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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-08
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1888
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Erscheint täglich früh 6V. Uhr. Kedarlion und Lkpkdition JohanneSgasse L. Sprechstunden der Ke-arlion: Vormittags 10—IN Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Für die Rückgabe eia,ci»nd»cr Manlrjcript« »acht fich die Redacti«» nicht »erd>«lich. Annahme der sür die nLchstsolgende Nummer bestimmte» Inserate au Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittag», au sonn- und Festtagen srnh bis '/,v Udr. 2» den Filialen für 3ns.-Ä.nnahme: Ltto Kiemm, UniversilüISstraße 1. Louis Lösche. Kathariuenstr. 23 Part. u»s Königsplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. Abonnement-preiö vierteljährlich 4»/, Mk. incl. Brinqerlvhn 5 Mk., durch die Post bczogen ü Mk. Jede einzelne Numnier 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesürderung 60 Mk. mit Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Giützere Schristen laut uns. Preisverzeichnis,. Tabellarischer u.Zifsernsatz nach höhermTaris. Krclamrn unter dem RedactionS strich die Lgespalt. Zeile üO Ps .vor den ssa miliennachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraenuinsraullo oder durch Post nachnahme. ^2 M. Sonnabend den 8. September 1888. 82. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den S. September, Vormittags nur bis N Uhr geöffnet. LxpedMon des I-stpLlxer ^a^edlattes. Amtlicher Theiü vcbliiintmlilhimg. Hierdurch bringen wir einen Nachtrag zur Armenordnnng sür die Stadt Leipzig nach erfolgter Genehmigung desselben durch daS Königliche Ministerium des Innern zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 1. September 1883. Der Nuth der Stadt Leipzig. In. 5630/1183. Dr. Tröndlin. Wilisch, Ass. Nachtrag zur Armenordnung für die Stadt Leipzig. Die Bestimmung in 8- 16, 2 1. Satz der Almenordnuiig sür die Stadt Leipzig, wonach die Verwaltung des der Armencasse zu gewiesenen StammcapitalS und der der Verfügung des Armen- direcloriuins überwiesenen Slistungscapitalien dem Armendirecto- rium zusteht, kommt nach Uebernahme dieser Function durch die städtische Finanz- und Stistungsverwallung in Wegsall und ist des halb der erste Satz unter 3 in tz. 18 oit. zu streichen. Leipzig, den 31. Juli 1888. Ter Natt, der Stadt Leipzig. Tie Stadtverordneten. I)r. Georgi. vr. Schill. (v. 8.) (v. 8.) Hentschel. Vorstehender Nachtrag zur Armenordnnng sür die Stadt Leipzig wird andurch bestätigt und hierüber gegenwärtiges Decket auSgeserligt. Dresden, am 14. August 1888. Ministerium des Inner«. Für den Minister: (V. 8.) v. Lharpenlier. Körner. Ausschreibung von Schoru-einfegerarbeiien. Das Kehren der Schornsteine in den der Ttadt- flenieinde Leipzig und den unter unserer Verwaltung siebende» Stiftungen gehörigen Gebäuden, sowie in deni städtischen Schulen, welche innerhalb der Stadtflur liegen > uno i» vier Kehrbezirke eingeiheilt worden sind, soll vom I. Octobcr lausende» IahreS an bezirksweise an geeignete Unternehmer (BezirkSschornsteinseger) verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeitsvergebung, sowie daS! Verzeichnis der zu den vier Kehrbezirken gehörigen Gebäude unter Angabe der Länge und Art der in denselben befind liche» Schornsteine liegen in unserem Bauamte (RathhauS, II. Geschoß, Zimmer 5) zur Einsichtnahme auS und können daselbst gegen Entrichtung von 50 sür daS Exemplar ent«! »ommen werden. Angebote sind a» derselben Stelle mit der Aufschrift ..Uebernabme von Schornsteinsegerarbeilen" versiegelt bis ^onnnbend, den 22. lnufendcn MonatS, Nach mittags o Uhr, eiiiznrcichen. Wir behalte» uns das Recht der Auswahl, sowie die j Ablehnung sämmtlicber Angebote vor. Diejenigen Anbieter, welche aus Grund unserer Bekannt machung vom 4. Juni lausenden Jahre«, daS Kehren der Schornsteine in städtischen Gebäuden betr., Angebote hicrher- gcreicht haben, werden davon hiermit wegen der inzwischen beschlossenen bezirksweise»! Vergebung enlbundcn. Leipzig, den 5. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig, lb. 3179. I)r. Tröndlin. Kretschmer. Vckannlmochung. Wegen vorzunehmcnder Reinigung bleiben die Expeditionü- räume der Sladtwasserkunst (Obstmarkt Nr. 3, III.) am Montag, den 10 dieses MonatS für den Verkehr mit dem Publicum geschlossen. Leipzig, den 4. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Vr. Krppdfs. Ausschreibung Für den Neubau dcS Polizei Gebautes hier werden die Steinmetz-Arbeiten bis zum Gurtgesims über Erdgeschoß bicrmit ausgeschrieben. Die Zeichnungen, ArbcitSverzeichinsse und Bedingungen können im Baubureau an der Pleißenstraße eingeschen und bez. die letzteren gegen Erstattung von 1 entnommen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Neubau Polizei-Gebäude. Steinmetz-Arbeiten" bis zum 2 t. September dieses IahreS, Nachmittags 5 Uhr, in unserem Bauamte, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, eia zureichen. Wir behalten uns die Auswahl unter den Bietern bezw. auch die Tbeilung der Arbeiten, sowie die Ablehnung sämmt- licher Angebote vor. Leipzig, den 7. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. In Gemäßheit dcS tz. 1 der Instruction für die Aus führung von Wasserrohrleitungen und Wasseranlajfen in Privatgrundstücken vom 6. Februar 1888 machen wrr hier durch bekannt, daß der Klempner Herr Gustav Kunze, Elisenstraße Nr. 35, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 8. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 4181. vr. Tröndlin. Wolfram. Städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. zig, den 14. Jo Leipzig. lannar 1888. Die Sparcaffen Deputation. Erstatteter Anzeige zufolge hat die geschiedene Ada Nasa AgneS Sckirmer geb. Gebhardt ihr am 23. Juli 1881 ausgestelltcS Dienstbuch verloren. Im Ausfindungssalle bitten wir dasselbe an un- abzulicsera. Leipzig, den 3. September 1888. Tas Polizeiamt der Stadt Leipzii. II. 6153. Breischneider. H, Bekanntmachung. Die Srd-, Maurer- und Bcrsteiiiungsarbeiten. einschließlich Materiallieferungen, sür den Umbau der Vorua-Marlranftiidter Stratze zwischen dcn Stat. 22.052 und 26,65 in den Flure» Knautnaundorf, Rehbach und Kulkwitz sollen im Wege des üsfenilichen Angebot- verdungen werden. Zeichnungen und Baubedingungen liegen in der Expedition der Königl. Straßen- und Wasserbau-JiispecOon hier, Stephaustrabe 22, Vorm, zur Euisichliiahinc aus, woselbst auch Blanke»» und Be dingungen gegen Erstattung der Herstellungskosten abgegeben werden. Die Angebote sind verschlossen und mit entsprechender Aufschrift versehen bis zum 15. d. M., Vorm. 10 Uhr au die nnluoterzeichaete ! Königl. Bauverwalterei einzurcichen. Die Bewerber sind bis zum 29. September an ihre Gebote ge bunden, von denen diejenige», welche bis dahin nicht beantwortet sein werden, als abgelehnt zu betrachten sind. Leipzig, de» 5. September 1888. Königl. Stratzen- und Wasscrbau-Inspectl««. Königl. Bauvcrwalterei. Stener-Zuschtag zur Srckung des Aufwandes der Handelskammer. Die Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihre» Ler- waltungS-Aufwande-, einschließlich des Aufwandes der Börse» von ihren Wahlberechtigten, d. i. von denjenigen Kausleute» und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der AmtZhauptmaanschast Leipzig, welche in Spalte «1 des Einkommensteuer-Katasters (Einkommen aus Handel, Gewerbe ». s. w.) mit mindestens 1900 eiageschützt sind, sür das lausende Jahr einen Struer - Zuschlag »«« »ier Psennig aus jede Marc desjenigen Steuersatzes, welcher nach der in tz. 12 des Einkommensteuergesetzes enthaltenen Scala aas Va ln Spalte >1 de- Einkommensteuer-Katasters eingestellte Einkommen jede» Beitrag-Pflicht 3«. September d. und es wirb dieser 5 Leipzig, den 6. September 1888. Ter Vorsitzende der Handelskammer. Vr. Mach Smuth. vr. Gcnsel, S. «»rrominr« » Beitragspflichtigen einsallen würde, mit dem aus den September p. I. anstehenden Hebetermin erheben »4 lassen, es wirb dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Nichtamtlicher Thcil. Der Katholikentag in Freiburg i. ür. Der diesjährige Katholikentag in Freiburg unterscheidet sich sehr wesentlich von seinen Vorgängern dadurch, daß die Angelegenheiten der deutsche» Katholiken auf demselben zu Gunsten der die Gcsammtheit der Katholiken betreffenden Fragen in den Hintergrund getreten sink. Windlhorst und der Präsident der Versammlung RechlSanwalt Müller stimmten darin überein, daß die Lage deS heiligen Stuhles den eigent lichen Kernpunct der diesjährigen Verbannungen bildete, daß die katholische Welt mit Recht entrüstet sei über die Be- drängung des PapstcS durch eine usurpalorische Regierung und sich deSbalb dcn Protesten der preußischen Bischöfe gegen die Vergewaltigung dcS heiligen Stuhles anscblicßcn müsse. Windlhorst benutzte die Thatsache der Anwesciibcit zahlreicher Schweizer und Elsaß-Lothringer bei der Versammlung, um die Versammlung der Katholiken anderer Länder zu gleichen Zwecken anzurcgcn, so daß daraus die Absicht erkennbar ist, die inlernationale Bedeutung der Katbolikenver- sammlungen mehr und mehr zum allgemeinen Bewußtsein zu bringen. In diesem Sinne hatte Windlhorst allerdings Recht, wenn er die diesjährige Versammlung der Katholiken als die bedeutsamste bczeichncte, welche jemals in Deutsch land abgchalten worden sei. Damit stand aber daS Wort deS Schweizer Gerichtspräsidenten Wirz, daß der religiöse Friede die sicherste Grundlage sür die Erhaltung der nationalen Wohlfahrt und Selbstständigkeit bilde, in unlösbarem Widerspruch. Windlhorst wollte im Gegensatz damit die gesammte katholische Welt zum Kampfe sür die Rechte dcS päpstlichen StubleS ausrusen. sie soll sich sür die Nothwendigkeit der Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes und für die Ausrcchlerhaltung der Rechte der katholischen Kirche in der ganzen Welt auSsprccbcn und da durch einen mächtigen moralischen Einfluß zu Gunsten deö Papstthums ausüben. Der internationalen Bedeutung der Freiburger Versammlung entsprechend, sind cS denn auch in erster Linie die Rechte dcS päpstlichen Stuhle«, welchen die Versammlung ihre Aufmerksamkeit und ihren Eifer ge widmet hat. Zwar bat bisher jede Katholikenvcrsammlung in Deutsch, land die Wiederherstellung der weltlichen Macht deS PapsteS an die Spitze ihrer Beschlüsse gesetzt, aber in diesem Jahre gewinnt der bezügliche Beschluß eine andere Bedeutung und eine weit größere Tragweite, weil er alS der Ausfluß der Ucberzeugung der Katbolikcn deS Erdballs bezeichnet wird und weil der Katholikentag in llebcreinstimmuiig mit den preußischen Bischöfe» gegen die gesetzgebende Thätigkeit der italienischen Negierung Einspruch erhoben hat, welche durch die grundlegenden Bestimmungen deS Entwurfs zu einem neuen Strafgesetzbuch die Rechte deS italienischen KlcruS, mittelbar aber die Rechte deS apostolischen Stuhles angreise. Aus diesem Wege müssen die Katholikcnvcrsammlungen zu einer gemeinsamen Gefahr sür alle Staaten werden, in welchen Katholiken leben. Diese Versammlungen, welche nach dem von Windlhorst ausgesprochenen Wunsche i» alle» Ländern abgehalten werten sollen, maßen sich dadurch die Befugnisse einer höchsten internationalen Instanz an, welche die Grenzen der Gesetzgebung aller Staaten nach Maßgabe der angeblichen Rechte de« päpstlichen StuhlcS und der katholischen Kirche festsetzt. ES ist selbstverständlich, daß sich die italienische Re gierung und Volksvertretung um die Beschlüsse der preußischen Bischöfe und deS Freiburger KatbolikenIageS wenig kümmern, sondern dem neue» italienischen Strafgesetzbuch diejenige Ge stalt geben werben, die sie im Interesse der Wohlfahrt de» italienischen StdateS sür ersprießlich erachten werden, aber e< läßt sich nicht verkennen, daß den Beschlüssen des preußischen l Episkopats und der Katholikentage doch eine gewisse mora lische Bedeutung inne wobnt. Von diesem GesickkSpuncte auS läßt sich die Frage auswersen, ob derartige Versamm- lungn ferner gestattet werden können, weil sie durch die Aus dehnung ans Gebiete, welche ihrer Einwirkung nothwendig entzogen bleiben müssen, einen völlig revolutionairen Charakter tragen. Die römische Curie erhebt den Anspruch, die Grenzen der geistlichen Strasgewalt selbst zu bestimmen und ist in dem Wahn besangen, daß sich eine geordnete staatliche Strafrechts pflege damit vereinbaren lasse. Die kirchlichen Strafmittel greisen aber in die bürgerliche RechtSspbäre hinüber, wie z. B. die Verbängung des BanncS. Die Rechte, welche die katholische Kirche als SchnlaussichlSbehvrde beansprucht, sieben damit in Wechselwirkung, sie will daS ganze bürgerliche Lebe» kirchlich beeinflussen und bedient sich dazu der Beichte, der Bestimmungen über die Eheschließung und das kirchliche Be gräbnis). um eine besondere Strasgewalt über die Bekenner des katholischen GlanbenS auSznübc». Kaum je zuvor ist der Zweck aller dieser kirchlichen Strafmittel klarer zu Tage ge treten. als durch dcn Einspruch deS preußischen Episkopates und deS Freiburger Katholikentages gegen die Grundzüge deS italienischen StrasgesetzeiilwurseS. WaS kümmert deutsche Katholiken dieser Entwurf? WaS kümmert sie die welt liche Macht deS PapsteS? Bisher ist man in Dculschland gewohnt gewesen, die Beschlüsse der Katholikentage über die Wiederherstellung der weltlichen Macht dcS PapsteS alS eine bedeutungslose Seltsamkeit zu betrachten, als etwas, worüber man einfach die Achsel» zuckt und sich Weiterer Bemerkungen enthält, weil sie ebenso zwecklos sein würden, wie der Be schluß selbst. Heute, wo der Katholikentag sich auch »in innere italienische Staatsangelegenheiten kümmert, erscheint cS angebracht, derartige Anniaßungen als solche znrück- zuwcise». Wenn Herr Windtborsi glaubt, nach Wiederherstellung deS religiösen Friedens zwischen den beiden christlichen GlaubeiiS- gcnosiensck'astcn in Deutschland den Kampf um die Schule aus die kirchcnpolitische Tagesordnung setzen zu sollen, so bleibt ihm daS unbenommen, er wird ja sehen, wie weit er damit im preußischen Landtage kommt, aber Deutschland zum Herd von kirchenpolitisckcn Strcitigkeilen zu machen, welche nur in Italien zum AnStrag gebracht werden können, daS gebt über die Befugnisse, welche einem preußischen und deutsche» Staatsbürger eingeräumt werden können, hinaus. Die italienische Regierung ist soeben bemüht, die Schäden, an welche» die Bewohner der Romagna in Folge der langen päpstlichen Mißregierung vergangener Zeiten leiden, zu heilen und durch ein den Bedürfnissen der italienischen Gesammt- bevölkerung genügendes Strafgesetzbuch bessere und gesundere Zustände anznbalmen, als bisher bestanden haben. In diesem wohl berechtigten und der Unterstützung bedürftigen Streben kann daS deulsche Volk der italienischen Regierung nur leine besten Wünsche zu erkennen geben, aber nicht sich aus die Seite derer zu stellen, welche unhaltbare Zustände verewigen wollen, weil sie mit bestimmten Interessen einer seit Jahr hunderten bestehenden Einrichtung Zusammenfalle». Die deulsche EentrnmSpartei hat sich in ihrer Gcsammtheit mit wenigen Ausnahmen dazegen verwahrt, daß der Papst seine kirchliche Machtvollkommenheit auch ans rein politische Angelegenheiten ausdehne, wie daS auS dem Briefwechsel zwischen Leo XIII. und den« Freiherrn von und zu Franckenstein erhellt, jetzt nebmen die EentrnmSsührcr keinen Anstand, sich sogar in innerstaatliche Angelegenheiten Italiens einzumische», weil möglicherweise dadurch allgemeine Interessen der katho lischen Kirche milberührt werden können. Schon auS dieser Thalsache ist ersichtlich, wie schwankend die Grenzen zwischen dem kirchlichen »nv staallichcn Gebiet sind, und daß eS schließlich nur Sache der Interpretation ist. diese Grenzen nach Belieben aiiSziidchnen. Der Papst batte sicher aut-n Grund, die Frage der Zustimmung zu», Septennat in Wechselbeziehung zu den Zugeständnissen zu setzen, welche er von der preußischen Regierung i» kirchenpolitischer Hinsicht erlangen könnte, aber die Eeiitrnm? Partei hat ebenso sicher keinen Berus, sich in innerstaatliche Angelegenheiten Italiens einzumische». Glücklicherweise haben die Herren Windtborst und Genossen keinen Einfluß ans die schließlich!! Nedaction deS italienischen Strafgesetzbuches, ebenso wenig wie aus die W ederberstellnng der weltlichen Macht deS PapsteS Wogegen n aber Einspruch erheben, ist das Strebe», den kirchlichen Fric ! in Deutschland durch Beschlüsse zu stören, wie sic der F inrger Katholikentag gefaßt hat. * Lei; 8. September. * Zu dem letzthin der Presse mehrfach erörterten Tbema angeblich geplanter A dcrungen in der Organisation der Reichs ämtcr t sich nun auch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" i. .olgender Erklärung vernehmen: „Die stille Jahreszeit bat ' verschiedenen Organen Nord- und SüvdeutschlandS Gcrück : gezeitigt, wonach Aendernngen in der Organisation der ReichSämter und inSbcsonder die LoS- lösung einzelner derselben vo» der Person dcS Reichskanzlers geplant sein sollten. Alle diese Gerüchte und die sich daran knüpfenden Erörterungen sind nichts als die Gebilde einer müßigen Phantasie, von denen in amlliche» Kreise» niemals die Rede gewesen ist. noch auch die Rede sein kann. Die politischen Systeme und die bekannte», der rcichStüglichen Linken angehörigcii Personen, in deren Interesse dergleichen tendenziöse Nachrichten verbreitet werde», habe» schon bei frühere» Gelegenheiten in einer weniger verdeckten Gestalt einzelne vcranlwortliche Reichs-Ministerien erstrebt, und den Biindcöralh und Reichstag, namentlich bei Berathung des StellvertretnnaSgesetzeS, mit ihren bezüglichen Wünschen be schäftigt. Dieselbe» Bedenken, welche damals nicht bloü von Seiten der verbündeten Negierungen, von diese» aber in erster Linie, dagegen geltend gemacht worden sind, bestehen noch heute in voller Kraft." * Im RcichSamt des Innern soll man sich ander weitiger Meldung zufolge gegenwärtig mit der Feststellung Von administrativen Abwehr- und EindämmnngSinaßrcgcln arge» die immer mehr um sich greifende Zigcunerplacze bc schästigen. * Die diesjährigen Hochwasserschäden in dcn Ueberschwemmungsgebieten deS BoberS, Zackens und Qneiße« haben zu einer eingehenden Untersuchung der Ursachen der Ealamität und der Mittel zur Abhilfe Ver anlagung gegeben. Die gegenwärtigen Hochwassererscheinungen sind insofern eigenthllmlich, alS seil 84 Jahren ähnliche Hoch wasser, wie in der neuesten Zeit öfter, nicht vorgekommen waren, und daS Qnellgebiet deS Zackens und QueißeS, na mentlich in Bezug aus Bewaldung, neuerding» keinerlei Aen- derung erfahren hat. Diese Untersuchungen umfassen selbst verständlich auch die Frage der Thalsperrr, SammelrcservoirS und ähnlicher Mittel, die von solchen nach den Verhältnissen deS UebcrschweminungSgebieteS zu erwartenden Vortheile, die diesen gegenübcrstehcndcn Kosten und Schwierigkeiten rc. Die diesbezüglichen Arbeiten werden, wie osficiös verlautet, mit voller Kraft gefördert. * Ja der Zeit vom 11. bis 13. d. M. wird in Stettin der deutsche Iuristentag abgebalte», werden. Unstreitig ge hört der deutsche Iuristentag. beschickt von bedeutenden juristischen Autoritäten, praktischen Juristen und Rechts lehrern auS allen Tbeilcn Deutschlands, zu jenen Versamm lungen, welche wissenschastlichcö Streben mit praktischen Tendenzen zu vereinige» gewußt und indirekt durch ihre Be- chlüsse ans die Einigung im EntwickelungSgangc des öffent lichen Lebend in Deutschland eingewirlt haben. Auch seitdem ein deutsches Parlament geschaffen, welches daS NechtSgebiel vollständig beherrscht und bedeutende theoretische und praklische Juristen in seiner Mitte zählt, ist die Bedeutung deS deutschen InristentageS, seine Aufgabe, die Rechts wissenschaft zu fördern und aus daS öffentliche Leben praktisch einzuwirke», noch immer eine hervorragende. Der Iuristentag beschäftigt sich nicht allein mit Materien, die bereits abgeschlossen i» Gesetzen vor- liegen, sondern er läßt sich auch angelegen sein, neue gesetz geberische Acte, welche vom fortschreitenden Bedürsniß ver langt werden, durch praktische Mitwirkung und theoretische Beleuchtung vorzubereiten und nach Möglichkeit zu fordern. Dies zeigt unS die Tagesordnung deck bevorstehenden Juristen- tageS. Unter dcn BeralhungSgegenstänken befinden sich folgende wichtige Fragen: Ist es rathsam, daS Strafgesetzbuch dahin zu crgäiizcn, daß der Verrath an Geschäfts- und Fabrik- geheimnisscn als Vergeben strafbar ist? Eiiipsiehll eS sicb, die Prüfung der Wahlen sür gesetzgebende Körperschaften als eine richterliche Thätigkeit aiiznerkeiiiien und deshalb der Rechtsprech ung eines unabhängigen WahlpriisinigSgerlchtShoscs zu unter stelle»? Welche Bestimmungen empfehlen sich zur Ausnahme in das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch bezüglich der Gewährleistung sür Vichmängel? An welche rechtliche Voraussetzungen kann die freie CorporationSbildung gekuüpsl werden? Soll an Stelle der väterlichen Gewalt eine, der Mutter subsidär zu- lehcnde elterliche Gewalt im Gesetzbuch« ausgenommen werden? Empfiehlt eS sich — und eventuell unter welchen Voraus setzungen — eine Bestimmung darüber, daß eine Person wegen Trunksucht entmündigt werden kann, in daS bürgerliche Gesetzbuch auszunehmen? Soll der Grundsatz: „Kauf bricht Mielhe", oder der entgegengesetzte Grundsatz deö deutschen und preußischen Rechts im bürgerlichen Gesetzbuche aus genommen werden? und mit welchen Modalitäten in dem einen oder anderen Falle? * Der württembcrgische „Staatsanzeiger" schreibt in einer biographischen Skizze über de» im Bad Weiffenburg in der Schweiz gestorbenen k. Generaladjutanten Frhrn. W. von Spitzcmbcrg: Schon seit früher Jugend erfreute sich der Verstorbene, dessen Vater cbensallS Goncraladjutant dcS hochseligcn Königs Wilhelm war, der Freundschaft und deö intimen persönlichen Umganges mit Sr. Majestät dem König Karl, dem damaligen Kroiiprinzen, der ihm im Alter um nicht ganz zwei Jahre voraus war. Wie diese herzliche Freundschaft sortgcdancrt bat, wie der Verstorbene Jahrzehnte lang der tägliche Begleiter Er. Majestät dcö Königs war, das ist jedem Württembcrgcr bekannt. Im Jahre 1886 „öthigte den Verstorbenen andauernde Kränklich keit, Sc. Majestät um Enthebung Vvn seinen Functionen zu bitte». So. Majestät gewährte die Bitte unterm l!>. April mit der Bestimmung, daß der General der Infanterie, Frhr. von Spitzcmberg, m dem Verhältnis) als Gcneraladjutcmt belassen und fortan 5 In knita der Armee gcsübrt werde. Herr von Spitzcmberg hat seitdem in stiller Zurückgezogenheit gelebt, ohne seine Gesundheit wieder zu gewinnen. Schon >m vorigen Jahre nahm die Krankheit einen ernsten Charakter an. Se. Majestät der König besuchte dcn Kranken, der ans Zimmer gefesselt war, Ansang December vorigen Jahres, unmittelbar vvr seiner Abreise nach dem Süden. Im Sommer dieses IahreS nahm daS Lungenlciden eine selche Verschlim merung an, daß man schon seit Wecken und Monaten die Hoffnung aus Wicdcrgcnesung ausgeben mußte. In dcn letzten Tagen begegnete dem durch die qualvolle Krankheit Vielgeprüften noch daö Mißgeschick, bei einem Gang durchs Zimmer ciuSzugleiten und den Fuß zu brcche». Der Wunsch, in die Heimath zurückznkehren» kennte dem Verstorbenen nicht mehr erfüllt werden, seine sterblichen Ucbcrreste aber werden dieser Tage nach Stuttgart verbracht und in dem Familicnbegräbniß aus dem Pragsriedbesc bcigeseyt werden. — Männliche Erben bat Herr von Spitzcmberg nickt hinter lasse», wohl aber lebt vv» seinem jüngeren, in Berlin alü königl. württembergischer Gesandter gestorbenen Bruder ein Sobn. * AlS eins der besten Mittel, die Bewohner von Elsaß- Lothringen wieder zu glUen Deutschen zu macken, ist neben der deutschen Schule in ihren verschiedenen Abstufungen immer der Dienst im deutschen Heere angesehen werden. Interessant ist eS zu verfolgen, wie die jungen Leute im Reichslande sich vcrhältnißmäßig rasch an dcn Gedanken ge wöhnt haben, ibrer Militairpslicht Genüge zu leisten. 1872 kennte», obwohl zwei Jahrgänge auügehoben wurden, nur 2800 Mann. 1873 etwa 3500, 1874 4093, 1875 aber schon 46 l 8 Man» in das deutsche Heer cingerciht werden. Von 1876, ab wurde cS möglich, die Rccrntiruiig in derselben Ausdehnung wie in den altdeutschen LandeSthcilen verzniiehmen, abgesehen davon, daß alljährlich eine nicht unbeträchtliche Anzahl Elsaß-Lothringer freiwillig in daS deutsche Heer ein trat. 1876 wurden im Ganzen 536l, 1877 5386, 1878 5l89, 1879 543-, 1880 5868, I88l 5751, 1882—1887 jede« Jahr 5700—5800 Mann auS dem Reichölandc eingestellt. Im Ganzen haben also bis jetzt fast 83 000 Elsaß-Lothringer l—3 Jahre im deeutscben Herre gedient. Davon gehören der Linie und Reserve über 40000, per Landwehr 1. Auf gebots 27 500, der Landwehr 2. Aufgebots >5 000 Mann an. Außerdem haben noch etwa 7000 Ersatzreservisten 10 bis 18 Wecken geübt, sv daß also die Gesammtzahl der Elsaß- Lothringer, welche dem deutschen Heere angehören, sich auf ungefähr 90 000 beläuft. « * » * Man schreibt un« auS Böhmen: Die Lage in Böhmen wird von Woche zu Woche beunruhigender. Eine Fieberhitze nationaler Auslegung ist im ezechischea Volke eia«, gekehrt, wie sie in den letzten Jahrzehnten noch nie in die Er»
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