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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-12
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1888
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U.L «Iw. S S. «Ivr. -i-iiil. l.ios,so to. llvr. u«r». SeiM.80 iS. »-S.P.M l'L lS. ierwScho nie. I«r. L IN 8 LTI0S. Erscheint tSalich früh 6V, Uhr. Kr-action und LrprdUion JohanneSgasse 8. Aprrchkundrn der Ukdartioa: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. Für di« NUck,abe ttnqesandter M-imIcri»te macht sich die Redaction nicht verbindlich. Annahme der für die »ächstfolßende Nummer testtmuttr» Inserate a» Wachentage» bis 8 Uhr Nachmittags, an Sann- und Festtagen früh bis '/,i> Uhr. In den Filialrn für Ins.-Ännahme: Ltta klemm, UniversiiätSstraße 1. Louis Lösche, Katharineustr. 23 Part, una König-Platz 7, nur bis '/,3 Uhr. nMgtr.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Adonnementkprei» vierteljährlich 4»/, Mk. inel. Bringerloha b Mk, durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung KO Mk. Mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Uerlamen unter dem Redaetio »Sstrich die 4gespalt. Zeile 50 Ps„ vor den ssa miliennachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenllmerLuäa oder durch Post nachnahme. 25k. Mittwoch dm 12. September 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vckanntmachung. Mit nächster Woche soll die ASphaltirung der KohlenstraHe und zwar von der Bayerischen Straße aus nach der Sophien- straße fortschreitend, beginne». In Folge desien wird die genannte Straße vvn Äleittwoch, den 12. d. MtS. ab streckenweise, dem Fortgänge der Arbsiten entsprechend, für allen unbcfiiaten Fährverkehr gesperrt. Wir macken hierbei daraus ausmerksam, daß während der Dauer der fraglichen Arbeiten das nach der Körnerstraße führende Thor des BahnbosS für den Verkehr geöffnet ist. Leipzig, a>» 10. September 1888. IX. 7179. Der Skath der Ltadt Leipzig. 1)r. Tröndlin. Hcnnig Vcfilmntmllchnng. Wegen vorzunehmender PsiasterungSarbeiten wird der Bayerische Platz von seiner Kreuzung mit der auS der Ankunftshalle deS Bayerischen Babnhoss führenden Perfonen-Absahrts-Straße ab bis an den Windmühlenweg von DienStaiz, den ll. dieses Monats ab, auf die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fahr- verkehr gesperrt. Die Zufahrt zu dem abgesperrten Theil der Carolinen straße und zum Dösener Weg hat wahrend dieser Zeit von der IohanneS-Allee durck den Windmühlenwcg zu erfolgen. Die nach der Ankunftshalle deS Baverischen BahnbosS fahrenden Droschken dürfen für die Dauer dieser Sperrung daS nach dem Bayerischen Platze zu gelegene Thor zur Ein fahrt benutzen. Leipzig, den IO. September 1888. Der Stath der Ltadt Leipzig. IX. 7185. Or. Tröndlin. Hennig. Vtkanlltnillchlliig. Nachdem die neuen Wegs in, Conirewitzer Holz* dem Publicum zur Benutzung übergebe» worden sind, macken wir zur Vermeidung früher wiederholt vorgekommener Unzu träglichkelten hierburck ösfeiillick bekannt, daß daS Neiten auf den Fußwegen im Connewitzer verboten ist Jede etwa früher an Einzelne ertheilte Erlaubniß zum Reiten aus de» Fußwegen daselbst oder außerhalb der Wege im Holze wird hiermit ausdrücklich zurückgezogen. Leipzig, den 7. September 1888. Der ?kath der Ttadt Leipzig. Id. 3448. Or. Tröndlin. Hennig. Ausschrcibnng. Für den Neubau des Polizei Gebauers hier werden die Ltcinrnetz-Arbciten bis zum GurtgeslNiS über Erdgeschoß liiermil anSgesckriebcn. Die Zeicki uuge», Arbe.tsverzeichiiistc und Bedingungen könne» im Baubureau a» der Pleißenslraße eingeschei, und bez die letztere» gegen Erstattung von 1 entiiominen werden. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: «Neubau Polizei-Gebäude, Steinmetz-Arbeiten* bis zum 24. September dieses Jahres, Nackmittags 5 Uhr, in unserem Bauamte, Nathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, ein- zureicken. Wir behalten uns die Auswahl unter den Bietern bezw auch die Theilung der Arbeite», sowie die Ablehnung sämmt licher Angebote vor. Leipzig, de» 7. September l388. Der Nath der Ttadt Leipzig. Ur. Tröndlin. Nichtamtlicher Theil. Die Manöver der Großmächte. Eine so große militairiscke Regsamkeit, wie sie gegenwärtig bei allen Großmächte» mit Ausnahme Englands zu Tage tritt, ist bisher »och nicht erreicht worden. In diesem Iabre wirken verschiedene Gründe zusammen, um daS militairiscke Gesammtbild zur Zeit der Manöver nock gläiizender und bewegter zu gestalten, als sonst. Im deutsche» Reich führt ein fugendkräftiger Kaiser von hervorragende» soldatischen Eigenschaften und Fähigkeiten die Zügel der Regierung und ist sich der Wichtigkeit seiner Ausgabe bewußt, die militairische Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit deS deutschen HeereS au die denkbar höchste Stufe zu bringen. Deshalb beschränkt er sich nicht darauf, die Truppen eines bestimmten Armee korps zu inspiciren, sondern er erscheint auch unerwartet in irgend einem entfernten Bezirk, wie neulich in de», deS fünfte» CorpS. »»d jetzt ist er wieder auf dem Wege nach der Küste begriffen, um den Seemanövern beizu- wohnen. Eine solche Aiigegenwart deS Höckstcommandireiiden bei allen wichtigen Uebungen von Landhrer und Marine muß »othwendig zu den höchsten Leistungen anspornen, zumal wenn der Kaiser selbst daS Commaiibo übernimmt, die GcfechtSidee angiebl und bei der Kritik der Hebungen die eingehendste Sackkenntniß deS Verlaufs derselben zeigt. Auch mit AuSlheilung von Belohnungen für tüchtige Lei stungen kargt der junge Kaiser nicht; die Dekoration mildem Großkrcuz de» Rothen AdlerorvenS, weiche dem comman- direnven General de- 5. ArmeccorpS »ach dem Manöver bei Dombrowka zu Theil geworden ist, hat anregend auf die ganze Armee gewirkt, und gleicherweise hat die Ernennung de» Garde-Husaren« und Ve» I Garde-Felvartillerie-Regiment» zu Leibregimentern de» militairischen Ehrgeiz mächtig an- geseurrt. Auch der vertraute Verkehr deS Kaisers mit de» Osficieren der an den Uebungen betlieiligten Regimenter, die Tbeilnahme an ihren kameradschaftlichen Mahlen in den OsficierS-Eastno« wirkt ungemein fördernd und belebend au den Geist in dies» militairischen verbänden und drückt den» selben da« Gepräge der Vornehmheit auf, ohne den Geist der Ueherhedung hervorzurusen; im Gegen theil hat diese« lamerad Gastliche Zusammensein de» Kaiser» mit seinen Osficieren etwa» Demokratische«, der Kaiser, welcher die Anstrengungen de» militairischen Dienste- kheilt, will auch an der Erholung Antheil haben. Die Osficierc fühlen sich dadurch zugleich geehrt und dem Kaiser persönlich näher gerückt, der Kaiser will unter ihnen nur der primus intsr pare» sein. Em zweite» Moment, welche» den diesjährigen Manöver« eine besondere Wirkung sicher!, ist die Ansvehnung. welche die italienischen Truppenübungen Heuer gehabt haben. Italien ist mehr und mehr zu der Ueberzeugung von der Wichtigkeit der böchsten Anspannung seiner militairischen Kraft gelangt, die Nähe der Gefahr eines feindliche» Zusammenstöße» mit Frankreich bat darauf uiizweisclbast günstig eingewirkt, und die Erfahrungen, welche die italienischen Truppen in Afrika gemacht babe». sind zu», Sporn geworden, da» Geschehene durch doppelte Anstrengungen auszuglcichen. Nicht al» ob daS Unglück vo» Togali die Schwäche der italienischen Truppen ergeb» hätte, denn cs war ja nur eine Folge der feindlichen Ueberniacht, aber jedenfalls hat es bewiese», daß bas militai» rische Knudschaslerwese» der List orientalischer Völker gegen über noch weiter ausgebilbet werden muß. König Humbert ist eifrig bcinüht, nach dieser Richtung hi» sein Beste» zu lliuii, und wie die Begeisterung der Bevölkerung bei de» Manövern in der Roniagna erkennen ließ, war der Herzog von Aosta als Höchslcoiiiiiiandireiider seiner Ausgabe durchaus gewachsen. Der Kaiser von Rußland hat der Kriegsbereitschaft seiner Armee stets die größte Sorgfalt gewidmet, die Zeit der Manöver sah ihn stets i» entfernt,» GouvernemeniS seine» weiten Reiches, und in diesem Jahre hat die militairische Reg samkeit »och eine Steigerung durch den Besuch Kaiser Wilhelm'» im Lager von KraSnoje-Selo erfahre». Kaiser Alexander gedenkt, auch dem Kaukasus einen Besuch abzüstatten und wird bei dieser Gelegenheit auch mit dem Schah von Persien Zusammentreffen. Die Beklemmungen, welche die englische RegicrungSpreste Angesichts der russische» Manöver an den Tag legt, hat etwa- Komische-, man kann der englischen Negierung nur empfehlen, etwas für die Erhöhung der mili- tairischen LeisiuugSf'ähigkeit der englischen Armee zu thun, wen» ihr die russische Armee so furchtbar erscheint; der Drei bund wird sicherlich die Kastanien nicht au« dem Feuer holen» wenn Rußland sein EroberungSgebict in Asien weiter au»« dehnt. llebrigenS liegen auch aus »ichteiiglischem Gebiete für die russische Colo»isat>oii noch so weite Strecken offen, Van England vollauf Zeit bat. sich aus den bevorstehenden Kam^ mit Rußland vorzubereiten, aber freilich darf e» dann die Hände nicht mebr in den Sckorß legen und sich nicht mit so unzureichende» Maßregeln begnügen, wie sie in diesem Iabre durch festere Organisation der Freiwilligen - CorpS getroffen worden sind. Der Prinz von Wales wolnit gegenwärtig den österreichischen Manövern bei Belovar bei, er wird dort Gelegenheit baben zu erkennen, wie weit die englische Armee hinter der österreichischen zurück ist. Mit solchen Sommer- trnppen kann man freilich nickt große Kriege führen. ES erübrigt noch der sranzösiscke» Manöver mit einige» Worte» zu gedenken. Die See» anövcr bei Toulon »nd HyörcS find vorüber, und die Minister Floquet und Krantz haben daS Ihrige gethan, um de» Eifolg derselbe» der Well nach ihrer Art zu verkünden, die Truppennianöver stehen »och bevor und werden unter General Guigno» im Beisein der deutsche» Militairbevollmäckligtcn v, Hucne und v. Falkenhayn slatlsiiiden. Frevciiiet reist inzwischen herum, um die Be- sestiguiigen von Belsorl zu besichtige» und die Verstärkung der Eavallcrie i» de» Grcnzbezirken zu erwägen. Die französischen Manöver werden in diesem Jahre mit besonderer Heimlichkeit abgeballcn, eS sind keine E»itabunge>, an srenidc MililairS ergangen und eS ist zu verwundern, daß die deutschen Mililair- atkachöS zugclasten wurde». Nur der spanische General Blanco ist mit einer Einladung beehrt worben. Glücklicherweise läßt sich scststellen, daß die Gcsammtlage. während deren sich alle diese nlililairischen Uebungen voll ziehen, eine ungewöhnlich friedliche ist, und zwar ist diese Lage offenbar nur durch die höchste KriegSbereitschasl der deulschcn Truppe» und durch die Leitung der auswärtigen Politik, weiche für de» Kriegsfall die Truppen dreier Groß mächte zur gemeinsamen Abwehr eines Angriffs bereit gestellt bat, erreicht worden. ES ist nicht abzuschen, das; hierin in Zukunft eine Aenderunq eintreten wird, daS Wort Ab rüstung hat seine Wirkung nahezu verlöre», man weiß, daß davon nur in der Theorie, aber nicht in der Praxis die Rebe sein kann. Sv lange eS noch eine orientalische und eine elsaß-Iotbringische Frage giebt, so lange Frankreich sich noch mit Nachegedanke» trägt und den Frankfurter Frieden nur als ei» Blatt Papier betrachtet, da- bei Gelegenheit zerrissen werden kann, ist an Abrüstung nicht zu denke», im Gegentheil wird die militairische LeistungSsähigkeil der Großmächte noch einer fortgesetzten Steigerung unterliege», bis endlich der Geist deS Friedens in Europa so stark geworden sein wird, daß sich eine Reaktion gegen die kriegerische» Vorbereitungen gebieterisch geltend machen wird. Voiläufig wollen wir zu frieden sein, daß wir weiiigsleii» so weit sind, daß von Krieg» gesahr nickt mehr gesprochen wird, so daß die Manöver ledig lich Len Charakter mililairischer Uebungen ohne ernstere» Hintergrund tragen. Wie sehr die KriegSlust Frankreichs gegenwärtig gedämpft ist, hat der Verlauf der srnzizösisch- Ualicnische» Streitfrage gezeigt; die Floltenkundgebung war da» Einzige, was als Trobung gelte» konnte, die französische Negierung hat sick aber beeilt, dieser Auffassung selbst e»t- gegenzutrete». Bon probeweiser Mobilmachung einzelner französischer ArineecorpS ist eS still geworden. * Leipzig, 12. September. * E» war für jeden halb Unheil-fähigen selbstver. stündlich, daß der Oberpräside» l der Provinz Han nover nicht an der Spitze deS dortige» national liberalen WahlcomitvS bleiben oder die Programmier« der staltstiibtttden Parkeiversammlung halten werde, und die Anerkennung, welche Herrn v. Bennigsen dafür m ventschsreisinnigen Blätter» gezollt wird, ist säst ebenso beleidigend al» daS wegwerfende Urtheil, womit die Herren Eugen Richter, Alexander Meyer und p p. Barth den neuen Oberpräsidenlen als tobten Mann behandelten und den NationalliberaliSmuS zu ihm in die Grube werfen möchten Die Vorbereitungen z» den preußische» Landtagswahlen wobei sich allseitig da» Bestreben zeigt, ei» verständige» srcnnd- lickes verhältniß zwischen den Parteien derNeichStagSmehr» heit festzuhalten und, wo e» möglich ist. herbeizusühren, sind ein Bewri« dafür, daß dl« Doppelthatsache der Ernennung Bennigsen'« und seiner Annahme de« ihm vom Kaiser und König bestimmten hohen Amte» in den regierungsfreundlichen kreisen richtig verstanden wird. WaS die verbissenen Gegner davon denken oder darüber sagen — bei Manchem deckt sich da» keineswegs —, kann man füglich ans sich beruhen lasten, und die Nörgler von recht» und links mögen ihren Aerger compensiren. Wa» Herrn v. Bennigsen'- Stellung zur natio- nallibcralen Partei betrifft, so wird nach der selbstverständ lichen Wiederwahl desselben beim Zusammentritt des Reichs tag« Freund und Gegner volle Gelegenheit habe», sich zu überzeugen, daß — woran Niemand überhaupt zweifeln durste — der neue Oberpräsident von Hannover seine amt liche Stellung mit seiner parlamcntariichen in vollem Ein klang zu halten wissen wird, und bi» dahin scheinen unS Tistcleien über Ta». WaS Herr v. Bennigsen thun oder nickt thn» wird, ebenso überflüssig, als wenn man sich jetzt aus einmal an eine neue Organisation der NeichSregierung machen wollte. Aber soviel ist wahr — und auf die Empfindung dieser Wahrheit möchten wir eine» Theil der neuerlichen Anregungen zurücksühren —. daß mit dem AmtSeintritt Bennigsen'» und bei dem jetzigen durch die Erfahrung gezeitigte» Ver- trauenSverhältniß der Negierungen zur Centralgewalt und unter einander Maßregeln, welche sich später als »othwendig und durch da» Wohl der Gesammtbcit bedingt erweisen sollte», ^etzt viel weniger Schwierigkeiten begegnen würden als srüber. Aber cs ist auch ein Ausfluß derselben richtige» Politik, welche diese erfreuliche llebereiuslimmuug der Denkart stetig gefördert bat, daß inan nicht unnöthigerweise und vor der Zeit Aenberungen trifft, und insofern haben diejenigen Stimmen ganz recht, welche das bevorstehende Eintreten in solche organische Umgestaltungen abiveisen. Sie werden trotzdem, wenn Zeit und Stunde gekommen ist. nicht auSbleibc» und sich, WaS die nothmendige Voraussetzung ihre» dauernden Ge lingens ist. auf dem bewährte» BundeSstaatSreckt bewegen und der überzeugten Zustimmung der deulschcn Regierungen und Stämme gewiß fem. Auch dafür in seiner Persönlichkeit und seinem Wirke» die feste Grundlage geschaffen zu haben, gehört zu den unsterbliche» Verdiensten, welche die Nation ihrem ersten großen Kaiser Wilhelm ewig zu danken haben wird. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" kehrt sich in sehr entschiedener Weise gegen das Gebahren der russischen Presse. DaS osficiöse Blatt schreibt: Die russische Presse in ihren verschiedenen Schattirungen, wie die „MoskowSlija Wedomosli", die „Nowosti", der „Dniewnik Warschowsli" und die „Nowoje Wcemja", haben bis in die neueste Hett die deutsche Politik wegen ihrer uugalanten und grliäi'sigen iboltnog gegen die KSnigin Natalie von Serbien angegriffen. ES ist Zeit, dieser kilnftliche, Erregung unfreundlicher Stimmung aegen Deutschland entgegenzuiretei». Zunächst ist eS klar, daß ein« kiäsiige Potilik nicht bloS von Sentimentalitäten unabhängig sein muß; selbst der christliche Grundsatz, welcher gebietet, seine Feinde zu lieben, und wenn man aus der einen Wange eine» Backenstreich erhalte» bat, auch die andere hinzureichen, ist bei der Leitung poli- tischcr Angelegenheiten nicht durchführbar. Die Königin vo» Serbien hat. so tauge sie in Belgrad gewesen ist, sich siels in öffcnt- lichstcr Weise als Feindin Deutschlands gezeigt und ausgesprochen. Sie Hai aus ihrer feindselige» Gesinnung gegen da« deuische Reich i» einer mit ihrer Stellung und den internationalen Rücksichten ganz unverträglichen Weise kein Hehl gemacht. So hat die deutsche Presse denn auch aus den jüngsten Vorfälle» in Wiesbaden Anlaß genommen, eine Thalsache in Erinnerung zu rusen, wonach sich >m Jahre 1886 die Königin Natalie gegen den französischen Marquis de FlerS mit den Ausdrücken besonderer Freude über die schamlosen Beleidigungen ausgesprochen hat, welche in dem berüchtigten Pamphlet „8oeitkS cke Lerlio" gegen die Allerhöchsten und Höchsten Personen enthalten waren. Es darf ferner daran erinnert werde», daß dieses offene feindselige Verhallen der Königin deutscherieiis in Belgrad amtlich zur Sprache gekommen ist, ohne daß die gethanen Schritte von Ersolg begleitet waren. Umgekehrt hat der König von Serbien, so weit sein Einfluß reichte, die befreundeten Beziehungen zwischen Deutschland und Serbien vollkommen berücksichtigt und gewürdigt und eS tief beklagt, daß er nicht in der Lage war, dem seindscligcn Austreten der Königin gegen das befreundete Reich Zügel onzulegen. Unter diese» Umständen ist es erklärlich, daß das deutsche Reich und dessen politische Faclocen keinen Anlaß habe», der Königin von Serbien Freundlichkeiten oder gar Unterstützungen z» gewähren, denn in der Politik ist es ein alt bewährter Grundsatz, mit gleicher Entschlossenheit der Freund seiner Freunde und der Feind seiner Feinde zu sei». Daß unter den letzteren sich königliche Frauen mit königlichen, Titel befinden, ändert bieran nichts; das pflichtgemäße Gebot der Politik macht es noth. wendig, in dieser Hinsicht keinen Uulerschied in Geschlecht und Rang eintreten z» taffen. Auch die Kaiserin Eugenik ist seiner Zeit eine der schönsten und liebenswürdigsten Frauen gewesen. Es würde aber an LandeSverrath gestresst baben. wenn man diesen Vorzügen eine Einwirkung aus dir Politik Preußen- und des deulschen Retchs hätte gestatte» wollen. * AuS Schlesien wird der „National - Zeitung" ge schrieben: „In fünf Wochen drei Hochwasser und die Gesahr der Wicterkehc, sobald ein neuer mehrstündiger Regen fällt. Noch waren die Schäden des ersten Hochwassers erst zum geringsten Theil beseitigt, als da» zweite am 3. September eintrat und schwere neue Schläge hinzusügte. Wo noch eine Hoffnung geblieben war. da ist sie durch da- gestrige dritte Hochwasser vernichtet. Die ganze Kar- loffel-Ernte ist zu Grunde gegangen, säulige Gerüche entsteigen den vom Wasser vollgeiogeuen Felder». In den niedriger gelegenen Häusern sind die Wände mit Wasser durchzogen, und der nahe Herbst läßt wenig Hoffnung aus ein Austrockuen derselben vor dem Winter mehr zu. und wenn die Möglichkeit vorhanden wäre, so sehtt eS an Mitteln, da- Heizmaterial zu beschaffen. In den Scheunen der kleine» Ackerbesitzer verdirbt das nun zum dritten Male unter Master gesetzie Getreide. Aus diesen Ursachen entsteht zugleich die Gesahr epidemischer Krankheiten. So steht eS in den Nicderungc i des Bober-, Zackens und Oueises. In gleicher Weise sind die GebirgSdörfer mit ihren industriellen Anlagen aus das Schwerste betroffen. Während die hartgcprüste Bevölkerung aus Hilfe hofft, sicht sich allerdings die Meldung der oificiösen „Berliner Politischen Nach richten" recht wunderlich an. Die Lorrespondenz schreibt nämlich, daß die Regierung zu der Ueberzeugung gelangt sei, „daß dos Ouellgebiet deS Zacken« und Oueises namentlich in Bezug ans Bewaldung neuerdings keinerlei Vcr. änderungen. erfahren hat." Auf Grund welcher Unter suchungen diese Ueberzeugung erlangt worden ist, darüber schweigt die Correspoiidenj sich aus; wir glauben auch nicht, daß eine solche Ueberzeugung Platz gegriffen hoben kann; den» sie würde der Be- gründung enibehren. In der Abendnummer vom 4. September ist bereit« ansgesührt worden, worin im Ouellgebiet des Zacke»« der Grund der häufigen Hockwasser und der kmrch dieselben verursachte» Schälen zu suchen ist, lediglich in dem seit 10 bis 12 Jahren dort cingesührten Besorsiuug-Iystem. Selbst dem harmlose» Ber- gnügungsreisenden falle» die senkrecht vom Scheitel des Gebirge« nach der Sohle desselben gezogenen Durchhaue durch die Forsten aus. Sollten diese einer Untersiichungs-Eommilston verborgen bleiben können? An Mitteln zur Abhilfe fehlt eS nicht, man soll nur zu greisen. Müssen die industriellen Fobriketablissemeiits es sich gefallen taffen, für einzelne benachbart« Grundstücke listige Einrichtungen zu beteiligen, sa darf man sicher sein, daß di« Mittel und Weg« nicht aeich ut werde», um -an»» Landstrlch» »ar dem drohenden N»i« zu bewahren." * Der Asrikareisende Lieutenant Wiß mann, welcher sich am Sonnabend Abend von Brüssel über Köln zur Colonial- vcrsammlung nach Wiesbaden begeben hat, hat sich, wie schon erwähnt, in Kairo von der völligen Unmöglichkeit über zeugt. von Norden her. etwa über Khartum, zu Emin Pascha vonudringen. Nur von der Ostkllste fei eS an gängig, inS Innere zu gelangen. * Wie traurig e- mit dem deutschen Schulwesen in Krain auSsieht, seitdem die Slowenen daS Heft in den Händen haben, wird auS den folgenden Angaben ersichtlich. Im Iabre 1887 gab cs unter den bestehenden 285 nur 24 deutsche Volksschulen, und zwar 2 in Laibach (die eine wird vom Wiener Schulverein unterhalten, die andere von der Stadt), 1 im Bezirk RadniannSdors (zu WeißenselS), 16 im Bezirke Gottschee, 4 im Bezirke NudvlsSwcrth und I im Bezirke Tsckernembl. Die in de» letzte» drei Schulbezirken ange führten 21 Anstalten entfallen sämmtticb aus die deutsche Sprachinsel Gottschce. Bon den 24 deulschen Schulen sind 17 einclassig, 5 zweiclassig, 1 drei- und 1 vierclassig. Slo wenisch-deutsche Volksschulen giebt eS in Krain 17, und zwar im Bezirke Laibach 5, in de» Bezirken Gottschce, Gurkscld und Stein je 2, im Bezirke Loitsch 4 und in den Bezirken Avelsberg und Krainburg je 1. Daß die Schulinspectoren i» Krain säst durchweg slowenische Parteigänger sind, erscheint selbstverständlich. Und dennoch verlangen die slowenischen Führer jetzt, wo die Amtszeit der Schulinspectoren abläuft, noch „nationalere" Männer. Daß diesem Wunsche Rechnung getragen werden wird, darf man als sicher annehmen, wenn man bedenkt, daß im Landesschulrathe Männer wie vr. Vosnjak, Murnik. Klofutar und andere Sitz und Stimme habe». So kann man nur mit Besorgniß die weitere Ent wickelung de» deutschen Schulwesen» in Krain verfolgen. Am meisten zu bedauern bleiben immer die Sprachinsel Gottschee, der deuische BevölkerungStheil der Städte und Industricorte und die Bewohner de» oberen SavcthalcS. die einen starken Verkehr mit den Deutschen KärntenS unterhalten. * Am Sonntag feierten in Teplitz 33 Gemeinden der Umgebung den vierzigjährigen Gedenktag der Befreiung deS Bauernstandes durch Enthüllung eines BesreiungSdenk- maleS auf dem Wachholderberg. HanS Kudlich, der 1848 im Reichstage die Aufhebung deS RobolS beantragte, wurde mit brausendem Jubel begrüßt. Seine Rede schloß mit deii Worten: „Haltet fest an der deutschen Sache, bleibet treu Eurem Kaiser!" * Nur wenig ist die Thatsache bekannt, daß eS im Norden Frankreichs, bei Dünkirchen, Bergen und Hazebrock, ein 23 Geviertmeilen große« Gebiet giebt, in welchem die vlamischc oder niederdeutsche Sprache noch heute die herrschende ist. In mehr als 100 Gemeinde» leben hier gegen 180 000 Vlamen, denen freilich die Verbindung mit ihren in den ttördlichen Provinzen Belgien» lebende» Stammesgeiiosten 40 Iabren die dortige Sprachgrenze bereiste, ermittelte, daß zu Ende deS 17. Jahrhunderts auf einer Fläche von 50 Ge- Viertmeile» »och 223, ja vielleicht noch 250 Gemeinden, das Blamische als Verkehrssprache gebrauchte». In anderthalb Jahrhunderten war also die reichliche Halste deS vlamischen Sprachgebiets in Frankreich der französischen Zunge zu- gefallen In neuerer Zeit bat »un der Proceß der Franzö- siruna noch viel größere Fortschritte gemacht In den Schulen ist das Französische fast ausschließlich Unterrichts sprache ; auch im Gottesdienst wird daS vlamische Idiom mehr und mehr verdrängt. Die Verhandlungen vor Gericht werden französisch geführt, alle Gesetze, Verordnungen und Erlaste nur in französischer Sprache bekannt gegeben. Die Sprache der Post-, Eisenbahn- und Steuerverwallung ist selbstverständlich ausschließlich französisch. Die Kinder lernen zwar daS Blamische noch von ihren Eltern und Großeltern, sprechen aber zum Theil schon lieber französisch als die Muttersprache. A» vlamischc» Schulbüchern, Bibliotheken. Zeitungen und Kalendern fehlt cs fast vollständig. Von weiten der 3 Millionen Vlamen in Belgien kann nichts oder doch nur sehr wenig gethan werde», um die Stamme«- genosten in Frankreich vor Verwelschung zu schütze». Die belgischen Vlamen haben gerade genug zu thun, um für ibre Sprache die volle Gleichberechtigung mit dem Französischen zu erringen. Der „Willemssond", eine Art vlamischcr Schul Verein, hat zu wenig Mittel, um die Vlamen in Frankreich mit vlamischen Zeitungen, Kalendern und Bibliotheken zu versorgen und dadurch das vlamischc Volksbewußtsein zu kräftigen. So wird leider da» vlamischc Sprachgebiet in Frankreich immer mehr abiiiagerii. bis cö endlich, vielleicht in 50—100 Jahren, ganz der sranzösischen Sprache Zufällen wird, wenn nicht vielleicht veränderte politische Verhältnisse eine Erhaltung des alten Volksrestes doch noch möglich er scheinen lasten. Zur Lage. ** Berlin, 10. September. Der Wahlaufruf der conservativen Partei kann unS so wenig wie rie anderen Parteien vollständig befriedigen. Dock wir sind weil entfernt davon, dies im Allgemeinen dem Aktenstück zum Vor wurf zu machen, denn eS ist eben nickt die Absicht der Unter zeichner und Verfasser de« Wahlaufrufs. Das zu sagen, was den Wünschen und Forderungen der nalionalliberalen oder srciconservalive» Parlei entspricht, oder wa» sich mit dem Programm der Ultramontanen. Freisinnigen oder Socialdemokraten deckt. ES bandelt sich eben nur um die conscrvativc Partei, und deren Pläne und Absichten klar zu stellen, so weit deren Verwirklichung im Landtage erreichbar ist, da» soll der Zweck de» conservativen Wahlaufrufs sei». Aber den Einwand dürfen wir mit Recht erheben, daß diese Absichten und Ziele in dem veröffentlichten Wahlaufruf keineswegs klar und deutlich verlautbart sind, daß die Wähler — und für diese ist dock der Ausruf bestimmt — durchaus nicht über alle wichtigen Fragen deutlich vo» der eventuellen Slellniignahme. welche die Parlei ihren Cantitalcn vorschreibt, unterrichtet werden Mag eS absichtlich oder absichtslos ge schehen sein, thatsäcblich ist nicht klar ausgesprochen, ob den schulpolilischcn Forderungen de« Herrn Wnidthorst mit Be stimmtheit entgegcngetrete» werden soll, thatsäcklick» ist e» in der Schwebe gelosten, ob etwa die Gesammtpartei die bc- kannten Forderungen v Hamnierslein-Kleist-Netzcw aneianet oder nicht, gegen welche sich bekanntlich ebenso die Nationollibrralen und Freieonservativen Im vorigen Jahre auch «in Theil de, Eonservativrn erklärten.
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