Verwendung, Funktion und Metaphorik der Landschaft in Petrarcas Dichtung. Stilistische Merkmale im "canzoniere"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2021

17 Seiten, Note: 2.3


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Petrarcas Einfluss auf die Wende vom Mittelalter in die Neuzeit

3 Allgemeine landschaftliche Elemente Petrarcas

4 Aspekte der Landschaft im canzoniere

5 Analyse des Sonetts XXXV als Beispiel der Landschaftsfunktion

6 Fazit

7 Bibliografie

1 Einleitung

Francesco Petrarca war einer der bedeutendsten italienischen Dichter des 14. Jahrhunderts. Durch seine von der Renaissance und vom Humanismus beeinflussten Werke pragte er die fruhe italienische Literatur nachhaltig. Er ist der Begrunder des Petrarkismus, dessen Wirkung noch weit in die Neuzeit hineinreichte. Petrarca nutze die Grundelemente des Minnesangs1 und erweiterte sie durch die Verwendung von zahlreichen Antithesen, Metaphern und festgelegten Formulierungen. Aus Perspektive des Renaissance-Humanismus wird das 14. Jahrhundert als einer der dunkelsten Teile des Mittelalters betrachtet. Einzig Petrarca gelang es, eine neue Zeit anbrechen zu lassen und den Gedanken an die Antike neu zu entfachen. Petrarkismus und Humanismus sind die Rezeptionsformen, denen es im 16. Jahrhundert gelingt, dem dunklen Mittelalter zu entrinnen und nach ganz Europa auszustrahlen.2

In dieser Arbeit soll der Fokus auf die Verwendung, Funktion und Metaphorik im Zusammenhang mit der Landschaft gelegt werden. Anhand der landschaftlichen Metaphern soll die Verwendung und die Funktion in Petrarcas Dichtung erforscht werden. Nachdem zuerst allgemeine landschaftliche Elemente in seinen Werken thematisiert werden, ruckt das canzoniere in den Mittelpunkt. Dort wird als detaillierte Analyse die Kanzone XXXV Solo et pensoso i piu deserti campi in Bezug auf die Landschaft betreffende stilistische Merkmale untersucht. So soll am Ende die Frage beantwortet werden, fur welche verschiedenen Funktionen Petrarca die Darstellung der Landschaft in seiner Dichtung nutzt.

2 Petrarcas Einfluss auf die Wende vom Mittelalter in die Neuzeit

Petrarcas wesentlicher Einfluss im Hinblick auf die Veranderung der Gedankenwelt lag in der Renaissance („Wiedergeburt“), in der Zeit des sich abzeichnenden Wechsels vom Mittelalter zur Fruhen Neuzeit. Das 14. Jahrhundert, also Petrarcas eigene Zeit, gilt jedoch als ein secolo senza poesia, da sich durch das Verfassen vieler lateinischer Werke wenig veranderte. Der Einfluss des etablierten Epochenkonzepts des dunklen und trostlosen Mittelalters war jedoch weiterhin deutlich spurbar. Das Spatmittelalter galt als Zeit des Ubergangs, in der mittelalterliches Ordnungsdenken und die Aushohlung in paradoxer Gleichzeitigkeit standen. In starkem Gegensatz zu Werken des Mittelalters legte Petrarca den Fokus seiner Dichtung auf die Sinneseindrucke des Individuums. Durch die Augen des lyrischen Ichs werden beispielsweise Elemente der Natur beschrieben. Somit war Petrarca der eigentliche Begrunder des Renaissance- Humanismus. Als Gelehrter hatte er die Antike weitreichend erforscht und so einen neuen Blick auf die eigene Zeit erlangt. Durch Nachahmung der Antike fand in seiner Dichtung eine Art „Flucht“ aus der Gegenwart statt, da Petrarca dort die Tugenden fand, die er zu seiner Zeit vermisste. Dieser Umstand fuhrte auch dazu, dass Petrarca die Abgeschiedenheit vorzog. Seinen locus amoenus fand er in einem kleinen Hauschen im Tal der Vaucluse, wo er vor den „Krankheiten“ der Gesellschaft fliehen konnte. Dieser Ort wurde lange Zeit Inspiration seiner Werke. Denn schopferische und landschaftliche Elemente sowie die Erweckung der Antike sind grundlegende „Bausteine“ in Petrarcas Werken. Dies geschah unter anderem durch die Entwicklung des stadtischen Lebens in Italien und die Bildung einer allgemeinen Gesellschaft, in der Gleichheit zwischen Adligen und Burgertum herrschte. Anders als viele humanistische Dichter lag Petrarcas Fokus nicht auf der Wiedererweckung der Schriften der Alten, sondern im ethischen Handeln und darauf, aus dem Blickwinkel und Geist der Alten zu schreiben. Die Modernitat in Petrarcas Werken liegt dabei in der Betonung des Schopferischen (Natur) und des Individuums. Indem er den christlichen Humanismus vertrat, versuchte er die Weisheiten und Werte der Antike mit dem christlichen Glauben zu vereinen.3

Der Sprung von der Kategorie des Mittelalters zur Kategorie der Moderne wird von Petrarca aufgelost, indem er in seinen Werken die Dehnung der Zeit nutzt (beispielsweise im Canzoniere ). Durch die moralische bzw. symbolische und asthetische Ebene der Zeit, weist er darauf hin, dass nicht einfach die Herstellung einer Analogie zwischen Sakularisierung und Beginn der Neuzeit hergestellt werden kann, denn es entstehen feingliedrige Ebenen dieser Ubergangszeit. Zu Beginn steht die paradoxe Situation des Spatmittelalters, welche nicht nur zeitlich und konzeptuell, sondern auch von neuzeitlichen Epochenkonstellationen abgegrenzt werden kann. Davon zu unterscheiden ist jedoch der Modernisierungsschub des Spatmittelalters, der sich aus der historischen Dimension des Mittelalters entwickelte. SchlieBlich sind auch neuzeitliche Tendenzen vorhanden, welche zu einer Wende der Subjektgeschichte fuhren4 Dies hat zur Folge, dass eine Art Dynamisierung der Renaissance entsteht.5 Die Zwiespaltigkeit des Subjekts der Moderne wird betont, wodurch eine Abgrenzung zur Subjektivitat als Ermachtigung erfolgt. In der Literatur sind verschiedenen Meinungen vertreten, ob die Zwiespaltigkeit ihren historischen Ursprung im Mittelalter (z. B. Kablitz) oder in der Renaissance (z. B. Warning) hat.6 In der Renaissance des 15. Und 16. Jahrhunderts anthropologischen Parameter „positivierten Affektivitat, der Perfektibilitat und Mutabilitat des Ichs“ und die „prometheischen Selbsterschaffung des Subjekts“ im Zentrum aller Gedanken.7

Der daraus resultierende Petrarkismus, der als systematische literarische imitatio zu verstehen ist, hatte seine Hochzeit in der Renaissance und im Barock. Diese Werke verbinden, wie Petrarca selbst, Identitat und Individualitat, wodurch eine Widerspruchlichkeit entsteht, die zu Sinnirritationen fuhrt.8

3 Allgemeine landschaftliche Elemente Petrarcas

Die Diversitat der verwendeten Landschaftselemente ist groB. Landliche Szenen mit bukolischen Elementen, die idyllische Natur Arkadiens mit ihren Bergen, Flussen und Talern. Eine Schafsherde mit ihrem Hirten.9 Sowohl Petrarca selbst als auch die Vielzahl der Anhanger und Anhangerinnen des Petrarkismus nutze in ihrer Dichtung die Landschaft bzw. Elemente aus der Natur, um eine gewisse Atmosphare zu erzeugen und das Innenleben des lyrischen Ichs zu vermitteln.

[...]


1 Minnesang: Ritualisierte Form der gesungenen Liebeslyrik (vgl. Emmerling, Sonja: Minnesang (online unter https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Minnesang, aufgerufen am 22.03.2021)

2 vgl. Stierle, Karlheinz: Francesco Petrarca (online unter: https://files.hanser.de/Files/Article/ARTK_LPR_9783446203822_0001.pdf, aufgerufen am 23.03.2021), S. 3

3 vgl. Nendza, Sascha: Der Aufstieg Petrarcas in die Moderne unter der Wiedererweckung des Altertums, Koln: Grin Verlag 2005, S. 2-5

4 vgl. Ventarola, Barbara (2002): Kairos und Seelenheil - Textspiele der Entzeitlichung in Francesco Petrarcas Canzoniere (online unter: https://kups.ub.uni- koeln.de/1966/1/Dissertation.pdf, aufgerufen am 22.03.2021), S. 28-30

5 vgl. ebd., S. 94

6 vgl. ebd., S. 28-30

7 vgl. ebd., S. 184

8 vgl. ebd., S. 183

9 vgl. Bernsen, Michael/Huss, Bernhard (Hgg.): Der Petrarkismus. Ein europaischer Grundungsmythos. Gottingen: V&R unipress 2011, S. 274

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Details

Titel
Verwendung, Funktion und Metaphorik der Landschaft in Petrarcas Dichtung. Stilistische Merkmale im "canzoniere"
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
2.3
Autor
Jahr
2021
Seiten
17
Katalognummer
V1243195
ISBN (eBook)
9783346670960
ISBN (Buch)
9783346670977
Sprache
Deutsch
Schlagworte
verwendung, funktion, metaphorik, landschaft, petrarcas, dichtung, stilistische, merkmale
Arbeit zitieren
Mieke Brinkhaus (Autor:in), 2021, Verwendung, Funktion und Metaphorik der Landschaft in Petrarcas Dichtung. Stilistische Merkmale im "canzoniere", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1243195

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