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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188802166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-16
- Monat1888-02
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1888
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Erscheint tL-ttch früh 6»/, Uhr. Ae-»r1ion und Lrpe-ttt«, IohanneSgasse 8. Sprechstunden der Uedartion: Bormittags 10—18 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. >«» >4» Niick^-d» k,n^kl»,ttrr M-Mi ierytt» «»cht ßch »„ Ned-c„cn m»l «rrda »ttch. >«««tz«r »er für »i« «ächftf«>>e* *»e -i»«mrr befttmmteu Inkrrutr a« vechrntagen »iS S Nhr Nach«itt«,». anLonn- und Festtagen früh bi»'/,VU»r. In den Filialen für Ins.-^nnahmr: Ott« klemm, Universitüt-skab« 1. Loui» Lösche, Katharinenstr. 23 pari. u. König-Platz 7, «ur bis'/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-Preis vierteljährlich 4H- Mk incl. Bringerlohn 5 Ml.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 P' Beltgereniplar 10 Pf Gebühren für Extrabeilagen (in lageblatt-formal gesalzt ohne Pvstbe'ördkrring M Pll. u»k Poflbesördcrung 70 Mk. Inlerate ügejpaltene Pelitzeilo 20 Pi. Größere Schriften laut uni. Preisverzeichnis!. Tabellarischer u. Zisiernsatz nach höher», Tari'. Urrlame» unter dem Redaclionsstrich die 4gespalt. Zeile bOPs.vor denFamiliennachrichten die Ogespallcae Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die l-xpedition zv senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung >>riieli>l»»>l >i»io oder durch Pag Nachnahme. as 47. Donnerstag vm 16. Februar 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher TM Mannwichan-. Der am 28. Januar lausenden Jahre» verstorbene Kgl. Sachs. Hofrath Rechtsanwalt und Notar Herr vr zur. H«ra»r»i»i» Ehrenbürger der Stadt Leipzig, Comthur II. Elaste des Kgl. Sächs. AlbrechtSorden», Hai in Seinem am 20. April 1884 errichteten Testamente dir Staktgemeinbe Leipzig al» Universalerbin Seine» nach Abzug einer Anzahl von Vermächtnissen verbleibende», mehr al» 500 000 Mark betragenden Nachlasse» eingesetzt und in der in dem Testamente von Jbm ausgesprochenen Absicht, dazu beigctragrn, daß da» schon jetzt der Stadt zur Ehre und Zierde! gereichende Museum allmälig zu immer größerer Bedeutung gelange und tn immer höhere», Grade die Ausnierksamkeil und Beachtung der gesammten Kunstwclt aus sich ziehe, die Bestimmung getrosten, daß von dem Nachlaste lediglich und aus schließlich hervorragende Kunstwerke der Malerei und Plastik für da» städtische Museum angekaust werden. Bei Aussübrung dieser Bestimmung soll dahin geiuirkl werden, daß da» Museuni neben Werken der Renaistance immer mehr und mehr einen möglichst vollständigen Ueberblick der Leistungen der im Gebiete der Malerei und Plastik seit etwa der zweiten Hälfte de» vorigen Jahrhunderts bis in die neuste Ze,l hervorragendsten Künstler darbictc. In einem Codicille vom 7. März 1885 hat der Verewigte jene Bestimmung noch näher erläutert und verfügt, daß der SlislungssondS hauptsächlich und zum größten Theile aus den Ankauf hervorragender Gemälde und! nur höchsten» etwa zum fünften Theile zur Erwerbung plastischer Kunstwerke, guter Modelle, Gipsabgüsse oder Originalwerke in Marmor oder anderen Steinsorlen verwendet werden soll. Wir haben beschlossen, diese E'bschast anzutreten und bringen die« hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, indem wir zugleich unserem aufrichtigste» und herzlichste» Danke gegen den Verstorbenen, welcher schon bei Lebzeiten die Interessen unseres Museum» iu hervorragender Weise gesiftderl und insbesondere noch in den letzte» Jahren Seines reich gesegneten Leben der Erweiterung de» Museum» Seine erfolgreiche Mitwirkung hat angedeihen lasten, hierdurch Ausdruck gebe». Sei» Name wird mit der Kunstgeschichte unserer Sladt immerdar eng verbunden bleiben und u»S unvergessen sein! Leipzig, den 15. Februar 1888. I» 909 220 Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georg,. Hentschcl. Vrkanillmachung. Die Pflasterung der Hvspilatftraßc von der Platostraße ab b>» zu dem Gerichtswege einschließlich der Straßen kreuzungen. sowie die durch die Regulirung de» südwestliche» Trottoir- der Hospitalstraße bedingte» Pflasterarbeiten sollen an eine» Unternehmer i» Accorb verdungen werde». Tie Bedingungen und Zeichnungen sür kiese Arbeiten liegen i» unserer Tiefbau Verwaltung, Rathhau», 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können oaselbst cingrsehen refp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werten. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der HoSpitalstrastr" versehen ebendajeiost uno zwar bis zum 25. Februar 1888, Nachmittags 5 Ubr. einzureichcn. Der Ralh behält sich das Recht vor. sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 10. Februar 1888. DrS RathS der Stadt Leipzig Ib 516. Strastenbau-Deputation. Vtkaulltmllchlnig. Die Reaulirung de» südwestlichen Trottoir» der HoS- pitalstrafle von der Tbalstraße ab b>» zum Johanms- Hospilalc >oll an eine» Unternehmer in Accord verdungen werken. Die Bedingungen sür diese Arbeit liegen in unserer Ties- bau-BerwaNung, RathhauS, 2 Elage, Zimmer Nr. 14, aus könne» daselbst eingesebe», resp. gegen Einrichtung der Ge bühren entnommen werde». Bezügliche Offerten si»v versiegelt und mit der Ausschrist Trottoir- der Hospitalstrafle versehen ebendajelbft »nd zwar bis zum 25. Februar 1888 Nachmittags 5 Ubr einzureichen. Der Ralh behält sich das Reckt vor, sämmtliche Angebote abzuleliiien. Leipzig, den 10. Februar 1888. DcS RathS der Stadt Leipzig. Ib 518 Strasrendandeputativn. 5'Mtitllie Lplimisst beleiht LÜerthpapiere unter günstigen Bedingungen Leipzig, de» 14. Januar 1888. Die Sparcaffcn-Deputatiou. Anyrr ilrottcndors. PLaKmiiig belr. Tie Pflasterung der Alderlstraße soll i» Submission gegen Bor behalt der Auswahl unter den Submittenten vergeben werden. Blanke»» sind im hiesige» Gemeiudeainte zu enlnehmc», woselbst die Bedingungen einznlehen sind. Die Kostenanichläge sind bi» zum 24. dsS« MiS. unter der Aus ichrist „Pflasterung" versiegelt im Gemeindeamt abzugcben. Anger-Trollendors, am 14. Februar 1888. Ter «emeiuderath. Beruh. Meyer. Gememde-Borliand. Nichtamtlicher Theil. Zur Gesammtlage. Da« Kennzeichen der gegenwärtigen Lag« ist die Unsicher heit über die Richtung, welche die zukünftige Entwickelung bringen wird. Man kann sage», baß die Rede de» Reichs kanzler» vom 6. Februar die Hoffnungen aus Erhaltung de» Frieden» gestärkt hat, daß aber bisher nicht» geschehen ist, um die bestehende Spaniinng zu beseitige». E» sind viele Artikel in den Zeitungen erschiene», welche de», Fürsten BiSmarck die höchste Anerkennung sür seine Bemühungen um Bewahrung de« europäischen Frieden» auügevrückl habe», man hat alle Momente, die sich im friedlichen Sinne verwertbe» lasten, sorgfältig gesammelt und alle» verschwiege», wa» Besorgnisse Wecken ober erhalten könnte, aber man hat da» unter der Voraussetzung gelhan, daß nun endlich elwaS von russischer Seile geschehen werde, um die Lage günstiger zu gestalten, wa» einen Au-weg zeiat au» dem Labyrintb der bulgarischen Frage — vergeblich, Rußland beharrt in seinem Schweigen und überläßt die Entwirrung de» Knoten» den übrigen Mächten. Dem Bedauern über diese Stockung alle» frisch pulsiren den Leben» giebt die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung- in einem Klageruse Ausdruck, welcher, an den bekannlen Berliner Brief der .Politischen Corrrspondenz' anknüpsend, den heutigen intrrnationdsen Zustand Europa« al» eine chronische Kruukhst» Dies« Krankheit erfüll« Regierungen «ed LSlkr »it der »mvfinduag eine» Unbehagen«, ba» mit «s de. Ge» «her» laste, »ha« daß sich vorläufig absehen ließe, aus welche Weise und durch welche Mittel die Lage wieder normal gestaltet werden könnte. Da» halbamtliche Blatt sinket da» Wesen der gegenwärtigen Lage in dem Kampf, in welchem die unleugbar vor handene nnchristliche Neigung benachbarter Völker mit dem Strebe» der Friedensfreund», die zur Bertheidiaung dienenden Machtmittel zu verstärke». Da- so geschaffene Gleichgewicht zwischen den umstürzenden und den erhaltenden Tendenzen sei kein stabile-, sondern »ur ein labile», da» nicht die geringste Aenderung in der Gruppirung der ihm al» Stütze dienenden Momente vertrage, sondern höchsten» durch behutsame Erleichterung von dem bedrohlichen Druck nus eine gesunde Bast» biiiiioerzuleiten wäre. Nack dieser Schilderung zteichl der europäische Friede einem Kartenbause, da» bei der risesten Bewegung, durch einen Lustzug »mgestürzt werden kan». Der beulige Zustand gleicht dem einer Beralhung Von Aerzten am Lager eine» schwer Kranke», deren Kunst an ihrem Ende angelangt ist, welche durch ein laute» Wort die Kala tropbe zu beschleunige» fürchte» und deshalb regungslose» Schweigen beobachte». Der schwer Kranke ist der europäische Friede, die Acrzte sind die Regierungen der Großmächte E- habe» dieser Tage Beratdungen in Wie» zwischen den Vertretern Deutschlands, Rußland« und Oesterreichs statt gesiiiiken, welche» als Zw ck die Vorbereitung aus ein von Rußland zu erlassendes Rundschreiben zuerkannt wird, e« ware da- ein erster Anfang zur Besserung der Lage, es kommt aber daraus au, welcher Art die russischen Voischiäge sinv und ob sic aus Annahme seitens Oesterreichs zu rechnen habe». Zur Ebaraklcrisirung der Sachlage iu Bulgarien bienl die kürzlich aufgeworfene Frage, ob der Einmarsch russischer Trupre» in Bulgarien als Angriff OcsierreichS zu erachten sei. Die „Kölnische Zeitung" hat diese Frage ver neint, und damlt nur dieselbe Antwort crtheilt, welche wir cho» vor acht Tagen an dieser Stelle gegeben baden, aber damit ist wenig gcthan, eS kommt vielmehr daraus a», welche Folgen die Besetzung Bulgariens durch Rußland habe» würde. Ein Protest Oesterreichs, England», Italien«, der Türkei und der Bulgarien bcnachbarle» Balkanstaaten wäre daö Mindeste, »nv daß sich barau» allmälig der Krieg enlwtckeln würbe, weil die Besetzung Bulgariens »ur al» der erste Schritt zurWiederaus rollung der orientalischen Frage gedeutet werden könnte, er- cheiiit ganz unzweifelhaft. Diese Besetzung ist der gemalt ame Schritt, welchen die Rede de» Fürsten BiSmarck al- unzulässig bezeichnet bat, der thatsäcblicke Zustand, welcher ich »ach dem SloalSstreich vom l8. September 1885 Bulgarien herauSgebilvet hat, kann nur aus diplomatischem Wege beseitigt werden; an «ine solche Möglichkeit scheine» aber Rußland und mehrere andere Großmäckle »ichl glaube» Da« also ist der bedenkliche Punct, a» welchem a Bemühungen, zu einem E>nverständ»iß zu gelange», scheilern, e« bleibt »ur übrig, daß Rußland aus die Aussührung seiner Pcknc aus der Baikandalbuisel Verzicht leistet, oder sie aus unbestimmte Zeit vertagt. Da« Letztere wäre ein Palliativ millei, welches den bi» an die Zähne bewaffneten Frieden verlängern und eine wirkliche Gesundung der Verhältnisse nicht bringen würde, aber rin Ansgeben der russischen Pläne aus der Balkanhalbinsel liegt gänzlich außerhalb der Wahr scheinlichkeit. D e Blicke wenden sich naturgemäß von Rußland nack Frankreich. Dort bat an» 13. Februar eine die Lage grell beleuchtende Abstimmung stattgesuntcn. Der von der Negierung geforderte Credit von 20 Millionen sür Tonkin wurde niil Stiinmengleichbcit. nämlich mit 258 gegen 258 Stimmen abgelelmt und schließlich »ur durch Abstrich von 200 000 Frcs eine Umwandlung des Volum« im Sinne der Genehmigung erreicht, aber nur mit 8 Stimme» Mehrheit. Minister Tirard Halle diese Aenderung durch die Frage cingeleilel, ob die Kammer die Zurückziehung der Truppen auS Tank», wünsche. Da» Ergebniß der zivrile» Abstimmung zeigt, daß dies ir That die Meinung derer war. welche den Credit lehnten, und da» rechtfertigt wiederum den Schluß, die Hälfte der französischen Volksvertretung die in Tonkin stehenden Truppen sür ernstere Zwecke in Bereitschaft Halle» will. Auck die Absicht de» KriegSnimifters Logcrot, die süns sür den Kriegsfall vorgesehenen Armerbeschisbabcr schon im Frieden zu bezeichnen und al» dauernde Elnnchtung in die französische ArmeeorganisaNon einz,»fügen, kan» gewiß nicht in sriedlichem Sinne gedeutet werden. Dadurch wird freilich in der osseubar friedlichen Haltung der sranzösiscken Regierung keine Aenderniig herbligesührt, aber e» wirb da- Strebe» erkennen gegeben, die .Erzbereilschait" der Armee zu erreichen. Um da» B'lb, welche» Frankreich gegenwärtig gewährt, abzu schließe», sei noch erwähnt, daß Baron Mobrenhrim. russische Botschafter in Pari», am Montag mit dem Präsidenten der Republik der Gast de« Kammerpräsidenten Floquet war, daß also die RrgtenmgSsähiokeit diese« von Rußland billang beanstandeten Herrn nunmehr rndgiltig festgestellt ist. Ergänzung möge endlich noch der Rede gedacht werde», welche der Minister de» Auswärtigen Flouren» neulich in Brian^on «halten hat und in welcher er diese» Ort ii» Departement autes Alpe» einen vorgeschobenen Posten Frankreich» nennt, mit dessen militairischer Verstärkung er sich al» Patriot und Franzolc bereit» beschäftigt habe und derselbe» sorltauernd seine Ausmerlsamkcit znwende. Auf der Balkanhalbiiisel selbst herrscht große Regsamkeit und Negierung und Volk bereiten sich mit Elser auf die Zeit de» Kampfe» vor. Es schien einen Augenblick, al« sollte das gute Enlveriiehmc» zwischen der Türkei und Bulgarien her- gestellt werden, weil jene beschlossen hatte, de» durch de» Berliner Vertrag vorgesehenen Vertreter »ach Sofia zu senden. Aber der russische Botschafter hat dagegen Widerspruch er hoben, und in Folge kessen unterbleibt die Senkung. E» ist außerdem von Rußland die Auslieferung der bei der letzten Friedensstörung in BurgaS gesangenen Montenegriner ver langt, dagegen aber mit vollem Recht gellend gemacht morde», daß kann auch die noch in russischer Gewalt besindiiche» Bulgare» aurgeliesert werde» müßt«». Die bulgarische Regierung bat de» Verzicht der Türkei, den schon bestimmten Vertreter nach Sofia zu sende», dabin auSgclegt, daß Bulgarien dadurch von der suzeraine» Macht unabhängig werde,und es ist »ichl zu ver kenne», daß sür diese Schlußfolgerung gewichtige Gründe spreche». Aber eine andere Frage ist es, ob Bulgarien gut Ilnit, diese Schlußfolgerungen zu ziehe», wahrscheinlich wird sich die Regierung auch noch besinnen, bevor sie zur Unab- bängigkeitSerklärung schreitet. Der Sache Bulgarien- abträg lich ist die Ausfassung der deutschen Regierung von der bul garischen Frage. Danach ist Bulgarien kein Macbtsaclor, wegen dessen e» sich lohnte, eine» europäischen Krieg zu ent zünde». Demgemäß wird Bulgarien wohl thu», sich aller radikalen Maßregeln zu enthalten und die Entwickelung der Dinge ruhig abzuwarten. Au moralischer Unle>stiitzung gegen russische Gewaltmaßregeli. kehlt es Bulgarien i» Europa nicht, um so mehr ist ihm unbedingte Zurückhaltung und ruhiges Abwarten anzuempsrhle». Die Vergangenheit Bulgariens rechlscrtigt da» Vertraue» ans eine möglichst ante Zukunft. * Zu dem Thema der Regelung der bulgarischen lege . Frage wird der „Kölnischen Zeitung- au» Berlin ge schrieben : Seitdem Gras Schuwalow aut Petersburg zurückgekehrt ist und eingehende Besprechungen mit dem Reichskanzler und dem SlaatSsecretair des Auswärtigen Amtes gehabt hat, ist man in hiesigen diplomatischen Kreisen vor allem daraus gespannt, zu hören, wie weit Rußland sich nunmehr entschlossen hat, mit seinen eigenen Borschlüge» zur Lösung der bulgarischen Frage hervor, »kommen. Fürst BiSmarck hat am 6. Februar auSdiücklich erklärt, obald Rußland den Wunsch auSspreche, werde er die diplomalischen Schritte, welche Rußland eben thu» kann, um seinen Einfluß aus Bulgarien wieder zu gewinnen, insbesondere also die russische» Schritte zur Herstellung der vertragsmäßigen Lage in Bulgarien de »i Sulla» mit Bereilwilligkeit diplomatisch zu unterstützen Er bcionte dabei, baß die deutsche Regierung nicht mehr wie sriihcr bemüht sein werde, russische Wünsche aus vertrauliche Andeutungen hin zu eriiille», ihnen gewissermaßen in der Erfüllung voranzugehc», ionoern daß sie daS AuSspreche» bestimmter Wünsche abwarten werde. Da» ist um so bedeutungsvoller. als in der Tbat die bisherigen Wünsche, soweit sie überhaupt aus der russischen Presse und den gelegent liche» Aeußerungen gewisser russischen Diplomaten erkennbar waren, weit weniger aui die Lösung der bulgarischen Frage im russsichen Sinne als aus Slisiunq von Unfrieden und Zwieirachi zwischen den drei verbündeten Mächte» abziclcn. Aus de» jüngste» Vcrössint- lichungen über daS österreichssch-ilalienische Bündniß geht he» vor, baß die beiden Regierungen von Oesterreich-Ungarn und Italien sich vcrpstichiri haben, in der bulgarischen Frage nur gemeinsam verabredete Schritte zu unternehme». Rußlands Ausgabe muß e- also zunächst sei», einen Boden zu finden, der unter Berücksichtigung des vom Berliner Longreß geschaffenen vertragsmäßigen Zustandes eS Oesterreich und Italien möglich macht, in eine neue Lötung der bulgariichen Frage einzuwilligen. Die nächsten Tage werden vielleicht verraihen, ob die neuen russischen Vorschläge, die Gras Schuwalow nach Berlin überbrachi haken wird und die im Voraus der dcuischcn diplomalischen Unterstützung so longe sicher sein könne», als sie sich im Rahmen de- Berliner Vertrage- bewegen, geeignet erscheinen können, die bulgarische Frage wenigsten- um einige Schrille der Lösung näher zu rücken. * Der König der Belgier hat den wegen der Unruhen von 1888 verurtyeilten Arbeiterführern den Rest der Ge- sängnißslrase i» Gnadenerlassen. — Zwischen der belgischen Regierung nnd dem französischen Gesandten am Brüsseler ose ist dieser Tage nach langwierigen Verbandlungen eine vnvenlion abgeschlossen worden, durch welche die Ableistung des MilitairdiensteS in beiden Ländern seitens der jungen Leute, welche i» den Grenzbezirken wohnen, geregelt wird Sehr häufig hat sich nämlich die Schwierigkeit ergebe», die Herkunft und Familie dieser HeereSpsftchtigen sestzustelle», so daß sie ost in einem Lande zur Armee berangezogen wurden, während sie in dem anderen, in dem sie hätten dienen müssen, frei blieben. Zahlreiche Conflicte und gerichtliche Bestrafungen der Betheiliate» ergaben sich au« diesen Mißständen, denen jetzt abgebolsen worden ist. Er wohnen Über 300 000 Belgier in Ncrd-Frankreich und ebenso viele Franzosen in kcn belgischen Süd-Provinzen. * Die „Berliner Politischen Nachrichten" bemerken zu den deutsch-sranzösischen Beziehungen: Die Imponderabilienlheorie de» Reichskanzlers scheint ge wisse» Leuten jenseits der deutsche» Westgrenze äußerst un gelegen gekommen zu sein. Man hatte e« bequem gesunden, Deutslb laut» und die deuischen Rüstungen als Quelle alles europäischen Ungemachs, insbesondere alles französischen Ungemach», hiazn stellen; man hatte dem Volke vorqeredet, Frankreichs Ausgabe werde darin bestehen, der Sache der immanenien historischen Berechtigten über da» durch Deutschland vertretene Piincip der brutalen Gewalt zum Triumphe zu verheisen, und nun verkündet derjenige Staats mann, dessen Wort in deni entfernteste» Erdwinkel gekört wird, eine, Grundsatz, den die sranzösischen Politiker billigen müßten, wenn sie reine Sache hätten, und doch nicht billigen können, weil sie tonst ihrer ganzen BehandlungSweiic internationaler Dinge de» Siemvel der Illoyalität und des blindwüthigsten Deulschenhasses ausprägen würden. Aus diesem Dilemma suchen sich die bruialen Jnstincten huldigenden Agitatoren der Pairiotenliga an ihrer Spitze Freund Deroulöde, durch eine» Schwall von Schimpsreben und Lügen zu ziehen, in welchem Geichäsl sie sich nur durch den gelegentlichen Austausch krampihaster Händedrücke mit den panslawistischen Hetzern an der Newa uuierbreche» lassen Ihre Leistungen sind aus den gemeinen Siraßcnpöbel berechnet und sind auch von der gewünschten Wirkung begleilei. Einer andern Methode, sich mit der Viomarck'schen Imponderabilienlheorie auSein- onScrznsetzrn, bedient sich der die Strömungen in de» gouverneme» laten Kreisen widerspieaelnde „Temps', indem er den, deuischen Reichskanzler wegen Ausstellung der bereglen Theorie begeisterte Lob- sprüchc erlheilt, ober nur, um Consequenzcn daraus abziileitcu, welche den Leier tn der vorgesaßien Meinung, daß aus Deutsch land nichiS sür Frankreich Ersprießliches kommen könne, noch bestärken müssen. Ter „Temps" »heil! den bezüglichen Passus der Kanzlerrede in worigelreuer Uebersetzung mit. Weshalb? .Weil — sagt er — man eS hier begreiflicherweise mit etwa Anderem als bloßen Erklärungen zu Ihun hoi." Der „Temps zweifelt nicht a» der Aufrichtigkeit dcS deuischen Staatsmannes, meint aber, trotzdem werde er Niemanden überzeugen, weil iolche Erklärungen noch jederzeit als D ckmanlel für a»dere Intentionen gedient hätte». WaS der „Temps" Weiler auSlüIirl, läuft nur aus ein Spiel mit Worten hinaus; die Unmäglichk it aber, vom sranzö- siichen Standpunkte aus sich in das wahre Wesen der deutichc» Politik, in die wahre Seele de- dcuijche» Volkes zu versetz,,,, k n» kaum «reffender dargelegt werde», als der „Temp:-" eS th»l, wen» er sagt: „Seit fünszehn Jahre» will der Kanzler den Frieden, nnd ei strebt nicht- einiger, als dessen Ausrecht.rhallung. weil der Frirde gleichbedeutend ist mit der Beibehaltung des territorialen ntatn» gn,> IN Europa, und weil Deutschland lti» glöß-reS Interesse Hai. nle- d,e Sicherstellung eines mürchenhasten Glückes. Tirie v rgleick weise, diese inleressirte Mäßigung, diese Mäßigung des Spielers, de, mit seinem Gewinn den Spieltiich verlas», ist elwaS io Seltener, daß eS Herrn v. Bismarck nie hat glücke» wollen, das Publicum von seiner Ausrichiigkeit zu überzeugen. Reden, Beibeueriinqen haben nichts gebollen: man kann sich nicht überzeugen, daß beträchtliche militairischcKräste einzig zur Fe sthaltung der eroberten Beute bienen solle». Den Franzosen ist eS freilich stets uniaßbar gewesen und wird es immer unsaßdar bleiben, baß eine in liiairisch starke Nation von Herzen lriedlicbend sein kan». Die Ossenheiziikeit des „Temps" z-igt, wie Frankreich Handel» würde, wenn cs an Deittlch'aitt < Stell - wäre, und zeiat auch, weshalb der Zug der. sranzöii'chen Politik unter alle» llmstäuden acgen ein inossensiveS, aber starkes Deulick laut, gehe» niuß. Den» >o lange ein starke» D »lichland cristin. muß Frankreich seine unchristüche Neigung zu U beriällen beuack - barier Völker nolhgedrungen im Zaume halten, «nb empfindet diesen leinen, Nntionalckiarakler auserlegten Zwang als eine Bel-iSiaiin ein Unrecht daß seinen ganzen Haß gegen die Ursache dieses Zu standes, also gegen Teulschlond heraussordert. In bies-i» volle psychologische» Moment lieg! unjerrS ErachlenS die schlagendst Rechlserligung aller unserer milckoirischen Vorkehrungen neuerer geil. * In Italien bat da» Ministerium CriSpi seine erst theil weiseMinisterkrisiS durchzumachen. Der Unterricht», minister Coppino hat sein EntlassungSgesuch eingereickt, weil der Senat einen vcn ihm ringebrachten Eesetzentwurs über den Leipzig, 16. Februar 188k. * Dem BundeSratb sind zwei am 20. September, bezw. 12. December v. I. zu Guatemala Unterzeichnete FieundschaslS-, Handels-, SchisssabrtS- und Consular-Vcrlräge zwischen dem denlschen Reich und ben Frrisiaaten Guatemala u»v Honduras zur Bcschlußnahme vorgelegl. * Der Krieyerverein in Greiz hatte, wie schon kurz gemeldet, an die hohe fürstliche Landesregierung unterm 24. November 1887 folgendes Gesuch gerichtet: „Um die verstorbenen Kameraden zu ehren und denselben die gebräuchlichen iniliiairiichen Honneur» erweisen zu können, hat der gehoriamst unlerzeichnetc Kriegerverein, die Genehmigung hoher fürstlicher Landesregierung vorausgesetzt, beschlossen: eine Gewehr Sektion in Stärke biS zu 12 Mann au» den BereinSinitgliedern z» bilden, welche am Grabe derjenigen Kameraden, die vor den« Femde gestanden, die beim Miliiair üblichen 3 Salven abgcben. de» Nicht conibattante» aber durch Präsentiren die letzte »niilairiiche Ehren bezeugung erweisen solle«. Der unierzeichnele Verein richtet daher an hohe fürstliche Landesregierung die gehorsamste Bitte, die Ge »chmigung zur Bildung dieser Sectio» und zur jedesmaligen Ab gaben der Salven zu ertheilen." Daraus erfolgte folgender Bescheid: Abschrift. „Dem Vorstand« des Kriegerverein« zu Greiz wird aus das unterm 24/25. November vor. Is. ander gerichtete, die Bildung einer Gewehtsecliou betreffende Gesuch hiermit eröffnet, daß diesem Gesuche i» Folge eingeholtcr höchst,r Entichließung Seiner hochsürstlich n Durchlaucht de» Fürsten nicht entiplochen werde» lann. Greiz, am 17. Januar 1888. Fürstlich Rcuß-Plauische LandeS-Regierung." Der Kriegerverein bat nun folgendes andcrwcitc Ge juck eingcreichl. woraus der Bescheid »oct> ail-ssebt. Abschrift zu Re. 5368 An Hobe Füistlichc Landesregieruiig hier. Bezugnehmend aui da» hohe RegierungSrescripI vom 17.(27. Januar k>». IS gestattet sich der ebrerbietigst Unterzeichnete Vorstand de- Krieger-BereinS zu G eiz nochmal» die gehorsamste Bitte: „bei der Beerdigung von verstorbenen Kameraden die drei üblichen Ehren salven abgcben zu düisen", zu wiederholen und glaubt der Gewäh rung dieser Bitte um so mehr versich-r! zu sein, als nicht nur alle» andrren Kr>egervereinen de» Deutschen Reiches diese Eilaubniß theilt worden, sondern auch dein Militairverein zu Irchwitz gleiche Gencinuigung nichi versagt worden ist. Einer hohen Fürst iichen Landesregierung gehorsamste Der Vorstand des Kricgcr-Ver ein» zu Greiz * I» de» letzte» Tage» brachten einige Berliner Blätter die Nachricht, daß der General-Quartiermrister Gras Waldersce sür de» Fall eines Kriege« der verbündete» Mäckle als Cbcs de- GeneralstabcS de» österreichisch ungarischen Heeres bezeichnet sei und schon a» den vor einigen Wochen i» Wien unter Vorsitz des Kaiser« Franz Joseph stattgeslindenen militairische» Beraihunge» theil gcuoniine» habe. Wen» diese Nachrichten auch bald daraus widerrusen würben, so war mau in militairischen Kreise» Berlin« doch darüber sehr erstaunt, daß derartige, sachlich so unmöglich« Behauplungen überhaupt Eingang in die P-esse finde» konnten. Der Reichskanzler hat i» seiner großen R ve ausbrüchiich daraus hingewiesen, daß durch daS abgeschlossene Bündniß die inneren Interessen der Reiche der beiden Ver bündeten nicht berührt werden. Zn de» eigensten Interessen eine« Staate« ist doch aber wobt ganz sicherlich die Führung seines Volke- und damit auch seine- Heere- zu rechne». Ter Generalstab des österreichisch-ungarischen Heere- gekört — dies ist in der ganzen Welt sattsam bekannt — zn den beste» mili tairischen Einrichtungen desselben. Seine Ossiciere habe» sich aus allen Gebieten militairischer Thätigkeit sowohl im prak tischen Dienst, ivaS die jährlichen Manöver bezeuge», als auch in der Militair-Literatur und Kartbograpbie bervor- gethan. Ist somit siir die Entsendung e>neS preußischen Ossi cierS als Gencratstab»-Cbcs weder eine Berechtigung, noch eine Nvthiveiidigkeit vorhanden, so ist eS völlig unbailbar. vo» der Theilnabnie irgend eine- OssicierS n» Beratbunge» zu spreche», welche »n Frieden immer »ur rem öslerreickisck- ungansche Angetegenheiten behandeln können. Sollte »äinlich wirtttch einmal eine geineinschaslliche Kriegsübrung »ö!lng werde», so kann doch kein Mensch schon jetzt die militairischen Veihälkmsse vorauSseben, unter denen diele Möglichkeit ran» emlrltt. Diese Verhältnisse bängen bckannttlch insonderheit vo» den Anordnungen des Gegner- ab, sind daher zunächst unbestimmbar und schließen somit vorherige Verhandlungen selbstverständlich aus. * Die Rüstungen Rußland» in de» Häsen de» Schwarzen Meere» beginnen, wie man der „Neuen Freien Presse" au» Konstontinoprl schreibt, die Aus merksamkeit der Pforte in Anspruch zu nehmen.
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