Der Stellenwert von Schrift in der Gesellschaft


Seminar Paper, 2002

13 Pages, Grade: 2-


Excerpt


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Schrift
2.1. Was ist Schrift?
2.2. Entwicklung der Schrif
2.3. Besonderheiten der schriftlichen Kommunikation im Intern
2. 4. Beobachtete Sprachwandel Prozesse beim Chat

3. Schlussfolgerung

4. Analphabetismus
4..1 Was ist ein Analphabet
4.2.Ursachen für Analphabetismu
4.3. Lebenssituation von Analphabete
4.4. Bedeutung der Schriftsprache und Gründe für Kursteilnah

5. Zusammenfassung

6. Literaturangaben

7. Anhang

1. Einleitung

Die Erfindung des Schreibens und der Schrift vor circa 5000 Jahren gehört zu den größten Errungenschaften in der Geschichte der Menschheit, eine Errungenschaft, die für den modernen Menschen von heute längst eine Selbstverständlichkeit des Alltagslebens geworden ist. Eine Welt ohn Schrift ist schwerlich denkbar. Nicht wenigen Philosophen, Schriftstellern und Dichtern wie Kant und Mirabeau gilt Schriftgebrauch geradezu als ein Grundpfeiler der menschlichen Zivilisation. Differenzierte und komplexere Organisationsformen der menschlichen Kultur sind auch ohne schriftsprachliche Kommunikation der gemeinsamen Wissensbestände kaum vorstellbar, die Erfindun der Schrift hat einen gewaltigen Modernisierungsschub eingeleitet. Schrift transportiert nicht nur Wissen, sondern es würde auch in der Gesellschaft alles vergessen werden, was vor allem aktuell nic gebraucht wird. Erst mit der Schrift kann sich ein Individuum Informationen verschaffen, die seine konkrete Umgebung nicht bereitstellt.

Natürlich gibt es außer der schriftsprachlichen auch andere Formen der Informationskonservierung. Beispielsweise weiß sich der Mensch von alters her durch mündliches Geschichtenerzählen einmal errungene Wissensbestände zu erhalten. Zudem können Informationen durch Bilder bewahrt werden, eine Tradition, die bereits mit den Felsbildern der Steinzeit beginnt. Eine andere Form der Informationsfixierung ist die Verwendung von Symbolen. So haben die Menschen während der Eiszei in Holz und Knochen geritzte Kerben als Zähleinheiten genutzt. Auch in der Neuzeit gibt es neben de Schriftsprache eine große Zahl nichtsprachlicher Aufschreibsysteme, z.B. die Notenschrift der Musiker, die Formeln der Mathematiker oder Hinweisschildern in öffentlichen Räumen. Doch Noten, Bilder und Formeln können nicht ansatzweise die Menge an Informationen speichern wie Schrift.

Obwohl Schrift für viele Menschen zur Alltäglichkeit gehört, gibt es immer noch einige Menschen, au in Deutschland, die nicht schreiben und lesen können- Analphabeten. Welche Bedeutung hat Schrift f solche Menschen und was bringt sie dazu Schreibkurse zu belegen?

Schrift hat eine lange Geschichte und hat sich oft verändert, über Piktogramme und Hieroglyphen, bis zur Schrift, wie wir sie heute kennen. Doch gerade durch die Erfindungen des Computers, des Intern und anderen technischen Neuentwicklungen, steht die Schrift vielleicht erneut vor einem Wandel. Wodurch kennzeichnet sich dieser Wandel und welche Auswirkungen hat er? Diese Fragen werde ich versuchen zu beantworten, dabei beziehe ich mich auf hauptsächlich auf Internetquellen und Werke von MarioD öbert, Peter Koch und Wulf Österreicher und Peter von Polenz.

2. Schrift

2.1. Was ist Schrift?

Wenn man über Schrift spricht sollten zuerst die Begriffe "Schrift" und "Schriftlichkeit" geklärt werde Im Lexikon der Sprachwissenschaft findet sich folgende Definition von Schrift:

"Schrift. Auf konventionalisiertemSystem von graphischen Zeichen basierendes Mittel zur Aufzeichnung von mündlicher Sprache. Die Jahrtausende alte Geschichte der S. ist in ihrer Entwicklu stark von Magie, Religion und Mystik geprägt, zugleich aber auch vom kulturhistorisch bedingten ständigen Wandel der Materialien (Fels, Leder, Knochen, Pergament), Schreibwerkzeuge und Schreibtechniken. Die zahlreichen voneinander abweichenden Typologie-Versuche S systeme stützen sich auf unterschiedliche Klassifizierungsprinzipien; sie versuchen jeweils, die Entwicklung de S. aus den frühesten gegenständlichen Zeichen, die für die bezeichnete Sache stehen, S.zeichenfür Worte bzw. Bedeutungstragende Einheiten (® Morphem) bis zu den auf phonetischer Grundlage aufgebauten alphabetischen Systemen widerzuspiegeln. (...)"1

Generell ist der Begriff Schriftlichkeit umfassender als Schrift. Während Schrift sich in erster Linie a verschiedene Schriftformen wie Handschrift, Silbenschrift, Alphabetschrift bezieht, wird alles, was mi dem Attribut schriftlich verbunden werden kann, also Dinge, Begriffe, Menschen, Gesellschaften und Kulturen zu dem Begriff Schriftlichkeit gerechnt.2

2.2. Entwicklung der Schrift

Die Einführung des Buchdrucks war eine Schlüsseltechnologie, die den Stellenwert der Schrift in der Gesellschaft veränderte.

Die Schrift hatte bis zur Einführung des Buchdrucks (15.Jhd.) verschiedenste Träger durchlaufen; mi der Papyrus- bzw. Pergamentrolle war ein Medium in Gebrauch, welches eine regelrechte Schriftkult ermöglichte. Die Weiterentwicklung zum papiernen Buch zeichnete sich immer noch durch Handschriftlichkeit aus. Die imGutenbergschenBuchdruck in einem technischen Schritt durchgeführte Normierung von Schrift machte nicht nur alle Bücher gleich und billiger und ihre Herstellung so viel schneller, sondern wirkte ebenso auf Leser und Produzenten. Der Buchmarkt mit seinem marktwirtschaftlichen 'Selektionsdruck' expandierte enorm und produzierte eine Vielzahl neuer Buchtitel und -gattungen.

Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Schriftkultur mit der allgemeinen Lesefähigkeit, auch die d Frauen, um 1800. Schrift war damit unzweifelhaft demokratisiert worden und hatte als Medium in Verbindung mit dem Ausbau des Postsystems eine Stellung erreicht, die sie in gewisser Hinsicht verlieren sollte.

Die Einführung der Fotographie (ab 1837) brachte bereits ein optisches Medium ins Spiel, welches die Vorstellungen der Literatur technisch umsetzte. Ein Konkurrenzmedium 'entwarf' nun keine Bilder mehr, sondern war in der Lage, die Wirklichkeit abzubilden. Mit der Einführung des Grammophons un des Telefons usw. wurde die zweite Fiktion von Literatur in die Wirklichkeit umgesetzt. Reale Rede konnte gespeichert werden.

Diese Medienentwicklungen konnten schon wegen ihrer Getrenntheit, Begrenztheit und Statik (Foto) das vertraute und wirkungsvolle Buch (und Theater) als wichtigstes Medium nicht verdrängen oder ersetzen. Dies sollte der Film, der das Versprechen des Buches in Licht und perfekte Simulation wirklicher oder möglicher Welten umsetzt, aber ändern. Heute bewegt die Gesamtgesellschaft Film und Fernsehen, aber auch Sport und Lifestyle mindestens genauso viel wie Literatur.

Die unangefochtene Position des Buches als Wissensspeicher droht mit dem neuartigen Universalmedium Computer ebenfalls verloren zu gehen. Speicherkapazität und Verknüpfungsmöglichkeiten, die Bücher mit Registern und Fußnoten bewerkstelligen, werden mit Computern immens erhöht und beschleunigt. Gerade für wissenschaftliche Zwecke wird sich das elektronische Speichermedium CD-ROM DVD-ROM) durchsetzen. Die Technik entwickelt sich immer weiter und wir können nicht vorhersehen, was dies für unsere Schrift bedeuten wird.

2.3. Besonderheiten der schriftlichen Kommunikation im Internet

Da das Internet immer größeren Zulauf erhält und sich dort ein ausgefallener Umgang mit Schrift zei stellt sich die Frage, ob das Internet die deutsche Sprache verändert. Diese Frage muss man mit ,,nein beantworten, denn Medien können die Sprache nicht verändern, sondern nur die Sprachteilnehmer, di diese Kommunikation nutzen. Allerdings schaffen Medien meist auch neue Randbedingungen für Rezeption und Produktion von Sprache, was auf Dauer zu Veränderungen sprachlicher Merkmale führen kann. Das Internet ist bislang noch ein schriftdominiertes Medium, d.h., die Mehrzahl der im Netz gespeicherten und übermittelten Daten sind schriftlich kodiert.

Doch betrachtet man diese schriftlichen Daten, dann erkennt man, dass diese vielfach auffällig von de Erwartungen, die man normalerweise schriftlichen Texten entgegenbringt abweichen. Das Internet verändert offensichtlich etwas im Umgang mit Schrift, verschiebt das Verhältnis vSprech-und Schreibsprache. Worin besteht diese Verschiebung genau, handelt es sich dabei überhaupt um eine durch das neue Medium eingeführte Entwicklung? Schließlich gilt es als generelle Tendenz der Sprachentwicklung im 20. Jahrhundert, dass sich gesprochene und geschriebene Sprache einander annähern, dass eine ,,Epoche beispiellos starker Schriftlichkeit"3 im Laufe des 20. Jahrhunderts durch eine ,,teilweiseReorali-sierungder öffentlichen Kommunikation"4 abgelöst wird.

Einleitend soll nur kurz differenziert werden zwischen medialer uko nzept-ionellerMündlichkeit bzw. Schriftlichkeit.5 Mediale Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit bezieht sich auf das Medium, in dem Sprache realisiert wird, d.h. die phonetische Realisierung in gesprochener Sprache oder die graphisch Realisierung in geschriebener Sprache. Konzeptionelle Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit meint dagege die Modalität der Äußerungen. Wichtig für das Konzept der Mündlichkeit ist die raum-zeitliche Nähe, aber auch die emotionale und soziale Nähe, die Bekanntheit und Vertrautheit der Gesprächspartner miteinander, sowie Emotionalität und Spontaneität.

Das Konzept der Schriftlichkeit ist dagegen geprägt durch raum-zeitliche, soziale und emotionale Distanz, bei der Produktion und Rezeption zeitlich Auseinanderfallen und die Äußerungen von den Produzenten und der Produktionssituation abgelöst ist. Nach Koch/ Österreicher ist also der Unterschied zwischen konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit die Nähe und die Distanz. Die können sowohl in medial mündlichen Kommunikationsformen (z.B. Telefongespräch, wissenschaftlicher Vortrag, usw.) als auch in medial schriftlichen Textsorten (Privatbrief, Zeitungsartikel, usw.) auftreten.

Wenn generell oder in Bezug auf neue Medien von einVrermündlichung der Schriftsprache die Rede ist, ist also immer die konzeptionelle Ebene gemeint, denn nur hier macht eine solche Aussage überhaupt Sinn. Orientierung an der Mündlichkeit bedeutet dann, dass die medial schriftlich fixierten Äußerungen Merkmale aufweisen, die als typisch für konzeptionelle Mündlichkeit gelten. Koch/ Österreicher führen folgende Charakteristika konzeptioneller Mündlichkeit an, die für die Internet-Kommunikation wichtig ist.

Im Bezug auf die Lexik gibt es eine Präferenz für einfache und kurze Wörter und typisch sprechsprachliche Partikel und Interjektionen, sowie eine gehäufte Verwendung von Floskeln und umgangssprachlichen Ausdrücken. Charakteristisch für den Syntax und den Textbau sind der parataktische, reihende Satzbau, die wenig durchkomponierten Sätze, teilweise mit Satzbaufehlern und die unklaren Ganzsatzgrenzen. Dazu kommt der inkonsequente Gebrauch von Kohäsionsmitteln und Gliederungssignalen und eine freie, assoziative, dialogisch gesteuerte Themenentwicklung, wobei stets die Möglichkeit zur Rückfrage oder Einspruch besteht und man mit sprachlichen und mimischen Mitte Feedback erhält.

Viele dieser Merkmale sind auch charakteristisch für schriftliche Texte im Internet, was darauf zurückzuführen ist, dass die Netzkommunikation in besonderer Weise im Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz steht. Das liegt daran, dass Dokumente im Internet mit großer Schnelligkeit über weite Strecken befördert werden und so die räumliche Distanz der Kommunikationspartner durch zeitliche Nähe kompensiert wird. Die metaphorisch konstituierte räumliche Nähe z.B. ei Chatraums schafft emotionale und soziale Nähe. Betrachtet man dee-mail Kommunikation, so findet man häufig lose aneinander gereihte und durch Semikolon getrennte Sätze. Typisch ist es auch, einen Satz durch drei Auslassungspunkte statt durch einen Satzendpunkt auslaufen zu lassen. Die kommunikative Grundhaltung zeigt sich auch im vertraulichen ,,du" und im saloppen, umgangssprachlichen Grussformeln wie ,,moin", ,,tach", ,,tschüss", ,ciao" oder ,,hi". Signifikant sind auch die häufigen Verschmelzungsformen wie ,,haste", w, illste" oder ,gibt`s" und Verkürzungsformen wie ,,`ne" für eine und ,,hab" für habe.

Typisch sind auch Interjektionen wie ,,na", ,,äh"h m, m", ,,ach", ,,oh", also Redeteile, die für mündliche Gesprächssteuerung typisch sind. Natürlich gibt es genauso förmlic -mails wie beim normalen Briefwechsel, aber unter Freunden und Bekannten nimmt diese Art der Kommunikation zu, was ja auch vor ein paar Jahren undenkbar war, zumindest noch bei Erwachsenen.

Die spektakulärsten sprachlichen Eigentümlichkeiten zeigen sich in Chat-Kommunikation. Beim Chat können sich Teilnehmer in Kanäle einwählen, die metaphorisch als ,,Räume" bezeichnet werden und dort simultan miteinander ins Gespräch über Tastatur und Bildschirm führen. Der Chat ermöglich also was zuvor nie möglich war, eine Kommunikation über weite räumliche Distanz hinweg mittels geschriebener Sprache.

2.4. Beobachtete Sprachwandelprozesse beim Chat

Was bei der Beobachtung von Konversationen iC hatrooms zunächst auffällt, sind zahlreiche veränderte Schreibkonventionen. Die Kennzeichnung von Satzanfang und Nomina durch Großbuchstaben, wie sie in der Schriftsprache üblicherweise vorgenommen wird, hat in der gesprochenen Sprache keine Entsprechung. Auch bei der "Konversation"Cihatrooms wird diese Kontrastierung zunehmend aufgehoben; stattdessen wird der Unterschied zwischen großen und kleine Buchstaben zur Kontrastierung verschiedener Betonungsgrade genutzt, eine Unterscheidung die auch der Lautsprache existiert.

Häufig zu beobachten ist eine Imitation der Aussprache eines Wortes durch seine Schreibung ohne Verwendung eines phonetischen Alphabets. Dabei wird nicht unbedingt die Standard-Lautung zugrun gelegt, sondern auch dialektale Varianten. Aufeinander folgende Pronomina und Verben werden nich selten zu einem Wort zusammengezogen, oder das Pronomen fällt häufig auch ganz weg. Der Charakter einer Äußerung kann durch Wiederholung und Kombination von Satzzeichen betont werde "!!!!!" kennzeichnet eine sehr energische Aussage, "??????" eine entweder sehr wichtige oder aus großer Unwissenheit resultierende Frage. Mit "?!?!?!?" wird Verwirrung zum Ausdruck gebracht. Es ist auch möglich, Satzzeichen allein stehend im Bezug auf vorangegangene Äußerungen zu verwende mit der sinngemäßen Bedeutung von "dem stimme ich zu" ("!!!!!!!"), "ich bin verwirrt" ("!?!?!?!?") od "das verstehe ich nicht" ("???????"). Pausen werden meist durch "..." symbolisiert.

Da kein visueller Kontakt zwischen den Beteiligten besteht, ist es nicht möglich, anhand deren Mimik und Gestik Rückschlüsse auf ihre Stimmungslage oder Einstellung zur eigenen Äußerung zu ziehen. In Online-Konversationen ist es deshalb üblich, die Diskussionspartner entweder duAsteriksenoder Emoticons über das eigene Befinden in Kenntnis zu setzen. VoA steriksen("*") umgebene Ausdrücke dienen zur Darstellung von Zuständen oder während der Kommunikation ausgeführter Handlungen. S enthalten immer mindestens ein Verb, sind aber in ihrer Länge und Komposition prinzipiell unbegrenz Für häufig gebrauchte Konstruktionen dieser Art hat sich der Gebrauch der ersten Buchstaben der jeweiligen Wörter als Abkürzung etabliert; die drei häufigsten Kurzformen si lol* ("laughing out loud"), *rofl* ("roll on floor laughing") und *g* (grin") wobei diese trotz ihrer englischen Herkunft auch in deutschsprachigenChatrooms verwendet werden.

Zur Darstellung von Emotionen werden häufig die sogenannteE moticons" benutzt. Hierbei handelt es sich um aus Satzzeichen (selten auch Buchstaben) zusammengesetzte Gebilde, die für verschiedene Gesichtsausdrücke stehen. Es gibt zahllose solchsm"ilies" und "frownies" für die verschiedensten Situationen, wirklich gebräuchlich sind aber nur drei: " :-) " für "ich lächle", " :-( " für "ich bin traurig" u " ;-) " für "Augenzwinkern" (wird meistens dazu verwendet, eine Äußerung als ironisch zu kennzeichnen)6 Der Gedankenstrich in der Mitte, der die Nase symbolisiert, wird häufig weggelassen7

3. Schlussfolgerung

Viele der beobachteten Sprachwandelprozesse sind Hinweise darauf, dass die Kommunikation in Chatrooms konzeptionell wesentlich mehr Anteile von mündlicher als von schriftlicher Konversation hat, obwohl alles schriftlich verfasst wird. Das Internet hat also Auswirkung auf unsere Schriftlichkei das ist in der e-mail- undChat-Kommunikation eindeutig zu sehen. Betrachtet man auf der einen Seite die steigenden Zahlen der Internetnutzung (vgl. Anhang) und auf der anderen Seite die immer auffälligeren Rechtschreibschwächen der Jugend, die bei Einstellungstests immer wieder festgestellt werden, so stellt sich doch die Frage, ob das Internet nicht noch diese Rechtschreibschwächen verstärken wird.

Kinder und Jugendliche lernen heute zwei Arten zu schreiben, die in der Schule und die im Internet. D Frage ist, welche Art der Schrift sie mehr nutzen. Auch wenn das Internet und besonders die Kommunikation im Netz für uns nicht selbstverständlich sind, die Kinder und Jugendlichen wachsen damit auf, gehen viel unbefangener damit um und nutzen diese Art der Kommunikation. Welche Auswirkungen dies auf ihren Schriftgebrauch haben wird bleibt abzuwarten. Dazu kommt, dass in den neuen Medien Schrift immer mehr durch Bilder ersetzt wird, es werden immer mehr Informationen über das Bild transportiert. Die Bilder beherrschten immer mehr dPerintmedien und sind aus dem Internet nicht mehr wegzudenken.

Dass das Internet für Schrift eine wichtige Rolle spielt und dass auch eifrig geforscht wird, bewies de Workshop Sprache und Kommunikation im Interneder am 16. und 17. November 2001 in Hannover stattfand. Im Zentrum standen zwei Aspekte: Das Verhältnis von Schriftlichkeit und Mündlichkeit einerseits sowie das Verhältnis von Bild und Text andererseis.8

Peter Schlobinski(Uni Hannover), Initiator des Workshops, prophezeite zum Ende der Veranstaltung, dass es in 200 Jahren sowieso keine Schrift, sondern nur noch gesprochene Sprache und daran angepasste Formen der Datenspeicherung geben wirS.chlobinskiund JürgenRolshoven, Spezialist für Sprachinformation an der Uni Köln, halten das Internet für eine revolutionäre Erfindung wie Gutenbe Buchdruck. ,,Während die Einführung des Buchdrucks zu einer Fixierung von sprachlichen Standards führte, bewirkt das Internet - zumindest vordergründig - eine Rückkehr zur Mündlichkeit."9 Einige Pädagogen meinen, dass diese Entwicklung eine Ermutigung für die Schreibschwächeren bedeutet, weil man im Netz anonym schreibt, andere befürchten, dass eine solche Schreibkultur Analphabetentum unterstützt. Die Macht der Bilder (aucEmoticons) werde immer größer, die nicht erst seit der Erfindung des Internets an in um und an Stelle von Text erscheinen. Kinder könnten sich Wie sich das Internet auf unsere Schreibkultur auswirken wird, wird sich in den nächsten Jahren zeig Fakt ist, dass wir schon ohne Internet genug Probleme mit Rechtschreibschwächen und Analphabetismus haben.

Peter Schlobinski(Uni Hannover), Initiator des Workshops, prophezeite zum Ende der Veranstaltung, dass es in 200 Jahren sowieso keine Schrift, sondern nur noch gesprochene Sprache und daran angepasste Formen der Datenspeicherung geben wirS.chlobinskiund JürgenRolshoven, Spezialist für Sprachinformation an der Uni Köln, halten das Internet für eine revolutionäre Erfindung wie Gutenbe Buchdruck. ,,Während die Einführung des Buchdrucks zu einer Fixierung von sprachlichen Standards Einige Pädagogen meinen, dass diese Entwicklung eine Ermutigung für die Schreibschwächeren bedeutet, weil man im Netz anonym schreibt, andere befürchten, dass eine solche Schreibkultur Analphabetentum unterstützt. Die Macht der Bilder (aucEmoticons) werde immer größer, die nicht erst seit der Erfindung des Internets an in um und an Stelle von Text erscheinen. Kinder könnten sich Wie sich das Internet auf unsere Schreibkultur auswirken wird, wird sich in den nächsten Jahren zeig Fakt ist, dass wir schon ohne Internet genug Probleme mit Rechtschreibschwächen und Analphabetismus haben.

4. Analphabetismus

Der 8. September erinnert jedes Jahr daran, dass es in vielen Ländern immer noch ein Privileg ist, les und schreiben zu können. Die UNESCO hat diesen Tag zum Internationalen Alphabetisierungstag ausgerufen. In Deutschland, einem Land mit einer hochmodernen Industrie- und Medienwirtschaft, leben immer noch bis zu vier Millionen Mensch10, die ihren Analphabetismus vor ihren Mitmenschen mehr oder weniger geschickt verstecken. Zwar kommen ihnen die audio- und visuellen Medien - Rad und Fernsehen - bei der Bewältigung ihres Lebensalltags entgegen, aber in vielen Situationen müssen sie dennoch erkennen, dass sie ohne Lese- und Schreibfähigkeiten versagen.

4.1. Was ist ein Analphabet?

Man unterscheidet vier Typen von Analphabeten, d totalenAnalphabeten, denfunktionalen Analphabeten, denprimären Analphabeten und densekundärenAnalphabeten.

Der totale Analphabet kennt keine Buchstaben. Dabei handelt es sich überwiegend um Personen mit führte, bewirkt das Internet - zumindest vordergründig - eine Rückkehr zur Mündlichkeit." nur noch mit bewegten Bildern beschäftigten und nicht mehr differenziert ausdrücken. körperlicher oder anderer Behinderung, die aufgrund ihrer Situation nicht in der Lage sind, Schriftsprachkenntnisse zu erwerben und um Ausländer.

Menschen, die aufgrund eines fehlenden Schulbesuchs nie Lesen und Schreiben gelernt haben, bezeichnet man als einen primären Analphabeten.

Der funktionale Analphabet hat dagegen eine Schule besucht, weist jedoch immer noch fehlende Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen auf. Funktionale Analphabeten unterschreiten die gesellschaftlichen Mindestanforderungen, d.h. ihre individuellen Kenntnisse sind niedriger als die erforderlichen Kenntnisse in unserer Gesellschaft.

Auch der sekundäre Analphabet hat mehr oder weniger erfolgreich die Schriftsprache erworben, jedoch nach Jahren des Vermeidens, Schrift wieder verlernt. Er kann auch die gesellschaftlichen Mindestanforderungen nicht erfülle11

4.2. Ursachen für Analphabetismus

Wie kann es sein, dass es heutzutage immer noch Analphabeten in Deutschland gibt? Dafür gibt es vier Faktoren, defamiliäre Faktor, derschulische Faktor, der individuelle Faktor und der gesellschaftliche Faktor.

Zerrüttete Familienverhältnisse, finanzielle Probleme im Elternhaus, Scheidung der Eltern, Vernachlässigung der Kinder seitens der Eltern, Ausbrüche roher Gewalt und vor allem Alkoholmissbrauch sind Faktoren, die zu einer Fehlentwicklung des Kindes führen können und somit auch zum Analphabetismus.

Die Schulpflicht ist in unserer Gesellschaft im Allgemeinen nach zehn Jahren beendet. Jedoch sagt di nichts über den Lernzustand und generell über die Qualität der Kenntnisse des Schülers aus. Schüler müssen in den Jahren keinen Abschluss erwerben, oder sie pfuschen sich durch, indem sie ihre Hausaufgaben von Freunden oder Geschwistern erledigen lassen, oder sie versuchen schriftlichen Defizite durch mündliche Mitarbeit aufzubessern, oder sie bleiben einfach häufig genug von der Schul fern.

In allen Arbeits- und Lebensbereichen werden heutzutage besonders hohe Fähigkeiten im Lesen und Schreiben vorausgesetzt, d.h. schriftsprachlich akzeptabel agieren zu können ist heutzutage in unserer Gesellschaft ein Muss. Bis zu den siebziger Jahren war Analphabetismus bei Erwachsenen kein Thema. Es gab ausreichend Arbeitsplätze für ungelernAerbeiterInnenund Aushilfstätigkeiten, in denen Lesen und Schreiben nicht oder nur in geringem Maße nötig waren. Dies änderte sich durch di Einführung neuer Technologien. Arbeitsplätze mit einfachen Tätigkeiten wurden zunehmend wegrationalisiert.

Besonders die Menschen, die nur unzulänglich lesen und schreiben konnten, fielen zunehmend mehr a dem Arbeitsmarkt heraus, denn sie konnten nicht umgeschult werden, sie konnten nicht an Maschinen angelernt werden, die mit Schriftdisplays oder schriftlichen Arbeitsinstruktionen versehen waren und konnten nicht an Bildungsmaßnahmen teilnehmen, um sich zu qualifizier12.

4.3. Lebenssituation von Analphabeten

Analphabeten leben meist in ständiger Isolierung und leiden deswegen oft unter psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Sie vermeiden Kontakte mit anderen. Dadurch werden ihre Aktivitäten und Freizeitgestaltungen bis aufs Minimum reduziert. Zu verreisen, zu wählen, ein ganz normaler Arztbesuch und andere alltägliche Dinge werden vom Analphabeten gemieden, um nicht eventuell entdeckt zu werden. Sie haben Angst vor Diskriminierung, vor Demütigungen und Bloßstellung.

Ein erwachsener Analphabet hat Angst vor Arbeitsverlust leben, wobei jugendliche Analphabeten mit der Angst der Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben.

Ihr Leben versuchen sie durch das Vermeiden von schriftsprachlichen Anforderungen, durch Inanspruchnahme einer Vertrauensperson (z.B. Ehepartner, bester Freund), die ihm bei alltäglichen Sachen hilft und dadurch, dass sie bei plötzlicher schriftsprachlichen Anforderung schnell reagieren (,,Hab meine Brille vergessen"), zu meistern.13

4.4. Bedeutung der Schriftsprache und Gründe für Kursteilnahme

Ist für uns Schrift was Alltägliches, was Selbstverständliches, was, das unser Leben vereinfacht und unkompliziert macht, was womit wir spielen (vgl. Sprachwandel im Internet), so hat Schrift für einen Analphabeten eine ganz andere Bedeutung.

Lernt ein Analphabet Lesen und Schreiben, bedeutet dies gleichzeitig für ihn frei seinen Arbeitsplatz wählen zu können bzw. keiner zwangsläufigen Arbeitslosigkeit mehr ausgesetzt zu sein. Schrift bedeutet für ihn, dass er sich in der Gesellschaft integriert fühlt, dass er ohne Sorgen in den Urlaub fahren kann, seine Freizeit nutzen und seine Partnerschaft ohne diese ständige Angst führen kann.

Es gibt noch viele andere Bedeutungsmotive, jedoch soll mit dieser Auswahl an Beispielen deutlich gemacht werden, dass die Schrift für Analphabeten eine ganz andere Bedeutung darstellt, als für uns.

Die Dinge, die für uns das Normalste von der Welt sind, dadurch, dass wir die Schriftsprache beherrschen, sind für Analphabeten ein eventuelles Ziel in weiter Ferne, welches sie erreichen möchten. Durch das Erlernen der Schrift mit Hilfe von Alphabetisierungskurse, kann dieses Ziel erreicht werden und die Hoffnung auf Teilhabe, Anerkennung und Wertschätzung im gesellschaftlich und kulturellen Leben kann wachse14

5. Zusammenfassung

Kaum vorstellbar ist es, keinen Brief oder keine Zeitung lesen zu können. Selbst ein Busfahrplan oder eine Plakatwerbung kann eine kaum zu überwindende Hürde darstellen. Dazu nicht in der Lage zu se und sich auch nicht mal schnell Informationen aus dem Internet zu besorgen, ist für uns kaum vorstellbar, doch für Analphabeten Alltag.

Während sich die einen Gedanken machen, in wie fern das Internet Einfluss auf unsere Schrift nimmt und wie man mit Schrift im Internet schnell und effektiv das ausdrücken kann, was man sagen möcht sorgen sich die andren täglich darüber, wo ihnen eventuell wieder Schrift begegnet und ihnen das Leb erschweren könnte.

Wie sich unsere Schrift und deren Stellenwert in der Gesellschaft verändern wird, dass ist nicht vorherzusagen. Fest steht, dass Schrift uns im alltäglichen Leben überall begegnet und man aufgeschmissen ist, wenn man Analphabet ist. Schrift und Schriftlichkeit sind aus modernen Gesellschaften nicht wegzudenken. Schriftliche Texte regeln unser Leben. Das erfolgreiche Lernen v Lesen und Schreiben und das Ausmaß, in dem Individuen an Schriftlichkeitsprozessen partizipieren können, bestimmen wesentlich ihre gesellschaftliche Stellung.

Auch wenn Schrift vielleicht die Funktion der Informationssicherung weitgehend verliert, wird unser Alltag weiterhin von Schrift geprägt werden, denn noch ist die Technik noch nicht so weit entwickelt, dass sie uns in allen Bereichen zumindest das Schreiben abnimmt, die Fähigkeit des Lesens wird sie u wohl nie abnehmen.

Was mit der Schrift passieren wird ist wohl reine Spekulation.

6. Literaturangaben:

BUßMANN, Hadumod (1990): (2. Aufl.). Lexikon der Sprachwissenschaft. StuttgaKt:röner (Kröners Taschenbuchausgabe; 452)

GÜNTHER, Hartmut; LUDWIG, Otto (1994): Vorwort. In: GÜNTHER, Hartmut;

LUDWIG, Otto (Hgg.) (1994). Schrift undSchriftichkei/Writing and Its Use. Ein interdisziplinäres Handbuch der internationalen Forschung (Bd. 1). Berlin; New York: de GruytHrS(K), S. V-XXII

DÖBERT, Marion, HUBERTUS, Peter: Ihr Kreuz ist die Schrift, Analphabetismus und Alphabetisierung in Deutschland, Bundesverband Alphabetisierung e.V., Ernst Klett Verlag GmbH, 1.Auflage 2000

KOCH, Peter; ÖSTERREICHER, Wulf (1994): ,,Schriftlichkeit und Sprache". In: Günth Harmut; Ludwig, Otto (Hg.). Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung.HSK 10.1. Berlin, New York, 587-603.

POLENZ, von Peter (1999): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Ban 3: 19. und 20. Jahrhundert. Berlin/New York: de Gruyter

http://www.websprache.uni-hannover.de/index.htm

http://www.existenzanalyse.de/yahoo/yahoo--smileys.htm

http://www.existenzanalyse.de/yahoo/yahoo--smileys.htm

Anhang

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 BUßMANN, Hadumod (1990): (2. Aufl.). Lexikon der Sprachwissenschaft. StuttgaKtr öner. S.667.

2 Vgl. GÜNTHER, Hartmut; LUDWIG, Otto (1994): Vorwort. In: GÜNTHER, Hartmut; LUDWIG, Otto (Hgg.) (1994). Schrift undSchriftichkei/Writing and Its Use. Ein interdisziplinäres Handbuch der internationalen Forschung (Bd. 1). Berlin; New York: de GruytHrS(K), S. V-XXII. S.V.

3 VON POLENZ, Peter (1999): Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Band 3: 19. und 20. Jahrhundert. Berlin/New York: de Gruyter. S.37f.

4 vgl. VON POLENZ, P. (1999). S.39f.

5 vgl. KOCH, Peter; ÖSTERREICHER, Wulf (1994): ,,Schriftlichkeit und Sprache". In: Günther, Harmut; Ludwig, Otto (Hg.). Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch international Forschung.HSK 10.1. Berlin, New York, 587-603. S.587ff.

6 vgl. http://www.existenzanalyse.de/yahoo/yahoo--smileys.htm Seite 12

7 vgl. http://www.websprache.uni-hannover.de/index.htm

8 SCHMID, Katja (2001):http://www.heise.de/tp/deutsch/html/result.xhtml?url=/tp/ deutsch/inhalt/co/11193/1.html&words=Schr

9 BENNING, Maria (1998): http://www.heise.de/tp/deutsch/html/result.xhtml?url=/tp/ deutsch/inhalt/co/2391/1.html&words=Schriftlichk

10 Vgl. http://www.unesco.de

11 DÖBERT Marion, HUBERTUS Peter: Ihr Kreuz ist die Schrift, Analphabetismus und Alphabetisierung in Deutschland, Bundesverband Alphabetisierung e.V., Ernst Klett Verlag GmbH, 1.Auflage 2000, Kapitel 1, Seite 20-23

12 DÖBERT, M.. Kapitel 3

13 DÖBERT, M. Kapitel 4

14 DÖBERT, M. Kapitel 4

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Details

Title
Der Stellenwert von Schrift in der Gesellschaft
College
University of Cologne
Course
Einführung in die Sprachwissenschaft
Grade
2-
Author
Year
2002
Pages
13
Catalog Number
V106953
ISBN (eBook)
9783640052288
File size
457 KB
Language
German
Keywords
Stellenwert, Schrift, Gesellschaft, Einführung, Sprachwissenschaft
Quote paper
Nina Leibeling (Author), 2002, Der Stellenwert von Schrift in der Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/106953

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