Die zusammengekittete Existenz

Das Problem der Autobiographie am Beispiel Thomas Bernhards


Magisterarbeit, 2009

94 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Autobiographie
2.1 Definitionen und ihre Schwierigkeiten
2.2 Strukturmerkmale moderner Autobiographik am Beispiel Thomas Bernhards
2.2.1 Zentralperspektive als ästhetische Objektivierung
2.2.2 Dissoziierte Chronologie und vitale Zeitordnung
2.2.3 Selbstreferentialität
2.2.4 Stilisierung und Stilporträt
2.2.5 Fragmentarität und Schlussproblematik
2.3 „In meinen Büchern ist alles künstlich [].“ Zur Rezeption der autobiographischen Schriften Thomas Bernhards

3. Literatur und Realität in der autobiographischen Pentalogie Thomas Bernhards
3.1 Die Inszenierung der eigenen Autobiographie
3.2 Erzählinhalte
3.2.1 Schreiben und Beobachten
3.2.1.1 Der „Wahrheitsgehalt“ des Schreibens
3.2.2 Krankheit und Tod
3.2.2.1 Krankheit und Tod als ständiger Begleiter der eigenen Existenz
3.2.2.2 Krankheit als Existenzbedingung des Geistesmenschen
3.2.2.3 Krankheit als Individuationsprozess
3.2.2.4 Exkurs: Thomas Bernhards „Ich-Mythos”

4. Intertextualität in der autobiographischen Pentalogie Bernhards als artifizielles Gestaltungsprinzip – Du schreibst was du liest
4.1 Intertextualität
4.1.1 Montaigne
4.1.2 Novalis
4.1.3 Sartre
4.1.4 Valéry

5. Schlussbemerkungen

Siglen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Tatsache ist, daß ich in einem gewissen Moment meines Lebens Neugier auf meine Kindheit verspürte. Ich sagte mir: „Ich habe nicht mehr so lange zu Leben. Wieso nicht versuchen, mein Leben bis zum Alter von neunzehn aufzuschreiben? Nicht so, wie es in Wirklichkeit war – Objektivität gibt es nicht – sondern so wie ich es heute sehe.“1

Als Thomas Bernhard (1931-1989) dieses Interview gegeben hat, lag seine fünfbändige Autobiographie, veröffentlicht zwischen 1975-1982, bereits vollständig vor. Die vorliegende Arbeit macht sich die Untersuchung zum Gegenstand, inwieweit die autobiographischen Schriften Bernhards einem artifiziellen Gestaltungswillen unterliegen und ob sie sich von dem fiktionalen Werk des Autors überhaupt unterscheiden lassen. Dazu ist es nützlich erst einmal einen historischen Überblick über die Autobiographieforschung und ihre Erkenntnisse bis in die heutige Zeit zu geben, um von hier aus am Beispiel Thomas Bernhards Strukturmerkmale moderner Autobiographik aufzuzeigen. Der Punkt 2.3 wird dann die Rezeptionsliteratur, welche anlässlich der jeweiligen Veröffentlichung eines autobiographischen Bandes erschienen ist, in den Blick nehmen, da sich vor allem nach dem Erscheinen des ersten Bandes Die Ursache die Ansicht verbreitete, man könne die Autobiographie als Schlüssel zu Bernhards restlichem Werk lesen. Unter Punkt 3 der Arbeit soll untersucht werden, inwiefern Bernhards Autobiographie nach künstlerisch-ästhetischen Gesichtspunkten geformt wurde, wobei auf einzelne Erzählinhalte eingegangen wird, die nicht nur die Autobiographie prägen, sondern das gesamte Œuvre Bernhards. Der vierte Punkt hat den Begriff der Intertextualität zum Gegenstand, da sich bei einer näheren Untersuchung auch hier die artifizielle Arbeitsweise des Autors offenbart. Zu diesem Zweck wird, vor allem im Falle Sartres und Valérys, ein gegenüberstellendes Verfahren von Zitaten gewählt, welches verdeutlichen soll, wie sehr die Autobiographie Bernhards den autobiographischen Schriften Sartres Die Wörter und dem fiktionalen Text Monsieur Teste von Valéry verhaftet ist.

2. Autobiographie

2.1 Definitionen und ihre Schwierigkeiten

Schon in der Antike lässt sich der Ausdruck „Biographie“ finden; im 18. Jahrhundert existieren neben diesem allerdings noch Begriffe wie „Lebenslauf“ oder „Vita“, welche erst am Ende des 18. Jahrhunderts durch das Wort „Biographie“ und den neuen Begriff „Autobiographie“ verdrängt werden. 1796 taucht der Ausdruck „Selbstbiographie“ erstmals im Titel einer Sammlung auf, welche von dem Literarhistoriker Seybold herausgegeben wurde.2 Auch Misch betont, dass sich der Begriff der „Autobiographie“ im deutschen Sprachraum erst allmählich durchsetzte: „Das Wort »Autobiographie«, das im 19. Jahrhundert geläufig wurde, verdrängte den früher üblichen Ausdruck »Memoiren«“.3 Autobiographie ist zwar nicht der einzige, aber der bis heute am meisten gebrauchte Terminus für das Formulieren von individuellem Leben eines Menschen durch diesen selbst geblieben. Es finden sich aber immer wieder andere Begrifflichkeiten für denselben Gegenstand: Bekenntnis, Geständnis, persönliche Erzählung oder Erinnerungen. Um den Begriff der Autobiographie enger zu fassen, werden mitunter Zusätze hinzugefügt und es wird dann von geistiger oder imaginärer Autobiographie, bis hin zur „Wunschautobiographie“ gesprochen. Untertitelt wurden autobiographische Schriften in den letzten Jahrzehnten häufig mit „Roman“.4 Als Beispiel sei hier auf Josef Winklers „Menschenkind“5 hingewiesen. Im Gegensatz hierzu stehen die fünf autobiographischen Schriften Thomas Bernhards. Auf dem jeweiligen Titelblatt der Taschenbuchausgaben6 fehlt ihnen jegliche Gattungs- bezeichnung und es wird erst einmal nicht sichtbar, was auch für Winkler gilt, dass es sich überhaupt um eine autobiographische Schrift handelt.

Ein weiterer Begriff, welcher häufiger auftritt, ist der der „Autofiktion“. Er soll die immer größer werdende Tendenz zur Fiktionalisierung der Gattung veranschaulichen.

Der Terminus „Ego-Dokument“ stammt aus der frühen Phase der Theorie, in der das Hauptinteresse an der Gattung in ihrer Nähe zur Geschichtsschreibung, als Quellenfunktion und am dokumentarischen Charakter lag.7

Die weitreichendsten Bezeichnungen sind aber immer noch Autobiographie oder „Autobiographik“. Der Begriff der „Autobiographik“ weist hier noch einmal über den Begriff der Autobiographie hinaus, weil unter ihm alles zusammengefasst werden kann, was bislang als „autobiographisches Schrifttum“ alle Gattungsvarianten des Schreibens über sich selbst zusammengefasst hat. (Als ähnlich umfassende Einordnungen begegnen noch autobiographisches Erzählen/Schreiben.)8

Der Theoretiker Philippe Lejeune versucht in seinem Werk „L’ Autobiographie en France“9 Autobiographie zu definieren, wobei er sich durchaus der Schwierigkeit dieses Unterfangens bewusst ist.10 Er schlägt folgende Definition vor:

Rückblickender Bericht in Prosa, den eine wirkliche Person über ihr eigenes Dasein erstellt, wenn sie das Hauptgewicht auf ihr individuelles Leben, besonders auf die Geschichte ihrer Persönlichkeit legt.11

Hier findet eine Distanzierung von den Memoiren statt, welche den Akzent eher auf den gesellschaftlichen als auf den individuellen Gesichtspunkt legen. Charakteristisch für Autobiographiedefinitionen ist die Betonung des Rückblicks auf eine individuelle, selbst erlebte Geschichte, sowie die Genese derselben, wenngleich hierin nicht jede Art der Autobiographie eingeschlossen sein kann. Die genannten Charakteristika treffen am ehesten auf eine Art „subjektive[r] Autobiographie“12 oder „Entwicklungsbiographie“13, wie Shumaker sie bezeichnet, zu.14 Von Aichinger werden Werke als „eigentliche Autobiographie“ angesehen, in denen sich das spezifische Wesen dieser Form am deutlichsten offenbart […]. Hier will der Autor sein Leben im Zusammenhang darstellen, die Entfaltung und Entwicklung seiner Persönlichkeit gestalten; die Tendenz ist auf Totalität, d.h. auf Erfassung der wesentlichen Züge gerichtet.15

Aichinger gibt hier eine Definition von Autobiographie, die sie als Gattung mit höchsten normativen Anforderungen erscheinen lässt, denen allerdings nur die wenigsten Werke der sogenannten „Höhenkamm“- Autobiographik entsprechen.16 Misch betont den geradezu „protëischen Charakter“17 der autobiographischen Schriften, betrachtet man sie in ihrer Gesamtheit und verweist auf die Schwierigkeit, diese Gattung, im Vergleich zu anderen Gattungen der Literatur, einzuordnen und zu definieren. Er lässt das Wort Autobiographie für sich selbst sprechen18 und liefert laut Holdenried damit „die offenste und zugleich brauchbarste Definition“19: „die Beschreibung (graphia) des Lebens (bios) eines Einzelnen durch diesen selbst (auto).“20

Diese Umschreibung des Begriffs birgt den Vorteil, dass sie weder a priori auf Totalität gerichtet ist, noch eine nähere Gattungsbestimmung enthält; auch fehlt ihr jegliche Forderung einer rückblickenden Darstellung von Leben. Dies macht die Definition ebenso für Formen der historischen, wie der modernen Autobiographik nützlich.21 In ihr wird zudem ein charakteristisches Merkmal von Autobiographie angedeutet: ihre Vielgestaltigkeit. Misch betont, dass ihre Grenzen im Vergleich zu anderen Gattungen fließender sind, da ihr keine Form fremd ist.22 Er scheut sogar nicht davor zurück die Lyrik in die Gattung der Autobiographie mit aufzunehmen. Dies tut nach ihm nur noch James Olney und dies mit dem Hinweis darauf, dass eine Vorschrift oder Begrenzung dieser Gattung unmöglich sei.23 Die Probleme, die sich bei dem Versuch ergeben, die Gattung der Autobiographie in engere Grenzen zu fassen, haben zum Teil auch ihre Ursache in dem späten Aufkommen eines Gattungsbewusstseins, welches sich erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts allmählich abzeichnet. Das seit ungefähr 1770 auch in Deutschland stärker aufkeimende Interesse an Anthropologie und Psychologie, sowie der Einfluss Rousseaus, führen schließlich auch zu einem tiefergehenden Gattungsbewusstsein. Erst dieser wissenschaftsgeschichtliche Fortschritt bringt das Bewusstsein für eine eigenwertige Autobiographik hervor, wenngleich Autobiographik noch nicht als etwas Eigenständiges angesehen wird, sondern in den Kontext von Geschichtsschreibung eingebettet ist. Die individuelle Geschichte eines Lebens ist nur als kleiner Ausschnitt der großen Gesamtheit von Geschichte zu betrachten24:

Den „grand récit“, die eine große geschichtliche Erzählung, von der die französischen Theoretiker wie Baudrillard, Lyotard u. a. ausgehen, formen mannigfache Einzeldarstellungen; erst in der Gesamtheit dieser vielen „récits“ wird Geschichte als individualhistorische wie ereignisgeschichtliche plastisch – so die Diltheysche Auffassung.25

Diese ursprünglichen Auffassungen haben sich lange Zeit behauptet. Zu Beginn der Autobiographieforschung hatte sich die Autobiographie, selbst in ihrer individuellsten Ausgestaltung, dem Wahrheitsanspruch der Geschichtsschreibung zu unterwerfen. Diese Verfahrensweise galt auch noch für die oral history und die Biographieforschung der Sozialgeschichte. Allerdings schon mit dem Bewusstsein, dass Geschichte selbst „objektive“, konstruierte Geschichte ist. Da sich die Gattung der Autobiographik mittlerweile als höchst eigenständige Form darstellt und sich vom Status der Zweckform längst befreit hat, ist es laut Holdenried der Literarturwissenschaft geradezu verboten zu solchen ursprünglichen Begrifflichkeiten wie dem der „Ego-Dokumente“ zurückzukehren.26

Die zunehmende Auffächerung der Autobiographik in einen fiktionalen Raum, sowie typologische Erweiterungen zogen immer wieder Versuche nach sich, den Begriff der Autobiographie definitorisch anzupassen. Die ungefähr seit dem Anfang der 60er Jahre einsetzende markante Wandlung autobiographischer Verfahrensweisen und die damit einhergehende Loslösung von der überlieferten Idealform, welche vornehmlich das Werden glückender Persönlichkeitsentwicklung widerspiegelt, brachte Begriffe hervor wie27 „existentiell reflektierende Autobiographie“28, „autobiographischer Roman / abweichende Autobiographie“29, „Annäherungsautobiographie“30. Neumann bezeich- nete diesen Vorgang als „Paradigmawechsel“ vom „Erzählen über die Identitätsfindung zum Finden der Identität durch das Erzählen“31. Holdenried wirft an dieser Stelle die Frage auf:

Ob es tatsächlich darum gehen kann, die Identität weiterhin als Zielpunkt autobiographischen Erzählens zu setzen, ob nicht vielmehr aktuelle autobiographische Formen das teleologische Muster weiter hinter sich lassen, ist die Frage, die an einzelnen Werken zu klären wäre.32

In einem weiteren Sinn ist die theoretische Annahme berechtigt, dass jedes literarische Werk als ein autobiographisches bezeichnet werden kann oder ihm zumindest autobiographische Züge inhärent sind. Hierbei wird die Gleichung Roman = Autobiographie in jüngerer Zeit umkehrbar, da gerade bei ästhetisch ambitionierten Autobiographien fiktionale und oft zur Stilisierung verwendete Passagen nicht zu leugnen sind. Dies ist zudem ein Merkmal dafür, dass die Gattung einem Strukturwandel unterliegt. Wie lassen sich Strukturmerkmale aber dann überhaupt noch voneinander differenzieren33: „Wenn die Autobiographie eine fiktionale Gattung wie jede andere sein soll, wodurch unterscheidet sie sich dann noch von diesen?“34

2.2 Strukturmerkmale moderner Autobiographik am Beispiel Thomas Bernhards

Die fünfbändige Autobiographie Thomas Bernhards, bestehend aus Die Ursache. Eine Andeutung (1975), Der Keller. Eine Entziehung (1976), Der Atem. Eine Entscheidung (1978), Die Kälte. Eine Isolation (1981), Ein Kind (1982), soll im Folgenden dazu dienen, Strukturmerkmale modernen autobiographischen Schreibens beispielhaft aufzuzeigen. Holdenried führt hierfür fünf wesentliche Charakteristika an:

„Zentralperspektive als ästhetische Objektivierung“, „dissoziierte Chronologie und vitale Zeitordnung“, „Selbstreferentialität“, „Stilisierung und Stilpriorität“ sowie „Fragmentarität und Schlussproblematik“.35 Diese fünf Charakteristika sind als untereinander frei kombinierbar zu verstehen und stellen ein Model für den idealen Typus von Autobiographie dar.36 Wie sich herausstellen wird, lassen sich in Thomas Bernhards autobiographischen Schriften einige Aspekte dieses Modells beispielhaft aufzeigen.

2.2.1 Zentralperspektive als ästhetische Objektivierung

Am Beginn des Erzählens eines autobiographischen Romans steht das Paradoxon, dass hier der Autor, der ein Leben beschreibt, zugleich derjenige ist, über den er schreibt. Er schreibt über eine Hauptfigur, einen Helden, der er selber ist. Er macht sich selber zum Erzählgegenstand. Dieses nicht zu lösende Problem stellt in erkenntnis- und subjekttheoretischer Hinsicht einen typischen Fall modernen autobiographischen Schreibens dar. Diese sich gegenüberliegenden Pole von Distanz und Identität waren schon im Problembewusstsein früherer Autobiographen enthalten, doch wurde dies als Wahrheitsforderung der Historiographie gemeinhin akzeptiert. Die Zentral- perspektivierung, welche in der klassischen Autobiographik angewendet wurde, ist in der modernen Autobiographik zwar nicht verdrängt worden, doch wird durch fiktionale Eingriffe, die als Verkürzung wirkende Gleichstellung von Sinn- und Lebenszusammenhang aufgelöst. Eine kausale Verknüpfung der Lebensgeschichte wird durch eine erzählformale abgelöst. Das autobiographische Material wird nach ästhetischen Gesichtspunkten angeordnet und eine sinnstiftende zentrale Ich-Gestalt verdrängt.37 Die Anordnung des autobiographischen Materials nach ästhetischen Kriterien zeigt sich bei Bernhard zum einen, wenn man seine autobiographische Pentalogie im Gesamtzusammenhang betrachtet, zum anderen in der Auswahl der Themen und Gedanken, welche er in den Einzelbänden abhandelt. Die ersten vier Bände folgen erzählinhaltlich chronologisch der Zeit des Erwachsenwerdens. Im vierten Band Die Kälte erfolgt dann zum ersten Mal von der zeitlichen Ebene des Aufenthaltes im Sanatorium aus, in Form von Erinnerung, ein Blick in die früheste Kindheit. Im fünften Band Ein Kind wird diese Zeit dann beschrieben, wobei Bernhard die allerersten Jahre seines Lebens erst nach einer längeren Einführungsepisode langsam nachzuzeichnen beginnt.38 Diese artifizielle Gestaltung und Anordnung setzt sich auch inhaltlich fort, wie man im Nachlass gefundenen Entwurfszetteln entnehmen kann:

[…] auf W 10/2, Bl. 1 findet sich hauptsächlich eine Liste von Zentralbegriffen aus dem endgültigen Text [hier: Die Ursache, Anmerk des Verfassers], womit deutlich wird, wie sehr Bernhard seine autobiographischen Bände jeweils um besondere Erinnerungselemente herum angelegt hat. Oft sind es markante Szenen oder Gegenstände, die eine spezifische, über ihre oberflächliche Erscheinung hinausweisende Signifikanz erhalten können.39

Andere Strukturmerkmale moderner Autobiographik sind die Hervorhebung der Distanz zwischen Erzählobjekt und Erzählsubjekt im Text selbst und die Betonung des Unterschieds von erlebtem Ich und erlebendem Ich.40 Bernhard manifestiert dies immer wieder durch seinen Begriff von Wahrheit und geht so weit, zu behaupten, dass ein erlebendes Ich nicht im Stande sei, erlebtes Ich mitzuteilen:

Das Gedächtnis hält sich genau an die Vorkommnisse und hält sich an die genaue Chronologie, aber was herauskommt, ist etwas ganz anderes, als es tatsächlich gewesen ist. Das Beschriebene macht etwas deutlich, das zwar dem Wahrheitswillen des Beschreibenden, aber nicht der Wahrheit entspricht, denn die Wahrheit ist überhaupt nicht mitteilbar. (Ke 135)

Zudem gibt es immer wieder Versuche die Zentralperspektive zu umgehen, indem häufig die Perspektiven gewechselt werden, „was als die wesentliche[n] Neuerung[en] im Bereich der Erzählperspektive gelten“41 kann. Bernhard bedient sich in seiner Autobiographie neben der „Ich-Form“, der „Er-Form“ und der „Wir-Form“. Hier zwei illustrierende Zitate aus Die Ursache:

Daß er in das Internat hereingekommen ist zum Zwecke seiner Zerstörung, ja Vernichtung, nicht zur behutsamen Geistes- und Empfindungs- und Gefühlsentwicklung, wie ihm beteuert und dann immer und immer wieder vorgemacht worden war, […]. (U 21)

Wir werden erzeugt, aber nicht erzogen, mit der ganzen Stumpfsinnigkeit gehen unsere Erzeuger, nachdem sie uns erzeugt haben, gegen uns vor, mit der ganzen menschenzerstörenden Hilflosigkeit, und ruinieren schon in den ersten drei Lebensjahren alles in einem neuen Menschen, […]. (U 63)

An diesen Beispielen wird deutlich, dass im autobiographischen Roman, anders als in einer Autobiographie im eigentlichen Sinne, darzustellende Realität durch erzählerische Distanz mittelbar gemacht wird. Dies drückt sich nicht zuletzt in der Variabilität des Erzähler-Ichs aus:42

Dessen Präsenz variiert im breiten Spektrum der Möglichkeiten autobiographischer Fiktion: sie reicht von der deutlichen Konturierung als eigenständige Figur (Thomas Bernhard) bis hin zur umrißlosen, lyrisch zu nennenden Gestaltung als Durchgangsstelle subjektiver Empfindungen (Goldschmidt, s. Schlußkap.).43

2.2.2 Dissoziierte Chronologie und vitale Zeitordnung

Wird Autobiographie im herkömmlichen Sinne als das „bloße“ Aufschreiben eines Lebens in chronologischer Ordnung verstanden, so darf bei Strukturanalysen und typologischen Bestimmungen der zeitliche Rahmen nicht außer Acht gelassen werden. Doch welche Rolle nehmen zeitliche gegenüber räumlichen Orientierungskennzeichen überhaupt ein? Lange Zeit wurde die Dominanz zeitlicher Orientierungskennzeichen behauptet. Bennholdt-Thomsen jedoch wies darauf hin, dass gerade dem Ort eine herausragende Bedeutung beim Prozess des Erinnerns zukäme. Dass gerade der Ort als Antriebskraft und Mittler von Erinnerung fungieren könne.44 Dies ist auch bei Bernhard im besonderen Maße der Fall. In Die Ursache ist es zum Beispiel die Stadt Salzburg:

Die Stadt ist, von zwei Menschenkategorien bevölkert, von Geschäftemachern und ihren Opfern, dem Lernenden und Studierenden nur auf die schmerzhafte, eine jede Natur störende, mit der Zeit ver störende und zer störende, sehr oft nur auf die heimtückisch-tödliche Weise bewohnbar. (U 9)

oder die Schuhkammer im Internat, die dem Jüngling zum Geigenüben zugeteilt wird, ihm aber genauso zum Sinnieren über den Selbstmord dient:

Immer wenn er in der Schuhkammer Geige übt, für die Geigenübungen ist ihm von Grünkranz die Schuhkammer zugeteilt worden, denkt er an Selbstmord, die Möglichkeiten, sich aufzuhängen, sind in der Schuhkammer die größten, […]. (U 14)

Es könnten noch etliche weitere Beispiele angeführt werden, da „dem locus als Schauplatz bei Bernhard eine ganz besondere Bedeutung zukommt, […]“45. Dies gilt für das autobiographische Werk gleichermaßen wie für das fiktionale. Obermayer spricht auch von einem „Locus terribilis“.46

Thomas Bernhard setzt in seinen autobiographischen Schriften ein stark auswählendes Verfahren ein. Die für ihn prägenden Ereignisse werden an Orten manifest und bilden so eine Gliederung, wodurch die Chronologizität in den Hintergrund gedrängt wird, wenngleich sie nicht verschwindet. Bernhards Erzählweise bekommt hierdurch etwas Episodenhaftes.47 Der Erzählweise wohnt auf diese Weise ein retardierendes Moment inne, wodurch die erzählte Zeit statisch fixiert wird. Diese Fixierung wird noch verstärkt „durch Verfahren der Iteration, der Synchronismen und Vorzeithandlungen.“48 Als Veranschaulichung hierzu dient die „Baumstumpfepisode“ aus dem dritten Band Der Atem. Eine Entscheidung. Hier soll der Zustand einer schonungslosen Selbstbefragung nachgebildet werden, wobei der Ich-Erzähler immer wieder von der Schilderung des realen Panoramas, welches er betrachtet, in die Schilderung von Erinnerungen und Selbstreflexionen wechselt.49 Die Beobachtung des Panoramas ist nur der vordergründige Anlass für die Innenschau des Erzählers. Zwei verschiedene Zeitebenen existieren gleichzeitig nebeneinander:

Ich saß auf dem Baumstumpf zwischen zwei Buchen und beobachtete die paarweise spazierengehenden Männerpatienten weiter unten, […]. Ich saß auf dem Baumstamm und beobachtete hinter dieser Beobachtung meine Salzburger Zwischenzeit, […], eine Zeit der Demütigung und der Trauer: Ich war jenen Wegen durch die Stadt gefolgt, die ich mit meinem Großvater gegangen war, […] ich getraute mich, […] sogar in die Scherzhauserfeldsiedlung, […]. (At 45f.)

2.2.3 Selbstreferentialität

Die Selbstbezüglichkeit ist eines der umfassendsten Phänomene des strukturellen Wandels autobiographischen Schreibens. Mit Selbstbezüglichkeit ist die mit dem Ich des Textes verbundene Selbstanalyse und Selbstreferenz gemeint. Zudem fallen unter diesen Terminus alle selbstreferentiellen Bezüge im Text: Kommentare, Sprachreflexion, intertextuelle Hinweise, das Reflektieren von Erinnerungs- oder Schreibtätigkeit, Gattungsironie. Durch die textuelle Selbstreferenz wird eine narrative Dimension evoziert, die über die bloße Aneinanderreihung von Erzählinhalt hinausweist und deshalb als metanarrative Dimension definiert werden könnte. Es gibt aber auch eine subnarrative Dimension, welche Elemente eher psychologischer Natur enthält: Widersprüche, Gedankensprünge, Brüche, Weglassungen. Zu dieser Dimension gehören ebenso die nicht explizit markierten Ordnungsschnittpunkte, das „Weichbild“ eines Textes. Für einen interpretatorischen Zugang und eine literarische Autonomisierung spielt diese verhüllte Ordnung eine eminent wichtige Rolle50:

Autobiographische Texte funktionieren niemals einfach „lebensabbildend“, wie eine naiv- biographistische Rezeption anzunehmen geneigt war und teilweise noch ist. In die Darstellung ist das Moment der Reflexivität/Referentialität immer schon einbezogen, ob beabsichtigt oder nicht. Erinnerung „unverfälscht“ wiederzugeben, ist keiner autobiographischen Form möglich – dies wäre die Lösung einer erkenntnistheoretischen (und psychologischen) Aporie.51

Thomas Bernhard scheint sich dieses erkenntnistheoretischen Problems bewusst gewesen zu sein, wenn er über seine eigene Erinnerungstätigkeit und Wahrheit reflektiert (Ke 135-137). Hier lässt Bernhard den Leser an der Gestaltung des Textes teilhaben, indem er sich rechtfertigt, dass man die Wahrheit nicht sagen kann, selbst wenn man die Absicht hat. Dieses Paradox löst er auf, indem er beteuert, er schreibe nur um des Schreibens Willen, denn „Schreiben ist mir die Lebensnotwendigkeit […]“ (Ke 136). Hier und an vielen anderen Stellen seiner autobiographischen Schriften wendet Bernhard eine Strategie an, die „Wir-Form“ unterstreicht dies, welche der Idee des Lejeuneschen autobiographischen Pakts zwischen Autor und Leser entspricht.52 Bernhard bietet dem Leser hier einen Vertrag an, „der die Art der Textlektüre festlegt“53 und zugleich verstärkt der dem Leser gewährte Einblick in die Textkonstitution den Pakt zwischen Autor und Leser.54 Diese selbstreferentiellen Bezüge haben zudem die Funktion den Wahrheitsgehalt des Textes zu steigern und die „fiktive Struktur“ des Textes durch die explizite Betonung der problematischen Textbedingungen zu durchbrechen.55

2.2.4 Stilisierung und Stilporträt

Jeder autobiographische Text, insbesondere der literarisch motivierte, weist Kennzeichen von Stilisierung auf. Hierbei sind allerdings zwei völlig unterschiedliche Weisen von Stilisierung zu differenzieren. Auf der einen Seite die Selbststilisierung, welche unbewusste Partikel einer „Wunschautobiographie“ enthält. Auf der anderen Seite die ganz bewusste stilistische Ausarbeitung eines Werkes, was Sprache, Form, Auswahl des Inhalts usw. anbelangt. Stilisierung dient in der modernen Autobiographik nicht primär der überhöhten Selbstdarstellung. Vielmehr soll mit ihr ein gewisser Grad an Fiktionalisierung erreicht werden. Da der Begriff „Stilisierung“ einen negativen Beigeschmack enthält, sollte vielleicht besser von Stilpriorität gesprochen werden - Stilpriorität als Einsetzung von ästhetischer Autonomisierung in ein Werk. Stil muss verstanden werden als autobiographische Referenz auf das Medium selbst, die Sprache. Denn im Wesentlichen ist Autobiographik und jede andere literarische Form auf Sprache bezogen. Über diese hinaus bezieht sich Autobiographik auf ein jeweils geschichtlich changierendes Beispiel von Individualität.56

Im Falle Bernhards ist schon vielfach darauf eingegangen worden, „dass das Bild, das der Erzähler in Bernhards Autobiographie von sich selbst zeichnet, in wesentlichen Zügen stilisiert ist.“57 Doch sollte auch in diesem Zusammenhang eher von Stilpriorität gesprochen werden, um keine negativen Konnotationen aufkommen zu lassen. Denn würde man Bernhards Autobiographie alleinig auf einen einzigen effektheischerischen, selbstdarstellerischen Akt reduzieren, wie es Andreas Maier getan hat58, so täte man der Autobiographie als Kunstwerk gesehen sicherlich unrecht. Denn in den oben schon erwähnten Entwurfszetteln zu Die Ursache wird deutlich, wie sehr Bernhard seine Autobiographie um ganz bestimmte Momente des Erinnerns anlegt59 und diese artifiziell, ästhetisch gestaltet, was auch die Sprache anbelangt:

Was vielmehr im Stil des autobiographischen Romans zur Sprache findet, ist nicht nur subjektives Ornament des Erlebens, sondern sind in der Sprache abgelagerte überindividuelle Erfahrungsschichten. Deren Konkretionen finden sich in Darstellungsschichten, die den Subjektdiskurs unmittelbar berühren, sei es im Versuch, „Individualität“ auch sprachlich-stilistisch als komplexes Phänomen zu markieren, sei es in der tendenziellen Negation von Individualität durch Krankheit und Todesbedrohung, die ebenfalls stilistisch manifest wird.60

2.2.5 Fragmentarität und Schlussproblematik

Bei der Autobiographie handelt es sich immer um ein Fragment, welches am Ende offen bleibt und keinen Abschluss findet. Nimmt man das Ganze eines Lebens als Archetyp autobiographischer Darstellungsform in den Blick, so zeichnen sich Jugend- und Kindheitsautobiographien stets durch ihren existentiellen fragmenthaften Charakter aus.61 Mit existentieller Fragmentarität ist die Vollständigkeit und Länge des Lebensabschnitts gemeint, welcher zur Darstellung kommt.62 Bernhards Jugenderinnerungen erfassen „lediglich“ den Erzählzeitraum der ersten neunzehn Jahre des autobiographischen Ichs. Aber nicht nur der Zeitrahmen bleibt fragmentarisch. Die Darstellung dieses Zeitraums trägt ebenfalls fragmentarische Züge. Dies erreicht Bernhard durch Montage und Fragmentierungstechniken. Zum einen stellt er den autobiographischen Bänden Maximen und Aphorismen von Novalis, Voltaire, Montaigne und Pascal voran. Und in Die Ursache verwendet er zu diesem Zweck eine Statistik über die Selbstmordrate aus den Salzburger Nachrichten. Zum anderen aber kommt auch im Textkorpus selbst diese Montagetechnik des expliziten oder impliziten Zitierens von Montaigne oder Wittgenstein zum Einsatz63:

Ich studiere mich selbst mehr als alles andere, das ist meine Metaphysik, das ist meine Physik, ich selbst bin der König der Materie, die ich behandle, und schulde niemandem Rechenschaft, so Montaigne. (U 100)

Die Autobiographie Bernhards enthält fragmentarisiertes Material der essayistischen, literarischen, philosophischen und autobiographischen Tradition sowie biographische Realitätsfragmente. Hierüberhinaus wird die innere Struktur der Autobiographie selbst zum Fragment. Es zeichnet sich bei Bernhard kein nachvollziehbarer Weg der Entwicklung von einem früheren Ich zu einem gegenwärtig einsichtsvolleren Ich nach. Vielmehr ist seine Autobiographie eine Aneinanderreihung von verschiedenen Episoden, welche noch einer chronologischen Achse folgen.64

Es gibt neben dieser noch eine andere Variante von Autobiographie, welche nicht so sehr vom Gegenstand abhängt, sondern vielmehr aus ästhetischen Gesichtspunkten gewählt und bewusst angewandt wird. In ihr herrscht keine kausal zusammenhängende Ordnung einer Genese, sondern eine assoziative Aufeinanderfolge von Erinnerungssequenzen, Träumen und Bildern. Insgesamt bringt Fragmentarität das Ende von existentiellen oder erkenntnistheoretischen Gewissheiten zum Ausdruck. Zugleich dient die Fragmentarität in ihrer unvollständigen Form als Verweis auf das einstmal gewesene Ganze.65

2.3 „In meinen Büchern ist alles künstlich […].“ - Zur Rezeption der autobiographischen Schriften Thomas Bernhards

Die fünf autobiographischen Schriften Thomas Bernhards nehmen eine Sonderposition im Verhältnis von Autor, Werk und Öffentlichkeit ein, da er in ihnen sein innerstes Denken und Handeln freizugeben scheint, unter Bezugnahme auf reale Begebenheiten in seinem Leben. Dies führte dazu, dass diese Texte mitunter als die Selbstoffenbarung des Thomas Bernhard gelesen wurden:66

Endlich schien sich der Autor, dessen irritierende Misanthropie und konsequente Verweigerung die einen so anzuziehen vermochte wie sie die anderen abstieß, über sich selbst zu äußern; die ‘Ursache’ war gefunden. „Hinc illae lacrimae“ – und es schien im hohen Maße legitim, […], das übrige Werk als die Konsequenz einer unglücklichen und beschädigten Kindheit aufzufassen.67

Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass diese fünf Bände Grundlegendes über Bernhards Leben und Schreiben verraten, jedoch ist der Kunstcharakter, der diese Texte ausmacht, immer mitzubedenken. Die erste Rezeption des Bandes Die Ursache. Eine Andeutung, welcher 1975 erschienen ist, weist auch durchaus in diese Richtung. Ernst Wendt, welcher kurz zuvor bei dem Bernhard-Stück Der Präsident Regie geführt hatte, weist auf diesen Kunstcharakter hin68:

Die Ursache, die Ausgangspunkte seiner rabiaten Weltsicht, die lange keiner so ehrlich emotional aufzuklären versucht hat, werden endgültig eben doch nicht aufgedeckt, und das ist gut so. Weil Thomas Bernhard auch dort, wo er von sich erzählt, letzten Endes niemanden an sich herankommen läßt, bewahrt sein Bericht sich „heimlich“ auch den Charakter einer Fiktion.69

In den Schimpf-Tiraden gegen Salzburg entdeckt Wendt die „Kehrseite einer übergroßen Sehnsucht nach einem Ort, wo Landschaft und Menschen und Architektur, wo Natur und Musik übereinkommen könnten“. Ja, dass sich am Ende hinter der „nichts verschonenden Vergangenheitsbewältigung, […] dem wütenden, verletzten Autor womöglich unbewusst, auch eine Liebeserklärung“ verstecke. Die einheimische Presse Salzburgs konnte solcherlei nicht in dem Text entdecken. Elisabeth Effenberger von den Salzburger Nachrichten sieht in dem Buch eine einzige Stadtbeschimpfung Salzburgs, wie auch schon dem Untertitel ihres Artikels zu entnehmen ist.70 In Salzburg könne das Buch ganz anders als sonstwo rezipiert werden, da hier „der Anspruch der Authentizität aufs Exempel zu prüfen“ sei; für seine Darstellung des Krieges würde er kaum „Sukkurs“ von „Zeit- und Augenzeugen“ bekommen. Als Gegenbeweise der Wahrheit des Buches führt sie Trakl und Mozart an, welche auf ihre Art und Weise unter Salzburg gelitten hätten. Auch in weiteren Rezensionen blieben Deutungen nicht aus, Bernhards Autobiographie als Schlüssel zu seinem fiktionalen Werk zu begreifen. Lothar Sträter kommt in der Süd-Ost-Tagespost zu folgendem Urteil71:

Nun wissen wir also, woher er’s hat: dieses Interesse für Krüppel, dieses ewige zelebrieren des Sterbens, Zerfallens, Verwesens. […] Bernhards Jugend-Trauma, aus dem sich alles weitere entwickelte, heißt Salzburg.72

Walter Scheiner von den Voralberger Nachrichten hat gar ein Beispiel zur Hand, womit er meint illustrieren zu können, wie man die Ursache als Schlüssel zu Bernhards Gesamtwerk benutzen könne: er sieht in ihr einen Zugang zu dem „Rachedrama Die Macht der Gewohnheit, in dem Bernhard „seinen Minderwertigkeitskomplex gegenüber seinem Geigenlehrer abreagiert“73 habe.74

Da die Erscheinungstermine von Ursache und Korrektur so nahe beieinander lagen, gab es Kritiken, allerdings differenziertere als oben genannte75, welche beide Bücher gemeinsam besprachen. Günther Blöcker weist in der Süddeutschen Zeitung auf Parallelen zwischen beiden Werken hin76:

In der dezidierten Haßliebe zu Österreich, einem Anziehungs- und zugleich Abstoßungsprozeß von erstaunlicher Vehemenz, treffen der Dichter und sein Geschöpf so eng aufeinander, daß von dem zu erwartenden Gegensatz zwischen poetischer Verschlüsselung auf der einen und autobiographischer Unmittelbarkeit auf der anderen Seite kaum noch die Rede sein kann.77

Herbert Gamper rezensiert in der Weltwoche ebenfalls beide Titel78 und kommt zu der Schlussfolgerung, dass Bernhard „Rechenschaft […] über die wirkenden Kräfte seiner Existenz“ ablege. Die „das Private jederzeit übersteigende Aussagekraft“ dieser Literatur bezeichnet er als das „Resultat einer Konzentration auf als bestimmend erkannte, allseitig durchdachte Motive und Bilder, die so absichtslos Gleichnis werden.“79

Schon bald wurden die Kritiken, welche sich tatsächlich mit der Ursache beschäftigten, durch den Prozess Wesenauer gegen Bernhard in den Hintergrund gedrängt. Der quantitativen Dominanz solcher Berichte über den Prozess kommt deswegen Bedeutung für die Rezeption zu, da sie ein Bild vermittelt, welches jede Berechtigung einer „Schlüssel“-Interpretation zu bestätigen schien.80

Franz Wesenauer, Stadtpfarrer von Salzburg, meinte sich im „Onkel Franz“ aus der Ursache wiederzuerkennen und klagte Bernhard an. Nach einem ungefähr zwei Jahre anhaltendem Schlagabtausch kam es zu einem gerichtlichen Vergleich, der die Streichung inkriminierter Stellen beinhaltete. Bernhard sah dies als Mutilation seines Werkes und stemmte sich bis zuletzt dagegen, wie ein Brief an Wolfgang Schaffler vom 26. April 1977 belegt81:

Lieber Herr Schaffler, / bevor ich abreise, Folgendes: ich kann u. will in d. „Ursache“ nichts ändern, kein Wort, u. keines tilgen, es bleibt alles, wie es ist – u. ich lasse es auf den Prozeß ankommen. / Ich werde zu Gericht gehen, gleich, wie es ausgeht. Ich ändere nichts! / Kommt eine neue Ausgabe, muß sie ausschauen, wie die I.Ausgabe. / […] wir sind von Narren u. Gemeinheit umstellt. / Also stelle ich mich. / Herzlich / Thomas Bernhard82

Die neue Ausgabe der Ursache „schaute“ dann aber nicht mehr aus wie die Erste. Das heißt, dass in allen weiteren Ausgaben im Kapitel „Onkel Franz“ widersinniger Weise von diesem fast nicht mehr gesprochen wird.83

Wie schwer sich der juristische Umgang mit Literatur, in der „Realität“ und „Fiktion“ so nah beieinander liegen, gestaltet, zeigt eine Überschrift aus der Wiener Tageszeitung Die Presse84: „Romanfigur klagt den Autor“85. Die hier angesprochene „Romanfigur“ meldete sich in dem Informationsblatt Glaube und Kirche zu Wort: „Thomas Bernhard hätte vor 30 Jahren sagen sollen, was er damals empfunden hat, […]. Damals hätte ich ihm helfen können.“86

Schon vor Erscheinen des zweiten Bandes Der Keller (1976) mutmaßen Zeitungen in mehreren Artikeln, was denn jetzt wieder für Scheltreden von Bernhard zu erwarten seien. Die Hamburger Zeit fragt: „Wieder perfides von Thomas Bernhard?“87 Doch dieses Mal gibt es nichts Skandalöses zu berichten. Bernhard erhält für den Keller sogar den Preis der Bundeswirtschaftskammer88, „was […] abermals das quantitative Übergewicht von ›Tertiärtexten‹ sicherte.“89 Die Grundtendenz der Besprechungen lautete, dass Der Keller „heller“ sei als Die Ursache. Unter den Rezensionen befinden sich hier auch schon welche, die die Autobiographie von der Dokumentation differenzieren und Hans Rochelts thematisiert in seiner Besprechung das Problem der „Verfälschung der Wahrheit durch Mitteilung“90.

1978 erscheint der dritte Band Der Atem. Bei diesem Band überwiegen erstmals die Besprechungen, die ihr Hauptaugenmerk auf das Literarische legen. Marcel Reich- Ranicki nutzt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Erscheinen des dritten Bandes zu einer Gesamtschau der drei bisher erschienen Bände.91 Er sieht in der Autobiographie sogar „Thomas Bernhards reichstes Werk und reifstes Werk“, welches zu den „großen literarischen Dokumenten unserer siebziger Jahre“ gehöre. Hier habe er „die Sterilität überwunden und das Gespenst der Abstraktion gebannt.“ Und es seien ihm „gleichsam unter der Hand […] Geschichten gelungen“, obwohl er doch immer betont habe, er sei ein „Geschichtenzerstörer“. Nicht zuletzt bezeichnet Ranicki den Atem, innerhalb der bisher erschienen Bände, als „Kulminationspunkt“ an „ostentativer Selbstentblößung“.92 Ein positiver Grundtenor überwiegt auch in den anderen Besprechungen, wenngleich diese nicht so ausführlich ausfallen93 und nicht wenige Rezensenten wiederum meinen, in den autobiographischen Schriften irgendwelche „Schlüsselsätze“ ausgemacht zu haben, die dazu geeignet wären das gesamte Werk Bernhards an Hand solcher Sätze erklären zu können, was eine allzu begrenzte Sichtweise darstellt.94

Die Rezensionen zum vierten Band Die Kälte verdeutlichen, dass sich ein immer größerer Konsens unter den Kritikern einstellt, was den literarischen Rang der Autobiographie betrifft. Dies ist im Sinne einer positiven bis eindringlichen Bewertung gemeint.95 Rolf Michaelis bezeichnet in der Zeit die vier bisher erschienen Bände „als Meisterwerk der Literatur dieses Jahrhunderts“ und warnt einerseits vor einem „simplen Verständnis“ als bloße „lebensgeschichtliche Erläuterung von dichterischen Werken“, betont aber zugleich: „Ohne Kenntnis dieses Buches darf niemand mehr über Thomas Bernhard und sein Werk ein Urteil fällen.“96

In die gleiche Richtung weisen auch die Besprechungen zu Ein Kind. Herman Burger zum Beispiel schreibt im Schweizer Tages-Anzeiger, wobei er an die Fahrrad-Episode Eingangs des Buches anknüpft, in der er ein Bild für „Struktur und Poetik“ der Autobiographie sieht97:

Der Schriftsteller als Erfinder, Konstrukteur, nicht als ›Stimmenimitator‹ von Realität. Um erfinderisch produktiv sein zu können, muß man das Seiende und das Gewesene zunächst einmal hartnäckig leugnen: Kindheit? Nie gehabt! Erst dann wird die Fiktion möglich, die präziser ist als die Chronologie zufälliger Ereignisse.98

Gegenüber den vielen Reaktionen aus Öffentlichkeit und Presse, gerade was Die Ursache anbelangt, ist in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung die Warnung vorherrschend – welche sich auch aus den obigen Erläuterungen zur Autobiographie ergibt – „Bernhards autobiographische Texte als unvermittelte Darstellung von Wirklichkeit zu lesen.“99 Daher soll der nächste Teil der Arbeit dazu dienen, diese vorgeblichen „Schlüsselinterpretationen“, die gerade das tun, zu entkräften und die Herangehensweise an die autobiographische Pentalogie durch eine andere Fragestellung zu ändern, wie es auch Martin Huber getan hat. Es geht nicht um die Frage: „Warum schreibt Bernhard so pessimistisch?“ Um dann leichthin folgern zu können: „Weil er eine so düstere/schreckliche etc. Kindheit hatte!“ Es sollten Fragen gestellt werden, die auch schon im Autobiographie-Teil dieser Arbeit angeklungen sind. Nämlich Fragen nach der Literarizität, der Stilisierung, des Fragmentcharakters der Autobiographie und nach der Intertextualität als einem artifiziellen Gestaltungsprinzip. Oder ob es überhaupt möglich ist objektive Wahrheit über ein Leben auszusagen. Auch die Frage nach dem Verhältnis von „Dichtung und Wahrheit“100 sollte an dieser Stelle in Betracht gezogen werden.

3. Literatur und Realität in der autobiographischen Pentalogie Thomas Bernhards

3.1 Die Inszenierung der eigenen Autobiographie

Es gibt nur wenige Autoren, bei denen sich die Literaturkritik, das Publikum und die literaturwissenschaftliche Forschung in solchem Maße mit der Frage auseinandergesetzt haben, was an den Büchern fiktional ist und welche Teile aus der Realität zur Struktur der literarischen Fiktion beigetragen haben mögen. Im Fall Bernhard bestimmt diese Fragestellung immer wieder den Diskurs um die fünfbändige Autobiographie, wenn auch in abgewandelter Weise, da Bernhard hier erstmals innerhalb seines Œuvres ausdrücklich auf sein eigenes Leben Bezug nimmt. Hierbei geht es um die Frage, ob sich von den autobiographischen Schriften Rückschlüsse auf das fiktionale Werk ziehen lassen – viele Leser sehen die fünf Bände immer noch als „Schlüssel“ zu Bernhards Werk – und inwieweit die Fakten in diesen der Realität entsprechen oder sie bewusst verändert und übertrieben wurden.

[...]


1 Rambures de, Jean-Louis: Ich behaupte nicht, mit der Welt gehe es schlechter. Aus einem Gespräch mit dem Schriftsteller Thomas Bernhard. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.02.1983.

2 Vgl. Holdenried, Michaela: Autobiographie. Stuttgart 2000, S. 19.

3 Misch, Georg: Begriff und Ursprung der Autobiographie. In: Die Autobiographie. Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung, 2., um ein Nachwort zur Neuausgabe und einen bibliographischen Nachtrag ergänzte Aufl. Hg. von Günter Niggl. Darmstadt 1998, S. 39.

4 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 19f.

5 Winkler, Josef: Menschenkind, Frankfurt a. M. 1981.

6 Bernhard, Thomas: Die Ursache. Eine Andeutung, 15. Aufl. München 1995. Der Keller. Eine Entziehung, 11. Aufl. München 1995. Der Atem. Eine Entscheidung, 14. Aufl. München 2002. Die Kälte. Eine Isolation, 11. Aufl. München 2003. Ein Kind, 17. Aufl. München 2002.

7 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 20.

8 Ebd.

9 Lejeune, Philippe: L’ Autobiographie en France (Collection U 2), Paris 1971.

10 Vgl. Lejeune, Philippe: Der autobiographische Pakt. In: Die Autobiographie. Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung, 2., um ein Nachwort zur Neuausgabe und einen bibliographischen Nachtrag ergänzte Aufl. Hg. von Günter Niggl. Darmstadt 1998, S. 214.

11 Ebd., S. 215.

12 Shumaker, Wayne: Die englische Autobiographie. Gestalt und Aufbau. In: Die Autobiographie. Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung, 2., um ein Nachwort zur Neuausgabe und einen bibliographischen Nachtrag ergänzte Aufl. Hg. von Günter Niggl. Darmstadt 1998, S. 91.

13 Ebd., S. 98.

14 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 20f.

15 Aichinger, Ingrid: Probleme der Autobiographie als Sprachkunstwerk. In: Die Autobiographie. Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung, 2., um ein Nachwort zur Neuausgabe und einen bibliographischen Nachtrag ergänzte Aufl. Hg. von Günter Niggl. Darmstadt 1998, S. 176.

16 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 21.

17 Misch: Begriff und Ursprung der Autobiographie, S. 38.

18 Vgl. ebd.

19 Holdenried: Autobiographie, S. 21.

20 Misch: Begriff und Ursprung der Autobiographie, S. 38.

21 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 21.

22 Vgl. Misch: Begriff und Ursprung der Autobiographie, S. 36f.

23 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 22.

24 Vgl. ebd.

25 Ebd.

26 Vgl. ebd., S.23.

27 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 23.

28 Picard, Hans Rudolf: Die existentiell reflektierende Autobiographie im zeitgenössischen Frankreich. In: Die Autobiographie. Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung, 2., um ein Nachwort zur Neuausgabe und einen bibliographischen Nachtrag ergänzte Aufl. Hg. von Günter Niggl. Darmstadt 1998.

29 Holdenried: Autobiographie, S. 23.

30 Ebd.

31 Ebd.

32 Ebd.

33 Vgl. ebd., S. 23f.

34 Finck, Almut: Subjektbegriff und Autorschaft: Zur Theorie und Geschichte der Autobiographie. In: Einführung in die Literaturwissenschaft. Hg. von Miltos Pechlivanos, Stefan Rieger, Wolfgang Struck und Michael Weitz. Stuttgart/Weimar 1995, S. 289.

35 Holdenried: Autobiographie, S. 44 - 51.

36 Vgl. ebd., S. 44.

37 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 44f.

38 Vgl. Mitternayer, Manfred: „… ich hatte immer nur ich werden wollen“ – Thomas Bernhards autobiographische Erzählungen. In: Thomas Bernhard und Salzburg. 22 Annäherungen. [Begleitbuch zur Sonderausstellung im Salzburger Museum Carolino Augusteum ... 10. Juni bis 28. Oktober 2001]. Hg. von Manfred Mittermayer. Salzburg 2001, S. 15.

39 Bernhard, Thomas: Die Autobiographie. Kommentierte Werkausgabe in 22 Bde., Bd. 10. Hg. von Martin Huber, Wendelin Schmidt-Dengler und Manfred Mittermayer. Frankfurt a. M. 2004, S. 526.

40 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 45.

41 Holdenried: Autobiographie, S. 45.

42 Vgl. Holdenried, Michaela: Im Spiegel ein anderer – Erfahrungskrise und Subjektdiskurs im modernen autobiographischen Roman. Heidelberg 1991, S. 142.

43 Ebd.

44 Holdenried, Michaela: Im Spiegel ein anderer – Erfahrungskrise und Subjektdiskurs im modernen autobiographischen Roman. Heidelberg 1991, S. 142.

45 Obermayer, August: Der Locus terribilis in Thomas Bernhards Prosa. In: Bernhard – Annäherungen. Hg. von Manfred Jurgensen. Bern/München 1981, S. 215.

46 Ebd., S. 215.

47 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 46.

48 Holdenried: Im Spiegel ein anderer, S. 147.

49 Vgl. ebd.

50 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 47f.

51 Ebd., S. 48

52 Vgl. Lejeune, Philippe: Der autobiographische Pakt, S. 214-257.

53 Ebd., S. 255.

54 Vgl. Holdenried: Im Spiegel ein anderer, S. 160f.

55 Vgl. ebd., S. 160.

56 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 48f.

57 Mittermayer, Manfred: „Der Wahrheitsgehalt der Lüge“ – Thomas Bernhards autobiographische Inszenierung. In: Spiegel und Maske – Konstruktionen biographischer Wahrheit. Hg. von Bernhard Fetz und Hannes Schweiger. Wien 2006, S. 79.

58 Maier, Andreas: Die Verführung. Thomas Bernhards Prosa. Göttingen 2004.

59 Mittermayer: „Der Wahrheitsgehalt der Lüge“, S. 83ff.

60 Holdenried: Im Spiegel ein anderer, S. 168.

61 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 49.

62 Vgl. Holdenried: Im Spiegel ein anderer, S. 171.

63 Vgl. Theisen, Bianca: Im Guckkasten des Kopfes. Thomas Bernhards Autobiographie. In: Politik und Medien bei Thomas Bernhard. Hg. von Franziska Schößler und Ingeborg Villinger. Würzburg 2002, S. 246.

64 Vgl. Theisen: Im Guckkasten des Kopfes, S. 246.

65 Vgl. Holdenried: Autobiographie, S. 49f.

66 Bernhard, Thomas: Drei Tage. In: Thomas Bernhard. Ein Lesebuch. Hg. von Raimund Fellinger. Frankfurt a. M. 1993, S. 12.

67 Schmidt-Dengler, Wendelin: „Auf dem Boden der Sicherheit und Gleichgültigkeit“ – Zu Thomas Bernhards Autobiographie ‘Der Keller’ In: Autobiographien in der österreichischen Literatur. Von Grillparzer bis Thomas Bernhard. Hg. von Klaus Amann und Karl Wagner. Innsbruck 1998, S. 218.

68 Vgl. Huber, Martin: „Möglichkeitsfetzen von Erinnerung“ – Zur Rezeption von Thomas Bernhards autobiographischer Pentalogie. In: Kontinent Bernhard – Zur Thomas-Bernhard-Rezeption in Europa. Hg. von Wolfram Beyer. Wien/Köln/Weimar 1995, S. 44-57, und „Romanfigur klagt den Autor“ - Zur Rezeption von Thomas Bernhards „Die Ursache. Eine Andeutung“. In: Statt Bernhard. Über Misanthropie im Werk Thomas Bernhards. Hg. von Wendelin Schmidt-Dengler und Martin Huber. Wien 1987, S. 59-110, und Bernhard, Thomas: Die Autobiographie. Kommentierte Werkausgabe in 22 Bde., Bd. 10. Hg. von Martin Huber, Wendelin Schmidt-Dengler und Manfred Mittermayer. Frankfurt a. M. 2004, S. 544-556.

69 Wendt, Ernst: Trauer über eine unglückliche Jugend. Thomas Bernhards autobiographischer Bericht von den Kriegsjahren in Salzburg: Die Ursache. In: Die Zeit, 29.08. 1975.

70 Effenberger, Elisabeth: Scheitern in Salzburg. „Die Ursache“ von Thomas Bernhard. Eine Stadtbeschimpfung im Residenz Verlag. In: Salzburger Nachrichten, 13.09.1975.

71 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 545f.

72 Sträter, Lothar: Salzburghaß mit infantilen Zügen: In: Süd-Ost Tagespost, 20.09.1975.

73 Scheiner, Walter: Ein mißglücktes Experiment. In: Voralberger Nachrichten, 22.11.1975.

74 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 546.

75 Vgl. Huber, Martin: „Möglichkeitsfetzen von Erinnerung“ – Zur Rezeption von Thomas Bernhards autobiographischer Pentalogie. In: Kontinent Bernhard – Zur Thomas-Bernhard-Rezeption in Europa. Hg. von Wolfram Beyer. Wien/Köln/Weimar 1995, S. 46.

76 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 546.

77 Blöcker, Günter: Unverhoffte Entdeckung des Glücks. Thomas Bernhards Salzburger Lehrjahre. In: Süddeutsche Zeitung, 20.09.1975.

78 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 546.

79 Gamper, Herbert: Die Ursache und die Korrektur. In: Die Weltwoche, 22.20.1975.

80 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 547.

81 Vgl. ebd.

82 Ebd.

83 Vgl. Huber: „Möglichkeitsfetzen von Erinnerung“, S. 46.

84 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 547.

85 anonym: Romanfigur klagt den Autor. In: Die Presse, 04.12.1975.

86 anonym: Vergleich im Autoren-Streit? In: Salzburger Nachrichten, 03.04.1975.

87 anonym: Wieder Perfides von Thomas Bernhard? In: Die Zeit, 11.06.1976.

88 siehe hierzu auch: Bernhard, Thomas: Meine Preise. Frankfurt a. M. 2009, S. 102-108.

89 Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 548.

90 Rochelts, Hans: Abweisung der Vertraulichkeit. In: Arbeiter Zeitung, 01.12.1976.

91 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 548f.

92 Reich-Ranicki, Marcel: Thomas Bernhards entgegengesetzte Richtung. Seine autobiographischen Erzählungen „Die Ursache“, „Der Keller“ und „Der Atem“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.1978.

93 Vgl. Huber: „Möglichkeitsfetzen von Erinnerung“, S. 48.

94 Vgl. ebd.

95 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 549.

96 Michaelis, Rolf: Einmal Hölle und zurück. Die Kälte. Eine Isolation: Der vierte Band von Thomas Bernhards Jugenderinnerungen. In: Die Zeit, 27.03.1981.

97 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 550.

98 Burger, Hermann: Thomas Bernhards Kindheitsmuster. In: Tages-Anzeiger, 12.06.1982.

99 Vgl. Bernhard: Werkausgabe, Bd. 10, S. 550.

100 Vgl. Huber: „Möglichkeitsfetzen von Erinnerung“, S. 50.

Ende der Leseprobe aus 94 Seiten

Details

Titel
Die zusammengekittete Existenz
Untertitel
Das Problem der Autobiographie am Beispiel Thomas Bernhards
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur und Medien)
Note
1,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
94
Katalognummer
V151405
ISBN (eBook)
9783640635788
ISBN (Buch)
9783640636259
Dateigröße
904 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die vorliegende Arbeit macht sich die Untersuchung zum Gegenstand, inwieweit die autobiographischen Schriften Bernhards einem artifiziellen Gestaltungswillen unterliegen und ob sie sich von dem fiktionalen Werk des Autors überhaupt unterscheiden lassen. Dazu ist es nützlich erst einmal einen historischen Überblick über die Autobiographieforschung und ihre Erkenntnisse bis in die heutige Zeit zu geben, um von hier aus am Beispiel Thomas Bernhards Strukturmerkmale moderner Autobiographik aufzuzeigen. (93 Seiten, Literaturverzeichnis enthält ca. 85 Titel)
Schlagworte
Thomas Bernhard, Autobiographie
Arbeit zitieren
Michael Philipps (Autor:in), 2009, Die zusammengekittete Existenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/151405

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