Das Scheitern der Aufklärung in "Gore ot uma" von Griboedov


Hausarbeit, 2014

16 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. HistorischerHintergrund
2.1 Das Russische Zarenreich im 18. Jahrhundert
2.2 Das Russische Zarenreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts

3. Biographie A.S. Griboedov

4. „Gore otuma“
4.1 Inhaltsangabe
4.2 Charakterisierung der Figuren

5. Die Aufklarung
5.1 Begriffserklarung
5.2 Die Aufklarung in Russland

6. Grande fur das Scheitern der Aufklarung in „Gore ot uma“

7. Schluss

Bibliographie

1. Einleitung

Einem deutschen Sprichwort zufolge, ist der Verstand das groBte Kapital. Er ist in jedem Menschen enthalten, damit dieser sich von ihm Gebrauch machen kann. Doch tut man dies nicht, so fungiert der Verstand einzig und allein als ein nutzloses Accessoire, das man nicht vorfuhren kann. Die Geschichte bietet eine Palette von Menschen, die sich dieses Accessoire zum hochsten Gut gemacht haben. Einer dieser Menschen ist Griboedov, der sich weitaus intensiv mit dem Thema „Verstand“ und „Denken“ auseinandergesetzt hat, was sich an seiner Komodie ,,Gore ot uma“ erkennen lasst. Sein Werk ist wohlwahrscheinlich die schonste Darstellungsform der russischen Gesellschaft zur Zeit des Zarentums und dessen Haltung zur Aufklarung. Ausgehend von dieser Annahme, soil in dieser Hausarbeit das Werk Griboedovs unter die Lupe genommen und somit die Frage, warum die Aufklarung in diesem Werk gescheitert ist geklart werden.

Um auf diese Frage antworten zu konnen, wird zuerst auf den historischen Hintergrund eingegangen und das Russische Kaiserreich im 18. und 19. Jahrhundert vorgestellt. Daraufhin soil die Biographie des Autors kurz dargestellt werden, damit anschliessend an seine Schopfung „Gore ot uma“ angeknupft werden kann, was den Hauptteil dieser schriftlichen Arbeit darstellt. Beim Prasentieren dieses Werkes, erfolgt zunachst eine Inhaltsangabe und daraufhin eine Charakterisierung der darin enthaltenen Figuren. Im Anschluss daran, wird der Begriff 'Aufklarung' eingefuhrt und erklart und daraufhin die Aufklarung in Russland betrachtet. Zu guter Letzt, soil versucht werden, auf die Frage zu antworten, warum der Aufklarungsversuch in ,,Gore ot uma“ gescheitert ist. Den Schluss dieser Hausarbeit bildet eine Zusammenfassung der im Verlauf der nachsten Seiten herausgearbeiteter Informationen.

2. Historischer Hintergrund

2.1 Das Russische Zarenreich im 18. Jahrhundert

In der zweiten Halfte des 18. Jahrhunderts befand sich das Russische Zarenreich unter der Regentschaft von Katharina der GroBen. Die in Deutschland geborene Prinzessin heiratete im Jahre 1745 Peter Fjodorowitsch, den Erben des Russischen Reiches, der im Dezember 1762 nach dem Tode der Zarin Elisabeth den Kaiserthron bestieg. Die Herrschaft des Zaren wahrte jedoch nicht lange, da er 6 Monate nach seinem Amtsantritt infolge eines Staatsstreiches ermordet wurde. Nach Peters Ermordung folgte ihm seine Frau Katharina II. auf den Thron, die stark von der Gedankenwelt der franzosischen Aufklarung gepragt war. Diese westliche Pragung kam zum groBten Teil dadurch zu Stande, dass Katharina die GroBe mit den einflussreichsten Autoren der franzosischen Aufklarung, wie zum Beispiel Voltaire und Diderot, korrespondierte1. Bezuglich des Russischen Kaiserreichs, hatte die Zarin groBe Plane: sie folgte der Ambition, die liberalen und rationalen Prinzipien der Aufklarung in dem Kaiserreich zu verbreiten und das als ruckstandig und unzivilisiert geltende Land, dem es an Erziehungs- und Gesundheitswesen mangelte, sowohl zu modernisieren als auch zu europaisieren2. Ihre innerpolitischen Absichten setzte Katharina die GroBe sukzessiv in die Tat um. Ab 1864 investierte sie in die Grundung von Volksschulen, Fachschulen und Gymnasien. Am 17. Juni 1773 erlieB sie das Toleranzedikt, das die Anerkennung und Duldung aller Religionen - mit Ausnahme des Judentums - zusicherte. Der wohl signifikanteste Verdienst der russischen Zarin erfolgte im Jahre 1775, als sie im Zuge einer Reform eine neue Verwaltungsstruktur erschuf3. Somit gelang es der Reprasentantin des aufgeklarten Absolutismus das Russische Zarenreich nach westlichen Vorbildem umzuorganisieren, bzw. umzugestalten. Im Zeitalter Katharinas machte die innere Europaisierung des Reiches enorme Fortschritte. In den russischen Adelskreisen waren die Werke franzosischer Aufklarer fortan weit verbreitet. Nahezu alle Aristokraten besaBen Bucher von Voltaire, Diderot, Rousseau und weiteren Philosophen. Die Werke wurden in der Originalsprache, das heiBt auf franzosisch gelesen, „da die Adelsjugend die franzosische Sprache besser beherrschte als die russische“ (Basilewitsch 1949: 99). Doch trotz der aufklarerischen Pragung und der skeptischen Haltung in Bezug auf die Leibeigenschaft, setzte sich Katharina die GroBe nur in sehr geringem MaBe fur das Wohl der Bauem ein, die den GroBteil der Bevolkerung des Russischen Reiches reprasentierten. Das Wohlergehen der Adeligen und der Bauern stand in einem immensen Kontrast, sodass zur Katharinas Regierungszeit eine groBe Kluft zwischen der Oberschicht und dem Volk entstand, die bis zum Jahre 1917 kaum uberwunden wurde und eine bedeutende Voraussetzung fur die GroBe Revolution bildete4.

Katharina die GroBe starb am 17. November 1796 im Alter von 67 Jahren und hinterlieB den Thron ihrem Sohn Paul I., dessen Regierung „in der russischen Geschichte nur ein kurzes Zwischenspiel“ (Hoetzsch 1949: 99) darstellte, da er nur von 1796 bis 1801, das heiBt 4 Jahre lang, als Zar des Russischen Reiches fungierte. Paul I. pflegte keine besonders gute Beziehung zu seiner Mutter und versuchte wahrend seiner relativ kurzen Regierungszeit die Politik Katharinas mit alien Mitteln umzuandem. Er befreite die politischen Gefangenen, erklarte das Land Polen, das seine Mutter schwer erkampft hatte, fur Unabhangig und verkurzte die Fronzeit der Leibeigenen, wodurch er den Zorn des russischen Adels auf sich zog und sich Feinde machte. Paul I. starb am 12. Marz 1801 in Sankt Petersburg, indem er einem Attentat zum Opfer fiel.

2.2 Das Russische Zarenreich zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Nach der Ermordung des Zaren Paul I. bestieg sein altester Sohn Alexander I. den Thron, der von 1801 bis 1825 regierte. Fur Alexanders Erziehung sorgte uberwiegend seine GroBmutter Katharina die GroBe, was der Anlass dazu war, dass er ebenfalls eine Vorliebe fur die westlichen Ideologien entwickelte. Was die Innenpolitik betraf, so beabsichtigte Alexander I. eine liberale Regierungsform zu schaffen: er wollte seinem Volk Frieden und Gluck bringen, indem er es reformierte. Aus diesem Grund plante er, die Leibeigenschaft zu beseitigen, eine Verfassung zu schaffen und die Rede- und Pressefreiheit einzufuhren, die sein Vater Paul I. verboten hatte. Es gelang dem Zar allerdings nicht, seine Absichten umzusetzen, da er den Widerstand des Grundadels nicht uberwinden konnte. An der schlechten Situation der Bauem anderte sich folglich auch unter der Regierung Alexanders nichts und die Leibeigenschaft formte weiterhin „das trostlose Kennzeichen der innerpolitischen Lage“ (Hoetzsch 1949: 105). Wahrend der Regierungszeit des Zaren Alexander machten sich allerdings die ersten Stimmen der Opposition bemerkbar, die im Laufe der Jahre entstanden waren. In Russland setzte sich mehr und mehr die Idee des Westens (Aufklarung, Vernunft, Freiheit und Demokratie) in Umlauf, da vielejunge russische Offiziere und Angehorige des Adels infolge der Koalitionskriege mit Frankreich mit den westlichen Ideologien in Beruhrung gekommen waren5. „Die Europaisierung wurde nunmehr zum Umsturz- willen, zum Kampf gegen den Absolutismus und forderte energisch eine moderne Ordnung in Russland nach westeuropaischem Muster“ (Hoentzsch 1949: 106).

3. Biographie A.S. Griboedov

Der russische Schriftsteller, Poet, Diplomat und Dramatiker Alexandr Sergejewitsch Griboedov wurde am 4. Januar 1795 in Moskau als Sohn einer adeligen Familie geboren, wo er seine fruhen Jahre und die Jugend verbrachte. Der junge Griboedov erhielt von Kindheit an eine strikte und seriose Bildung und war mehreren Sprachen machtig, darunter des Franzosischen, Englischen und des Deutschen6. Im Jahre 1810 begann er an der Staatlichen Universitat Moskau Literatur, Geschichte, Philosophic und Rechtswissenschaften zu studieren. 1812 trat Griboedov in das Husarenregiment7 ein, und verlies somit Moskau. Die folgenden Jahre verbrachte der russische Diplomat in Litauen und Weissrussland, bis er 1816 seinen Abschied aus der Armee nahm. Nachdem er 1817 in die Dienste des Ministeriums fur Auswartiges eingetreten war, wurde er im darauffolgenden Jahr als Sekretar der russischen Gesandtschaft nach Persien und daraufhin nach Georgien (Tiflis) versetzt. 1823 erhielt Griboedov einen Urlaub, den er in Moskau und in Sankt Petersburg verbrachte. In dieser Zeit beendete er seine Komodie „Gore ot uma“, dessen ersten Entwurfe der Schriftsteller 1820 anfertigte. Sein Werk schaffte es jedoch nicht durch die Zensur und wurde somit weder zum Druck, noch zur Auffuhrung zugelassen. Nachdem im Jahre 1825 Zar Alexander I. starb, nutzten die Verschworer die Verwirrung und die Unklarheit in der Thronfolge zum Aufstand. Infolge des Aufstandes wurden unter anderem Freunde Griboedovs festgenommen, verhort und nach Sibirien verbannt. 1826 wurde Griboedov ebenfalls unter dem Verdacht des Kontaktes zu den Aufstandischen festgenommen, schlieBlich aber wieder freigelassen8. Im Jahre 1828 heiratete er die georgische Prinzessin Nina Tschawtschawdse und reiste als Sondergesandte nach Teheran. Am 30. Januar 1829 wurde das Gebaude der russischen Gesandtschaft gesturmt und das Personal, unter anderem auch Griboedov, gelyncht. Sein Leichnam wurde 3 Tage lang durch Teherans StraBen geschleift.9

4. „Gore ot uma“

Die satirische Komodie „Gore ot uma“10 wurde von Griboedov nach einer 3 Jahre langen Bearbeitungszeit im Jahre 1823 fertiggeschrieben. Die erste Publizierung seines Werks erfolgte allerdings erst 10 Jahre spater (1833), da es wie zuvor erwahnt, 1823 von der Zensurbehorde nicht zugelassen wurde11. In der heutigen Zeit zahlt „Gore ot uma“ zu den meist aufgefuhrten Theaterstucken in Russland.

Griboedovs Komodie besteht insgesamt aus 4 Akten. Die Verse sind uberwiegend im Molier'schen Alexandriner, dem sechshebigen Jambus gehalten12 und reimen sich durchgehend, wobeijeweils zwischen Kreuzreim (a-b-a-b) yMen...Ax! om zocnod nodaneu; y hux 6edu ce6e Ha ecxKuu nac zomoeb, Munyu nac ny^e ecex nenaneu H 6apcKuu znee, u 6apcKan nm6oeb. dem Paarreim (a-a-b-b) tfcxopo k hum edewan! H noMeman!n ucnywan! H, Co$bR naenoeHa,paccmpoeH com, dem ^nuu Hem omdbixa, Menycb kok cmeHoyzopeMbiu. und dem umarmendem Reim (a-b-b-a) nomoM nponano ece: nyza u HeSeca.- Mbi e meMHOu KOMHame.flpR doeepmenbH nyda PacKpbmcH non - u ew ommyda Bnednbi, kok CMepmb, u du6oM eonoca! gewechselt wird.

4.1 Inhaltsangabe

In Griboedovs Komodie handelt es sich um die russische Gesellschaft im 18. bzw 19. Jahrhundert. Cackij, die Hauptfigur, befand sich 3 Jahre lang im Ausland und reiste durch fremde Lander.

[...]


1 vgl. Hoetzsch 1949: 86.

2 vgl. Davidson, John-Paul: „Katharina die GroBe. Auf dem Gipfel der Macht“. Video, veroff. bei YouTube am 02.11.3013, URL: https://www.voutube.com/watch?v=YeoeH4f2N0Y&spfreload=10 [abgerufen am 17.12.2014], hier: 4:00-4:30 Min.

3 Naheres in Luck / Schildt 2000: 508.

4 vgl. Hoetzsch 1949: 97.

5 vgl. Hoetzsch 1949: 105.

6 Lavrenova, Elena: „Gribojedow Alexander Sergejewitsch^, URL: http://www.foxdesign.ru/aphorism/biography/griboedov.ht.ml (letzter Zugriff am 17. Dezember 2014).

7 „Angehoriger der leichten Reiterei“. Stichwort <Husar> in Duden [online]. URL: http://www.duden.de/rechtschreibung/Husar (letzter Zugriff am 17. Dezember 2014).

8 vgl. Griboedov 2004: 147.

9 «gore»\ Kummer, Leid; «ot»\ von; «um»: Verstand, Denkfahigkeit. In Langenscheidt Handworterbuch Russisch.

10 Titel einiger deutscher Ubersetzungen: Schultz, Georg J. (1853): „Verstand schafft Leiden“; Elissen, Otto A. (1899): „Weh dem Klugen!“; Urban, Peter (2004): „Wehe dem Verstand“.

11 Griboedov (2004: 5) schreibt folgendes uber sein Werk: „Der erste Entwurf dieser szenischen Epopoe, wie er in mir geboren wurde, war weitaus grobartiger und von hoherer Bedeutung, alsjetzt in dem eitlen Kleide, in das ihn zu hullen ich gezwungen war. Doch das kindliche Vergnugen, meine Verse im Theater zu horen, der Wunsch dab sie Erfolg haben wurden, veranlabten mich, meine Schopfung zu verderben, soweit es nur irgend ging.“

12 vgl. Griboedov 2004: 134.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Scheitern der Aufklärung in "Gore ot uma" von Griboedov
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,5
Autor
Jahr
2014
Seiten
16
Katalognummer
V426469
ISBN (eBook)
9783668708808
ISBN (Buch)
9783668708815
Dateigröße
544 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
scheitern, aufklärung, gore, griboedov
Arbeit zitieren
M.o.A. Fatma Betül Akcora (Autor:in), 2014, Das Scheitern der Aufklärung in "Gore ot uma" von Griboedov, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/426469

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