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Zum poetologischen Programm in der Kindheit Jesu Konrads von Fußesbrunnen

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On the Poetological Programme in Kindheit Jesu of Konrad von Fußesbrunnen

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Zusammenfassung

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem poetologischen Programm, das im Prolog und Epilog der Kindheit Jesu Konrads von Fußesbrunnen entwickelt ist. Hierbei stehen die Fragen nach dem Umgang mit der klerikalen Pseudo-Matthäus-Quelle, nach der Abgrenzung gegenüber anderen volkssprachigen Texten des gleichen Stoff-Bereiches und nach dem hieraus abgeleiteten Kunst-Verständnis Konrads von Fußesbrunnen im Vordergrund. Gefragt wird, inwiefern sich der hier postulierte Anspruch auf Autorität des mittelhochdeutschen Autors über den lateinischen Stoff auf die Verfasstheit und Beständigkeit der Kindheit Jesu auswirkt.

Abstract

The article deals with the poetological programme of the prologue and epilogue in Konrad von Fußesbrunnen’s Kindheit Jesu. It asks how the text is dealing with the clerical source of Pseudo-Matthew, contrasting other vernacular texts descending from the same tradition. Furthermore, it concentrates on Konrad of Fußesbrunnen’s understanding of literary art. The article seeks to answer the question to what extend the medieval author’s claim for having authority over the Latin tradition is affecting the constitution and consistency of the Kindheit Jesu.

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Notes

  1. Im Folgenden zitiert nach Konrad von Fußesbrunnen: Die Kindheit Jesu. Hg. von Hans Fromm und Klaus Grubmüller. Berlin/New York 1973.

  2. Vgl. zur Einführung in die Kindheit Jesu Schwob, Ute Monika: »Konrad von Fußesbrunnen: Die Kindheit Jesu«. In: Rolf Bräuer (Hg.): Dichtung des europäischen Mittelalters. Ein Führer durch die erzählende Literatur. München 1991, S. 433–443; ferner die »Einleitung« in Konrad von Fußesbrunnen: Die Kindheit Jesu (wie Anm. 1), S. 1–47; hierzu ergänzend Gärtner, Kurt: »Zur neuen Ausgabe und zu neuen Handschriften der ›Kindheit Jesu‹ Konrads von Fußesbrunnen«. In: ZfdA 105 (1976), S. 11–53.

  3. Pseudo-Matthäus wird im Folgenden zitiert nach Libri de Nativitate Mariae. Psevdo-Matthaei Evangelivm. Textus et Commentarius. Hg. von Jan Gijsel. Turnhout 1997, S. 276–481. Dort mit französischer Übersetzung. Deutsche Übersetzung: Das Pseudo-Matthäusevangelium. Hg. von Oliver Ehlen. In: Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. Bd. 1: Evangelien und Verwandtes. Teilbd. 2. Hg. von Christoph Markschies und Jens Schröter. Tübingen 2012, S. 987–1002. Vgl. zum Pseudo-Matthäus-Evangelium die Einleitungen bei Gijsel, S. 1–264 und bei Ehlen, S. 983–986. Vgl. ferner Kim, Eun-Kyoung: Die Fluchterzählungen über Jesus aus außerkanonischen Schriften in Bezug auf Mt. 2,13–23. Tübingen 2014, S. 14–21.

  4. Wenn im Folgenden vom Autor die Rede ist, ist damit nicht notwendigerweise die biographische Person gemeint. Der Prolog modelliert hier einen »inneren und einen äußeren Rand, wobei der erste ›narrative Akt‹ der Akt eines realen Autors am äußeren Rand ist, der sich im Akt des Schreibens in eine überpersönliche extradiegetische Aussageinstanz am inneren Rand transformiert. Das bedeutet [...], daß sich der Autor, sobald er schreibt, selbst ›fiktionalisiert‹ bzw. ›transfiguriert‹« (Wirth, Uwe: »Das Vorwort als performative, paratextuelle und parergonale Rahmung«. In: Jürgen Fohrmann (Hg.): Rhetorik. Figuration und Performanz. Stuttgart/Weimar 2004, S. 603–628, hier S. 610). Vgl. zu dem so entstehenden »impliziten Autor« als extradiegetischer Rahmeninstanz Quast, Bruno: »als Thomas von Britanje giht. Narratologische Überlegungen zur Funktion des Autornamens in der höfischen Epik am Beispiel des Tristan Gottfrieds von Straßburg«. In: Christel Meier/Martina Wagner-Egelhaaf (Hg.): Autorschaft. Ikonen – Stile – Institutionen. Berlin 2011, S. 133–144; kritisch hierzu Glauch, Sonja: An der Schwelle zur Literatur. Elemente einer Poetik des höfischen Erzählens. Heidelberg 2009, S. 77-136.

  5. Die Arundel-Fassung wird im Folgenden zitiert nach Latin Infancy Gospels. The J Compilation. Hg. von Jean-Daniel Kaestli und Martin McNamara. In: Apocryphia Hiberniae. I. Evangelia Infantiae. Hg. von dens. u. a. Turnhout 2001, S. 672–879. Vgl. zur Arundel-Fassung die Einleitung ebd., S. 623–670. Übersetzungen: Das Evangelium der Arundel Handschrift (London, British Library, Arundel 404). Hg. von Oliver Ehlen. In: Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. Bd. 1: Evangelien und Verwandtes. Teilbd. 2. Hg. von Christoph Markschies und Jens Schröter. Tübingen 2012, S. 1005–1012 (Buch 59–86) und The apocryphal Gospels. Text and Translations. Hg. von Bart D. Ehrmann und Zlatko Plĕse. Oxford 2011, S. 118–155 (Buch 59–125).

  6. Vgl. hierzu grundlegend Masser, Achim: Bibel, Apokryphen und Legenden. Geburt und Kindheit Jesu in der religiösen Epik des deutschen Mittelalters. Berlin 1969, S. 70–87. In der ersten Hälfte entspricht die Kindheit Jesu der üblichen Erzähltradition des Pseudo-Matthäus-Stoffes; ein genauer Vergleich der Räuberepisoden mit der Arundel-Fassung steht noch aus, beide Episoden scheinen einander aber sehr nahe zu stehen. Die Kindheitswunderepisoden sind, anders, als es ältere Editionen nahelegen, nur im Ausnahmefall in den Pseudo-Matthäus-Stoff integriert, der in der deutlichen Mehrzahl der überkommenen Handschriften nach der Ägyptenreise der Heiligen Familie endet. Vgl. zudem Fromm/Grubmüller (wie Anm. 1), S. 2–9; Schönbach, Anton: »Bemerkungen zur Kindheit Jesu«. In: ZfdA 27 (1883), S. 65–67; Ukena-Best, Elke: »Domine, memento mei – herre, nû erbarme dich. Die Lebensgeschichte des rechten Schächers in Konrads von Fußesbrunnen Kindheit Jesu zwischen lateinischer Quelle, lateinischer Adaptation und deutscher Prosaauflösung«. In: Dorothea Walz (Hg.): Scripturus Vitam. Lateinische Biographie von der Antike bis zur Gegenwart. Festgabe für Walther Berschin zum 65. Geburtstag. Heidelberg 2002, S. 185–206, hier S. 187, und Anm. 11; Schmitt, Stefanie: »Zwischen Heilsgeschichte und höfischer Literatur. Erzählen von der Kindheit Jesu beim Priester Wernher und bei Konrad von Fußesbrunnen«. In: Elke Brüggen u. a. (Hg.): Text und Normativität im deutschen Mittelalter. Berlin/Boston 2012, S. 421–435, hier S. 421f.; Tomasek, Stefan: »Das Kind im Heiland: Konrads von Fußesbrunnen Kindheit Jesu«. In: Yvonne Nilges (Hg.): Jesus in der Literatur. Traditionen, Transformationen, Tendenzen. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Heidelberg 2016, S. 1–19, hier S. 1–5. Vgl. ferner Woelfert, Rosemarie: Wandel der religiösen Epik zwischen 1100 und 1200 dargestellt an Frau Avas Leben Jesu und der Kindheit Jesu des Konrad von Fußesbrunnen. Tübingen 1963, S. 45–69.

  7. Grundsätzlich besteht eine ausgeprägte handschriftliche Varianz, in der eine Kurzfassung (HS A) und eine Langfassung (HS C) gegenüber der HS B, die in der Edition Fromm/Grubmüller als Leithandschrift verwendet wurde, abzugrenzen ist. In der Regel beziehen sich die folgenden Ausführungen aufgrund der Editionslage immer auf HS B; bisweilen werden relevante Abweichungen in den Anmerkungen vermerkt.

  8. Vgl. hierzu Unzeitig, Monika: »tihten – diuten – tiutschen. Autor und Translator. Textinterne Aussagen zu Autorschaft und Translation in mittelhochdeutscher Epik«. In: Bodo Plachta/Winfried Woesler (Hg.): Edition und Übersetzen. Zur wissenschaftlichen Dokumentation des interkulturellen Texttransfers. Tübingen 2002, S. 55–69; Feistner, Edith: »Bausteine zu einer Übersetzungstypologie im Bezugssystem von Rezeptions- und Funktionsgeschichte der mittelalterlichen Heiligenlegende«. In: Joachim Heinzle/L. Peter Johnson/Gisela Vollmann-Profe (Hg.): Übersetzen im Mittelalter. Berlin 1996, S. 171–184.

  9. Nur die vier Evangelisten allein seien auserwählt, von der Wahrheit Gottes zu verkünden, vgl. Der Heliand. Hg. von Burkhard Taeger. Tübingen 1984, v. 12–20. Vgl. hierzu Sahm, Heike: »Scrîƀan, settian endi singan endi seggean forđ. Textgenese und Tradierung in der Fiktion des Heliand«. In: Bruno Quast/Susanne Spreckelmeier (Hg.): Inkulturation. Literarische Strategien bibelepischen Schreibens in Mittelalter und Früher Neuzeit. Berlin 2017, S. 41–72.

  10. Vgl. Otfrid von Weissenburg: Evangelienbuch. Auswahl. Althochdeutsch/Neuhochdeutsch. Hg., übers. und komm. von Gisela Vollmann Profe. Stuttgart 1987, I,1; hier besonders v. 33–58 und 113–126. Vgl. hierzu Kellner, Beate: »Wort Gottes – Stimme des Menschen. Textstatus und Profile von Autorschaft in Otfrids von Weißenburg Evangelienbuch«. In: Dies./Peter Strohschneider/Franziska Wenzel (Hg.): Geltung der Literatur. Formen ihrer Autorisierung und Legitimierung im Mittelalter. Berlin 2005, S. 139–162; Klein, Dorothea: »Inspiration und Autorschaft. Ein Beitrag zur mediävistischen Autordebatte«. In: DVjs 80 (2006), S. 55–96, hier S. 72–75.

  11. Pseudo-Matthäus, La Lettre des Évêques, 11–13: Et idcirco tuam caritatem per ipsum dominum nostrum Iesum Christum expetentes, quaesumus ut eum ex hebraeo latinis auribus tradas, non tam ad percipienda ea quae sunt Christi insignia quam hereticorum astutiam excludendam (v. 11–15). Pseudo-Matthäus, La Réponse de Jérome, 21–23: Cesset nunc oblatrantium morsus, non istum libellum canonicis nos superaddidimus scripturis, sed ad detegendam hereseos fallaciam apostoli atque euangelistae scripta transferimus.

  12. Priester Wernher: Maria. Bruchstücke und Umarbeitungen. Hg. von Carl Wesle. 2. Aufl. besorgt durch Hans Fromm. Tübingen 1969.

  13. Vgl. zur Frage der Autoritäten beim Übertrag klerikaler Texte generell Müller, Jan-Dirk: »Auctor – Actor – Author. Einige Anmerkungen zum Verständnis vom Autor in lateinischen Schriften des frühen und hohen Mittelalters«. In: Felix Philipp Ingold/Werner Wunderlich (Hg.): Der Autor im Dialog. Beiträge zu Autorität und Autorschaft. St. Gallen 1995, S. 17–31.

  14. Ob Konrad zudem Wernhers Driu liet von der maget verwendete und dementsprechend dessen mittelhochdeutsche Version der Brieffiktion kannte, ist umstritten. Vgl. Öhmann, Emil: »Die Kindheit Jesu Konrads von Fußesbrunnen und Priester Wernhers Maria«. In: ZfdA 65 (1928), S. 195–200; kritisch Masser (wie Anm. 6), S. 87–98; vgl. ferner Fromm/Grubmüller (wie Anm. 1), S. 9: »Man muß also eine Bekanntschaft Konrads mit dem Marienepos des Pfaffen Wernhers aus dem Jahre 1172 als zum mindesten nicht nachgewiesen bezeichnen«.

  15. Vgl. hierzu generell Klein (wie Anm. 10), S. 68–94.

  16. Rudolf von Ems nennt Konrad im Wilhelm von Orlens in seinem Literaturexkurs unter den großen weltlichen Autoren, vgl. Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens. Hg. von Victor Junk. Berlin 1905, v. 2215–2218. Vgl. zum Begriff lüge als Bezeichnung für fiktionale Texte das Beispiel im Wälschen Gast: die âventiure sint gekleit / dicke mit lüge harte schône (Thomasin von Zirclaria: Der Wälsche Gast. Hg. von Heinrich Rückert, Berlin 1965, v. 1118f. Vgl. hierzu ferner Knapp, Fritz Peter: Historie und Fiktion in der mittelalterlichen Gattungspoetik. Sieben Studien und ein Nachwort. Heidelberg 1998, S. 65–74). Vgl. für mhd. schimphkurzweil, alles was zur erheiterung, unterhaltung dient«) Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Mit Benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke. 3 Bde. Leipzig 1854–1866, hier Bd. II,2, Sp. 137b–138b. Vgl. für mhd. spot (Scherzrede) ebd., Sp. 518a–519b.

  17. Eichenberger weist auf den potenziell topischen Gehalt dieser Aussage hin, was aber für die Frage des poetologischen Gehalts dieses Motivs unerheblich ist. Vgl. Eichenberger, Nicole: Geistliches Erzählen. Zur deutschsprachigen religiösen Kleinepik des Mittelalters. Berlin/München/Boston 2015, S. 141, bes. Anm. 152.

  18. Das Motiv der Abkehr von der weltlichen ›Âventiure-Dichtung‹ hin zu einer Materie der Wahrheit beschreibt auch der Wälsche Gast (wie Anm. 16), v. 1079–1162. Vgl. hierzu Knapp, Fritz Peter: »Poetik«. In: Ders. (Hg.): Die Rezeption lateinischer Wissenschaft, Spiritualität, Bildung und Dichtung aus Frankreich. Berlin/Boston 2014, S. 217–242, hier S. 236f. Vgl. zur Technik des Anpassens der Autor-Rolle an die geistliche Thematik Reuvekamp-Felber, Timo: »Autorschaft als Textfunktion. Zur Interdependenz von Erzählerstilisierung, Stoff und Gattung in der Epik des 12. und 13. Jhs.« In: ZfdPh 120 (2001), S. 1–23, hier S. 9f.

  19. Vgl. hierzu Klein, Dorothea: »Zwischen Abhängigkeit und Autonomie: Inszenierung inspirierter Autorschaft in der Literatur der Vormoderne«. In: Renate Schlesier/Beatrice Trinca (Hg.): Inspiration und Adaptation. Tarnkappen mittelalterlicher Autorschaft. Hildesheim 2008, S. 15–39, hier S. 24–28.

  20. Vgl. Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Bd. 1–3. Leipzig 1872–1878, hier Bd. 3, Sp. 56f.

  21. Vgl. zu dieser Dichotomie grundlegend Worstbrock, Franz Josef: »Wiedererzählen und Übersetzen«. In: Walther Haug (Hg.): Mittelalter und frühe Neuzeit. Übergänge, Umbrüche, Neuansätze. Tübingen 1998, S. 128–142; zur Kritik an dieser Dichotomie vgl. Schmid, Elisabeth: »Erfinden und Wiedererzählen«. In: Renate Schlesier/Beatrice Trinca (Hg.): Inspiration und Adaptation. Tarnkappen mittelalterlicher Autorschaft. Hildesheim 2008, S. 41–55, hier S. 44–46; vgl. zur »literarischen Infrastruktur« der lateinischen Poetiken für die »deutsche[…] poetische[…] Praxis« Knapp, Poetik, S. 231f.

  22. Im Folgenden werden alle Textstellen der Vulgata zitiert nach Biblia Sacra Vulgata. Editio quinta. Hg. von Robert Weber und Roger Gryson. Stuttgart 2007.

  23. Vgl. zu dem hier aufgerufenen Prinzip des sermo humilis Meier, Christel: »Autorstile im Hochmittelalter?« In: Dies./Martina Wagner-Egelhaaf (Hg.): Autorschaft. Ikonen – Stile – Institutionen. Berlin 2011, S. 69–91, hier S. 75–77.

  24. Vgl. zu den Strategien Konrads, die nicht in Worten beschreibbare claritas dei dennoch zu diskursivieren, Quast, Bruno: »Ereignis und Erzählung. Narrative Strategien der Darstellung des Nichtdarstellbaren im Mittelalter am Beispiel der virginitas in partu«. In: ZfdPh 125 (2006), S. 29–46, hier bes. S. 37–42.

  25. Henkel, Nikolaus: »Religiöses Erzählen um 1200 im Kontext höfischer Literatur. Priester Wernher, Konrad von Fußesbrunnen, Konrad von Heimesfurt«. In: Timothy R. Jackson/Nigel F. Palmer/Almut Suerbaum (Hg.): Die Vermittlung geistlicher Inhalte im deutschen Mittelalter. Tübingen 1996, S. 1–21, hier S. 9.

  26. Dies gilt in dieser Form nicht für HS A und besonders nicht für HS C, die die Paraphrase, die paraphrasierten Stoffanteile und die Grenze zwischen der Paraphrase des Marien-Textes Heinrichs und dem Beginn der Narration grundsätzlich anders gestalten. Vgl. hierzu den Anmerkungsapparat bei Fromm/Grubmüller (wie Anm. 1), S. 77–79.

  27. Vgl. zu den Möglichkeiten, den ›wahren‹ Stoff durch poetische Techniken zu bearbeiten, Vollmann, Benedikt Konrad: »Pulchrum et verum convertuntur. Zur Wahrheit des Ästhetischen in der Poetik des Mittelalters«. In: Thordis Hennings u. a. (Hg.): Mittelalterliche Poetik in Theorie und Praxis. Festschrift für Fritz Peter Knapp zum 65. Geburtstag. Berlin/New York 2009, S. 169–178, besonders S. 173–175.

  28. Vgl. hierzu Wirth (wie Anm. 4), S. 613: »Die Invocatio erweist sich mithin als prätendierte ›rituell-performative Äußerung‹, die sich als Bitte um göttlichen Beistand ausgibt, tatsächlich jedoch phatisch-rhetorische Funktion hat, nämlich sich der Aufmerksamkeit und des Wohlwollens der Hörer zu vergewissern«.

  29. Sämtliche Versangaben nach HS B; besonders die Paraphrase unterscheidet sich in den übrigen HSS erheblich.

  30. Vgl. zur Funktion mittelalterlicher Prologe generell den Überblick bei Brinkmann, Henning: Studien zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Düsseldorf 1966, S. 79–105, zum Prolog in religiöser Dichtung S. 101–105.

  31. Vgl. hierzu Hamm, Joachim: »Das ›neu und anders Erzählen‹ im ›Eneasroman‹«. In: Geert H.M. Claassens/Fritz Peter Knapp/Hartmut Kugler (Hg.): Historische und religiöse Erzählungen. Berlin/Boston 2014, S. 92–116, hier S. 93f., und ders.: »Lavinia und die Wahrheit der Geschichte«. In: Marie-Sophie Masse/Stephanie Seidl (Hg.): Texte dritter Stufe. Deutschsprachige Antikenromane in ihrem lateinisch-romanischen Kontext. Berlin 2016, S. 39–53, hier S. 43–48.

  32. Ukena-Best (wie Anm. 6), S. 188.

  33. Vgl. hierzu Eichenberger (wie Anm. 17), S. 141–147.

  34. Ukena-Best (wie Anm. 6), S. 199.

  35. Vgl. Schmitt (wie Anm. 6), S. 428: »Konrads [Darstellung der] Verkündigung unterscheidet sich von seiner Vorlage, aber auch von der Maria [Wernhers] also vor allem in der Personenregie: er profiliert Maria als Protagonistin und richtet den Blick immer wieder kurz auf ihr Innenleben, wenn er Begründungen für ihr Verhalten einführt.« So auch Eichenberger (wie Anm. 17), S. 142.

  36. Vgl. Tomasek (wie Anm. 6), S. 5–19 und Woelfert (wie Anm. 6), S. 99–110.

  37. Letztlich dürfte hieran auch der Quervergleich mit Wernhers Driu liet von der maget oder den beiden lateinischen und deutschen Prosaauflösungen der Kindheit Jesu des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts nichts ändern; vgl. Ukena-Best (wie Anm. 6), S. 188f. und Schmitt (wie Anm. 6), S. 421f. Ein Vergleich der Kindheit Jesu mit der Pseudo-Matthäus-Tradition stellt daher eher eine Gegenüberstellung von Möglichkeiten dar, den gleichen Stoff im Mittelalter zu erzählen, und beschreibt kein Abhängigkeitsverhältnis. Vgl. hierzu Tomasek (wie Anm. 6), S. 4f.

  38. Besonders HS C, aber auch das Großfragment L weisen immer wieder gegenüber HS B zusätzliche Verse auf; das Verhältnis zwischen Figurenrede und Narration ist daher für diese HSS mit dem momentanen Editionsstand kaum zu erfassen. Gänzlich anders verhält sich (als Kurzfassung) auch HS A.

  39. Wirth (wie Anm. 4), S. 618.

  40. Ebd., S. 614.

  41. Ebd., S. 608.

  42. Vgl. ebd., S. 615–619.

  43. Ein in Abgrenzung gegenüber der Quelle erarbeiteter ›Konrad-Stil‹ kann, »so bedeutungsvariabel und schillernd der Begriff [Stil] ist, […] als Habitus verstanden werden und als Analysekategorie für das Auftreten, die Erscheinungsweise, die actio gewissermaßen von […] Autoren fungieren« (Meier, Christel/Wagner-Egelhaaf, Martina: Einleitung. In: Dies. (wie Anm. 23), S. 9–27, hier S. 20).

  44. Reuvekamp-Felber (wie Anm. 18), S. 5.

  45. Mt 22,8–14: tunc ait servis suis nuptiae quidem paratae sunt sed qui invitati erant non fuerunt digni ite ergo ad exitus viarum et quoscumque inveneritis vocate ad nuptias et egressi servi eius in vias congregaverunt omnes quos invenerunt malos et bonos et impletae sunt nuptiae discumbentium intravit autem rex ut videret discumbentes et vidit ibi hominem non vestitum veste nuptiali et ait illi amice quomodo huc intrasti non habens vestem nuptialem at ille obmutuit tunc dixit rex ministris ligatis pedibus eius et manibus mittite eum in tenebras exteriores ibi erit fletus et stridor dentium multi autem sunt vocati pauci vero electi.

  46. Apc 16,15: ecce venio sicut fur beatus qui vigilat et custodit vestimenta sua ne nudus ambulet et videant turpitudinem eius.

  47. Vgl. Zerfass, Alexander: Mysterium mirabile. Poesie, Theologie und Liturgie in den Hymnen des Ambrosius von Mailand zu den Christusfesten des Kirchenjahres. Tübingen/Basel 2008, S. 99–101.

  48. Vgl. Ez 44,1–3: et convertit me ad viam portae sanctuarii exterioris quae respiciebat ad orientem et erat clausa et dixit Dominus ad me porta haec clausa erit non aperietur et vir non transiet per eam quoniam Dominus Deus Israhel ingressus est per eam eritque clausa. principi princeps ipse sedebit in ea ut comedat panem coram Domino per viam vestibuli portae ingredietur et per viam eius egredietur.

  49. Präteritum verwenden die HSS ACL. Die Herausgeber greifen hier in den Text ihrer Leithandschrift B ein, indem sie das in HS A verwendete Präteritum übernehmen; hier steht allerdings nicht ruohtest, sondern wolltest. Die edierte Formulierung, daz du ruohtest entsliezen, ist also nirgends verbürgt.

  50. Vgl. zum exegetischen Faktum der obscuritas, der nicht vom Menschen vollständig zu begreifenden dunklen Redeweise in der Bibel, Meier (wie Anm. 23), S. 77.

  51. Dass dies auch in der handschriftlichen Überlieferung für Irritationen gesorgt hat, zeigt sich in HS B – dort wird statt entsliezen zesliezzen (= zuo sliezzen, versperren) geschrieben, was den logischen und den exegetischen Widerspruch auflöst. Auch hier wendet sich die Edition gegen ihre Leithandschrift.

  52. Vgl. Apc 21,21–27: et duodecim portae duodecim margaritae sunt per singulas et singulae portae erant ex singulis margaritis et platea civitatis aurum mundum tamquam vitrum perlucidum et templum non vidi in ea Dominus enim Deus omnipotens templum illius est et agnus et civitas non eget sole neque luna ut luceant in ea nam claritas Dei inluminavit eam et lucerna eius est agnus et ambulabunt gentes per lumen eius et reges terrae adferent gloriam suam et honorem in illam et portae eius non cludentur [Herv. S.T.] per diem nox enim non erit illic et adferent gloriam et honorem gentium in illam nec intrabit in ea aliquid coinquinatum et faciens abominationem et mendacium nisi qui scripti sunt in libro vitae agni.

  53. Vgl. v. 2664; 2677; 2732; 2768; 2924 (HS C: v. 2588; Einschub nach v. 2808b).

  54. Die Hereford-Fassung ist der zweite Überlieferungsstrang der J‑Kompilation, in dem aber die (für die Kindheit Jesu zentralen) Räuberepisoden fehlen. Vgl. Kaestli/McNamara (wie Anm. 5), S. 635f. und S. 654–657. Die Namensnennung ›Jesus‹ fehlt an dieser Stelle in der Arundel-Fassung.

  55. Is 7,14: ecce virgo concipiet et pariet filium et vocabitis nomen eius Emmanuhel.

  56. Zuerst fassbar bei Justinus: »Dialogus cum Tryphone«. In: Philipp Hauser (Hg.): Justinus, Dialog; Pseudo-Justinus, Mahnrede. Aus dem Griechischen übersetzt von dems. Kempten/München 1917, 43,3–7.

  57. Wirth (wie Anm. 4), S. 606.

  58. Ebd.

  59. Die Episode fehlt in der Hereford-Fassung.

  60. Vgl. hierzu grundlegend Worstbrock, Franz Josef: »Dilatatio materiae. Zur Poetik des ›Erec‹ Hartmanns von Aue«. In: Frühmittelalterliche Studien 19 (1985), S. 1–30.

  61. Ukena-Best (wie Anm. 6), S. 197.

  62. Ebd., S. 199.

  63. Ebd., S. 199.

  64. In der bisherigen Forschung zur Kindheit Jesu wird allerdings davon ausgegangen, dass Konrad den Iwein nicht gekannt hat. Vgl. hierzu Fromm/Grubmüller (wie Anm. 1), S. 1f.

  65. Vgl. zu dem Gedanken, »dass ein Erzähler/Autor von dem, was er selbst nicht kennt, nur unzureichend sprechen kann« (Reuvekamp-Felber [wie Anm. 18], S. 7), ebd., S. 6–9.

  66. Wirth (wie Anm. 4), S. 619.

  67. Vgl. ebd., S. 606.

  68. Vgl. hierzu Ueding, Gert/Steinbrink, Bernd: Grundriß der Rhetorik. Geschichte, Technik, Methode. 3. Aufl. Stuttgart/Weimar 1994, S. 216–221; ferner Meier (wie Anm. 23), S. 78.

  69. Vgl. Lexer, Bd. 1, Sp. 2129f. und v. a. Benecke/Müller/Zarncke, Bd. 2,1, Sp. 201a: »vom dichter, ursprünglich vom abmessen der versfüsse«. Interessanterweise beschließt auch Hartmann die Passage von der Unmöglichkeit des Erzählens, ohne Augenzeuge zu sein, mit dem Verbum mezzen: dâ von ich wol gemâzen mege / die mâze ir stiche und ir slege (v. 1043f.).

  70. Vgl. hierzu Achnitz, Wolfgang: »Ein rîm an drîn worten stêt – Überlegungen zu Verbreitung und Funktion von Mehrreimen in mittelhochdeutscher Reimpaardichtung«. In: ZfdA 117 (2000), S. 249–274.

  71. Die Herausgeber wenden sich hier erneut gegen ihre Leithandschrift und schreiben (nach HS C) mînen fliz.

  72. Vgl. zu der Formulierung »unter einem Fuß liegen« als Ausdruck der Unterwerfung Der Wälsche Gast, v. 4301–4308: Sol aver der vrî wesen, / der ân ein wîp niht kan genesen / und der niht hât sô vil kraft, / ern müeze ir meisterschaft / dulden und gar ir gebot? / der machet ûz im selben spot, / der alle wege ligen muoz / under eines wîbes vuoz.

  73. Die Herausgeber schreiben hier (nach HS C) von Fuozesbrunnen Chuonrât.

  74. Vgl. hierzu Der Wälsche Gast, v. 12315f.: wan man in einem winkel muoz / machen dem getiht den vuoz.

  75. Vgl. hierzu Grubmüller, Klaus: »Verändern und Bewahren. Zum Bewusstsein vom Text im deutschen Mittelalter«. In: Ursula Peters (Hg.): Text und Kultur. Mittelalterliche Literatur 1150–1450. Stuttgart 2001, S. 8–33.

  76. Der Epilog ist vollständig anders gestaltet in der HS A, in der jeglicher poetologischer Kommentar und alle Aussagen zum Autorbild und zur Festigkeit des Textes fehlen. Vgl. den Anmerkungsapparat Fromm/Grubmüller (wie Anm. 1), S. 180.

  77. Vgl. exemplarisch den Epilog in HS A, dem das poetologische Programm der HSS BC vollständig fehlt.

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Tomasek, S. ich velschet mîne chunst dar an. Z Literaturwiss Linguistik 48, 63–82 (2018). https://doi.org/10.1007/s41244-018-0086-6

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