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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190601064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19060106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19060106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-01
- Tag1906-01-06
- Monat1906-01
- Jahr1906
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.01.1906
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4 Ms »°S mts «is tm SirMl Mhris, dargeboten von k. Hiersemaan. IS. Fortsetzung. Schließlich ist in neuerer Zeit zum Kirchspiel Zeithain auch noch der Truppenübungsplatz, bez. das auf demselben befindliche Barackenlager zu rechnen. Als bald nach dem Kriege 1870/71 unsere Artillerie mit einer neuen Bewaffnung versehen, als Geschütze mit größeren Schuß weiten angeschafst wurden, genügte der bisher für die Schieß übungen der Artillerie benutzte „Heller" bei Dresden nicht mehr und man mußte für einen neuen größeren Schießplatz besorgt sein. Derselbe wurde 1873 in dem dazu geeigneten flachen Gelände bei Zeithain in einer Länge von 3000 Metern und in einer Breite von 1000 Metern kunstgerecht angelegt und 1874 vollendet, sodaß nun alljährlich das regelmäßige Artillerieschießen vorgenommen werden konnte. Damit das Militär nicht immer in den umliegenden Ort schaften einquartiert zu werden brauchte, was ja allmählich als eine Last empfunden werden mußte, so errichtete man 1879 auch ein Barackenlager, welches zunächst für 10 Batterien Platz gewährte. Nachdem in demselben Jahre zu dem Artillerieschießplatz auch noch ein Infan terie schießplatz gekommen war, mußten natürlich auch die Lagerbauten eine wesentliche Erweiterung erfahren, so daß sie von 1881 an mit ganzen Regimentern belegt werden konnten. Doch war dies alles noch nicht ausreichend; die Umwandlung zu einem großen Truppenübungs plätze für ein ganzes Armeekorps machte sich immer dringender notwendig. 1892 begann die Vergrößernng zu diesem Zwecke und nach ihrer Durchführung (1895) hatte der Platz eine Länge von 6000 Meiern und eine Breite von 1200 Metern und umfaßte eine Fläche von reichlich 1000 Hektar. Bei dieser Gelegenheit ist übrigens ein ganzes Dorf mit angekauft worden, nämlich der kleine Ort Gohrisch, im Gohrischwalde gelegen; dersebe ist seitdem vom Erdboden verschwunden, da ihn die schießende Artillerie als Ziel benutzen durste und in Trümmer geschossen hat. In der Zeit von 1895 bis 1899 erfolgte durch Ankauf weiteren Areals die letzte und neueste Erweiterung des Truppenübungsplatzes. Seitdem beträgt seine Größe fast 4000 Hektar und er kann nun anderen hie und da im deutschen Reiche befindlichen Truppenübungsplätzen, z. B. Döberitz bei Berlin, Senne bei Paderborn, Münsingen be Stuttgart, Jüterbog u. s. w. würdig an die Seite ge- ste. w< rd u. Seine Länge vom nordwestlichen Ende des Dor' - Zeithain, bez. von dem daselbst die südliche Grenze des Truppenübungsplatzes bildenden Gohliser Wege an bis zum nördlichsten Ende an der preußischen Grenze beträgt ungefähr 11 Kilometer, seine größte Breite vom Jakobs- thaler Holze im Westen bis in die Nähe des Bdhnhofes Wülknitz im Osten ziemlich 9 Kilometer, während allerdings die nördliche Spitze an der preußischen Grenze westlich vom sächsischen Dorfe Nieska nur etwa */, Kilometer breit ist. — Natürlich ist auch das Barackenlager fortgesetzt vergrößert und erweitert worden. Es ist allmählich eine stattliche höchst sehenswerte militärische Kolonie mit gerade zu mustergiltigen Einrichtungen geworden und hat z. Zt. gegen 140 Gebäude. Darunter befinden sich 1 Kom mandantur, 1 Osfizierspeiseanstalt, 1 Hauptwache mit Arrest haus, 1 Torwache mit Postgebäude, 1 Wohnhaus für ver heiratete Offiziere und Unteroffiziere, 3 desgl. für Garnison- verwaltungsbeamte, 1 Badeanstalt ^mit 10 Einzelzellen und 1 Brausebad, welches gleichzeitig von 120 Mann benutzt werden kann, 1 Wasserwerk mit einem Behälter zu 500 cdw Inhalt, 1 Garnisonwaschanstalt mit Elektrizitätswerk, 13 Offiziersbaracken, 39 Mannschaftsbaracken, 2 Geschäftszimmer baracken, IS Mannschaftsküchen, IS offtnqrnit wikdem Wein bewachsene Speischallen, 3 Marketendereien mit 8 Zweiganstalten, 1 Militärlazarett, 37 Stallgebäude, 3 Be schlagschmieden u. s. w. Das Lager kann z. Zt. LÖS Offi ziere, 7359 Mannschaften und 2399 Pferde oder gleichzeitig 3 Jnfanterieregimenter und 3 Kavallerieregimenter bez. Artillerieregimenter aufnehmen. Außerdem können bei den etwa 1 Stunde entfernten zum Kirchspiel Lichtensee ge hörigen „Hai de Häusern", wo 1898 ein besonderer Jn- fanterieschießplatz und ein kleines Barackenlager angelegt worden ist, 1 Offizier und 90 Unteroffiziere und Mann schaften untergebracht werden. Mitten im Walde gelegen und von ozonreicher Luft erfüllt, macht das kaum 2 Kilometer von Zeithain entfernte große Barackenlager einen gar freundlichen Eindruck. Schöne breite Straßen und wohlgepflegte^Promenadenwege, umrahmt von Bäumen und Sträuchern, durchziehen di« ziemlich ausgedehnte Soldatenstadt. Vom Haupttor an führt in nördlicher Richtung die Kaiser Wilhelm-Allee hin durch bis zum sogenannten Geschützpark, wo zur Zeit der Artillerieübungen die Geschütze und Munitionswagen in langen Reihen aufgestellt sind. Dann gibt es eine König Albert-, König Georg-, König Friedrich August-, Prinz Johann Georg- und Kronprinz-Allee, ferner eine Abendroth-, Craushaar-, Fabrice-, Funke-, Montbö-, Nehrhoff-, Planitz-, Rabenhorst- und Senfst-Straße. Auch fehlt es nicht an schönen Plätzen und Anlagen. Nicht nur die Offiziere, auch die Unteroffiziere und Mannschaften haben einen Park, dann sie lustwandeln können; und ist für die Offiziere ein Tennisplatz und ein Kegelschub vorhanden, so stehen den Unteroffizieren und Mannschaften drei Kegelschübe zur Ver fügung. — Seit 1898 ist das Lager mit dem Bahnhofe Röderau durch eine Anschlußbahn verbunden, die zwar in erster Linie dem Transport von Militärgütern und Munition dient, aber seit 1900 auch für die Beförderung von Soldaten und Pferden eingerichtet ist. — Während der Sommerbelegung, d. i. in der Regel von Ende März bis Anfang September, hat der Truppenübungsplatz eine be sondere Post an st alt, in welcher 4—5 Ober- und eben soviel Unter-Beamte tätig sind. Seit 1. April 1896 besteht auch eine eigene Forst Verwaltung mit einem Forst assessor als Vorstand, der seinen Sitz in „Haidehäuser" hat; gehört doch zum Truppenübungsplatz eine bewaldete Fläche von reichlich 1825 Hektar. Uebrigens hat am 13. Juli 1904 bei der großen Dürre und Trockenheit ein jedenfalls durch Artilleriegeschosse verursachter Brand eine Waldfläche von rund 43 Hektar vernichtet. Fortsetzung folgt. Denk- und Eiunsprüche. Gehe mit Geringer« freundlich um, wie du wünschest, daß die Hähern mit dir umgehen. Tn kannst nicht wissen, in welchen Stand dich! das Schicks»! noch! stellt; die Mut ter des Tarius rind Hekuba waren beide Königinnen und mußten im Alter noch dienen. Seneca. * Wahre Religion ist nicht unduldsam' und tyrannisch; sie ist im Gegenteil demütig, zufrieden und voll Liebe gegen unsere Mitgeschöpfe.. Förster., » Ter größte Sinnengenuß, der gar keine Beimischung von Ekel bei sich führt, ist im Munden Zustande Ruhe nach der Arbeit. Kant. O Kleinigkeiten sind Sandkörner, es? sind aber auch Sandkörner, die das mächtige Ufer eindämmen. . ThomaL Druck und Verlag von Langer L Winterlich, Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich Hermann Schmidt, Mesa. Erzähler an der Gide. velletr. GratiSdetlage„Mesner Legeßlett". Ar. 1. Mesa, den 6. Zamrar 1SV6. 89. Jahr-. Der Sonnenfalter. Von M. v. Buch. Nachdruck verboten. Man befand sich in der lustigen Karnevalszeit des Jahves 1745. König Friedrich H. von Preußen hatte im Herbst deS vergangenen Jahres seinen zweiten gloriosen Krieg gegen Kaiserin Maria Theresia begonnen. Ter Win ter hatte jedoch den Feindseligkeiten ein Ende bereitet, und Friedrichs Truppen hatten d-ie Winterquartiere in Schlesien bezogen. Ter König aber, seine Brüder und viele Offiziere der Garde waren vom Kriegsschauplätze aus, Böhmen nach Berlin zurückgeeilt, um sich Nach den Strapazen des Krieges, der sich so glücklich für die preu ßischen Waffen angelassen hatte, zu erholen und um für die kommende Kampagne, die, wie jedermann wußte, un vermeidlich war, neue Kräfte zu sammeln. Berlin, der Hof, die Gesellschaft hatten d-ie glücklichen Sieger mit Jubel willkommen geheißen und suchten sie auf alle nur mögliche Weise zu feiern. Und Friedrichs heldenmütige Offiziere waren es wohl zufrieden, gefeiert zu werden. Es war, als berauschten sie sich selbst an ihrem jungen Ruhme. Mit den Lorbeeren, die man auf blutigen Schlachtfeldern, bei der ruhm würdigen Belagerung und der Einnahme don Prag ge pflückt^ Sonnte man sich vorteilhaft für die Schönen, die man in den Ballsälen traft schmücken. Mars war nicht der einzige Gott, dem^man Opfer bringen Sonnte. Auch Bacchus und Venus waren Götter, denen zu huldjgen es sich wohl lohnte. Und wer weiß,- wie lange man ihnen noch huldigen durfte! Wie hieß esl doch in dem alten Reiterliede: Bald, wenn die Trompeten blasen, Tann MUH ich mein Leben lassen. Ich und mancher Kamerad! Ein Narr, wer nicht zugreift, wenn der schäumende Becher winkt! Narren aber waren sie nicht; herzhaft griffen sie zü, faßten die Kelche, die sich ihnen entgegen- streckten, und tranken mit vollen Zügen die Freuden des Lebens. Im Schlosse zu Monbijou, in dem die Königin Mutter, Sophie Dorothea, residierte, war Bal masquö angesagt. Bal maSquö, man denke! Tie Feste in Monbijou standen in der Hofgesellschaft überhaupt in dem Rufe, daß mau sich besonders gilt auf ihnen amüsiere; die königliche Gastgeberin, die Heiterkeit und Frohsinn liebte. Pflegte dergleichen große Feten ganz nach ihren Intentionen zu arrangieren und nahm dabei besondere Rücksicht auf die Jugend. Und die Jugend war es auch, die diesen Ball mit Ungeduld ersehnt hatte, und die ganz besondere Hoffnungen an das Fest, bei dem die Etikette verbannt war, knüpfte. Rang, Stand und Würde hob die Maskenfreiheit auft ungehindert durfte das Herz seine Ge fühle gestehen. Ter graue, trübe Januartag neigte sich kaum seinem Ende zu, als es in den Fenstern des Schlosses zu Monbijou hell wurde. Und diese Helligkeit nahm in dem Maße zu, wie die TämMerung, in die sich die Erde zu hüllen begann, biS, als der Abend völlig hereingebrvchen war, sich Monbijou in ein wahres Lichtmeer verwandelt hatte. Tie Schloßdienerschaft unter der Leitung der Haus ¬ hofmeister eilte gehetzt treppauf, treppab, um die letzten Festvorbereitungen zu treffen. Ess war auch Zeit. Auf den Straßen, die zürn'Schlosse führten, ward es lebendig. Tie mit Einladung beehrten Gäste, lauter Träger be rühmter Namen, erschienen. Alles, was in Potsdam und Berlin bei Hofe vvrgestellt war, alles, was reich, vornehm und angesehen war, war geladen. Und was geladen war, kam. Vor dem großen! Mitbelportale hievten Sänften und Portechaisen. Leiter« Tamen, unter deren Gewicht die Träger gestöhnt hatten, entstiegen ihnen schwerfällig, nach dem sie sorgsam die Sostbaren Brokat- und AtlaSgewändcr zusammengerafft hatten. Junge Mädchen in knisternden Seidenroben sprangen ihren gewichtigen Müttern leicht füßig nach. Ueber Treppen und Korridore drängte sich die geputzte Menge. Ueberall hörte man Kichern und Flüstern, hörte das leise Klirren der Ealanteriedegen und das Rausche» von Fächern . . - Und über dem allen schwebte ein feiner Tust von Puder und Parfüm, jener zarte Duft, der nur über dem Jahrhundert des Swkbkv lagerte und von diesem ausging wie ein ganz eigener Zauber. Zwei Kavaliere, die zu Fuß gekommen waren, und die die langen Mäntel, die ihre Sostbaren Tominos vor dem Ctraßenschmutze geschützt, im Vestibül ihren Tiencrn übergeben hatten, sprangen die mit rotem Tuche belegten Treppenstufen hinauf. Sie verfolgten mit großer Aufmerk samkeit eine junge Tarne, die das kleidsame Kostüm einer Vergöre trug. Es bestand aus einens Unterkleide aus rosa Allas, darüber sich ein Ueberwurf aus Sostbaren gelb lichen Spitzen legte, der hier und da mit roten Rosen ge rafft war. Auf dem" hochtvupierten,, dick mit Puder über- stäubtem Haare seiner zierlichen Trägerin schwebte ein Hütchen, das mit einer VriUantagraffe geziert war, und von dem rosa Bänder herabflatterten. In der Hand hielt die Vergöre einen Hirtenstab. „Tiable, ist das nicht die schöne Kalkstein?" flüsterte der eine Kavalier seinem Gefährten zu. Und, mit einem kühnen Satze die Vergöre einholend, wandte er sich ihr zu: „Ma belle," begann er. „Prenez-garde," raunte der andere Kavalier, der einen roten Domino trug, und zwang den Freund' durch eins Bewegung, still zu stehen. „An der Haltung des Kopfes habe ich sie erürnnft — das ist nicht die Hofdame, das ist die Prinzeß —" „Tie Prinzeß — Torheit," sagte der erste und wollte der jungen Dame nacheilen. Und wieher hielt ihn der Freund zurück. „Ich versichere Dir, das ist sie, — das ist Prinzeß Amalie als Vergöre! Nach der Temaskierung wirst Du einsehen, daß ich recht tat, Tich zü warnen. Hast Du nicht gesehen-wie es an ihrem Kostüm von Brillanten funkelte? In den Rosen, mit denen das Kleid gerafft war» hingen sie als Tauperlen, sie glitzerten auf dem Hute, und von den Blumen, mit denen der Hirtenstab umwunden war, schoß ihr Glanz in wahren Strahlenbündeln herab. Fällt Tir nachttäglich die Fülle der Sostbaren Steine auf? Ja? Weil ich Tich darauf aufmerksam gemacht? Bon, mon cher! Tu wirst einsehen, daß ich recht hatte. Ich bitte Dich, wer von hiesigen jungen Tamen, außer Fürstinnen, ver füghüberderartige Schätze!" .
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