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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-29
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ntdarlion und LrprdMon Johanne-gaffe 8. Sprechstunden der Krdartiou. Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. gNr die NUikSat» km,etandter Man-scrivte macht sich tk «er«cli»n nicht »erdindlich Annahme der für dir nächstfolgende Nummer bestimmte» Auicrate an Wochentagen bis 3 ttbr Nachmittag«, an Sonn- undFkittagcn früh bis'/.SUhr. 3n den Filialen für 3ns -Annahme, vtt« Atem«. UniverfitätSstraße 1. LontS Lösche, Kathartuenstr. 23 patt. u. KönigSplatz ?. unr bi-'/,S Uhr. riWger TWtblM Anzeiger^ Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. ^ 181. Jur gefälligen Beachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung " bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxptzültion Ü68 I^elpLlser Amtlicher Theil. rekanntmachsing. Die Zinsen der Frege'scheu Stiftung zur Belohnung treuer unv unbescholtener Dienstboten, welche mindestens 20 Jabre hindurch bei einer oder doch nur bei zwei Herr schaften in hiesiger Stadt im Dienste gestanden haben, sind am 30. August dS. IS. in Beträgen von mindestens 30 zu vertheilen. Empfangsberechtigt sind nur wirkliche Dienstboten, b. h. solche, welche zur ausschließlichen Leistung häuslicher Dienste gedungen sind und der der Dienstherrschast Wohnung und Kost haben. Bewerbungen sind bis zum 31. Juli dS. IS. unter Bei fügung von Zeugnisten der Dienstherrschaften bei u»S anzu- brmgen. Spätere Anmclvuiigen, sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche auS obiger Stiftung bereits einmal be lohnt worden sind, können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, den 2l. Juni 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr. Gcorgi. Krumbiegel. Freitag dm 2S. Juni 1888. A ovnnement» Preis vierteljährlich 4V» Mk. iucl. Briuaerlohn S Mk., durch die Post bezogen 6 Mr. Jede einzelne Nummer 40 Pf Belegeremplar 10 Pf- Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) «hur Postbesördernng 60 Mk. > ' mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höhenn Tarif- Krclamrn «nter dem Redactiontstrich die Sgespalt. Zeile bOPf., vor den Fa mitten Nachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition z« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonuiosraiiLo oder durch Post. Nachnahme. 82. Jahrgang. ' Lusschrcibnug. Für den Neubau des Polizei - Gebäudes hiersrlbst werden die Zimmer.Arbetten hierdurch ausgeschrieben. Arbertsverzeichniffe und Bedingungen können auf unserem Bauamte. Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen Erlegung von 2 .«l entnommen werden. mittags 3 Uhr einzureichen. Wir behalten unS die Auswahl unter den Anbietenden, bcr. auch die Theilung der Arbeiten, sowie Ablehnung sämmt- sicher Angebote vor. Leipzig, de» 26. Juni 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Baudeputation. s* so Vrlianiilmachmi« Die Ausführung 1) der Zimmerarbeiten, 2) der Scbieserdeekerarbetten, 3) der Klempnerarbeiten für das ReintgungS-, Regenerir«, RegulirungS- ebäude, das Waage- und das PförtaerhäuSchen, owie 1) der Zimmerarbeiten, 2) der Klempnerarbeiteu für den Kohlenschuppen bei dem ErneuerungSba« der I Gasanstalt ist vrrgebrn unv werbe» die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber hierdurch ihrer Angebote entlasten. Leipzig, am 28. Juni 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. In dem Zeiträume vom 90. Juni bi« End« Oktober wird die Sammlung der König!, geologischen Laadesuntersuchung (Thalstrabe 9S, 2. Etage) an jedem Sonntage von '/,U bi« '/,i Uhr dem Publicum geöffnet sein. In einem neben dem SammlungSsaale gelegenen Siudienzimmer nd sämmtliche bisher erschienene Blätter ber geologischen Sp cial. arte von Sachsen nebst den zugehörigen Erläut ruugen, sowie sonstige auf de» geologischen Bau de« Königreich« Sachsen bezügliche Werke behus« ihrer Benutzung von Seiten de- Publicum- auSgelegt. Leipzig, den 2ö. Juni 1888. Der Direktor der König!, geologischen LaiideSuntersnchiing. vr. Hern,. Lredaer. k ko ^errtlieker Lerirkgverein unä I-eipLiK-I^anck. 6>vm«1n»od»ktltod« Sltran» vlooetag, Leo d. Soll, ^deoL» S Vbr l« Koole Ler 1. kilrkaroodul«. Dageeoräoang: 11 krojoet einer gemein»« kattliokso Sterbec»«». 21 2u»odrikt Le» LleLicinatverbooL» Ler Oe«evrbreraioe. 31 Oeouod Le» SanikSMrerlianä» uw Weiteren kokett 4) Leoedlu« Ler <iitolir»»Ileoc»«eoLrrt« über VerILazsirnog Le» gezxenWtlrtigeu Oootroot». vr 8l«g«l. vr. Keudert. Nichtamtlicher Theil. Zur Eröffnung des preußischen Landtages. Mit derselben würdevollen Feierlichkeit, welche die Eröffnung de- deutschen Reichstages kennzeichnete, hat der deutsche Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., am 27. Juni den preußischen Landtag eröffnet, unv vor demselben da« von der Verfassung vorarschriebenr Gelvdniß abgelegt. Nach einer de« Loben!» FstedrichS III. geweihten, liefempfnndeneo «nd zo» Hvez«» sprich»den Einleitung hat König Wilhelm ge lobt, daß er die Verfassung de» Königreichs fest und unver- brlichlicb halten und in Ucvereiustimo.ung mit derselben und den Gesetzen regieren wolle, so wahr ihm Gott helfe. Diese» Gelöbniß erhält dadurch noch eine erhöhte Bedeutung, Laß König Wilhelm die Ucberzeugung hegt und ihr in der Thron rede Au-vruck verliehen hat, daß die Verfassung, so wie sie ist, eine gerechte und nützliche Bertheilung der den verschie denen Gewalten zugewiesenen Mitwirkung im StaatSlebcn enthält. Gleichwie de» Vertretern de» deutschen Reiche« hat auch Kaiser und König Wilhelm den Vertretern de- preußischen Volke- gegenüber den ununterbrochenen Zusammenhang der drei aus einander gefolgten Regierungen Wilhrlnr'S I.. Friedricd's Hl. und Wilhctm'S H. und die Uebereinstimmung in de» leitenden Grundsätzen der drei Träger der Krone be tont und demgemäß auch die Wahrung der Rechte der Krone der Achtung unv dem Schutze der Neckte der Volksvertretung gegenübergestellt. Zur Richtschnur bei Fcsthaltung der Grenz linie zwischen beiden Rechtskreiscn dient die Voraussetzung, baß Ler gesetzliche Bestand bcr Rechte der Krone nicht in Frage gestellt werde, daS genüge, um Len, StaatSleben da» Maß monarchischer Einwirkung zu sichern, besten Preußen »ach seiner geschichtlichen Entwickelung, nach seiner heutige» Zusammensitzung, »ach seiner Stellung im Reiche und nach de» Gefühlen und Gewohnheiten dcS eigenen Volkes bedürfe. Bekanntlich hat zwischen RAcrung und Volksvertretung in Preußen nicht immer voller Einklang geherrscht über daS Maß an Rechten, welche- der Krone und welche- der Volks vertretung zustebt, aber die in dieser Beziehung durchgesochtenen Kämpfe haben dazu beigelrageu, größere Klarbeit zu schaffe», und durch sie ist zukünftigen Meinungsverschiedenheiten in der Hauptsache vorgebeugt. Von größter Wichtigkeit für die Entwickelung de» Ber- sastungSIebenS in Preußen und dadurch mittelbar auch im deutschen Reiche ist die erneute Bestätigung, daß den reli giösen Bekenntnisse» die freie GlaubenSübung gewährleistet ist, daß der König bcmüht sein wird, den kirchlichen Frieden zwischen den Anhängern der beiken christlichen Bekenntnisse zu erhallen, daß der Grundsatz der Selbstverwaltung weitere Ausbildung in der inneren Verwaltung erfahren werbe und daß die Steuererleichterung der Gemeinden und der minder begüterten VolkSclastcn auch ferner als Ziel verfolgt wcrden solle. An diese Verheißungen ist die Erwartung geknüpft, daß eS auch in Zukunst gelingen werde, iu gemeinschaftlicher, von gegenseitige,» Vertrauen getragyier und durch die Ver schiedenheit grundsätzlicher Änschannngen nicht gestörter Arbeit die Wohlfahrt de« Lande» zu fördern. Als beveutungSvollcr Schlußsatz ist die Erklärung hinzugefügt, daß König Wilhelm a» die ihm gestellte Ausgabe mit der Zuversicht, welche das Pflichtgefühl giebt »nd in dem Sinne heraiilrctc, baß in Preußen der König deS Staate- erster Diener ist. Auch a»S diesem Schlußworte ist ersichtlich, daß Kaiser Wilhelms Streben darauf gerichtet ist, die von seinen ruhm reiche» Vorgängern in der Kaiserwürde befolgten Grundsätze ;u den seinigen zu mache». DaS sprichwörtliche Pflichtge fühl, welche- Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich III. al» unerlatzlicbe Eigenschaft eine» an der Spitze Preußen- und Deutschlands stehenden Staatsoberhauptes erachtet und bethätigt haben, wird auch vom Kaiser Wilhelm als die Grundlage seiner Herrscherwürde und als die Hauptbedingung einer segensreichen RegicrungSthätigkeit betrachtet, und unter tiefem GtsichtSpuiicte gewinnen alle Verheißungen de« KaiscrS unv König- einen viel tieferen und wcrthvolleren Sinn, al» er ihnen zukommen würde, wenn die Auffassung von den dem Rechte de» Herrschers gegenüberstchenve» Pflichten leichter und oberflächlicher wäre, al- in der Thal der Fall. Kaiser Wilhelm hielt schon bei der Thronrede zur Eröff nung deS Reichstag» al» leitenden Grundgedanken fest, de» ihm zugewiesenen Machlkreis genau auf daS Gebiet zu be schränke», welches die RcichSversastung bestimmt. Nur de» Oberbefehl über da- Heer im Kriege und die Vertretung dcS Reiches dem AuSlande gegenüber nimmt Kaiser Wilhelm al kaiserliche Rechte i» Anspruch, auf dem Gebiete der Gesetz gebung bcsckeidet er sich mit dein Anthcil, den ihm seine Eigeu- schast al» König vo» Preußen an der ReichSgesetzgebung 'ein räumt. Der Kaiser betrachtet eS ebenso als unverbrüchliche Pflicht, die landesherrliche» Befugniste seiner hohen Ver bündeten zu achten und vor jedrm unberechtigten Eingriff z» schützen, als eS der König von Preußen verschmäht, die Rechte der Krone aus Kosten der Neckte ver Volksvertretung zu er weitern. Eine erhabenereAussastung von Rechten und Pflichten eine» Kaiser« unv König-, wie sie Kaiser und König Wilhelm bei zwei bedeutungsvollen Anlässen kundgegebcn hat, kann nicht leicht gedacht werden. Mit den beiden Thronreden bei Eröffnung deS deutschen Reichstage» und de» preußischen Landtage» hat Kaiser Wil helm sich i» glanzvvllster und wirkung-reichster Weise atS Staatsoberhaupt de» brutschen Reiches unv La»ceeherr de- Königreich» Preußen ringesührt, die ganze civilisirle Welt hat seine Worte mit rückhaltloser Zustimmung begrüßt unv seiner eckt kaiserlichen und königliche» Haltung die gebührende An erkennung gezollt. Die Aufgabe de» deutsche» Kaisers besteht nickt darin, sich durch kriegerische Thaten seinen Vorgängern auf dem Throne ebenbürtig zu zeigen, sein Ruhm wirb im Gegenthcil darin bcstehc», einen ehrenvollen Frieden durch kräftige Handhabung der RegierungSgewalt zn erhalten und die mit vielem Blute gewonnene deutsche Einheit in friedlicher Entwickelung zum Segen teS deutschen Volke» und von ganz Europa nutzbringend zu gestalten. Wenn sich da» Ganze wobt befinde» soll, müsse» sich zunächst die Tbeile wohl befinden, au» denen es fick zusammensetzt. Die ReichSgesetzgebung ist aus einen bestimmten Wirkungskreis beschränkt und vor Allem ist die finanzielle Wobtfahrt VeS Reiches von der Leistungsfähigkeit der einzelnen Bundesstaaten abhängig. Und wiederum stehen Wehrkraft und Steuerkraft mit einander in Wechselwirkung. Deshalb ist e» für die RcichSinteresten keineswegs gleickgiltig, in welcher Weise sich die Entwickelung der Einzelsiaatei, voll zieht. Preußen ist durch seine Macht und Größe berufe», den übrigen deutschen Bundesstaaten all Vorbild zu dienen »nd darum ist der Wunsch wohl berechtigt, daß Preußen sich durch staatliche Gesundheil vo» keinem andere» deutschen Bundesstaate üdertreffen taffe. Die übrigen deutschen Bundesstaaten haben ihre eigene invivivuelle Entwickelung durchgemacht, und e« ist bekannt, wie sehr Preuße» bemüht gewesen ist, von den guten staatlichen Einrichtungen seiner Bundesgenossen zu lernen und sie für sich selbst nutzbar zu machen. Eine solche Wechselwirkung, welche aus dem Wett streit der Bundesstaaten deruht» »S einander in vortrefflichen mustergiltige» Einrichtungen zuvorzuthun, ist ein Zustands u^ welches Deutschland von ^--aen Europa^en-.°- Abgesehen von d" W-Hrkrast un F Z ^ bcr staaten ist es besonders da» kann. Gesunde Gesammtheit nicht getrennt gedacht werde rn Parteiverhältniffe in Preußen üben d„ Ne- übrigen Bundesstaaten. HA"-"'g ^csse der Gesawmt- gierung Kaiser Wilhelm'» sich >n>J. Wohlfahrt de» Reiche« weiter entwickeln werden. Stimmen derPreffe über di- preustisch-rhro«r-d- »Wir verzeichnen nachstehend e.n.ge «eußerungen der Presse Über die preußische Thronrede. daunnd- Wn„<>n,ke.t deS Mu'','k>pras.de.,teu ^Listen B'-ma - verbürgt. Ei« deulschsreisinn.ger Zug gehl >r"l>ch n.chl durq b tte Kundgebung, aber ebenso wenig "" reac„on°irer wie man s d äußerste,> Rechten gehofft haben mochte^ ES " besonnene, mit den gegebenen Verhältnissen re» »ende, Gute erhallende, aber auch cme ichöpier,sU.eRe^ Gebieten des Staalslcbens in-luSsichl st.llendePoln k. deren Gru zöge »nS hier vorgeze,chnet werden, eine Politik, welche sich »atu aemäii aus di- aeinäsiigten Elemente vo» recht- und link« stütze» must und em fernere- ersprießliches Zusammenwirken di^er Elemenie tn der gesetzgeberischen Ärbe.t er",ögl.cht und ch-rt. D, unserem SlaaiSwese,, so gefährlichen eriremen "»d radicalen Umtriebe von rechts und lmks empsangen in diesen Aufmunterung und Förderung, wohl aber eröffne sich allen aus em ruhige, besonnene Resormarbeit gertcht-t-n B-s rebung^ d,e Auss.ch aus ein erfolgreiches posit.ve« Schaffen. Mit Recht durste der König die Zuversicht auesprechen, daß aus de», Boden d" hier ent- wickelten Gruudilipe auch in Zukunft Negieruiiq und ^andeSver- tretung in geineinschasilicher, von gegenseitigem Vertrauen getragener und durch die Verschiedenheit priiicipullec Grundaiischatiuiige» »ttlit aestörler Arbeit die Wohlfahrt des Landes z» sördcrn vermögen. War di- Einzelheiten der Thronrede betrifft, so wird vor Allem bl echt konstitutionelle Gesinnung und Staatsaus,affuiiq freudigen Bei fall finden, mit deren Ausdruck der König den E>d aul die Bcr- astuna begleitete. Die Wiederholung veS Fridericianischcn Worte«, das, in Preuße» der König deS Staate« erster Diener ist, »lächle einen überaus wohlihuenden Eindruck, ebenso wie die warm betonte Versicherung, die Gesetze »nd die Rechte der VolkSvertretinig gewissenhaft achte» und schützen zu wollen. Ausdrücklich wird an- erkannt, daß unsere Versoff,ing eine gerechte und nützliche Bttthetlmig der Staatsgewalten enthält, und d>e Betheuerung hinzugesügt» daß der König fern von dem Streben ist, die Kronrechte erwciter« zu wollen, andererseits aber auch deren überlieferten Umfang nicht ver- kürzen lassen will. Die Versicherung drs Schutze- an alle reltgtSsen Bekenntnisse bei der freien Ausübung ihres Glauben« entspricht der allen Traditio» der Duldsamkeit im preußischen Staate und ist geeignet, gewissen Regungen des consessionellen und religiösen Fanatismus entgegenzutretcn. Tie bessere Gestaltung de« Verhält nisses zur katholischen Kirche wird i» der Thronrede mit Freuden begrüßt; man kann aber auS den betreffenden Worten heraus- leien, daß die Regierung jetzt den Frieden für abgeschlossen »nd weitere Nachgiebigkeit gegen die klerikalen Forderungen nicht mehr für znlässig hält. Mit Befriedigung wird man im Lande die Worte vernehme», mit welchen der König auf die Reform der inneren Verwaltung als eine weeihvolle Errungenschast hinwie« und deren weitere Ausqestalt»nq und Festigung verhieß. Auch der Hinweis aus die günstige Finanzlage und die ferneren Ziele der Stcurrpolitik, so allgemein auch gerade diese Sätze gesaßt waren und sein mußten, fand beifällige Ausnahme. Auch diese Thronrede, wie die vorangegangcnen Kmidgebungen Kaiser Wilhelm'-, wird dazu beitragen, das Vertrauen des Volles und die Hoffnungen det Lande« bei Beginn de- »tuen Regiment- zu befestigen und zu stärken. Unter günstigen Nii'picien nach jo viel schwerem Leid beginnt die Wallung deS jugendliche» Herrschers. Möge ihr auch im ferneren Verlaufe Glück und Erfolg beschicken sein! Dir „Vossische Zeitung" schließt ihre Betrachtung in folgender Weise: Die ganze Kunbacbung ist von einem Hauche de« Friedens durch, weht und aus die Zustimmung aller Parteien berechnet. Die Zuversicht, daß Kaiser Wilhelm II. den G.undsatz der Gewissensfreiheit und Gleichberechtigung aller Bekenntnisse nicht verleugnen werbe, erhält durch die Thronrede feierliche Bestätigung. Der König sichert nicht nur, unter H.nweis aus seine Ahnherren, allen Lonsessionen seinen Schutz zu; er will auch den kirchlichen Frieden im Lande erhalten wissen. Knüpst dieses Verlangen zunächst an die Beziehungen de< Staate- zu der Lurir an, so gilt eS doch über diese Grenze hinan« sür alle Bckenntnisse und ihre iniieien und äußeren Beziehungen. Die Worte aber, welche König Wilhelm II. spricht, erhalten gerade in diesem Puiicte noch eine besondere Ergänzung durch die Er klärung, daß er sich die öffentliche» Urkunden seine« BaterS aaeigne unv als politisches Berinächtiiiß pietätvoll bewahre. Ebenso zur «enugihuung gereichen werden di« Auslastungen über die innere Verwaltung und die Finanzen. Der König bekennt sim voll und ganz zu dem Gedanken der Selbstverwaltung, er wüniait deren AuSg'stnltuiig und Festigung. Er will auch an den al,preußischen Ueberlieferungen srsthalte» und eLeiisowohl dt« Ge- meinden, wie die miiider begüterten Bolksclaffen von Stenern ent- laste». Allerdings kommt viele- dabei aus die Mittel und Wege an, in dem Bestreben al« solchem aber wird dem Hrrrscher die Unterstützung der Parteien sicher nicht fehlen. .. Worte, welche der König der Bevölkerung anläßlich dir Ueberschwemmlirgen spendet, sind erhebend, und dir Hoffnung, daß d,e gemein,a,ne Arbeit der Krone und d.>S Landtages on gegen- seitlgem Beitrauen getragen sein solle, ohne durch die verschieden, beit prinzipieller Grundanschauunge» gestört zu werden, wird aller Lrten gern vernommen werden; am nachhaltigst-,, aber wird die Berufung de« ,ungen Herrscher« aus den großen Friedrich ergreifen, ^ ^°^!>d er „de- Staates erster Diener" sein will, schon diese« eine Wort enthält ein Programm und dir« Programm "Widerhall finden. Wenn sich die Hoffnungen «rlüllen, welche heute erweckt worden sind, dann wird die Regierungszei, de« eb^nki/!»ia^'« ^ dlusgabr gestellt hat. ein ebenbürtiger Nachsolger von Herrschern, wie Wilhelm l. und Fried- 7 ^segnete sein und ein glänzende« Blatt in der preußischen und deutschen Geschichte füllen. Die „Post" macht sich dahin schlüssig: Io die Thronrede im Ganz n al« eia würdige« Seiten, stück der,eutgcn bezeichnen können, m>t welcher der Reichstag »öffne, «chlMnk' ist ^ ^°"»p"nct derselben unbedingt den Schlußsatz. Er ist getragen vom echten guten Hodenzollernaeiste m da« Pslichtgtsühl »Is den L uftee» leine« Regi.' ments bezeichnet, erweist er sich als der echle Erbe der Sinnes- und «°N'adr.n aus dem Thron«; vm allen se.ne! g oßen Großvaicr«, seine« in Gott ruhenden Balers, welche ihrem b^«" nm"r°de wa»n "^'nste Vorbild gelrenester Pflichterfüllung d r.ln^ ^ " der Kn„er sich z» den, hoch- au-zeichnet und welcher der vornehmste Grund seiner Größe, wie der Größe Preußen« und der Einheit Deutschland« ist. Preußen« Volk wird mit dankbarem Herzen die« Königswort vernehmen und dem Kaiser die gleiche unerschütterliche Treue and Hingebung ge lobe», welche da- preußsche Volk seinen Herrscher» in guten wie iu bösen Tagen unwandelbar bewiesen hall Leipzig. 29. Juni 1888. *Da«Reich<tagSpr«sidium wurde am Mittwoch Vor- mittag ItVr bczw. 11»/i Uhr von der Kaiserin Victoria Auqusta und dem Kaiser Wilhelm II. empfange». Präsident v. Webest kam beim Empfange seiten« de« Kaiser» dem Aufträge de» Reichstage« nach, daS Beileid über den Heimgang Kaiser Friedrich'» auszusprechen, und bat um die Erlaubnis, Namen« dr« Reichstage» die Huldigung darzu- bringen. Bost Aumuth sprach die Kaiserin ihren Dank sür diese Huldigung au» und wendete sich an die eiiizelnen Mit glieder des Präsidium» in der liebenswürdigsten Weise. Von Politik war keine Rede, die Kaiserin streifte nur die Rcichs- tagsarbeiten. Beim Empfang durch den Kaiser überreichte Präsident V. Wedell die Adresse mit einer Ansprache Der Kaiser nahm sie mit Dank entgegen und erklärte, den Inhalt derselben bereit» zu kennen.Er freue sich über diese einmüthigeKuiiv- gebung de» Reichstag» und bitte,dem Reichstag seinen Dank auszu« schlüffe de» Reichstage» hinsichtlich de» Wchrgesetze» Bericht erstattet habe. Bei dieser Nachricht sei ihm der Kaiser um den Hal» gefallen und so erfreut gewesen, daß er an jenem Tage immer Von Neuem da« Gespräch aus die Beschlüsse dcS Reichstag» gelenkt habe. Se. Majestät bemerkte dann weiter, daß e» drn Mitgliedern de» Reichstag» gewiß Freude machen Würde, die» zu hören. Er beauftrage daher den Präsidenten, möglichst vielen RcichStagSmitgliedem hiervon Kenntniß zu geben. Inzwischen war die Zeit sür die Eröffnung de» Landtage» berangekommen. DaS Präsidium wurde daher von Sr. Majestät huldvoll entlasten. — lieber den Empfang der Deputation der städtischen Behörden wird gemeldet: „Im Marmorsaal de» Schlosse« wurde vom 1 Uhr traten der Kaiser und die Kaiserin, gefolgt von Damen und Herren de» Hofe», in den Saal. Der Oberbürgermeister hielt eine kurze Ansprache und bat um die Erlaubnis, die von den städtischen Behörden beschlossene Adresse dem Kaiserpaar vorlese» zu dürfen, welche Erlaubniß huldvvllst gewährt wurde. Nach Verlesung der Adresse sprach ver Kaiser brr Deputation und der Stadt Berlin den Dank aus und knüpst« hieran Be merkungen über die Ausdehnung der Stadt und die Ver besserungen der städtischen Einrichtungen. Er verfolge, so ungefähr äußerte der Kaiser, als geborener Berliner die Ent wickelung der Stadt mit Aufmerksamkeit, er habe sich immer über die Verbesserungen gefreut »nd könne, gestützt aus die Erfahrungen, die er aus seine» Reisen gemacht, kühn die Be hauptung autsprechen, daß Berlin die erste Stadt der Welt sei. Er wünsche, daß man unter den schönen Gebäuden sür Schul« und KrankenbauSzwecke auch den Bau von Gottes häusern ins Auge faste; auch diese seien eine Zierde der Stadt» wie die Nicvlaikirch« und die Kirche auf dem Johannis platz beweisen. * Die »Nationalliberale Correspondenz" versichert, daß die Berufung de- Oberpräsideiitc» von Achenbach zur Leitung dcS preußischen Ministerium« de» Innern zur Zeit nicht mehr in Frage komme. * Ta» nunmehr in der Gesetzsammlung publicirte G ese tz über Erleichterung der VolkSfchutlasten ist am !4. d. M-, einen Tag vor dem Tode deS Hochseligen Kaiser», voll zogen worden — noch auf dessen Namen, jedoch durch Unter schrift Sr. Majestät de« Kaiser» Wilhelm, damaligen Kron prinzen. * Durch königl. EabinetSordre dom 2.1. Juni ist nach der „Kreuz-Zeitung" Se. königl. Hoheit der Großherzog vo» Bade», Generalinspccteur der ü. Armee-Inspektion, zum General-Oberst von der Cavallerie mit dem Range eines General-Feldmarfchall» ernannt worden. . * . * An ihre Nachricht, daß unser Kaiser dem Kaiser von Rußland im Juli eine» Besuch abstatten werde, «»knüpfend, bemerkt die .^kölnische Zeitung": Der Friede der Welt ist gesichert, wenn r» gelingt, die ver- stiminungsstoffe. welche sich zwischen Rußland und den mitte!- europäilchen Mächten angesammelt haben, zu beseitigen oder wenigsten,; ikrer Bedenklichkeit za entkleiden, wenn Teuischland und Rußland eS verstetzen, auf einem erträglichen Fuße nebeneinander zu lebt», und sich mit dem Bewußtsein durchdringen, daß die Welt groß genug ist für beide Völker. In diesem Sinne haben alle einsichtigen Pol:- tiker seinerzeit ungeachtet de» Geschrei» urlheilSloser Tlwien den Schelmenstreich von Sofia brurtheilt, der die Lutsicht «öffnete, daß die Quelle de» Hader» verschüttet werde. Und in diesen, Sinne werden alle aufrichtige» Friedensfreunde de» Entschluß unseie- jugendlichen Herrscher» begrüßen, den Zaren durch einen persöiilichc, Besuch den Beweis zu liefern, daß die Ueberlirserungen der demsche, Politik durch den Thronwechsel nicht unterbrochen wurden und daß da« mitteleuropäische Bündniß au« berechtigtem Mißtrauen geg>» mächtige Strömungen de« rutsischen BolksgeisteS, aber nicht ans Feindseligkeit gegen Rußland geschloffen wurde. Deutschland stet» an der Spitze eine« Bunde- waffengewalttger Völker, e« wird seincn Verbündeten die Treue halten, aber e- will auch Europa zum Zeugen aufrusen. daß die Macht die Lenker der deutschen Gelcmcke nicht zur Rücksichtslosigkeit gegen einen Staat verleilet. mit welchem wir Deuische in den letzten Jahren recht üble Erfahrungen gemacht haben. Man weiß, welche Rolle da« persönliche Element in der StaatSkimst ivielt. man erinnert sich, daß die herzlichen Beziehungen de» greisen Kaiser« Wilbelm zum Zaren Alexander II. und selist noch zum Zaren Alexander III. vermocht haben, lange Zeit eine Berichlrchterung der deutsch-russischen Beziehungen hintanznhalten. Wenn ,-tzk eia neuer deutscher Kaiser al« der süngrre dem älteren gegenüber den Faden, den dle Parze durchschnitten hat, wieder, anknüpft und damit über alle« wegsiehl, wa« an verbitternden Er eignissen zwischen Rußland und Deutschland vorgefalle» ist, so ist das der denkbar stärkste Beweis dafür, daß dle deutschen Staat«, lenker keine Politik der Stimmungen und Verstimmungen treiben, sondern ihren Blick sest aus jene nationalen Interessen gerichtet haben, welche ihnen eine Friedenspolitik vorschreiben. * An» Pari», 26. Juni, wird der .^kölnischen Zeitung" geschrieben: Die Franzosen müßten wirklich sehr anspruchsvoll sein, wenn sie die deviich, Thronrede noch nicht friedlich aanug finde» sollten t ,1. »>>«> eik.nnen sie auch on, daß der dentsch« Kaiser >nn« friedlichen Grsinnungen in so klarer «nd »»anfechtbarer Watt,
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