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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-05
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1888
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"" 7> Ersch»t«1 täglich früh 6'/, Uhr. Ikkrti«, »nt LrPtditi», J-Hannesgaff« 8. -yrrchkniilr« der Led«1i<>: Vormittag« 10— 1» Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. - AM - »mmh», »«» für st« »»chftfol,«,», N»«»er 5»ftt»«tr» -«lernte »» voche»ta,r» hi« 8 Uhr Nachmttl«,», 4» Ga»»- «ns -eUtn,», früh hi«'/,» Uhr. Zn den /Uisirn für Zas.-Lnunh»»: VN« M»»». Untvkrsitätsftrnße 1. Ln«is «»ich». Kathnrinrnftr. Li part. ». Ksntgsplatz 7, „r bi«'/.» Uhr. ripMr.TGMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. A»PM»O«U»t»P^i» vierteljährlich 4 V» Mk t»cl. Brinqerloh» 5 Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mk. Jede eiazelae N immer A) Pf «elegeremplar 10 Pi. Gebühre» für Iztrabe ilna», (in Tageblatt - Format ge salat) Otztte Poftbesvrdernng M VN. »tt Poftbesärderung 70 «k. Necla»e» »»er de» Nedacti»»«strich die «aripalt. steil« bOPf.. vor denFamilte» »ach richte» die Sgespalte,e steile 40 Pi. Zierate stad stet« aa die Gpprsttt«« z, se»de». — Rabatt wird nicht gegebe». Zahlung prnanumeranäo »der d»rch Pest, »achaohm«. irr. Dienstag den S. Juni 1888. 82. Jahrgang., r-. Amtlicher Theil. Der diesjährige Leipziger Wollmartt wird a« PO. »ttd LI d. LU. aus oem Fleischerplotz» hierseldsl abgchalten: ^ kann jedoch die Ansuhrc und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weis« bereit« am 1V. d. M erfolgen. Maschinen und Gerälhe, welche Beziehung zur Landwirth- scbast und zur Wollprovurlion haben, können während de« Wollmarkte« daselbst in der Nähe der Waagebude, soweit Platz vorhanden ist, aufgestellt werden. Leipzig, den 4. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Der Eingang zu der in der Aregestra-e gelegenen Aeuerimeldrnelle >>1 von Fregestrape der. 7 nach Skr. 0 der Sedanstraße verlegt worden Leipzig, den 31. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. ross. vr. Georgi. Kr. Bekanntmachung. In der l. Gasanstalt am Uork-Platz sollen freihändig in Partie» oder im Ganzen folgende noch verwendbare Mate rialien verkauft werben: 1700 Liter ungemischte- Glycerin in Fässern, 1200 lsd. Meter gußeiserne Ga«rvbren von 70, 95 und 120 wm Durchmesser. Gewicht: 25 000 kg 4270 gußeiserne Einzcltheile zu Röhrenschcllen mit und ohne Muff-Auslaß, Gewicht: 25 000 kg. IS « Kreuzstücke mit verschiedenen Muff« Auslässen, Gewicht: 880 kg 150 « Stopfen siir 70 nun Rohrmuffen, Gewicht: 4Ü0 kg. 14 » Wasserköpfe für Röhren von 35 bi« 285 mm Durchmesser, 230 o 90^ Winkel 35 mm Durchmesser mit Flansch. Gewicht: 2200 kg. 350 » Ei»zellheile zu Wafferlvpsen, Gewicht: 19 300 kg. Beistglich« Anfragen sind an die Geschäftsstelle der Gas anstalten, Ritterstraße 8, z. H. des Herrn Inspektor See mann zu richten, Offerten aber bei der Raths-Nuntiatur, Rathhau«, 1. Etage, versiegelt und mit der Aufschrift .Gas anstalts-Materialien betreffend" einzureicheo. Die Besichtigung kann aus der l. Gasanstalt nach vor heriger Meldung im dortigen Bureau geschehen. Leipzig, den 2. Juni l888 De« Rarh« Deputation zu dem Gasanstalte«. Verpachtung von GartenplStzen an der Lntritzlcher Lherr-enftrahe. Der zur künftige» Straßenverbreiterung bestimmte, der Stavtaemeinde Leipzig gehörige Landstreifen recht« von der Sutrtsscher Straße, jeuseit« der Magdeburger Eiseabaha, zwischen dem jetzigen sogen Hölzernen Handweg (Tberestenstraße) und der Einfriedigung des den, Königlich Preußische» Gtsenbahnfiscu« ge hörige« Areale« bis zur Thüringischen Berbmduugsbahn soll in L Abthetlnnge» Nr. I. von ca. 504 Quadratmeter, » II. » » 543 » » III. - » 534 » » IV. » - 449 » Flächengehalt zur Gartennutzuua aus di« « Jahre 188» di« mit I8k»T Freitag, den IS. Juni -. I., Bormittag« II Uhr aus dem Rathhau«. I. Etage, Zimmer Nr. 1«, a» die Meist bietenden »erpachtet werden. Di« Uebergade der Gartenplätze könnte auf Wunsch sofort erfolgen, welchensalls der Pachtzins vom 1. Juli d. I. an zu entrichten wäre. Die Versteigerung-- und Berpachtungsbedingunqen nebst Eituationsplan liegen auf dem Rathbaussoale, I. Etage, bei dem diensthabrnven RathSdiener zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 26. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 2037,1)r. Georgi. Cerutli. Lirschrn-Verpachlnng. Die diesjährigen Kirschennutzungen an der Mockauer Chaussee vom Magdeburg-Leipziger Bahnübergang« dis an die Grenze der Petzscher Mark, an der Delitzscher Chaussee vom ehemaligen Chaussee» hause bis an die Linvenstraße in Eutritzsch, an der Halleschen Ehauflee dom ehemaligen Chaussee« Haus« bi« zur Gohliser Flurgrrnz« sollen Souuadeud, den L. In«» d. I., Vor«. I« Uhr durch unsere Oeko»omie»I»,pccl>on in der städtischen Marslall espedition (Johannisplatz 9) unter den im Versteigerung«, lermiue bekannt zu machenden Bedingungen an den Meist bietenden verpachtet werden. Leipzig, de» 3l. Mai 1888. Der Rath der Stadt Id. 2241. Georgi. vr.'Kr ppendons Vrktuutmachu«-. Die Aussührunr 1) der Erd- und Maurerardette», 2) der Stetumetzardritr» für den Rohleuschuppr«. sowie t) der Zimmerardeite«, 2) der Rlempnernrbeiteu für das Retorteuhau« re. bei den, Er,e»eruug«daa de, I. Gasaustalt ist vergeben und werdrn die underück- sicktigt gebt,ebenen Herren Brwerder hierdnrch ihrer Angebot« entlassen. Leipzig, am 4. Juni 1888 De« Rath« der Stadt Leipzig Deputation »» de« Ea«auftalteu. virb-ahls - Bekanntmachung. Gelkodle» wurde, lau» Vier eritaitetrr 7l»»elge: 1) 8 Nester blauwolleuer Rlrisrrfteff, »um Theil geblümt, et» weihe« zertrenntes Vatiftklei« mit Stickerei u»d »l» Weiher zertrenntet Uuteereck mit Lt ckerei, au« einer Wohnung in Nr. 98 am Flohplotz. seit Ansauq Oktober v. I. dis Mute April d. I.; 9j ein neue« Duschentuch von echter sronzssilcher Spitz« und «ine kleine goldene Lumru-iitzltudrrutzr mit Blumengro»ir»»g a»s der Rückseite und zum Theil ou-gespranaener blauer Emaille, ans «ine« Vorsaale ta Nr. 96 der Leibuizstrohe, seit Mitte April bi« Mitte Mai d. 8) ein Tacket »nd eine Weste von schwarzem, granmelirtrm, mit rotben staden durchwirkiem Lioff, sowie eia Paar bronne Glses» hunsschud«, aus eiaer Wolinuog tu Rr. 15 d«> Glockenstrah«, am 18. vor. Mts.; 4) eia goldener Tumrriring mit grünem Etela »nd kleinen, denselben umgebenden Brillante», aus einer Wohnung ln Nr. 97 der Weslstrahe, am 95. vor. Ml«.; 5) ein Paar Gtoffdasr«, neu. schwarz, groucarrirl, »au rlaem Lrrkaussladea ia Rr. 44 der Rei ki-sirohe. am 9»>. vor. Mts. Abends; 61 eine klein« silberne iiyliuderudr mit Goldrand und Sekunde, im Deckel die Reparatur-Nummer 13997, mit anhüngeuder kurzer 4stränglger Dalmikette mit goldenem Schieber uud ausgesilgiri» Beruburger stünigroichenstück, aus einem Berkaustlade» in Nr. S des Ransl'schen Gahchens, am 29. vor. Mts.; 7) ein ichwaizs'idener Damen»Aegrnschtr» mit Glsenbeinring und ein Dawrii-Tackrt, säst neu, enganliegend, von wollene», hellbrauugestreislem Slois, w.t brauner Borde elugesaht »nd mit riuer Reih« brauner Steinnuhknöps, deietzt, aus einem Lorsaale ta Nr. 1 der Kotler-Milbelmstrahe, am 29. vor. Mts.' 8) eine Kintzer-Vatze»»»«. ziemlich grob, gelb lackir«, mit 9 eisernen Reiten und 9 ausgesägten Griffen, au- der Hausflur ta Nr 97 der Nürnberger Strohe, am 98. vor Mts.; 9) eine silberne Ltzlinsrrutzr mu Sekunde und Goldrand, aus- geschraubtem Zifferblatt, geriester Rückseite und der Nummer 19075, aus ei»em Parterrezimmer tu Nr. 30 am Raustädter Steiaweg, am 1. di«. Mi«.; 1V) eine silberne Ehlinsernhr, säst ne», ohne Goldrand, »tt Secuiide, geriefter Rückseite und wappeuäbnlichem Schildchen, mit audängeiider Nickelkttt« mit 2 Larabinern und einem Verleptte in Aorm eine« pringenden Pferdes, an- einem Zimmer in Nr. 9 der Rosentha'.gasse am 9. dss. Mt«. Nachm.; 1>) e>» hellgrauer steifer Atizhut mit braunem Futter, darin di« Firma „irruwbiqzel Vreikerzz", aus einem Gastlocalr in Nr. 98 der Peter-ftr ihe, am 9. dss. Mt-., Abends; 19) ein ichivarzlederne« Porte»«nnaie mit gelbem Bügel und Drückervreichluh. en,hallend 28 ^ 50 -4, iowi« rin« Lpiel»«rl«, aus dem Marstplatze mittelst Dnschendirbstahls am 9. dss. Mt«, Nachmittag«; 18) 8 Glück lebend« qrausarbige Kaninchen, ans einer Garten- abtbeilung an der allen Verbindungsbahn, vom 1. dis 9. dss. Mt». Nachw, mittelst Gindrnch». 14) ei« fl warzlederne- Portemnnnaie mit «eihrm Bügel mit knöpichki vkrschliih. enlhaltrnd « Mark» iowie mehrere Quittttngen der SirünwaaieiihSudleriu Ri>seiikranz, aus dem Marktplatze mittelst Taschendtehstohl-, am 9. dss. Mts. itlwc.ne itvahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind nngesänmt bet unserer ilriimnal- Abtiililung zur Anzeige »u bringen. Leipzig, am 4. Juni 1888. Da« Voltzeta»t «er Glast Leipzt,. Brrtschueider. L. Nichtamtlicher Theil. Zur Lage in Frankreich. In Frankreich ist durch die Rede Tisza's im ungarischen Abgeordnetenhaus« und durch den Erlaß der Paßverordnung der elsaß-lothringischen Regierung eine Strömung erzeugt worden, welche die Bonlanger-Frage zeitweise in den Hinter grund gedrängt hat und dem Ministerium Floquet äugen- vlicklich scheinbar eine bessere Stellung einräumt, als ibni in Wahrheit zukommt. Die Antwort Goblet's aus die Inter pellation Gervillereache'S bat in Frankreich Zustimmung ge funden. weil sie der nationalen Eitelkeit der Franzose» schmeichelt, und Goklet bat diese Stimmung benutzt, um ven Antrag de« klbg. Laur, Gegenmaßregeln gegen die deutsche Paßverorb- nung zu treffen, zu Falle zu bringen. Dieselbe Stimmung hat es auch Floquet ermöglicht, gegen da« Drängen aus Revi> sion der Verfassung mit Erfolg anzukämpsen, ader eine wirk liche Aenderuna der Lage ist dadurch nickt erzielt. Die Stellung de« Cabinet» zu den schwebenden Frage» ist durch die Erklärung des Herzog« von Larocdesoucaulv-Bissaccia ge kennzeichnet, welche derselbe in der Commission für die Ber- sasiungSrevision am 2. Juni abgegeben bat. Er sagte: „Die Rechte wird nicht die Revision der Verfassung, sontern die Auslösung der Kammer und die Befragung der Wähler be antragen." Diese Erklärung wurde veranlaßt durch die Aeuße- rung Floquet'S, daß er einer Meinung weichen werbe, welche au» der Rechten, den Neu-Cäsarianern und der Minderheit der Linken zusammengesetzt sei. Au- diesen Worten ist ersicht lich. daß Floquet aus die Unterstützung der Rechten rechnet, und damit ist zugleich die Ungesundheit der Lage erwiesen. Dir Rechte hat durch einen ihrer Führer das Angebot gemacht, auf einen Theil ihrer Forderungen Verzicht zu leisten; dieser Verzicht ist aber nur rin scheinbarer, den» die Frag« der Revision der Verfassung erledigt sich von selbst, wenn die Auslösung der Kammer erfolgt. Die Hauptausgabe der neuen Kammer besteht ja in der Revision der Verfassung, di« Beschlüste der Commission für dieselbe haben nur eine Be deutung. insofern sie Material für die künftig« Verfassung«- änderung sammeln, die gegenwärtige Kammer ist in Vieser Beziehung nicht zuständig. Floquet hat eine Verständigung mit der Commission sür das Ende der Legislaturperiode in Aussicht gestellt, erswill also, daß die Vorschläge de« Ministerium« Floquet da« Testament bilde», mit welchem es die Geschäfte dem Nachfolger hinterläßt. DaS beutet aus große« vertrauen aus die Lcbenssähiqkeil des CabinelS. da- hatten aber alle Vorgänger Floqurt's gehabt, und olle haben sie sich io ihren Hoffnungen getäuscht. Die Frage», mit deren Lösung Frankreich heut« beschästigt ist. sind Hauptfragen, sie greisen ties ein in die inneren Ver- bältniste, und koch erhallen sie ihre Richtung durch die aus wärtige Politik. Man kann mit Recht behaupten, daß alle inneren Umgestaltungssragen in Frankreich lediglich den vor bang bilden, hinter welchem sich die Vorbereitung de» Rache selkzuges vollzieht. WaS ist »er eigentliche Grund, welcher Boulanger seine jetzige Bedeutung verschafft hat'/ Die Erwartung, daß rr den Krieg gegen Deutschland zu Stande bringen wird. Als er vor zwei Jahren die Leitung des Kriegsministeriums übernahm, wurde er allgemein als der längst ersehute Mann der Laae begrüßt, und als er genöthigt wurde zurückzutreten, hat er den Präsidenten ltzredy in seine« Sturz verwickelt. Man mag aus den Orbeasscandal der Gesellschaft Eaffarel - Limousin «Wilson als Ursache de« Sturze» Trevy's Hinweisen — das ist aber nur der Vorwand gewesen. Grevy brauchte sich blos aus die Seit« Boulanqer's zu stellen, um sich zu behaupten, die Franzosen ließen ihn aber fallen, weil er die Verant wortung für Enlseffeiung de» Kneges nicht aus sich nehmen wollte. Heute spricht Niemand mehr von dem Ordens- candal, und doch ist darum di« Stellung des neuen Präsi denten Earnot nicht fester, als die Grrvy's zur Zeit de» Ordensscanbals war. Bekanntermaßen wirkt alle« Neue aus die Franzosen mit großer Anziehungskraft, und wer es verst»ht, diese Eigenschaft der Franzosen sür seine Zwecke auszudeutrn, bederrscht sie. Aber das Schlimme ist, daß diese Herrschaft mit dem Reiz der Neuheit ihr Ziel erreicht. Für das heutige Frankreich girbt es nur «me Neuigkeit, deren Wirkung für längere Zeit Vorhalten würde, und diele ist ein siegreicher Krieg gegen Deutschland, welcher Elsaß-Lnlhringen mit Frankreich wieder vereinigt und ihm »och einen sonstigen Zuwachs an Land und Macht der« chafst. Von Boulanger haben die Franzosen selbst kaum ine Hobe Meinung, aber sie trauen ihm v>« nvthigr Enl- chloffenheit zu, den seit 17 Jahren vorbereiteten Krieg zu »eginaen. Was gilt ihnen der Name Diktator? Durch Um« etzung eine« solchen wird nur ein Vertrag aus Zeit geschloffen, entspricht der Diktator den auf ihn gesetzten Erwartuuaen nicht, dann ist rr ebenso schnell wieder beseitigt, wir er rin- esetzt wurde. Ist Carnot etwa der Amtsdauer von sieben lahren sicher, weil er am S. December 1887 für diese Zeit gewählt wurde? Eine Kundgebung des Volkswillens kann ihn ebenso schnell von seinem Platze entfernen, wie sie ihn aus denselben erhoben hat. Die Franzosen haben gegenwärtig di« Empfindung, daß sie durch Ablehnung des Antrages Laur auf Herstellung einer Zone im Nordwester, Frankreich», welche Deutschen verschlossen -leiben soll. Deutschland ins Unrecht versetzt baden. Frankreich will feurige Kehlen auf dem Haupte Deutschlands sammeln und rechnet es sich zur Ebre, wie Goblet sagt, seine Landes- grenze frei zu lasten. Wie e« mit dieser Freiheit beschaffen ist. haben die Freiburger Studenten, die jüngst nach Belsort gingen, zu ihrem Schaven erfahren. Den Fall Littauer lasten die Franzosen überhaupt nicht gelteu. Die Deutschen Wiste», welchen Gefahren sie sich au«Ietzen. wenn sie nach Frankreich reisen, also bedarf es keiner Schwierigkeiten bei Urderschreitung der französischen Grenze, um sie von diesem verhängnißvoürn Beginnen zurückzuhalten. Die Italiener können gleiche Er- ahrungen geltend machen, um ihre Lanvsleute vor dem Aufenthalt in Frankreich zu warnen. Im französischen Ab geordnetenhause mag man den Fremden, die nach Frankreich reisen wollen, die liebenswürdigste Ausnahme in Aussicht stellen, die Welt weiß deshalb doch, wie die Sachen in Wahrheit stehen. Die Aufregung wegen der Neve Tisra's und wegen der Paßverordnung der Regierung von Elsaß-Lothriagen wird in kurzer Zeit in Frankreich wieder verschwunden sein, die Frag« der Kammerauslvsung wird dann aus« Neue ihre Kraft be währen. und alle di« Veränderungen, welche seit langer Zeit vorbereitet werden, wüsten dann wieder ihrer Lösung «nt- gegengesührt werden. Die Ausstellung ist der Strohhalm, an welchen sich da« im Absterben begriffene Ministerium Kloquet krampfhaft anklammert, aber die Ausstellung war von Anfang an nicht Zweck sondern Mittel, um dahinter ander« wichtigere Dinge zu verbergen. Goblet will di« Welt glauben machen, daß die Vorbereitungen zur Aus stellung der beste Beweis fllr die Friedensliebe Frankreichs seien, es bedarf aber nur eines irgendwie brauchbaren vor- wandes, um die ganze Ausstellung in die Rumpelkammer zu werfen und sich mit wichtigen, die Zukunft Frankreich« be treffenden Fragen zu beschäftigen. Der Lärm, welchen die Rede Tisza's verursacht hat, giebt eine Probe davon, wa« geschehen würde, wenn sich die Aussicht darbvte, Rußland aus die Seite Frankreichs zu rufen, um mit dieser Macht vereint einen Wcltbrand zu entzünden. Dann würde Frankreich augenblicklich da« Gewand anlegen, was in Rußland aus Beifall rechnen könnte. * Leipzig. 5. Juni 1888. * Ueber das Befinden Sr. Majestät des Kaiser« liegen vom Sonntag die folgenden Meldungen vor: * Potsdam, 3. Iüni. Sc. Majestät der Kaller hatte eine belfere Nacht als die vorhergegangene war; die Ermüdona ist gänz lich gewichen. Um 10'/« Uhr begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin zu Wagen «ach dem Wildpark. Um 19'/, Uhr wird Se. Majestät im Schloß ffriedrichskron die Gesangsvorträge des Zwäls-Apostel-Kirchen-Ldor« unter Leitung seine« Dirigenten Prüser mit onhären. Die Ehrenwache im Schloß Friedrichskrou stellt das Lehr-Iusantrrie-Bataillon. Der heutigen Eonsnltatlo» der Aerzte wohnien auch Bardeleben und Senator bei. * Potsdam, 3. Juni. Se. Majestät der Kaiser hat eine gnie Nacht gehabt. Allerhächstderselbe fuhr um '/,11 Uhr mit dem Pony, snhrwerk in den Schloßa „lagen eine Stund« spaziere«, begleitet von Ihrer Majestät der Kaiserin, dem Generaladjuianten v. Wiaterfeldt und dem Flüaeladjuianien vom Dienst. Um '/.19 hörte» die Maj». ftttra die Grseagsvorträge des Zwöls-Apostrl-Kirchrnchorrs, welcher im Mnschelsaal« ausgestellt war, mit an. U« 1 Uhr empfing Se. Majestät den zum Gesandten in München ernannte» Geheim. Legationsrath Grasen zu Rantzau. Um 9 Uhr fand das Diner statt, au «elchem Ihre k. und I. Hoheit die Frau Kronprinzessin, dir rrb- prinzlich Meiningtschen Herrschasien, brr Botschafter von Schweinitz, Fürst Nodoliu »c. theilnahmen. * Potsdam, 3. Juni. Se. Majestät der Kaiser hatte heute einen besseren Tag als n»e in den letzten 4 bi- ü Tage». S». Majestät ging viel im Garten de« Schloßvarkes spazieren. Die kaiserlichen Majestäten begaben sich um 6 Uhr in offenem Wagen nach dem Mormorpalais. In weiterem Wagen solgten der Flüqeladsulaat Major von Lippe und Sir Morell Mackenzie. Die Allerhöchsten Herrschast«» verweilten über ein« Stnnvr bei Ihrer k. und k. Hoheit der Kran Hrenprinikjsta und fuhren dann »ach Schloß Friedrichs- T^e „votkszeitung" druckt folgend« Zu sch rist ab: „Bon zuverlässiger Seite geht mir die Mittheilung zu. daß jetzt von allen Aerrte», welche den Kaiser behandeln, die Ansicht, daß die Krankheit Krebs sei, ausgegeben worden ist. Be kanntlich hatte ein Geschwür, welches sich vor rinigen Monaten im Halse des Patienten bilvete und welches eine» sehr gesahr» drohenden Charakter annohm, auch Mackenzie bestimmt, an di« Möglichkeit des Krebses zu glauben; dieses Geschwür ist nun vor einigen Wochen unter Entleerung einer großen Menge von Eiter auszegangen unv befindet sich jetzt in der Heilung, und zwar >st diese Heilung schon so weil vergeichritten, daß di« Grundfläche des Geschwür« zu vernarben vegiunt. Da aber ersahrungsmäßig eine solch« Vernarbung bei Krebs nie»als eintrilt. so ist damit die Krebs-Diaanose. an welcher einzeln« Aerzte so hartnäckig festgehalten haoeu, hinfällig ge worden. Wenn auch damit noch keineswegs «ine vollständige Sicherheit sür die Heilung de« Monarchen gegeben ist, so ist doch dieselbe um vieles wahrscheinlicher gewordeu." * Im Anschluß an die Meldung des Wolssschen Bureau«, daß der Papst beabsichtigt Hab«, den bisherigen Propst an der Hedsviaskirche zu Berlin, Aßmanu, zum Armeeblschos u präroaisiren, dringt die .vossische Zeitung" folgenden Rück blick auf di« bisherige Entwickelung des Feldpropstei- amte«: Da« katholische Felbpropsteiamt war im Lause der Zeit mehrfachen Wandlungen unterworfen. Zuerst, nämlich im Jahre 1849, sungirte als Bischof der Arme« der Fürsi- bischvs von Breslau, von Diepenbrock. und als sein Stell- Vertreter ein von ihm ernannter Feldpropst. Nack von Diepe». brotfls Tode kam es zunächst zu keiner festen Regelung ceS kirchlichen Verhältnisses. Im Jabre 1859 wurde I>r PeÜdram um päpstlichen Delegaten und Feldpropst ernannt und nach Vesten Berufung aus den Bischofssitz von Trier durch Cabinetsordre vom 24 Februar l866 Herr Namszanowsk, als Frivpropst in Aussicht genommen, gleichzeitig aber mit Rom über die Gestaltung der Feldpropstei zu einem kirch- ljchen Amte cum iurisäicuoiw orcklllnrt» verhandell, während der Feltpropst Pclldram als solcher von Rom au« nur mit der jurloälctlo aslegnt» versehen war. Diese Verhandlungen fanden ihren Abschluß durch dns päpstliche Breve vom 22 Mai >868. Dasselbe spricht dem Feldpropste Befugnisse zu, die selbst m klerikalen Helsen, so in einer im Jahre 1869 erschienenen Schrift des Bischof» von Kettele», als zu weit gebend erachtet werden. Es heißt z. B. iu dem Breve: „Alle Feldgeistlichen soll«, während der Dauer ihre- Amte« der geistlichen Jurisdiction de« Propste« unterstellt sein. Außerdem soll dem letzteren die Vollmacht zustehen, die Feld- geistlichen zu ernenuen, die Disciplinargewalt über sie aus» gilben und sie von einem Orte an einen anderen zu versetzen, sowie vom Amte zu entfernen, weun kanonische Gründe dies, fordern. Wenn die gegenwärtige Zahl der Feldgeistlichen dem Bedürsniß nicht zu entsprechen scheint, soll der Propst nach Beralhuiig mit der königlichen Regierung dieselbe ver mehren. Die erste Ausgabe de« Feldpropstes wird es sein (und wir geben ibm dieserhalb vollständige Vollmacht). An ordnungen zu erlösten, welche sowohl die kirchliche Dtsciplin der Felvgeistlichen orduuog«mäßia schützen, als auch den Gläubigen, welche unter ven Faynen stehen, einen ungehin derten und bequemen Weg zur Ausübuug de« katholischen Slavbenshandlungen sichern." » * » * Zu Pfingsten fand in Gotische«, der südlichsten deutschen Sprachinsel Oesterreichs, nicht weit vom Adriatischrn Meere, ein deutsches Turnfest statt. Deutsche Turner aus Laibach wurden erwartet und sollten durch eine eigen« erbaute Ehrenpforte ihren Einzug halten. Da machte der slowenische Geistlich« und Beztrksschulinspector Komlianc bei der Polizei die Anzeige, aus der Ehrenpforte hänge eine schwarz-weiße, eine preußische Faß«. Al» die sofortige amt- liche Untersuchung die Unrichtigkeit dieser Anzeige ergab, er klärte der genannte Herr, daß dann jedenfalls der preußische Adler dort angebracht worden sei. In der Thal war ein einkvpstarr Adler zu erblicken, aber nicht als preußisches Wahrzeichen, sondern als Landeswappen Krains, welche» der genannte geistliche Schulmann nicht gekannt zu habeu scheint. * Nach einer Mittheilung der Pariser militairwissenschast- lichen Zeitschrift „Avenir militaire" ist das Repetir- Gewrhr kleinen Kaliber» von Rußland im Princip angenommen worden. Die Nachrichten des „Avenir militaire" gelten als zuverlässig. Die Mittheilung ist daher sehr bemerkens- werth. Man hat sich aber di« heute in Gt. Petersburg noch nicht zu einem bestimmten Modell entschlossen, sondern wird die Frag« nach allen Richtungen studiren, namentlich die Herstellung eine« rauchsreirn Pulver« Erst nachdem diese gelungen sein wird, soll zur «ndgiltigen Wahl und zur Her stellung im Großen übergeaanarn werden. Bisher hatten die maßgebenden Stimmen in Rußland gegen den Mehrlader ab lehnend sich geäußert, weniger indrtz gegen da« kleine Kaliber. Man hob besonders hervor» daß da« Berdan-Gewehr noch heute allen Anforderungen ausreichend entspreche. Nun ist man doch andere« Sinnes geworden. * Nach einer Zuschrift der .Politischen Torresvondenz" au« Cettinje unterliegt es keinem Zweifel, daß von Monte negro au» für den diesjährigen Mai ein Einbruch in Serbien geplant und beschlossen war. Mehr als 1000, »ach einer Version sogar 2000 Mann, waren entsprecht»!) ausgerüstet und die Poglavaren (Nettesten) bereit» »oniinirl und mit Marschrouten und allen sonst erforderlichen Bcsel'lcn versehen. Der Einsall sollte über Novi-Bazar und Novi- Varosch geschehen, und e« ist nicht unwahrscheinlich, daß dcr saclisch ins Werk gesetzte Einbruch in die Herzegowina dazu bestimmt war, die Aufmerksamkeit von dieser Hauptactivn abzulenke«. Ein kleiner Bortrab hatte auch wirklich den Marsch angetrete« und die serbische Grenze erreicht. Ta kam am 26. April der Cabinetswechsel «n Serbien, und das Eabinrt Kristic war sofort bedacht, alle Thüren de« Landes zu verrammeln. Da der Erfolg de« Unternehmen« baupl- sächlich davon abhing, daß e» gelinge, dasselbe als eine Ueber- raschung ins Wen zu setzen, so wurde in Folge der serbischen Vorsichtsmaßregeln Gegenbefehl rrtheilt. * Der Proceß gegen den Ex-Major Popow, der nunmehr auch vom obersten Mililairgericbt bestätigt ist, wird nach einer Meldung au» Sofia ein Nachspiel bekommen. Der verurtheilte Officier Keljamow machte verleumderische Aussagen vor dein Gerichte unv wird sich wegen derselben neuerdings zu verantworten haben. Al« nämlich Popow in ven letzten Tagen vor der Urthcilssällung sah, daß er nicht werde freigesprochen werden, fand er Gelegenheit» obwohl im Arreste, unter Bewachung mit Keljamow zusamnienzukommen und ihn zu bitten, nicht gegen ihn auszusagen und seine früheren Aussagen zu dementirrn, vasür aber werde er (Popow), wenn rr selbst sreigesprochen werde, beim Fürsten die Frei lassung der Mitangeklagten durchsetzen. K-ljamow ließ sich von ihm gewinnen und redete dann auch dem Mitangeklagten Bankow zu. daß er da« Gleich« thue. Dieser erklärte sich jedoch nicht nur nicht eindersiandey, sondern bat dem Staats anwalt Alles vrrrathe«. Deshalb wirv Keljamow nochmals vor Gericht gestellt und mit ihm ver Cominanvant der Wache, welcher den argensritigen Lerkrhr unter den Arrestaten trotz de» strengen Verbote« zogelasten hat.
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