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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-04
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdartion und Lrprdition IohanneSgasse 6. Sprrchümidru der Nrdaction: Vormittags lü—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. gltr die NUäqade eingelanrter Manuicriptr macht fich die Stetact,on nicht »erdmkitch. ciWM Abonnementspreis vierteljährlich 4>/, Mk. iacl. Beingerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzeloe Nummer 80 Pi Belegereoiplar 10 Ps. für " Gebühren Extrabeilage» Annahme her für die nächstfolgende Nummer bestimmten Inserate an Wochentage» bis 3 Uhr Nachmittags, au Sonn- und Festtage» früh bis'/,v Uhr. 2n den Filialen für Ins.-Ännahme: Ott« klemm, UniversitötSstraße 1. Louis Lösche, Katharinenstr. 23 pact. und König-Platz 7, nur bi» '/,S Uhr. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. »g« (n Tagedlatt-Format gesalzt) «hue Postbesörderung 60 Mk. mit Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Prei-verzeichuiß. Tabellarischer u.Ziffernsatz nach hüherm Tarif. llrrlamrn unter dem RedactiouSstrich die Sgespalt. geile bOPft vvrdenFamiliennachrichtea die Ogespallene geile 40 Ps. Juserate sind stet- an die Gypedttt«» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnwnumorkmllo oder durch Post» Nachnahme. ^ 278. Donnerstag den 4. Oktober 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil.' Maimtmachm-. Nachdem das Barsußgäßchen in Folge Beendigung der! dort vorgenommenen Bauarbeiten dem Äerkehr wieder frei- gegeben ist. wird hiermit unter Aushebung unserer Bekannt machung vom 29. Juli vor. I. die dort ausgesprochene Erlaubniß,! daS Thomasaäftchen mit schwerem Fuhrwerk von beiden Seiten zu befahren, wieder zurückgezogen und daraus aufmerksam gemacht, dag daS geuaunle Gäßchcn, »ach unserer Bekanntmachung Vom 17. October 1861. bei Dermeidnng von Strafe bis zu 60 oder entsprechender Hast nur in der Richtung vom Markte nach dem Thomaskirchbofe befahren f werde» darf. Leipzig, den 28. September 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7619 Öl. Georgi. Heunicz. Auktions-Bekanntmachung. Donnerstag, den 4. dieses MonatS, Vormittags von /rtU Uhr an, sollen im hiesigen Stadlhause, Eingang Mühtgasse Nr. 1. verschiedene Wirthschaslsgegenstänte und Kleidungs stücke, t Nähmaschine, sowie verschiedenes Andere an den Meistbietende» gegen sofortige baare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 1. Oktober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Ick. 8565 u. f. w. vr. Georgi. GkVölbe-vermicttMg. DaS im Erdgeschoss der GeorgenhaUe (Brühlseite) befindliche Gewölbe Rr. 3, daS dritte von der Goethe straße auS gerechnet, soll von jetzt an gegen einhalbjährliche Kündigung Montag, den IS. Oktober d. I., Vormittags H Uhr aus dem Rathhausc 1. Etage, Zimmer Nr. 16, an den Vkeistbietcndcn anderweit vermiethet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Der- inietynngs- und Bcrstcigerungs-Bedingungen, sowie daS In- venlarium des zu vermiethcnden Gewölbes schon vor dem Termine zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 1. October 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 6073. Ör. Georgi. Krumbiegel. Nichtamtlicher Theil. Kaiser Wilhelm in München. - alei >St Die Kaiserreise durch Süddeutschland gleicht einemTriumph- Vekanntmachung. Vom 8. October dieses Jahres ab befinden sich die städtische Schulerpcditivn, die Schuleafse und die Scinilgcldeinnakme in der ersten Etage der alten Raths- Waage, Ecke de« Marktes und Nr l der Katharinenstrabe. Wegen de» Umzugs in diese Raume bleiben die Schul- crpeditio», Schuleafse und Schulgeldeinnabme Freitag und Sonnabend, den 5. und 6. dieses Monats geschlossen. Leipzig, am 2. October 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Bekanntmachung. Der Preis für den in der zweite» Gasanstalt der Stadt Leipzig erzeugten Koks beträgt loco Gasanstalt II: für den Hektoliter Steinkohlen-Großkoks . . 1 - » - -KleinkokS . . — - 90 « - « zerkleinerten Steinkohlenkoks, sogenannten Mcidinger-KokS 1 « — « » - Braunkohlen-Koks ... — - 50 - - - Steinkohlen-Koksgrus . . — - 25 Preis bei Abnahme größerer Posten nach Vereinbarung. Die Marken zur Koks- und GruS-Entnahnie sind gegen Baarzahlung, so weit die Vorräthe an Koks rc. reichen, im Bureau der zweiten Gasanstalt zu erhallen. Zur größeren Bequemlichkeit dcS Publicniiis liefert die zweile Gasanstalt den Koks auch frei ins HauS Leipzig. Die Kosten bicrsür betragen bei jever Sorte 15 für den Hekto liter. Die Lieferung geschieht dann i» plombirten Säcken. Etwaige Bestellungen wolle man entweder mündlich oder durch vie Post im Bureau der zweile» Gasanstalt, ober in der Ncchilungs- und Cafsenverwaltung der Gasanstalten, Nitterstraße 6, machen. Ferner haben wir bei Herrn Fr. Rohr, Sidonienstraße 5, . Herren Vcrnh. Franz ^ Co., Endplatz 8, Herrn I. <8. Steinborn, Zeitzer Straße 17, Herr» Ä. Damm, Peiersstemmeg 2l, Herrn Fr. Günther, Slernwartenstraße 71, ein Lager der obenbezeichnetcn KokSsorten errichten lassen und kann die Entnahme zu den oben bezcichneten Preisen auch an diesen Stellen geschehe», an welchen der Koks ebenfalls in plombirten Säcke» gehalten wird. Leipzig, am 3. October 1888. DeS Nathö Deputation zu den Gasanstalten. Bekanntmachung. Die Erweiterung des PleißciifluthbettcS ober- und unter halb der Fluthbrücke i» der Plagwitzcr Straße soll an einen Unternchnier in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalhhauS, 2. Ober geschoß, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehen. oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. B-züglickie Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Crweiterunff deS PleißenstuthbctteS an der Fluthbrücke in der Plagwitzer Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum t7. Oktober 1888, Nachmittags 5 Ubr, cinzurcichen. Der Rätst behält sich die Auswahl unter den Angeboten, sowie das Recht vor, siimmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 3. October 1888. DeS Raths der Stadt Leipzig Id. 3932 Straßenbau-Depptattoa. zugc, Fürsten und Volk wetteifern in dem Streben, dem deutschen Kaiser ihre herzliche Zuneigung und treue Anhänglichkeit zu zeigen, eS geht ein Zug nationaler Begeisterung durch die deutschen Lande, ähnlich demjenigen, welcher sich im Jahre 1870 beim AuSbruch dcS Kriege» kundgab. Seitdem sind achtzehn Jahre vergangen, und eS haben viele und Harle parlamentarische Kample stattgesunden, auS denen aber stets die deutsche Einheit siegreich hervorgegangen ist. Wen» cö galt, haben eS Bundeörath und Reichstag niemals an Ein- müthigkeil und Opferwilligkcit fehle» lasten. Deutschland steht heute mächtiger und fester geeint da als jemals, ein zwei maliger Thronwechsel innerhalb dreier Monate hat vaS Band, welche- Deutschlands Fürsten und Bolksstämme umschlingt, eher fester gezogen als gelockert, in den Zeiten der Trauer Uber den Heimgang zweier edler Fürsten hat sich daS StaatSgrnndgesetz des deutschen Reiche- al- gut und zweckmäßig bewährt, und der Versuch, Mißtrauen zu säe» zwischen den Bundesgenossen und sie einander zu entfremden, ist kläglich gescheitert. Die angeblichen Tagebuch-Auszeichnungen Kaiser Friedrich's auS dem Jahre 1870 waren recht eigentlich dazu angethan, Preußen und Bayern zu verfeinden, dem da maligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm wurde die Absicht angedichtet, die treuen Bundesgenossen, welche unter seiner Führung bei Wcißenburq und Wvrtb die ersten wuchtigen Schläge gegen die französischen Friedensstörer führten, gewalt sam unter das preußische Joch zu beugen, statt sie al- gleich berechtigte Gcnosien in den Bund auszunebmen, welcher seit dem Jahre 1866 bestand und durch die Novcmberverlräge deS JahreS 1870 aus Süddeutschland ausgedehnt wurde. König Ludwig II, welcher durch seinen hochherzigen Entschluß vom 16. Juli 1870 unmittelbar nach der preußischen Mobilmachungs- orbre daS bayerische Heer aus Kriegsfuß setzte, damit es an der Seite des preußischen gegen die französischen Eindringlinge kämpfen könne, wurde als ein Mann dargestellt, der nicht einmal einen Brief abznfasien vermöge, während doch gerade in der Besorgniß. eine vielleicht nicht ganz zweckmäßige Form zu finden für daS Aoerbieten der Kaiserkrone, der Beweis gegeben ist, daß der König die Wichtigkeit der Sache über jede persönliche Rücksicht stellte. Man hat au^ Seite mit Recht aus die bayerische Bunde-gen den höchsten Werth gelegt »nd hat dieS beim Tode König Ludwig'S II. in der rückhaltlosesten Weife zu erkennen gegeben. Nirgends sonst ist LaS Unglück, von welchem die bayerische Dynastie und Bayerns Volk im Jahre 1886 betroffen wurde, mit tieferem Mitgefühl empfunden worden, als von Seiten Kaiser Wilheliu's und dem gesammten Hohenzollernhause. Das hat seinen Eindruck in München nicht verfehlt, und Prinzregent Luitpold hat beim Tode Kaiser Wilhelm'S und Kaiser Friedrich's dem eigenen Schmerze und dem der übrigen Mitglieder dcS Hauses Witlelsbach den tiesstcmpsuiideiien Ausdruck verliehen. Dessen gedachte Kaiser Wilhelm II. bei Erwiderung aus das Hoch, welches Prinz Luilpolv beim Festmahl am 2. October aus den kaiserliche» Gast ausbrackte. Wie 1870 das bayerische Königshaus und daS bayerische Volk hochherzig den Impuls zur deutschen Einheit gegeben habe, so sei der Prinzregent der Erste gewesen, welcher nach deS Kaiser« Regierungsantritt ihm die Sorgen erleichtern half, angesichts der schweren Aus gabe, welche dem deutschen Volke erwachsen seien. Die Fürsten »iüßlen zusammenslehcn und deshalb gelobte der Kaiser dem Prinzregenten und dem bayerische» Königshause, mit Hohc»- zollerntrcue BundeSsreundschasl zu halte», mit dankbarem Hinblick auf den großartigen herzlichen Empfang. In gleichem Sinne hat Kaiser Wilhelm sich dem ihn begrüßenden Ober bürgermeister v. Wibenmayr gegenüber ausgesprochen und aus die historische Freundschaft hingewiescu, welche die Häuser Hohcnzollern unv Witlelsbach, das ruhmreichste Geschlecht, welches je über Bayern geherrscht hat, vereint. Die Freund schaft LeS Prinzregenten bezeichnet er als ein Erbtheil seines kaiserlichen Großvaters, welche« er stets in Ehren halten wolle. Kaiser Wilhelm hat dadurch »ur dieselbe Gesinnung be zeugt, welche die Münchener durch ihr verbreitetstes Organ, die „Neuesten Nachrichten", bei der Ankunft deS Kaisers auS- drückten. DaS Blatt erinnerte an die ReichslagSerösfiiuiig am 25. Juni und schrieb: „ES war ein bellstrahiendeS Licht der freudigen Zuversicht, das von jener ReichStagServssnung am 25. Juni in die Nacht dcS Kummers strahlt. Zur Rechte» deS Kaisers, ihm am nächsten, stand der Regent von Bayern, der Träger des Vertrauens unv der Liebe seines Volkes, wie noch jüngst die Reise in der Pfalz unv der Empfang ,n München cs bezeugten. So soll eS immer sei»! Bayerns Fürst und Volk stellen zur Rechten deS deutsche» Kaisers! Wie der ruhmreiche Ab» deS Wilt-lSbacher Hause«, der große Otto, dem Hohenstaufeiikaiscr jederzeit, i» guten Tagen wie in Gefahr und Ncth, die hoch»? Treue weihte, so siebt sein erlauchter Sproß fest an der Seite des Hohenzollernkaiscrs, und Bayern soll allewege erfunden werden als Eckstein in de- Reiches mächtigem Bau." DaS sind schöne patriotische Worte, welche in den Hcrzcn aller Tcutschen freudigen Wider hall finde» werden und an die große Zeit erinnern, als alle veutschcn Stämme, die Bayern Voran, nach Frankreich zogen, ui» Deutschlands Grenzen vor den welsischcn Eindringlingen zu schützen. Es ist ein alt hergebrachter Satz, daß die Süddeutschen mehr Gcmülh besäßen als die Norddeutschen und aus diesem Vor- urthcit heraus hatte sich ti» Gegensatz zwischen den im Süden »nd Norden wohnende» Deutschen entwickelt, der in der Haupt sache auf der Unbekannlschast beider Theite mit einander be ruhte. AlS Preußen und Bayern, Pommern und Branden burger mit Würtlcmbergern und Badensern Schulter an Schulter kämpften und jeder für den andern mit Blut und Leben eintrat, da hat es sich gezeigt, daß die norddeutsche» Stämme von den süddeutschen durch Opserwilligkeit und treues Zusammenhalten in Noth und Tod nicht übertrofsen werden, baß nur die Art, sich zu geben, eine verschiedene ist. Der Unterschied zwischen Nord und Süd ist kein Unterschied des Wesens, sondern nur der Form, und dieser Unterschied ist in der Ausgleichung begriffen Nachdem alle deutschen Stämme ihre Vertreter in den deutschen Reichstag gesandt haben, sind sie einander näher getreten, sie haben Gelegenheit gesunden, sich kennen unv schätzen zu lernen, und sie haben eS au« eigener Wahrnehmung erfahren, daß e» auch eine norddeutsche Gemüthlichkeit giebt, wenn sie auch mehr innerlich ui der f Gesinnung und Empfindung besteht und nicht bei jedem Wort, ^ bei jedem Blick zu Tage tritt. Haben eS die Süddeutschen nicht bei Gelegenheiten^ wie Schützen- und Turnfesten, gesehen, mit welcher Herzlichkeit sie stets von ihren norddeutschen Genossen begrüßt worden sind? Sie werden etwa wie jüngere Geschwister betrachtet, die von den älteren stets vorgezogen und verhätschelt werden. Man lese nur die Berichte in den Berliner und Hamburger Blättern über den Empfang, welcher dem Kaiser Wilhelm in Stuttgart, in Konstanz und in München bereitet worden rst, mit welch Heller Freude, mit welcher peinlichen Sorgfalt alle die kleinen Züge von Aufmerksamkeit und Liebens würdigkeit der süddeutschen Bundesgenossen erwähnt und zusammeiigetrngen worden sind, um daraus ein Gesammtbild von schönster und harmonischster Wirkung zu gestalten, welche in der Genugthuung darüber gipfelt, daß die Deutschen einig sind und einig bleiben wollen von der Nordsee bis zu de» Alpen. Kaiser Wilhelm ist der verstäudnißvollc Vertreter dieses Hochgefühls, welches jeden deutsche» Vaterlandssreund erfüllt bei dem Gedanken, daß eS iiliierhalb des deutschen gleiches keinen Slaimnesunlerschied giebt, welcher zur Quelle von Hader unv Zwietracht werden könne, die Verschiedenheit in der Form trägt nur dazu bei, den organischen Zusammen hang zu kräftigen und die Entwickelung deö Ganzen zu fördern. * -» * » * Die ossiciöseir „Berliner Politischen Nachrichten" schreiben zu dem Münchener Empfange: Ein Wort von programmatischer Bedeutung war es, welches Kaiser Wilhelm in seiner Erwiderung aus die Be grüßungsansprache des Bürgermeisters der bayerischen Hauptstadt München äußerte, als er die Hoffnung kundgab, er werde die Kraft besitzen, im Geiste seines hochselige,, Großvaters die Geschicke des Reiches zu lenken. Was die deuische Nation in Kaiser Wilhelm I. bösesten, deß legt die Liebe und Ber ehrung, welche dem entschlafenen Helve» von Millionen und Aber millionen treuer Herzen über Tod und Grab hinaus geweiht bleibt, eia rührendes Zengniß ab. Dem zielbewußlen thalkräsiigcn Monarchen, dem Schöpfer der nationalen Wiedergeburt, dem Reor> ganiiator der nationalen Wehrkraft, dem Wnderhcrsteller der allen Grenze gegen den westlichen Erbfeind, dem Bahnbrecher der socialen Reform, dem Schirmherr» des Lölkerscievens, gilt der Culins der Pieiät, der das Gemeingut aller Patriolen bildet, und wenn ein Gedanke unS den Verlust Kaiser Wilhelm'« I. minder unerträglich erscheinen ürß, so war es der, daß sein Geist auch ferner ia der von ihm hinterlasienen Schöpfung lebendig bleiben werde, zum ile für Fürst und Volk. Kaiser Wilhelm II. hat niemals ein auS sein«« festen Entschlüsse gemacht, die Gesinnungen «nd ,,,dsätz« seines ^Großvater» auch sür sewe eigene Regierung ,«r fchlschnnc z» ürhwen. In der Haupt8»dt de« tweitgröbi«, deuiiche» Staats hat er diese seine Willen-meinung von Neuem in klaren Worten verkündet: er wird also, was an ihm liegt, nach Außen wie nach Inanen, diejenige Politik weiter bethätigen, die da» deutsche Reich unter seinem ersten Herrscher von Ersolg zu Erfolg geführt. Der leitende Grundgedanke dieser Politik ist bekannt und hat sich in einer langen Reihe von Jahren, unter schwierigen Situationen bestens be währt: er besieht der sorgsamen Erhaltung, Pflege und Förde rung der mit so schweren Opfern errungenen nationalen Güter; in der möglichst nachhaltigen Concentriruug aller lebendigen Kräfte linscres Bvlksthums aus die Arbeiten und Bestrebungen des FriedenS. Die höchste Anspannung unserer militairischen Lcistungssähigkeit steht mit dieser Tendenz nicht im Widerspruch, bildet vielmehr die nothwcndige Voraussetzung und Bürgschait ihrer ungestörten Jnnehaltung. Denn nicht der Friede um jeden Preis, sondern nur der Friede in Ehren ist es, mit welchem eia deutscher Kaiser aus Hoheiizollernstamm sich und sein Volk zu iden tisiciren vermag. Und diesen Frieden in Ehren, entquillcnd der Fülle eigener Macht wie dem FrcundschastSbündniß mit den gleich gesinnten Herrschern ebenbürtiger Staaten, von neuem zu besiegeln, hat Kaiser Wilhelm, wie vor Monate» den nordische» Meereszug, jetzt die Fahrt gen Süden angctreten, aus deren letzter Etappe inner halb der Reichsgrenzen, in München, er die Hoffnung auSspiach. daß ihm die Kraft beschieden sein werbe, die Geschicke des Reiches im Geiste seines liochieligen Großvaters zu lenken. Daß diese Hoffnung sich in weitestem Umsange, ,» schönster Gestalt ersüllen möge, ist der innige, ausrichtige Wunsch Alldeutschlands, welcher seitens der Nation dem jugendsriiäien Herrscher auf feiner Reife noch Wien und Nom das Geleite giebt. * Wir erhalten noch folgende Berichte: lü München. 2 October. AUcS, was die bayerische Metropole an künstlerischem Geschmack und Herzlichkeit aus bieten konnte, hat München gethan, ui» den jungen Kaiser festlich, eines Kaisers würdig zu empfangen. Liege» doch für München die Verhältnisse zuni Kaiserlhrone ganz eigenartig. Der erhabene Großvater unseres Kaisers sab in Folge der bekannten Verkettung eigcnlhünilicher Umstände stets davon ab, dem bayerischen Königssitze einen Besuch abznfiatlcn. Woht passirte Wilhelm I. ans seinen Gasteincr Reisen öfter München, allein zu einer Fürstenbegrüßnng kam eS, entgegen dein Wunsche deS Volkes, nie. Erst als eine Zeit herbsten Schmerzes, tiefster Trauer für Bayern angebrochen war, änderte» sich die Verhältnisse, aus flüchtige Stunde» konnte man der Freude über vie sich enger knüpfenden Beziehungen zwischen Berlin unv München Ausdruck geben. Der zweite Kaiser seit de« Reiches Wiedererrichtung kam nab München mit dem Tod im Herzen, ein flüchtiges Lächeln huschte über daS Antlitz deS Vielgeliebten, al« die Münchener alle Schranken niederrissen, um den von der Riviera heim kehrenden Dulder zu grüßen. Auck Friedrich zog nicht alö Aast unseres Königshauses in die bayerische Residenz. Erst der dritte Träger der deutschen Kaiserkrone ist Gegenstand schier unbeschreiblicher Ovationen. Inst 96 Jahre sind ver flossen seit dem letzte» Besuche eines deutschen Kaisers in München. Am 26. Juli 1792 kam über Nymphcnbnrg der drei Wochen vorher zu Frankfurt gewählte und gekrönte Kaiser Franz II. i» München an. Ein im Nalionatmuseum uiitergebrachlcS, ans Befehl LeS Kurfürsten gemaltes Bild deS Hosmalers Höchle hält einen Moment auS jenen Festlich leiten fest. Für die Fahrt durch die bayerischen Gaue hatte sich Kaiser Wilhelm alle größere» Empfänge verbeten, was die Seehafen und Schwaben aber nicht abkiclt, in Hellen Scüaaren berbeizuströmen und sich die blauen Augen »ach dem Kaiser sohne auszugucken. Der Zug dcS Kaisers fuhr mit etwas Verspätung unter den: Salut der aus dem MarSselv posiirten Artillerie in den Cenlralbodnhos ein, den Künstlerhändc sinnig auSzuschmllcken und magisch zu beleuchten wußten, wie auch di» Stadt in den an die Vm triumpkalis angrenzenden Theilen >n einem Meer von Licht schwamm Seit VaS Stuttgarter Wort Wilhelm'S II. hier bekannt geworden unv von Mund zu Mund fliegt, daß er süddeutsch fühle und süddeutsche« Blut in seine» Adern rolle, schimmert auch im ärgsten Preußenhasscr eine Thräne der Rührung, Vie Sympathie sü, den jungen Kaiser hat sich im Nu zu hellster Begeisterung gesteigert, und in solcher Stimmung, zitternd vor Erwartung, den jugendlichen unv doch vom Ernst seiner erhabenen Stellung so durchdrungenen Kaiser da« Willkommen tausend- und abcrtausendfältig entgegenzurusen, harrte Mün chens, doch waS sage ich da, harrte ein Guttheil Bayerns Bevölkerung deS Augenblickes, der ihr den Kaiser zeigen sollte. Im Innern de« BahnhoseS fand die Begrüßung der Fürsten selbst statt. Behend verließ Kaiser Wilhelm II. den Wagen, doch schon eilte unser ehrwürdiger Regent dem Neffen entgegen mit offenen Armen, sie küßten sich herzlichst innig mehrmals. eS sin» sichtlich keine conventionellen Fürstenkllsse, die. wie die Geschichte lehrt, nur zu oft in Blut und Eisen umgewechselt worden sind — nein, hier spricht auS der Be« grUßnng eckte Freundschaft und Liebe, die innig verschmolzen ist zum Wohle deö dcntsche» Volkes. Bewegt von diesem Augenblick, richtet sich der Kaiser auf, sein Adlerblick überfliegt den schimmernden Hofstaat, dann wendet er sich und drückt nach einer Verbeugung zu den hohen Damen den Prinzen rasch die Hand. Dann gilt seine Aufmerksamkeit den Soldaten der Ehrencoinpagnie, deren Strammheit wie wuchtiger echt oberbayerischer Schlag dem Keiinerauge deS junge» Heer führers sofort ausfällt. Der Commandant dieser Compagnie, Baron WalkensclS, erntete auch eine kaiserliche Anerkennung dafür. Tann wendet man sich zum KönigSsalon, wo kurzer Cercle gcbalten wird. Von jetzt ab gehört die Majestät dem Volke. daS sein BegrüßiliigSrecht in einer überwältigende» Weise auSübt und zur volltönenden Geltung bringt; so ist in München seit Decaden kein Herrscher mehr empfangen worden. Und erst als die Antwort deS Kaisers auf die Ansprache deS Bürger meister« von Lippe zn Lippe eilte, daß der Kaiser sich innig freue, dem bayerischen Volke, VaS in der Gcschicble Deutsch lands eine so große Rolle gespielt und dessen Fürstenhaus eins der bedeutendsten im Reiche ist, näher trete» zu können und daß er hoffe, die Geschicke Tcnlschlands im Geiste seines Großvaters lenken zu können. DaS ist ein Kaiserwort von höchster Bedeulung, dak wie die Windsbraut, wie ein elektrischer Funke durch die Herzen der Tausende flog; dem Kaiser, der auf bayerischen» Boden einem Schwure gleich sich so bedeutsam ausgesprochen, muß nun Alles, waS Odem hat. entgegenjubel». — Kaiser Wilhelm II., de» kaum Einer ans den Hunderttausendeu je von Angesicht gesehen, ist init einem Schlage der Mann geworden, dem die Herzen auch im Süden eutgegenjubeln — von den Alpen bis zum Bell! — Unter einem unbeschreiblichen Enthusiasmus zog der Kaiser mit dem Regenten Luitpold in die Residenz, vor welcher später auch noch ein großer Zapfenstreich vollsührt wurde, den dir M.üach«er.Bev8lker«u- aoeiKnalL. j» einer rührenden Ovation benutzte. Wie anver» doch die Zeiten, al- Franz II. sein Haupt aus Münchener Boden zur ersten Nachtruhe bettete! — Arthur Achleitner * München, 2. October. Se. Majestät ber Kaiser nahm Vormittags Len Vortrag dcS Grafen Herbert Bismarck entgegen, stattete alsdann der Königin-Mutter einen Besuch ab und naym bei derselben das Frühstück ein. Hieraus beiuchle Se. Maj stäl den Prinzen Leopold und die Prinzessi > Gisela, den Herzog Maximilian, den Prinzen Arnulf, den Herzog Max Enianucl und die Prinzen Ludwig Ferdinand und Nlsons. Die beabsichtigte Besichtigung der Ausstellungen, des Rathl>auies und der Empfang der Dcpntaiionen der Siadt mußte wegen Mangel an Zeit unterbleiben. Se. Ma>eftät erklärte sich indes; zur Einzeichnung in ein Alleihöchstdemselbcn zu übersendendes städtisches Gedenkbuch bereit. Nach dem Dejeuner unternahm Se. Majestät mit dem Prinz-Regenten eine Rundfahrt durch die Stadt, nach derselben findet ein Galadincr statt. * München, 2. O:tobcr. Se. Majestät der Kaiser verlieh dem ersten Bürgermeister von Wiedenmaher den Rolben Adlerorden zweiter Elaste, sowie dem zweiten Bürgermeister den Rothen Adler orden dritter Elaste. Der Prinzregent verlieh an das Gefolge deS Kaisers mehrfache Auszeichnungen, darunter dem Wiikl. Geheimraty Or. Lncanus und dem Gesandte» Grafen Rantzau den Verdienst orden vom heiligen Michael erster Elaste, dein Hosmarichall Grasen Pücklcr und dem Leibarzte Or. Leutdold den Verdienstorden vom heiligen Michael zweiter Elaste mit Stern, dem LegaiionSsecrclair Grasen Eulenburg das Comthurkreuz der Bäuerischen Krone, dem Geheimrath Kanzki und dein Lcgationsrath Raichdau den Verdienst orden vom heiligen Michael zweiter Elaste. Das Großkreuz des MilitairverdienstordenS wurde den Gcnerallicutenanls v. Hanke und v. Wittich, das Großcomtdurkreuz dem Generalmajor v. Brauchilich und da« Comthurkreuz den Majoren v. Kessel, v. Zitzewitz und v. Rantzau verliehen. * München, 2. October. Die Rundfahrt Sr. Majestät des Kaisers mit dem Prinzregenten dauerle von 2'/« bis nach 4 Uhr Nachmittags und erstreckte sich meist auf die äußeren Stadttheile, über Len Englischen Garten, die Quaistroße durch den AuSstellungs- park, de» Bavariaring und zurück über den Bahnhof und den Maximilianplatz. Während der ganzen Fahrt erfolgten unausgesetzt jubelnde Kundgebungen seitens des zahlreichen Publicums, wofür der Kaiser huldvoll dankte. Leipzig 4. October. * DaS Del mol der Amtsblatt veröffentlicht folgenden Erlaß des Fürsten von Lippe-Detmold: „Nachdem der Kaiser mich verlassen hat, kann ich nicht Untertasten, der Residenz und dem ganzen Lande, sowie Allen, die ge kommen waren, dem Kaiser zu huldigen, meinen wärmsten Dank auSznsprechen für die patriotische Haltung und die taktvolle, würdige Art und Weise des Verhaltens. Besonders deni hiesigen Comitö, den Behörden und Corporation«» danke ich für ihre große Thätigkeit und Ausdauer. Der Kaiser war aus« Höchste überrascht und freudig bewegt und sprach sich mehrfach darüber aus, wie sehr ihm daS Auftreten deS Lippcschcn Volkes gefalle. Cs macht mir eine besondere Freude, dies öffentlich anssprechen zu können." * Der Geb-LegationSratb I)r. Kayser vom Auswärtigen Amt in Berlin ist, wie der „Kölnischen Zeitung" auS Straßburg gemeldet wird, zum BundeSrathS- commissar für Elsaß-Lothringen ernannt worden. Die „Kölnische Zeitung" bemerkt hierzu: „Durch diese Ernennung ist einem längst fühlbar gewordenen Bedürfnisse der LandeSverwollimg von Elsaß-Lothringen entsprochen worden. Durch da« BersastungSgesetz vom 3. Juli 1879 ist VaS Reichskanzleramt für Elsaß-Lothringen ausgelüst worden; seitdem besteht keine behördliche Verbindung mehr zwischen dem Reichskanzler und dem Statthalter zu Straßburg in eigentlichen Landesangeleaenheiten von Elsaß-Lothringen; wcnn nun aber auch darüber ein Zweifel bestehen konnte, daß die Interessen der all gemeinen Reichsleitung nach wie vor maßgebend bleiben mußten für die Landesverwaltung in Elsaß-Lothringen, so bot doch die zeit weilige Anwesenheit der Regierung-Vertreter und BundeSratbs- Mitglieder aus Elsaß-Lothingen in Berlin nicht immer ans- reichende Gelegenheit zu einer stetigen Verständigung Die bei Berathung der Verfassung von 1879 gellend gemachte Ansicht, daß eine briefliche Verständigung zwischen Straßburg und Berlin stet«
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