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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187309291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18730929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18730929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1873
- Monat1873-09
- Tag1873-09-29
- Monat1873-09
- Jahr1873
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1873
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pich «>/, Ich«. llilUlt»» «ch F»h«mai»gass« rr. MM» Nedattvlr Fr. »üttRrr. gdw-ftmide d. «edactio» »„ ll—>r m- »chm«*» »», t—» L»l- d« für die «Lchst- Mumm« bestimmte» a» »och«ta»« di» ' ittaas. tu roun- > stütz bi»'/.»Uhr. DWtt M - Hst» «am». UaiverstM«str. 12, Rnit rösche. Hatastr. 21, Part. i«rrr. Anzeiger. UMblatt d« Kvnigl. Lczirkk-mchtS mid drS Rath? da StM Leipzig. Montag den 29. September. Meß-«»sl«se 1L.LO». ) Lb„«»ast,»rr1« virrtchährlich 1 Lhlr. 1» Ngr^ tuet, vringerloh« 1 Lhlr. »»Ngr. Jede einzelne Stummer 2V, dtg». Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilage» ,hne Postbefürderung 11 Lhlr. mit Postb«sSrd«ru»g 14 Lhlr. Zastrat« «grspaltcueBourgoiSzrile 1'/,Rgr. Größe« Schrift« laut unserem PreiSverzeichuitz. »ecl-we, mttrr » Ledaelksas-rtch die SpaUzelle 2 Sigr. IN3. Sur geMige« Beachtuug. Um -ei Ausgabe der LegitnnationSkarten zum Abholer» deS Tageblattes beim Ouattalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, können die geehrten Abonnenten Warte und Rechnung bereit» von Heute an i> Empfang nehmen lassen. I^pv-Lttt-di» LeGLpAiisor V«U«dlWttS». LagtSgrschichUiche llrbersicht. La „Magdeb. Zig " schreibt man au» Berlin: Le» König» von Italien wird unsere Be. »tlkmmg in Verehrung»«!» Hochachtung immer «Werken. Er hat aus Alle, die mit ihm in per sönliche Berührung kamen, den besten Eindruck peucht. Lei« Wesen ist einfach, ohne Phrase, "en freundlich, aber aufrichtig. So wie er «eint er e«. Praktisch verständig, ist er »len Aufing» baar; wer ihm die» nach- l würde, dem »väre er, in richtiger Erkenntniß r Eigenart, eine Grobheit zu sagen im Staude. N»ige nach dem Schlage Victor Emanuel» find ftr du Völker rin Segen, denn fie denken nie an ßch selbst, sondern nur an den Staat und dessen Interessen. Wie der italienische Monarch durch Einfachheit in seiner Lebensweise sich auSzeichnet, so ist er frei von allen Liebhabereien aus Staat»- loste» Er will weder Dichter, «och Architekt, »och Theologe, noch sonst Etwa» nebenher sein. Da» Schicksal setzte ihn ans einen Thron und dort »icht er sich ab, seine Pflicht zu thun, verstän. stger Männer Rath zu hören und dem sich zu Her. Er ist kein König von „Gotte» Gnaden" aver e» war von Gotte» Gnaden, daß Italien stk sti« staatliche Entwickelung solch ein Mann gerben wurde. Wenn e» wahr ist, daß der Kaiser Wilhelm an seine« italienischen Gaste ein ganz besondere« Wohlgefallen gehabt hat, so erklärt sich diese Zuneigung wohl au» der Lehnlichkeit der beiderseitigen Anschauungen von den Pflichte» «es Monarchen wie von dem Umfange kvaig Scher Rechte. Der Verschiedenheiten sn dem Charakter Beider giebt e» genug, aber em Grund gedanke ist ihnen eigen: die Mächtigkeit der ktaatsidee. Gottlob, daß fie dort wie hier wichterv, praktisch, rein verständig auftritt, denn sonst hätte nicht Italien und nicht Preußen Da» enricht, worauf beide Staaten heute mit so «oßer Henaathuung und zugleich ohne Ueber ychmeg prrückvl'cken können. Die demnächst znsammentrelende Conferenz Ner die Ursachen der Eisenbahnnnfälle wird für ihre Verathungen schätzbare« Material vor finden. Da« Direktorium de» deutschen Loco» «tivfiihrervrrein» hat nämlich den Zweigver- einen zur eingehenden Beantwortung die Frage» »»legt: „1) Welche» find die Ursachen der Ille und 2) welche» sin» die Mittel» um di» itigung oder doch Verminderung derselbe« stzusühreu? Die aus diese Fragen eingehende» oorten wird da» genannte Dirrctorium in einer Denkschrift zasammeustellen und dem pre». n Handelsministerium zur Beförderung an Lmrsrrevz übermache». Der Loco motiv hat sich bereit» Über die Krage» und erklärt al» Hauptursack« der ickssälle mangelhaft« Beschaffenheit der Strecke, wcorrrcte Bedienung der Weichen, m». «längliche Kräfte beim praktischen Fährbetrieb Rl» Mittel zur Beseitigung der Unfälle empfiehlt der Verein außer de» auf Grund der obigen Antworte« selbstverständlich zu befürwortenden Maßregeln ». >. schärfere Controle und größere praktische Ausbildung der Statio«»Leamteu, aründltcke Re form de» optische« Sianalwesen», Trennung de» Schaffnerdienste» vom Bremserdienst bei den Per» sonevzügeu, Trennung von Eisenbahuverwaltnng «d Bau, Berufung eine» Maschineningenieur» in da» Direktorium, Verwendung nur guten Brennmaterial», Verringerung der Fahrgeschwin digkeit, Abschaffung der Fahrprämien, Trenuuu, de» Tüterbahnhose» vom Personenbahnhof au" größeren Stationen. Manche der hier vorge schlageneu Mittel, namentlich die drei letzteren, entsprechen durchau» den in Publicum und Presse längst anSaesprochenen Wünschen Der jetzt herrschende Eonflict mit den Bischöfen nmß die Aufmerksamkeit wieder einmal aus die «igeuthümlicheu D i ö e e s a n de r h L l t u i s f e lenken, bst in mehreren BischosSjpreugeln bestehen. E» T eia berechnete» und mit Vorliebe angewandte- Manöver der römischen Curie, die kirchlichen Tratten mit den politischen »icht überein stimme» » lass«», w«S sich die Staatsregierung« seiner Zeit gefalle» ließen, ohne die vielfache» Schwierig, «st» »uv Ht»d«uiffe zu erwägen, die au» eine« Verhältnis entspringen. In de» abge- »lleru man die UuterMmrg unter von Fmwurg durch die geogra »«NM»« Di».«.. phisch« Lage einigermaßen gerechtfertigt sei«, ob- vohl auch anderwärt» dre bischöflichen Sprengel ich über wett entlegene Landstrich« «strecken und auch hier ein Zusammenfallen d« kirchliche» und »olttilcheu Grenzen recht wünschenswert- wäre. Ein noch dringendere» Betürfniß wäre e», die neuen ReichSlaude von der Zugehörigkeit zu stau- zöfischen Kirckensürsten zu befreien, die ihren Ein laß zur eifrigsten politischen Agitation benutzen. Koch eigenthümlicher find bekanntlich die Verhält nisse in Schlesien, wo der preußische Bischof von BreSlau über österreichische», d« österreichische Erzbischof von Olmütz über preußische» Gebiet kirchliche Befugnisse au»übt E» ist kein Zweifel, daß in Ausführung d« Kirchengesetze demnächst preußische Gerichte üb« einen fremden Bischof «kennen werden, wie solche« neulich schon, wie e» scheint, mit Unrecht, von dem ErzbiSthum»v«. wes« Kübel von Freiburg gemeldet war Ein interessant« Beitrag hinzu wird jetzt au» dem schlesischen Kreise Leobschütz berichtet, von Setten de» dortigen Laudrathautte» ist einem Eaplan zu Gröbnig die Ausübung geistlich« Amtshand lungen untersagt worden, weil derselbe ohne Ge nehmigung de» Oberpräfideuten durch den Erz bischof von Olmütz «»gestellt worden. Im weiteren Verlause wird dann zweifelsohne eine gerichtliche verurtheilnng de» österreichischen Bischof» wegen Verletz an g preußischer Gesetze er- folgen ; gemß sonderbare Zustände, die eine neue Regelung dringend wünschenswert- «scheinen lassen Der Erzbischof von Olmütz wird dem Conslict mit der preußischen Regierung sich« nicht au» dem Wege gehe«; « gehört zu den enragirtesten d« österrelchischen KtrchenfÜrsteu. Der kathol. Propst Dinder in Königsberg hat nach dem Tode et»e» Altkatholiken sich darzustellev, bestätigen nur die Wichtigkeit de» RegierungSerfolge». Der Schlag wird auch in Pari» und London empfunden worden sein und sowohl die Verhandlungen der Permaneuzcom- misfion üb« dem Aufenthalt Saball'S in Pcr- piguau, wie die Nachricht der „Politica", daß die spanische Regierung ihre diplomatische» Be ziehung« zn England abbreche« werde, wenn die Fregatten Bittoria und Llmansa nicht zurückge- geben werden, haben ihre« Eindruck an betreff«, der Stelle voraussichtlich nicht verfehlt. Die letztere Nachricht wird zwar vemeutirt, ab« daß in Ma drid große Unzufriedenheit üb« die Handlungs weise England» sich geltend macht, kan» weder in Madrid »och in London geleugnet werden. Schwerer wird die Niederlage der Earlisteu noch in Versailles empfunden werden, wo man mit Eifer nach jeder auch noch so entfernten Aussicht hascht, welche al» ein Sieg de- BaticauS über die Ungläubigen gedeutet werdeu kann. Die Earlisteu find ja in diesem Augenblick die einzigen Verbündeten der Regierung vom 24. Mai. Lin Herbst-Ausflug der Thomaner. So wenig wir geneigt find, die Thatsache zu verheimlichen, daß ein Tbeil derjenigen unser« Kuustiustitute, die sich speciell mit der Pflege d« Musik beschäftigen, in den letzten Jahren emsiger denn je vom Zahne der Zeit benagt worden sind, obwohl man noch heute daran gewöhnt ist, fie für tonangebend zu halten, so sehr gereicht e» nnS zur Freude wahrzunehmen und daraus hin zuweisen, wie andere in verjüngter Kraft neu er stehen und statt auf errungenen Lordern bequem auSzuruhen, eifrig bestrebt find, durch frische Thateu neue zu erringen. Zu den Letzteren ge hört ab« in erst« Reihe unser Thomanerchor. Derselbe «freut sich unter dem derzeitigen Cantor Herrn Professor Nicht« einer so ausgezeichneten Leitung und hat sich in der letzten Zeit so vervoll kommnet, daß wir nicht an stehen, seine aeaenwärtige» Leistungen denen der reuommirtesten Institute ähn lich« Art ebenbürtig au die Seite zu stellen. Wenn ». B. dem Berlin« Domchor eine noch größere Klangfülle nachgerühmt werden muß, so liegt da» in dem Umstande begründet, daß uns« Chor nur dem Schülerkreise der Lhomana sich au» rekrntirt, während dort die besten Stimmen Berlin- vereinigt find, auf welch« Weise äller- wiederum geweigert, dt« Beerdigung desselben tu I ding» besonders ein voluminöser« Männer geweiht« Erde vorznuehmen. Da» Polizeiprä-1 Chor «zielt wird. In Bezug aus die Kunst- dium hat beschlossen, dieselbe eventuell zwang--! sertigkeit im Gesäuge ab« dürfen beide Chöre Ifihr weise durchführen zu lasten. AuS Rom. 27. September, wird gemeldtt: Der Cardinal Boanechose, Erzbischof von Rouen, ist gestern vom Papste empfangen worden. Wie die „Ruova Roma" versichert, hätte der Car- dinabvoudenjDeputirten d« legitimistischen Partei den Auftrag «halte», den Papst zu persönlicher Intervention bei dem Grafen Chambord zu be stimmen, um diese» zu den für die Wiederher stellung der Monarchie uuabwei-licheu Cou- «sstonen zn vermögen D« Entwickelung der Dinge in Frankreich, wie ßchr fie ihre Kraft unter allen Umständen a»ch gegen Deutschland zu richten such« wird, ficht da» de»tsch« Volk und seine Regierung mit Interesse zwar, ab« mit ruhiger Zuversicht ent gegen. ES ist ein inttteffante» Schauspiel, welch«- sich vor uu» vollzieht, welche- wohl Mit leid», aber.keine Aurcht tn uv- erregt, üb« best« AuSgaga wir nufere Betrachtungen mit der Rühe d«S ZusthannS mach«. Wir sehen mit leidvoll die Arteignen sich einfädeln «ad abspinueu, wir sehen Partencichtuogen, die keine innere Ge meinschaft mit einander haben, zur Herbei führung eine- einzeln« Moment« sich ver bünd«, dann wird« auseinander geh«, um da» vündniß de» eben bekämpft« Gegner» gegen den eben verlassenen BuudeSgenoffeu z» such«. Die Königlichen göttlich« und constt- tutroueüen Rechte-, die BoSapartistm. die kon servativ« und die radikalen Republik»»«, sie führen nun seit zwei Jahren eine sehr tonr«- reiche Kravgaise auf. Wie der Tanz ende», wie im Schauspiel der Knoten entwickelt werden wird, ist allndiug» noch zweifelhaft, aber die trotz allen ZeitungSgeschreie» Überan» große Erschvpsnoq de» Laude», der völlige Mangel an Unternehmungs lust bei d« Republikanern läßt e» fortdauernd al» da» Wahrscheinlichste erschein«, daß da» Stück — auf wie lange? bleibt freilich dann wirb« ein« andere Frage — mit der Restauration enden wird. In Spanien ist die Situation zu Tunst« der Regierung seit einig« Tag« sehr merklich »»«ändert; der Rückzug d« Earlist« von Tolosa bezeichnet ein« Wendepunkt in de» Schicksal Spanien-, der sehr bedeutungsvoll werden kann, wenn die Regierung Kraft und Fähigkeit besitzt, den Erfolg auSznbmtte« Die Bemühung« der Carltsten, de» «»druck der Sach« abznschwächen m>d den Räckzng «r als ein taktische« Manöver wohl al» Eoncurrenten betrachtet werdeu, ein Lob, welche« wir unser» wackeru Thomanern um so lieber auSfprecheu, al- man sonst in der Regel von den Leistung« der selb« öffentlich wenig Notiz nimmt, obwohl alle Wochen wenigsten» einmal Gelegenheit geboten ist «Motette, Sonn abend I V, Uhr) sich von der Güte derselben zu üb«zeugen. Der übliche HerbstanSflug der Thomaner, zu welchem dem Cantor rin klein« Fond- zur Ver fügung steht, sollte in diesem Jahre nach Mer seburg unternommen werde» Wer die Um gegend diese» alt« Bischofsitze» kennt, wird wissen, daß sie außer den Part»« an der Saale entlang au Raturschönheite» wemg bietet, desto mehr impouirt ab« dem Besuch« der alte ehrwürdige Dom, der im June« so vollkomm« nach all« Regeln der Akustik gebaut ist, daß d« Genuß einer Mufikaufführuua hier Un-führenden wie Anhörer» in gleichem Maße «höht wird. Dazu besitzt die Kirche anch »och et» neuere» prachtvolle» Orgelwerk, welche» dem unserer Nicolaiktrche an Größe nicht- uachgiebt, — Gründe genug, um die Schritte ein« fröhlichen Sängerschaar an einem schön« Herbsttage einmal dorthin zu lenk« Daß auch die Thomaner der Versuchung nicht widerstehe« konnten, dort gelegentlich ihre Stimmen erschallen zu last«, dafür wird da« Publicum, welches sich am Nachmittage des 28. September» im Dome zusammengeftmden hatte, d« wackern Säugern, wie besonder» ab« auch Herrn Cantor Nicht«, nur von Herz« dankbar sein. Frühmorgens b»/« Uhr hatte sich die Caravan« von der LhomaSschule an» in Bewegung gesetzt, um vermittelst der Thüringer Bahn zunächst nach Corbetha z» gelang« »ud dort — auf den Sand gesetzt z» werden, venu ohne läng«« oder kür zer« unfreiwilligen Aufenthalt kommt der Rei sende «rs der Thüringer Bahn um» einmal nicht weg. Ans der Tonr Leipzig-Merseburg beträgt derselbe je nach Befind« 1 b»S S Stund«. — Indeß ettl jnuae» Völkck«, da» dain noch zum Vergnüg« reist, macht sich au» solch« Störung nicht viel, «au weiß sich die Zeit zu vertreiben, und so gelangt« den» auch nufere Thomaner, ohne vor lang« weile anSgewachftn zu sein, »m 8 Uhr glücklich t» Merseburg an. Hi« wurde natürlich zunächst der Dom besichtigt und eine kleine Tefangprob« avgehalt«, die indeß «ehr de» Zweck hatte, die Säug« an di« Resonanz der Kirche zu gewöhnen, al» sorgfältige Studien za betreiben. Ein Gang durch den sehr angenehm« Schloßg rten führt u. a. anch zu dem sogenann ten Swloßgartensalon. einem stattlich« Gebäude, dessen Parterre-Localttäten eine wohlgepflegte Gärtnerei bergen, während der obere Theil des selben einen großen Saal bildet, der hie und da zu Musikaufführnngen benutzt wird Auch diese Gelegenheit zum Sing« wurde nicht unbevützt gelassen, dann aber ging e» hinunter „an d« Saale kühl« Strands denn d« Mittag rückte heran und «och hatte man ei« gut Stück Wege» zu marschir«, um nach Meuschau zu gelang«, wo Herr Musikdirektor Engel au» Merseburg reit» für ein frugale» Mahl Gorge getragen hatte. Bon d« Saale au» gesehen bietet übrigen» der Dom einen recht interessanten Anblick dar. Er «hebt sich unmittelbar über dem Wasser mit feiner riesigen Häusermafse und feinen ehrwürdig« Thürmm. Die vielen kleinen, weißen Fenster schauen recht freundlich heran» au» dem grünc« Grunde, mit welchem Natur und Kunst die ganze Hintere Seite de» Gebäude» geschmückt hat, ei» Bild, welche» in sein« Sittlichkeit da» gerade Gegeutheil von dem düstern und unfreundlich« Eindruck bietet, welchen der Beschau« empfängt, wenn er sich dem alt« Bauwerke von der Front seite nähert. . Punct 12 Uhr war man am Orte feiner Be stimmung angelangt. Da der Wirt- an Pünct- licvkeit Nicht» zu wünsch« übrig ließ, so konnte ohne Wettere» zur Tagesordnung übergcgaug« werven, und wir können al» Augenzeuge der- sichern, daß fämmlliche vorliegende Gegenstände »hre gründliche Erledigung fanden. An eine lange Rast war übrigen» nicht zn denke», denn schon für 3 Uhr war der Anfang de» Coneerte» im Dome festgesetzt. Man brach deshalb schon vor 2 Uhr wieder aus und langte so noch rechtzeitig genug auf dem Domplatze an, um »och ein Vtertelstündchen Zeit zur Erholung übrig zu behalten. Wider Erwart« hatte« sich die weit« Räume der Kirche mit andächtigen Zuhörern fast gäuz- lich gefüllt, obwohl die Kunde von den bevor stehenden musikalischen Genüssen «st spät nach Merseburg gedrungen war und man also «ns die vetheiligung der Kunstfreunde vom Lande nicht rechne« durste Der gute Ruf der Eoncertaeber hatte also da» Seinige gethan. Auf dem Pro gramm waren außer den Vocal- noch fünf Iu- strumeutalvorträge verzeichnet, nämlich drei für Orgel und zwei für Bwline. Herr vr Kretsch- mar, der sich in jüngster Zeit nicht nur am hiesigen Orte, sondern u A. auch in Wien al» Olgclvirtno» sehr vorthetthast eingeführt hat, spielte ein Präludium (Ls ckvr) von I. G- Back, j «ne Fuge über den Namen Vach (wenn wir nickt I irren war c» Nr. 4) von Schumann und den ! erst« Satz au» der Orgelsonate in 6moll von ' Merkel. Daß der treffliche Künstler den an ihn gestellt«technisch« Anforderungen in Vellern Maße genüge» würde, halt« wir nach seinen früh«« Leistungen al» selbstverständlich vorausgesetzt. Getue sichere Ruhe war besonder» in dem Bach'scheu Präludium, in welchem dieselbe durch Schwierig keit« manch«!« Art sehr gefährdet wird, von tmponirender Wirkung. Für die Fuge von Schumann (beiläufig gesagt, war e» diejenige unter den sechs de« ganz« Opuo, welche un» am wenigsten behagen kann) wußte Herr vr. Kretschmar noch am Schluß durck eine vor trefflich angebrachte dynamische Schattirung Iu- tereffe zu erwecken. Der Soaatenfatz von Merkel ist ein feurige» Musikstück, welche» von seine« Charakter dnrch die diesmalige Reproduktion nicht» einbüßte, nur schien un» derselbe nicht recht au seinem Platze, wenig sten» wäre e» wohl besser zur Echlußnumm« geeignet gewesen, al» da» darauf folgend« ^re verum eo'pns von Mozart. Al» Li«l«> virtuos fiaurirte auf dem Programm Herr August Rav. Leid« war derselbe durch seine Thätigkeit am Theater in Leipzig zurückgehalten Word«. An seiner Stelle trug ein Schüler de- EouservatoriumS He« Leichsenrioa zwei lang same Sätze von Beethoven uud Leelair zwar mit sichtlicher Befangenheit, aber doch nicht ohne künstlerisches Berstäudniß vor. Daß da- letzte nicht besonders zu «bauen vermochte, lag wohl «ehr an der Wahl d« Compofitiou, einem fad« französischen Musikstück ohne alle Empfindung, al- an der Ausführung. Lin« wahr« Hoch genuß aber bildeten die TesangSvorträge. Alte» und Neue» bot der wackere Chor au» seinem reichen Schatze in bunt« Neihe dar, Perle reihte sich an Perl«. Von älter« Werk« ward« zu Ge hör gebracht ein OrneiLrn, von Lotti mrd die achtstlmmige Motette: Ich laste dich »icht x. von I. Eh Bach, vn» hat besonder» die letztere m jeder Beziehung so mächtig angeregt, daß wrr un» die Macht »e» Gesänge» größer al» fie sich hi« «weist, kau« denk« könne». Hi« «scheint die größte Kunst doch «ur al« Mittel zu» Zweck - ^
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