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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-20
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1888
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V "M- Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rrdaction und Expedition IohaaneSgasse 8. Sprrchltundrn der Urdactiou: BormiNagS 10—13 Uhr. Nachmittags S—6 Uhr. tzltr die «tiNg-de „nget-ntter Maniilcrif«, »acht fich tx »iktaclion nicht vcldmdlich. Abonnement-prel» vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Briagerlohu 5 M.. durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne '.'lumme,. O Pf Belegexemplar 10 Pj. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbesörderuug 60 Mk. mit Postbesördcruag 70 Mk. Inserate Vgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uni. PreiSverzeichniß. Tabellarischer u. Zlffernsatz nach hühenn Tarif Annahme »er für die nSLftfalgevdr Nummer bestnnmtrn Inserate an Woäieiuagrn t»s 3 Uhr Nachmittags. nnLoun- »ndFesttagensrnh btS'/.VUbr. I« den /ilialrn tür Ins.-Ännahme: Ltto klemm, UniversitätSstratze 1. LoniS Lösche, Katharlnenstt. 33 pan. u. Königsplatz 7, nur bis '/.3 Uhr. 233. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Vo» ??kontng, den 20. d. M. ab wird wegen vor- zunebmenver Pflasterungsarbeiten der vom AuSgnnge ver si>alleschcn Strafte bis zu dem in der Mittellinie der Promenade aus Schlackenguftstetnen her- «zeftcllten Fuftweqüberganke befindliche Straften» theil bi« aus Weiteres für den zzcsammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 16. August 1888. Der Natt, der Stadt Leipzig. IX 6501. Dr. Georgi. Hcnnig. MI'uungs-Ärmiethung^ Die nördliche Halste deS cheiual. HospitallhorhauseS, HoSpitalstraße Nr. 34, Parterre und 1. Etage, bestehend auS 4 Stube», 3 Kam nie»», K üche und sonstigem Zubehör nebst Garten, soll vom 1. Oclvber dS. Js. an gegen einhalbjährliche Kündigung DienStag, den 21. dies. Mon., Vormittags I I Uhr auf dem Nachhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 16, an den Meistbietenden vermielhet werden, jedoch unter ausdrücklichem Anschluss der Benutzung zum ist stanrationSbctricb. Ebentaselbst aus du» großen Saale bei den diensthabenden Ruthsdienern liege» die VerinietbnngS- unv Verstcigerungs» betingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 7. August 1888. I» 4702. Der Stath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Wagner. Nöiii'il, SanMitrkcnschule ZN Teiprig. Der Unierricht im Semester 1886 89 beginnt Montag, den bi. Oktober, früh 8 Uhr. Zuin Eintritt in den l, unicrüeii Curs, ist erforderlich und durch Zeugnisse »achzuwcise»: die Vollenvung des 15. Lebensjahres, eine aus mindestens zwei Halbjahre ausgedehnte praktische Beschäftigung im Baugewerbe, der Nachweis über guies Verhalten, die Vorlegung des letztes Schulzeugnisses und die eines Impfscheines. Außerdem ist durch eine Prüfung eine Vorbildung oachzuweisen, wie sie als Ziel der Volksschule sestgeletzt ist. Diese Prüfung findet Donnerstag, den 4. Oktober, früh 8 Nhr, Nachprüiui, en und Prüsungen Derjenigen, welche in höhere Curjc neu emircien wollen, finden Freitag, den 5. Ortobcr, früh 8 Uhr statt. B.i ! öderer Vor! ileuiig kann c n Nachlaß betreffs der praktischen Beschäftigung im Baugewerbe gewährt werden. Die Anmeldungen sind bis znm 3. September schriftlich, später auch mündlich an den ttnierzeichnelen (Tavidstr. ll, I.) zu richten. Anmeldungen früherer Schüler werden spätestens dis Freitag, den 5. Oktober, erbeten. Tie Direktion. — Wilh. Hey. Bekanntmachung. Die Eintrittskarte» zu unserer Synagoge und deren Filiale werden Mittwoch, den 22. August d. I., Nachmittags 3—5 Uhr in der Äcineindekauzlei im Li>nagogcngcbäud-, Tr. 1, ausgeqeden. Tie diesjährigen Gcmc»>Sestcuera»itk»nge» sind >»it;»- bringrn. Tas vom.Herrn Rabbiner I'r -4. äl. (iolckövlimlctt herausgegebene Gebetbuch ist cbeudajelbsi käuflich zu haben. Leipzig, den 17. August 1888. I»« r Vor tan«! der JSraclilischcii Neligionsgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 20. August. * Die vielhedentcnde Rede Kaiser Wilhclm's wird nunmehr vom Neichsanzeiger" veröffentlicht. Der anlhentische Wortlaut, welcher von den bisherigen Fassungen erheblich abweichl, ist folgender: „Mein Herr Ober-Bürgermeister! Ich spreche Ihnen Meinen herzlichen Tank aus für die Worte, die Ich soeben vernommen, und bitte Sie, zugleich der Uebermiitier Meines wärmsten Dankes für den so herzlichen Eiupsang an die Stadt zu sein. Ich weiß sehr wohl, daß. wie Sie eben erwähnten, die Bande inniger treuer Er gebenheit Frankiurt seit Jahrhunderten mit Meinem Hause ver- buiiocn daben. Mein Herr Großvater wußte dies wohl und erwählte deshalb die Stadl zuiu Oci des «ianobilüeS. Sein W:lle übertrug dem Hochieligen Prinzen das Comniando des III. AruieecorpS. Der eiserne, gewaliige Charakter, der mächtige Wille und das strategische Genie des Prinzen befähigten ihn besonders, an der Spitze des Armeecorps zu stehen und Brandenburgs Söhne in harter schwerer Schule hcranziibilden, wie sie sich später tu den Schlachten bei Awiivillc gezeigt haben. ES ist eine ernste Zeit, in der wir stehen. Die großen Heer führer, die unsere Armee zum Siege geleitet haben, die beiden großen Vetter», der Kronprinz und der Prinz Friedrich Karl, sind dahin. So lange die Geschichte bestehen wird, so lange werden mein Vater als der deutsche Kronprinz und mein Oheim als der deuische Felümarschall pur exesUsoco als die Hanpttäinpsec und die Slisler des Reiches gefeiert werden. Wie das Brandenburger Volk mit liserner Energie und unermüdlicher Tliätigkeit dem sandigen Boden seinen Erwerb ab.ingt, so rang das 1kl. ÄrineecorvS heute vor acht zehn Jahren dem Feinde de» Sieg ab. Die Leistungen aber, welche das Aimeecorps vollbracht, har es dein Piiazen und seiner Schule zu verdanken. Ich trinke aus daS Wohl der Stadt Frankfurt und trinke aus das Wohl des Armeecorps. Doch Eins will Ich noch hlnzusügen, Meine Herren, im Hinblick aus den groß.» Tag, den wir leier»: Es giebt Leute, die sich mchl enlblvdcn, zu behaupten, daß Mein Vater das, was er Mit dem selige» Prinzen gemeinsam mit dem Schwert erkämpfte, wieder hcrau^gcben wollte. Wir Alle haben ihi zu gut gekannt, als daß wir einer solchen Beschimpsung seines Andenkens nur einen Augen blick ruhig zuiehen könnien. Er batte denselben Gedanken als wir, daß nichts von den Eriungenichasien d r großen Zeit anfqegeben werden laun. Ich glaube, das, wir sowohl im 111. ArmeecorpS, wie in der gelammten Armee w ssen, daß darüber nur eine Stimme sein kann, baß wir lieber unsere qesammlen 18 Armeecorps und 43 Millionen Einwohner a»s der Wahlstatt liegen lassen, als daß wir einen einzigen Slciii von dem, was Mein Valer und der Prinz Friedrich Kail eirungen Naben, abtrcten. Ja diesem Sinne erhebe Ich Mein GlaS und trinke aus das Wohl Meiner braven Branden burger, der Stadt Franlsurt und des III. Armeecorps l" * Neber die Reise deS Kaier« Wilhelm ncicks Wien meldet die osficiösc „Budapester Correspondcnz", es sei nun mehr endgillig festgestcllt, daß der Kaiser Ende September Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Krclamrn unter dem RedactionSstrich die 4qetva«> Zeile 50Ps.,vor den Familien nach richten die 6gespaltenc Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die ErpeSition z» senden. — Rabatt wird mchl gegeben. Zahlung praonumvruinio oder durch Post- Nachnahme. Montag den 20. August 1888. 82. Jahrgang. für mehrere Tage nach Wien kommt. Es sei die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Kaiserin Augusta Victoria den Kaiser begleite. — Wie inan der „Nationalzeilung" auS Rom meldet, wird der Ministerpräsident CriSpi in den nächsten Tagen seine Reise nach FriedrichSruhe zum Be such des Fürsten Bismarck ankreten. Von FriedrichSruhe begiebt sich Herr CriSpi »ach Karlsbad, wo dessen Göttin zum Curgebrauch noch weilt. — AuS Pest kündigt man (wie wir hier im Zusammenhänge wiederhole») an, daß Gras Kalnoky im Lause der nächsten Wochen eine Begegnung mit dem Fürsten BiSmarck, wahrscheinlich in FriedrichS ruhe, haben werde. Darüber, ob CriSpi unv Kalnoky zu gleicher Zeit in FriedrichSruhe eintrcffen werden, verlautet nichts Authentisches. * Se. Majestät der Kaiser hat neuerding-, wie die „Deutsche Eolonialzeilung" vernimmt, den Mitgliedern des provisorischen ComilöS, welches mit den Vorbereitungen sür eine deuische Expedition zum Entsätze Emin Paschas beschäftigt ist, seme wärmste Sympathie sür daü Gelingen des Unternehmens aussprechen lassen. * Wir entnehmen Pariser Blättern, daß Madame Jul. Adam in der „Nouvelle Revue" eine Erklärung veröfsenllicht hat, die in folgendem Satze zu gipfeln scheint: „Ich versichere auf meine Ehre die Echtbeit des von mir veröffentlichten Schriftstückes (angeblicher Bericht deS Fürsten BiSmarck an weiland Se. Majestät Kaiser Friedrich); ich versichere ferner aus meine Ehre die Aulhenticitäk ded vom Grase» Vasili in der „Nouvelle Revue" veröffentlichten „Staatsgeheimnisses" (angeblicher geheimer Vertrag zwischen Deulschland und Belgien) und ich versichere aus meine Ehre die Echtheit der bulgarischen Schriftstücke." — Tie „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt dazu: „Ja freilich, wenn Madame I. Adam ihre „Ehre" dafür engagirt, so ist daö eine andere Sache! Aber in Rnßlanv wird man ihr doch keinen Glauben schenken; bas wird durch die dumme Ungeschicklichkeit verhindert, die Geschickte der Stettiner Ein ladung hincillzubringeli. In Rußland weiß man ebenso gut, wie bei uns, daß eme solche Einladung nicht ergangen ist, daß also auch die angebliche Verstimmung über deren Ab lehiiung unmöglich ist, und daß folglich auch der Reichs kanzler niemals in dem ihm imputirten Sinne geschrieben habe» kann." * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung' schreibt osficiöS: D>e herzliche Ausnahme, welche Kaiser Wilhelm bei seiner Rundfahrt an den nordischen Höfen gesunden Hai, war der durch ihre deulschseindlichen Tendenzen bekannten „A ge nee Havas" in Paris natnrlicn ein Dorn im Auge. So viel an ihr log, durste die im mgciichmc Wahrheit nicht bekannt gemacht, vielim.tr miißtc die Gelegenheit benutzt werde», um Dieienigen, die ibönchr genug sind, sich bei einem Abonnement ans die Depeschen dieser Agence für sachlich gut bedient zu halten, über die guten Beziehungen Deutsch- lands zu seinen nordische» Nachbar» wissentlich zu belügen. So verbreitete die in Tanger stehende Agentur der genannten Agence am Tage nach dem Eintreffen Kaiser Wilhclm's in St. Petersburg, daß „der Besuch daselbst fast unbemerkt geblieben sei". Ai» 28. v. M. meldeie sie sodann, die Bevölkerung von Stockholm habe den Kaiser eisig kühl cmvsangen, und auch in Kopenhagen sei die Ausnahme des hohen GasieS eine sehr kalte gewesen. Lügen haben indeß nach einem alten Sprüchwort kurze Beine; und so sind nun die falsche» Depeschen der „Agence Havas" ihren, verdienten Schicksale nicht entgangen, denn auch in Tanger wird man mitilerivcile in die Lage verletzt worden sein, die Verlogenheit der „Havas"-Miitheilungen zu erkennen. * Der Kaiser hat den Staatsminister von Boetticher zum Vice-Präsidenten deS preußischen Staatsministeriums ernannt. * Nach H. 9 deS preußischen Gesetzes vom 22. April 1873, betreffend die Einstellung der Leistungen an« Staatsmitteln für römisch-katholische Bisthümer, bleibt die Bestimmung über die Verwendung der während der Einstellung ver Leistungen aufgesammelte» Summen einem besvnderen Gesetz Vorbehalten. Dieser Vorbehalt hat auch »ach Wiederherstellung deS staatskirchlichcn Friedens nicht erledigt werden können. Die zweckentsprechende Lösung der Frage unterliegt eben erheblichen Schwierigkeiten. Man ist jetzt aber zu der Annahme berechtigt, daß letztere überwunden sind und daher die erforderliche GefetzkSvorlaqe den Landtag vorauSsichllich in der nächsten Session beschäftigen wird. Ebensowenig wird man in der Annahme fehlgeben, daß ein Theil der angesammelten Gelder sür katholisch-kirchliche Bau zwecke verfügbar gemacht werden soll. * Tie „Daily News" vom 16. August schreiben: „Sir Morell Mackenzie, der verstorbene deutsche Kaiser und die deutschen Aerzte.— Das Werk wird Faksimiles von der Hand des verstorbenen Kaisers und andere Skizzen enthalten unv nicht nur eine persönliche Vertheidigung des Sir Morell gegen die persönlichen Angriffe enthalten, sondern einen historische» Bericht des langdauerndcn täglichen Ver kehrs mit dem Kaiser. Die englische Ausgabe wirb in Krön« Octav erscheinen von etwa 200 Seiten uns wird von Sampson, Low, Marston Scarle und Rivington (Limited) verlegt. Wir vernehmen, daß jede Seile zur Durchsicht Ihrer Majestät vorgciegl wird, ehe sie in die Presse geht. Es ist Vorsorge getroffen snr da« gleichzeitige Erscheinen in Europa und Amerika." — Von „England unv Deutschland" sind wir bereits aus „Europa und Amerika" gekommen; bofscntlich werden die interessanten Bewohner SUd-AsrikaS nickt ver gessen. Immerhin bleibt die Energie bewuiibcrnSwcrth, mit welcher dieser treffliche „Arzt" siä durch die Presse vor den Augen deS PublicnmS zu hatten weiß. Wir haben noch viel zu lernen in Deulschland m Bezug auf — Rectame unv Marktschreierei. * Im August 1887 wurde König Malietoa von Samoa von den Deutschen gefangen genommen und Tamasese als König eingesetzt. Um die Insel» dem Einfluß des ge fangenen König« zu entziehen, wurde Malietoa »ach Kamerun gebracht und dort inlcrnirt gehalten. Nunmehr mclvet der Telegraph, daß der Dampfer „Ella Wcermann", welcher dieser Tage Madeira aus der Heimfahrt passirle, den König Malietoa an Bord hat; dieser interessante Fremdling aus der Süvsce wird daher bald in Deutschland ankommcn. Ueber den Zweck seiner Deutschlanbfahrt verlautet »och nichts. Jur Lage. XDO. Berlin, 18. August. Elne öffentliche Erklärung des Frei Herrn von Ha miner sie in gegen den Herrn Coiisiftorialratb Dr. Leuschner-Mersedurg bringt de» von ,.L im L« -nvU-S.« LL stebungögeschicht- desselben auSdruckl>^ t v gl. -w-ir Bnndesgründnng dock tah,.'. uber-,nsi.n>i.>l.dabd-r und in rem Protestantismus ansgedrungene ^bwebr ,u l"e g^ »»- 77 L,rr, '7s'i.L-m'Lr Lersockle.' wurde. ' B>S dal».', b.S d.e "»''gel.sch-K.rche ,ml de» abschließenden Gesetzen von 1876 ihre neue ^fanu g in ivettesten Kreise» der evangelischen Bevölkern,ig lebhas ver tretene Gemeiudeprincip den entscheidenden Einfluß reißen Jetzt, nachdem man in vielem verhailnißmab'g kurzen Zeitraum der ersten Wirksamkeit der neuen Kirchen- vcrsassuna d.e Synode» hinreichend m,l h.ecaränlchen Be strebungen durchsetzt bat. verlangt man selbst eine wettere Lösunq jener innigen Verbindung der evangelischen Kirche mit dem Staate, wie sie der geschichtlichen Entwickelung und den Lebensbedmgungc» der Kirche von der Rejormalionözei an am denen zu entsprechen schien. Der Staat als solcher ist ja nickt gehalten, die ihm bisher verbliebenen Rechte nnler allen Umständen für sich in Anspruch zu "Ehmen. Wohl aber muß er der Erwägung Raum geben, daß dieselben eine hohe Fülle von Macht umschließen, sowohl der forschenden und lehrenden Wissenschaft gegenüber, wie auch im aus das Volksleben, welches in keinem Gebiete dem Einfluß der kirchlichen Entwicklung gänzlich entzogen werden könnte. Andererseits glaubt sick der Staat bewußt zu sein, die »bin verbliebenen Rechte allerwegen nach bestem Ermessen nur zum Nutzen wahrer Freiheit, auch der evangelischen Freiheit gebraucht zu haben. In Anbetracht dessen ergiebt sich doch sür den Staat die ernste Pflicht, sorgfältig zu prüfen, — wenn er überhaupt ans weitere Reckte jetzt bereits verzichten wollte, wer der berufenste Empfänger derselben wäre. Nicht minder würde cö eingehender'Erwägung bedürfen, ob daS in ver geschichtlichen Entwicklung der evangelischen Kirche als eine der wobltbäligsten Einrichtungen erkannte oberste BischofS- rccht des König« von Preußen bei Gewährleistung der erhobenen hochkirchlichen Ansprüche noch aufrecht erhalten werde» könnte. Herr von Hammerstein hat aus die Frage deS Reichskanzlers, wie er dieses Summcpiskvpat sortdauern lassen wolle, wenn sein Antrag Gesetz würde, nichts zu erwidern gewußt. Auch in der Berathung deS Herrenhauses hat man sich mit der ausweichenden Bemerkung darüber hinweg- geholscn, daß die Kirche nur von dem quasi Mltsummepiskopat deS interconsessionellen Landtags und von der Bormunvschast deS StaalSmilnsteriumS befreit werden solle. Wenn aber so ernste Bedenken gegen den Antrag Hammcrslein »och obwalten, und insbesondere durch dessen Vorhandensein die Vereinigung Ver protestantischen Kirchcnangehörigen zu dringenden ge meinsamen Ausgaben gestört wirb, so wäre eS bei Weitem uock kem Vorwurf sür den Evangelischen Bund, wenn er sich selbst in direkten Gegensatz zu jenem Antrag gebracht hätte. Socialpolitisches. X.I-.6. Der „Allgemeine deutsche Handwerker tag", welcher im Laufe der Woche in München veranstaltet worden, bat eine ziemlich nmsangreiche Arbeit vollbracht, insoweit die Kunbgebung und Beschließung von Wünschen aller Art dafür gelten kann. Wenn sich die Berichterstattung in den Tagesblältern zumeist daraus beschränkt, die sormu- lirten Wünsche ihrem Hauptinhalt »ach milzulkeilen, so wird der „Handwerkerlag" selbst an, wenigsten Ursache baden, sich über dieses dürftigere Maß von Rücksicht zu beschweren. Seinem Wollen und Wünschen fehlt vor Allem die verständige Selbstdeschränkung, also die Voraussetzung, daß er auch für die Gesetzgebung und Verwaltung von Einfluß werden könnte. Ein flüchtiger Blick auf die säst endlose Reihe von Beschlüssen zeigt schon, daß geradezu in die sämmtlichen Gebiete unseres Rechts- und Erwerbslebens, ebenso in das gcsammteSchulwesen mit tief einschneidenden Veränderungen eingegrifscn werden müßte, um „daS Handwerk dem Handwerker wiedcrznqebe»", so nämlich, wie eS die im Handwerkerlagc vertretene Minderheit ver mittleren und Kleingewerbe sich 'vorstellt. Ist die« schon ein bedauerlicher Zug von unpraktischer Jntcressen- wabruiig, so vermindert sich die Bedeutung der bunten Musterkarle von Beschlüssen noch durch die mangelbaste Gründlichkeit, die mchl nur in ver Vorbereitung und Bc- ratbung, sonder» auch in dem Text der Beschlüsse' sofort er kennbar wird. Da finden wir eme Resolution, krast deren der Eentralvo,stand beauslragk wird, dabi» zu wirken, daß in da- dni.zecliche Gesetzbuch Bestimmmiaeii ausgenommen werden, „durch weiche die Forderungen des Handwerkers auS seinen Iicferungcn »ach den früheren Bestimmungen des allen preußischen Landrechls bevorzugt werden." Eine andere Re- solutwn beansprucht vo» Lemsctbcn RecktSgesetz, daß „Forderungen der Handwerker an Bauherren allen anderen vorangehen.' Ein dritter Beschluß fordert vom mm . 5" Communalverwaltn,,-, Schaffung emeS „billigen CrcditS — bekanntlich auch cnie Forderung der äußersten Richtung der agrarischen Bewegung sodann Gewährung »er „ötbigen Belr.ebskräsle (Gas.' ") zu „ermäßigten" Preisen, und „L-chaifung gemeinsamer BetriebSeinrichlnngen" wie sie nur c»' r m SocialiSmuS anstrcbt. Eme vierte Rftolution erklärt gch sogar gegen die Emlühruna der Aller« werk"de^ tä'" ^"',H"'°w«k-bktrieb. ehe nicht' „da- Hand- werk dem Handwerker wieder durch die Gesetzgebung zuruck- wwdtt" e?nmc/tt"""an letztere» Po'tnl.tt lämmtlick- uns Wirkung verkehrt werden, sind sammtliche Beschlüsse zu Stande gekommen, ohne daß die Versammlung irgendwie über die Schwierigkeiten rechtlicher und volksmirthschastlicher Natur aufgeklärt worden wäre. Die Berichterstatter haben sich augenscheinlich mit Fach männern, die hierüber Auskunft geben konnten, gar nicht vorher benommen. Sie bewegen sich übereinstimmend in demselben Gcdankengang, daß bas Handwerk sich ui einen: Nolbsiand befinde, folglich die Gesetzgebung helfen müsse. Der Gesetzgeber soll nicht etwa denken, er habe seinerseits daS Reckt, oder gar die Pflicht, alle weittragenden ökono mischen Beziehungen mit in Betracht zu nehmen, wenn er an diese Forderungen prüfend herantritt, er soll nur helfen, v. h. beschließen, was ihm angesoiiiicn wird. Einmal hatte ja eine Reichslaqsmchrhcit über einen Antrag Ackermann sich zu- ammengesnnbeii, um aus diesem Wege Wandel zu schassen. Nach der Hand stellte sich heraus, daß diese Gesetzgeber die Uiimöglicbkeit der AuSsnbruiig ibreS Beschlusses selbst zu- gestehen mußte». Es zeigt sich, daß die Freunde dev Zunst- zwang» davon zwar nichts gelernt haben, inzwischen aber noch ,veiler, bis zur Anfeindung der EttverbSordnung fortgeschritten sind, während gleichzeitig eine großartige Entfaltung gewerb lichen Fleißes in den Ausstellungsräumen gerade m München doch beredter, als eS Worte vermöchten, den Bestrebungen des Handwerks die förderlichen Bahnen anwkisen konnte. * In unserem Berichte über den Handwerkertag in München findet sich eine Stelle, welche, wie wir auS anderen Berichten entnehmen, nicht die ThcUsache. sondern das sulx jeclivc Empsinken deS Berichterstatters wiedergiebl. LandtagS- abgeordneter Wetzlich au« Dresden hat "bei Schluß des HandwerkerlagS aus diese Stelle hingewiesen. Danach ist ^e Rede vr. Oer lcl'S nicht mit Kopsschülteln, sondern mit lürmischcin Beifall ausgenommen worden und danach habe Dr. Oertel keine Lobrede aus die conservative Partei ge halten und derselben daS Monopol der Handwerkerfreundlich keit zugesproche», sondern seine Lobrede habe thalsächlich nu- 0em ehrlichen deutschen Handwerke gegolten, zu dessen Unter lützung die conservative Partei mit anderen bereit sei. — Ob nun dieses Urtbeil Über die Rede auch rein objektiv ist, wagen wir nickt zu entscheiden, die Rede liegt nicht im Wort laut vor, wir baden auch kein Verlangen danach, sie zu liscr — wir haben aber gern der Anschauung des Herrn Wetzlick Raum gegeben, da in der Thal unser Berichterstatter in Len ersten Theile der fraglichen Stelle sich sehr geint haben muß Colonialpolitisches. * Berlin. 18. August. Ueber England kommt zu «nS eine Nachricht, die für die Entwickelung unserer Colonie in Ostasrika von hoher Bedeutung ist. Der Vertrag, den die deutsch, ostasrikanifche Gesellschaft mtt dem Sultan von Zan zibar über die Verwaltung des zu dem Sullanat gehörigen Fest- landSgebieteS abgeschlossen, ist endlich perfect geworden. An 14 Küsten, pnncten ist unter dem Donner der Geschütze die deutscheFlagge mit der des Sultans gehißt worden. Die Bedeutung deS AclcS und deS Vertrage« ist damit vollkommen klargestellt. Die Hobeits- und Besitzrechte des Sultans sind nicht ausgehoben worden durch da§ mit der deutsch-ostasrikanischen Gesellschaft geschloffene Abkommen, der Sultan hat sich nur zu Gunsten der Gesellschaft sür eine Reihe von Jahren und gegen eine feste Entschädigung der Ausübung derselben begeben. In den Streit, wem daS Ver dienst beizumeffen sei, diese sür die fernere Entwickelung der Colonie hochbedeutsame Errungenschaft herbeigesührt zu haben, haben wir uuS nicht einzumischeu. Genug, daß endlich erreicht ist, wonach lange gestrebt, und daß zu gleicher Zeit bessere Beziehungen zwischen den Deutschen und dem Sultan von Zanzibar hergcstellt sind. Persönliche Verhältnisse, die jetzt beteiligt, scheinen in dieser Beziehung sehr erschwerend gewirkl zu haben. Es kann aber jetz! kein Grund zu der Besorgniß der Wiederkehr ähnlicher Zwischenfälle, wle sie früher sich mehrsach den deutschen Unlernehmungen hindernd in den Weg gestellt, mehr vorhanden sein, nachdem inngst erst noch einer der Hauptgegner der deutichcn Ansiedelung in Ostasrika, der im Dienste des Sultans stehende General Matthew, mit dem Kroncnorden 2. Classe vom Kaiser ausgezeichnet ist. Ueber die Bedeutung deS Vertrags sür die deutsche Colonie braucht kaum noch eln Wort verloren zu werden. Sie hat jetzt aus der ganzen Strecke ihres Gebietes Zutritt zum Meere, während nach dem deutsch-englischen Abkommen nur von zwei Hascnstrllen aus, von Pangani und Dor-es-Salaam, der Ver- kehr mit dein deutschen Hintci lande ermöglicht war. Ueber die Erfolgt der ersten Anbauvcrsuche hört man nur wenig, aber dies Wenige klingt sehr hossiniiigsvoll. Wir können mit dieser stillen Arbeit nur znsrieden sei»; daS Reclamegeschrei der früheren Tage hat der deutschen Colonialbewegung kaum Freunde erworben. Marine. * AnS Kiel, 17. August wird der „Vossischen Zeitung" geschrieben: „Wie jetzt nach den endgiltigen Programm sest- steht. werden die Schlußübungen der Manövcrslotte in der Zeit vom ll. bis 20. September im westlichen Theil der Ostsee, hauptsächlich in der Eckernförder und Kieler Bückt stattsindcn. Die kaiserlicken Zimmer im Schlosse sollen in der zweiten Septemberwvche in Bereitschaft stehen. Hä!t man damit das Wort de« Kaiser« bei seinem Abschiede von der Flotte rnsaminen: „In sechs Wochen sehen wir unö wieder", so dürste ans den Besuch des Kaiser« Mitte Sep tember zu rechnen sein. Tie Hanpt-Festungs-KrieqS- Uebungcn in Kiel und Wilhelmshaven sollen in diesem Jahre unter Leitung deS StationSchesS stattsindcn und zwar in Kiel vom 29. Äugust bis znm l. September und in Wilhelmshaven vom 4. bis 8. September. Hier wird also Vice-Admirat Freikerr v. d. Goltz znm ersten Mal ein großes eombinirtcS Manöver leiten. — Die AblösnngSmannschasten sür den Aviso „Lorelev" sollen am 23. d. M. von WilhelmS- dcS Fahrzeuges commandirt. Militairisches. * DaS mecklenburgische Füsilier-Regiment Nr. 90 feierte am Mittwoch. 16. August, in Rostock sein hunterl» jäbrigeS Bestehen, lieber die Feier wirb der .Bossischc» Zeitung' von dort geschrieben: Außer dem Großberzog und dem commandirenden General des IX- Aimeerorvs, General der Infanterie v. Leszczynskt, waren der neue Conimandeur der 17. Division, Generallieutenant v. Derenthlill und der mit der Führung der 34. Insanterie-Brigade beaufiragte Oberst v. Nickisch-Roienegk. sowie viele andere aktive und ehemalige Osstciere anwesend. Eine Borseier fand vorgestern Abend st^k- Sle bestand in der Ausführung eines vom Lieutenaiit v. Gnnolach II. gedichteten Festspiels, dessen Handlung die Ge schichte de» Regiments in vier Bildern darflcllte. Gestern Bor-
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