Fernsehhelden auf der Narrenschaukel - Materialien zum saarländischen Autor und Filmemacher Heinz Dieckmann, dem Protagonisten des modernen Medienromans


Fachbuch, 2007

66 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Vorwort

Heinz Dieckmann: Entdeckung eines vergessenen Filmemachers, Medienkritikers und Satirikers

Augenmensch und Globetrotter – Ausschnitte aus einem bewegten Leben nebst kurzer Beschreibung des Staats- und Heimatsenders Saarbrücken

Heinz Dieckmann – Protagonist des deutschen Medienromans

Anmerkungen

Copyright: Armin König Illingen 2007

Armin König hat Literaturwissenschaft, Sport und Geschichte an der Universität des Saarlandes studiert. Er wurde nach seinem Staatsexamen Redakteur bei der Saarbrücker Zeitung und beim Saarländischen Rundfunk. Seit 1996 ist er urgewählter Bürgermeister (Wiederwahl 2004) in der Gemeinde Illingen.

Er veröffentlichte unter anderem Wüstensturm und Sonnenkönig, Der Saarländer, das All und das Nichts und Sturmwind und Sommerbrise sowie Kritiken und Essays zu Thomas Hürlimann, Christa Wolf und Thomas Brussig.

Mein besonderer Dank gilt Prof. Günter Scholdt, Hermann Gätje und Marc Nauhauser vom Literaturarchiv, die mich für Dieckmann sensibilisiert und ganz praktisch unterstützt haben.

Armin König

Vorwort

Er stichelte und spöttelte, er kritisierte und ironisierte – bissig, schnoddrig, sarkastisch, zynisch, frech -, er zog Autoritäten durch den Kakao, er lästerte über Heroen der Kultur und der Gesellschaft, der Politik und des Wirtschaftslebens, er karikierte die Wichtigtuer des Medienbetriebs und nahm sich selbst schelmisch auf den Arm: Heinz Dieckmann, Autor, Redakteur und Filmemacher (*18.5.1921 - +2.2.2002). Vor allem war er ein Vorkämpfer des modernen deutschen Medienromans. Sein Hauptwerk ist die "Narrenschaukel". Anders als andere konnte er eigene Fernseh-Erfahrungen als Kameramann und Filmemacher aus den Pionierzeiten des saarländischen Fernsehens und des ZDF umsetzen. Über mehr als zwei Jahrzehnte waren Filme seine Berufs- und Lebensinhalt. Dieckmann hat mehr als zehn Bücher geschrieben, vor allem aber hat er über 100 Filme gedreht. Wichtige waren darunter, viel diskutierte. So löste sein Fernsehfilm „Hitler und die Kunst“ heftige Zuschauerreaktionen aus, weil darin - lange vor Götz Aly - von einer Mitwisserschaft der Deutschen die Rede war und viele Zuschauer die Mitwisserrolle (und damit ihre Schuld) nicht akzeptieren wollten. Doch hat er sich auch von üblen Attacken nicht beeindrucken lassen.

Zahlreiche Prominente hat er gefilmt, interviewt, portraitiert: Künstler, Literaten, Politiker. Mit wenigen war er gut Freund, darunter der bedeutende Maler Willy Varlin der Schriftsteller Gustav Regler und Claire Goll, andere galten ihm als gute Bekannte: Nelly Sachs, Ludwig Harig und Frans Masereel.

Armin König hatte Gelegenheit, im Archiv zu arbeiten, den Nachlass zu sichten und mit der Witwe des Autors in Wiesbaden zu sprechen.

Dieser Materialienband soll dazu beitragen, Dieckmann neu zu entdecken. König ist hauptamtlicher Bürgermeister. Er hat Germanistik und Sport studiert und war Redakteur. Sein Essay soll dazu beitragen, Dieckmann neu zu entdecken. Es handelt sich nicht um eine abgeschlossene Studie, sondern um eine Sammlung von Vorträgen zu diesem Thema. Die große Monographie steht noch aus.

Heinz Dieckmann: Entdeckung eines vergessenen Filmemachers, Medienkritikers und Satirikers

Er stichelte und spöttelte, er kritisierte und ironisierte – bissig, schnoddrig, sarkastisch, zynisch, frech -, er zog Autoritäten durch den Kakao, er lästerte über Heroen der Kultur und der Gesellschaft, der Politik und des Wirtschaftslebens, er karikierte die Wichtigtuer des Medienbetriebs und nahm sich selbst schelmisch auf den Arm: Heinz Dieckmann, Autor, Redakteur und Filmemacher (*18.5.1921 - +2.2.2002). Dieser nicht ganz unbedeutende Kulturmensch, der damit kokettierte, nicht berühmt zu sein, war humorvoll und witzig, wie seine Witwe Vera erzählt und wie wir diversen Briefen in seinem Nachlass entnehmen können, und in der Redaktion konnte er den Clown spielen, wenn er denn wollte. Mit Vorliebe focht er verbal mit dem Florett, doch konnte er auch mit dem Säbel umgehen und Hiebe setzen, die trafen. Dieckmann war ein Profi, der seine Worte treffsicher wählte und der von der Sprache und mit der Sprache lebte und arbeitete.

Vor allem war er ein Vorkämpfer des modernen deutschen Medienromans, einem Genre, das noch recht jung und nicht allzu verbreitet ist. Vor ihm war Böll mit der „verlorenen Ehre der Katharina Blum“[i], doch dann folgte lange nichts, schon gar nicht über das Fernsehen. In dem Metier wurde Dieckmann zum Pionier. Erst nach Dieckmanns „Narrenschaukel“[ii] hat der Medienroman sich in Deutschland etabliert. Josef Haslinger hat mit seinem radikalen Roman „Opernball“[iii] wichtigen Anteil daran, auch Walter Kempowski mit seinem ungewöhnlichen Zapping-Mix „Bloomsday 97“[iv]. Und doch sind es völlig andere Texte als der des saarländischen (und später hessischen) Filmemachers Dieckmann. Anders als andere konnte er eigene Fernseh-Erfahrungen als Kameramann und Filmemacher aus den Pionierzeiten des saarländischen Fernsehens und des ZDF umsetzen. Über mehr als zwei Jahrzehnte waren Filme seine Berufs- und Lebensinhalt.

Dieckmann hat mehr als zehn Bücher geschrieben, vor allem aber hat er über 100 Filme gedreht[v]. Wichtige waren darunter, viel diskutierte. So löste sein Fernsehfilm „Hitler und die Kunst“ heftige Zuschauerreaktionen aus, weil darin von einer Mitwisserschaft der Deutschen die Rede war und viele Zuschauer die Mitwisserrolle (und damit ihre Schuld) nicht akzeptieren wollten. Doch hat er sich auch von üblen Attacken nicht beeindrucken lassen.

Zahlreiche Prominente hat er gefilmt, interviewt, portraitiert: Künstler, Literaten, Politiker. Mit wenigen war er gut Freund, darunter der bedeutende Maler Willy Varlin[vi], der Schriftsteller Gustav Regler[vii] und Claire Goll[viii], andere galten ihm als gute Bekannte: Nelly Sachs, Ludwig Harig und viele andere. In Kontakt stand er vor allem mit Künstlern. Frans Masereel[ix] hat ihm geschrieben und ihm den Rücken gestärkt, als er angegriffen wurde, Michael Mathias Prechtl[x], der Maler des süddeutschen Welttheaters, hat mit ihm zusammengearbeitet - ebenso der scheue Fritz Aigner[xi]. Er filmte viele, auch Unbekannte wie Schlotter, schrieb ihnen, tauschte Erfahrungen über die Kunst mit ihnen aus, brachte sie ins Fernsehen und machte sie damit einer großen Öffentlichkeit erst bekannt. Es war die Zeit, als man noch zur besten Sendezeit eine halbe Stunde über Kunst und Künstler senden konnte: letztes Jahrhundert, 60er und 70er Jahre. Und er reiste um die Welt, der Globetrotter und Genussmensch mit dem frankophilen Einschlag und dem neugierigen Wesen.

„Was Dieckmann von seinen Bekanntschaften mit Männern und Frauen wie Picasso oder Malraux[xii], Claire Goll oder Max Ernst[xiii], Miró[xiv], Varlin und vielen anderen zu berichten hat, gehört zum Schönsten und Interessantesten, was dazu geschrieben wurde“, wirbt sein Verlag im Klappentext zur „Narrenschaukel“, den Dieckmann allerdings unsäglich fand und über den er sich in Briefen an den Scherz-Verlag beklagte[xv]. Doch das ist eine andere Geschichte, die noch zu erörtern ist.

Viele VIPS aus dem politischen und gesellschaftlichen Bereich betrachtete und beschrieb der sensible Sinnenmensch mit den feinen Antennen allerdings außerordentlich kritisch, und auch dies hat seinen Reiz, wenngleich man dem politischen Urteil seiner „Littérature Engagée“ nicht in jedem Falle folgen muss. Aber das wissen wir ja seit Marcel Reich-Ranicki, der die engagierte Literatur einerseits schätzt, andererseits aber gerade sie mit Verrissen konfrontiert.

Verreißen aber wollen wir Dieckmann nicht. Im Gegenteil. Wir wollen ihn vor dem Vergessen bewahren, seine Verdienste um den modernen Medienroman aufzeigen, den er als Fernsehroman mit Fernsehpersonal und Fernsehkulisse erst kreierte, seine kulturpolitische Arbeit würdigen, dabei aber auch auf objektive Schwächen und Probleme in der Offenheit hinweisen, wie es Dieckmann selbst praktiziert hat - sowohl als Journalist wie als Schriftsteller.

Manches in seinem Werk ist polemisch überzeichnet, insbesondere in der Narrenschaukel, anderes gar nicht erst gedruckt, sondern im Laufe des Buch-Produk­tions­prozesses vom Verlag oder von ihm selbst gestrichen worden. Briefwechsel mit unterschiedlichen Lektoren und Verlagen geben Auskunft über die Schwierigkeiten, die Dieckmann bei und mit der Verbreitung des offenen Wortes überwinden musste.

Politisch pflegte Dieckmann klare Feindbilder. Das kommt vor allem in der „Narrenschaukel“ eindeutig zum Ausdruck, aber mehr noch zeigen (nicht veröffentlichte) Varianten, wem seine Abneigung galt. ER nahm vor allem die Christsozialen aus Bayern aufs Korn – allen voran Franz-Josef Strauß – und Konrad Adenauer, den ersten deutschen Kanzler . Ob es auch mit seiner Sozialisation als „Graupässler“ an der Saar und seinen Konflikten mit der Christlichen Volkspartei (CVP) Johannes Hoffmanns zusammenhängt, deren Vertreter ihn zum Teil heftig attackierten, wissen wir nicht. Sein Verhältnis dazu war ambivalent. Es war (laut Aktenlage) Johannes Hoffmann, der sich auf Bitten des Verlegers Lackas dafür einsetzte, dass Dieckmann nach politischer Verfolgung und angesichts drohender Verhaftung aus der Sowjetisch Besetzten Zone fliehen und ins Saargebiet einreisen konnte.

Aber auch an der Saar war nicht alles gold, was zunächst europäisch glänzte. Durch das Land ging ein Riss, der vor der Volksabstimmung 1955 besonders deutlich wurde. Zwei Richtungen bekämpften einander bis aufs Messer: DieStatus-Quo’ler und die Pro-Deutschen. Dies blieb auch beim Rundfunk nicht ohne Auswirkungen.

Dieckmann schaffte es trotz aller Konflikte, stets auf der Seite der „Guten“ zu stehen.

Im Laufe der Jahre und der Erfahrungen wurde Dieckmann, der Humorvolle, zynischer, direkter, unverblümter. Aus dem Ironiker wurde der Bissige, der mit der grünen Richtung liebäugelte.[xvi]

In der Darstellung griff er zuweilen verbal zum Holzhammer, um seine Abneigung deutlich zu machen und holzschnittartig Charaktere zu zeichnen. Am deutlichsten wird dies in der grotesken Starnberger See-Geschichte zu beginn der „Narrenschaukel“, wo Dieckmann die Krachledernen aus süddeutschen Landen zur Zielscheibe macht und sie mit Rechtsaußen-Gedankengut in Verbindung bringt. Die Assoziation zu Ernst Jüngers „Oberförstern“ lässt sich nicht leugnen und ist von Dieckmann auch so gewollt, denn die politische Narrenschaukelei sollte ziemlich plastisch-drastisch erscheinen.

Unterschiedliche Auffassungen zu politischen oder gar parteipolitischen Betrachtungen ändern aber nichts an der Tatsache, dass Dieckmann ein sprachmächtiger Autor mit großem Talent war. Er schrieb wie kein Anderer „visuell“ und schaffte damit die Verbindung zwischen Literatur und Filmemachen – wie übrigens auch Jean Cocteau.

Und doch hat er in der saarländischen Literaturszene nie den Rang eines Ludwig Harig erreicht. Welche Ironie: Hatte doch ausgerechnet Dieckmann den später so bedeutenden Dichter mit den Werken Sigmund Freuds bekannt gemacht und ihm darüber hinaus Carola Giedion-Welckers „Anthologie des Abseitigen“ geschenkt, in der Harig die deutschen Expressionisten und die französischen Surrealisten kennen lernte. Und beim Radio hat Dieckmann den später so Bekannten wohl auch eingeführt, denn dort durfte Harig zur Dieckmanns Zeiten Buchbesprechungen und Zeitbetrachtungen für den Funk verfassen, etwa ein „Feature über den Maler Paul Gauguin, der Ende des vergangenen Jahrhunderts, des europäischen Wohllebens überdrüssig, in die Südsee gereist, dort aber, vom langen Arm der westlichen Zivilisation an die Kandare genommen, jammervoll zugrunde gegangen war“.[xvii]

Dass Dieckmann nicht die Wirkung erzielte wie andere hängt sicher damit zusammen, dass er seinen großen Medienroman- den ersten großen „Fernsehroman“ in Deutschland - erst spät geschrieben hat. Immerhin war er zum Zeitpunkt der Veröffentlichung schon 63 Jahre alt. Zudem erschien die „Narrenschaukel“ nicht wie geplant bei Hanser, obwohl das Manuskript dort zunächst angenommen worden war[xviii], sondern im literarisch weniger renommierten Alfred Scherz-Verlag. Das beeindruckende Buch mit seinem zeitkritischen Einschlag und einem Thema, das in der Luft lag, war der Hanser-Führung letztlich zu gewagt.

Fakt ist, dass Dieckmann in der saarländischen Kulturszene nach dem Krieg als „junger Erzähler“ bereits eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Mit mehreren Veröffentlichungen in schmalen, aber sehr beachteten Büchern machte er unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg im kleinen Kultur-Biotop an der Saar auf sich aufmerksam.

Bekannt war er nicht nur in Presse, Funk und später im Fernsehen, sondern auch in der Regierungszentrale Johannes Hoffmanns[xix], weil er gegen den Stachel löckte. Mit kritischen Radiobeiträgen provozierte er Anhänger der CVP[xx] und „Johos“ zu Eingaben an die Staatskanzlei, den Innenminister und das Presse- und Informationsamt, die Einfluss auf den Staatssender ausübten und auch in der Saarländischen Volkszeitung vorgeblichen Volkszorn inszenierten.[xxi]

Dieckmann war Romanautor, Fernsehfilmer, Essayist, Medien-Satiriker, Homme de lettres. Er scheute sich nicht, triviale Themen wie Die Kunst, poetisch zu küssen in Buchform zu fassen.

Aber die Art, wie er dies schrieb – mit der Belesenheit eines Bildungsbürgers, pfiffig, spritzig, witzig, geistreich, macht ihn zu einer ungewöhnlichen Erscheinung der kleinen saarländischen Literaturszene. Ohnehin blieb sein Wirkungskreis nicht auf das Saarland beschränkt.

Sein eigentliches Metier war das Fernsehen, nachdem er in der Nachkriegszeit bei Radio Saarbrücken Pionierarbeit als Erster Redakteur in der Kulturredaktion geleistet hatte.

In Saarbrücken entdeckte er auch das Fernsehen für sich, nachdem er Pauschalist geworden war und die Freiheit eines Kunstmenschen erfahren konnte. Reich war er nicht – im Gegenteil. Die Honorare blieben bescheiden. Und so steuerte er auf eine Festansteuerung als Fernsehredakteur zu, die ihm aber zunächst verwehrt blieb. Daran waren nach Aussagen von Zeitzeugen interne Auseinandersetzungen innerhalb des Senders schuld. Dieckmann wurde erst auf Anordnung des Intendanten Dr. Franz Mai am 27. Dezember 1960 rückwirkend zum 1. Oktober 1960 als „erster Programmgestalter mit besonderen Aufgaben aus der Programmdirektion (Hörfunk) zum Fernsehen übernommen“. Als Vergütung erhielt er 1250 DM brutto. Mai schätzte Dieckmann.

Ungeachtet dessen fasste Dieckmann einen wichtigen Entschluss:

Als das Zweite Deutsche Fernsehen aus der Taufe gehoben wurde, wagte er den Wechsel zum neuen Medium – zunächst als freier Mitarbeiter, später als fest Angestellter. Und dort fand er auch sein Aus- und Einkommen. Er drehte über 100 Fernsehfilme und Serienbeiträge, spezialisierte sich dabei vor allem auf Kulturbeiträge.

Mit seinem Hauptwerk „Narrenschaukel“ bewies er, dass er plastischer, drastischer, lebendiger als die meisten anderen Autoren der Region schreiben konnte. Trotzdem hat er auf dem Gebiet der Literatur den Durchbruch nicht geschafft – trotz seiner unbestreitbaren stilistischen und erzählerischen Kompetenz.

Diese biografisch angelegte Skizze soll dazu beitragen, einen saarländischen Autor neu zu entdecken, der als einer der ersten in Deutschland einen kritischen Medienroman geschrieben und damit über das Land hinaus Akzente gesetzt hat.

Im Mittelpunkt steht deshalb die „Narrenschaukel“ als Mischung eines Schelmenromans und eines kritischen Medienromans – mit Elementen des Schäfer- und des Abenteuerromans und der Sozial- und Reisereportage. Nach seinem sehr persönlichen Tagebuch „Ich höre Schritte“[xxii], nach seiner Brotarbeit als Lektor und Rundfunkredakteur, nach bildungsbürgerlichen, feuilletonistischen Darstellungen, nach den vielen bedeutenden kunsthistorischen Filmen, die Dieckmann so viel bedeuteten, war der Roman „Narrenschaukel“ der Höhepunkt des Schaffens eines visuell geprägten, wortmächtigen Autors, der sich im Laufe der Jahre zum Medienkritiker und Satiriker entwickelt hat.

Dass wir vielfach eine „terra incognita“ betreten – mit vielen weißen Flecken auf der Karte – hätte Dieckmann sicher gefallen. Seine Vita ist bisher nicht ausgeleuchtet.

Dem Literaturarchiv Saar-Lor-Lux unter Prof. Günter Scholdt gebührt das Verdienst, den Nachlass Dieckmanns gesichert und inzwischen zu einem erheblichen Teil katalogisiert zu haben.

Augenmensch und Globetrotter – Ausschnitte aus einem bewegten Leben nebst kurzer Beschreibung des Staats- und Heimatsenders Saarbrücken

Geboren wurde Heinz Dieckmann am 18. Mai 1921 in Magdeburg. Er machte 1939 an einer Privatschule Abitur, nachdem er wegen Aufsässigkeit von der staatlichen Schule geflogen war und leistete von 1939 bis 1945 Militärdienst als Offizier der Wehrmacht. Diese Phase sollte erhebliche Auswirkungen auf Dieckmanns Lebensweg gewinnen, denn gegen Ende des Krieges war er in Anklam im östlichen Teil Vorpommerns in der Todeszelle inhaftiert wegen Wehrkraftzersetzung.

Dieckmanns Alter Ego im Tagebuch „Ich höre Schritte“ erlitt ebenfalls dieses Schicksal. Exemplarisch dafür, was als Wehrkraftzersetzung geahndet wurde, schildert Dieckmann:

„Ich hatte in meiner Einheit ein paar weibliche Wehrmachtsangehörige. Deren Aussagen sind die schlimmsten. Eine von ihnen hatte eine meiner kurzen Befehlsausgaben mitstenographiert, in der ich jenen berüchtigten Befehl vorlesen mußte, der es Soldaten untersagte, einzuschreiten, wenn feindliche Piloten von der Bevölkerung gelyncht würden. Mein Nachsatz, dass ich es dem Gewissen jedes Einzelnen überlasse, ob er solchen Wahnsinn befolgen könne oder nicht, war mit dickem Rotstift umrandet. Die andere hatte einen von mir achtlos liegengelassenen Abzug eines Artikels über und gegen das Thema: „Was brauchen wir Gott, die wir den ‚Führer’ haben,“ abgeschrieben.

Die beiden Dinge reichen aus, um mein ohnehin feststehendes Schicksal zu besiegeln.“

In Anklam wartet Heinz Dieckmann auf den Tod nach dem Verdikt des Volksgerichtshofs. Doch diesem Schicksal entgeht Dieckmann dann wegen des Kriegsendes – ähnlich wie Luise Rinser, die in jenen Tagen ebenfalls wegen Wehrkraftzersetzung inhaftiert war und die – wie Dieckmann – ein Gefängnistagebuch geschrieben hat, das Eindrücke der Inhaftierung notiert.

1945 nahm Dieckmann sein Studium in Halle auf, geriet aber schon bald in Opposition zur Staatsmacht in der Sowjetisch Besetzten Zone.

1959 schrieb sein Studienfreund Friedrich W. Siebeke, der später als Rechtsanwalt in Düsseldorf arbeitete, in einer eidesstattlichen Erklärung:

„Herr Heinz Diekmann (sic!) ist mir von meiner Studienzeit im Sommersemester 1946 an der Martin-Luther-Universität Halle-Saale bekannt. Wir waren damals Studienfreunde. Besonders verbunden hat uns die übereinstimmende Abneigung gegen das kommunistische Regime.

Ich gehörte damals einem politischen Widerstandskreis an. Im Zuge einer gegen das kommunistische Regime gerichteten Flugblattaktion habe ich zusammen mit Herrn Diekmann und anderen Gleichgesinnten einige Koffer voll Flugblätter von Berlin abgeholt und in der Zone zur Verteilung gebracht.

Auf Grund der vor den Herbstwahlen 1946 von unserem Kreis entfalteten politischen Aktivität musste ich, um der Verhaftung zu entgehen, nach West-Berlin fliehen.“[xxiii]

Dieckmann geriet seinerseits in Gefahr, verhaftet zu werden. Er beschrieb die Lage am 26. Oktober 1959 in einer eidesstattlichen Erklärung so:

„Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich, nachdem ich den Sommer 1945 als Landarbeiter in Brunau in der Altmark verbracht hatte, das Wintersemester 45/46 und das Sommersemester 46 in Halle / Saale studierte. Da bereits zu dieser Zeit die Verpolitisierung der Universität in vollem Gange war, versuchten wir – etwa ein Dutzend Studenten – eine politische Gegenbewegung. Mit einem Freund, Friedrich Siebicke (ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Name genau geschrieben ist, seine Eltern wohnten damals Berlin Chausseestraße …. und hatten eine Bäckerei…), holte ich aus Berlin einige Koffer voll Flugblätter, die wir im Zug durch die Zone schleusten und in Halle nachts verteilten. In der Wahl (im Herbst 46) wurden wir besonders aktiv.[xxiv] Im September / Oktober 46 erfolgten die ersten Verhaftungen einiger Freunde, die bald darauf zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt wurden. Ende Oktober wurde ich durch unsere Mittelsmänner informiert, dass auch meine Verhaftung unmittelbar bevorstehe. Da ich mich bereits in einer öffentlichen Diskussion mit dem kommunistischen Dramatiker Wolff[xxv] zu weit vorgewagt hatte und es fragwürdig schien, ob mir weitere Semester überhaupt erlaubt würden, hatte ich mir bereits durch einen Bekannten, Herrn Lackas, eine Einreiseerlaubnis in das Saargebiet besorgen lassen – sie war vom damaligen Parteivorsitzenden, Herrn Hoffmann, ausgestellt – die es mir ermöglichte in Saarbrücken sogleich die Stelle eines Lektors im Saar Verlag anzutreten. So hielt ich es für das Beste, nach Westdeutschland zu fliehen. Ende Oktober – meine Wohnung in der Merseburgerstrasse 112 (?) wurde seit einigen Tagen beschattet – fuhr ich nach Eisenach, von wo es mir gelang in einen plombierten Zug, der das Lager Wutha nachts verließ, einzusteigen.

Ich traf am 1. November 46 in Saarbrücken ein.

Abschließend möchte ich feststellen, dass ich niemals in Kriegsgefangenschaft war und dass die diesbezügliche Notiz im hiesigen Einwohnermeldeamt niemals von mir veranlasst wurde.

Heinz Dieckmann“

In den Jahren 1945 bis 1947 wurden in der Sowjetisch Besetzten Zone, der späteren DDR, nach Erkenntnissen des Bautzen-Forums der Friedrich-Ebert-Stiftung etwa 10.000 junge Menschen aus politischen Grünen verhaftet. Zum Teil erfolgten diese Verhaftungen grundlos, nur auf Verdacht, zum Teil wegen Kritik an der Etablierung der kommunistischen Diktatur bzw. der Zwangsvereinigung von SPD und KPD, zum Teil aber auch wegen der Forderung nach Mitbestimmung in den Universitäten oder wegen des Abreißens von Propaganda-Plakaten. Zentren des frühen Widerstands waren vor allem die Universitäten Rostock, Jena und Leipzig.[xxvi]

Dieckmann kritisierte vor allem, dass sich die SED nach der Zwangsfusion von SPD und KPD „sogleich die Studentenschaft unterwarf“. Mit etwa 40 Freunden leisteten Siebeke und Dieckmann Widerstand und verteilten „Schriften, in denen die unheilvolle Tätigkeit der SED gezeigt wurde“. Die Flugblätter wurden nach Dieckmanns Ausführungen 1959 „von SPD-Freunden in Westberlin hergestellt.“[xxvii]

Es war Matthias Lackas, Geschäftsführer des Saar-Verlags, der bei Ministerpräsident Johannes Hoffmann ein gutes Wort einlegte. Er schrieb 1959 an Dieckmann: „Ich bestätige Ihnen hiermit als ehemaliger Geschäftsführer des Saar-Verlages in Saarbrücken, dass wir Sie im Jahre 1946 mit einer Sondererlaubnis des Herrn Johannes Hoffmann nach Saarbrücken geholt haben.

Wir haben uns 1946 in West-Berlin getroffen, nachdem mir vorher Herr v. Riewel aus Dresden Ihre Situation geschildert hat.

Es hat sich also als dringend notwendig herausgestellt, dass Sie schnellstens aus der Ostzone heraus mussten und somit habe ich Sie als Lektor im Saar-Verlag eingestellt.“[xxviii]

So flüchtete Dieckmann 1946 in den Westen.

Der junge Autor landete am 1. November 1946 in Saarbrücken, wo er Lektor beim Saar-Verlag[xxix] wurde. Es war der Hausverlag der CVP. Zu den Eigentümern zählte Ministerpräsident Johannes Hoffmann. Der Saar-Verlag war Teil eines kleinen Presse-Imperiums, zu dem auch Druckereien, eine Tages- und eine Programmzeitung für das Radio gehörten.

Hier versuchte der ein­ge­wanderte „Graupässler“[xxx] mit dem Faible für Frankophiles sich zunächst als Muster-Saarländer, der im Sinne der Regierung Hoffmann und der französischen Militärregierung für einen Werte gebundenen Neuanfang und eine starke Anbindung an die Kulturnation Frankreich eintrat. Ludwig Harig hat Hoffmann, genannt JoHo, treffend charakterisiert.

„Breitbeinig stand er auf der Rednerbühne, im maßgeschneiderten hellen Zweireiher, grellrote Punkte in der Krawatte, haarscharfe Bügelfalten in der Hose, auf der Nase die dunkle Hornbrille mit breiten Bügeln, die er bei Angriffen energisch zurückschob. Seit Kindertagen stritt er für die Herrschaft der katholischen Lebensdoktrin: In den Zwanzigern als Zeitungsredakteur, in den Dreißigern als Wahlkämpfer, in den Vierzigern als Exilierter stets gegen Hitlers Nazismus und den Niedergang christlicher Gesinnung angetreten, war er kurz nach Kriegsende ins Saarland zurückgekehrt, unbeirrt für seine Idee weiterzustreiten.“ (Harig, 314)[xxxi]

Für „Joho“ stand das christliche Weltbild stets im Vordergrund, und christlich sollte auch der junge Staat ausgerichtet werden.

„Heiser schon wiederholte er die Maximen seiner Politik zum hundertstenmal und gestand den lauschenden Lehrern: Er kämpfe, er streite, er ringe um die Herrschaft Gottes über die Seelen der saarländischen Kinder. In diesem Ringen gehe es ihm nicht um parteipolitische Interessen, sondern um ein viel höheres Gut, den Bestand und die Erhaltung der christlichen Schule in einem christlichen Staat: „im künftigen Europa, das von unseren Kindern gebaut werden soll, wird es um die Beantwortung der einzigen Frage gehen: Bist du für oder gegen Christus?“ (Harig, 314)

Das Saarland als christliches Kernland eines geplanten Europas – das war die Vision Hoffmanns. Andere sahen eher die frankophile Ausrichtung des Saarlandes als Chance für eine kulturpolitische und geistige Erneuerung.

Zu diesen Anderen gehörte Heinz Dieckmann.

Gemäß seiner frankophilen Neigungen schrieb er für die Zeitung des „Mouvement pour le rattachement de la Sarre à la France“ (MRS) – einer Bewegung für den Anschluss der Saar an Frankreich, die aus dem „Mouvement pour la libération de la Sarre“ hervorgegangen war. Der MRS, der sich als Organisation „über den Parteien, in den Parteien, durch die Parteien“[xxxii] verstand, hatte Geld – und die Unterstützung der französischen Besatzungsmacht – aber nicht die der Bevölkerung. Und auch die Parteien distanzierten sich schon 1946 vom MRS. Ungeachtet dessen hatten MRS’ler Macht und Einfluss, saßen sie doch in der Verfassungskommission und in wichtigen Saar-Gremien, so auch im Rundfunk, der 1946 zum ersten Mal sendete. Diese Beziehungen sollten Dieckmann noch nützlich werden.

Das Saarland war ein Unikum in Europa – ein kleines Land in Europa wie Luxemburg, doch nicht autonom, mit starken Verbindungen, aber auch mit wirtschaftlicher wie politischer Abhängigkeit zu Frankreich; ein Land mit eigener Olympiamannschaft, eigener Fußballnationalelf, eigenem Sender, eigenem Geld. Ein Land, das politisch zwangsweise zu Paris tendierte, dessen Bevölkerung sich aber nach wie vor Deutschland zugehörig fühlte.

[...]


[i] Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann. Köln 1974.

[ii] Heinz Dieckmann: Die Narrenschaukel. Bern, München 1984,

[iii] Josef Haslinger. Opernball. Frankfurt a.M. 1995.

[iv] Walter Kempowski: Bloomsday 97. München 1997.

[v] Das Saar-Lor-Lux-Elsass-Literaturarchiv hat Dieckmanns Werk gesammelt und katalogisiert. Marc Nauhauser hat eine 66-seitige Bibliografie erstellt, die Primärliteratur, Filme und den Nachlass umfasst, in dem sich Epik, Dramatische Texte, Lyrik, Exposés und Briefe befinden. Zusätzliche Hinweise gab Dieckmanns Witwe Vera.

[vi] Varlin, eig. Willy Guggenheim.1900-1977. Schweizer Maler, Zeichner und Illustrator. „Der Maler Varlin, 1900 als Willy Guggenheim in Zürich geboren, nimmt innerhalb der Schweizer Malerei des 20. Jahrhunderts eine Sonderstellung ein. Unbeeindruckt von den avantgardistischen und abstrakten Strömungen seiner Zeit, schuf er ein eigenständiges figuratives Werk, das die Fragilität des Alltäglichen ins Zentrum rückt. Varlin starb 1977 im bündnerischen Bondo.“ (www.varlin.ch) Im Literaturarchiv finden sich drei/vier persönlich gehaltene Briefabschriften Dieckmanns an Varlin. In einem weiteren Brief an seinen Lektor Arnold schreibt Heinz Dieckmann: „Ein eventueller zweiter Band [der Narrenschaukel; Anm. d. Verf.]wird übrigens mit einer langen Passage über die Schweiz beginnen, die in einer Apotheose des von mir hoch geschätzten (und gefilmten) Malers Varlin geipfelt. Immerhin ist er eines der ganz wenigen wirklichen Genies, denen man heute begegnen kann“. (Brief an Arnold). Auch Vera Dieckmann bestätigt, dass ihr Mann Heinz den persönlichen Freund Varlin „sehr, sehr geschätzt“ hat.

[vii] Gustav Regler, *1898 in Merzig/Saar, gestorben 1963 auf einer Studienreise in Neu-Delhi. Bedeutendster saarländischer Schriftsteller (siehe biografischen Anhang). Dieckmann lernte Regler über die Arbeit beim Radio Saarbrücken bzw. beim Saarländischen Rundfunk kennen und arbeitete auch mit ihm.

[viii] Claire Goll, *1901 in Nürnberg, + 1977 in Paris; deutsch-französische Schriftstellerin. Heiratete nach längerer Freundschaft mit Rainer Maria Rilke 1920 in zweiter Ehe den Dichter Yvan Goll.

[ix] Frans Masereel, 1889-1972. Belgischer Maler, Grafiker und Illustrator. Heute fast vergessen. Bekannt vor allem durch seine satirisch-expressionistischen Holzstiche. Bewundert von Thomas Mann, Romain Rolland, Stefan Zweig, Carl Sternheim und Picasso. Lehrte unter anderem an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken. ZU seinen populärsten Büchern gehörten „Das Gesicht Hamburgs. 80 Holzschnitte“, „Die Sonne“, „Krieg und Gewalt“, „Das Gesicht des Menschen“ sowie die im Saar-Verlag Saarbrücken unter dem Lektorat von Heinz Dieckmann erschienenen Kartonblätter „Engel“ und „Erscheinungen“. Dieckmann hatte dazu die Einführung geschrieben.

[x] Michael Mathias Prechtl; Maler.

[xi] Fritz Aigner, Maler.

[xii] André Malraux. 1901-1976. Französischer Schriftsteller, Abenteurer, Politiker und Denker. Studierte Archäologie und asiatische Sprachen. Er war Kulturminister unter Charles de Gaulle (1958-1969). Anfang der 20er Jahre zur Entdeckung des Landes der Khmer nach Indochina aufgebrochen; hatte seither ein Faible für die asiatische Kultur, insbesondere für Kambodscha, Indien und Japanaber auch für „primitive Kunst“ der Sumerer, der Indios oder der Perser. Präsentierte eine Reihe großer Ausstellungen in Frankreich. Sein 1928 erschienenes Buch „Die Eroberer“ wurde ein Welterfolg. 1935 Die Zeit der Verachtung Anklage gegen den Totalitarismus der Nazis an, in Die Hoffnung (1937) wendet er sich gegen den spanischen Faschismus. Kämpft er auf der Seite der Republikaner im Bürgerkrieg. IM 2. Weltkrieg ist Malraux Partisan und Weggefährte General de Gaulles. Seine Trilogie über die Kunst trägt den Titel Die Wandlung der Götter; Einzeltitel: Das Übernatürliche (über griechische und frühchristliche Kunst), Das Irreale (über die Kunst der Renaissance und Rembrandt) und Das Zeitlose (über die moderne Kunst, aber auch die Schöpfungen Geisteskranker). Seine Autobiografie trägt den Titel „Anti-Memoiren“ (1968).

[xiii] Max Ernst, Maler. 1891 -1976. Deutsch-französischer Surrealist, Dadaist, Maler, Bildhauer und maßgeblicher Wegbereiter der Moderne. Stellt 1912 mit den „Rheinischen Expressionisten“ aus.

[xiv] Miró, Maler

[xv] „Ach so: ich habe Sie kniefällig gebeten, brieflich und wörtlich, zuletzt bei unserm Treff am Frankfurter Flughafen, im Klappentext nicht zu schreiben, D. sei ein toller Hecht der kopfüber… sondern D. erzählt die Geschichte eines Kameraassistenten, der ein toller Hecht ist und kopfüber… Sie haben es nicht geändert und ich stehe hier in meinem Haus als flotte, einfallsreicher Anfangdreissiger, der Filme dreht, denen sich das ZDF die Finger lecken würde und der ein grosser Schürzenjäger vor dem Herrn ist … ich kann das ertragen und sehr gut damit leben, aber ich bin nicht der Held meines Buches, sondern sein Erzähler… aber lassen wird’s genug sein.“ (Brief vom 5.12.1984 an Lektor Jürgen Lütge)

[xvi] So die Auskunft seiner Frau Vera Dieckmann

[xvii] Harig, Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf, S. 308.

[xviii] Literaturarchiv SLLE, Briefwechsel Dieckmann/Hanser-Verlag.

[xix] Johannes Hoffmann, Ministerpräsident des Saarlandes.

[xx] CVP: Christiliche Volkspartei, ehemalige Regierungspartei im Saarland

[xxi] So erregte eine angebliche Madonnenaffaire die Gemüter (und insbesondere die Büchsenspanner der Parteien) an der Saar. Den Stein ins Rollen brachte eine Kunstbetrachtung Dieckmanns mit dem unspektakulären Titel „Ursprungsnahe Kunst“. Daraus wurde ein Streit unter dem Titel „Die gotische Madonna und der Negerfetisch“. Ein unter Pseudonym segelnder Glossenschreiber namens „Schorsch“ sah in der „Saarländischen Volkszeitung“ die Jugend und die junge Generation in Gefahr. Denn: „Bestimmte Namen und bestimmte Sprach- und Propagandamittel“ – gemeint waren unter anderem die Zeitung „Die Neue Saar“ und Radio Saarbrücken, aber auch Heinz Dieckmann - „stellen sich immer wieder in den Dienst dieser Totengräber unserer christlichen Kultur“. Von „Kultur- und Salonbolschewismus“ war die Rede. Was die Gegenseite auf den Plan rief, in der „Freien Tribüne“ das Wort zu ergreifen für Heinz Dieckmann und die liberale Weltsicht und Kunstbetrachtung. Doch es ging nur vordergründig um Kunst. Eigentlich war es eine politische Auseinandersetzung, ein Streit um Weltanschauungen.

[xxii] Heinz Dieckmann: Ich höre Schritte. Zunächst veröffentlicht unter dem Titel: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Reutlingen 1947.

[xxiii] Quelle: Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass. Nachlass Dieckmann.

[xxiv] Nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD trat die SED immer stärker als führende Staatspartei auf, ohne dass sie in der Bevölkerung den entsprechenden Rückhalt hatte. Vielmehr gab es massive Widerstände gegen die Einheitsbestrebungen. „Bei den Gemeindewahlen im September 1946 und den Kreis- und Landtagswahlen am 20. Oktober 1946 erhielt die SED, trotz großzügigster Unterstützung durch die sowjetische Besatzungsmacht, 4,65 Millionen Stimmen, die benachteiligten Parteien der CDU und LDP zusammen 4,8 Millionen. Trotzdem besetzte die SED – unterstützt von den von ihr geführten „Massenorganisationen“ – die wichtigsten Positionen in allen fünf Länderregierungen der Sowjetzone Deutschlands.“ (Leonhard, Wolfgang: Die Sowjetzone 1945-1949. In: Jugend und Diktatur. Verfolgung und Widerstand in der SBZ/DDR. XII. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung Büro Leipzig. 4. und 5. Mai 2001. Dokumentation. Netzquelle: http://library.fes.de/library/netzquelle/ddr/regime/pdf/bautzen12.pdf.

[xxv] Gemeint ist wohl Friedrich Wolf. Er gehörte in der DDR zu den „sozialistischen Klassikern“. Bekannt wurde seine Auseinandersetzung mit Bert Brecht über „Mutter Courage“. Wolfs wichtigstes Stück ist Mamlock. Er war sehr produktiv. Der Aufbau-Verlag gab 1988 eine achtbändige Ausgabe seiner Dramen heraus. Vater des späteren Agentenchefs Markus Wolf.

[xxvi] Vgl. Skyba, Peter: Jugendpolitik, Jugendopposition und Jugendwiderstand in der SED-Diktatur. In: Jugend und Diktatur. Verfolgung und Widerstand in der SBZ/DDR. XII. Bautzen-Forum der Friedrich-Ebert-Stiftung Büro Leipzig. 4. und 5. Mai 2001. Dokumentation. Netzquelle: http://library.fes.de/library/netzquelle/ddr/regime/pdf/bautzen12.pdf.

[xxvii] Aus dem Nachlass, den Dieckmanns Frau Vera besitzt.

[xxviii] Brief Lackas im von Vera Dieckmann betreuten Nachlass.

[xxix] Beim Saar-Verlag in Saarbrücken erschienen in diesen Jahren unter anderem Mungenasts „Cölestin“, Johannes Kirschwengs „Traummacher“ und „Das unverzagte Herz“, Gedichte von Werner Meiser, E.T.A. Hoffmanns „Kater Murr“, Balzacs „Frau von 30 Jahren“, Masereels „Erscheinungen“ und „Engel“, Ausgaben mit Gemälden von Marc Chagall, Pablo Picasso, Georges Braque und Watteau, Reglers „Amimitl“ und „Vulkanisches Land“, Ogrizeks illustrierter Italien-Band.

[xxx] Die Unterscheidung in „Rotpässler“ und „Graupässler“ hatte für Karrierechancen, Wahlrecht und politische Betätigung im Saarland erhebliche Bedeutung und trug mit zur Negativkritik an den saarländischen Verhältnissen dieser Zeit bei.

[xxxi] Ludwig Harig: Wer mit den Wölfen heult, wird Wolf. München 1996.

[xxxii] Kraus, Saarfrage, S. 40

Ende der Leseprobe aus 66 Seiten

Details

Titel
Fernsehhelden auf der Narrenschaukel - Materialien zum saarländischen Autor und Filmemacher Heinz Dieckmann, dem Protagonisten des modernen Medienromans
Autor
Jahr
2007
Seiten
66
Katalognummer
V77732
ISBN (eBook)
9783638822060
ISBN (Buch)
9783638834605
Dateigröße
818 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fernsehhelden, Narrenschaukel, Materialien, Autor, Filmemacher, Heinz, Dieckmann, Protagonisten, Medienromans
Arbeit zitieren
Armin König (Autor:in), 2007, Fernsehhelden auf der Narrenschaukel - Materialien zum saarländischen Autor und Filmemacher Heinz Dieckmann, dem Protagonisten des modernen Medienromans, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77732

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