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Die Sprachberatung der Academias de la Lengua in Hispanoamerika

von Hanna Merk (Autor:in)
©2022 Dissertation 214 Seiten
Reihe: America Romana, Band 11

Zusammenfassung

Die vorliegende Studie zeichnet erstmals ein umfassendes Bild des breiten Spektrums der Sprachberatung der Academias de la Lengua in Hispanoamerika. Im Fokus der Arbeit stehen dabei die Formen der massenmedialen Beratung der kolumbianischen, mexikanischen, dominikanischen und argentinischen Sprachakademien, die traditionelle und innovative Verfahren verbinden. Dabei werden die unterschiedlichen Merkmale der einzelnen Beratungsstrategien in Sprachratgebern und Periodika sowie auf verschiedenen Internetplattformen illustriert. Auf inhaltlicher Betrachtungs‑ ebene stehen Fragestellungen zu Entlehnungen, Aspekten gendergerechter Sprache, Orthographie(neu)regelungen sowie zum Umgang mit diatopischen Varietäten im Zentrum der Untersuchung.

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titel
  • Copyright
  • Autorenangaben
  • Über das Buch
  • Zitierfähigkeit des eBooks
  • Danksagung
  • Inhaltsverzeichnis
  • 1 Einleitung
  • 1.1. Gegenstand und Ziele
  • 1.2. Vorgehensweise
  • 2 Aspekte der Sprachberatung
  • 2.1. Terminologische Orientierung
  • 2.2. Sprachpflege
  • 2.3. Sprachberatung als „konsultative Sprachpflege“
  • 2.4. Akteure und Formen der Sprachberatung
  • 2.5. Studien zur Sprachberatung in der Hispanistik
  • 2.6. Beschaffenheit des Analysekorpus
  • 3 Das Organisationsgefüge der Akademien
  • 3.1. Die Real Academia Española
  • 3.2. Die Akademiegründungen außerhalb Europas
  • 3.3. Sprachakademien in Hispanoamerika
  • 3.3.1. Die Academia Colombiana de la Lengua
  • 3.3.2. Die Academia Mexicana de la Lengua
  • 3.3.3. Die Academia Dominicana de la Lengua
  • 3.3.4. Die Academia Argentina de Letras
  • 3.4. Zusammenfassung
  • 4 Die akademische Sprachberatung in Hispanoamerika und ihre Strategien
  • 4.1. Die Sprachberatungsdienste der Akademien
  • 4.2. Die Strategien der massenmedialen Sprachberatung
  • 4.2.1. Nachschlagewerke und Sprachratgeber
  • 4.2.2. Sprachberatung in Periodika
  • 4.2.3. Sprachberatung auf der Internetseite
  • 4.2.4. Sprachberatung in den sozialen Medien
  • 4.3. Weitere Aspekte der aktuellen Sprachberatung in der hispanophonen Welt
  • 4.4. Exkurs: Die Sprachberatung der Fundéu
  • 4.5. Zwischenfazit
  • 5 Wiederkehrende sprachstrukturelle und sprachspezifische Themen
  • 5.1. Der Umgang mit Lehnbeziehungen
  • 5.2. Die Feminisierung von Berufs- und Amtsbezeichnungen
  • 5.3. Die Empfehlungen zur gendergerechten Sprache
  • 5.4. Die orthographischen Neuregelungen im Fall sólo/solo
  • 5.5. Diatopische Markierungen in der Sprachberatung
  • 6 Schlussbetrachtung
  • 7 Ausblick
  • 8 Verzeichnisse
  • 8.1. Abbildungsverzeichnis
  • 8.2. Tabellenverzeichnis
  • 8.3. Korpusverzeichnis
  • 8.4. Literaturverzeichnis

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1 Einleitung

Nuestra lengua y nuestra cultura, en 140 caracteres – so lautete der Titel einer Kolumne, die die Academia Argentina de Letras (AAL) zwischen 2014 und 2016 in ihrem Boletín informativo digital führte. In diesem Format wurden jeweils drei bis vier aktuelle Beiträge abgedruckt, welche die AAL zuvor über ihren Twitter-Kanal veröffentlicht hatte. Der Titel dieser Rubrik scheint den Lesenden viel zu versprechen: die Vermittlung von Informationen zur argentinischen Kultur und Sprache in nur 140 Zeichen.1 Es handelt sich hierbei also um ein Format, welches der Leserschaft in äußerst konziser Form sprachliche und kulturelle Inhalte zugänglich machen möchte. Gleichzeitig wirft dieser Titel unweigerlich Fragen danach auf, wie die argentinische Akademie dieses ambitionierte Vorhaben umsetzt, wie sich die einzelnen Beiträge gestalten und welche Themen und Inhalte in den kompakten Tweets behandelt werden (können). Diese Fragestellungen gaben den initialen Anstoß für die vorliegende Studie und die davon ausgehenden Beobachtungen konkretisierten schließlich das Vorhaben, das breite Panorama der sprachberatenden Tätigkeiten der hispanophonen Akademien zu untersuchen.

Bei weiterer Betrachtung zeigt sich nämlich, dass die AAL nicht die einzige hispanophone Sprachakademie2 ist, die sich in den sozialen Medien präsentiert und diese zur Sprach- und Kulturvermittlung beziehungsweise allgemein zur Popularisierung ihrer Arbeit nutzt. Die Präsenz der academias de la lengua auf den verschiedensten Internetplattformen ist im letzten Jahrzehnt ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit und damit verbunden der akademischen Sprachpflege – als zentrale Aufgabe dieser Institutionen – geworden. Laut Lebsanft verfügt das Spanische seit der Gründung der Real Academia Española (RAE) im Jahr 1713 über eine „traditionsreiche und ←11 | 12→lebendige, modernisierungsfreudige und –fähige Sprachkultur“ (Lebsanft 2013, 58) – eine Tatsache, die sich unter anderem in der zunehmenden Digitalisierung der Akademiearbeit zeigt. So haben sich alle Akademien einen Internetauftritt eingerichtet, mithilfe dessen sie Informationen zu ihrer facettenreichen Arbeit vermitteln.3 Ein wichtiger Teil dieser Internetpräsenzen ist zweifelsohne das umfangreiche und stetig wachsende Angebot an digitalisierten (sprachkodifizierenden) Werken der Akademien, wodurch allen Personen mit einem Internetzugang die Möglichkeit geboten wird, kostenfrei auf Wörterbücher, Grammatiken und auf eine Vielzahl weiterer Publikationen der Akademien zuzugreifen. Im Zuge dieser Entwicklungen hat die RAE angekündigt, dass die neue, 24. Auflage des Diccionario de la Lengua Española (DLE) ausschließlich in einer digitalen Version erscheinen wird (vgl. RAE 2017). Darin zeigt sich nicht nur eine gelungene Modernisierung der Kodifikationsarbeit der Akademien durch die zunehmende Digitalisierung, sondern auch der Versuch, durch ansprechende, zeitgemäße und innovative Verfahren das Interesse der Sprecher_innen an der spanischen Sprache zu wecken. Durch ihr vielfältiges Angebot an digitalen Hilfsmitteln versuchen die Akademien das Sprachbewusstsein der Sprecher_innen zu fördern, wozu die akademischen Sprachberatungsdienste in besonderem Maße ihren Beitrag leisten. In diesem Zusammenhang beeinflusst das Aufkommen der Massenmedien als Kommunikationsmedium nicht nur die sprachpflegerische Arbeit der Akademien im Allgemeinen, sondern auch ihre sprachberatenden Tätigkeiten im Speziellen. Diese Entwicklung des letzten Jahrzehnts soll der wesentliche Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein.←12 | 13→

1.1. Gegenstand und Ziele

Dass die Sprachakademien im hispanophonen Raum eine wichtige Rolle in Fragen der Sprachnormierung und Sprachpflege einnehmen, ist gemeinhin bekannt (vgl. unter anderem García Yebra 1998, Lebsanft 2013, Polzin-Haumann 2014, Süselbeck 2011). Mit Hinblick auf die Sprachberatung als Teil des umfassenden Sprachpflegeprogramms der Akademien zeigt sich allerdings, dass eine systematische Erfassung dieses akademischen Arbeitsbereiches ein Desiderat in der Hispanistik darstellt. Da bislang keine Beschreibung und Analyse der Strategien der Sprachberatung der Akademien im hispanophonen Raum vorliegt, versucht die vorliegende Arbeit, diese Lücke zu schließen und das umfassende Panorama der sich in den letzten Jahren stark gewandelten und zunehmend ausgebauten, akademischen Sprachberatung abzubilden.

Exemplarisch wird in dieser Studie anhand der Academia Colombiana de la Lengua (ACL), der Academia Mexicana de la Lengua (AML), der Academia Dominicana de la Lengua (ADL) sowie der Academia Argentina de Letras (AAL) die Vielfalt der Strategien der Sprachberatung dargestellt. Die Auswahl dieser vier Akademien lässt sich zunächst dadurch begründen, dass sie das wesentliche Kriterium erfüllen, sprachberatend aktiv zu sein. Konkretisiert bedeutet das, dass sich die Sprachberatung der vier genannten Institutionen im Verbund der Akademien in besonderem Maße durch ihre Angebotsvielfalt auszeichnet, die Sprachberatung zudem derzeit aktiv betrieben wird und eine Auswahl der Sprachratschläge öffentlich einsehbar ist. Ferner handelt es sich historisch gesehen um frühe Sprachzentren des Spanischen in der Neuen Welt (vgl. Lüdtke 2019, 731–733). Auch heute stellen Kolumbien, Mexiko und Argentinien mit hohen Sprecherzahlen Strahlungszentren in Bezug auf Normierungsfragen dar. In Anlehnung an die áreas lingüísticas, die in der Nueva gramática de la lengua española (NGLE 2009) differenziert werden, können neben den Gebieten Río de la Plata, México y Centroamérica und der Caribe continental durch die Miteinbeziehung der ADL auch die Antillen als geographischer und sprachlicher Raum in der vorliegenden Analyse berücksichtigt werden.

Ziel dieser Arbeit ist es, das facettenreiche Spektrum der akademischen Sprachberatung zu beschreiben und damit das Forschungsdesiderat zu beheben, wobei die vielfältigen Verfahren der massenmedialen Sprachberatung ←13 | 14→der Akademien erfasst werden.4 In einem weiteren Schritt werden die konkreten Strategien der Sprachberatung anhand exemplarisch ausgewählter Beiträge untersucht. Um hierbei eine möglichst gute Vergleichbarkeit zwischen den Akademien herstellen zu können, wurden Themenbereiche ausgewählt, zu denen jeweils mehrere Beratungsdienste Empfehlungen verfasst haben. Darüber hinaus handelt es sich bei den Beiträgen um aktuelle und zum Teil kontrovers diskutierte Fragestellungen. Diese Arbeit wird sich daher auf eine qualitative Auswertung der Sprachratschläge konzentrieren und keine quantitative Auswertung der gesamten Sprachenfragen präsentieren können.

1.2. Vorgehensweise

Zunächst wird im ersten Teil der Arbeit der theoretische und definitorische Rahmen festgelegt, wobei die Sprachberatung im Kontext der Sprachpflege und Sprachlenkung verortet wird. Zudem werden die möglichen Verfahren der Sprachberatung skizziert und die Rolle der Akteure der Sprachberatung herausgearbeitet. Die Ausführungen hierzu orientieren sich maßgeblich an den Arbeiten der germanistischen Linguistik, unter anderem an den Überlegungen von Dieckmann (1980) und Greule/Ahlvers-Liebel (1986). Eine Übersicht über die Arbeiten und den Forschungsstand zur Sprachberatung in der Hispanistik wird daran anschließend gegeben. Nachdem die terminologische Grundlage erfolgt ist, werden der Forschungsgegenstand und das Analysekorpus näher abgegrenzt.

Der allgemeinen Betrachtung der in dieser Arbeit im Fokus stehenden Akademien als sprachberatende Institutionen ist der darauffolgende ←14 | 15→Abschnitt gewidmet. In diesem Zusammenhang wird zunächst ein Überblick über die ursprünglichen Gründungsmotive der RAE als erste spanischsprachige Akademie gegeben und im Anschluss die ab 1871 einsetzenden Gründungen der hier behandelten Tochterakademien in Hispanoamerika unter dem Einfluss des Sprachideals der RAE beleuchtet. Zudem werden die Organisationsstrukturen und die Tätigkeitsbereiche der Akademien skizziert, um schließlich auf dieser Grundlage die Rolle, die der Sprachberatung im Arbeitsfeld der Akademien zukommt, einordnen zu können.

Die sich hieran anschließenden Abschnitte stellen den Hauptteil der vorliegenden Studie dar: Es werden zunächst die einzelnen Verfahren der akademischen Sprachberatung beschrieben und anschließend anhand exemplarisch ausgewählter Beispiele die konkreten Strategien der Sprachberatung und Einstellungen der Akademien zu bestimmten sprachlichen Fragestellungen herausgearbeitet. Daher wird im vierten Kapitel zunächst die institutionelle und personelle Struktur der Sprachberatungsdienste der Akademien vorgestellt, woran sich eine ausführliche Beschreibung der Verfahren der massenmedialen Sprachberatung anschließt. Diese Beschreibung erfolgt nicht losgelöst von der sprachberatenden Arbeit der RAE, da sie, wie sich herausstellen wird, im Hinblick auf die Konzeption der Sprachberatung der übrigen Akademien eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Es werden zunächst die Sprachratgeber Diccionario Argentino de Dudas Idiomáticas (DADI 2011) der AAL sowie El lenguaje del buen decir (2014) der ADL in ihrer Zielsetzung, Makro- und Mikrostruktur beschrieben. Daran schließt sich die Betrachtung der Veröffentlichung von Sprachenfragen in den Periodika Boletín de la Academia Colombiana de la Lengua sowie Vigía del Idioma der ACL an. Zudem werden die Datenbanken La gente consulta der ACL, Respuestas der AML und Consultas der ADL, welche die (häufigsten) Sprachenfragen auf den Internetseiten der Akademien kompilieren, kontrastiv beschrieben. Den Abschluss dieser Betrachtung bildet die Beschreibung der zunehmenden Verlagerung der Sprachberatungsdienste in die sozialen Medien, wobei hier der Microblogging-Dienst Twitter im Zentrum der Darstellung steht.

In einem Exkurs werden weitere Aspekte der Sprachberatung im hispanophonen Raum betrachtet, wobei die Verfahren der Sprachberatung weiterer Sprachakademien herausgearbeitet werden sowie eine Übersicht über die Strategien der Sprachberatung der spanischen Fundéu sowie deren ←15 | 16→beiden Dependenzen in der Dominikanischen Republik und Argentinien gegeben wird.

Details

Seiten
214
Jahr
2022
ISBN (PDF)
9783631866122
ISBN (ePUB)
9783631866139
ISBN (MOBI)
9783631866146
ISBN (Hardcover)
9783631866115
DOI
10.3726/b18958
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (März)
Erschienen
Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Warszawa, Wien, 2022. 214 S., 13 farb. Abb., 5 s/w Abb., 4 Tab.

Biographische Angaben

Hanna Merk (Autor:in)

Hanna Merk studierte spanische und französische Philologie an der Universität Trier, wo sie im Anschluss als Mitarbeiterin des America Romana Centrums und als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Romanistik tätig war. 2020 schloss sie an der Universität Trier ihre Promotion in romanischer Philologie ab.

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