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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880731
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-31
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1888
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Erscheint täglich früh 6V, Uhr. Nkdaction und Lrprdition Johannesgasse 8. Sprrchkundril drr Urdariion: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. slr tieNtick^ade einqrsandlcr V.'anufcriote macht sich die Stcdacnon nicht verdludUly. Annahme Vrr snr Sie »ächstsolgriidr Nummer bestimmte» Inserate an -Lochcningc» bis 3 Uhr Nachmittags, i n La»»- u»i> Festtage» srütz b>»'/,9Uvr. Zn dr» Tiliiftr» snr Zns.-Ännahme: Otto Klemm, Universilälsstraße 1. LomS Lüsche, Katharinenstr. 33 pan. u. König-Platz 7. nnr ln» '/,3 Uhr. KipM er. Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Gcschiiftsverkehr. Abonnementspreis vierteljährlich 4V, Mk. iacl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen tt Mk. Jede ei»,eine Nummer. 40 Pf Belegesemplar 10 Pf. Gebühren s»r Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gefalzt) ohne Postbciörderung «>0 Mk. unt Postdesörderung 70 Mk. Inleratr 6gespaltene Petitzeile 80 Pf. Gröbere Lcknslcn laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif, Nrrlamen unter dem RedactionSstrich die 4gelvalt. Leite bOPf.,vor dcnFamiliennachrichten die Kgcipalteuc Zeile 40 Ps. Inserate find stets an die (sz-pedition zu ieudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Lahlinig prasunmeranilo oder durch Post- nachnalime. 213. Dienstag den 31. Juli 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Hcftlildl'rr wurde vor einigen Wochen in einer städtische» Expedition hier eia Betrag von 50 Mark, welcher bis heute vom Eigentlmnier Nicht reclamirt wurde Derselbe wird deshalb hierdurch ousgefordert, sich rechtzeitig zu melden, andernfalls über d-n Betrag weiter vcrsügt werden wird. Leipzig, den 9. Juli 1868. Tas Polizriamt der Stadt Leipzig. Äretlchneider. M. SiebLalils-Dtlrannlmachung. Gestohlen würben laut vier eniniterer Anreiae: 1) ein Deckbett und ein Kopsklffeu init weist- und rotligestreistem Jnlet. „SI. 8. It. 1858" gez., aus einer Wohnung in Nr. 17 am Brüht, in den letzten 4 Monaten; 3) 3 weistlemene Frauciihcmde» mit Spitzenbesatz. 4 Paar wollene buiitsarbige Frauen,trlimpsc, 2 weistleineiic Handtücher, li." gez., »iib 3 Kaue und eine bunte Latzschürze, aus eiuer Wohnung i» Nr. 7 o.-e Müiizguise. in den letzlen 14 Tagen; 3) eine silbe. ne Eyl'iiSeriilir mit S-cuiide, Goldrand und der Gravirung: „Orr , .^uuacker, licttckita 1883'', vor dem Grundstücke Gevrgenstraste Nr. 1. am 13 dis. Mts. tzkachi».; 4) ein Regenschirm n»l schwär-,,',« Gloriavezug, hellbraunem «lab und cbeniowir Krücke. ans der Bo.Hille im Hauptpostamtc, am 20. dsS. MiS. Nachmiitaqs; 5) ein «eilen gcweür (ohne Scheide), gestempelt „107. k. 4. Xo. 15", aus einem Tanzlocale in der Dusourstraste, am 22. dss. MtS.; 6) eine goldene Tnnlen-Nemsutoir-ttlir mit geriester Rück seite und wappenä! nlickem Schildchen, aus einer Wohnung in Nr. 14 des Gr»»»iaischeii Slkinwegs, am 23. dss. Mts. Nach mittags; 7) ei» silbcr Eßlöffel, II. gravirt, aus einer Wohnung in Nr. 6 am Königsplatz, am 33. d. M. Nachiniilags; 8) ein Paar graugesülteiie Maiiiw-Slieselettr» mit Toppel- svhlen, von eiiici» Neubau in der Lange Straße, am 25. d!S. Mts.; 9) ei» Regulator von iniillercr Größe, »nt braunei» Gehäuse, ohne Schlagwerk, aus einer Wohnung m Nr. 46 der Windmühlcu- straste, am 38. d. M. Vormittags; 10) eine goldene Damcii-Rcmoiltoir-tthr mit Stahlzeigern, bliimenartiger Gravirung und Schildchen ans der Rückseite, aus einer Wohnung in Nr. 38 der Wiudmühlenstraste, am 28. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über oen Veröltet, der gestohlenen Gegenstände oder Sen Thäter sind ungesäumt bei unserer Kriminal« Abtbiilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 30. Juli 1888. Tas Polizciamt der Stadt Leipzig. I. B- Junck, Pol.-Ratb. Dr. D. rvoljnungs-vcrmiettjung. Im Grundstück der Iuristkiisarultat bei der Universität, Kollegium Juridicum benannt, Pelersnraße Nr. 36, wird die II. Etage nach der Petersstraße am 1. April 1889 iniethsrei und könnte nach Befinden bereils vom 1. Oktober SS. IS. an überlassen werden. Micthliebhaber werden ersucht, mit dem Unterzeichneten Nentamte in Vernehme» zu treten. Leipzig, am 28. Juli 1888. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Maulltlnachung. Die Erd- nnd Manrcrarlieitr» einichheßlich der Material lieferungen für die Befestigung der Brückensohle an der westlichen gewölbte» Fluthbrnck? des Bühlen-Rölkaer Eomniunicationsweges solle» im Wege des öffentliche» Angebots verdungen werden. Tie Bedingungen hierfür sind in der Expedition der Königlichen Strasteu- und Wasjerbau-Inipection Leipzig, Stephanstraste 32, II., Vormittags einzusehen. woieibst auch BlanquetS abgegeben werden. Angebote sind verschlossen und mit entsprechender Aufschrift bis zum 8. August d. I. bei der königliche» Bauverwalterei Borna iinziireichen. Die Bewerber sind bis zum 20. August a. o. an ihre Gebote gebunden, von denen Diejenigen, aus welche bis dahin Antwort »'cht erfolgt ist, als abqclehnt z» betrachten sind. Auswahl des Ucbcrnehiners bleibt Vorbehalten. Leipzig und Borna, am 30. Juli 1888. Königliche Llrafzc»- niid SSasserbau-Juspertioil Leipzig, Königliche Bauvcrwallerei Borna. I^e/!ik8vo!eiiT Dis Slit--Ijmlor iverckcm aul^osoxlerr, ii,rs ^»»timmuvx- ru cker ^uktivlm»^ cke^ Ooncurses ckor 8a»iurtz-.4bthc.iluv^ dem Vor- »r.cnck «lernolbc.» au>/u!>preelisn. Dvlwr >Iiv Vor-ehlä^e rur enckxiltixen kiexc-Iiinx- vercken ckis Lsrirlii»vort'ii>6 I>oi,,/.>rx-8lackt unck -I-auck in ^sweinselrattlieker Llrruurx lionelilut-n tns-ien. l,viprip;, 29. ckuli Id88. Iin ^»str»e«: vr. UörKel, II. LekriktkUbrer. Nichtamtlicher. Theil. Zur Gcsainmtllitze. Kaiser Wilhelm tritt beute die Heimreise an, mit dem Besuch i» Kopenhagen ist die Reibe der Besuche an den nordische» Hosen abgeschlossen. Eck ist heute noch nicht möglich, die politische Summe der Ereignisse zu ziehen, welche seit dem 19. Juli die Ausmerksamkeit der ganzen Welt beschäftigt haben, die Ergebnisse lassen sich erst dann seststcllen, wenn sic ihre Wirkungen zu äußern beginnen, aber das ist schon beute klar ersichtlich, daß die Antrittsbesuche Kaiser Wilhelm'« von unschätzbarem Werth für die Ausrechterbaltung tcö europäischen Friedens sind und ferner sein werden. ES ist ein Kennzeichen der Lage, daß die 'Rachrichte» über Verab redungen politischen EharalterS sehr spärlich stießen, so daß der Einbildungskraft erfinderischer Journalisten der weiteste Spielraum für Entsallung ihrer Thatigkeit bliebe. Der Versuch den (strafen Herbert Bismarck sther seine Erlebnisse in Peterhos »ud KraSnojc - Selo auszusvrschcn, ist nicht ge macht worden, weil cS bekannt ist, daß deutsche Staats männer für derartige Mittel, das NcuigkcitvbekUrsniß deö Publicum- zu befriedigen, unzugänglich sind. WaS der „Matin" seinen Lesern als Mittkellimgen cincS einflußreichen Russen austischt, geht über das Maß Dessen nicht hinaus, WaS z. B- in den Rcdactionen österreichischer Blätter gewohnheits mäßig ohne Zuziehung außerhalb derselben stehender Kräfte geleistet zu werden pflegt. Ein günstiges Zeichen der Lage ist eS, daß eS an auf regenden Meldungen über Lösung der bulgarischen und anderer die Balkanhalbinsel betreffenden Fragen fehlt, denn erfahrungs gemäß treten derartige Meldungen immer nur dann aus, wenn befürchtet wird, daß überhaupt nichts erreicht worden ist. So steht es sicher nicht, aber Das, was verabredet wurde, beschränkt sich nach Lage der Verhältnisse aus Vorbesprechungen; es sind nur HanptgesichtSpunete ausgestellt worden für die Richtung, in welcher sich die diplomatische Thätigkeit der deutschen und russischen Staatsmänner in Zukunst zu bewegen bat, und WaS die Hauptsache ist: es ist wieder volles Vertrauen cingekebrt auf russischer Seite in die Offenkeit und Ehrlichkeit der deutschen Politik, welches leider nicht ohne Erfolg vor noch nicht tanger Zeit erschüttert war. Die Kräfte, welche in diesem'Sinne lkätig waren, sind vom Schauplatz der Ereignisse verschwunden, ihre Absichten sind erkannt und sür ikre fernere Tbätigkeit ist kein Raum mehr vorhanden. Dadurch ist die auswärtige Politik vcreinsacht, die Tbatsacken erscheinen nickt mebr in falschem Lichte, und deshalb können sie nach cbrer Bedeutung ohne Hindernisse und Hintergedanken unbe- sange» beurtheill werden. Rnßland wird von Frankreich heute mit ganz anderen Augen angesehen als noch vor kurzer Zeit, man ist sich i» Paris bewußt, daß cs vergebliche Mübe sein würde, die Wett über die wahre Meinung des russischen Kaisers zu täuschen nnd den Staiidpuncl der „Moskauer Zeitung" als den maß gebenden binznstellen. Die Gemeinschast mit den sranzösischen Racheplänen ist vorläufig und sür wahrscheinlich sehr lange Zeit aus dem Programm der auswärtigen Politik Rußlands ausgeschietcn Deutschland wird von Rußland nicht mebr für die russischen Mißerfolge auf der Balkanhalbinsel verantwortlich gemacht. — DaS ist als daS Hauptergcbniß der Begegnung in Peterhos nnd Krasnoje Selo zu betrachten. Die Rückwirkung dieser wichtigen Tbatsacbe aus Frankreich ist unverkennbar, man ist durch die Wucht deS Umschwunges überrascht, verdutzt, man tröstet sich nur noch mit der Hoffnung, daß nichts Festes abgemacht ist und daß alle Be mühungen Deutschlands, eine Verständigung zwischen Rußland und Oesterreich Ungarn hcrbcizusübren, vergeblich sein werden. Diese Hoffnung tritt aber mit Rücklicht aus daS Ergcbniß deS Versuches ^ Mißtrauen zwischen Deutschland einerseits und Oesterreich-Ungar» und Italien andererseits zu säen, sehr schüchtern auf. Man hatte in Frankreich vermutblich nicht daraus gerechnet, daß über den Besuch Kaiser Wilbelm's in Rußland nnd seine politische Bedeutung in Wien und Rom vollkommene Klarheit herrschte, cbe er noch zur Ailssübrung gelangt war. Die Art, wie Deutschland mit seinen Ver bündeten verkehrt, war vor zwanzig Jabren »och nicht üblich nach de» bis dahin geltenden diplomatische» Regeln. Bünd niste schlossen Heimlichkeiten und Sonderabmachungc» nach anderer Seile nicht aus, es hätte ja sonst scheinen können, als ob die Selbstständigkeit der Handlungsweise verbündeter Mächte durch solche Verträge eine Einbuße erlitten hätte. Deutschland hat in dieser Beziehung eine neue Bahn gebrochen und konnte sie brechen, weil die deutsche Politik ohne Hintergedanken ist, sie hat in ihrem ganzen Thun das Licht nicht zu scheuen, sie kann den Verbündeten Deutschlands stets klaren Wein cinscheiiken, ohne dadurch ibrer Würde etwas zu vergeben oder ihre Freiheit zu beeinträchtigen. Durch die unzweifelhaften Lertraueilskuiidgebnilgeii der öster reichischen und italienischen amtlichen unb halbamtliche» Presse wurde Frankreich darüber belehrt, daß es ein vergebliches Beginnen sei, die Verbündeten Deutschlands durch Verväch tignngen der deutschen Politik gegen Deutschland zu Hetzen. Jetzt muß sich die französische Presse damit begnügen, ihre Hoffnungen aus die Ergebnißlosigkeit der Kaiserbegegnung zu setzen, Hossiliinge». welche bemerkenSwertber Weise vyn der amtlichen Presse Englands unterstützt werden. Zwischen Frankreich und Italien besteht seit langer Zeit eine gereizte Stimmung, die sich jetzt wieder bei (R-legeiweit deS Streits über oic Abgabenpslicht i» Mastanah lebender Franzosen zeigt. Der Anlaß ist ebenso unbedeutend, wie die italienisch-französische (^renzstreitigkcit in de» letzte» Monaten. Es ist offenkundig, daß die üble Laune der Franzosen über den Verlust der italienischen Bnndesgenosscnschast immer nach neuen Vorwände» greift, um sich Lust zu mache». Die Be setzung Massauahs durch Italien war Frankreich stets ein Stein deS Anstoßes, die Festsetzung Italiens an diesem Pnnele tritt sranzösischen Plänen in den Weg. Wir haben diesen Schritt Italiens stets sür einen Fehler gehalten und n»S dementsprechciid geäußert, aber nachdem der Fehler einmal gemacht war. mußte Italien die Folgen trage», nnd Frank reich muß die vollendete Tbatsache anerkennen, ebenso wie sie andere Mächte anerkannt baden, wenn das auch »ur still schweigend geschehen ist. Wenn die französische Regierung gegen die Besetzung MasiauabS, unmittelbar nachdem sic ge schchcn, Widerspruch erhoben hätte, dann wäre ibre heutige Haltung erklärlich und consequent, nach Lage der Verhältnisse ist sie unzweckmäßig, und der Wiverspruch gegen die italienische Forderung, daß aste in Mastanah lc.'ende» Fremde» Äemeinke- Abgaben zu zahlen haben, entbehrt der rechtlichen Grundlage. Wenn ein so nebensächlicher Streitfall die össciitliche Ausmerksamkeit erregt, so ist das ein Zeichen, daß der euro päische Friede an Sicherheit bedeutend gewonnen hat, denn nur der Mangel an wichtigeren Vorfällen bat dem Streit Frankreichs und Italiens über Abgabe» Pflicht oder Freibeit französischer Staatsangehöriger einen gewissen Grad von Wichtigkeit verschafft. DaSMerkmal der heutigen Gesammtlage ist die Abwesenheit jeglicher Befürchtung einer Friedensstörung. Auch im Jahre 1870 ist die französische Kriegser klärung vielen wie ei» Blitz aus heiterem Himmel erschienen, aber doch nur Denen, welche die Verhandlungen des gesetzgebenden Körpers nicht mit Aufmerksamkeit verfolgt haoen. Schon am 2l. März 1870 machte der fran zösische Kriegsminisier Lebveuf Aeußeriliigeii in der franzö sischen Volksvertretung, deren drohende Beziehung aus Deutschland nicht verkanitt werden konnte. Heute liegen solche Anzeichen nicht vor, die Stille H>s dem politischen Schauplatz ist nicht derjenige» vergleichbar, welche dem Sturm voranz» gehen pflegt, sondern es ist die Abwesenheit jeglicher Gcsabr einer Frieocnsstvruiig. welche der Gegenwart ihre» Stempel ausdrückt. Wir haben lange genug nnler dem Druck von Kriegsgefahr geschwebt, um das Anshören dieses Druckes als eine Erlösung zu empfinden und sie mit Dank anzu- erkennen. * Leipzig, 31. Juli. * Kaiser Wilhelm II. trug bei dem Einzuge in Stockholm den höcksten schwedischen Orden, den Sera phinen-Orden, in beste» Besitz fick auch die Kaiser Wilhelm I unb Friedrich befanden. Elfterer trug außerdem noch cinen anderen schwedischen Orden, der seit seiner Stiftung außer an Kaiser Wilhelm l. »och a» Niemand anderen verliebe» worden ist. Es war dies die königlich schwedische goldene Schwert-Medaille. Bei dein Besuche, welchen König Oscar II. von Schweden und Nor wegen im Mai 1875 dem Kaiser Wilhelm in Berlin machte, händigte er ihm bei Gelegenheit der großen Parade des Gardecorp« am 29. Mai eine goldene Medaille mit der Be merkung ein, daß dieselbe vo» seinem Vorgänger zwar gestiftet, aber überhaupt noch niemals verliehen worden sei, und nun, da der deulscheKaiser dieselbe trage, auch während seiner Regierung nicht wieder verliehen werden solle. Diese i» Gold geprägte, früher nur in Silber verliehene Schwert-Medaille bat König Oscar I. am 26. Juni l850 gestiftet. Sie wird an dem selben gelben, hellblau geränderten Bande, wie der berühmte und in hoher Geltung stehende schwedische Schwert-Orden getragen und führt auch dasselbe Emblem niil derselbe» In schrift wie das Mitlelscbild jenes OrbcnS, näiulich ein auf recht stehendes Schwert, oben rechts und links von zwei, und unter dem Griff mit einer, also drei Kronen umgeben. Die Umschrift lautet: „Konung och FäderneSland!" König und Vaterland!) in einem breiten Ranke. Aus der Rückseite liest man in drei Zeilen: „För Krigsmanna Förtjenster!" (Für Krieger-Verdienste!) Die Medaille bat oben eine Königskrvne, durch deren Spitze der Iking sür daS Band geht. * Eine von der ossiciösen Telegrapbenagenlur verbreitete Depesche theill mit, daß der an der Wiener, Berliner und Hamburger Börse verbreitere» und auch in einige Blätter überczegaiigcnen Nachricht, daß im Herbst eine Mvnarchen- zusammeiiklinft in Berlin statlfinvcn werde, ans daS Bestimmteste widersprochen werde» kan». Ebenso beruhe eS aus Erfindung, daß der Zar die Erwiderung deS Besuches unseres Kaisers für den Herbst bereits bestimmt zngesagt habe. * Bestimmungen über Reisen derKaiserinFriedrich und deren Töchter sind, wie berichtet wird, endgillig noch nicht getroffen worden. Die i» verschiedenen Zeilungeii, auch englische», enthaltenen gcgcntheiligen Angaben sind mindestens verfrüht. Vermehrung um drei Kriegsschiffe beschlossen wurde. Zu diesem Zwecke wurden vom Schah der Kricgövcrwaltung vor läufig 200,000 TomanS angewiesen. * Die Regierung des Transvaals hat Sir Arthur Havelock, dem Gouverneur von Natal, amtlich die Ber einigung der Transvaal- und der neuen Republik angezeigt, zugleich aber erklärt, daß sie i» der Zululand- Aiigelegenheit strenge Neutralität bewahren werke. — Am Mittwoch rückte ein auS 200 berittenen Regulairen, 200 be rittenen BasutoS und zwei Kanonen und 2000 Eingeborenen bestehendes Corps nach dem Knslenbezirk, wo S o mk e l i und die mit ibm verbündeten Stämme in einer morastigen Gegend eine starke Stellung einnelmien. Da Soinkeli nur zaudernd ich dem Aussland aiigeschlosseir hat, ist es möglich, daß er sich obne Blutvergießen »nlerwirsl Auch der Marsch gegen den Eeza-Busch, wo Dinizuln sich mit seinen 2ooo Anhängern befindet, hat begonnen. Zur Kliiserreile. *Ueber diewciteren Reisedispositionen deSKaisers lag bis zur Stunde eine amtli ch e Ni ittheilung nicht vor. z'lus Berlin wird dem „Hamburger Eorrespondeiiten" telegrapbirt: „Nach den bis setzt getroffenen Dispositionen wird Kaiser Wilhelm am Dienstag Abend mittelst Ertraznges in Friedrichsrnh eintreffe», eine Nacht dort verbleiben und am nächsten Morgen nach Berlin weiter- sahren." — Tie „National-Zeitung" mcwel: * Kopenhagen, 28. Juli. Die Reise-Disposltion ist dahin geändert, daß die Kaiserstolle Monlag II Uhr BorinittaqS hier emtriffl. König Christian wird mit dem Prinzen Waldemar und dem Kronvrinz Friedrich der kaiserlichen Flottille ans der Tamps-Aachl , Danuebrog" und einem daniichcn Geichiliader enl- geqeiilahre» Prinz Waldemar bleibt aus der Torpedostoite, der König begiebt sich an Bord der „Hohenzollern". Die Lancnng er. solqt im Hasen an der Zollbude, wo eine Ehrenpsorle errichtet ist. Daselbst findet Empfang der Behörde» statt und wird eine Ehren- Compagnie Spalier bilden. Die Wageufahrt begleitet eine Kavallerie- Escortc durch die Stadt. Auf Schloß Aiiialienboig findet Empfang bei der Königin Luise, der Kronprinzessiu und der Prinzessin Waldemar statt. Das Dejeuner findet »m 12 Uhr im Residenz- PalaiS, das Galadiner 7 Uhr im Palais statt. König Christian stattet den, Kaiser »ach der Tafel an Bord der „Hohenzoller»" einen Abschiedsbesuch ab. Dienstag srüh 3 Uhr findet die Ab- fahrt nach Kiel statt und erjolgt die Ankunft Nachmittags wahr scheinlich 4 Uhr. » » ' Wie eS heißt, sind die Verhandlungen der österrei- ch'i'ch-ungarischen mit der bulgarischen Negierung rn der Postfrage noch nicht eingelcitet, daher auch alle Nach richten über den Verlauf dieser Verhandlungen unbegründet sind. * Nach einer Meldung auS St. Petersburg wird der dortige Gemeinderath in den nächsten Tagen eine außer ordentliche Sitzung adhalten, in welcher der Bürgermeister den sreubigcn Gefühle» der Bevölkerung St. Petersburgs ob deS Besuches, den der deutsche Kaiser dem Zaren abgeslattet hat. Ausdruck geben wird. — Der Geiierat-Gouvcrnenr von Odessa. General Roop, ist in St. PelerSlurg eiiigelrosien, um bezüglich der Vorbereitungen sür die Reise, welche die kaiserliche Familie im Herbste »ach Süd rnßland unternebmen wird, mit den competenten Stellen Rücksprache zu pflegen. * Zur Lage in Bulgarien wird der „Politischen Correspondcnz" anS Sofia, 25. Juli, geschrieben: Wie bereils bekannt» weilt Prinz Ferdinand schon seit vor gestern in den Mauern seiner Hauptstadt. Da aus ausdrücklichen Wunsch Sr. Hoheit jeder osficielle Enipfanq unterbliebe» war, voll- zog sich der Einzug in aller Stille und nur veibällnißinaßig wenig Leute balle» sich aus dem Wege z»m Bahnhose nach vei» Palast ausgestellt. Minister-Präsident Slambuloiv, an der Spitze der Eivil- mid Militairbchördcn de, Hauptstadt, war dem Fürsten einige ttilo- metcr weit cqtgegengesahre». Seit der Rückkehr des Fürste» sind auch die Geruckte verstummt, welche die letzte» Wochen hindurch vo» Meinuiigsverschicdenhcilen zwischen dein Prinzen Ferdinand und Stambnlow einerseits, zwischen diesem und leinen conjeivativcn Minister-College» anderseits sprachen. Die Minister Stoilow und Natschevitich hatten heute eine jüngere Unterredung mit dem Prinzen, im Berlause deren die Fragen, über welche Verschiedenheit der Anschauungen bestand, eingehend besprochen wurden. Zur Stunde scheint bereils Alles geordnet und ausgeglichen z» sein. Die „Swoboda", indem sie diese ersreuliche Thatsache con- statirt, bringt auch einen Artikel, in welchem sie, gegen gewisse russische Preßorgane poleinisirend, welche gesagt batten, daß nach der St. Petersburger Kaiscrbegegnuiig Oesterreich-Ungarn sich gezwungen sebc» werde, den Prinzen Ferdinand zum Verlassen Aul- gariens auszusorder», daran erinnert, daß der Prinz einzig und allein durch die Nation aus seinen Posten berufen wurde und daß es daher in erster Linie Sache des bulgarnchen Volkes sei. die das Vaterland betreffenden Fragen zu lösen. „Bulgarien — so heißt es in dem halbamtliche» Blatte — besitzt seinen Fürsten und dieser wird jo lange »n Lande verbleiben, als er die Liebe des Volkes besitzl, die sich bei wiederholten Anlässen geoffenbart hat. Möge das allen Jen n vor Augen schweben, die, Bulgarien zum Schaden, ihre Plane ausfnhrcil wollen." H r rechnet man daraus, daß die in Bellova von den Räuber» gefangen genommenen zwei Oesterreicher in den allernächsten Tagen befreit sei» werden. Das erforderliche Lüsegeld wurde soeben durch Vermittlung des griechischen Consular-Agenien in Tatar Bazardschik, welcher von der bulgarische» Regierung hierzu crinächligt worden war, den Räubern zugesendck. Bon dcm Gciamnil- belrage hat die Gesellschaft der Anschlußbahnen 1300 türk. Pi. snr ihre» Beamten Ländler entrichtet, während Frau Bi »der behufs Loskauss ihres Mannes zuerst nur 700 Ps. hinterlegt hatte. Da die Räuber jedoch sür die Freiqebung Binder'« lOOO Ps. gefordert halten, muß man anncbmen. daß eS Frau Binder »och i» letzicr Sluiide gelungen sei, die fehlenden 300 Ps aufzuireiben. WaS nun die anderen Fordc- >ungen der Räuber betrifft, welche tekannilich auch Kleider. Schuhe, Lebensmittel und sogar Seife verlangen, wird die Erfüllung derselben keine Schwierigkeiten machen. -Inders steht es jedoch m» die vo» ihnen geforderten Gewehre nebst Munition. ES ist klar, daß keine Regierung der Well eine solche Forderung bewilligen könnle, denn es liegt au der Hand, daß die Räuber bei dem Angriffe aus die Eiienbab»- statio» alle ihre Munition erschöpft habe», und sich jetzt solcher Art mit neuen Vorrälhen versehen wolle», um sich dann gegen die be waffnete Machk verlbeidige» z» können, welche aus sie Jagd machen wird, sobald erst die Gcsaiigcnei, in Sicherheit gebracht worden sind. Ta »ui. Len Räubern keine Gewehre ausgesolgt werden könne», ist cs noch unauSgemacht, wie ihre diesbezügliche Forderung compensirt werden soll. Indessen setze» die Behörden vo» Bellova unier der Leitung de- General - SeeretairS im Min stcriiim tcs Inner» Lulanow alle Vorbereitung,» zur w.! g» n Einschliestung der Räuber fort. ES wird gemeldet, daß m Bellova ichon 4000 Mann, die dortige Beziiksiniliz einbegriffen, zue Verfolgung der Räuber bereit sieben und daß die Kosten dieser Expedition sich Ichon jetzt au 300.000 FrcS. betaust». * Einer Meldung aus Teheran zusolcze bat der Sckah von Persien in der letzten Zeit seine besondere Aiislnerksamkeit der blS jetzt sehr vernachlässigte» Flotte zugrwendel, deren Zur Ergänzung früherer Berichte tragen wir nock Einiges nach. So zeichnet der Specialcorrespondeut der Kölnischen Zeitung ein Bild von der Persönlichkeit der Kaisers Alexai der, dem wir einige Züge entnehme»: „Kaiser Alexander", schreibt er, „ist eine ciaenthümliche Erschei- nung, vielleicht die eigcntbüiiilichfte unter den Monarchen Europas. Ich habe ihn bei den verschiedensten Anlässe» aus der Nähe zu beobachten Gelegenheit gehabt und kau» nur sagen, daß cc jeder Zoll ei» Mann ist, ganz dazu angetban. tu den Auge» seiner Nnter- lbanen und der Welt die absolute Herrscherwürde ersolgreich zu ver treten. Seine Bewegungen sind gemessen, sei» Schrill fest, sein Blick hoch und mild zugleich. Aus seiner gesättigten Gesichtsfarbe spricht die Kraft einer gesunden Natur. Wie ein Hüne ragt er an Körper größe und Wuchs über seine Umgebung empor; mit der Hand zer bricht er ei» Hufeisen. Seine großen blaue» Ange» sins unaus sprechlich treuherzig, und wenn er lächelt, wird sein Angesicht un- widerstthlich. Ich sah ihn bei dem Zapfenstreich i» KraS»ole-Selo, wie er mit Grofffürstcn und Generäle» warme Händedrücke aus- tauschte. Sei» Antlitz nahm dabei einen herzgewinnenden Ausdruck an, nur weitrrleuchicte es zuweilen darin wie von verhaltener Scheu und plötzlichem Mißtrauen. Es ist dies der letzte Ausfluß jener Stiinmung, die ih» beschlich, als er »ach der schaurigen Er mordung seines Vaters sich und seine Familie dem Dynamit der Nihilisten preisgegebc» sah. Noch vor 16 Monaten eniguig er nur wie durch ei» Wunder dem Tode. In den letzte» Jabren, seitdem Fürst Alexander die Vereinigung Ostrumelicns und Bulgariens aus eigene Faust vollzogen, kam dazu noch der Groll über eine Thal, die er als Treubruch eines Verwandte» annabi», welchen er für ein Geschöpf Rußlands hielt, und über die Undankbarkeit eines Volkes, dessen Land niit russischem Blulc buchstäblich gedüngt war; nicht minder auch jener Argwobn gegen Dtuijchland und den Fürsten Bismarck, der durch die gefälschten Schriftstücke erzeugt worden. Unlerdestc» aber ist die geistige Berstimniung von lbni gewichen. Den Aerichwörungen letzt er ein Selbstverirauen entgegen, welches den uiivermeidlichen Gefahren kühn ins Auge blick«. Große Volks mengen schrecke» ihn mchl mehr, wie seine Fahrten durch den menscheiidedeckle» Park von Peterhos bezeugen. Seinem Machlworte gehorchend, ist Fürst Alexander gefalle» »nd von, polittichen Schau platze verschwunden. Das Mißverständnis!, das ihn vom Fürstrn Bismarck trennte, hat sich in der Berlinrr Zusammenkunft aui- gellärt, und wenn noch in seinem Herzen Zweifel an Deutschlands Ausrichiigkcil bestanden, hat sie der hochherzige Besuch des jugend- lichen Herrschers verscheucht." Eine vssiciöse Eorrespondenz auS Petersburg, 24. Juli, in der Wiener „Politischen Eorrespondenz" beschäftigt sich »nt de» Ergebnissen der Kaiser zu sainmenkunst. ES wird in dein Artikel, der jedenjatiS »ach verschiedenen 'Richtungen hin seitens der ossiciösen Presse in Berlin bemängelt werden wird, Folgendes aiiSgesührt: lieber die wahrscheinliche» Ergebnisse der Peterhoser Kaiserbegegniiiig herrscht hier »och immer so allgemeine und vollständige Ungewißheit, daß nicht einmal widersprechende Ansichten darüber >i» Umlaufe sind; Alles wartet aus posiitve, wenn auch noch so svärlichc Miilhkilungeii und hütet sich, deuleiben zu präjudlcirc». Diejenige» Persönlichkeiten, welche in der Lage sind, inehr oder weniger die Wahrheit zu wissen, beobachlen jedoch derzeit noch immer eine außerordentliche Zurückhaltung, aus der Manche den iminerhm gewagten Schluß ziehe» wollen, daß die Begegnung über« Haupt ru keinen prncisen politischen Arrangements zwilchen der russische» und de ul scheu Regierung geführt habe »nd ihr Resultat haupisüchttch darin zu suchen sei, daß cs gelang, gewisse Miß verständnisse auszuklären und daS Gesicht deS Vertrauens wieder zu erwecken, welches zw ichcii den beiden Nachbarreichcn, wenn auch keine eigeuillche Enlente, so doch Beziehungen auscichtig friedlicher Natur ermöglicht. Von jetzt ab wissen beide Kaiser durch den Auslaujch ihrer Versicherungen, daß weder sie selbst, »och ihre Völker kricge- riicbe Absichten hegen oder sich überhaupt gegenseitig schädigen wellen, daß sic vielmehr beiderseits von woblwolleiihcn Gefühlen beseelt sind, die ihren wahren Jnteresscn auch ungleich besser ent sprechen. Diese Erkenntnis; wird nicht nur die Vermeidung eines ConflicteS erleichtern, sondern auch die Versöknung der zwischen an dren Mächten bestehenden Interesse» ermöglichen und davurch de» Ausbruch deS schrecklichen Krieges verhülc» Helsen, von dcm Europa sich »och kürzlich bedroht fühlte. WaS die ichwebkiiten Frage» bclrifft, deren Lösung unumgäng lich »olhweiidlg erscheint, wen» anders daS vorläufige Ergebnis; der Peterhoser Begegnung einen desinillven Lkarakter annebmen soll, nach- dem deren Wicht gkeit sür Oesterreich Ungarn keine geringere ist als stle Rußland, l„ g'aubt man. daß diesbezüglich Einschließungen nicht früher getroffen werden dürsten, als bis die B-gegnung des Kaisers Wilhelm II. mit den, »aller Franz Joses stattgefunden haben wird, da es sich iür Ersieren darum handelt, so viel in seiner Macht steht, ein Einverstäudniß zwischen Rußland und Oestcrrcich-Ungaru
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