott der Stadt“ wird der Protest an der Zeit, in Form eines apokalyptischen Strafgerichts über die gegenwärtige Welt gekleidet.

Diese Vision wirkt auf mich wie eine Allmachtsphantasie des Dichters, der die gegenwärtige Welt untergehen sehen möchte, um einen radikalen Bruch mit der Tradition und der Vergangenheit schaffen zu können. Somit wäre der Weg frei für einen absoluten Neubeginn.

Dies ist ein typischer Grundgedanke des Expressionismus.

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Der Gott der Stadt
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Veranstaltung
E 2
Note
1
Autor
Jahr
2001
Seiten
4
Katalognummer
V103757
ISBN (eBook)
9783640021345
Dateigröße
334 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gott, Stadt
Arbeit zitieren
Jan Leder (Autor:in), 2001, Der Gott der Stadt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/103757

Kommentare

  • Gast am 13.6.2002

    naja.

    ein wenig knapp.
    zu oberflächlich

  • Gast am 7.5.2002

    Gute Analyse.

    Hi Jan! Ich finde deine Analyse mindestens(!) befriedigend wenn nicht sogar viel besser. Eine Sechs, so wie hier jemand meint, würdest du dafür niemals bekommen. Da war wohl entweder jemand neidisch oder fachlich nicht sehr kompetent!!!
    Viele Grüße Maria

  • Gast am 22.4.2002

    Retter in der Not.

    Also ich finde deinen Text echt klasse! Ich hatte vor allem mit den Stilmitteln ein grosses Problem, aber dank deiner Hilfe wird das jetzt schon hinhauen ;)
    Mach weiter so!
    Sophie

  • Gast am 27.2.2002

    Sehr gut.

    Danke Jan. Du hast das sehr gut gemacht. Deine Seite ist echt klasse!! Sie hat mir sehr geholfen, allein hätte ich auf so viele Einzelpunkte nie gekommen. Nochmal danke!!!!!

  • Gast am 12.2.2002

    Gut gelungen.

    Danke, dass hilft mir tierisch weiter, ich habe es nämlich voll verpennt, einige Aufgaben zu dem Gedicht zu erledigen, und da ich nun morgen noch nen Lateintest schreibe passt das ganz gut.

    Also dann danke,

    Christina (Klasse 10 eines Gymnasiums)

  • Gast am 30.11.2001

    Der Gott der Stadt.

    Die hier geleistete Arbeit ist nicht einmal mehr ausreichend, wenn nicht sogar ungenügend. Die Vorgehens- und Bearbeitungsweise ist katastrophal, das Thema fehlt und die Bilder und Chiffren werden nicht analysiert und interpretiert. Des weiteren fehlen die Interpretationen der Stilmittel. Die Arbeit wäre wohl eine glatte 6.

    MfG

    Pascal Hillgruber

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