Frotzeleien / Ironische Äußerungen / Sich-Mokieren

Scherzkommunikation im Vergleich


Term Paper, 2007

17 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Scherzkommunikation

3. Ironie
3.1 Was ist Ironie?
3.2 Strukturmerkmale der Ironie
3.3 Funktion von Ironie

4. Frotzeln
4.1 Was ist Frotzeln?
4.2 Strukturmerkmale des Frotzeln
4.3 Funktion des Frotzeln

5. Sich-Mokieren
5.1 Was ist Sich-Mokieren?
5.2 Strukturmerkmale des Sich-Mokieren
5.3. Funktion des Sich-Mokieren

6. Unterschiede und Gemeinsamkeiten

7. Fazit

8. Literatur

1. Einleitung

Die Beschäftigung mit Scherzkommunikation im Bereich der Linguistik verzeichnet noch keine lange Tradition. Erste Forschungsarbeiten über die Bedeutung von Lachen, Witz und Humor in sprachlichen Handlungen finden sich in wissenschaftlichen Bereichen wie der Ethnologie, Soziologie oder Psychologie. Die Analyse von Scherzaktivitäten in kommunikativer Interaktion ist erst in den letzten Jahrzehnten Teil linguistischer Untersuchungen geworden und kann immer noch als Stiefkind der Gesprächanalyse betrachtet werden.[1] Trotzdem reicht das Spektrum der Arbeiten soweit, dass Wissenschafter und Wissenschaftlerinnen Scherzkommunikation nach verschiedenen Typen differenzieren.

Im Buch „Scherzkommunikation - Beiträge aus der empirischen Gesprächsforschung“, hrausgegeben von Helga Kotthoff, unterscheidet man unter anderem zwischen ironischen Äußerungen, Frotzeleien und Sich-Mokieren[2].

Im Folgenden soll es nun darum gehen diese drei Formen von Scherzaktivität genauer zu betrachten. Dabei werde ich mich hauptsächlich auf die Arbeiten von Michael Hartung, Gabriela B. Christmann und Susanne Günthner beziehen, die im Rahmen des Buch „Scherzkommunikation - Beiträge aus der empirischen Gesprächsforschung“ die drei Formen ironische Äußerung, Frotzeln und Sich-Mokieren explizit vorgestellt haben.

Fragen die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen sind: Wie kann man Scherzkommunikation definieren? Was genau zeichnet die drei Arten scherzhafter Äußerungen aus? Worin liegen ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Sind scharfe Trennlinien zwischen den verschiedenen Formen zu beobachten oder vermischen und verschwimmen diese?

Um den Antworten dieser Fragen näherzukommen, werde ich in einem ersten Schritt Scherzkommunikation allgemein vorstellen, dann einführend auf die drei zu untersuchenden Formen scherzhafter Aktivität eingehen und in einem dritten Schritt versuchen Ungleichheiten und Ähnlichkeiten herauszuarbeiten.

2. Scherzkommunikation

Im Folgenden soll es zuerst allgemein um Merkmale und Funktionen der Scherzkommunikation gehen. Dabei beziehe ich mich hauptsächlich auf die von Helga Kotthoff heraus gearbeiteten Punkte aus ihrem Text „Witzige Darbietung als Talk-Shows“.

Als ersten Punkt führt Helga Kotthoff das ´Lachen´ an. Bezeichnend für Scherzkommunikation ist das zur Eröffnung der spaßigen Sprachhandlung und als Reaktion erfolgende lachen der an der Interaktion beteiligten Personen. Mittel die das Lachen der humoristischen Aktivität katalysieren sind Doppel- bzw. Mehrdeutigkeiten, Verknüpfungen von Begriffen, Bildern oder Vorstellungen sowie eine mögliche Vielfalt an Interpretationen und dem Spiel mit ´institutionalisierten Sinninhalten´.[3] „Zu beobachten ist vor allem der kreative Umgang mit Sprache und eine deutliche Gestaltungsorientierung, […].“[4] Scherzkommunikation erfordert Phantasie, Kreativität und Spielmodalitäten. Des Weiteren entsteht das ´humoristische Potenzial´ durch Inkongruenz, Aggression bzw. Degradation und Entspannung.[5] „[…] [Diese] müssen sich in der Scherzkommunikation keinesfalls gegenseitig ausschließen. Sie wirken häufig zusammen, verstärken sich gegenseitig oder schwächen sich ab.“[6] Scherzkommunikation wird häufig durch den Überbegriff der ´Nicht-Ernsten sprachlichen Handlung´ charakterisiert, da die Anwendung von scherzhaften Sprachmustern das Ernste des Gespräch lockert.[7] Ein Weiteres Merkmal ist das gemeinsam geteilte Wissen der an der Scherzaktivität beteiligten Personen. Dieses fungiert als Basis für das gemeinsame Lachen. Scherzhandlungen bieten daher die Möglichkeit für Rückschlüsse auf Sozialstrukturen, Wert- bzw. Normvorstellungen, bestimmte Ideologien, Verhaltensweisen sowie Denk- und Handlungsmuster.[8]

Nach Michael Hartung verfolgt die Scherzkommunikation drei Ziele. Im ´gesellschaftlich existentiellen´ Kontext dient sie zur Solidarisierung der an ihr teilnehmenden Interaktionspartner und bietet die Möglichkeit Alltagsprobleme und -konflikte zu bewältigen.[9] Doch auch der Unterhaltungscharakter kann in den Vordergrund der sprachlichen Äußerung rücken. Die Funktionen im Bereich der Lösung sozialer Aufgaben treten zurück aufgrund eines kreativen, lustvollen Spiels mit Sprache.[10] „Oft wird nicht die scherzhafte Modalität instrumentalisiert, um soziale Probleme zu lösen, sondern soziale Probleme instrumentalisiert, um Scherzkommunikation so unterhaltsam wie möglich zu gestalten.“[11]

3. Ironie

3.1 Was ist Ironie?

Bei Ironie handelt es sich im Allgemeinen um eine rhetorische Figur. Das Fremdwort wurde vom griechischen eironeía für "erheuchelte Unwissenheit; Verstellung" in das Lateinische übernommen. Seit dem 18. Jh. wird Ironie im deutschen Sprachgebrauch mit "feiner, verdeckter Spott" übersetzt.[12]

3.2 Strukturmerkmale der Ironie

Eine der einfachsten und gebräuchlichsten Definitionen bezeichnet Ironie als eine sprachliche Äußerung, in der das Gegenteil des eigentlich Gemeinten ausgedrückt wird. „Der Ironiker sagt nicht was er meint; er sagt das Gegenteil von dem, was er meint.“[13] Das ´Eigentlich-Gemeinte´ kommt somit in indirekter Form zum Ausdruck. Ein bezeichnendes Merkmal der Ironie ist folglich ihre Indirektheit.[14]

„Durch die Grundstruktur des ´anders sagen, als meinen´ rückt Ironie immer den nicht-gemeinten Standpunkt in den Mittelpunkt, drückt aber zugleich auch seine negative Bewertung aus.“[15] In den meisten Fällen bezieht sich die ironische Äußerung auf Aussagen oder Verhaltensweisen einer anderen Person. Der Ironiker nimmt die Position des Anderen ein und kontrastiert dessen Norm- und Wertvorstellungen mit den eigenen oder der einer Allgemeinheit. Dadurch wird das Handeln und Denken des Anderen lächerliche gemacht und bloß gestellt. Zugleich distanziert man sich von diesem.[16] Somit ist ein Weiteres typisches Merkmal der Ironie die negative Bewertung, die durch sie zum Ausdruck kommt.

Trotz ihrer Negativität hat Ironie einen witzig-komischen Charakter. Durch die Inkongruenz zwischen Gesagtem und eigentlich Gemeinten und das Spotten über Andere hat die Ironie ein bestimmtes ´komisches Potential´, das den Rezipienten zum Lachen bringen soll.[17] Ironie kann auf der Ausdrucksebene, in Form von Nachahmung, Überziehung oder Karikatur sowie auf der inhaltlichen Ebene der Äußerung, zur Geltung kommen.[18] Das Lachen der Anderen kann durch die Übernahme einer bestimmte Mimik oder Gestik, einer bestimmten Sprachweise oder der Wiedergabe typischer Aussagen des Ironieobjektes durch den Ironiker hervor gerufen werden. Das Verhalten, die Werte und Normen sowie Anschauungen und Meinungen Anderer werden zum Spott preisgegeben. Auch wenn die Ironie eher kritisch ist, macht die gerade die Verschiebung von Ernstem zu Unernstem ihre erheiternde Wirkung aus.[19] Darum ist ein weiters kennzeichnendes Merkmal der Ironie der Humor, den sie beinhaltet und die damit verbundene Doppeldeutigkeit von Ernst und Nicht-Ernst.

Grundsätzlich sind drei Parteien am Gelingen einer ironischen Äußerung beteiligt. Zuerst kommt der Ironiker, dann das Objekt der ironischen Äußerung sowie der Rezipient oder das Publikum. Dabei sollte betont werden, dass das Objekt der Ironie nicht zwingend anwesend sein muss (hier könnte es sich unter anderem auch um eine Institution handeln). Umso wichtiger ist die Reaktion des Publikums. „An ihr erst mag sich der Sinn des ironischen Aktes vollenden.“[20] Erst eine zustimmende Geste, ein gemeinsames Lachen zeigt das Verstehen der Ironie seitens des Rezipienten.

3.3 Funktion von Ironie

Nach Martin Hartung liegen die Hauptfunktionen der Ironie im Bereich der Gruppensolidarität, Konfliktaustragung und Unterhaltung.[21]

Ironie trägt in soweit zu einer gruppeninternen Solidarisierung bei, da durch ironische Äußerungen fremde Verhaltensweisen abgewertet werden und das eigene Handeln und Denken an Anerkennung gewinnt.[22] Auch Wolf-Dieter Stempel geht von einer Solidarisierung zwischen Ironiker und Publikum aus. Das gemeinsame Lachen über eine andere Person macht beide zu Verbündeten.[23]

Aber auch innerhalb einer Gruppe spielen ironische Äußerungen eine wichtige Rolle. Ironie hilft bei der Bewältigung gruppeninterner Differenzen. Die ´Herabsetzung der Ernsthaftigkeit´ und der ´Effekt der Erheiterung´ können zu einer friedlichen Konfliktlösung beitragen.[24] Besonders die Doppeldeutigkeit der ironischen Äußerung führt dazu, dass beiden Seiten eine Rückzugsmöglichkeit offen bleibt und gesagtes als ´so nicht gemeint´ erscheinen kann, obwohl indirekt, bestimmte Vorwürfe geäußert wurden.[25]

Die vorgebrachte Kritik bestimmt unter anderem den Rahmen des ironischen Aktes. Bei den voraus gegangenen Funktionsbereichen der Ironie, stand der Aspekt ´sozialer Aushandlung´ im Vordergrund. Dem gegenüber steht die Ironie als ´zweckentbundene Unterhaltung´. Ironie wird durch ihre potentielle Komik und poetische Doppeldeutigkeit zum sprachlichen ´Lustgewinn´.[26] Der Unterhaltungswert wird zum übergeordneten Zweck.

In seinem Text „Ironisch-witzige Elemente in der heutigen Alttagskommunikation“ bezeichnet Hermann Bausinger Ironie auch als ´Ausbruch oder Ausbruchsversuch aus dem Alltäglichen´, als ´Verflüssigung der zur Erstarrung neigenden Routine´.[27] Somit dient Ironie nicht nur zur reinen Unterhaltung, sondern hilft die alltägliche Kommunikation abwechslungsreich und akzentuierter zu gestalten.

[...]


[1] H. Bausinger (1987): Ironisch-witzige Elemente in der heutigen Alltagskommunikation. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik. H. 2. Bern (u.a.). S. 58.

[2] In meiner Arbeit werde ich diese Schreibform für Sich-Mokieren verwenden, da der Begriff nicht seinem Urspruch entsprechend als Verb gebraucht wird, sondern zum größten Teil als Subjekt im Text auftritt.

[3] Vgl. H. Kotthoff (2006): Witzige Darbietung als Talkshow. In: Scherzkommunikation. Rodolfzell. S.147.

[4] M. Hartung (2006): Ironische Äußerungen in privater Scherzkommunikation. In: Scherzkommuni­kation. Rodolfzell. S. 109.

[5] Vgl. H. Kotthoff, S.147.

[6] Ebd., S. 9.

[7] Ebd., S. 147; sowie M. Hartung, S. 109.

[8] Vgl. H. Kotthoff, S.147.

[9] Vgl. M. Hartung, S. 109f.

[10] Ebd., S. 109.

[11] Ebd., S. 110.

[12] Duden Herkunftswörterbuch (2001): Ironie. Mannheim (u.a.). S. 369.

[13] H. Bausinger, S. 61.

[14] Vgl. M. Hartung, S.117; sowie W.-D. Stempel (1976): Ironie als Sprechhandlung. In: Das Komische. München. S. 218.

[15] M. Hartung, S.117.

[16] Vgl. M. Hartung, S.117; sowie W.-D. Stempel, S. 212, 217, 218.

[17] M. Hartung, S.118.

[18] W.-D. Stempel, S. 212, 222.

[19] M. Hartung, S.118.

[20] W.-D. Stempel, S. 213.

[21] Vgl. M. Hartung, S. 119.

[22] Ebd., 2006, S. 119.

[23] Vgl. W.-D. Stempel, S. 219.

[24] Vgl. M. Hartung, 2006, S. 120.

[25] Ebd., S. 120.

[26] Ebd., S. 120.

[27] H. Brausinger, S. 63f.

Excerpt out of 17 pages

Details

Title
Frotzeleien / Ironische Äußerungen / Sich-Mokieren
Subtitle
Scherzkommunikation im Vergleich
College
University of Trier
Course
Gesprächsanalyse
Grade
1,3
Author
Year
2007
Pages
17
Catalog Number
V127806
ISBN (eBook)
9783640341023
ISBN (Book)
9783640338351
File size
437 KB
Language
German
Keywords
Frotzeleien, Ironische, Sich-Mokieren, Scherzkommunikation, Vergleich
Quote paper
Eva Maria Ross (Author), 2007, Frotzeleien / Ironische Äußerungen / Sich-Mokieren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/127806

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Title: Frotzeleien / Ironische Äußerungen / Sich-Mokieren



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