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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-28
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1888
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Erscheint täglich früh L'/, Uhr. Hr-artion «n- Lrpkditiou JohauneSgasse 8. Sprechstunden der Nednkti-u: «ormittag» 10-12 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. stlir tie «un-ate eiuaetaudter M-nulcitUte «acht Sch t»k Red« eile» mcht «erdindlich. Annahme »er für die nächM»>»»«d« Nummer bestimmte« In kernte «» Wochentagen bis S Uhr Nachmitta«», an Sonn- nnd Fasttagen srütz bt»'/,d U«r. In den Filialen für 3ns.-Annahme: Ott» Klemm, NnlverfftätSstraße 1. Laut- Lösche, Katharinrnstr. 23 pari. «. KönIgSplah 7. nur bis V,S Uhr. tMM.TaMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnement» Pret» vierteljährlich <»/, Mk. lml. vriugerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen v Pik. Jede einzelne Nnmme» Ml Pf . Belegercmplär 10 Ps. Gebühren für Sxtrabctlaar« (iu Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 60 Mk. mit Poftbesördening 70 Mk. Inserate 6gespaltene Prtitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzrichniß. Tobellarischcr u. Zifferusatz nach höheren Tarif. Neclamen auter dem Redacti oaSNrich die 4gespalt. geile üOPf., vor denFa millen nach richten die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zr senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praooumoranäo oder durch Poft- uachnahmr. 180. Donnerstag den 28. Juni 1888. 82. Jahrgang. M schlitzen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Knete und Rechnung bereits von heute nn in Empfang genommen werden können. LxpiMtlon Ü68 I-vlprlKer ^n?e1)Iatte8. Amtlicher Thetl. VekanntrrilllWg. Wegen Pflasterung wird die Vlsäffer Strafe zwischen Sedan- und Wettiner Straße einschließlich der Kreuzungen mit diesen Straßen von Freitag, den LU. dS. Mo«, ab bis auf Weiteres für den gesammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 23. Juni 1888. Der Nath der Ttadt Leipzig. IX. 4763. vr. Georgi. Hennig. Ausschreibung. Für den Neubau des Polizei-Gebäudes Hierselbst werden , die Zimmer-Arbeiten hierdurch ausgeschrieben. Arbeitsverzeichnisse und Bedingungen können auf unserem Bauamte, Nathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Erlegung von 2 .4? entnommen werden. Die Gebvte sind ebendaselbst versiegelt und mit der Auf schrift: „Neubau Polizei - Gebäude, Zimmer- Arbeiten" btö ;nm irr. Juli dieses JahreS, Nach mittags H Uhr einzureichen. Wir behalten uns die Auswahl unter den Anbietcnden, bei. auck die Tbcilung der Arbeiten, fvwie Ablehnung stimmt sicher Angebote vor. Leipzig, den 2». Juni 1888. DeS Naths der Stadt Leipzig Baudeputation. Bekanntmachung. Bei dem Kaiserlichen Postamte 10 hier lagern etwa n. bOO k>- Seidenpapier, b. 700 ki- Pappdeckel, v. 4900 kzx Einstampspapier und <1. 10400 Maculalur. Ferner sind bei der Kaiserlichen Ober-Postdireclion hier vor Händen e. 7000 kr Maculalur, k. 1500 lex- veraltete Druckwerke verschiedener Art, zum Theil eingebunden, 8. 4000 kx- Telegraphcnpapiere (Telegraphcusormw lare rc.) d. 45M kx Telegravhenstreisen auf Holzkernen. Diese Bestände, welche bei den bczeichneten Stellen in Augen- schein genommen werden können, sollen im Ganzen oder im Ein zelnen an den Meistbietenden verknust werden. Die Abnahme der Bestärke hat bei den bezeichnet«» Lagerstellen zu erfolgen. Etwaige Beförderungskosten hat der Abnehmer zu bestreiten. Die unter e, p- und k bezeichneten Papiere werden zum Eiiistampsen verkauft. Da- Einstampsea hat im Beisein eines Postbeamten zu geschehen, besondere Kosten entstehen hierdurch dem Käufer nicht. Angebote mit Angabe der Preise für je 100 lcz- der einzelnen Gattungen sind bis zum 10. Juli an die Kaiserliche Ober-Post> direction bierselbst einzurcichen. Leipzig, SS. Juni 1888. Ter Kaiserliche Vber-Post-irector lalter. B. Ausgabe -er Vörsen-Lintrittskarten. Die Eiiitritlskarle» zur Börse aus die Zeit vom 1. Juli bis 31. December d. I. gelangen von jetzt an zur Ausgabe. Den seit herigen Börsenbesuchcr» werden sie. soweit dies ausführbar ist, durch den Börsenschließer zuqcstellt werden; diejenige» Bürsenbesucher, welchen bis Ende d. M. ihre Karte nicht hat zngestellt werben könne», werden gebeten, sie während der Bürsenzeit tm kleinen Saale -er Börse (vom Haupteingange links) gegen Erlegung der Gebühr von 7,SO in Empfang zu nehmen. Ebenda werden neue Anmeldungen entgcgengenommrn, doch können solche, um Aufenthalt zu vermeiden, auch schon jetzt schriftlich an unsere Kanzlei, Neue Börse, Tr. ä, I., gerichtet werden. Die Karte gilt ausschließlich für -ie Pers«n» aus deren Namen sie lautet; die Abgabe an eine andere Person, auch an einen Theilhaber derselben Firma, würde, ebenso wie die Benutzung durch eine solche, gesetzlich strafbar sein. Die Karte ist aas Be» langen jederzeit am Eingänge »arznzeigen. Zur Erleichterung der Eontrole richten wir jedoch an die geehrten Bürsenbesucher, namentlich an die Besucher der Produktenbörse, die Bitte, dies in der ersten Zeit nach Beginn de» Halbjahres unaufgefordert zu thun. Leipzig, den 25. Juni 1888. Die Handelskammer, vr. WachSmnth» Vorsitzender, vr. Geniel, S. Nichtamtlicher Theil. Die Wirkungen der deutschen Thronrede. Der Eindruck der Thronrede, mit welcher Kaiser Wilhelm II am Montag den Reichstag eröffnet hat, in Deutschland so> wohl wie im übrigen Europa, ist ein überwältigender gewesen, die friedliche und zugleich kraftvolle Sprache der historischen Kundgebung ist überall nach Gebühr gewürdigt worden. ES war zu erwarten, daß die aus da» Verhältniß de» deutschen Reiche- zu Rußland bezügliche Stelle der Rede in Oesterreich- Ungarn da« richtige Berständniß finden würde. Borläufig liegt darüber nur eine Aenßernng der „Neuen Freien Presse" vor, welche besagt, daß Oesterreich die Rußland betreffenden Worte Kaiser Wilhelm'- ohne jeden Widerspruch vernommen habe und die Heranziehung Rußland» zur FriedenSliga wie eine Erlösung preisen würde. DaS Schweigen der übrigen österreichischen Blätter über diese Angelegenheit kann nur in dem gleichen Sinne gedeutet werden, höchsten» läßt sich darau- entnehmen, daß die Hoffnungen auf «inen Umschwung der russischen Politik auf der Balkanhalbinscl nur sehr gering lnd. Der „Pester Lloyd" giebt eine indirecte Antwort aus den bereuten Theil der Thronrede durch die Bemerkung, daß Graf Waldersee gerade zur rechten Zeit in Pest ein» getroffen sei, um Zeuge der außerordentlichen Opserwilligkeit und der imponircnden Ucbereinstimmung zu sein, mit welcher die Delegationen die zur Stärkung der Wehrkraft der Monarchie geforderten ansehnlichen Mittel einmüthig bewilligen. Daß die französische Presse Mittel und Wege finden würde, um in die Thronrede einen Sinn zu legen, den sie nicht hat, war vorauszusehen, aber auch bei aller Absichtlichkeit, der Rede die ungünstigste Seite abzugewiunen, ist es doch nicht gelungen, den durchaus friedlichen Charakter derselben in Zweifel zu stellen. Wenn der „Figaro" eS bemängelt, daß die Thronrede Frankreichs mit keinem Worte erwähnt, so kann man sich nur über die Ungeschicklichkeit einer solchen Bemerkung wundern, da Deutschland doch wahrlich nicht i» der Lage ist. der Haltung Frankreich- gegen Dentschland Beifall zu spenden und darin den aufrichtigen Wunsch zu erkennen, den europäischen Frieden aufrecht zu erhalten. Gerade die Beiseitelassuiig Frankreichs bei einem hochwichtigen, dem europäischen Frieden und seiner Erhaltung geweihten historischem Acte war die allein mögliche Form, unerquickliche Seiten blicke zu vermeiden. Die Thronrede zählte mit unvcrkcnn, barem Eifer Alles aus, waS Europa eint und die Er haltung deS Friede»« verbürgt, ließ dagegen absichtlich AllcS außer Betracht, WaS trennend oder daS gute Einvernehmen trübend wirken konnte. Wenn Kaiser Wilhelm England» Bcrhältniß zu den brcnneuden politischen Fragen unberührt ließ, so geschah daS nicht, weil Deutschland England miß traut oder von ihm eine Friedensstörung befürchtet, sondern weil England der Politik der sreien Hand huldigt. England bat ja durch seine Regierung im Parlament oft genug er klären lassen, daß cS keine Verpflichtungen übernommen habe, einer etwaigen Friedensstörung anderer Mächte mit den Waffen in der Hand entgegenzutreten. Welchen Grund Kälte also Kaiser Wilhelm haben sotten, diese Behauptung auch seiner, seitS zu bekrästigen? Daß zwischen England aus der einen, Italien und Oesterreich-Ungarn auf der andern Seite gewiss: geheime Abmachungen zur Ansrechlhaltung der Besitzverhcilt niste der Uferstaaten deS MiltelmeereS getrosten worden sind, läßt sich nur vcrmlithen, aber nicht mit Sicherheit behaupte», weil die englische Regierung selbst Aller gethan hat, um diese Angelegenheit in Dunkel zn hüllen. Um so zufriedener scheint die öffentliche Meinung Nuß laubS mit der Thronrede zu sein, da sogar der sonst so deutschseindliche „Grashdanin" die aus derselben hervorleuch- tende Friedensliebe und das Fehlen jedes Hintergedankens rückhaltlos anerkennt. Wenn die „Nowoje Wremja" ihr Lob der Thronrede durch den Vorbehalt einschräntt, daß Rußland deshalb an seiner eigenen Politik nicht» zu ändern brauche, so ersieht man daraus nur, mit welcher Zähigkeit Rußland an seinen Ueberliescrungen bezüglich der Balkan Halbinsel feslhäll, aber die Möglichkeit ist doch nicht aus geschlossen, daß Rußland sich der Macht der Tliatsachen sügt und Zugeständnisse macht, welckie eine vorläufige Beilegung der Meinungsverschiedenheit zwischen Rußland und Oesterreich Ungarn zur Folge haben. Daß die Thronrede in Italien den allerbesten Eindruck gemacht hat, war selbstverständlich, die auf Italien bezügliche Stelle der Rede war so sympathisch gehalten und den nakionalen Wünschen und Bestrebungen der Italiener ange- paßt, daß sie nur lebhafter Zustimmung begegnen konnte. Man kann hiernach mit Recht erklären, daß die Thronrede zur Erösfnulig deS deutschen Reichstages dem europäischen Frieden eine Bürgschaft von höchstem Wertste gewährt hat, daß sie die Lage geklärt und den FriedenSseinden jede Möglich keil entzogen hat, ihre verderbliche Minirarbeit fortzusetze». Wer Deutschland heute noch sriedcnSseindliLe Absichten anzw dichten wagt, thut daS wider besseres Wissen und i», Ver trauen aus die Gedankenlosigkeit der Menge. Wenn Frank reich dem Rathe deS „Rappel" Folge leistet und trotzdem weiter rüstet, so ist cS sonnenklar, zu welchem Zweck daS geschieht, nicht zur Vertheivigung, sondern um bei sich dar, bietender günstiger Gelegenheit anzugrcisen. Nicht minder günstig ist die Wirkung, welche die Thron rede in Deutschland selbst gehabt hat, und am erfreulichste» ist diese Wirkung in der einstimmigen Annahme deS Adreß entwurfS durch den Reichstag zur Erscheinung getreten. Der Reichstag hat sich bereit erklärt, den Kaiser mit aller Kraft in dem von ihm kundgegebenen Streben zu unterstützen, die Reichsversassunq unverbrüchlich zu wahren, die Gesetzgebung zum Wohle Deutschlands, insbesondere zum Schutze der Schwachen und Bedrängten auSzudanen, Recht und Gesetz zu schirmen und ausrecht zu erhalte». Der NeichSlag hat ferner erklärt, daß er kein Opfer scheuen werde, welches zur Siche rung de» Vaterlandes nöthig ist. wie er ja auch einmüthig bewilligt habe. WaS Kaiser Wilhelm l. forderte, um den Frieden Deutschland» zu bewahren. Auch der Ausdruck deS Vertrauen-, daß der Friede de» mit seinem Kaiser nnd den verbündeten Regierungen jetzt geeinten deutschen Volkes von Niemandem gestört werden werde, ist von höchster Bedeutung weil er Zeugniß davon ablcgt, daß die Einheit Deutschlands nicht nur eine leere Redensart ist, sondern von den deutschen Fürsten und dem deutschen Volke alö Palladium anerkannt und gewürdigt wird. Deutschland ist somit in einen neuen verheißungsvollen Abschnitt seiner Entwickelung, dessen Anfang durch die Thron besteigung Kaiser Wilhelm'» bezeichnet wird, unter den günstigsten Anzeichen eingctreten. Der volle Einklang zwischen den Verbündeten Regierungen und den deutschen Stämme» von der Nordsee bis an die Alpen ist nie zuvor mit gleicher Einstimmigkeit ohne jeden auch noch so leisen Widerspruch von irgend einer Seite kundgegeben worden als durch die Adresse de» Reichstage» auf dir Thronrede. Beide Acteiifiiicke sind nach Form und Inhalt von einer Vollendung und Kraft, wie sie nur Kundgebungen innewohnt, welche au« dem Herzen komme». Deutschland freut sich seiner Einheit »nd der auS derselben hervorgegangenen Weltstellung, eS will nicht in träger und gesinnungsloser Gleichgiltigkeit die mit dem Blute der Besten gewonnenen Güter an beute- süchtige Nachbarn wieder verlieren, r» will sie sesthalten mit aller Kraft und ist bereit, dafür seine ganze Existenz einzufetzen aber eS läßt keinen Zweifel darüber bestehen, daß ihm jeder Wunsch nach Erweiterung seiner Grenzen aus Kosten seiner Kachbarn fern liegt. Wenn da» übrige Europa dieses Streben al» berechtigt cst,erkennt. dann müssen alle KriegSgedanken der Zeinde und Reiver zu Stichle werden. Aber so weit sind wir leider noch nicht. 2 Leipzig. 28. Juni 1888. * Die amtlichen Blätter veröffentlichen folgende Aller- »öchste Vdrordnung, betreffend die Uebertragung andeSlierrlicher Befugnisse auf den Statthalter n Elsaß-Lothringen. Vom 20. Juni 1888. Wir Wilhelm, von GotteS Snadrn Deutscher Kaiser. König von Preußen rc. thun kund und fügen zu wissen: , ^ Auf Gruno des 8- 1 de» Gesetze» von, 4. Jul, 1879, betreffend die Verfassung und die Bermaliuug Elsaß-Lothringens (Reichs- Gesetzt»!. S. 165), wolle» Wir Unserem Slattbaltrr in Elsaß- Lothringen, dem Fürsten Chlodwig von Hohenlohe-Schillingssürst, Prinzen von Ratibor und Corvey, hiermit dieselben landesherrlichen Bejugnisse übertrageil, welche ihm aus Grund der Verordnung vom 15. Miliz d. I. (Reichs-Geietzbl. S. 130). in Verbindung mit der Verordnung vom 28. Sepiember 1885 (Rcichs-Gcsetzbl. S. 273) bisher zligesiande» haben. Für den Fall der Verhinderung des Statthalters au der Aus übung jener Befugnisse sind Unsere Entschließungen einznholen. Urkundlich unter Unserer Hüchsteigenhändigcn Unirrschrist «nd beigcdlucklein kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Pols dam, de» 20. Juni 1888. (v. 8.) Wilhelm. v. Bismarck. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitu»b" bringt eine Braunschweiger Corrcspvndenz, die daS wieder aus- taucbcnde Gerücht bespricht, der Herzog von Cumber- lanv habe mit klare» Worten aus Hannover verzichtet und werde nun in allernächster Zeit al» Herzog in Braun schweig cinzichen. Der Eorrcspondent bemerkt dazu: „Wir können mit Bestimmtheit erklären, daß hier in den maß gebenden Kreisen absolut nichts bekannt ist von neuer erklärt die Ernennung des Prinzregenten zum Gencral- Feldmarschall, die das Gerücht angeregt zu haben scheint, mit den Worten: „Sc. Majestät der Kaiser hat durch Ver leihung der höchsten militairischen Würde Allerhvckstseincm Oheim ein Zeichen „besonderer Wohlgcneigtheit und Freund schaft" geben wollen; daS ist der Grund der Ernennung." * Die deutsche Reichspartei hat sich nach der „Post" bei Sr. Majestät dem König von Sach sen, bei Sr. königl. Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern, Seiner königliche» oheit dem Prinzen Wilhelm von Württemberg und ir. königl. Hoheit dem Grvßherzog von Baden ein- schreibcil lassen, um den deutsche» BundeLsürsten in dieser Forni ihren Dank für die von ihnen beobachtete nationale Haltung auszusprechc». Dasselbe haben die national liberale und die deutschconservative Fraction gethan. * Es ist vielfach bemerkt worden, schreibt die „Post", daß bei der mil höchster Feierlichkeit vorgenoinmcncn Eröffnung deS de Ni sche »Reichstage S^ieMitglieder deSpreußischenStaats - rat HS nicht mit Einladungen beehrt worden find. Da neben den Hoschargen auch die Generalität und Wirkt. Geh. Räthc besohlen wurden, so befremdet eS, daß diejenige Körperschaft, welche in dem Handbuch der preußische» Staatsbehörden die allererste Stelle einnimint, nicht zur Theilnahme an dem feierlichen SlaatSacle zugezogen wurde. Jedenfalls hätte derselbe an Gewicht und Glanz nur gewonnen, wenn auch diese hohe Körperschaft dabei erschienen wäre. * * -> * Der St. Petersburger Correspondent der „Kölnischen Zeitung" meldet auS guter Quelle, daß Großfürst Wladimir bei seiner Rückkehr von Berlin gemeldet hat, Kaiser Wilhelm gedenke im Lause deS Juli den Kaiser Alexander III zu besuchen. * Dem französischen Blatt „l'Indöpendance Belge' wird au« Moskau telegraphirt: „Die letzten Comnnini- cationc» zwischen den Hösen von St. Petersburg und Berlin haben den Charakter größter Herzlichkeit angenommen, und eS kan» nicht mehr bezweifelt werden, daß mit dem Re gierungsantritt Kaiser Wilhelm'S II. eine Annäherung zwischen Rußland nnd Dcutscbland vollzogen worben ist. Die An sichten aus eine friedliche Politik haben in Börsen- und HandclSkreiscn einen günstigen Eindruck hervorgeridsen." * Ein Thcil der Pariser Blätter giebt nur kurze Be merkungen zu der Th ronrede deS deutsche» Kaiser». DaS „Journal deS TäbatS" äußert, man suche in Kaiser Wilhelm'S Rede vergeblich die fortschrittlichen, philosophischen Acußerungen der Reden Fricbrich'S III. Im „Mot d'Ordre" äußert Rane: „Die Rede ändert im Grunde nichl» a» der Lage, verschlimmert sie aber auch nicht; da« ist schon elwaS". Die „Iustice" schreibt: „Nichts in Europa verändert; eine Rede mehr!" „Rappel" (Minister Lockroy) bleibt dabei „Die Kriegsgefahr bleibt nach wie vor; die guten und bc> ruhigenten Worte der Rede sind anzuerkcniien, unsere Rüstungen aber fortzusetze»". „La Pair" meint: „Diese Rede ist ein Triumph der BiSniarck'schen Politik im Innern und Aeußern mit einer Dosis Pietismus mehr". Der „GauloiS" findet: „Allem Anscheine nach ist da» Feld im Sinne de- Frieden- rein gefegt, doch nur für kurze Zeit". Cassagnnc in der „Antorilü" findet die Rede „nichl be ruhigend; sie spricht VaS Wort Frieden wiederholt auS, beruft sich aber aus Wilhelm I.; aber Wilhelm I. nachahmen, heißt de» Krieg vorbereilcn und auSsühren". Die Boulangisten blätler thun ein klebrige» und greifen die Thronrede an. * Wegen der verhungerten Neger auf der A lcatraz- Insel de« französischen Senegal», von denen bereits berichtet worben ist, wurde der StaatSsecretair für Eolonial- wcscn im Senat inkerpellirt. Derselbe gab am Donnerstag folgende charakteristische Auskunft: Am 14. Januar sei der Gouverneur deS Senegals benachrickligt worden, baß von den vier Negern aus Alcatraz drei bereits verhungert wären. DaS wäre eingetreten, nachdem bereit» am 26. December der Commandant der Marine-Station den Gouverneur aus gefordert hätte, die Neger zu verproviantireii. Dieser hätte da» abqelehnt, weil da» Sache deS „König»" der Nanu» sei, dessen Unterthanen sie wären. Seitdem se> sestgestellt worden daß der letzte Neger in der zweiten Hälfte deS Januar Vev hungert sei. Am 26. Januar sei der Gouverneur aus einer Dienstreise zufällig an der Insel vorbeigekoninien, sei auch im Boot um dieselbe hrrumgesahren, Hube sie aber nicht betreten, in der Meinung, die Neger, um die er sich seitdem überhaupt nicht mehr bekümmerte, hätten sie verlassen. Der Gouverneur ei abberusen worden; ob eine gerichtliche Untersuchung gegen ihn einacleitet worden ist» ließ der StaatSsecretair nicht durchblicken. * Der republikanische Convent in Chicago hat nun ebenfalls seinen Candidaten für die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten ernannt, Harrison von Indiana, ein ehemaliges Mitglied deS Senats, der vor vier Jahren von den Demokraten geschlagen wurde und seit dem seine sehr ausgedehnte Praxi» als Anwalt wieder ausge nommen hat. Harrison wurde in dem Convente von allem Ansange an von feinem Heimathstaate Indiana nominirt. Er kam erst in Betracht, nachdem sich herausgestellt hatte, daß alle anderen, mit großem Lärm in den Vordergrund gestellten Candidaten nicht di« Mehrheit erlangen konnten. Blaine wurde auf eine noch nicht aufgeklärte Weise» die jedenfalls eine geheime Vorgeschichte hat, von einem seiner eifrigsten Parteigänger meuchlings abgethan. Von den Freunden Blaine'S zum Vorsitz berufen, pries er zunächst Blaine über alle Maßen und stellte ihn fast als de» einzigen Retter der Partei dar, um ihm dann einen Dolchstich zu versetzen: trotz aller seiner Vorzüge könne man ihn nicht ausstellen, nachdem er in feierlichster Weise erklärt habe, er würde unter keinen Umständen candidiren. Der Convent könne, dürfe und werde einen Mann nicht ernennen können, der die Wahl als eine Beleidigung, als einen Zweifel an der Ehrlichkeit seiner Worte ausfassen müsse. Gresham, ebenfalls von Indiana, präsentirl von Illinois, ward abgethan, weil er der fähigste nnd nach keiner Seite bin gebundene Candidat den Berufspolitikern zu selbst ständig zu werden drohte. Sherman, der ehemalige Finanz minister, hatte im Westen wenig Freunde und von Anfang an nur geringe Chancen. Unter solchen Umständen mußke nach einer Reihe von etwa 8 Abstimmungen der Versuch auf- gegeben werden, die Skimmen auf einen der bisher genannten hervorragenden Candidaten zu vereinigen. Harrison verdankt seine Ernennung unzweifelhaft dem Votum der Anhänger Blaine'S, die bei seiner Mittelmäßigkeit am ehesten Einfluß auf ihn zu gewinnen Hollen. Er ist, wenn auch persönlich ein Ehrenmann, ein unerschütterlicher Parteigänger, der auch an den Parteigrundsatz von der Beute und dem Sieger glaubt. Aus den ersten Blick ist seine Ausstellung rioe schwache. Zu seinen Gunsten spricht allerdings eine gewisse Familien« Tradition. Sein Urgroßvater, Benjamin Harris von Birginia ist einer der Unterzeichner der Unabhängigkeit»« erklärung, sein Großvater William Henry Harrison wurde im Jahre 1840 zum Präsidenten der Bereinigten Staaten gewählt und hat sich viele Verdienste um die Union erworben. So stehen sich denn Cleveland und Harrison gegenüber. Einen großen Einfluß auf den Ausfall der Wahl wird die Behandlung der Tarissrage in der Campagne haben. Die Republikaner sind entschlossen, mit aller Kraft für die Aus- rcchterhaltung der Schutzzölle einzutreten. Sie werden damit bei ihren in der ganzen Industrie darauf zugeschnittenen Ein richtungen große» Eindruck machen, wenn die Demokraten fick nicht enlschließen, sich voll und ganz auf den Standpunkt ClevelcinbS zu stellen und in dieser Angelegenheit den Stier bei den Hörnern zu fasten Daß sie cS thun müssen, um bei der Neuheit des ,,issuo" nicht Stimmen zu verlieren, beweist die eben stattgehable Wahl im Staate Oregon, wo gerade die Tarissrage den Republikanern neuen Stimmenzuwachs und eine große erhöhte Majorität brachte. Jedenfalls wird der Wahlkamps überaus heiß und heftig werden. Stimmen der Presse über die deutsche Thronrede. * Bereit» liegen einige Aeußern na en der aus wärtigen Presse Uber die deutsche Thronrede vor. Sie bezeugen, daß der hervorragend friedliche Grundton, der die Rede durchzog, allenthalben einen tiefen und günstigen Eindruck hcrvorgcruse» und daS Vertrauen in die Erhaltung des Frieden« mächtig gefördert hat. Man hat im AuSlande, namentlich in Frankreich, sich vielfach mit absichtlicher oder unabsichtlicher Täuschung ein ganz falsches Bild von dem Charakter deS jugendlichen Herrschers gemacht, der jetzt den deutschen Kaiserlhron einnimmt. Man hat ihm im Gegen satz zu seinen Vorgängern, namentlich zu seinen! erlauchten Vater, einen Soldätenkaiser genannt, der nach den Lorbeeren des Schlachtfeldes sich sehne und kriegerische Gelüste auS reiner Eroberung»- und Ruhmsucht in der Seele trage. Die entschiedenen, offenherzigen und warmen Worte, mit denen die Thronrede die Weltlage beleuchtet, lassen für jeden Unbefangenen »nd Ebrlichen keine» Zweifel, daß solche Unterstellungen in dem Wesen und der Gesinnung Kaiser Wilhelm'» II. keinerlei An- halt sinken. Die Friedenspolitik der beiden Vorgänger, wie sic schon durch die fortdauernde Wirksamkeit de» Fürsten Bismarck verbürgt ist, wird auch unter dem neuen Regiment sortgcsührt werden; sie bat nur da eine Grenze, wo die Ehre und Sicherheit deS Reich» und seiner Verbündeten be droht wird. „Ich bin entschlossen, Frieden zu halten mit Jedermann, soviel an mir liegt. Angriffskriege liegen meinem Herze» fern. Deutschland bedarf weder neuen KriegSruhmeS, noch irgend welcher Eroberungen, nachdem eS sich die Be rechtigung, als einige und unabhängige Nation zu be stehe», endgiltig erkämpft bat." DaS sind schöne, eine« deulschen Kaiser» würdige Worte, die überall daheim und im AuSlande freudigen Widerhall finden müssen. Nur wenn die Ehre und Sicherheit deS Reich» und seiner Verbündeten bedroht ist, nur zur Verlheidigimg gegen feindselige Angriffe wird Deutschland daS Schwert ziehen. Dann aber werden die Feinde empfinden, wie scharf dies Schwert ist, und daß ein echter Hohenzoller an der Spitze de» Reichs steht. ES ist seit langen Jahren keine Kundgebung von so ruhigem und friedliebendem, dabei aber macktbewußlcm und entschlossenem Inhalt in so feierlicher Form erfolgt. Die Welt weiß jetzt, wenn sie eS nicht schon vorher gewußt hat, daß Deutschland Frieden ballen will, wenn e» ihm nicht durch die Haltung anderer Mäckte unmöglick gemacht wird. ES scheint, daß diese ebenso kräftige als friedfertige Sprache ihren Eindruck auck an denjenigen Stellen, an welche sie vornehmlich ge richtet ist, nickt verfehlt hat. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" be gleitet diese Kundgebung de» Kaisers mit dem folgenden be- merkenSwcrthen Commentar: Eine der weihevollsten Stunden in der Geschichte deS neuen deutschen Reiches war eS, al« gestern Kaiser Wilhelm II., um geben von den Bnndecsursten, zum ersten Male al» deutscher Kaiser zum deutschen Volke sprach, dessen Vertreter Er um Sich versammelt halte. In den schweren Tagen des Schmerze», welche über das erhabene Hau- der Hvhenzollcrn grkommc» und welche in tiefer Trauer mit
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