Nr. 1 15. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger Januar 1938 Der Kegrunrler äer äeutseken 8««- mÄnslrle — ein Kaeii8e In Gelsenkiichen ist, wie die Tages- und technische Presse ganz Deutschlands ln Liesen Tagen berichtete, ein Gasometer im Bau, der 600 WO Kubikmeter Gas fassen und damit den bisher grössten Gasometer der ganzen Welt, den von Ehikago, um 50 0W Kubikmeter im Fassungsvermögen übertreffen wird. Er wird 147 Meter hoch werden und damit bis auf 9 Meter die Höhe des Kölner Domes erreichen. Mit dieser wirklich gigantischen Höchstleistung kommt sichtbar zum Ausdruck, daß auch die deutsche Gasindustrie sich mit ihrem Leistnugsvermögen an der Spitze der Nationen behauptete. Grund genug, sich in diesen Tagen auch.des Mannes zu erinnern, der vor mehr als IW Jahren die deutsche Gasindustrie schuf und dann noch über seinen Tod hinaus das kraftvolle Emporwachsen dieser Industrie dadurch förderte und festigte, daß er rechtzeitig die Möglichkeiten zur Heran- btldnng wissenschaftlich geschulter Gastechniker weitschattend betrieb. Das war der am 13. Dezember 1784 im Pfarrhaus von Reichstädt bei Dip poldiswalde geborene Rudolf Sigismund Blochmann, der als 13jähriger Junge bei einem Mechaniker in Dresden-Neustadt in die Lehre trat, sich seine erste wissenschaftliche Ausbildung selbst durch fleißigen Besuch der nahe gelegenen Oeffentlichen Bibliothek verschaffte, nm dann als 22jähriger das eben begründete Mechanische Institut in München zu beziehen, von wo er auf Veranlassung Fraunhofers als Leiter des Mechanischen Teils der Optischen Anstalt im säcu- larisierten Kloster zn Benediktbeuren berufen wurde. Während er hier seine ersten Versuche auf dem Gebiet der Gasbeleuchtung anstellte, erhielt er einen Ruf zum Inspektor deö Kgl. Mathematisch-Physikalischen Salons in der Kunstkammer in Dresden, dem er im Oktober 1818 folgte. Als erstes schuf er in seinem Dresdner Institut eine kleine Gasanstalt und brachte über dem Hauseingange die erste Gaslaterne an, die neben zahllosen Bewunderern aber auch ernsthafte Wider sacher anzog, die die öffentliche Meinung mit der Explosionsgefahr der neuen Erfindung zn schrecken versuchten. Blvchmann aber setzte sich zähe durch, bis er endlich zu Anfang des Jahres 1825 den amtlichen Auftrag erhielt, „aus einer neu zu errichtenden Gaserzeugungsanlage einige Straßen und Plätze um die Hofkirche mit Gas zn beleuchten."