Geschlechtsspezifische Aufgabenteilung im Haushalt. Rhetorische Modernisierung und Geschlechterrevolution

Vergleich zweier empirischer Studien


Hausarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung: Die Rolle von Frau und Mann in der Gesellschaft

2. Empirische Ergebnisse zum Alltagsleben in Beziehunge
2.1 Auswertung der Studie von Frerichs/Steinrück
2.2 Auswertung der Studie von Häußler/Meier-Gräwe

3. Rhetorische Modernisierung und Geschlechterrevolution

4. Fazit und Ausblick

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung: Die Rolle von Frau und Mann in der Gesellschaft

Die Gleichberechtigung von Mann und Frau im familiären wie auch im betrieblichen Bereich beschäftigt die Soziologie schon seit langer Zeit. Die Tendenz zur Gleichberechtigung in Deutschland ist positiv - es gibt in einigen Unternehmen eine Frauenquote, es werden besondere „Schnuppertage“ (Girls’Day) angeboten, an denen jungen Frauen Berufe nähergebracht werden, die weiterhin männlich dominiert sind. Des Weiteren gibt es Betreuungsangebote für berufstätige Mütter. Umgekehrt zeichnet sich ebenso ein Trend ab: Männer beginnen, weiblich dominierte Berufe, wie zum Beispiel den Beruf des Krankenpflegers, zu ergreifen. Dies ist ein wesentlicher Fortschritt, wenn man sich die Historie detaillierter betrachtet.

Während des 19. Jahrhunderts, der Zeit der Industrialisierung, war eine scharfe Trennung in Bezug auf die geschlechterspezifische Arbeitsteilung zu erkennen. Der Mann war gezwungen, seine Arbeitskraft zu verkaufen und galt als „Ernährer“ der Familie. Den Frauen wurde die Rolle der Mutter zugeschrieben. Angelika Wetterer bezeichnet diese geschlechterspezifische Arbeitsteilung als Phase der „Ersten Moderne“ (vgl. Wetterer 2003, S. 1). Durch Modernisierungs­und Demokratisierungsprozesse sowie Spezialisierung der Arbeit in der Moderne entwickeln sich Individualisierungsschübe. Es kommt zur Modernisierung der Geschlechterverhältnisse. Diese Merkmale in Bezug auf Globalisierung werden zusammenfassend in dem Begriff der „Zweiten Moderne“ dargestellt. (vgl. Wetterer 2003, S. 2).

Der Fokus in der vorliegenden Arbeit soll auf den Bereich der Geschlechterkonstellation in Bezug auf die Arbeitsteilung im familiären Bereich gerichtet werden.

Es stellt sich die Frage, wie weit sich Gleichheit zwischen Mann und Frau im familiären Haushalt zum heutigen Zeitpunkt in Deutschland etabliert hat. Gegenstand meiner Analyse ist es, zu erörtern, welche gesellschaftlichen Mechanismen den Wirkungszusammenhang in Bezug auf die unabhängige Variable, dem Geschlecht, und der abhängigen Variable, der Arbeitsteilung im Haushalt, beeinflussen.

Im Folgenden wird analysiert, zu welchem Ergebnis drei Quellen aus diesem Themenbereich gekommen sind. Ähnlichkeiten und Differenzen der Untersuchungen werden verglichen und gegenübergestellt. Ihre Ansätze und Ergebnisse werden zu einer Gesamtübersicht zusammengeführt.

2. Empirische Ergebnisse zum Alltagsleben in Beziehungen

Zu Beginn soll der Frage nach dem Status Quo der Gleichstellung von Mann und Frau in der Beziehung anhand verschiedener Fallstudien nachgegangen werden. Dazu werden im Folgenden die Untersuchungen von Frerichs/Steinrücke (1997) „Kochen ein männliches Spiel? Die Küche als geschlechts- und klassenstrukturierter Raum“ und „Arbeitsteilung bei der Ernährungsversorgung von Familien. Persistenz oder Wandel“? von Häußler/Meier- Gräwe (2012) herangezogen und näher beleuchtet. Aus den Ergebnissen wird dann mithilfe von Untersuchungen von Angelika Wetterer versucht, einen Zusammenhang zu finden.

2.1 Auswertung der Studie von Frerichs/Steinrücke

Frerich/Steinrücke haben sich hier im Besonderen auf den Aspekt der Aufteilung des „Kochens“ innerhalb des Familienbereichs konzentriert. Vor dem Hintergrund

verschiedener sozialer Klassenfraktionen und Lebensstile wurde das „Kochen“ zum Gegenstand der Untersuchung. Dabei ist es wichtig, vorab eine Definition des „Kochens“ darzulegen. Das Kochen konstituiert sich aus der Zubereitung von Lebensmitteln, welches zum Überleben notwendig ist. Es ist zeitaufwändig und bietet viele Variationsmöglichkeiten, nach verschiedenen Rezepturen das Mahl zuzubereiten. Die Art und Weise des Kochens lässt sich auf Körperverhältnisse und die Zugehörigkeit zu einer Klasse zurückführen. (vgl. Frerichs/Steinrücke, 1997, S. 232). Als Grundlage nutzen Frerich/Steinrücke hier Bourdieus Modell des sozialen Raumes. Die Klassenpositionen bestimmen sich hierbei gemäß der Dreidimensionalität des Sozialraums. (vgl. Bourdieus 1982, S.422) Genutzt werden von

Frerich/Steinrücke folgende Klassen:

- Herrschende Fraktion: (Oberklasse) viel ökonomisches Kapital, aber nicht unbedingt viel kulturelles Kapital (z.B. Bauunternehmer
- Beherrschte Fraktion: höchste Bildungsabschlüsse: Einkommen höchstens die Hälfte eines Unternehmers (z.B. Gymnasiallehrer
- Mitte der Oberklasse: Freiberufler und Führungskräfte Frerichs/Steinrücke (1997) führten dazu soziobiographische Interviews mit Männern und Frauen in verschiedenen sozialen Positionen. Der quantitative Teil besteht aus einer auf die Projektfragestellung zugeschnittenen Auswertung eines großen repräsentativen Datensatzes (sozioökonomisches Panel). Die zu interviewenden Personen wurden nach ihrer Klassenposition und anhand der beruflichen Stellung sowie sozialen Herkunft der Frau ausgewählt. Des Weiteren wurden die Gruppen Arbeiterpaar, AngestelltInnenpaar, BeamtInnenpaar und ManagerInnenpaar gebildet. (vgl. Frerichs/Steinrücke, 1997, S. 146)

Es stellte sich heraus, dass zwischen den Befragten große Unterschiede in Bezug darauf existieren, was und wie gekocht wird. (vgl. Frerichs/Steinrücke, 1997, S. 147-148) Insbesondere für die Gruppe Arbeiterpaar ist regelmäßiges Kochen von großer Bedeutung und wird als Notwendigkeit angesehen. Im Mittelpunkt steht für die Befragten vor allem die Gesundheit der Familie durch gute Ernährung. Außerdem berichten die Befragten, dass die Strukturiertheit ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Schutz vor einem möglichen sozialen Abstieg gibt. Der Verdienst (ökonomische Mittel) als auch das Wissen über gehobene Küche (kulturelles Kapital) sind nur sehr gering vorhanden. Allerdings ist beides bzgl. Ausüben des Kochens für das Arbeiterpaar auch nicht von Belang. Kochen ist für diese Gruppe nur mit gesunder Nahrungsaufnahme assoziiert. Es finden sich die typischen Muster der geschlechtlichen Arbeitsteilung beim Kochen: Die Frau kocht und der Mann sieht sich nicht befähigt zu kochen. Allerdings erwächst hieraus keine hierarchische Geschlechterkonstellation. Gleich ist beim Arbeiter- wie beim Angestelltenpaar, dass das Kochen eine Form von Abgrenzung nach „unten“ („Sozialer Abstieg“) darstellt (defensive Distinktionsfunktion).

Im Folgenden werden die Ergebnisse des Angestelltenpaars analysiert: Wer in dieser Klasse kocht, hängt stark vom Lustprinzip ab und es wird nur unregelmäßig praktiziert, wobei die Häufigkeit steigt, wenn Kinder in der Familie vorhanden sind. Wer die Zubereitung eines Gerichtes am besten beherrscht, der bereitet es auch zu. Dieses egalitäre Konzept wurde mit in die Ehe genommen. Somit stellt sich keine hierarchische Struktur ein. Das AngestelltInnenpaar kauft zusammen ein und es wird bewusst nicht „gut bürgerlich“ gekocht. Kochen dient auch speziell bei „nicht­deutschen“ Gerichten der „Erinnerung“ an gemeinsam verbrachte Urlaube. Der Umfang des Kochens und des Essengehens richtet sich dabei nach dem vorhandenen Budget. Zwänge werden beim Kochen nicht empfunden, es dient dem AngestelltInnenpaar mehr der Kommunikation.

Beim Beamtenpaar ist beim Kochen die typisch geschlechtliche Arbeitsteilung erkennbar. Vorwiegend die Frau ist für das alltägliche Kochen verantwortlich, besonders das Vorhandensein von Kindern führt bei der Frau zu dem Gefühl eines Zwanges der Fürsorge. Der Mann übernimmt aber durchaus andere geschlechtsuntypische Aufgaben im Haushalt wie z.B. die Entsorgung des Mülls oder den Abwasch. Sofern der Mann kocht, geschieht dies eher aus handwerklichem Interesse an gehobener Küche. Weiterhin nutzt der Mann das Kochen zur Akkumulation sozialer Kontakte, indem er für Bekannte und Arbeitskollegen kocht. Essen zu gehen richtet sich auch hier nach dem Vorhandensein von ökonomischen Kapital.

Beim Managerpaar findet sich, trotz gleicher Kompetenz in Bezug auf das Kochen, eine subtile hierarchische Arbeitsteilung wieder. Unter der Woche wird kaum gekocht. Wenn doch, so kocht die Frau vor allem schnelle und unaufwändige Gerichte und versucht dabei, auf gesunde Ernährung zu achten. Beim Mann findet sich, ähnlich wie beim Beamtenpaar, die Akkumulation von sozialen Kontakten beim Kochen wieder. Hinzu kommt hier, dass für den Mann das Kochen ein Feld der „Anerkennung“ und „Präsentation“ ist. (vgl. Frerichs/Steinrücke, 1997, S. 150-151) Es lässt sich somit zusammenfassen, dass durchaus noch typische geschlechtstypische Muster bei den verschiedenen Befragten erkennbar sind. Speziell für Frauen bleibt das Kochen auf den familiären Bereich beschränkt, mal aus Gesundheitsgründen (Managerin) oder als Zwang (Beamtin).

Bei den Männern wird Kochen über den familiären Bereich hinaus als Möglichkeit zur Akkumulation sozialer Kontakte genutzt, oder aber auch als Spielfeld für Anerkennung und Lob. Beim Manager eher mit außergewöhnlichem Anstrich, beim Beamten mehr als handwerkliches Können. Dies scheint ein Phänomen speziell höherer Hierarchien zu sein.

2.2 Auswertung der Studie von Häußler/Meier-Gräwe

Der Erörterung meiner Fragestellung „Wie weit hat sich Gleichheit zwischen Mann und Frau im familiären Haushalt etabliert?“ fügen die Ergebnisse von Häußler/Meier-Gräwe (2012) einen weiteren Aspekt hinzu: ob die typische Arbeitsteilung der Geschlechter, so wie von Frerichs/Steinrücke beim Kochen untersucht, sich auch auf der vollständigen Haushaltsebene zeigt und vor allem, wie sie sich reproduziert. Häußler/Meier-Gräwe erstellen dazu eine Sekundäranalyse qualitativer Daten aus der 2001/2002 erstellten EVPRA-Studie ("Familiale Ernährungsversorgung zwischen privatem und öffentlichem Raum“).

Ähnliche wie bei Frerichs/Steinrücke werden verschiedene soziale Milieus untersucht (vgl. Häußler/Meier-Gräwe 2012, S. 3). Begonnen wird auch hier mit der „Beköstigung“. Laut der vorhandenen Primäranalyse der EVPRA-Studie wenden vollerwerbstätige Mütter ca. 1.11 Stunden pro Tag für Beköstigung auf, nicht vollerwerbstätige Mütter ca. 1.45 Stunden. Vergleicht man dazu die Unterstützung des Mannes, so zeigt die Studie, dass 45% der Väter sich an der Beköstigung beteiligen. Ihr Anteil liegt dabei durchschnittlich bei nur 30 Minuten pro Tag. Dieser Anteil steigt, wenn ihre Partnerinnen vollzeitbeschäftigt sind, leicht auf 45 Min. an. Bei den 48 befragten Familien ergab sich bzgl. der männlichen Unterstützung in der Beköstigung ein unausgewogenes Bild. 26 Väter beteiligen sich nur sporadisch an der Beköstigung, -6- lediglich sechs Väter sind egalitär beteiligt und nur in einem Haushalt hatte der Mann die Haushaltverantwortung (vgl. Häußler/Meier-Gräwe 2012, S. 12).

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Geschlechtsspezifische Aufgabenteilung im Haushalt. Rhetorische Modernisierung und Geschlechterrevolution
Untertitel
Vergleich zweier empirischer Studien
Veranstaltung
Seminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V1025368
ISBN (eBook)
9783346431653
ISBN (Buch)
9783346431660
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschlecht, Arbeit, Arbeitsteilun
Arbeit zitieren
Yasmin Eismayr (Autor:in), 2017, Geschlechtsspezifische Aufgabenteilung im Haushalt. Rhetorische Modernisierung und Geschlechterrevolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1025368

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