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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806306
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-30
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1888
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Kk-artion und Lrpe-itio» Johannesgasse 8. L-rechkunötn der Nkdartiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. Lite die 0>UaZ«d« e>n,»l-at«»r Manulcrmt« ««cht sich du Sikdaclio» nicht verdlndUch. Annahme der sür die nächftsal,e«tz« Nummer deftimmten Inserate au Wochentagen dis » Uhr Nachmittag», nn Louil- und Arfttagen srütz dis'/.SUtzr, In den Filialen sür Ins.-Annahme: Ltt« Klemm, UniversitätSstraße 1. Louis Lösche, Katharineastr. 23 pari. u. König-Platz 7, nur bis V,8 Uhr. ripMer.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonueme«t»prei» vierteljährlich 4>/, Mk. iuel. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Rumwe» AI P' velegeremplar 10 Pt- Gebühre» für Extrabeilage» (in Tageblatt-Aormat gesaW ahne Postbesöroernug W M. '! »>t Postbesürdenmg 70 Mt. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schnstr» laut ms. Preiöderzeichnib. Tabellarischer u. Ziffernsatz uach höher» Tarif. dleclamen ,»ter dem Redaetio,«strich dl» Lgespalt.. Zeile SO Pf., vor de»Famili«»»achrichtra di« «gcspaltear Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die <r»e»ttta« ,« senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praouumoranrio oder durch Poft- »achaahme. 182. Sonnabend den 30. Juni 1888. « » 82. Jahrgang. Zur gefälligen Veachtlmg. Um bei Ausgabe der Legitimationskurten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Nechnung bereits von hente an in Empfang genommen werden können. Lxpvtlltlon «Iss L-tzipLiser 'raKeblatteN Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1. Juli, Vormittags nnr bis 1-S Uhr geöffnet. LxpeüMon <168 l-vlprixer ^axedlattes. Schluß der Lunch»» non Lumelchnzen zum Anschluß au die Stadt-Ferusprecheinrichtuug für Leipzig und Bororte uebst Markranstädt. Die Annahme von Anmeldungen zu neuen Anschlüssen an die Stadt» Zrrnsprrcheinrichtung für Leimig und Vororte nebst Markranstädt, bereu Herstellung t« zweite» Bauabschnitt tze» lausentze« Jahre» gewünscht wird, wird am 30. Juni bei der Ober-Postdirrctiou hier geschloffen. Nachträglich riugehenv« Anmeldungen würden nur in AuSnahmesällea Berücksichtigung finden können. Auch bezüglich der rechtzeitig angemeldetea Anichlüffe kann eine bestimmte Z«. ichernng, dost dieselben noch im lausenden Jahre zur Au»sührnng gelangen, vorerst nicht ertheilt werden. Leipzig, 28. Juni 1888. Der kaiserliche Vber-Vofttztrectar. Walte?. Amtlicher Theil. Jeldierpachtnng. Zur Verpachtung der der Stadtgemeinde Leipzig ge hörigen Felvparcellen 1) Nr. 4S« deS Flurbuchs für Gouuewttz, an der Kaiserin Augusta-Straße östlich der Süvstraße. von 12 da 47,7 a — 22 Acker 164 QnadNlt-R. und 2) Nr. «84 de» Flurbuchs für Ltndenau, sog. Schildwiese, von 67,5 a ----- l Acker 66 Ouadrat-R. Flächengehalt aus die tt Jahre T88« bis mit 1887 zum Feldbau mit Ausschluß jeder anderen Benutzungsweise be raumen wir auf DienStag, den S. Juli dsS. I»., Vormittags 1t Uhr, Nathhaus, 1. Etage, Zimmer Nr. 16, einen Versteigerung-, termin an. Die Versteigerung-- und Verpachtungsbedingungen nebst den betr. Situätionsplänen liegen in der Expedition unserer Oetoaomie - Inspektion, Johanni-Platz Nr. 9, zur Einsicht nahme auS. Leipzig, den IS. Juni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 1436. " vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Montag den 2. Juli d. I. wird mit der Pflasterung der HoSpitalstraße von der Platostraße ab bis zum Gerichtswege einschließlich der Straßenkreuzungen begonnen werden. In Folge dessen wird die bezeichnete Straße auf die Tauer der Arbeiten vom genannten Tage an für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 28. Zuni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 4922. vr. Georgi. Hennig. Unwillige Versteigerung. Da» zum Nachlasse des SchankwirthS Ideockor kuotnr Xorunxel in GraSdors bei Taucha gehörige Gasthofsgrundstuck mit Restauration» gärten und den sonst dazu gehörigen Feld- und Wieseugrundstücken, Folium 5 deS Grundbuchs, Nr. 6 deS BraadcatasterS und Nr. 19, 20, 28, 45. 62, 78 deS Flurbuchs für GraSdors, soll der Erbt Heilung halber verkauft werden. Das ganze Besitzthum enthält nach dem Flurbuche 6 Hektar, 4 Ar. 33 LI w -- 10 Acker, 276 H>R. Fläche, ist mit 482.38 Steuer einhcitrn belegt und ort-gerichtlich, bezw. durch den Sachverständigen aus zusammen 42 700 ^l taxirt. Hierbei wird hervorgehoben, daß in dem Grundstück die Gast wirthichast bisher schwunghaft betrieben wird und der Gasthos BraS dors wegen seiner günstigen Lage unfern vom Bahahose Taucha ein von dem Leipziger Publicum vielbesuchter schöner Ausflugsort ist. Der Gasthof ist durchaus erweiterungsfähig, hat einen hübschen Tanzsaal und die zugehörigen schönen RestauratiouSgärtea lassen sich durch den zum Grundstück gehörigen, an sie angrenzenden Feld pinn, w lcher auch zu Baustellen zu verwerthen wäre, vergrößern und verschönern. Nähere- ist ans den an GerichtSstclle und im Grundstück selbst ausdängenden Anschlägen zu ersehen. VcrsteigerungSIermin soll am Montag, den 16. Juli 1888, vormittags 1t» Uhr an diesiger Gerichtsstelle abgehalte» werden. Kauflustige werden gelavea, in diesem Termine zu erscheinen, ihre Gebote abzugeben und hiernach de» Weiteren gewärtig zu sein Taucha, am 23. Juni 1888. Köuigl. Lächs. Amtsgericht. Lanbert. PeiterS Bekanntmachung. Bei der am 19. Januar d. I. notariell vorgenommeoen acht zehuten AuSIooiung der planmäßig zur Rückzahlung bestimmten Obligationen unserer Anleihe vom Jahre 1870 sind 1) von den 4t»roeentigen Lbligattonrn die Nr. 4L, 7S, 189, 2) von den 4v,prokeuttgrn vdligatisne« die Nummer» LOS 320. 325, 38«, 456, 460 gezogen worden. Diese Obligationen werden vom 1. Juli tz. I. gh an drr Laste deS Herrn Alex. Wertbanrr (Markt 13, Stleglizen» Hof, Tr. 6, l. zahlbar, a» weiche« Tage deren Verzinsung auftz-rt. Die in früheren AuSIoosnvgen gezogenen Obligationen sind bt» aus die Nummern 1644 und 170ck eingelöst worden. Leipzig, den SO. Januar 1888. Der vorftantz der J«raeltttsch«u «eltgt»u»>e»etutz« »u Leipzig Ausgabe der Msen-Lintriltskarten. Die Eintrittskarten zur Börse auf die Zeit vom 1. Juli bi» 31. December d. I. gelangen von jetzt an zur Ausgabe. Den seit- herigen Bürsenbesnchern werden sie, soweit dies ausführbar ist. durch den Bürieuschließer zugestellt werden; diejenige» Börsenbesucher, welchen bis Ende d, Pi. ihre Karte nicht bat zugestellt werden können, werden gebeten, sie während der Bürsenzeil im kleinen Saale der Börse (vom Hauvteingauge links) gegen Erlegung der Gebühr von» 7,50 in Empfang zu nehmen. Ebenda werden neue AitMklvuugcit entgegengenommen, doch können solche, um Aufenthalt zu vermeiden, auch schon jetzt schriftlich an »nsere Kanzlei, Neue Börse, Tr. X, gerichtet werden. Die Karte gilt ausschließlich für die Person, aus »tzere«. stamen sie lautet; die Abgabe an eine andere Person, auch av' eruen Theilhaber derselben Firma, würde, ebenso wie die Benutzung durch eine solche, gesetzlich strasbar sein. Die Karte ist aus Ber» laugen jederzeit am Eingänge vorruzeigetl. Zuv.'Ecleichterung der Lontrolc richten wir jedoch au die geehrten Börsenbesucher, namentlich au die Besucher der Productenbörse, die Bitte, dies in der ersten Zeit nach Beginn dcS Halbjahres unausgesartzert zu thnn. Leipzig, den L5. Juni 1888. Die Handelskammer, vr. WachSmuth. Vorsitzender, vr. Geniel, 8. Hoh-Auclion aus Glastener StaatSforftredier. Im tSafttzofe zu Alöiiber, sollen Dienstag, den 10. Juli ds». IS., , von Vormittags 10 Uhr an ^ olgende aus dem voruacr Walde des Glafteuer Aorftrevierö ausbereitele Hölzer, als: 4 Stück eichene Stämme von 23—29 cm Mittenstärke, 19 - - - - 3(^^36 - - 20 - « « . 37—43 . . 13 .- « » « 44—53 . 3 - - - - 54—63 - - 1 lindener Stamm » 35 - » 8 Stück linden« Stämme - 37—43 - . 154 - kieferne - bi» 15 - - 134 » » » von 16—22 » » auf dem 8 » » - - 23—29 » - schlage in 8 - eichene Klötzer . 16—22 . Oberstärke, Abthei. 5 « » » » 23—29 - » lung 72, 13 » » - » 30—36 . Ob.-bez.Mittenst , an den 11 » » » » 37—43 « « » , Teich- 4 « » » » 44—50 - » » » gräbe», in 7 » » » » 51—60 » » » » oer Durch 1 eichener Klotz » 61 « » » « sorstung in 1 lindener « » 33 « « « « Abthei 1- - »48»», » lung 67, 7 Stück fichtenc Klötzer - 16—22 - . - « am 3 » - » » 23—29 « » » » Beuchaer 5 - kies. Derbstangen - 10—12 - Unterstärke, Rande und 3 rm eichene l in den 2 - lindenes -"utz,che„e einzelnen 81 - harte Ärennscheite, Abthei. 171 - weiche dergl., lungen 191 - - Brennknüppel, 36 - harte Zacken, 55 - - Aeste, 46 - weiche dergl., 177 . harte- Abraumreisig, 228 « weiches dergl., 197 harte Langhausen, 11 weiche dergl., meistbietend gegen safartige vezahlung und unter den sonst vor Beginn der Auciio» noch bekannt zu machenden Bedingungen ver steigert werden. Lreditüderschreilnngen stutz unzulässig Auskunft ertheilt die Unterzeichnete Revierverwallung bcz. der Förster Jordan in Flößberg. Köutgltche Aorftrrvterverwaltung Glaste» und Königliche» Aorftrcutamt Wurzen, am 23. Juni 1888. Kretschmar. Geißler. Hoh-Auction ^ aus Nauntzaser Etaatssarftrevter. DounerStag, de» IT. Juli »s«. I«., van Vormittag» 9 Uhr an sollen folgende auf Nauutzoser Forstrevier in dea Abtheilungeo 14—44 ausbereitele Brennhölzer, al«: 132 rm harte Ureunschrite, 371 » weiche - 101 - eichene Brennknüppel und Zacken, 224 - weiche « » - 513 - harte» Abraumreisig, 23,00 Wcllenhundert Hane- dergleichen, 94,5 » weiche- - 82 rm eichene Stockicheile und Späne meistbietend gegen sosortige vezahlung und unter den sonst vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Lreditützerschrettungen find nnzulässtg. Versammlung aus dem Mittelwalbschlage am Braudiser Wege Zahlstelle im Gosthofe zur „Stadt Leipzig" in Naunhos. Au-kunst ertheilt die Unterzeichnete Revierverwallung. »ö»tgl. AorVrrvltrlwrwaltu»» Nannhos «n» Köntgl. Aarftrrntamt Wurzrn, am L3. Juni 1888 Leuthold. Geißler. Nichtamtlicher Theil. Kaiser Wilhelm II. und der Weltfriede. Bedeutungsvoll und glückverheißend nennt da» Wiener „Fremdrnblatt" die beiden Thronrede» Kaiser Wilhelm'- II. und hat damit die beiden rechten Worte gesunden, welche die öffentlich« Meinung in der ganzen civilisirten Welt autzdrücken E« ist nur «in« Stimme darüber, daß Kaiser Wilhelm durch sein ganze- Auftreten bei der Eröffnung de- deutschen Reichs tage- und de- preußischen Landtage- die Herzen de- deutschen BoikeS und seiner Verbündeten im Sturme gewonnen hat, und daß selbst die Feinde dem jungen Kaiser ihre Anerkennung nicht versagen können. Deutschland bietet in diesen Tagen da« erhebende Schauspiel eine« in seinen politischen Grund- anschauungen ebenso wie i» seiner Vaterlandsliebe vollkommen einigen Volke-. Tie deutschen Bunde-sürsten, welch« am 25. Juni mit den Vertretern der Freien Reichsstädte und deS deutschen Volke- dem Kaiser zujauchzlen, gaben damit nur den Empfindungen aller Deutsche» mit verschwindend geringen Ausnahmen Ausdruck, und wo diese Empfindung etwa nicht vorhanden ist, tritt sie wenigstens nicht öffentlich zu Tage und zeigt schon durch ihr Schweige», daß sie an ihrer Berechtigung zweifelt. Der ReichSlag und die beiden Häuser deS preußischen Landtage- haben Zustimmungsadressen an den Kaiser und König erlaffen, weiche ohne jede voran gegangene Erörterung einstimmig angenommen worden sind. Die Abfassung war den Vorsitzenden der drei Verlretungs- körper überlasten, und diese haben sofort den Ton getroffen, weicher des allgemeinen Beifall- ber Volk-Vertreter de- Reiches und deS Königreich- Preußen sicher Kstir. Da- sind Regungen der Volksseele, welche durch keine noch so geschickte Veranstaltung künstlich zu erzeuge» sind; sie treten aber mit unwiderstehlicher Gewalt zur Erscheinung, wenn sie auS eigeneiw Antriebe geschehen, und baß die- der Fast war, darf mit Recht al» ei» bedeutungsvolles und glückverheißendes Zeichen für die Gestaltung der Zukunft Deutschlands betrachtet werden. , ' Die öffentliche Meinung deS Auslandes ist dem jungen Kaiser nicht mit gleicher Einstimmigkeit entgcgcngekommeli, 'wie sie. abgesehen von kaum nennensiverthen Ausnahmen, in Deutschland selbst schon unmittelbar »ach dem Thronwechsel beobachtet worden ist. Die Proclamation a» daS Heer und die Flotte, sowie die an daS preußische Volk haben im AuSlande viel fach Bedenken »nd abfällige Urtheile erfahren, aber nach der Eröffnung deS Reichstage- sind diese Stimmen verstummt, und »ach der Thronrede bei Eröffnung de» preußische» Landtage- ist überhaupt keine Meinungsverschiedenheit mehr hervorgetrete», ivenigstenS haben sie die in Betracht kommenden Organe der öffentlichen Meinung nicht der Erwähnung werth gehalten. Ein solche- Ergebniß ist wohl geeignet, uns mit frohen Hoff nungen für die Zukunft zu erfülle» und einer Aera deS Frieden» und der gedeihlichen Entwickelung der Völker Europa- al» Grundlage zu dienen. In Oesterreich und Ungarn ist man der Ueberzeugung, daß die Festigkeit dcS Bündnisses mit Deutschland durch die Kundgebungen Kaiser Wilhelm'- seil seiner Thronbesteigung noch erhöbt worden ist, und die Presse beider RcichSbälsten bat ihre Uebereinstimmung mit dieser Auffassung mit solcher Einstimmigkeit geäußert, daß daneben die Tactlvfigkeil de- Pcster Lloyd" bei Bcurtheilung der Proclamation deS Königs Wilhelm an da» preußische Volk zu völliger Bedeutungslosig keit hcrabsinkt. Zn Oesterreich-Ungarn hegt man die Zu versicht, daß der europäische Friede unter der Regierung Kaiser Wilhelm'» für absehbare Zeit nicht gebrochen werden wird, und erachtet deshalb eine persönliche Zusammenkunft de- deutschen mit dem russischen Kaiser, welche nach de» heute vorliegenden Nachrichten als nahezu sicher betrachtet werden kann, nur al» eine weitere FriedenSbürgschast. Diese Auffassung ist umso berechtigter, weil sie mit der endgiltigen Bewilligung dcS 47-Millionc»-CreditS sür HeereSzwecke durch die Delegationen zusammensällt. Gras Apponyi erklärte unter der Ziislimmung dcS Ministerpräsi denten TiSza, daß zwar daS Friedensbündniß besonders nach der deutschen Thronrede eine feste Sckuhwehr darbiete, daß Oesterreich-Ungarn dadurch aber nicht der Pflicht enthoben werde, die eigenen Kräfte zu entwickeln. Zn der Stellung, welche Oesterreich-Ungarn cinnehme, bedeute Entschiedenheit Frieden, Schwäche und Nachgiebigkeit sicheren Krieg. Der europäische Friede ruht gewiß aus sicherer Grundlage, wenn die Fkiedensmächte in der Lage sind, jeden Angriff mit starker Hand zurückzuweisen, als wenn ihre BertbeidlgunaS» mittel unzureichend sind; der Schwache ist stets größeren Ge fahren ausgesetzt als der Starke. Nur wer sich aus die eigene Kraft verlassen kann, ist gegen fremde Gewaltthat geborgen wer auf den Schutz eine- Mächtigeren rechnet, ist in seinen Hoffnungen oft betrogen worden, da- eigene Kraftbewußt sein ber Bundesgenosse», durch welche- die gegenseitige Achtung bedingt wird, ist da- festeste Band sür beide Theile Zn diesem Sinne hat sich einst Graf Mollke im deutschen Reichstage geäußert, und wie die Rede des Grasen Apponyi zeigt, sind seine Worte in Oesterreich-Ungarn verstanden und »ach Gebühr gewürdigt worbe». Nock vor Kurzem herrscht« im AuSlande vielfach der Zrr tbum. daß nach dem Tote Kaiser Wilbelm'S I. die deutsche Einheit Schaden leiden und daß Parteistreitigkeiten die Kraft n»d Schlagsertigkeit Deutschlands lähmen könnten. Die Er sahrungen beim Regierungsantritt Kaiser Friedrich'- er schütterten diesen Zrrtbum zwar, aber sie beseitigten ihn nicht vollständig. Der nochmalige Thronwechsel nach wenig mehr als drei Monaten war geeignet, die Hoffnungen der Feinde und Neider aus» Neu« zu beleben, aber daS Trugbild, welche- ihre Einbildungskraft geschaffen batte, zerfloß alSbald in Nebel, und daran» hervor trat daS von Waffe» starrende, friedliebende, aber trotzdem kriegsbereite seslgccinte Deutschland; kein Laut während de- kurzen Zusammensein» von Reichstag und preußischem Landtag ließ sich vernehmen, der daran erinnerte, daß eS in Deutschland Parteien gebe, deren politische Grundsätze sich gegenseitig nuSschließen, man sah nur ein große-, von begeisterter BatlandSliebe dnrchglühIcS einiges Volk, und daS war allerdings eine Erscheinung, welche der Thor heit und de», bösen Willen der Gegner Achtung rinflößen und Schweige» gebieten mußte. Eine Zeit so heißer poUti scher Kämpfe im Znnern und nach außen, wie sie daS deutsche Reich in den letzten 17 Zähren vnrchgemacht und siegreich bestanden hat, bleibt nicht ohne Rückwirkung auf da» ganze Volk. Zeder Einzelne gewinnt dadurch an Reife de» poli tischen Urtheil», a» Selbstvertrauen und an richtiger Schätzung der ihn, gegenüberstcbenden feindlichen Kräfte. E- ist freilich auch der Weg zur Ueberschätzung der eigenen Krast offen, diese Gefahr wird aber durch die Klarheit deS geistigen Blicke» VeS weiter vorgeschrittene» TheilcS der Bevölkerung gemildert. Der Träger der Kaiserkrone dient un» in dieser Beziehung als leuchtendes Vorbild, seine Bescheidenheit, die ihm durch Ueberlieserung seiner Vorfahren und durch eigene Selbstbeschränkung seine Stelle al« erstem Diener de-Staate» anweist, erinnert uns alle, die wir dem deutschen Volke an- zehören, daran, daß wir in treuer Pflichterfüllung die chönste Befriedigung unserer Wünsche suche» müssen «nd 'inven werden. * Leipzig. 30. Juni 1888. * Die „Karlsruher Zeitung" theilt (wie bereit- gestern telegraphisch in unserer Stadtauslage erwähnt) mit: Se. Majestät der Kaiser überreichte unmittelbar vor der Er öffnung de- Reich-tag- in Gegenwart aller anwesenden BundeSfürsten dem Großherzog von Bade« rin Ea- binetSschreiben, welche- demselben di« Beförderung zum General-Oberst mit dem Range eine- General-FeldmarschallS kundgiebt. DaS CabinetSschreiben, zu dessen Veröffentlichung Se. Majestät die Ermächtigung ertheilt hat, lautet: Durchlauchtigster Fürst, freundlich geliebter Vetter, Bruder und Oukell Der heutige bedeutungsvolle Tag in seinem schönen und feierlichen Ausdruck für die Große und Einigkeit deS deutsche» Vaterlande» hat die stet» in Mir für Eure könig liche Hoheit lebenden Gefühle aufrichtiger Verehrung und tief empfundener Dankbarkeit ganz besonder» warm angeregt. Mir sind viele Mittheilungen Meine» theuren in Gott ruhen den Großvater» über Eurer königlichen Hoheit so wesent liche Mitwirkung an der Ncuerstehung de« Deutschen Reiche- lebhaft in Erinnerung gekommen; Mir steht auch die warme Liebe und Freundschaft Meine» theuren Großvater- und Meines geliebten Vater- für Eure königliche Hoheit hell vor Augen und Zch gedenke mit tiefer Dankbarkeit, wie Eure königliche Hoheit Mir jederzeit ein väterlicher Mich so oft nützlich berathendrr Freund gewesen ist. Zch habe den leb haftesten Wunsch, diese» Empfindungen heut« Ausdruck zu gebe» und bitte Eure königliche Hoheit, die» sreunblichst dann erkennen zu wollen, daß Ich hierdurch Eurer königlichen Hoheit Beförderung zum Generaloberst mit dem Range eine» General- heldmarscball» verfüge. Möge — da» ist heute der lebendige Wunsch Meine» HcrzenS — GotteS gnädiger Wille Mir für Leu vor Mir liegenden ernste» Lebensweg Eurer königlichen Hoheit Rath und Freundschaft noch recht lange erhalten. Zch verbleibe init berzlicher Liebe und unveränderlicher aufrichtiger Freundschaft Eurer königliche» Hoheit sreundwilliger Vetter, Bruder und Neffe. gez. Wilhelm L. Berlin, 25. Zuni 1888. * Der Berliner Stadtverorduiteu-Versamm» lung ist aus deren BeileivSkundzebung anläßlich de- Hin- fcheioeuS Sr. Majestät weiland Kaiser Frickrich'S La» nach stehende Dankschreiben Zhrer Majestät der Kaiserin Augusta zugegangen: „Tiefbewegt habe Zch Zhre Beileidsbezeugung empfangen, gewohnt von dieser Stelle Empfindungen ausgesprochen zu sehen, die weite Kreise erfülle». Aufrichtig dankbar erwidere Zch dieselben und bin Mir wohl bewußt, wie der Schmerz deS MutterhcrzenS überall getheill und verstanden wird. Da» beweisen die vielen an Mich gelangenden Kundgebungen treuen Mitgefühl» in dieser trauervollen Zeit, welche den Blick iniiiier wieder nach Oben lenkt, damit die verstummende Klage zum Danke werde sür daS schöne Vermächtniß Meine» Heimgegangenen Sohne»: ein Vorbild duldender Krast und ergebener Entsagung. Baden-Baden, den 25. Zuni 1888. gez. Augusta." * Die Einzelheiten über die Begegnung Kaiser Wilhelm'» 11. mit dem Zaren bedürfen nach einer ossiciösc» Berliner Nachricht der „Politischen Correspondenz" noch der Bestätigung, obwohl an der Wahrscheinlichkeit einer baldigen Zusammenkunft selbst, angesichts der auch in der ReichStagSreve stark betonten persönlichen Freundschaft Kaiser Wilhelm'» zu dem russischen Monarchen in unterrichteten Kreisen sesigehalteii wird. — Auch die Nachricht über bevor stehende Begegnungen deS Kaisers Wilhelm mit den Herrscher» von Oesterreich-Ungarn und Ztalien, Kaiser Franz Zosef und König Humbert, wird der „Vossiscken Zeitung" bestätigt. Doch sei auch bezüglich dieser Begegnungen gegenwärtig weder Ort noch Zeit bestimmt. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" be gleitet die preußische Thronrede an leitender Stelle mit folgenden bemerrenSwerthen Worten: Am Montage, al- im Weißen Saale der neue deutsche Kaiser in Gegenwart der deutsche,, Fürsten und der Vertreter der Freien Slädle, den Abgeordnete» deS deutschen Volke- zom ersten Male gegenüber trat, wurde jener Bund zwischen Kaiser und Volk erneut, besten Weien auSklingt in dem Worte: Mit Gott sür Kaiser und Reich! St» diesem Tage waltete jener eiuigeade Geist über jenem feierlichen Acte, der trotz alles Widerstreben- den FractiouSgeist überwunden und da- deutsche Volk nach schwerem Ringen zur Ein heit im neuen deutschen Reiche gesührt hat. Gestern aber, als der junge König von Preußen dea Landtag seiner alten Monarchie um sich versammelt hotte, da war eS jener preußiiche Geist, der seine Schwingen entfaltete, welcher Preußens Geschicke seit Jahrhunderten gelenkt hat. Nicht etwa, daß ein Grgeniotz zwischen jenem, die fraktionellen Tendenzen siegreich überwindenden, einigenden Geiste und diesem preußischen Geiste bestände, dessen Walten man gestern im Weißen Saale verspürte. Im Gegentheil, dieser preußische Geist hat die Stätte bereitet, er bat di« Vorbereitungen getroffen und hat Preußen stark gemacht. deS Tage» Last und Arbeit tragen zu können, welche getragen werden mußten, wenn ander- jener Alldeutschland- Fürsten und Volk einigende Geist seine Schwingen entfalten sollte, der, al» die Zeir erfüllet ward, Hoffnungen verwirklichte, welche Generationen sehniüchliq im Herzen getragen hatten. So knüpfte denn gestern auch die preußische Thronrtde an die denkwürdigsten Momente der Geschichte Preußens an. Der nicht endenwollende Jubel, weichen der Landtag dem jungen Monarchen huldigend zollte, als Ec versicherte, an d>e Ihm gestellte Ausgabe mit jener Zuversicht hcronzutretcn, welche das Pflichtgefühl verleih», und sich das Wort Seines Almen, „de- große» Friedrich", gegen- wärtig halten zu wollen, „daß i» Preußen „„der König de- Staate» erster Diener ist"" —, dieser Jubel bezeugte, daß Preußen» Volk seinen König richtig verstanden hat. Diese Zuversicht de» PslichtgesühlS, welche Preußen» Monarchen in guten und schlimmen Tagen allezeit im Herzen getragen habe», ist eS, welche Preußen groß gemacht und welch« eS allein stark machen konnte, dem deutschen Volke seine Zukunft-Hoffnungen z» erfüllen. Jener Ahn unsere» Kaisers und König«, der al- „König erster Diener des Staate-" sein wollte: er ist nicht zum wenigsten einer Derer gewesen, welche der Wiederaufrichtung de» deutschen Reiche» vorgearbeitet haben, und von seinem Geiste, vom Friedericionischen Geiste spürt man in jeüer Zeile der gestrigen Thronrede einen Hauch. Dieser Frievericianische Geist hat Preußen im Anfänge diese- Jahrhundert» wieder erstehen lasten auS tiefster Erniedrigung, er hat dem großen Fürsten, besten Hinübertrilt zur Ewigkeit die Welt mit un» vor wenigen Monaten betrauert hat, ia inneren und >» äußeren Kämpfen den Arm gestählt, er hat seinem Sohn die Kraft in drr Zuversicht de» Pflichtbewuhlsrin« gegeben, al» eia todtkrankr
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