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»… Ob sye heiden synt ader cristen …«

Figurationen von Kreuzzug und Heidenkampf in deutschen und lateinischen Herzog Ernst-Fassungen des Hoch- und Spätmit telalters (HE B, C und F) Uta Goerlitz

»…Ob sye heiden synt ader cristen…«

Figurations of the crusade and of the fight against the heathens in German and Latin Highand Late-Medieval versions of the Herzog Ernst (HE B, C and F)

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Abstract

Starting in the 12th century, the narrative complex around the fictive Duke Ernest of Bavaria develops first in German and later in Latin versions. Frequently it is subsumed under the label of the so-called ›Kreuzzugsdichtung‹ (crusade poetry) because Ernest’s adventurous voyage to the Orient, in parts of which the Duke excels in the fight against the heathens, is an essential part of all preserved versions of the Herzog Ernst. Apparently the protagonist’s journey to the Orient had a particular potential to fascinate audiences in the Middle Ages and even modern ones. The polyvalency of the text made it possible to mine this potential, again and again, for innovative rewritings. Nevertheless, there are no in-depth comparative studies which take into account the bilingualism of the sprawling and complex textual tradition. Analyzing the different figurations of the crusade and the fight against the heathens in significant selections of the text, this article contributes to fill this lacuna. I focus on the Middle-High-German and Latin versions B and C from the 13th century, also taking into account the Early-New-High-German version F, written in the 15th century on the basis of C. We will see that the respective versions vary the topic of the crusade and fight against the heathens more strongly than previously surmised. The varying importance given to these topics is essentially related to the function that Duke Ernest’s voyage to the Orient fulfils in the respective versions.

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Literatur

  1. über die Überlieferung (die im Einzelnen durch die in den folgenden Anmerkungen genannten Editionen zu präzisieren, teils auch zu modifizieren sind) geben Behr, Hans-Joachim: Herzog Ernst. Eine Übersicht über die verschiedenen Textfassungen und deren Überlieferung, Göppingen 1979

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  2. Ders./ Szklenar, H[ans]: [Art.] »Herzog Ernst«, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3, Berlin/New York 1981, Sp. 1170–1191, hier Sp. 1175–1188, mit Korrekturen und Nachträgen in Burghart Wachinger (Hg.): dass. Bd. 11, ebd. 2004, Sp. 654; vgl. im Besonderen ergänzend auch

  3. Bumke, Joachim: »Zur Überlieferungsgeschichte des Herzog Ernst und zu einer neuen Ausgabe des Herzog Ernst A«, in: ZfdPh 119 (2000) S. 410–415.

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  4. HE A: Hg. Cornelia Weber: Untersuchung und überlieferungskritische Edition des Herzog Ernst B mit einem Abdruck der Fragmente von Fassung A, Göppingen 1994. 3 HE B: Hg. Weber 1994 (wie Anm. 2). Vgl. wegen des Kommentars auch die mittelhochdeutsch-euhochdeutsche Ausgabe: Herzog Ernst. Ein mittelalterliches Abenteuerbuch. In der mittelhochdeutschen Fassung B nach der Ausgabe von Karl Bartsch mit den Bruchstücken der Fassung A. Hg. u. übers. Bernhard Sowinski, 2. Aufl. Stuttgart 1979. Zur Datierungsfrage vgl. unten, Anm. 39.

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  5. HE Erf[urt] (1. Hälfte d. 13. Jh.s): Gesta Ernesti ducis. Die Erfurter Prosa-Fassung der Sage von den Kämpfen und Abenteuern des Herzogs Ernst. Hg. Peter Christian Jacobsen/ Peter Orth, Erlangen 1997, und HE C (2. Hälfte d. 13. Jh.s): Hystoria ducis Bauariae Ernesti. Kritische Edition des ›Herzog Ernst‹ C und Untersuchungen zu Struktur und Darstellung des Stoffes in den volkssprachlichen und lateinischen Fassungen. Hg. Thomas Ehlen, Tübingen 1996.

  6. HE F: Herzog Ernst. Das deutsche Volksbuch, in: Herzog Ernst. Hg. Karl Bartsch, Wien 1869 (Nachdruck Hildesheim 1969), S. 227–308. Bartsch setzt HE F fälschlicherweise mit erheblicher Nachwirkung–bis hin zur orschungsübersicht von Behr/Szklenar 1981 (wie Anm. 1), Sp. 1183 f.–mit der von ihm deshalb nicht mitedierten, seit der Ausgabe von Flood 1992 sogenannten Frankfurter Prosafassung des 16. Jahrhunderts (s. unten, Anm. 10) gleich, vgl. Bartschs Einleitung, S. LXXII–LXXVIII.

  7. Die Editio Princeps der Fassung F erschien in Augsburg: Anton Sorg, um 1476 (Faksimile: Hg. Elisabeth Geck, Wiesbaden 1969).–Außerdem gelangte noch eine frühneuhochdeutsche Liedfassung, Herzog Ernst G, aus dem 14. Jahrhundert in den frühen Buchdruck: Das Lied von Herzog Ernst. Kritisch hg. nach den Drucken des 15. und 16. Jahrhunderts v. K. C. King, Berlin 1959; vgl. ergänzend Flood, John L.: »Nachträgliches zur Überlieferung des Herzog Ernst«, in: ZfdA 98 (1969) S. 308–318.

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  8. Die Zuordnungen schwanken zwischen ›Epos‹ und ›Roman‹, vgl. grundsätzlich Neudeck, Otto: Erzählen von Kaiser Otto. Zur Fiktionalisierung von Geschichte in mittelhochdeutscher Literatur, Köln/Wien 2003, S. 126 ff. Zur Abgrenzung gegenüber dem unten unter 2.3. verglichenen Prosaroman Herzog Ernst F behalte ich die traditionelle Bezeichnung bei.

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  9. Wehrli, Max: »Herzog Ernst«, in: Walter Johannes Schröder (Hg): Spielmannsepik, Darmstadt 1977 [zuerst 1968], S. 436–451, hier S. 437 f.

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  10. So liegen mittlerweile zwar von fast allen vollständig erhaltenen Fassungen neuere Ausgaben vor, die die Grundlage des heutigen Forschungsstandes bilden (vgl. oben, Anm. 2 ff.). Dennoch ist keine andere Fassung auch nur annähernd so gut untersucht wie Herzog Ernst B, vgl. an umfassenden Untersuchungen zuletzt Neudeck 2003 (wie Anm. 11), S. 99–185, und Stock, Markus: Kombinationssinn. Narrative Strukturexperimente im ›Straßburger Alexander‹, im ›Herzog Ernst B‹ und im ›König Rother‹, Tübingen 2004, 149–228.

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  11. Ansatzweise in diese Richtung gehen Ringhandt, Esther: Das Herzog Ernst-Epos. Vergleich der deutschen Fassungen A, B, D, F, Diss. Masch. FU Berlin 1955 (methodisch überholt)

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  12. Meves, Uwe: Studien zu König Rother, Herzog Ernst und Grauer Rock (Orendel), Frankfurt a. M./Bern 1976, S. 181–215 (Übersicht über den gesamten Herzog Ernst-Komplex)

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  13. Behr, Hans-Joachim: Politische Realität und literarische Selbstdarstellung. Studien zur Rezeption volkssprachlicher Texte in der lateinischen Epik des Hochmittelalters, Frankfurt a. M./Bern/Las Vegas 1978; Ders. 1979 (wie Anm. 1), S. 8–43 (Übersicht über den gesamten Herzog Ernst-Komplex); und

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  14. Dörrich, Corinna: Poetik des Rituals. Konstruktion und Funktion politischen Handelns in mittelalterlicher Literatur, Darmstadt 2002, S. 110–140 und S. 190–202 (Anmerkungen) (mit Bezug auf unterschiedliche Ausformungen des Rituals der ›Deditio‹ in HE B, D und C). Vgl. außerdem

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  15. Gerhardt, Christoph: »Die Skiapoden in den ›Herzog-Ernst‹-Dichtungen«, in: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 18 (1977) S. 13–87, sowie Ders.: »Verwandlungen eines Zeitliedes. Aspekte der deutschen Herzog-Ernst-Überlieferung«, in: Reformer als Ketzer. Heterodoxe Bewegungen von Vorreformatoren, Stuttgart-Bad Cannstatt 2004, S. 71–89. Für eine verstärkt synchrone Betrachtungsweise der Herzog Ernst-Überlieferung sowie den diachronen Fassungsvergleich plädieren in den letzten Jahren auch Haustein, Jens: » ›Herzog Ernst‹ zwischen Synchronie und Diachronie«, in: ZfdPh 116 (1997) S. 115–130, und Bumke 2000 (wie Anm. 1), hier S. 411.

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  16. So programmatisch Wentzlaff-Eggebert, Friedrich-Wilhelm: Kreuzzugsdichtung des Mittelalters. Studien zu ihrer geschichtlichen und dichterischen Wirklichkeit, Berlin 1960, S. 113 ff., der dabei, für seine Zeit bezeichnend, voraussetzte: »Die ›Geschichtsnähe‹ des Stoffes verlockt jeden Bearbeiter zur Angleichung an seine damalige Gegenwart, die ›Abenteuernähe‹ zur Belebung durch Kreuzzugsgeschehnisse«. Aufgrund dieser Prämisse wundert er sich–wie aus ähnlichen Gründen etwa auch

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  17. Szklenar, Hans: Studien zum Bild des Orients in vorhöfischen deutschen Epen, Göttingen 1966, S. 152–über die »keineswegs tief im Religiösen verankerte Form der Kreuzzugsthematik« im Herzog Ernst B und erklärt sich diese mit der von ihm daraus abgeleiteten Datierung genau »zwischen zwei Kreuzzügen« (ebd. S. 112), anstatt die spezifische Sinngebungsleistung des literarischen Textes zu sehen und die Frage nach anderen Deutungsoptionen zu stellen. Vgl. zur Terminologie auch Bitterling, K., u. a.: [Art.] »Kreuzzugsdichtung«, in: Lexikon des Mittelalters. Hg. Robert-Henri Bautier u. a., Bd. 4, Stuttgart 1989, Sp. 1519–1525 (darin der Abschnitt von Ursula Schulze zur mittelhochdeutschen Epik, vgl. zu Herzog Ernst, Sp. 1521 f.).–Weitere gängige Bezeichnungen für Herzog Ernst B unter anderen Gesichtspunkten sind, beide bekanntermaßen gleichfalls nicht unproblematisch, »sog. Spielmannsepos« oder auch »Deutsche Chanson de geste«.

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  18. Neudeck, Otto: »Ehre und Demut. Konkurrierende Verhaltenskonzepte im Herzog Ernst B«, in: ZfdA 12 1992) S. 177–209, hier S. 190; entsprechend auch Ders. 2003 (wie Anm. 11), S. 138 f. u. öfter.

  19. Strukturelle Parallelen zum Artusroman haben prägend Wehrli 1977 [zuerst 1968] (wie Anm. 12) und vor allem Kühnel, Jürgen: »Zur Struktur des Herzog Ernst«, in: Euphorion 73 (1979) S. 248–271, geltend gemacht. Vgl. auch, ebenso im Folgenden, die forschungsgeschichtliche Übersicht von Stock 2004 (wie Anm. 13), S. 151–166. In jüngerer Zeit wird diese Position unter anderen außer von Neudeck 1992 (wie Anm. 16) und 2003 (wie Anm. 11), S. 126 ff., auch von

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  20. Stein, Alexandra: »Die Wundervölker des Herzog Ernst (B). Zum Problem körpergebundener Authentizität im Medium der Schrift«, in: Wolfgang Harms/ C. Stephen Jaeger/ Alexandra Stein (Hgg.): Fremdes wahrnehmen–fremdes Wahrnehmen. Studien zur Geschichte der Wahrnehmung und zur Begegnung von Kulturen in Mittelalter und früher Neuzeit, Stuttgart/Leipzig 1997, S. 21–48, hier S. 23 ff., vertreten.

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  21. Spuler, Richard: »The ›Orientreise‹ of ›Herzog Ernst‹«, in: Neophilolgus 67 (1983) S. 410–418, hier S. 417

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  22. Classen, Albrecht: »Die guten Monster im Orient und in Europa. Konfrontation mit dem ›Fremden‹ als anthropologische Erfahrung im Mittelalter«, in: Mediaevistik 9 (1996) S. 11–37, zu HE B S. 19–30, hier S. 28.

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  23. Craciun, Ioana: »Das Bild des Orients im Spielmannsepos Herzog Ernst«, in: Kairoer Germanistische Studien 13 (2002/03) S. 23–39, hier S. 24, unter Bezugnahme auf Szklenar 1966 (wie Anm. 15), dem es erklärtermaßen um das »Orientbild« in der vorhöfischen Epik unter dem Gesichtspunkt des Verhältnisses dieses Bildes »zur zeitgenössischen Kreuzzugswirklichkeit » geht (S. 26), vgl. insgesamt Szklenars Kapitel zum Herzog Ernst B S. 151–182.

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  24. Ebd., S. 226 und S. 214 (Zitate, in dieser Reihenfolge). Vgl. zu dieser grundlegenden Arbeit auch die Rezensionen von Christian Kiening (ZfdPh 123 [2004] S. 434–437) und Armin Schulz (PBB 126 [2004] S. 122–127). Stock knüpft an ältere Überlegungen an, die auf den funktionalen Bezug von Reichs- und Orientteil des Herzog Ernst B aufmerksam gemacht haben, im Besonderen an Simon-Pelanda, Hans: Schein, Realität und Utopie. Untersuchungen zur Einheit eines Staatsromans (Herzog Ernst B), Frankfurt a. M./Bern/New York 1984, und Stein 1997 (wie Anm. 17).

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  25. So Stock 2004 (wie Anm. 13), S. 189 ff.; in diesem Punkt kritisch gegen Stock bei ansonsten grundsätzlich bestehender Nähe zu seinem Ansatz neuerdings Carey, Stephen Mark: »Undr unkunder diet: Monstrous councel in Herzog Ernst B«, in: Daphnis 33 (2004) S. 53–77, insbesondere S. 57 u. S. 75; Carey übersieht in seiner insgesamt spekulativen Studie allerdings, dass Stock »Ernsts Weg durch den Reflexionsraum […] als Stellvertreter-Weg« deutet: »Seine Reise ist der Weg der Selbstreflexion des rîches«, Stock, ebd. S. 217.

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  26. Vgl. zum Folgenden weiterführend generell die instruktive Übersicht über die sozialwissenschaftliche Fremdheitsforschung von Hellmann, Kai-Uwe: »Fremdheit als soziale Konstruktion. Eine Studie zur Systemtheorie des Fremden«, in: Herfried Münkler/ Karin Meßlinger/ Bernd Ladwig (Hgg.): Die Herausforderung durch das Fremde, Berlin 1998, S. 401–459, und zur Anwendung ihrer Erkenntnisse in der Germanistischen Mediävistik im vorliegenden Zusammenhang ergänzend grundsätzlich Münkler, Marina/Röcke, Werner: »Der ordo-Gedanke und die Hermeneutik der Fremde im Mittelalter: Die Auseinandersetzung mit den monströsen Völkern des Erdrandes«, in: Münkler/Meßlinger/Ladwig, ebd. S. 701–766.

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  27. Hellmann 1998 (wie Anm. 28), S. 410 u. 412. Zur asymmetrischen Struktur vgl. im Besonderen auch Koselleck, Reinhart: »Zur historisch-politischen Semantik asymmetrischer Gegenbegriffe«, in: Harald Weinreich (Hg.): Positionen der Negativität, München 1975, S. 65–104; vgl. in demselben Band auch Luhmann, Niklas: »Über die Funktion der Negation in sinnkonstituierenden Systemen«, S. 201–218. In diesem Zusammenhang danke ich für wichtige Anregungen Peter Strohschneider sowie Stephanie Seidl (München)–vgl. auch ihren Beitrag in diesem Sammelband. Vgl. ferner unten Anm. 143.

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  28. Hellmann 1998 (wie Anm. 28), S. 411; vgl. insbesondere auch S. 432 u. 448. Vgl. Hahn, Alois: »Die soziale Konstruktion des Fremden«, in: Walter M. Sprondel: Die Objektivität der Ordnungen und ihre kommunikative Konstruktion, Frankfurt a. M. 1994, S. 140–166, hier S. 151.

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  29. Vgl. dazu Waldenfels, Bernhard: Grundmotive einer Phänomenologie des Fremden, Frankfurt a. M. 2006, S. 117 f. und passim.

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  30. Strohschneider, Peter: »Kreuzzugslegitimität–Schonungsgebot–Selbstreflexivität. Über die Begegnung mit den fremden Heiden im Willehalm Wolframs von Eschenbach «, in: Stefan Krimm/ Dieter Zerlin (Hgg.): Die Begegnung mit dem Islamischen Kulturraum in Geschichte und Gegenwart. Acta Hohenschwangau 1991, München 1992, S. 23–42, hier S. 31, im Rahmen grundsätzlicher Überlegungen zur Darstellung des Verhältnisses von Heiden und Christen im Willehalm Wolframs von Eschenbach.

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  31. Grundsätzlich ist zum Folgenden das Nebeneinander unterschiedlicher Kreuzzugskonzepte und Heidenbilder in der Literatur »unabhängig von der Entstehungszeit« der Texte zu betonen, vgl. grundlegend Schnell, Rüdiger: »Die Christen und die ›Anderen‹. Mittelalterliche Positionen und germanistische Perspektiven«, in: Odilo Engels/ Peter Schreiner (Hgg.): Die Begegnung des Westens mit dem Osten, Sigmaringen 1993, S. 185–202, hier S. 187, und vgl. auch Strohschneider 1992 (wie Anm. 32). Die historische Forschung hat darüber hinaus hervorgehoben, dass die Bezeichnungen für Kreuzzüge im Mittelalter variieren und damit »sehr Unterschiedliches« benannt worden ist (Hehl, Ernst-Dieter: »Was ist eigentlich ein Kreuzzug?«, in: Historische Zeitschrift 259 [1994] S. 297–335, hier S. 298). Vgl. zu den verschiedenen Motivkomplexen mittelalterlicher Kreuzfahrer, unter denen »das ›Feindbild Muslim‹« nur einen unter anderen bildet (Hehl, ebd. S. 245), aus der Fülle der Literatur nur etwa folgende Auswahl der letzten Jahre

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  32. Hehl, Ernst-Dieter: »Die Kreuzzüge. Feindbild–Erfahrung–Reflexion«, in: Hans-Jürgen Kotzur (Hg.): Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge. Bearb. Brigitte Klein/Winfried Wilhelmy, Mainz 2004, S. 237–247

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  33. Jaspert, Nikolas: Die Kreuzzüge, 4. Aufl. Darmstadt 2008, S. 12–32; Ders.: » ›Wo seine Füße standen‹ (Ubi steterunt pedes eius). Jerusalemsehnsucht und andere Motivationen mittelalterlicher Kreuzfahrer«, in: Kotzur, ebd. S. 173–185

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  34. Riley-Smith, Jonathan: Wozu heilige Kriege? Anlässe und Motive der Kreuzzüge. Aus dem Engl. übers. v. Michael Müller, Berlin 2003 [zuerst 3. Aufl. Houndmills/Basingstoke/New York 2002]

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  35. Tyerman, Christopher: Fighting for Christendom. Holy War and the Crusades, Oxford 2004, hier S. 27 ff.; Ders.: The Invention of the Crusades, London 1998.

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  36. Vgl. zu den unterschiedlichen Bezeichnungen in letzter Zeit weiterführend Möhring, Hannes: »The Christian concept of the Muslim enemy during the Crusades«, in: Hans-Henning Kortüm (Hg.): Transcultural wars from the Middle Ages to the 21st century, Berlin 2006, S. 185–193. Vgl. hier kurzgefasst außerdem

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  37. Gensichen, Hans- Werner: [Art.] »Heidentum. I. Biblisch/Kirchen-missionsgeschichtlich«, in: Theologische Realenzyklopädie. Gerhard Müller/Horst Balz u. a. (Hgg.), Bd. 14, Berlin/New York 1985, S. 591–601, und Hödl, L.: [Art.] »Heiden, -tum«, in: Lexikon des Mittelalters. Robert-Henri Bautier u. a. (Hgg.), Bd. 4, Stuttgart 1989, Sp. 2011–2013.

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  38. Vgl. hierzu in Bezug auf das Bild der Heiden in der mittelhochdeutschen Literatur die überblickenden Darstellungen von Naumann, Hans: »Der wilde und der edle Heide«, in: Paul Merker/ Wolfgang Stammler (Hgg.): Vom Werden des deutschen Geistes. Festgabe Gustav Ehrismann, Berlin/Leipzig 1925, S. 80–101, hier S. 91

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  39. Stein, Siegfried: Die Ungläubigen in der mittelhochdeutschen Literatur, Darmstadt 1963 [zuerst Heidelberg 1932], hier S. 53 ff.; auch Szklenar 1966 (wie Anm. 15), in Bezug auf Herzog Ernst B S. 150–182; Schnell 1993 (wie Anm. 34); und vgl. unter anderen jetzt auch Sabel, Barbara: Toleranzdenken in mittelhochdeutscher Literatur, Wiesbaden 2003, hier S. 267 ff.

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  40. Vgl. zum Folgenden auch die verschiedenen von der historischen Forschung herausgearbeiteten »Motivkomplexe« (Jaspert 2004 [wie Anm. 34]) der Kreuzfahrer. Grundsätzlich können mehrere, »in ihrer jeweiligen Wirksamkeit auf den Kreuzfahrer […] unterschiedlich relevant[e]« Faktoren unterschieden werden: »die stark eschatologisch ausgerichtete Jerusalemsehnsucht, der Wallfahrtsgedanke, die Konzeption des Heiligen Krieges und Heidenkampfes, die leitende Autorität des Papstes […] und der Verdienst- und Lohngedanke im Kreuzzugsablaß« (Schwinges, Rainer Christoph: Kreuzzugsideologie und Toleranz. Studien zu Wilhelm von Tyrus, Stuttgart 1977, S. 3). In der instruktiven Zusammenstellung der einzelnen Motivkomplexe von Jaspert 2004 (wie oben) sind als weiteres »wichtiges Movens der Krieger« (ebd. S. 175) daneben insbesondere auch die im Begriff des miles Christi subsumierten »ritterlichen Wertvorstellungen« (ebd.) und der Wunsch zur imitatio Christi genannt. Generell war darüber hinaus der rechte innere, durch Frömmigkeit gekennzeichnete Beweggrund (intentio) gefordert. Im Spätmittelalter kam unter anderem eine verstärkte »Reise- und Abenteuerlust« dazu (ebd. S. 176). Vgl. außerdem die oben in Anm. 34 genannten Titel.

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  41. »Wyr haben wider got so vil getan / Das wyr nů billich muszen / Vff syn hulde buszen, / Das er vns ruche dye schulde vergeben« (HE B, V. 1818–1821). Vgl. die Übersetzung von Sowinski 1979 (wie Anm. 3): »Wir haben ja auch Gott [sehr] zuwidergehandelt, / so daß wir ihm zu Recht / Buße leisten müssen, daß er uns / unsere Schuld vergebe und wir seine Huld gewinnen«. Zur Diskussion der Forschung zur Frage nach der Schuld Ernsts vgl. zuletzt Stock 2004 (wie Anm. 13), S. 170 ff. mit Anm. 127 (Literatur), der ihre prinzipielle Unentscheidbarkeit herausstellt, wozu insbesondere auch Ebel, Kai-Peter: »Huld im ›Herzog Ernst B‹. Friedliche Konfliktbewältigung als Reichslegende«, in: Frühmittelalterliche Studien 34 (2000), S. 186–212, zu vergleichen ist. Vgl. Hehl 1994 (wie Anm. 34), S. 305, zur Auffassung, dass Tötung im Krieg mit kirchlicher Buße zu sühnen sei.

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  42. Zur Herkunft des Motivs der Kranichmenschen, die letztlich unklar bleibt, vgl. umfassend Ehlen 1996 (wie Anm. 6), S. 81–94 (mit Diskussion der älteren Literatur), u. auch S. 25, und zuletzt Brunner, Horst: »Der König der Kranichschnäbler. Literarische Quellen und Parallelen zu einer Episode des ›Herzog Ernst‹«, in: Ders.: Annäherungen. Studien zur deutschen Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Berlin 2008, S. 21–37, hier S. 31 ff. Ehlen weist darauf hin, dass Kraniche allgemein im Gefolge einer aus der griechischen Antike überkommenen Tradition als besonders kriegerische Vögel galten (S. 85)–Unter den jüngeren Deutungen der Grippia-Episode, die je nach Frageansatz und Methodik teils stark differieren, vgl. hier insbesondere

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  43. Allard, Jean-Paul: »La geographie mythique et sacrée dans la seconde partie du Herzog Ernst B«, in: Danielle Buschinger/ Wolfgang Spiewok (Hgg.): Die Geographie in der mittelalterlichen Epik. La geographie dans les textes narratifs mediévaux. Actes du Colloque du Centre d’Etudes Médiévales de l’Université de Picardie Jules Verne Saint-Valéry-sur-Somme, 28–31 mars 1996, Greifswald 1996, S. 1–14, hier S. 6 ff.; Stein 1997 (wie Anm. 17), S. 30 ff.

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  44. Morsch, Carsten: »Lektüre als teilnehmende Beobachtung. Die Restitution der Ordnung durch Fremderfahrung im Herzog Ernst (B)«, in: Wolfgang Harms/ C. Stephen Jaeger/ Horst Wenzel u. a. (Hgg.): Ordnung und Unordnung in der Literatur des Mittelalters, Stuttgart 2003, S. 109–128; und Stock 2004 (wie Anm. 13), S. 201 ff. mit Anm. 186.

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  45. Augustinus hatte die Zugehörigkeit der monströsen Völker zum genus humanum mit weitreichender Nachwirkung über die Vernunft definiert. Der auf antike Traditionen zurückführbaren, historiographisch-enzyklopädischen Überlieferung des Mittelalters zufolge wurden die monströsen Völker dabei, wie dies auch im Herzog Ernst der Fall ist, am Erdrand verortet, vor allem in Indien und Äthiopien. Ihr Realitätsstatus stand deshalb im Prinzip (abhängig vom jeweiligen Diskursfeld) außer Frage, was bei der Bezeichnung dieser Völker als in einem ›fabulösen‹ Orient angesiedelte ›Fabelwesen‹, wie sie in der Herzog Ernst-Forschung vorherrscht, zu beachten ist. Vgl. zum Ganzen umfassend und weiterführend Münkler/Röcke 1998 (wie Anm. 28), zu dem zuletzt genannten Punkt insbesondere auch S. 706 ff., in Bezug auf Herzog Ernst (B) S. 709 f.: »Wo, wie im Herzog Ernst oder im Reinfried von Braunschweig, eindeutig monströse Völker auftauchen, werden diese gemäß den Beschreibungen der Enzyklopädien in einem relativ deutlich umrissenen geographischen Raum [am Erdrand] verortet, mit den bekannten Völkernamen bezeichnet und haben keine übernatürlichen Kräfte. In diesem und ähnlichen Fällen partizipiert der fiktionale Entwurf am Weltbild der szientifischen Weltbeschreibung und verortet den fiktiven Helden damit in einer realen Welt«. Vgl. kurzgefasst auch Röcke, Werner: »Erdrandbewohner und Wunderzeichen. Deutungsmuster von Alterität in der Literatur des Mittelalters«, in: Silvia Bonvenschen u. a. (Hgg.): Der fremdgewordene Text. Festschrift für Helmut Brackert zum 65. Geburtstag, Berlin/New York 1997, S. 265–284.

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  46. Je nach Diskursfeld gab es unterschiedliche Ansätze zur Erklärung der Deformationen der monströsen Völker. Wo man diese historisch einzuordnen versuchte, wurden sie meist pejorativ als Nachkommen des von Gott verfluchten Brudermörders Kain betrachtet oder, weniger negativ, wie in den volkssprachigen Wissensenzyklopädien als Nachkommen der sündhaften Töchter Adams, die ihnen von Adam verbotene Kräuter aßen und deshalb missgestaltete Kinder zur Welt brachten. Vgl. zur generellen Einordnung Münkler/Röcke 1998 (wie Anm. 28), S. 735 ff., und in Bezug auf die mittelhochdeutsche Literatur hier Szklenar 1966 (wie Anm. 15) und Seitz, Barbara: Die Darstellung häßlicher Menschen in mittelhochdeutscher erzählender Literatur. Von der Wiener Genesis bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts, Tübingen 1967.

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  47. Zu vergleichbar ausgrenzenden Beschreibungen der Heiden zum Beispiel im Rolandslied des Pfaffen Konrad als hundsköpfigen oder Schweinen ähnlichen Gestalten vgl. auch den Beitrag von Stephanie Seidl in diesem Band. Vgl. grundsätzlich außerdem Jauss, Hans Robert: »Die klassische und die christliche Rechtfertigung des Hässlichen in der mittelalterlichen Literatur«, in: Ders. (Hg.): Die nicht mehr schönen Künste. Grenzphänomene des Ästhetischen, München 1968, S. 143–168, und

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  48. Schmolke-Hasselmann, Beate: »›Camuse chose‹. Das Häßliche als ästhetisches und menschliches Problem in der altfranzösischen Literatur«, in: Albert Zimmermann (Hg.): Die Mächte des Guten und des Bösen. Vorstellungen im XII. und XIII. Jahrhundert über ihr Wirken in der Heilsgeschichte, Berlin/New York 1977, S. 442–452, sowie, weiterweisend aus jüngster Zeit

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  49. Zimmermann, Julia: »Hässlichkeit als Konstitutionsbedingung des Fremden und Heidnischen? Zur Figur der Cundrîe in Wolframs von Eschenbach Parzival und in Albrechts Jüngerem Titurel«, in: Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 54 (2007) S. 202–222. Vgl. auch oben Anm. 37 (Literatur).

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  50. Vgl., wenngleich im Hinblick auf die Textinterpretation zu modifizieren, als kurze Übersicht zu den von Ernst angetroffenen monströsen Völkern und deren Lokalisierung in der erzählten Welt Szklenar 1966 (wie Anm. 15), S. 164–177, und generell die oben in Anm. 50 f. genannte Literatur. Vgl. im Einzelnen auch Lecouteux, Claude: Les monstres dans la littérature Allemande du Moyen Age. Contribution à l’étude du merveilleux médiéval. 3 Bde., Göppingen 1982, und u. a.

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  51. Friedman, John Block: The monstrous races in Medieval art and thought, Syracuse/New York 2000.

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  52. Vgl. zu dieser verbreiteten Deutungstradition hier Backes, Herbert: »Teufel, Götter und Heiden in geistlicher Ritterdichtung. Corpus Antichristi und Märtyrerliturgie«, in: Albert Zimmermann (Hg.): Die Mächte des Guten und des Bösen. Vorstellungen im XII. und XIII. Jahrhundert über ihr Wirken in der Heilsgeschichte, Berlin/New York 1977, S. 417–441.

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  53. Vgl. zur Semantik von wallfart und deren Wandel Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 27, Leipzig 1922, s. v. »Wallfahrt«, Sp. 1300–1303 (im Folgenden zit.: Grimm, DW), außerdem hier auch Kühne, Harmut: [Art.] »Wallfahrt/Wallfahrtswesen. V. Kirchengeschichtlich«, in: Theologische Realenzyklopädie. Gerhard Müller/ Horst Balz u. a. (Hgg.), Bd. 35, Berlin/New York 2003, S. 423–430, zur historischen Terminologie S. 423 ff. Vgl. auch den Eintrag zu dem im Herzog Ernst F ebenfalls verwendeten frühneuhochdeutschen bilg(e)rim in: Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Ulrich Goebel/Oskar Reichmann (Hgg.), Bd. 4, bearb. v. Joachim Schildt, Berlin/New York 2001, s. v. »pilger, pilgerim, pilgeram«, Sp. 400–405; außerdem Grimm, DW, Bd. 13, 1889, s. v. »Pilger«, Sp. 1848 f. Vgl. oben, Anm. 84.

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  54. Müller, Jan-Dirk: »Formen literarischer Kommunikation im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit«, in: Marina Münkler/ Werner Röcke (Hgg.): Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur. Bd.1: Die Literatur im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, München 2004, S. 21–53, hier S. 36. In diesen Zusammenhang gehört auch der den Fassungen C und F im Cgm 572 der Bayerischen Staatsbibliothek München vom Schreiber vorangestellte, deutschsprachige Vorspann, in dem versucht wird, die »hystoria ducis bauarie Ernesti« historisch-genealogisch einzuordnen, vgl. den Abdruck bei Ehlen 1996 (wie Anm. 6), S. 217, und dazu ebd., S. 181 ff.

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  55. Vgl. zu dieser Entwicklung generell Röcke, Werner: »Wunder der Fremde und der Traum vom Reisen. Darstellungsmuster neuer Welten in Augsburger Frühdrucken des 15./16. Jahrhunderts«, in: Günter Berger/ Stephan Kohl (Hgg.): Fremderfahrung in Texten des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, Trier 1993, S. 87–100.

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  56. Eine Übersicht über die neuzeitliche Entwicklung des Herzog Ernst-Komplexes geben Meves 1976 (wie Anm. 14), S. 215–225, und Behr 1979 (wie Anm. 1), S. 34 ff. Vgl. außerdem Grosse, Siegfried/ Rautenberg, Ursula: Die Rezeption mittelalterlicher deutscher Dichtung. Eine Bibliographie ihrer Übersetzungen und Bearbeitungen seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, Tübingen 1989, S. 87–95.

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Goerlitz, U. »… Ob sye heiden synt ader cristen …«. Z Literaturwiss Linguistik 39, 65–104 (2009). https://doi.org/10.1007/BF03380024

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