Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-14
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
<Vrsehet«t ttglteh früh 6»/, Uhr. Nk-«r1ion und Lrprditiu» JohaourSg-sj« 8. L»rrchkundrn der ^edartisn: vormittag« 10—IS Uhr. Nachmittag« ö—6 Uhr. stSr tt«>t1ta»»t» »mgei-ntlcr Manulcrin», mncht stch du >t«d«ct»n nicht derdinttich. A»nah»e der für »te nächstsolgentze Nummer bestimmte» Inserate an Wacheuta,«« tt« 3 Utzr NachmiNa,«. anSann- nu»Srstta,eafrtztz bt»'/,»lltzr. 3n drn Fttialrn für 3ns.-Annahwr: Vtt« stiem«, Universität«straf»« 1. Laut« Lösche, Katharineastr. 23 pan. u. König-Platz 7, nur bi«'/,8 Uhr riMer, TiigMaü Anzeiger. Slbonn-mentsprsis vierteljährlich 4>/, Mk iml. Briuarrloh» ö Ml., durch di« Post bezog«, Ü Mk. Jede emzel»« Nummr» 40 Pf Belegexemplar 10 Pi. Gebühre» für Extrabeilage, (in Lageblatt-Format gesalzt) ahne PostbesSrdernug M Mt. »Nt Poftbefördernug 70 Mk. Inlrratr «gespaltene Petitzeüe »0 Pf. Größere Schriften laut »as. PreiSverzeichniß. Tabellarilcher ». Ziffernsah »ach höherm Toris. mlter »eil« Nrrlamrn dem RedactionSftrich di« üarkpalt. bOPs.,vor deuFamilieonaih richten —Hr irile 40 Pf. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. di« Ögefpaltene Zeile Suseral, fiad stets a» d>« «rstrbitia» z- Irudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasauworallüv oder durch Post- nachnadm«. 227. Dienstag den 14. August 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Für di« Herren Studirenden und die stlidentischen Eor- wrationen, welche sich zur Theilnahme an der EnthüllungS- ,«l»r d»< SugeSdenkmal« angemeldet haben, liegen Einladungs karten in der Universitätt-stanzlei BormitlagS von S—12 Uhr zur Abholung bereit. Leipzig, am IS. August 1888. vr. M. Heini«, d. Z. Prorector der Universität. hat sich der unterm 30. Juli ». a. hinter dem am 13. December 1847 u Hildburghausea geborenes Schuhniacher Emil steifer erlassene lufrus. Reudoitz, den 10. August 1SL8. Der <8cmriiidevorstand. Giüßel. SntWllungsfeler des Sieges-enkmals. An die Haadel- und Gewerbtreibenden unsere- Bezirk- richten wir hierdurch die Bitte, ihren Angestelllen und Arbeitern die Theil- nähme an der am 18. d. M. statisindenden EuthüllungSseicr de- Siege-denkmalS durch Schließung der GeschästSlocale, wenigsten- am Vormittage de« gedachten Tage«, zu ermöglichen. Leipzig, den 14. August 1888. Die Handelskammer. Die «eMerbekammer. vr. WachSmuth, D. A Oehier, Bors. Bor«. Mse zu Leipzig. AS« Aulaß der Feierlichkeit zur Enthüllung de- SiegcSdenkmalS beginnt am Sr-nnabenb brn 18. August die Börse — und zwar sowohl die Fonds- wie die Producteubürse — erst v,s Uhr Nachmittags. Leipzig, deu 10. August 1888. Der vörsendsrftand. E. Becker, F. Schmidt, Vorsitzender der 1. Abtheilung. Borsitzender der 2. Abtheilung. Neys, Bürseuiecretair. Am Tage der Enthüllung de« EiegeSdenkmale«, Sonnabend, den 18. August, bleibt die chirurgische UninersitätS-Poltklinik, Nürn berger Straße bö, 1., geschlnsse». Pros vr »emm«» rlirb-allls-Vekauntmachung. Gestohlen wurden laut vier erstatteter Anzeige: 1) S Garten-stlappftühle» ohne Lehnen, einer mit Leinwand-, der andere mit Tucksitz, aus einem Garten in Rr. 6 der Mühlgasse, »om 16. Juni bi- SO. Juli d. I.; 2) ein braunjuchtenes Portemonnaie mit St ^l 8Sln einem 50-Marksckein, 10-Markstück und div. kleiner Münze, aus einem Abort in Nr. 27 der Thalstraße, am 2. dsS. MtS.; 5) «in Srädriger niedriger Handwagen (ein Rad schwarz-, sonst »„gestrichen). ,.v. L Ll." gez., aus bei» Hosraume in Nr. 18 der Katbarinenstraße, vom 4 bis 6. dss. MiS.; 4) 4 uvgestrichene Bockleitern, eine mit 9, die andere mit 7 Stufen auf jeder Seite, au« der Hausflur in Nr. 4 der Hain- ftraße, vom 7. bis 8. dss. MiS.; b) ein Löth-Dlen von Eisenblech und ca. IS stilo Blei in Gießlöffcl-Fori» und ein Paar gute kalblederne Halbstiesrln, vor geschuht, mit Doppelsohlen und Stistabsätzen, aus einem Neubau an der PeierSstraße, am 6. dss. MtS. Abends; 6) 2 Steinmeisel, ein Paar Aranen-Lederschuhe, ein MannS- Iaqnrt von braunem kleincarrirlen Stoff mit schwarzem dcs-cie» Futter, ein weißleinenes rothianiigeS Handtuch und ein ebensolches Wischtuch, „L" gezeichnet, 7K Stück kigarren und mehrere Pnckelchen stantnbak. sowie diverse Estwaarrn, als Schinken. Speck, SchweinSzunge, Wurst, Eier, Käse und Brod, ans der Schankbudc c.ncs Neubaues an der Grassistraße, mittelst Einbruchs, vom 7. bis 8 ds«. MtS.; 7) 2 junge LanarienvSgrl (einer völlig gelb, der andere am Halse grau qcsprisseli) und-ein rolblederneS Portemonnaie mit knövschenverschluß, enthaltend 25 Mark in Silber, aus einer Wohnung in Nr. 18 der Universitätsslraße, am 7. dss. Mts.; 8) eine silberne Lylindernhr mit Goldrand, geriester Rückseite mit wappenähnlicher Verzierung, aus einer Wohnung in Nr. 10 der Tarlstraße. am 8. dss. MiS.; 9) ein schwarzlederocr Handkoffer mit gelben Beschlägen, ein Paar gute Hosen von schwarzgericstem, mit blauen Fäden durch- wirkten Winterstoff, ein schwarz, und weißgestreistes Barchent- Hemd, eme blaue Leinmandlatzschürze. 2 weiße BorUemdchen und ei» Porr Manschette», 2 blaue Lravatten, ein weißes Taschentuch, „L. v." roth gezeichnet, ein Lieitftbnch des Ge- meindevorftonde- zu HerbigSdors. aus Earl A»a Lore»; lautend, ei» Militair-FübrnngS-Atteft, Wohn»ngS-Me>de,chein und Dienstbuch, aus Franz Strohbach lautend, aus einem Zimmer in Nr. 1b am Windmühlenweg. vom 8. bi- 9. dss. MiS.; 10) 7 Flaschen bezw. halbe Flaschen Liqueur mit deu Etlquetien: „l-igusur 3»uns", „lägusur 8urün", „6reme Ujoixemdrs", „klieiu- zxvlit" und ..^romaligus", ein braunpoliries Holzkästchen, IIL.al in vier b«Markscheinen, drei 20. und drei 10-Markstücken und div S lbermünze, endlich ein Militair-Past, aus „Tlievckor Teno« lautend, an« zwei verschiedenen Localen im Restaurant des Thüringer Bahnhoss, vom 9. bis 10. dss. Mts. NachiS; 11) ein Fleischerftahl mit gelbem Metallgriff und den ein gekriheltru Buchstaben ,F>. 3."» von einem Wagen aus der Fahrt vom Schlachthol nach der Kurprinzstraße, am 2. dss. Mls.; 12) eine silberne Eylinberuhr mit Nr. 60991, innen mit den Buchstaben „ü. L." und anhängender starker silberner Panierkette, aus dem Wege von der Schützen- bi» Lange Straße, mittelst Tasche» birbstahl». vom 11. bi» 12. ds». Mt«. Nachi«; 18) «in schwarzlederne« größere- Photographie-Albnm mit Bronce-Abbildung de« Niederwalddenkmal« aus der vorderseitc und einer Anzahl Photographien, aus einem Parterre-Raume in Nr. b drr Dorotheenstraße, vom b. bi«6.dsS.MtS.Racht» mittelst Einbruchs. EUvatge Wahrnehmungen über de» verblieb der gestohlenen Gegenstände ob« den Thäter sind ungesämnt bei unserer Criminal« »dtbrilnug »ur Anzeige »u drinnen. Leipzig, am 13. August 1888. Da» Polizeiamt »er Stadt Leipzig, «retschaeider. «. Ausruf. Per am 26. Juli 1844 zu Breltenbrunn geborene Hutmacher Christian Richard Kunz ist zur Fürsorge sür seine im hiesigen Armenhaus« untergebrachie Familie anzuhalten. Beim Betreffen wird um Auherweisung desselben ergebeust gebeten. Reudnitz, deu 10. August 1888. Der Gemrinbevorftan». Größe!. Mumkil-Verttigeruilg. Di« diesjährige Nutzung von den fiSealiichen Pflaumenbäume» an den vackgenannie» Straßen ioll öffentlich »ersteigen werden Montag, am SS. bis. Mt«., Nachm S Uhr t» der Mrhrr scheu Restauration in Wurzen: Dresden-Leipjiger Straße in dem AmtSstratzenmeisterbezirk Wnrzen: Dienstag, am 41. »f». Mt«.. Nachm. 4 Uhr i« «astho, zum Felbschiühchen in Ealbitz: Gnmmn-Colditz-Waldheimer. Lolditz-Lausigker und Lolditz-Leisniger Stt-ß« in dem AmtSstrahenmristerbezirk Lolbitz. Grimma, am 11. August 1888 Ainialitbe Stratzrn- «nb «ö»ia>'chc «affrrbnn-Inspection. vaunrrmaltrrri Erledigt. Nichtamtlicher Theil. Der Schluß der englischen parlamentsseslion. DaS englische Parlament hat sicb am l l. August bis zum 6. November vertagt, nachdem beide Häuser die Bill wegen Einsetzung eine» Ausschuss«» zur Untersuchung der von der „Times" gegen Parneli und Genossen erhobenen Beschul digungen, die LocalverwaltungSbill und die beiden Bill-, betreffend die ReichSvertheivigung und die nationale Ver- lheidigung, angenommen hatte». Damit sind zugleich die Hauptarbeiten deö Parlaments in der verflossenen Session namhaft gemacht. Die Arbeiten deS Parlaments waren in den letzten Monaten wesentlich de» genannten Gc- etzentwürsen gewidmet. Ein Rückblick aus die Beralhungen des Parlaments giebt kein erfreuliches Bild von den englischen Zuständen, das Verhältniß Englands zu Irland ist nach wie vor äußerst gespannt, und man kann nicht sagen, baß die Lage der Dinge in Irland sich gebessert hätte. Allerdings ind offene Gewaltthaten in der letzten Zeit nicht zur öffent lichen Kcnulniß gelangt, aber die Regierung stößt bei An wendung deS irischen Strafgesetzes stets aus Widerstand, und, was daS Schlimmste ist, die Iren haben wirklich Grund, ich über die Strafrechtspflege in Irland zu beklage», den» die ,»erkannten Strafen werben gegen die Berurtbeillen mit einer Härte vollstreckl, die bereits traurige Folgen nach sich gezogen hat. Ein von Morlev gestellter Antrag, die Regierung wegen der Handhabung de« irischen Strafgesetzes zu ladet», wurde nur mit geringer Mehrheit abgelehnk. WaS bisher erreicht worden ist, beschränkt sich daran', daß die Bewegung ür Lokreißung Irlands von England sich nur noch in ge heimen Gesellschaften kund giebt und daß sich die Mitglieder derselben vor offenen Gesetzesverletzungen büken. Di» Ge sinnung de« irischen Volkes aber ist »och ebenso feindlich gegen England wie je zuvor, und auch die Berurtbcilung, welche da« Boycoltirungssystem durch den Papst gesnn'rcn bat, ist völlig wirkungslos geblieben, die Iren betrachten -le Dinge als berechtigte Eigenlhümlichkcit, in welche sich selbst daS Oberhaupt der katholischen Kirche nicht einmischeo dürfe. Tie Berbandlungen über Einsetzung de« Ausschuffes zur Unter suchung der gegen Parnell und Genosse» erhobenen Be schuldigungen haben gezeigt, welcher Haß zwischen de,, Unioittsten und der irische» Partei besteht. Glav.ioae hat e» erleben müssen, daß er von der „TimeS" mit Parnell aus eine Linie gestellt wird, und er hat gegen diese Zuthcilung keinen Widerspruch erhoben. Eine ganz neue Erscheinung im parlamentarischen Leben Englands waren die Berhandlungen über Erhöhung der Wehrkraft Englands und Uder die Anstalten zur Berlhcioigung der Häsen gegen einen auswärtige,, Angriff ES stnd vabel die Schäden des englischen Webrsystems öffentlich erörtert worden, ohne dock zu wirklicher Abkitse den Ai.stoß gegeben zu haben. Die Vorschläge der Erhöhung der Wchrkrast sind über die bessere Verbindung der Freiwilligen mit dem stehenden Hcer« nicht hinausgekommen, eine anderweitige Organisation oder gar die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht ist über- Haupt gar nicht in Betracht gezogen worden. Die gesammken Beratbungen über diese Angelegenheit zeigten »ur daS gänz liche Unvermögen von Regierung und Pi.rlani'nl. sich >» dieser Beziehung den Forderungen der Zeit anzuvassen. Ta« Wortgefecht zwischen General Wolseleh einerseits, dem Ober besehlshabcr der Armee Herzog Cambridge und Marquis Salisbury anderseits ließ »ur erkennen, daß selbst eie be scheidensten Anregungen zur Verbesserung der militairischen Verhältnisse England« nicht auf daS Verständlich der Ver treter des englischen Volkes zu rechnen haben. Auch »ach den heftigen Scencn im englischen Parlament, welche sich zwischen den Vertretern der Armee und der Regierung ab gespielt haben, bleibt in der Hauptsache Alles beim Allen, der Unterschieb zwischen sonst und jetzt besteht nur darin, daß einige Millionen Psund mehr zwecklos verausgabt werden. Die jünqsten Flottenmanöver haben den Beweis geliefert, daß die Küsten der britische» Inseln ganz unzureichend ver- theibigt sind. I» Folge dessen werde» einige Kanonen an- gesckafst und die Festungswerke einiger wichtigen Häfen ver stärkt werden, aber natürlich ohne jede Uebcrstürzung, denn eine scindliche Landung an der englischen Küste wird ja nach wie vor nahezu als unmöglich angeseben. Der Eindruck, welche» alle diese Dinge betreffenden Parlamcnlsrcden und praktische» Erfahrungen aus daö Volk und die öffentliche Meinung Englands gemacht haben, ist gleich Null. England wird sortsahren wie bisher, sich von allen gefährlichen Welt hqndeln fern zu halten und sein Heil in der geschickte» Be nützung der Umstände und in der Vernichtung vcr Schwachen zu suchen. Da» ist die Politik, durch die man zwar i» der öffentlichen Achtung keinen hohen Platz erringen kann, aber die doch ausreicht, einen großen Besitzstand ohne große Kosten und Aufwendung der nationalen Krast so lange erhallen kann, bis eines TageS die Früchte deS GebenlaffenS reifen und den ganzen stolze» Bau in Trümmer verwandeln werben. Auch daS Verhältniß Englands zu den auswärtigen Mächten ist im Lause oer jetzt beendeten ParlamenlSsession wiederholt zur Sprache gekommen, und auch dabei ist daS Streben der Regierung und de« Parlaments hervorgclretcn, nur ja keine bindenden Verpflichtungen nach irgend einer Seite hin zu übernehmen, sondern England „nmer .» der Lage Dessen zu erhallen. welcher auS den Streitigkeiten Anderer Nutze» ziehen kann. Die Beziehungen Englands zu Frankreich sind nicht die besten, bet jeder Gelegenheit zeigt sich der Widerstreit der beiderseitigen Interessen iin Mittel- meer, und weil England e:n offene« Zerwursi»ß n»i Frank reich vermeiben will, sucht es in neuester Z-'i ste'S hinter Italien Deckung, so bei dem Streite wegen Maffauah und nicht niinber durch die italienische Besetzung ZulaS. In der bulgarischen Frage hat England eine vollständige Wendung vollzogen, wovon die Rede <ord Salisbury s beim Lvldmayor- banket Zeugniß abgelegt hat. DaS Streben Englands ist daran gerichtet, sich imt Rußland gut zu stellen In Wien ist dies« Wendung zusttmmend begrüßt worden, alle scheint dcr Eriolg aus Englands Seite zu sein. Auch bei Deutschland sucht England Anlehnung, indem e« dessen Friedenspolitik als die höchste Weisheit preist; da- hindert die englische Regierung aber nicht, in Eolvnialangelegenbeiten Deutschland gegenüber so kleinlich und mißgünstig wie möglich zu verfahren Die Summe der Ergebnisse der englischen Politik während der verflossenen Pa.rlamentSsession ist eine sichtliche Besestißung der Stellung de» Ministeriums Salisbury. Bon einem Ministerwechsel zn Gunsten Gladstone'S ist seit längerer Zeit »ich« mehr die Rede, und die kleine Meinungsverschiedenheit wegen Besetzung der Polizeidirectorstelle durch den Magistrat auch nach Einführung der neuen LocalverwaltungSbill ist als ganz unerheblich längst zu de» Arien gelegt. England ist mit der Politik Salisbury'» ganz zufrieden, die ihm gestattet, an dem alten Schlendrian festzuhalte» und trotzdem die Hauptzwecke zu erreichen, welche darin bestehen, Irland unter das englische Joch zu beugen und im Rathe der Völker einen scheinbare» Einfluß auS;nuben. welcher ge nügt. um die Gefahr eines russischen Angriff» ans Indien ür die nächste Zr t abznwrnden. ES ist die Politik von dcr Zand in den Mund, welche England seit langer Zeit zur Richtschnur erwählt hat und 'die bisher, eiuige moralische Niederlagen abgerechnet, ihre Dienste gethan hat. * Leipzig, 14. August. * Nach einem Berliner Telegramm de- „Hamburger Corre- .pondenlen" wird die Ankunft deS Königs von Schwepen in Berlin in der letzten Woche dieses MonatS mit Bestimmt heit erwartet. Die genaue Angabe de« Termin» hat der König noch Vorbehalten. * Mehreren Blättern Westdeutschlands wird auS Darm- sadt gemclbet, in unterrichteten Kreisen werde dort ein Besuch Sr. Majestät des Kaisers am dortigen Hose sür den 12. September, als den Geburtstag deö GroßherzogS, in Aussicht gestellt. * Da« livländische Hofgericht verhandelte in seiner Sitzung am vorigen Donnerstage die Klagen gegen fünf lutherische Prediger, nämlich gegen Johannes Kerg, Martin Lipp zu Nüggen, Ferdinand Stoll i» Diinamünde, GoNlicb Pobrl in Kobnhus n und Propst August Doll in Felli». welche wegen Verführung griechisch-ortho doxer Personen zum Lutherthum bezw. wegen Voll ziehung einer ungesetzlichen Ehe angrklagt waren. Sämmt- liche Angeklagten wurden, der .Riga'l'cken Zeitung" zufolge, von Schuld und Strose sreigesprockien. In den Unter- uchungSsachen wider die Pastoren Ferd. Stoll, Göttlich Pohrt und Martin Lipp hakte die Procuratur die Frei- prechuiig beantragt. * AuS Warschau gehen der „Politischen Correspondenz" unter dem 8. August über den Uebertritt der in West- rußland lebenden Ezechen zum orthodoxen Bekennt nisse folgende Daten zu: Seit dem Beginne der kirchlichen Bewegung unter den in Bol- bnnien lebenden Lzechen — deren Geiummtzab! circa 30.000 betragen dürste — sind in den Bezirken Dublin. Rowno und Otzrog, sowie im Gouvernement »icw beiläufig 2800 Personen zur orthodoxen Kirche übergetreten. Aus da- Gouvernement Kiew dürste» davon 400 entfallen. DaS stärkste Contingent stellte RadomySl. Die Betreffenden waren dcr Mehrzahl nach Anhänger der czechisch- hilisitlsche» Bruderschasien, welche keiner der in Rußland gesetzlich anerkannten religiösen Gemeinden anqehören. Der Uebertritt erfolgte auch in vielen Fallen unter der Einflußnahme der russischen geist- iichen Behörden aus diese Bruderschaften und ihre Bertreter, die Lcelsorger Hrdlicka in Podhalce (Dudne), Satka tu GlinSk (Rowno) und KaSvar in Gulcze (Ostrog). Unter den katholische» czechischeu Loloniften und unter den vrvtestantilchcn Ezechen in Boyatin (Bezirk Luck, Bolhynien), welche ordentliche Mitglieder der betreffenden Kirchenaemeinden sind, war bisher keine Neigung zum Ueberlritie zu bemerken. In Kiew selbst sind die Fälle von Uebertritt«» der Ezechen zum orthodoxen Be- kenntnifle äußerst selten und ist dabei, wenn ein solcher Fall vor- kommt, fast nie die religiöse Ueberzeugung maßgebend. Kiew bildet aber einen Lentralpunct sür eine ziemlich rührige orthodoxe Propa- ganda. Uatrr Anderem wäre zu erwähnen, daß ei« in Kiew an- lässiger Journalist und Gymnasiallehrer, der Czecke JaroS in diesem "ahrc einen czechisch-orihodoxen Kalender verfasste, welcher auf osten deS Kiewer slawischen WohlthätigkestS - BereimS herauS- gegeben und in zahlreichen Exemplaren gratis an die Ezechen in Kiew und Voldmrien verlhestt ward. Dieser Kalender soll beio»derS im Gouvernement Kiew als Agitation-mittel dienen, da hier bis zum lausenden Jahre nur geringe Ersolge durch die orthodoxe Pro paganda erzielt wurden, dir ans Schwierigkeiten stößt, weil die Ezechen i» diesem Gouvernement meist vereinzelt leben und nicht — Wie ln Bolhynien — in größeren Kolonien vereinigt sind. Die Publi kation de« Kalender« soll die Ezechen, di« sich trotz ralcher Ec- lernung der ruffilchen Sprache weing für die russische Literatur inieressircn, zu einer gewissen Vertrautheit mit dem Wesen und Iw halte der orthodoxen Religion führen. Zu demselben Zwecke werden von dem slawischen WohlthätigkestS. Vereine in S>. Petersburg russische Bücher tcndeiiziöjen Inhaltes und czcchische Uebersetzuagen religiöser Schriften unter den Ezechen verthrilt. Die Regierung sördert die Agitation sür die russische Sprache in den czechischen Schulen in Bolhynien, indem sie aus Staatskosten den Unterricht von czechilchen Lehrern im Seminar zu Ostrog inaugurirt, wo 30 dieser Lehrer vom heurigrn Jahre wie alljährlich sür die Zeit vom 27. Juli bis 22. August Ausnahme finden sollen. ES verlautet auch, daß den »um Orthodoxi-mu« übergetretenea Ezechen, welche noch österreichische SiaatSangebürige sind, die Er- Werbung der russischen Staatsangehörigkeit durch die Nachsicht des zesetzlichen Erfordern,sses der ununlerbrochencn fünfjährigen Am siedelnng in Rußland erleichtert werden soll. * Vor mehreren Woche» wurde von heftigen Kämpfen zwischen Montenegrinern und Albanesen berichtet und die Schuld daran der Rauslust und dem räuberischen Sinn dcr Montenegriner zugeschobe» Diese lehnen nun jede Ver antwortlichkeit sür da- vergoffene Blut ad und führe» die Entstehung der Kämpfe auf folgende Umstände zurück: Nach Durchführung der Grcnzregulirung zwischen Montenegro und der Türkei wurde bekanntlich die Pforte seitens der fürstlichen Regierung ausgesordert, Bcvollniäcbligte zu ernennen, welche im Vereine m>l monleiiegrinischrn Deleginen eins Eonnnissic» bilden sollten, um die zwischen den aibanesisch-n Orlschasicit und den Bewohnern der an Montenegro abgetretenen Dörfer ausgetaachlen Differenzen zu schlichten Die Pforte jedoch habe nun viesc A 'gelegenheil verschleppt und die Folge davon scien verschiedene R idertien zwiichc» den Dorfbewohnern die«, unv jenseits gewesen, die schließlich in Acte der Blutrache aus artete» Erst hieraus habe sich b»e Psoite zu einem Entschlüsse aujgrrafft und die montenegrinische Regierung verständigt, dag sie die Lvcolbehörden mit der Ernennung dcr Deiegirtcn betraut habe. Es bleib« nun dringend zu wünschen, daß die Eomm'ssion, welche sännntliche läng« oer türkisch-montenegn. niscken Grenze schwebenden Streitfälle regeln soll, ihr« Arbeiten thatsächlich in Kürze beginne. * Der .Frankfurter Zeitung" schreibt man au» Kou- stantinopcl, 7. August. Im Palaste wie auf der Pforte ist man sebc erfreut über den vorzüglichen Empfang, den der deutsche Kaiser der türkischen Mission hat zu Theil werden lasten. Der Sultan hat Munir Pascha denn auch telegraphisch beauftragt, Kaiser Wilhelm sowohl hierfür als auch »och ganz besonder» für besten außerordentlich sympathische Aeußerungen über ihn, den Großherrn, aus» Herzlichste zu danken. * Nach einer Meldung au» Kairo zeigt die Lage an der Grenze keine wesentliche Aenderung; eher könnte man von einer Verschlimmerung sprechen insofern, al» die Nilschwell« ersabrnngSmäßig aus die Sudaner zu weiterem Vordringen verlockend wirkt. Fast immer haben die Angriffe der Mah- diste» im Frühherbste zur Zeit der Nilsteiguiig stattgesunben. Man ist auch hier aus eine derartige Eventualität gefaßt und hält da« 4. egyptische Bataillon, da» bei Kairo garnisonirt, in Bereitschaft. Leider werden wegen der Zustände in Süd afrika noch mehr britische Truppen au» Egypten heraus genommen. so daß von einem BesatzungS-Corp» nicht gut niehr die Rede sein kann. Die Militairbehörden an der Grenze scheinen denn doch einige Besorgnisse zu hegen. Süvlich von Wady-Halfa stationirt in Deborra und Arguiir je ein Kanonenboot; zwischen Wady-Halfa und Kar- Maffa verkehrt ein gepanzerter Train und ein dritte» Kanonenboot. Besondere Urberwachung wird der Strecke zwischen Wady-Halsa und Ass»'.» zugewendrt. Dennoch ivagen die Sudaner vereinzelte Angriffe, wahrscheinlich um zu beweisen, daß sie noch nicht mürbe sind. Bei dem An griffe. den sie am 20. Juli aus daS Dorf Deborvsa in der Nähe von Wady-Halfa machten, kamen die Ortsbewohner übel weg ES gab unter diesen 12 Todte und drei Dutzend Verwundete; di, klebrigen, welch« — 150 an der Zahl — sich vor den Derwischen durch die Flucht in drei Nilbvoten retten wollten, ertranken säst ausnahmslos. Man ist indessen an solche Zwischenfälle gewöhnt und nimmt sie deshalb nicht tragisch. Man nimmt allgemein an, daß der Plan der Su daner daraus hinauSläuft, nördlich von Wady-Halsa einen Scheinangriff zu unternehmen, um die Garnison dieses stark befestigten Platze» hervorzulocken und dann sich selbst desselben zu bemächtigen Verschiedene ihrer bisherigen taktischen Actionen ließen aus diese Absicht schließen. * Einem Berichte au« Hawaii zufolge hat da» hawaiische Parlament dre sür drn kleinen Inselstaat etwas zu kostspieligen inititairischrn Spielereien König KalakauaS kräftig eingeschränkt. Sie hat nämlich eine Vorlage, welche da« Flotten- etablissement auf der Insel abschasit und die Stacke des Heere» auf 65 Mann herabsctzt, ungeachtet deS Veto» de» Königs angenommen. Militairisches. * Die „Straßburger Post" meldet, bei zwei Häusern in Mülhausen i. E. seien etwa 30000 Stück der neuen Militair-Mäntrl bestellt worden und macht zugleich über diese Mäntel nähere Angaben: Die Mäntel (sie stellen sich sür da« Stück auf 9 »<?) sind äußerst praktisch und auch sür Touristen sehr zu empfehlen, da zwei derselben, durch beson dere Vorrichtungen zusammengcsügt, ein Zelt bilden, da» voll kommenen Schutz gegen alle Unbilden de« Wetter« gewährt. Ein Herr, dcr acht Tage lang bei dem schrecklichsten Regen- metter ein solche« Zelt in seinem Hose ausgestellt hatte, um eS aus seine Wasserdichtigkeit zu prüfen, fand nach Verlaus dieser Zeit die am Boden de» Zelle» niedergelegten Teppiche noch vollkommen trocken. Die Mäntel sind von brauner Farbe und wiegen mit den Vorrichtungen zum Zeltausbau genau 2 leg. Sie bestehen au» einem ganz geraden, vier eckigen Stück. Eine durch Oese» gezogene Schnur bildet den Halsausschnitt in der Weise, daß hinten im Nacken, zum Srchutz desselben! ein etwa handbreites Stück emporstcht. Mit einem Hake» wird der Mantel vorn am Halse, nachdem die Schnur vorn gebunden worden, nochmal» geschloffen. Eine zweite, dickere Schnur schließt die Taille jo ab, daß die beiden von der HalSöffnung herabfallenden Ecken einen die Arme bedeckenden Kragen bilden. Dcr Mantel reicht bis ans die Füße herab uni» wird mit einer Knopsreihe bis unten ge- ichloffen. An den Ecken und in der Mitte der Querseite de- Mantels sind groß« Messingvsea eingeschlagen, durch di« man ge, ihre» Endjeiten mit verschiebbaren Metallhülsen umgeben sind. Sechs dieser Stäbe bilden die Stangen, welche das Zelt au»cinanderhalten. so daß e» aufrecht stehen bleibt. Pflöcke und Stäbe sind in ihrer Länge so eingerichtet, daß sie auf den Tornister paffen. ' * Der preußlsche General der Infanterie des Barres begeht am 1b. August sein VOjährigeS Dienstjubllänm. Dasselbe feiert an gleichem Tage der commaudirende General deS 1b. (elsaß- lothringischen) Armeecorv», Herr v. Heuduck. Wenn wir in Sachsen des Jubiläums des erstgenannten preußischen Generals erwähnen, so geschieht die« deshalb, weil Herr de» Barre« seit der Neuorganisation de» sächsischen Heere- als Vorstand der Ober-Militair-Exammations- Commission regelmäßig de- Jahre« ein bi» zwei Mal «uh dem Königreich Sachsen kommt, »m hier die Jähndrichtprüfnugro der Tadelten und Avantageure obzunehmeu. Sämmtlich« seu etwa 20 Jahren in da» vaterländische Heer eiugetrrteueu känigl. sächsischen Osficiere haben vor der von dem General de» Barre» geleiteten Ober-Miliia>r-Eramination».LolNmiision da» vorgeschriebe»« Föhn- trich-examen bestanden Nicht minder hat derselbe von deu aus die verschiedenen dcutichen Kriegsschulen, von Neiße bis Metz, vrrtheilien Falindrichen de- känigl. sächsischen 12. Armeecorv- daselbst das Lificierseramen abgeuommen. In wie auSgezeichoeter Weise, mit welchem Zcharsblick und mit welcher Gerechtigkeit General de» Barre« jederzeit scineS besondere Bcgabuvg erfordernden Amte« waltet, darüber ist im gauzen Armeekorps nur eine Stimme. General de« BarreS wird stet«, weuu er zu PrüsuogSzwecken in Dresden ericheuit, durch Einladung zur königlichen Tafel beehrt. Er ist Jn- daber eine« yoyen sächsticheu Ordens. 1820 ia Mainz als preußischer Umerlha» geboren, «rat er 1838 als Lieutenant aus dem Ladetten- corps ins 3ö. Jnianterie-Regiment ein. wurde wiederholt zu ver- schieseneu Dienstleistuogeo bei militairischen Bildungsanstalten com- niandirt, jv z. B. 1866 zum Lommaudeur des EadettenhauscS in Berlin. Seine ;etz,ge Stellung hat er seit l4 Jahre» inoe. 1864 hat er deu Feldzug ge.!ca Dänemark, dabei mehrere Geseihte und die Belagerung der Duppeler Schanze» mügemacht; 1866 comman- dirte er als Major ein Bataillon in der Reserve. * Tilsit, 10. August. Gestern erfolgte hier «iue Besichtigung deS Schwimmen- der Pserbe de- Dragouer-RegimentS Nr. 1. Ter Idee nach sollte ela Fluß passirt werden, dessen lieber-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite