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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188810180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-18
- Monat1888-10
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1888
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Vrfcbetnt täqttch früh 6'/, Uhr. Lrilaction und LrpedUion JohanueSgasse 8. Lprrchliun-kn der Uedarlion: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. A«» »t« «ua--de etn,»Z,ndtrr «a«t fich »>« «edacti»» nicht »ortmblich. Annatzme »er sür sie nSchstsolgrnse Nummer «efttmmten Ansrr«te a» Wochentagen bi» S Uhr Nachmitta««, au Soun- und Arfttagen srüh bi» 'i,S Uhr. In den Filialru für Ins.-^nnahme: vtt» Klemm, Universttät-straße 1. Laut» Lösche, Kathartoeustr. 23 Part. uni' König-Platz 7, nur bi» '/,S Uhr. UchMtr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. A boimementchprei» vierteljährlich <»/, Mt. i»cl. Briugerlohn 5 Mt., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jrd« einzelne Nummer 20 Ps. Belegerrmplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage, (in Tagedlatt-Format gesalztl ohne Postbelörderung 60 Mk. «tt VoftbrsSrdrruug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schritten laut uns. Preisverzetchniß. Ladrllarischrr ».Zissernsatz uach höherm Tarif. Uerlamrn unter dem Redaction-strich die «gelpall. geil« 50Ps„ vor de» Fa milie« aachrichteN die K gespaltene geile 40 Pf. Inserate sind stet» au die Expehitiau ß» seudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnemuoernmlo oder durch Post- Nachnahme. 292. Donnerstag den 18. OctoLer 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Ziehkinder betreffend. Freitag, de« LS. Oktober 1888, SkachmtttagS vo« 2 Uhr ob t« Katserfaale der Leatralhalle. Die Vorstellung erstreckt sich aus alle bei fremden ^°tcht S'a°. l-e'P.g . Untergänge bewahrt und di-Zahl der w ^e Truppen, welch-ihm folg.», mag Immer noch an di-hundert. gebracht worden. Die Verluste der Franzosen beliefen sich aus IS 000 Gefallene, IS 000 verwundete und 23 000 Lazarelh- kranke. Aber auch die Verbündeten hatten ihren Sieg theuer erkauft, denn von ihren Truppen waren 21 Generäle. 1800 Ol'ficiere und 45 000 Mannschaften getvdlct oder verwundet worden. E» wurde schon angedeutet, daß die Verfolgung der Franzosen feiten» der Verbündeten jeder Energie ermangelte, wobei Rücksichten und Eifersüchteleien mancherlei Art unter den alliirten Monarchen und deren Befehlshabern mit der Grund gewesen sein mögen. Napoleon'» Armee blieb hier Alter und sonstige Familienverhältniffe der außerehelichen Eltern de» betreffenden Kinde» zu geben in der Lage sein müssen, hierdurch ausgefordert, die Kinder gedachter Art am obengenannten Tage im bezeichneten Locale dem Herrn Ziebkinderarzte unter Vorzeigung de» Zieh-, be ziehentlich bontrolbuches vorzustelle«. llnentschuldiate Derabsäuinung ber Vor» » »ellunq de» Kinde« verwirkt die Berechtigung Timten zu schildern, welche endlich zum definitiven Sturz möglich sein werde, i» Erfurt die Truppen zu samnieln und wieder zu ordnen, ging jedoch nicht in Erfüllung. Napoleon mußte sich zu seinem Schmerz überzeugen, daß sein Heer im Zustand der Auslösung blieb und in trauriger Retirade zogen die Trümmer desselben nach dem Rhein und nach Frankreich ! zurück, während die verbündeten Heere ihnen folgten. E» soll nicht unsere Ausgabe sein, die weiteren kriegerischen zum Halte» von Ziehkinderu. Leipzig, am 12. Ociober 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) > ll 2. R. 422. Ludwig.Wolf. Wiesenverpachtung. Wendt. Napoleon» führten, sondern wir wollen nur noch einige all gemeine Betrachtungen folgen lasten Uber die Folgen, welche die große Völkerschlacht bei Leipzig für unser deutsche» Vaterland halte, und alSvann einen kurzen vergleich mit den Behältnissen der Gegenwart ziehen. In jedem deutsche» Patrioten muß die Stimme der Entrüstung laut werden, daß I die Diplomaten oder die .Federfuchser", wie sie Blücher in Di- der Stadtqemeinde gehörigen, Ende diese« Jahre» s""«"' 3"grimm nannte, gründlich Alle» da» verdarben, pachtsrei werdenden' Wiesen I da» Schwert gewonnen hatte. Aus dem Wiener in der Flur Leipria I Kongreß unseligen Angedenken» ward den Deutschen für 1) Abthetlung SK. der Fletscherwtesen von lhre langen Leiben und ihre ungeheuren Anstrengungen 1 Hektar 36.33 Ar — 2 Acker 139 IHR.. > "'6"« gewährt. Der Feind war zwar vom deutschen Boden 2) sog. Schöncselder Wiese am Nonnenwege vertrieben, aber da» dem Volke ertheilte versprechen. daß ihm von 2 Hekiar 2.21 Ar — 3 Acker 196 LUR., I »um Lohn für die der Befreiung des Vaterlandes gebrachten in der Flur Ltndenau I Opfer freie Verfassungen gegeben werden sollten, blieb un- 3) die Sehuaswiese an der sog. Gottge von I erfüllt. Die alten Mißbräuche erfüllt. Die alten Mißbräuche kehrten zurück und Fürst Metternich und seine GesinnuugSgenostcn sorgten dafür, daß Deutschland keine wirkliche Gestalt und kein Ansehen unter den Völkern gewann. Die Eisersucht und der Neid deutscher Fürste» und Edelleute gingen hierbei mit der egoistischen eng 1 Hektar 58,28 Ar — 2 Acker 258 H>R,, in der Flur Lonnewi- 4) Abthetlung K der Pleifteufluthrinne von! 2 Heklar 10.30 Ar ---- 3 Acker 240 LZR. ^ » tzlächkngehalt sollen zur Gra»., Heu- und Grummelnuhung I ls'cken Politik Hand m Hand. Deutschland erhielt durch den bez. die Scbaafwiese eventuell auch zur Benutzung als Feld, I Wiener Congreß eine Form und Existenz, wodurch e» auch mit Ausschluß jeder anderen Benutzung-weise und zwar die I verurtheilt war, das Aschenbrödel unter zuerstgenuuute Wiese aus die » Jahre 1888 bi» mir ! b»« europäischen Nationen varzustellen. Di.« vom 8. Juni 188«, die übrigen Wiese» aus die tt Jahre 188» I dat.rte deutsche BundeSacte war der Inbegriff bi» mit I8tt7 I staatlicher Ohnmacht und nationalen Jammer», und Sonnabend, den 2». dies. Mo»., I Deutschland blieb nach wie vor außerhalb seiner Grenzen Vormittags 11 Uhr ! der Gegenstand de» Spotte». Ein mächtige» und fest aus dem RathbauS 1. Etage. Zimmer Nr. 16. an die Meist. I 9»'"te». im Rathe der Völker geachtete» deuische» Reich, bietenden verpachte« werden. I ioie e» den Edelsten de» deutschen Volke» bei der Vorbereitung Die Versteigerung»« und BerpachturigSbedingungen, sowie I des Kampfe» zur Befreiung de» Vaterlandes von der Fremd- die bctr. Silualionspläne liegen in der Expedition unserer I derrscdasl vorgeschivcbt hatte, war wieder aus unabsehbare Oekonomie-Inspection, Johanni-Platz Nr. 9, zur Einsicht-1 Ferne huiauSgerückt. nähme au». Leipzig, den 8. Oktober 1888. Der Stath der Stadt Leipzig. Id 389S. Or Georgi. Cerutti Vekanntmachllng. Bei dem unterzeichne,en Gemeiaderathe sind sofort zwei neu- gegründete Lchuftmannftese» mit einem Iahre-gehalte von 975 I incl. 75 Bekleidungsgeld zu besetzen. Geeignete Bewerber, insbesondere gewesene Uiiterosficicre, wollen selbstgeschriebene Gesuche bi» längsten» zum 25. diese» Monat« unter Beisügnog etwaiger Zeugnisse hier einreicheu. Plagwitz, am 16. Ociober >888. Der Gemeinderath. O. LichoriuS, Gemeinde-Borstaud. Nichtamtlicher Thetl. vor skllfuilLsictyig Jahren. ui. lieber ein halbe» Jahrhundert hat dann diese Zeit de« nationalen Niedergänge» und Stillstände» in Deutschland ge dauert. Auch die Anläufe in den Jahren 1848 und 1849 brachte» keine wirkliche Besserung, noch einmal gewannen Engherzigkeit und Partieularismu» die Oberhand und der BunbeSlcig berüchtigten Angedenken» schlug abermal» den deutschen nationalen Gedanken in Fesseln. Aber endlich rang sich doch da» Verlangen de» deutschen Volke» nach Einigung durch und da- letzte Bierteljahrhundert hat da» Unrecht, da» an ihm nach der Völkerschlacht bei Leipzig und nach der Niederwerfung de» Napoleomschen Regiment» begangen wurde, wieder gut gemacht. Die göttliche Vorsehung schenkte Deutschland einen großen Mann, welcher Kraft seine« Patriotismus und Kraft seiner Genialität die zunächst in dem preußischen Volke schlummernden Kräfte dazu benützte, aus allerdings anderem Wege, wie e» Manche gedacht, aber aus erfolgreichem Wege da» Eisen der deutschen Einheit zu schmieden. Es ist geradezu wunderbar, welche weltgeschicht lichen Wandelungen die Generation der letzten Jahrzehnte erlebt hat. Nach der Beseitigung de» unglücklichen Dualis mus zwischen Oesterreich und Preußen in Deutschland ent brannte wieder ein Krieg mit Frankreich, in dem ein zweiter Napoleon den Versuch machte, deutsche Lande zu unterjochen. * In Bezug auf den unvermeidlich gewordenen Rückzug I Aber dieser Napoleon mußte sich bald überzeugen, daß er hatte Napoleon seine Anordnungen derart getroffen, daß dielein ganz anderes Deutschland gegen sich hatte, al» e» daS- Resle seines Heere» sich auf der Straße über WeißenselS nach I jenige war, in dem sein Onkel schallen und walten konnte. Erfurt zurückziehen sollten, wo die KriegSvorrälhe niedergetegl I Und die Blutschuld, die Napoleon l. auf sich und sein Land waren und wo Napoleon seine Truppe» sammeln und ne» I gehäuft hatte, sie wnrde in den Jahre» 1870—1871 surchl- ordnen wollte. Die Generäle Reynier, PoniatowSky, Lauriston I bar gerächt. ES erschienen zwar wieder Hunderttausend« und Macbonald hatten den Besebl erhalten, die Vordringen-1 von französischen Soldaten aus deutschem Boden, aber sie den Verbündeten so lange zu beschäftigen und zurückzuhalten, I kamen dieses Mal nicht in der Eigenschaft als Sieger, sondern bis die aesammle Armee über die einzige zur Verfügung I als Besiegte und Gefangene, ein LooS. das auch der fran- stehende Elsterbrücke gezogen wäre. So schlecht waren die l zösische Kaiser theille, vor dessen Stirnrunzeln noch wenige Vorbereitungen zum Rückzug ausgesührt, daß nur diese einzige I Jahre vorher die ganze Welt gezittert hatte. Und während Ucberbrückung der Gewässer vorhanden war. Auch sonst! in dem Lande des E>" ' batten die Franzosen nennenSwerthe Vorkehrui tiger Berlheidigung der Stadt Leipzig ui welcher am Morgen de» 19. Ociober die Verwirrung den I mächtige und dauerhafte Gebäude der deutschen Einheit, stieg höchsten Grav erreichte. Die Verbündeten halten zeitig Mel-1 der deutsche Kaiser empor und mit dem nationalen Jammer düng vom Ausbruch der Franzosen erhalten und schritten im I und Elend war eS für alle Zeit zu Ende. DaS, waS daS Lause des Vormittag» zur Erstürmung der Vorstädte. Napo- I deutsche Volk in Jahrhunderten ersehnt, e» ist erreicht, da» leon hatte sich, nachdem er sich vom König von Sachsen verab-1 mächtige deutsche, aus dem bcrzinnige» Bunde seiner Fürsten schiedet, ebenfalls aus die Flucht begeben, wobei ihm die Ept-1 und Völker beruhende Reich siebt beute al» rin Hort de» sernung au» dem unbeschreiblichen Gewühl in der Stadt nicht I Frieden» und der Gesittung im Kreise aller civilisirten Na- aanz leicht wurde. Das König-berger Landwehrbataillon unter I tionen da und wenn bier und da aus leicht begreiflichen Major Fricciu» drang zuerst in die innere Stadt ein, nachdem I Gründen auch noch die Liebe und Zuneigung mangeln sollte, e« da» äußere Grimmaische Thor erstürmt hatte. Bon allen I so zollt man doch überall heute in der Welt Deutschland Seiten jolgten die verbündeten Truppen und der Rückzug der! Achtung und respektvolle» Entgegenkommen. Franzosen verwandelte sich jetzt in schimpfliche Flucht. Die I Gerade die für da- deutsche Volk besonder» erhebenden französische Nacbliut wurde dadurch abgcschnitten. daß die! Tage, welche wir jetzt durchleben, lassen so recht die un- Elslerdrücke am Ranstädter Tbor vorzeitig gesprengt ward. I geheueren Errungenschasten unserer nationalen Entwickelung lieber 15 000 Franzosen fielen hierdurch in Gefangenschaft I feit den gewaltigen Octoberkämpsen de» Jahre» 18t3 vor und Tausende verloren theil» im Wasser der Elster, lherl» I da« Auge treten Damals mußte ein französischer Kaiser, durch das unbeschreibliche Gedränge, theil- durch die Kugeln ! verwünscht von Jedermann, au» unserer Stadt und au- den der Feinde da» Leben. Macdonalv war glücklich durch die I deutschen Gauen flüchten, weil ihn endlich die Nemesl» Elster geschwommen, Poniatow-ky ertrank jedoch im Flusse. I erreicht Halle. Heule aber ist «in deutscher Kaiser hinüber Lauriston und Reynier wurden gefangen genommen. Gegen I über die Alpen gezogen und er hat al» treuer und aus- 1 Uhr Mittag» hielten die drei verbündeten Monarchen ihren I richtiger Freund italienischen Herrschers und Volke» Einzug »i Leipzig. Die großen dreitägigen Kämpfe waren I unter dem unermeßlichen Jubel der dortigen Bewohner damit endgiltig zu ihren Gunsten entschieden. I feinen Einzug in Rom gehalten. Italien und Deutsch« Ein gnädiges Geschick hatte die Stadt Leipzig behütet, Stand freuen sich beide, indem sie ihre Hände in einander indem sie vor größeren Bränden und Zerstörung bewahrt I legen, ihrer nach schweren Kämpfen errungenen nationalen blieb, aber grauenhaft sah es doch in ihren Mauern au«.! Einheit und Freiheit. Und c« ist Gott sei Dank dir Es fehlte an Räumen zur Unterbringung der verwundeten I Bürgschaft dafür gegeben, daß. wenn Frankreich abermals N»d Kranken, so massenhaft waren die Opfer der Schlacht»in unseliger Verblendung di« Nolle de« Fr»ed«n«störer» spielen sollte, di« verderblichen Folgen diese- Unterfangen« nur noch wuchtiger aus seinen Urheber zurücksallen werden. In da« Fremdenbuch de« Restaurant« am Monarchenhügel ist im ^auf« de« letzten Jahre« von einem Pariser, der da« Terrain der Leipziger Völkerschlacht besuchte, der heiße Wunsch ein- zetrageu worden, daß sich die französische und die deutsche Kation in Zukunst nicht mehr bekriegen, sondern wie zwei niedliche Schwestern umarmen möchten. Wenn alle Franzosen o vernünftig dächten, dann wäre der unleidliche und vro- >enve Zustand zwischen den beiden Völkern bald beseitigt. E« liegt eben nur an den Franzosen, gute Beziehungen her zustellen, Deutschland wird niemal« einen Krieg gegen sie pro- vociren, sondern nur immer sich seiner Haut wehren, da» aber so kräftig, daß die nationale Wohijahrt dabei keinen Schaden erleidet. Aber nicht allein unser deutsche» Vaterland, sondern auch unsere liebe Sladt Leipzig hat sich in dem Zeitraum seil der Völkerschlacht herrlich entfaltet. Welcher Unterschied wischen damals und jetzt! Nachdem die beengenden wirth. cbafltichen und sonstige» Schranken gefallen, haben der Ge» MLinsinn und die Thalkrast ihrer Bürger die Stadt groß gemacht, so daß wir ohne Ueberhebung sagen dürfen, daß sie eine Perle im Kranze der deutschen Städte ist. Und so precben wir am Schlüsse unserer der Erinnerung an die großen Kämpfe vor fünsundsiebzia Jahre» gewidmeten Be trachtungen die Hossnung au», daß niemals di« Zeit wieder- kehreu wird, in weicher ein fremder Unterdrücker siegreich den lfuß aus deutschen Boden setzte, und den Wunsch, daß niemal» wieder ein Kamps, wie derjenige in den Oclobertagen de» Jahre» 1813, die Mauern unserer Stadt umtoben möge. Der Lieg des Ministeriums Floquet. Die Franzosen sind vo» jeher unberechenbar gewesen, und o hat denn auch die Eröffnung der Abgeordnelenkammer nach dreimonatiger Unterbrechung ein Erczeoniß geliefert, welches den allgemeinen Erwartungen widerspricht: ffloquet ist nicht zum Rücktritt genöthigt worden, sondern hat seine Stellung durch ein Vertrauensvotum der Republikaner befestigt. Er lmt der Kammer auseinanvergesetzt, daß die Revision der Ver fassung nölhig sei. um die Republik zu befestigen, sie vor den Angriffen der Anhänger der Monarchie und der Dictatur zu chützen und di« Gegner der Revision unter de« Rupubtlkanern, di» Gemäßigten und die Oppertuoistru haben e» ihm geglaubt >hu»4Gf Vertrauen bekundet Eine Mehrheit vo« 2SS Rc- vttb'ikanr' a ist seit 'anger Zeit in der Kammer «icht zui««mcn» zubringe», gewesen, da« Vlirb Floquet vvrbrhoffkri». eiueur Anlaß, welcher ihn mit feipem eigenen Programm ln Widerspruch setzte. Denn Floquet war sich vo» vornherein darüber klar, daß die Revision der Verfassung eine ver« jweiselte Maßregel sei. welche der Republik da» Leben kosten könnte und deshalb vermieden werden müsse, floquet hatte ober bemerkt, daß der RcvisionSgedanke den Boulangisten einen willkommenen Agitatioiissioff tieserte und daß die Vertreter der monarchischen Staatsresorm an der Unruhestiftung der Boulangisten ihre Freude hakten, und deshalb mußte diese Bewegung dadurch au» der Welt geschafft werden, daß sich die Regierung an ihre Spitze stellte. A» Kühnheit fehlte e» diesem Plan gewiß nicht, aber daß er ge lingen werde, hat wohl Floquet selbst kaum zu hoffen gewagt; die Auffassung schien berechtigt, daß er seinen baldigen Fall vorauSsah und deshalb mit einigem Geräusch von dem Schau platz seiner Thätigkeit zurücktreten wollte. Genug, der Revision sentwurs ist für dringlich erklärt worden, und die Linke hat ihm Beifall geklatscht, während die Rechte ihn verwarf und die gemäßigten Republikaner sich theil» der Abstimmung enthielten, theil» sich aus „Patriotismus an dem Vertrauensvotum für Floquet betbeiligten, wie der Abgeordnele Delma» im Name» seiner Parteigenossen er klärte. Ta» ist ein ganz dramatischer Verlaus einer Kammer- sitzung und darum echt französisch. Daß ver Entwurf in der vorliegenden Form Gesetz werden könnte, ist fast unmöglich. Bestimmungen wie die Ernennung ber Minister ans Zeit und über die theilweise Ergänzung Ver Kammer nach einen, Zeitraum von 2 Jahren siuv so doktrinär und unpraktisch, daß die für dieselben gewählte Bezeichnung phantastisch ganz am Platze erscheint. Floquet hat e» unter- lassen, den Zeitraum zu bestimmen, für welche» ein Mini sterium ernannt werden soll, daS scheint dem Präsidenten der Republik anheimgeflellt zu bleibe». Schon die Erfahrung, die man mit der siebenjährigen AmtSvaucr dr» Präsidenten der Republik gemacht hat, sollte vor einem solche» Vorschläge gewarnt haben, denn weder Mac Maho», noch Grrvy konnte» ihre AmlSdauer vollenden, al» die Grundlage ihrer Stellung erschüttert war. Der RevisionSentwurs wird den» auch von keiner Seite ernst genommen, sondern lediglich al» ein Schach Zug gegen die Boulangisten; er kann aber leicht eine weit ernstere Bedeutung erlangen, al» man ihm gegenwärtig zu- schreibl. Eassagnac hat einmal wieder den Nagel aus den Kops getroffen, al» er den Angelpunkt der Lage darin er kannte, baß es jetzt in der Kammer nur noch zwei Parteien qiebt: Monarchisten und Ravicale. Dadurch ist die Lage sehr vereinfacht, und die Republikaner brauchen nur fort zusahren in ihrer an Fehlern reichen Handlung« weise, um ihren politischen Gegnern den Sieg zu verschaffen Mit dem Floquet'schen Revision-entwurfe habe» die Rrpubli kaner ibre Unsäbigkeit, den Staat aus feste Grundlage zu stellen, klar erwiesen, sie gestehen damit zu, daß sie sort- experimcnliren wolle». So wie die Republik ist, hat sie »ach ihrem eigenen Eingestänbiiiß keine Lebenskraft, sie muß in der Weise umgestaltet werden, daß sie dem Ungefähr der Partei» aruppirulig noch mebr prei»gegeben ist ai» bisher. Der Senat soll fortan nur noch dem Namen noch bestehen, die Rechte, welche er bisher hatte, koinmen in ForlsaU. sobald e tb-ilweise erneuert ist; dann hat er weder die Desugniß zur Eontrole, noch ein Beto den von der Kammer angenommenen GesetzeSvorschlägen gegenüber, von allen Rechten, die er bi» beute besaß, soll ihm nur da» Recht der einfachen Vor stcllung in Jinanzangelegenheiten bleiben. Vielleicht stimm d,e Rechte diesen Aenderungen der Bersassung zu. weil sie da durch da» Ende der Republik zu fördern hofft. Welchen anderen Zweck könnte Boulanger mit seinem unausbörtichen Ruf nach Revision der Verfassung verfolgen al» den, die Grundlagen ver Republik dadurch zu zerstören? Unter solchen Umständen hat da» Votum der französischen Kammer vom 15. Oktober für da» Au-land nur ein patho logische« Interesse, e» ist der Anfang vom Ende. Die Republik ist aus ber schiefe» Ebene angelaugt, welche ihr den inneren Halt bei weiterer Entwickelung raubt und der monarchische» Etaat«sorm den Weg zur Wiederherstellung bereitet. Floquet will der Republik Waffen liefern, damit sie versuchen zu/ Wiederherstellung der Monarchie erfolgreichen Widerstand' leisten kann, während e« doch aus der Hand liegt, daß die" Hinwegräumung der erhaltenden Grundlagen den Zusammen sturz de» republikanischen Gebäude» früher oder später Herbei- Uhren muß. Dir Verlängerung der AmlSdauer Floquet'» wird um einen theuren Preis erkauft, den da» ganze Land zahlen^ muß. E« ist charakteristisch für die gegenwärtige Lage, baß die Feinde der Republik zur Reckten wie zur Linken über den Sieg Floquet'» triumphircn. Tie Bouapartistea schütteln lZoulanzer verständnißvoll di« Hände, und die äußerste Linke wetteifert mit den Radikalen in Lobeserhebungen lür den RevisionSentwurs. Nalürlich denkt sich jeder dabei etwa» Andres. Die Radikalen triuniphiren, weil ihnen die Abstimmung vom 15. October die Leitung der all gemeinen Wahlen de» nächsten Jahre» sichert, die Bonapar- tisten sehen da» Ende der Republik herannahen, und die Intransigenten, Socialisten und Anarchisten jubeln über dru bevorstehenden allgemeinen Wirrwar, welcher ihnen gestattet, das Heft eine Zeit lang in die Hände zu bekommen. Es ist ein beklagenSwerthcS Schauspiel, weiche» Frankreich in seiner Haltlosigkeit und in seinen Bestrebungen, die Grund lagen seiner staatlichen Wohlfahrt zu untergraben, darbietet. Die sogenannten gemäßigten Republikaner glaube» ihre Valer- lanbSl ebe nicht besser belbLtigen zu könne», al» indem sie den Ministerpräsidenten dabei unterstütze», wenn er die Axt au die Wurzeln der bestellenden SlaaiSsorm legt. Wenn jemals der Sturz eine» Ministerium» in Frankreich seil 18 Jahren durch da» Staatsinteresse geboten war, so war e» Ver de» Ministerium» Floquet, da» absolut gar keinen Beweis einer Existenzberechtigung gegeben hat. Die Republik ist etzl dabei angelangl, daß sie die Beibehaltung der bestehen den Regierung unter jeder Bedingung al» da» Wichtigste anerkannt hat; da» heißt da» persönliche Interesse über da- Staatsinteresse stellen. * Leipzig, 18. Oktober. * Ueber die Festlichkeiten beim Besuch de« Kaiser« in Hamburg, der »ach zuverlässigen Nachrichten für den 29. d. M. bestimmt zu erwarten ist, verlautet j:tzt au» sicherer Quelle Folgendes: Nach der Mittags von Berlin erfolgenden Ankunst wird der Kaiser in dem an der Außenalster liegenden Etablissement ..Alsterlust" ein Frühstück rinnebmrn. Bon dort au« wird er sich zunächst mit Dampfer durch die Außen- und di« Binnenalster, sodau» zu Wagen nach den, Freihasengebtrt ««geben» um bei der neu erbauten Brooksbrücke die feierlich« Schlvßsteinlegnng vorzunekmen. Rach einer weiteren Dampfer^ ahrt durch den Zollcanat und aus der Elbe bis zur neuen Eldbrück: wird ver Kaiser von St. Pauli, wo die Ausschiffung ersolgen soll, nach der Kunfthalle sabrrn, wo für 5 Uhr Nach mittags ein Festmahl angcsetzt ist. Die Abreise wird Abend« um 7 Uhr vom Dammthorbahnkos aus ersolgen. Außer dem Hamburger Senat, der Bürgerschaft re. werden auch die Mit glieder de« Reichstags und des BundeSrathS an der Feier lheilnehmen, an welche die Einladungen in den nächsten Tagen abgehen sollen. -Z * Die Mittheilung, daß eine seiner Zeit dem hochseligen Kaiser Friedrich für geheime Correspondenzen zur ver- sügung gestellte Chiffre abhanden gekommen und spurlos verschwunden sei. bezeichnet man dem „Hamburger Correkpondeuten" als völlig richtig und fügt hinzu, daß als bald nach dem Ableben des Kaiser» da» wichtige Document vermißt und sofort nach dem Verbleib desselben Nachforschungen in umfassender Weise eingestellt wurde», ohne jedoch zu einem positiven Ergebniß zu führen. Die Thalsache wurde auch bald in engeren Kreisen bekannt, indeß wurde c» damals nicht für angemessen erachtet, davon vffenllich Mitteilung zu machen. ; * Der nationalliberale Abgeordnete von Benda, dessen Name in Verbindung mit der bekannte» Versammlung beim Grasen Walde,see schon de» Oesleren und auch m der DouglaS'scken Rede genannt worden ist. gab in einer am Sonntag in Magdeburg abgeballeneu Dclegirtenverlamm- lung einige Erklärungen ab, Venen wir nach der „Magve- burgischcn Zeitung" Folgendes entnehmen: „Man werde sich noch erinnern, bah jene Versammlung viel Staub i« de» verschiedenen Prrßorganen ausgewirdilt bade. Nicht blo« er, der Redner, sondern auch höher stehende Personen Hütten es damals nickt sür angezeigt gehalten, sich huieinzumilche», weil be- sürchtet werden mußte, daß dadurch der Sache nickt gedient werde. Die Lösung, welche sie endlich gesunden, sei in jener Bereinigung zum Ausdruck gekommen, welche in der letzte» Zeit bekannt geworben und zu der auchdicHcrrcn von Bennigsen, Miquelundandere hervorragende Männer gehören. In jener Donglas'schei, Rede sei nur ein Wort wieder- gegeben, welches der Herr Redner heule hier und an dieser Stelle vervoll- ständigen möchte. Er halte eS jetzt sür nützlich, eine Vervollständigung eintrcten zn lassen, wozu e« ihm bisher an Gelegenheit gefehlt babe. „Unser jetzt regierender Kaiser", führte der Redner aus, „damals noch Prinz WilbelnO habe in jener Versammlung bervorgehoben, baß e» sich sür ihn um Bestrebungen handle, denen jeder ein seitige Standpnnct fern liege, zu welchen in gleicher Weise alle polltischen Parteien berusen seien, diejenigen Kreise allein ausgenommen, welche der christlichen Kirche und dem Staat negirend qegenüoerstehen. Und der Prinz habe den Wunsch hinzugelügt, daß alle der Monarchie und den Ueberlieserungen unserer Geschichte treuen Elemente sich fortan einmüthig znianimensinden möchte» in allen großen und entscheidenden vaterländischen Fragen." Weitere Mitlbeiluugen zu machen, verbiete dem Redner dir Rücksicht, den Träger der Krone nickt in die öffentliche DiScussion zu ziehen. Jene Worte habe der Redner damals sofort niedrrgelegt und er 'rage, ob darin auch nuc ein einziger Satz berechtige, Schluß folgerungen zu ziehen, wie geschehen." * In der „Kölnischen Lolkszeitung" finden wir den Text der Antwort de» Papste» aus da» Schreiben der deutschen Bischöfe vom 28. August: Ehrwürdige Brüder, Gruß und apostolischen Segen! AIS euch kürzlich di, gleiche Frömmigkeit und der gleiche Elfer sür die Religion nach Fulda zum Grabe de« h BonisatiuS sühne bebul» Lerati uug über die Besördrrung de» katholischen Namen» und der christlichen Lache, haben Unser Her» und Unsere Gedanken euch begleitet. Nun ober nach , 'cklichem Verlaus euerer Jahres- verlammlung werben wir ans» Angenehmste berührt durch da« Schreiben, welche ihr gemeinsam an Un« gerichtet habt, und einigermaßio gelindert und gemildert wird dadurch die schmerzliche Empfindung, mit welcher Un« die Bitternisse der Kirche, besonder« in Italien, schon sei» langer Zeit erfüllt. Ihr kennt und beklagt mll Recht mit Un« die iraurige und täglich bedrängter sich gestattend« Loge, zu welcher der Papst, namentlich seit Eroberung der Stadt Rom, veruriheilt ist. Dr«hald ist jetzt, wenn jemol« zeitgemäß, euere fest« Absicht, mit täglich wachjendem Eifer danach zu streben, daß de» römischen Päpsten jene voll» und unversehrte Freiheit wiedergeaebe« werde, welche denselben bei Ausübung ihre« hocherhabeuen Amte« ganz uaeutbedrlich ist. Wir wünschen euch Glück, ehrwürdige Brüder, »» euer» Veichlüsse» und Bestrebung»,,, und glaube» Gute« von thnr»
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