Der Gebrauch von Partikeln im höflichen Sprechen und Schreiben


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Thema Seite

1. Einleitung

2. Definition „Modal-/Abtönungspartikeln“

3. Partikeln und Höflichkeit: theoretische Überlegungen zur

Relation zwischen beiden Phänomenen

4. Der Gebrauch von Partikeln im höflichen Sprechen
4.1. Allgemeine Prinzipien des Partikelgebrauchs in der Sprechsituation
4.2. Exemplarische Analyse der Höflichkeitsleistung einzelner Modalpartikeln
4.2.1. „Doch“ in Aufforderungssätzen
4.2.2. „Gerade“ und „Mal“ in Imperativ- und Aussagesätzen
4.2.3. „Ja“ in Nicht-Fragen

5. Der Gebrauch von Partikeln im höflichen Schreiben
5.1. Begründung der Abtönungsschwierigkeit in der geschriebenen Sprache
5.2. Die Wirkung von Modalpartikeln in der Schriftsprache
5.3. Der Gebrauch von „denn“ im Kontext der schriftlichen Höflichkeit

6. Zusammenfassung

7. LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Das Konzept ‚Höflichkeit‘ wird häufig im Rahmen der sprachlichen Interaktion rein stilistisch charakterisiert und kaum als ein kompliziertes Phänomen betrachtet. Da es aber keine signifikanten Indikatoren gibt, die ausschließlich zum Ausdruck von Höflichkeit dienen würden, muss dieses Konzept komplexer interpretiert werden (vgl. Franck 1980: S. 157). Höflichkeit ist nicht auf Sprachsysteme, sondern auf den Sprachgebrauch bezogen und kann somit nicht anhand einzelner Sprechakte, sondern im Zusammenhang mit mehreren Handlungsspielen untersucht werden (Cho 2005: S. 34). Bei der Analyse des höflichen kommunikativen Verhaltens spielt der Gebrauch von Partikeln eine große Rolle (vgl. Frank 1980: S. 157). Es wurde schon in den früheren Studien zur Partikelforschung bewiesen, dass bestimmte Partikeln dazu dienen, eine Aussage wärmer, höflicher, annehmbarer wirken zu lassen (vgl. Thaler 2012: S. 162). Dies lässt sich mit der Funktion von Partikeln verbinden, „eine Äußerung im Redekontext zu verankern und ein gemeinsames Wahrnehmungsfeld zu schaffen“ (ebd.). Der Hörer bekommt somit das Wohlgefühl, persönlich wahrgenommen zu werden. Auf diese Art und Weise wird die Zufriedenheit des Adressaten durch die Berücksichtigung seiner Position erreicht (ebd.). Obwohl die Höflichkeitsleistung von Partikeln vor allem in der Relation mit der gesprochenen Sprache erforscht wurde, existieren einige Studien zu deren Erscheinung in der Schriftlichkeit. In der vorliegenden Arbeit wird also versucht, den Partikelgebrauch in Bezug auf das höfliche Schreiben und Sprechen zu untersuchen.

Zu Beginn wird der Begriff „Modalpartikeln“ zum besseren Verständnis des zu untersuchenden Gegenstandes erläutert. Besondere Aufmerksamkeit wird der Beziehung zwischen Partikeln und Höflichkeit gewidmet, die im nächstfolgenden Punkt analysiert wird. Dabei erfolgt eine theoretische Einschätzung beider Phänomene in der Partikel- und Höflichkeitsforschung. Anschließend wird der Gebrauch von Partikeln im höflichen Sprechen untersucht. Es folgt dabei ein Überblick über allgemeine Regeln des Partikelgebrauchs in der Interaktion, außerdem werden einzelne Fälle des Gebrauchs von Abtönungspartikeln anhand von Beispielen präsentiert. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie die Verwendung von Partikeln im höflichen Schreiben zu Stande kommt. In dem Punkt wird der Partikelgebrauch in schriftlichen Texten analysiert, der folgend in konkreten Beispielen anschaulich gemacht wird. Abschließend folgt die Zusammenfassung der vorliegenden Arbeit und es wird ein abschließender Ausblick gegeben.

2. Definition „Modal-/Abtönungspartikeln“

„Modalpartikeln“, auch „Abtönungspartikeln“ genannt, sind seit den Zeiten der althochdeutschen Epoche ein bekanntes Phänomen in der Sprachwissenschaft (Hentschel/Weydt 1989: S.15). Sie bilden eine Klasse von Wörtern, die sich von anderen Partikeln durch bestimmte Charakteristika in der Grammatik unterscheiden. Das Ziel dieser unflektierbaren Wörter ist es, die Meinung des Sprechers zum Gesagten kenntlich zu machen, ohne an die erste Stelle eines Satzes gestellt zu werden (vgl. Lieb 1977: S. 156). Dabei lässt sich anmerken, dass die Ausdrucks- und Appellfunktion der Partikeln nicht denotativ, sondern konnotativ ist: sie leistet keine gefühlsbetonte Expression, sondern besteht darin, Einschätzungen, Annahmen, Erwartungen in Bezug auf eine Aussage wiederzugeben (Hildegard 1981: S. 15). Sie dienen aber hauptsächlich dazu, einen angenehmen Kontakt zwischen dem Hörer und dem Sprecher zu schaffen und einen Dialog mit Rücksicht auf beide Gesprächsteilnehmer zu ermöglichen. Es geht also nicht darum, dass in einer kommunikativen Situation nur Informationen ausgetauscht werden, sondern dass mithilfe der Modalpartikeln eine absolut respektvolle Beziehung hergestellt wird. Sobald ein Sprecher Abtönungspartikeln in seiner Rede gebraucht, schafft er einen freundlichen Kontakt zu seinem Partner und bleibt höflich, wenn es zu einem Missverständnis bzw. einer Meinungsverschiedenheit kommt (Weydt 2006: S: 215).

Die Modalpartikeln sind besonders für umgangssprachliche Konversationen charakteristisch und klingen angemessener, wenn Gesprächspartner in einer vertrauten Beziehung zueinander bestehen. Die Aussagen mit Partikeln können aber auch distanziert wirken, obwohl es eher bei den partikellosen Äußerungen der Fall ist (vgl. Ankenbrand 2006: S.1).

Aus der oben aufgestellten Definition wird klar, dass Modalpartikeln im Kontext der Höflichkeit relevant sind, indem sie einer Äußerung eben eine höfliche Abtönung beimessen. In der vorliegenden Arbeit werden unter Partikeln fortlaufend Modalpartikeln gemeint, denn sie treten in den meisten Fällen der höflichen Interaktion auf und werden somit auch in vielen Beispielen analysiert. Im Folgenden wird das Problem des Zusammenwirkens zwischen Partikeln und Höflichkeit genauer dargestellt.

3. Partikeln und Höflichkeit: theoretische Überlegungen zur

Relation zwischen beiden Phänomenen

Das Thema Höflichkeit erweckt in letzter Zeit ein großes Interesse in der Gesellschaft und Wissenschaft. Es wird aus vielen verschiedenen Sichten betrachtet und immer weiter erforscht. In der Sprachwissenschaft lässt sich Höflichkeit in den Bereich der Grammatik einbeziehen und realisieren (vgl. Cho 2005: S. 1). Solange sich der sprachliche Bestand der Höflichkeit ausbaut, verliert er seine Relevanz als ein Subsystem mit Eigenwert und paradigmatischer Funktion. Dafür werden aber viele verschiedene Indikatoren in den Mittelpunkt gestellt, die kontext- und illokutionsabhängige Höflichkeitsträger sind und Höflichkeit als Interaktionsmodalität erkennen lassen (vgl. Held 1995: S. 103). „Dies leisten Partikel und Gesprächswörter genauso wie die Differenzierung des grammatischen Modus, […], ein bestimmter lexikalischer Zugriff, die Verwendung metakommunikativer Mittel, etc.“ (ebd.). Daher soll Höflichkeit nicht als ein von sprachlichen Indikatoren unabhängiges Konzept mit semantischer Funktion, sondern als ein pragmatisches Phänomen bezeichnet werden, das in Verbindung mit bestimmten Situationen durch die Analyse von Sprechakten oder von Modellen der Gesprächssituation erfolgen kann (ebd.). In diesem Zusammenhang haben Linguisten offenbar eine Beziehung zwischen Höflichkeit und Partikeln festgestellt, die heute viele Diskussionsfragen hervorruft (vgl. Held 2001: S.65). An dieser Stelle wird nun das Verhältnis von Höflichkeit als ein Phänomen des Sprachgebrauchs zu Partikeln dargestellt.

Held (2001: S. 65ff) hat sich mit dem Problem der Symbiose zwischen der Partikel- und Höflichkeitsforschung auseinandergesetzt und konkludiert, dass die zwei Phänomene in einer engen Wechselbeziehung bestehen. Es wurde nämlich festgestellt, dass die Partikelforschung mehr Vorteil aus der Höflichkeitsforschung als entgegengesetzt zieht. Höflichkeit gilt als Grund für das schwer verständliche Funktions- und Bedeutungsgefüge von Partikeln, welche einerseits das traditionelle Verständnis von Respekt und andererseits eine anständige Kommunikation verwirklichen. So wird die Verflechtung von sprachlichen und außersprachlichen Aspekten stark sensibilisiert, wie auch die höfliche Komponente von Partikeln folglich festgestellt und differenziert. Da viele Aspekte der Höflichkeit bis heute nicht systematisiert worden sind, scheint die Frage problematisch, „in welcher Form H1 ein komplexer pragmatischer Mechanismus ist, in dem P2 nur eine geringe und in jeder Hinsicht abhängige Teilfunktion erfüllen“ (Held 2001:S. 80). Infolgedessen wäre es sinnvoll, das Konzept Höflichkeit im Hinblick auf einzelne Partikeln bzw. Äußerungen mit Partikeln kontextuell zu analysieren. Als Beispiel könnten bestimmte grammatische, inhaltliche u.a. Kollokationen mit Partikeln anschaulich identifiziert werden (ebd.).

Ergänzend lässt sich sagen, dass die höfliche Leistung von Partikeln im Kontext des sozialen Handelns erfolgt, wobei der Partikelgebrauch in semantisch greifbaren face- threatening acts wie Äußerungen, Kritiken und Empfehlungen auftritt, und „mit externer Motivierung, mit der als notwendig erlernten Begründung oder dem sozialen Rechtfertigungsdrang zusammenhängt“ (Held 2001: S. 81). In Bezug darauf sollten neben den allgemeinen „freundlichen“ die „forcierenden“ Partikeln im Rahmen der Konversation untersucht werden (ebd.). Dabei kämen die Strategien der „negative politeness“ und der „positive politeness“ in Frage, die in der Höflichkeitsforschung auch relevant sind (vgl. Ankenbrand 2006: S. 3). In den bisherigen Studien ließ sich Höflichkeit mit „negative politeness“ verbinden, d.h. sie war „auf die Vermeidung oder Milderung gesichtsbedrohender Sprechhandlungen ausgerichtet“ (ebd.). Heute gilt aber die „positive politeness“ als der Hauptpunkt bei der Auseinandersetzung mit der Realisierung von Höflichkeit. Ankenbrandt (vgl. 2006: S. 3) weist in diesem Zusammenhang auf die Theorie von Held (1995) hin, die die zu der „positive politeness“ gehörenden Strategien in Form von Komplimenten als „ZugänglichkeitsStrategien“ benennt, „mit denen der Sprecher sich das Wohlwollen seines Gesprächspartners erwirbt, indem er dessen Wunsch nach Bestätigung seines Selbstbilds, des positive face, entgegenkommt“ (ebd.).

Die Höflichkeitsforschung zieht Profit aus der Partikelforschung, indem sie sich mit den Funktionsbereichen der Partikeln verbindet und Partikeln in erster Linie nicht als „die griffigsten Interpreten ihrer verschiedenen Gangarten“ (Held 2001: S. 81). Dabei muss die diskurssemantische Funktion der Partikeln als primär betrachtet werden, die die unterschiedlichen kontextuellen und sozial bedingten Ausdrücke mit der entsprechenden Kenntnisgrundlage verbindet. Die Tatsache, dass Partikeln über eine Vielfalt von Bedeutungen und Verwendungsmöglichkeiten verfügen, beweist die allgegenwärtige interaktive Rolle von Höflichkeit, die dank ihren zahlreichen Funktionsbereichen ganz unterschiedliche Erscheinungsformen je nach Kontext, Textart, Sprechergruppe, etc. annimmt (ebd.).

[...]


1 Abk. von „Höflichkeit“ (Held 2001: S. 65)

2 Abk. von „Partikeln“ (ebd.)

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Gebrauch von Partikeln im höflichen Sprechen und Schreiben
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
18
Katalognummer
V384263
ISBN (eBook)
9783668596306
ISBN (Buch)
9783668596313
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gebrauch, partikeln, sprechen, schreiben
Arbeit zitieren
Dariya Smirnova (Autor:in), 2015, Der Gebrauch von Partikeln im höflichen Sprechen und Schreiben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/384263

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Gebrauch von Partikeln im höflichen Sprechen und Schreiben



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden