für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. HerauSgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. M 43. Sonnabends, den 16. Mai 184V. Mißhandlungen beim Abschluß der Rechnung. Gesetzt, es fällt einem Buchhändler von gewisser Rou tine die Zahlung beim Abschluß zu schwer: was thut er? zu welchen Kunstgriffen nimmt er seine Zuflucht? Erst rcmittirt er alles, was er noch aus der Rechnung vorräthig hat, es sei zerrissen, beschmutzt oder defect, es mö gen Theilc oder Kupfer fehlen; das hindert nichts. Dann stellt er die Artikel, welche am mchrsten ins Geld laufen und nicht mehr vorräthig sind, auf künftige Rechnung, unter dem Vorwände, er habe solche nicht zurückbringcn wollen, weil sie wahrscheinlich noch abgehcn würden. Ist die Rech nung noch nicht leicht genug, so stellt er einen Theil der em pfangenen Bücher zur Disposition und entschuldigt sich da mit, daß die Rückfracht zu theuer sei, unbekümmert, ob cs dem Verleger auch möglich ist, über einige Bücher, die oft 100 Meilen weit auf anderer Leute Lager liegen, disponiren zu können. Führt auch dies nicht zum erwünschten Ziel, so rcmittirt er die Remiltcnda nicht wirklich, sondern schickt vor läufig ein Verzeichniß, und wenn sie dann nach der Messe nickt der Angabe gemäß geliefert werden, so sind einige aus Jrrthum zurückgeblieben. Reicht dies alles noch nicht hin, so bleibt die alberne Entschuldigung übrig, man habe die Bücher zwar abgesctzt, aber noch nicht bezahlt erhalten. Fürwahr eine eben so unsinnige, als empörende Ausflucht! Will ich das Risiko bei jedem Käufer meines Verlagsbuches in entfernten Provinzen tragen, so brauche ich den fremden Buchhändler nicht; und gewiß! der Kaufmann, welcher beim Einkauf seiner Maaren dem Verkäufer sagen wollte: „Ich bezahle euch nur dann, wenn ich bezahlt werde", u ürde in den Verdacht kommen, seinen Verstand verloren zu haben. So mißhandeln manche Buchhändler ihre Eollegen, und leiden dafür die Strafe, daß in jeder Stadt, und in jeder Nachbarscha,., aus allen Volksclassen auf die leichteste Art Buchhändler aufwachsen, für die, zu dicht gcsäeten Pflanzen 7r Jahrgang. gleich, der Boden zum Gedeihen nicht Nahrung genug giebt. So nöthigen sie die soliden Verleger, bei kostspieligen Unter nehmungen diesen unsicher» und weitläufige' W-'g des Han dels zu verlassen, und einen sicherem einzuf diese wäh len andere Eorrespondenlcn oder nehmen Prä> .eration an. Pränumerationen sind eine Last für den B ' m^ler; aber man kann nicht eher darüber klagen, bis Zal ingen pünktlich geleistet werden, und alle Mißbräuche ..fhc .n, welche die gerechtesten Anforderungen des redlich.,, Mannas, ungültig machen können. Uebcr die Gutcnbcrgsfrage! Deutschland, das fleißige, duldsame, in 38 Theile zer rissene Deutschland, hat in der Eulturgeschichte keinen unbe deutenden Rang eingenommen; allein von allen Seiten hat man ihm seinen Ruhm zu schmälern gesucht, und namentlich an unserer nächsten Festfreude, am Jubiläum der Buchdrucker kunst, haben die Holländer mit ihrem Eostcr gerüttelt, ja, seit 10 Wochen wollen sogar die Böhmen uns unfern Guten- bcrg streitig machen und unserm Vaterlandc den Jubelhelden entführen. Es wird keinem Eollegen entgangen sein, wie die sämmtlichcn deutschen Journale das Gerücht sich nacherzählten, wie Mathius Koch im Oesterreichischen Morgenblatt als deut scher Ritter mit der Feder auftrat, wie unsere Leipziger Zeit schriften (namentlich der Eomet Nr. 16) die Sache beleuch teten, und wie auch unsere Landeszeitung vom 27. April in einem Eorrcspondenzartikcl aus Wien darüber sprach. Allein bis jetzt hak Niemand erwähnt, wer eigentlich unserm Deutsch land die Erfindung rauben wollte. Es war der böhmische Dichter Jaroslaw Wrtatko, welcher in einem dreitheiligen la teinisch-böhmischen Wörterbuch« unter dem Titel: luckex I,stino-8oI>einicu8 riomeoclsturue, keglonum, kopuloruin, Orliium, Viroruin, Koerninaruin, klu- viorum, et kloutluin, ex KI. v. ^ a Weleslsviu» et skiis coooiiiustu» krick. 3o». Hibuer. 81