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Kohärenzstiftung auf vielen Ebenen: Narratologie und Genrefragen in der Kaiserchronik

Coherence on Different Levels: Narratology and Genre in the Kaiserchronik

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Zusammenfassung

Die Kaiserchronik (um 1147) stellt sich schon vor der Entfaltung höfischer Erzählliteratur als Sammelbecken narrativer Modelle und Möglichkeiten dar, die hier noch durch den Rahmen der Chronik legitimiert und organisiert sind. Narratologisch lässt sie sich als Erzählzyklus beschreiben, der Kohärenz auf drei Ebenen der histoire erzeugt: auf der Ebene des Rahmens durch die Sinnvorgaben des Prologs, auf der der einzelnen Abschnitte durch die oft genug nur von der Kaiserfigur (und von ihr nur oberflächlich) zusammengehaltenen Geschichten unterschiedlichster Stoff- und Genrekohärenz, schließlich innerhalb der Abschnitte auf der der Einzelepisoden, für die hier die Fabel vom Hirsch ohne Herz im Severus-Adelgêr-Abschnitt näher analysiert wird. Die Kaiserchronik wird so zum Modelltext nicht nur für die Historisierung narratologischer Konzepte bis in die Frühzeit volkssprachigen Erzählens, sondern auch für die Frage nach einer spezifischeren Narratologie historischen Erzählens.

Abstract

The Kaiserchronik (ca. 1147), though written before the emergence of courtly narrative literature, presents to its audience a wide pool of plot-types and narrative possibilities. It is, however, still legitimated and structured by the chronicle genre. From a narratological point of view, the text might be described as a cycle of stories creating and showing coherence on three levels: (1) level of the cycle, being integrated by the hermeneutics of the prologue; (2) level of the chapters, where the (often tenuous) unifying element of the disparate matters and genres is the vita of the respective Emperor; (3) level of episodes within the chapters, here exemplified by the fable of the Stag without Heart (Severe-Adelgêr-chapter). In this way, the Kaiserchronik offers a model not only for a historicized concept of narratology prior to the beginnings of German courtly literature, but also for a more specific narratology of historiographic narration.

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Notes

  1. So Störmer-Caysa, Uta: Grundstrukturen mittelalterlicher Erzählungen. Raum und Zeit im höfischen Roman. Berlin 2007, S. 187–191 (zu Faustinian); Schulz, Armin: »Fremde Kohärenz. Narrative Verknüpfungsformen im Nibelungenlied und in der Kaiserchronik«. In: Harald Haferland/Matthias Meyer (Hg.): Historische Narratologie – mediävistische Perspektiven. Berlin/New York 2010, S. 339–360 (Caesar-Abschnitt). – Der vorliegende Beitrag geht nicht aus einem Bayreuther Sektionsvortrag hervor, da der Vfs. dort die Einleitung übernahm. Der Zugriff ist daher nicht exklusiv narratologisch, sondern ebenso auf Struktur- und Genrefragen gerichtet.

  2. Pézsa, Tibor Friedrich: Studien zu Erzähltechnik und Figurenzeichnung in der deutschen ›Kaiserchronik‹. Frankfurt a.M. 1993; Stock, Markus: Kombinationssinn. Narrative Strukturexperimente im Straßburger Alexander‹, im ›Herzog Ernst B‹ und im ›König Rother‹. Tübingen 2002. Pézsa fokussiert Faustinian, Tarquinius und Narcissus, Stock Gajus/Jovînus, Julianus/Mercurius und Narcissus/Crescentia. Die Auswahl ist bei beiden nicht bzw. kaum (Pézsa, S. 28) begründet, gilt aber bei Stock explizit nicht als repräsentativ (»Disparatheit«, Stock, S. 71). Folgerichtig versagt sich Stock auch fast programmatisch jeden Brückenschlag von seinen Teilbefunden auf das Gesamtwerk. Vgl. neuerdings auch unter »Sinnstiftende Bezüge« bei Dickhut-Bielsky, Johannes: Auf der Suche nach der Wahrheit in ›Annolied‹ und ›Kaiserchronik‹. Poetisch-historiographische Wahrheitssuche in frühmittelhochdeutschen Geschichtsdichtungen. Stuttgart 2015, S. 96–112.

  3. Die Alterität vormoderner und moderner Kohärenzvorstellungen ist als Irritationsphänomen par excellence Ausgangpunkt vieler Studien zur historischen Narratologie; vgl. bes. Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive. Hg. von Manuel Braun u.a. Berlin/Boston 2012, S. 1f.; zu einem mediävistischen Kohärenzbegriff und -konzept vgl. auch Schulz (wie Anm. 1), S. 343f. Allerdings ließ sich auch zeigen, dass die Alterität vor allem der volkssprachigen Erzählliteratur eignet, während die lateinische modernen Kohärenzformen nähersteht: Schneider, Christian: »Narrationis contextus. Erzähllogik, narrative Kohärenz und das Wahrscheinliche in der Sicht der hochmittelalterlichen Poetik«. In: Florian Kragl/Christian Schneider (Hg.): Erzähllogiken in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Heidelberg 2013, S. 155–186. Die Eigenarten mhd. Erzählens wären demnach »eher als solche einer spezifischen [sc. volkssprachigen] Literarizität denn einer anthropologischen Alterität zu verstehen« (ebd. S. 186).

  4. So als Postulat Miedema, Nine: »Zur historischen Narratologie am Beispiel der Dialoganalyse«. In: Haferland/Meyer (wie Anm. 1), S. 35–67, hier S. 36.

  5. Ausg.: Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen. Hg. von Edward Schröder. München 1892; Die Kaiserchronik. Hg. von Mathias Herweg. Stuttgart 2014 (Auswahled. mit Kommentar und Übers.), Zit. S. 12; zu Autor und Werk ebd. im Nachwort.

  6. Mit Blick auf Beispiele wie die Caesar-Vita oder den Jovînus-Schwank, wo Richtig und Falsch, Gut und Böse offenkundig auch im Erzählprozess ohne endgültigen Entscheid bleiben und die exemplarische Eindeutigkeit sich auflöst, scheint die Frage berechtigt.

  7. Vgl. Stock (wie Anm. 2), S. 72.

  8. Vgl. Matías Martínez (Hg.): Handbuch Erzählliteratur. Theorie, Analyse, Geschichte. Stuttgart/Weimar 2011, S. 3f.; die Beispiele sind nach üblichen Annalennotizen und Kaiserchronik- bzw. Parzival-Erzählkernen konstruiert.

  9. ›Episode‹ ist nicht synonym zu ›Abschnitt‹ verstanden, sondern steht für thematisch oder szenisch abgegrenzte Erzählplots, die einen Gesamtabschnitt füllen oder, häufiger, abschnittsintern kombiniert sein können.

  10. Vgl. Hugo von St. Victor: Didascalicon, De Studio Legendi. Übers. und eingel. von Thilo Offergeld. Freiburg 1997, S. 360–371 (VI, 3), hier S. 360.

  11. Zu der Zäsur vgl. Herweg, Mathias: »Geschichte erzählen. Die ›Kaiserchronik‹ im Kontext«. Ersch. In: ZfdA (im Druck).

  12. Ich interpretiere auch die ersten beiden Termini (für den dritten ist es eindeutig) als Selbstbeschreibung, nicht als Quellenhinweis, wie dies in der Forschung mitunter auch vermutet wird.

  13. So Müller, Maria E.: »Vom Kipp-Phänomen überrollt. Komik als narratologische Leerstelle am Beispiel zyklischen Erzählens«. In: Haferland/Meyer (wie Anm. 1), S. 69–97, hier S. 71f. (mit Lit.: Anm. 9).

  14. Auf die historische Haltlosigkeit der meisten Angaben hat die Forschung immer wieder hingewiesen: Wie die Kaiserfolge so sind auch die Regierungszeiten und Todesnotizen nur in den wenigsten Fällen durch die Tradition gedeckt, die natürlich auch dem Chronisten zugänglich war: Seine Quelle Frutolf von Michelsberg und sein Zeitgenosse Otto von Freising sind in diesen Details meist zuverlässig. Die demnach bewussten Verstöße zeigen, dass es tatsächlich primär um die strukturelle Funktion der Angaben geht. Methodisch überholt und narratologisch wenig ergiebig sind die zahlensymbolischen Ausdeutungen bei Urbanek, Ferdinand: »Herrscherzahl und Regierungszeiten in der Kaiserchronik«. In: Euphorion 66 (1972), S. 219–237.

  15. Vgl. orientierend: Ort, Claus Michael: Art. »Zyklus«. In: RLW 3 (2003), S. 899–901.

  16. Mit ›Serialität‹ wird üblicherweise ein (post-) modernes und Medien-Phänomen bezeichnet; vgl. u.a. Eco, Umberto: »Serialität im Universum der Kunst und der Massenmedien«. In: Ders.: Im Labyrinth der Vernunft. Texte über Kunst und Zeichen. Leipzig 1990, S. 301–324; Mielke, Christine: Zyklisch-serielle Narration. Erzähltes Erzählen von 1001 bis zur TV-Serie. Berlin 2006. Zu germanistisch-vormodernen Perspektiven vgl. Schaffert, Henrike: Der Amadisroman. Serielles Erzählen in der Frühen Neuzeit. Berlin/Boston 2015, bes. S. 23–38 (mit Lit.).

  17. Vgl. grundsätzlicher die u.a. auf die Kaiserchronik gestützte Beobachtung Udo Friedrichs, die »Polyvalenz exemplarischen Erzählens« gehe häufig »nicht mehr in einer homogenen Lehre« auf. Friedrich, Udo: »Topik und Narration. Zur rhetorischen und poetischen Funktion exemplarischen Erzählens in der ›Kaiserchronik‹«. In: Poetica 47 (2015), S. 1–24, hier S. 17 bzw. 11f.

  18. Ein strukturell ähnlicher Fall, allerdings auf Episodenebene, sind die zwei Teile der Siebenschläferlegende im Decius- und Theodosiusabschnitt, vv. 6417–32 bzw. 13496–642; hierzu vgl. im Fortgang.

  19. Ob allgemein im Verhältnis antiker Sage und christlicher Legende oder konkret in Fällen wie Lucretia und Crescentia ein Steigerungsverhältnis im Sinne typologischer Verheißung und Erfüllung vorliegt, wurde im Anschluss an Ohlys einschlägige Monographie zur Kaiserchronik viel diskutiert: vgl. Ohly, Ernst Fr.: Sage und Legende in der Kaiserchronik. Untersuchungen über Quellen und Aufbau der Dichtung. Münster 1940, Repr. Darmstadt 1968. Ohly focht entschieden für die Typologie, vgl. bes. S. 26–29 und bilanzierend S. 240. Die Rezeption blieb eher skeptisch, vgl. die Forschungsskizzen bei Neuendorff, Dagmar: »Vom Heidenkönig zum Christenverfolger. Zur ›Kaiserchronik‹ und ihrer Integration in die ›Sächsische Weltchronik‹«. In: Annegret Fiebig/Hans-Jochen Schiewer (Hg.): Deutsche Literatur und Sprache von 1050–1200 (FS Ursula Henning). Berlin 1995, S. 181–198, hier S. 183f.; Stock (wie Anm. 2), S. 34f.

  20. Er gründet die zwischenzeitlich ein weiteres Mal (externchronologisch abwegig) von Cosdras zerstörte Stadt unter seinem eigenen Namen neu (vv. 7220ff.).

  21. Vgl. nach Ohly (wie Anm. 19), S. 203–214; nach Stackmann, Karl: »Erzählstrategie und Sinnvermittlung in der deutschen Kaiserchronik«. In: Wolfgang Raible (Hg.): Erscheinungsformen kultureller Prozesse (Jahrbuch 1988 des SFB ›Übergänge und Spannungsfelder zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit‹). Tübingen 1990, S. 63–82, hier S. 77–80; und Pézsa (wie Anm. 2), S. 108–112. Zum Vergleich sei auf die von Stock nuanciert untersuchten Abschnitte zu Julian, Gajus und Crescentia (in dieser Reihenfolge) verwiesen: Stock (wie Anm. 2), S. 37–70.

  22. Vgl. Ohly (wie Anm. 19), S. 213f.; für die Zweiteiligkeit argumentiert überzeugender Stackmann (wie Anm. 21), S. 79f.

  23. Die Erzählung hat damit eine im Kern aitiologische Funktion, die vom Erzählten aber völlig überwuchert ist. Zu den Stoffbezügen vgl. Ohly (wie Anm. 19), S. 203–214.

  24. Ohly (wie Anm. 19), S. 214.

  25. Vgl. im Überblick Geith, Karl-Ernst: Carolus Magnus. Studien zur Darstellung Karls des Großen in der deutschen Literatur des 12. und 13. Jahrhunderts. Bern/München 1977, S. 48–83.

  26. Vgl. Simon Magus im Faustinianus‑/Neroabschnitt; Theodosius im Justinianus‑/Theodosiusabschnitt.

  27. Dazu passen Spekulationen, die ›Viten‹ seien »nicht notwendig in der uns vorliegenden Reihenfolge geschaffen«: Gellinek, Christian: Die deutsche Kaiserchronik. Erzähltechnik und Kritik. Frankfurt a.M. 1971, S. 16. Bemerkenswert ist aber, dass die Überlieferung die Chance zu Elision oder Kommutation nicht nutzt und sich damit grundlegend anders verhält als im Bereich der Mären- und Exempelliteratur üblich: Der Text ist auf der Makroebene fassungsunabhängig stabil überliefert (gleiche Vitenfolge, keine Auslassungen), Erweiterungen gibt es nur in Form von Fortschreibungen am Ende – was wiederum signifikant ist für die Rezeption des Zyklus als Chronik. Vgl. im Überblick Gärtner, Kurt: »Die ›Kaiserchronik‹ und ihre Bearbeitungen«. In: Dorothee Lindemann u.a. (Hg.): bickelwort und wildiu mære (FS Eberhard Nellmann). Göppingen 1995, S. 366–379; Wolf, Jürgen: »Die Kaiserchronikfassungen A, B und C oder Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen«. In: Michael Szurawitzki/Christopher M. Schmidt (Hg.): Interdisziplinäre Germanistik im Schnittpunkt der Kulturen (FS Dagmar Neuendorff). Würzburg 2008, S. 91–108.

  28. Das Generische ist hier auch eine narratologische Kategorie, weil Gattungsmodelle bestimmte Erzählschemata, Handlungs- und Figurenmodelle schon vorgeben oder transportieren.

  29. Zur Unterscheidung vgl. Sot, Michel: Art. »Gesta«. In: LMA 4 (1999), Sp. 1404–06; Vollmann, Benedikt Konrad: Art. »Vita«. In: LMA 8 (1999), Sp. 1751f.; im Kontext von den Brincken, Anna-Dorothee: »Mittelalterliche Geschichtsschreibung«. In: Michael Maurer (Hg.): Aufriß der Historischen Wissenschaften 5: Mündliche Überlieferung und Geschichtsschreibung. Stuttgart 2003, S. 188–280, hier S. 222f., und immer noch Grundmann, Herbert: Geschichtsschreibung im Mittelalter. Gattungen, Epochen, Eigenart. Göttingen 21965, S. 29–45.

  30. Letzterer Begriff nach Wolf Schmid, der dabei drei »Modi der […] Negation« unterscheidet; hier, wo es um den planvollen Ausschluss einer naheliegenden Genre-Erwartung geht, ist Schmids zweiter Modus einschlägig, bei dem »die Geschichte Ansätze für traditionelle Sinnlinien enthält, denen jedoch nicht zu folgen ist, da sich der Sinn der Geschichte nicht in diesen angedeuteten Linien erschließt.« Schmid, Wolf: Elemente der Narratologie. 3., erw. und überarb. Aufl. Berlin/Boston 2014, S. 236f.

  31. Vgl. Gerdes, Udo: Art. »Gesta Romanorum«. In: VL 2 3 (1981), Sp. 25–34; Weiske, Brigitte: Gesta Romanorum. Untersuchungen zu Konzeption und Überlieferung. 2 Bde. Tübingen 1992; instruktiv gerade im Vergleich mit der Kaiserchronik auch Schneider, Johannes: »Das Fortleben der römischen Kaiser in den Gesta Romanorum«. In: Klio 52 (1970), S. 395–409.

  32. Mit (zumindest auch) narratologischem Fokus vgl. zu Caesar Goerlitz, Uta: Literarische Konstruktion (vor-)nationaler Identität seit dem Annolied. Analysen und Interpretationen zur deutschen Literatur des Mittelalters (11.–16. Jahrhundert). Berlin u.a. 2007, S. 105–201 (mit Lit.); zu Faustinianus Martínez, Matías: »Fortuna und Providentia. Typen der Handlungsmotivation in der Faustiniangeschichte der ›Kaiserchronik‹«. In: Ders. (Hg.): Formaler Mythos: Beiträge zu einer Theorie ästhetischer Formen. Paderborn u.a. 1996, S. 83–100; Störmer-Caysa (wie Anm. 1), S. 187–191; zu Severus und Adelgêr Lieb, Ludger/Müller, Stephan: »Situationen literarischen Erzählens. Systematische Skizzen am Beispiel von ›Kaiserchronik‹ und Konrad Flecks ›Flore und Blanscheflur‹«. In: Wolfram-Studien 18 (2004), S. 33–56; Matthews, Alastair: »Narration in Transition: The Herzog Adelger Episode of the Kaiserchronik«. In: Seminar 40 (2004), S. 313–326; zu Crescentia und den zwei Dietrichen Stock (wie Anm. 2), S. 54–70; zu Zeno und Dietrich Stackmann, Karl: »Dietrich von Bern in der Kaiserchronik. Struktur als Anweisung zur Deutung«. In: Gerd Wolfgang Weber (Hg.): Idee, Gestalt, Geschichte. Studien zur europäischen Kulturtradition (FS Klaus von See). Odense 1988, S. 137–142; Stackmann (wie Anm. 21), S. 80–82; zu Karl Neudeck, Otto: »Karl der Große – der beste aller ›werltkunige‹. Zur Verbindung von exegetischen Deutungsmustern und heldenepischem Erzählen in der ›Kaiserchronik‹«. In: GRM 53 (2003), S. 273–294; Petersen, Christoph: »Zeit, Vorzeit und die Narrativierung von Geschichte in der ›Kaiserchronik‹«. In: ZfdPh 126 (2007), S. 321–353, bes. S. 344–348.

  33. Vgl. Fromm, Hans: »Die Disputationen in der Faustinianlegende der Kaiserchronik. Zum literarischen Dialog im 12. Jahrhundert«. In: Fiebig/Schiewer (wie Anm. 19), S. 51–69; Suerbaum, Almut: »Erzählte Geschichte. Dialog und Dialogizität in der ›Kaiserchronik‹«. In: Wolfram-Studien 16 (2000), S. 235–255; Milde, Vera: »›si entrunnen alle scentlîchen dannen‹. Christlich-jüdischer Disput in der Silvesterlegende der ›Kaiserchronik‹«. In: Ursula Schulze (Hg.): Juden in der deutschen Literatur des Mittelalters. Religiöse Konzepte, Feindbilder, Rechtfertigungen. Tübingen 2002, S. 13–34.

  34. So v.a. Petersen (wie Anm. 32), S. 324–340 passim.

  35. Vgl. punktuell-exemplarisch Schulz (wie Anm. 1), S. 354–360.

  36. So mit Blick auf sinnkonstituierende »Wiederholungen von Wortmaterial, Motiven, Situationstypen und Themen« ohne zwingende textuelle Kohärenz Schulz (wie Anm. 1), S. 355 und 357.

  37. Vgl. Stock (wie Anm. 2), S. 40–42.

  38. Vgl. zum Erzähltyp/Genre (?) Martin Baisch/Jutta Eming (Hg.): Hybridität und Spiel. Der europäische Liebes- und Abenteuerroman von der Antike zur Frühen Neuzeit. Berlin u.a. 2013.

  39. Zur Jovînus-Geschichte vgl. auch Herweg (wie Anm. 11).

  40. Den viel erörterten Bruch im Dietrichbild relativiert Hellgardt, Ernst: »Dietrich von Bern in der deutschen ›Kaiserchronik‹. Zur Begegnung mündlicher und schriftlicher Traditionen«. In: Fiebig/Schiewer (wie Anm. 19), S. 93–100. Zur strukturellen Brisanz vgl. Stackmann (wie Anm. 32).

  41. Vgl. hierzu Mohr, Wolfgang: »Lucretia in der Kaiserchronik«. In: DVjs 26 (1952), S. 433–446.

  42. Ohly (wie Anm. 19), S. 241.

  43. So Ohly (wie Anm. 19), S. 144, in Zusammenfassung des Forschungsechos.

  44. Vgl. zur Stoffentwicklung ausgiebig Ohly (wie Anm. 19), S. 144–156; Lieb/Müller (wie Anm. 32), S. 37f.

  45. Die Zugehörigkeit zur Gattung der Fabel ist durch das Personal (in den Ursprungsversionen nur Tiere, in der Kaiserchronik und später auch den Gesta Romanorum teils Mensch, teils Tier) und die Funktion (narrativiertes Exempel) bestimmt; vgl. Grubmüller, Klaus: Art. »Fabel«. In: RLW 1 (2000), S. 555–558. Zum zentralen Motiv des (Tier‑) Herzens vgl. Ohly (wie Anm. 19), S. 145 mit Anm. 2.

  46. In früheren Stoffversionen repräsentiert ihn der intrigante Senat.

  47. Zur Struktur der »embedded stories« in der Kaiserchronik vgl. Matthews (wie Anm. 32), hier S. 316.

  48. So bei Glauch, Sonja: An der Schwelle zur Literatur. Elemente einer Poetik höfischen Erzählens. Heidelberg 2009.

  49. Ich nutze bewusst offenere Qualifizierungen; einen Überblick über die Vielfalt an narratologischen Begrifflichkeiten für die hier skizzierten Erzählsituationen und Erzählertypen bietet Schmid (wie Anm. 30), S. 79–95.

  50. Spel bezeichnet eine Erzählung, poetologisch distinkter eine solche mit exemplarischem Anspruch (bî-spel seit Stricker). Da anthropomorphisierte Tiere im Zentrum des Geschehens und der Lehre stehen, bietet sich für das konkrete Verständnis die Fabel an (vgl. Anm. 45).

  51. Lieb/Müller (wie Anm. 32), S. 38–41, zeigen im Vergleich mit der Stofftradition (7.–12. Jahrhundert), wie bewusst der Chronist über das hier Vermerkte hinaus auch die Erzählsituationen variiert: Der Rat trägt die Fabel am Kaiserhof öffentlich vor, der Bote am Herzogshof dagegen unter vier Augen. Die Öffentlichkeit in Rom garantiert formale Loyalitätswahrung, denn der Erzähler stellt es ins Belieben oder Vermögen des Kaisers, den Sinn der Geschichte auch selbst zu verstehen (er tut es nicht). In Baiern ist die Heimlichkeit notwendige Voraussetzung der ergebnisoffenen Entschlüsselung; erst im nächsten Schritt wird die Deutung öffentlich gemacht und zur Konsensherstellung mit dem Landadel genutzt.

  52. Vgl. auch Lieb/Müller (wie Anm. 32), S. 39.

  53. Zum Genre vgl. einführend Ziegeler, Hans-Joachim: Art. »Maere«. In: RLW 2 (2000), S. 517–520 (ohne Verweis auf die Kaiserchronik in der Sachgeschichte); zur Forschungsgeschichte Schirmer, Karl-Heinz (Hg.): Das Märe. Die mittelhochdeutsche Versnovelle des späteren Mittelalters. Darmstadt 1983.

  54. Im Deutschen sind drei Fassungen überliefert: A, anon. um 1400, Schauplatz Rom (ed. Grubmüller 1996, S. 524–543, Komm. S. 1196–1202); B, Heinrich Kaufringer um 1400, Schauplatz Augsburg (ed. Sappler 1972, S. 81–91); C, Hans Schneeberger Ende 15. Jh., Schauplatz Florenz (ed. Fischer 1966, S. 338–347); C liegt Boccaccios Version zugrunde. Vgl. Ziegeler, Karl-Heinz: Art. »Der Mönch als Liebesbote A«. In: VL 2 6 (1987), Sp. 654f.

  55. Der Wortsinn steht um 1400 dem neuhochdeutsch-pejorativen näher als noch um 1150.

  56. So drei der »wesentlichsten äußeren Merkmale« des Genres nach Fischer, Hanns: Studien zur deutschen Märendichtung. Tübingen 1968, S. 62f.; bei aller Kritik an Fischers Systematisierungsversuch gelten sie noch immer als Ausgangspunkt in der Gattungsdiskussion.

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Herweg, M. Kohärenzstiftung auf vielen Ebenen: Narratologie und Genrefragen in der Kaiserchronik . Z Literaturwiss Linguistik 47, 281–302 (2017). https://doi.org/10.1007/s41244-017-0058-2

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