"Ein seltsames Mittel". Heinrich von Kleists Presseunternehmungen zwischen Kommunikation und Kalkül


Hausarbeit (Hauptseminar), 2017

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitende Bemerkung

2.Der Phöbus
2.1 Entstehungskontext und Konkurrenz
2.2 Kleists biografische und ideologische Konstitution

3. Die Marquise von O
3.1 Veröffentlichungskontext
3.2 Presse- und Annoncenproduktion in der Marquise von O
3.3 Kommunikationsmedium Annonce

4. Berliner Abendblätter
4.1 Prolog und Programmatik
4.2 Strategische Gerüchte

5. Germania

6. Fazit

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

1.Einleitende Bemerkung

Das Themenfeld Zeitungen und Zeitschriften spielt eine zentrale Rolle in Heinrich von Kleists Leben. Seine im Jahre 1808 erschienene Zeitschrift Ph ö bus und die Berliner Abendbl ä tter sind Teil seiner wiederholten Unternehmungen sich als Herausgeber und Journalist zu versuchen. Heinrich von Kleist kann eine Affinität, mehr noch, eine Faszination zum Medium Presse nicht abgesprochen werden.

Es scheint also geradezu einleuchtend, dass in seiner im Ph ö bus veröffentlichten Erzählung Die Marquise von O … einer Zeitungsannonce eine signifikante Rolle zugewiesen wird. Die Marquise wählt, wie im Text wörtlich gesagt wird, ,,ein sonderbares Mittel‘‘, um nach dem Vater ihres Kindes zu suchen.

Sowohl in allen real-weltlichen als auch fiktiven Presseunternehmungen Kleists dienen Zeitungen und Zeitschriften als Medium der Kommunikation und Kleist beweist in vielerlei Hinsicht, dass er sich, trotz der Kurzlebigkeit seiner Presse-Projekte, dem Kalkül der Vermarktungsstrategien ermächtigen kann.

In der vorliegenden Arbeit möchte ich zunächst den historischen Entstehungs- und Erscheinungskontext des Ph ö bus untersuchen. Dabei werde ich dessen Programmatik und Rezeptionskritik eingehend beleuchten. In einem zweiten Schritt soll der Publikationsrahmen der Marquise von O … geklärt und die Veröffentlichung hinsichtlich ihres Publikationsortes und auf ihren eigenen text-immanenten Presse- beziehungsweise Annoncenproduktion dargelegt werden. Abschließend werde ich mich Kleists finalem Zeitungsprojekt den Berliner Abendbl ä ttern zuwenden und die Pionierleistung der Tageszeitung und dessen Produktion von Gerüchten herausarbeiten. Die Analyse unternimmt den Versuch die Erzählung der Marquise von O … in Beziehung zum Ph ö bus und zu den Berliner Abendbl ä ttern zu setzen.

Meine Bemühungen sollen hierbei die historischen Rahmenbedingungen verdeutlichen und Kleists Faszination zumindest teilweise biografisch skizzieren.

2. Der Phöbus

2.1 Entstehungskontext und Konkurrenz

Phöbus- ein Journal für die Kunst, so prangte der Titel am 23. Januar 1808 auf dem Kupferstichdeckblatt des ersten Presseprojekts von Kleist. Wie lange Kleist sich mit der Idee der Publikation einer Literatur- und Kunstzeitschrift auseinandergesetzt hat ist nicht bekannt, währenddessen gilt die Befragung Goethes nach Unterstützung am 17. Dezember 1708 als ,,Gründungstag des Phöbus‘‘1.

Kleist beginnt sein Projekt nicht im Alleingang, er übernimmt die Herausgeberschaft zusammen mit dem Theoretiker und Schriftsteller Adam Heinrich Müller2. Seine ehemaligen Kameraden Ernst Pfuel und Otto August Rühle von Lilienstein3, ein Militärschriftsteller, bilden wichtige Mitstreiter; und so formt sich ein Quartett, das die Veröffentlichung des Ph ö bus vorantreibt.

Um das publizistische Projekt ausreichend mit Inhalt zu versorgen, bemühte sich Adam Müller bereits im Dezember 1708 um Goethes Mithilfe, aber auch Kleist und Rühle kümmerten sich um renommierte Schriftsteller und deren Beiträge. Schiller, Wieland, Schuber, Jean Paul und Schlegl sind nur einige, die hier genannt werden sollen.4 Doch Goethe und die anderen ließen die Anfragen oft abblitzen. Die Gründe hierfür sind vielfältig; zum einen herrschte zwischen Goethe und Kleist eine vielzitierte Rivalität und zum anderen schien ihm die Programmatik und Philosophie des Ph ö bus zu missfallen. Adam Müller erklärte Goethe ganz offen, das Vorbild des Ph ö bus sei Schillers Zeitschrift Die Horen5. Schillers Herausgabe hatte bereits im Jahr 1795 den Weg auf den Pressemarkt gefunden und konnte sich dort nur zwei Jahre halten. Im 19. Jahrhundert waren die Bestrebungen nach Publikationen seitens der leitenden Literaturriege in Deutschland aufgekommen. Justus Fetscher bringt diese Bemühungen auf den Punkt: ,,Wer das Publikum aufrühren, Meinungsbildung und Meinungswechsel befördern, literarisch- republikanische Debatten mindestens simulieren (und sich einen Namen machen) wollte, schien gut beraten, dafür ein Forum periodisch- aktuell erscheinender Beiträge zu wählen, kurz und knapp, scharf und pointiert zu formulieren.‘‘6

Als Pionier-Medium wird immer wieder Schillers Monatszeitschrift Die Horen genannt, die zwar faktisch nach Wielands Merkur erschienen ist und ihn bis zu seiner Einstellung 1810 nicht überlebte, sich indessen mit ihrer konsequenten Programmatik und ihren hoffnungsvollen Bemühungen zu einem Leitmedium-Charakter etablierte. Die Horen war nicht nur für Kleist eine Inspirationsquelle, sondern galt auch als Orientierungsmaßstab für andere Zeitschriftenprojekte um 1800.7 Um hier einige zu nennen: das Athenaeum der Brüder Schlegel (1798 – 1800), Ludwig Tiecks Poetisches Journal (1800), Friedrich Schlegels Europa (1803 – 1805), Achim von Arnims Zeitung für Einsiedler (1808)8. Gemein hatten alle Zeitschriften ihre euphorische Aufbruchsstimmung und ihre bewusst gewählte Distanz zum politischen Tagesgeschäft.9 Auch die Macher des Ph ö bus orientierten sich an diesem Grundsatz, unterschieden sich im Gegensatz dazu programmatisch sehr von ihren inhaltlich klassizistisch-geprägten Konkurrenten.

Kleist und seine Ph ö bus -Mitstreiter wählten für das Deckblatt ihres Projektes einen Kupferstich des Künstlers Ferdinand Hartmann, der den Sonnengott Ph ö bus zeigt, der umrandet ist von den ihn begleitenden Horen , mit seinem Wagen über Dresden reitend. Dieses ausgesprochen symmetrische Titelbild lässt den Anschein einer sehr klassizistischen Programmatik gewinnen, die dem Winckelmann‘schen Ausspruch ,,Edle Einfalt, stille Größe‘‘10 folgt. Wie bei den meisten journalistischen Projekten kann hier hinsichtlich des Namens und des Deckblattes der Bezug zur Antike nicht verleugnet werden. Der Prolog hingegen gestattet einen Einblick in eine neue Dimension: Die Sprache von Kleist ist kriegerisch, seine Rhetorik ist kämpferisch und militant. Sie steht diametral dem sich in Einheit und Symmetrie wähnenden Kupferstichdeckblatt gegenüber. Ernst Osterkamp hat in seinem Aufsatz genau diese Asymmetrie herausgearbeitet und sie mit den Vorlesungen von Adam Müller in Kontext gesetzt; das inhaltliche Vorhaben basiert demnach auf der Annahme der ,,Konzeption von Schönheit als Einheit von Gegensätzen‘‘.11 Dadurch entsteht rückschließend eben jene Einheit, die das Deckblatt verspricht. Die militante Symbolik des Deckblattes, der sprachgewaltige Stil des Prologs und die martialische Thematik Kleists Texte12 ließen den Philologen Böttiger zu der Aussage herab, der Ph ö bus fördere ,,eher Wehrertüchtigkeit als Kunst und Geschmack‘‘. Der politischen Situation ist es geschuldet, dass Kleist eine ,,patriotische Stoßrichtung‘‘13 einschlägt. Nach den napoleonischen Kriegen in Preußen und dessen Besetzung ist die Veröffentlichung einer antifranzösischen Haltung Kleists nicht möglich, indessen implizit immer wieder lesbar. Neben eigenen Texten und Fragmenten werden im Ph ö bus immer wieder Epigramme veröffentlicht, also kleine Gedichte, die oft Bezug nehmen auf die Kritik des Ph ö bus oder als Medium für Streitigkeiten zwischen Kleist und anderen Dichtern, zum Beispiel Goethe, dienen.14 Diese Epigramme sind ein kreatives Kommunikationsmedium zwischen Veröffentlichenden und Lesenden: Eine auffällige Parallele zu der Annonce in der Marquise von O … , auf die später noch eingegangen wird.

2.2 Kleists biografische und ideologische Konstitution

Es soll an dieser Stelle der Frage nachgegangen werden, inwieweit Kleists biografische Konstitution zu einer journalistischen Unternehmung beitrug. Nach seiner Zeit in französischer Gefangenschaft lässt sich Kleist in Dresden nieder, um sich beruflich neu aufzustellen. Zunächst strebt er die Neugründung einer ,,Buch- Karten-Kunsthandlung‘‘15 mit Adam Müller, Rühle und Pfuel an. Er bittet daher seine Schwester Ulrike um einen finanziellen Zuschuss für sein Vorhaben.16,,Die Hoffnung auf finanziellen Erfolg mit Gründung einer Verlagsbuchhandlung erscheint in Kleists Augen nicht unrealistisch‘‘.17 Hatte Kleist sich anfänglich gegen eine Kapitalisierung der Kunst durch Verkauf seiner Werke gestellt18, scheint ihm zu diesem Zeitpunkt seines Lebens ein wirtschaftlich lukratives Standbein durch seine Kunst sehr gelegen. Seine Bemühungen scheitern an den ortsansässigen Buchhändlern, die eine Neugründung verweigern. Sie nennen das Vorhaben der Literaten ,,Liebhaberey‘‘19 und sehen die Künstler nicht im Stande wirtschaftlich und konzeptuell eine Buchhandlung zu eröffnen und erfolgreich zu führen.20 Die Buchhandlung sollte den Namen Phönix tragen, eine unübersehbare Ähnlichkeit mit dem Werktitel jenes Projekts, das, wie erwähnt, ebenfalls dem schnellen Untergang geweiht war: der Phöbus. Kleists Vorhaben war von einer anfänglichen Euphorie beseelt, aus Briefen geht hervor, wie sehr sich Kleist in Hochstimmung befand.21 Motiviert von ,,positiver Resonanz‘22 ‘ bei ,,(szenischen) Lesungen seiner Stücke‘‘23, wird diese Hochphase genutzt, um die Werbetrommel kräftig anzurühren. Es werden Anzeigen geschaltet, die das Projekt bewerben; inhaltlich wird damit kokettiert ,,Kunstwerke, von entgegengesetzten Formen welchen nichts gemeinschaftlich zu sein braucht, als Kraft, Klarheit und Tiefe […] in dieser Zeitschrift wohltätig wechselnd aufgeführt werden‘‘ zu publizieren. Zudem wird formell versucht eine durchdachte Marketingstrategie anzuwenden, um die Leserschaft für sich zu gewinnen. Bestes Druckpapier wird versprochen, ein Upgrade auf ,,Velinpapier‘‘24 ist gegen einen höheren Preis möglich, es wird sogar das konstante Erscheinungsdatum festgelegt. ,,Einerseits suggerieren solch detaillierte Angaben, die letztlich nicht eingehalten werden können, hohe Qualität und Verlässlichkeit, andererseits sucht der Phöbus auch inhaltlich-konzeptionell aus der Fülle der Zeitschriften hervorzustechen‘‘.25 Das Kleist es verstanden hat geschickte Marketingstrategien anzuwenden, um seine Leserschaft zu gewinnen oder zu behalten, wird vor allem bei seiner Zeitungsveröffentlichung der Berliner Abendblätter deutlich. Seine Bestrebungen die Leserschaft herauszufordern und kaum Rücksicht auf sie zu nehmen, orientiert sich ebenfalls an Schillers Rezipienten-Philosophie; die Phöbus -Gründung positioniert sich demzufolge ,,in der ästhetischen Opposition zum Publikum‘‘26 und provoziert damit die Leserschaft. Schillers rücksichtsloser Leseranspruch lautete ,,Von nun an […] jede neue Zeitschrift gewissermaßen gegen das Publikum‘‘ gründen zu wollen. Vielleicht war es diese konsequente Ablehnung der philosophischen Haltung „Give the people what they want“, die das Projekt Phöbus zum Scheitern brachte. Das gebrochene Publikationsversprechen durch die verzögerten Veröffentlichungen ab der dritten Ausgabe, die mangelnde Bereitschaft namhafter Autoren zu einer Mitarbeit und der ,,Hofrat Böttiger, der mit mehreren anonymen und pseudonymen Kritiken und Lästereien über das neue Journal eine äußerst zwielichtige Rolle spielt‘‘27, sorgen erst recht für einen schlechten Ruf in Kennerkreisen. Die ,,agonale, offene Ästhetik‘‘28 der Programmatik mit ihrer Verbindung und Vermischung von ,,Dichtkunst, Philosophie und bildenden Künsten‘‘29 erfüllte vermutlich nicht die klare Grundsatzerklärung, die das Publikum sich erhoffte. Die Kunst-Journale buhlten um die Gunst des künstlerisch interessierten und intellektuellen Publikums, und das bei einer Überfülle, einer Übersättigung des deutschen Marktes. Die größte Konkurrenz allerdings kommt aus Wien, vom Herausgeberduo Leo von Seckendorffs und Johann Ludwig Stolls mit ihrer Zeitschrift Prometheus 30, die ,,einen ähnlichen Anspruch vertritt‘‘31. Eine Kollaboration wird überlegt, schließlich verworfen und so überleben beide Journale ihren ersten Jahrgang nicht. Der Phöbus veröffentlicht seine letzte Ausgabe im Dezember 1808, wobei das berühmte Kupferstichdeckblatt schon ab der sechsten Ausgabe aus finanzieller Notlage nicht mehr abgedruckt werden kann.32 Die Herausgeber finden sich im Zerwürfnis wieder, nachdem Müller ,,das Stück an Walther‘‘33 verkauft, ohne das Mitwissen seines Kompagnons Kleist.

3. Die Marquise von O

3.1 Veröffentlichungskontext

Nach der detaillierten Beschreibung des Entstehungszeitraums und der Herangehensweise des publizierenden Kleist, möchte ich im folgenden Abschnitt die Erzählung 34 Marquise von O … einer kritischen Betrachtung unterziehen.

Die Rahmeninformationen des Ph ö bus sind derart von zentraler Bedeutung, weshalb sie sich zumindest teilweise in der Marquise wiederholen. Deklariert man die realweltliche Publikation des Phöbus mit dessen Veröffentlichung der Marquise von O … als prosaische Binnenerzählung, würde hier eine intradiegetische Narration vorliegen35. Diese entstandene metadiegetische Erzählung wäre also die Marquise von O … im Ph ö bus. In Analogie stehen hier die jeweils realweltliche und fiktive Publikation eines Textstücks in einem Presseblatt. Die Erzählung der Marquise von O … erscheint im zweiten Heft im Februar 1808. Statt Lob erhält Kleist von dem Philologen Böttiger eine niederschmetternde, sarkastische Kritik. Die Erzählung sei nicht unterhaltsam und von schlechtem literarischen Stil verkündet er in der Zeitschrift Der Freim ü thige: ,,Die Marquise ist schwanger geworden, und weiß nicht von wem, und wann. Ist dies ein Süjet, das in einem Journal für die Kunst eine Stelle verdient?‘‘36 Der literarische Stoff der unwissenden Schwangerschaft ist zwar nicht gänzlich neu37, scheint abseits dessen für Böttiger und für eine vom Klassizismus geprägten Kultur- und Literaturszene, zu der die Leserschaft zweifelsfrei gehörte, Skandalcharakter zu haben. Die Deplatzierung der Erzählung scheint sich dabei zweifach zu manifestieren: zum einen der Eklat, eine derartige unerhörte Gegebenheit38 in adeligen Kreisen abspielen zu lassen,39 obendrein eine solche Erzählung im Rahmen eines Kunst-Journals zu veröffentlichen. Kritiken jeglicher Art wurden unter den Herausgebern oftmals nicht unbeantwortet gelassen; Epigramme dienten als interaktives Kommunikationsorgan. So finden wir in dem vierten und fünften Heft das Epigramm Nummer 19 zur Marquise von O …: ,,Dieser Roman ist nicht für dich, meine Tochter. In Ohnmacht! Schaamlose Posse! Sie hielt, weiß ichs, die Augen blos zu‘‘40 Ob es sich hier um eine direkte Antwort auf Böttigers Kritik handelt: ,,Und welche Details erfordert es, die keuschen Ohren durchaus widrig klingen müssen. […] Doch da der Verfasser […] für das Schamerröten der weiblichen Unschuld die hohe Ehrfurcht nicht zu haben scheint[...]‘‘, lässt sich retrospektiv nicht feststellen. Kleists immanenter Sarkasmus allerdings wird Böttiger sicherlich nicht zum Lachen gebracht haben. Die Suche nach Anerkennung zieht sich im Übrigen als roter Faden durch Heinrich von Kleists Leben. Sein enormes Geltungsbedürfnis war stets mit mangelndem Zuspruch gekoppelt.41

3.2 Presse- und Annoncenproduktion in der Marquise von O…

Im Folgenden möchte ich mich den expliziten Textstellen hinwenden, die sich in der Marquise von O … mit dem Medium Presse beschäftigen. Die Definition der ,,unerhörten Begebenheit‘‘, die Johann Wolfgang von Goethe in einem Gespräch mit Johann Peter Eckermann erklärte, war lange das Hauptaugenmerk der Gattungsdiskussion hinsichtlich der Novelle. Doch hat Kleist seine Erzählung der Marquise von O … niemals einer solchen Gattungsklassifizierung unterzogen. Wie in der Geschichte der Novelle häufig geschehen, wurden nachträgliche Klassifizierungen von Herausgebern vorgenommen42.Eine eindeutige Definition ist wie so häufig in der prosaischen Erzählkategorisierung nicht möglich. Versuche die Novelle nach Ähnlichkeiten zum Drama oder hinsichtlich ihrer Kürze oder Länge zu kategorisieren sind haltlos, deswegen möchte ich mich bei meiner Analyse nicht dem Novellen-Begriff verpflichten, sondern die Marquise von O … vielmehr als Erzählung annehmen. Obschon ich eine Kategorisierung hier nicht vornehme, beziehe ich mich auf die Formulierung Goethes der ,,unerhörten Begebenheit‘‘, da ich die Annahme teile, dass die Erzählung der Marquise von O … eine solche beinhaltet.

Der Anfang der Erzählung lautet wie folgt;

In M…, einer bedeutenden Stadt im oberen Italien, ließ die verwitwete Marquise von O…., eine Dame von vortrefflichem Ruf und Mutter von mehreren wohlerzogenen Kindern, durch die Zeitungen bekannt machen; dass sie ohne ihr Wissen, in andre Umstände gekommen sei, dass der Vater zu dem Kinde sich melden solle; und dass sie aus Familien-Rücksichten entschlossen wäre ihn zu heiraten.43

[...]


1 Knittel, Anton Philipp, "Ich bin wieder ein Geschäftsmann geworden". Der "Phöbus" im Spannungsfeld von Tausch und Täuschung, in: Tauschen und T ä uschen (2013), 45.

2 Herausfinden über Adam Müller!

3 Knittel, Anton Philipp, Der Ph ö bus zwischen Kriegs- und Lebenskunst, in: Beitr ä ge zur Kleist-Forschung 21 (2007/08), 169.

4 Knittel, Ich bin wieder ein Gesch ä ftsmann geworden (Anm.1), 45.

5 Knittel, Kriegs- und Lebenskunst (Anm.3), 165.

6 Fetscher, Justus, "Horen"-"Athenäum"-"Phöbus". Literaturkritische Spitzenzeitschriften. in: Beitr ä ge zur Kleist-Forschung 21 (2007-2008), 179.

7 Osterkamp, Ernst, Neue Zeiten – neue Zeitschriften. Publizistische Projekte um 1800, in: Zeitschrift f ü r Ideengeschichte 2 (2007), H. 1: Anf ä nger!, 69.

8 Ebd., 65.

9 Knittel, Kriegs- und Lebenskunst (Anm.3), S. 165.

10 Vgl. dazu: Heise, Wolfgang, Winckelmann Und Die Aufkl ä rung. Berlin 1973.

11 Knittel, Ich bin wieder ein Gesch ä ftsmann geworden (Anm.1), 46ff.

12 Vgl.: Knittel, Kriegs- und Lebenskunst (Anm.3), 171f. Knittel verweist auf die militante Rhetorik der Erzählung Der zerbrochene Krug und das Gedicht Der Engel am Grabe des Herrn.

13.: Knittel, Kriegs- und Lebenskunst (Anm.3), 171.

14 Kanzog, Klaus, Alternativer Journalismus. Heinrich von Kleist als Herausgeber und Redakteur der ,,Berliner Abendblätter‘‘, in Heinrich von Kleist. Spurensuche, Textzug ä nge, Aneignungen; gesammelte Schriften aus den Jahren 1968 – 2011, hg. Von Klaus Kanzog, Heilbronn 2012, 206.

15 Knittel, Ich bin wieder ein Gesch ä ftsmann geworden (Anm.1),

16 Vgl.: Knittel, Ich bin wieder ein Gesch ä ftsmann geworden (Anm.1), 42f.

17 Knittel, Kriegs- und Lebenskunst (Anm.3), 163.

18 Knittel, Ich bin wieder ein Gesch ä ftsmann geworden (Anm.1), 42f.

19 Ebd., 42.

20 Ebd., 42.

21 Ebd., 45f.

22 Ebd., 46.

23 Ebd., 46.

24 Knittel, Ich bin wieder ein Geschäftsmann geworden (Anm.1), 46.

25 Ebd., 46.

26 Osterkamp, Ernst, Neue Zeiten – neue Zeitschriften. Publizistische Projekte um 1800, in: Zeitschrift für Ideengeschichte 2 (2007), H. 1: Anfänger!, 69.

27 Knittel, Ich bin wieder ein Geschäftsmann geworden (Anm.1), S. 46.

28 Ebd., 47.

29 Ebd., 47.

30 Vgl. Ebd., 46.

31 Ebd., 46.

32 Böttiger unterlässt auch hier auch nicht seine Lästerei: ,,Süffisant bemerkte er beispielsweise nach dem 6. Stück wie Sembdner im Nachwort seines Phöbus-Reprints zitiert, als wegen der finanziellen Schieflage auf das Umschlagbild verzichtet wurde, der ,Sonnengott‘ habe ,,wegen Ungunst der Zeit, die eigenen Pferde [...] abschaffen müssen, und den gewöhnlichen Weg des literarischen Fortkommens einschlagen.‘ (Ph.634).‘‘ Zit. aus: Knittel, Kriegs- und Lebenskunst (Anm.3), 170.

33 Knittel, Ich bin wieder ein Geschäftsmann geworden (Anm.1), S. 47f.

34 Hinweise zur nicht vorgenommenen Gattungsbezeichnung, siehe unten.

35 Bei den Bezeichnungen der Narratologie beziehe ich mich auf Gérard Genettes. Vgl. dazu: Genette, Gérard: Die Erz ä hlung. München 1994.

36 Heinrich von Kleist: Lebensspuren, Dokumente und Berichte der Zeitgenossen. Hrsg. von Helmut Sembdner. München/Wien 1996. S.214f.

37 Vgl. hierfür: Schulz, Armin: Stoff und Stoffgeschichte. In: Reallexikon der Deutschen Literaturwissenschaft. Hrsg. von Jan-Dirk Müller. Bd. 3. Berlin 2007, S. 521f.

38 Bei der Begrifflichkeit der ,,unerhörten Begebenheit‘‘ beziehe ich mich immer auf Goethe, ich berufe mich dabei nicht auf eine mögliche Novellendefinition, sondern beurteile Erzählpassagen der Marquise von O …, also die Narration selbst als ,,unerhörte Begebenheit‘‘. Siehe unten.

39 Vgl.: In Montaignes Essai ,,Über die Trunksucht‘‘ wird ebenfalls die unwissentliche Empfängnis einer Frau behandelt, jedoch handelt es sich bei den Protagonisten um ein bäuerliches Milieu. (Michel de Montaigne: Essais. Erste moderne Übersetzung von Hans Stillet. Frankfurt a.M. 1998, S.168-172.). Hier kommt ebenfalls die Frage der intertextuellen Verwebung auf, dessen eigene Diskussion den Rahmen dieser Seminararbeit sprengen würde.

40 Ph ö bus- ein Journal f ü r die Kunst. Digitalisat online aufgerufen am 20.03.2017: http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufkl/phoebus/phoebus.htm

41 Vgl. dazu: Kanzog, Alternativer Journalismus (Anm.12), 205.

42 Meyer, Reinhart: Novelle und Journal, Titel und Normen. Untersuchungen zur Terminologie der Journalprosa, zu ihren Tendenzen, Verhältnissen und Bedingungen. Stuttgart 1987, 16ff.

43 Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Zweibändige Ausgabe in einem Band. Hrsg. von Helmut Sembdner. München 2013. S. 104.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
"Ein seltsames Mittel". Heinrich von Kleists Presseunternehmungen zwischen Kommunikation und Kalkül
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Veranstaltung
Text- und Medienanalyse: Heinrich von Kleist: Die Marquise von O…
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
20
Katalognummer
V886737
ISBN (eBook)
9783346215253
ISBN (Buch)
9783346215260
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ext- und Medienanalyse, Kleist, Presse, Phöbus, Marquise von O...
Arbeit zitieren
Hannah Grünewald (Autor:in), 2017, "Ein seltsames Mittel". Heinrich von Kleists Presseunternehmungen zwischen Kommunikation und Kalkül, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/886737

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