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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-04
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1888
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>a ein» Preise lland »e sich oaale« lud a» »at fi« e« Ge- Welze, r§L fl. > etwa« Gerste. >.28 X. er, der >.38 -borgt» K» aa se«« )al»end, i< »ad i 8.10. Ivsgaag » Folge >re» die r heute u. Be» der bi«» schwache re», br» ie nicht iorrälhe solgende », do. Z90 l-8^, 0,7b dt« hirich» o Pfund >.90 e.1 eu recht >end ai^ auch voa mit dem sich nur s weg«» -tcinbult en sie ia Lonsum n wenig wöhnlich ireo be« d fände» begehrt, uhrea zu dagege» icht ans» wurve» »Nrungen nen) per t.40 bi, «, Haff. Lchellfifch Pie» 1,00 I.SO bis 4,00 bis bfe 12.00 >i «»>«» eliSn. V>» : a-r klar a >l:d Vo» g«ed,t!»- Lo»»«» »de» »icd > x»ar d«. v»ok d»- > t g«L>-0 üa'.reia,- m blat» S» SM lim LVS7 rsss L'SS ssr» Erscheint täglich früh ev. Uhr. Urtactiou und Lrpeditio» Johaanesgasfe 8. AprrchKunörn -er Ke-aclion: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. ktir tie Mckgad« ein- du Siednct, clnndter vtanulcrtpt« macht sich >»n nicht verbindlich. Annahme der für die nächstfolgend» Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bi» '/,;, I hr. Z» den Filialen für 3ns.-Ännahmr: Otto Klemm, NniversitStsstraße 1. Louis Lösche, Kathariueustr. 23 Part. u. Königsplatz 7, nnr bis '/,3 Uhr. NWM.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. RbonnementSpret» vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Briagerlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf., Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gesalzt) ohne Postbcsörderuug 60 Mk. mit Postbeförderuug 70 Mk. Inserate sigespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Ziffcrnsatz nach höherm Tarif, Kttlamen »ater dem RedactionSstrich die 4geipalt. Zeile SO Pf.,vor denFamilicnnachrichteu die 6gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonuniornnäo oder durch Post« Nachnahme. »N 248. Dienstag den 4. September 1888. 82. Jahrgang. r 10 Um, laron kür rileLmaobs r-Ootoder roi,. ü'/„ rei», b'/. , llanoar- Verleiluker- >rei»> b»/»« br 10 Uw. Port Said, iunschweig", von South« «s der Elbe „Bavaria", month (1/8) ovill» (S1/8) Irrme», von jostdampter; Postdamvter der Castle« der Uuiou- k. Madetr« a", alle drei s) der Castle« Amtlicher Theil. Lnsschrrlbung. Der Verkauf der aus dem Bauplatze für die Central- Markthalle anstehenden Baulichkeiten soll im Wege des schrift lichen Angebots in acht Loosen erfolgen. Die Abbruchsbedingungen, sowie der Situationsplan können bei unserer Hochbauverwaltung, RatbhauS, II. Ober geschoß, Zimmer Nr. 5. während der Bureaustunden ein- gesehen, bez. die elfteren gegen Erlegung von 1 ent nommen werden. Die Angebote sind in verschlossenem Umschlag bis zum 17. September d. Ä., Abends 5> Ubr, portofrei an der oben ^ bezeichnet--,, Stelle mit der Aufschrift: „Abbruchöarbeiten auf dem Markthallen-Areal" einzureichen. Die Bieter bleiben bis zum 28. desselben MonatS an ihre Ofserlcn gebunden. Die Annahme oder die Ablehnung aller Angebote behalten fwir uns vor. Leipzig, den 25. August 1888, Der Rath der Ttadt Leipzig. ka. 5288. 5310. 1>r, Tcönvlin. Wagner. Bekanntmachung. Nachdem Herr Kausmann Paul Ferdinand Werner, iNürnbergerStraße 8. Part,, die aus lh» gefallene Wahl zum lArinei,Pfleger »n 37. Districte angenommen hat, ist derselbe am >31. August 1888 durch Herrn DistriclS-Vorsteher Johannes sBaensch in dieses Amt cingewicsen worden. Leipzig, am 1. September 1888. DaS Armendirectoriu«. R. Nr. 723. Ludwig-Wolf. Artus. Diebstahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut vier erttalteter Nnreiae: 1) ca. 2.'» Stück graue Steinkrüge, ü V« Liter rothen Mosel- bezw. weißen Rhein-Wein enthaltend, tbeils grün», theilS roih. gesiegelt, aus einer Kellerabiheilung in Nr. 7 der Blumengasse, innerhalb der letzten 8 Wochen; 2) eine Hose von schwarzem, blau- und weißgestreistem Stoff, mit weißem blau- und grnngestrciftem Bundsulter. aus einem Zimmer in Nr, 14 der Nicolaistraße, vom 19. bis 26. v. M,; 3) ein MailliS-Jackrt von grau- und brauncarrirtem, wollenem Stoff, mit einer Reihe schwarzer Hornknöpse, schwarzem Mutier und ^ Lederhenkel mit einer unbekannten Firma, eine Messi»n-8ch»bleere und ein roth« und weißleineneS Taschentuch, „8. L." gez., aus einer Scilerbude hinter dem Dresdner Bahnhose, am 24. v. M. Vormittags: 4) ein goldener Trauring, gravirt: „I,. H. d. 19. April 1864", ans einer Souterrain-Mobnung in Nr. 34 der Promenadenstraße, lam 26, v. M. mittelst Einbruch?: 5) 2 mittelgroße Lpcrngläser mit Elfenbein, und bezw. schwarzem Gestell, vor dem Eingang zu den Balcon-Logen rechts ! oeS neuen Theaters, von, 26. bis 28. v, M.; 6> i>i> Mark i» Gold, aus einem Wohnzimmer im Restaurant de- Bayerischen Bahnhofs, am 28. v. M.; 7) eine silberne ClftiiiVcruhr mit Secunde und geriefter Rück- seiue, ohne Secunde, aus einer Wohnung in Nr. 13 der Leising, straße, vom 26. bis 29. v. M.; 8) ein breiter goldener Tamenreif mit Gravirung und einem n sour gefaßten Simili, aus einem NrbeitSraum in Nr. 14 der Querstraße, am 28, v. M, Abends: 9) 2 Sack weiße und 1 Sack blaue Speise-Kartoffeln, je V, Scheffel haltend, und I Sack n»t 3 Metzen Futter-Kartoffeln, ron einem Handwagen aus dein Roßplatze, vom 28. bis 29, v, M. ^ Nackts; 10) ein Leipziger Adressbuch, aus dem Umschlag in Gold- > schrist „Oakö Llerleur l888" eingepreßt, ans gedachtem Gastlocale, An der Pleiße Nr. 8, vom 30, bis 31. v. M,; I 11) eine silberne EyltnSeruhr mit Secunde, geriefter Rückseite Imit Schildchen und mehreren Sprüngen auf dem Zifferblatt, sowie Innhängende Talniikctte mit Pserdckopf und Uhrschlüssel, auS der lHeu-fl»r in Nr. 27 der Kalharinenstraßc, am 1. v. M.; I 12) eine Ncmontoiruhr mit Nickelgehäusc, aus der Rückseite »„llsil-ivay-irewontoir" und eine Loconiotive cingravirt, mit Secunde Iiiiid Fabriknuminei 455, aus eiuem Zimmer in Nr. 10 der Gneisenau- Isiroße, am 2. d, M.; I 13) eine silberne bhlinderuhr ohne Secunde, mit abgegriffenem iGoldrand, Sprungdeckel und cingravirtein HauS aus der Rückseite, »sowie anhängender Stahlkctte auS runden und langen Gliedern, laus dem offenen Gardcroberaum der Schwimm-Anstalt, Schreber- straße 15, am 1. d. M. Abends. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen s Gegenstände oder den Thater sind ungesäumt bei unserer Lrimiaai. Abtlikilunq zur Anzeige zu brinaen. Leipzig, am 3. September 1888. Las Poltzeiamt Ver Stadt Leipzig. Bretschneider. D. StSdlische Sparcaffe beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 14. Januar 1883. Die Sparcaffe« Deputation. Minmtmchimr. HkliiUMllNililMg. Lie Gewerbekauimer z« Leipzig bat beschloff-n, zur «heil» Iweisen Deckung ihres VerwaltungsauswandeS für bas laufende Jahr lauf jede Mark des für da- Einkommen in Spalte ä des Eilt» koinnieiisteuer.KatasterS (Einkommen auS Handel und Gewerbe) eat- I fallenden Steuertetraa» einen Zuschlag »an r»et Pfennigen f erheben zu lassen. Dicfcr Zuschlag, welcher mit dem auf den 30. September d. I. Ifallenden Hebetermin der staatlichen Einkommensteuer erhoben werden Isoll, ist von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Gewerb- Iireibendeii deS KamnierbezirkS (Leipzig, Zwenkau, Taucha, Markran- IÜLLI und die zur König!. Aniisdaupimannschafl Leipzig gehörenden iLandgcmeinden), deren bezügliches Einkommen 600 übersteigt, zu zcnlrichten. Leipzig, den 29. August 1888. Lie «ewerbekammer. D. A. Oehler, Bors. Herzog, S«r. Eintrittskarten zur Synagoge und deren Filiale werden ferner diiSgegeben: l Mittwoch, ven 5. September, vormittags v—11 Ubr, In der Gemeindekanzlei im Synagogengebäude. Tr. I. Lie dies- ladrigen «emeinVefteucr-Quittungen find mitzubriiige». t E!>eudaielbft ist daS voa Herrn Rabbiner vr. A. M. Gold- IGUNdt herauSgeqebene Gebetbuch käuflich zu haben. Eine »eitere KartenanSgabe sindet dor den Feiertagen „« «etz, patt. Leipzig, den 30. August 1868. Ter Vorstand der Israelitischen Neligtondgemrinde »« Leipzig Nichtamtlicher Theil. Die Neiseplane Kaiser Wilhelm'-. Nach übereinstimmenden Mittbeilungen von verschiedenen Seiten ist der Reiseplan Kaiser Wilhclm'S jetzt dahin fest» gestellt, daß er zum Besuch deS würtlemdergische» Königspaares in den letzte» Tagen des September in Schloß Friedrichshasen ei»» trifft, von dort über Mimchcn »ach Wien geht, wo seine Ankunft am 4. Octobcr erfolgen soll nnd sich dann nach Rom begiebt, wo man ihn gegen den 10. Oclober erwartet. Zn dem Besuch des Kaisers in Rom wirb der „Post" gemeldet, daß die gleichzeitige Anwesenheit der Bcrtreter Deutschland- am Quirinat und Preußens am Vatican am Berliner Hofe der Regelung der einzubaltenden Besiichssörmlichkeiten bei König Hunibcrt und beim Papst gilt, nachdem zwischen dem Fürsten Biömarck und CriSpi die General-Idee dieses Be suches vereinbart worden sei. Hier dringt also zum erste» Male von eingeweihlcr Seite ein Lichlstrabl in das Dunkel, welches den Zweck der Begegnung CriSpi'S mit dem deutschen Reichskanzler umgab. DerÄetanke. daß die geplante ReiseKaiser Wilhelm's bei der Zusammenkunft in Friedrichsruh zur Sprache kommen werde, lag so nahe, daß wir ihm schon beim Bckannt- werden der Absicht CriSpi'S, »ach FriedrichSruh zu fahren, Aus druck gegeben haben, aber offenbar ist die Feststellung Ver BesnchSorbnung im Ouirinal und im Batican nicht der all einige Zweck der Reise CriSpi'S gewesen, der Zwist zwischen Italien und Frankreich ist zweifellos auch erörtert worden, wie noch manche andere Fragen, welche die öffentliche Auf merksamkeit seit längerer Zeit beschäftigen. Die allgemeinere politische Bedeutung VeS Besuche- CriSpi'S in FricdrichSruh wurde besonders durch die nachfolgende Be gegnung CriSpi'S mit Kalnoky in Eger klar, und die „Riforma" bezeichnet- cs damals als das Ergcbniß ver Begegnung, daß die Regierungen von Oesterreich-Ungarn und Italien in der Auffassung der verschiedenen Fragen, welche Europa interessiren, übereinstimmen, Europa habe keine Ursache, sich über das, was in Eger verabredet worden sei, zu beklagen. Da« sübrt unS zu der Vorbedingung der Kaiserreise nach Wien und Rom, und diese ist die vollkommen friedliche Gestaltung der Beziehungen zwischen den europäischen Mächten. Man kann mit Recht behaupten, daß eine so große Zuversicht, den Frieden zu erhalten, wie heute, seit Jahren nicht ver breitet gewesen ist. Noch am 25. August schrieb daS „Wiener Fremdenblatt" mit Bezug aus die Zusammenkunft in Eger, daß der Vortheii des gegenseitigen mnndlichen Gedankenaustausches um so größer sei i» einer Zeit, welche trotz zweifellos relativer Beruhigung doch ^ andauernde Unsicherheit zeige. Von dieser Unsicherheit ist heute kaum noch etwas zu spüren, nachdem die französisch-italienische Streitfrage als ausgeglichen zu betrachten ist. Man halte der Entfaltung einer bedeutenden französischen Seemacht im Mittelmcer zu Manöverzwecken mit einer gewissen Beklem mung cntgegengesehcn. und besonders in Italien wendete man den Bewegungen der französischen Mittelmcerflotte sorgfältige Beachtung zu. Die Manöver haben einen durchaus regel mäßigen Verlauf genommen, aber Admiral Krantz »ahm doch bei einem zu Ehren Floquet'S in HyöreS veranstalteten Gast mahl Veranlassung, zu versichern, daß die stattgchablen Manöver keinerlei kriegerische Bedeutung hätten, und daß man sich nur habe überzeugen wollen, ob die Flotte in einem gegebenen Augenblicke fertig sein könne, und davon habe man sich überzeugt. ES ist aber französische Art. beim Vorhanden sein von unerfüllbaren Wünschen, der Mißstimmung darüber, daß sie nicht erfüllt werden können, in irgend einer Weise Lust zu machen. Anderswo spricht man Uber den Zweck von Land- und Secmanövern nicht, weil er ofsenkunvig ist, in Frankreich fühlt man das Bedürfniß. mit der Kriegsbereit schaft zu prahlen. DaS ist so bekannt, daß inan daran keinen Anstoß nimmt, sondern eS lediglich als französische Eigen- thümlicbkeit betrachtet, die nun einmal nicht zu ändern ist. Der nordischen Meersahrt Kaiser Wilbelm'S folgt nun mehr die Reise nach dem Süden, und diese ist so geplant, daß sie in Württemberg beginnt und sich über Bayern und Oester reich-Ungarn nach Italien erstreckt. Die festeste Grundlage für die Wohlfahrt deS Deutschen Reiches bildet daS herzliche Einverehmen der deutschen Bundessürstcn, aus ihrer steten Bereitschaft, einer für alle einzusteben, beruht die Kraft und Unbesicglichkeit, deS Deutschen Reiches, und mit dieser BundeSfreundlichkcit der Fürsten und Freien Städte steht daS Strebe» deS deutschen Volke-, die in blutigem Kampfe erstrittene Einbeit fcstzuhalten, in Einklang. Kaiser Wilhelm sagte bei Eröffnung de- Reichstages ain 25. -Juni: „Ich Hab- Sie berufen, um vor Ihnen dem deutschen Volke zu verkünden, daß ich entschlossen bin alS Kaiser und König dieselben Wege zu wandeln, aus denen mein hochseliger Großvater das Vertrauen seiner Bundesgenossen, die Liebe des deutschen Volkes und die wohlwollende Anerkennung des Auslandes gewonnen hat." Dementsprechend hat Kaiser Wilhelm jede sich darbictende Gelegenheit benutzt, um das freundschaftliche Berhältniß, welches ihn mit seinen Bundes genossen verbindet, zu pflegen und zu befestigen, und diesem Streben ist auch in erster Linie seine ffir daS Ende des lausenden MonatS geplante Reise gewidmet. So wie die Fahrt nach Rußland dem schon in der Thronrede zur Eröffnung deS Reichstages dargelegten Programm ent sprach. so wird eS auch mit der Reise nach Oesterreich und nach Italien der Fall sein. Der Kaiser sagte damals, daß er an dem öffentlich bekannten Bündniß mit Oesterreich-Ungarn in deutscher Treue fcsthaltc nickt bloS, weil eS geschlossen sei, sondern weil er in dem defensiven Bunde eine Grundlage dcs europäischen Gleichgewichts erblicke, sowie ein Derniäcktniß ver deutschen Geschichte, dessen Inhalt heute voa der öffentlichen Meinung des gesummten deutschen Volkes getragen werbe, und dem herkömmlichen deutschen Völkerrecht entspreche, wie es bi« 1866 in unbestrittener Geltung war. Mit Bezug auf Italien sagte der Kaiser dann: .Gleiche geschichtlich; Be ziehungen und gleiche nationale Bedürfnisse der Gegenwart verbünden unS mit Italien. Beide Länder wollen die Seg nungen des Frieden- sesthalten, um in Ruhe der Befestigung ihrer neu gewonnenen Einheit, der Ausbildung ihrer nationalen Einrichtungen und der Förderung ihrer Wohlfahrt zu leben.' ES ist eine sehr werthvolle Eigenschaft des Kaiser« Wil helm. daß er die Fähigkeit und den Willen hat. überall per- önlich cinzugreisen, die vertragsmäßig beliebenden Beziehungen zu den deutschen und auswärtigen Bundesgenossen durch .ebenvigen B-rkcbr von Fürst zu Fürst zu beleben, sich eS nicht an stolzer Zurückgezogenheil genügen zu lassen und an dem Bewußtsein, daß alle« Vertrag«- und actenmäßig an,ü Beste geregelt sei und daß deshalb der Kaiser in unnahbarer Selbstgenügsamkeit die weitere Entwickelung der Verhältnisse ruhig an sich herantreten lassen könne. ES ließe »ch ja schließlich gegen solches Verhalten nichts einwenden, man müßte eS über sich ergehen lassen, wenn es so wäre, aber der Unterschied, welcher siib daraus für die Geschicke de« deutschen Reiches und vielleicht auch für die Beziehungen desselben zun, AuSlande ergeben würbe, ist gar nicht zu ermessen. Unsere Zeit fordert' gebieterisch einen tatkräftigen Regenten, ein Oberhaupt, welches sich seiner Pflichten wohl bewußt ist und auch die Kraft hat, sie zu erfüllen. Ei» Kaiser, welcher seinem Volke, seinen deutschen Bundesgenosse» und seine» Verbiinvclen im Auslande persönlich Sympathie nnd Achtung einflößt, ist für das junge deutsche Reich von unschätzbarem Werthe, er erhöht und stählt die Macht und Leistungssäbig- keit der einzelnen Theil- und deS Ganzen in ganz unberechen barer Steigerung. Ganz Deutschland und daS mit ihm ver bündete Ausland haben seit dein Regierungsantritt Kaiser Wilhclm'S ihre Blicke unausgesetzt aus diesen jungen, zu den schönsten Hoffnungen berechtigenden Sprößiing des Hobcn- zollerngeschlechtS gerichtet, sie freuen sich seiner als LeS be rufenen 'Nachfolgers seiner Borfahren und glauben, daß er ein Zeitalter des Friedens und der Wohlfahrt der Böller einleiten und befestigen wird. * Leipzig, 4. September. * Ueber eine anderweitige Organisation der NcichS- ämter, insbesondere über die Abtrennung deS Auswärtige» Amts von dem Geschäftskreise des Reichskanzlers, sind nach einer Meldung des „Hamburger Correspondent" aus Berlin vorbereitende Erörterungen in der Schwebe. Gleichzeitig ist von der Errichtung eines die Armee« und Marine-Berwaltung umfassenden LandeSvertheidigungSamts die Rede. * Die „Germania" veröffentlicht das Schreiben der preußischen Bischöfe an den Papst, welches aus der Fuldaer Conferenz beschlossen worden ist. Dasselbe be« fchäftigt sich lediglich mit dem Entwürfe deS neuen italienischen Strafgesetzbuchs, gegen welches entschieden Protest eingelegt wird. Die deutschen Verhältnisse bleiben von der Adresse un berührt. Wir thcilen die markantesten Stellen daraus mit: Die Kunde von den durch die italienische Relzicruna vorbereiteten Gesetzen iiinizte alle Gcniüthcr mit bitterem Schmerz crsüllen. Das gegen Dich und Deine Autorität geplante Unrecht wurde für sie Gegenstand giösttcn Kummers, Deine Bedrängnis) Ursache schmerz« lichstcr Besürchlunge». Nicht zufrieden damit, dem lieiligeii Stuhl bas Patrimonium Petri cnlrissn zu haben, haben seine Bedränger »ach und »ach die wenigen ihm »och belassene», feierlich gewähr leisteten Rechle geichmälert. Em Jeder glaubte schließlich, gegen den Stellvertreter Christi sich Alles erlauben zu dürsen. Und jetzt habe» die Feinde der Kirche unerhörle Maßregeln ersonnen, welche aus die vollständige Vernichtung der kirchlichen Freiheit abzielcn. Denn der der italienische» Kammer unlängst zur Beraitmng unter breitete Entwurs des neuen Strafgesetzbuches enthält Bestimmungen, die der Freiheit der Kirche und de» Rechte» des Apostolischen Stuhles durchaus widerspreche». Deshalb fühle» wir, die wir durch daß Band der Liebe und durch unser heiliges Amt mit Dir auss Innigste vereinigt sind, uns verpflichtet, über das Dir und uns zugesügtc Unrecht laut Klage zu erheben. Wir sagen: über das Dir zugesügtc Unrecht; denn „durch jene Gesetzentwürfe werden", wie Du, heiliger Vater, klar auseinander gesetzt hast, „unmittelbar der ilalienische Klerus, mittelbar aber die Rechte des Apostolischen Stuhles getroffen. Unter dem Vorwand, Verbrechen zu verhindern, die haupisüchlich von der Macht des Klerus drohen sollen, werden die Priester mit den schwersten Strafen belegt, wenn sie einer Handlung oder eines Rathcs gegen die Gesetze oder die bürgerlichen Einrichtungen oder die Acte der Staatsgewalt, ja sogar gegen den häuslichen Frieden oder gegen irgend ein Familien-Interesse überführt werden." Dazu werden, was sonst dem Geiste der Gesetzgebung vor Allem fremd ist. ohne daß die strafbaren Vergehen klar bestimmt und genau umschrieben werden; „vielmehr wendet man die uiibestimmtesten und dehnbarsten Ausdrücke an» so daß der willkürlichen Auslegung Thür und Thor offen steht." Der Zweck jener Gesetzesvorlage aber kann selbst dem ober flächliche» Beobachter iialienischer Verhältnisse nicht zweiscthast sein. „Zuerst soll die Bertheidigung der Reckne des Apostolischen Stuhles und der Päpste durch die Furcht vor Strafe» unmöglich gemacht" und die Forderung nus Wiederherstellung derselben durch erzwungenes Schweigen unlerdrücki werden. Es ist eine in christliche» Staate» in der Tbat unerhörte Verkehrung des Rechtes, daß man unter der Maske falscher Wissenschaft das Gift des Unglaubens ungestraft ver breiten, die Kirche, ihre Diener und ihre heiligsten Einrichtungen anklage» und verurthcilen darf; daß man unter dem Vorwände der Freiheit nnd Vaterlandsliebe offenes Unrecht und die Verletzung ge heiligter Rechte vertheidigen den Stellvertreter Christi aus Erden lästern und verspotten darf. Dagegen soll eS nicht gestattet sein, gegenüber der angeblich zum Schutze des Staates begangenen Un gercchligkeit und der der Kirche drohenden Knechtschaft die Glaubens sätze der Kirche zu verkünden, die unversehrte Heiligkeit und Unaus löslichkeit der christlichen Ehe z» schützen, die Lügen der Verleumder zurückzuweisen und die unverletzbaren Rechte des Papstes zurück- zusordern. Das Unrecht erfreut sich unbeschränkter Freiheit, die ge rechte Bertheidigung wird mit grausamen Strafen geahndet. Heiliger Vater! Auch über das uns zugesügtc Unrecht müssen wir klagen. Dir wurde ja von Gott das Amt anverlraut, die Heerde Christi zu weiden »nd zu führen; Deiner Obhut hat der Herr die Lämmer wie die Schasc übergeben. Wie werden wir aber Deiner Stimme mit Sicherheit gehorche», wie Deinen Vorschriften ohne Fehl Nachkommen, wenn Dein Wort, kaum gesprochen, durch ungcrechlsertigte Gesetze sofort erstickt wird, wenn Du von allen Seiten verhindert bist, die Lehren Christi in voller Freiheit zu er- klären, und Deiner Heerde in den Tagen dringender Gefahr sogleich mit heilsamen Ralhschlägen zu Hilfe zu kommen? Da« Schreiben trägt die Unterschriften der Erzbischöfe von Köln. Frciburg und Gnesen-Poscn, deS Fürstbischofs von BrcSlau, sowie der Bischöfe von Münster. Paderborn, HildeSbcim, Trier, Osnabrück, Ermland, Limburg. Kuim und Fulda. - Nack einer Meldung der „Kölnischen Volk»zeitung" be schloß dieFul darr B ischofSconserenz auch eine Adress, an Kaiser Wilhelm. * Nach einer Meldung der .Magdeburgischen Zeitung' auS Hamburg traf daselbst am Sonnabend Abend Gene ral Boulanger ein. Er blieb einen Tag lang dort und beabsichtigte alsdaan die Kopenhagen er Ausstellung 'u besuchen. Don dort wird er nach Schweden und Petersburg gehen. * In Neulenabach ist am l. September, wie bereits erwähnt, der Schriftsteller und Publicist Herr Heinrich Neschauer nach kurzer Krankheit im fünfzigsten Lebensjahre gestorben. Er war ein geborener Wiener und hat den größten Theil seiner eifrigen literarischen und journalistischen Thätigkeit den Interessen seiner Vaterstadt gewidmet, in deren öffentlichem Leben er auch längere Zeit hindurch eine be- merkenSwerthe Rolle spielte. Schon als sehr junger Mann widmete er sich bei den ersten freiheitlichen Regungen des eolitischcn LebenS in Oesterreich dein journalistischen Berufe und nahm an der Seite Schusclka'S an den ersten Wahl- bcwegungcn in Wien im Jahre l86l sehr regen Antbeil. Damals veröffentlichte er auch eine Broschüre: „Die Aus gaben Deutsch Oesterreichs", die ziemliches Aufsehen erregte. Äls Rcdactenr des Grazer Blattes „Vvlksstimmc" wurde er in einen politischen Proccß verwickelt nnd verhaftet, aber bei der Schlußverhandlung — es war dies der erste politische Preß- )roceß inOesterreich — sreigesprochcn. In den spätere»Jahren arbeitete er in den Redactionen mehrerer Wiener Blätter nnd ab im Jahre 1872 den ersten Band seiner Geschichte der Vicncr Revolution im Jahre 1818 heraus, über welche er ehr gründliche Studien und Forschungen gemacht hatte. Reschaner war auch einer der Ersten, welche für die Hebung des österreichischen Kleingewerbes cintraten, und zwar in durchaus fortschrittlichem und liberalem Sinne, und hat in dieser Richtung sehr verdienstlich und anerkenncnswcrth ge wirkt. In politischer Beziehung war er in seinen jungen fahren sehr exclusiv kleindeutsch gesinnt und gehörte zu den eifrigsten Parteigängern deS Nationalvereins in Oesterreich; später trat er nach und nach ans den liberalen österreichischen Standpunet über. Längere Zeit gehörte er dem Wiener Gcmeinderath an, wo er eine sehr rührige Tbätigkeit ent wickelte, und wurde 1879 in dem deutsch-böhmischen Wahl bezirk Falkenau-GraSlitz in das Abgeordnetenhaus gewählt. Als Publicist und Politiker hatte Reschauer ein Leben voll Arbeit nnd Thätigkeit hinter sich, war aber stets von einer nervöscir Rastlosigkeit und Ungeduld erfüllt, was nicht wenig dazu bcigetragen haben mag, seine Gesundheit zu erschüttern unv seinen Tod herbeizusührcn. " Wie der „Politischen Correspondenz' auS Sofia ge schrieben wird, hat die mit Nachdruck geführte gerichtliche Untersuchung in der Angelegenheit des kürzlich dortselbst gefangenen Räubers Sawow ergeben, daß Genannter den vergangenen Winter in Gesellschaft von ungefähr dreißig Personen in Nisch zugcbracht hat. Chef dieser Gesellschaft war Kissarew, welcher sich gegenwärtig mit mehreren Mit gliedern der Bande in den Bergen von Bellova ausbält; der selbe war stets Wohl mit Geld verseben, daß er durch Ver mittlung eines Belgrader Agenten bezog, und bezahlte seine Leute monatlich. Zu Beginn VeS Frühjahres nahm Kissarew 16 Mann, worunter Sawow, mit sich und begab sich nach Bulgarien, mit der Absicht, die bulgarischen Grcnzdörfer an- zugrcijen; aiö er aber cinsah, welchen Schwierigkeiten die Ausführung dieses Vorbabens begegnen würde, entschloß er sich, in die Berge um Bellova zu ziehen und dort das Räuber- Handwerk auSzuüben, um sich Geld zu verschaffen. Auf dein Wege zwischen Trn unv Nadomir stieß di« Bande mit einer Gcndarmerie-Abtheilung zusammen und bei dem hierauf ent standenen Kampsc wurden zwei der Räuber verwundet; Sawow selbst war einer davon. Dessen ungeachtet konnte die Schaar die Gebirge von Rillo erreichen, von wo sie sich in den Bcllovaer Bezirk verfügte. DaS Uebrige ist großentherls be kannt. Sawow wurde verhaftet, als er zwei Russen besuchen wollte, die in der Nähe deS Sofioter MilitairlagerS eine Schänke halten. Diese beiden Russen, sowie der russische Kutscher, dessen sich Sawow zur Fahrt »ach dem Militair- lager bediente, wollen von der ganzen Angelegenheit nichts wissen. Die Polizei hat einige andere Persönlichkeiten ver haftet. die unter dem Verdachte stehen, mit Sawow Be ziehungen unterhalten zu haben. — Wie man des Weiteren mittheilt, haben die bulgarischen Behörden in der Nähe von Carlova rin weiteres Mitglied der Televcner Bande ver haftet, von welcher zwöls Thcilnebmcr kürzlich in Tcteven selbst gehängt wurden. Der Gefangene wird in dem letzt genannten Orte abgcurtheilt werden. * Aus Belgrad gebt der „Politischen Correspondenz' von befugter Seite die Mitlheilung zu, daß die Meldungen auswärtiger Blätter Uber eine CabinetSkrise, weiche dadurch entstanden wäre, daß der ConscilS-Präsivcnt Herr Cbristic sich geweigert hätte, eine Weisung König Milan's auSzusühren, derzufvlge die Königin Natalie eventuell mit Gewalt an dem Ucberschreiten der serbischen Grenze hätte gehindert werden sollen, aller und jeder thatsächlichcn Unter lage entbehren. Meder halte der König einen derartigen Auftrag crtheilt, noch war jemals von der Ankunst der Königin in Serbien ernstlich die Rede. — Es wird des Weiteren bemerkt, daß die etwaige Absicht der Königin, persönlich vor dem geistlichen Ehegcrichtc ihre Sache zu ver treten, schon an den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen scheitern müßte, wonach der Herrscher lund die Mitglieder deS Königshauses vor einem Gerichte nur durch Bcrtreter erscheinen können. Selbst für den Fall also, daß die Königin zur Zeit der Gerichtsverhandlungen sich in Belgrad anshiclte, könnte sic nicht persönlich zu derselben erscheinen. — Schließlich wird gemeldet, daß daS geistliche Consistorium daS Ver fahren in der Ehescheidung« Angelegenheit deS Königs auf Wunsch desselben sür drei Monate vertagt hat. * Der Sultan von Marokko befindet sich gegenwärtg auf einem Rachezngc gegen den Stamm der Esgnir-Sagoman, der vor einiger Zeit eine Gcsanvtschast des Sultans unter Führung des Prinzen Soro, eine» Neffen des Kaisers, er mordet hatte. Wie bei diesen Kriegszügen üblich, kennzeichnet auch jetzt den Weg des Heeres wieder Raub und Verwüstung, aber tue Lage des Sultans soll, dem .Röveit du Marvc" zufolge, diesmal in der Thal bedenklich sein. Die Verpflegung des Heeres sei fast unmöglich geworden. Die Soldaten raubten »nd mordeten auf eigene Faust, und die Bevölkerung bereite sich vor, sür den Fall des Tode« des SultanS in die Küstenstädte einzubrcchcn und die dort ansässigcn Christen zu tödten. Das Blatt räth den fremden Negierungen, zum Schutze ihrer Staatsangehörigen rechtzeitig Vorsorge zu treffen. * Der indo-chinesische „Courier" bringt einen Bericht über einen kürzlich in den Vorstädten von Hanoi gegen See räuber stattqebabten Kamps. In der Nacht deS 1. Juli brachen 600 Seeräuber in den 2 Stunden von Hanoi ent fernten Ort Tban Tri und überrumpelten die daselbst liegende Miliz. Die Seeräuber batten sich als Tonkip-Schutzen ver, kleidet und 300 von ihnen waren mit guten Gewehren be«
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