Die Metapher in der „Poetik“ und „Rhetorik“ des Aristoteles


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Vor Aristoteles

Metapher in der „Poetik“ und der „Rhetorik“

Probleme mit der Rezeption des aristotelischen Metapherbegriffs

Falsch oder Wahr?

Metapher auf Wortebene?

Metapher und Vergleich

Fazit

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Bekannt und verbreitet in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Metapher ist inzwischen die Aussage von Anselm Haverkamp, dass es keine einheitliche Theorie der Metapher gebe, dass diese vielmehr „nur als Sammelname konkurrierender Ansätze“[1] auftritt. Vielen dieser Ansätze gemeinsam ist jedoch die Rezeption des aristotelischen Metaphernbegriffes, insbesondere die Substitutionstheorie und die Vergleichstheorie greifen auf ihn zurück. Kritiker wiederum bemängeln diese Ansätze und die Tradition, in der sie stehen, als veraltet und längst überholt. In dieser Arbeit soll anhand der Primärtexte Poetik und Rhetorik des griechischen Denkers dessen Metapherbegriff herausgearbeitet werden. Weiterhin soll davon ausgehend die Rezeption aufgegriffen und untersucht werden, um am Ende Probleme aber auch Chancen der über 2.300 Jahre alten Werke deutlich zu machen. Aufgrund der mannigfaltigen bereits existierenden Literatur zu Aristoteles und der beschränkten Länge dieser Arbeit, soll es nicht ihre Aufgabe sein, das Leben und Werk des Lehrers von Alexander dem Großen darzustellen. Der Fokus soll tatsächlich auf den beiden zuvor benannten Werken liegen und ihrer Wirkung auf die Metaphertheorie im Sinne Haverkamps.

Vor Aristoteles

Ob sich Aristoteles zuerst in seiner Poetik oder in der Rhetorik mit der Metapher befasste, ist nicht mehr zu bestimmen, da es nicht genau bekannt ist, wann die beiden Schriften abgefasst wurden. So scheint die eine jeweils auf die andere Bezug zu nehmen, ein Umstand, der dadurch erklärt werden kann, dass beide Schriften akroamatische, also Lehrschriften sind. Wie auch heutzutage Vorlesungsmanuskripte sich ändern, hat auch Aristoteles den Schriften, die vermutlich in seiner Zeit als Meister an seiner „Lykeion“ genannten Schule entstanden, immer wieder Passagen hinzugefügt. Da in der Poetik die Metapher umfassender behandelt und systematischer dargestellt wird, soll sie hier den Anfang der Betrachtung machen und durch Aspekte der Rhetorik später ergänzt werden.

Mit der Poetik betrat Aristoteles Neuland. Es ist kein anderer Versuch überliefert, die Dichtkunst in einem Lehrband systematisch zu erfassen. Insofern konnte sich Aristoteles auch nicht auf bereits bestehende Erkenntnisse stützen. Um so erstaunlicher ist es, dass noch heute viele seiner Begriffe Verwendung finden und in der Wissenschaft diskutiert werden. Die Metapher ist dafür das beste Beispiel.

Die Rhetorik dagegen war viel weiter entwickelt und systematisch untersucht worden. Vor allem Gorgias (um 480 – 380 v. Chr.) und dessen Schüler Isokrates (436 – 338 v. Chr.) werden mit ihr in Verbindung gebracht. Aber auch Platon beschäftigte sich mit ihr, wenn auch seine Sicht eher eine negative war, die das Demagogentum anprangerte. Interessant ist, dass sich Aristoteles sowohl in der Rhetorik, also einer oralen Mitteilungsart, als auch in der Poetik, also einer schriftlichen, mit der Metapher beschäftigt. Dadurch wird das Phänomen, Metaphern zu gebrauchen, auf der einen Seite als ein Ganzheitliches gesehen und auf einen größeren Anwendungsbereich ausgedehnt.

Auf der anderen Seite wird so aber auch eine erste Trennung vollzogen, denn explizit schildert Aristoteles die Anwendung von Metaphern in der Rhetorik unter den spezifischen Bedingungen des Sprechens, die ja nun einmal andere sind als im Schriftverkehr. Zum besseren Verständnis werde ich nun auf die wichtigsten Stellen zur Metapher bei Aristoteles eingehen.

Metapher in der „Poetik“ und der „Rhetorik“

In der Poetik heißt es:

Eine Metapher ist „die Übertragung eines Wortes (das somit in uneigentlicher Bedeutung verwendet wird) und zwar entweder von der Gattung auf die Art oder von der Art auf die Gattung oder von einer Art auf die andere oder nach den Regeln der Analogie .“[2]

Nun sind die Begriffe „Gattung“ und „Art“ bei Aristoteles von einer sehr eigenen Denotation bestimmt. Er selbst liefert im Anschluss an seine Aussage zwar Beispiele, eine systematische Einordnung seiner Begriffe unterlässt er aber. Als Beispiel für die Übertragung von der Gattung auf die Art, nennt er folgenden Satz: „Mein Schiff steht still.“[3] Stillstehen ist hier der Oberbegriff, das Vor-Anker-Liegen nur eine von vielen möglichen Arten. Das Prozedere lässt sich auch in die andere Richtung vollziehen. Statt der Gattung wird die Art genannt. Das Beispiel des Aristoteles lautet so: „Zehntausend gute Dinge hat Odysseus schon vollbracht.“ Eigentlich sind viele Dinge gemeint. Zehntausend ist nur eine Art des Oberbegriffs „Viele“. Ein weiteres Beispiel ist die Übertragung (metaferein bedeutet übertragen) von einer Art auf die andere. Wenn es also heißt: „Mit dem Erze die Seele abschöpfend“, so ist dies laut Aristoteles ein Übertrag vom gleichwertigen Verb abschneidend. Beides wären Arten des Wegnehmens.

Diese Einordnung ist nicht sehr befriedigend, denn sehr schnell wird klar, dass die Begriffe an ihre Grenzen stoßen. Es werden durchaus Worte auf eine Stelle im Satz übertragen, die mit dem übertragenen Wort nicht durch eine Art oder Gattung verbunden sein müssen. Wenn es zum Beispiel heißt: „Er verschlang das Buch an einem Abend“, so ist damit gewiss nicht gemeint, dass die Person das Buch aufaß. Verschlingen und lesen sind aber keine Arten ein und derselben Gattung.

[...]


[1] Haverkamp, Anselm: Theorie der Metapher. 2., ergänzte Auflage. Darmstadt 1983/1996

[2] Aristoteles: Poetik. Griechisch/Deutsch. Übers. v. Manfred Führmann, Stuttgart 1979, Kap.21, 1457b, S. 67

[3] ebd.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Metapher in der „Poetik“ und „Rhetorik“ des Aristoteles
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Germanistisches Institut)
Veranstaltung
Metaphern-Seminar
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V91099
ISBN (eBook)
9783638048842
ISBN (Buch)
9783638946162
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Metapher, Aristoteles, Metaphern-Seminar
Arbeit zitieren
Matthias Jekosch (Autor:in), 2005, Die Metapher in der „Poetik“ und „Rhetorik“ des Aristoteles, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91099

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