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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186011084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-11
- Tag1860-11-08
- Monat1860-11
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1860
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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. 313» Donnerstag den 8. November. 1860» Die Fortschritte der gewerbiichni Genossen- schäften in Deutschland. Der „Jahresbericht für 1859 über die auf dem Princip der Selbsthülfe der Betheiligten beruhenden deutschen Genossenschaften der Handwerker und Arbeiter von H. Schulze-Delitzsch" weist eine nicht unbedeutende Wetterentwickelung dieser für die deutsche VolkS- wirthfchaft so überaus wichtigen Institute nach. Der Bericht unterscheidet einerseits Vorschuß- und Creditvereine, andererseits solche Genossenschaften, wodurch sich in einzelnen Handwerken die Betheiligten zu gemeinschaftlichen Handlungen, wie z. B. zu ge meinsamem Bezug der Rohstoffe, Errichtung von Vereinsmaga zinen und Läden, schließlich zur Production auf gemeinsame Rech nung, verbinden. Den natürlichen Verhältnissen Deutschlands, wie dem Gang der geschichtlichen Entwickelung dieser ganzen Be wegung entspricht es, wenn die Genossenschaften der ersteren Art bis jetzt weit zahlreicher sind als die der letzteren, und bereits in wohlbegründeter Festigkeit als ein trefflicher Theil unserer volks- wirthschaftlichen Nationalkräfte betrachtet werden müssen. Der Jahresbericht für 1858 wies 118 solcher Creditvereine nach. Die von 45 derselben gegebenen Vorschüsse beliefen sich auf I 2,086,036 Thlr.; das eigene Capital, aus 104,094 Thlrn. auf- gesammelter Geschäftsantbeile der Mitglieder und 14,555 Thlrn. zurückgelegter Reserve bestehend, bezifferte sich auf 118,649 Thlr. bei öS8,714 Thlrn. aufgenommener fremder Gelder. Im Jahre 1859 finden wir dagegen 183 Vereine nachgewie sen, und von 80 namentlich aufgefuhrten Vereinen sind die ent sprechenden Zahlen 4,131,436 Thlr. gegebene Vorschüsse, einschließlich der Prolon- ' ' gationen, 276,846 Thlr. eignes Capital (246,001 Thlr. Geschäftsan- theile und 30,845 Thlr. Reserve), 1,014,145 Thlr. aufgenommene fremde Gelder. Indessen sind hiermit, da die Ausweise von Seilen der Ver eine leider nur langsam eingehen, die wirklichen Zahlen nicht er reicht, dieselben werden vielmehr von dem Verfasser angeschlagen auf: 200 Vereine mit etwa 6,000,000 Thlr. Vorschüssen, welche sich im laufenden Jahre auf mindestens 10,000,000 Thlr. erhe ben dürften. Die 183 Vereine, worüber genaue Nachrichten vorliegen, ver theilen sich in folgender Weise über die deutschen Staaten: 77 in Preußen (davon 30 allein in der Provinz Sachsen), 34 im Königreich Sachsen, 16 in Thüringen, 12 in Hannover, 12 ln Deutsch-Oesterreich, 8 in Mecklenburg, 7 in Anhalt, 5 in Baden, 4 in Bayern, 3 in beiden Hessen, 2 in Württemberg, 1 in Oldenburg, 1 in Nassau, 1 in Holstein. Außer den 10 in Deutsch-Oesterreich aufgeführten Vereinen sind vom übrigen Oesterreich noch 5 weitere Vereine bekannt, nämlich zu Fiume, Lemberg, Kronstadt, Mediasch und Klausen burg; mehrere andere sind in der Bildung begriffen. Da da neue Gewerbegesetz in Oesterreich das Feld geebnet hat, wird hier ein recht zahlreiche- Entstehen solcher GenossenAaften eben so ge boten wie nutzbringend sein. Aus unserem Bericht ersehen wir übrigen- die merkwürdige Nachricht, daß in Oesterreich, ganz selbstständig und unabhängig von dm durch Schulze 1850 in Delitzsch in die Hand genommmm Organisationen, schon im Jahre 1851 ein auf verwandte Grundsätze gegründeter Verein ins Leben trat. Dies geschah in Klagenfurt durch den inzwischen lei der verstorbenen C. Staudinger, nachdem ein nach Amerika aus- gewanderter Landsmann, Schneidermeister Lorber, die Sache an geregt hatte. Der Weg, den man in Klagenfurt wie, nach dessen Vorgang, in Laibach, Troppau und bei den meisten andern öster reichischen Vereinen einschlug, zeigt allerdings zunächst eine etwas schüchterne Vorsicht, insofern die Bürgschaft für die eingeschossenen und an die Vorschußnehmer ausgeliehenen Gelder nicht dloö von den Handwerkern allein, sondern auch von den sogenannten „Ga ranten" übernommen wurde, nämlich einer Anzahl von acht bis zwölf vermögenden Gönnern, welche bis zu 50 fi. sich haftbar erklärten. Indessen wurde gleichzeitig für allmähliche Abstreifung dieser die Selbsthülfe beeinträchtigenden Garantien und dadurch bedingte Einsprache der Garanten in die Vereinsangelegenheiten mittelst Bildung eine- Reservefonds gesorgt, dem man den gan zen Geschäftsertrag zuwies, und der bei den meisten Vereinen die Gesammtsumme jener Garantien bereits überstiegen hat. Als die gemeinsamen Hauptgrundsätze aller dieser deutschen Vorschuß- und Creditvereine sind folgende drei zu bezeichnen: 1) Daß die Vorschußnehmer selbst Mitglieder des Vereins sind, und folglich Gefahr wie Gewinn des Unternehmens selbst mit tragen; 2) daß alle Verein-Handlungen durchaus den Geschäftscharak ter tragen, d. h. daß sowohl die Vorschußnehmer an die Vereins- casse, wt« auch die BereinScasse an die ursprünglichen Darleiher und Vereinsgläubiger die geschäft-üblichen Zinsen zahlt; 3) daß durch sofortige Einzahlungen ober allmählich durch fortlaufende geringe Beisteuern der Mitglieder Geschäftsantheile— Guthaben — derselben in der Vereinscasse aufgesammelt werden, welche den Einzelnen eigenthümlich verbleiben, jedoch während der Mitgliedschaft nicht herausgezogen werden dürfen, vielmehr gleich Aktien, den Stammfonds, da- Grundkapital des Vereins bilden, wogegen die zum Betrieb der Geschäfte noch außerdem erforder lichen fremden Gelder auf den gemeinschaftlichen Credit und unter gemeinschaftlicher Haft aller ausgenommen werden müssen. Ln -er SchiUerwoche 186V. „In dem, was er verehrt, malt sich der Mensch." Schiller. „ Nunmehr wird der Schillerverein da- regelmäßige Gchillerfest auf zehn, mindesten- fünf Jabre aussetzen muffen." — So sagten voriges Jahr nach der Jubelfeier Manche und selbst Wohlmeinende sagten es ihnen nach. Dieselben meinten wohl, der Anlauf, den da- deutsche Volk zur Jubelfeier gmommen, habe es ganz und gar aüßer Athen, gebracht und eine Erholung, eine mehrjährige Erholung thäte Noch. Wohl mag ba< deutsche Volk in Betreff leichter Entflamin- barkeit zur Begeisterung keine- besonderen Rufe- sich erfreuen; aber schlecht kennt der da- dusche Volk, welcher die tiefe Nachhaltig keit einer einmal gewomttntti Erhebung in Zweifel zieht. ES irren diejenigen, welche die Begeisterung eine- Volke- wie eine aufsteigende Rakete ansehen, die aufleuchtet und im Auf leuchten verpufft. In Wahrheit gleicht die Begeisterung eine- Volke- einem Naturereignisse, da- tief und erschütternd und befruchtend wirkt. Und je fruchtbarer der Boden, desto fruchtbarer die Nachwirkung und die Segensfülle. Und die königliche Ausstattung der Schtllersttftung von VolkeS- gabm hat die erste Frucht der Begeisterung de- deutschen Volke- zu Tage gefördert. Wie eine hehre Lichterscheinung hebt sich die Jubelfeier Schillers und die ganze Jahresfolge im deutschen Volksbewegen von dem düstern und dunkeln Hintergründe de- vorangegangenm, dem krassesten Materialismus verfallen gewesmm Jahrzehnt- ab —.
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