Eigentum und Pfand. Eine Analyse der Toleranz und Transkulturalität Rechas in "Nathan der Weise"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Charakterisierung und Transkulturalität Rechas

3. Recha als Eigentum und Pfand der Toleranz

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Gottfried Ephraim Lessings Nathan der Weise ist bis heute ein aktuelles Werk. In seiner Thematik trifft es noch heute den Nerv und die Brisanz eines Jahrhunderte dauernden Konflikts der großen abrahamitischen Religionen. Judentum, Christentum und der Islam treffen in dem von ihnen beanspruchten Jerusalem aufeinander. Lessings Werk wird oft unter der Lesart, die Menschlichkeit und nicht die Religion, als wichtigste Eigenschaft des Miteinanders zu begreifen und der Gleichwertigkeit aller religiösen Grundwerte rezipiert.

Sucht man heute zum Beispiel in der Bibliothek der Freien Universität Berlin nach Arbeiten zu Nathan der Weise, so findet man Forschungsarbeiten zu Religion, Toleranz, Erziehung und Aufklärung, wie beispielsweise bei Müller Nielaba1 oder Kröger2. Auch historische Versuche die Figuren und ihren Kontext zu verstehen unternimmt u.a. Birus3. All diese Herangehensweisen sind notwendig, um die Komplexität des Werkes zu erfassen. Als Leser muss die Machstruktur, der historische Kontext, der Konflikt der Religionen und die Lösungsversuche der Aufklärung begriffen werden, um tatsächlich eigene Erkenntnisse aus Lessings Werk gewinnen zu können.

Wer sich auf die Suche nach der Toleranz in Nathan der Weise begibt, merkt, dass sich die Spuren in dem Ansatz der Gleichwertigkeit der Religionen und dem humanen Miteinander verlieren. Was genau die Multikulturalität und Toleranz, die immer etwas zu tolerierendes, fremdes oder gegensätzliches voraussetzt,4 ausmacht, wird nach meiner Recherche bisher von niemand anhand von Textbeispielen tiefgehend analysiert. Einzelne Figuren werden in ihrer Konzeption und Wirkung dargestellt, sowie die Verhältnisse unter ihnen, doch überwiegend fokussiert die Forschung den Sultan Saladin, Nathan oder den Tempelritter.

Dabei dreht sich das gesamte Werk, in einer anderen Lesart, nur um Recha. Wird Nathan der Weise in Hinblick auf Recha gelesen, so bildet sich schnell ein neuer Handlungsstrang heraus, der mir besonders für die aktuelle Rezeption im Kontext der Globalisierung damit einhergehender Transkulturalität und Transkulturation wichtig ist. Diese Arbeit wird Recha auf ihre Transkulturalität untersuchen und daraufhin ihre Zirkulation als Eigentum und Pfand der Toleranz analysieren. Dabei wird erst Recha als Figurenkonzeption charakterisiert, dann ihre Herkunft bzw. die Zuschreibung ihrer Herkunft durch andere Figuren untersucht. Aus dieser Erforschung Rechas ergeben sich Ansprüche anderer Figuren des Werkes auf sie. Dabei werden auch diese Figuren aus einer neuen nicht religiösen Perspektive beleuchtet. Diese Arbeit versucht die Frage nach Recha, ihrer Kultur und Herkunft, sowie ihrer Rolle und Stellung im Werk zu beantworten bzw. Jerusalem als transkulturellen Raum oder Raum der Transkulturation anhand von Recha anschaulich zu machen.

2. Charakterisierung und Transkulturalität Rechas

Recha hat im Vergleich zu den anderen Figuren des Stücks nur wenige Auftritte. Die Figurenkonzeption wird von Dialogen getragen, bei denen Recha zumeist nicht anwesend ist. Dies ermöglicht Kommunikation von Informationen, die selbst Recha vorenthalten bleiben und dadurch den anderen Figuren Macht einräumt, den Versuch zu unternehmen Recha einer Gruppe bzw. einer Kultur zuzuweisen. Darüber hinaus verwehren die fehlenden Informationen Recha eine eigene Positionierung.

Im Verlauf der Handlung werden Recha von diversen Figuren verschiedene Identitäten zugeschrieben. Die unterschiedliche Zugehörigkeit wird dabei von Religion, Verwandtschaft, Erziehung und Umgebung bestimmt. Auch die Eigen- und Fremddeutung, sowie die Konzeption Rechas und ihr Verhältnis zu anderen Figuren durch Lessing führt zu Widersprüchen. Im folgenden Kapitel möchte ich nicht die Identität Rechas bestimmen, sondern vielmehr die möglichen Identitäten aufzeigen und sie als Figur der Transkulturalität vorstellen.

Recha wird besonders häufig eine religiöse Identität zugeschrieben. Im Verlauf des Werkes wird sie von mehreren Figuren5 als Christin bezeichnet. Daja rechtfertigt diese Identität folgendermaßen: "Sie ist ein Christenkind; von Christeneltern / Geboren; ist getauft..."6. In Dajas Argumentation gibt es drei Aspekte, die für eine Identifikation Rechas problematisch sind. Erstens ist die christliche Identität Rechas eine Fremdbestimmung der Eltern, die eine Taufe und somit christliche Traditionen in Rechas Leben verankern wollten. Zweitens weiß Recha nicht, dass sie getauft ist, was eine eigene Positionierung als Christin unmöglich macht. Drittens ist nur ihre Mutter Christin. Der Vater, Assad, ist Moslem7. Der Einfluss der Eltern kann dahin gehend vernachlässigt werden, als dass sie bei der Erziehung Rechas keine prägende Rolle einnahmen. Nur auf Grundlage Dajas Argumentation bestimmen die anderen Figuren Recha als Christin.

Im ersten Auftritt Rechas8, wird eine starke Bindung zu ihrem Adoptivvater Nathan deutlich, der laut Personenverzeichnis jüdisch ist. Nathan nahm sie als Säugling auf und erzog sie, womit er den größten Einfluss auf die Entwicklung Rechas hat. Nathan ist religiös, doch stützt er sich bei der Erziehung, auf die Idee der "Vernunftreligion"9, statt auf das Judentum10. Leider wird es im Werk nicht kenntlich, ob Recha trotzdem jüdische Traditionen und Praktiken pflegt. Die Ausübung der Praktiken würde die Positionierung Rechas als Jüdin bedeuten.

Das Konzept der Vernunftreligion ist auch Lessing bekannt und wird in seiner Schrift zur Erziehung des Menschengeschlechts11 als Menschsein postuliert. Darin geht es um das Miteinander, bei dem das Konfliktpotenzial durch die Grundwerte der Menschlichkeit im öffentlichen Raum minimiert werden soll, dennoch kann im privaten Raum die spezifische Konfession praktiziert werden.

Diese Menschlichkeit oder Vernunftreligion ermöglicht Recha, so wie Nathan, den Zugang und die Bewegung in allen Religionen. Recha ist "jedes Hauses, jedes Glaubens Zierde"12. Zwar kann sie an religiösen Praktiken nicht teilhaben, doch wird sie im Machtbereich der Repräsentanten der Religionen toleriert.13

Obwohl Recha nach Nathans Werten erzogen wird, wird sie als Schwärmerin vorgestellt, was einen auf den ersten Blick einen Unterschied zu Nathan bildet.14

Recha. Nicht so ein Engel; nein! ein wirklicher; / Es war gewiss ein wirklicher! - Habt Ihr, / Ihr selbst die Möglichkeit, dass Engel sind, / Dass Gott zum Besten derer, die ihn lieben, / Auch Wunder könne tun, mich nicht gelehrt? / Ich lieb ihn ja.

[...] Nathan. Nicht, Daja? nicht? - Da sieh / Nun was es schad't! - Grausame Schwärmerinnen! - [...]15

Diese Schwärmerei ist zwar religiös, jedoch auf keine Konfession begrenzt. Die Phantasie von einem "wirklichen Engel" kann sowohl im jüdischen, als auch muslimischen Kontext gestützt werden, wird hier jedoch von der christlichen Daja durch Bestätigung der Phantasie gefördert.16 Hier setzt sich der Einfluss Dajas auf Recha vorübergehend durch. Daja kann als Figur der Transkulturation verstanden werden, da sie bewusst ihre eigenen christlich, europäischen Praktiken nach Jerusalem bringt und sie dort unverändert auslebt, ohne sich auf die Vernunftreligion zu stützen oder andere Praktiken zu übernehmen. Daja assimiliert sich nur wenig oder gar nicht in ihrer Umgebung und bewirkt so ein Konfliktpotenzial, das besonders im Verhältnis zu Nathan Probleme verursacht.17 Recha, die nichts von ihrer Herkunft und Taufe weiß, assimiliert sich weniger, als das sie einer Positionierung ausweicht, keine der vorliegenden Konfessionen annimmt und sich so zwischen ihnen frei bewegen kann. Der christliche und europäische Einfluss Dajas wird von Recha dennoch wahrgenommen.

Ihre Umgebung wird besonders durch jüdische und christliche Lebensansichten geprägt. Darüber hinaus lebt Recha in einem Jerusalem, dass durch einen muslimischen Herrscher regiert wird, der andere Konfessionen toleriert. Dies lässt sie die nicht übernommene muslimische Lebensweise wahrnehmen, was gleichzeitig eine Marginalisierung Rechas und anderen Gläubigen bedeutet. Jeder, der sich nicht zur herrschenden Religion bekennt, gehört zur tolerierten Minderheit Jerusalems.18 Recha kann also zu keiner Religion gezählt werden.

Versucht man Rechas Herkunft zu bestimmen, so trifft man immer wieder auf Widersprüche. Schon ihr Name und dessen Änderung deutet auf Transkulturalität hin. Nathan gab ihr den Namen "Recha", dessen Herkunft auch Hendrik Birus anfangs zu verwirren scheint. In seiner Poetischen Namengebung19 erarbeitet er dennoch eine plausible Deutung des Namens Recha. Birus bezieht sich auf das Allgemeine Biblische Lexicon von 1730, in dem der Name folgendermaßen erläutert wird: Recha, zart, weich, verwehnt [sic] [...]. Diese Attribute treffen völlig auf Recha zu. Auch bemerkt Birus die Übereinstimmung der Bedeutung des ursprünglichen Namens Blanda.20 Die Änderung des Namens ist transkulturell, da bei der Übersetzung die prägnante Bedeutung des Namens, auf die ich später eingehen werde, transportiert wird. Die Namen vermischen sich nicht, doch trotzdem kann Recha durch die gleiche Bedeutung zu einer Figur der Transkulturalität werden, besonders weil diese Übersetzung ihr die Bewegung in die hebräische Kultur bzw. die Bewegung zwischen den Kulturen erleichtert. Recha ist die hebräische Entsprechung zu Blanda, was sich dem Leser jedoch nicht ohne Erläuterung eröffnet. Die Auseinandersetzung mit dem Namen ist folglich keine Hilfe um Rechas Identität zu bestimmen, doch weist die Namensänderung auf ihre Herkunft und Transkulturalität hin. Außerhalb des Werkes ist es nicht sinnvoll von einem Namen auf die Herkunft zu schließen, jedoch sind die Namen in Nathan der Weise charakteristisch. Saladin kommt aus dem Arabischen, Nathan aus dem Hebräischen, Blanda aus dem Lateinischen21. Recha hat eine arabisch/biblisch/hebräische Herkunft. Der Name Daja bedeutet 'Amme' und 'die Widerstand leistende'.22

Weitergehend ist jedoch der Umgang der Figuren interessant. Daja stützt sich in ihrer Argumentation Recha als Christin zu bestimmen immer wieder auf die Taufe. Der Tempelherr hingegen reagiert entsetzt, als er von ihrem Taufnamen erfährt:

Blanda? Blanda? - Recha nicht? / Nicht eure Recha mehr? - Gott! Ihr verstoßt / Sie! gebt ihr ihren Christennamen wieder! / Verstoßt sie meinetwegen! - Nathan! Nathan! / Warum es sie entgelten lassen? sie!23

Interessant ist hier, dass die Änderung von Rechas Namen zu einer präziseren Bestimmung ihrer Herkunft und der Zuordnung einer Identität führen würde, die der Tempelherr nicht unterstützen will, obwohl ihm die christliche Blanda gelegener sein müsste. Die Analyse führt dazu, dass Recha nicht als Christin wahrgenommen wird. Die Namensgebung reicht nicht aus, um sie einer Herkunft zuzuordnen.

Eine Identifikation Rechas durch Zuordnung von außen führt zu keinem eindeutigen Ergebnis, da die Religion, Verwandtschaftsverhältnisse, Erziehung und Umgebung in Widerspruch stehen. Betrachtet man die Selbstdeutung Rechas, kommt man zu dem Ergebnis, dass Rechas Figurenkonzeption von Passivität geprägt ist.

Lessing gibt Recha in der letzten Szene des Stücks, in der es um ihre Herkunft geht, erstaunlich wenig Redebeiträge. Der Änderung ihres Namens begegnet sie mit Schweigen. Die Aufmerksamkeit Rechas liegt nur bei Nathan, den sie zu verlieren fürchtet. Der erste von zwei Redebeiträgen in dieser Szene ist die Bestätigung ihrer Vater-Tochter-Beziehung. Der zweite die Reaktion auf die Enthüllung ihres Bruders durch Nathan, der sie jedoch abweist und so verwirrt.

24 Rechas Reaktion auf die Abweisung des Tempelherrn ist eine Blockierung ihrer Identität als christliche Schwester. Sie wird vom Tempelritter nicht als Christin wahrgenommen. Das Verwandtschaftsverhältnis, welches Recha durch die Regieanweisung bereit war anzunehmen, wird im Folgenden verleugnet und negativ konnotiert.

Sie reagiert in dieser Szene und wird zusätzlich durch die Entscheidung des Tempelherrn beeinflusst. Somit ist die eigens formulierte Hinterfragung und Negierung der Geschwisterbeziehung wieder eine Bestimmung von außen.

Davor äußert sich Recha kaum über ihre Herkunft, da sie selbst nichts von ihrer Adoption weiß. Die christlichen Annährungen Dajas weist sie ab, was jedoch mit der Erziehung Nathans begründet ist, auf welchen sie sich dabei stützt. Nur eine weitere kleine Bemerkung bleibt zu nennen, die jedoch fast nicht als Präzision der Identität zu werten möglich ist. Als Recha sich Sittah öffnet und ihr von Dajas Nachricht berichtet, spricht sie von einem Ort an dem sonst so manche Gebete erhört und Wunder vollbracht wurde.

Recha. [...] Komm, sprach sie endlich, lass uns hier / Durch diesen Tempel in die Richte gehn! [sic] / Sie geht; ich folg ihr, und mein Auge schweift / Mit Graus die wankenden Ruinen durch. / Nun steht sie wieder; und ich sehe mich / An den versunknen [sic] Stufen eines morschen / Altars mit ihr. Wie ward mir? als sie da / Mit heißen Tränen, mit gerungnen [sic] Händen, / zu meinen Füßen stürzte ...

Sittah. Gutes Kind!

Recha. Und bei der Göttlichen, die da sonst / so manch Gebet erhört, so manches Wunder / [S.143] Verrichtet habe, mich beschwor; - mit Blicken / Des wahren Mitleids mich beschwor, mich meiner / Doch zu erbarmen! - Wenigstens, ihr zu / Vergeben, wenn sie mir entdecken müsse, Was ihre Kirch' auf mich für Anspruch habe.

Sittah. (Unglückliche! - Es ahnte mir!)

Recha. Ich sei / Aus christlichen Geblüte; sei getauft; / Sei Nathans Tochter nicht; er nicht mein Vater! - / Gott! Gott! Er nicht mein Vater! - Sittah! Sittah! / Sieh mich aufs Neu' zu deinen Füßen ...25

Diese kleine sprachliche Spitze lässt die Nachricht im Ganzen eher als negative Erfahrung erleben. Ihre Angst bezieht sich auf den Verlust des Vaters, was aber auch einen Verlust ihrer einzigen Zugehörigkeit mit sich bringt. Diese hält sich völlig an Nathan ohne seine Identität zu spiegeln. Dadurch ist sie kein allein lebendes Individuum, wie Al-Hafi. Dieser ist ohne Kultur- bzw. Gruppenzugehörigkeit in Jerusalem nicht lebensfähig, was jedoch an einer anderen Stelle ausgeführt wird.26

Das Ergebnis bei der Erforschung der Herkunft, Identität und Zugehörigkeit Rechas führt zu dem Ergebnis, dass sie durch ihre Erziehung zur Vernunftreligion bzw. zu den Grundwerten der Menschheit das Ideal Lessings erfüllt.

Darüber hinaus stellt sich Recha als Figur der Transkulturalität heraus. Sie gehört keiner Kultur eindeutig an und bewegt sich dennoch in den Grenzräumen der Kulturen. Weder bestimmt Rechas Herkunft ihre Identität, noch kann sie durch Fremdzuschreibung konstruiert werden. Es wird nicht deutlich, welche genaue Identität Recha hat, aber sie ist in jedem Fall mit mehreren Kulturen verflochten. Ihre Figurenkonzeption ist von Passivität geprägt, was auch die Beeinflussung der zugänglichen Kulturen verhindert. Recha wird in allen möglichen Zugehörigkeiten toleriert, gehört jedoch keiner an und löst so einen gleichzeitigen Anspruch aller auf sie aus, denn Recha ist zwar eine Figur der Transkulturalität, doch muss dies nicht auch für den Raum Jerusalem gelten. Ob es sich bei Jerusalem um einen multikulturellen, interkulturellen oder transkulturellen Raum handelt, muss an einer anderen Stelle verhandelt werden. Nichtsdestotrotz ist der Streit um Recha der Grund für die vehementen Versuche ihre Identität zu bestimmen.

Recha gerät im Verlauf der Handlung in eine Passivität, aus der sie erst am Ende des Stückes befreit werden kann. Oft leitet Nathan das Denken Rechas und führt sie immer wieder zu Gedanken, die ihm selbst mehr nutzen, wie beispielsweise die Heilung ihrer Schwärmerei zeigt27. Auch die Rettung durch den Tempelherrn macht sie zu einer passiven Figur, denn obwohl das Haus brannte ist es nicht eingestürzt und hat nur ein kleines Brandloch im Mantel des Tempelherrn hinterlassen. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um ein kleines Feuer handelte, aus dem Recha sich selbst hätte retten können. Die passive Figurenkonzeption und die beabsichtigte Handlung lassen die Selbstrettung nicht zu. Passivität äußert sich auch in einigen anderen Aspekten des Stückes. Recha hat im Vergleich zu anderen Figuren wenig Redebeiträge, was dazu führt das Informationen über andere Figuren kommuniziert werden müssen, um sie zu charakterisieren. Recha wird aus dem Feuer getragen und bewegt sich im Stück nur einmal außerhalb Nathans Verfügung (seinem Haus), aus der sie begleitet wird. Die größte Passivität entsteht durch den Streit um sie, in dem sie kein Mitspracherecht hat. Sie bewegt sich durch die geltend gemachten Ansprüche von einer zur nächsten Figur, ohne davon überhaupt etwas zu erfahren, bis sie schließlich am Ende des Stückes mehr oder weniger vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Interessant ist auch, dass sie im gesamten Werk nicht einen Moment alleine ist. Sie scheint wie ein Schatz behütet und bewacht zu werden. Grob gesagt ist Recha eine Figur ohne Stimme und Initiative zur Aktion. Sie wird geführt, getragen und geleitet, was ihr den Charakter eines Gegenstandes verleiht.

3. Recha als Eigentum und Pfand der Toleranz

"Im Nathan handelt es sich thematisch um die Frage und um den Streit, wer die wahre Religion besitze und wer das Recht auf das Kind (Recha) habe. Diese schwierigen Probleme werden im Lichte der Humanitätsideen Toleranz, Versöhnung und Liebe gelöst, die die Ringparabel lehrt."28

[...]


1 Müller Nielaba. Die Wendung zum Bessern: Zur Aufklärung der Toleranz in Gotthold Eprhaim Lessings Nathan der Weise.

2 Kröger, Wolgang. Gotthold Ephraim Lessing. Nathan der Weise.

3 Hendrik Birus. Poetische Namengebung. Zur Bedeutung der Namen in Lessings Nathan der Weise.

4 siehe Wendy Brown. Reflexion über Toleranz im Zeitalter der Identität.

5 Bsp. Lessing, Gottfried Ephraim. Nathan der Weise. Phillipp Reclam Jung. Stuttgart 2000. Daja S.94.; Tempelherr S. 100.; Saladin S. 111.

6 Ebd. S. 94.

7 Vgl. Ebd. S. 116 ff. und S.151.

8 Ebd. S. 13 ff..

9 Rainer Forst verwendet den Begriff bei Überlegungen zur religiösen Toleranz. Siehe Forst. 2000. S. 18.

10 Vgl. Nathan der Weise. S. 100, 102.

11 Gotthold Ephraim Lessing. Die Erziehung des Menschengeschlechts. Voß. Berlin 1780.

12 Nathan der Weise. S. 121.

13 siehe Ebd. S. 138 ff..

14 später mehr zu Nathans Schwärmerei.

15 Ebd. S. 14 [...] S. 18.

16 Ebd. S.14 ff..

17 später mehr zu diesem Konflikt.

18 Spekulation, da der Umgang mit Atheisten und ihrer Stellung in der Gesellschaft Jerusalems mir unbekannt bleibt.

19 Hendrik Birus. Poetische Namengebung. Zur Bedeutung der Namen in Lessings Nathan der Weise. Vandenhoeck & Ruprecht. Göttingen 1978. S. 166 ff.

20 Ebd. S. 170.

21 Im Übrigen wird ihr Geburtsort in Europa angelegt.

22 Vgl. Birus. 1978.

23 Nathan der Weise. S. 150.

24 Ebd. S. 149.

25 Ebd. S.142 f..

26 Eigene Hausarbeit über Macht und Räume in Lessings Nathan der Weise.

27 Dazu später mehr.

28 Kyung-Kyu Lee. Eine vergleichende Studie: Lessings Nathan der Weise und Brechts Der kaukasische Kreidekreis. Herbert Utz Verlag. München 2007. S. 78.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Eigentum und Pfand. Eine Analyse der Toleranz und Transkulturalität Rechas in "Nathan der Weise"
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Peter-Szondi-Institut)
Veranstaltung
Transkulturalität und Toleranz. Die Figur der Waisen im Zentrum der imaginierten Nation.
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
23
Katalognummer
V289359
ISBN (eBook)
9783656896548
ISBN (Buch)
9783656896555
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Transkulturalität, Toleranz, Nathan der Weise, Recha, Transkulturation, Lessing, Waise
Arbeit zitieren
Jan Russezki (Autor:in), 2014, Eigentum und Pfand. Eine Analyse der Toleranz und Transkulturalität Rechas in "Nathan der Weise", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289359

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