Nachrichtenfaktoren in den Schrift- und Fernsehmedien

Anwendung von Nachrichtenwerttheorien auf den 'Express' und die 'Tagesschau'


Seminararbeit, 2009

13 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Nachrichtenwert-Theorien
2.1 Was ist eine Nachricht?
2.2 Nachrichtenwerttheorien und Nachrichtenfaktoren im Überblick

3. Praktische Anwendung der Nachrichtenfaktoranalyse
3.1. . .auf den „Express“
3.2. . .auf die „Tagesschau“
3.3 Unterschiede der Analyse

4. Fazit
4.1 Interpretation der Nachrichtenwertentwicklung

1. Einleitung

In der folgenden Arbeit soll das Thema „Nachrichtenfaktoren in den Schrift- und Fernsehme-dien: Anwendung von Nachrichtenwert-Theorien auf den ‚Express’ und die ‚Tagesschau’“ anhand von zwei Beispielen erläutert werden; in einem ersten Schritt soll kurz die Entwick-lung von Nachrichtenwerttheorien und Nachrichtenfaktoren im Zeitraum von 1965 bis heute im europäischen Raum dargestellt werden. Danach soll eine der aktuelleren Theorien auf die ‚ARD-Tagesschau’ sowie auf den ‚Express’ angewandt werden und beurteilt werden, inwie-fern die Häufigkeit der auftretenden Nachrichtenfaktoren auf die Nachrichtenfaktortheorien zutrifft; die Analysemedien werden dazu jedoch nicht nur in einer Ausgabe betrachtet, son-dern in einem Zeitraum von sechs Tagen betrachtet (16.02.09 – 23.02.09, mit Ausnahme des Wochenendes). Ziel ist es, darzustellen, ob und inwieweit eine „Boulevardisierung“1 der Nachrichten tatsächlich stattfindet.

2. Nachrichtenwert-Theorien

Im folgenden Abschnitt soll dargestellt werden, wie sich der aktuelle Forschungsstand der Nachrichtenwertforschung präsentiert; dabei wird vor allem eingegangen auf den For-schungsbericht von Ruhrmann/Göbbel (2007), welcher einen Trend der Nachrichtenfaktor-entwicklung angibt.

Im ersten Teil dieses Abschnittes soll geklärt werden, was eine Nachricht überhaupt ist und welche Kriterien wichtig sind, um eine Meldung als ‚wertvolle’ Nachricht zu definieren. Im zweiten Teil sollen aktuelle Nachrichtenwerttheorien seit 1965 dargestellt werden und zudem gezeigt werden, welche Nachrichtenfaktoren heute relevant sind – anhand dieser wird sich im Übrigen auch die praktische Analyse orientieren.

2.1 Was ist eine Nachricht?

„When a dog bites a man, that’s not news, but when a man bites a dog, that’s news“2. Eine Nachricht ist also etwas Überraschendes, etwas Neuartiges und etwas noch nie oder selten Gesehenes, dass durch seine Kuriosität oder seine Dramatik aus dem Alltag heraustritt. Die Nachricht an sich soll jedoch nicht als Selbstzweck angesehen werden, also als Nachricht um der Nachricht willen, sondern sie muss immer ein gewisses öffentliches Interesse wecken.3 Des Weiteren ist wichtig, dass die Nachricht immer eine gewisse Objektivität widerspiegelt und nicht von der Bewertung des verantwortlichen Journalisten abhängt.

Eine Nachricht soll also eine wahrheitsgemäße, neutrale Sicht auf die Welt bieten, dafür größtmögliche Objektivität bieten und sich im Idealfall von der breiten Masse abheben, das heißt, etwas Neues im Gegensatz zu verfestigten Routinen bzw. Abläufen aufzeigen. Kurz und knapp, „eine Nachricht ist also die objektive Mitteilung eines allgemein interessierenden, aktuellen Sachverhalts in einem bestimmten formalen Aufbau.“4

2.2 Nachrichtenwerttheorien und Nachrichtenfaktoren im Überblick

Im Folgenden sollen relevante Nachrichtenwerttheorien der europäischen Forschung seit 1965 dargestellt werden; am Ende dieses Abschnitts soll feststehen, welche Nachrichtenfaktoren als Grundlage zur praktischen Analyse dienen sollen.

Doch bevor man sich auf die Nachrichtenwerttheorien konzentriert, ist zu klären, was ein Nachrichtenwert überhaupt ist. Lippmann definiert den Nachrichtenwert als die „Publikati-onswürdigkeit von Ereignissen, die sich aus der Kombination von Merkmalen ergeben, wel-che die Journalisten den Ereignissen zurechnen.“5 Das heißt, im Gegensatz zur Idealdefinition der Nachricht, wird der Nachrichtenwert durch den Journalisten, sprich, durch den subjekti-ven Eindruck eines bestimmten Rezipienten definiert. Der Journalist steht jedoch auch immer mitten in der Gesellschaft und erfährt diese unmittelbar an sich selbst, weswegen vermutet wird, dass Nachrichten- bzw. Medieninhalte die soziale Wirklichkeit reflektieren6. Diese Nachrichteninhalte wurden selbstverständlich im Laufe der Jahrzehnte analysiert und heraus-gefiltert; begonnen hat diese Forschungstradition im europäischen Raum mit Einar Östgaard 1965: Ihm zufolge gibt es drei übergeordn]ete Kategorien der Nachrichtenwerte: Die Vereinfa-chung, die Identifikation und den Sensationalismus; er geht im Übrigen von der einfachen These aus, dass Geschehnisse, die übersichtlich und einfach darzustellen sind, eher gemeldet werden als unübersichtliche, verworrene Zusammenhänge zwischen Geschehnissen.7 Der nächste, wichtige Schritt der Nachrichtenfaktortheorien erfolgte durch Johan Galtung und Mari H. Ruge, ebenfalls im Jahr 1965: Sie stellten insgesamt zwölf Nachrichtenfaktoren auf, davon acht kulturunabhängige und vier kulturabhängige, die sie aus den Geschehnissen des Kongo-Krieges und dessen Berichterstattung erarbeiteten.8 Anhand dieser Theorie ‚nährten’ sich auch die darauf folgenden, auf die hier jedoch nicht näher eingegangen werden soll; Aus-gangspunkt für die folgende Analyse sollen die Nachrichtenfaktoren von Ruhrmann/Göbbel (2007) sein, die sich auf dem neuesten Forschungsstand befinden und das heutige Zeitgefühl wohl am Besten widerspiegeln; Ruhrmann/Göbbel überprüften die Relevanz dieser Nachrich-tenfaktoren anhand einer Online-Befragung, an der 43 anerkannte Journalisten teilnahmen9. Diese sollen in einer kompakten Tabelle übersichtlich und nach ihrer Relevanz geordnet dar-gestellt werden:10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


1 vgl. Ruhrmann, Georg/Göbbel, Roland (2007): Veränderung der Nachrichtenfaktoren und die Auswir-kung auf die journalistische Praxis in Deutschland. Abschlussbericht für netzwerk recherche e.V. Internet-Beleg: www.netzwerkrecherche.de/docs/ruhrmann-goebbel-veraenderung-der-nachrichtenfaktoren.pdf, S. 49

2 LaRoche, Walther von (1992): Einführung in den praktischen Journalismus. 13., neubearbeitete Auflage München/Leipzig: List, S. 61 (Dieses Zitat stammt im Original angeblich von John B. Bogart, einem Lo-kalredakteur der amerik. Zeitung „Sun“ von 1880, es ist aber nicht eindeutig belegt!)

3 vgl. Schäfer, Sabine (2007): Die Welt in 15 Minuten. Zum journalistischen Herstellungsprozess der Ta-gesschau. Konstanz: UVK, S. 28

4 LaRoche 1992: 64

5 Lippmann, Walter (1998): Public opinion. 2. Auflage New Brunswick (zit.n. Ruhrmann/Göbbel 2007: 3)

6 vgl. Ruhrmann/Göbbel 2007: 4

7 vgl. Ruhrmann/Göbbel 2007: 5

8 vgl. Ruhrmann/Göbbel 2007: 5

9 vgl. Ruhrmann/Göbbel 2007: 42

10 vgl. Ruhrmann/Göbbel 2007: 41f.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Nachrichtenfaktoren in den Schrift- und Fernsehmedien
Untertitel
Anwendung von Nachrichtenwerttheorien auf den 'Express' und die 'Tagesschau'
Hochschule
Universität Trier  (Fachbereich II)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in die gegenwartsbezogene Sprachwissenschaft: Pressesprache
Note
2.0
Autor
Jahr
2009
Seiten
13
Katalognummer
V129958
ISBN (eBook)
9783640392483
ISBN (Buch)
9783640392636
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nachrichtenfaktoren, Schrift-, Fernsehmedien, Anwendung, Nachrichtenwerttheorien, Express, Tagesschau
Arbeit zitieren
Simon Jakobs (Autor:in), 2009, Nachrichtenfaktoren in den Schrift- und Fernsehmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129958

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